Menander (Gnostiker)

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Menander (griech. Μένανδρος Menandros) war ein Gnostiker des 1. Jahrhunderts und stammte aus Samarien wie der in der Apostelgeschichte (Apg 8,9–25 LUT) erwähnte Simon Magus, dessen Schüler und Nachfolger er in der Sekte der Simonianer gewesen sein soll. Justin der Märtyrer († 165) gibt das älteste bekannte Zeugnis seines Wirkens:

„Von einem gewissen Menander aber, der auch Samariter war aus dem Flecken Kapparetäa, einem Schüler des Simon, wissen wir, daß auch er, unter dem Einfluß der Dämonen stehend, in Antiochien auftrat und durch seine Zauberkunst viele berückte, der sogar seine Anhänger zu dem Glauben brachte, daß sie nicht sterben würden. Und noch jetzt gibt es einige von seinen Anhängern, die dies glauben.“

Justin der Märtyrer: Erste Apologie 26 [4]

Gleich Simon Magus sprach Menander laut Irenäus von Lyon[1] von dem «unbekannten Gott», von dem der Mensch abstamme und dem daher eine gottgleiche Stellung zukomme. Durch die Wassertaufe empfange er die Auferstehung und das ewige Leben. Die Welt wurde von den Engeln gemacht, die die Ennoia ausgesandt habe.

„Simons Nachfolger war der Samaritaner Menander, gleichfalls ein Oberkünstler in der Zauberei. Nach ihm ist die erste Kraft allen unbekannt; er wurde von den unsichtbaren Kräften als Erlöser für das Heil der Menschen abgesandt. Die Welt wurde von den Engeln gemacht, die ähnlich wie bei Simon von der Ennoia ausgesandt sein sollen. Er fügte hinzu, daß die von ihm gelehrte Zauberkunst Gewalt über die Engel verleihe, welche die Welt gemacht haben. Durch seine Taufe nämlich empfangen seine Schüler die Auferstehung, können fortab nicht sterben, sind unvergänglich, ewig jung und unsterblich.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 23,5 [5]

Auch Tertullian († um 220) wendet sich in seinem Buch Über die Seele gegen die „Vorspiegelungen des Häretikers Menander“, besonders gegen die Vorstellung, dass durch die Taufe die Auferstehung und das ewige Leben - im äußeren Sinn - zu erlangen seien.

„Nach der allgemeinen Meinung des ganzen menschlichen Geschlechtes bezeichnen wir den Tod als einen der Natur schuldigen Tribut. Ihn hat sich ausbedungen der Ausspruch Gottes,1 ihm hat sich verpfändet alles, was geboren wird, so dass schon dadurch der Blödsinn Epikurs beschämt wird, der leugnet, dass diese Schuld uns etwas angehe, und noch mehr der Wahnsinn des Häretikers Menander aus Samaria seine Verwerfung findet, der sagt, der Tod gehe die Seinigen nicht nur nichts an, sondern treffe sie gar nicht einmal. Zu diesem Ende nämlich sei er, Menander, von der höchsten und verborgenen Macht gesendet worden, damit die, welche seine Taufe annehmen, unsterblich, unvergänglich und sofort der Auferstehung teilhaftig würden.“

Über die Seele 50 [6]

Sehr viel später berichtet noch Eusebius von Cäsarea († um 340):

„Auf Simon den Magier folgte Menander. Sein Leben offenbarte ihn als zweites, hinter dem ersten nicht zurückstehendes Werkzeug der teuflischen Kraft. Auch er stammte aus Samaria. Obwohl er gleich seinem Meister die Zauberei im höchsten Maße betrieb, übertraf er ihn noch durch seine Wundersprüche. Denn er erklärte, er wäre der zum Heile der Menschen von oben durch unsichtbare Äonen gesandte Erlöser, und lehrte, nur dadurch könne man Gewalt über die die Welt bildenden Engel erhalten, daß man sich von der ihm selbst übergebenen Zauberkunst leiten und von ihm taufen lasse. Wer dieser Taufe gewürdigt würde, erlange schon in diesem Leben ewige Unsterblichkeit, da er nicht mehr sterben müsse, sondern auf Erden bleibe, ohne je zu altern und den Tod zu kosten. Hierüber kann man sich leicht bei Irenäus[2] unterrichten. Auch Justin[3] erzählt in gleicher Weise über Menander, und zwar im Anschluß an seinen Bericht über Simon.“

Eusebius von Cäsarea: Kichengeschichte III, 26 [7]

Anmerkungen

  1. Irenäus: Contra Haereses I 24,1 [1]
  2. Contra Haereses I 23,5 [2] (siehe oben)
  3. Erste Apologie 26 [3] (siehe oben)