Mantra und Spott: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Om Mani Padme Hum.jpg|thumb|220px|[[Om mani padme hum]], das Mantra Avalokitesvaras, daneben in rot das Mantra Vajrapanis]]
[[Rudolf Steiner]] äußert sich in der ersten Klassenstunde über das Wesen des Spottes.  
'''Mantra''' oder '''Mantram''' ([[sanskrit]], m., मन्त्र, mantra, wörtl.: ''Werkzeug des Denkens, Rede'', abgeleitet von [[Wikipedia:Indogermanische Sprachen|indogerm.]] *man = ''denken'' und *tra = ''Werkzeug'') bezeichnet eine meist kurze, formelhafte Wortfolge, die oft auch repetitiv rezitiert wird. Diese Wiederholungen des Mantras oder des Namens Gottes wird ''[[Japa]]'' genannt. Mantren können entweder sprechend, flüsternd, singend oder in Gedanken rezitiert werden. Im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]], im [[Buddhismus]] und im [[Yoga]] ist das Rezitieren von Mantren während der [[Meditation]] sowie im Gebet üblich. Das  [[Christentum]], das [[Judentum]] und der [[Islam]] kennen Formeln für die [[Kontemplation]], jedoch keine Mantren im eigentlichen Sinne. Anders dagegen in der [[Anthroposophie]]. Hier existieren Mantren im eigentlichen Sinne.


Denn "das zweite Getier, es ist dasjenige, was, um die [[Furcht]]
vor dem Geist sich nicht zu gestehen zu brauchen, sich innerlich
erregt fühlt, über das geistige Wissen zu spotten.
Dieser Spott, er äußert sich ja nicht immer, denn die Menschen
bringen sich nicht zum Bewusstsein, was in ihnen ist. Aber ich
möchte sagen, nur durch eine leichte, spinnwebendicke Wand ist
vom Bewusstsein des Kopfes getrennt dasjenige, was im Herzen
des Menschen heute überall spotten will über wirkliche Geist-
Erkenntnis. Und wenn der Spott zutage tritt, so ist es nur dann,
wenn eben die mehr oder weniger bewusste oder unbewusste
Frechheit des gegenwärtigen Menschen die Furcht etwas zurückdrängt.
Aber aufgestachelt durch innere sonderbare Kräfte ist schon
im Grunde jeder Mensch heute gegen die Offenbarungen des Geistes.
Und durch die allersonderbarsten Mittel offenbart sich dieses
Spotten." (Lit.: [[GA 270a]], S. 10)


== Mantren im Hinduismus ==
"Wir werden uns, wie wir
uns unseres kranken Fühlens nicht bewußt werden, auch nicht bewußt, daß wir
Spötter sind gegenüber der geistigen Welt. Wir kleiden den Spott in alle möglichen
Formen, allein wir spotten doch der geistigen Welt. Und gerade diejenigen, von
denen ich vorhin sprechen mußte, die Unernsten, das sind die Spötter." (Lit.: [[GA 270a]], S. 33f)


Das Rezitieren eines Mantras kann dem Freisetzen mentaler [[Energie]]n dienen, oft auch als Gebet. Jede Silbe und jedes Wort während einer [[Wikipedia:Puja|Puja]], eines hinduistischen [[Wikipedia:Gottesdienst|Gottesdienst]]es, gilt als Mantra. Die äußeren Tätigkeiten des Priesters erhalten ihren Sinn und ihre Wirksamkeit erst durch das Rezitieren der vorgeschriebenen Worte, ähnlich wie etwa die vom Priester gesprochenen Worte der Opferung und Wandlung in einem katholischen Gottesdienst. Zu den ältesten bekannten Mantren gehören die Opferformeln und Gebete der [[Veden]].
== Literatur ==
 
Mantren sind auch als Beschwörungsformeln, etwa gegen Schlangen, Dämonen oder andere negative Kräfte, in Gebrauch. Wie schon im vedischen Ritus, wo die richtig intonierte Formel eine wichtige Funktion als wirksame Kraft erfüllte, misst man auch im Hinduismus dem Klang und dem Gesang religiöser Wert und Wirksamkeit bei.
 
Hinduistische Schüler erhalten nach der Einweihung in den Ritus in der Regel vom [[Guru]] ein persönliches Mantra. Diese Formel muss geheim gehalten werden und soll der Schatz des Gläubigen sein.
 
Man unterscheidet drei Arten von Mantren:
*''Saguna'', wörtlich ''mit Form'', richten sich an eine bestimmte Gottheit bzw. an einen bestimmten Aspekt Gottes.
*''Nirguna'', wörtlich ''ohne Form'', richten sich an das formlose Göttliche.
*''[[Bija]]'' oder ''bija-akshara'' sind einsilbige Keim-Mantren, die speziell in der Meditation oder in Zeremonien verwendet werden, und nach hinduistischer Lehre auch auf das jeweilige Energiezentrum, das [[Chakra]] wirken können (HAM - Äther, YAM - Luft, RAM - Feuer, VAM - Wasser, LAM - Erde).
Das bekannteste Bija Mantra ist [[Om]], das für Hindus wichtigste Mantra überhaupt, das alle anderen in sich enthält.
 
== Mantren im Buddhismus ==
 
Im [[Buddhismus]] sind Mantren heilige, geladene Wörter oder Silben. Frühe [[Wikipedia:Theravada|Theravada]]-Schriften bezeichnen Mantras unter dem Begriff ''paritta'', Schutz, denn sie schützen den Geist vor Störungen. Im [[Wikipedia:Mahayana|Mahayana]] wurden sie als ''Dharani'' bezeichnet. Im tibetischen Buddhismus ([[Wikipedia:Vajrayana|Vajrayana]]) sind Mantren [tib. ''Ngag''] Silben oder Worte, die innere und äußere Wahrheit miteinander verbinden, sie sind der Ausdruck eines Buddha-Aspekts auf der Ebene des Klangs. Mantren beinhalten oft den Namen des jeweiligen Buddha-Aspekts.
 
Mantren sind in der Regel in [[Sanskrit]] übertragen. Mantren wurden der buddhistischen Überlieferung nach direkt aus dem Geist Buddhas oder durch verschiedene [[Sambhogakaya]]-Ausstrahlungen übertragen, die verschiedenen Buddhaformen mit ihren verschiedenen Mantras dienen dazu, Menschen mit den verschiedensten geistigen Veranlagungen den Weg zur Erleuchtung zu öffnen.
 
== Mantren in der Anthroposophie ==
 
Auch im anthroposophischen Kontext entstanden in [[Rudolf Steiner]]s Werk reichhaltige Spruch- und Mantrensammlungen für die meditative Praxis. Viele dieser Texte finden sich in [[GA 40]] ("Wahrspruchworte"), sowie in [[GA 267]] ("Seelenübungen Band I") und [[GA 268]] ("Mantrische Sprüche. Seelenübungen Band II"). "Die Lautkombinationen sind nicht beliebig gewählt. Echte Mantren können nur durch einen kompetenten >>Seher<< (...) vermittelt werden. (...) Mantren können demnach eine Art magische Wirkung haben." (Frans Carlgren, Der anthroposophische Erkenntnisweg, S. 164).
 
== Beispiele ==
=== Aus der hinduistischen Tradition ===
*"[[Om]]", oft auch "Aum" geschrieben, da es sich phonetisch aus den Lauten a, u und m zusammensetzt.
*"SO-HAM" ("Ich bin, der ich bin.")
*"Om namah Shivaya" ("Om, Ehre sei dem [[Shiva]]")
*"Om namah Narayanaya" ("Om, Ehre sei Narayana=[[Vishnu]]")
*"[[Wikipedia:Gayatri|Gayatri]]-Mantra" Damit bittet man die heilige Mutter der Veden um einen reinen Intellekt (Shuddha-Sattva-Buddhi)
*"Om namah Bhagavate Vasudevaya" ("Om, Ehre sei dem Herrn Vasudeva=[[Krishna]]", Vasudevaya wird auch oft durch die Namen andere Götter oder Heiliger ersetzt, z.Bsp. "Om namah Bhagavate Ramanaya", "Om namah Bhagavate Dattatreyaya")
*"Om Aim Hrim Klim Chamundaye viche namah" ([[Shakti]] Mantra. Aim = [[Saraswati]]-Bija. Hrim = [[Durga]]-Bija, Klim = [[Kali (Göttin)|Kali]]-Bija, Chamunda = Name Kalis, namah = Ehre sei dir)
*"Brahmaparnam Brahma havir Brahmagnau Brahmana hutam Brahmaiva tena gantavyam Brahmakarma samadhina" ([[Brahman (Philosophie)|Brahman]] ist die Opferhandlung, Brahman ist die Opfergabe. Durch Brahman wird die Opfergabe in das Feuer Brahmans gegossen. Wer allzeit das Wirken Brahmans sieht, wird wahrlich Brahman erreichen. ([[Bhagavad Gita]] IV.24)
*"Lokah samastah sukhinah bhavantu" ("Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren")
*"Om Asato ma sat gamaya, Tamaso ma jyotir gamaya, Mrityor maamritam gamaya" ("Das Om führe mich vom Unwirklichen zum Wirklichen, Von der Dunkelheit zum Licht, Von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit")
*"Om Purnam adah, purnam idam, purnat purnam udacyate, purnasya purnamadaya, purnam evavashishyate. Om shanti shanti shanti" ("Om Jenes ist ganz. Dieses ist ganz. Aus dem Ganzen manifestiert sich das Ganze. Wenn das Ganze verschwindet, bleibt das Ganze zurück.")
*"Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare, Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare". 
*"Shri Rama Jaya Rama Jaya Jaya Rama" [[Rama (Religion)|Rama]] mantra, Rama kann auch ersetzt werden durch Ma (göttliche Mutter):
*"Shri Ma Jaya Ma Jaya Jaya Ma"


=== Aus der buddhistischen Tradition ===
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270]], 4 Bände, Dornach 2008
*"[[Om mani padme hum]]" ("Om, Juwelen-Lotus"; oft ungenau übersetzt als "O du Kleinod in der [[Lotos]]blüte"; bezieht sich auf das allumfassende Mitgefühl für alle Wesen) - Dieses Mantra richtet sich an den [[Bodhisattva]] des universellen Mitgefühls [[Avalokiteshvara]], tibetisch Chenrezig, chinesisch [[Guan Yin]]
*"Om ami dewa hri" (Buddha des Grenzenloses Lichts, Öpame oder [[Amitabha]])
*"Om tare tu tare ture soha" (Grüne Befreierin, [[Tara]])
*"Teyata om bekanze bekandze maha bekandze randza samut gate soha" ([[Medizin-Buddha|Medizinbuddha]], Sangye Menla)
*"Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha" (ungefähr: "Gegangen, gegangen, vergangen, allsamt vergangen, erwacht, freut euch!" oder: "Darüber hinaus, darüber hinaus, noch weiter darüber hinaus, auch darüber hinaus, über die Erleuchtung hinaus, und weiter."; aus dem [[Herzsutra]])
*" Nam Myoho Renge Kyo"(" Ich widme mein Leben dem universellen Gesetz der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung )" - Dieses Mantra stammt von [[Nichiren|Nichiren Daishonin]].
*"Om A Hung [[Vajra]] Guru Padhma [[Siddhi]] Hum" (Das Mantra des [[Padmasambhava]])
 
=== Aus der anthroposophischen Tradition ===
 
*"Ex deo nascimur - In Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus" (Rosenkreuzerspruch)
*"Standhaft stelle ich mich ins Dasein..."
*"Großer umfassender Geist..."
*"Grundstein-Meditation" (siehe Weblinks)
 
== Literatur ==
*Wilfried Huchzermeyer: ''Das Geheimnis der Mantra-Kraft.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-07-4
*Wilfried Huchzermeyer: ''Nada Yantra Mantra - Sphären des Klangs.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-08-2
*Wilfried Huchzermeyer: ''Erlebnis: Sanskrit-Sprache. Mantra - Yoga - Linguistik.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-05-8
*Paramhans Swami Maheshwarananda: ''Die verborgenen Kräfte im Menschen. Chakras und Kundalini,'' Ibera-Verlag [[2001]] ISBN 3-85052-130-3
*Rudolf Steiner: ''Wahrspruchworte'', [[GA 40]], Dornach 1991
*Rudolf Steiner: ''Seelenübungen Band I'', [[GA 267]], Dornach 1997
*Rudolf Steiner: ''Mantrische Sprüche. Seelenübungen Band II'', [[GA 268]], Dornach 1999
*Rudolf Steiner: ''Ausgewählte Gebete, Meditationen und mantrische Sprüche''. Herausgegeben von Michael Heinen-Anders, BOD, Norderstedt 2012, ISBN 978-3-8492-0648-3


== Siehe auch ==
*[[Shingon]]
*[[Vajrayana]]
*[[Japa]]
*[[Affirmation]]
*[[Vocal meditation]]


== Weblinks ==
*[http://www.sanskrit-sanscrito.com.ar/english/sanskrit/sacredmantras1.html Bija Mantras - Visualisierung und Audio-files]
*[http://www.southerncrossreview.org/43/grundstein.htm Grundstein-Meditation von Rudolf Steiner]


[[Kategorie:Buddhismus]]
[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Yoga]]
[[Kategorie:Anthroposophie]]


{{Wikipedia}}
{{GA}}

Version vom 26. Juli 2013, 07:52 Uhr

Rudolf Steiner äußert sich in der ersten Klassenstunde über das Wesen des Spottes.

Denn "das zweite Getier, es ist dasjenige, was, um die Furcht vor dem Geist sich nicht zu gestehen zu brauchen, sich innerlich erregt fühlt, über das geistige Wissen zu spotten. Dieser Spott, er äußert sich ja nicht immer, denn die Menschen bringen sich nicht zum Bewusstsein, was in ihnen ist. Aber ich möchte sagen, nur durch eine leichte, spinnwebendicke Wand ist vom Bewusstsein des Kopfes getrennt dasjenige, was im Herzen des Menschen heute überall spotten will über wirkliche Geist- Erkenntnis. Und wenn der Spott zutage tritt, so ist es nur dann, wenn eben die mehr oder weniger bewusste oder unbewusste Frechheit des gegenwärtigen Menschen die Furcht etwas zurückdrängt. Aber aufgestachelt durch innere sonderbare Kräfte ist schon im Grunde jeder Mensch heute gegen die Offenbarungen des Geistes. Und durch die allersonderbarsten Mittel offenbart sich dieses Spotten." (Lit.: GA 270a, S. 10)

"Wir werden uns, wie wir uns unseres kranken Fühlens nicht bewußt werden, auch nicht bewußt, daß wir Spötter sind gegenüber der geistigen Welt. Wir kleiden den Spott in alle möglichen Formen, allein wir spotten doch der geistigen Welt. Und gerade diejenigen, von denen ich vorhin sprechen mußte, die Unernsten, das sind die Spötter." (Lit.: GA 270a, S. 33f)

Literatur

  • Rudolf Steiner: Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924, GA 270, 4 Bände, Dornach 2008



Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.