Das blaue Südfenster des ersten Goetheanums

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Das blaue Südfenster des ersten Goetheanums nach dem Entwurf Rudolf Steiners
Das blaue Südfenster des zweiten Goetheanums

Das blaue Südfenster des ersten Goetheanums zeigt die Einweihung in die kosmische Astralwelt. Damit wird zugleich der Weg dargestellt, der vom Willensvorsatz (links) über den Entschluss (Mitte) bis hin zu ausgeführten Handlung (rechts) führt. Im mittleren Fensterteil durchläuft der Mensch die Region des Tierkreises, die an jeder Willenshandlung beteiligt ist.

Auf dem linken Seitenflügel ist oben der kosmische „Vater“ zu sehen, der einem geflügelten Jüngling einen Adler überreicht. Der noch unschuldige Paradiesesmensch empfängt die astralen Kräfte, symbolisiert durch den Adler, aus den Händen des göttlichen Schöpfers. Unten auf Erden wandelt der irdische Mensch als Jäger, bewaffnet mit einem Gewehr. Der Jäger, der der Tierwelt nachstellt, ist oft ein Bild für die astralen Kräfte.

Unter dem linken Fenster steht in Rudolf Steiners Entwurf: Sich entschliessend.

Im mittleren Fensterteil durchläuft der Mensch die Region des Tierkreises. Sonne und Mond stehen im Zeichen der Fische, wie es in unserer gegenwärtigen 5. nachatlantischen Kulturepoche der Fall ist.

Durch seine Bewegungen drückt der Mensch aus, welche Kräfte ihm von den Tierkreiswesen zuströmen. Es sind dieselben Bewegungsformen, die wir auch aus dem Sprachgestaltungsunterricht kennen und die mit der Zuordnung der Tierkreiszeichen zu den verschiedenen Körperregionen zusammenhängen. Die Anordnung in vier Gruppen zu je drei Tierkreiszeichen entspricht dabei der Gliederung nach den vier Temperamenten, die aber als tiefer liegende dauerhaftere Charaktereigenschaften des Menschen ihren Sitz im Ätherleib haben.

Man kann die Tierkreiszeichen, absteigend vom Widder, der dem Kopfbereich entspricht, bis hinunter zu den Fischen, denen die Füße zugeordnet sind, aber auch in drei Gruppen zusammenfassen, die dem Denken, Fühlen und Wollen entsprechen. Das Denken korrespondiert mit dem oberen Menschen vom Widder, über den Stier und die Zwillinge, bis hin zum Krebs. Das Fühlen entspricht dem mittleren Menschen und hängt insbesondere mit den Zeichen Löwe, Jungfrau und Waage zusammen. Damit sind die sieben oberen, hellen Zeichen umfaßt. Die fünf Zeichen unterhalb der Waage, also Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische beziehen sich dann auf das Wollen.

Das Mittelfenster trägt in Steiners Entwurf den Untertitel: DIE AUSSENWELT IM ENTSCHLUSS.

Im rechten Seitenbild schießt der Jäger den Adler herunter. Die kosmischen Astralkräfte werden abgetötet und zu seiner Beute. Statt die astralen Kräfte als Gabe der höheren Mächte zu empfangen, zwingt er sie selbst herunter. Damit ist auf den Sündenfall gedeutet.

Unter das rechte Fenster schreibt Steiner: Er hat gewollt.

Das blaue Südfenster des zweiten Goetheanums

Da die Glasfenster beim Brand des ersten Goetheanums in der Silvesternacht 1922/23 zerstört worden waren, gravierte sie Assia Turgenieff für das aus Beton gebaute zweite Goetheanum neu. Wegen der geänderten Architektur konnte allerdings nur für das rote Westfenster die ursprüngliche Anordnung mit zwei schmalen Seitenfenstern und einem großen Mittelfenster beibehalten werden. Bei den anderen acht Fenstern wurden die schmalen Seitenmotive unterhalb des breiten Hauptmotivs angeordnet.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Hartmann: Goetheanum-Glasfenster, Verlag Am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-0049-8