Bhakti

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Bhakti (skrt., f., भक्ति, bhakti, Hingabe, Liebe) bezeichnet im Hinduismus im weiteren Sinne Liebe zu einem personalen Gott, und im engeren Sinne die Andachtspraxis einer betont emotionalen Hinwendung zu einem personalen Gott.

Seit dem 6./7. Jahrhundert in Südindien und seit dem 15. Jahrhundert in Nordindien waren es vor allem die Bhakti-Bewegungen, die gegen die Macht der Tempel und der Priester Stellung bezogen. Bhakti, die liebende Zuwendung, kennzeichnet die Beziehung zwischen Mensch und Gott, welche das vedische Opfer ablöste und zugleich die intellektuelle Suche nach erlösendem Wissen in eine starke emotionale Beziehung einbindet. Das abstrakte Brahman der Upanishaden wird in Göttern wie Krishna, Shiva, Devi oder auch dem Guru als deren Repräsentanten, zur ansprechbaren Person. Ein Beispiel hierfür wäre die Lehre der Bhagavad Gita: hier bekommt der Yoga, der zunächst nur die Disziplinierung der eigenen Sinne und Gedanken zum Ziel hatte, die Anbindung oder Identifikation des Individuums mit Gott durch Liebe zum Ziel (Bhakti-Yoga). Die anderen drei Yogawege sind: Jnana Yoga (Weg der Erkenntnis), Karma Yoga, (Erlösung durch Taten ohne Anhaftung) und Raja Yoga, („Königsyoga“). Bhakti Yoga ist somit als ein gefühlsbetonter Gegenpol zum eher intellektuellen Weg des Jnana Yoga zu sehen, der Wissen und Erkenntnis in den Vordergrund stellt.

Sri Aurobindo zu Bhakti

Auch im Integralen Yoga von Sri Aurobindo kann die Liebe zu einem Persönlichen Gott von großer Bedeutung sein. Um jedoch die Zielsetzung einer transzendenten Weltflucht zu vermeiden, wird in dieser Lehre empfohlen, diese Empfindungen und Gefühle auch auf die Gemeinschaft Gleichgesinnter und weiterhin auf alle Menschen, alle Geschöpfe und alle Erscheinungen des diesseitigen Kosmos auszuweiten.

Bhakti im Buddhismus

Auch in Traditionen, die nicht auf die Verehrung eines personalisierten Gottes ausgerichtet sind (Buddhismus), ist die Bhakti wichtiger Bestandteil der religiösen Praxis. Hier sollte sich der Gläubige aber bewusst sein, dass die personalisierten Götter (bzw. Buddha-Formen, siehe Tara, Avalokiteshvara) etc. aus der „Leere“ bzw. aus dem eigenen Geist hervorgehen und bei fortschreitender spiritueller Entwicklung wieder in diesen „zurückkehren“ werden.

Rudolf Steiner und Bhakti

Heinz Grill sieht – in tiefer Sinnbedeutung des Begriffes – die Fähigkeit der Hingabe und liebenden Verehrung, bhakti, bei Rudolf Steiner auf eine höchste Stufe entwickelt:

„Rudolf Steiner besaß diese Fähigkeit der Hingabe in einem umfassenden Maße, denn er konnte sich auf feinfühligste, tiefe und präzisierte Weise in die Geheimnisse der Weltenschöpfung und ganz besonders in andere Menschen sowie in wissenschaftliche Gebiete hineinversetzen. Die besondere Gabe, sich selbst zu überwinden und den Wesensurgrund einer anderen Person oder einer Seele, die im Nachtodlichen lebt, wesenhaft und scharfsinnig zu beobachten, entwickelte er auf eine höchste Stufe. Es ist dies eine unmittelbare und reine Form des bhakti-Yoga. Sie wird für die Zukunft von Bedeutung sein.“[1]

Literatur

  • Swami Nikhilananda: Hinduism. London: George Allen and Unwin, 1958
  • D.S. Sarma: Hinduism through the ages. Bharatiya Vidya Bhavan, 1973
  • Walther Eidlitz: Der Sinn des Lebens. Norderstedt: Books on Demand GmbH, 2001; ISBN 3-8311-3112-0
  • Ram Adhar Mall: Der Hinduismus – Seine Stellung in der Vielfalt der Religionen. Darmstadt: Primus Verlag, 1997; ISBN 3-89678-057-3

Einzelnachweise

  1. Ein Entwicklungssprung in der Menschheit wird sich erstmals kundtun. Jahresausblick auf 2024 – Teil 5 vom 30. Dezember 2023, abgerufen am 31. Dezember 2023.
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