Persephone und Name: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Meyers_b12_s0862.png|thumb|right|350px|Persephone und Hades (Abzeichnung eines Reliefs im Vatikan aus Meyers Konversationslexikon)]]
{{Infobox Hieroglyphen
|TITEL = Ren - der „Name“ -
|NAME = <hiero>D21:N35</hiero>
|NAME-TRANSKRIPTION = (''rn'')
|NAME-ERKLÄRUNG =
}}
Der '''Name''' ([[Altägyptische Sprache|altägypt.]] [[ren]]; {{ELSalt|ὀνομα}} ''ónoma''; {{HeS|שֵׁם|schem}} bzw. {{He|השֵׁם}}, ''ha-schem'', „Der Name“; auch {{He|שְׁמֽוֹ}}, ''schemô'') dient der '''Bennenung''' bzw. [[Bezeichnung]] eines [[Gegenstand|Gegenstandes]] oder [[Wesen|Wesens]]. Er stand in alten Zeiten, als die [[Mensch]]en noch die Stimme der [[Inspiration]] vernehmen konnten, nicht in einem bloß äußerlichen, [[Wikipedia:konventio|konventio]]nellen Verhältnis zu dem Wesen, das er bezeichnete, sondern er war dessen unmittelbarer tönender Nachklang in menschlichen [[Laut]]en, durch den sich seine Wesenseigenschaften offenbarten. Noch die [[Ägypter]] empfanden den  Namen, [[Ren]], als Teil des Wesens selbst und er war darum auch ein wichtiger Bestandteil des [[Wikipedia:Totenkult|Totenkult]]es, denn nur ''wessen Name ausgesprochen wird, der lebt auch nach dem Tode weiter''. Der Name wurde dabei in enger Beziehung zum [[Ka]], dem [[Ätherleib]] des Menschen, gesehen, der der Träger des [[Gedächtnis]]ses ist. Im [[Judentum]] ist mit '''Ha-Schem''' ({{He|השֵׁם}}) insbesondere der durch das [[Tetragrammaton]] [[JHWH]] bezeichnete [[Tetragramm|unaussprechliche Name Gottes]] gemeint.


'''Persephone''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griechisch]] Περσεφόνη, älteste Form Περσόφαττα mit der Bedeutung die, „welche [beim Dreschen] die Garben schlägt“) ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] eine [[Wikipedia:Totengott|Toten]]-, Unterwelt- und [[Wikipedia:Fruchtbarkeitsgottheit|Fruchtbarkeitsgöttin]]. In der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] wird sie als '''[[Proserpina]]''' aus dem unterworfenen Griechenland zusammen mit den Sklaven importiert, nachdem ihre ursprüngliche Identität mit der altrömischen [[Wikipedia:Ceres (Mythologie)|Ceres]] nicht deutlich ist. In [[christlich]] erneuerte Form wurde sie als [[Göttin Natura]] bis zum Ende des [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]]s besungen, namentlich von den Vertretern der [[Schule von Chartres]], etwa in «De mundi universitate»  von [[Bernardus Silvestris]], oder auch in «De planctu naturae» und im «Anticlaudianus» des [[Alanus ab Insulis]]. In [[Dante]]s «[[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]» erscheint sie in Gestalt der [[Matelda]].
<div style="margin-left:20px">
 
"Der Gebrauch der Namen war früher ein ganz anderer. Man hätte sich überhaupt
Persephone ist die Tochter des [[Zeus]] und seiner Schwester [[Demeter]] und trägt oft den Namen '''Kore''' (Κόρη, „Mädchen“).
nicht eine solche Vorstellung machen können, daß Namen mit Dingen oder Wesenheiten
 
so in äußerlicher Weise verknüpft werden können, wie es heute geschieht.
== Mythos ==
Der Name war in alten Zeiten etwas, was wesenhaft war, was wesenhaft mit dem Wesen
 
oder Ding zusammenhing und ausdrücken sollte den inneren Charakter des Wesens
Ihr eigener Vater Zeus verliebte sich in Kore, in der Gestalt einer Schlange kroch er in sie und befruchtete seine Tochter, sie gebar [[Zagreus]], der Zeus' Nachfolger werden sollte. Nachdem nun Zeus seinen Willen bekommen hatte, zeigte er kein Interesse mehr an Kore. Sein Bruder [[Hades]], der Gott der Unterwelt, verliebte sich in sie. Hades bat Zeus um Kore. Wissend, dass Kore nicht freiwillig in die sonnenlose Unterwelt gehen würde, stimmte Zeus weder zu, noch lehnte er ab. Hades interpretierte dies als Zustimmung. Als Kore in der [[Wikipedia:Nysa (Mythos)|Nysa]]-Ebene Blumen pflückte, stieg Hades aus der Unterwelt empor und entführte Kore auf seiner Kutsche. Ihre Hilfeschreie wurden von Zeus ignoriert. Kore fügte sich, nun als Persephone bezeichnet, in ihr Schicksal.
im Ton. Ein Nachklang des Wesens im Ton sollte der Name damals sein." {{Lit|{{G|123|115}}}}
 
</div>
Siehe auch: [[Wikipedia:Pheneos|Pheneos]]
 
=== Homerischer Mythos ===
[[Bild:Proserpina.jpg|thumb|Die ''Proserpina'' von [[Wikipedia:Dante Gabriel Rossetti|Dante Gabriel Rossetti]] - Der verhängnisvolle Biss in den Granatapfel]]
[[Wikipedia:Homer|Homer]] berichtet in der ''Hymne für Demeter'', dass Persephones Mutter Demeter neun Tage nach ihrer Tochter suchte und schließlich von [[Hekate]], die Persephones Schreie gehört hatte, in Kenntnis gesetzt wurde. Sie war ob des Raubes entsetzt. Bei [[Wikipedia:Ovid|Ovid]] (in den ''Metamorphosen'') versucht die Nymphe [[Wikipedia:Cyane|Cyane]], die in der Nähe ist, vergeblich die Entführung Proserpinas abzuwenden. In ihren Tränen löst sie sich schließlich auf, in der so entstandenen Quelle findet Demeter den Gürtel ihrer Tochter.


Demeter wollte mit den Göttern nichts mehr zu tun haben und verließ den [[Wikipedia:Olymp|Olymp]]. Sie befahl den Pflanzen, nicht mehr zu sprießen, und schon bald war alles Land verödet. Die verzweifelnden Götter wandten sich nun an Zeus, er solle doch etwas unternehmen. Zeus blieb nichts anderes übrig und - da Demeter nicht verhandeln, sondern nur ihre Tochter wieder haben wollte - willigte er unter der Bedingung ein, dass Kore zurückkehren könne, wenn sie in der Unterwelt noch nichts gegessen hätte. Demeter war einverstanden. Also ging man gemeinsam in die Unterwelt und fragte sie, ob sie etwas gegessen hätte. Kore antwortete nein. Auch Hades hatte sie nichts essen sehen, somit war alles klar.
{{GZ|Denn darin besteht die ''[[Einweihung]]'',
daß man lernt, die Dinge der Welt bei demjenigen Namen zu benennen, die sie im Geiste ihrer göttlichen Urheber
haben. In diesen ihren Namen liegen die Geheimnisse
der Dinge.|10|73f}}


Hades war jedoch schwerst verbittert, er liebte seine Persephone, doch gegen Zeus' Willen war er machtlos. Aber plötzlich meldete sich ein Denunziant namens [[Wikipedia:Askalaphos (Unterweltsdämon)|Askalaphos]], der gesehen haben wollte, dass Persephone vier Kerne eines [[Wikipedia:Granatapfel|Granatapfel]]s gegessen hätte. Er schwor sogar den heiligen Eid beim [[Wikipedia:Styx|Styx]]. Hades bestand nun darauf, dass Persephone bleiben müsse, aber Zeus meinte, dass man vier Kerne schwerlich als ein ordentliches Essen bezeichnen könne, jedoch gegessen hatte sie wirklich etwas. Ein Kompromiss musste her. Nach langen und zähen Verhandlungen einigte man sich auf Folgendes: 4 Monate musste Persephone in der Unterwelt mit Hades leben, die restlichen 8 Monate durfte sie auf der Erde bei ihrer Mutter verbringen. Die 4 Monate in der Unterwelt stellen die unfruchtbare Zeit auf der Erde dar, ihre Mutter Demeter ist traurig, und daher blüht keine Pflanze, aber wenn ihre Tochter bei ihr ist, blüht und gedeiht alles.
Bei einer Besprechung des [[Vaterunser]] hat [[Rudolf Steiner]] gezeigt, dass der Name mit dem [[Geistselbst]] des Menschen zusammenhängt:
 
== Kult ==
Die Bedeutung des Mythos ist eine allegorische Darstellung des Zyklus der Jahreszeiten. In den [[Wikipedia:Mysterien von Eleusis|Eleusinischen Mysterien]] wurde der Mythos als das Bild einer höheren Idee, nämlich der Unsterblichkeit der Seele, aufgefasst und jedes Jahr festlich begangen. Nach dem Orphismus sitzt sie verschleiert auf einem Stuhl im Hades und hat einen Kranz von Mohn auf dem Haupte.
 
Persephone steht in enger Verbindung zu ihrer Mutter Demeter, so wurde sie meist gemeinsam mit ihr außer in [[Wikipedia:Eleusis|Eleusis]] auch in [[Wikipedia:Böotien|Böotien]], im [[Wikipedia:Peloponnes|Peloponnes]] und auf [[Wikipedia:Sizilien|Sizilien]] verehrt. Bei den [[Wikipedia:Orphiker|Orphiker]]n der späteren Zeit ist Persephone eine allwaltende Naturgottheit und wird vielfach mit anderen mythischen Gottheiten, [[Hekate|Hekate]], [[Wikipedia:Gaia (Mythologie)|Gaia]], [[Wikipedia:Rhea|Rhea]], [[Isis]], vermengt. Der römische Name Proserpina scheint nur eine Latinisierung von Persephone zu sein. Dargestellt wurde Persephone und Hades (Relief im [[Wikipedia:Vatikanstadt|Vatikan]] zu Rom), Persephone entweder als leibliche Tochter der Demeter oder als strenge Gemahlin des Hades, mit königlichen Insignien und der Fackel, dem Symbol der eleusinischen Weihen (s. Abbildung). Einzelbilder sind schwer zu bestimmen, da ihr Ideal mit dem ihrer Mutter mehr oder weniger zusammenfließt; nur wird sie stets jugendlicher aufgefasst
 
== Der geistige Hintergrund ==


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Persephone ist in das Irdische untergetaucht, um die
"In unendlich abgestuften Wesenheiten und in unendlicher Mannigfaltigkeit
Pflanzenwelt davon zu befreien, bloß vom Irdischen sich
erscheint im Reiche die Gottheit, und man unterscheidet
bilden zu müssen. Das ist der Niederstieg eines göttlichgeistigen
die einzelnen Wesenheiten im Sinne der Geheimwissenschaft - wenn
Wesens in die Natur der Erde. Auch Persephone
man auf dieser hohen Stufe steht, daß man sie als Ausflüsse des Göttlichen
hat ja eine Art «Auferstehung», aber jährlich in rhythmischer
betrachten kann - dadurch, daß ihnen ihr «Name» gegeben
Folge." {{Lit|{{G|26|163}}}}
wird. Der Name ist dasjenige, was der Mensch dann als die einzelne
Wesenheit denkt, er ist dasjenige, wodurch die einzelnen Glieder
dieser großen Mannigfaltigkeit voneinander unterschieden werden. Er
ist das dritte der drei höchsten menschlichen Prinzipien, die herausfließen
aus dem Göttlichen, und würde dem Manas oder dem Geistselbst
entsprechen." {{Lit|{{G|96|210f}}}}
</div>
</div>


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Die ganze Sage hat eine tiefe Bedeutung. Die Persephone,
"Im Physischen nehmen wir die Wirklichkeit durch die fünf
welche von Zeit zu Zeit in die Finsternis der Unterwelt zu
Sinne wahr. Denken wir uns aus dem physischen Körper gehoben,
steigen hat, ist ein Sinnbild der menschlichen Seele. Diese Seele
ohne die fünf Sinne, den Weltenraum ganz dunkel, dann
stammt aus himmlischen Regionen und ist zur Unsterblichkeit
leuchten unsere Seelen. Denken wir uns, die Gefühle (gingen)
bestimmt. Sie ist eine Tochter der unsterblichen Erdenseele,
von uns weg, dann haben wir auch die astrale Welt hinter uns
welche durch Demeter sinnbildlich dargestellt wird.
gelassen, und wir klingen in der geistigen Welt in einem Tone
Aber die Menschenseele kann nicht ungeteilt ihre Unsterblichkeit
voll und unbehindert nach allen Seiten aus. Im Physischen sind
genießen. Sie muß von Zeit zu Zeit in das Reich des
wir durch unser Karma, unseren Charakter, unsere Verhältnisse
Todes gehen.
behindert. Im Geistigen können wir uns nicht anders geben, als
wir sind, wir klingen, wie wir sind. Die geistige Welt klingt in
Sphären[tönen]. Jeder von uns hat in der geistigen Welt einen
Namen, den wir im Laufe der Entwicklung erfahren werden, es
ist nicht unser irdischer Name. Durch Intuition offenbart sich
uns die geistige Welt." {{Lit|{{G|266c|336}}}}
</div>


Der Grieche liebte die Welt; und der Tod hatte für ihn
Wer sich in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] keinen Namen erworben hat, heißt es in dem [[apokryphen]] [[Gnosis|gnostischen]] [[Evangelium der Wahrheit]], kann ihren Ruf nicht vernehmen und bleibt unwissend und wird zugrunde gehen.
etwas Furchtbares. Achilles, der von Odysseus in der Unterwelt
getroffen worden ist, hat bekanntlich gesagt, daß er lieber
ein Bettler sei auf der Oberwelt, als ein König im Reiche der
Schatten. Aber zu dieser gewöhnlichen griechischen Weltauffassung
sollten die Mysterien ein Gegenbild abgeben. Sie
sollten den Wert des Ewigen, Dauernden darstellen gegenüber
dem Irdisch-Vergänglichen. Und so bedeutet die Oberwelt
in der Persephonesage eigentlich die himmlischen Regionen,
in denen Persephone als unsterblich ist. Und die
Unterwelt ist ein Sinnbild der Erde. Ursprünglich stammt die
Seele aus himmlischen Regionen. Sie wird aber von Zeit zu
Zeit auf der Erde verkörpert. Sie genießt hier, auf der Erde,
von deren Früchten (Granatapfel) und muß deshalb immer
wieder zurückkehren. Das heißt, die Seele hat die Begierde
zum Irdischen, und wird dadurch zu immer neuen Verkörperungen
getrieben. Die Erdenseele (Demeter) möchte ihrer
Tochter, der Menschenseele, die Unsterblichkeit geben. Deshalb
sucht Demeter das ihr anvertraute Kind im Feuer zu
läutern, zu heilen von der Sterblichkeit.


Nun wurde in Zusammenhang mit diesem Drama von der
{{Zitat|Denn der, dessen Name nicht ausgesprochen wurde, ist unwissend. Wie nun kann jemand hören, wenn sein Name nicht ausgerufen worden ist? Denn der, der unwissend ist bis zum Ende, ist ein Gebilde des Vergessens, und er wird mit ihm zusammen zugrunde gehen. Wenn nicht, warum ist es so, daß diese Elenden keinen Namen haben, warum ist es so, daß sie den Ruf nicht erhalten haben? Deswegen ist einer, wenn er das Wissen hat, von oben. Wenn er gerufen wird, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, und steigt zu ihm auf. Und er erkennt, in welcher Weise er gerufen wird. Weil er das Wissen hat, tut er den Willen dessen, der ihn gerufen hat, er wünscht, ihm zu gefallen, er empfängt Ruhe. Der Name des Einen kommt ihm zu. Der, der auf diese Weise erkennen wird, weiß, woher er kommt und wohin er geht. Er erkennt wie jemand, der, indem er betrunken war und von seiner Trunkenheit ernüchtert worden und wieder zu sich selbst zurückgekehrt ist, das in Ordnung gebracht hat, was das Seine ist.|Evangelium der Wahrheit}}
Menschenseele das Schicksal des Gottes Dionysos gebracht.
Dionysos ist der Sohn des Zeus und einer sterblichen Mutter,
der Semele. Zeus entreißt das noch unreife Kind der vom
Blitze erschlagenen Mutter und bringt es zur Reife in der
eigenen Hüfte. Hera, die Göttermutter, reizt die Titanen
gegen das Kind auf. Sie zerstückeln es. Aber Athene rettet
das Herz des Knaben und bringt es dem Zeus. Dieser erzeugt
daraus zum zweiten Male den Dionysos. Der von Unsterblichem
und Sterblichem abstammende Dionysos ist das Sinnbild
des Menschengeistes. Und in dem Menschengeist ist ein
Teil des göttlichen Geistes selbst zu erkennen. Dieser Geist
erscheint in dem Menschen nicht rein, sondern in dem Gewände
der Leidenschaften. Die Titanen sind das Sinnbild
dieser Leidenschaften. Sie lassen in dem einzelnen Menschen
nicht den ganzen, reinen Gottesgeist wirken, sondern immer
nur ein Stück desselben. Aber trotzdem gibt es in jedem
Menschen den Quell des Göttlichen (das Herz). Dieser wird
durch die Weisheit (Athene) gerettet. Die Läuterung, die
Heilung des durch die titanischen Leidenschaften zerstörten
Gottesgeistes wird in dem Dionysosdrama dargestellt.


Nimmt man nun die beiden Dramen, das Persephone- und
Der Name ist auch Ausdruck der als [[irdisch]]e [[Persönlichkeit]] verkörperten [[Individualität]]:
Dionysosdrama zusammen, so ergibt sich das menschliche
Urdrama, wie es den Griechen dargestellt wurde, die zu den
eleusinischen Mysterien zugelassen wurden. Aus Geist,und
Seele besteht der innere, der höhere Mensch. Die Seele entstammt
der unsterblichen Erdseele, der Geist dem ewigen
Gottesgeiste. Die Erdenlaufbahn stellt für die Seele eine Unterbrechung,
für den Geist eine Zerstückelung dar. Beide
müssen geläutert, gereinigt von dem Irdischen werden. Die
irdischen Leidenschaften müssen zu geistigen werden. Der
Mensch, der die beiden Dramen sah, sollte angeregt werden,
mit der eigenen Seele und dem eigenen Geiste diese Läuterung
vorzunehmen. In dem Schicksale der Persephone und
des Dionysos sollte er das eigene sehen. Die große Selbsterziehung,
welche er mit sich vorzunehmen habe, wurde ihm
in diesen Dramen vorgeführt." {{Lit|{{G|34|154ff}}}}
</div>
 
=== Persephone und das alte Naturhellsehen ===
 
Persephone ist die Lenkerin und Leiterin des alten naturhaften [[Hellsehen]]s.


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
Wir wissen aus diesen
"Mit dem Namen selbst verstand man
geisteswissenschaftlichen Vorträgen von einem alten Hellsehen der
- man vergleiche das nur mit den alten Sanskritbedeutungen - die
Menschheit, das aus der menschlichen Natur in uralten Zeiten wie
Wesenheit, wie sie sich ausdrückt, wie sie sich offenbart nach außen,
selbstverständlich heraussprudelte, so daß, wie Hunger und Durst
so wie sich der Mensch in seinem Leibe offenbart." {{Lit|{{G|325|41}}}}
und Atembedürfnis, aus dieser menschlichen Seele sich die hellseherischen
Bilder herausgestalteten, in welche sich die Geheimnisse
der geistigen Welten hineinergossen. Das ist etwas, was der
Mensch einmal als Gabe uralten Hellsehens besaß und was dem
Menschen gleichsam geraubt ist von dem, was später im menschlichen
Leben Erkenntnis wurde. Teils fühlend, daß gerade in seiner
Zeit dieser Raub des alten Hellsehens durch moderne Erkenntnis
sich vollzog, teils voraussehend, wie das in künftigen Zeiten, die
jetzt die unsrigen sind, immer mehr und mehr geschehen sollte,
wandte der alte Grieche seinen Seelenblick hinauf zu derjenigen
Göttergestalt, welche die Kräfte, die zu jenem alten Hellsehen
führten, in der menschlichen Seele loslöste aus der unmittelbaren
elementarischen Natur heraus. Er sah zu jener Göttin auf, die die
Regentin des alten an die menschliche Natur gebundenen Hellsehens
war, und nannte sie Persephone. Und dann sagte sich der
alte Grieche: An die Stelle der alten Seherkultur wird immer mehr
und mehr eine andere treten, die von Menschen dirigiert wird, von
Menschen geboren wird, denen das alte Hellsehen schon verlorengegangen
ist. - In derjenigen Kultur, die der alte Grieche anknüpfte
an die Namen Agamemnon, Odysseus, Menelaos, ist das gegeben,
was wir heute als unsere äußere, nicht mehr von hellseherischen
Kräften berührte geistige Kultur erkennen." {{Lit|{{G|129|16f}}}}
</div>
</div>


Nachdem Persephone in unterbewussten Tiefen des [[Seelenleben]]s hinuntergezogen war, ist das alte Hellsehen erloschen. Ihre Kräfte wirken aber in den Seelentiefen und festigen dort das [[Ich]].
[[Namarupa]], "Name und Form", bestimmen nach der Lehre des [[Buddha]] die irdische verkörperten [[Individualität]] des Menschen. Diese wird durch das bestimmt, was sich der Mensch als Extrakt des [[Ätherleib]]s, als [[Linga-Sharira]] nach östlicher Diktion, aus seinen früheren [[Inkarnation]]en mitgebracht hat.


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wohin ist denn Persephone gekommen? Was macht sie als die
"Nun konnte Buddha sagen: Seht einmal hin auf den Menschen, der geboren ist. Er bringt sich mit in seinem [[Linga sharira]] das, was sich aus den früheren Inkarnationen abgeladen hat; da ist es eingeschrieben. In diesem Linga sharira sitzt alles das, wovon der Mensch in dem gegenwärtigen Menschheitszyklus nichts weiß, worüber sich die Dunkelheit des Nichtwissens breitet, was sich aber geltend macht, indem der Mensch ins Dasein hereintritt, als der Durst nach Dasein, als die Begierde zum Leben. In dem, was man Begierde zum Leben nennt, sah der Buddha alles das, was aus früheren Inkarnationen stammt und was den Menschen treibt zu der Sucht, die Welt zu genießen, nicht nur als ein Wanderer durch die Farben- und Tonwelt und durch die Welt der anderen Eindrücke hinzuwandern, sondern diese Welt zu begehren.
Regentin der alten hellseherischen Kräfte heute in der menschlichen
Natur? Sie werden aus den ersten Ausführungen eines Buches, das
in einigen Tagen hier zu haben sein wird und das im wesentlichen
meine letzten Kopenhagener Vorträge wiedergibt, entnehmen können,
daß der ganze Umfang der menschlichen Seele weit größer ist
als das, was die menschliche Seele durch ihren Intellekt, durch ihren
Verstand weiß. Es gibt etwas, was man ein weiteres, ein umfänglicheres
Seelenleben nennen könnte, ein unterbewußtes Seelenleben,
das in uns wirkt, das aber bei der Mehrzahl der heutigen
Menschen eben nicht ins Bewußtsein herauftritt. Es ist besser, es
unterbewußtes als unbewußtes Seelenleben zu nennen. In dieses
unterbewußte Seelenleben, in das, was in dem Menschen wirkt
heute, ohne daß er mit seinem Bewußtsein sich verständige, intellektuelle
Rechenschaft gäbe, da ist Persephone, da sind die alten
hellseherischen Kräfte hinuntergezogen. Während sie in den uralten
Zeiten in der Menschenseele so wirkten, daß diese Seele hellseherisch
in geistige Welten hineinschauen konnte, wirken diese Kräfte
heute in den Untergründen der menschlichen Seele, in den Seelentiefen,
wirken mit bei der Ausbildung und Formung unseres Ich,
machen dieses Ich immer fester und fester. Haben sie sich also in
uralten Zeiten der Tätigkeit gewidmet, dem Menschen hellseherische
Kräfte zu geben, so widmen sie sich heute der Festigung, der
Konsolidierung unseres Ich, sie sind also wirklich in eine menschliche
Seelenunterwelt hinuntergezogen, diese Persephonekräfte, sie
sind umschlungen von dem, was in den Tiefen der menschlichen
Seele ruht; sie sind geraubt in einer gewissen Beziehung von den
Tiefen der menschlichen Seele. Und so hat sich im Laufe des geschichtlichen
Werdens der Menschheit dieser Raub der Persephone
vollzogen durch jene Kräfte der Menschenseele, die tief in ihren
Untergründen sitzen und äußerlich in der Natur repräsentiert werden
durch Pluto. Dieser Pluto beherrscht im Sinne der griechischen
Götterlehre das Unterirdische der Erde. Aber der Grieche war sich
bewußt, daß dieselben Kräfte, die in den Tiefen der Erde wirken,
auch in den Tiefen der menschlichen Seele wirken. Wie Persephone
von Pluto geraubt wird, so wurde im Laufe des Menschenwerdens
das alte hellseherische Vermögen durch den Pluto im eigenen Seeleninnern
geraubt. Nun ist Persephone die Tochter der Demeter,
und wir werden dadurch auf die Anschauung geführt, daß wir in
Demeter eine noch ältere Regentin sowohl der äußeren Naturkräfte
wie auch der Kräfte der menschlichen Seele zu sehen haben." {{Lit|{{G|129|34f}}}}
</div>


=== Demeter und Persephone ===
Das ist es, was aus den früheren Inkarnationen her als eine Tendenz, als eine Kraft in dem Menschen ist. Diese Kraft bezeichnen die Schüler des Buddha als Samskara. So also sagte der Buddha zu seinen intimen Schülern: Was für den gegenwärtigen Menschen charakteristisch ist, das ist das Nichtwissen über etwas Wichtiges, was in ihm selber vorhanden ist. Dieses Nichtwissen verwandelt das, was dem Menschen sonst entgegentreten würde als von den luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten herrührend und zu dem er sich sonst in ein Verhältnis setzen könnte, in den Durst nach Dasein, in alle die in ihm schlummernden Kräfte, die dunkel im Menschen wühlen aus früheren Inkarnationen herüber. Das bezeichnete man unter dem Einfluß des großen Buddha als das Samskara. Und es bildet sich aus diesem Samskara heraus, was nun im Menschen sein gegenwärtiges Denken ist und was bewirkt, daß der Mensch in dem gegenwärtigen Menschheitszyklus nicht ohne weiteres objektiv denken kann.
<div style="margin-left:20px">
"So sagte sich ein solcher Mensch: Da draußen in der
Natur wirken Kräfte; sie ziehen durch die Nahrung, durch die
Atmung in mich ein. Was sie draußen sind, wird regiert von der
großen Demeter. - Aber die große Demeter schickt die Kräfte in
die menschliche Seele hinein. Da werden sie verarbeitet - sagen wir
es mit einem groben Ausdruck - mit der Verdauung, die geistig
war, und werden umgestaltet zum hellsichtigen Vermögen. In dem
Menschen, in der menschlichen Organisation, wird durch die Kräfte,
die Demeter als fruchtende Göttin in aller Umgebung wirkt, das
hellseherische Vermögen geboren, das repräsentiert ist durch Persephone.
So fühlte sich der Mensch hineingestellt in die Naturwunder;
er fühlte in sich das hellseherische Vermögen geboren werden
als die Geburt der Persephone und fühlte, daß er diese Geburt der
Demeter verdankt, die dieselben Kräfte ausgebreitet draußen im
weiten All entwickelt, die dann im Menschen zur hellseherischen
Kraft sich entfalten.


So blickte der alte Mensch hinauf zur großen Demeter, und so
Merken Sie wohl, was für einen feinen Unterschied der Buddha seinen Schülern klarmachte: den Unterschied zwischen dem objektiven Denken, das nur die Sache im Auge hat, und demjenigen Denken, welches unter dem Einfluß der Kräfte steht, die aus dem Linga sharira stammen. Denken Sie darüber nach, wieviel Sie sich über die Dinge als Ihre Meinungen aneignen; fragen Sie sich aber, wieviel Sie sich von diesen Meinungen deshalb aneignen, weil sie Ihnen gefallen, und wieviel deshalb, weil Sie die Dinge objektiv betrachten! Alles, was man als Wahrheit sich aneignet, nicht weil man objektiv über eine Sache denkt, sondern weil man die alten Neigungen aus früheren Inkarnationen mitgebracht hat, das alles bildet für Buddha ein "inneres Denkorgan". Dieses Denkorgan ist die Gesamtheit dessen, was der Mensch denkt, weil er in früheren Inkarnationen diese oder jene Erlebnisse hatte, welche als Rückstände in seinem Linga sharira geblieben sind. Also eine Art von innerem Denkorgan, das durch die Gesamtheit des Samskara gebildet wird, sah der Buddha im Innern des Menschen. Und nun sagte er: Erst diese Denksubstanz bildet aus dem gegenwärtigen Menschen das, was man seine gegenwärtige Individualität nennt, – im Buddhismus "Name und Form" oder Namarupa. Es ist dasselbe, was von einer andern philosophischen Richtung [[Ahamkara]] genannt wird.
hatte man im alten Griechenland noch ein Bewußtsein des Hinaufblickens
zu dieser großen Demeter. Sie haben aber daraus schon
gesehen, daß sich der menschliche Organismus, die ganze Leibesorganisation
seit jenen alten Zeiten geändert hat. Unser heutiger Leib,
wie er in seinen Muskeln und Knochen organisiert ist, ist wesentlich
dichter, in sich konsolidierter, als es der Leib jener Menschen
war, die noch Persephone in sich gebären konnten, die noch das
alte hellseherische Vermögen hatten. Und weil dieser Leib, weil
unsere Organisation dichter geworden ist, kann sie auch sozusagen
die hellseherischen Kräfte im Unterirdischen der Seele festhalten.
Von dem Dichterwerden des menschlichen Leibes rührt das Gefangennehmen
der hellseherischen Kräfte im Innern der Menschennatur
her. Und indem man noch im alten Griechenlande fühlt, daß
der alte, sagen wir symbolisch, weiche menschliche Leib in sich
selber dichter wird, nimmt er die Kräfte auf, die im Innern der Erde
wirksam sind, während er früher mehr von den Kräften beherrscht
war, die den Luftkreis in Anspruch nahmen und dadurch ihn
weicher machten. Und immer wirksamer und wirksamer auf den
menschlichen Leib wird das, was im Unterirdischen der Erde wirkt,
was von Pluto regiert wird, so daß wir sagen können: Im Innern
des Menschen wurde Pluto immer wirksamer, verdichtete den
menschlichen Leib und raubte dadurch Persephone. - Diese Verdichtung
der menschlichen Organisation ging bis in den physischen
Leib, denn ganz anders schaute selbst in den ersten nachatlantischen
Zeiten die menschliche Organisation aus als die heutige." {{Lit|{{G|129|36f}}}}
</div>


== Persephone in den griechischen Mysterien ==
So etwa sagte der Buddha zu seinen Schülern: Als die Menschen in uralten Zeiten noch Hellsichtigkeit hatten und hineinschauten in die Welt, die hinter dem physischen Dasein liegt, da sahen sie in einer gewissen Weise alle dasselbe, denn die objektive Welt ist für alle gleich. Als aber das Nichtwissen sich über die Welt als Dunkelheit breitete, da brachte sich ein jeder individuelle Anlagen mit, die ihn von dem anderen unterschieden. Das machte ihn zu einem Wesen, das man am besten bezeichnet als ein Wesen mit dieser oder jener "Form" der Seele; jeder hatte einen bestimmten "Namen", der ihn von dem anderen unterschied, ein Ahamkara.


=== Ephesus ===
Dasjenige nun, was also erzeugt ist im Innern des Menschen unter der Wirkung dessen, was er sich aus den früheren Inkarnationen mitgebracht hat, was "Name und Form", was die Individualität gebildet hat, das bildet in ihm nun von innen heraus Manas und die fünf Sinnesorgane, die sogenannten sechs Organe. – Wohlgemerkt, der Buddha sagte nicht: Das Auge ist bloß von dem Innern heraus gebildet –, sondern er sagte: Dem Auge ist etwas eingegliedert, was im Linga sharira war und mitgebracht ist aus den früheren Daseinsstufen. Daher sieht das Auge nicht rein; es würde anders in die Welt des äußeren Daseins sehen, wenn es nicht innerlich durchdrungen wäre von dem, was aus den früheren Daseinsstufen geblieben ist. Daher hört das Ohr nicht rein, sondern getrübt, abgetönt durch das, was aus früheren Daseinsstufen geblieben ist. Und das bewirkt, daß sich hineinmischt in alles das Verlangen, dieses oder jenes zu sehen, dieses oder jenes zu hören, in dieser oder jener Weise zu schmecken oder wahrzunehmen. So schleicht sich in alles, was dem Menschen in dem gegenwärtigen Zyklus entgegentritt, dasjenige hinein, was von früheren Inkarnationen geblieben ist als das "Verlangen"." {{Lit|{{G|114|61ff}}}}
</div>


{{GZ|Es waren allerdings in Ephesus uralte Erkenntnisse noch herrschend,
Ähnlich gibt nach dem [[Evangelium der Wahrheit]] der [[Vater (Trinität)|Vater]] allem, was er offenbaren bzw. erschaffen will, Name und Form:
aber sie waren auch bewahrt in Ephesus bis in jene Zeiten
hinein, in denen Homer gewirkt hat, ja, bis in die Zeiten hinein, wenn
auch dann schwächer, in denen Heraklit eingeweiht worden ist. Es
waren solche alten Mysterien in der allerstarksten Lebendigkeit vorhanden.
Und es waren schon starke, mächtige Initiationsströmungen,
die erflossen in jenem Tempel, der geschmückt war an seiner Ostseite
mit jenem Bildnis, das ja auch der Welt bekanntgeworden ist, mit dem
Bildnisse der Göttin Diana, der Göttin der Fruchtbarkeit, die in ihrer
Bildhaftigkeit die in der Natur überall strotzende Fruchtbarkeit zum
Ausdrucke bringt. Und es wurden schon große Geheimnisse des
Daseins, tief spirituelle Geheimnisse in die menschlichen Worte hineingezogen,
wenn die Gespräche geführt wurden, etwa unmittelbar
nachdem die an den Mysterien Teilnehmenden ihre mächtigen Impulse
empfangen hatten bei den Kulten und bei den Einzelheiten der
Kulte im Tempel von Ephesus. Und es waren tiefe Gespräche, die das
dann fortsetzten, wenn die am Kultus Teilnehmenden herausgetreten
sind aus diesem Tempel und dann, etwa gerade dann, wenn die äußere
Welt am fruchtbarsten ist für solche Dinge, in der Abenddämmerung,
jenen Weg angetreten haben, der von der Tempelpforte hineinführte in
eine Waldung, die wunderbare Gänge hatte, in jene Waldung, mit
schwärzlich-grünen Bäumen bewachsen, wo sich die Wege in schöner
Perspektive nach den verschiedenen Seiten von Ephesus verloren.
Gespräche von solcher Art möchte ich in ein unvollkommenes Bild
bringen.


Da war es so, daß derjenige, der von der einen Seite initiiert war in
{{Zitat|Aber der Vater ist vollkommen, wobei er alle Wege kennt, die in ihm sind. Wenn er will, offenbart er das, was immer er will, indem er ihm eine Form gibt und ihm einen Namen gibt; und er gibt ihm einen Namen, und er veranlaßt, daß sie entstehen; bevor sie entstehen, sind sie unwissend in bezug auf den, der sie hervorgebracht hat.|Evangelium der Wahrheit}}
die Geheimnisse von dazumal, dann wohl ins Gespräch kam mit einem
Schüler oder einer Schülerin. Denn bemerkt werden muß, daß in jenen
alten Zeiten die Gleichberechtigung des männlichen und weiblichen
Geschlechtes, gerade in denjenigen Zeiten, nach denen sie sogleich
abgenommen hat, viel lebendiger war, als sie etwa in unserer Zeit ist.
So daß wir ebensogut von Schülerinnen in Ephesus sprechen können
wie von Schülern, in gleicher Weise. Und gerade der Proserpina-,
der Persephoneia-Mythus in seiner spirituellen Gestalt war in jenen
Gesprächen ganz lebendig.


Aber wie wurde solch ein Gespräch über den Proserpina-Mythus
Was die Ägypter und andere Völker in der Namensgebung bewahrt haben, war nur mehr ein schwacher Nachklang dessen, was noch viel stärker in der [[Atlantische Zeit|atlantischen Zeit]] gepflegt wurde. Damals wurde aber der Name, da die [[Individualität]] noch wenig ausgebildet war, noch nicht dem einzelnen Menschen verliehen, sondern bezog sich auf eine ganze Stammesgemeinschaft, die durch das [[Blut]] verbunden war.
geführt? Da war zunächst, sagen wir etwa der Lehrer, der eingweihte
Priester, der da aus dem, was er an Impulsen empfangen hatte, reden
konnte über die Geschehnisse in der Formenwelt, reden konnte über
die Geschehnisse, die sich abspielen zwischen Wesenheiten, und etwa
aus dieser Einweihung heraus das Folgende zu seinem Zögling sagen
konnte: Sieh einmal, wir gehen durch die Dämmerung. Der Schlaf, der
die göttliche Welt schaubar, sichtbar macht, er wird bald beginnen.
Schaue dich an in deiner ganzen menschlichen Gestalt. Da drunten
sind die Pflanzen; um uns herum ist der in der Dämmerung schattende,
in seinem grünen Dämmerdunkel wunderbare Wald. Schon beginnen
oben die ersten funkelnden Sterne sich zu zeigen. Schaue einmal
das alles an. Schaue die Majestät, die Größe, aber auch das Sprießende,
Sprossende des Lebens oben und unten. Und dann schaue dich selbst
an. Bedenke, wie in dir lebt und webt ein ganzes Weltenall, wie in
alledem, was in dir zirkuliert, in alledem, was in dir sein Dasein in
Geschehnissen hat, eine Fülle von Tatsachen, eine Fülle von Wesensverwandlungen
in jedem Augenblicke vorhanden ist. Fühle, wie du
selber eine ganze Welt bist, die geheimnisvoller, großartiger, wenn
auch dem Räume nach kleiner ist als das Universum, das du von der
Erde bis zu den Sternen überschaust. Fühle das! Fühle dich als Mensch
als eine Welt, als eine Welt, die eine größere Fülle hat als die Welt, die
du mit deinen Augen schaust, mit deinen Gedanken umfängst. Fühle
die Welt in dir innerhalb deiner Haut.


Und dann empfinde, wie du jetzt aus deiner Welt herausschaust in
<div style="margin-left:20px">
die Welt, die von der Erde bis zu den Sternen reicht. Du wirst dann
"Der Name war durchaus in alten Zeiten nicht angewendet auf den einzelnen
vom Schlaf umfangen sein. Dann wirst du nicht in deinem Leib, nicht
Menschen in seinem persönlichen Leben, sondern auf das, was durch das Gedächtnis
in deiner Welt sein, dann wirst du in der Welt sein, die du jetzt
zusammengehalten wurde, so daß sein Name so lange gebraucht wurde, als die
überschaust von der Erde bis zu den Sternen. Dann wirst du aus dir
Erinnerung dauerte. So ist Noah zum Beispiel nicht ein einzelner Mensch, sondern
herausgegangen sein mit deinem seelisch-geistigen Teil. Dann wirst du
der Name Noah bedeutet, daß sich zunächst irgend ein einzelner Mensch erinnert
in der Sternenstrahlung, in der Erdenausdünstung leben. Dann wirst
an sein eigenes Leben und dann durch die Geburt hindurch an das Leben seines Vaters,
du mit dem Winde gehen. Dann wirst du mit dem Sternenstrahl
seines Großvaters und so weiter, so lange, als das Gedächtnis anhielt. So weit als der Gedächtnisfaden reichte, wurde für eine solche Folge von Menschen derselbe Name gebraucht." {{Lit|{{G|123|115f}}}}
denken. Dann wirst du in deiner Außenwelt leben und wirst zurückschauen
</div> 
auf dasjenige, was du als eine Welt in dir bist.


Und es konnte in jenen alten Zeiten noch so gesprochen werden von
== Siehe auch ==
dem Lehrer zu dem Zögling, denn es war eben noch das äußere
Anschauen während des Tagwachens nicht so konturiert, sondern so,
wie ich es Ihnen beschrieben habe. Und es war das Schlafen noch nicht
von völliger Finsternis durchdrungen. Es war das Schlafen noch von
Erlebnissen über Erlebnissen durchdrungen, und man wies hin auf
Erlebnisse, wenn man auf den schlafumfangenen Zustand hinwies:
Um dich ist jetzt Proserpina oder Persephoneia, Kore. Kore lebt in
den Sternen. Kore lebt in den Sonnenstrahlen und Mondenstrahlen.
Kore lebt in den aufwachsenden Pflanzen. Überall ist es Persephoneias
Wirksamkeit, die da lebt, denn sie hat das Kleid gewoben, aus dem
alles das ist. Und hinter alledem ist Demeter, ihre Mutter, für die sie
das Kleid gewoben hat, das du jetzt schaust als äußere Welt. Natura
würde man nicht gesagt haben. Persephoneia oder Kore würde man
gesagt haben - hat man gesagt.


Und sieh, wenn einer länger wach bleiben wird als du - so sagte der
* [[Der unaussprechliche Name Gottes]]
Lehrer zu seinem Zögling -, dann wird der, während du schläfst,
dasjenige, was äußerlich als Gestalt der Proserpina in Pflanzen, in
Bergen, in Wolken, in Sternen auftritt, ebenso sehen wie du. Denn
das ist die Illusion, wie man das sieht. Nicht die Proserpina ist die
Illusion, nicht dasjenige, was sie schafft in Bergen und Pflanzen und
Wolken und Sternen ist Illusion, sondern so wie du schaust, das ist die
Illusion. Und du wirst schlafen. Durch deine Augen, durch dieses
wunderbare Daseinsrätsel Auge wird in dich einziehen Kore-Persephoneia.
Und es wurde das so lebendig hingestellt, weil es so lebendig erlebt
wurde, daß der Einschlafende nicht bloß fühlte: jetzt erlischt mein
Sehvermögen, jetzt erlischt mein Hörvermögen - nicht bloß fühlte:
jetzt höre ich auf, wahrzunehmen -, sondern daß der Einschlafende
wahrnahm, wie untertauchte Persephoneia durch das Augenpaar in
den Leib, in den physischen Leib, in den ätherischen Leib, die von dem
Seelisch-Geistigen im Schlafe verlassen wurden.


Die Oberwelt, man ist in ihr im Wachen; die Unterwelt, man ist in
== Literatur ==
ihr im Schlafen. Persephoneia ist durch das Auge in den schlafenden
physischen und Ätherleib eingezogen. Persephoneia ist bei Pluto, dem
Herrscher über den Schlafzustand im physischen und ätherischen
Leibe. Die Wirksamkeit des Pluto im Vereine mit Persephoneia, die
untergetaucht ist in den physischen und Ätherleib während des
Schlafes, die Tätigkeit des Pluto mit Persephoneia erlebte der schlafende
Zögling, der durch diese Direktion, die er bekommen hatte dadurch,
daß ihm der Einzug der Kore durch die Tore der Augen
klargemacht worden war, der das ins Lebendige umgesetzt hat und im
Schlafe nun die Taten des Pluto und der Persephoneia erlebte. Der
Zögling erlebte dies, während sein Lehrer anderes Entsprechendes
erlebte, das mehr zusammenhing mit den Formdingen.
 
Dann, wenn sie wieder zusammenkamen, dann hatten sie beide ihre
Geheimnisse erlebt. Dann konnten sie sprechen über eine Pflanze,
über einen Baum. Dann schilderte wohl der Lehrer, wie sich die
Formen bilden, denn das hatte sich ihm gerade dargestellt während des
Schlafes. Dann drang er ein in die Formen der Blätter, des Stammes, in
die Figuration der Welt, in jene Figurationen, die sich sozusagen von
oben nach unten senken. Und vielleicht hatte der Zögling das andere
erlebt: Er konnte vielleicht dasjenige erlangen, wovon der Lehrer
sprach, wenn er von den Geheimnissen des Chlorophylls, von den
Geheimnissen der Pflanzensäfte, die von unten nach oben in der
Pflanze sich ausbreiten, erzählte. So ergänzten sich wunderbar die
Gespräche, indem im lebendigen Umfassen der Göttin Proserpina, die
die andere Seite zeigte den Menschen während des Schlafens in der
Unterwelt, diese Geheimnisse in die menschliche Seele herein sich
offenbarten. Und so lernte in jenen alten Zeiten der Schüler von dem
Lehrer, der Lehrer von dem Schüler. Denn auf der einen Seite waren
die Offenbarungen geistig-seelisch, auf der anderen Seite seelischgeistig.
Und ein Gespräch, das in dieser Weise unter Menschen sich
abspielte, gab in Menschengemeinschaft, in gemeinschaftlichem
menschlichem Erleben die höchsten Erkenntnisse.|243|86ff}}
 
== Kunst ==
Persephone wird in der bildenden Kunst meist gemeinsam mit [[Wikipedia:Hades|Hades]] dargestellt, der sie raubt. Manche Abbildungen beschäftigen sich auch mit ihrem Aufstieg aus bzw. Abstieg in die [[Wikipedia:Unterwelt|Unterwelt]].
 
In einer Gruppe bildete sie [[Wikipedia:Praxiteles|Praxiteles]], in einem Relief (zusammen mit Pluton, Dionysos und zwei Nymphen) Kolotes. Öfters kommt sie in größeren Darstellungen vor, besonders in Schilderungen der Aussendung des Triptolemos (s. Abbildung bei [[Wikipedia:Demeter|Demeter]]), ihrer Entführung durch Hades und ihrer Rückkehr auf die Erde. Diesen Gegenstand behandeln mit Vorliebe die römischen Sarkophagreliefs, doch war der Raub der Kora auch Inhalt eines Gemäldes des [[Wikipedia:Nikomachos|Nikomachos]] und einer Gruppe des Praxiteles. Die Auffahrt der Persephone aus der Unterwelt ist sehr schön auf einem Vasenbild (Fragment des Marchese del Vasto) dargestellt. In der römischen Zeit ist ihre Vereinigung mit [[Wikipedia:Dionysos|Dionysos]] (als [[Wikipedia:Liber|Liber]] und [[Wikipedia:Libera (Mythologie)|Libera]]), der Brautzug beider unter Begleitung [[Wikipedia:Bacchus|bacchantisch]] rasender [[Wikipedia:Satyr|Satyr]]n und [[Wikipedia:Mänade|Mänade]]n sehr häufig auf Sarkophagen behandelt.


== Siehe auch ==
#Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1 {{Schriften|010}}
[[Wikipedia:Theseus|Theseus]] und [[Wikipedia:Peirithoos|Peirithoos]] wollten Persephone einmal befreien.
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
 
#Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001)
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Matthäus-Evangelium'', [[GA 123]] (1988), ISBN 3-7274-1230-5
* Richard Förster: ''Der Raub und die Rückkehr der Persephone in ihrer Bedeutung für die Mythologie, Litteratur<!--sic--> und Kunstgeschichte''. Heitz, Stuttgart 1874 (auch in den "Jahrbüchern für Philologie" 1876, S. 804 ff.)
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Schule|266c}}
* [[Johann Wolfgang von Goethe]]: ''Proserpin''. Eine dichterische Bearbeitung der Persephonesage,  dem "Triumph der Empfindsamkeit" eingeschaltetes Monodrama. (siehe Ludwig Preller)
#Rudolf Steiner: ''Die Naturwissenschaft und die weltgeschichtliche Entwickelung der Menschheit seit dem Altertum'', [[GA 325]] (1989), ISBN 3-7274-3250-0 {{Vorträge|325}}
* [[Wikipedia:Johannes Adolph Overbeck|Johannes Adolph Overbeck]]: ''Griechische Kunstmythologie''. Biblio-Verlag, Osnabrück 1968/69 (Repr. d. Ausg. Leipzig 1878)
* Ludwig Preller: ''Demeter und Persephone. Ein Cyclus mythologischer Untersuchungen''. Perthe, Besser & Mauke, Hamburg 1837
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
* Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge1|33}}
* Rudolf Steiner: ''Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen'', [[GA 129]] (1992), ISBN 3-7274-1290-9 {{Vorträge|129}}
* Rudolf Steiner: ''Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung.'', [[GA 243]] (2004), ISBN 3-7274-2430-3 {{Vorträge|243}}


{{GA}}
{{GA}}
== Musik ==
* Igor Strawinsky (1882 - 1971): Perséphone - Mélodrama en trois tableaux d'André Gide für Tenor, Sprecherin, gemischten Chor, Kinderchor und Orchester
* Clyde: Auf Persephone basierender fiktiver Charakter auf Tori Amos' neuntem Studioalbum "American Doll Posse"


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Category:Persephone|Perséphone}}


[[Kategorie:Griechische Mythologie]]
* [http://web.archive.org/web/20070912020154/http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node19.html#SECTION00090000000000000000 Das Evangelium der Wahrheit] ([[Wikipedia:Gerd Lüdemann|Gerd Lüdemann]], Martina Janßen)
* [http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Evangelium%20der%20Wahrheit.htm Das Evangelium der Wahrheit] (Gerd Albrecht)


{{Wikipedia1|Persephone_(Mythologie)}}
[[Kategorie:Name]] [[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]] [[Kategorie:Die Namen Gottes (Judentum)]]

Version vom 3. September 2018, 15:04 Uhr

Ren - der „Name“ - in Hieroglyphen
D21
N35

(rn)

Der Name (altägypt. ren; griech. ὀνομα ónoma; hebr. שֵׁם schem bzw. השֵׁם, ha-schem, „Der Name“; auch שְׁמֽוֹ, schemô) dient der Bennenung bzw. Bezeichnung eines Gegenstandes oder Wesens. Er stand in alten Zeiten, als die Menschen noch die Stimme der Inspiration vernehmen konnten, nicht in einem bloß äußerlichen, konventionellen Verhältnis zu dem Wesen, das er bezeichnete, sondern er war dessen unmittelbarer tönender Nachklang in menschlichen Lauten, durch den sich seine Wesenseigenschaften offenbarten. Noch die Ägypter empfanden den Namen, Ren, als Teil des Wesens selbst und er war darum auch ein wichtiger Bestandteil des Totenkultes, denn nur wessen Name ausgesprochen wird, der lebt auch nach dem Tode weiter. Der Name wurde dabei in enger Beziehung zum Ka, dem Ätherleib des Menschen, gesehen, der der Träger des Gedächtnisses ist. Im Judentum ist mit Ha-Schem (השֵׁם) insbesondere der durch das Tetragrammaton JHWH bezeichnete unaussprechliche Name Gottes gemeint.

"Der Gebrauch der Namen war früher ein ganz anderer. Man hätte sich überhaupt nicht eine solche Vorstellung machen können, daß Namen mit Dingen oder Wesenheiten so in äußerlicher Weise verknüpft werden können, wie es heute geschieht. Der Name war in alten Zeiten etwas, was wesenhaft war, was wesenhaft mit dem Wesen oder Ding zusammenhing und ausdrücken sollte den inneren Charakter des Wesens im Ton. Ein Nachklang des Wesens im Ton sollte der Name damals sein." (Lit.: GA 123, S. 115)

„Denn darin besteht die Einweihung, daß man lernt, die Dinge der Welt bei demjenigen Namen zu benennen, die sie im Geiste ihrer göttlichen Urheber haben. In diesen ihren Namen liegen die Geheimnisse der Dinge.“ (Lit.:GA 10, S. 73f)

Bei einer Besprechung des Vaterunser hat Rudolf Steiner gezeigt, dass der Name mit dem Geistselbst des Menschen zusammenhängt:

"In unendlich abgestuften Wesenheiten und in unendlicher Mannigfaltigkeit erscheint im Reiche die Gottheit, und man unterscheidet die einzelnen Wesenheiten im Sinne der Geheimwissenschaft - wenn man auf dieser hohen Stufe steht, daß man sie als Ausflüsse des Göttlichen betrachten kann - dadurch, daß ihnen ihr «Name» gegeben wird. Der Name ist dasjenige, was der Mensch dann als die einzelne Wesenheit denkt, er ist dasjenige, wodurch die einzelnen Glieder dieser großen Mannigfaltigkeit voneinander unterschieden werden. Er ist das dritte der drei höchsten menschlichen Prinzipien, die herausfließen aus dem Göttlichen, und würde dem Manas oder dem Geistselbst entsprechen." (Lit.: GA 96, S. 210f)

"Im Physischen nehmen wir die Wirklichkeit durch die fünf Sinne wahr. Denken wir uns aus dem physischen Körper gehoben, ohne die fünf Sinne, den Weltenraum ganz dunkel, dann leuchten unsere Seelen. Denken wir uns, die Gefühle (gingen) von uns weg, dann haben wir auch die astrale Welt hinter uns gelassen, und wir klingen in der geistigen Welt in einem Tone voll und unbehindert nach allen Seiten aus. Im Physischen sind wir durch unser Karma, unseren Charakter, unsere Verhältnisse behindert. Im Geistigen können wir uns nicht anders geben, als wir sind, wir klingen, wie wir sind. Die geistige Welt klingt in Sphären[tönen]. Jeder von uns hat in der geistigen Welt einen Namen, den wir im Laufe der Entwicklung erfahren werden, es ist nicht unser irdischer Name. Durch Intuition offenbart sich uns die geistige Welt." (Lit.: GA 266c, S. 336)

Wer sich in der geistigen Welt keinen Namen erworben hat, heißt es in dem apokryphen gnostischen Evangelium der Wahrheit, kann ihren Ruf nicht vernehmen und bleibt unwissend und wird zugrunde gehen.

„Denn der, dessen Name nicht ausgesprochen wurde, ist unwissend. Wie nun kann jemand hören, wenn sein Name nicht ausgerufen worden ist? Denn der, der unwissend ist bis zum Ende, ist ein Gebilde des Vergessens, und er wird mit ihm zusammen zugrunde gehen. Wenn nicht, warum ist es so, daß diese Elenden keinen Namen haben, warum ist es so, daß sie den Ruf nicht erhalten haben? Deswegen ist einer, wenn er das Wissen hat, von oben. Wenn er gerufen wird, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, und steigt zu ihm auf. Und er erkennt, in welcher Weise er gerufen wird. Weil er das Wissen hat, tut er den Willen dessen, der ihn gerufen hat, er wünscht, ihm zu gefallen, er empfängt Ruhe. Der Name des Einen kommt ihm zu. Der, der auf diese Weise erkennen wird, weiß, woher er kommt und wohin er geht. Er erkennt wie jemand, der, indem er betrunken war und von seiner Trunkenheit ernüchtert worden und wieder zu sich selbst zurückgekehrt ist, das in Ordnung gebracht hat, was das Seine ist.“

Evangelium der Wahrheit

Der Name ist auch Ausdruck der als irdische Persönlichkeit verkörperten Individualität:

"Mit dem Namen selbst verstand man - man vergleiche das nur mit den alten Sanskritbedeutungen - die Wesenheit, wie sie sich ausdrückt, wie sie sich offenbart nach außen, so wie sich der Mensch in seinem Leibe offenbart." (Lit.: GA 325, S. 41)

Namarupa, "Name und Form", bestimmen nach der Lehre des Buddha die irdische verkörperten Individualität des Menschen. Diese wird durch das bestimmt, was sich der Mensch als Extrakt des Ätherleibs, als Linga-Sharira nach östlicher Diktion, aus seinen früheren Inkarnationen mitgebracht hat.

"Nun konnte Buddha sagen: Seht einmal hin auf den Menschen, der geboren ist. Er bringt sich mit in seinem Linga sharira das, was sich aus den früheren Inkarnationen abgeladen hat; da ist es eingeschrieben. In diesem Linga sharira sitzt alles das, wovon der Mensch in dem gegenwärtigen Menschheitszyklus nichts weiß, worüber sich die Dunkelheit des Nichtwissens breitet, was sich aber geltend macht, indem der Mensch ins Dasein hereintritt, als der Durst nach Dasein, als die Begierde zum Leben. In dem, was man Begierde zum Leben nennt, sah der Buddha alles das, was aus früheren Inkarnationen stammt und was den Menschen treibt zu der Sucht, die Welt zu genießen, nicht nur als ein Wanderer durch die Farben- und Tonwelt und durch die Welt der anderen Eindrücke hinzuwandern, sondern diese Welt zu begehren.

Das ist es, was aus den früheren Inkarnationen her als eine Tendenz, als eine Kraft in dem Menschen ist. Diese Kraft bezeichnen die Schüler des Buddha als Samskara. So also sagte der Buddha zu seinen intimen Schülern: Was für den gegenwärtigen Menschen charakteristisch ist, das ist das Nichtwissen über etwas Wichtiges, was in ihm selber vorhanden ist. Dieses Nichtwissen verwandelt das, was dem Menschen sonst entgegentreten würde als von den luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten herrührend und zu dem er sich sonst in ein Verhältnis setzen könnte, in den Durst nach Dasein, in alle die in ihm schlummernden Kräfte, die dunkel im Menschen wühlen aus früheren Inkarnationen herüber. Das bezeichnete man unter dem Einfluß des großen Buddha als das Samskara. Und es bildet sich aus diesem Samskara heraus, was nun im Menschen sein gegenwärtiges Denken ist und was bewirkt, daß der Mensch in dem gegenwärtigen Menschheitszyklus nicht ohne weiteres objektiv denken kann.

Merken Sie wohl, was für einen feinen Unterschied der Buddha seinen Schülern klarmachte: den Unterschied zwischen dem objektiven Denken, das nur die Sache im Auge hat, und demjenigen Denken, welches unter dem Einfluß der Kräfte steht, die aus dem Linga sharira stammen. Denken Sie darüber nach, wieviel Sie sich über die Dinge als Ihre Meinungen aneignen; fragen Sie sich aber, wieviel Sie sich von diesen Meinungen deshalb aneignen, weil sie Ihnen gefallen, und wieviel deshalb, weil Sie die Dinge objektiv betrachten! Alles, was man als Wahrheit sich aneignet, nicht weil man objektiv über eine Sache denkt, sondern weil man die alten Neigungen aus früheren Inkarnationen mitgebracht hat, das alles bildet für Buddha ein "inneres Denkorgan". Dieses Denkorgan ist die Gesamtheit dessen, was der Mensch denkt, weil er in früheren Inkarnationen diese oder jene Erlebnisse hatte, welche als Rückstände in seinem Linga sharira geblieben sind. Also eine Art von innerem Denkorgan, das durch die Gesamtheit des Samskara gebildet wird, sah der Buddha im Innern des Menschen. Und nun sagte er: Erst diese Denksubstanz bildet aus dem gegenwärtigen Menschen das, was man seine gegenwärtige Individualität nennt, – im Buddhismus "Name und Form" oder Namarupa. Es ist dasselbe, was von einer andern philosophischen Richtung Ahamkara genannt wird.

So etwa sagte der Buddha zu seinen Schülern: Als die Menschen in uralten Zeiten noch Hellsichtigkeit hatten und hineinschauten in die Welt, die hinter dem physischen Dasein liegt, da sahen sie in einer gewissen Weise alle dasselbe, denn die objektive Welt ist für alle gleich. Als aber das Nichtwissen sich über die Welt als Dunkelheit breitete, da brachte sich ein jeder individuelle Anlagen mit, die ihn von dem anderen unterschieden. Das machte ihn zu einem Wesen, das man am besten bezeichnet als ein Wesen mit dieser oder jener "Form" der Seele; jeder hatte einen bestimmten "Namen", der ihn von dem anderen unterschied, ein Ahamkara.

Dasjenige nun, was also erzeugt ist im Innern des Menschen unter der Wirkung dessen, was er sich aus den früheren Inkarnationen mitgebracht hat, was "Name und Form", was die Individualität gebildet hat, das bildet in ihm nun von innen heraus Manas und die fünf Sinnesorgane, die sogenannten sechs Organe. – Wohlgemerkt, der Buddha sagte nicht: Das Auge ist bloß von dem Innern heraus gebildet –, sondern er sagte: Dem Auge ist etwas eingegliedert, was im Linga sharira war und mitgebracht ist aus den früheren Daseinsstufen. Daher sieht das Auge nicht rein; es würde anders in die Welt des äußeren Daseins sehen, wenn es nicht innerlich durchdrungen wäre von dem, was aus den früheren Daseinsstufen geblieben ist. Daher hört das Ohr nicht rein, sondern getrübt, abgetönt durch das, was aus früheren Daseinsstufen geblieben ist. Und das bewirkt, daß sich hineinmischt in alles das Verlangen, dieses oder jenes zu sehen, dieses oder jenes zu hören, in dieser oder jener Weise zu schmecken oder wahrzunehmen. So schleicht sich in alles, was dem Menschen in dem gegenwärtigen Zyklus entgegentritt, dasjenige hinein, was von früheren Inkarnationen geblieben ist als das "Verlangen"." (Lit.: GA 114, S. 61ff)

Ähnlich gibt nach dem Evangelium der Wahrheit der Vater allem, was er offenbaren bzw. erschaffen will, Name und Form:

„Aber der Vater ist vollkommen, wobei er alle Wege kennt, die in ihm sind. Wenn er will, offenbart er das, was immer er will, indem er ihm eine Form gibt und ihm einen Namen gibt; und er gibt ihm einen Namen, und er veranlaßt, daß sie entstehen; bevor sie entstehen, sind sie unwissend in bezug auf den, der sie hervorgebracht hat.“

Evangelium der Wahrheit

Was die Ägypter und andere Völker in der Namensgebung bewahrt haben, war nur mehr ein schwacher Nachklang dessen, was noch viel stärker in der atlantischen Zeit gepflegt wurde. Damals wurde aber der Name, da die Individualität noch wenig ausgebildet war, noch nicht dem einzelnen Menschen verliehen, sondern bezog sich auf eine ganze Stammesgemeinschaft, die durch das Blut verbunden war.

"Der Name war durchaus in alten Zeiten nicht angewendet auf den einzelnen Menschen in seinem persönlichen Leben, sondern auf das, was durch das Gedächtnis zusammengehalten wurde, so daß sein Name so lange gebraucht wurde, als die Erinnerung dauerte. So ist Noah zum Beispiel nicht ein einzelner Mensch, sondern der Name Noah bedeutet, daß sich zunächst irgend ein einzelner Mensch erinnert an sein eigenes Leben und dann durch die Geburt hindurch an das Leben seines Vaters, seines Großvaters und so weiter, so lange, als das Gedächtnis anhielt. So weit als der Gedächtnisfaden reichte, wurde für eine solche Folge von Menschen derselbe Name gebraucht." (Lit.: GA 123, S. 115f)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, GA 10 (1993), ISBN 3-7274-0100-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft, GA 96 (1989), ISBN 3-7274-0961-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das Lukas-Evangelium, GA 114 (2001)
  4. Rudolf Steiner: Das Matthäus-Evangelium, GA 123 (1988), ISBN 3-7274-1230-5
  5. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923, GA 266/3 (1998), ISBN 3-7274-2663-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Die Naturwissenschaft und die weltgeschichtliche Entwickelung der Menschheit seit dem Altertum, GA 325 (1989), ISBN 3-7274-3250-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks