Gottlob Frege: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Friedrich Ludwig Gottlob Frege''' (* [[Wikipedia:8. November|8. November]] [[Wikipedia:1848|1848]] in [[Wikipedia:Wismar|Wismar]]; † [[Wikipedia:26. Juli|26. Juli]] [[Wikipedia:1925|1925]] in [[Wikipedia:Bad Kleinen|Bad Kleinen]]) war ein deutscher [[Logik]]er, [[Mathematiker]] und [[Philosophie|Philosoph]], dessen Denken wesenlich vom [[Platonismus]] und vom [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]] geprägt war.  
'''Friedrich Ludwig Gottlob Frege''' (* [[Wikipedia:8. November|8. November]] [[Wikipedia:1848|1848]] in [[Wikipedia:Wismar|Wismar]]; † [[Wikipedia:26. Juli|26. Juli]] [[Wikipedia:1925|1925]] in [[Wikipedia:Bad Kleinen|Bad Kleinen]]) war ein deutscher [[Logik]]er, [[Mathematiker]] und [[Philosophie|Philosoph]], dessen Denken wesenlich vom [[Platonismus]] und vom [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]] geprägt war.  


== Leben und Werk ==
Mit seiner [[1879]] veröffentlichten «[[Wikipedia:Begriffsschrift|Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens]]» schuf Frege als erster eine [[Wikipedia:formale Sprache|formale Sprache]] und ermöglichte dadurch [[Wikipedia:Ableitung (Logik)|formale Beweise]], die eine wesentliche Grundlage für die moderne [[Wikipedia:Informatik|Informatik]] und für formale Methoden in der linguistischen [[Semantik]] bildete. Seine Arbeiten, die insbesondere von [[Wikipedia:Rudolf Carnap|Rudolf Carnap]], der bei ihm studiert hatte, und von [[Wikipedia:Bertrand Russell|Bertrand Russell]] und [[Ludwig Wittgenstein]] aufgegriffen wurden, waren wegbereitend für die [[Wikipedia:Analytische Philosophie|Analytische Philosophie]], die zu den einflussreichsten Strömungen der [[Wikipedia:Philosophie des 20. Jahrhunderts|Philosophie des 20. Jahrhunderts]] zählt.
Mit seiner [[1879]] veröffentlichten «[[Wikipedia:Begriffsschrift|Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens]]» schuf Frege als erster eine [[Wikipedia:formale Sprache|formale Sprache]] und ermöglichte dadurch [[Wikipedia:Ableitung (Logik)|formale Beweise]], die eine wesentliche Grundlage für die moderne [[Wikipedia:Informatik|Informatik]] und für formale Methoden in der linguistischen [[Semantik]] bildete. Seine Arbeiten, die insbesondere von [[Wikipedia:Rudolf Carnap|Rudolf Carnap]], der bei ihm studiert hatte, und von [[Wikipedia:Bertrand Russell|Bertrand Russell]] und [[Ludwig Wittgenstein]] aufgegriffen wurden, waren wegbereitend für die [[Wikipedia:Analytische Philosophie|Analytische Philosophie]], die zu den einflussreichsten Strömungen der [[Wikipedia:Philosophie des 20. Jahrhunderts|Philosophie des 20. Jahrhunderts]] zählt.


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aussprachen, zeitlos wahr, unabhängig davon wahr, ob irgendjemand ihn für wahr hält. Er bedarf keines Trägers.
aussprachen, zeitlos wahr, unabhängig davon wahr, ob irgendjemand ihn für wahr hält. Er bedarf keines Trägers.
Er ist wahr nicht erst, seitdem er entdeckt worden ist, wie ein Planet, schon bevor jemand ihn gesehen hat, mit
Er ist wahr nicht erst, seitdem er entdeckt worden ist, wie ein Planet, schon bevor jemand ihn gesehen hat, mit
andern Planeten in Wechselwirkung gewesen ist.<ref>Man sieht ein Ding, man hat eine Vorstellung, man faßt oder denkt einen Gedanken. Wenn man einen Gedanken faßt oder denkt, so schafft man ihn nicht, sondern tritt nur zu ihm, der schon vorher bestand, in eine gewisse Beziehung, die verschieden ist von der des Sehens eines Dinges und von der des Habens einer Vorstellung.</ref>|Gottlob Frege|''Der Gedanke'', S 69 }}
andern Planeten in Wechselwirkung gewesen ist.<ref>Man sieht ein Ding, man hat eine Vorstellung, man faßt oder denkt einen Gedanken. Wenn man einen Gedanken faßt oder denkt, so schafft man ihn nicht, sondern tritt nur zu ihm, der schon vorher bestand, in eine gewisse Beziehung, die verschieden ist von der des Sehens eines Dinges und von der des Habens einer Vorstellung.</ref>|Gottlob Frege|''Der Gedanke'', S 69 }}  


== Werke ==
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== Anmerkungen ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 24. Mai 2015, 15:14 Uhr

Gottlob Frege (1878)
Das Titelblatt der Begriffsschrift

Friedrich Ludwig Gottlob Frege (* 8. November 1848 in Wismar; † 26. Juli 1925 in Bad Kleinen) war ein deutscher Logiker, Mathematiker und Philosoph, dessen Denken wesenlich vom Platonismus und vom deutschen Idealismus geprägt war.

Leben und Werk

Mit seiner 1879 veröffentlichten «Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens» schuf Frege als erster eine formale Sprache und ermöglichte dadurch formale Beweise, die eine wesentliche Grundlage für die moderne Informatik und für formale Methoden in der linguistischen Semantik bildete. Seine Arbeiten, die insbesondere von Rudolf Carnap, der bei ihm studiert hatte, und von Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein aufgegriffen wurden, waren wegbereitend für die Analytische Philosophie, die zu den einflussreichsten Strömungen der Philosophie des 20. Jahrhunderts zählt.

In der 1918 veröffentlichten Schrift «Der Gedanke» formulierte Frege eine Drei-Welten-Lehre, die ihr Vorbild in der klassischen griechischen Philosophie mit ihrer Dreigliederung in Physis, Psyche und Logos hat. Eine ähnliche dreigliedrige Weltauffassung wurde auch von Sir Karl Raimund Popper und später von Roger Penrose vertreten. Frege unterscheidet in seiner Schrift die Welt der physischen Gegenstände, die Welt des (menschlichen) Bewusstseins und die Welt der an sich existierenden objektiven Gedankeninhalte, wie z.B. logische und mathematische Sätze. Entsprechend unterscheidet Frege auch zwischen dem objektiven Gehalt des Gedankens und der subjektiven Form seines Auftretens im Bewusstsein, etwa als Vorstellung.

„Ein drittes Reich muß anerkannt werden. Was zu diesem gehört, stimmt mit den Vorstellungen darin überein, daß es nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, mit den Dingen aber darin, daß es keines Trägers bedarf, zu dessen Bewußtseinsinhalte es gehört. So ist z. B. der Gedanke, den wir im pythagoreischen Lehrsatz aussprachen, zeitlos wahr, unabhängig davon wahr, ob irgendjemand ihn für wahr hält. Er bedarf keines Trägers. Er ist wahr nicht erst, seitdem er entdeckt worden ist, wie ein Planet, schon bevor jemand ihn gesehen hat, mit andern Planeten in Wechselwirkung gewesen ist.[1]

Gottlob Frege: Der Gedanke, S 69

Werke

  • Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens. Louis Nebert, Halle a. S. 1879 (online)
  • Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl. Wilhelm Koebner, Breslau 1884 (im Internet-Archiv, dito)
  • Function und Begriff. Vortrag gehalten in der Sitzung vom 9. Januar 1891 der Jenaischen Gesellschaft für Medicin und Naturwissenschaft. Hermann Pohle, Jena 1891 (im Internet-Archiv)
  • Über Sinn und Bedeutung. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik. 1892, S. 25–50 (Digitalisat und Volltext; online; PDF; 46 kB)
  • Über Begriff und Gegenstand. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie XVI, 1892, S. 192–205.
  • Wikipedia:Grundgesetze der Arithmetik. Hermann Pohle, Jena 1893 (Band I) 1903 (Band II) (online)
  • Was ist eine Funktion? In: Stefan Meyer (Hrsg.): Festschrift Ludwig Boltzmann gewidmet zum sechzigsten Geburtstage, 20. Februar 1904. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1904, S. 656–666 (im Internet-Archiv, dito, dito)
  • Der Gedanke. Eine logische Untersuchung. In: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus. Band I: 1918–1919. S. 58–77 (online; PDF; 49 kB)
  • Die Verneinung. In: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus. Band I: 1918–1919. S. 143–157.
  • Gedankengefüge. In: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus. Band III: 1923. S. 36–51.
  • Grundlagen der Geometrie (Zweite Reihe). In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. 15, 1906 (beim GDZ: I, II, III)
  • Anwendungen der Begriffsschrift. In: Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. 13 Supplement 2, 1879, S. 29 (im Internet-Archiv)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Man sieht ein Ding, man hat eine Vorstellung, man faßt oder denkt einen Gedanken. Wenn man einen Gedanken faßt oder denkt, so schafft man ihn nicht, sondern tritt nur zu ihm, der schon vorher bestand, in eine gewisse Beziehung, die verschieden ist von der des Sehens eines Dinges und von der des Habens einer Vorstellung.

Weblinks

Commons: Gottlob Frege - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Gottlob Frege – Quellen und Volltexte