Schöpfung aus dem Nichts und Ernst Müller: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Creation_of_Light.png|miniatur|250px|''Die Erschaffung des Lichts'' von [[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]]]]
[[Datei:Ernst Mueller.jpg|thumb|Ernst Müller]]
Die '''Schöpfung aus dem Nichts''' ([[lat.]] '''[[Creatio ex nihilo]]''') ist die Grundtätigkeit des [[Geist]]es, durch die er sich selbst in fortlaufenden Akten unbedingten Entstehens [[Wirklichkeit|verwirklicht]]. Der Geist lebt im beständigen '''Schaffen''' und sich selbst erschaffen aus sich selbst und dieses [[Selbst]] ist im höheren Sinn ein [[Nichts]], denn es ist in keiner Weise als ein [[Definition|definierbares]], d.h. abgrenzbares [[Sein]] fassbar. Hier gibt es nicht ''groß'' und ''klein'', ''dick'' und ''dünn'', ''oben'' und ''unten'' usw., sondern der Geist transzendiert in seinem unaufhörlichen [[Werden]], das aber äußerlich als absolute Ruhe erscheint, alles gewordene [[Sein]], das selbst erst ein abgeworfenes Produkt der Geistestätigkeit ist, das sich als abgrenzbare äußere [[Schöpfung]] manifestiert.
'''Ernst Müller''' (* [[Wikipedia:21. November|21. November]] [[Wikipedia:1880|1880]] in [[Wikipedia:Miroslav (Stadt)|Mißlitz]], [[Wikipedia:Mähren|Mähren]]; † [[Wikipedia:5. August|5. August]] [[Wikipedia:1954|1954]] in [[Wikipedia:London|London]]) war ein [[Wikipedia:österreich|österreich]]ischer [[Wikipedia:Zionist|Zionist]] und [[Anthroposoph]].  


== Das Nichts ==
== Leben ==
Der in seiner mährischen Geburtsregion aufgewachsene Müller schrieb schon als Schüler in jüdischen Zeitungen, wobei er Partei für den Zionismus ergriff. 1897 begegnete er in [[Wikipedia:Brünn|Brünn]] erstmals [[Wikipedia:Theodor Herzl|Theodor Herzl]]. 1998 maturierte er in Brünn mit Auszeichnung und begann danach in Wien ein Jura-Studium, das er aber nach einer schweren Krise abbrach. Nach einem Aufenthalt in einer Kaltwasserheilanstalt nach Wien zurückgekehrt, studierte er [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]], [[Wikipedia:Mathematik|Mathematik]] und [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaft]]en. 1905 promovierte er bei [[Laurenz Müllner]] und [[Wikipedia:Friedrich Jodl|Friedrich Jodl]] an der [[Wikipedia:Universität Wien|Universität Wien]] mit einer Arbeit über "Bewusstseinsprobleme".


{{Hauptartikel|Nichts}}
Schon 1900 hatte Ernst Müller in Wien [[Wikipedia:Martin Buber|Martin Buber]] kennengelernt und schrieb seither regelmäßig für das von Buber redigierte zionistische Zentralorgan [[Wikipedia:Die Welt (Zionismus)|Die Welt]]. 22-jährig leitete Müller dann die Redaktion der zionistischen Jugendzeitschrift „Unsere Hoffnung“. Zu dieser Zeit war er [[Wikipedia:Samuel Hugo Bergmann|Samuel Hugo Bergmann]]  begegnet, einem Klassenkameraden und Freund von [[Wikipedia:Franz Kafka|Franz Kafka]], der später Philosophieprofessor und [[Wikipedia:Rektor|Rektor]] der [[Wikipedia:Hebräische Universität in Jerusalem|Hebräischen Universität]] in Jerusalem wurde.<ref>[http://www.info3.de/ycms/printartikel_228.shtml Hans-Jürgen Bracker: Humanistischer Zionismus. In: Info 3]</ref>


{{GZ|Der Orientale empfand, aber nicht, weil er irgendwie spekulierte,
1909 Führte ihn sein Bruder Edmund die [[Theosophie|theosophische]] Gemeinschaft um Frau Reif-Busse ein, aus der später der erste Zweig der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] in Wien hervorging.  
sondern weil ihn seine Anschauung nötigte, so zu empfinden, er empfand:
Da erlebe ich auf der einen Seite den Raum und die Zeit, und
auf der anderen Seite erlebe ich dasjenige, was nicht im Raum und in
der Zeit beobachtet werden kann, was für die Raum- und Zeitdinge und
für das Raum- und Zeitgeschehen ein Nichts ist, aber eine Realität ist,
eben nur eine andere Realität. Nur durch ein Mißverständnis ist dann
dasjenige entstanden, dem sich die abendländische Zivilisation unter
Roms Führung hingegeben hat: die Schöpfung der Welt aus dem Nichts,
wobei man unter dem Nichts nur die Null gedacht hat. Im Oriente,
wo diese Dinge ursprünglich konzipiert worden sind, entsteht die Welt
nicht aus dem Nichts, sondern aus jenem Realen, auf das ich Sie eben
hingewiesen habe.|200|16f}}


Im [[Buddhismus]] wird durch den Begriff der [[Leere]] ([[Shunyata]]) auf diese Wesensnatur des Geistes hingewiesen, durch die die Fesseln des [[Bedingtes Entstehen|Bedingten Entstehens]], d.h. des [[Karma]]s, endgültig abgestreift werden. Die Schöpfung aus dem Nichts entspringt dem [[Nirvana]] ([[Sanskrit|skrt.]], n., निर्वाण, nirvāṇa; ''Erlöschen'' oder wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = ''aus'', vā = ''wehen''), vergleichbar dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) der [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbala]]. Hier ist die Quelle, aus der alles entsteht, und hier ist zugleich auch die Senke, in die sich alles Sein wieder auflöst.
1910 hörte Ernst Müller in Wien [[Rudolf Steiner]]s [[Vortragszyklus]] über [[Makrokosmos und Mikrokosmos]] und hatte auch einige persönliche Gespräche mit Steiner. Noch im selben Jahr wirkte er in [[Wikipedia:Münschen|Münschen]] an der Aufführung von Rudolf Steiners erstem [[Mysteriendrama]] ''[[Die Pforte der Einweihung]]'' mit.


Nach [[Augustinus von Hippo|Augustinus]] kann die [[Schöpfung]] nur ''[[creatio ex nihilo|ex nihilo]]'', ''aus'' dem Nichts erfolgt sein, wenn sie wirkliche Schöpfung und nicht bloße Umwandlung sein soll. [[Tertullian]] ging diesbezüglich sogar noch weiter und meinte, dass die Schöpfung eigentlich ''a nihilo'', 'von nichts her', entstanden sei, denn wäre sie ''ex nihilo'' enstanden, würde man das Nichts bereits als [[Substanz]] auffassen.
1939 [[Wikipedia:Emigration|emigrierte]] Ernst Müller, der bis dahin in Wien gelebt hatte, nach [[Wikipedia:London|London]]. Seine weit gespannten Interessen reichten von Mathematik und Musik über die Sprachwissenschaften bis hin zur jüdischen Esoterik und Mystik, von der er die Brücke zu dem anthroposophisch vertieften Christentum zu schlagen vermochte.


Augustinus prägte darüber hinaus den [[Begriff]] der [[creatio continua]], wonach die Schöpfung ein fortdauernder, nicht abgeschlossener Prozess sei. Dieser Ansicht war auch noch [[Isaac Newton]]. [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] vertrat die gegenteilige Haltung und prägte dafür das berühmte Gleichnis vom «göttlichen Uhrmacher», wonach die Welt wie ein von Gott geschaffenes perfektes Uhrwerk selbsttätig funktioniere und hielt Newton entgegen, dass er Gott für einen schlechten Uhrmacher halten müsse, wenn die Welt seines beständigen Eingriff bedürftig wäre, um zu funktionieren. In den [[christlich]]en [[Wikipedia:Kirche (Organisation)|Kirchen]] sind beide Ansichten annähernd gleich stark vertreten.
==Werke==
* ''Der Sohar und seine Lehre'', Einleitung in die Gedankenwelt der Kabbalah, Löwit, Berlin Wien 1920 
* ''Buch der Einheit'' von Abraham ibn Esra. Aus dem Hebräischen, Welt-Verlag, Berlin  1921


== Evolution, Involution, Schöpfung aus dem Nichts ==
==Weblinks==
* {{biographie|883}}
*[http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/61-65/62-Riemer.htm Nathanael Riemer: Ein Wanderer zwischen den Welten – 50sten Todesjahr von Ernst Müller. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift.]
* {{DNB-Portal|120544679}}


{{GZ|Im Offenbaren wechseln die Dinge zwischen
==Einzelnachweise==
Evolution und Involution. Aber dahinter steht tief verborgen
<references/>
das Dritte, das erst die Fülle gibt, eine Schöpfung, die eine völlige
Neuschöpfung ist, die aus dem Nichts hervorgegangen ist. Dreierlei
gehört also zusammen: Die Schöpfung aus dem Nichts, und dann,
wenn diese offenbar wird und in der Zeit verläuft, nimmt sie die
Formen des Offenbaren an: Evolution und Involution.|101|176}}


{{GGZ|In allem Leben wirkt die Dreiheit von
{{DEFAULTSORT:Muller, Ernst}}
Evolution, Involution und Schöpfung aus dem Nichts. Beim Menschen
[[Kategorie:Anthroposoph]]
haben wir diese Schöpfung aus dem Nichts in der Arbeit seines
[[Kategorie:Person des Zionismus]]
Bewußtseins. Er erlebt die Vorgänge in seiner Umwelt und verarbeitet
[[Kategorie:Österreicher]]
sie zu Ideen, Gedanken und Begriffen. Veranlagungen stammen
[[Kategorie:Geboren 1880]]
aus früheren Verkörperungen, aber aller Fortschritt im Leben
[[Kategorie:Gestorben 1954]]
beruht darauf, daß neue Gedanken und neue Ideen produziert werden.|101|260}}
[[Kategorie:Mann]]


Indem wir das Vorhandene, das aus früheren Entwicklungen herüber gekommen ist, umschaffen und ihm dadurch Neues einbilden, schaffen wir durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] aus dem [[Nichts]] heraus. Das ist aber erst dadurch möglich geworden, dass sich der [[Christus]] durch das [[Mysterium von Golgatha]] unmittelbar mit der [[Erdentwicklung]] verbunden hat.
{{Personendaten
|NAME=Müller, Ernst
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Zionist und Anthroposoph
|GEBURTSDATUM=21. November 1880
|GEBURTSORT=[[Miroslav (Stadt)]]
|STERBEDATUM=5. August 1954
|STERBEORT=[[London]]
}}


{{GZ|Der Heilige Geist beseligt
{{Wikipedia}}
den Menschen, wenn er imstande ist, aus dem Nichts heraus
das Richtige oder Wahre, das Schöne und Gute zu schaffen. Damit
aber der Mensch imstande geworden ist, im Sinne dieses Heiligen
Geistes zu schaffen, mußte ihm ja erst die Grundlage gegeben werden,
wie zu allem Schaffen aus dem Nichts. Diese Grundlage ist ihm gegeben
worden durch das Hereintreten des Christus in unsere Evolution.
Indem der Mensch auf der Erde das Christus-Ereignis erleben
konnte, wurde er fähig, aufzusteigen zum Schaffen im Heiligen Geist.
So ist es Christus selbst, welcher die eminenteste, tiefste Grundlage
schafft. Wird der Mensch so, daß er feststeht auf dem Boden des
Christus-Erlebnisses, daß das Christus-Erlebnis der Wagen ist, in den
er sich begibt, um sich weiterzuentwickeln, so sendet ihm der Christus
den Heiligen Geist, und der Mensch wird fähig, im Sinne der Weiterentwickelung
das Richtige, Schöne und Gute zu schaffen.|107|312f}}
 
== Schaffen aus den Verhältnissen ==
 
[[Rudolf Steiner]] spricht in diesem Zusammenhang auch von dem '''Schaffen aus den Verhältnissen''', die sich nicht aus der Vergangenheit ableiten, sondern daraus, wie sich der [[Mensch]] in [[Freiheit]] zu den Tatsachen seiner [[Umwelt]] stellt.
 
{{GZ|So sehen wir, wie gleichsam als letzter Abschluß dessen, was dem
Menschen eingeprägt worden ist durch Saturn, Sonne und Mond,
auf der Erde das Christus-Ereignis gekommen ist, welches dem Menschen
das Höchste gegeben hat, was ihn fähig macht, in die Perspektive
der Zukunft hinein zu leben und immer mehr heraus zu
schaffen aus den Verhältnissen, aus dem, was nicht da und nicht dort
ist, sondern davon abhängt, wie der Mensch sich stellt zu den Tatsachen
seiner Umwelt, was im umfassendsten Sinne der Heilige Geist
ist. Das ist wiederum solch ein Aspekt der christlichen Esoterik. Es
hängt die christliche Esoterik zusammen mit dem tiefsten Gedanken,
den wir haben können von aller Entwickelung, mit dem Gedanken
der Schöpfung aus dem Nichts.
 
Deshalb wird auch jede wahre Entwickelungstheorie niemals den
Gedanken der Schöpfung aus dem Nichts fallenlassen können. Nehmen
wir an, es wäre nur Evolution und Involution, so wäre eine
ewige Wiederholung da, wie es bei der Pflanze ist, so würde auf dem
Vulkan nur dasjenige da sein, was auf dem Saturn seinen Anfang genommen
hat. So aber kommt zur Evolution und Involution die
Schöpfung aus dem Nichts hinzu und in die Mitte unserer Entwickelung
hinein. Nachdem Saturn, Sonne und Mond vergangen sind,
tritt auf die Erde der Christus als das große Bereicherungselement,
welches bewirkt, daß auf dem Vulkan etwas ganz Neues da ist, etwas,
was noch nicht da war auf dem Saturn. Derjenige, der nur von
Evolution und Involution spricht, der wird von der Entwickelung
so sprechen, als wenn sich alles nur wiederholen würde wie ein Kreislauf.
Solche Kreisläufe aber können nimmermehr die Weltenentwickelung
wirklich erklären. Nur wenn wir zur Evolution und Involution
diese Schöpfung aus dem Nichts hinzunehmen, die den Verhältnissen,
die da sind, Neues einfügt, dann kommen wir zu einem wirklichen
Verständnis der Welt.|107|313f}}
 
Zuvor hatte Rudolf Steiner das schon anhand von Beispielen erläutert, die deutlich machen, dass dabei das [[mond]]enhafte [[Karma]] der Vergangenheit keine Rolle spielt, wohl aber die [[Freude]], die sich als etwas ganz Neues aus dem gegenwärtigen Anblick der Verhältnisse ergibt, denen man sich frei gegenüberstellt hat.
 
{{GZ|Nehmen Sie an, Sie hätten einen Menschen vor sich, der zwei anderen
gegenübersteht. Nehmen wir alles das, was zur Entwickelung gehört,
zusammen. Nehmen wir den einen Menschen, der die zwei
anderen betrachtet, vor uns und sagen wir: er ist durch frühere Inkarnationen
hindurchgegangen, er hat das herausentwickelt, was frühere
Inkarnationen in ihn hineingelegt haben. Das ist auch bei den beiden
anderen Menschen der Fall, die vor ihm stehen. Nehmen wir nun aber
an, dieser Mensch sagt sich jetzt folgendes: Der eine Mensch neben
dem anderen nimmt sich hier doch sehr schön aus. - Es gefällt ihm,
daß gerade diese zwei Menschen nebeneinanderstehen. Ein anderer
Mensch brauchte gar nicht dieses Wohlgefallen zu haben. Das Wohlgefallen,
das der eine an dem Zusammenstehen hat, das hat gar nichts
zu tun mit den Entwickelungsmöglichkeiten der beiden anderen, denn
das haben sie sich nicht erworben, daß sie nebeneinanderstehend
dem dritten gefallen. Das ist etwas ganz anderes, das hängt allein davon
ab, daß er gerade den beiden Menschen gegenübersteht, Sie sehen
also, der Mensch bildet sich im Innern das Gefühl der Freude über
das Zusammenstehen der beiden, die vor ihm stehen. Dieses Gefühl
ist durch gar nichts bedingt, was mit der Entwickelung zusammenhängt.
Solche Dinge gibt es in der Welt, die nur dadurch entstehen,
daß die Tatsachen zusammengeführt werden. Es handelt sich nicht
darum, daß die beiden Menschen durch ihr Karma verbunden sind.
Diese Freude, die er daran hat, daß die beiden Nebeneinanderstehenden
ihm gefallen, wollen wir in Betracht ziehen.
 
Nehmen wir noch einen anderen Fall. Nehmen wir an, der Mensch
stehe hier an einem bestimmten Punkte der Erde und richte seine
Blicke in den Himmelsraum hinein. Da sieht er eine gewisse Sternenkonstellation.
Würde er fünf Schritte weiter stehen, würde er etwas
anderes sehen. Dieses Anschauen ruft in ihm das Gefühl der Freude
hervor, die ganz etwas Neues ist. So macht der Mensch eine Summe
von Tatsachen durch, die ganz neu sind, die gar nicht durch seine
frühere Entwickelung bedingt sind. Alles, was das Maiglöckchen
bringt, liegt in der früheren Entwickelung bedingt. Das ist aber nicht
der Fall mit dem, was aus der Umgebung auf die Menschenseele
wirkt. Der Mensch hat eine ganze Menge Angelegenheiten, die nichts
zu tun haben mit einer früheren Entwickelung, sondern die dadurch
da sind, daß der Mensch durch gewisse Verhältnisse in Berührung
kommt mit der Außenwelt. Aber dadurch, daß der Mensch diese
Freude hat, ist sie in ihm etwas geworden, ist sie für ihn ein Erlebnis
geworden. Es ist etwas entstanden in der Menschenseele, was
durch nichts Früheres bestimmt ist, was aus dem Nichts heraus entstanden
ist. Solche Schöpfungen aus dem Nichts entstehen fortwährend
in der menschlichen Seele. Es sind die Erlebnisse der Seele, die
man nicht durch Tatsachen erlebt, sondern durch Relationen, durch
Beziehungen zwischen den Tatsachen, die man sich selber herausbildet.
Ich bitte, wohl zu unterscheiden zwischen Erlebnissen, die man
aus den Tatsachen, und denjenigen, die man aus den Beziehungen
zwischen den Tatsachen hat.
 
Das Leben zerfällt wirklich in zwei Teile, die ohne Grenze ineinanderlaufen: in solche Erlebnisse, die streng durch frühere Ursachen,
durch Karma bedingt sind, und in solche, die nicht durch Karma bedingt
sind, sondern neu in unseren Gesichtskreis hereintreten.|107|303f}}
 
Das Schaffen aus den Verhältnissen nennt man in der [[Christliche Esoterik|christlichen Esoterik]] auch das '''Schaffen im Geiste'''.
 
{{GZ|Das Schaffen aus Verhältnissen heraus nennt man in der christlichen
Esoterik das Schaffen im Geiste. Und das Schaffen aus richtigen,
schönen und tugendhaften Verhältnissen heraus nennt man in
der christlichen Esoterik den Heiligen Geist. Der Heilige Geist beseligt
den Menschen, wenn er imstande ist, aus dem Nichts heraus
das Richtige oder Wahre, das Schöne und Gute zu schaffen. Damit
aber der Mensch imstande geworden ist, im Sinne dieses Heiligen
Geistes zu schaffen, mußte ihm ja erst die Grundlage gegeben werden,
wie zu allem Schaffen aus dem Nichts. Diese Grundlage ist ihm gegeben
worden durch das Hereintreten des Christus in unsere Evolution.
Indem der Mensch auf der Erde das Christus-Ereignis erleben
konnte, wurde er fähig, aufzusteigen zum Schaffen im Heiligen Geist.
So ist es Christus selbst, welcher die eminenteste, tiefste Grundlage
schafft. Wird der Mensch so, daß er feststeht auf dem Boden des
Christus-Erlebnisses, daß das Christus-Erlebnis der Wagen ist, in den
er sich begibt, um sich weiterzuentwickeln, so sendet ihm der Christus
den Heiligen Geist, und der Mensch wird fähig, im Sinne der Weiterentwickelung
das Richtige, Schöne und Gute zu schaffen.|107|312f}}
 
== Die Schöpfung aus dem Nichts und die drei [[Logoi]] ==
 
{{GZ|Versetzen wir uns an den Uranfang einer solchen planetarischen
Entwickelung, ganz an den Anfang der Saturnentwickelung. Was
haben wir da zu beobachten? Es war noch kein physischer Planet
da, nicht einmal in der feinsten Arupaform war ein Planet vorhanden,
sondern wir sind da noch vor dem Augenblicke, wo der Saturn
im ersten Anfange da ist. Da ist von unserer Planetenkette
noch gar nichts vorhanden; wohl aber die ganze Frucht der vorhergehenden
Planetenkette ist da, so ähnlich, wie wenn wir am Morgen
aufwachen, noch nichts getan haben und lediglich die Erinnerung
an das, was wir am vorherigen Tage getan haben, in unserem
Geiste enthalten ist. So haben wir - wenn wir uns so ganz in den
Anfang der Saturnentwickelung versetzen - in den sich offenbarenden
Geistern die Erinnerung an eine vorherige Planetenkette, an
das, was vorher gewesen ist. Nun versetzen wir uns an das Ende
der Planetenkette, in die Zeit, da die Vulkanstufe zu Ende geht.
Während der Planetenkette ist nach und nach als Schöpfung zutage
getreten, was an Anlage am Anfange vorhanden war. Wir haben
also zuerst einen Ausfluß des Bewußtseins; aus dem Inhalt des
Früheren heraus, aus der Erinnerung heraus schafft das Bewußtsein
das Neue. Es ist am Ende also etwas da, was am Anfange nicht da
war: nämlich alle Erfahrungen. Was am Anfange da war, ist herausgeflossen
in lauter Dinge und Wesenheiten. Ein neues Bewußtsein
ist am Ende entstanden mit einem neuen Inhalt, ein neuer Bewußtseinsinhalt.
Es ist etwas, was aus dem Nichts hervorgegangen ist,
aus Erfahrungen. Wenn wir das Erneuern im Leben betrachten,
müssen wir uns sagen, es muß ein Same da sein, der das möglich
macht. Aber der neue Bewußtseinsinhalt am Ende einer planetarischen
Entwickelung ist tatsächlich aus dem Nichts hervorgegangen,
aus Erfahrungen; dazu braucht man keine Grundlagen, es
schafft etwas, was aus dem Nichts entsteht. Man kann nicht sagen,
wenn eine Persönlichkeit die andere anschaut, sie habe der anderen
etwas entzogen, wenn sie in der Folge die Erinnerung an die andere
Persönlichkeit in sich trägt. Diese Erinnerung ist aus dem Nichts
hervorgegangen. Das ist eine dritte Art des Schaffens: aus dem
Nichts heraus. Die drei Arten des Schaffens sind also folgende:
 
Kombinieren der vorhandenen Teile ([[Form]])<br>
Hervorgehenlassen neuer Gebilde mit neuem Lebensinhalt aus vorhandenen Grundlagen ([[Leben]])<br>
Schaffen aus dem Nichts heraus ([[Bewußtsein]]).
 
Es sind dies drei Definitionen von Wesenheiten, die eine Planetenkette
hervorbringen, einer planetarischen Kette zugrunde liegen.
Man nennt sie die drei Logoi. Der dritte Logos bringt aus der
Kombination hervor. Wenn aus der einen Substanz etwas anderes
hervorgeht mit neuem Leben, so ist das der zweite Logos, der
hervorbringt. Überall aber, wo wir ein Hervorgehen haben aus
dem Nichts, da haben wir den ersten Logos. Daher nennt man den
ersten Logos oft auch das in den Dingen selbst Verborgene, den
zweiten Logos die in den Dingen ruhende Substanz, die Lebendiges
aus Lebendigem schafft, den dritten Logos den, der alles Vorhandene
kombiniert, aus den Dingen die Welt zusammensetzt.|89|260f}}
 
== Siehe auch ==
 
* [[Creatio ex nihilo]]
* [[Creatio continua]]
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'', [[GA 200]] (2003), ISBN 3-7274-2000-6 {{Vorträge|200}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
* [http://www.youtube.com/watch?v=Lhku7ZBWEK8 Hans-Peter Dürr - Es gibt nichts Unschöpferisches (2009)]
 
[[Kategorie:Bewusstsein]]
[[Kategorie:Schöpfung]]
[[Kategorie:Geist]]

Version vom 22. März 2010, 01:22 Uhr

Ernst Müller

Ernst Müller (* 21. November 1880 in Mißlitz, Mähren; † 5. August 1954 in London) war ein österreichischer Zionist und Anthroposoph.

Leben

Der in seiner mährischen Geburtsregion aufgewachsene Müller schrieb schon als Schüler in jüdischen Zeitungen, wobei er Partei für den Zionismus ergriff. 1897 begegnete er in Brünn erstmals Theodor Herzl. 1998 maturierte er in Brünn mit Auszeichnung und begann danach in Wien ein Jura-Studium, das er aber nach einer schweren Krise abbrach. Nach einem Aufenthalt in einer Kaltwasserheilanstalt nach Wien zurückgekehrt, studierte er Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften. 1905 promovierte er bei Laurenz Müllner und Friedrich Jodl an der Universität Wien mit einer Arbeit über "Bewusstseinsprobleme".

Schon 1900 hatte Ernst Müller in Wien Martin Buber kennengelernt und schrieb seither regelmäßig für das von Buber redigierte zionistische Zentralorgan Die Welt. 22-jährig leitete Müller dann die Redaktion der zionistischen Jugendzeitschrift „Unsere Hoffnung“. Zu dieser Zeit war er Samuel Hugo Bergmann begegnet, einem Klassenkameraden und Freund von Franz Kafka, der später Philosophieprofessor und Rektor der Hebräischen Universität in Jerusalem wurde.[1]

1909 Führte ihn sein Bruder Edmund die theosophische Gemeinschaft um Frau Reif-Busse ein, aus der später der erste Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft in Wien hervorging.

1910 hörte Ernst Müller in Wien Rudolf Steiners Vortragszyklus über Makrokosmos und Mikrokosmos und hatte auch einige persönliche Gespräche mit Steiner. Noch im selben Jahr wirkte er in Münschen an der Aufführung von Rudolf Steiners erstem Mysteriendrama Die Pforte der Einweihung mit.

1939 emigrierte Ernst Müller, der bis dahin in Wien gelebt hatte, nach London. Seine weit gespannten Interessen reichten von Mathematik und Musik über die Sprachwissenschaften bis hin zur jüdischen Esoterik und Mystik, von der er die Brücke zu dem anthroposophisch vertieften Christentum zu schlagen vermochte.

Werke

  • Der Sohar und seine Lehre, Einleitung in die Gedankenwelt der Kabbalah, Löwit, Berlin Wien 1920
  • Buch der Einheit von Abraham ibn Esra. Aus dem Hebräischen, Welt-Verlag, Berlin 1921

Weblinks

Einzelnachweise


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