Josef Franz Capesius

Aus AnthroWiki
Version vom 19. Mai 2011, 22:59 Uhr von imported>Odyssee
Josef Franz Capesius (1853-1918)

Josef Franz Capesius (* 21. Juli 1853 in Probstdorf; † 1918) war ein Siebenbürger Philosoph und Pädagoge.

Leben

Josef Franz Capesius wurde als Sohn des Pfarrers Bernhard Franz Capesius in Probstdorf am 21. Juli 1853 geboren. Bis zu seinem 13. Lebensjahr unterrichtete ihn sein Vater und dann besuchte er von 1866 bis 1871 das Gymnasium in Hermannstadt. Das nächste Jahr verbrachte er bei seinen Eltern, um ein weiteres Jahr später die Universität Leipzig zu beziehen. 1876 schloss er dieses Studium ab, hielt sich ein halbes Jahr wieder in seiner Heimat auf und studierte 1876/1877 an der Universität Berlin Theologie, Philosophie, Pädagogik, Mathematik und Physik; im August 1877 erhielt er der Philosophie Doktorgrad. Daraufhin kehrte er abermals in seine Heimat zurück, um Privatlehrer zu werden. Nachdem er im Folgejahr die Lehrprüfung bestand, durfte er als Lehrer unterrichten. Später jedoch erkrankte Capesius derart, dass er sein Amt niederlegen musste und kaum noch etwas machen durfte. Die folgenden Jahre verbrachte er auf dem Lande und erholte sich. Anschließend wurde er im September 1885 Professor am evangelischen Landeskirchenseminar. Am 27. März 1894 setzte man ihn als Vorstandsstellvertreter des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaft in Hermannstadt ein. Im Juli 1896 beförderte man ihn zum Leiter des Landeskirchenseminars. Im November dieses Jahres ernannte man ihn auch zum Mitglied des Unterrichtsrats. Im Jahr 1918 schließlich verstarb Capesius. Er hatte ferner einen Artikel über den siebenbürgischen Naturforscher und -sammler Eduard Albert Bielz in der Allgemeinen Deutschen Biographie verfasst.

Josef Capesius, den Rudolf Steiner vielleicht 1889 kennenlernte, als er die Weihnachtszeit in Hermannstadt verbrachte und hier auch einen Vortrag hielt, könnte, neben Karl Julius Schröer, mit ein Vorbild für den Professor Capesius aus Steiners Mysteriendramen sein. Es gibt darüber allerdings, soweit bekannt, keine Mitteilung Rudolf Steiners. Nach den Erinnerungen Oskar Schmiedels solle Capesius einen Vollbart tragen wie sein «Urbild» und aus Siebenbürgen stammen (Lit.: Schmiedel, S 150). Gewisse Züge, die für die Siebenbürger Sachsen typische waren, treffen jedenfall auch auf den Capesius der Mysteriendramen zu. In Mein Lebensgang schreibt Steiner:

"Am Weihnachtstage kam ich nach Hermannstadt. Ich wurde in das Siebenbürger Sachsentum eingeführt. Das lebte da innerhalb des Rumänischen und Magyarischen. Ein edles Volkstum, das im Untergange, den es nicht sehen möchte, sich wacker bewahren möchte. Ein Deutschtum, das wie eine Erinnerung an sein Leben vor Jahrhunderten in den Osten verschlagen, seiner Quelle die Treue bewahren möchte, das aber in dieser Seelenverfassung einen Zug von Weltfremdheit hat, die eine anerzogene Freudigkeit überall im Leben offenbart. Ich verlebte schöne Tage unter den deutschen Geistlichen der evangelischen Kirche, unter den Lehrern der deutschen Schulen, unter andern deutschen Siebenbürgern. Mir wurde das Herz warm unter diesen Menschen, die in der Sorge um ihr Volkstum und in dessen Pflege eine Kultur des Herzens entwickelten, die auch vor allem zum Herzen sprach." (Lit.: GA 028, S. 138ff)

Werke

  • Die Hauptmomente in der Entwicklungsgeschichte der Herbartischen Metaphysik (Leipzig 1878)
  • Die Metaphysik Herbart's in ihrer Entwicklungsgeschichte und nach ihrer historischen Stellung: ein Beitrag zur Geschichte der nachkantischen Philosophie (Leipzig 1878)
  • Der Apperceptionsbegriff bei Leibnitz und dessen Nachfolger: Eine terminologische Untersuchung (Hermannstadt 1894)
  • Das Religiöse in Goethes Faust (Hermannstadt 1901) [1] [2]
  • Die christliche Urgemeinde in Jerusalem, In: Jerusalem und Korinth: Zwei Vorträge über das Apostolische Zeitalter, Hermannstadt 1902, S. 1-32 [3]

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wikisource: Josef Capesius – Quellen und Volltexte


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Josef Franz Capesius aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.