Christian Felber

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Christian Felber während einer Lesung der Lit.Cologne

Christian Felber (* 9. Dezember 1972 in Salzburg) ist ein österreichischer Autor und Referent zu Wirtschafts- und Gesellschaftsfragen.[1] Er ist Gründungsmitglied der österreichischen Sparte von Attac, gemeinsam mit anthroposophischen Aktivisten Initiator der „Demokratischen Bank“[2] und prägte den Begriff „Gemeinwohl-Ökonomie“.[3]

Leben

Felber studierte in Wien und Madrid romanische Philologie und Spanisch als Hauptfächer sowie Politikwissenschaft, Psychologie und Soziologie als Nebenfächer. Er beendete sein Studium 1996 mit einem Magister in romanischer Philologie. Seitdem arbeitet er als freier Autor. Felber ist seit 2000 bei attac in Österreich aktiv, bis 2003 war er im Vorstand und bis 2004 Pressesprecher; aktuell ist er Sprecher. Im Herbst 2008 wurde Christian Felber Lektor an der Wirtschaftsuniversität Wien.[4]

Felber war am 31. Oktober 2008 (Reformationstag) neben Frank Crüsemann, Ulrich Duchrow, Heino Falcke, Kuno Füssel, Detlef Hensche, Siegfried Katterle, Arne Manzeschke, Silke Niemeyer, Franz Segbers, Ton Veerkamp und Karl Georg Zinn Erstunterzeichner des Aufrufs Frieden mit dem Kapital? Ein Aufruf wider die Anpassung der evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft.[5]

2009 hat er die Bewegungsstiftung Österreich mitgegründet,[6] 2010 initiierte er das Projekt der „Demokratischen Bank“.[7] Gemeinsam mit einer Runde von mehreren Unternehmern und Unternehmerinnen entwickelte Felber das Modell der „Gemeinwohl-Ökonomie“, als theoretische Alternative zu kapitalistischer Marktwirtschaft und zentraler Planwirtschaft.

Felber schreibt Kommentare auf Deutsch, Englisch und Spanisch für zahlreiche Medien, er hat 15 Bücher verfasst, co-verfasst oder herausgegeben. Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ erschien in 9 Sprachen, die englische Version enthält ein Vorwort von Ökonomie-Nobelpreisträger Eric Maskin.

2010 initiierte er das Projekt „Gemeinwohl-Ökonomie“ (aktuell Schriftführer des Gründungsvereins in Wien) sowie das Projekt „Demokratische Bank“ (inzwischen „Bank für Gemeinwohl“, im Gründungsprozess).[8]

2010 wurde er auf Initiative der Zeitschrift LEBENSART zum Nachhaltigen Gestalter 2010 aus dem Bereich Zivilgesellschaft gewählt sowie vom Public Relations Verband Austria zum Kommunikator des Jahres 2010 nominiert (eine von drei Nominierungen).

Nebenberuflich ist Christian Felber seit 2004 auch zeitgenössischer Tänzer, unter anderem beim Tanzsommer[9] in Graz und mit der Cie. Willi Dorner.[10]

Gemeinwohl-Ökonomie

Gemeinsam mit einer Runde von mehreren Unternehmern entwickelte Felber das Modell der „Gemeinwohl-Ökonomie“ als Alternative zu kapitalistischer Marktwirtschaft und zentraler Planwirtschaft. Nach Angaben des „Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie“ wird das Modell von 1.760 Betrieben (Ende Januar 2015), 60 „PolitikerInnnen“ und über 6.000 Privatpersonen[11] unterstützt. Nach Felber beruht die Gemeinwohl-Ökonomie „auf denselben Verfassungs- und Grundwerten, die unsere Beziehungen gelingen lassen: Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen“ und ist „einerseits eine vollethische Marktwirtschaft und zum anderen eine wirklich liberale Marktwirtschaft.“

Eine „Gemeinwohl-Bilanz“ nach den Richtlinien des „Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie“ erstellen mittlerweile ca. 200 Betriebe,[12] darunter z. B. die Sparda-Bank München,[13] die Sparkasse Dornbirn[14] und die Firma VAUDE.[15]

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss nahm am 17. September 2015 eine 10-seitige Initiativstellungnahme zur Gemeinwohl-Ökonomie mit 86 % Stimmenmehrheit an und „erachtet das Modell als geeignet, in den Rechtsrahmen der EU und ihrer Mitgliedschaften integriert zu werden“.[16]

Mit dem gleichen Ziel initiierte Christian Felber das Projekt Bank für Gemeinwohl, dass 2014 eine Genossenschaft gründete, welche bis März 2016 über 3.200 Genossenschaftsmitglieder 2,3 Millionen Euro Gründungskapital für eine spätere Bank gesammelt hat.

Kritik

Erhard Fürst, ehemaliger Chefökonom der österreichischen Industriellenvereinigung, sah in der Gemeinwohl-Ökonomie einen „Wegweiser in Armut und Chaos“;[17] der umstrittene Unternehmer Mirko Kovats bezeichnete in einem Streitgespräch mit Felber das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie als „weltfremd“.[18]

Der Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie hat am 10. März 2014 bezugnehmend auf zehn kritische Dokumente von WKO, Wirtschaftsbund und Julius-Raabstiftung ein 25-seitiges Dossier verfasst.[19]

Die Wirtschaftskammer Österreich hat am 27. August 2013 eine „umfassende und kritische Analyse“ mit dem Titel „Gemeinwohl-Ökonomie auf dem Prüfstand“ veröffentlicht;[20] die Wirtschaftskammer Steiermark 2013 eine Broschüre zu den Themen Wachstumskritik und Gemeinwohl-Ökonomie.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Spehl, Harald: Wirtschaftliche Gesamtrechnung und Gemeinwohlökonomie, Rundbr. Dreigl. Sozialimpulse 4/2012, S. 19-22, PDF

Siehe auch

Gemeinwohl-Bilanz - Artikel in der deutschen Wikipedia

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vorträge Christian Felber
  2. Verein Soziale Skulptur e.V.(Hrsg.) Die Demokratische Bank - Chance für ein neues Verständnis von / und neuen Umgang mit / Geld? FIU-Verlag, Wangen 2011 ("zwei dvds mit der Dokumentation zu oben genannter Tagung im Jan. 2011 im [[INKA|Internationalen Kulturzentrum Achberg] mit Referaten von Christian Felber, Johannes Stüttgen und Prof. Dr. Roland Geitmann sowie Statements von Prof. Dr. Margrit Kennedy, Dr. Eva-Maria Hubert und Rainer Rappmann sowie mehreren work-shop-Teilnehmern. Produktion Videotechnik-Ing. Friedel Hans (A-2380 Perchtolsdorf). Planung & Moderation: Rainer Rappmann. DVD I 185 min. + DVD II 100 min.)
  3. Gemeinwohl-Ökonomie: Zusammenfassung der Idee und Interview dazu.
  4. Vorlesungen zum Thema: Gesellschaftlicher Kontext wirtschaftlichen HandelnsVorlesungsverzeichnis
  5. Frieden mit dem Kapital? Ein Aufruf wider die Anpassung der evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft. (pdf-Datei)
  6. Bewegungsstiftung Österreich
  7. "Demokratischen Bank"
  8. mitgruenden.at: Projekt Bank für Gemeinwohl
  9. 2005 Kindertanzstück „Piri und Bär“, siehe auch Christian Felber CV
  10. „Ein Tanz für Attac“ (Video)
  11. ecogood.org Abgerufen am 28. Dezember 2014.
  12. ecogood.org
  13. sparda-m.de
  14. ecogood.org
  15. Harald Welzer, Dana Giesecke, Luise Tremel (Hrsg.): FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2015–16 – Geschichten vom guten Umgang mit der Welt. Fischer Taschenbuch Verlag, 2015, ISBN 978-3-596-03049-1, S. 33 u. a.
  16. The European Economic and Social Committee: Economy for the Common Good
  17. Erhard Fürst: Ein Wegweiser in die Armut
  18. Format, Print-Ausgabe, 24. September 2010.
  19. https://hannover.ecogood.org/sites/default/files/dateien/press/replik_gwoe_kampagne_wk-wb-jrs_10-maerz-2014.pdf Die wohl gemeinste Ökonomie?]
  20. Gemeinwohlökonomie am Prüfstand


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