Christlicher Schulungsweg und Carl Gustav Jung: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''christliche Schulungsweg''' (auch '''christlich-gnostischer''' oder '''christlicher Einweihungsweg''' genannt) gründet sich auf das intensive [[gefühl]]smäßige Nacherleben des Leidensweges Christi, wie er namentlich im [[Johannesevangelium]] geschildert wird. Dadurch wird vor allem die [[Gemütsseele]] reich ausgebildet.
[[Datei:CGJung.jpg|mini|Carl Gustav Jung
[[Datei:Carl Jung signature.svg|rahmenlos|Unterschrift von Carl Gustav Jung]]]]


== Die Vorbereitung ==
'''Carl Gustav Jung''' (* 26. Juli 1875 in Kesswil, Schweiz; † 6. Juni 1961 in Küsnacht, Schweiz), meist kurz ''C. G. Jung'', war ein Schweizer [[wikipedia:Psychiater|Psychiater]] und der Begründer der [[Analytische Psychologie|analytischen Psychologie]].


Die ausgedehnte [[Meditation]] über die ersten fünf Sätze des [[Johannesevangelium]]s geht dem Einweihungsweg voran:
== C.G. Jungs Typologie ==
[[Bild:Psychische Basisfunktionen Jung-de.svg|thumb|left|Die psychischen Basisfunktionen nach Jung]]
[[Bild:Persona.svg|right|250px|thumb|Typisch männliche Einstellung der '''Persona''', bei der das äußere Ich dem objektiven Denken, das innere jedoch der subjektiven Gefühlswelt zugewandt ist. Die Hauptfunktion, das Denken, beherrscht hier die Ich-Hülle, die ''Persona''. Die minderwertige Funktion, das Fühlen, kommt hier der '''Anima''' zu.]]
Die von Jung entwickelte Typologie psychologischer Typen und/oder psychischen Einstellungen zum Leben hat auch außerhalb der an Jung orientierten Forschung und Rezeption Aufmerksamkeit und Anerkennung bis in den Alltag hinein gefunden. Die Unterscheidung zwischen Menschen mit extravertierter und introvertierter Einstellung geht auf Jung zurück. Jung kombiniert diese Grundunterscheidung mit den Anpassungs- oder Orientierungsfunktionen Intuition, Empfindung,[[Fühlen]] und Denken, wodurch sich acht bzw. 16 verschiedene Einstellungen des Individuums zu sich selbst und zur Welt ergeben, die bei jedem Menschen in individueller Mischung vorkommen. <ref>C.G. Jung: Gesammelte Werke, Bd. 6. Psychologische Typen. / Jolande Jacobi: Die Psychologie von C.G. Jung, Seite 20ff.</ref>


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"Diese vier Funktionstypen, die beim Individuum durch die jeweilige Vorherrschaft der einen oder der anderen Funktion feststellbar sind, haben in dieser Form natürlich nur in der Theorie Gültigkeit. Im Leben kommen sie fast niemals rein vor, sondern mehr-minder als Mischtypen (...) Ein reiner Denktypus war z.B. [[Kant]], wogegen [[Schopenhauer]] schon als intuitiver Denktypus bezeichnet werden muß. Die Funktionen, aber nur die 'benachbarten', können also vielfach als Mischtypen auftreten, und wenn sie so in Mischtypen mit geringerem oder größerem Überwiegen der einen Funktion erscheinen, machen sie die Zuordnung des Individuums zu einem Funktionstypus außerordentlich schwierig." (Jacobi, S. 26)
1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.  


4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. ([http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/1.html#1,1 Joh 1,1])
Nach Jung sind Empfindung und Intuition irrationale Funktionen, Denken und Fühlen rationale Funktionen. Das Fühlen in diesem rationalen Sinne ist mit einem Werturteil verbunden, z.B. einem Geschmacksurteil, was in einer Situation passendes Verhalten sei, oder mit Bezug auf das eigene Wohlergehen, das Gefühl, ob einem der Besuch einer bestimmten Party am Wochenende gut tun würde. Denken ist eine Orientierungsfunktion, die über eine geschlossene begriffliche Ordnung der Welt verfügt, die auch einer Leitidee untergeordnet sein kann. Ein jedes Ding oder Ereignis hat in solchem System seinen Platz und erfährt einen entsprechenden Umgang. Der Empfindungstyp orientiert sich mehr an dem, was sich ihm empirisch zu zeigen scheint. Er beobachtet genau, und beachtet subtile Differenzen, die ihm Information oder auch ästhetischen Genuß liefern. Der intuitive Typus orientiert sich mittels der Erfassung von Ganzheiten, spontanen Eingebungen, was es mit einem Vorfall oder Menschen auf sich habe. So kann z.B. ein machtbewußter Mensch im Umgang mit anderen möglicherweise intuitiv spontan erkennen, welche Menschen seinen Machtanspruch gefährden, und welche für seine Vorhaben ungefährlich sind.
</div>


Vier [[Tugend]]en muss man zuvor erwerben, um den christlichen Einweihungsweg gehen zu können:
Die Anordnung der vier Grundtypen im Kreis ist also nicht beliebig. Die vier Mischtypen sind "Empirisches Denken", "Intuitives spekulatives Denken", "Empfindendes Fühlen" und "Intuitives Fühlen". Dabei kann so eine Mischung ausgeglichen sein, oder aber eine Funktion überwiegen, was meist der Fall ist. Die gegenüber liegenden Kombinationen Denken und Fühlen, oder Empfinden und Intuieren kommen gemäß dieser Lehre nicht vor. Meist ist eine Funktion sehr gut entwickelt, und eine weitere Hilfsfunktion zusätzlich in geringerem Maße, während die gegenüberliegende Funktion die minderwertige (i.S.v. unentwickelt, eher unbewußt, unterdrückt, unspezialisiert etc.) Funktion ist. Die Extraversion oder Intraversion liegt jeweils auf einer Hälfte des Kreises. Die gegenüberliegende Funktion Fühlen ist bei einem extravertierten Denktypus z.B. introvertiert. Wenn die entwickelte Denkfunktion introvertiert ist, ist entsprechend dann die Funktion des Fühlens extravertiert.


:# Einfalt
Diese grundsätzlichen Funktionstypen und Einstellungen bilden die Basisbausteine für C.G. Jungs psychologische Struktur- und Entwicklungslehre. Weitere Konzepte bzw. in empirischer Hinsicht vorkommende Persönlichkeitsaspekte sind [[Persona_(C.G._Jung)|Persona]], [[ Anima_(Archetypus)|Anima - bzw. Animus]], der [[Schatten_(Archetypus)|Schatten]] sowie das [[Selbst_(Archetypus)|Selbst]]. Die Integration zunächst der minderwertigen Funktion und des Schattens, und dann der Anima bzw. dem Animus kann zur Selbstfindung und [[Individuation]] führen.
:# Kein Wohlgefallen an den religiösen Übungen
:# Der Verzicht, irgendetwas seiner eigenen Tüchtigkeit zuzuschreiben
:# Ergebenheit in das Schicksal.


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== Das kollektive Unbewusste und seine Archetypen ==
"Vier Dinge sind entschieden notwendig, damit überhaupt der christliche Joga möglich sein kann. Das erste ist die Einfalt. Dies ist eine christliche Tugend. Man muß sich klarwerden, daß man im Leben in mannigfaltiger Weise solche Erfahrungen macht, durch die man seine Unbefangenheit verliert. Fast jeder Mensch ist befangen. Die einzigen unbefangenen Antworten auf Fragen sind die der Kinder. Aber sie sind auch töricht dabei, weil die Kinder noch nichts wissen. Man muß aber lernen, weise zu sein und unbefangen, kindhaft unbefangen mit der Erfahrung. Das nennt man im Christentum die Einfalt.
[[Datei:Carl Gustav Jung.jpg|mini|Carl Gustav Jung (Zeichnung von unbekannter Hand)]]


Die zweite Tugend, die man sich erwerben muß, besteht darin, daß man als christlicher Mystiker das abstreifen muß, was viele Menschen haben, nämlich das innere Wohlgefühl an religiösen Übungen. Man muß nicht mehr aus Eigenbefriedigung sich den Übungen hingeben, sondern weil es der Übungsweg erfordert. Alles Wohlgefühl an religiösen Übungen muß schweigen.  
Nach der Jung sind die Archetypen Manifestationen des [[kollektives Unbewusstes|kollektiven Unbewußten]].  


Die dritte Tugend ist noch schwieriger. Sie besteht darin, daß man absolut darauf verzichtet, irgend etwas seiner eigenen Tüchtigkeit zuzuschreiben. Man muß dagegen lernen, alles der göttlichen Kraft zuzuschreiben, dem Verdienste Gottes, der durch uns wirkt. Ohne das kann man nicht christlicher Mystiker werden.
Um zu verdeutlichen was er unter dem Archetypus verstand, brachte Jung gern das Beispiel
mit dem in der Mutterlauge vorhandenen, aber nicht sichtbaren Kristallgitter, das erst durch das Anschießen der Ionen und Moleküle als Kristall in Erscheinung tritt. Die so entstandenen Kristalle
basieren zwar alle auf der präformierten Strukturmatrize (dem Kristallgitter), aber treten als sichtbare Erscheinung in den unterschiedlichsten Formen auf (vergleichbar mit dem Bild des Archetypus, welches dann im Bewusstsein erscheint). <ref>[[Wikipedia:Aniela Jaffé|Aniela Jaffé]]: ''Der Mythus von Sinn: im Werk von C.G. Jung'', 3. Aufl., Daimon-Verlag 1983, Seite 21-22 [http://books.google.com/books?id=IHWJ5gZ0ytoC&pg=PA21&dq=%22Um+den+Unterschied+zwischen+dem+Archetypus%22&hl=de&sa=X&ei=jdgkUZyIAa3h0wGT74HIAQ&ved=0CCYQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Um%20den%20Unterschied%20zwischen%20dem%20Archetypus%22&f=false Buch bei Google Books] </ref> 


Als vierte Tugend muß man die geduldige Ergebenheit in das erreichen, was den Menschen auch immer treffen mag. Alles Sorgen und Fürchten muß man ablegen, allem gegenüber gewappnet sein, dem Besten und dem Schlechtesten gegenüber.
Jung erkannte in Träumen vier Hauptkategorien von archetypischen Symbolen:
* den ''[[Schatten_(Archetypus)|Schatten]]'', welcher der Ich-Sphäre zuzurechnen ist und unterdrückte oder verdrängte Persönlichkeitsanteile enthält, bzw. den „dunklen [[Doppelgänger]]“, der die verdrängte Seite der Persönlichkeit symbolisiert und in den Träumen den Helden oder die Heldin verfolgt als Zeichen, dass die unterdrückten Teile der Persönlichkeit bewußt werden "möchten" und integriert werden sollten
* die Sirene, Liebesgöttin oder Sophia ''[[Animus und Anima|Anima]]'' und der Liebhaber bzw. der Märchenprinz ''Animus'', die eigenen gegengeschlechtlichen psychischen Anteile der Persönlichkeit, fordern beim Auftreten im Traum jeweils zur Integration der jeweils andersgeschlechtlichen Eigenschaften im Leben auf
* den ''alten Weisen'' oder ''die alte Weise'', die Weisheitsschicht der Psyche,
* und den Archetyp des ''[[Selbst_(Archetypus)|Selbst]]'', welcher sowohl Ich als auch Unbewusstes umfasst, Zentrum und Umfang der Gesamtpsyche darstellt und die zentrale Selbststeuerungs- und Entwicklungsinstanz der Psyche ist.


Wenn man solche Tugenden nicht bis zu einem gewissen Grade ausgebildet hat, kann man nicht hoffen, christlicher Mystiker zu werden. Diese Vorbereitung befähigt, die sieben Stufen des christlichen mystischen Weges durchzumachen. {{Lit|GA 97, S 23}}
{{"|Der <<Archetypus an sich>> ist unerkennbar; er stellt eine <<hypothetische unanschauliche Vorlage>> dar.}}
</div>
<ref>C. G. Jung: ''Archetypen des koll. Unbewußten'', GW IX 1, Seite  15. Zitiert nach: Aniela Jaffé: ''Der Mythus von Sinn: im Werk von C.G. Jung'', 3. Aufl., Daimon-Verlag 1983, Seite 22  (Das erweiterte Originalzitat aus Jung, Gesammelte Werke: Fußnote 8 Seite 15, lautet: "Man muß, um genau zu sein, zwischen 'Archetypus' und 'archetypischen Vorstellungen' unterscheiden. Der Archetypus stellt an sich eine hypothetische, unanschauliche Vorlage dar, wie das in der Biologie bekannte 'pattern of behavior'. Siehe dazu [Jung,] Theoretische Überlegungen zum Psychischen.[GW VIII]" Fußnote 8 ist am Ende des folgenden Satzes eingefügt: "Der Archtypus stellt wesentlich einen unbewußten Inhalt dar, welcher durch seine Bewußtwerdung und das Wahrgenommenwerden verändert wird, und zwar im Sinne des jeweiligen individuellen Bewußtseins, in welchem er auftaucht.")</ref> 
{{"|Ob die seelische Struktur und ihre Elemente, eben die Archetypen, überhaupt je entstanden sind, das ist eine Frage der Metaphysik und daher nicht zu beantworten.}}  
<ref>C. G. Jung: '' Mutterarchetypus '', GW IX 1, Seite  114 f. Zitiert nach: Aniela Jaffé: ''Der Mythus von Sinn: im Werk von C.G. Jung'', 3. Aufl., Daimon-Verlag 1983, Seite 21 </ref>


== Die 7 Stufen des christlichen Schulungswegs ==
Diese eher ernüchternden Aussagen Jungs lassen vermuten, dass er die höheren Bewusstseinsstufen ([[Überpsychisches Bewusstsein]] und [[Spirituelles Bewusstsein]]) nicht kannte.
<ref>Wenn es um den Vergleich von Rudolf Steiner und C.G. Jung geht, macht [[Gerhard Wehr]] hingegen folgende Aussage: {{"|Fatal wird sich auswirken, wenn man einer Gestalt wie Steiner im Gegenüber zu Jung eine „höhere“ Erkenntnisqualität beimisst.}} (info3 Januar 2011 [http://www.info3.de/c5-style/magazin/info3/archiv/2011/januar/dialoge-koennen-nur-auf-augenhoehe-gelingen/ Text])</ref> 
Er erkannte nur {{"|wie sich die betreffenden Tatsachen, auf die Ebene der [[Psychisches Bewusstsein|Imagination]] projiziert, abbilden.}}
<ref>[[Hans Erhard Lauer]]: ''Die Rätsel der Seele'', 2. Aufl. 1964, S. 109f. (Siehe dazu auch [[Carl Gustav Jung#Analytische Psychologie und Anthroposophie im Vergleich|Analytische Psychologie und Anthroposophie im Vergleich]]) </ref>
Ähnlich wie Kant,
<ref>{{"|C.G. Jung war stark von Kant beeinflusst, den er schon in seiner Sudienzeit studiert hatte...Jung hat sich Zeit seines Lebens streng an die Grenzen der Erkenntnis gehalten, obwohl man ihm gerade Grenzüberschreitungen in Richtung der Metaphysik zum Vorwurf machte.}} (Alfred Ribi (Studienleiter am Jung-Institut): ''Neurose - an der Grenze zwischen krank und gesund: Eine Ideengeschichte zu den Grundfragen des Menschseins'', Springer  2011, [http://books.google.com/books?id=gxnUPyyc5uEC&pg=PA47&lpg=PA47&dq=%22C.+G.+Jung+war+stark+von+Kant+beeinflusst%22&source=bl&ots=mMiMjcIXbF&sig=RQ1SiKMlG88kA_ZrAQHX60vlS4Q&hl=de&sa=X&ei=HJE7Uf-IOIb9ygGhhIB4&ved=0CBoQ6AEwAA#v=onepage&q=%22C.%20G.%20Jung%20war%20stark%20von%20Kant%20beeinflusst%22&f=false Text]) </ref>
der es das [[Ding an sich]] nennt, sprach er von etwas für den Menschen unerreichbaren.


Der christliche Einweihungsweg umfaßt sieben Stufen, in deren jede man sich monatelang einleben muss, ehe man zur nächsten weiterschreiten kann:
=== Persona und Schatten ===
[[Datei:Jung_1910-rotated.jpg|thumb|Carl Gustav Jung (1910)]]
Die [[Persona]] (griech. = Maske) ist diejenige Seite der Persönlichkeit, die der sozialen Umwelt zugewandt ist. Sie manifestiert sich akut in allen Situationen, in denen "man sich zeigt", auf die Straße tritt z.B., ist aber auch sonst allgegenwärtig, als eine Fassung des Selbstverständnisses, die der Mensch oft nicht mal in der privaten Kammer für sich allein ablegen kann. Sie enthält all die vermeinten guten oder vorteilhaften, meist bewußten und differenzierten Eigenschaften, die sich ein Mensch zuschreibt, mit denen er sich identifiziert, und hält andere Züge der Persönlichkeit, die "dunklen", meist unbewußt, im ''Schatten''. Diese Polarität korrespondiert mit der entwickelten Anpassungsfunktion und der polaren minderwertigen, unentwickelten Funktion. Ein Professor z.B. hat typischerweise eine Persona, die seine intellektuelle Kompetenz herausstreicht, die Anpassungsfunktion des Denkens ist gut entwickelt und ist Hauptbestandteil der Persona. Die Gefühlsfunktion ist bei solchem Typus dann entsprechend minderwertig (gemäß den Ansprüchen der Persona), undifferenziert und unentwickelt, meist unbewußt verdrängt, versteckt, und dem Schatten zugehörig.


:#Fußwaschung - man entwickelt umfassende Dankbarkeit gegenüber den Naturreichen, die unter einem stehen; schließlich entfaltet sich die Vision der Fußwaschung und die Füße fühlen sich wie von Wasser umspült.
Man kann zwar den Schatten nicht mit dem kleinen [[Hüter der Schwelle]], wie ihn Rudolf Steiner beschreibt, gleichsetzen, aber auf dem Weg zur [[Individuation]], wie ihn Jung mit seiner Psychologie beschreibt, hat die Konfrontation mit dem Schatten eine vergleichbare Bedeutung, wie sie auf dem [[Schulungsweg]] für den Jünger mit dem kleinen Hüter der Schwelle gegeben ist.
:#Geißelung - man lernt aufrecht alle Hindernisse und Leiden des Lebens ertragen; allmählich schaut man die Vision der Geißelung und spürt am ganzen Körper brennenden, juckenden Schmerz.
:#Dornenkrönung - man lernt ertragen, wie einem selbst das Heiligste mit Spott und Hohn übergossen wird; in der Vision sieht man sich selbst mit der Dornenkrone und empfinden einen stechenden äußeren Schmerz am Kopf.
:#Kreuzigung - der eigene Körper wird als fremd empfunden, als Kreuz, das man zu tragen hat; man arbeitet so bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]] hinein, um diesen so lebendig zu machen, dass er eine ein Anziehungskraft zum [[Phantom]]leib des [[Christus]] entwickelt, der sich auf [[Golgatha]] bei der [[Auferstehung]] aus dem Grab erhoben hat. Am Körper zeigen sich die Wundmale ([[Stigmatisierung]]) von leichten Rötungen bis zu wirklich blutenden Wunden.
:#mystischer Tod - der [[Leib]] wird nun als Mutter und das verwandelte niedere [[Ich]] als Jünger erlebt, zu dem der Christus - als das höhere Ich in uns im Sinne des paulinischen Wortes: "Nicht ich, sondern der Christus in mir!" - sagt: "Siehe, das ist deine Mutter." Auch das Bild der [[Hochzeit zu Kana]] ist mit dieser Stufe verbunden (siehe unten). Nun zerreißt der Vorhang, der die [[geistige Welt]] verhüllt, man begegnet dem [[Hüter der Schwelle]], wird hellsichtig auf dem [[Astralplan]] und erlebt den Abstieg zur [[Hölle]], wie er etwa im [[Nikodemus-Evangelium]] oder in [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]] angedeutet wird.
:#Grablegung und Auferstehung - man empfindet sich vereint mit der ganzen Erdennatur und zutiefst vereinigt mit dem Christus, der gesagt hat: "Die mein Brot essen, die treten mich mit Füßen."
:#Himmelfahrt - um diese Stufe zu erleben, muss man gelernt haben, ohne das Werkzeug des physischen [[Gehirn]]s zu denken.


== Der mystische Tod und die mystische Hochzeit ==
=== Anima und Animus ===
Nach der Integration des Schattens ist der Weg zur Selbstfindung frei für die Begegnung des männlichen Menschen mit der Anima, des weiblichen Menschen mit dem Animus. Anima und Animus liegen wie der Schatten polar zur Persona. Für den entwickelten Menschen, der individuiert ist, stellt die integrierte Anima bzw. der Animus ein imaginatives Wahrnehmungsorgan dar, Anima bzw. Animus sind insofern das Tor zur geistigen Welt. Diese Auffassung Jungs korrespondiert mit derjenigen von Rudolf Steiner, daß auf dem Schulungsweg Lust und Schmerz zu Wahrnehmungsorganen werden.
Die mystische Vereinigung der [[Seele]] mit der [[Astralwelt|astralen Welt]], die man auf der fünften Einweihungsstufe nach drei Tagen erreicht, wird okkult ''Hochzeit'' genannt. Das Johannesevangelium weist darauf hin in den Schilderungen der [[Hochzeit zu Kana]]. Das Verhältnis des [[Physischer Leib|physischen Leibs]] zum [[Astralleib]] ist wie das von Mutter zu Sohn:
Ein besonderes Kennzeichen der Individuation nach der Lehre Jungs ist, daß es da vorzugsweise um Vollständigkeit der Seelenentwicklung geht, nicht um Vollkommenheit. Vollständigkeit meint die allseitige Ausbildung der Fähigkeiten, d.h. Entwicklung aller vier Anpassungsfunktionen, zu einer Art Vollmenschlichkeit, statt einseitig an der Vervollkommnung etwa des Denkens oder des Fühlens zu arbeiten, und dabei die anderen Seelenfunktionen zu vernachlässigen. (Dies entspricht der Regel 20 von "[[Licht_auf_dem_Weg|Licht auf den Pfad]]").


<div style="margin-left:20px">
== Das «Rote Buch» ==
"Nun lesen Sie, wie dieser Vorgang bildlich, symbolisch im [http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/8.html#8,58 Johannes-Evangelium Kapitel 8, Verse 58 und 59], geschildert ist: «Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: ehe denn Abraham ward, bin ich. - Da hoben sie Steine auf, daß sie auf ihn würfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hindurchstreichend», durch die Hindernisse. Damit endet das achte Kapitel. Das ist der Vorgang des Heraustretens des Astralleibes aus dem physischen Leibe. Gewöhnlich dauert solch ein Vorgang, ein letzter Akt, der zu diesem Heraustreten führt, um den Menschen völlig sehend zu machen, drei Tage. Wenn diese drei Tage um sind, dann erlangt der Mensch ein ebensolches Bewußtsein auf dem astralen Plan wie früher auf dem physischen Plan. Dann vereinigt er sich mit der höheren Welt.


Man nennt in der okkulten Sprache diese Vereinigung mit der höheren Welt die Hochzeit der Seele, die mit den Mächten der höheren Welt geschlossen ist. Wenn man herausgetreten ist aus dem physischen Leib, dann steht der physische Leib einem gegenüber wie dem Kinde, wenn es Bewußtsein haben könnte, bei der Geburt gegenüberstehen würde die Mutter, aus der es herausgeboren ist. So steht der physische Leib einem gegenüber, und es kann ganz gut der astralische Leib zum physischen Leibe sagen: Dies ist meine Mutter. Wenn er seine Hochzeit gefeiert hat, dann kann er das sagen, dann blickt er zurück auf die früher vorhanden gewesene Vereinigung. Nach drei Tagen kann das geschehen. So ist der okkulte Vorgang für den Astralplan. [http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/2.html#2,1 Kapitel 2, Vers 1], heißt es: «Und am dritten Tage ward eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da.» Das ist der bildliche Ausdruck für das, was ich eben gesagt habe. Am dritten Tage geschah das. {{Lit|GA 94, S 198}}
Jung begann in der Zeit nach der Trennung von Sigmund Freud ein Experiment mit sich selbst, das später als «Auseinandersetzung mit dem Unbewussten» bekannt wurde. Über viele Jahre hielt er seine Phantasien, die er später «aktive Imaginationen» nannte (das ist eine von Jung entwickelte «Technik, um den inneren Vorgängen auf den Grund zu kommen», «Emotionen in Bilder zu übersetzen», «Phantasien, die [ihn] unterirdisch bewegten, zu fassen»<ref>C. G. Jung: ''Erinnerungen, Träume, Gedanken.'' Aufgezeichnet und herausgegeben von [[Aniela Jaffé]]. Sonderausgabe, 15. Auflage. Düsseldorf 2007, S.&nbsp;175, S.&nbsp;181 f. und 387.</ref>), als Notizen und Skizzen in «Schwarzen Büchern» (Notizbüchern) fest. Diese überarbeitete er später, ergänzte sie mit Reflexionen und übertrug sie zusammen mit Illustrationen in kalligraphischer Schrift in ein rot gebundenes Buch, das er als «LIBER NOVUS» betitelte. Auf Basis dieser inneren Erlebnisse bei seiner Konfrontation mit dem Unbewussten entwickelte Jung später seine bekannten Theorien.<ref>C. G. Jung: ''Das Rote Buch. LIBER NOVUS.'' Herausgegeben und eingeleitet von Sonu Shamdasani. Vorwort von Ulrich Hoerni. Patmos, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-42132-5, Vorwort, S.&nbsp;9.</ref>
</div>


== Die Erkenntnis der Reinkarnation wird ausgeschlossen ==
Der ''Geist der Tiefe'', wie ihn Jung nennt, eröffnet ihm durch die Verschmelzung von Sinn und Widersinn den Blick auf den ''Übersinn'', der alles zeitliche Verstandeswissen übersteigt und die Brücke zu dem Kommenden bildet, den ''kommenden Gott'', als dessen Bild sich der Übersinn offenbart.


Der christliche Einweihungsweg unterscheidet sich von allen anderen Wegen dadurch, dass innerhalb dieses Weges der Mensch ''nicht'' durch eigene Anschauung zur Erkenntnis von [[Reinkarnation]] und [[Karma]] kommen kann, aber es wird so bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]] hineingearbeitet, dass eine Anziehungskraft zu dem aus dem Grabe auferstandenen [[Phantom]]leib des [[Christus]] entwickelt wird. Es war durchaus notwendig, dass der Mensch wenigstens einmal eine Inkarnation durchlebte, in der er keine Kenntnisse der früheren Erdenleben hatte - und das gilt auch für den christlichen Eingeweihten:
{{Zitat|Wenn ich im Geiste dieser Zeit rede<ref>In Goethes Faust sagt Faust: »Was ihr den Geist der Zeiten heißt, / Das ist im Grund der Herreneigner Geist, / In dem die Zeiten sich bespiegeln.« (Faust 1, Zeilen 577 ff.)</ref>, so muss ich
sagen: Niemand und nichts kann rechtfertigen, was ich euch verkünden
muss. Rechtfertigung ist mir überflüssig, denn ich habe keine
Wahl, sondern ich muss. Ich habe gelernt, dass außer dem Geiste
dieser Zeit noch ein anderer Geist am Werke ist, nämlich jener, der
die Tiefe alles Gegenwärtigen beherrscht.<ref>Im ''Entwurf'' heißt es weiter: »Da sagte Einer zu mir, der mich nicht kannte, dem es aber offenbar zukam, es zu wissen: >Was für eine merkwürdige Aufgabe hast du! Du musst den Menschen all dein Innerstes und Unterstes enthüllen<. / Eben dagegen sträubte ich mich, denn ich hasste nichts so sehr als dieses, das mir als Unkeuschheit und Frechheit erschien.« (S. 1)</ref> Der Geist dieser Zeit möchte von Nutzen und Wert hören. Auch ich dachte so, und mein
Menschliches denkt immer noch so. Aber jener andere Geist zwingt
mich dennoch zu reden, jenseits von Rechtfertigung, Nutzen und
Sinn. Erfüllt von menschlichem Stolze und verblendet vom vermessenen
Geiste dieser Zeit suchte ich lange, jenen andern Geist von
mir zu halten. Aber ich bedachte nicht, dass der Geist der Tiefe seit
alters und in alle Zukunft hinaus die höhere Macht besitzt, als der
Geist dieser Zeit, der mit den Generationen wechselt. Der Geist der
Tiefe hat allen Stolz und allen Hochmut der Urteilskraft unterworfen.
Er nahm den Glauben an die Wissenschaft von mir, er raubte
mir die Freude des Erklärens und Einordnens, und er ließ die Hingabe
an die Ideale dieser Zeit in mir erlöschen. Er zwang mich hinunter
zu den letzten und einfachsten Dingen.


<div style="margin-left:20px">
Der Geist der Tiefe nahm meinen Verstand und alle meine
"Damit der Mensch sich dachte, die eine Inkarnation sei die einzige, dazu war notwendig, daß etwas das Gehirn von der Erkenntnis von den höheren Prinzipien im Menschen, von Atma, Buddhi, Manas und von der Erkenntnis der Reinkarnation abschnitt. Dazu wurde den Menschen der Wein gegeben. Früher war bei allem Tempelkultus nur das Wasser gebraucht worden. Dann wurde der Gebrauch des Weines eingeführt, und sogar ein göttliches Wesen, Bacchus, Dionysos, war der Repräsentant des Weines. Der tiefsteingeweihte Jünger, Johannes, enthüllt in seinem Evangelium, was der Wein für die innere Entwickelung bedeutet. Bei der Hochzeit von Kana in Galiläa wird das Wasser in Wein verwandelt. Durch den Wein wurde der Mensch so zubereitet, daß er die Reinkarnation nicht mehr verstand. Damals wurde das Opferwasser in Wein verwandelt, und wir sind jetzt wieder dabei, den Wein in Wasser zu verwandeln. Wer hinaufkommen will in die höheren Gebiete des Daseins, der muß sich jeden Tropfens Alkohol enthalten. {{Lit|GA 97, S 22}}
Kenntnisse und stellte sie in den Dienst des Unerklärbaren und des
</div>
Widersinnigen. Er raubte mir Sprache und Schrift für alles, das
nicht im Dienste dieses einen stand, nämlich der Ineinanderschmelzung von Sinn und Widersinn, welche den Übersinn ergibt.


== Der christliche Einweihungsweg und die 9 Schichten des Erdinneren ==
''Der Übersinn aber ist die Bahn, der Weg und die Brücke zum Kommenden.''


[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass sich die ersten 7 Schichten des [[Erdinneres|Erdinneren]] dem geistigen Blick eröffnen, wenn man die 7 Stufen des christlichen Einweihungsweges durchschreitet, durch den man alles das erkennen kann, was mit den Verfehlungen der [[Empfindungsseele]] und der [[Verstandesseele]] zusammenhängt. Damit korrespondieren die 7 oberen Schichten des Erdinneren. Nicht erreicht man auf diesem Weg das eigentlich [[Das Böse|Böse]], das mit der [[Bewusstseinsseele]] zusammenhängt. Dazu sind zwei weitere Schritte nötig. Auf der siebten Stufe kann man allerdings auch bis zu einem gewissen Grad in die achten Schicht eindringen, die von Steiner auch als [[Zersplitterer]] bzw. als die [[Kainsschicht]] bezeichnet wird, in der alle moralischen Qualitäten in ihr Gegenteil verkehrt werden. Erst durch die Bewusstseinsseele kann der Mensch aus eigenem Entschluss böse werden – bis dahin ist er Opfer der [[luziferisch]]en und [[ahrimanisch]]en Verführer. Im Ausgleich dazu wird der Mensch aber auch erst durch die Bewusstseinsseele fähig, selbsttätig [[Moral]] zu schaffen. Rudolf Steiner hat mit seinem in der [[Philosophie der Freiheit]] geprägten Begriff der [[Moralische Intuition|moralischen Intuition]] darauf hingewiesen. Erst mit dem [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], in dem wir heute stehen, eröffnet sich dem Menschen die zweifache Perspektive: entweder [[Ahriman]] in sich aufzunehmen – wodurch es zur [[Inkarnation Ahrimans]] kommt - und sich ganz mit der Erdenschlacke zu verbinden – oder das [[Ich]] mit dem [[Christus]] zu erfüllen im Sinne des [[Paulus]]-Wortes ''"Nicht ich, sondern der Christus in mir!"''
''Das ist der kommende Gott. Nicht ist es der kommende Gott selber, sondern sein Bild, das im Übersinn erscheint. Gott ist ein Bild, und die ihn anbeten müssen ihn im Bilde des Übersinnes anbeten.''<ref>In ''Wandlungen und Symbole der Libido'' (1912) deutet Jung Gott als Symbol der Libido (vgl. S. 70). In seinem späteren Werk betonte Jung besonders die Unterscheidung zwischen der Gott-Imago und der metaphysischen Existenz Gottes (vgl. die in der 1952 erschienenen und überarbeiteten Ausgabe der ''Wandlungen'' hinzugefügten Passagen, in: GW 5, § 95 . Die Schrift erhielt nun den neuen Titel ''Symbole der Wandlung'').</ref>


== Details ==
''Der Übersinn ist nicht ein Sinn und nicht ein Widersinn, er ist Bild und Kraft in einem, Herrlichkeit und Kraft zusammen.''


<div style="margin-right:20px;">
''Der Übersinn ist Anfang und Ziel. Er ist Brücke von Hinübergehen und Erfüllung.''<ref>Die Wörter »hinübergehen«, »Übergang«, »Untergang« und »Brücke« kommen in Nietzsches ''Zarathustra'' vor, und zwar dort, wo vom Übergang des Menschen zum Übermenschen die Rede ist, z.B.; »Was groß ist am Mensch, das ist, daß er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang und ein Untergang ist. Ich liebe die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden.« (''Also sprach Zarathustra'',
"Wir wollen den rein christlichen Weg charakterisieren. Er ist der Methode nach in dem tiefsten christlichen Buche, das von den Vertretern der christlichen Theologie am wenigsten verstanden wird, im Johannes-Evangelium, vorgeschrieben, und dem Inhalte nach in der Apokalypse oder geheimen Offenbarung.
»Vorrede« 4. Die hervorgehobenen Wörter sind in Jungs Exemplar unterstrichen.)</ref>|C. G. Jung|''Das Rote Buch'', S. 229}}


Das Johannes-Evangelium ist ein wunderbares Buch; man muß es leben, nicht bloß lesen. Man kann es leben, indem man sich darüber klar ist, daß das, was darinnen steht, Vorschriften sind für das innere Leben und daß man sie in der richtigen Weise beobachten muß. Der christliche Weg verlangt von seinem Zögling, daß er das Johannes-Evangeliums als ein Meditationsbuch ansieht. Eine Grundvoraussetzung, die bei der Rosenkreuzer-Schulung mehr oder weniger fortfällt, ist die, daß man den strengsten Glauben hat an die Persönlichkeit des Christus Jesus. Man muß wenigstens die Möglichkeit des Glaubens in sich tragen, daß diese höchste Individualität, dieser Führer der Feuergeister der Sonnenzeit, als Jesus von Nazareth physisch verkörpert war; daß das nicht nur «der schlichte Mann aus Nazareth» war, nicht eine Individualität ähnlich wie Sokrates, Plato oder Pythagoras. Man muß seine grundsätzliche Verschiedenheit von allen ändern einsehen. Den Gottmenschen einzigartiger Natur muß man in ihm festhalten, wenn man eine rein christliche Schulung durchmachen will, sonst hat man nicht das richtige Grundgefühl, das weckend in der Seele auftritt. Dahei muß man wirklich glauben können an die ersten "Worte des Johannes-Evangeliums: «Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und ein Gott war der Logos» bis zu den Worten: «Und der Logos ward Fleisch und hat unter uns gewohnt.» Also derselbe Geist, der der Beherrscher der Feuergeister war, der mit der Umgestaltung der Erde verbunden war, den wir auch den Geist der Erde nennen, der hat wirklich unter uns gewohnt in einer fleischlichen Hülle, er war wirklich darinnen in einem physischen Leibe. Das muß man anerkennen. Kann man das nicht, dann mache man lieber eine andere Schulung durch. Wer aber in dieser Grundvoraussetzung sich die Worte des Johannes-Evangeliums bis zu der Stelle: «voller Hingabe und Wahrheit» jeden Morgen durch Wochen und Monate hindurch meditativ vor die Seele ruft, und zwar so, daß er sie nicht nur versteht, sondern daß er darin lebt, für den werden sie eine weckende Kraft für die Seele haben; denn dies sind nicht gewöhnliche Worte, sondern weckende Kräfte, die in der Seele andere Kräfte hervorrufen. Nur muß der Schüler die Geduld haben, sie immer wieder, jeden Tag, vor die Seele zu rufen. Dann werden die Kräfte, die die christliche Schulung braucht, durch Erweckung ganz bestimmter Gefühle wachgerufen. Der christliche Weg ist mehr ein innerlicher, während in der Rosenkreuzer-Schulung die Empfindungen an der Außenwelt entzündet werden.
Das «Rote Buch», entstanden von 1914 bis 1930, wurde 2009 im Rubin Museum of Art in New York erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu Lebzeiten hatte Jung es zurückgehalten, weil er - wohl nicht ganz unberechtigt - um sein wissenschaftliche Reputation fürchten musste. Im selben Jahr 2009 wurde das Buch erstmals im Druck herausgegeben. Das grossformatige, annähernd sieben Kilogramm schwere, in rotes Leder gebundene Werk ist in eigenartig feierlicher deutscher Sprache verfasst, in kunstvoller Kalligraphie mittelalterlicher Handschriften gehalten und mit farbenprächtigen Illustrationen versehen. In Europa wurde das Rote Buch 2010/2011 erstmals im [[Wikipedia:Museum Rietberg|Museum Rietberg]] in Zürich gezeigt.<ref name="test">[http://www.rietberg.ch/de-ch/ausstellungen/archiv.aspx Museum Rietberg – Ausstellungen – Archiv ''(Rückblick)'' – 2010 ''C. G. Jung – Das Rote Buch, 18. Dezember 2010 bis 20. März 2011'']</ref>


Der christliche Weg ist ein Weg durch Wachrufen von Gefühlen. Es sind sieben Stufen von Gefühlen, die wachgerufen werden müssen. Dazu kommen andere Übungen, die nur von Mensch zu Mensch gegeben werden und auf den einzelnen Charakter zugeschnitten sind. Unerläßlich ist es aber, das 13. Kapitel des Johannes-Evangeliums zu erleben, so zu erleben, wie ich es jetzt schildern will. Der Lehrer sagt zum Schüler: Du mußt ganz bestimmte Gefühle in dir ausbilden. Stelle dir vor: Die Pflanze wächst heraus aus dem Erdboden. Sie ist höher als der mineralische Erdboden, aus dem sie herauswächst, aber sie braucht ihn. Sie, das Höhere, könnte nicht sein ohne das Niedere. Und wenn die Pflanze denken könnte, so müßte sie zur Erde sagen: Zwar bin ich höher als du, doch ohne dich kann ich nicht sein — und dankbar müßte sie sich zu ihr hinneigen. Ebenso müßte es das Tier der Pflanze gegenüber tun, denn ohne Pflanze könnte es nicht sein, und ebenso der Mensch dem Tier gegenüber. Und wenn der Mensch höher gestiegen sein wird, dann muß er sich sagen: Niemals könnte ich auf meiner Stufe stehen ohne die niedere. Dankbar muß er sich neigen gegen sie, denn sie hat es ihm möglich gemacht, daß er bestehen kann. Kein Wesen auf der Welt könnte bestehen ohne das Niedere, dem es dankbar sein müßte. So auch konnte der Christus, das Höchste, nicht bestehen ohne die Zwölfe, und gewaltig ist das Gefühl des sich dankbar zu ihnen Hinneigens dargestellt im 13. Kapitel des Johannes-Evangeliums: Er, der Höchste, wäscht seinen Jüngern die Füße.
Ausgangspunkt war eine große [[Apokalypse|apokalyptische]] [[Vision]], die er das „Gesicht der Sintflut“ nannte, das ihn etwa in der Mitte seines Lebens erstmals im Oktober [[Wikipedia:1913|1913]] überfiel, und das er zunächst nicht zu deuten wusste und ihn an seinem Geisteszustand ernsthaft zweifeln ließ.  


Wenn man sich dies als Grundgefühl in der Menschenseele erwachend denkt, wenn der Schüler wochen- und monatelang in Betrachtungen und Kontemplationen lebt, die ihm dieses Grundgefühl in der Seele vertiefen, wie dankbar das Höhere herunterschauen soll zum Niederen, das es ihm möglich macht zu leben, dann erweckt man ein erstes Grundgefühl, und man hat es genügend durchkostet in dem Moment, wo gewisse Symptome auftreten: ein äußeres Symptom und eine innere Vision. Das äußere Symptom ist, daß der Mensch seine Füße wie von Wasser umspült fühlt; in einer inneren Vision sieht er sich selbst als Christus den Zwölfen die Füße waschen. Das ist die erste Stufe, die der Fußwaschung. Das ist nicht nur ein historisches Ereignis; ein jeder kann es erleben, das Ereignis des 13. Kapitels des Johannes-Evangeliums. Es ist ein äußerer symptomatischer Ausdruck dafür, daß der Mensch in seiner Gefühlswelt so weit hinaufgestiegen ist, um das erleben zu können, und er kann nicht in seiner Gefühlswelt so weit hinaufsteigen, ohne daß dieses Symptom auftritt.
{{Zitat|Es geschah im Oktober des Jahres 1913, als ich allein auf einer Reise begriffen war,
dass ich untertags plötzlich von einem Gesicht befallen wurde: ich sah eine
ungeheure Sintflut, die alle nördlichen und tiefgelegenen Länder zwischen der
Nordsee und den Alpen bedeckte. Sie reichte von England bis nach Russland und
von den Küsten der Nordsee bis fast zu den Alpen. Ich sah die gelben Wogen, die
schwimmenden Trümmer und den Tod von ungezählten Tausenden.


Die zweite Stufe, die Geißelung, macht man durch, wenn man sich in folgendes vertieft: Wie wird es dir ergehen, wenn von allen Seiten die Schmerzen und Geißelhiebe des Lebens auf dich einstürmen? Aufrecht sollst du stehen, stärken sollst du dich gegen alles, was das Leben an Leiden bietet, und ertragen sollst du es. — Das ist das zweite Grundgefühl, das durchgemacht werden muß. Das äußere Gefühl dafür ist ein Jucken und Zucken an allen Stellen des äußeren Leibes, und ein mehr innerer Ausdruck ist eine Vision, in der man sich selbst gegeißelt sieht, zuerst im Traum, dann visionär. Dann kommt das dritte, das ist die Dornenkrönung. Da muß man wochen- und monatelang die Empfindung durchmachen: Wie wird es dir ergehen, wenn du nicht nur die Leiden und Schmerzen des Lebens durchmachen sollst, sondern wenn sogar das Heiligste, deine geistige Wesenheit, dir mit Spott und Hohn übergössen wird? — Und wieder darf es kein Klagen sein, sondern klar muß es dem Schüler sein, daß er trotzdem aufrecht stehen muß. Seine innere Stärke-Entwickelung muß es ihm möglich machen, daß er trotz Hohn und Spott aufrecht steht. Was auch immer seine Seele zu vernichten droht, er steht aufrecht! Dann sieht er in einer inneren astralen Vision sich selbst mit der Dornenkrone und empfindet einen äußeren Schmerz am Kopfe. Das ist das Symptom, daß er weit genug in seiner Gefühlswelt vorgeschritten ist, um diese Erfahrungen machen zu dürfen.
Dieses Gesicht währte an die zwei Stunden, es verwirrte mich und machte mir übel.
Ich vermochte nicht, es zu deuten. Es vergingen darauf zwei Wochen, dann kehrte
das Gesicht wieder, noch heftiger als zuvor. Und eine innere Stimme sprach: „Sieh
an, es ist ganz wirklich, und es wird so sein. Du kannst nicht daran zweifeln. Ich
rang wiederum an die zwei Stunden mit diesem Gesicht, aber es hielt mich fest. Es
ließ mich erschöpft und verwirrt. Und ich dachte, dass mein Geist krank geworden
sei.<ref>Über diese Vision sprach Jung bei mehreren Gelegenheiten, wobei er unterschiedliche Einzelheiten hervorhobt: In seinem Seminar ''Analytische Psychologie'' von 1925 (S. 69), in dem Gespräch mit Mircea Eliade (siehe oben, S. 203) und in den Erinnerungen (S. 179). Jung war auf dem Weg nach Schaffhausen, dem Wohnort seiner Schwiegermutter, die am 17. Oktober ihren 75. Geburtstag feierte. Die Zugreise dorthin dauert etwa eine Stunde.</ref>


Das vierte ist die Kreuzigung. Da muß der Schüler wieder ein ganz bestimmtes Gefühl in sich entwickeln. Heute identifiziert der Mensch seinen Leib mit seinem Ich. Wer die christliche Einweihung durchmachen will, muß sich gewöhnen, seinen Leib so durch die Welt zu tragen, wie man einen fremden Gegenstand, etwa einen Tisch, trägt. Fremd muß ihm sein Leib werden. Wie ein Fremdes trägt er ihn zur Tür hinein, zur Tür hinaus. Wenn der Mensch in diesem Grundgefühl genügend weit vorgeschritten ist, zeigt sich ihm das, was man die Blutsprobe nennt. Gewisse Rötungen der Haut an bestimmten Stellen treten so auf, daß der Mensch die Wundmale Christi hervorrufen kann, an den Händen, den Füßen und an der rechten Seite der Brust. Wenn der Mensch durch die Wärme des Gefühls imstande ist, die Blutprobe in sich zu entwickeln, was das äußere Symptom ist, dann tritt auch das Innere, Astrale ein, daß der Mensch sich selbst gekreuzigt sieht.
Von da an kehrte die Angst vor dem ungeheuren Ereignis, das unmittelbar vor uns
stehen sollte, wieder. Einmal auch sah ich eine Meer von Blut über den nördlichen
Ländern.


Das fünfte ist der mystische Tod. Der Mensch schwingt sich immer mehr und mehr hinauf zu der Empfindung: Ich gehöre in die ganze Welt hinein. Ich bin so wenig ein selbständiges Wesen wie der Finger an meiner Hand. — Eingebettet fühlt er sich in die ganze übrige Welt, wie zu ihr gehörig. Dann erlebt er, als ob alles um ihn herum sich verdüstere, als ob eine schwarze Finsternis ihn einhülle, wie ein Vorhang, der sich um ihn verdichtet. Während dieser Zeit lernt der christlich Einzuweihende alles Leid und alle Schmerzen, alles Böse und alles Unheil, das der Kreatur anhaftet, kennen. Das ist das Hinabsteigen in die Hölle; das muß jeder erleben. Dann tritt etwas ein, wie wenn der Vorhang risse, und der Mensch sieht dann hinein in die geistigen Welten. Das nennt man das Zerreißen des Vorhangs.
Im Jahre 1914 im Monat Juni, zu Anfang des Monats und im
Ende, und im Anfang des Monats Juli hatte ich zu dreien Malen
denselben Traum: Ich war in einem fremden lande, und plötzlich,
über Nacht und zwar in der Mitte des Sommers, war eine unbegreifliche
und ungeheure Kälte aus dem Weltraum hereingebrochen,
alle Seen und Flüsse waren zu Eis erstarrt, alles lebendig
Grüne war erfroren.


Das sechste ist die Grablegung und Auferstehung. Wenn der Mensch so weit ist, muß er sagen können: Ich habe mich schon daran gewöhnt, meinen Leib als ein Fremdes anzusehen, aber jetzt betrachte ich alles auf der Welt als mir so nahestehend wie meinen eigenen Leib, der ja nur aus diesen Stoffen genommen ist. Eine jede Blume, ein jeder Stein steht mir so nahe wie mein Leib. — Dann ist der Mensch in dem Erdenplaneten begraben. Notwendig verbunden ist diese Stufe mit einem neuen Leben, mit dem Sich-vereinigt-Fühlen mit der tiefsten Seele des Planeten, mit der Christus-Seele, die da sagt: Die mein Brot essen, die treten mich mit Füßen.
Der zweite Traum war diesem ganz ähnlich. Der dritte Traum
im Anfang des Monats Juli aber war so:


Das siebente, die Himmelfahrt, läßt sich nicht beschreiben. Man muß eine Seele haben, die nicht mehr darauf angewiesen ist, durch das Instrument des Gehirns zu denken. Um das zu empfinden, was der Betreffende als das, was man Himmelfahrt nennt, durchmacht, muß man eine Seele haben, die dieses Gefühl erleben kann.
Ich war in einem fernen englischen Lande.<ref>Im ''Entwurf'' heißt es weiter: »mit einem Freunde, (dessen Mangel an Weitblick und dessen Unbedachtheit mir in Wirklichkeit öfter aufgefallen waren).« (S. 8)</ref> Es war notwendig,
dass ich mit einem schnellen Schiffe so rasch wie möglich nach der
Heimat zurückkehrte.<ref>Im ''Entwurf'' heißt es weiter: »Mein Freund aber wollte mit einem kleinen langsamen Segelschiff zurückfahren, was ich dumm und unvorsichtig fand.« (S. 8)</ref> Ich gelangte rasch nach Hause.<ref>Im ''Entwurf'' heißt es weiter: »und fand dort auch merkwürdigerweise, zugleich mit mir, meinen Freund vor, der offenbar doch dasselbe schnelle Schiff benutzt hatte, ohne
dass ich es merkte« (S. 8 f.)</ref> In der
Heimat fand ich, dass mitten im Sommer eine ungeheure Kälte aus
dem Weltraum hereingebrochen war, die alles Lebendige zu Eis
hatte erstarren lassen. Da stand ein blättertragender, aber früchteloser
Baum, dessen Blätter sich durch die Einwirkung des Frostes in
süße Weinbeeren voll heilenden Saftes verwandelt hatten.<ref>Eiswein wird aus Trauben bereitet, die bis zum ersten Frost am Rebstock bleiben. Danach werden sie gepresst, das Eis entfernt, und so ein starker, köstlicher Dessertwein gewonnen.</ref> Ich
pflückte die Trauben und schenkte sie einer großen, harrenden
Menge.<ref>Im ''Entwurf'' heißt es weiter: »Dies war mein Traum. Vergebens war alle Anstrengung, ihn zu verstehen. Ich mühte mich tagelang. Sein Eindruck aber war mächtig.« (S. 9) Jung berichtet von diesem Traum auch in den Erinnerungen (vgl. S. 179).</ref>


Das Durchgehen durch demütig hingebungsvolle Zustände stellt das Wesen der christlichen Einweihung dar. Wer sie so ernsthaftig durchgeht, der erlebt seine Auferstehung in den geistigen Welten. Nicht jeder kann das heute durchführen. Daher ist es notwendig, daß eine andere Methode besteht, die zu den höheren "Welten hinaufführt. Das ist die rosenkreuzerische Methode." {{lit|GA 99, 14.Vortrag}}
In Wirklichkeit nun war es so: In der Zeit, in der der große
</div>
Krieg zwischen den Völkern Europas ausbrach, befand ich mich in
Schottland,<ref>Vgl. Einleitung, S. 203</ref> gezwungen durch den Krieg, entschloss ich mich, mit
dem schnellsten Schiff auf dem kürzesten Wege heimzukehren. Ich
fand die ungeheure Kälte, die alles erstarren ließ, ich fand die Sintflut,
das Blutmeer, und fand meinen früchtelosen Baum, dessen
Blätter der Frost in das Heilmittel verwandelt hatte. Und ich pflücke
die reifen Früchte und gebe sie euch und weiß nicht, was ich
euch schenke, welch bittersüßen Rauschtrank, der einen Blutgeschmack
auf eurer Zunge hinterlässt.


(siehe auch -> [[Rosenkreuzer Schulungsweg]])
Glaubt mir:<ref>Im ''Entwurf'' richtet sich dies an »meine Freunde« (S. 9).</ref> ''Es ist keine Lehre und keine Belehrung, die ich euch gebe. Woher sollte ich nehmen, euch zu belehren? Ich gebe euch Kunde vom Wege dieses Menschen, von seinem Wege, aber nicht von eurem Wege. Mein Weg ist nicht euer Weg, also kann ich / euch nicht lehren. Der Weg ist in uns, aber nicht in Göttern, noch in Lehren, noch in Gesetzen. In uns ist der Weg, die Wahrheit und das Leben''.<ref>Vgl. im Gegensatz dazu Johannes 14,6 : »Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.«</ref>|C. G. Jung|''Das Rote Buch'', S. 230f}}


== Seelenübungen zur christlich-gnostischen Einweihung ==
Erst mit dem Ausbruch des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde Jung - mit verständlicher Erleichterung - schlagartig klar, dass er dessen [[Prophetie|prophetische Vorschau]] erlebt hatte. Jungs Schilderung lässt deutlich erkennen, dass es sich dabei um eine reale [[Imagination]] und [[Inspiration]] gehandelt hatte. Deutlich tritt darin auch der [[christlich]]e Impuls zutage.
<div style="margin-left:20px">
I. Morgens früh, gleich nach dem Erwachen, wenn noch keine anderen Eindrücke durch die Seele gezogen sind, sucht man das Bewußtsein ganz frei zu machen von allen Erinnerungen an das alltägliche Leben, man sucht die Aufmerksamkeit abzulenken von allen äußeren Wahrnehmungen. Dann, wenn man diese innere Stille errungen hat, läßt man allein in der Seele leben:


<p align="center">Die fünf ersten Verse des Johannesevangeliums.</p>
== Werkausgaben ==
Umfassende Ausgabe:
* ''Gesammelte Werke.'' 18 Bände. Rascher, Zürich / Walter, Olten 1958–1981.


II. Dann folgt in den ersten vierzehn Tagen jeden Tag der Versuch, sich sein eigenes ganzes vergangenes Leben vor die Seele zu führen, um sich auf diese Weise ganz selbst kennen zu lernen.
Ergänzend dazu:
* Band 19: ''Bibliographie.'' Olten 1983, ISBN 3-530-40719-4.
* Band 20: ''Gesamtregister.'' Olten 1994, ISBN 3-530-40720-8.
* ''Briefe 1906–1961.'' 3 Bände. Olten 1972/73. (Patmos, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-530-40698-6)
* ''Kinderträume. Zur Methodik der Trauminterpretation. Psychologische Interpretation von Kinderträumen.'' Olten 1987, ISBN 3-530-40680-5.
* ''Traumanalyse. Nach Aufzeichnungen der Seminare 1928–1930.'' Olten 1991, ISBN 3-530-40681-3.
* ''Das Rote Buch.'' Patmos, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-42132-5.


Nach diesen vierzehn Tagen macht man das ganze Johannesevangelium durch, so daß man 7 Tage lang ganz jeden Tag in einem Kapitel lebt.
Teilausgaben:
* [[Wikipedia:Verena Kast|Verena Kast]], [[Wikipedia:Ingrid Riedel|Ingrid Riedel]] (Hrsg.): ''Ausgewählte Schriften.'' Patmos, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-8436-0029-3.
* Helmut Barz (Hrsg.): ''Grundwerk in neun Bänden.'' Walter, Olten 1984.
* Lorenz Jung (Hrsg.): ''Taschenbuchausgabe in 11 Bänden.'' Dtv, München 1991, ISBN 3-423-59049-1.
* ''100 Briefe. Eine Auswahl.'' Walter, Olten 1975.
* Sigmund Freud, C. G. Jung: ''Briefwechsel.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 1974.
** Gekürzte Ausgabe. Ebd. 1984, ISBN 3-596-26775-7.


:Also in den ersten 7 Tagen: 1. Kap. von Satz 6 bis zu Ende
== Analytische Psychologie und Anthroposophie im Vergleich ==
: "    "  zweiten 7 Tagen:    2. Kap. u.s.w.
Rudolf Steiner sieht in der analytischen Psychologie problematische Halbwahrheiten. In einem Vortrag ([[GA 66]]) äußert er sich im Jahre 1917 wie folgt:


Ist man am 13. Kapitel angekommen, dann versucht man bei der  
<div style="margin-left:20px">
"Nun trat ja in der neueren Zeit das hervor, was man die
analytische Psychologie nennt. Diese analytische Psychologie
ist, ich möchte sagen, von guten Ahnungen beseelt.
Denn was will sie? Diese analytische Psychologie, oder wie
man sie gewöhnlich heute nennt, Psychoanalyse, sie will
von dem gewöhnlichen Seelenleben zu dem heruntersteigen,
was in dem gewöhnlichen gegenwärtigen Seelenleben nichtyp
mehr enthalten ist, aber Rest ist aus früherem seelischen
Erleben. Der Psychoanalytiker nimmt an, das seelische
Leben erschöpfe sich nicht in dem gegenwärtigen seelischen
Erleben, in dem bewußten seelischen Erleben, sondern das
Bewußtsein tauche hinunter ins Unterbewußte. Und in vielem,
was im seelischen Leben als Störung, als Verwirrung,
als dieses oder jenes Mangelhafte auftritt, sieht der
Psychoanalytiker eine Wirkung des unten im Unterbewußten
Wogenden. Aber interessant ist es, was in diesem Unterbewußten
der Psychoanalytiker nun sieht. Wenn man hört,
was er aufzählt in diesem Unterbewußten, so ist es zunächst
getäuschte Lebenshoffnung. Der Psychoanalytiker
findet irgendeinen Menschen, der unter dieser oder jener
Depression leidet. Diese Depression braucht ihren Ursprung
nicht im gegenwärtigen bewußten Seelenleben zu haben,
sondern in der Vergangenheit. In diesem Leben trat einmal
irgend etwas im seelischen Erleben auf. Der Mensch ist darüber hinausgekommen, aber nicht vollständig; im Unterbewußten ist ein Rest geblieben. Er hat zum Beispiel Enttäuschungen erlebt. Er ist durch Erziehung, durch andere
Vorgänge, mit dem bewußten Seelenleben über diese Enttäuschungen hinweggekommen, aber im Unterbewußten,
da leben sie. Da wogt sie, diese Enttäuschung, gewissermaßen bis an die Grenze der Bewußtheit heran. Da erzeugt
sie dann die unklare seelische Depression. Der Psychoanalytiker sucht also in allerlei Enttäuschungen, in getäuschten Lebenshoffnungen, die ins Unterbewußte heruntergezogen sind, dasjenige, was das bewußte Leben in
einer dunklen Weise bestimmt. Das sucht er auch in dem,
was das Seelenleben als Temperament färbt. In dem, was
das Seelenleben aus gewissen rationalen Impulsen heraus
färbt, sucht der Psychoanalytiker ein Unterbewußtes, das
gewissermaßen nur anschlägt an das Bewußtsein. Dann
aber kommt er zu einem weiten Gebiete - ich referiere hier
nur —, welches der Psychoanalytiker dadurch faßt, daß er
sagt: Da spielt herauf in das bewußte Leben der animalische
Grundschlamm der Seele. Nun soll gar nicht geleugnet werden, daß dieser Grundschlamm vorhanden ist.
(...)
In dem, was der Psychoanalytiker in den enttäuschten Lebenshoffnungen in den Untergründen der Seele sucht, liegt, wenn er nur tief genug
darauf eingeht, dasjenige, was sich vorbereitet in einem
gegenwärtigen Leben, um schicksalsmäßig in ein nächstes
Leben einzugreifen.


''Fußwaschung'' das Gefühl zu durchleben, wie ein jedes höhere Wesen sein Dasein den niederen verdankt, zu ihnen sich in Demut also neigen muß.
So findet man überall, wenn man den animalischen
Grundschlamm — ohne sich die Hände dabei zu beschmutzen,
wie es bei den Psychoanalytikern leider so häufig geschieht
- umgräbt, durchforscht, das geistig-seelische Weben des
Schicksals, das über Geburt und Tod mit dem geistig-seelischen Leben der Seele hinausgeht. Gerade an der
analytischen Psychologie haben wir ein Gebiet, an dem so recht
gelernt werden kann, wie alles richtig und alles falsch ist,
wenn es sich um Weltanschauungsfragen handelt, nämlich
von der einen oder anderen Seite aus."{{Lit|{{G|066|179ff}}}}
</div>


''Geißelung'' das Gefühl, daß man aufrecht stehen könne den Geißelungen des Lebens gegenüber, d. h. allen Leiden und Schmerzen gegenüber.
In [[GA 181]] (1918) heißt es über einen Züricher Professor Jung und seine analytische Psychologie:


''Dornenkrönung'' das Gefühl, daß man aufrecht stehen muß, selbst allem  Hohn und Spott gegenüber.
<div style="margin-left:20px">
In Zürich macht man ja insbesondere Bekanntschaft mit der dort bereits akademiefähig gewordenen analytischen Psychologie, der sogenannten Psychoanalyse, und gerade an meine Vorträge haben sich die merkwürdigsten Auseinandersetzungen über die Beziehungen der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft zur Psychoanalyse angeschlossen. Aber die Psychoanalytiker kommen sozusagen mit geistig verbundenen Augen an diese Welt der Geisteswissenschaft heran, können sich nicht in sie hineinfinden. Aber diese Welt pocht an die Türe desjenigen, was heute den Menschen erschlossen werden soll. Da ist zum Beispiel in Zürich ein Professor Jung, der erst jüngst wieder eine Broschüre über Psychoanalyse geschrieben hat - er hat viele Schriften darüber verfasst - und der manches Problem darin berührt; aber er zeigt damit gerade, dass er alles nur mit unzulänglichen Mitteln anpacken kann. Ich will eine Tatsache anführen, aus deren Erwähnung Sie gleich sehen werden, was ich meine. Jung führt ein Beispiel an, das überhaupt viel von den Psychoanalytikern angeführt wird. Einer Frau passiert das Folgende. Sie ist eines Abends in einer Gesellschaft eingeladen, sie soll in einem Hause zum Abend bleiben. Die Dame des Hauses, wo sie eingeladen ist, soll gleich, nachdem das Abendessen verlaufen ist, in einen Badeort reisen, weil sie nicht ganz gesund ist. Das Abendbrot nimmt seinen Verlauf, die Dame des Hauses fährt ab, die Gäste gehen auch fort. Mit einem Trupp Gäste geht auch die eingeladene Dame, die ich meine. Die Leute gingen, wie man das ja zuweilen zu tun pflegt, wenn man abends aus einer Gesellschaft kommt, nicht auf dem sogenannten Bürgersteig, sondern sie gingen auf der Mitte der Straße. Da kommt auf einmal eine Droschke um eine Ecke gefahren. Die Leute wichen dem Wagen nach den Bürgersteigen hin aus, aber jene erwähnte Dame nicht. Sie lief mitten auf dem Fahrdamm weiter, gerade vor den Pferden vorweg. Der Kutscher schimpfte, aber sie lief immer in derselben Weise weiter, bis sie an eine Brücke kam, die über einen Fluss führte. Da beschloss sie, um dieser unangenehmen Situation zu entgehen, sich über die Brücke in den Fluss zu stürzen. Das tat sie, und sie konnte von den Leuten der Gesellschaft, die ihr nachgelaufen waren, gerade noch gerettet werden. Und weil es nun für die Gesellschaft das Nächstliegende war, wurde sie gerade wieder in das Haus der abgereisten Frau, wo sie herkamen, zurückgebracht. Sie fand dort den Gatten jener abgereisten Dame und konnte in seinem Hause mit ihm einige Stunden zubringen. Nun denken Sie sich, was ein Mensch mit unzulänglichen Mitteln alles aus einer solchen Begebenheit machen kann. Man findet dann, wenn man nach Art der Psychoanalytiker an die Sache herangeht, jene geheimnisvollen Provinzen in der Seele, die uns davon unterrichten, dass die Seele schon in ihrem siebenten Lebensjahre irgendein Erlebnis gehabt hat, das mit Pferden zusammenhängt, so dass die Frau auf jenem Fortgange aus der Gesellschaft, indem der Anblick der Droschkenpferde jenes frühere Erlebnis aus dem Unterbewusstsein heraufrief, dadurch so perplex gemacht worden ist, dass sie nicht zur Seite sprang, sondern vor der Droschke davonlief. So wird für den Psychoanalytiker der ganze Vorgang ein Ergebnis des Zusammenhanges gegenwärtiger Erlebnisse mit «ungelösten Seelenrätseln» aus dem Gebiete der Erziehung und so weiter. Alles dies aber ist ein Verfolgen der Dinge mit unzulänglichen Mitteln, weil der betreffende Psychoanalytiker nicht weiß, dass dieses im Menschen waltende Unterbewusste wesenhafter ist, als er annimmt, dass es sogar auch viel raffinierter und viel gescheiter ist als das, was der Mensch aus seinem bewussten Verstande hat. Auch viel mutiger und viel kühner ist oft dieses Unterbewusstsein. Denn der Psychoanalytiker weiß nur nicht, dass ein Dämon in der Seele jener Frau saß, die weggegangen, ich könnte ebensogut sagen, schon hingegangen ist mit dem unterbewussten Gedanken, allein zu sein mit dem Manne, wenn die Frau abgereist sein wird. Das alles ist veranstaltet mit den raffiniertesten Mitteln des Unterbewusstseins, denn man tut alles viel sicherer, wenn man mit dem Bewusstsein nicht dabei ist. Die Dame lief einfach vor den Rossen einher, um abgefangen zu werden, wenn es so weit ist, und verhielt sich danach. Aber solche Dinge durchschaut der Psychoanalytiker nicht, weil er nicht voraussetzt, dass es überall eine geistig-seelische Welt gibt, zu der die Menschenseele in Beziehung steht. Aber Jung ahnt so etwas. Aus den zahlreichen Dingen, die ihm auftreten, ahnt er, dass die Menschenseele zu zahlreichen andern Seelen in einer Beziehung steht. Aber er muss doch Materialist sein, denn sonst wäre er doch kein gescheiter Mensch der Gegenwart. Was macht er also? Er sagt: Überall steht die Menschenseele - man sieht das an den Dingen, die mit der Menschenseele vorgehen - in Beziehung zu außerseelischen geistigen Tatsachen. - Diese gibt es aber doch nicht! Also wie hilft man sich da? Nun, die Seele hat eben einen Körper, der von andern Körpern abstammt, und diese wieder von andern; dann gibt es eine Vererbung, und Jung konstruiert sich zusammen, dass die Seele vererbungsgemäß alles das nachlebt, was man an Verhältnissen zum Beispiel zu den heidnischen Göttern erlebt hat. Das steckt noch in einem, durch Vererbung steckt es in einem, und das werden «isolierte Seelenprovinzen», die erst heraufkatechisiert werden müssen, wenn man die Menschenseele davon befreien will. Er sieht es sogar ein, dass es der Menschenseele ein Bedürfnis ist, dazu eine Beziehung zu haben, und dass sie das Nervensystem ruinieren, wenn es nicht heraufgeholt wird ins Bewusstsein. Daher spricht er den Satz aus, der ganz berechtigt ist aus der modernen Weltanschauung heraus: Die Menschenseele kann nicht, ohne dass sie innerlich zugrunde geht, ohne Beziehung zu einem göttlichen Wesen sein. Dies ist ebenso sicher, wie es auf der andern Seite sicher ist, dass es ja ein göttliches Wesen gar nicht gibt. Die Frage nach der Beziehung des menschlichen Seelenwesens zum Gotte hat mit der Frage der Existenz Gottes nicht das geringste zu tun. So steht es in seinem Buche. Also bedenken wir, was da eigentlich vorliegt: Es wird wissenschaftlich konstatiert, dass die Menschenseele sich ein Verhältnis zu Gott konstruieren muss, dass es aber ebenso sicher ist, dass es töricht wäre, einen Gott anzunehmen; also ist die Seele zu ihrer eigenen Gesundheit verurteilt, sich einen Gott vorzulügen. Lüge dir vor, dass es einen Gott gibt, sonst wirst du krank! - das steht eigentlich in dem Buch. Man sieht aber daraus, dass die großen Rätselprobleme an die Pforten pochen, und dass sich die Gegenwart nur gegen diese Dinge stemmt. Würde man mutig genug sein, so würde auf Schritt und Tritt heute etwas ähnliches zutage treten. Man ist nur nicht mutig genug. Denn ich sage dies alles nicht, um dem Professor Jung etwas am Zeuge zu flicken, sondern weil ich glaube, dass er in seinem Denken schon mutiger ist als alle andern. Er sagt das, was er sagen muss nach den Voraussetzungen der Gegenwart. Die andern sagen es nicht, sie sind noch weniger mutig.
{{G|181|022}} ''Fußnoten zur Passage in GA 181:''<ref>Zur Psychoanalyse vgl. u. a. auch die Vorträge vom 10. und 11. November 1917, in:
«Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen» (9 Vorträge, St.
Gallen, Zürich und Dornach 1917), GA 178.
Jung ... eine Broschüre über Psychoanalyse: Carl Gustav Jung, 1875-1961, Arzt. Siehe
«Die Psychologie der unbewußten Prozesse. Ein Überblick über die moderne Theorie
und Methode der analytischen Psychologie», Zürich 1917, (späterer Titel: «Das Unbewußte
im normalen und kranken Seelenleben»),
*22/23 Jung führt ein Beispiel an: Ebenda, S. 18 ff. - Vgl. auch S. 91 ff. in diesem Band.
*24 Aber Jung ahnt so etwas .... Er sagt: Ebenda, S. 85 ff.
*25 Daher spricht er den Satz aus: Ebenda, wörtlich: «Erst in der Aufklärungsepoche fand
man, daß die Götter doch nicht wirklich existierten, sondern nur Projektionen waren.
Damit waren sie auch erledigt. Aber die ihnen entsprechende psychologische Funktion
war keineswegs erledigt, sondern verfiel dem Unbewußten, wodurch die Menschen
selber vergiftet wurden, durch einen Überschuß an Libido, der vorher im Kult des
Götterbildes investiert war. Die Entwertung und Verdrängung einer so starken Funktion,
wie es die religiöse ist, hat natürlich beträchtliche Folgen für die Psychologie des Einzelnen
» (S. 115 f.) und «Der Gottesbegriff ist nämlich eine schlechthin notwendige psychologische
Funktion irrationaler Natur, die mit der Frage nach der Existenz Gottes überhaupt
nichts zu tun hat. Denn diese letztere Frage gehört zu den dümmsten Fragen,
die man stellen kann. Man weiß doch hinlänglich, daß man sich einen Gott nicht einmal
denken kann, geschweige denn sich vorstellen, daß er wirklich existiere, so wenig wie
man sich einen Vorgang denken kann, der nicht notwendig kausal bedingt wäre» (S. 91).</ref>
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[[Hans Erhard Lauer]] arbeitet in "Die Rätsel der Seele" verschiedene Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Im Anhang, der der 2. Auflage (1964) zugefügt wurde, äußert er sich dahingehend, daß Jung zwar nur über die [[Psychisches Bewusstsein|imaginative Erkenntnisstufe]] verfügte, aber bezüglich des Christentums im wesentlichen mit der Anthroposophie übereinstimme:
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"So war es also, wenn auch Vergangenes, so doch immerhin Europäisch-Christlich-Abendländisches, das in Jungs seelischen Erlebnissen sich erneuerte. Daraus erklärt sich auch seine intensive Beziehung zu dem Mysterium, das in der Gestalt Jesu Christi seinen Ausdruck gefunden hat. Auch darf behauptet werden, daß seine Auffassungen gerade auch in diesem Punkte in vollem Einklang stehen mit denjenigen, die Rudolf Steiner hierüber vertreten hat. Nur unterscheiden sie sich von diesen zugleich wieder charakteristischerweise darin, daß Steiner zur Darstellung brachte, was einer über die Imaginationsstufe hinausgehenden geistigen Erfahrung sich erschließt, während Jung nur zur Erscheinung kommt, wie sich die betreffenden Tatsachen, auf die Ebene der Imagination projiziert, abbilden. Übereinstimmt er mit Steiner aber darin, daß er - wie es in der Einleitung zu seiner Selbstbiographie (von A. Jaffé) heißt - 'der christlichen Forderung des Glaubens die Notwendigkeit des Verstehens und Nachdenkens gegenüberstellte'. Oder, wie er es selbst an einer Stelle ausspricht: 'Ich lasse der christlichen Botschaft nicht nur eine Tür offen, sondern sie gehört ins Zentrum des westlichen Menschen. Allerdings bedarf sie einer neuen Sicht, um den säkularen Wandlungen des Zeitgeistes zu entsprechen; sonst steht sie neben der Zeit und die Ganzheit des Menschen neben ihr.' Außerdem aber handelt es sich im besonderen bei jenem [[Alchimie|alchimistisch-rosenkreuzerischen]] Seelenwandlungsprozeß, dem der von ihm durchgemachte in gewisser Weise entsprach, um jene Bestrebungen, durch welche der spezifische Geistesweg gerade der neueren Zeit inauguriert worden ist. Es kommt dies bei Jung darin zum Ausdruck, daß er auf diesem Seelenweg zu dem '''Individuationsprozeß''' 'als dem zentralen Begriff seiner Psychlogie' gelangte." (Lauer in "Die Rätsel der Seele", 2. Aufl. 1964, S. 109f.)
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''Kreuzigung'' das Gefühl, daß einem der eigene Leib etwas fremdes ist, das man trägt und an das man von außen gebunden ist.
== Siehe auch ==


''Mystischer Tod:'' Man erlebt den Vorhang, der noch die geistige Welt verdeckt, aber dann auch wie er zerreißt und man in die geistige Welt hineinblickt. Dabei lernt man die Gründe des Bösen schauen und der Übel: Hinabsteigen in die Hölle.
[[Psychoanalyse]]


''Grablegung:'' Man fühlt sich Eins mit allen Wesen der Erde, mit der Erde selbst. Man ist in diese versenkt.
[[Archetypen#Psychologie:_Das_kollektive_Unbewusste_mit_den_Archetypen_von_C.G._Jung|Archetypen nach C.G. Jung]]


''Auferstehung:'' Kann nur erlebt werden, weil die Worte der gewöhnlichen Sprache nicht ausreichen, dies zu schildern.
== Einzelnachweise ==
<references />


III. Dann ruft man sich die Gestalt des Christus Jesus vor die Seele und geht über zu der Vorstellung, in die man sich lange versenkt:
== Literatur ==
* [[wikipedia:Jolande Jacobi|Jolande Jacobi]]: ''Die Psychologie von C. G. Jung.'' Rascher, Zürich 1940; 22. Auflage: Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-26365-3. ''(Dieses schmale Taschenbuch enthält ein Geleitwort von Jung, in dem er diese Arbeit als adäquate Einführung und Überblick seiner Lehre autorisiert
* [[Gerhard Wehr]]: ''C. G. Jung'' (= ''Rowohlts Monographien.'' Bd. 152). Rowohlt, Reinbek 1969; 21. Auflage 2006, ISBN 3-499-50152-X.
* [[Gerhard Wehr]]: ''Carl Gustav Jung. Leben – Werk – Wirkung.'' Kösel, München 1985; 3., erweiterte Auflage: Telesma, Schwielowsee 2009, ISBN 978-3-941094-01-7.
* [[Hans Erhard Lauer]]: ''Die Rätsel der Seele. Tiefenpsychologie und Anthroposophie''. Verlag die Kommenden, Freiburg 1982, 5. Aufl. ISBN 3782302095 ''(Lauer analysiert detailliert, inwiefern sich die Auffassung des Seelischen und Geistigen der analytischen Psychologie Jungs von der Anthroposophie unterscheidet)''
* C.G. Jung: ''Erinnerungen, Träume, Gedanken''. Patmos; Auflage: 17. Auflage 2011. ISBN 3843601917 ''(Aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffé. Dieses Buch hat auch autobiographischen Charakter und es ist besonders im Hinblick auf die geschilderten übersinnlichen Erfahrungen, die Jung machte, lesenswert.)''
* C.G. Jung, J.J. Clarke (Hrsg.): ''C.G. Jung und der östliche Weg'', Patmos 2005, ISBN 3491698146 ''(Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von Texten Jungs über die Spiritualität des Ostens, mit einer lesenswerten gelehrten Einleitung des Herausgebers.)''
* Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
* Jos. Hupfer: ''Der Begriff des Geistes bei C.G. Jung und bei R. Steiner'', in: Abhandlungen zur Philosophie und Psychologie, Heft 1, 1951, Dornach (Hrsg: Freie Hochschule für Geisteswissenschaft)
*[[Karl Ballmer]]: ''Synchronizität. Gleichzeitigkeit, Akausalität und „Schöpfung aus dem Nichts“ bei C. G. Jung und Rudolf Steiner'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-25-2
* [[Gerhard Wehr]]: ''C. G. Jung und Rudolf Steiner: Konfrontation und Synopse''.  Klett-Cotta /J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger; Auflage: 2., veränd. A. (1998), ISBN 3608919341''(Gerhard Wehr versteht es in diesem Werk, die analytische Psychologie im Vergleich zur Anthroposophie gerecht zu würdigen. Er sieht in Jung eine wenn nicht Steiner ebenbürtige, so doch große Gestalt, die einen eigenen Zugang zum Geistigen fand, und durch sein Werk diesen Weg für andere vermitteln kann.)''
* Thomas B. Kirsch: ''C. G. Jung und seine Nachfolger. Die internationale Entwicklung der Analytischen Psychologie.'' Psychosozial-Verlag, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-447-7


<p align="center">Ich, in Deinem Geiste.</p>
{{GA}}
 
Abends:      Rückblick auf das ganze Tagesleben.
 
I und III sind an allen Tagen gleich; nur II wechselt nach je 7 Tagen, wie beschrieben ist.
 
Nach Vollendung des Turnus II beginnt man wieder von vorne und so immer fort.
 
Nach längerer Zeit kann man die bei Beschreibung der christlichen Entwickelung angegebenen inneren und äußeren Symptome erleben:
 
<table width="600px"><tr>
<td>
Äußerlich:
 
Man fühlt die Füße wie
von Wasser umgeben.
 
Man verspürt brennendes etc. Gefühl auf der ganzen Haut.
 
Die Wundmalstellen röten sich während der Meditation.</td>
<td width="20px"> </td>
<td>
Innerlich:
 
Man erlebt die Vision, als ob
man selbst die Fußwaschung
vollzöge.
 
Man sieht sich gegeißelt.
 
Man sieht sich mit der Dornenkrone.
 
Man sieht sich gekreuzigt.
</td>
</div>


==Literatur==
== Weblinks ==
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998)
{{Commonscat|3=S}}
#Rudolf Steiner: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907
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Version vom 19. September 2017, 08:04 Uhr

Carl Gustav Jung Unterschrift von Carl Gustav Jung

Carl Gustav Jung (* 26. Juli 1875 in Kesswil, Schweiz; † 6. Juni 1961 in Küsnacht, Schweiz), meist kurz C. G. Jung, war ein Schweizer Psychiater und der Begründer der analytischen Psychologie.

C.G. Jungs Typologie

Die psychischen Basisfunktionen nach Jung
Typisch männliche Einstellung der Persona, bei der das äußere Ich dem objektiven Denken, das innere jedoch der subjektiven Gefühlswelt zugewandt ist. Die Hauptfunktion, das Denken, beherrscht hier die Ich-Hülle, die Persona. Die minderwertige Funktion, das Fühlen, kommt hier der Anima zu.

Die von Jung entwickelte Typologie psychologischer Typen und/oder psychischen Einstellungen zum Leben hat auch außerhalb der an Jung orientierten Forschung und Rezeption Aufmerksamkeit und Anerkennung bis in den Alltag hinein gefunden. Die Unterscheidung zwischen Menschen mit extravertierter und introvertierter Einstellung geht auf Jung zurück. Jung kombiniert diese Grundunterscheidung mit den Anpassungs- oder Orientierungsfunktionen Intuition, Empfindung,Fühlen und Denken, wodurch sich acht bzw. 16 verschiedene Einstellungen des Individuums zu sich selbst und zur Welt ergeben, die bei jedem Menschen in individueller Mischung vorkommen. [1]

"Diese vier Funktionstypen, die beim Individuum durch die jeweilige Vorherrschaft der einen oder der anderen Funktion feststellbar sind, haben in dieser Form natürlich nur in der Theorie Gültigkeit. Im Leben kommen sie fast niemals rein vor, sondern mehr-minder als Mischtypen (...) Ein reiner Denktypus war z.B. Kant, wogegen Schopenhauer schon als intuitiver Denktypus bezeichnet werden muß. Die Funktionen, aber nur die 'benachbarten', können also vielfach als Mischtypen auftreten, und wenn sie so in Mischtypen mit geringerem oder größerem Überwiegen der einen Funktion erscheinen, machen sie die Zuordnung des Individuums zu einem Funktionstypus außerordentlich schwierig." (Jacobi, S. 26)

Nach Jung sind Empfindung und Intuition irrationale Funktionen, Denken und Fühlen rationale Funktionen. Das Fühlen in diesem rationalen Sinne ist mit einem Werturteil verbunden, z.B. einem Geschmacksurteil, was in einer Situation passendes Verhalten sei, oder mit Bezug auf das eigene Wohlergehen, das Gefühl, ob einem der Besuch einer bestimmten Party am Wochenende gut tun würde. Denken ist eine Orientierungsfunktion, die über eine geschlossene begriffliche Ordnung der Welt verfügt, die auch einer Leitidee untergeordnet sein kann. Ein jedes Ding oder Ereignis hat in solchem System seinen Platz und erfährt einen entsprechenden Umgang. Der Empfindungstyp orientiert sich mehr an dem, was sich ihm empirisch zu zeigen scheint. Er beobachtet genau, und beachtet subtile Differenzen, die ihm Information oder auch ästhetischen Genuß liefern. Der intuitive Typus orientiert sich mittels der Erfassung von Ganzheiten, spontanen Eingebungen, was es mit einem Vorfall oder Menschen auf sich habe. So kann z.B. ein machtbewußter Mensch im Umgang mit anderen möglicherweise intuitiv spontan erkennen, welche Menschen seinen Machtanspruch gefährden, und welche für seine Vorhaben ungefährlich sind.

Die Anordnung der vier Grundtypen im Kreis ist also nicht beliebig. Die vier Mischtypen sind "Empirisches Denken", "Intuitives spekulatives Denken", "Empfindendes Fühlen" und "Intuitives Fühlen". Dabei kann so eine Mischung ausgeglichen sein, oder aber eine Funktion überwiegen, was meist der Fall ist. Die gegenüber liegenden Kombinationen Denken und Fühlen, oder Empfinden und Intuieren kommen gemäß dieser Lehre nicht vor. Meist ist eine Funktion sehr gut entwickelt, und eine weitere Hilfsfunktion zusätzlich in geringerem Maße, während die gegenüberliegende Funktion die minderwertige (i.S.v. unentwickelt, eher unbewußt, unterdrückt, unspezialisiert etc.) Funktion ist. Die Extraversion oder Intraversion liegt jeweils auf einer Hälfte des Kreises. Die gegenüberliegende Funktion Fühlen ist bei einem extravertierten Denktypus z.B. introvertiert. Wenn die entwickelte Denkfunktion introvertiert ist, ist entsprechend dann die Funktion des Fühlens extravertiert.

Diese grundsätzlichen Funktionstypen und Einstellungen bilden die Basisbausteine für C.G. Jungs psychologische Struktur- und Entwicklungslehre. Weitere Konzepte bzw. in empirischer Hinsicht vorkommende Persönlichkeitsaspekte sind Persona, Anima - bzw. Animus, der Schatten sowie das Selbst. Die Integration zunächst der minderwertigen Funktion und des Schattens, und dann der Anima bzw. dem Animus kann zur Selbstfindung und Individuation führen.

Das kollektive Unbewusste und seine Archetypen

Carl Gustav Jung (Zeichnung von unbekannter Hand)

Nach der Jung sind die Archetypen Manifestationen des kollektiven Unbewußten.

Um zu verdeutlichen was er unter dem Archetypus verstand, brachte Jung gern das Beispiel mit dem in der Mutterlauge vorhandenen, aber nicht sichtbaren Kristallgitter, das erst durch das Anschießen der Ionen und Moleküle als Kristall in Erscheinung tritt. Die so entstandenen Kristalle basieren zwar alle auf der präformierten Strukturmatrize (dem Kristallgitter), aber treten als sichtbare Erscheinung in den unterschiedlichsten Formen auf (vergleichbar mit dem Bild des Archetypus, welches dann im Bewusstsein erscheint). [2]

Jung erkannte in Träumen vier Hauptkategorien von archetypischen Symbolen:

  • den Schatten, welcher der Ich-Sphäre zuzurechnen ist und unterdrückte oder verdrängte Persönlichkeitsanteile enthält, bzw. den „dunklen Doppelgänger“, der die verdrängte Seite der Persönlichkeit symbolisiert und in den Träumen den Helden oder die Heldin verfolgt als Zeichen, dass die unterdrückten Teile der Persönlichkeit bewußt werden "möchten" und integriert werden sollten
  • die Sirene, Liebesgöttin oder Sophia Anima und der Liebhaber bzw. der Märchenprinz Animus, die eigenen gegengeschlechtlichen psychischen Anteile der Persönlichkeit, fordern beim Auftreten im Traum jeweils zur Integration der jeweils andersgeschlechtlichen Eigenschaften im Leben auf
  • den alten Weisen oder die alte Weise, die Weisheitsschicht der Psyche,
  • und den Archetyp des Selbst, welcher sowohl Ich als auch Unbewusstes umfasst, Zentrum und Umfang der Gesamtpsyche darstellt und die zentrale Selbststeuerungs- und Entwicklungsinstanz der Psyche ist.

„Der <<Archetypus an sich>> ist unerkennbar; er stellt eine <<hypothetische unanschauliche Vorlage>> dar.“ [3] „Ob die seelische Struktur und ihre Elemente, eben die Archetypen, überhaupt je entstanden sind, das ist eine Frage der Metaphysik und daher nicht zu beantworten.“ [4]

Diese eher ernüchternden Aussagen Jungs lassen vermuten, dass er die höheren Bewusstseinsstufen (Überpsychisches Bewusstsein und Spirituelles Bewusstsein) nicht kannte. [5] Er erkannte nur „wie sich die betreffenden Tatsachen, auf die Ebene der Imagination projiziert, abbilden.“ [6] Ähnlich wie Kant, [7] der es das Ding an sich nennt, sprach er von etwas für den Menschen unerreichbaren.

Persona und Schatten

Carl Gustav Jung (1910)

Die Persona (griech. = Maske) ist diejenige Seite der Persönlichkeit, die der sozialen Umwelt zugewandt ist. Sie manifestiert sich akut in allen Situationen, in denen "man sich zeigt", auf die Straße tritt z.B., ist aber auch sonst allgegenwärtig, als eine Fassung des Selbstverständnisses, die der Mensch oft nicht mal in der privaten Kammer für sich allein ablegen kann. Sie enthält all die vermeinten guten oder vorteilhaften, meist bewußten und differenzierten Eigenschaften, die sich ein Mensch zuschreibt, mit denen er sich identifiziert, und hält andere Züge der Persönlichkeit, die "dunklen", meist unbewußt, im Schatten. Diese Polarität korrespondiert mit der entwickelten Anpassungsfunktion und der polaren minderwertigen, unentwickelten Funktion. Ein Professor z.B. hat typischerweise eine Persona, die seine intellektuelle Kompetenz herausstreicht, die Anpassungsfunktion des Denkens ist gut entwickelt und ist Hauptbestandteil der Persona. Die Gefühlsfunktion ist bei solchem Typus dann entsprechend minderwertig (gemäß den Ansprüchen der Persona), undifferenziert und unentwickelt, meist unbewußt verdrängt, versteckt, und dem Schatten zugehörig.

Man kann zwar den Schatten nicht mit dem kleinen Hüter der Schwelle, wie ihn Rudolf Steiner beschreibt, gleichsetzen, aber auf dem Weg zur Individuation, wie ihn Jung mit seiner Psychologie beschreibt, hat die Konfrontation mit dem Schatten eine vergleichbare Bedeutung, wie sie auf dem Schulungsweg für den Jünger mit dem kleinen Hüter der Schwelle gegeben ist.

Anima und Animus

Nach der Integration des Schattens ist der Weg zur Selbstfindung frei für die Begegnung des männlichen Menschen mit der Anima, des weiblichen Menschen mit dem Animus. Anima und Animus liegen wie der Schatten polar zur Persona. Für den entwickelten Menschen, der individuiert ist, stellt die integrierte Anima bzw. der Animus ein imaginatives Wahrnehmungsorgan dar, Anima bzw. Animus sind insofern das Tor zur geistigen Welt. Diese Auffassung Jungs korrespondiert mit derjenigen von Rudolf Steiner, daß auf dem Schulungsweg Lust und Schmerz zu Wahrnehmungsorganen werden. Ein besonderes Kennzeichen der Individuation nach der Lehre Jungs ist, daß es da vorzugsweise um Vollständigkeit der Seelenentwicklung geht, nicht um Vollkommenheit. Vollständigkeit meint die allseitige Ausbildung der Fähigkeiten, d.h. Entwicklung aller vier Anpassungsfunktionen, zu einer Art Vollmenschlichkeit, statt einseitig an der Vervollkommnung etwa des Denkens oder des Fühlens zu arbeiten, und dabei die anderen Seelenfunktionen zu vernachlässigen. (Dies entspricht der Regel 20 von "Licht auf den Pfad").

Das «Rote Buch»

Jung begann in der Zeit nach der Trennung von Sigmund Freud ein Experiment mit sich selbst, das später als «Auseinandersetzung mit dem Unbewussten» bekannt wurde. Über viele Jahre hielt er seine Phantasien, die er später «aktive Imaginationen» nannte (das ist eine von Jung entwickelte «Technik, um den inneren Vorgängen auf den Grund zu kommen», «Emotionen in Bilder zu übersetzen», «Phantasien, die [ihn] unterirdisch bewegten, zu fassen»[8]), als Notizen und Skizzen in «Schwarzen Büchern» (Notizbüchern) fest. Diese überarbeitete er später, ergänzte sie mit Reflexionen und übertrug sie zusammen mit Illustrationen in kalligraphischer Schrift in ein rot gebundenes Buch, das er als «LIBER NOVUS» betitelte. Auf Basis dieser inneren Erlebnisse bei seiner Konfrontation mit dem Unbewussten entwickelte Jung später seine bekannten Theorien.[9]

Der Geist der Tiefe, wie ihn Jung nennt, eröffnet ihm durch die Verschmelzung von Sinn und Widersinn den Blick auf den Übersinn, der alles zeitliche Verstandeswissen übersteigt und die Brücke zu dem Kommenden bildet, den kommenden Gott, als dessen Bild sich der Übersinn offenbart.

„Wenn ich im Geiste dieser Zeit rede[10], so muss ich sagen: Niemand und nichts kann rechtfertigen, was ich euch verkünden muss. Rechtfertigung ist mir überflüssig, denn ich habe keine Wahl, sondern ich muss. Ich habe gelernt, dass außer dem Geiste dieser Zeit noch ein anderer Geist am Werke ist, nämlich jener, der die Tiefe alles Gegenwärtigen beherrscht.[11] Der Geist dieser Zeit möchte von Nutzen und Wert hören. Auch ich dachte so, und mein Menschliches denkt immer noch so. Aber jener andere Geist zwingt mich dennoch zu reden, jenseits von Rechtfertigung, Nutzen und Sinn. Erfüllt von menschlichem Stolze und verblendet vom vermessenen Geiste dieser Zeit suchte ich lange, jenen andern Geist von mir zu halten. Aber ich bedachte nicht, dass der Geist der Tiefe seit alters und in alle Zukunft hinaus die höhere Macht besitzt, als der Geist dieser Zeit, der mit den Generationen wechselt. Der Geist der Tiefe hat allen Stolz und allen Hochmut der Urteilskraft unterworfen. Er nahm den Glauben an die Wissenschaft von mir, er raubte mir die Freude des Erklärens und Einordnens, und er ließ die Hingabe an die Ideale dieser Zeit in mir erlöschen. Er zwang mich hinunter zu den letzten und einfachsten Dingen.

Der Geist der Tiefe nahm meinen Verstand und alle meine Kenntnisse und stellte sie in den Dienst des Unerklärbaren und des Widersinnigen. Er raubte mir Sprache und Schrift für alles, das nicht im Dienste dieses einen stand, nämlich der Ineinanderschmelzung von Sinn und Widersinn, welche den Übersinn ergibt.

Der Übersinn aber ist die Bahn, der Weg und die Brücke zum Kommenden.

Das ist der kommende Gott. Nicht ist es der kommende Gott selber, sondern sein Bild, das im Übersinn erscheint. Gott ist ein Bild, und die ihn anbeten müssen ihn im Bilde des Übersinnes anbeten.[12]

Der Übersinn ist nicht ein Sinn und nicht ein Widersinn, er ist Bild und Kraft in einem, Herrlichkeit und Kraft zusammen.

Der Übersinn ist Anfang und Ziel. Er ist Brücke von Hinübergehen und Erfüllung.[13]

C. G. Jung: Das Rote Buch, S. 229

Das «Rote Buch», entstanden von 1914 bis 1930, wurde 2009 im Rubin Museum of Art in New York erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu Lebzeiten hatte Jung es zurückgehalten, weil er - wohl nicht ganz unberechtigt - um sein wissenschaftliche Reputation fürchten musste. Im selben Jahr 2009 wurde das Buch erstmals im Druck herausgegeben. Das grossformatige, annähernd sieben Kilogramm schwere, in rotes Leder gebundene Werk ist in eigenartig feierlicher deutscher Sprache verfasst, in kunstvoller Kalligraphie mittelalterlicher Handschriften gehalten und mit farbenprächtigen Illustrationen versehen. In Europa wurde das Rote Buch 2010/2011 erstmals im Museum Rietberg in Zürich gezeigt.[14]

Ausgangspunkt war eine große apokalyptische Vision, die er das „Gesicht der Sintflut“ nannte, das ihn etwa in der Mitte seines Lebens erstmals im Oktober 1913 überfiel, und das er zunächst nicht zu deuten wusste und ihn an seinem Geisteszustand ernsthaft zweifeln ließ.

„Es geschah im Oktober des Jahres 1913, als ich allein auf einer Reise begriffen war, dass ich untertags plötzlich von einem Gesicht befallen wurde: ich sah eine ungeheure Sintflut, die alle nördlichen und tiefgelegenen Länder zwischen der Nordsee und den Alpen bedeckte. Sie reichte von England bis nach Russland und von den Küsten der Nordsee bis fast zu den Alpen. Ich sah die gelben Wogen, die schwimmenden Trümmer und den Tod von ungezählten Tausenden.

Dieses Gesicht währte an die zwei Stunden, es verwirrte mich und machte mir übel. Ich vermochte nicht, es zu deuten. Es vergingen darauf zwei Wochen, dann kehrte das Gesicht wieder, noch heftiger als zuvor. Und eine innere Stimme sprach: „Sieh an, es ist ganz wirklich, und es wird so sein. Du kannst nicht daran zweifeln. Ich rang wiederum an die zwei Stunden mit diesem Gesicht, aber es hielt mich fest. Es ließ mich erschöpft und verwirrt. Und ich dachte, dass mein Geist krank geworden sei.[15]

Von da an kehrte die Angst vor dem ungeheuren Ereignis, das unmittelbar vor uns stehen sollte, wieder. Einmal auch sah ich eine Meer von Blut über den nördlichen Ländern.

Im Jahre 1914 im Monat Juni, zu Anfang des Monats und im Ende, und im Anfang des Monats Juli hatte ich zu dreien Malen denselben Traum: Ich war in einem fremden lande, und plötzlich, über Nacht und zwar in der Mitte des Sommers, war eine unbegreifliche und ungeheure Kälte aus dem Weltraum hereingebrochen, alle Seen und Flüsse waren zu Eis erstarrt, alles lebendig Grüne war erfroren.

Der zweite Traum war diesem ganz ähnlich. Der dritte Traum im Anfang des Monats Juli aber war so:

Ich war in einem fernen englischen Lande.[16] Es war notwendig, dass ich mit einem schnellen Schiffe so rasch wie möglich nach der Heimat zurückkehrte.[17] Ich gelangte rasch nach Hause.[18] In der Heimat fand ich, dass mitten im Sommer eine ungeheure Kälte aus dem Weltraum hereingebrochen war, die alles Lebendige zu Eis hatte erstarren lassen. Da stand ein blättertragender, aber früchteloser Baum, dessen Blätter sich durch die Einwirkung des Frostes in süße Weinbeeren voll heilenden Saftes verwandelt hatten.[19] Ich pflückte die Trauben und schenkte sie einer großen, harrenden Menge.[20]

In Wirklichkeit nun war es so: In der Zeit, in der der große Krieg zwischen den Völkern Europas ausbrach, befand ich mich in Schottland,[21] gezwungen durch den Krieg, entschloss ich mich, mit dem schnellsten Schiff auf dem kürzesten Wege heimzukehren. Ich fand die ungeheure Kälte, die alles erstarren ließ, ich fand die Sintflut, das Blutmeer, und fand meinen früchtelosen Baum, dessen Blätter der Frost in das Heilmittel verwandelt hatte. Und ich pflücke die reifen Früchte und gebe sie euch und weiß nicht, was ich euch schenke, welch bittersüßen Rauschtrank, der einen Blutgeschmack auf eurer Zunge hinterlässt.

Glaubt mir:[22] Es ist keine Lehre und keine Belehrung, die ich euch gebe. Woher sollte ich nehmen, euch zu belehren? Ich gebe euch Kunde vom Wege dieses Menschen, von seinem Wege, aber nicht von eurem Wege. Mein Weg ist nicht euer Weg, also kann ich / euch nicht lehren. Der Weg ist in uns, aber nicht in Göttern, noch in Lehren, noch in Gesetzen. In uns ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.[23]

C. G. Jung: Das Rote Buch, S. 230f

Erst mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Jung - mit verständlicher Erleichterung - schlagartig klar, dass er dessen prophetische Vorschau erlebt hatte. Jungs Schilderung lässt deutlich erkennen, dass es sich dabei um eine reale Imagination und Inspiration gehandelt hatte. Deutlich tritt darin auch der christliche Impuls zutage.

Werkausgaben

Umfassende Ausgabe:

  • Gesammelte Werke. 18 Bände. Rascher, Zürich / Walter, Olten 1958–1981.

Ergänzend dazu:

Teilausgaben:

  • Verena Kast, Ingrid Riedel (Hrsg.): Ausgewählte Schriften. Patmos, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-8436-0029-3.
  • Helmut Barz (Hrsg.): Grundwerk in neun Bänden. Walter, Olten 1984.
  • Lorenz Jung (Hrsg.): Taschenbuchausgabe in 11 Bänden. Dtv, München 1991, ISBN 3-423-59049-1.
  • 100 Briefe. Eine Auswahl. Walter, Olten 1975.
  • Sigmund Freud, C. G. Jung: Briefwechsel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1974.

Analytische Psychologie und Anthroposophie im Vergleich

Rudolf Steiner sieht in der analytischen Psychologie problematische Halbwahrheiten. In einem Vortrag (GA 66) äußert er sich im Jahre 1917 wie folgt:

"Nun trat ja in der neueren Zeit das hervor, was man die analytische Psychologie nennt. Diese analytische Psychologie ist, ich möchte sagen, von guten Ahnungen beseelt. Denn was will sie? Diese analytische Psychologie, oder wie man sie gewöhnlich heute nennt, Psychoanalyse, sie will von dem gewöhnlichen Seelenleben zu dem heruntersteigen, was in dem gewöhnlichen gegenwärtigen Seelenleben nichtyp mehr enthalten ist, aber Rest ist aus früherem seelischen Erleben. Der Psychoanalytiker nimmt an, das seelische Leben erschöpfe sich nicht in dem gegenwärtigen seelischen Erleben, in dem bewußten seelischen Erleben, sondern das Bewußtsein tauche hinunter ins Unterbewußte. Und in vielem, was im seelischen Leben als Störung, als Verwirrung, als dieses oder jenes Mangelhafte auftritt, sieht der Psychoanalytiker eine Wirkung des unten im Unterbewußten Wogenden. Aber interessant ist es, was in diesem Unterbewußten der Psychoanalytiker nun sieht. Wenn man hört, was er aufzählt in diesem Unterbewußten, so ist es zunächst getäuschte Lebenshoffnung. Der Psychoanalytiker findet irgendeinen Menschen, der unter dieser oder jener Depression leidet. Diese Depression braucht ihren Ursprung nicht im gegenwärtigen bewußten Seelenleben zu haben, sondern in der Vergangenheit. In diesem Leben trat einmal irgend etwas im seelischen Erleben auf. Der Mensch ist darüber hinausgekommen, aber nicht vollständig; im Unterbewußten ist ein Rest geblieben. Er hat zum Beispiel Enttäuschungen erlebt. Er ist durch Erziehung, durch andere Vorgänge, mit dem bewußten Seelenleben über diese Enttäuschungen hinweggekommen, aber im Unterbewußten, da leben sie. Da wogt sie, diese Enttäuschung, gewissermaßen bis an die Grenze der Bewußtheit heran. Da erzeugt sie dann die unklare seelische Depression. Der Psychoanalytiker sucht also in allerlei Enttäuschungen, in getäuschten Lebenshoffnungen, die ins Unterbewußte heruntergezogen sind, dasjenige, was das bewußte Leben in einer dunklen Weise bestimmt. Das sucht er auch in dem, was das Seelenleben als Temperament färbt. In dem, was das Seelenleben aus gewissen rationalen Impulsen heraus färbt, sucht der Psychoanalytiker ein Unterbewußtes, das gewissermaßen nur anschlägt an das Bewußtsein. Dann aber kommt er zu einem weiten Gebiete - ich referiere hier nur —, welches der Psychoanalytiker dadurch faßt, daß er sagt: Da spielt herauf in das bewußte Leben der animalische Grundschlamm der Seele. Nun soll gar nicht geleugnet werden, daß dieser Grundschlamm vorhanden ist. (...) In dem, was der Psychoanalytiker in den enttäuschten Lebenshoffnungen in den Untergründen der Seele sucht, liegt, wenn er nur tief genug darauf eingeht, dasjenige, was sich vorbereitet in einem gegenwärtigen Leben, um schicksalsmäßig in ein nächstes Leben einzugreifen.

So findet man überall, wenn man den animalischen Grundschlamm — ohne sich die Hände dabei zu beschmutzen, wie es bei den Psychoanalytikern leider so häufig geschieht - umgräbt, durchforscht, das geistig-seelische Weben des Schicksals, das über Geburt und Tod mit dem geistig-seelischen Leben der Seele hinausgeht. Gerade an der analytischen Psychologie haben wir ein Gebiet, an dem so recht gelernt werden kann, wie alles richtig und alles falsch ist, wenn es sich um Weltanschauungsfragen handelt, nämlich von der einen oder anderen Seite aus."(Lit.: GA 066, S. 179ff)

In GA 181 (1918) heißt es über einen Züricher Professor Jung und seine analytische Psychologie:

In Zürich macht man ja insbesondere Bekanntschaft mit der dort bereits akademiefähig gewordenen analytischen Psychologie, der sogenannten Psychoanalyse, und gerade an meine Vorträge haben sich die merkwürdigsten Auseinandersetzungen über die Beziehungen der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft zur Psychoanalyse angeschlossen. Aber die Psychoanalytiker kommen sozusagen mit geistig verbundenen Augen an diese Welt der Geisteswissenschaft heran, können sich nicht in sie hineinfinden. Aber diese Welt pocht an die Türe desjenigen, was heute den Menschen erschlossen werden soll. Da ist zum Beispiel in Zürich ein Professor Jung, der erst jüngst wieder eine Broschüre über Psychoanalyse geschrieben hat - er hat viele Schriften darüber verfasst - und der manches Problem darin berührt; aber er zeigt damit gerade, dass er alles nur mit unzulänglichen Mitteln anpacken kann. Ich will eine Tatsache anführen, aus deren Erwähnung Sie gleich sehen werden, was ich meine. Jung führt ein Beispiel an, das überhaupt viel von den Psychoanalytikern angeführt wird. Einer Frau passiert das Folgende. Sie ist eines Abends in einer Gesellschaft eingeladen, sie soll in einem Hause zum Abend bleiben. Die Dame des Hauses, wo sie eingeladen ist, soll gleich, nachdem das Abendessen verlaufen ist, in einen Badeort reisen, weil sie nicht ganz gesund ist. Das Abendbrot nimmt seinen Verlauf, die Dame des Hauses fährt ab, die Gäste gehen auch fort. Mit einem Trupp Gäste geht auch die eingeladene Dame, die ich meine. Die Leute gingen, wie man das ja zuweilen zu tun pflegt, wenn man abends aus einer Gesellschaft kommt, nicht auf dem sogenannten Bürgersteig, sondern sie gingen auf der Mitte der Straße. Da kommt auf einmal eine Droschke um eine Ecke gefahren. Die Leute wichen dem Wagen nach den Bürgersteigen hin aus, aber jene erwähnte Dame nicht. Sie lief mitten auf dem Fahrdamm weiter, gerade vor den Pferden vorweg. Der Kutscher schimpfte, aber sie lief immer in derselben Weise weiter, bis sie an eine Brücke kam, die über einen Fluss führte. Da beschloss sie, um dieser unangenehmen Situation zu entgehen, sich über die Brücke in den Fluss zu stürzen. Das tat sie, und sie konnte von den Leuten der Gesellschaft, die ihr nachgelaufen waren, gerade noch gerettet werden. Und weil es nun für die Gesellschaft das Nächstliegende war, wurde sie gerade wieder in das Haus der abgereisten Frau, wo sie herkamen, zurückgebracht. Sie fand dort den Gatten jener abgereisten Dame und konnte in seinem Hause mit ihm einige Stunden zubringen. Nun denken Sie sich, was ein Mensch mit unzulänglichen Mitteln alles aus einer solchen Begebenheit machen kann. Man findet dann, wenn man nach Art der Psychoanalytiker an die Sache herangeht, jene geheimnisvollen Provinzen in der Seele, die uns davon unterrichten, dass die Seele schon in ihrem siebenten Lebensjahre irgendein Erlebnis gehabt hat, das mit Pferden zusammenhängt, so dass die Frau auf jenem Fortgange aus der Gesellschaft, indem der Anblick der Droschkenpferde jenes frühere Erlebnis aus dem Unterbewusstsein heraufrief, dadurch so perplex gemacht worden ist, dass sie nicht zur Seite sprang, sondern vor der Droschke davonlief. So wird für den Psychoanalytiker der ganze Vorgang ein Ergebnis des Zusammenhanges gegenwärtiger Erlebnisse mit «ungelösten Seelenrätseln» aus dem Gebiete der Erziehung und so weiter. Alles dies aber ist ein Verfolgen der Dinge mit unzulänglichen Mitteln, weil der betreffende Psychoanalytiker nicht weiß, dass dieses im Menschen waltende Unterbewusste wesenhafter ist, als er annimmt, dass es sogar auch viel raffinierter und viel gescheiter ist als das, was der Mensch aus seinem bewussten Verstande hat. Auch viel mutiger und viel kühner ist oft dieses Unterbewusstsein. Denn der Psychoanalytiker weiß nur nicht, dass ein Dämon in der Seele jener Frau saß, die weggegangen, ich könnte ebensogut sagen, schon hingegangen ist mit dem unterbewussten Gedanken, allein zu sein mit dem Manne, wenn die Frau abgereist sein wird. Das alles ist veranstaltet mit den raffiniertesten Mitteln des Unterbewusstseins, denn man tut alles viel sicherer, wenn man mit dem Bewusstsein nicht dabei ist. Die Dame lief einfach vor den Rossen einher, um abgefangen zu werden, wenn es so weit ist, und verhielt sich danach. Aber solche Dinge durchschaut der Psychoanalytiker nicht, weil er nicht voraussetzt, dass es überall eine geistig-seelische Welt gibt, zu der die Menschenseele in Beziehung steht. Aber Jung ahnt so etwas. Aus den zahlreichen Dingen, die ihm auftreten, ahnt er, dass die Menschenseele zu zahlreichen andern Seelen in einer Beziehung steht. Aber er muss doch Materialist sein, denn sonst wäre er doch kein gescheiter Mensch der Gegenwart. Was macht er also? Er sagt: Überall steht die Menschenseele - man sieht das an den Dingen, die mit der Menschenseele vorgehen - in Beziehung zu außerseelischen geistigen Tatsachen. - Diese gibt es aber doch nicht! Also wie hilft man sich da? Nun, die Seele hat eben einen Körper, der von andern Körpern abstammt, und diese wieder von andern; dann gibt es eine Vererbung, und Jung konstruiert sich zusammen, dass die Seele vererbungsgemäß alles das nachlebt, was man an Verhältnissen zum Beispiel zu den heidnischen Göttern erlebt hat. Das steckt noch in einem, durch Vererbung steckt es in einem, und das werden «isolierte Seelenprovinzen», die erst heraufkatechisiert werden müssen, wenn man die Menschenseele davon befreien will. Er sieht es sogar ein, dass es der Menschenseele ein Bedürfnis ist, dazu eine Beziehung zu haben, und dass sie das Nervensystem ruinieren, wenn es nicht heraufgeholt wird ins Bewusstsein. Daher spricht er den Satz aus, der ganz berechtigt ist aus der modernen Weltanschauung heraus: Die Menschenseele kann nicht, ohne dass sie innerlich zugrunde geht, ohne Beziehung zu einem göttlichen Wesen sein. Dies ist ebenso sicher, wie es auf der andern Seite sicher ist, dass es ja ein göttliches Wesen gar nicht gibt. Die Frage nach der Beziehung des menschlichen Seelenwesens zum Gotte hat mit der Frage der Existenz Gottes nicht das geringste zu tun. So steht es in seinem Buche. Also bedenken wir, was da eigentlich vorliegt: Es wird wissenschaftlich konstatiert, dass die Menschenseele sich ein Verhältnis zu Gott konstruieren muss, dass es aber ebenso sicher ist, dass es töricht wäre, einen Gott anzunehmen; also ist die Seele zu ihrer eigenen Gesundheit verurteilt, sich einen Gott vorzulügen. Lüge dir vor, dass es einen Gott gibt, sonst wirst du krank! - das steht eigentlich in dem Buch. Man sieht aber daraus, dass die großen Rätselprobleme an die Pforten pochen, und dass sich die Gegenwart nur gegen diese Dinge stemmt. Würde man mutig genug sein, so würde auf Schritt und Tritt heute etwas ähnliches zutage treten. Man ist nur nicht mutig genug. Denn ich sage dies alles nicht, um dem Professor Jung etwas am Zeuge zu flicken, sondern weil ich glaube, dass er in seinem Denken schon mutiger ist als alle andern. Er sagt das, was er sagen muss nach den Voraussetzungen der Gegenwart. Die andern sagen es nicht, sie sind noch weniger mutig. GA 181, S. 022 Fußnoten zur Passage in GA 181:[24]

Hans Erhard Lauer arbeitet in "Die Rätsel der Seele" verschiedene Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Im Anhang, der der 2. Auflage (1964) zugefügt wurde, äußert er sich dahingehend, daß Jung zwar nur über die imaginative Erkenntnisstufe verfügte, aber bezüglich des Christentums im wesentlichen mit der Anthroposophie übereinstimme:

"So war es also, wenn auch Vergangenes, so doch immerhin Europäisch-Christlich-Abendländisches, das in Jungs seelischen Erlebnissen sich erneuerte. Daraus erklärt sich auch seine intensive Beziehung zu dem Mysterium, das in der Gestalt Jesu Christi seinen Ausdruck gefunden hat. Auch darf behauptet werden, daß seine Auffassungen gerade auch in diesem Punkte in vollem Einklang stehen mit denjenigen, die Rudolf Steiner hierüber vertreten hat. Nur unterscheiden sie sich von diesen zugleich wieder charakteristischerweise darin, daß Steiner zur Darstellung brachte, was einer über die Imaginationsstufe hinausgehenden geistigen Erfahrung sich erschließt, während Jung nur zur Erscheinung kommt, wie sich die betreffenden Tatsachen, auf die Ebene der Imagination projiziert, abbilden. Übereinstimmt er mit Steiner aber darin, daß er - wie es in der Einleitung zu seiner Selbstbiographie (von A. Jaffé) heißt - 'der christlichen Forderung des Glaubens die Notwendigkeit des Verstehens und Nachdenkens gegenüberstellte'. Oder, wie er es selbst an einer Stelle ausspricht: 'Ich lasse der christlichen Botschaft nicht nur eine Tür offen, sondern sie gehört ins Zentrum des westlichen Menschen. Allerdings bedarf sie einer neuen Sicht, um den säkularen Wandlungen des Zeitgeistes zu entsprechen; sonst steht sie neben der Zeit und die Ganzheit des Menschen neben ihr.' Außerdem aber handelt es sich im besonderen bei jenem alchimistisch-rosenkreuzerischen Seelenwandlungsprozeß, dem der von ihm durchgemachte in gewisser Weise entsprach, um jene Bestrebungen, durch welche der spezifische Geistesweg gerade der neueren Zeit inauguriert worden ist. Es kommt dies bei Jung darin zum Ausdruck, daß er auf diesem Seelenweg zu dem Individuationsprozeß 'als dem zentralen Begriff seiner Psychlogie' gelangte." (Lauer in "Die Rätsel der Seele", 2. Aufl. 1964, S. 109f.)

Siehe auch

Psychoanalyse

Archetypen nach C.G. Jung

Einzelnachweise

  1. C.G. Jung: Gesammelte Werke, Bd. 6. Psychologische Typen. / Jolande Jacobi: Die Psychologie von C.G. Jung, Seite 20ff.
  2. Aniela Jaffé: Der Mythus von Sinn: im Werk von C.G. Jung, 3. Aufl., Daimon-Verlag 1983, Seite 21-22 Buch bei Google Books
  3. C. G. Jung: Archetypen des koll. Unbewußten, GW IX 1, Seite 15. Zitiert nach: Aniela Jaffé: Der Mythus von Sinn: im Werk von C.G. Jung, 3. Aufl., Daimon-Verlag 1983, Seite 22 (Das erweiterte Originalzitat aus Jung, Gesammelte Werke: Fußnote 8 Seite 15, lautet: "Man muß, um genau zu sein, zwischen 'Archetypus' und 'archetypischen Vorstellungen' unterscheiden. Der Archetypus stellt an sich eine hypothetische, unanschauliche Vorlage dar, wie das in der Biologie bekannte 'pattern of behavior'. Siehe dazu [Jung,] Theoretische Überlegungen zum Psychischen.[GW VIII]" Fußnote 8 ist am Ende des folgenden Satzes eingefügt: "Der Archtypus stellt wesentlich einen unbewußten Inhalt dar, welcher durch seine Bewußtwerdung und das Wahrgenommenwerden verändert wird, und zwar im Sinne des jeweiligen individuellen Bewußtseins, in welchem er auftaucht.")
  4. C. G. Jung: Mutterarchetypus , GW IX 1, Seite 114 f. Zitiert nach: Aniela Jaffé: Der Mythus von Sinn: im Werk von C.G. Jung, 3. Aufl., Daimon-Verlag 1983, Seite 21
  5. Wenn es um den Vergleich von Rudolf Steiner und C.G. Jung geht, macht Gerhard Wehr hingegen folgende Aussage: „Fatal wird sich auswirken, wenn man einer Gestalt wie Steiner im Gegenüber zu Jung eine „höhere“ Erkenntnisqualität beimisst.“ (info3 Januar 2011 Text)
  6. Hans Erhard Lauer: Die Rätsel der Seele, 2. Aufl. 1964, S. 109f. (Siehe dazu auch Analytische Psychologie und Anthroposophie im Vergleich)
  7. „C.G. Jung war stark von Kant beeinflusst, den er schon in seiner Sudienzeit studiert hatte...Jung hat sich Zeit seines Lebens streng an die Grenzen der Erkenntnis gehalten, obwohl man ihm gerade Grenzüberschreitungen in Richtung der Metaphysik zum Vorwurf machte.“ (Alfred Ribi (Studienleiter am Jung-Institut): Neurose - an der Grenze zwischen krank und gesund: Eine Ideengeschichte zu den Grundfragen des Menschseins, Springer 2011, Text)
  8. C. G. Jung: Erinnerungen, Träume, Gedanken. Aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffé. Sonderausgabe, 15. Auflage. Düsseldorf 2007, S. 175, S. 181 f. und 387.
  9. C. G. Jung: Das Rote Buch. LIBER NOVUS. Herausgegeben und eingeleitet von Sonu Shamdasani. Vorwort von Ulrich Hoerni. Patmos, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-42132-5, Vorwort, S. 9.
  10. In Goethes Faust sagt Faust: »Was ihr den Geist der Zeiten heißt, / Das ist im Grund der Herreneigner Geist, / In dem die Zeiten sich bespiegeln.« (Faust 1, Zeilen 577 ff.)
  11. Im Entwurf heißt es weiter: »Da sagte Einer zu mir, der mich nicht kannte, dem es aber offenbar zukam, es zu wissen: >Was für eine merkwürdige Aufgabe hast du! Du musst den Menschen all dein Innerstes und Unterstes enthüllen<. / Eben dagegen sträubte ich mich, denn ich hasste nichts so sehr als dieses, das mir als Unkeuschheit und Frechheit erschien.« (S. 1)
  12. In Wandlungen und Symbole der Libido (1912) deutet Jung Gott als Symbol der Libido (vgl. S. 70). In seinem späteren Werk betonte Jung besonders die Unterscheidung zwischen der Gott-Imago und der metaphysischen Existenz Gottes (vgl. die in der 1952 erschienenen und überarbeiteten Ausgabe der Wandlungen hinzugefügten Passagen, in: GW 5, § 95 . Die Schrift erhielt nun den neuen Titel Symbole der Wandlung).
  13. Die Wörter »hinübergehen«, »Übergang«, »Untergang« und »Brücke« kommen in Nietzsches Zarathustra vor, und zwar dort, wo vom Übergang des Menschen zum Übermenschen die Rede ist, z.B.; »Was groß ist am Mensch, das ist, daß er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang und ein Untergang ist. Ich liebe die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden.« (Also sprach Zarathustra, »Vorrede« 4. Die hervorgehobenen Wörter sind in Jungs Exemplar unterstrichen.)
  14. Museum Rietberg – Ausstellungen – Archiv (Rückblick) – 2010 C. G. Jung – Das Rote Buch, 18. Dezember 2010 bis 20. März 2011
  15. Über diese Vision sprach Jung bei mehreren Gelegenheiten, wobei er unterschiedliche Einzelheiten hervorhobt: In seinem Seminar Analytische Psychologie von 1925 (S. 69), in dem Gespräch mit Mircea Eliade (siehe oben, S. 203) und in den Erinnerungen (S. 179). Jung war auf dem Weg nach Schaffhausen, dem Wohnort seiner Schwiegermutter, die am 17. Oktober ihren 75. Geburtstag feierte. Die Zugreise dorthin dauert etwa eine Stunde.
  16. Im Entwurf heißt es weiter: »mit einem Freunde, (dessen Mangel an Weitblick und dessen Unbedachtheit mir in Wirklichkeit öfter aufgefallen waren).« (S. 8)
  17. Im Entwurf heißt es weiter: »Mein Freund aber wollte mit einem kleinen langsamen Segelschiff zurückfahren, was ich dumm und unvorsichtig fand.« (S. 8)
  18. Im Entwurf heißt es weiter: »und fand dort auch merkwürdigerweise, zugleich mit mir, meinen Freund vor, der offenbar doch dasselbe schnelle Schiff benutzt hatte, ohne dass ich es merkte« (S. 8 f.)
  19. Eiswein wird aus Trauben bereitet, die bis zum ersten Frost am Rebstock bleiben. Danach werden sie gepresst, das Eis entfernt, und so ein starker, köstlicher Dessertwein gewonnen.
  20. Im Entwurf heißt es weiter: »Dies war mein Traum. Vergebens war alle Anstrengung, ihn zu verstehen. Ich mühte mich tagelang. Sein Eindruck aber war mächtig.« (S. 9) Jung berichtet von diesem Traum auch in den Erinnerungen (vgl. S. 179).
  21. Vgl. Einleitung, S. 203
  22. Im Entwurf richtet sich dies an »meine Freunde« (S. 9).
  23. Vgl. im Gegensatz dazu Johannes 14,6 : »Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.«
  24. Zur Psychoanalyse vgl. u. a. auch die Vorträge vom 10. und 11. November 1917, in: «Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen» (9 Vorträge, St. Gallen, Zürich und Dornach 1917), GA 178. Jung ... eine Broschüre über Psychoanalyse: Carl Gustav Jung, 1875-1961, Arzt. Siehe «Die Psychologie der unbewußten Prozesse. Ein Überblick über die moderne Theorie und Methode der analytischen Psychologie», Zürich 1917, (späterer Titel: «Das Unbewußte im normalen und kranken Seelenleben»),
    • 22/23 Jung führt ein Beispiel an: Ebenda, S. 18 ff. - Vgl. auch S. 91 ff. in diesem Band.
    • 24 Aber Jung ahnt so etwas .... Er sagt: Ebenda, S. 85 ff.
    • 25 Daher spricht er den Satz aus: Ebenda, wörtlich: «Erst in der Aufklärungsepoche fand
    man, daß die Götter doch nicht wirklich existierten, sondern nur Projektionen waren. Damit waren sie auch erledigt. Aber die ihnen entsprechende psychologische Funktion war keineswegs erledigt, sondern verfiel dem Unbewußten, wodurch die Menschen selber vergiftet wurden, durch einen Überschuß an Libido, der vorher im Kult des Götterbildes investiert war. Die Entwertung und Verdrängung einer so starken Funktion, wie es die religiöse ist, hat natürlich beträchtliche Folgen für die Psychologie des Einzelnen » (S. 115 f.) und «Der Gottesbegriff ist nämlich eine schlechthin notwendige psychologische Funktion irrationaler Natur, die mit der Frage nach der Existenz Gottes überhaupt nichts zu tun hat. Denn diese letztere Frage gehört zu den dümmsten Fragen, die man stellen kann. Man weiß doch hinlänglich, daß man sich einen Gott nicht einmal denken kann, geschweige denn sich vorstellen, daß er wirklich existiere, so wenig wie man sich einen Vorgang denken kann, der nicht notwendig kausal bedingt wäre» (S. 91).

Literatur

  • Jolande Jacobi: Die Psychologie von C. G. Jung. Rascher, Zürich 1940; 22. Auflage: Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-26365-3. (Dieses schmale Taschenbuch enthält ein Geleitwort von Jung, in dem er diese Arbeit als adäquate Einführung und Überblick seiner Lehre autorisiert
  • Gerhard Wehr: C. G. Jung (= Rowohlts Monographien. Bd. 152). Rowohlt, Reinbek 1969; 21. Auflage 2006, ISBN 3-499-50152-X.
  • Gerhard Wehr: Carl Gustav Jung. Leben – Werk – Wirkung. Kösel, München 1985; 3., erweiterte Auflage: Telesma, Schwielowsee 2009, ISBN 978-3-941094-01-7.
  • Hans Erhard Lauer: Die Rätsel der Seele. Tiefenpsychologie und Anthroposophie. Verlag die Kommenden, Freiburg 1982, 5. Aufl. ISBN 3782302095 (Lauer analysiert detailliert, inwiefern sich die Auffassung des Seelischen und Geistigen der analytischen Psychologie Jungs von der Anthroposophie unterscheidet)
  • C.G. Jung: Erinnerungen, Träume, Gedanken. Patmos; Auflage: 17. Auflage 2011. ISBN 3843601917 (Aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffé. Dieses Buch hat auch autobiographischen Charakter und es ist besonders im Hinblick auf die geschilderten übersinnlichen Erfahrungen, die Jung machte, lesenswert.)
  • C.G. Jung, J.J. Clarke (Hrsg.): C.G. Jung und der östliche Weg, Patmos 2005, ISBN 3491698146 (Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von Texten Jungs über die Spiritualität des Ostens, mit einer lesenswerten gelehrten Einleitung des Herausgebers.)
  • Rudolf Steiner: Geist und Stoff, Leben und Tod, GA 66 (1988), ISBN 3-7274-0660-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Jos. Hupfer: Der Begriff des Geistes bei C.G. Jung und bei R. Steiner, in: Abhandlungen zur Philosophie und Psychologie, Heft 1, 1951, Dornach (Hrsg: Freie Hochschule für Geisteswissenschaft)
  • Karl Ballmer: Synchronizität. Gleichzeitigkeit, Akausalität und „Schöpfung aus dem Nichts“ bei C. G. Jung und Rudolf Steiner, Siegen 1995, ISBN 3-930964-25-2
  • Gerhard Wehr: C. G. Jung und Rudolf Steiner: Konfrontation und Synopse. Klett-Cotta /J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger; Auflage: 2., veränd. A. (1998), ISBN 3608919341(Gerhard Wehr versteht es in diesem Werk, die analytische Psychologie im Vergleich zur Anthroposophie gerecht zu würdigen. Er sieht in Jung eine wenn nicht Steiner ebenbürtige, so doch große Gestalt, die einen eigenen Zugang zum Geistigen fand, und durch sein Werk diesen Weg für andere vermitteln kann.)
  • Thomas B. Kirsch: C. G. Jung und seine Nachfolger. Die internationale Entwicklung der Analytischen Psychologie. Psychosozial-Verlag, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-447-7
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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