Jethro

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Jitro (hebr. יתרו; auch: Jethro oder Jetro), der an anderen Stellen Reguel (Reguël) Ex 2,18 EU bzw. Hobab Ri 4,11 EU genannt wird, war nach dem Bericht aus dem 2. Buch Mose ein Priester oder Priesterkönig aus Midian, zu dem Moses flüchtete, nachdem ihm der ägyptische Pharao nach dem Leben trachtete, weil Moses im Zorn ob der Unterdrückung seines Volkes einen Aufseher erschlagen hatte. Jitro lebte in der Nähe des Heiligen Berges Horeb, wo JHWH sich später dem Moses aus dem brennenden Dornbusch zu erkennen gab. Jito hatte sieben Töchter, deren älteste, Zippora, er dem Moses zur Frau gab und dadurch dessen Schwiegervater wurde. Die Grabstätte des Jitro wird - besonders von den Drusen - in Hittin verehrt, das etwa 8 km nördlich des heutigen Tiberias in Galiläa liegt.

„15 Der Pharao hörte von diesem Vorfall und wollte Mose töten; Mose aber entkam ihm. Er wollte in Midian bleiben und setzte sich an einen Brunnen. 16 Der Priester von Midian hatte sieben Töchter. Sie kamen zum Wasserschöpfen und wollten die Tröge füllen, um die Schafe und Ziegen ihres Vaters zu tränken. 17 Doch die Hirten kamen und wollten sie verdrängen. Da stand Mose auf, kam ihnen zu Hilfe und tränkte ihre Schafe und Ziegen. 18 Als sie zu ihrem Vater Reguël zurückkehrten, fragte er: Warum seid ihr heute so schnell wieder da? 19 Sie erzählten: Ein Ägypter hat uns gegen die Hirten verteidigt; er hat uns sogar Wasser geschöpft und das Vieh getränkt. 20 Da fragte Reguël seine Töchter: Wo ist er? Warum habt ihr ihn dort gelassen? Holt ihn und ladet ihn zum Essen ein! 21 Mose entschloss sich, bei dem Mann zu bleiben, und dieser gab seine Tochter Zippora Mose zur Frau. 22 Als sie einen Sohn gebar, nannte er ihn Gerschom (Ödgast) und sagte: Gast bin ich in fremdem Land.“

Exodus: 15-22 EU

"Was wir in der Bibel über die Schicksale des Moses lesen und über alles, was er an Schmerzen über das Geknechtetsein seines Volkes im Ägypterlande erlebt, das können wir als eine Darstellung äußerer Verhältnisse ansehen. Dann geht aber wieder die Darstellung - man muß sagen unvermerkt - über in eine Schilderung innerer Seelenerlebnisse des Moses. Das geschieht da, wo Moses die Flucht ergreift und zu einem Priester geführt wird, zu dem midianitischen Priester Jethro oder Reguel. Wer eine solche Darstellung aus der Gepflogenheit alter geistiger Darstellungen erkennen kann, der findet bis auf die Namen hin heraus, daß hier die Schilderung in die Beschreibung von Seelenerlebnissen des Moses übergeht. Das ist nicht etwa so gemeint, als wenn Moses nicht wirklich eine solche Reise nach einer Tempelstätte, einer priesterlichen Lehrstätte angetreten hätte, aber die Darstellung ist kunstvoll so gegeben, daß das Äußere verwoben wird in die Erlebnisse, die des Moses Seele durchmacht. So sind die äußeren Erlebnisse, die uns da gegeben werden, an dieser Stelle, überall Andeutungen von dem, wozu Moses sich durchkämpft, um zu einer erhöhteren Stellung der Seele hinaufzugelangen. Was ist in Jethro angedeutet? Man kann aus der Bibel leicht entnehmen, daß es eine der Individualitäten ist, zu denen wir immer wieder und wieder geführt werden, wenn wir das Menschheitswerden durchgehen, die sich in hohem Grade zu einer überschauenden Erkenntnis durchgerungen haben, zu einer Erkenntnis, die man nur gewinnen kann, wenn man sich langsam und allmählich und durch innere Seelenkämpfe in das einlebt, was erst jenen Geisteshöhen Verständnis geben kann, auf denen solche Menschen wandeln. Angeregt werden sollte Moses zu seiner Mission dadurch, daß er gewissermaßen der Schüler einer solchen geheimnisvollen Gestalt wurde, die sich mit ihrem Sinnen für die übrige Menschheit zurückziehen und nur die Lehrer der Führer der Menschheit sind. Ich weiß wohl, daß hiermit etwas gesagt wird, was bei vielen Menschen heute Anstoß findet. Aber es ist etwas, was jedem tieferen Betrachter des geschichtlichen Menschheitswerdens schon äußerlich auffallen sollte, daß es solche Geheimnisse und geheimnisvolle Persönlichkeiten gibt.

Was Moses nun als Schüler dieses großen Priesterweisen erleben sollte, wird uns so dargestellt, daß er zunächst an dem Orte, wo er den Priester aufsucht, bei einem Brunnen - wieder ein Symbol, ein Symbol für den Weisheitsquell - die sieben Töchter des Priesterweisen trifft. Wer verstehen will, was in einer solchen Schilderung Tieferes liegt, muß sich vor allem daran erinnern, daß in aller mythischen Darstellung immer, zu allen Zeiten, das, was die Seele an höheren Erkenntnissen und Seelenkräften überhaupt in sich entwickeln kann, durch das Symbol von weiblichen Ge- stalten dargestellt wird - bis herunter zu Goethe in seinen Worten am Schlüsse des «Faust» vom «Ewig-Weiblichen». So erkennen wir in den «sieben Töchtern» des Priesters Jethro die sieben menschlichen Seelenkräfte wieder, über welche die Weisheit des Priesterweisen zu verfügen hatte. Da muß man bedenken, daß in jenen alten Zeiten, die noch durchaus von dem Bewußtsein des alten Hellsehens belebt waren, andere Anschauungen über das herrschten, was die Menschenseele mit ihren einzelnen Kräften ist. Wir können uns über dieses Bewußtsein nur eine Vorstellung bilden, wenn wir von Begriffen ausgehen, die wir heute selber haben. Wir sprechen heute von der menschlichen Seele und ihren Kräften, dem Denken, Fühlen und Wollen, in der Weise — und es ist richtig vom Standpunkte des intellektualistischen Bewußtseins aus so zu sprechen -, daß wir in uns haben dessen Kräfte, daß sie gleichsam Einschlüsse der Seele bilden. Anders dachte der alte Mensch unter dem Einflüsse der hellseherischen Begabung. Er fühlte zunächst einmal in seiner Seele kein solches einheitliches Wesen und in seinem Denken, Fühlen und Wollen nicht solche Kräfte, die aus dem Zentrum des Ich wirken und einheitlich die Seele organisieren. Sondern der alte Mensch fühlte sich wie hingegeben an den Makrokosmos und die einzelnen Kräfte, und die einzelnen Seelenkräfte fühlte er wie im Zusammenhange stehend mit besonderen göttlich-geistigen Wesenheiten. Wie wir - was wir aber nicht tun — uns vorstellen können, daß unser Denken befruchtet wird, getragen wird von einer anderen geistigen Weltenkraft als unser Fühlen und unser Wollen, so daß sich verschiedene Strömungen, verschiedene geistige Kräfte aus dem Makrokosmos in unser Denken, Fühlen und Wollen hineinergössen, und daß wir mit diesen in Beziehung stünden - so fühlte der alte Mensch nicht die Seele als ein Einheitliches, sondern der Mensch sagte sich: Was in mir ist, das ist nur der seelische Schauplatz, und geistig-göttliche Kräfte aus dem Universum sind es, welche sich ausleben auf diesem Schauplatz.

Sieben solcher Seelenkräfte waren es, die bei Moses gegeben sind, die hereinwirkten auf den Schauplatz des Seelenlebens. Wenn wir sehen wollen, wie überhaupt für die Entwickelung des menschlichen Bewußtseins die ganzen Anschauungen abstrakter und abstrakter, intellektueller und intellektueller wurden, so können wir zum Beispiel auf Plato hinschauen, dessen Ideen lebendige Wesen sind, die ein Dasein führen wie für den heutigen Menschen nur die Stoffe. Und die einzelne Seelenkraft hat etwas, was sich auswirkt auf dem Schauplatze der gesamten Seele. Aber immer mehr und mehr werden die Fähigkeiten der Seele zu abstrakten Begriffen, und die Einheit des Ich tritt immer mehr und mehr in ihre Rechte. Wir können - so sonderbar es klingt - in einer abstrakten Form das, was uns die sieben Töchter des midianitischen Priesterweisen symbolisieren sollen, als die sieben lebendigen Geistkräfte, die auf dem Schauplatz der Seele wirken sollen, noch in den mittelalterlichen sieben freien Künsten erkennen; wie da die sieben freien Künste aus der menschlichen Seele sich hervorleben, das ist der letzte abstrakte Nachklang des Bewußtseins, daß sieben Fähigkeiten sich in dem Seelischen ausleben, daß diese sieben Fähigkeiten eben die Seele zu ihrem Schauplatz haben.

Wenn wir dies berücksichtigen, werden wir vor die Tatsache geführt, daß Moses mit seinem Seelischen vor dem Gesamtaspekt der sieben menschlichen Seelenkräfte stand, daß er aber vorzugsweise die Aufgabe hatte, eine einzige derselben ganz und gar wie einen Impuls der menschlichen Entwickelung einzuimpfen. Das konnte er dadurch, daß es der besonderen Blutanlage und dem Temperament seines Volkes gegeben war, dieser Seelenkraft, die in ihren Wirkungen bis zu uns herunterreicht, ein besonderes Interesse entgegenzubringen. Das war die Seelenkraft, welche die übrigen, vorher getrennt gedachten Seelenkräfle in ein einheitliches inneres Seelenleben zusammenschließt, in ein Ich-Leben. Darum wird erzählt: Eine der Töchter des Jethro heiratet Moses. Das heißt: in seiner Seele machte sich insbesondere eine der Seelenkräfte wirksam, machte sich so wirksam, daß sie unter seinem Impulse für eine lange Zeit der Menschheitsentwickelung die tonangebende Seelenkraft wird, welche die anderen zu einer einheitlichen Ich-Seele zusammenfaßt." (Lit.: GA 060, S. 421ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins, GA 60 (1983), ISBN 3-7274-0600-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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