Rosenkreuzerspruch und Jacques de Molay: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Mysteriendramensiegel 1.gif|thumb|200px|[[Dramensiegel]] zu [[Rudolf Steiner]]s erstem [[Mysteriendrama]] «Die Pforte der Einweihung» mit den Initialen des Rosenkreuzerspruchs '''EDN JCM PSSR'''.]]
[[Datei:JacquesdeMolay.jpg|thumb|250px|Jacques de Molay (Ende 19. Jahrhundert; Bibliotheque Nationale de France)]]
Der '''Rosenkreuzerspruch''' lautet: «'''''Ex deo nascimur - In  Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus'''''» (''Aus dem Gotte sind wir geboren - In dem Christus sterben wir - Durch den Heiligen Geist werden wir auferstehen''). Der Rosenkreuzerspruch steht in engem Zusammenhang mit dem [[Symbol]] des [[Rosenkreuz]]es.
[[Datei:Armoiries Jacques de Molay.svg|mini|250px|Wappen von Jacques de Molay]]
[[Datei:Ordination of Jacques de Molay in 1265 at the Beaune commandery by Marius Granet 1777 1849.jpg|mini|250px|Aufnahme von Jacques de Molay in den Templerorden in der [[Wikipedia:Komturei|Komturei]] [[Wikipedia:Beaune|Beaune]] 1265 (Gemälde von [[Wikipedia:François-Marius Granet|François-Marius Granet]], 1843)]]
[[Datei:Execution of Jaques Demolay.jpg|mini|250px|Die Hinrichtung Jacques de Molays (Ende 19. Jahrhundert)]]


== Bedeutung ==


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'''Jacques de Molay''' (oder auch '''Jakobus von Molay''' oder '''Jakob Bernhard von Molay''') (* zwischen [[Wikipedia:1244|1244]] und [[Wikipedia:1250|1250]] in der Freigrafschaft [[Wikipedia:Burgund|Burgund]] (Franche-Comté); † [[Wikipedia:18. März|18. März]] [[Wikipedia:1314|1314]] in Paris) war der dreiundzwanzigste und letzte Großmeister des [[Templerorden]]s, des ''reinsten Ordens der Welt'', der auf abscheulichste Weise von [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp dem Schönen]] im Verein mit [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Clemens V.|Clemens V.]] vernichtet wurde.  
"Die alte Weisheit, die der Seher durch Offenbarung erlangte, sie ist
ausgedrückt in den erhabenen Worten aus dem Urgebet der Menschheit:
Ex Deo nascimur, «Aus dem Gotte sind wir geboren». Das ist alte
Weisheit. Christus, der herausgetreten ist aus den geistigen Welten, er
hat die Weisheit mit der Liebe verbunden, sie wird den Egoismus
überwinden, das ist ihr Ziel. Aber sie muß selbständig, frei dargebracht
werden von Wesen zu Wesen: deshalb begann die Ära der Liebe
zugleich mit der des Egoismus. Der Ausgangspunkt des Kosmos ist
die Liebe; aus ihr ist ganz von selbst der Egoismus herausgewachsen.
Doch der Impuls des Christus, der Impuls der Liebe wird mit der Zeit
das Trennende, das in die Welt gekommen ist, überwinden und der
Mensch kann nach und nach dieser Liebeskraft teilhaftig werden. In
eigentümlich monumentalen Worten fühlen wir die Liebe sich in das
Herz der Menschen ergießen in den Christus-Worten: «Wo zwei in
meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.» So
tönt der alte Rosenkreuzerspruch in die mit Weisheit verbundene
Liebe herein: In Christo morimur, «In dem Christus sterben wir».


Vorbestimmt war der Mensch durch Jehova zur Gruppenseelenhaftigkeit,
== Der letzte Großmeister des Templerordens ==
zur allmählichen Durchdringung mit Liebe durch die Blutsverwandtschaft;
als Persönlichkeit lebt er durch Luzifer. Es gab also
ursprünglich einen Zusammenschluß der Menschen, dann ein Getrenntwerden
durch das luziferische Prinzip, das die Selbstsucht und
Selbständigkeit des Menschen fördert. Mit der Selbstsucht kam das
Böse in die Welt. Es mußte dies geschehen, weil das Gute nicht ergriffen
werden konnte ohne das Böse. Es liefert durch die Siege des Menschen
über sich selbst die Möglichkeit für die Entfaltung der Liebe. Christus
brachte dem in Egoismus versinkenden Menschen den Antrieb zu dieser
Selbstüberwindung und die Kraft, dadurch das Böse zu besiegen.
Und nun werden durch die Christus-Taten zusammengeführt diejenigen,
die durch die Selbstsucht getrennt waren. Wahr im tiefsten Sinne werden
so die Worte des Christus, der von den Taten der Liebe spricht, indem
er uns sagt: «Was ihr getan habt einem der Geringsten, das habt ihr mir
getan!» - Auf die irdische Welt zurückgeflutet ist jene göttliche Tat
der Liebe, sie wird nach und nach die Menschheitsentwickelung
durchströmen und trotz der absterbenden physischen Kräfte sie im
Geiste wiederbeleben, weil sie nicht aus dem Egoismus heraus geschehen
ist, nur aus dem Geiste der Liebe: Per spiritum sanctum reviviscimus,
«Durch den Heiligen Geist werden wir auferstehen»." {{Lit|{{G|143|212f}}}}
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[[Wikipedia:1265|1265]] wurde Jacques de Molay in der [[Wikipedia:Komturei|Komturei]] [[Wikipedia:Beaune|Beaune]] in den Templerorden aufgenommen und [[Wikipedia:1292|1292]] nach dem Tod des Großmeisters [[Wikipedia:Thibaud Gaudin|Thibaud Gaudin]] zum neuen - und letzten - Großmeister des Ordens gewählt.
"[So] wie er sich als Erdenmensch eingebettet fühlt in der Erdenentwicklung, so erkennt er sich als geistiges Wesen in diesem göttlichen [[Urquell alles Lebens]]. Im Innern der Seele lebt die [[Christus|Christus-Kraft]], in dem selbstbewußten geistigen Kern in der Ich-Kraft. Über die Leibeshüllen hinaus lebt sie sich dar als der Geist aller Dinge, der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]], als eine höhere Ich-Kraft, die das wahre unvergängliche Zentrum alles Seins ist. Im Innern der Seele lebt die Christus-Kraft, in dem selbstbewußten geistigen Kern in der Ich-Kraft. Über die Leibeshüllen hinaus lebt sie sich dar als der Geist aller Dinge, der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]], als eine höhere Ich-Kraft, die das wahre unvergängliche Zentrum alles Seins ist.
Wenn der Mensch sich so erkennt als ein geistiges Wesen in diesem Allgeist, so kann er empfinden die Bedeutung der Worte aus dem '''Rosenkreuzerspruch''': «In dem Heiligen Geist werde ich wiedergeboren», denn als neues Wesen steht er da seinem früheren Menschen gegenüber, ein Wesen, das zunächst sich aneignen muß die Eigenschaften und Fähigkeiten, welche es braucht in diesem geistigen Leben, so wie ein Kind lernen muß, seine leiblichen Organe zu benützen in der physischen Welt. Und wiederum muß dieses geistige Wesen in sich erleben die drei geistigen Kräfte, die sich in der kosmischen Entwicklung offenbaren als Fühlen, Denken, Wollen, als Liebe, Weisheit, Kraft. Denn wie das Kind zunächst lernt zu stehen und zu gehen, so muß der Mensch lernen, Richtung und Weg zu finden in der geistigen Welt. Dieses kann nur angeeignet werden mit dem Gefühl, indem er sich allem liebevoll gegenüberstellt. Dann muß er lernen, die Wahrheit zu erkennen, dadurch, daß er die Weltenweisheit, die in ihm ertönt, verstehen lernt, die Laute aus der geistigen Welt in sich erklingen läßt und ihre Bedeutung ahnt, so wie das Kind die Sprache verstehen lernt. Dann lernt er allmählich erkennen das wahre Leben im Geiste, indem er in sich selber ein Zentrum erlebt, von dem seine eigenen Willens- und Lebensimpulse ausgehen, so daß er selber sich offenbaren kann in dem Sprechen und in seinem Wesen. Daher spricht der [[Christus Jesus]] die Worte: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.» Niemand kann durchdringen zu dem wahren geistigen Ursprung alles Seins, zu dem Vater, wenn er nicht diese drei Kräfte sich in seinem Geiste ausgebildet hat und sie in der richtigen Art verbindet." {{Lit|{{G|265|267f}}}}
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[[Datei:Rosenkreuz.gif|thumb|100px|[[Rosenkreuz]]]]
Am [[Wikipedia:14. September|14. September]] [[Wikipedia:1307|1307]], dem symbolträchtigen Fest der [[Wikipedia:Kreuzerhöhung|Kreuzerhöhung]], ließ Philipp IV. die Haftbefehle für die Tempelritter ausfertigen und an alle zuständigen Stellen versenden mit der Auflage, die versiegelten Briefe genau zur gleichen Zeit am Freitag, den [[Wikipedia:13. Oktober|13. Oktober]] 1307 zu öffnen und laut den enthaltenen Befehlen zu verfahren. Auf einen Schlag konnten so die meisten Templer verhaftet werden, nur wenigen gelang die Flucht. Geständnisse wurden, wenn nötig, durch grausame [[Wikipedia:Folter|Folter]] erzwungen und umgehend der erste Verfahrensgang des [[Wikipedia:Templerprozess|Templerprozess]]es eingeleitet. Von den 138 im [[Wikipedia:Temple (Paris)|Temple von Paris]] festgenommenen Templern gestanden alle außer fünf die ihnen vorgeworfenen Vergehen. Ab [[Wikipedia:19. Oktober|19. Oktober]] 1307 wurde die [[Wikipedia:Inquisition|Inquisition]] hinzugezogen und am [[Wikipedia:24. Oktober|24. Oktober]] fand das erste Verhör de Molays durch den [[Wikipedia:Dominikaner|dominikanischen]] [[Wikipedia:Inquisitor|Inquisitor]] Guillaume Imbert statt.
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"Es stellt sich die Entwicklung des Menschen in demjenigen Symbolum dar, welches gehört zu dem tief bedeutsamen '''Rosenkreuzerspruch'''
(Gemeint sind die Worte: «Ex deo nascimur - In  Christo morimur - Per spiritum
sanctum reviviscimus) in dem  [[Rosenkreuz|schwarzen Kreuz mit den roten Rosen]]. Es
empfindet der Mensch dieses Symbolum als etwas Lebendiges, in
welchem leben und weben die geistigen Kräfte, die ihn aufgebaut
haben so, wie er aus der Gottheit her ausgeboren ist. Dann aber
weiß er, daß weitere Entwickelung seiner Seele möglich ist durch
Anstrengung seiner eigenen Kräfte. Er weiß, daß nicht nur sein
Blut rein werden soll wie der rote Pflanzensaft der Rosen, daß
auch das schwarze Kreuz sich umwandeln muß, indem er seine
Hüllennatur läutert  und  über das bloß Persönliche hinauswächst,
wenn er sich hingibt an etwas unendlich Gr ö ß e r e s. Dann stirbt er
in dem Christus, und vor seiner Seele verwandelt sich das dunkle,
schwarze Kreuz in ein leuchtendes, strahlendes Kreuz. Die roten
Rosen erweitern sich zu einem unendlichen Kreise, wenn die
Seele sich immer mehr in den Makrokosmos einlebt, bis sie sich
selber als dieser als dieser Kreis empfindet. Im allumfassenden Makrokosmos erlebt sich dann der Mensch in einem neuen Dasein.  


Dann, auf geheimnisvolle Weise, verwandeln sich die Farben
Mit seinen engsten Gefolgsleuten wurde Jacques de Molay in der [[Wikipedia:Burg Chinon|Burg Chinon]] eingekerkert und im August [[Wikipedia:1308|1308]] neuerlich von [[Wikipedia:Kardinal|Kardinälen]] des Papstes befragt. Das lange verschollene und erst [[Wikipedia:2001|2001]] im [[Wikipedia:Vatikanisches Geheimarchiv|Vatikanischen Geheimarchiv]] zufällig wiedergefunde und mit [[Wikipedia:17. August|17. August]] 1308 datierte sogenannte ''[[Chinon-Dokument]]'' belegt, dass der Papst daraufhin die Buße der Tempelritter akzeptierte, sie von jeder Schuld freisprach und ihnen die [[Wikipedia:Absolution|Absolution]] erteilte<ref>Das ''Chinon-Dokument'' ist die Abschrift einer Befragung des Großmeisters und anderer Würdenträger der Templer durch die Gesandten des Papstes. Das Pergament, das ''"versehentlich"'' falsch archiviert worden war, wurde erst 2001 zufällig von der italienischen Wissenschaftlerin Barbara Frale wiedergefunden und von Historikern eingehend geprüft. Am [[Wikipedia:25. Oktober|25. Oktober]] [[Wikipedia:2007|2007]] wurde das Dokument zusammen mit einer Reproduktion der Prozessakten in dem Buch "Processus contra Templarios" in einer Auflage von 799 Stück veröffentlicht. Das 800. Exemplar wurde Papst [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Benedikt XVI.]] feierlich überreicht.</ref>. Dennoch gab der Papst schließlich dem Druck des französischen Königs nach. Auf dem Generalkonzil von Vienne wurde mit der [[Wikipedia:Päpstliche Bulle|päpstlichen Bulle]] ''Vox in excelso'' am [[Wikipedia:22. März|22. März]] [[Wikipedia:1312|1312]] der Templerorden aufgehoben, um dem goldgierigen und damals finanziell klammen französischen Regenten die enormen Reichtümer des Ordens zuzuschanzen.
des Symbolums, die Rosen zeigen sich grün, das Kreuz weiß.
Ahnen kann die Seele nur die volle Bedeutung, indem sie empfindet die Kraft, welche ihr  entgegenströmt. Wie aus höheren Geistessphären ihr entgegenstrahlend schaut und erkennt die Seele dieses heilige Symbol. Streng und kraftvoll zeigt es sich als eine
Aufforderung  zur stetigen Arbeit, damit einmal erreicht werde
das große Ideal, welches ein jeder einzelne Mensch verwirklichen
kann, wenn er wiedergeboren wird in dem heiligen Geist." {{Lit|{{G|267|480}}}}
</div>


== Der Rosenkreuzerspruch im Bezug zum Kosmos ==
Im Dezember 1312 wurde das weitere Verfahren gegen den Großmeister und seine Getreuen einer Kardinalskommision übertragen. Am [[Wikipedia:18.März|18.März]] [[Wikipedia:1314|1314]] wurde das Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, verkündet. Jacques de Molay und sein letzter noch lebender Gefolgsmann [[Geoffroy de Charnay]] wiederriefen daraufhin öffentlich all ihre früher gemachten Geständnisse und beharrten auf der Unschuld ihres Ordens. Noch am Abend desselben Tages wurden sie auf Befehl Philipps IV. auf der Westspitze der [[Wikipedia:Île de la Cité|Île de la Cité]] nahe der [[Wikipedia:Pont Neuf|Pont Neuf]] öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Man machte nun Gerichtsprozeduren, in denen, ganz unter dem
"Die moderne Naturwissenschaft betrachtet die Menschen als
Einflüsse Philipps IV. des Schönen, die Folter in ausgiebigstem Maße
ausschließlich aus Materie bestehend, die eigentlich die Sünde
angewendet wurde. Alle nur auftreibbaren Tempelritter wurden den
ist. Das Rosenkreuzertum hat vorausgesehen, daß dieses kommen
schlimmsten Folterungen unterworfen. So wurde hier die Folter angewendet
würde, und hat deshalb einen anderen Gedanken in die
zu ähnlichen Überwindungen des Lebens, wie Sie sie ja in
Welt einfließen lassen durch das: ''Ex Deo nascimur''. Wenn wir
ihrer Bedeutung kennengelernt haben. Möglichst viele Leute zu foltern,
den Mond betrachten, dann können wir daran denken, daß aus
das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung
den Kräften, die mit dem Monde verbunden sind, wir geboren
wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große
sind. Und die Sonne erinnert uns an den Sonnengeist, den Christus,
Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit
der mit ihr verbunden war und der uns die Kräfte des Ich
gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da
geschenkt hat: ''In Christo morimur''. Und wenn wir das ''Per Spiritum Sanctum reviviscimus'' aussprechen, denken wir an diejenigen
herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute
Wesenheiten, die mit den fünf anderen Planeten verbunden
auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da
sind und die wir in ihrer Gesamtheit ansprechen als den
kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter
Heiligen Geist." {{Lit|{{G|266c|115}}}}
Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt,
</div>
ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen
so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort,
und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein.
Die Frage wurde gestellt: Habt ihr die Hostie verleugnet und bei
der Konsekration nicht die Konsekrationsworte gesprochen? - Und die
Tempelritter gestanden das, weil ihr Bewußtsein getrübt war durch die
Folter, weil die dem Guten entgegenstehenden Mächte aus ihren Visionen
heraus sprachen. Und sie klagten sich an, während sie in ihrem
bewußten Leben dem Kreuzessymbolum, dem Kruzifixus, die höchste
Verehrung entgegenbrachten, daß sie es bei der Aufnahme anspeien;
und sie klagten sich an aller der schlimmsten Verbrechen, die in dieser
Zeit sonst als Anfechtungen in ihrem Unterbewußtsein lebten. Und so
stellte man zusammen aus dem, was die Tempelritter gestanden haben
auf der Folter, daß diese Tempelritter angebetet hätten ein Idol statt
des Christus, ein Idol eines Menschenkopfes, dessen Augen leuchtend
werden, daß sie bei ihrer Aufnahme widerwärtigen Prozeduren
schlimmster geschlechtlicher Art unterworfen würden, daß sie die
Wandlung nicht in der richtigen Weise vollziehen, daß sie die schlimmsten
geschlechtlichen Laster treiben, daß sie eben bei ihrer Aufnahme
abschwören das Mysterium von Golgatha; und man hatte die ganze
Katechisierung so eingerichtet, daß selbst der Großmeister des Templerordens
unter der Folter gezwungen worden ist, aus dem Unterbewußten
heraus diese Zugeständnisse zu machen.


== Der Rosenkreuzerspruch exoterisch und esoterisch ==
Es ist eines der traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, aber
eines derjenigen Kapitel der Menschheitsgeschichte, die man nur verstehen
kann, wenn man sich klar ist darüber, daß hinter dem Schleier
dessen, wovon die Geschichte erzählt, wirksame Kräfte stehen, und
daß das Menschenleben wahrhaftig ein Kämpfen ist. Es wäre eine
Leichtigkeit - ich will jetzt alles übrige, was noch zu erzählen wäre,
weglassen wegen der kurzen Zeit - zu zeigen, wie alle Scheingründe
dafür sprachen, die Templer zu verurteilen. Manche blieben bei den
Geständnissen, manche flüchteten; ein großer Teil wurde verurteilt,
und wie gesagt, selbst der Großmeister, ''Jakob Bernhard von Molay'',
wurde durch die Folter gezwungen, in der gekennzeichneten Weise auszusagen.
Und so kam es denn, daß Philipp IV. der Schöne von Frankreich
es dahin bringen konnte, seine Kreatur, den Papst Clemens V. zu
überzeugen - es war nicht schwierig!-, daß die Templer alle die schändlichsten
Laster begangen hätten, daß sie die unchristlichsten Ketzer
seien. Alles das segnete der Papst Clemens V. auch mit seinem Segen,
und es wurde von Clemens V. der Templerorden aufgehoben, vernichtet.
Vierundfünfzig Tempelritter, auch Jakob Bernhard von Molay,
wurden verbrannt. In den übrigen europäischen Ländern wurde ihnen
bald danach auch der Prozeß gemacht, in England, in Spanien, dann
auch bis nach Mitteleuropa, Italien herein.


<div style="margin-left:20px">
So sehen wir, wie hineindringt mitten in die europäische Entwickelung
"Nicht für sich selbst, aus Neugier oder dergleichen, soll der
dasjenige, was die Auffassung des Mysteriums von Golgatha und
Esoteriker studieren, sondern er muß sich das hingebungsvollste
seiner Wirksamkeit durch den Templerorden war. Im tieferen Sinne
Studium zur Pflicht machen um seiner und der Menschen- und
müssen die Dinge doch angesehen werden als von einer gewissen Notwendigkeit
Weltenentwicklung willen. Und wenn wir so durch intensives
bedingt. So aufzunehmen die Impulse von Weisheit, Schönheit,
Studium unsere eigene Wesenheit erkannt haben, wenn wir dadurch
Stärke, wie die Templer das wollten, dazu war die Menschheit zu
wissen, wie und wodurch sie entstanden ist, dann bekommen
der Templer Zeiten noch nicht reif. Und außerdem war es durch
wir ein heiliges Gefühl davon. Dieses Gefühl drücken wir
Gründe, die wir auch noch kennenlernen werden später, durch Gründe,
dann aus in dem Satze: Aus Gott sind wir geboren - ''Ex Deo nascimur''.
die in der gesamten europäischen Geistesentwickelung liegen, bedingt,
daß nicht in der Form, in der die Templer sich in die geistige Welt hineinleben,
diese geistige Welt errungen werden sollte. Sie wäre zu schnell
errungen worden, wie es luziferische Art ist. Und wir sehen wirklich
einen der bedeutungsvollsten Zusammenstöße Luzifers und Ahrimans:
Luzifer nur die Templer gleichsam hindrängend, in ihr Unglück hineindrängend;
Ahriman durch die Inspiration Philipps IV. des Schönen
wirksam. Wir sehen ein bedeutsames Zusammenstoßen in der Weltgeschichte.|171|127ff}}


Wenn wir uns mit tiefer Innigkeit mit diesem Gefühl durchdringen
{{GZ|Es ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus
und die Ätherströmungen, von denen schon im exoterischen
schwierig, davon zu sprechen, was aus der europäischen Zivilisation
Vortrag die Rede war, das Verätherisieren des Blutes, wodurch
geworden wäre, wenn der so mächtige, auch äußerlich mächtige
Ätherströmungen vom Herzen zum Kopfe hinaufströmen,
Tempelherren-Orden — man hat ihm seine Schätze ja genommen
das Gehirn umglühen und umleuchten und die Zirbeldrüse
- seine Absichten hätte ausführen können. Aber in den
in Tätigkeit setzen, aufleuchten lassen wie Flammen, in denen
Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als
alles Persönliche untergeht, wenn wir empfinden, wie wir ganz aufgehen müssen in dem Gefühl, unser eigenes Selbst ganz hinopfern
bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay
zu wollen, wie die Geister, wie sich Christus hingeopfert
1314 den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die
hat für die Weltenentwicklung, dann lernen wir dieses Gefühl
Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinausschauenden
ausdrücken in dem Satz: In Christus sterben wir - ''In Christo morimur''.
Christus waren, lebte [[Sorat]] wieder auf, und nicht zum geringsten
Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen
Kirche bediente, um gerade die Templer zu töten. Damals war ja
das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es umschwebt
ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn man in das hineinschaut, was in diesen
Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet worden sind,
vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon
eine Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in
den Visionen der gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst
verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die
aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand
vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertraten,
während ihrer Folterung nicht davon sprechen konnten, sondern
daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des Sorat
aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten
Dinge aus dessen eigenen Angehörigen sprachen.|346|119f}}


Und dann leuchtet in uns auf die Gewißheit, daß wir zum
Noch auf dem Scheiterhaufen stehend bekannte Jacques de Molay seine Unschuld und die Unschuld seines Ordens. Kurz nach seinem Tode im Jahre 1314 starben noch im gleichen Jahr auch Papst Clemens V. und Philipp der Schöne. [[Wikipedia:Geoffroy de Paris|Geoffroy de Paris]], ein damaliger Chronist und Augenzeuge der Hinrichtung, schildert das düstere Geschehen, wie folgt:
Geist aufsteigen, im Geiste auferstehen. ''Per Spiritum Sanctum reviviscimus''.


''Ex Deo nascimur. In Christo morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus''. So heißt der exoterische Spruch des Rosenkreuzers.
{{Zitat|Als der Großmeister die züngelnden Flammen sah, entkleidete er sich ohne zu zögern. Ich sage das, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Dann machte er sich, völlig nackt, mit feierlichem Schritt auf den Weg, das Gesicht durchgeistigt, ohne zu zittern, obwohl man an ihm zerrte und zog, ihn sogar auf das Gröbste misshandelte. Er wurde gepackt, von Kopf bis Fuß wie ein Paket verschnürt und an den Pfahl gebunden. Eben wollte man ihm die Hände mit einem Strick zusammenbinden, als er zum Henker sagte: «Lasst mich ein wenig die Hände falten, denn jetzt ist der Augenblick gekommen, dies zu tun. Ich stehe vor dem Tod. Gott weiß das ich unschuldig bin. Bald, in einem knappen Jahr, wird jene, die uns zu Unrecht verurteilt haben, ein großes Unglück treffen. Ich sterbe in dieser Überzeugung.» Und als sie ihm schließlich die Hände gebunden hatten, sagte er: «Meine Herren, ich bitte euch, dreht mein Gesicht Notre-Dame zu.»<br>Einen Monat später, am 20. April starb Clemens V. plötzlich in der Provence, im Alter von kaum fünfzig Jahren. Am 29. November desselben Jahres erlitt Philipp der Schöne in Fontainebleau einen tödlichen Jagdunfall. Nur 46 Jahre zählte der König, als er durch seinen Sturz vom Pferd bei der Wildschweinhatz das Leben verlor.|Geoffroy de Paris|''zit. nach'' Bruno Nardini, S. 202 - 203}}


Wenn der Esoteriker diesen Spruch ausspricht, so hält er an
== Siehe auch ==
bei dem, was ausdrückt das, was wir mit Christus bezeichnen;
das Heiligste ist ihm dieses. Nicht einmal mit dem Wort will er
bis dahinan gehen; er spricht das Wort nicht aus und läßt nur
das Gefühl reden. Dann lautet es so, wenn der echte Rosenkreuzschüler
in seiner tiefsten Meditation den Spruch ausspricht:


Ex Deo nascimur<br>
* [[Templerfluch]]
In ______ morimur<br>
 
Per Spiritum Sanctum reviviscimus" {{Lit|{{G|266b|200f}}}}
== Anmerkungen ==
</div>
 
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==


*Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
* [[Judith von Halle]]: ''Die Templer. Band I. Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, ISBN 978-3037690413
* Rudolf Steiner: ''Inneres Wesen des Menschen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 153]], Dornach 1997
* Judith von Halle: ''Die Templer, Bd II: Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013, ISBN 978-3037690468
* Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]], Dornach 1987
* Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung'', Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
*Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912'', [[GA 266b]] (1996), ISBN 3-7274-2662-4 {{Schule|266}}
* Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses'', Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
* Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266c]] (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Schule|266}}
* M. J. Krück von Poturzyn: ''Der Prozess gegen die Templer. Ein Bericht über die Vernichtung des Ordens'', Ogham Vlg., Dornach 2003
* Rudolf Steiner: ''Seelenübungen, Band I'', [[GA 267]], Dornach 2001
* Bruno Nardini: ''Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren'', Goldmann TB, München 1994, S. 169 - 203 (Kapitel: Das Geheimnis der Tempelritter)
* Inge Ott: ''Das Geheimnis der Tempelritter'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2005
* Peter Tradowsky: ''13. Oktober 1307. Zur Vernichtung des Templerordens vor 700 Jahren'', Freie Vereinigung für Anthroposophie MORGENSTERN, Berlin 2007
* Rudolf Steiner: ''Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts'', [[GA 171]] (1984), ISBN 3-7274-1710-2 {{Vorträge|171}}
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V'', [[GA 346]] (2001), ISBN 3-7274-3460-0 {{Vorträge|346}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Alchemie/Fama_Fraternitatis.pdf Fama Fraternitatis]
{{Commonscat|Jacques de Molay}}
{{Wikiquote|Jacques de Molay}}
* {{DNB-Portal|104358165}}


[[Kategorie:Rosenkreuzertum]]
[[Kategorie:Templer]] [[Kategorie:Ritterorden]]

Version vom 1. April 2017, 15:13 Uhr

Jacques de Molay (Ende 19. Jahrhundert; Bibliotheque Nationale de France)
Wappen von Jacques de Molay
Aufnahme von Jacques de Molay in den Templerorden in der Komturei Beaune 1265 (Gemälde von François-Marius Granet, 1843)
Die Hinrichtung Jacques de Molays (Ende 19. Jahrhundert)


Jacques de Molay (oder auch Jakobus von Molay oder Jakob Bernhard von Molay) (* zwischen 1244 und 1250 in der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté); † 18. März 1314 in Paris) war der dreiundzwanzigste und letzte Großmeister des Templerordens, des reinsten Ordens der Welt, der auf abscheulichste Weise von Philipp dem Schönen im Verein mit Papst Clemens V. vernichtet wurde.

Der letzte Großmeister des Templerordens

1265 wurde Jacques de Molay in der Komturei Beaune in den Templerorden aufgenommen und 1292 nach dem Tod des Großmeisters Thibaud Gaudin zum neuen - und letzten - Großmeister des Ordens gewählt.

Am 14. September 1307, dem symbolträchtigen Fest der Kreuzerhöhung, ließ Philipp IV. die Haftbefehle für die Tempelritter ausfertigen und an alle zuständigen Stellen versenden mit der Auflage, die versiegelten Briefe genau zur gleichen Zeit am Freitag, den 13. Oktober 1307 zu öffnen und laut den enthaltenen Befehlen zu verfahren. Auf einen Schlag konnten so die meisten Templer verhaftet werden, nur wenigen gelang die Flucht. Geständnisse wurden, wenn nötig, durch grausame Folter erzwungen und umgehend der erste Verfahrensgang des Templerprozesses eingeleitet. Von den 138 im Temple von Paris festgenommenen Templern gestanden alle außer fünf die ihnen vorgeworfenen Vergehen. Ab 19. Oktober 1307 wurde die Inquisition hinzugezogen und am 24. Oktober fand das erste Verhör de Molays durch den dominikanischen Inquisitor Guillaume Imbert statt.

Mit seinen engsten Gefolgsleuten wurde Jacques de Molay in der Burg Chinon eingekerkert und im August 1308 neuerlich von Kardinälen des Papstes befragt. Das lange verschollene und erst 2001 im Vatikanischen Geheimarchiv zufällig wiedergefunde und mit 17. August 1308 datierte sogenannte Chinon-Dokument belegt, dass der Papst daraufhin die Buße der Tempelritter akzeptierte, sie von jeder Schuld freisprach und ihnen die Absolution erteilte[1]. Dennoch gab der Papst schließlich dem Druck des französischen Königs nach. Auf dem Generalkonzil von Vienne wurde mit der päpstlichen Bulle Vox in excelso am 22. März 1312 der Templerorden aufgehoben, um dem goldgierigen und damals finanziell klammen französischen Regenten die enormen Reichtümer des Ordens zuzuschanzen.

Im Dezember 1312 wurde das weitere Verfahren gegen den Großmeister und seine Getreuen einer Kardinalskommision übertragen. Am 18.März 1314 wurde das Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, verkündet. Jacques de Molay und sein letzter noch lebender Gefolgsmann Geoffroy de Charnay wiederriefen daraufhin öffentlich all ihre früher gemachten Geständnisse und beharrten auf der Unschuld ihres Ordens. Noch am Abend desselben Tages wurden sie auf Befehl Philipps IV. auf der Westspitze der Île de la Cité nahe der Pont Neuf öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

„Man machte nun Gerichtsprozeduren, in denen, ganz unter dem Einflüsse Philipps IV. des Schönen, die Folter in ausgiebigstem Maße angewendet wurde. Alle nur auftreibbaren Tempelritter wurden den schlimmsten Folterungen unterworfen. So wurde hier die Folter angewendet zu ähnlichen Überwindungen des Lebens, wie Sie sie ja in ihrer Bedeutung kennengelernt haben. Möglichst viele Leute zu foltern, das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt, ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort, und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein. Die Frage wurde gestellt: Habt ihr die Hostie verleugnet und bei der Konsekration nicht die Konsekrationsworte gesprochen? - Und die Tempelritter gestanden das, weil ihr Bewußtsein getrübt war durch die Folter, weil die dem Guten entgegenstehenden Mächte aus ihren Visionen heraus sprachen. Und sie klagten sich an, während sie in ihrem bewußten Leben dem Kreuzessymbolum, dem Kruzifixus, die höchste Verehrung entgegenbrachten, daß sie es bei der Aufnahme anspeien; und sie klagten sich an aller der schlimmsten Verbrechen, die in dieser Zeit sonst als Anfechtungen in ihrem Unterbewußtsein lebten. Und so stellte man zusammen aus dem, was die Tempelritter gestanden haben auf der Folter, daß diese Tempelritter angebetet hätten ein Idol statt des Christus, ein Idol eines Menschenkopfes, dessen Augen leuchtend werden, daß sie bei ihrer Aufnahme widerwärtigen Prozeduren schlimmster geschlechtlicher Art unterworfen würden, daß sie die Wandlung nicht in der richtigen Weise vollziehen, daß sie die schlimmsten geschlechtlichen Laster treiben, daß sie eben bei ihrer Aufnahme abschwören das Mysterium von Golgatha; und man hatte die ganze Katechisierung so eingerichtet, daß selbst der Großmeister des Templerordens unter der Folter gezwungen worden ist, aus dem Unterbewußten heraus diese Zugeständnisse zu machen.

Es ist eines der traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, aber eines derjenigen Kapitel der Menschheitsgeschichte, die man nur verstehen kann, wenn man sich klar ist darüber, daß hinter dem Schleier dessen, wovon die Geschichte erzählt, wirksame Kräfte stehen, und daß das Menschenleben wahrhaftig ein Kämpfen ist. Es wäre eine Leichtigkeit - ich will jetzt alles übrige, was noch zu erzählen wäre, weglassen wegen der kurzen Zeit - zu zeigen, wie alle Scheingründe dafür sprachen, die Templer zu verurteilen. Manche blieben bei den Geständnissen, manche flüchteten; ein großer Teil wurde verurteilt, und wie gesagt, selbst der Großmeister, Jakob Bernhard von Molay, wurde durch die Folter gezwungen, in der gekennzeichneten Weise auszusagen. Und so kam es denn, daß Philipp IV. der Schöne von Frankreich es dahin bringen konnte, seine Kreatur, den Papst Clemens V. zu überzeugen - es war nicht schwierig!-, daß die Templer alle die schändlichsten Laster begangen hätten, daß sie die unchristlichsten Ketzer seien. Alles das segnete der Papst Clemens V. auch mit seinem Segen, und es wurde von Clemens V. der Templerorden aufgehoben, vernichtet. Vierundfünfzig Tempelritter, auch Jakob Bernhard von Molay, wurden verbrannt. In den übrigen europäischen Ländern wurde ihnen bald danach auch der Prozeß gemacht, in England, in Spanien, dann auch bis nach Mitteleuropa, Italien herein.

So sehen wir, wie hineindringt mitten in die europäische Entwickelung dasjenige, was die Auffassung des Mysteriums von Golgatha und seiner Wirksamkeit durch den Templerorden war. Im tieferen Sinne müssen die Dinge doch angesehen werden als von einer gewissen Notwendigkeit bedingt. So aufzunehmen die Impulse von Weisheit, Schönheit, Stärke, wie die Templer das wollten, dazu war die Menschheit zu der Templer Zeiten noch nicht reif. Und außerdem war es durch Gründe, die wir auch noch kennenlernen werden später, durch Gründe, die in der gesamten europäischen Geistesentwickelung liegen, bedingt, daß nicht in der Form, in der die Templer sich in die geistige Welt hineinleben, diese geistige Welt errungen werden sollte. Sie wäre zu schnell errungen worden, wie es luziferische Art ist. Und wir sehen wirklich einen der bedeutungsvollsten Zusammenstöße Luzifers und Ahrimans: Luzifer nur die Templer gleichsam hindrängend, in ihr Unglück hineindrängend; Ahriman durch die Inspiration Philipps IV. des Schönen wirksam. Wir sehen ein bedeutsames Zusammenstoßen in der Weltgeschichte.“ (Lit.:GA 171, S. 127ff)

„Es ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus schwierig, davon zu sprechen, was aus der europäischen Zivilisation geworden wäre, wenn der so mächtige, auch äußerlich mächtige Tempelherren-Orden — man hat ihm seine Schätze ja genommen - seine Absichten hätte ausführen können. Aber in den Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay 1314 den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinausschauenden Christus waren, lebte Sorat wieder auf, und nicht zum geringsten Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen Kirche bediente, um gerade die Templer zu töten. Damals war ja das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es umschwebt ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn man in das hineinschaut, was in diesen Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet worden sind, vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon eine Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in den Visionen der gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertraten, während ihrer Folterung nicht davon sprechen konnten, sondern daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des Sorat aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten Dinge aus dessen eigenen Angehörigen sprachen.“ (Lit.:GA 346, S. 119f)

Noch auf dem Scheiterhaufen stehend bekannte Jacques de Molay seine Unschuld und die Unschuld seines Ordens. Kurz nach seinem Tode im Jahre 1314 starben noch im gleichen Jahr auch Papst Clemens V. und Philipp der Schöne. Geoffroy de Paris, ein damaliger Chronist und Augenzeuge der Hinrichtung, schildert das düstere Geschehen, wie folgt:

„Als der Großmeister die züngelnden Flammen sah, entkleidete er sich ohne zu zögern. Ich sage das, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Dann machte er sich, völlig nackt, mit feierlichem Schritt auf den Weg, das Gesicht durchgeistigt, ohne zu zittern, obwohl man an ihm zerrte und zog, ihn sogar auf das Gröbste misshandelte. Er wurde gepackt, von Kopf bis Fuß wie ein Paket verschnürt und an den Pfahl gebunden. Eben wollte man ihm die Hände mit einem Strick zusammenbinden, als er zum Henker sagte: «Lasst mich ein wenig die Hände falten, denn jetzt ist der Augenblick gekommen, dies zu tun. Ich stehe vor dem Tod. Gott weiß das ich unschuldig bin. Bald, in einem knappen Jahr, wird jene, die uns zu Unrecht verurteilt haben, ein großes Unglück treffen. Ich sterbe in dieser Überzeugung.» Und als sie ihm schließlich die Hände gebunden hatten, sagte er: «Meine Herren, ich bitte euch, dreht mein Gesicht Notre-Dame zu.»
Einen Monat später, am 20. April starb Clemens V. plötzlich in der Provence, im Alter von kaum fünfzig Jahren. Am 29. November desselben Jahres erlitt Philipp der Schöne in Fontainebleau einen tödlichen Jagdunfall. Nur 46 Jahre zählte der König, als er durch seinen Sturz vom Pferd bei der Wildschweinhatz das Leben verlor.“

Geoffroy de Paris: zit. nach Bruno Nardini, S. 202 - 203

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Das Chinon-Dokument ist die Abschrift einer Befragung des Großmeisters und anderer Würdenträger der Templer durch die Gesandten des Papstes. Das Pergament, das "versehentlich" falsch archiviert worden war, wurde erst 2001 zufällig von der italienischen Wissenschaftlerin Barbara Frale wiedergefunden und von Historikern eingehend geprüft. Am 25. Oktober 2007 wurde das Dokument zusammen mit einer Reproduktion der Prozessakten in dem Buch "Processus contra Templarios" in einer Auflage von 799 Stück veröffentlicht. Das 800. Exemplar wurde Papst Benedikt XVI. feierlich überreicht.

Literatur

  • Judith von Halle: Die Templer. Band I. Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, ISBN 978-3037690413
  • Judith von Halle: Die Templer, Bd II: Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013, ISBN 978-3037690468
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
  • M. J. Krück von Poturzyn: Der Prozess gegen die Templer. Ein Bericht über die Vernichtung des Ordens, Ogham Vlg., Dornach 2003
  • Bruno Nardini: Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren, Goldmann TB, München 1994, S. 169 - 203 (Kapitel: Das Geheimnis der Tempelritter)
  • Inge Ott: Das Geheimnis der Tempelritter, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2005
  • Peter Tradowsky: 13. Oktober 1307. Zur Vernichtung des Templerordens vor 700 Jahren, Freie Vereinigung für Anthroposophie MORGENSTERN, Berlin 2007
  • Rudolf Steiner: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts, GA 171 (1984), ISBN 3-7274-1710-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Weblinks

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