Biologismus und Mechanizismus: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Biologismus''' (von {{ELSalt|βíος}}, ''bíos'' „[[Leben]]“ und [[logos]] bzw. [[ismus]]) ist eine auf [[Reduktionismus|reduktionistische]] [[naturwissenschaft]]liche [[Prinzip]]ien gegründete [[Philosophie|philosophische]] [[Weltanschauung]], die das [[Wesen]] des [[Mensch]]en und sein [[sozial]]es [[Verhalten]] aus rein [[Wikipedia:Biologie|biologischen]] Gesetzmäßigkeiten zu erklären versucht. Er grenzt sich damit einerseits vom reinen [[Mechanizismus]], wie auch vom [[Vitalismus]] ab. Biologistische Theorien, bei denen auch die Frage der [[Vererbung]] eine große Rolle spielte, waren vor allem Ende des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s bis hin zur Mitte des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s weit verbreitet. Solche Konzepte liegen beispielsweise dem [[Wikipedia:Sozialdarwinismus|Sozialdarwinismus]] und dem [[Wikipedia:Malthusanismus|Malthusanismus]] zugrunde, vor allem aber auch der zur Zeit des [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] propagierten [[Rassenhygiene]].
Der '''Mechanizismus''', das '''mechanistische Weltbild''', ist eine seit etwa dem [[Wikipedia:17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] bevorzugt entwickelte [[Materialismus|materialistisch]]-[[Determinismus|deterministisch]]e [[Weltanschauung]], die das ganze Weltgeschehen und insbesondere auch den [[Mensch]]en als hochkomplizierte [[Maschine]] zu begreifen sucht. So wollte etwa schon [[Descartes]] (1596-1650) das [[Wesen]] und [[Leben]] der [[Tiere]] rein mechanisch erklären und [[Wikipedia:Julien Offray de La Mettrie|Julien Offray de La Mettrie]] (1709-1751) sprach in seinem berühmten Hauptwerk ''L'homme machine'' (1747) bereits vom rein mechanisch funktionierenden Maschinenmenschen.


[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Naturwissenschaft]] [[Kategorie:Biologie]]
Die wesentlichen und für das aufkommende [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] vorübergehend durchaus notwendigen Grundlagen des '''mechanistischen Denkens''' wurden namentlich von [[Galileo Galilei]] (1564-1642) geschaffen.
 
{{GZ|Die größten Menschen sind ja natürlich in bezug auf ihre Wissenschaft
auch Kinder ihrer Zeit. Galilei konnte doch nicht aus dem Absoluten
heraus denken, er konnte nur im Sinne seiner Zeit denken. Und er
ist gerade dadurch groß, daß er das rein gottverlassene Denken herstellt,
das rein mechanistische Denken. Ein großer Umschwung tritt gerade
mit Galilei uns vor Augen. Die gewöhnlichste Erscheinung, wie sie
heute in der Physik erklärt wird, wurde vor Galilei anders geschildert
als nach ihm. Jemand wirft zum Beispiel einen Stein. Da sagt man heute,
der Stein behält durch das Beharrungsvermögen so lange seine Bewegung
bei, bis sie unter dem Einfluß einer anderen Kraft aufgehoben
wird. Vor Galilei dachte man ganz anders; da war man davon überzeugt,
daß, wenn der Stein weiter gehen soll, jemand den Stein fortstoßen
muß. Etwas Aktives stand hinter dem fliegenden Stein. Galilei hat vollständig
die Menschen umdenken gelehrt, aber so, daß sie gelernt haben,
die Welt als einen Mechanismus aufzufassen. Und heute gilt es geradezu
als ein Ideal, die Welt mechanisch, mechanistisch zu erklären und allen
Geist herauszutreiben. Das rührt eben davon her, daß jene Partien des
menschlichen Gehirnes, des Denkinstrumentes, die das Organ des wissenschaftlichen
Denkens sind, heute schon so vertrocknet sind, daß sie
nicht neues Leben den Begriffen zufließen lassen können, so daß diese
Begriffe ärmer und ärmer werden.
 
Man könnte leicht nachweisen, daß die Wissenschaft, wenn sie noch
so sehr Einzelheit zu Einzelheit häuft, mit keinem einzigen Begriff die
Menschheit bereichert hat. Wohlgemerkt: Beobachtungen sind keine
Begriffe! Sagen Sie nicht, daß solche Dinge wie Darwinismus und dergleichen
die Menschheit mit Begriffen bereichert hätten. Andere haben
das getan, nicht die Wissenschafter, sondern Menschen, die ganz andere
Quellen hatten. Ein solcher Mensch war Goethe. Er hat die
Menschheit mit Begriffen von ganz anderen Quellen her bereichert.
Dafür gilt er aber bei den Wissenschaftern auch als Dilettant.
 
Die Dinge liegen so, daß tatsächlich die Wissenschaft nicht bereichert
worden ist mit Begriffen. Begriffe finden Sie viel, viel lebensvoller,
viel höher und großartiger in uralten Zeiten. Ausgepreßt wie eine Zitrone
sind die Begriffe, die der Darwinismus hat. Er hat nur Beobachtungen
gesammelt und sie mit den ärmer gemachten Begriffen verbunden.
Diese wissenschaftliche Richtung ist etwas, was uns so recht deutlieh
den Vorgang zeigt des allmählichen Absterbens. Im Gehirn des
Menschen ist ein Glied, das im Vertrocknen ist. Das ist das Glied, das
heute in der Wissenschaft arbeitet. Und der Grund davon ist, daß der
Teil des menschlichen Ätherleibes, der dieses vertrocknende Gehirn
beleben sollte, heute noch nicht den Christus-Impuls erlangt hat. Bevor
nicht der Christus-Impuls auch einfließt in diesen Teil des menschlichen
Gehirns, welcher die Wissenschaft versorgen soll, kommt kein Leben
in diese Wissenschaft. Das ist in den großen Weltgesetzen begründet.
Wenn die Wissenschaft so fortmacht, wird sie immer ärmer werden
an Begriffen, immer mehr werden die Begriffe aussterben. Und solche
Menschen werden in der Wissenschaft immer häufiger sein, welche eine
Beobachtung neben die andere stellen - und eine heillose Angst haben
vor dem, der einmal anfängt zu denken. Schrecklich ist es heute für
einen Professor, wenn ihm ein junger Mensch eine Doktor-Dissertation
bringt, wo auch nur ein wenig Denken drinnen ist.
 
Aber es gibt heute schon eine [[Anthroposophie]]! Und diese Anthroposophie
wird immer mehr und mehr den Christus-Impuls der Menschheit
verständlich machen und dadurch dem Ätherleib immer mehr Leben
zuführen. Und sie wird imstande sein, so viel Leben ihm zuzuführen,
daß er auch den vertrocknenden Teil des Gehirns zum Schmelzen
bringen wird, der heute unsere wissenschaftliche Denkrichtung zuwege
gebracht hat. Das ist ein Beispiel dafür, wie der Christus-Impuls,
indem er sich nach und nach einlebt in die Menschheit, die absterbenden
Glieder wieder belebt. Gegen die Menschenzukunft hin würden immer
mehr und mehr Glieder absterben. Aber gegenüber jedem absterbenden
Gliede wird der Christus-Impuls in die Menschheit einfließen, und
am Ende der Erdentwickelung wird es so sein, daß alle die Glieder, die
sonst abgestorben wären, wieder belebt worden sind von dem Christus-
Impuls, der dann den ganzen Ätherleib durchsetzt hat, mit dem der
menschliche Ätherleib dann eins geworden ist.|112|235ff}}
 
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den drei anderen Evangelien'', [[GA 112]] (1984), ISBN 3-7274-1120-1 {{Vorträge|112}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Weltanschauung]]

Version vom 3. November 2018, 18:22 Uhr

Der Mechanizismus, das mechanistische Weltbild, ist eine seit etwa dem 17. Jahrhundert bevorzugt entwickelte materialistisch-deterministische Weltanschauung, die das ganze Weltgeschehen und insbesondere auch den Menschen als hochkomplizierte Maschine zu begreifen sucht. So wollte etwa schon Descartes (1596-1650) das Wesen und Leben der Tiere rein mechanisch erklären und Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) sprach in seinem berühmten Hauptwerk L'homme machine (1747) bereits vom rein mechanisch funktionierenden Maschinenmenschen.

Die wesentlichen und für das aufkommende Bewusstseinsseelenzeitalter vorübergehend durchaus notwendigen Grundlagen des mechanistischen Denkens wurden namentlich von Galileo Galilei (1564-1642) geschaffen.

„Die größten Menschen sind ja natürlich in bezug auf ihre Wissenschaft auch Kinder ihrer Zeit. Galilei konnte doch nicht aus dem Absoluten heraus denken, er konnte nur im Sinne seiner Zeit denken. Und er ist gerade dadurch groß, daß er das rein gottverlassene Denken herstellt, das rein mechanistische Denken. Ein großer Umschwung tritt gerade mit Galilei uns vor Augen. Die gewöhnlichste Erscheinung, wie sie heute in der Physik erklärt wird, wurde vor Galilei anders geschildert als nach ihm. Jemand wirft zum Beispiel einen Stein. Da sagt man heute, der Stein behält durch das Beharrungsvermögen so lange seine Bewegung bei, bis sie unter dem Einfluß einer anderen Kraft aufgehoben wird. Vor Galilei dachte man ganz anders; da war man davon überzeugt, daß, wenn der Stein weiter gehen soll, jemand den Stein fortstoßen muß. Etwas Aktives stand hinter dem fliegenden Stein. Galilei hat vollständig die Menschen umdenken gelehrt, aber so, daß sie gelernt haben, die Welt als einen Mechanismus aufzufassen. Und heute gilt es geradezu als ein Ideal, die Welt mechanisch, mechanistisch zu erklären und allen Geist herauszutreiben. Das rührt eben davon her, daß jene Partien des menschlichen Gehirnes, des Denkinstrumentes, die das Organ des wissenschaftlichen Denkens sind, heute schon so vertrocknet sind, daß sie nicht neues Leben den Begriffen zufließen lassen können, so daß diese Begriffe ärmer und ärmer werden.

Man könnte leicht nachweisen, daß die Wissenschaft, wenn sie noch so sehr Einzelheit zu Einzelheit häuft, mit keinem einzigen Begriff die Menschheit bereichert hat. Wohlgemerkt: Beobachtungen sind keine Begriffe! Sagen Sie nicht, daß solche Dinge wie Darwinismus und dergleichen die Menschheit mit Begriffen bereichert hätten. Andere haben das getan, nicht die Wissenschafter, sondern Menschen, die ganz andere Quellen hatten. Ein solcher Mensch war Goethe. Er hat die Menschheit mit Begriffen von ganz anderen Quellen her bereichert. Dafür gilt er aber bei den Wissenschaftern auch als Dilettant.

Die Dinge liegen so, daß tatsächlich die Wissenschaft nicht bereichert worden ist mit Begriffen. Begriffe finden Sie viel, viel lebensvoller, viel höher und großartiger in uralten Zeiten. Ausgepreßt wie eine Zitrone sind die Begriffe, die der Darwinismus hat. Er hat nur Beobachtungen gesammelt und sie mit den ärmer gemachten Begriffen verbunden. Diese wissenschaftliche Richtung ist etwas, was uns so recht deutlieh den Vorgang zeigt des allmählichen Absterbens. Im Gehirn des Menschen ist ein Glied, das im Vertrocknen ist. Das ist das Glied, das heute in der Wissenschaft arbeitet. Und der Grund davon ist, daß der Teil des menschlichen Ätherleibes, der dieses vertrocknende Gehirn beleben sollte, heute noch nicht den Christus-Impuls erlangt hat. Bevor nicht der Christus-Impuls auch einfließt in diesen Teil des menschlichen Gehirns, welcher die Wissenschaft versorgen soll, kommt kein Leben in diese Wissenschaft. Das ist in den großen Weltgesetzen begründet. Wenn die Wissenschaft so fortmacht, wird sie immer ärmer werden an Begriffen, immer mehr werden die Begriffe aussterben. Und solche Menschen werden in der Wissenschaft immer häufiger sein, welche eine Beobachtung neben die andere stellen - und eine heillose Angst haben vor dem, der einmal anfängt zu denken. Schrecklich ist es heute für einen Professor, wenn ihm ein junger Mensch eine Doktor-Dissertation bringt, wo auch nur ein wenig Denken drinnen ist.

Aber es gibt heute schon eine Anthroposophie! Und diese Anthroposophie wird immer mehr und mehr den Christus-Impuls der Menschheit verständlich machen und dadurch dem Ätherleib immer mehr Leben zuführen. Und sie wird imstande sein, so viel Leben ihm zuzuführen, daß er auch den vertrocknenden Teil des Gehirns zum Schmelzen bringen wird, der heute unsere wissenschaftliche Denkrichtung zuwege gebracht hat. Das ist ein Beispiel dafür, wie der Christus-Impuls, indem er sich nach und nach einlebt in die Menschheit, die absterbenden Glieder wieder belebt. Gegen die Menschenzukunft hin würden immer mehr und mehr Glieder absterben. Aber gegenüber jedem absterbenden Gliede wird der Christus-Impuls in die Menschheit einfließen, und am Ende der Erdentwickelung wird es so sein, daß alle die Glieder, die sonst abgestorben wären, wieder belebt worden sind von dem Christus- Impuls, der dann den ganzen Ätherleib durchsetzt hat, mit dem der menschliche Ätherleib dann eins geworden ist.“ (Lit.:GA 112, S. 235ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.