Urpflanze und Kali (Göttin): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Urpflanze.jpg|thumb|220px|[[Rudolf Steiner]], [[Urpflanze]], Aquarell 1924]]
[[Datei:Kali.jpg|thumb|Kali]]
Die '''Urpflanze''' ist ein Begriff aus [[Goethe]]s [[Metamorphosenlehre]] für das Urbild (Idee, begriffliche Urgestalt), nach dem alle anderen Pflanzenarten durch Abwandlung entstanden sein sollen. Wesentliche Anregungen für seine Pflanzenstudien empfing Goethe auf seiner ''Italienreise'', die er 1786 antrat. Schon auf dem Weg über den Brenner konnte er wichtige Erkenntnisse darüber gewinnen, wie das Klima die Wuchsformen modifiziert:
[[Datei:Kali and Bhairava in Union.jpg|thumb|Kali in Vereinigung mit dem Gott [[Wikipedia:Bhairava|Bhairava]], Aquarell, 18. Jahrhundert, [[Wikipedia:Nepal|Nepal]]]]
'''Kali''' ([[Sanskrit]], f., काली, {{IAST|kālī}}, wörtl.: „Die Schwarze“) ist im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. In der [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Mythologie]] stellt sie eine Verkörperung des Zornes der [[Durga]] dar, aus deren Stirn sie entsprungen und dann das Weltall mit ihrem schrecklichen Brüllen erfüllt haben soll. In anderen Mythen ist sie die dunkle Seite [[Parvati]]s und eine der [[Mahavidyas]].


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== Ikonographie ==
"Die Pflanzen betreffend, fühl' ich noch sehr meine Schülerschaft. Bis München glaubt' ich wirklich nur die gewöhnlichen zu sehen. Freilich war meine eilige Tag- und Nachtfahrt solchen feinern Beobachtungen nicht günstig. Nun habe ich zwar meinen Linné bei mir und seine Terminologie wohl eingeprägt, wo soll aber Zeit und Ruhe zum Analysieren herkommen, das ohnehin, wenn ich mich recht kenne, meine Stärke niemals werden kann? Daher schärf' ich mein Auge aufs Allgemeine, und als ich am Walchensee die erste Gentiana sah, fiel mir auf, daß ich auch bisher zuerst am Wasser die neuen Pflanzen fand.


Was mich noch aufmerksamer machte, war der Einfluß, den die Gebirgshöhe auf die Pflanzen zu haben schien. Nicht nur neue Pflanzen fand ich da, sondern Wachstum der alten verändert; wenn in der tiefern Gegend Zweige und Stengel stärker und mastiger waren, die Augen näher aneinander standen und die Blätter breit waren, so wurden höher ins Gebirg hinauf Zweige und Stengel zarter, die Augen rückten auseinander, so daß von Knoten zu Knoten ein größerer Zwischenraum stattfand und die Blätter sich lanzenförmiger bildeten. Ich bemerkte dies bei einer Weide und einer Gentiana und überzeugte mich, daß es nicht etwa verschiedene Arten wären. Auch am Walchensee bemerkte ich längere und schlankere Binsen als im Unterlande." ''(Goethe, Italienische Reise, 8. September, abends)''
Die Ikonographie zeigt Kali meistens schwarz, manchmal blau dargestellt. Sie hat mehrere Arme, meist vier oder zehn, und trägt eine Halskette aus Schädeln, einen Rock aus abgeschlagenen Armen, manchmal hängt ein totes Kind an ihrem Ohr. Die Attribute in ihren Händen können variieren: Meist hält sie einen abgeschlagenen Schädel, eine drohend erhobene Sichel und eine Blutschale. Auf der Stirn befindet sich das „Dritte Auge“ und ihre Zunge  streckt sie weit heraus. Doch  auf vielen Darstellungen ist ihre rechte Hand erhoben und zeigt die segnende und trostgebende [[Mudra]] (Handgeste).
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Goethe suchte die Urpflanze zunächst in der Natur als eine noch unbekannte [[Wikipedia:Art|Art]], oder auch in der Grundgestalt eines Blattes oder eines Stammes zu finden. Einmal glaubte er, sie im botanischen Garten von [[Wikipedia:Palermo|Palermo]] gefunden zu haben:
Sowohl in der Mythologie als auch in der Ikonographie sind weibliche [[Wikipedia:Goldschakal|Goldschakal]]e Kalis wichtigste Begleittiere.<ref>Kinsley, David: Freedom from Death in the Worship of Kālī, In: Numen, 22. 1975,  3, S. 200</ref> Im Vasantaraja Sakuna, einem Buch, das von durch Tiere hervorgerufene Omen handelt, sind den Schakalweibchen 90 Verse gewidmet, und bei vielen Verehrern der Göttin gelten sie als Glück verheißende Botschafter. Demnach soll der Gläubige, der am Morgen das Schakalgeheul vernimmt, die Göttin grüßen.<ref>http://www.payer.de/kamasutra/kamas301.htm</ref>


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== Bedeutung ==
"Palermo, Dienstag, den 17. April 1787. Es ist ein wahres Unglück, wenn man von vielerlei Geistern verfolgt und versucht wird! Heute früh ging ich mit dem festen, ruhigen Vorsatz, meine dichterischen Träume fortzusetzen, nach dem öffentlichen Garten, allein eh' ich mich's versah, erhaschte mich ein anderes Gespenst, das mir schon diese Tage nachgeschlichen. Die vielen Pflanzen, die ich sonst nur in Kübeln und Töpfen, ja die größte Zeit des Jahres nur hinter Glasfenstern zu sehen gewohnt war, stehen hier froh und frisch unter freiem Himmel, und indem sie ihre Bestimmung vollkommen erfüllen, werden sie uns deutlicher. Im Angesicht so vielerlei neuen und erneuten Gebildes fiel mir die alte Grille wieder ein, ob ich nicht unter dieser Schar die Urpflanze entdecken könnte. Eine solche muß es denn doch geben! Woran würde ich sonst erkennen, daß dieses oder jenes Gebilde eine Pflanze sei, wenn sie nicht alle nach einem Muster gebildet wären?" ''(Goethe, Italienische Reise, 17. April 1787)''
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Und schon am 17. Mai schrieb er an [[Theaterwiki:Herder|Herder]]:
Kalis Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Todesaspekt. Die Gläubigen sehen sie trotz ihrer schrecklichen Gestalt auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter, als Kalima, da ihre zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen [[Dämon]]en und Ungerechtigkeit richtet. In dieser furchterregenden Manifestation ist die Göttin zuständig für die Auflösung des Universums, die Sichel in der Hand deutet auf die Ernte, auf das Ende des Lebens. Kali ist auch „Kala“, die Zeit - und die Zeit vernichtet und verschlingt alles. Die Sichel ist ihren Anhängern aber nicht nur ein Symbol des Todes, sondern kann als Werkzeug der Erlösung verstanden werden: Sie durchschneidet Verwirrung, Unwissenheit und Bindungen und macht dadurch den Weg frei zur Erlösung. Damit gilt Kali auch als Zerstörerin der negativen Kräfte und Illusionen, die den Menschen daran hindern, Heil zu erlangen und den Geist zu befreien, um dem Kreislauf der Wiedergeburten, dem [[Samsara]], zu entkommen.


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Als Göttin des Todes ist Kali also auch eine Göttin der Transformation, sie ist die Mutter, die das Leben gibt und sie ist es auch, die es wieder zurücknimmt. Im [[Wikipedia:Shaktismus|Shaktismus]] gilt sie als  Manifestation des Höchsten und wird als gnadenreiche Mutter und [[Moksha|Erlöserin]] verehrt.
"Ferner muß ich Dir vertrauen, daß ich dem Geheimnis der Pflanzenzeugung und -organisation ganz nahe bin und daß es das einfachste ist, was nur gedacht werden kann. Unter diesem Himmel kann man die schönsten Beobachtungen machen. Den Hauptpunkt, wo der Keim steckt, habe ich ganz klar und zweifellos gefunden; alles übrige seh' ich auch schon im ganzen, und nur noch einige Punkte müssen bestimmter werden. Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt, um welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüssel dazu kann man alsdann noch Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen, das heißt, die, wenn sie auch nicht existieren, doch existieren könnten und nicht etwa malerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Notwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird sich auf alles übrige Lebendige anwenden lassen." ''(Goethe, Italienische Reise, 17. Mai 1787)''
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[[Theaterwiki:Schiller|Schiller]] wies in einem Gespräch mit Goethe am 20. Juli 1794 darüber hinaus auf den platonischen Ideencharakter der Urpflanze hin. Sie hatten gerade eine Sitzung der von ''Batsch'' begründeten Naturforschenden Gesellschaft in Jena verlassen und waren ins Gespräch gekommen. Schiller war wenig befriedigt von der dort gepflegten abstrakten Naturanschauung. Da entwickelte ihm Goethe die Vorstellung einer plastisch-ideellen Form, die sich dem Geiste offenbart, wenn er die Mannigfaltigkeit der Pflanzengestalten überschaut und das Gemeinsame der sich ständig metamorphosierenden Formen erlebend verstehen lernt. Nicht willkürlicher Spekulation, sonder unbefangener Beobachtung glaubte er diese "Urpflanze" zu verdanken:
Eine bekannte mythologische Geschichte ist die des Kampfes mit einem Dämon namens Raktavija, der die Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Wann immer er verletzt wurde und eine Gliedmaße oder ein Blutstropfen von ihm zur Erde fiel, entstand daraus ein zweiter Raktavija – er war somit unbesiegbar. Die Götter in ihrer Not wandten sich an die Muttergöttin [[Devi]], welche sich in Gestalt von Kali manifestierte und den Dämon angriff. Sie schlug ihm den Kopf ab und trank alles heraustretende Blut. Somit wurde Raktavija vollkommen vernichtet. Kali ist daher die Göttin der vollständigen Vernichtung, aber auch die Mutter Erde, in die alles zurückkehrt und die dafür Sorge trägt, dass nichts verloren geht.


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Viele Texte beschreiben Kali als unabhängig von einer männlichen Gottheit. Wenn eine solche jedoch erscheint, ist es [[Shiva]], als dessen Gefährtin oder Ehefrau sie ihn zu wildem, unzivilisierten Verhalten anstiftet. Viele Bilder zeigen, wie sie auf Shiva tanzt oder steht, denn im Mythos wird erzählt, einst habe Kali, trunken vom Blut ihrer Feinde, auf dem Schlachtfeld triumphierend getanzt und um ihr Toben zu stoppen, habe Shiva sich hingelegt wie eine Leiche. Erst als Kali auf ihm tanzte, habe sie ihren Gemahl erkannt und eingehalten. Vor Schreck und Scham über ihr Verhalten habe sie die Zunge herausgestreckt.  
"Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: «Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee". Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen; denn der Punkt, der uns trennte, war dadurch aufs strengste bezeichnet. Die Behauptung aus Anmut und Würde fiel mir wieder ein, der alte Groll wollte sich regen; ich nahm mich aber zusammen und versetzte: «Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe»." ''(Goethe, Glückliches Ereignis)''
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Goethe anerkannte nur eine Quelle der Erkenntnis, die Erfahrungswelt, in der die objektive Ideenwelt mit eingeschlossen ist. Anders dachte Schiller. Ideenwelt und Erfahrungswelt empfand er als zwei getrennte Reiche.
Auf einer anderen Bedeutungsebene drückt das Bild der Kali auf dem leblosen Körper ganz deutlich ihre Überlegenheit aus: Sie ist [[Shakti]], das bedeutet Energie - der dynamische Aspekt Shivas. „Shiva ohne Kali ist ‚Shava‘ (d.h. leblos)“, so eine gängige Redensart bei ihren Verehrern. Aber letztlich sind [[Shiva]] und Kali eine untrennbare Einheit. [[Tantrismus|Tantrische]] Werke zeigen sie in Liebesvereinigung, als Elternpaar des Universums. In einem weiteren Mythos ist es Shiva als Kind, der ihre mütterliche Seite weckt. Im [[Tantra]] wird der abgeschlagene Kopf als [[Symbol]] für die Befreiung von der Ego-Idee, der Identifikation mit dem vergänglichen Leib, interpretiert.


Die Urpflanze erschließt sich nicht dem [[diskursiv]]en, logisch ableitenden [[Denken]], sondern nur der unmittelbaren [[Intuition|intutiven]] [[Intellekt|intellektuellen]] [[Anschauung]]. Ein derartiges Vermögen hatte [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]] dem [[Mensch]]en abgesprochen. Dem widersprach Goethe energisch:
== Verehrung ==


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Besonders populär als göttliche Mutter ist Kali heutzutage in [[Wikipedia:Bengalen|Bengalen]], aber auch im [[Tantrismus]] spielt sie eine wichtige Rolle und personifiziert hier das Höchste.
"Als ich die Kantische Lehre, wo nicht zu durchdringen, doch möglichst zu nutzen suchte, wollte mir manchmal dünken, der köstliche Mann verfahre schalkhaft ironisch, in dem er bald das Erkenntnisvermögen aufs engste einzuschränken bemüht schien, bald über die Grenzen, die er selbst gezogen hatte, mit einem Seitenwink hinausdeutete. Er mochte freilich bemerkt haben, wie anmaßend und naseweis der Mensch verfährt, wenn er behaglich, mit wenigen Erfahrungen ausgerüstet, sogleich unbesonnen abspricht und voreilig etwas festzusetzen, eine Grille, die ihm durchs Gehirn läuft, den Gegenständen aufzuheben trachtet. Deswegen beschränkt unser Meister seinen Denkenden auf eine reflektierende diskursive Urteilskraft, untersagt ihm eine bestimmende ganz und gar. Sodann aber, nachdem er uns genugsam in die Enge getrieben, ja zur Verzweiflung gebracht, entschließt er sich zu den liberalsten Äußerungen und überläßt uns, welchen Gebrauch wir von der Freiheit machen wollen, die er einigermaßen zugesteht. In diesem Sinne war mir folgende Stelle höchst bedeutend:


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Eine herausragende Rolle spielt sie in der späten [[Wikipedia:Religion|religiösen]] [[Wikipedia:Bengalische Schrift|Bengali]]-Literatur. Im Unterschied zur Haltung der Tantriker, die Kali furchtlos gegenübertreten und ihre [[Magie|magischen]] Geheimnisse erfahren wollen, nehmen Poeten ihr gegenüber oft die Rolle eines hilflosen Kindes an, die bei Kali, ihrer Mutter, Erlösung suchen. Obwohl sie den Tod deutlich vor Augen führt, hoffen ihre Anhänger, die Furcht vor dem Tod mit ihrer Hilfe zu überwinden.
«Wir können uns einen Verstand denken, der, weil er nicht wie der unsrige diskursiv, sondern intuitiv ist, vom synthetisch Allgemeinen, der Anschauung eines Ganzen als eines solchen, zum Besondern geht, das ist, von dem Ganzen zu den Teilen: Hierbei ist gar nicht nötig zu beweisen, daß ein solcher intellectus archetypus möglich sei, sondern nur, daß wir in der Dagegenhaltung unseres diskursiven, der Bilder bedürftigen Verstandes (intellectus ectypus) und der Zufälligkeit einer solchen Beschaffenheit auf jene Idee eines intellectus archetypus geführt werden, diese auch keinen Widerspruch enthalte.»
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Zwar scheint der Verfasser hier auf einen göttlichen Verstand zu deuten, allein wenn wir ja im sittlichen, durch Glauben an Gott, Tugend und Unsterblichkeit uns in eine obere Region erheben und an das erste Wesen annähern sollen: so dürft' es wohl im Intellektuellen derselbe Fall sein, daß wir uns, durch das Anschauen einer immer schaffenden Natur zur geistigen Teilnahme an ihren Produktionen würdig machten. Hatte ich doch erst unbewußt und aus innerem Trieb auf jenes Urbildliche, Typische rastlos gedrungen, war es mir sogar geglückt, eine naturgemäße Darstellung aufzubauen, so konnte mich nunmehr nichts weiter verhindern, das Abenteuer der Vernunft, wie es der Alte vom Königsberge selbst nennt, mutig zu bestehen."
Der wichtigste Feiertag Kalis ist Kalipuja, der am selben Tag wie das Lichterfest [[Wikipedia:Divali|Diwali]], nach dem Mondkalender meist Ende Oktober/Anfang November, gefeiert wird. Verehren Hindus im Osten von Indien an diesem Tag Kali, die dunkle Seite der Göttin, beten andere sie zur selben Zeit als [[Lakshmi]], als strahlende, Glück verheißende Göttin an.  
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Der österreichische Physiker [[Wikipedia:Wolfgang Pauli|Wolfgang Pauli]] hat diese archetypische Denken sehr treffend so beschrieben:
Einer ihrer bekanntesten Tempel ist der [[Wikipedia:Kalighat-Tempel|Kalighat-Tempel]] in [[Wikipedia:Kalkutta|Kalkutta]], einem wichtigen hinduistischen Wallfahrtsort. Ihre Statue ist ein riesiger schwarzer Gesteinsblock, der nach einer Legende im Fluss gefunden wurde, nach einer anderen aus der Erde gewachsen ist. Diesem schenkten Besucher im Laufe der Zeit goldene Gliedmaßen und prachtvolle Bekleidung und verehren darin nun „Kalima“, ihre göttliche Mutter. Manche ihrer Anhänger opfern noch heute Tiere, meist Ziegen, was aber aufgrund des Tötungsverbotes [[Ahimsa]] den meisten Hindus ein Gräuel ist.


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Kali ist die Schutzgöttin von [[Wikipedia:Kolkata|Kolkata]] (ursprünglich: Kali [[Wikipedia:Ghat (Indien)|Ghat]], „Ufertreppe der Kali“).
"Wenn man die vorbewusste Stufe der Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus «symbolischen» Bildern mit im allgemeinen starkem emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe des Denkens ist ein malendes Schauen dieser inneren Bilder, deren Ursprung nicht allgemein und nicht in erster Linie auf Sinneswahrnehmungen ... zurückgeführt werden kann ....
Die archaische Einstellung ist aber auch die notwendige Voraussetzung und die Quelle der wissenschaftlichen Einstellung. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder, aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind. ... Das Ordnende und Regulierende muss jenseits der Unterscheidung von «physisch» und «psychisch» gestellt werden - so wie Platos's «Ideen» etwas von Begriffen und auch etwas von «Naturkräften» haben (sie erzeugen von sich aus Wirkungen). Ich bin sehr dafür, dieses «0rdnende und Regulierende» «Archetypen» zu nennen; es wäre aber dann unzulässig, diese als psychische Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder («Dominanten des kollektiven Unbewussten» nach Jung) die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles Naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen, bedingen müssten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen. ... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer unmittelbar sehen kann." {{Lit|Atmanspacher, Primas, Wertenschlag-Birkhäuser, S 219}}
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In Goethes botanischem Hauptwerk „Die Metamorphose der Pflanzen“ (1790) taucht das Wort „Urpflanze“ nicht auf. Das gab Raum für allerlei Spekulationen, was genau Goethe unter der Urpflanze verstanden haben könnte. In einer späteren Ausgabe seiner [[Wikipedia:Morphologie (Biologie)|morphologischen]] Arbeiten („Zur Morphologie“, 1817) griff er das Wort recht versteckt im Vorwort wieder auf: „wie ich früher die Urpflanze aufgesucht, so trachtete ich nunmehr, das Urtier zu finden, das heisst denn doch zuletzt, den Begriff, die Idee des Tiers.“ Wenige Wochen vor seinem Tod schrieb er an den Chemiker [[Wikipedia:Heinrich Wilhelm Ferdinand Wackenroder|Heinrich Wilhelm Ferdinand Wackenroder]]: „Es interessiert mich höchlich, inwiefern es möglich sei, der organisch-chemischen Operation des Lebens beizukommen, durch welche die Metamorphose der Pflanzen nach einem und demselben Gesetz auf die mannigfaltigste Weise bewirkt wird.“<ref>Zitiert nach Dorothea Kuhn: Goethe und die Chemie. In: Typus und Metamorphose. Goethe-Studien. Marbach 1988.</ref> Dieses wenig bekannte Zitat umschreibt nicht nur die Urpflanze als das allgemeine „Gesetz“ der Metamorphose. Es zeigt zugleich, dass Goethe (im hohen Alter jedenfalls) nicht der einseitige [[Wikipedia:Idealismus|Idealist]] war, zu dem er oft stilisiert wird. Er war davon überzeugt, dass die von ihm beschriebene Metamorphose organisch-chemisch ''bewirkt'' wird. Die ''Idee'' der Urpflanze ''wirkt'' demnach ''im'' Stofflichen.
== Einzelnachweise ==
<references />


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== Siehe auch ==
"Goethe sieht in der Idee eines Dinges ein Element, das in demselben unmittelbar gegenwärtig ist, in ihm wirkt und schafft. Ein einzelnes Ding nimmt, nach seiner Ansicht, bestimmte Formen aus dem Grunde an, weil die Idee sich in dem gegebenen Falle in einer besonderen Weise ausleben muß. Es hat für Goethe keinen Sinn zu sagen, ein Ding entspreche der Idee nicht. Denn das Ding kann nichts anderes sein, als das, wozu es die Idee gemacht hat. Anders denkt Schiller. Ihm sind Ideenwelt und Erfahrungswelt zwei getrennte Reiche. Der Erfahrung gehören die mannigfaltigen Dinge und Ereignisse an, die den Raum und die Zeit erfüllen. Ihr steht das Reich der Ideen gegenüber, als eine anders geartete Wirklichkeit, dessen sich die Vernunft bemächtigt. Weil von zwei Seiten dem Menschen seine Erkenntnisse zufließen, von außen durch Beobachtung und von innen durch das Denken, unterscheidet Schiller zwei Quellen der Erkenntnis. Für Goethe gibt es nur eine Quelle der Erkenntnis, die Erfahrungswelt, in welcher die Ideenwelt eingeschossen ist. Für ihn ist es unmöglich, zu sagen: Erfahrung ''und'' Idee, weil ihm die Idee durch die geistige Erfahrung so vor dem geistigen Auge liegt, wie die sinnliche Welt vor dem physischen." {{Lit|GA 6, S 22f}}
* [[Kankali Tila]]
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Ausgehend von der Urpflanze beschrieb Goethe die Umwandlung der drei Grundorgane [[Wurzel]], [[Sprossachse]] und [[Blatt]] zur Anpassung an besondere Lebens- und Umweltbedingungen als [[Metamorphose]]. Auch heute noch wird in der Botanik zwischen Wurzel-, Blatt- und Sprossmetamorphosen unterschieden. So sind etwa viele [[Ranke]]n und [[Dorn (Botanik)|Dorn]]bildungen Blattmetamorphosen.
== Literatur ==
 
* David Kinsley: ''Hindu Goddesses: Vision of the Divine Feminine in the Hindu Religious Traditions'',  Motilal Banarsidass, Delhi 1987, ISBN 81-208-0379-5
== Anmerkungen ==
*David Kinsley: ''Indische Göttinnen. Weibliche Gottheiten im Hinduismus.'' Insel-Verlag, Frankfurt 1990, ISBN 3-458-16118-X
 
<!-- * David Kinsley, ''The Sword and the Flute: Kali & Krsna'' (ISBN 0-520-03510-0) -->
<references/>
* Ajit Mookerjee, ''Kali: The Feminine Force'', Destiny Books, New York 1988, ISBN 0-89281-212-5
* Shoma A. Chatterji: ''The Goddess Kali of Kolkata'', UBS Publ., Neu Delhi 2006, ISBN 81-7476-514-X
* Elizabeth Usha Harding: ''Kali: The Black Goddess of Dakshineswar'', Nicolas-Hays, York-Beach, Maine 1995, ISBN 0-89254-025-7
* David Kinsley:''Tantric Visions of the Divine Feminine'', Univ. of California Press, Berkeley, Calif. 1997, ISBN 0-520-20499-9


== Literatur ==
== Weblinks ==
# H. Atmanspacher, H. Primas, E. Wertenschlag-Birkhäuser (Hrsg.): ''Der Pauli-Jung-Dialog'', Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1995
* {{Commonscat|Kali|{{PAGENAME}}}}
# Rudolf Steiner: ''Goethes Weltanschauung'', [[GA 6]] (1990)


[[Kategorie:Botanik]] [[Kategorie:Morphologie]] [[Kategorie:Goethe]] [[Kategorie:Goetheanismus]]
[[Kategorie:Indische Gottheit]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 12. April 2015, 10:10 Uhr

Kali
Kali in Vereinigung mit dem Gott Bhairava, Aquarell, 18. Jahrhundert, Nepal

Kali (Sanskrit, f., काली, kālī, wörtl.: „Die Schwarze“) ist im Hinduismus eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. In der indischen Mythologie stellt sie eine Verkörperung des Zornes der Durga dar, aus deren Stirn sie entsprungen und dann das Weltall mit ihrem schrecklichen Brüllen erfüllt haben soll. In anderen Mythen ist sie die dunkle Seite Parvatis und eine der Mahavidyas.

Ikonographie

Die Ikonographie zeigt Kali meistens schwarz, manchmal blau dargestellt. Sie hat mehrere Arme, meist vier oder zehn, und trägt eine Halskette aus Schädeln, einen Rock aus abgeschlagenen Armen, manchmal hängt ein totes Kind an ihrem Ohr. Die Attribute in ihren Händen können variieren: Meist hält sie einen abgeschlagenen Schädel, eine drohend erhobene Sichel und eine Blutschale. Auf der Stirn befindet sich das „Dritte Auge“ und ihre Zunge streckt sie weit heraus. Doch auf vielen Darstellungen ist ihre rechte Hand erhoben und zeigt die segnende und trostgebende Mudra (Handgeste).

Sowohl in der Mythologie als auch in der Ikonographie sind weibliche Goldschakale Kalis wichtigste Begleittiere.[1] Im Vasantaraja Sakuna, einem Buch, das von durch Tiere hervorgerufene Omen handelt, sind den Schakalweibchen 90 Verse gewidmet, und bei vielen Verehrern der Göttin gelten sie als Glück verheißende Botschafter. Demnach soll der Gläubige, der am Morgen das Schakalgeheul vernimmt, die Göttin grüßen.[2]

Bedeutung

Kalis Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Todesaspekt. Die Gläubigen sehen sie trotz ihrer schrecklichen Gestalt auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter, als Kalima, da ihre zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen Dämonen und Ungerechtigkeit richtet. In dieser furchterregenden Manifestation ist die Göttin zuständig für die Auflösung des Universums, die Sichel in der Hand deutet auf die Ernte, auf das Ende des Lebens. Kali ist auch „Kala“, die Zeit - und die Zeit vernichtet und verschlingt alles. Die Sichel ist ihren Anhängern aber nicht nur ein Symbol des Todes, sondern kann als Werkzeug der Erlösung verstanden werden: Sie durchschneidet Verwirrung, Unwissenheit und Bindungen und macht dadurch den Weg frei zur Erlösung. Damit gilt Kali auch als Zerstörerin der negativen Kräfte und Illusionen, die den Menschen daran hindern, Heil zu erlangen und den Geist zu befreien, um dem Kreislauf der Wiedergeburten, dem Samsara, zu entkommen.

Als Göttin des Todes ist Kali also auch eine Göttin der Transformation, sie ist die Mutter, die das Leben gibt und sie ist es auch, die es wieder zurücknimmt. Im Shaktismus gilt sie als Manifestation des Höchsten und wird als gnadenreiche Mutter und Erlöserin verehrt.

Eine bekannte mythologische Geschichte ist die des Kampfes mit einem Dämon namens Raktavija, der die Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Wann immer er verletzt wurde und eine Gliedmaße oder ein Blutstropfen von ihm zur Erde fiel, entstand daraus ein zweiter Raktavija – er war somit unbesiegbar. Die Götter in ihrer Not wandten sich an die Muttergöttin Devi, welche sich in Gestalt von Kali manifestierte und den Dämon angriff. Sie schlug ihm den Kopf ab und trank alles heraustretende Blut. Somit wurde Raktavija vollkommen vernichtet. Kali ist daher die Göttin der vollständigen Vernichtung, aber auch die Mutter Erde, in die alles zurückkehrt und die dafür Sorge trägt, dass nichts verloren geht.

Viele Texte beschreiben Kali als unabhängig von einer männlichen Gottheit. Wenn eine solche jedoch erscheint, ist es Shiva, als dessen Gefährtin oder Ehefrau sie ihn zu wildem, unzivilisierten Verhalten anstiftet. Viele Bilder zeigen, wie sie auf Shiva tanzt oder steht, denn im Mythos wird erzählt, einst habe Kali, trunken vom Blut ihrer Feinde, auf dem Schlachtfeld triumphierend getanzt und um ihr Toben zu stoppen, habe Shiva sich hingelegt wie eine Leiche. Erst als Kali auf ihm tanzte, habe sie ihren Gemahl erkannt und eingehalten. Vor Schreck und Scham über ihr Verhalten habe sie die Zunge herausgestreckt.

Auf einer anderen Bedeutungsebene drückt das Bild der Kali auf dem leblosen Körper ganz deutlich ihre Überlegenheit aus: Sie ist Shakti, das bedeutet Energie - der dynamische Aspekt Shivas. „Shiva ohne Kali ist ‚Shava‘ (d.h. leblos)“, so eine gängige Redensart bei ihren Verehrern. Aber letztlich sind Shiva und Kali eine untrennbare Einheit. Tantrische Werke zeigen sie in Liebesvereinigung, als Elternpaar des Universums. In einem weiteren Mythos ist es Shiva als Kind, der ihre mütterliche Seite weckt. Im Tantra wird der abgeschlagene Kopf als Symbol für die Befreiung von der Ego-Idee, der Identifikation mit dem vergänglichen Leib, interpretiert.

Verehrung

Besonders populär als göttliche Mutter ist Kali heutzutage in Bengalen, aber auch im Tantrismus spielt sie eine wichtige Rolle und personifiziert hier das Höchste.

Eine herausragende Rolle spielt sie in der späten religiösen Bengali-Literatur. Im Unterschied zur Haltung der Tantriker, die Kali furchtlos gegenübertreten und ihre magischen Geheimnisse erfahren wollen, nehmen Poeten ihr gegenüber oft die Rolle eines hilflosen Kindes an, die bei Kali, ihrer Mutter, Erlösung suchen. Obwohl sie den Tod deutlich vor Augen führt, hoffen ihre Anhänger, die Furcht vor dem Tod mit ihrer Hilfe zu überwinden.

Der wichtigste Feiertag Kalis ist Kalipuja, der am selben Tag wie das Lichterfest Diwali, nach dem Mondkalender meist Ende Oktober/Anfang November, gefeiert wird. Verehren Hindus im Osten von Indien an diesem Tag Kali, die dunkle Seite der Göttin, beten andere sie zur selben Zeit als Lakshmi, als strahlende, Glück verheißende Göttin an.

Einer ihrer bekanntesten Tempel ist der Kalighat-Tempel in Kalkutta, einem wichtigen hinduistischen Wallfahrtsort. Ihre Statue ist ein riesiger schwarzer Gesteinsblock, der nach einer Legende im Fluss gefunden wurde, nach einer anderen aus der Erde gewachsen ist. Diesem schenkten Besucher im Laufe der Zeit goldene Gliedmaßen und prachtvolle Bekleidung und verehren darin nun „Kalima“, ihre göttliche Mutter. Manche ihrer Anhänger opfern noch heute Tiere, meist Ziegen, was aber aufgrund des Tötungsverbotes Ahimsa den meisten Hindus ein Gräuel ist.

Kali ist die Schutzgöttin von Kolkata (ursprünglich: Kali Ghat, „Ufertreppe der Kali“).

Einzelnachweise

  1. Kinsley, David: Freedom from Death in the Worship of Kālī, In: Numen, 22. 1975, 3, S. 200
  2. http://www.payer.de/kamasutra/kamas301.htm

Siehe auch

Literatur

  • David Kinsley: Hindu Goddesses: Vision of the Divine Feminine in the Hindu Religious Traditions, Motilal Banarsidass, Delhi 1987, ISBN 81-208-0379-5
  • David Kinsley: Indische Göttinnen. Weibliche Gottheiten im Hinduismus. Insel-Verlag, Frankfurt 1990, ISBN 3-458-16118-X
  • Ajit Mookerjee, Kali: The Feminine Force, Destiny Books, New York 1988, ISBN 0-89281-212-5
  • Shoma A. Chatterji: The Goddess Kali of Kolkata, UBS Publ., Neu Delhi 2006, ISBN 81-7476-514-X
  • Elizabeth Usha Harding: Kali: The Black Goddess of Dakshineswar, Nicolas-Hays, York-Beach, Maine 1995, ISBN 0-89254-025-7
  • David Kinsley:Tantric Visions of the Divine Feminine, Univ. of California Press, Berkeley, Calif. 1997, ISBN 0-520-20499-9

Weblinks


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