Lucifer-Gnosis und Ich-Geburt: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Lucifer-gnosis-1904.jpg|thumb|right|Titelblatt Juni 1904]]
Die eigentliche '''Ich-Geburt''', d.h. die Geburt des [[mensch]]lichen [[Ich]] als eines eigenständigen Wesens, erfolgte Lauf der [[Menschheitsentwicklung]] auf [[Erde (Planet)|Erden]] erst durch den [[Tod]] des [[Christus]] auf [[Golgatha]], durch das [[Mysterium von Golgatha]]. Im [[individuell]]en menschlichen Lebenslauf geschieht die Ich-Geburt um das [[Einundzwanzigstes Lebensjahr|21. Lebensjahr]]. Das [[Ich-Bewusstsein]] leuchtet aber schon, wenn auch zunächst noch sehr schwach, bereits wesentlich früher auf - im individuellen Leben des [[Mensch]]en etwa um das 3. Lebensjahr.
'''Lucifer-Gnosis''' war eine von [[Rudolf Steiner]], dem Begründer der [[Anthroposophie]], herausgegebene Zeitschrift, welche bereits vor der Gründung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] erste anthroposophische Gedanken vertrat. Die erste Ausgabe  erschien im Januar 1904, die letzte im Mai 1908, die Erscheinungsweise war monatlich.  


==Geschichte==
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"An einem Freitag, am 3. April des Jahres 33, drei Uhr am
Nachmittag fand das Mysterium von Golgatha statt. Und da fand auch
statt die Geburt des Ich in dem Sinne, wie wir es oftmals charakterisiert
haben. Und es ist ganz gleichgültig, auf welchem Erdenpunkte
der Mensch lebt, oder welchem Religionsbekenntnis er angehört, das,
was durch das Mysterium von Golgatha in die Welt kam, gilt für alle
Menschen. So wie es für alle Welt gilt, daß Cäsar an einem bestimmten
Tage gestorben ist, und nicht für die Chinesen ein anderer und für die
Inder wieder ein anderer Tag dafür gilt, ebenso ist es eine einfache
Tatsache des okkulten Lebens, daß das Mysterium von Golgatha sich
an diesem Tage zugetragen hat und daß man es da zu tun hat mit der
Geburt des Ich. Das ist eine Tatsache ganz internationaler Art." {{Lit|{{G|143|163}}}}
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Nachdem Steiner am 19. Oktober 1902 Generalsekretär der [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft|Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] geworden war, erachtete er es als notwendig, auch eine eigene Zeitschrift herauszubringen. In dieser wollte er speziell „seine“ Sicht der theosophischen Lehre und „seine“ Erkenntnisse darlegen, dies sollte parallel zum ''[[The Vahan|Vahan]]'', einer bereits bestehenden theosophischen Zeitschrift, welche die offizielle Lehre der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] vertrat, geschehen. Im Juni 1903 brachte Steiner dem gemäß die erste Ausgabe seines Blattes [[Luzifer (Zeitschrift)|Luzifer], mit „z“ geschrieben, heraus.
Was genau damit gemeint ist, wird aus dem Vorwort [[Rudolf Steiner]]s zum Kalender 1912/13 deutlich:


''"Und ich weiß heute noch, wie dazumal eine Tatsache zum Beispiel vor meine Seele trat, die vielleicht unbedeutend erscheinen könnte, die aber doch hier angeführt werden darf: Als unsere anthroposophische Bewegung begann, da begann sie auch damit, daß eine Zeitschrift, die damals aus wohlerwogenen Gründen heraus «Luzifer» genannt wurde, den Anfang machte. Ich schrieb dazumal einen Artikel unter dem Titel «Luzifer», einen Artikel, der enthalten sollte, wenigstens der Anlage nach, die Richtlinien, unter denen wir arbeiten wollten. Ich darf wohl sagen, schon dieser Artikel ist, wenn es auch nicht in Worten ausgesprochen ist, in denjenigen Linien gehalten, in denen dann unsere Theosophische und jetzt Anthroposophische Gesellschaft gehalten
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werden muß, und ich darf sagen: Auch dieser Artikel ist durchchristet. Man nimmt dasjenige, was christliches Lebensblut ist, auf, wenn man den Artikel aufnimmt."''<ref>Rudolf Steiner, Christus und die menschliche Seele, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1994, Seite 169</ref>
"Dabei ist die Annahme der
«Geisteswissenschaft» zu Grunde gelegt, welche in dem angegebenen Jahre den
Zeitpunkt sieht, in welchem in die Menschheitentwickelung die Kräfte eingetreten
sind, durch welche das Menschen-Ich sich ohne Sinnbild durch die Kräfte des
eigenen Vorstellungslebens in sich selbst erfassen und in ein Verhältnis zur Welt
bringen kann. Vor diesem Zeitpunkte brauchte der Mensch, um sich zu erfassen
und in die Welt hineinzudenken, Vorstellungen, die von der äußeren Wahrnehmung
entnommen sind. Die Vorbereitung zu diesem Zeitpunkte liegt einerseits in
der althebräischen Kultur, welche zuerst den «Gott im Innern» bildlos zur Erkenntnis
brachte; andrerseits im griechischen Geistesleben, das sowohl in seinen
Künstlern wie in seinen Weltweisen den Zeitpunkt dadurch vorbereitete, daß es
den Menschen durch Vorstellung seiner selbst als Erdenwesen erfaßte und in
seiner Philosophie das Weltwerden nicht durch äußere Bilder, sondern durch
Vorstellungen charakterisierte, die allein dem Menschen-Innern als denkendem
Bewußtsein entstammen (Thales bis Aristoteles). Das christliche Bekenntnis
brachte die Empfindung gegenüber dieser Menschheitstatsache dadurch zum Ausdruck,
daß es in den entsprechenden Zeitpunkt «Tod und Auferstehung Christi»,
das «Mysterium von Golgatha» versetzte." {{Lit|Beiträge 37/38, S 39}} [http://fvn-rs.net/PDF/Beitraege/BE-037.038-1972.pdf#page=39]
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Kurz darauf folgte die Vereinigung des ''Luzifer'' mit der von [[Wikipedia:Wien|Wien]]er Theosophen herausgegebenen [[Okkultismus|okkulten]] Zeitschrift ''Gnosis'' und im Januar 1904 erschien die erste Ausgabe der dadurch umbenannten ''Lucifer-Gnosis'', hier wurde „Lucifer“ mit „c“ geschrieben. Anfangs kamen aus Wien kleinere Beiträge, doch verfasste Steiner den größten Teil der Artikel in Lucifer-Gnosis selbst und fungierte auch als Herausgeber und Redakteur. Wesentliche, wenn auch praktisch die einzige Unterstützung, erfuhr er dabei von seiner späteren Frau [[Marie von Sievers]]. Als in den folgenden Jahren Steiners Vortragstätigkeit immer größere Ausmaße annahm, kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Zeitschrift und dadurch zu verspäteten Auslieferungen. Die Vorträge nahmen schließlich derart überhand, dass Steiner für eine geordnete Herausgabe keine Zeit mehr fand und damit gezwungen war, die Herausgabe des Blattes einzustellen. Die letzte Ausgabe erschien im Mai 1908.
== Literatur ==


In diesem Jahr 1908 gründete Marie von Sievers in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] den ''Philosophisch-Theosophischen Verlag'', welcher 1913 in ''Philosophisch-Anthroposophischer Verlag'' umbenannt wurde. Die Schriften Steiners erschienen seitdem durch diesen Vertriebsweg.
* [[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]], Heft 37/38, ''Der Anthroposophische Seelenkalender und der Kalender 1912/13'', Dornach 1972
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}


==Inhalt==
{{GA}}
Zu Beginn überwogen in Lucifer-Gnosis noch theosophische Themen, nach und nach formte Steiner die theosophische Terminologie jedoch im Sinne seiner späteren Anthroposophie um und gestaltete die Artikel im Hinblick auf die anthroposophische „Bewusstwerdung des Menschen“. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, legte er auch seine Natur- und Geisteswissenschaftlichen Themen im Blatt dar, ebenso wie seine Abhandlungen über [[Yoga]] und [[Meditation]] davon beeinflusst wurden. In Fortsetzungen erschienen in Lucifer-Gnosis die später in Buchform veröffentlichten Werke ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', ''[[Aus der Akasha-Chronik]]'', ''Die Stufen der höheren Erkenntnis'' und ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft''. Obwohl während ihres Erscheinens eigentlich als theosophische Zeitschrift propagiert, wurde nach der Trennung von der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] 1912/13 das Blatt als anthroposophisch betrachtet, was auch weitgehend den Tatsachen entsprach.


==Literatur==
[[Kategorie:Ich]]
* Steiner, Rudolf: ''Lucifer-Gnosis, 1903 - 1908, grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte, aus der Zeitschrift „Luzifer“ und „Lucifer-Gnosis“''. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1987; ISBN 3-7274-0340-3
* Götz Deimann (Hrsg.): ''Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985 – Bibliographie und Lebensbilder (Beiträge und Quellen zur Geschichte der anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft)'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1987 [http://www.agraffenverlag.ch/pdf-archiv-ii-zeitschriften/]
* Wachsmuth, Guenther: ''Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken, von der Jahrhundertwende bis zum Tode, die Geburt der Geisteswissenschaft , eine Biographie''. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, Dornach 1964
* Wehr, Gerhard: ''Rudolf Steiner. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls''. Diogenes, Zürich 1993; ISBN 3-257-22615-2
 
==Weblinks==
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/Lebensgang/bib_steiner_lebensgang32.htm#Luzifer Kurzer Abriss der Entstehung der Lucifer-Gnosis aus der Sicht Steiners]
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/bib_steiner_texte.htm#Lucifer Einige Aufsätze aus Lucifer-Gnosis online]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Theosophie|Lucifer-Gnosis]]
[[Kategorie:Anthroposophie|Lucifer-Gnosis]]
[[Kategorie:Zeitschrift]]
[[Kategorie:Anthroposophische Zeitschrift]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 22. April 2020, 23:52 Uhr

Die eigentliche Ich-Geburt, d.h. die Geburt des menschlichen Ich als eines eigenständigen Wesens, erfolgte Lauf der Menschheitsentwicklung auf Erden erst durch den Tod des Christus auf Golgatha, durch das Mysterium von Golgatha. Im individuellen menschlichen Lebenslauf geschieht die Ich-Geburt um das 21. Lebensjahr. Das Ich-Bewusstsein leuchtet aber schon, wenn auch zunächst noch sehr schwach, bereits wesentlich früher auf - im individuellen Leben des Menschen etwa um das 3. Lebensjahr.

"An einem Freitag, am 3. April des Jahres 33, drei Uhr am Nachmittag fand das Mysterium von Golgatha statt. Und da fand auch statt die Geburt des Ich in dem Sinne, wie wir es oftmals charakterisiert haben. Und es ist ganz gleichgültig, auf welchem Erdenpunkte der Mensch lebt, oder welchem Religionsbekenntnis er angehört, das, was durch das Mysterium von Golgatha in die Welt kam, gilt für alle Menschen. So wie es für alle Welt gilt, daß Cäsar an einem bestimmten Tage gestorben ist, und nicht für die Chinesen ein anderer und für die Inder wieder ein anderer Tag dafür gilt, ebenso ist es eine einfache Tatsache des okkulten Lebens, daß das Mysterium von Golgatha sich an diesem Tage zugetragen hat und daß man es da zu tun hat mit der Geburt des Ich. Das ist eine Tatsache ganz internationaler Art." (Lit.: GA 143, S. 163)

Was genau damit gemeint ist, wird aus dem Vorwort Rudolf Steiners zum Kalender 1912/13 deutlich:

"Dabei ist die Annahme der «Geisteswissenschaft» zu Grunde gelegt, welche in dem angegebenen Jahre den Zeitpunkt sieht, in welchem in die Menschheitentwickelung die Kräfte eingetreten sind, durch welche das Menschen-Ich sich ohne Sinnbild durch die Kräfte des eigenen Vorstellungslebens in sich selbst erfassen und in ein Verhältnis zur Welt bringen kann. Vor diesem Zeitpunkte brauchte der Mensch, um sich zu erfassen und in die Welt hineinzudenken, Vorstellungen, die von der äußeren Wahrnehmung entnommen sind. Die Vorbereitung zu diesem Zeitpunkte liegt einerseits in der althebräischen Kultur, welche zuerst den «Gott im Innern» bildlos zur Erkenntnis brachte; andrerseits im griechischen Geistesleben, das sowohl in seinen Künstlern wie in seinen Weltweisen den Zeitpunkt dadurch vorbereitete, daß es den Menschen durch Vorstellung seiner selbst als Erdenwesen erfaßte und in seiner Philosophie das Weltwerden nicht durch äußere Bilder, sondern durch Vorstellungen charakterisierte, die allein dem Menschen-Innern als denkendem Bewußtsein entstammen (Thales bis Aristoteles). Das christliche Bekenntnis brachte die Empfindung gegenüber dieser Menschheitstatsache dadurch zum Ausdruck, daß es in den entsprechenden Zeitpunkt «Tod und Auferstehung Christi», das «Mysterium von Golgatha» versetzte." (Lit.: Beiträge 37/38, S 39) [1]

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.