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'''Tiamat''' (auch ''Tiamtu''<ref>E. Walter Maunder: ''[http://books.google.com/books?id=znFpvI6vZ-MC&pg=PA27&dq=tiamtu&hl=de&ei=0T4STbvyOIzxsgaP5ez5DQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CEwQ6AEwBw#v=onepage&q=tiamtu&f=false The Astronomy of the Bible]''. Wildside Press, 2007, ISBN 1-4344-0123-5</ref>, ''Ghanna'' oder ''Omoroca'') ist die Urgöttin in der [[Wikipedia:babylon|babylon]]ischen [[Wikipedia:Mythologie|Mythologie]]. Sie verkörpert das Prinzip des [[Wikipedia:Salzwasser|Salzwasser]]s und bildet den Gegenpart zu ihrem Gemahl [[Apzu]], dem Prinzip des [[Wikipedia:Süßwasser|Süßwasser]]s.
'''Tiamat''' (auch ''Tiamtu''<ref>E. Walter Maunder: ''[http://books.google.com/books?id=znFpvI6vZ-MC&pg=PA27&dq=tiamtu&hl=de&ei=0T4STbvyOIzxsgaP5ez5DQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CEwQ6AEwBw#v=onepage&q=tiamtu&f=false The Astronomy of the Bible]''. Wildside Press, 2007, ISBN 1-4344-0123-5</ref>, ''Ghanna'' oder ''Omoroca'') ist die Urgöttin in der [[Wikipedia:babylon|babylon]]ischen [[Wikipedia:Mythologie|Mythologie]]. Sie verkörpert das Prinzip des [[Wikipedia:Salzwasser|Salzwasser]]s und bildet den Gegenpart zu ihrem Gemahl [[Apzu]], dem Prinzip des [[Wikipedia:Süßwasser|Süßwasser]]s.


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Nachdem die jungen Götter, ihre Kindeskinder, sie und Apzu mit ihrem Lärm und ihrem Treiben geweckt haben, will Apzu die Ruhestörer vernichten. Nachdem er durch den Gott Ea/Enki getötet worden ist, schwört Tiamat Rache und verbündet sich mit ihrem Sohn [[Kingu]], dem sie große Macht verleiht. Zusammen mit einer Armee von Ungeheuern will sie ihre Kindeskinder nun bekämpfen, diese jedoch schicken ihr [[Marduk]], den Sohn von Ea, entgegen. Er tötet Kingu und besiegt auch Tiamat im Zweikampf, spaltet sie und bildet aus den zwei Hälften den Himmel und die Erde ([[Enûma elîsch]]).
Nachdem die jungen Götter, ihre Kindeskinder, sie und Apzu mit ihrem Lärm und ihrem Treiben geweckt haben, will Apzu die Ruhestörer vernichten. Nachdem er durch den Gott Ea/Enki getötet worden ist, schwört Tiamat Rache und verbündet sich mit ihrem Sohn [[Kingu]], dem sie große Macht verleiht. Zusammen mit einer Armee von Ungeheuern will sie ihre Kindeskinder nun bekämpfen, diese jedoch schicken ihr [[Marduk]], den Sohn von Ea, entgegen. Er tötet Kingu und besiegt auch Tiamat im Zweikampf, spaltet sie und bildet aus den zwei Hälften den Himmel und die Erde ([[Enûma elîsch]]).
In seinen Vorträgen über das [[Initiaten-Bewusstsein]] machte [[Rudolf Steiner]] deutlich, was als eigentliche [[geist]]ige Realität hinter diesen mythologischen Bildern steht, die aus einem [[Bewusstsein]] entsprungen sind, wo der Untgerschied zwischen dem [[Tagesbewusstsein]] und dem [[Traum]]leben noch nicht so scharf ausgeprägt war wie heute:
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"Anders wurden diese Wechselzustände zwischen Schlafen und
Wachen vor Jahrtausenden empfunden. Der Schlaf war nicht so
bewußtlos, das Wachen war nicht so bewußtvoll. Im Schlafe nahm
man sich wandelnde, mächtige Bilder, webend-wellendes Weltenleben
wahr; man war unter Wesenhaftem, wenn man schlief. Daß der
Schlaf so bewußtlos geworden ist, ist erst mit der Entwickelung der
Menschheit geschehen. Dafür aber war vor Jahrtausenden das Wachleben
nicht so durchsonnt, nicht so durchleuchtet wie heute. Die Dinge
hatten nicht feste Grenzen, waren verschwommen. Sie sprühten noch
allerlei Geistiges aus. Es war kein so schroffer Übergang zwischen
Schlafen und Wachen. Aber man konnte unterscheiden, und man
nannte alles das, worinnen man lebte, im Wachen der damaligen Zeit,
etwa «Apsu». Das war die Welt des Wachens.
Man nannte dasjenige, worin man war, wenn man schlief, das
Webend-Wellende, das, wodurch man nicht so gut unterscheiden
konnte, wie wenn man wach war, Mineralien, Tiere und Pflanzen,
man nannte das «Tiamat».
Nun wurde in den chaldäischen Mysterien gelehrt: Mehr ist der
Mensch im Wahren, im Wirklichen drinnen, wenn er im Tiamat
schlafend webt, als wenn er wachend unter den Mineralien, Pflanzen
und Tieren lebt. Tiamat ist ursprünglicher, ist mehr der Welt des
Menschlichen verbunden als Apsu; Apsu ist unbekannter; Tiamat
stellt dasjenige dar, was dem Menschen naheliegt. Aber es traten
Veränderungen ein im Tiamat im Laufe der Zeit. So sagte man und
lehrte man den Schülern der Mysterien. Aus dem Weben und Leben
entstanden Dämonengestalten, pferdeähnliche Gestalten mit Menschenköpfen,
löwenähnliche Gestalten mit Engelsköpfen. Sie entstanden
aus dem Gewebe des Tiamat. Das, was da lebte als dämonische
Gestalten, wurde dem Menschen feindlich.
Da aber trat in die Welt ein mächtiges Wesen ein: «Ea». Wer heute
noch Laute fühlt, der fühlt in dem Zusammenklange von E und A den
Hinweis auf jenes mächtige Wesen, das dem Menschen hilfreich im
Sinne dieser alten Mysterienlehre zur Seite war, als die Dämonen aus
Tiamat mächtig waren: Ea, la, was dann später, indem man die
Seinspartikel «soph» voraussetzte, Soph Ea = Sophia wurde. Ea,
ungefähr dasjenige, was wir mit dem abstrakten Worte: Weisheit, die
in allen Dingen waltet, bezeichnen. Ia = die in allem waltende
Weisheit, Sophia. Soph = eine Partikel, die ungefähr «seiend» bedeutet.
Sophia, Sophea, Sopheia = die waltende Weisheit, die überall
waltende Weisheit schickte dem Menschen einen Sohn, jenen Sohn,
den man dazumal mit dem Namen bezeichnete: «Marduk», den wir
gewohnt worden sind in einer etwas späteren Terminologie als Michael
zu bezeichnen, als den aus der Hierarchie der Archangeloi
heraus waltenden Michael. Das ist dieselbe Wesenheit wie Marduk,
der Sohn von Ea, der Weisheit, Marduk-Michael.
Und Marduk-Michael - so ist die Mysterienlehre - war mächtig,
groß und gewaltig. Und alle jene Dämonenwesen, wie Pferde mit
Menschenköpfen, Löwengestalten mit Engelsköpfen, alle diese webenden,
wogenden Dämonen standen eben in ihrem Zusammenhange
als die große Tiamat ihm gegenüber. Er war mächtig, Marduk-Michael,
den Sturmwind, der durch die Welt wogt, zu beherrschen. Also
Tiamat, alles das wurde wesenhaft vorgestellt, mit Recht, denn so sah
man es, wesenhaft. Alle diese Dämonen zusammen bildeten einen
mächtigen Drachen, der feuerwütig sich entgegenstellte als die Summe
all der Dämonengewalten, die aus Tiamat, der Nacht, herausgeboren
wurden. Als sein Wesen feuerwütig Marduk-Michael entgegentrat, da
stieß er ihm erst seine anderen Waffen, dann die ganze Gewalt des
Sturmwindes in die Eingeweide, und das Wesen Tiamat barst und
rollte auseinander, zerbarst in alle Welt. Und Marduk-Michael konnte
oben formen den Himmel und unten die Erde. Und so entstand das
Oben und Unten.
Und so lehrte man in den Mysterien: Der große Sohn der Ea, der
Weisheit, er hat Tiamat bezwungen und aus einem Teil des Tiamat das
Obere, die Himmel gebildet, aus einem anderen Teil des Tiamat das
Untere, die Erde gebildet. Siehst du hin in die Himmel zu den Sternen,
o Mensch, dann siehst du einen Teil desjenigen, was aus den furchtbaren
Abgründen der Tiamat Marduk-Michael oben geformt hat zum
Heile der Menschen.
Und siehst du nach unten, wo die Pflanzen aus dem mineraldurchsetzten
Irdischen wachsen, wo die Tiere sich gestalten, dann findest du
den anderen Teil, den der Sohn der Ea, der Weisheit, aus Tiamat zum
Heile der Menschheit umgeformt hat.
Und so sah jene alte Menschheitszeit im alten Chaldäa zurück auf
ein Gestalten in der Welt, sah hin auf Wesenhaftes. Alles das empfand
man wesenhaft: diese Dämonengestalten, die die Nacht bevölkerten,
all das, was aus diesen Nachtgestalten, aus den waltenden, webenden
Wesenheiten in der Tiamat, die ich Ihnen geschildert habe, Marduk-
Michael geformt hat als oben die Sterne, als unten die Erde - all das,
was uns aus den Sternen entgegenglänzt: umgewandelte, durch Marduk-
Michael umgewandelte Dämonen - all das, was uns aus der Erde
selber herauswächst: durch Marduk-Michael umgewandelte Haut,
umgewandeltes Gewebe von Tiamat, so sah man in alten Zeiten
dasjenige an, was man durch die alten Seelenfähigkeiten sich vergegenwärtigen
konnte. Das war Erkenntnis." {{Lit|{{G|243|22ff}}}}
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== Literatur ==
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* [[Wikipedia:Brigitte Groneberg|Brigitte Groneberg]]: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen''. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
* [[Wikipedia:Brigitte Groneberg|Brigitte Groneberg]]: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen''. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
* Florian Illerhaus: ''Marduks Kampf gegen das Chaos-Ungeheuer Tiamat. Darstellungen des babylonischen Schöpfungsmythos und die Vielfalt der Deutungen.'' München. 2011. ISBN 3640804708
* Florian Illerhaus: ''Marduks Kampf gegen das Chaos-Ungeheuer Tiamat. Darstellungen des babylonischen Schöpfungsmythos und die Vielfalt der Deutungen.'' München. 2011. ISBN 3640804708
* Rudolf Steiner: ''Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung.'', [[GA 243]] (2004), ISBN 3-7274-2430-3 {{Vorträge|243}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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[[Kategorie:Mesopotamische Gottheit]]
[[Kategorie:Babylonische Mythologie]]
[[Kategorie:Seeungeheuer]]
[[Kategorie:Babylonsiche Gottheit]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]


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Version vom 24. August 2017, 04:06 Uhr

Darstellung von Tiamat in Form einer Schlange auf einem babylonischen Rollsiegel

Tiamat (auch Tiamtu[1], Ghanna oder Omoroca) ist die Urgöttin in der babylonischen Mythologie. Sie verkörpert das Prinzip des Salzwassers und bildet den Gegenpart zu ihrem Gemahl Apzu, dem Prinzip des Süßwassers.

Ihr Name bedeutet Sie, die Sie alle gebar, weil sie zusammen mit Apzu in den Urzeiten vor der Schöpfung die ersten Generationen von Göttern gezeugt hat (Lachmu und Lachamu u. a.). Der begriffliche Gehalt des Namens Tiamat ist schwer zu fassen, sie verkörpert Person (Göttin) und Prinzip (Salzwasser) in Einem; ebenso Apzu, dessen Name später auch als Wohnstatt des Gottes Ea/Enki genannt wird.

Auf Reliefs wurde sie von den Babyloniern als Wasserschlange dargestellt, von den Assyrern als Mischwesen u. a. mit Löwenpranken, Pferdekörper, Hinterläufen in Adlerform und Raubvogelflügeln, das sehr an einen Drachen erinnert.

Nachdem die jungen Götter, ihre Kindeskinder, sie und Apzu mit ihrem Lärm und ihrem Treiben geweckt haben, will Apzu die Ruhestörer vernichten. Nachdem er durch den Gott Ea/Enki getötet worden ist, schwört Tiamat Rache und verbündet sich mit ihrem Sohn Kingu, dem sie große Macht verleiht. Zusammen mit einer Armee von Ungeheuern will sie ihre Kindeskinder nun bekämpfen, diese jedoch schicken ihr Marduk, den Sohn von Ea, entgegen. Er tötet Kingu und besiegt auch Tiamat im Zweikampf, spaltet sie und bildet aus den zwei Hälften den Himmel und die Erde (Enûma elîsch).

In seinen Vorträgen über das Initiaten-Bewusstsein machte Rudolf Steiner deutlich, was als eigentliche geistige Realität hinter diesen mythologischen Bildern steht, die aus einem Bewusstsein entsprungen sind, wo der Untgerschied zwischen dem Tagesbewusstsein und dem Traumleben noch nicht so scharf ausgeprägt war wie heute:

"Anders wurden diese Wechselzustände zwischen Schlafen und Wachen vor Jahrtausenden empfunden. Der Schlaf war nicht so bewußtlos, das Wachen war nicht so bewußtvoll. Im Schlafe nahm man sich wandelnde, mächtige Bilder, webend-wellendes Weltenleben wahr; man war unter Wesenhaftem, wenn man schlief. Daß der Schlaf so bewußtlos geworden ist, ist erst mit der Entwickelung der Menschheit geschehen. Dafür aber war vor Jahrtausenden das Wachleben nicht so durchsonnt, nicht so durchleuchtet wie heute. Die Dinge hatten nicht feste Grenzen, waren verschwommen. Sie sprühten noch allerlei Geistiges aus. Es war kein so schroffer Übergang zwischen Schlafen und Wachen. Aber man konnte unterscheiden, und man nannte alles das, worinnen man lebte, im Wachen der damaligen Zeit, etwa «Apsu». Das war die Welt des Wachens.

Man nannte dasjenige, worin man war, wenn man schlief, das Webend-Wellende, das, wodurch man nicht so gut unterscheiden konnte, wie wenn man wach war, Mineralien, Tiere und Pflanzen, man nannte das «Tiamat».

Nun wurde in den chaldäischen Mysterien gelehrt: Mehr ist der Mensch im Wahren, im Wirklichen drinnen, wenn er im Tiamat schlafend webt, als wenn er wachend unter den Mineralien, Pflanzen und Tieren lebt. Tiamat ist ursprünglicher, ist mehr der Welt des Menschlichen verbunden als Apsu; Apsu ist unbekannter; Tiamat stellt dasjenige dar, was dem Menschen naheliegt. Aber es traten Veränderungen ein im Tiamat im Laufe der Zeit. So sagte man und lehrte man den Schülern der Mysterien. Aus dem Weben und Leben entstanden Dämonengestalten, pferdeähnliche Gestalten mit Menschenköpfen, löwenähnliche Gestalten mit Engelsköpfen. Sie entstanden aus dem Gewebe des Tiamat. Das, was da lebte als dämonische Gestalten, wurde dem Menschen feindlich.

Da aber trat in die Welt ein mächtiges Wesen ein: «Ea». Wer heute noch Laute fühlt, der fühlt in dem Zusammenklange von E und A den Hinweis auf jenes mächtige Wesen, das dem Menschen hilfreich im Sinne dieser alten Mysterienlehre zur Seite war, als die Dämonen aus Tiamat mächtig waren: Ea, la, was dann später, indem man die Seinspartikel «soph» voraussetzte, Soph Ea = Sophia wurde. Ea, ungefähr dasjenige, was wir mit dem abstrakten Worte: Weisheit, die in allen Dingen waltet, bezeichnen. Ia = die in allem waltende Weisheit, Sophia. Soph = eine Partikel, die ungefähr «seiend» bedeutet. Sophia, Sophea, Sopheia = die waltende Weisheit, die überall waltende Weisheit schickte dem Menschen einen Sohn, jenen Sohn, den man dazumal mit dem Namen bezeichnete: «Marduk», den wir gewohnt worden sind in einer etwas späteren Terminologie als Michael zu bezeichnen, als den aus der Hierarchie der Archangeloi heraus waltenden Michael. Das ist dieselbe Wesenheit wie Marduk, der Sohn von Ea, der Weisheit, Marduk-Michael.

Und Marduk-Michael - so ist die Mysterienlehre - war mächtig, groß und gewaltig. Und alle jene Dämonenwesen, wie Pferde mit Menschenköpfen, Löwengestalten mit Engelsköpfen, alle diese webenden, wogenden Dämonen standen eben in ihrem Zusammenhange als die große Tiamat ihm gegenüber. Er war mächtig, Marduk-Michael, den Sturmwind, der durch die Welt wogt, zu beherrschen. Also Tiamat, alles das wurde wesenhaft vorgestellt, mit Recht, denn so sah man es, wesenhaft. Alle diese Dämonen zusammen bildeten einen mächtigen Drachen, der feuerwütig sich entgegenstellte als die Summe all der Dämonengewalten, die aus Tiamat, der Nacht, herausgeboren wurden. Als sein Wesen feuerwütig Marduk-Michael entgegentrat, da stieß er ihm erst seine anderen Waffen, dann die ganze Gewalt des Sturmwindes in die Eingeweide, und das Wesen Tiamat barst und rollte auseinander, zerbarst in alle Welt. Und Marduk-Michael konnte oben formen den Himmel und unten die Erde. Und so entstand das Oben und Unten.

Und so lehrte man in den Mysterien: Der große Sohn der Ea, der Weisheit, er hat Tiamat bezwungen und aus einem Teil des Tiamat das Obere, die Himmel gebildet, aus einem anderen Teil des Tiamat das Untere, die Erde gebildet. Siehst du hin in die Himmel zu den Sternen, o Mensch, dann siehst du einen Teil desjenigen, was aus den furchtbaren Abgründen der Tiamat Marduk-Michael oben geformt hat zum Heile der Menschen.

Und siehst du nach unten, wo die Pflanzen aus dem mineraldurchsetzten Irdischen wachsen, wo die Tiere sich gestalten, dann findest du den anderen Teil, den der Sohn der Ea, der Weisheit, aus Tiamat zum Heile der Menschheit umgeformt hat.

Und so sah jene alte Menschheitszeit im alten Chaldäa zurück auf ein Gestalten in der Welt, sah hin auf Wesenhaftes. Alles das empfand man wesenhaft: diese Dämonengestalten, die die Nacht bevölkerten, all das, was aus diesen Nachtgestalten, aus den waltenden, webenden Wesenheiten in der Tiamat, die ich Ihnen geschildert habe, Marduk- Michael geformt hat als oben die Sterne, als unten die Erde - all das, was uns aus den Sternen entgegenglänzt: umgewandelte, durch Marduk- Michael umgewandelte Dämonen - all das, was uns aus der Erde selber herauswächst: durch Marduk-Michael umgewandelte Haut, umgewandeltes Gewebe von Tiamat, so sah man in alten Zeiten dasjenige an, was man durch die alten Seelenfähigkeiten sich vergegenwärtigen konnte. Das war Erkenntnis." (Lit.: GA 243, S. 22ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. E. Walter Maunder: The Astronomy of the Bible. Wildside Press, 2007, ISBN 1-4344-0123-5


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