Naturgesetz und Alfred Schütz: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Naturgesetze''' sind nach heutigem Verständnis die grundlegenden Gesetze der [[Physische Welt|physischen Welt]] und werden gegenwärtig im Rahmen der [[Physik]] zumeist in [[Mathematik|mathematischer]] Form beschrieben und daher auch zutreffender als '''[[Wikipedia:Physikalisches Gesetz|physikalische Gesetze]]''' bezeichnet. Dabei geht es ''zunächst'' um den gesetzmäßigen [[begriff]]lichen Zusammenhang der [[Wahrnehmung]]en, der sich durch das [[Denken]] aus der [[Beobachtung|Naturbeobachtung]] und den sich daran anschließenden [[Experiment]]en enthüllt.  
'''Alfred Schütz''' (* [[13. April]] [[1899]] in [[Wien]]; † [[20. Mai]] [[1959]] in [[New York City]]) war ein aus [[Österreich]] stammender Jurist, [[Philosoph]] und [[Soziologe]], der als Begründer der [[Phänomenologische Soziologie|phänomenologischen Soziologie]] gilt und sich – ausgehend von [[Edmund Husserl]], [[Henri Bergson]] und [[Max Weber]] – der Frage der [[Intersubjektivität]] widmete.  


{{GZ|Ein Naturgesetz ist ja nichts anderes als der begriffliche Ausdruck für den Zusammenhang gewisser Wahrnehmungen.|4|124}}
== Biographischer Hintergrund ==
Alfred Schütz war als Rechtsberater für Reitler & Co. in [[Wien]], [[Paris]] und später [[New York City|New York]] tätig und widmete sich der phänomenologischen [[Soziologie]] anfangs nur in seiner Freizeit. Schütz hatte [[Rechtswissenschaft]]en, [[Ökonomie]] und [[Philosophie]] studiert und sein Denken war u. a. von der „[[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] der Nationalökonomie“ geprägt, die Ende des 19. Jahrhunderts von [[Carl Menger]] gegründet worden war. Die Menger-Schüler [[Friedrich von Wieser]] und [[Ludwig von Mises]] waren Lehrer Schütz’ in Wien, ebenso wie der Rechtsphilosoph [[Hans Kelsen]] und der dem [[Wiener Kreis]] nahestehende [[Felix Kaufmann]]. Auch seine Freunde [[Fritz Machlup]] und Erich Vögelin (in den USA: [[Eric Voegelin]]) übten intellektuellen Einfluss auf Schütz aus, letzterer regte ihn zu der Lektüre von [[Henri Bergson]], einem bedeutenden Vertreter der [[Lebensphilosophie]] des 19. Jahrhunderts, und von [[Edmund Husserl]], dem Begründer der [[Phänomenologie]], an. 1932 erschien Schütz’ erste und zu Lebzeiten einzige Monographie ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie'' (1932), die die Sozialwissenschaften nachhaltig beeinflusst hat. In den Jahren 1938–1939 emigrierte Schütz über [[Frankreich]] in die [[USA]]. Durch die Freundschaft mit [[Aron Gurwitsch]], einem aus [[Litauen]] stammenden Philosophen, den Schütz in [[Paris]] kennenlernte, intensivierte sich seine Beschäftigung mit Husserls Phänomenologie.


Die physikalisch-chemischen Gesetze bilden allerdings nur die unterste Ebene der Naturgesetze überhaupt. Streng gültig sind sie nur in der [[mineralisch]]-[[tot]]en Welt. Das [[Leben]] und noch weniger das [[beseelt]]e Leben lässt sich entgegen einer heute weit verbreiteten Meinung nicht auf diese Gesetzmäßigkeiten [[Reduktionismus|reduzieren]], sondern folgt eigenen, höheren Gesetzen.
Der Begriff [[Phänomenologie]] wurde von [[Edmund Husserl]] geprägt und beschreibt jene Dinge, die uns als Phänomene gegeben sind („Ich bin, alles Nicht-Ich ist bloß Phänomen“). Husserl hatte den Versuch unternommen, neuropsychologische Erkenntnisse auszuschließen, da der Sinn seiner Meinung nach auf einer Ebene liegt, die nicht zugänglich ist. Damit der wahre Wesensgehalt einer Sache erkannt werden könne, müssten wir eine (phänomenologische) Reduktion vornehmen, die uns einen neutralen Blick auf die Dinge des Lebens erlaube (siehe dazu auch „[[Lebenswelt]]“). Auch war für Husserl das Denken selbst nicht existent, da wir stets nur von etwas „denken“ könnten. Schütz knüpfte an die Phänomenologie Husserls und dessen Vorstellung der Lebenswelt als intersubjektiv sinnvoller Welt an. Vor diesem Hintergrund fragte er nach den Prozessen der sozialen Konstitution von Sinn. In ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'' versuchte Schütz die „Verstehende Soziologie“ [[Max Weber]]s phänomenologisch zu fundieren. Ausgehend von Husserls Philosophie der Lebenswelt konzipierte Schütz eine Soziologie des Alltags.  


== Die geistige Grundlage der Naturgesetze ==
Im amerikanischen Exil fand Schütz nur schwer Anschluss an die wissenschaftliche Gemeinschaft, die zu dieser Zeit von [[Talcott Parsons]] und dessen [[Strukturfunktionalismus]] dominiert war. Der Austausch zwischen Schütz und Parsons, den ihr Briefwechsel dokumentiert, scheiterte schließlich. Schütz fand auf andere Weise Zugang zur amerikanischen Sozialwissenschaft; einerseits wurde er Vorstandsmitglied der ''International Society of Phenomenology'' und 1941 Mitherausgeber der von [[Marvin Farber]] gegründeten Zeitschrift ''Philosophy and Phenomenological Research'', andererseits begann er 1943 an der ''[[New School for Social Research]]'' in New York zu lehren. Diese außergewöhnliche Hochschule hatte sich zum Ziel gesetzt, europäisch-stämmige, in die USA emigrierte Sozialwissenschaftler zu unterstützen. 1952 wurde Schütz zum ''Full Professor'' an der ''New School'' berufen. Er starb sieben Jahre später, 1959. Sein geplantes und bereits begonnenes Hauptwerk ''Strukturen der Lebenswelt'' wurde posthum von seinem Schüler [[Thomas Luckmann]] vollendet. Ebenso erschien ein Großteil seiner Artikel erst posthum, gesammelt in ''Collected Papers I-III'' (1962, 1964, 1966), (deutsch: ''Gesammelte Schriften I-III'', 1971).
[[Datei:Galileo.arp.300pix.jpg|miniatur|Galileo Galilei – Porträt von [[Wikipedia:Justus Sustermans|Justus Sustermans]], 1636<br>[[Datei:Galileo Galilei Signature 2.svg|center|Galileis Unterschrift]]]]


Einer der bedeutensten Wegbereiter der neuzeitlichen [[Naturwissenschaft]] war [[Galileo Galilei]] (1564-1642), dessen Leistungen [[Rudolf Steiner]] wiederholt hervorgehoben hat. Galilei wird der bekannte Ausspruch: „Messen, was messbar ist, und messbar machen, was noch nicht meßbar ist“ (→ [[Messbarmachung]]) zugesprochen, der zwar in seinen Schriften in dieser Form nicht nachweisbar ist, aber seine Grundhaltung als Forscher treffend wiedergibt, die auf die Formulierung [[Quantität|quantitativ]] erfasster Naturgesetze abzielt.
Im Folgenden soll die theoretische Position dargestellt werden, die Schütz in ''Der sinnhaften Aufbau der sozialen Welt'' (1932), in ''Reflections on the Problem of Relevance'' (1970) (deutsch: ''Das Problem der Relevanz'' 1971) und in den Aufsätzen entwickelt hat, die sich in den ''Collected Papers I-III'' (1962, 1964, 1966) bzw. ''Gesammelten Aufsätzen I-III'' (1971) finden.


{{GZ|Galilei stand durchaus auch auf dem Standpunkt, auf
== Die phänomenologische Begründung der Soziologie ==
dem alle großen Geister der Weltentwickelung gestanden
In seiner Bemühung, eine philosophische Grundlegung der [[Sozialwissenschaften]] und dabei insbesondere der [[Soziologie]] zu erarbeiten, folgt Alfred Schütz dem Vorhaben [[Max Weber]]s, Soziologie als strenge Wissenschaft auf handlungstheoretischer Basis zu begründen. Schütz kritisiert dabei an Weber, dass dieser zwar die Werkzeuge zum Verstehen des sozialen Sinns von Handlungen geschaffen hat, eine philosophische Begründung des Sinnverstehens aber unterlässt. Für Weber besteht [[soziales Handeln]] in der Verknüpfung von Verhalten und subjektivem Sinn. In seiner „Verstehenden Soziologie“ geht es vor allem darum, zu klären, wie ein wissenschaftlicher Beobachter den subjektiven Sinn, den ein [[Akteur]] mit seinem Handeln verbindet, erfassen kann. Er bestreitet dabei, dass dieser Sinn dem Akteur selbst unverfälschter oder zuverlässiger zugänglich ist als dem wissenschaftlichen Beobachter. Schütz setzt hingegen beim Handelnden selbst an und fragt nach der Konstitution subjektiven Sinns, d.&nbsp;h. wie der Akteur selbst Sinn erzeugt und erfährt. Dem wissenschaftlichen Beobachter ist der subjektive Sinn einer Handlung, wie ihn der Handelnde selbst erfährt, nicht zugänglich und sein Verständnis kann nie identisch mit dem des Akteurs sein.  
haben, daß in den Naturerscheinungen, in den Naturtatsachen
etwas wie Buchstaben gegeben ist, die den Geist
der göttlich-geistigen Wesenheiten zum Ausdruck bringen.
Der menschliche Geist ist dann dazu da, um zu lesen, was
die göttlich-geistigen Wesenheiten in die Formen der Mineralien,
in den Verlauf der Naturerscheinungen, selbst in den
Verlauf der Sternbewegungen hineingeschrieben haben. Die
menschliche Natur ist dazu da, zu lesen, was der göttliche
Geist gedacht hat. Nur unterscheidet sich der göttliche Geist
von dem menschlichen im Sinne Galileis dadurch, daß für
den göttlichen Geist alles, was es gibt zum Denken, auf einmal
unbegrenzt von Raum und Zeit in einem Augenblicke
ausgedacht ist.


Nehmen wir das nur für ein Gebiet - für das Gebiet der
Dieses Problem des Fremdverstehens betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen Wissenschaftler und handelndem Subjekt. Wenn der Sinn einer Handlung nämlich nur demjenigen verständlich ist, der sie ausführt, nicht aber dem jeweils „Anderen“, stellt sich die Frage, wie unsere alltägliche [[Kommunikation]] als funktionierend empfunden werden kann. Wie ist gesellschaftliches Zusammenleben möglich, ohne den subjektiven Sinn zu kennen, den Andere mit ihren Handlungen verbinden? Schütz zufolge greifen Akteure im Alltag auf bestimmte Methoden zurück, die es ihnen ermöglichen, von einem intersubjektiv geteilten Sinn auszugehen. Er untersucht die Bedingungen und Prinzipien, die diese Erzeugung von intersubjektivem Sinn leiten.
Mathematik -, so werden wir schon sehen, wie eigenartig
dieser Gedanke war. Denken Sie sich, wenn jetzt einer die
ganze Mathematik, so weit sie schon von Menschen studiert
ist, gebraucht, so muß er sich lange quälen, bis er sie beherrscht.
Diejenigen, die hier sitzen, werden wissen, wie
sehr die Auffassung mathematischer Gedanken durch den
Menschen von der Zeit abhängig ist. Nun dachte Galilei
sich: Was der Mensch im Laufe langer Zeiten erfaßt, das ist
für den göttlichen Gedanken in einem Augenblicke da, ist
nicht begrenzt von Raum und Zeit. Der menschliche Geist
- dachte er sich - muß vor allen Dingen nicht glauben, daß
er mit seinem Verstande, der an Raum und Zeit gebunden
ist, den göttlichen Geist schnell erfassen kann, er muß versuchen,
Schritt für Schritt zu beobachten, lichtvoll die einzelnen
Erscheinungen zu beobachten. Er muß nicht glauben,
daß man die einzelnen Erscheinungen überfliegen kann, daß
man überspringen kann, was Gott als Grund der Erscheinungen
vorgedacht hat. Galilei sagte sich: Es ist übel bestellt
mit den Denkern, die nicht durch strenge Beobachtung
dessen, was vor unserem Verstande in der Natur ausgebreitet
ist, zur Wahrheit kommen wollen, sondern die durch
ihre Spekulation, indem sie die einzelnen Dinge überfliegen,
schnell zur Wahrheit kommen wollen. - Aber Galilei sagte
das aus anderen Gründen, als es die sind, aus denen man
dies heute oft sagt. Denn nicht deshalb wollte Galilei den
menschlichen Geist auf die Beobachtungen beschränken, weil
er geleugnet hatte, daß der große Geist mit den «Vorgedanken» dahintersteht, sondern weil ihm dieser göttliche Geist
so groß und gewaltig und erhaben dadurch erschien, daß
alles, was überhaupt an «Vorgedanken» da ist, in einem
Augenblicke vorhanden ist, weil der menschliche Geist eine
unendliche Zeit zur liebevollen Entzifferung der Buchstaben
braucht, um nach und nach hinter die einzelnen Gedanken
zu kommen. Aus Demut, wie tief der menschliche Verstand
unter dem göttlichen Verstande steht, ermahnte Galilei
seine Zeitgenossen: Ihr könnt nicht mehr hinter die Dinge
schauen, - nicht, weil die Menschen es überhaupt nicht
konnten, sondern weil die Zeit dafür abgelaufen ist.|60|294ff}}


[[Datei:Walter Heitler.jpg|thumb|[[Walter Heitler]] (1904-1981), war ein deutscher Physiker und Professor für theoretische Physik in Zürich. Er arbeitete hauptsächlich an der [[Quantenmechanik|quantenmechanischen]] Beschreibung [[Chemische Bindung|chemischer Bindungen]] und veröffentlichte auch eine Reihe naturphilosophischer und wissenschaftskritischer Bücher, in denen er die Gefahren einer einseitig [[mechanistisch]]-[[Reduktionismus|reduktionistischen]] Weltsicht aufzeigte.]]
=== Soziale Handlung, Sinn und Subjektivität ===
Naturgesetze sind, wie auch viele [[Physik]]er betonen, etwas Geistiges.
Vorerst geht die Analyse Schütz’ aber vom Ego, dem Erleben des einsamen Ichs aus. [[Bergson]] folgend, ergibt sich für Schütz sinnhaftes Handeln erst in der Reflexion des Ichs auf bereits vergangene Erlebnisse. Während des Vollzugs einer Handlung, also während des Handelns selbst, kann ihr vom Akteur kein Sinn beigelegt werden. Erst durch den Rückgriff auf den Entwurf oder Plan, der zu der Handlung führte, kann diese einen subjektiven Sinn entfalten. „''Nur das Erlebte ist sinnvoll, nicht aber das Erleben''“ (''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'': S. 49). Schütz unterscheidet strikt zwischen dem Handeln als Tätigkeit (lateinisch ''actio'') und der Handlung als gedanklichen Entwurf (''actum''), wobei das [[Soziales Handeln|Handeln]] das Sinnhafte in der Handlung (im „Handlungsentwurf“) findet. Diese Trennung zwischen Handeln und Handlung hebt Schütz’ Zugangsweise von der [[Max Weber|Webers]] ab, an dieser kritisiert Schütz:


{{Zitat|Ein mathematisch formuliertes Gesetz
„''Weber macht zwischen Handeln als Ablauf und vollzogener Handlung, zwischen dem Sinn des Erzeugens und dem Sinn des Erzeugnisses, zwischen dem Sinn eigenen und fremden Handelns, bzw. eigener und fremder Erlebnisse, zwischen Selbstverstehen und Fremdverstehen keinen Unterschied. Er fragt nicht nach der besonderen Konstitutionsweise des Sinnes für den Handelnden, nicht nach den Modifikationen, die dieser Sinn für den Partner in der Sozialwelt oder für den außenstehenden Beobachter erfährt, nicht nach dem eigenartigen Fundierungszusammenhang zwischen Eigenpsychischem und Fremdpsychischem, dessen Aufklärung für eine präzise Erfassung des Phänomens ‚Fremdverstehen‘ unerläßlich ist''“ (''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'': S. 5).  
ist etwas Geistiges. Wir können es so nennen,
weil es menschlicher Geist ist, der es erkennt.
Der Ausdruck Geist mag heute, wo ein
überbordender Materialismus und Positivismus
seine zum Teil recht üblen Blüten treibt, nicht
sehr populär sein. Aber eben deshalb müssen
wir uns darüber klar werden, was Naturgesetz
und Naturerkenntnis ist. Die Natur folgt also
diesem nicht-materiellen geistigen Element,
dem Gesetz. Folglich sind auch geistige Elemente
in der Natur selbst verankert. Zu diesen
gehört die Mathematik, die zur Formulierung
des Gesetzes nötig ist, sogar hohe und höchste
Mathematik. Anderseits ist der Forscher der
begnadet ist, eine Entdeckung zu machen in
der Lage, eben dieses die Natur durchdringende
geistige Element zu durchdringen. Und hier zeigt
sich die Verbindung zwischen dem menschlichen,
erkennenden Geist und den in der Natur
existierenden transzendenten Elementen. Am
besten sehen wir die Sache, wenn wir uns der
Platonischen Ausdrucksweise bedienen, obwohl Plato diese Art von Naturgesetz
noch nicht kannte. Demnach wäre das Naturgesetz
ein Urbild, eine «Idee» - im Sinne des griechischen Wortes Eidea - dem die Natur folgt
und die der Mensch ''wahrnehmen'' kann. Das ist es dann, was man den Einfall nennt.
Durch dieses Urbild ist der Mensch mit der Natur verbunden. Der Mensch, der es erkennen kann, die Natur, die ihm als Gesetz folgt.|Walter Heitler|Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft, S. 14f.}}


[[Carl Friedrich von Weizsäcker]] betonte in einem zusammen mit Friedrich W. Schmahl für das [[w:Deutsches Ärzteblatt|Deutsche Ärzteblatt]] veröffenlichten Artikel, dass mit der Entwicklung der [[Quantentheorie]] auch der [[Descartes]]sche [[Dualismus]] von [[Geist]] und [[Materie]], von [[Subjekt]] und [[Objekt]], endgültig hinfällig geworden sei:
In der Auseinandersetzung mit [[Max Weber|Webers]] Sinnbegriff stellt Schütz fünf Sinnschichten dar. Auf der Ebene der ersten Schicht ist Sinn unabhängig von einem konkreten Anderen, er wird vielmehr Dingen der Umwelt zugeschrieben (z.&nbsp;B. eine Tür lässt sich öffnen). Der zweite Sinnbegriff richtet sich auf die Existenz eines Anderen (z.&nbsp;B. weil jemand klopft, öffne ich die Tür), während der dritte schon das Verhalten des Anderen antizipiert (ich öffne die Tür und grüße). In der vierten Sinnschicht kommt es zu einer wechselseitigen Verhaltensorientierung, in der sich die Handlungen des Akteurs an dem erwarteten Verhalten des Anderen orientieren (ich überlege, ob ich ihn empfangen soll oder nicht). Aus diesen vier Schichten ergibt sich ein konstitutiver Sinnzusammenhang für den Handelnden selbst, d.&nbsp;h. für sein eigenes Verständnis der Handlung. Davon unterscheidet Schütz aber die fünfte Sinnstufe, die der Sinndeutung durch Andere. Die Aufgabe der Soziologen als möglicher „Anderer“ ist es, diese vierschichtige Sinnkonstitution des Handelnden zu verstehen.


{{Zitat|Für die Denkstrukturen der modernen Physik hat die Quantentheorie zentrale Bedeutung...
Zusammenfassend lässt sich Schütz' Ansatz als eine Theorie der sozialen Handlung, nicht des sozialen Handelns bezeichnen. Über die Beschränkung auf abgeschlossene Handlungen hinaus, geht Schütz auch nur auf jene Bewusstseinserlebnisse ein, die auf ein ''alter ego'' (d.&nbsp;h. anderes Ich) bezogen sind, womit er den Anderen als ein Bewusstsein habendes Wesen meint, nicht nur den bloßen Leib. Ein wesentliches Element der Handlung, zu dessen Berücksichtigung Schütz durch die Theorien William James angeregt wurde, stellt der Wille zu ihrer Ausführung, der Entschluss, den Handlungsentwurf umzusetzen, dar.  


Diese hat schon in den 20er Jahren gezeigt, dass die atomaren Strukturen nicht mehr entsprechend der anschaulichen Vorstellungswelt der klassischen Physik als Gegenstände, als körperlich fassbare Teilchen, im Sinne der Descartesschen res extensa verstanden werden können (2, 5). Sie sind bisher zusammenhängend und widerspruchsfrei nur als mathematische Strukturen beschrieben worden.
Die Differenz zwischen den Perspektiven von ''ego'' und ''alter'' ist von grundlegender Bedeutung für Schütz und wird auch an seinem Konzept des ''[[Motiv (Psychologie)|Motivs]]'' deutlich. In seiner [[Konstitutionsanalyse]], in der er nicht die Dinge analysiert, also das [[Sozial]]e an sich, sondern wie diese auf uns wirken und wie sie von uns wahrgenommen werden, trifft er die Unterscheidung zwischen „Um-zu“-Motiven und „Weil“-Motiven. Dabei bilden erstere den Handlungsentwurf, der auf die zukünftige Realisierung der Handlung gerichtet ist, während letztere die (in der biographischen Vergangenheit des Handelnden liegenden) Gründe für dessen Entstehung angeben. ''Beispiel'' für ein „Um-zu“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, um an das Geld des Opfers zu kommen. Zuerst findet der Handlungsentwurf statt, danach erfolgt das eigentliche Handeln – hier wird beschrieben, wie es zum Handeln kommt.
''Beispiel'' für ein „Weil“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, weil er aus schlechten Verhältnissen stammte. In diesem Motiv wird dargestellt, wie es zum Handlungsentwurf kommt.
Diese Vorgehensweise ermöglicht eine personale (subjektive) [[Idealtypus]]-Konstruktion, die durch den Vergleich mit alltäglichen sozialweltlichen Situationselementen das Verstehen von Handeln ermöglicht (und sei es durch Post-hoc-Erklärungen). Der hier erwähnte [[Idealtypus]] ist als Messeinheit zu sehen, nicht aber als ein [[Wert]], den es anzustreben gilt. Bei der Frage nach dem Motiv einer Handlung ist die Perspektive maßgeblich: Das Um-zu-Motiv stellt den Sinn der Handlung dar, wie er vom Handelnden selbst unmittelbar verstanden wird. Der Beobachter muss danach fragen, was der Akteur beabsichtigt, welchen Sinn er selbst seiner Handlung gibt, um das Um-zu-Motiv zu erschließen. Bezüglich des Weil-Motivs befinden sich Beobachter und Handelnder in einer ähnlichen Situation. Da die Hintergründe für die Entstehung des Handlungsentwurfs in der Vergangenheit liegen und mit der Handlung nicht unmittelbar zu tun haben, muss sich auch der Handelnde zu sich selbst als Beobachter verhalten, um seine Weil-Motive zu erforschen. Er hat keinen privilegierten Zugang zu ihnen.


Die Quantentheorie erzwingt ein neues Nachdenken über die Beziehung von Subjekt und Objekt, von Seele und Leib. Bohr, Heisenberg und andere Wissenschaftler der Kopenhagener Physikergruppe sahen bereits in den 20er und 30er Jahren, dass – bedingt durch die Quantentheorie – die Descartessche substanzielle Trennung von Subjekt und Objekt in der modernen Naturwissenschaft nicht durchgehend aufrechterhalten werden kann (2, 6).|F. W. Schmahl, C. F. v. Weizsäcker|''Moderne Physik und Grundfragen der Medizin'', S. A-165 f.|ref=<ref>Friedrich W. Schmahl, Calr Friedrich von Weizsäcker: ''Moderne Physik und Grundfragen der Medizin'', in: ''Deutsches Ärzteblatt'' 97, Heft 4, 28. Januar 2000 [https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=20957 pdf]</ref>}}
=== Lebenswelt und Soziologie des Alltags ===
Der von [[Edmund Husserl|Husserl]] stammende Begriff der [[Lebenswelt]], die Schütz als „''Gesamtzusammenhang der Lebenssphäre''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 284) begreift, meint die intersubjektiv sinnhafte Welt, an der Menschen durch ihre alltäglichen Handlungen, durch ihre natürliche (d.&nbsp;h. vorwissenschaftliche) Erfahrung teilhaben. In den frühen 40er Jahren vollzieht sich im Werk Schütz’ eine Wende zur Soziologie des Alltags, die auf ebendieser lebensweltlichen Fassung beruht. Grund für Schütz’ Distanzierung von der phänomenologischen Reduktion und für seine Hinwendung zu Phänomenen der Lebenswelt und zu der mundanen Intersubjektivität, ist seine Enttäuschung über Husserls Fünfte ''Cartesianische Meditation''. In ihr findet Schütz nicht die erhoffte Lösung des Intersubjektivitätsproblems; seiner Meinung nach gelingt es Husserl nicht, ''die Intersubjektivität alles Erkennens und Denkens transzendental abzuleiten''“, wie es Schütz noch im Sinnhaften Aufbau erwartet hatte (''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'': S. 30). Er wendet sich stattdessen im Zusammenhang mit der Möglichkeit von Intersubjektivität [[Max Scheler]] zu. Dessen Annahme, dass die Erfahrung der Gemeinschaft, des Wir, jeder Erfahrung vom Ich vorausgeht und diese fundiert, belegt für Schütz die Wichtigkeit der alltagsweltlichen Phänomene. Der Sozialität als lebensweltlichem Sachverhalt, nicht als phänomenologisch-transzendentalem, gilt folglich Schütz’ Interesse. Die Soziologie habe sich als eine Soziologie des Alltags der Erforschung der mundanen Intersubjektivität zu widmen, insbesondere solle sie die „''invarianten eigenwesentlichen Strukturen[…] einer Gemeinschaft''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 138) untersuchen. Dieses Ziel Schütz’ drückt sich auch im Titel seines von [[Thomas Luckmann]] fertiggestellten Hauptwerkes ''Strukturen der Lebenswelt'' aus.  


Die physikalischen Gesetze, die dem [[rational]]en [[Verstand]] zugänglich sind, bilden nur die unterste Schicht. Höhere Gesetze gestalten das [[Leben]]dige. Heitler bezieht in diesem Zusammenhang auch die [[Sphärenharmonie]] mit ein.
Geprägt ist die Struktur der Lebenswelt durch die „natürliche Einstellung“, die dem Menschen die Existenz seiner alltäglichen Welt, die Erfahrungen, die er in ihr macht, und die Bedeutungen, die die Dinge in ihr haben, natürlich und unhinterfragbar erscheinen lassen. Als Ganzes kann diese Lebenswelt nicht in Zweifel gezogen werden, höchstens einzelne Aspekte sind hinterfragbar. Der Mensch orientiert sich in ihr, indem er pragmatischen Maximen folgt und Handlungsroutinen etabliert. Ihre Stabilität bezieht die Lebenswelt folglich auch aus der Zuversicht des Handelnden, dass sich Erlebnisse und Situationen gleichförmig gestalten und er selbst, auf seine Erfahrungen aufbauend, auch in Zukunft bestimmte Fähigkeiten einsetzen und Handlungen ausführen kann, die sich schon in der Vergangenheit bewährt haben.


{{Zitat|Soweit wir bis jetzt gesehen haben,
Die Lebenswelt ist immer schon eine soziale Welt, die dem Einzelnen vorausgeht und von früheren Generationen erfahren und interpretiert wurde. In dem Sinne, dass sie mit anderen Menschen geteilt und gemeinsam gedeutet und kommuniziert wird, ist sie eine intersubjektive Welt und alles Wissen von und in ihr ist intersubjektiv. Der Wissensvorrat, auf den ein Mensch zurückgreift ist nur zu einem sehr geringen Teil persönlicher Natur; ein Großteil des Wissens ist sozial abgeleitet, indem es gesellschaftlich entwickelt und weitergegeben wird. Wissen ist in der Auffassung Schütz die Summe aller Fertigkeiten, Erwartungen und Überzeugungen, aller Wahrnehmungsmuster und Handlungsrezepte, unabhängig ob sie im wissenschaftlichen Sinne als wahr gelten würden, sofern sie von einer gesellschaftlichen Gruppe als Wissen angesehen werden.  
beheimatet die Welt der Transzendenz die mathematischen
und physikalischen Gesetze, die wir mit dem Organ unseres
Verstandes erfassen. Sie ist unendlich viel reicher, reicher auch
besonders an vielem, was dem rationalen, analysierenden Verstand
nicht zugänglich ist - wie wir in den folgenden Kapiteln
sehen werden. Wir haben allen Grund, bescheiden zu sein vor
dem, was wir nicht kennen; unsere heutigen Erkenntnisse mögen
noch so groß sein - was wir nicht können, ist noch viel
größer. Könnte es nicht sein, daß die «Harmonie der Sphären»
auch in der Welt der Transzendenz ihre Heimat hat (gleichgültig,
wie es mit den Keplerschen Verhältnissen steht) und
nicht bloß Phantasie ist, aber daß uns heute das Erkenntnisorgan
fehlt, sie zu erkennen?|Walter Heitler|''Die Natur und das Göttliche'', S. 46}}


[[Datei:Arthur Stanley Eddington.jpg|mini|Sir Arthur Stanley Eddington (1882–1944)]]
In seinem Aufsatz ''On Multiple Realities'' (1945), von [[William James]] deutlich beeinflusst, manifestiert sich Schütz’ Interesse an der Lebenswelt und deren Sinnzusammenhang, der sich in alltäglichen Sozialbeziehungen herausbildet, als eine Untersuchung von Merkmalen wie Bewusstseinsspannung und Aufmerksamkeitsstruktur, Relevanzsystem und kognitiven Stil. Er entwickelt die Theorie, dass es innerhalb der menschlichen Erfahrung vielfältige Sinnprovinzen (wie z.&nbsp;B. die Alltagswelt, die Welt des Traumes, des Spiels, der Wissenschaft, der Religion, der Kunst usw.) gibt, an denen der Mensch teilhaben kann. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Welt des Alltag ein, die als „paramount reality“ den „''Archetyp unserer Erfahrung der Wirklichkeit''“ darstellt (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 267). Diese privilegierte Position der Alltagswelt und des alltäglichen Wissens beeinflusst auch Schütz’ Konzeption der Beziehung zwischen Wissenschaft und Alltag. Die Welt des Alltags unterscheidet sich von anderen Sinnprovinzen durch den spezifischen kognitiven Stil, wie die Wirklichkeit erlebt wird. Beispielsweise hebt sich das Erleben im Alltag bezüglich der Bewusstseinsspannung durch den Zustand der Wachheit, durch die völlige Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit von der Welt des Traumes ab, in der keinerlei Interesse an der Realität besteht. Des Weiteren zeichnet sich die Welt des Alltags dadurch aus, dass an ihr nicht gezweifelt wird und sich die Menschen in ihr als Handelnde erfahren, während der Träumer weder handelt noch auf äußere Sachverhalte einwirken kann. Ein wesentliches Merkmal der Alltagswelt ist ihre Sozialität; alltägliche Erfahrung ist grundlegend auf Kommunikation und soziales Handeln ausgerichtet. Und schließlich stellen auch die spezifische Selbsterfahrung und Zeitperspektive Merkmale dar, die die Welt des Alltags von anderen Sinnbereichen und Formen der Welterfahrung unterscheidet. In The ''Stranger: An Essay in Social Psychology'' (1944) und ''The Homecomer'' (1945) beschäftigt sich Schütz eingehender mit den Problemen, vor allem mit der Infragestellung der Identität des Menschen, die der Übergang von einer Sinnprovinz in eine andere nach sich ziehen kann.
Der [[Astrophysik]]er [[Arthur Stanley Eddington]] (1882-1944), der sich auch immer wieder mit den [[Philosophie|philosophischen]] Implikationen und den Grenzen der [[Naturwissenschaft]] beschäftigt hatte, sprach nachdrücklich von der Irrelevanz des „Naturgesetzes“ bezüglich des [[Verstand]]es und des [[Bewusstsein]]s:


{{Zitat|Mit „Naturgesetzen“ sind hier jene Gesetze gemeint, die in den Bereich der
Wie die Struktur unserer Erfahrung von der jeweiligen Sinnprovinz abhängt, ist auch die alltägliche Sozialwelt nach der Art unterteilbar, in der das Handeln der Anderen dem Akteur zugänglich ist. Schütz unterscheidet zwischen ''sozialer Umwelt, Mitwelt'' und ''Vorwelt'' und beschreibt die verschiedenen Ausprägungen, die das Problem intersubjektiven Verstehens in den jeweiligen sozialen Sphären annimmt. ''Face-to-face''-Interaktionen vollziehen sich in der sozialen Umwelt; diese zeichnet sich folglich durch die unmittelbare Präsenz ''alters'' für das ''ego'' an einem gemeinsamen Ort aus und ermöglicht eine direkte reziproke Reaktion auf Gesagtes und soziale Handlungen. Das Gelingen intersubjektiven Verstehens ist bei dieser Art des sozialen Kontaktes am wahrscheinlichsten, da sich die Interaktionspartner wechselseitig versichern können, ob ihre Deutungsschemata, ihre Sichtweisen der „Welt“ übereinstimmen und die Möglichkeit der kommunikativen Rückkopplung gegeben ist. Die soziale Mitwelt grenzt an den engen Kern der Umwelt und stellt alle Akteure dar, die für das ''ego'' prinzipiell erreichbar sind, weil sie zur gleichen Zeit leben, sich aber nicht am gleichen Ort aufhalten. Wissen über den Anderen, seine Motive und Sinnzusammenhänge kann nicht unmittelbar erworben werden. ''Ego'' muss sich an typisierten Erwartungen und Motiven orientieren, die oft starken sozialen Standardisierungen und Normierungen unterworfen sind (z.&nbsp;B. formale Anreden in Briefen an Unbekannte). Die soziale Vorwelt ist weder unmittelbar noch mittelbar für den Akteur zu erreichen, da sie nicht seiner Gegenwart angehören. Er kann keinerlei Kontakt aufnehmen und ist auf eine einseitige Interpretation angewiesen. Dementsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit intersubjektiven Verstehens.
Geometrie, Mechanik und Physik fallen und die eine gemeinsame
Eigenschaft besitzen: Sie sind letztlich auf mathematische Gleichungen
reduzierbar. Man kann sie auch über eine weniger technische Eigenschaft
definieren, und zwar handelt es sich um Gesetze, die im Gegensatz zu
menschlichen Gesetzen niemals gebrochen werden können. Heute wird dieser
Glaube an die universelle Dominanz der Naturgesetze generell als
Materialismus verstanden...


Die Naturgesetze lassen sich nicht auf die unsichtbare Welt hinter den
=== Typik und Relevanz ===
Symbolen anwenden, denn sie lassen sich nicht auf irgendetwas anderes als
Die Hindernisse, die intersubjektivem Verstehen, zumindest einem vollständigen Verstehen, entgegenstehen, differieren abhängig von der sozialen Sphäre. Wie ist Fremdverstehen dann aber überhaupt denkbar? Schütz’ ''Generalthese der Existenz des alter ego'' darf als grundlegende Voraussetzung dafür gelten, denn nur wenn davon ausgegangen wird, dass der Andere wirklich und prinzipiell gleichartig ist, besteht die Möglichkeit zu Intersubjektivität. Der spezifische Sinn, den der Andere als ein in gleicher Weise bewusstes, denkendes und erinnerndes Wesen seinen Handlungen zugrunde legt, ist erschließbar, indem das Ich die eigenen Bewusstseinsleistungen und Sinnkonstitutionen untersucht. Um die Sichtweise ''alters'' einzunehmen muss ''ego'' also von der Annahme ausgehen, dass auch der Andere Interpretationsschemata verwendet, Handlungsmotive verfolgt und strukturidentische Gedankenströme besitzt, wenngleich diese von denen ''egos'' in ihrer spezifischen Ausgestaltung abweichen. Neben dem Vertrauen darauf, dass der Andere auf ähnliche Weise Wissen über die Welt generiert, ist das Handeln im Alltag im weiteren von der zumeist unbewussten Annahme geleitet, dass die Verschiedenartigkeit unseres Wissens über die Welt darauf beruht, dass der Andere aufgrund seiner biographischen Situation und seiner Position im Raum eine Perspektive einnimmt, die sich von der ''egos'' unterscheidet. Auch wenn sich die Differenz der Perspektiven nie vollständig aufheben lässt, kann sie doch für spezifische Interaktionssituationen ''neutralisiert'' werden. Dazu bedient sich der Mensch laut Schütz der ''Generalthese der Reziprozität der Perspektiven'', die auf zwei Idealisierungen beruht, nämlich der ''Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte'' und der ''Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme''.  
die Symbole anpassen, und ihre Perfektion beruht auf den mathematischen
Verknüpfungen der Symbole untereinander. Man kann dieses Schema nicht
auf Teile unserer Persönlichkeit anwenden, die sich genauso wenig mit Hilfe
von Symbolen messen lassen, wie sich die Quadratwurzel aus einem Sonett
ziehen lässt. Es besteht eine Form von Einheit zwischen den materiellen und
spirituellen Welten – zwischen den Symbolen und ihren Bedeutungen – aber
die Querverbindungen werden nicht durch die Begriffe der Naturgesetze
geliefert...


Die Begrenzung der Naturgesetze auf einen bestimmten Bereich wäre
Auf der ''Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte'' gründet sich die Sicherheit, dass ich das gleiche wahrnehmen würde wie mein Gegenüber, wäre ich an seiner Stelle und dass ich die Dinge in gleicher Perspektive, Distanz und Reichweite erfahren würde wie er. Darüber hinaus erwarte ich von ihm, dass er die gleiche Idealisierung vollzieht. Die ''Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme'' leugnet nicht, dass ich abhängig von meiner biographisch bestimmten Situation spezifische Interessen und Ziele habe und potentiell andere Dinge als relevant empfinde als mein Gesprächspartner, sie besagt vielmehr, dass beim Versuch einer Verständigung diese Unterschiede der Relevanzsysteme unbeachtet bleiben können. Für den momentanen Zweck, den der Andere und ich verfolgen, sind sie irrelevant. Vollziehen die Gesprächspartner diese Idealisierung wechselseitig ergibt sich im Alltag zumeist zwar keine vollständige – weil diese unmöglich ist –, aber eine für die Kommunikation ''ausreichende'' Übereinstimmung der Relevanzsysteme.  
deutlicher sichtbar ohne die Konfusion hinsichtlich der Verwendung des
Wortes „Gesetz“. In menschlichen Belangen steht es für eine Regel, die
gehalten oder verletzt werden kann und bisweilen durch Anreize und Strafen
bekräftigt wird. In der Wissenschaft steht „Gesetz“ für eine Regel, die
niemals gebrochen werden kann. Wir nehmen an, dass es in der
Zusammensetzung der Dinge irgendetwas gibt, was ihre Verletzung
unmöglich macht. Daher sind in der physischen Welt das, was ein Körper tut
und tun sollte, identisch; aber wir sind uns einer anderen Ebene bewusst, auf
der diese Möglichkeiten keinesfalls äquivalent sind. Wir können diesen
Unterschied nicht wegdiskutieren. Selbst wenn Religion und Moral als
Illusion abgehakt werden, hat das Wort „sollte“ immer noch Gewicht. Die
Gesetze der Logik beschreiben nicht, wie unser Verstand denkt, sie erklären
nur wie er denken „sollte“.


Nehmen wir einmal an, dass wir den überzogensten Anspruch der
Um Schütz’ Herangehensweise an die Lösung des Intersubjektivitätsproblems nachzuvollziehen, ist es nötig, die Begriffe ''Typik'' und ''[[Bedeutsamkeit|Relevanz]]'' zu erläutern. Unter Typik versteht Schütz jenes Phänomen der Alltagswelt, das uns Personen (und Gegenstände) nur in sehr spezifischen Situationen als konkret und einzigartig erfahren lässt, in den meisten Fällen greifen wir hingegen auf ein Verständnis anderer Akteure als typische Vertreter einer sozialen Rolle zurück. Aufgrund der sprachlichen Vermittlung einer Welt bereits etablierter Typisierungen, in die wir hineingeboren werden, lernen wir Hunde, Freunde usw. stets schon als typische Hunde, typische Freunde usw. kennen. Typisierungen blenden also das Besondere einer Person (oder eines Gegenstandes), die Vielfalt ihrer Persönlichkeit aus, indem sie auf Vorerfahrungen verweisen. Durch diese Abstraktion erleichtern sie uns Verständigungsprozesse. Wir müssen in Interaktionen nicht „von Null“ anfangen, sondern können uns darauf verlassen, dass die typisierte Wahrnehmung des Anderen und das Unterstellen typischer Motive und Sinnstrukturen ausreicht, um vor dem praktischen Hintergrund der Situation eine Verständigung zu erzielen. In diesem Sinne sind sowohl ''ego'' wie ''alter'' Träger sozialer Rollen, die sich als Bündel typischer Motive und Handlungsmuster darstellen. Typisierungen werden dabei wechselseitig von den Gesprächspartnern verwendet und antizipiert.
Naturgesetze einräumen und zugestehen, dass die Verstandesprozesse durch
die Naturgesetze gesteuert werden. Der Zweck dieses Eingeständnis dient nur
der Betonung der Tatsache, dass der Verstand einen Horizont besitzt, der die
Naturgesetze übersteigt, von denen er gesteuert wird. Wenn wir zum Beispiel
zugeben, dass jeder Gedanke durch eine charakteristische Konfiguration von
Atomen im Gehirn repräsentiert wird und die Naturgesetze die Art und Weise
regulieren, wie eine Atomkonfiguration der anderen folgt, dann bestimmen
diese auch, wie ein Gedanke auf den nächsten folgt. Allerdings folgt im Kopf
eines Kindes auf den Gedanken: „Was ist sieben mal neun?“ nicht selten der
Gedanke „65“. Was ist schiefgelaufen? In den Momenten zwischen den
beiden Gedanken entwickelte sich alles entsprechend der unverletzbaren
Naturgesetze. Trotzdem beharren wir darauf, dass etwas schiefgelaufen ist.
So eng wir das Denken auch mit der Mechanik des Gehirns verknüpfen,
erweist sich diese Beziehung sofort als unwichtig, sobald wir eine
grundlegende Eigenschaft des Denkens heranziehen, nämlich ob wir richtig
oder falsch gedacht haben... Unsere Zufriedenheit mit dem ersten Gehirn hat keinen Bezug zu den
Naturgesetzen, sondern basiert auf der Art des Gedankens, der produziert
wird, und dies involviert die Würdigung einer anderen Art von Gesetzen –
Gesetze, die befolgt werden sollten, aber auch gebrochen werden können.
Verwirf die Idee, dass die Naturgesetze die Religion verschlingen könnten;
sie können nicht einmal die Multiplikationstabellen im Alleingang lösen.|Arthur Eddington|''Die Wissenschaft und das Unsichtbare'', Kapitel V}}


Die Naturgesetze sind keineswegs abgesondert von der Natur vorhanden, sondern bilden mit dieser zusammen ein untrennbares [[Ganzes]]. Es liegt nur an der Natur des [[Mensch]]en selbst, dass wir sie auf getrennten Wegen erfahren: Die ''Naturerscheinungen'' durch [[Qualität|qualitative]] [[sinnlich]]e [[Wahrnehmung]] bzw. durch [[Quantität|quantitative]] [[Messgerät|messtechnische]] Registrierung einerseits und die ''Naturgesetze'', indem wir den Zusammenhang der Erscheinungen [[denken]]d erfassen, andererseits. Darauf hat [[Rudolf Steiner]] schon in seinen grundlegenden [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Werken hingewiesen.
„''Konstruiere ich den anderen als nur partielles Selbst, als Darsteller typischer Rollen oder Funktionen, so findet dies eine Entsprechung im Prozeß der Selbsttypisierung, der einsetzt, sobald ich mit dem Anderen in soziale Wirkensbeziehungen eintrete. Ich nehme an einer solchen Beziehung auch nicht als ganze Persönlichkeit, sondern nur mit bestimmten Persönlichkeitsschichten teil. Indem ich die Rolle des Anderen definiere, nehme ich selbst eine Rolle an''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 21). Um das mit einem Beispiel zu illustrieren: Betrete ich einen Supermarkt und frage dort einen Angestellten, in welchen Regal französischer Rotwein zu finden ist, lege ich nicht nur seine Rolle als typischer Supermarkt-Angestellter fest, der mir die gewünschte Auskunft – mehr oder weniger freundlich – erteilen wird, sondern auch meine als typischer Käufer. Für das Gelingen der Kommunikation spielt es weder eine Rolle, warum ich französischen Rotwein und nicht Weißwein kaufen will und warum gerade in diesem Supermarkt, noch warum er für diesen Supermarkt arbeitet o.ä.  


{{GZ|Ein echtes Naturgesetz ist nichts anderes als der Ausdruck eines Zusammenhanges im gegebenen Weltbilde, und es ist ebenso wenig ohne die Tatsachen da, die es regelt, wie diese ohne jenes da sind.|3|68|63}}
Obwohl die alltäglichen Typisierungen auf einem persönlichen, wenn auch gesellschaftlich beeinflussten Relevanzsystem beruhen, wird ihm selbst kaum Beachtung geschenkt. Relevanz ist vor allem dann feststellbar, wenn alltägliche Typisierungen zu einem Problem werden. In seinem Aufsatz ''Strukturen der Lebenswelt'' (''Gesammelte Aufsätze III'': S. 154) umreißt Schütz sein Forschungsinteresse hinsichtlich des Problems der Relevanz anhand dreier Fragen: „''Wie kommt es überhaupt zur Stellung eines Problems, nämlich dazu, daß uns das fraglich gewordene auch des Fragens würdig erscheint? Was ist für die Lösung eines Problems relevant? Wann erscheint es uns als für unsere Zwecke ‚hinreichend‘ gelöst, so daß wir weitere Untersuchungen abbrechen?''“


Naturgesetze beschreiben die einseitig [[Raum|räumliche]] und [[zeit]]liche Ordnung des [[kosmisch]]en Geschehens, die nur eine schattenhafte [[Offenbarung]] der viel umfassenderen [[geist]]igen Weltordnung ist, die auch eine [[moral]]ische Dimension mit umfasst. Beispiele elementarer Naturgesetze sind das [[Trägheitsgesetz]], das [[Gravitationsgesetz]], die [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] der [[Elektrodynamik]], die [[Relativitätstheorie]], die [[Quantentheorie]] usw.  
Schütz unterscheidet drei Problemdimensionen. Die ''thematische Relevanz'' ist als Aufmerksamkeit oder Interesse für einen bestimmten Ausschnitt der Wirklichkeit gekennzeichnet; dieser Gegenstand wird für mich zum Thema. Vor dem Hintergrund meiner typischen Erfahrungen kann das Problem ''Auslegungs- oder Interpretationsrelevanz'' erfahren, wenn ich nämlich aus dem mir zur Verfügung stehenden Wissensvorrat bestimmte Typisierungen und Interpretationsschemata zur Lösung des Problems auswähle. Von ''motivationaler Relevanz'' spricht Schütz schließlich, wenn die Handlungsentwürfe, das System von Um-zu- und Weil-Motiven problematisiert werden. [[Soziales Handeln]] im Alltag ist in den Relevanzstrukturen begründet. Da es durch wechselseitige Motivverkettung zu intersubjektiven Verstehen führen soll, ist soziales Handeln laut Schütz im Wesentlichen als Problemlösungssituation einer Face-to-face-Interaktion gekennzeichnet. Aus solchen konkreten „Wir-Beziehungen“ leitet sich jede Typik ab.  


<div style="margin-left:20px">
Die fundamentale Erfahrung des „Wir“ in der Unmittelbarkeit einer Face-to-face-Interaktion begründet die Fähigkeit zu intersubjektiven Verstehen. Da sich jede Typik aus einer konkreten „Wir-Beziehung“ ableitet, ist das auch für das typische Verstehen der Fall. Diese Typik bestimmt das mittelbare Erleben von mitweltlichen, d.&nbsp;h. abwesenden Anderen. Aber auch die Unmittelbarkeit einer umweltlichen Beziehung weist einen Bezug zu anderen Alltagswelten, zur Mitwelt und Vorwelt auf; und dieser Bezug hat eine Typik, er verweist auf Akte eines mittelbaren Erlebens, und damit auf Abgeleitetes, Appräsentes (d.&nbsp;h. nicht wahrgenommenes „Mitbewusstes“, das assoziativ mit einem präsenten Gegenstand o. ä. verbunden ist, z.&nbsp;B. appräsentiert der Leib ''alters'' seine Innerlichkeit, die für ''ego'' nicht unmittelbar gegeben ist). Indem Schütz auch in der unmittelbaren Präsenz, die die „Wir-Beziehung“ kennzeichnet, eine Verbindung zu den appräsenten Momenten anderer Sinnprovinzen feststellt, schafft er eine Theorie situativer Transzendenz. Der Alltag, konkrete Interaktionssituationen und umweltliche Beziehungen werden durch die Typik transzendiert und mit sozial, historisch, mythisch oder wissenschaftlich Appräsenten in Beziehung gesetzt.
"Die Naturgesetze sind Geist, nur daß der Mensch
in der gewöhnlichen Anschauung diesen Geist nur in dem
schattenhaften Abglanz der Gedanken wahrnimmt." {{Lit|{{G|52|208|}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
=== Wissenschaft und Alltagswelt ===
"Wodurch können wir denn im gewöhnlichen
Aus den bisherigen Ausführungen ist hervorgegangen, dass Schütz die [[Wissenschaft]] als eine Sinnprovinz auffasst, die keineswegs über die des alltäglichen Lebens zu stellen ist. Diese Einordnung der Wissenschaft als einen Sinnbereich unter vielen, von denen nur die Alltagswelt der Beschreibung als „paramount reality“, als ausgezeichnete Wirklichkeit gerecht wird, stellt eine besondere Leistung des Schütz’schen Werkes dar. Hinsichtlich wissenschaftlicher Theorien trennt er strikt zwischen ihrem Entstehungs- und ihrem Verwendungszusammenhang und sieht ihren Zweck nicht in einem konkreten Verwertungsinteresse. „''Die Bildung wissenschaftlicher Theorie [...] dient keinem praktischen Zweck. Ihr Ziel ist es nicht, die Welt zu beherrschen, sondern sie zu beobachten und sie nach Möglichkeit zu verstehen''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 282). Für eine handlungsverstehende Soziologie gilt, die Prozesse der Sinnkonstitution und –interpretation der lebensweltlichen Akteure nachzuvollziehen. Damit unterscheiden sich die [[Sozialwissenschaften]] wesentlich von den [[Naturwissenschaft]]en, deren Objektbereich keine bewusste Selbstdefinition und Deutung für sich beansprucht. „''Das Beobachtungsfeld des Sozialwissenschaftlers, also die [[soziale Wirklichkeit]], hat dagegen eine besondere Bedeutung und Relevanzstruktur für die in ihr lebenden, handelnden und denkenden menschlichen Wesen. Sie haben diese Welt, in der sie die Wirklichkeit ihres täglichen Lebens erfahren, in einer Folge von Konstruktionen des Alltagsverstandes bereits vorher ausgesucht und interpretiert''“ (''Gesammelte Aufsätze I:'' S. 68). Der Sozialwissenschaftler kann die Tatsache, dass Menschen ein Selbstverständnis ihrer subjektiv sinnhaften Handlungen entwickeln, nicht ignorieren, vielmehr muss er auf diesen Interpretationen und Konstruktionen aufbauen. „''Daher sind die Konstruktionen der Sozialwissenschaften sozusagen Konstruktionen zweiten Grades, das heißt Konstruktionen von Konstruktionen jener Handelnden im Sozialfeld, deren Verhalten der Sozialwissenschaftler beobachten und erklären muß [...]''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 68).  
Leben ein Bewußtsein von irgend etwas haben? Dadurch,
daß wir es aufhalten können. Wir bekommen ein Bewußtsein
von einem Teil der [[Elementarische Welt|elementarischen Welt]], indem wir einen Teil
der elementarischen Welt aufhalten. Wir sind selber ein Produkt dieser
elementarischen Welt in unseren Sinnesorganen. Wir werden
uns unserer Sinne bewußt, indem wir einen Teil der elementarischen
Welt aufhalten. Wir sind ein Produkt der geistigen Welt in unseren
Nerven. Wenn wir uns unserer Nerven bewußt werden, werden
wir uns in gewisser Weise der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] bewußt, natürlich
nur in Abbildern, indem wir einen Teil der geistigen Welt aufhalten.
Was kennt denn der Mensch von der elementarischen Welt? Er
kennt von der elementarischen Welt dasjenige, was ihm durch die
Sinne widergespiegelt wird. Und was kennt der Mensch von der geistigen
Welt? Er kennt das, was ihm seine Nerven widerspiegeln, das
ist das, was man gewöhnlich die Naturgesetze nennt. Die Naturgesetze
sind nichts anderes als ein Schattenbild, ein abgeschwächtes
Spiegelbild der geistigen Welt. Und das, was der Mensch als sein
inneres geistiges Leben, als seine Vernunft kennt, das ist ein abgeschwächtes
Spiegelbild der äußeren [[Vernunftwelt]]. Was man in
unserer Sprache Intellekt, Verstand nennt, das ist ein Abbild der
Vernunftwelt, aber ein schwaches, schattenhaftes Abbild." {{Lit|{{G|119|200f}}}}
</div>


In Wirklichkeit kommt es nicht auf die Naturgesetze als solche an, sondern auf die [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], die die naturgesetzlich erscheinenden Wirkungen durch ihre Taten hervorbringen.
Schütz betont damit den – in ihrer spezifischen Art der Welterfassung begründeten – konstruktiven Charakter der Sozialwissenschaften. Er formuliert Anforderungen, denen die Wissenschaft in ihrer Bemühung Wirklichkeit in modellhafter und [[Idealtypus|idealtypischer]] Weise ''verstehend'' nachzuzeichnen, gerecht werden muss. Das ''Postulat der logischen Konsistenz'' fordert, dass die vom Wissenschaftler konstruierten Typisierungen und Idealtypen mit Grundsätzen der [[Formale Logik|formalen Logik]] vereinbar sind und ihre Formulierung möglichst klar und deutlich ist. Das ''Postulat der [[Rationalität]]'' soll die potentielle Verifizierung wissenschaftlicher Annahmen und die Konstruktion eines validen Modells sozialer Wirklichkeit sicherstellen. Dem ''Postulat der subjektiven Auslegung'' entsprechend, müssen die wissenschaftlichen Idealtypen auf den subjektiven Sinn, den sie in der Lebenswelt entfalten, rückführbar sein. Und schließlich sollen die Begriffe, denen sich der Wissenschaftler bedient, dem Postulat der Adäquanz folgend, auch für den alltagsweltlichen Akteur selbst verstehbar und vernünftig sein.


{{GZ|Diese Gesetze
== Bedeutung des Schütz’schen Werkes für die Sozialwissenschaften ==
sind ja ganz gut, aber nicht für die Erkenntnis. Man darf die Naturgesetze
Gleichwohl sich das Werk von Schütz hervorragend für philosophisch orientiertes Arbeiten eignet, blieben doch Möglichkeiten für empirisch forschende Ansätze nur schwach ausgebildet. Das änderte sich erst mit [[Harold Garfinkel]]s [[Ethnomethodologie]], die das Schütz'sche Werk als theoretische Vorarbeit nutzt.
nicht als etwas ansehen, was Erkenntnis gibt. Es ist damit geradeso
wie bei Versicherungsgesellschaften. Man versichert dort sein
Leben. Wodurch können solche Versicherungsgesellschaften bestehen?
Dadurch, daß man eines Menschen wahrscheinliche Lebensdauer ausrechnet.
Aus der Anzahl derjenigen Menschen, die von so und so viel
Fünfundzwanzigjährigen das dreißigste Lebensjahr erreichen und so
weiter, kann man dann ausrechnen, wie viele Jahre wahrscheinlich ein
Dreißigjähriger noch lebt; danach versichert man ihn. Und man kommt
gut durch mit der Versicherung. Das Versicherungsgesetz gilt. Aber
keinem Menschen würde es einfallen, das mit seinem innersten Wesen
nun in Einklang zu bringen. Sonst müßte er doch sagen: Ich bin dazumal
mit dreißig Jahren versichert worden, weil mein wahrscheinlicher
Tod mit fünfundfünfzig Jahren eintritt. Er müßte sich sagen: Jetzt
muß ich doch sterben mit fünfundfünfzig Jahren. Er wird niemals die
Konsequenz daraus ziehen, trotzdem die Rechnung durchaus stimmt;
aber die Konsequenz bedeutet gar nichts für das wirkliche Leben.


Naturgesetze sind auch nur errechnet. Sie sind gut dafür, daß wir
Dass es einige Zeit in Anspruch nahm, bis Schütz’ phänomenologischer Ansatz in den Sozialwissenschaften rezipiert wurde, mag vielerlei Gründe haben. Schließlich war er lange gezwungen, seiner theoretischen Arbeit nur in den Nächten und Urlauben, außerhalb seiner Tätigkeit als Bankier, nachzugehen. Als er fast vierzigjährig emigrieren musste, war sein auf Deutsch erschienenes Erstlingswerk ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'' in den USA kaum bekannt. Dort wurde das akademische Leben einerseits von der Idee spezifisch empirischer Forschung, vertreten von [[Robert K. Merton]] und [[Paul Lazarsfeld]] ([[Columbia University]]), dominiert, andererseits hatte [[Talcott Parsons]] ([[Harvard University]]) [[Strukturfunktionalismus]] enormen Einfluss auf die amerikanische Soziologie. Die positivistisch-quantitative Forschungsweise des ''department of sociology'' der [[Columbia University]] unterschied sich stark von der humanistischen Orientierung der ''New School'', an der Schütz lehrte, und setzte sich im wissenschaftlichen Klima der 1950er Jahre, das angewandter Soziologie den Vorzug gab, durch. Eine Annäherung der theoretischen Positionen Schütz’ und Parsons schlug fehl, wie ihr Briefwechsel dokumentiert. Darüber hinaus waren viele von Schütz’ Artikeln, oft in philosophischen Fachzeitschriften veröffentlicht, der Allgemeinheit nur schwer zugänglich.
sie technisch verwenden können; sie sind gut dazu, Maschinen machen
zu können, wie wir die Menschen versichern können nach Versicherungsgesetzen;
aber in das Wesen der Dinge führen sie nicht hinein.
In das Wesen der Dinge führt nur das wirkliche Erkennen der Wesenheiten
selber hinein.


Was die Astronomen ausrechnen an Naturgesetzen des Himmels,
So ist es kaum verwunderlich, dass Schütz zu Lebenszeiten in akademischen Kreisen kaum wahrgenommen wurde. Umso bedeutsamer war aber sein Einfluss auf Sozialwissenschaftler, die bei Schütz an der ''New School'' studierten. [[Maurice Natanson]] befasste sich vor dem Hintergrund der existentialistischen Tradition mit einer philosophischen Grundlegung der Rollentheorie, während sich [[Richard Zaner]] der Frage der Intersubjektivität und der Relevanz widmete. Schütz übte starken Einfluss auf den Soziologen [[Helmut Wagner (Politikwissenschaftler)|Helmut Wagner]] aus, der die Richtung und Inhalte seiner Forschungstätigkeit über seine Schütz-Anhängerschaft definierte. Zwei andere Studenten Schütz’, die es zu großer Bekanntheit gebracht haben, sind [[Peter L. Berger]] und [[Thomas Luckmann]]. Vor allem in ihrem gemeinsamen Werk ''[[Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit]]'' führten sie die Gedanken ihres Lehrers weiter und trugen wesentlich zur Verbreitung von ihm angeregter Überlegungen bei. Sie brachten eine sozial-konstruktivistische, [[Wissenssoziologie|wissenssoziologische Theorie]] zur Entfaltung, die sich auf Schütz beruft, aber wesentlich über ihn hinausgeht. Über Berger und Luckmann fanden auf Schütz zurückgehende theoretische Annahmen auch Einzug in die [[Organisationstheorie]], insbesondere in die Grundannahmen des [[soziologischer Neoinstitutionalismus|Neoinstitutionalismus]].  
das ist im Menschenleben wie die Versicherungsgesetze. Was eine wirkliche
Initiationswissenschaft über das Wesen dessen, was da als Sonne
und Mond ist, erkundet, das ist so, wie wenn ich denjenigen, der nach
seiner Police lange gestorben sein müßte, nach zehn Jahren doch noch
finde. Es lag in seinem Wesen, weiterzuleben.


Das wirkliche Geschehen hat im Grunde genommen gar nichts mit
Die stärkste Modifikation haben Schütz’ Gedanken in ihrer Beeinflussung Harold Garfinkels erfahren, der als der Begründer der Ethnomethodologie gilt. In seinen frühen Untersuchungen benutzte Garfinkel Schütz theoretische Einsichten in der Absicht, Parsons Annahmen zur sozialen Ordnung empirisch zu überprüfen. Er kam schließlich zu der Ansicht, dass Parsons hinsichtlich einer gesellschaftlich geteilten Kultur und der Zweckrationalität als bestimmend für gelingende Interaktion irrt. Garfinkel wendete sich der Untersuchung der Methoden zu, die Alltagsakteure verwenden, um ihr Wissen und ihre Auffassungen zu kommunizieren. Rationalität, Sinn und gelingende Verständigung stellen als Ergebnis sozialen Handelns die Leistung von Akteuren dar. Wenn auch nicht davon gesprochen werden kann, dass Garfinkel an Schütz’ Gedanken und Arbeit anschließt und diese fortsetzt, so wären die Anfänge der Ethnomethodologie doch undenkbar ohne die theoretische und methodische Vorarbeit von Schütz.
den Naturgesetzen zu tun. Die Naturgesetze sind gut für die Anwendung
der Kräfte. Aber die Wesenheit muß durch Initiationswissenschaft
erkannt werden.|234|57f}}


Die [[Urbild]]er der Naturgesetze sind im [[Devachan]] zu finden - und dort gibt es keinen Unterschied zwischen Natur- und Geistesgesetzen:
== Schriften ==


<div style="margin-left:20px">
'''Einzelausgaben'''
"Das Wesentliche des Devachan ist also, daß es dort keine Unterscheidung
* ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie.'' Springer, Wien 1932.  
gibt zwischen Natur- und Geistesgesetz. Und so ist es auch für
* mit [[Thomas Luckmann]]: ''[[Strukturen der Lebenswelt]]'' (Soziologische Texte; Bd. 82). Luchterhand, Neuwied 1975, ISBN 3-472-72582-6.  
den Hellseher, der wirklich hindurchdringt zu den übersinnlichen
* ''Gesammelte Aufsätze.'' Nijhoff, Den Haag, 1971–1972 (Aus dem Amerikanischen übersetzt und mit einem „Nachwort zur Übersetzung“ von [[Benita Luckmann]] und [[Richard Grathoff]].)
Welten. Da sind diese übersinnlichen Welten recht sehr verschieden
# ''Das Problem der sozialen Wirklichkeit''. Mit einer Einführung von [[Aron Gurwitsch]]. 1971, ISBN 90-247-5116-0.
von den Welten, die hier auf dem physischen Plan herrschen. Es ist
# ''Studien zur soziologischen Theorie''. Arvid Brodersen (Hrsg.). 1972, ISBN 90-247-1498-2.
einfach nicht möglich für den Hellseher, jene Unterscheidung zu machen,
# ''Studien zur phänomenologischen Philosophie''. Ilse Schütz (Hrsg.). 1971, ISBN 90-247-1169-X.
die der materialistische Sinn macht, indem man sagt: Das ist bloß ein
* ''Das Problem der Relevanz''. Hrsg. und erläutert von Richard M. Zaner. Mit einer Einleitung von [[Thomas Luckmann]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-27971-8.
objektives Naturgesetz. - Hinter diesem objektiven Naturgesetz steht
* ''Zur Theorie sozialen Handelns. Ein Briefwechsel'' („The theory of social action. The correspondence of Alfred Schutz and [[Talcott Parsons]]“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-07802-X.
in Wahrheit immer ein Geistesgesetz, und der Hellseher kann zum
* ''Theorie der Lebensformen. Frühe Manuskripte aus der [[Henri Bergson|Bergson]]-Periode'' (stw; Bd. 350). Herausgegeben und eingeleitet von [[Ilja Srubar]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07950-6.  
Beispiel nicht über eine ausgedörrte Wiese gehen, über eine überschwemmte
Gegend, kann nicht gewahr werden einen Vulkanausbruch,
ohne zu denken, daß hinter dem, was Naturtatsachen sind,
geistige Mächte, geistige Wesenheiten stecken. Für ihn ist ein Vulkanausbruch
zugleich eine moralische Tat, wenn auch vielleicht die Moral
auf einem ganz anderen Plan liegt, als man es sich zunächst träumen
läßt." {{Lit|{{G|143|93f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
'''Werkausgabe'''
"Die Gedankenart, die eine Seele hat, die Gesetze,
* Richard Grathoff, Hans-Georg Soeffner und [[Ilja Srubar]] (Hrsg.): ''Alfred Schütz-Werkausgabe''. UVK-Verlag, Konstanz 2003 ff.
nach denen eine Naturerscheinung sich vollzieht, treten
für die sechzehnblätterige Lotusblume in Gestalten auf.
Das sind aber nicht starre, ruhige Gestalten, sondern bewegte,
mit Leben erfüllte Formen. Der Hellseher, bei
dem sich dieser Sinn entwickelt hat, kann für jede Gedankenart,
für jedes Naturgesetz eine Form nennen, in
denen sie sich ausprägen." {{Lit|{{G|10|126}}}}
</div>


[[Datei:Pauli.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Wolfgang Pauli|Wolfgang Pauli]] (1900-1958)]]
== Literatur ==
Aus [[Imagination|imaginativen Bildern]] ist letztlich alles geschaffen, auch die physische Welt. Sie sind die wirksam tätigen [[Urbild]]er der Dinge. Sie sind die [[Ideen]], die [[Archetypus|Archetypen]] im Sinne [[Platon]]s. Die [[Urpflanze]], von der Goethe in seiner [[Metamorphosenlehre]] gesprochen hat, ist ein Beispiel dafür. {{lit|{{G|157|298}}}} Der österreichische Physiker und Mitbegründer der [[Wikipedia:Quantentheorie|Quantentheorie]] [[Wikipedia:Wolfgang Pauli|Wolfgang Pauli]] (1900-1958) hat davon sehr deutlich etwas geahnt, wenn er in einem Brief an den Physiker [[Wikipedia:Markus Fierz|Markus Fierz]] (1912-2006), in dem er sich auf dessen 1948 im [[Wikipedia:Eranos#Eranos-Jahrbücher|Eranos-Jahrbuch]] veröffentlichten Vortrag "Zur physikalisehen Erkenntnis" bezieht, schreibt:
 
<div style="margin-left:20px;">
"Die in Ihrem Vortrag formulierten Ideen
haben viele Berührungspunkte mit meinen, z. B. Komplementarität und Universalität,
bzw. Physik und Psychologie, vielleicht sind da aber auch einige Unterschiede.
Mein Ausgangspunkt ist, welches die Brücke sei zwischen den [[Sinneswahrnehmung]]en
und den [[Begriff]]en. Zugestandenermaßen kann die Logik eine solche
Brücke nicht geben oder konstruieren. Wenn man die vorbewußte Stufe der
Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus "symbolischen"<ref>Vgl. C. G. Jungs Definition von [[Symbol]] in seinem Buch "Psychologische Typen". Das S[ymbol] drückt einen "geahnten, aber noch unbekannten Sachverhalt" aus.</ref>
Bildern mit im allgemeinen starkem emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe
des Denkens ist ein ''malendes Schauen'' dieser inneren Bilder, deren Ursprung nicht
allein und nicht in erster Linie auf die Sinneswahrnehmungen (des betreffenden
Individuums) zurückgeführt werden kann, sondern die durch einen "Instinkt des
Vorstellens" produziert und bei verschiedenen Individuen unabhängig, d. h.
kollektiv reproduziert werden. {Dazu paßt, was Sie Seite 12 und 13 über den
Zahlbegriff gesagt haben.} Der frühere archaisch-magische Standpunkt ist nur ein
klein wenig unter der Oberfläche; ein geringes abaissement du niveau mental
genügt, um ihn völlig "nach oben" kommen zu lassen. Die archaische Einstellung
ist aber auch die notwendige Voraussetzung ''und die Quelle'' der wissenschaftlichen
Einstellung. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder,
aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind.
 
Nun kommt eine Auffassung, wo ich vielleicht mehr ein Platonist<ref>Es ist kein Zufall, daß Sie auf Seite 13 Plato zitiert haben.</ref> bin als die
Psychologen der Jungschen Richtung. Was ist nun die Antwort auf die Frage nach
der Brücke zwischen den [[Sinneswahrnehmung]]en und den [[Begriff]]en, die sich uns
nun reduziert auf die Frage nach der Brücke zwischen den äußeren Wahrnehmungen
und jenen inneren bildhaften Vorstellungen. Es scheint mir - wie immer man es
auch dreht, ob man vom "Teilhaben der Dinge an den Ideen" oder von "an sich
realen Dingen" spricht - es muß hier eine unserer Willkür entzogene kosmische
Ordnung der Natur postuliert werden, der sowohl die äußeren materiellen Objekte
als auch die inneren Bilder unterworfen sind. (Was von beiden historisch das
frühere ist, dürfte sich als eine müßige Scherzfrage erweisen - so etwa wie "Was war
früher: das Huhn oder das Ei?") ''Das Ordnende und Regulierende muß jenseits der
Unterscheidung von physisch und psychisch gestellt werden'' - so wie Platos "Ideen"
etwas von "Begriffen" und auch etwas von "Naturkräften" haben (sie erzeugen von
sich aus Wirkungen). Ich bin sehr dafür, dieses "Ordnende und Regulierende"
"Archetypen" zu nennen; es wäre aber dann unzulässig, diese als psychische
Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder ("Dominanten
des kollektiven Unbewußten" nach Jung) die psychische Manifestation der
Archetypen, die aber auch alles naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt
hervorbringen, erzeugen, bedingen müßten. Die Naturgesetze der Körperwelt
wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen." {{lit|Meyenn, S 496f}}
</div>
 
== Geltungsbereich der Naturgesetze ==
 
In den [[Naturwissenschaft]]en geht man davon aus, dass die [[physik]]alischen Naturgesetze für ''alle'' Naturerscheinungen im ''gesamten'' [[Kosmos]] in ''gleicher Weise'' gültig sind. Dieser Ansicht widerspricht [[Rudolf Steiner]]. Mit den physikalischen Naturgesetzen werde nur das Absterbende, [[tot|Tote]] in der [[Natur]] erfasst, nicht das [[Werden]]de. Auch seien sie in dieser Form nur für die [[Erde (Planet)|Erde]] und ihre nächste Umgebung gültig.
 
=== Physikalische Naturgesetze gelten nur für das Absterbende ===
 
{{GZ|Aber wohin kommt denn anthroposophisch
orientierte Geisteswissenschaft, indem sie in ihrer Methode
Mineralisches, Pflanzliches und Tierisches erforscht? Sie kommt
dazu, einzusehen, daß das, was man durch die naturwissenschaftliche
Methode, was man durch die Beobachtung der äußeren Sinneswelt
finden kann, gewiß auf die Erkenntnis des Menschen auch angewendet
werden kann, aber nur so, daß es uns dasjenige in Begriffen erklärt,
was im Menschen abstirbt: wie der Mensch stirbt, wie er schon anfängt
zu sterben, wenn er geboren wird, wie er in absteigender Entwickelung
ist. Wollen Sie das begreifen, was bei der Geburt beginnt
an Verdorren des Menschen, was beim Tode eben in einem Augenblick
zu Ende geht, wollen Sie diese ganze absteigende Entwickelung
studieren, dann schauen Sie in die Natur, dann erforschen Sie alle Naturgesetze.
Und wenn Sie alle Naturgesetze erforscht haben und sie
anwenden auf den Menschen, dann bekommen Sie die Sterbegesetze
des Menschen, dann bekommen Sie dasjenige, was am Menschen abstirbt
(weiß).
 
[[Datei:GA198_239.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 198, S. 239]]
 
Nun muß demgegenüber gesagt werden, daß in dem Augenblicke,
wo das Geborenwerden stattfindet, nicht nur ein Absterben da ist, sondern
auch ein Aufsteigen (rot). Diese aufsteigende Entwickelung können
Sie nicht finden durch die heutige naturwissenschaftliche Betrachtung,
wenn Sie diese auch noch so sehr zum Ideal hin gestaltet haben.
Das, was da wiederum belebt wird im Menschen, was immerfort einfach
neben diesem Absterben da ist, das läßt sich nicht begreifen aus
dem Sinnlichen heraus, das läßt sich nur begreifen aus dem Übersinnlichen
heraus. Anthroposophie muß die Erkenntnis des Übersinnlichen
hinzufügen zu dem Sinnlichen, damit der Mensch überhaupt begriffen
werden könne.|198|239f}}
 
=== Die Gültigkeit der Naturgesetze ist auf den irdischen Bereich beschränkt ===
 
{{GZ|Der Mensch strebt heute in der äußeren Welt nach der Erkenntnis
von Naturgesetzen. Diese Erkenntnis hält er für etwas, das er sich
zum Ziele setzt und von der er glaubt, daß sie unbedingt als eine
Art von Letztem erreicht werden müsse. Nun, wenn anthroposophische
Geisteswissenschaft einmal mehr eingesehen werden wird,
wird es etwas sehr Überraschendes sein, wenn die Menschen finden
werden, daß diejenigen Naturgesetze, von denen sie heute reden,
nur gelten - (es wird an die Tafel gezeichnet) wenn das die Erde
ist - ein gewisses Stück über die Erde noch hinaus, nicht aber darüber
hinaus. Es würde zum Beispiel der Chemiker in einer gewissen
Höhe vergeblich versuchen, seine Laboratoriumsversuche [in
der gewohnten Weise] zu machen, nicht nur, weil dort nicht das
herrscht, was er sich analog zu den Erdengesetzen vorstellt, sondern
weil dort ganz andere Gesetze herrschen.|343a|368}}
 
[[File:Orion Nebula - Hubble 2006 mosaic.jpg|mini|300px|Der [[Wikipedia:Orionnebel|Orionnebel]], zusamengesetzt aus einer Reihe von Aufnahmen des [[Wikipedia:Hubble-Weltraumteleskop|Hubble-Weltraumteleskop]]s (11. Januar 2006)]]
{{GZ|Wenn man mit demjenigen
redet, der ganz eingesponnen ist in die heute gebräuchliche
Weltanschauungsrichtung, so sagt er: Ich studiere die Fallgesetze an
dem fallenden Stein. Ich bekomme die Gesetze der Gravitation heraus.
Dann gehe ich hinaus in die Welt und wende das auch auf die
Sterne an. - Und es wird dann so gedacht: Hier ist die Erde, darauf
finde ich die Naturgesetze, und da ist dann der Kosmos. Ich denke,
die Gesetze, die ich hier auf Erden gefunden habe, gelten auch für
den Orionnebel oder für irgend etwas.
 
Nun weiß jeder Mensch, daß ja zum Beispiel die Schwerkraft im
Quadrat der Entfernung abnimmt, daß sie immer schwächer und
schwächer wird, daß das Licht abnimmt, und ich habe schon gesagt:
So nimmt auch die Wahrheit unserer Naturgesetze ab. Was wahr ist
in bezug auf Naturgesetze auf unserer Erde hier, ist nicht mehr wahr
da draußen im Weltenall. Das ist nur bis zu einer gewissen Entfernung
wahr. Aber da draußen im Weltenall beginnt außerhalb einer gewissen
Weite dieselbe Gesetzmäßigkeit, die wir antreffen, wenn wir in den
Traum untertauchen. Daher sollten die Menschen sich klar sein, wenn
sie hinausblicken in den Orionnebel, dann müßten sie eigentlich, um
den Orionnebel zu begreifen, nicht nach der experimentellen Methode
physisch denken, sondern anfangen zu träumen, denn der Orionnebel
zeigt seine Gesetzmäßigkeit nach Träumen.|225|196f}}
 
{{GZ|Der heutige physische Forscher oder Astronom, überhaupt
der heutige Naturwissenschafter, was tut er? Er erforscht
Naturgesetze. Er beobachtet und gewinnt dadurch
Naturgesetze; oder aber er experimentiert und gewinnt dadurch
Naturgesetze. Jetzt hat er sie, diese Naturgesetze; sie
sind seine Wissenschaft, sie geben ihm dasjenige, was in den
Dingen liegt. Mehr sollte er eigentlich nicht sagen. Aber
jetzt fängt er an, auf seine Naturgesetze stolz und hochmütig
zu werden und tut jetzt eine Behauptung, die er
eigentlich gar nicht tun könnte, nämlich: daß diese Naturgesetze
im ganzen Universum gelten. Er sagt, wenn ich auf
der Erde in meinem Laboratorium etwas erforscht habe,
und wenn die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten
auf den fernsten Sternen des Weltenalls, von denen das
Licht so und so viele Lichtjahre braucht, um zur Erde zu
kommen — die Menschen geben ja vor, daß sie sich bei diesen
Dingen etwas vorstellen können —, so würden, wenn
eben dort die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten,
die Naturgesetze selbstverständlich dort auch gelten,
denn diese Naturgesetze sind eben von absoluter Gültigkeit.
 
Ja, aber so ist es nicht. Wenn hier eine Lichtquelle ist, so
leuchtet sie in der Umgebung zunächst stark. In weiterer
Verbreitung ist die Lichtstärke wesentlich geringer; wenn
wir noch weiter gehen, noch geringer, und wenn wir ganz
weit gehen, wird sie lichtschwach. Es nimmt da die Lichtstärke
mit dem Quadrate der Entfernung ab. Das ist so
beim Licht. Und das ist kurioserweise auch so auf der Erde
bei Naturgesetzen.
 
Was Sie auf der Erde als Naturgesetze konstatieren, das
wird immer ungültiger, je weiter Sie sich von der Erde entfernen.
Nicht wahr, es ist ja furchtbar, so etwas auszusprechen,
und vor dem geregelten Naturforscher muß man eben
ein wirklicher Idiot sein, wenn man so etwas ausspricht,
selbstverständlich. Das versteht man ja ganz gut, denn
wenn man zu diesen Dingen kommt, so kann man sich sehr
leicht in die Seele eines gegenwärtigen Naturforschers hineinversetzen.
Nur das Umgekehrte ist nicht der Fall: er
kann sich nicht in die Seele des Geistesforschers hineinversetzen.
Wie der Naturforscher zu alledem kommt, was er
behauptet, das weiß der Geistesforscher sehr gut, nur eben
das Umgekehrte ist nicht der Fall. Daher sind auch zumeist
die Kritiken über die Geistesforschung, die von naturforscherischer
Seite ausgehen, von jener Seite ja vollständig
berechtigt; aber sie besagen weiter nichts, als daß sich der
Naturforscher bei den Aussagen des Geistesforschers nichts
denken kann. Das muß man ihm aber glauben, denn das ist
so. Er kann sich eben nichts denken. Er muß eben zuerst ein
Geistesforscher werden, wenn man überhaupt mit ihm polemisieren
will. Daher ist alles Polemisieren mit demjenigen,
der ein Naturforscher bleiben will und sich nichts denken
kann bei den Ergebnissen der Geistesforschung, etwas ganz
Vergebliches.
 
[[Datei:GA84_107.gif|right|300px|Zeichnung aus GA 84, S. 107]]
Nun, das bezüglich des Lichtes wird ja der Naturforscher
zugeben - das ist ja natürlich sein eigenes Resultat -, bezüglich
der Naturgesetze wird er es nicht zugeben. Aber
schon bezüglich des Lichtes muß der Geistesforscher eine
Einschränkung machen. Sehen Sie, der Naturforscher sagt,
wenn das Licht da ausstrahlt, so nimmt seine Lichtstärke
immer mehr und mehr ab, eben je weiter man hinauskommt,
und zuletzt wird es so, daß man die Lichtstärke
von der Null nicht mehr unterscheiden kann. Aber sehen
Sie, eine solche Behauptung ist genau ebenso gescheit, wie
wenn einer sagt: Ich habe hier einen Ball, der ist elastisch;
den drücke ich jetzt ein. - Nun, in Wirklichkeit hat der Ball
dann das Bestreben, wie Sie wissen, nach der anderen Seite
auszuschlagen. Die Elastizität treibt die Oberfläche hin und
her. Nun sagt einer: Das kann ja gar nicht sein; wenn ich
da überhaupt etwas Elastisches einbiege, so muß das immer
weiter und weiter sich biegen; nur wird es zuletzt hier so
schwach, daß man es nicht mehr sieht, nicht mehr wahrnehmen
kann. - Aber es ist eben nicht so. Das Elastische schnellt
wieder zurück. Geradeso ist es mit dem Licht. Das Licht
breitet sich ja nicht so aus, daß man sagen kann: da draußen
ist es so schwach, daß es schon bald in die Finsternis
hineinkommt, aber es breitet sich immer weiter aus. Das ist eben nicht wahr. Es breitet sich nur bis zu einem gewissen
Punkte, bis zu einer gewissen Kugelschale aus, und dann
schnellt es zurück. Und indem es zurückkommt, sieht es
nur der Geistesforscher, nicht der Naturforscher. Denn wenn
das Licht seine Elastizität erschöpft hat und zurückschnellt,
kommt es als Geist, als Übersinnliches zurück. Da wird es
dann vom Naturforscher nicht wahrgenommen. Es strahlt
kein Licht aus, das nicht an eine gewisse Grenze kommt,
wieder zurückstrahlt und als Geist zurückkommt. Aber
dasjenige, was ich Ihnen hier für das Licht sagen möchte, ist
auch für die Naturgesetze so. Die Naturgesetze nehmen in
bezug auf ihre Gültigkeit ab, je weiter ich da in die Umgebung
hinauskommen würde. Aber das geht nur bis zu
einer gewissen Kugelschale; dann kommt alles wieder zurück.
Dann aber kommen die Naturgesetze als sinnvolle
Gedanken zurück. Und das ist der Weltenäther.
 
Der Weltenäther hat nicht eine radial ausstrahlende Bewegung
in bezug auf die Erde, sondern eine hereinkommende
Bewegung, eine von allen Seiten herankommende
Bewegung. Aber das, was in dieser Einstrahlung auf die
Erde lebt, das sind überall sinnschöpferische Gedanken.
Eine Gedankenbildekräfte weit ist zugleich der Weltenäther.
Aber noch einen Haken hat dieses. Wenn ich hier auf
Erden Gedanken so fasse, wie man sie faßt, daß man zu
Naturgesetzen kommt, da sind die Gedanken so hübsch
eben in Linien gebildet, wenn ich mich figürlich ausdrücken
darf, daß man dann sagen kann: es gibt eine gewisse Konstanz
des Stoffes, eine Konstanz der Kraft. Es gibt einen
Brechungsexponenten der Lichtlehre und so weiter. Man
formuliert durch Gedanken dasjenige, was im Materiellen
lebt. Wenn die Gedanken aber zurückkommen, wenn man
es erlebt, wie die Gedanken im Weltenäther leben, da sind
sie nicht solche logischen Gedanken und nicht solche Gedanken
mit scharfen Konturen, da sind sie Bildgedanken,
Bilder, Imaginationen.|84|104ff}}
 
== Erkenntnis der Naturgesetze ==
 
Schon in seinen «[[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hat [[Rudolf Steiner]] darauf hingewiesen, dass das, was wir uns [[Denken|denkend]] in unserem Inneren erarbeiten, keineswegs nur eine [[subjektiv]]e Bedeutung hat, sondern in der Eigengesetzlichkeit der [[objektiv]]en Welt verankert ist, sich aber vor der bloßen [[Sinnesanschauung]] verhüllt. Dabei sind zwei Punkte zu beachten:
 
<div style="margin-left:20px">
"1. Die Dinge, die
uns in der Erfahrung als einzelne gegenübertreten, haben
einen inneren Bezug aufeinander. Sie sind in Wahrheit
durch ein einheitliches Weltenband zusammengehalten. Es
lebt in ihnen allen ein gemeinsames Prinzip. <br>
2. Wenn unser
Geist an die Dinge herantritt und das Getrennte durch ein
geistiges Band zu umfassen strebt, so ist die begriffliche
Einheit, die er herstellt, den Objekten nicht äußerlich, sondern
sie ist herausgeholt aus der inneren Wesenheit der Natur
selbst. Die menschliche Erkenntnis ist kein außer den
Dingen sich abspielender, aus bloßer subjektiver Willkür
entspringender Prozeß, sondern, was da in unserem Geist
als Naturgesetz auftritt, was sich in unserer Seele auslebt,
das ist der Herzschlag des Universums selbst." {{Lit|{{G|1|283|288}}}}
</div>
 
Später hat Rudolf Steiner diesen Zusammenhang ausführlicher dargestellt.
 
<div style="margin-left:20px">
"Aber denken Sie einmal
nach, wie diese Naturwissenschaft ausgebildet wird. Man untersucht,
man untersucht denkend. Sie können unmöglich, wenn Sie eine Wissenschaft
ausbilden wollen über das, was sich als Sinnesteppich ausbreitet,
eine Wissenschaft, die in logischen Gedanken verläuft, diese logischen
Gedanken aus der Außenwelt heraus gewinnen. Wenn das, was als
Gedanken ~ und Naturgesetze sind ja auch Gedanken -, wenn das, was
als Gesetze der Außenwelt erkannt wird, aus der Außenwelt selbst
folgte, ja, dann wäre ja nicht notwendig, daß wir irgend etwas lernten
über die Außenwelt, dann müßte derjenige, der zum Beispiel sich dieses
Licht da ansieht, ganz genau die elektrischen Gesetze und so weiter
wissen, wie der andere, der es gelernt hat! Ebensowenig weiß der
Mensch, wenn er es nicht gelernt hat, irgend etwas, sagen wir über die
Beziehung eines Kreisbogens zum Radius und so weiter. Da bringen wir
die Gedanken, die wir in die Außenwelt hineintragen, aus unserem
Inneren hervor.
 
Ja, es ist so: Dasjenige, was wir als Gedanken in die Außenwelt hineintragen,
bringen wir aus unserem Inneren hervor. Wir sind zunächst
dieser Mensch, der als Hauptesmensch konstruiert ist. Dieser sieht auf
den Sinnesteppich hin. Im Sinnesteppich drinnen ist dasjenige, was wir
durch Gedanken erreichen (siehe Zeichnung Seite 198, weiß) und zwischen
diesem und zwischen dem, was wir in unserem eigenen Inneren
haben, was wir nicht wahrnehmen, ist eine Verbindung, gewissermaßen
eine unterirdische Verbindung. Daher kommt es, daß wir dasjenige,
was wir in der Außenwelt nicht wahrnehmen, weil es in uns
 
[[Datei:GA205_198.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 205, S 198]]
 
hineinragt, aus unserem Inneren in Form des Gedankenlebens hervorholen
und in die Außenwelt hineinlegen. So ist es schon mit dem Zählen.
Die Außenwelt zählt uns gar nichts vor; die Gesetze des Zählens liegen
in unserem eigenen Inneren. Aber daß das stimmt, rührt davon her,
daß zwischen diesen Anlagen, die da sind in der Außenwelt und unseren
eigenen irdischen Gesetzen, ein unterirdischer Zusammenhang ist,
ein unterkörperlicher Zusammenhang, und so holen wir die Zahl aus
unserem Inneren heraus. Die paßt dann zu dem, was draußen ist. Aber
der Weg ist nicht durch unsere Augen, nicht durch unsere Sinne, sondern
der Weg ist durch unseren Organismus. Und dasjenige, was wir als
Mensch ausbilden, das bilden wir als ganzer Mensch aus. Es ist nicht
wahr, daß wir durch die Sinne irgendein Naturgesetz erfassen; wir erfassen
es als ganzer Mensch." {{Lit|{{G|205|197f}}}}
</div>
 
== Goetheanismus ==
 
=== Urphänomene statt Naturgesetze ===


Schon der Begriff Natur''gesetz'' verweist auf seinen eigentlichen Ursprung im [[Rechtsleben]]. [[Goethe]] schien diese juristische Denkungsart ungeignet für die Naturbetrachtung und strebte in seinen Naturstudien, besonders in seiner [[Farbenlehre (Goethe)|Farbenlehre]], nicht nach der Formulierung von [[quantitativ]] auswertbaren Naturgesetzen, sondern nach der Entdeckung [[qualitativ]]er, anschaulicher [[Urphänomen]]e, aus denen sich komplexere Erscheinung ableiten lassen.
'''Lexikonartikel'''´
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/schutz/||Michael Barber}}
* {{NDB|23|658|660|Schütz (Schutz), Alfred|Dirk Kaesler|118611135}}
* {{BBKL|s/s1/schuetz_al|band=9|spalten=1054-1056|autor=Kay-Volker Koschel|artikel=SCHÜTZ, Alfred}}


<div style="margin-left:20px">
'''Aufsätze'''
"Wir haben
* Jochen Dreher: ''Alfred Schutz'' In: George Ritzer, Jeff Stepnisky (Hrsg.): ''The Wiley-Blackwell Companion to Major Social Theorists, Vol. I'' Wiley-Blackwell, Oxford 2011, ISBN 978-1-4443-3078-6, S. 489-510.
nämlich auch die Jurisprudenz in der Naturwissenschaft darinnen:
* Thomas S. Eberle: ''Schütz' Lebensweltanalyse. Soziologie oder Protosoziologie?'' In: Angelica Bäumer, [[Michael Benedikt (Philosoph)|Michael Benedikt]] (Hrsg.): ''Gelehrtenrepublik – Lebenswelt. [[Edmund Husserl]] und Alfred Schütz in der Krisis der phänomenologischen Bewegung.'' Passagen, Wien 1993, ISBN 3-900767-77-7, S. 293–320.
wir sprechen von Naturgesetzen. Die Orientalen haben nicht von
* [[Martin Endreß]]: ''Alfred Schütz. Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt.'' In: [[Dirk Kaesler]], [[Ludgera Vogt]] (Hrsg.): ''Hauptwerke der Soziologie.'' 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-39602-0, S. 371–377.
Naturgesetzen gesprochen, sondern vom Walten des Weltenwillens.
* Martin Endreß: ''Alfred Schütz.'' In: Dirk Kaesler (Hrsg.): ''Von [[Auguste Comte]] bis Alfred Schütz'' (Klassiker der Soziologie; Band 1). 5. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54749-4, S. 338–357.  
Naturgesetz ist erst entstanden, als jener Nebenstrom aufgenommen
* [[Hubert Knoblauch]]: ''Diskurs, Kommunikation und Wissenssoziologie.'' In: [[Reiner Keller]] u.a. (Hrsg.): ''Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse.'' Band 1: ''Theorien und Methoden.'' VS, Wiesbaden 2001, ISBN 3-8100-2851-7, S. 207–223.  
worden ist. Da ist das juristische Gesetz eingeschlichen durch ein
* Hubert Knoblauch, Thomas Luckmann: ''Gattungsanalysw.'' In: Uwe Flick u.a. (Hrsg.): ''Qualitative Forschung.'' Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-55628-6, S. 538–546 (früherer Titel ''Handbuch qualitative Sozialforschung'').
Fenster in das Naturerkennen und ist Naturgesetz geworden. Goethe
* George Psathas: ''Alfred Schutz's Influence on American Sociologists and Sociology.'' In: ''Human Studies'', Band 27, 2004, S. 1–35.  
wollte erfassen die reine Erscheinung, die reine Tatsache, das
* Steven Vaitkus: ''Phenomenology and Sociology.'' In: Bryan S. Turner (Hrsg.): ''The Blackwell Companion to Social Theory.'' Blackwell Publ., London 2000, ISBN 0-631-21366-X, S. 270–298.  
reine Phänomen, das Urphänomen. Ohne daß man reinigt unsere
Naturwissenschaft von den Anhängseln der Jurisprudenz, kommen
wir nicht zu einem gereinigten Geistesleben. Geisteswissenschaft erfaßt
daher überall Tatsachen und weist nur auf Gesetze hin als eine
Sekundärerscheinung." {{Lit|{{G|195|24}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
'''Bücher'''
"Die gegenwärtige Naturforschung macht Experimente. Sie verfolgt
* Martin Endreß: ''Alfred Schütz'' (Klassiker der Wissenssoziologie; Band 3). UVK, Konstanz 2006, ISBN 978-3-89669-547-5.
also die Erscheinungen, versucht dann, diese begrifflich zu verarbeiten
* [[Richard Grathoff]]: ''Alfred Schütz.'' In: Dirk Kaesler (Hrsg.): ''Von [[Max Weber|Weber]] bis [[Karl Mannheim|Mannheim]]'' (Klassiker des soziologischen Denkens; Band 2). Beck, München 1978, ISBN 3-406-06457-4.
und sucht sich Vorstellungen zu bilden über dasjenige, was hinter den
* Richard Grathoff (Hrsg.): ''Briefwechsel 1939–1959. (Alfred Schütz und Aron Gurwitsch)'' (Übergänge; Band 4.). Fink, München 1985, ISBN 3-7705-2260-5 (mit einer Einleitung von [[Ludwig Landgrebe]]).  
Erscheinungen als die sogenannten Ursachen steht, zum Beispiel hinter
* Michael Hanke: ''Alfred Schütz. Einführung.'' Passagen, Wien 2002, ISBN 3-85165-434-X.
der subjektiven Licht- und Farbenerscheinung die objektive Wellenbewegung
* Peter J. Opitz (Hrsg.): ''Briefwechsel über „Die neue Wissenschaft der Politik“. (Alfred Schütz mit [[Eric Voegelin]] & [[Leo Strauss]] & Aron Gurwitsch).'' Alber, Freiburg i. Br. 1993, ISBN 3-495-47757-8 (Alber-Reihe praktische Philosophie; 46.).
im Äther.
* Wolfgang L. Schneider: ''[[Max Weber|Weber]], [[Talcott Parsons|Parsons]], [[Margaret Mead|Mead]], Schütz'' (Grundlagen der soziologischen Theorie; Band 1). VS, Wiesbaden 2002, ISBN 978-3531-15829-7.
* Ilja Srubar: ''Kosmion. Die Genese der pragmatischen Lebenswelttheorie von Alfred Schütz und ihr anthropologischer Hintergrund.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-57891-X.


Goethe verwendet das ganze naturwissenschaftliche Denken nicht
== Siehe auch ==
in diesem Stile. Er geht gar nicht in seiner Naturforschung von dem
* [[Appräsentation]]
sogenannten Bekannten in das sogenannte Unbekannte hinein, sondern
* [[Phänomenologische Soziologie]]
er will immer in dem Bekannten stehenbleiben, ohne daß er sich
zunächst darum bekümmert, ob das Bekannte bloß subjektiv, also eine
Wirkung auf unsere Sinne oder auf unsere Nerven oder auf unsere
Seele ist, oder ob es objektiv ist. Solche Begriffe, wie die der subjektiven
Farbenerscheinungen und der objektiven Wellenbewegungen
draußen im Raume, solche bildet sich Goethe gar nicht, sondern ihm
ist dasjenige, was er ausgebreitet im Raum, was er vorgehend in der
Zeit sieht, ein durchaus Einheitliches, bei dem er nicht nach Subjektivität
und Objektivität fragt. Er verwendet gar nicht jenes Denken
und jene Methoden, die in der Naturwissenschaft angewendet werden,
dazu, um von dem Bekannten auf das Unbekannte zu schließen, sondern
er verwendet alles Denken, alle Methoden dazu, die Phänomene,
die Erscheinungen selbst so zusammenzustellen, daß man durch diese
Zusammenstellung der Phänomene, der Erscheinungen zuletzt solche
Erscheinungen bekommt, die er Urphänomene nennt, die nun wiederum,
ohne daß man Rücksicht nimmt auf subjektiv und objektiv, das
aussprechen, was er zur Grundlage seiner Welt- und Naturbetrachtung
machen will. Also, Goethe bleibt stehen innerhalb der Reihe der Erscheinungen,
vereinfacht sie nur und betrachtet dann dasjenige, was
sich als einfache Erscheinungen überschauen läßt, als das Urphänomen.
Goethe betrachtet also das Ganze, was man nennen kann naturwissenschaftliche
Methode, nur als Werkzeug, um innerhalb der Erscheinungssphäre
selbst so die Erscheinungen zu gruppieren, daß sie
selbst ihre Geheimnisse aussprechen. Nirgends versucht Goethe von
einem sogenannten Bekannten auf irgendein Unbekanntes zu rekurrieren.
Daher gibt es für Goethe auch nicht das, was man Naturgesetz
nennen kann.
 
Ein Naturgesetz haben Sie, wenn ich sage: Bei den Umläufen um
die Sonne machen die Planeten gewisse Bewegungen, bei denen diese
und diese Bahnen beschrieben werden. - Für Goethe handelte es sich
nicht darum, zu solchen Gesetzen zu kommen, sondern dasjenige, was
er ausspricht als die Grundlage seines Forschens, sind Tatsachen, zum
Beispiel die Tatsache, wie zusammenwirken Licht und in den Weg des
Lichts gestellte Materie. Wie die zusammenwirken, das spricht er in
Worten aus, das ist kein Gesetz, sondern eine Tatsache. Und solche
Tatsachen sucht er seiner Naturbetrachtung zugrunde zu legen. Er
will nicht von dem Bekannten zu dem Unbekannten aufsteigen, er will
auch nicht Gesetze haben, er will im Grunde genommen eine Art rationeller
Naturbeschreibung haben. Nur daß ein Unterschied für ihn besteht
zwischen der Beschreibung des Phänomens, das unmittelbar ist,
das kompliziert ist, und dem anderen, das man herausgeschält hat, das
nur noch die einfachsten Elemente aufweist, das dann ebenso von
Goethe der Naturbetrachtung zugrunde gelegt wird wie sonst das Unbekannte
oder auch der rein begrifflich festgesetzte, gesetzmäßige Zusammenhang." {{Lit|{{G|320|29f}}}}
</div>
 
=== Im Lebendigen ist der Typus das innerlich tätige Prinzip ===
 
Die Naturgesetze sind zwar mit dem Ganzen der Natur untrennbar verbunden, aber sie regeln die einzelnen Erscheinungen in der toten, mineralischen Welt gleichsam von außen. Anders ist es im Bereich des Lebendigen. Hier wirkt der [[Typus]] gestaltend von innen.
 
{{GZ|Beim Unorganischen ist es als wesentlich zu betrachten, dass die
Erscheinung in ihrer Mannigfaltigkeit mit der sie erklärenden
Gesetzlichkeit nicht identisch ist, sondern auf letztere, als auf
ein ihr Äußeres, bloß hinweist. Die Anschauung - das materielle
Element der Erkenntnis - die uns durch die äußeren Sinne
gegeben ist, und der Begriff - das formelle - durch den wir die
Anschauung als notwendig erkennen, stehen einander
gegenüber als zwei einander zwar objektiv fordernde Elemente,
aber so dass der Begriff nicht in den einzelnen Gliedern einer
Erscheinungsreihe selbst liegt, sondern in einem Verhältnisse
derselben zueinander. Dieses Verhältnis, welches die
Mannigfaltigkeit in ein einheitliches Ganze zusammenfasst, ist
''in den einzelnen Teilen'' des Gegebenen begründet, aber als
Ganzes (als Einheit) kommt es nicht zur realen, konkreten
Erscheinung. Zur äußeren Existenz - im Objekte - kommen nur
die ''Glieder'' dieses Verhältnisses. Die Einheit, der Begriff kommt ''als solcher''
erst in unserem Verstande zur Erscheinung. Es kommt ihm die
Aufgabe zu, das Mannigfaltige der Erscheinung
zusammenzufassen, er verhält sich zu dem letzteren als ''Summe''.
Wir haben es hier mit einer Zweiheit zu tun, mit der
mannigfaltigen Sache, die wir ''anschauen'', und mit der Einheit,
die wir ''denken''. In der organischen Natur stehen die Teile des
Mannigfaltigen eines Wesens nicht in einem solchen
äußerlichen Verhältnisse zueinander. Die Einheit kommt mit
der Mannigfaltigkeit zugleich, als mit ihr identisch in dem
Angeschauten zur Realität. Das Verhältnis der einzelnen Glieder
eines Erscheinungsganzen (Organismus) ist ein reales geworden.
Es kommt nicht mehr bloß in unserem Verstande zur konkreten
Erscheinung, sondern im Objekte selbst, in welch letzterem es
die Mannigfaltigkeit aus sich selbst hervorbringt. Der Begriff hat
nicht bloß die Rolle einer Summe, eines Zusammenfassenden,
welches sein Objekt ''außer'' sich hat; er ist mit demselben
vollkommen ''eins'' geworden. Was wir anschauen, ist nicht mehr
verschieden von dem, wodurch wir das Angeschaute denken;
wir schauen den Begriff als Idee selbst an. Daher nennt Goethe
das Vermögen, wodurch wir die organische Natur begreifen,
''[[anschauende Urteilskraft]]''. Das Erklärende - das Formelle der
Erkenntnis, der Begriff - und das Erklärte - das Materielle, die
Anschauung - sind identisch. Die Idee, durch welche wir das
Organische erfassen, ist somit wesentlich verschieden von dem
Begriffe, durch den wir das Unorganische erklären; sie fasst ein
gegebenes Mannigfaltige nicht bloß - wie eine Summe -
zusammen, sondern setzt ihren eigenen Inhalt aus sich heraus.
Sie ist ''Resultat'' des Gegebenen (der Erfahrung), konkrete
Erscheinung. Hierin liegt der Grund, warum wir in der unorganischen
Naturwissenschaft von ''Gesetzen'' (Naturgesetzen) sprechen und
die Tatsachen durch sie erklären, in der organischen Natur dies
dagegen durch ''[[Typus|Typen]]'' tun. Das ''Gesetz'' ist mit der
Mannigfaltigkeit der Anschauung, die es beherrscht, nicht ein
und dasselbe, es steht über ihr; im Typus aber ist Ideelles und
Reales zur Einheit geworden, das Mannigfaltige kann nur als
ausgehend von einem Punkte des mit ihm identischen Ganzen
erklärt werden.|1|85ff|80}}
 
== Naturgesetze und Vater-Gott ==
 
{{GZ|Wenn der
Mensch so, wie er nun einmal sein heutiges Bewußtsein hat, sich die
Welt ringsherum anschaut, so bildet er sich mit dem kombinierenden
Verstande Naturgesetze. Dadurch kommt er ja auf eine Weise, die
durchaus dem heutigen Bewußtsein schon möglich ist, dazu, zu sagen:
Diese Welt ist von Gedanken durchsetzt, denn die Naturgesetze sind
in Gedanken erfaßbar und sind eigentlich selbst die Weltgedanken. -
Man kommt dann dazu - namentlich, wenn man die Naturgesetze verfolgt
bis zu derjenigen Stufe, wo sie angewendet werden müssen auf
das eigene Entstehen des Menschen als physisches Wesen -, sich zu sagen:
Innerhalb derjenigen Welt, die wir mit unserem gewöhnlichen Bewußtsein
überschauen, von der Sinneswahrnehmung bis zum Erinnerungsspiegel,
lebt ein Geistiges. - Man muß eigentlich schon als Mensch
krank sein, pathologisch sein, wenn man wie der gewöhnliche atheistische
Materialist dieses Geistige nicht anerkennen will. Wir stehen ja in
dieser Welt, die dem gewöhnlichen Bewußtsein gegeben ist, so darinnen,
daß wir aus ihr als physischer Mensch durch die physische Konzeption
und die physische Geburt selber hervorgehen. Was da beobachtbar ist
innerhalb der physischen Welt, das muß nämlich notwendigerweise
unvollständig betrachtet werden, wenn man nicht eine allgemeine geistige
Wesenheit zugrunde legt. Wir werden als physische Wesen auf
physische Art geboren. Wir sind eigentlich, wenn wir als kleines Kind
geboren werden, für die äußere physische Anschauung ziemlich ähnlich
einem Naturwesen. Und aus diesem Naturwesen, das im Grunde
genommen in einer Art von schlafendem Zustand ist, entwickeln sich
die inneren geistigen Fähigkeiten heraus. Diese inneren geistigen Fähigkeiten
entstehen ja erst im Laufe der künftigen Entwickelung. Man
muß sich ganz notwendigerweise dazu bequemen, das, was da im Menschen
entsteht als die geistigen Fähigkeiten, ebenso zurückzuverfolgen
hinter Geburt und Konzeption, wie man das Wachsen der Glieder
verfolgt. Dann aber kommt man eben dazu, sich auch das lebendig
geistig zu denken, was man sonst an der äußeren Natur sich nur als
die abstrakten Naturgesetze bildet. Und dann kommt man, mit anderen
Worten, zum Konstatieren dessen, was man den Vatergott nennen
kann.|207|33f}}
 
== Die Naturgesetze als Taten der Elohim ==
 
Die [[Elohim]], nach [[christlich]]er Terminologie [[Exusiai]] genannt, sind die führenden Schöpfergötter unserer gegenwärtigen [[Kosmos]]. Aus der auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] geschaffenen [[Weisheit]] haben sie die Naturgesetze gebildet, die unsere [[Erdentwicklung]] bestimmen, während der der [[Mensch]] sein [[Ich]] und daraus die Kraft der [[Liebe]] entwickeln soll.
 
<div style="margin-left:20px">
"Warum
spricht zu dem Menschen aus den Naturerscheinungen heraus kein
Zufall? Warum spricht er da von Gesetzmäßigkeit? Das ist aus dem
Grunde, weil nach dem Ablauf der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung
eingegriffen haben die Geister der Form, die Exusiai.
Und wenn Naturgesetze sich offenbaren, so sind das keine abstrakten
Gesetze, sondern es sind im spirituellen Sinne die Taten der Exusiai,
der Geister der Form. Und indem der Mensch hineinschaut in den Ablauf
der Naturereignisse, schaut er in den Naturgesetzen die Taten der
Exusiai. Aber zusammengesunken ist der Mensch in seinem Mut. Und
da, wo die Exusiai nicht sprechen, wo sie nicht handgreiflich hinweisen
auf das, was sie in die Naturtatsachen hineingelegt haben, da
ahnt der Mensch nichts mehr davon, daß dort auch Geistiges als die
Gesetzmäßigkeit spricht. Dahin aber muß es kommen, daß der Mensch
von den Ereignissen, die er heute noch in das Reich des Zufalls wirft,
so sprechen lernt, wie in den Naturtatsachen die Exusiai sprechen." {{Lit|{{G|133|58f}}}}
</div>
 
== Naturgesetze als Wirkung der Geister der Umlaufzeiten ==
 
Die eigentlichen dirigierenden [[Geistige Wesen|geistigen Wesenheiten]] hinter den Naturgesetzen sind die [[Geister der Umlaufzeiten]]. Sie gehören zur [[Hierarchie]] der [[Urengel]] und verwirklichen die Vorgaben der [[Elohim]]. In der [[Bibel|biblischen]] [[Schöpfungsgeschichte]] werden sie [[Jom]] ({{HeS|יום}}, ''Tag'') bzw. in der Mehrzahl ''Jamim'' oder ''Schöpfungstage'' genannt, die als Diener der [[Elohim]] im [[Licht]] weben.  In der [[Gnosis]] wurden sie als [[Äonen]] bezeichnet. Als [[Zeitgeister]] regeln sie den gesetzmäßigen Ablauf des [[Schöpfung]]sgeschehens. Sie leiten dabei die [[Elementarwesen]], die ihrerseits als [[Naturkräfte]] wirken, in ihrem Tun.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem
Weltenaufbau vorliegt, vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau
selber, dann können Sie sich das etwa so klarmachen: der
äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die
Welt der Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und
dahinter der Planetengeist. Nun müssen wir aber sagen, daß der
Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen Beziehung
durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt
sein Abbild in gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die
 
[[Datei:GA136_045.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 136, S 45]]
 
Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir,
wenn wir die Sinneswelt selber mit dem normalen Bewußtsein
beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in einem Aufdruck
von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen,
etwa so, wie wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt
weggezogen haben, eben die hinter dieser stufenweise wirksamen
geistigen Wesenheiten hätten. Das normale Bewußtsein
nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt
der Naturgeister, die drückt sich in den Wahrnehmungen als das
ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die Wissenschaft von Naturkräften
spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für
den Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie
sind die Maja, sie sind die Abprägung der Naturgeister, die hinter
der Sinneswelt wirken.
 
Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das,
was man gewöhnlich für das normale Bewußtsein die Naturgesetze
nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen dadurch vorhanden,
daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte
wirken. Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten.
Wenn der gewöhnliche Naturforscher von Naturgesetzen spricht
und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist, daß diese
Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch
bei aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der
Umlaufszeiten sagen und wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren.
Das drückt sich in der Maja, im äußeren Schein, in den
Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein
nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren
Welt geht gewöhnlich das normale Bewußtsein nicht. Das normale
Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von der äußeren Wahrnehmungswelt,
von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht
von den Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität
und so weiter, Anziehungskraft, Abstoßungskraft, Schwere und so
weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt der Maja,
denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der
Ätherleib der Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen.
Das ist wiederum eine Maja. Es liegt zugrunde das, was wir
heute geschildert haben als die Welt der Geister der Umlaufszeiten.
Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der
Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt.
Die Wissenschaft tut das heute nicht." {{Lit|{{G|136|44ff}}}}
</div>
 
== Naturgesetze und Elementarwesen ==
 
Aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht sind Naturgesetze [[Gedanke]]n von [[Elementarwesen]], die auf dem [[Physische Welt|physischen Plan]] [[denken]], aber ihren [[Körper]] in der  [[Astralwelt]] haben. Diese Gedanken sind aber zugleich die wirksamen [[Kraft|Kräfte]] in der [[Natur]].
 
<div style="margin-left:20px">
"In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine
liegen, während der Körper eines solchen Wesens im Astralen liegt.
Man denke sich das Bewußtsein in der festen Erde, den Körper im
Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und
dessen Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein
in der Luft und dem Körper im Astralen; und eines mit dem Bewußtsein
im Feuer und dem Körper im Astralen. Die heutige Menschheit
weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit
nur durch die Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr
gut. Ein Gnom ist nur wahrnehmbar für den, der auf dem astralen
Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen manchmal ein solches
astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind
in unserer Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der
Naturforscher heute Naturgesetze nennt, das sind die Gedanken von
Wesenheiten, die auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper
auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem
Naturgesetz steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines
Wesens, das auf dem Astralplan seinen Körper hat. Die Naturkräfte
sind schaffende Wesenheiten und die Naturgesetze sind ihre Gedanken.
 
[[Datei:GA93a_218.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 93a, S 218]]
 
" {{Lit|{{G|93a|218}}}}
</div>
 
== Literatur ==


* [[Arthur Stanley Eddington]]: ''Die Wissenschaft und das Unsichtbare: Die Grundlagen eines Neuen Denkens'', Crotona Verlag  2015, ISBN 978-3861910664, eBook {{ASIN|B01HI8IIG4}}
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* {{DNB-Portal|118611135}}
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* [http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/research/alfred-schuetz-werkausgabe Editionsprojekt der Alfred Schütz Werkausgabe] an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]], 5. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1980, ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}
* [http://www.uvk.de/asw/index.html Alfred Schütz Werkausgabe (UVK)]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
* [http://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/schutz/41bib.htm Bibliografie von Alfred Schütz] an der [[Karl-Franzens-Universität Graz]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1 {{Schriften|010}}
* [http://cms.uni-konstanz.de/soz-archiv/aktuelles/ Alfred-Schütz-Gedächtnis–Archiv] im Sozialwissenschaftlichen Archiv Konstanz der [[Universität Konstanz]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung'', [[GA 52]] (1986), ISBN 3-7274-0520-1 {{Vorträge|052}}
* Alfred Schütz im [http://koloss3.mykowi.net/index.php?option=com_content&view=article&id=9&Itemid=10 kommunikationswissenschaftlichen Lern-Online-Software-System (KOLOSS)] auf [http://www.mykowi.net myKoWi.net] (Universität Duisburg-Essen); mit Foto
* [[Rudolf Steiner]]: ''Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie?'', [[GA 84]] (1986), ISBN 3-7274-0840-5 {{Vorträge|084}}
* [http://de.wikibooks.org/wiki/Soziologische_Klassiker/_Sch%C3%BCtz,_Alfred  wikibooks Alfred Schütz]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988), ISBN 3-7274-1192-9 {{Vorträge|119}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen'', [[GA 136]] (1996), ISBN 3-7274-1361-1 {{Vorträge|136}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Weltsilvester und Neujahrsgedanken'', [[GA 195]] (1986), ISBN 3-7274-1950-4 {{Vorträge|195}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Heilfaktoren für den sozialen Organismus'', [[GA 198]] (1984), ISBN 3-7274-1980-6 {{Vorträge|198}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet.'', [[GA 225]] (1990), ISBN 3-7274-2252-1 {{Vorträge|225}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]] {{Vorträge|343b}}


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== Einzelnachweise ==
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<references />
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[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
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Version vom 5. April 2013, 02:20 Uhr

Alfred Schütz (* 13. April 1899 in Wien; † 20. Mai 1959 in New York City) war ein aus Österreich stammender Jurist, Philosoph und Soziologe, der als Begründer der phänomenologischen Soziologie gilt und sich – ausgehend von Edmund Husserl, Henri Bergson und Max Weber – der Frage der Intersubjektivität widmete.

Biographischer Hintergrund

Alfred Schütz war als Rechtsberater für Reitler & Co. in Wien, Paris und später New York tätig und widmete sich der phänomenologischen Soziologie anfangs nur in seiner Freizeit. Schütz hatte Rechtswissenschaften, Ökonomie und Philosophie studiert und sein Denken war u. a. von der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ geprägt, die Ende des 19. Jahrhunderts von Carl Menger gegründet worden war. Die Menger-Schüler Friedrich von Wieser und Ludwig von Mises waren Lehrer Schütz’ in Wien, ebenso wie der Rechtsphilosoph Hans Kelsen und der dem Wiener Kreis nahestehende Felix Kaufmann. Auch seine Freunde Fritz Machlup und Erich Vögelin (in den USA: Eric Voegelin) übten intellektuellen Einfluss auf Schütz aus, letzterer regte ihn zu der Lektüre von Henri Bergson, einem bedeutenden Vertreter der Lebensphilosophie des 19. Jahrhunderts, und von Edmund Husserl, dem Begründer der Phänomenologie, an. 1932 erschien Schütz’ erste und zu Lebzeiten einzige Monographie Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie (1932), die die Sozialwissenschaften nachhaltig beeinflusst hat. In den Jahren 1938–1939 emigrierte Schütz über Frankreich in die USA. Durch die Freundschaft mit Aron Gurwitsch, einem aus Litauen stammenden Philosophen, den Schütz in Paris kennenlernte, intensivierte sich seine Beschäftigung mit Husserls Phänomenologie.

Der Begriff Phänomenologie wurde von Edmund Husserl geprägt und beschreibt jene Dinge, die uns als Phänomene gegeben sind („Ich bin, alles Nicht-Ich ist bloß Phänomen“). Husserl hatte den Versuch unternommen, neuropsychologische Erkenntnisse auszuschließen, da der Sinn seiner Meinung nach auf einer Ebene liegt, die nicht zugänglich ist. Damit der wahre Wesensgehalt einer Sache erkannt werden könne, müssten wir eine (phänomenologische) Reduktion vornehmen, die uns einen neutralen Blick auf die Dinge des Lebens erlaube (siehe dazu auch „Lebenswelt“). Auch war für Husserl das Denken selbst nicht existent, da wir stets nur von etwas „denken“ könnten. Schütz knüpfte an die Phänomenologie Husserls und dessen Vorstellung der Lebenswelt als intersubjektiv sinnvoller Welt an. Vor diesem Hintergrund fragte er nach den Prozessen der sozialen Konstitution von Sinn. In Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt versuchte Schütz die „Verstehende Soziologie“ Max Webers phänomenologisch zu fundieren. Ausgehend von Husserls Philosophie der Lebenswelt konzipierte Schütz eine Soziologie des Alltags.

Im amerikanischen Exil fand Schütz nur schwer Anschluss an die wissenschaftliche Gemeinschaft, die zu dieser Zeit von Talcott Parsons und dessen Strukturfunktionalismus dominiert war. Der Austausch zwischen Schütz und Parsons, den ihr Briefwechsel dokumentiert, scheiterte schließlich. Schütz fand auf andere Weise Zugang zur amerikanischen Sozialwissenschaft; einerseits wurde er Vorstandsmitglied der International Society of Phenomenology und 1941 Mitherausgeber der von Marvin Farber gegründeten Zeitschrift Philosophy and Phenomenological Research, andererseits begann er 1943 an der New School for Social Research in New York zu lehren. Diese außergewöhnliche Hochschule hatte sich zum Ziel gesetzt, europäisch-stämmige, in die USA emigrierte Sozialwissenschaftler zu unterstützen. 1952 wurde Schütz zum Full Professor an der New School berufen. Er starb sieben Jahre später, 1959. Sein geplantes und bereits begonnenes Hauptwerk Strukturen der Lebenswelt wurde posthum von seinem Schüler Thomas Luckmann vollendet. Ebenso erschien ein Großteil seiner Artikel erst posthum, gesammelt in Collected Papers I-III (1962, 1964, 1966), (deutsch: Gesammelte Schriften I-III, 1971).

Im Folgenden soll die theoretische Position dargestellt werden, die Schütz in Der sinnhaften Aufbau der sozialen Welt (1932), in Reflections on the Problem of Relevance (1970) (deutsch: Das Problem der Relevanz 1971) und in den Aufsätzen entwickelt hat, die sich in den Collected Papers I-III (1962, 1964, 1966) bzw. Gesammelten Aufsätzen I-III (1971) finden.

Die phänomenologische Begründung der Soziologie

In seiner Bemühung, eine philosophische Grundlegung der Sozialwissenschaften und dabei insbesondere der Soziologie zu erarbeiten, folgt Alfred Schütz dem Vorhaben Max Webers, Soziologie als strenge Wissenschaft auf handlungstheoretischer Basis zu begründen. Schütz kritisiert dabei an Weber, dass dieser zwar die Werkzeuge zum Verstehen des sozialen Sinns von Handlungen geschaffen hat, eine philosophische Begründung des Sinnverstehens aber unterlässt. Für Weber besteht soziales Handeln in der Verknüpfung von Verhalten und subjektivem Sinn. In seiner „Verstehenden Soziologie“ geht es vor allem darum, zu klären, wie ein wissenschaftlicher Beobachter den subjektiven Sinn, den ein Akteur mit seinem Handeln verbindet, erfassen kann. Er bestreitet dabei, dass dieser Sinn dem Akteur selbst unverfälschter oder zuverlässiger zugänglich ist als dem wissenschaftlichen Beobachter. Schütz setzt hingegen beim Handelnden selbst an und fragt nach der Konstitution subjektiven Sinns, d. h. wie der Akteur selbst Sinn erzeugt und erfährt. Dem wissenschaftlichen Beobachter ist der subjektive Sinn einer Handlung, wie ihn der Handelnde selbst erfährt, nicht zugänglich und sein Verständnis kann nie identisch mit dem des Akteurs sein.

Dieses Problem des Fremdverstehens betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen Wissenschaftler und handelndem Subjekt. Wenn der Sinn einer Handlung nämlich nur demjenigen verständlich ist, der sie ausführt, nicht aber dem jeweils „Anderen“, stellt sich die Frage, wie unsere alltägliche Kommunikation als funktionierend empfunden werden kann. Wie ist gesellschaftliches Zusammenleben möglich, ohne den subjektiven Sinn zu kennen, den Andere mit ihren Handlungen verbinden? Schütz zufolge greifen Akteure im Alltag auf bestimmte Methoden zurück, die es ihnen ermöglichen, von einem intersubjektiv geteilten Sinn auszugehen. Er untersucht die Bedingungen und Prinzipien, die diese Erzeugung von intersubjektivem Sinn leiten.

Soziale Handlung, Sinn und Subjektivität

Vorerst geht die Analyse Schütz’ aber vom Ego, dem Erleben des einsamen Ichs aus. Bergson folgend, ergibt sich für Schütz sinnhaftes Handeln erst in der Reflexion des Ichs auf bereits vergangene Erlebnisse. Während des Vollzugs einer Handlung, also während des Handelns selbst, kann ihr vom Akteur kein Sinn beigelegt werden. Erst durch den Rückgriff auf den Entwurf oder Plan, der zu der Handlung führte, kann diese einen subjektiven Sinn entfalten. „Nur das Erlebte ist sinnvoll, nicht aber das Erleben“ (Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: S. 49). Schütz unterscheidet strikt zwischen dem Handeln als Tätigkeit (lateinisch actio) und der Handlung als gedanklichen Entwurf (actum), wobei das Handeln das Sinnhafte in der Handlung (im „Handlungsentwurf“) findet. Diese Trennung zwischen Handeln und Handlung hebt Schütz’ Zugangsweise von der Webers ab, an dieser kritisiert Schütz:

Weber macht zwischen Handeln als Ablauf und vollzogener Handlung, zwischen dem Sinn des Erzeugens und dem Sinn des Erzeugnisses, zwischen dem Sinn eigenen und fremden Handelns, bzw. eigener und fremder Erlebnisse, zwischen Selbstverstehen und Fremdverstehen keinen Unterschied. Er fragt nicht nach der besonderen Konstitutionsweise des Sinnes für den Handelnden, nicht nach den Modifikationen, die dieser Sinn für den Partner in der Sozialwelt oder für den außenstehenden Beobachter erfährt, nicht nach dem eigenartigen Fundierungszusammenhang zwischen Eigenpsychischem und Fremdpsychischem, dessen Aufklärung für eine präzise Erfassung des Phänomens ‚Fremdverstehen‘ unerläßlich ist“ (Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: S. 5).

In der Auseinandersetzung mit Webers Sinnbegriff stellt Schütz fünf Sinnschichten dar. Auf der Ebene der ersten Schicht ist Sinn unabhängig von einem konkreten Anderen, er wird vielmehr Dingen der Umwelt zugeschrieben (z. B. eine Tür lässt sich öffnen). Der zweite Sinnbegriff richtet sich auf die Existenz eines Anderen (z. B. weil jemand klopft, öffne ich die Tür), während der dritte schon das Verhalten des Anderen antizipiert (ich öffne die Tür und grüße). In der vierten Sinnschicht kommt es zu einer wechselseitigen Verhaltensorientierung, in der sich die Handlungen des Akteurs an dem erwarteten Verhalten des Anderen orientieren (ich überlege, ob ich ihn empfangen soll oder nicht). Aus diesen vier Schichten ergibt sich ein konstitutiver Sinnzusammenhang für den Handelnden selbst, d. h. für sein eigenes Verständnis der Handlung. Davon unterscheidet Schütz aber die fünfte Sinnstufe, die der Sinndeutung durch Andere. Die Aufgabe der Soziologen als möglicher „Anderer“ ist es, diese vierschichtige Sinnkonstitution des Handelnden zu verstehen.

Zusammenfassend lässt sich Schütz' Ansatz als eine Theorie der sozialen Handlung, nicht des sozialen Handelns bezeichnen. Über die Beschränkung auf abgeschlossene Handlungen hinaus, geht Schütz auch nur auf jene Bewusstseinserlebnisse ein, die auf ein alter ego (d. h. anderes Ich) bezogen sind, womit er den Anderen als ein Bewusstsein habendes Wesen meint, nicht nur den bloßen Leib. Ein wesentliches Element der Handlung, zu dessen Berücksichtigung Schütz durch die Theorien William James angeregt wurde, stellt der Wille zu ihrer Ausführung, der Entschluss, den Handlungsentwurf umzusetzen, dar.

Die Differenz zwischen den Perspektiven von ego und alter ist von grundlegender Bedeutung für Schütz und wird auch an seinem Konzept des Motivs deutlich. In seiner Konstitutionsanalyse, in der er nicht die Dinge analysiert, also das Soziale an sich, sondern wie diese auf uns wirken und wie sie von uns wahrgenommen werden, trifft er die Unterscheidung zwischen „Um-zu“-Motiven und „Weil“-Motiven. Dabei bilden erstere den Handlungsentwurf, der auf die zukünftige Realisierung der Handlung gerichtet ist, während letztere die (in der biographischen Vergangenheit des Handelnden liegenden) Gründe für dessen Entstehung angeben. Beispiel für ein „Um-zu“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, um an das Geld des Opfers zu kommen. Zuerst findet der Handlungsentwurf statt, danach erfolgt das eigentliche Handeln – hier wird beschrieben, wie es zum Handeln kommt. Beispiel für ein „Weil“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, weil er aus schlechten Verhältnissen stammte. In diesem Motiv wird dargestellt, wie es zum Handlungsentwurf kommt. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine personale (subjektive) Idealtypus-Konstruktion, die durch den Vergleich mit alltäglichen sozialweltlichen Situationselementen das Verstehen von Handeln ermöglicht (und sei es durch Post-hoc-Erklärungen). Der hier erwähnte Idealtypus ist als Messeinheit zu sehen, nicht aber als ein Wert, den es anzustreben gilt. Bei der Frage nach dem Motiv einer Handlung ist die Perspektive maßgeblich: Das Um-zu-Motiv stellt den Sinn der Handlung dar, wie er vom Handelnden selbst unmittelbar verstanden wird. Der Beobachter muss danach fragen, was der Akteur beabsichtigt, welchen Sinn er selbst seiner Handlung gibt, um das Um-zu-Motiv zu erschließen. Bezüglich des Weil-Motivs befinden sich Beobachter und Handelnder in einer ähnlichen Situation. Da die Hintergründe für die Entstehung des Handlungsentwurfs in der Vergangenheit liegen und mit der Handlung nicht unmittelbar zu tun haben, muss sich auch der Handelnde zu sich selbst als Beobachter verhalten, um seine Weil-Motive zu erforschen. Er hat keinen privilegierten Zugang zu ihnen.

Lebenswelt und Soziologie des Alltags

Der von Husserl stammende Begriff der Lebenswelt, die Schütz als „Gesamtzusammenhang der Lebenssphäre“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 284) begreift, meint die intersubjektiv sinnhafte Welt, an der Menschen durch ihre alltäglichen Handlungen, durch ihre natürliche (d. h. vorwissenschaftliche) Erfahrung teilhaben. In den frühen 40er Jahren vollzieht sich im Werk Schütz’ eine Wende zur Soziologie des Alltags, die auf ebendieser lebensweltlichen Fassung beruht. Grund für Schütz’ Distanzierung von der phänomenologischen Reduktion und für seine Hinwendung zu Phänomenen der Lebenswelt und zu der mundanen Intersubjektivität, ist seine Enttäuschung über Husserls Fünfte Cartesianische Meditation. In ihr findet Schütz nicht die erhoffte Lösung des Intersubjektivitätsproblems; seiner Meinung nach gelingt es Husserl nicht, „die Intersubjektivität alles Erkennens und Denkens transzendental abzuleiten“, wie es Schütz noch im Sinnhaften Aufbau erwartet hatte (Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: S. 30). Er wendet sich stattdessen im Zusammenhang mit der Möglichkeit von Intersubjektivität Max Scheler zu. Dessen Annahme, dass die Erfahrung der Gemeinschaft, des Wir, jeder Erfahrung vom Ich vorausgeht und diese fundiert, belegt für Schütz die Wichtigkeit der alltagsweltlichen Phänomene. Der Sozialität als lebensweltlichem Sachverhalt, nicht als phänomenologisch-transzendentalem, gilt folglich Schütz’ Interesse. Die Soziologie habe sich als eine Soziologie des Alltags der Erforschung der mundanen Intersubjektivität zu widmen, insbesondere solle sie die „invarianten eigenwesentlichen Strukturen[…] einer Gemeinschaft“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 138) untersuchen. Dieses Ziel Schütz’ drückt sich auch im Titel seines von Thomas Luckmann fertiggestellten Hauptwerkes Strukturen der Lebenswelt aus.

Geprägt ist die Struktur der Lebenswelt durch die „natürliche Einstellung“, die dem Menschen die Existenz seiner alltäglichen Welt, die Erfahrungen, die er in ihr macht, und die Bedeutungen, die die Dinge in ihr haben, natürlich und unhinterfragbar erscheinen lassen. Als Ganzes kann diese Lebenswelt nicht in Zweifel gezogen werden, höchstens einzelne Aspekte sind hinterfragbar. Der Mensch orientiert sich in ihr, indem er pragmatischen Maximen folgt und Handlungsroutinen etabliert. Ihre Stabilität bezieht die Lebenswelt folglich auch aus der Zuversicht des Handelnden, dass sich Erlebnisse und Situationen gleichförmig gestalten und er selbst, auf seine Erfahrungen aufbauend, auch in Zukunft bestimmte Fähigkeiten einsetzen und Handlungen ausführen kann, die sich schon in der Vergangenheit bewährt haben.

Die Lebenswelt ist immer schon eine soziale Welt, die dem Einzelnen vorausgeht und von früheren Generationen erfahren und interpretiert wurde. In dem Sinne, dass sie mit anderen Menschen geteilt und gemeinsam gedeutet und kommuniziert wird, ist sie eine intersubjektive Welt und alles Wissen von und in ihr ist intersubjektiv. Der Wissensvorrat, auf den ein Mensch zurückgreift ist nur zu einem sehr geringen Teil persönlicher Natur; ein Großteil des Wissens ist sozial abgeleitet, indem es gesellschaftlich entwickelt und weitergegeben wird. Wissen ist in der Auffassung Schütz die Summe aller Fertigkeiten, Erwartungen und Überzeugungen, aller Wahrnehmungsmuster und Handlungsrezepte, unabhängig ob sie im wissenschaftlichen Sinne als wahr gelten würden, sofern sie von einer gesellschaftlichen Gruppe als Wissen angesehen werden.

In seinem Aufsatz On Multiple Realities (1945), von William James deutlich beeinflusst, manifestiert sich Schütz’ Interesse an der Lebenswelt und deren Sinnzusammenhang, der sich in alltäglichen Sozialbeziehungen herausbildet, als eine Untersuchung von Merkmalen wie Bewusstseinsspannung und Aufmerksamkeitsstruktur, Relevanzsystem und kognitiven Stil. Er entwickelt die Theorie, dass es innerhalb der menschlichen Erfahrung vielfältige Sinnprovinzen (wie z. B. die Alltagswelt, die Welt des Traumes, des Spiels, der Wissenschaft, der Religion, der Kunst usw.) gibt, an denen der Mensch teilhaben kann. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Welt des Alltag ein, die als „paramount reality“ den „Archetyp unserer Erfahrung der Wirklichkeit“ darstellt (Gesammelte Aufsätze I: S. 267). Diese privilegierte Position der Alltagswelt und des alltäglichen Wissens beeinflusst auch Schütz’ Konzeption der Beziehung zwischen Wissenschaft und Alltag. Die Welt des Alltags unterscheidet sich von anderen Sinnprovinzen durch den spezifischen kognitiven Stil, wie die Wirklichkeit erlebt wird. Beispielsweise hebt sich das Erleben im Alltag bezüglich der Bewusstseinsspannung durch den Zustand der Wachheit, durch die völlige Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit von der Welt des Traumes ab, in der keinerlei Interesse an der Realität besteht. Des Weiteren zeichnet sich die Welt des Alltags dadurch aus, dass an ihr nicht gezweifelt wird und sich die Menschen in ihr als Handelnde erfahren, während der Träumer weder handelt noch auf äußere Sachverhalte einwirken kann. Ein wesentliches Merkmal der Alltagswelt ist ihre Sozialität; alltägliche Erfahrung ist grundlegend auf Kommunikation und soziales Handeln ausgerichtet. Und schließlich stellen auch die spezifische Selbsterfahrung und Zeitperspektive Merkmale dar, die die Welt des Alltags von anderen Sinnbereichen und Formen der Welterfahrung unterscheidet. In The Stranger: An Essay in Social Psychology (1944) und The Homecomer (1945) beschäftigt sich Schütz eingehender mit den Problemen, vor allem mit der Infragestellung der Identität des Menschen, die der Übergang von einer Sinnprovinz in eine andere nach sich ziehen kann.

Wie die Struktur unserer Erfahrung von der jeweiligen Sinnprovinz abhängt, ist auch die alltägliche Sozialwelt nach der Art unterteilbar, in der das Handeln der Anderen dem Akteur zugänglich ist. Schütz unterscheidet zwischen sozialer Umwelt, Mitwelt und Vorwelt und beschreibt die verschiedenen Ausprägungen, die das Problem intersubjektiven Verstehens in den jeweiligen sozialen Sphären annimmt. Face-to-face-Interaktionen vollziehen sich in der sozialen Umwelt; diese zeichnet sich folglich durch die unmittelbare Präsenz alters für das ego an einem gemeinsamen Ort aus und ermöglicht eine direkte reziproke Reaktion auf Gesagtes und soziale Handlungen. Das Gelingen intersubjektiven Verstehens ist bei dieser Art des sozialen Kontaktes am wahrscheinlichsten, da sich die Interaktionspartner wechselseitig versichern können, ob ihre Deutungsschemata, ihre Sichtweisen der „Welt“ übereinstimmen und die Möglichkeit der kommunikativen Rückkopplung gegeben ist. Die soziale Mitwelt grenzt an den engen Kern der Umwelt und stellt alle Akteure dar, die für das ego prinzipiell erreichbar sind, weil sie zur gleichen Zeit leben, sich aber nicht am gleichen Ort aufhalten. Wissen über den Anderen, seine Motive und Sinnzusammenhänge kann nicht unmittelbar erworben werden. Ego muss sich an typisierten Erwartungen und Motiven orientieren, die oft starken sozialen Standardisierungen und Normierungen unterworfen sind (z. B. formale Anreden in Briefen an Unbekannte). Die soziale Vorwelt ist weder unmittelbar noch mittelbar für den Akteur zu erreichen, da sie nicht seiner Gegenwart angehören. Er kann keinerlei Kontakt aufnehmen und ist auf eine einseitige Interpretation angewiesen. Dementsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit intersubjektiven Verstehens.

Typik und Relevanz

Die Hindernisse, die intersubjektivem Verstehen, zumindest einem vollständigen Verstehen, entgegenstehen, differieren abhängig von der sozialen Sphäre. Wie ist Fremdverstehen dann aber überhaupt denkbar? Schütz’ Generalthese der Existenz des alter ego darf als grundlegende Voraussetzung dafür gelten, denn nur wenn davon ausgegangen wird, dass der Andere wirklich und prinzipiell gleichartig ist, besteht die Möglichkeit zu Intersubjektivität. Der spezifische Sinn, den der Andere als ein in gleicher Weise bewusstes, denkendes und erinnerndes Wesen seinen Handlungen zugrunde legt, ist erschließbar, indem das Ich die eigenen Bewusstseinsleistungen und Sinnkonstitutionen untersucht. Um die Sichtweise alters einzunehmen muss ego also von der Annahme ausgehen, dass auch der Andere Interpretationsschemata verwendet, Handlungsmotive verfolgt und strukturidentische Gedankenströme besitzt, wenngleich diese von denen egos in ihrer spezifischen Ausgestaltung abweichen. Neben dem Vertrauen darauf, dass der Andere auf ähnliche Weise Wissen über die Welt generiert, ist das Handeln im Alltag im weiteren von der zumeist unbewussten Annahme geleitet, dass die Verschiedenartigkeit unseres Wissens über die Welt darauf beruht, dass der Andere aufgrund seiner biographischen Situation und seiner Position im Raum eine Perspektive einnimmt, die sich von der egos unterscheidet. Auch wenn sich die Differenz der Perspektiven nie vollständig aufheben lässt, kann sie doch für spezifische Interaktionssituationen neutralisiert werden. Dazu bedient sich der Mensch laut Schütz der Generalthese der Reziprozität der Perspektiven, die auf zwei Idealisierungen beruht, nämlich der Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte und der Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme.

Auf der Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte gründet sich die Sicherheit, dass ich das gleiche wahrnehmen würde wie mein Gegenüber, wäre ich an seiner Stelle und dass ich die Dinge in gleicher Perspektive, Distanz und Reichweite erfahren würde wie er. Darüber hinaus erwarte ich von ihm, dass er die gleiche Idealisierung vollzieht. Die Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme leugnet nicht, dass ich abhängig von meiner biographisch bestimmten Situation spezifische Interessen und Ziele habe und potentiell andere Dinge als relevant empfinde als mein Gesprächspartner, sie besagt vielmehr, dass beim Versuch einer Verständigung diese Unterschiede der Relevanzsysteme unbeachtet bleiben können. Für den momentanen Zweck, den der Andere und ich verfolgen, sind sie irrelevant. Vollziehen die Gesprächspartner diese Idealisierung wechselseitig ergibt sich im Alltag zumeist zwar keine vollständige – weil diese unmöglich ist –, aber eine für die Kommunikation ausreichende Übereinstimmung der Relevanzsysteme.

Um Schütz’ Herangehensweise an die Lösung des Intersubjektivitätsproblems nachzuvollziehen, ist es nötig, die Begriffe Typik und Relevanz zu erläutern. Unter Typik versteht Schütz jenes Phänomen der Alltagswelt, das uns Personen (und Gegenstände) nur in sehr spezifischen Situationen als konkret und einzigartig erfahren lässt, in den meisten Fällen greifen wir hingegen auf ein Verständnis anderer Akteure als typische Vertreter einer sozialen Rolle zurück. Aufgrund der sprachlichen Vermittlung einer Welt bereits etablierter Typisierungen, in die wir hineingeboren werden, lernen wir Hunde, Freunde usw. stets schon als typische Hunde, typische Freunde usw. kennen. Typisierungen blenden also das Besondere einer Person (oder eines Gegenstandes), die Vielfalt ihrer Persönlichkeit aus, indem sie auf Vorerfahrungen verweisen. Durch diese Abstraktion erleichtern sie uns Verständigungsprozesse. Wir müssen in Interaktionen nicht „von Null“ anfangen, sondern können uns darauf verlassen, dass die typisierte Wahrnehmung des Anderen und das Unterstellen typischer Motive und Sinnstrukturen ausreicht, um vor dem praktischen Hintergrund der Situation eine Verständigung zu erzielen. In diesem Sinne sind sowohl ego wie alter Träger sozialer Rollen, die sich als Bündel typischer Motive und Handlungsmuster darstellen. Typisierungen werden dabei wechselseitig von den Gesprächspartnern verwendet und antizipiert.

Konstruiere ich den anderen als nur partielles Selbst, als Darsteller typischer Rollen oder Funktionen, so findet dies eine Entsprechung im Prozeß der Selbsttypisierung, der einsetzt, sobald ich mit dem Anderen in soziale Wirkensbeziehungen eintrete. Ich nehme an einer solchen Beziehung auch nicht als ganze Persönlichkeit, sondern nur mit bestimmten Persönlichkeitsschichten teil. Indem ich die Rolle des Anderen definiere, nehme ich selbst eine Rolle an“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 21). Um das mit einem Beispiel zu illustrieren: Betrete ich einen Supermarkt und frage dort einen Angestellten, in welchen Regal französischer Rotwein zu finden ist, lege ich nicht nur seine Rolle als typischer Supermarkt-Angestellter fest, der mir die gewünschte Auskunft – mehr oder weniger freundlich – erteilen wird, sondern auch meine als typischer Käufer. Für das Gelingen der Kommunikation spielt es weder eine Rolle, warum ich französischen Rotwein und nicht Weißwein kaufen will und warum gerade in diesem Supermarkt, noch warum er für diesen Supermarkt arbeitet o.ä.

Obwohl die alltäglichen Typisierungen auf einem persönlichen, wenn auch gesellschaftlich beeinflussten Relevanzsystem beruhen, wird ihm selbst kaum Beachtung geschenkt. Relevanz ist vor allem dann feststellbar, wenn alltägliche Typisierungen zu einem Problem werden. In seinem Aufsatz Strukturen der Lebenswelt (Gesammelte Aufsätze III: S. 154) umreißt Schütz sein Forschungsinteresse hinsichtlich des Problems der Relevanz anhand dreier Fragen: „Wie kommt es überhaupt zur Stellung eines Problems, nämlich dazu, daß uns das fraglich gewordene auch des Fragens würdig erscheint? Was ist für die Lösung eines Problems relevant? Wann erscheint es uns als für unsere Zwecke ‚hinreichend‘ gelöst, so daß wir weitere Untersuchungen abbrechen?

Schütz unterscheidet drei Problemdimensionen. Die thematische Relevanz ist als Aufmerksamkeit oder Interesse für einen bestimmten Ausschnitt der Wirklichkeit gekennzeichnet; dieser Gegenstand wird für mich zum Thema. Vor dem Hintergrund meiner typischen Erfahrungen kann das Problem Auslegungs- oder Interpretationsrelevanz erfahren, wenn ich nämlich aus dem mir zur Verfügung stehenden Wissensvorrat bestimmte Typisierungen und Interpretationsschemata zur Lösung des Problems auswähle. Von motivationaler Relevanz spricht Schütz schließlich, wenn die Handlungsentwürfe, das System von Um-zu- und Weil-Motiven problematisiert werden. Soziales Handeln im Alltag ist in den Relevanzstrukturen begründet. Da es durch wechselseitige Motivverkettung zu intersubjektiven Verstehen führen soll, ist soziales Handeln laut Schütz im Wesentlichen als Problemlösungssituation einer Face-to-face-Interaktion gekennzeichnet. Aus solchen konkreten „Wir-Beziehungen“ leitet sich jede Typik ab.

Die fundamentale Erfahrung des „Wir“ in der Unmittelbarkeit einer Face-to-face-Interaktion begründet die Fähigkeit zu intersubjektiven Verstehen. Da sich jede Typik aus einer konkreten „Wir-Beziehung“ ableitet, ist das auch für das typische Verstehen der Fall. Diese Typik bestimmt das mittelbare Erleben von mitweltlichen, d. h. abwesenden Anderen. Aber auch die Unmittelbarkeit einer umweltlichen Beziehung weist einen Bezug zu anderen Alltagswelten, zur Mitwelt und Vorwelt auf; und dieser Bezug hat eine Typik, er verweist auf Akte eines mittelbaren Erlebens, und damit auf Abgeleitetes, Appräsentes (d. h. nicht wahrgenommenes „Mitbewusstes“, das assoziativ mit einem präsenten Gegenstand o. ä. verbunden ist, z. B. appräsentiert der Leib alters seine Innerlichkeit, die für ego nicht unmittelbar gegeben ist). Indem Schütz auch in der unmittelbaren Präsenz, die die „Wir-Beziehung“ kennzeichnet, eine Verbindung zu den appräsenten Momenten anderer Sinnprovinzen feststellt, schafft er eine Theorie situativer Transzendenz. Der Alltag, konkrete Interaktionssituationen und umweltliche Beziehungen werden durch die Typik transzendiert und mit sozial, historisch, mythisch oder wissenschaftlich Appräsenten in Beziehung gesetzt.

Wissenschaft und Alltagswelt

Aus den bisherigen Ausführungen ist hervorgegangen, dass Schütz die Wissenschaft als eine Sinnprovinz auffasst, die keineswegs über die des alltäglichen Lebens zu stellen ist. Diese Einordnung der Wissenschaft als einen Sinnbereich unter vielen, von denen nur die Alltagswelt der Beschreibung als „paramount reality“, als ausgezeichnete Wirklichkeit gerecht wird, stellt eine besondere Leistung des Schütz’schen Werkes dar. Hinsichtlich wissenschaftlicher Theorien trennt er strikt zwischen ihrem Entstehungs- und ihrem Verwendungszusammenhang und sieht ihren Zweck nicht in einem konkreten Verwertungsinteresse. „Die Bildung wissenschaftlicher Theorie [...] dient keinem praktischen Zweck. Ihr Ziel ist es nicht, die Welt zu beherrschen, sondern sie zu beobachten und sie nach Möglichkeit zu verstehen“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 282). Für eine handlungsverstehende Soziologie gilt, die Prozesse der Sinnkonstitution und –interpretation der lebensweltlichen Akteure nachzuvollziehen. Damit unterscheiden sich die Sozialwissenschaften wesentlich von den Naturwissenschaften, deren Objektbereich keine bewusste Selbstdefinition und Deutung für sich beansprucht. „Das Beobachtungsfeld des Sozialwissenschaftlers, also die soziale Wirklichkeit, hat dagegen eine besondere Bedeutung und Relevanzstruktur für die in ihr lebenden, handelnden und denkenden menschlichen Wesen. Sie haben diese Welt, in der sie die Wirklichkeit ihres täglichen Lebens erfahren, in einer Folge von Konstruktionen des Alltagsverstandes bereits vorher ausgesucht und interpretiert“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 68). Der Sozialwissenschaftler kann die Tatsache, dass Menschen ein Selbstverständnis ihrer subjektiv sinnhaften Handlungen entwickeln, nicht ignorieren, vielmehr muss er auf diesen Interpretationen und Konstruktionen aufbauen. „Daher sind die Konstruktionen der Sozialwissenschaften sozusagen Konstruktionen zweiten Grades, das heißt Konstruktionen von Konstruktionen jener Handelnden im Sozialfeld, deren Verhalten der Sozialwissenschaftler beobachten und erklären muß [...]“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 68).

Schütz betont damit den – in ihrer spezifischen Art der Welterfassung begründeten – konstruktiven Charakter der Sozialwissenschaften. Er formuliert Anforderungen, denen die Wissenschaft in ihrer Bemühung Wirklichkeit in modellhafter und idealtypischer Weise verstehend nachzuzeichnen, gerecht werden muss. Das Postulat der logischen Konsistenz fordert, dass die vom Wissenschaftler konstruierten Typisierungen und Idealtypen mit Grundsätzen der formalen Logik vereinbar sind und ihre Formulierung möglichst klar und deutlich ist. Das Postulat der Rationalität soll die potentielle Verifizierung wissenschaftlicher Annahmen und die Konstruktion eines validen Modells sozialer Wirklichkeit sicherstellen. Dem Postulat der subjektiven Auslegung entsprechend, müssen die wissenschaftlichen Idealtypen auf den subjektiven Sinn, den sie in der Lebenswelt entfalten, rückführbar sein. Und schließlich sollen die Begriffe, denen sich der Wissenschaftler bedient, dem Postulat der Adäquanz folgend, auch für den alltagsweltlichen Akteur selbst verstehbar und vernünftig sein.

Bedeutung des Schütz’schen Werkes für die Sozialwissenschaften

Gleichwohl sich das Werk von Schütz hervorragend für philosophisch orientiertes Arbeiten eignet, blieben doch Möglichkeiten für empirisch forschende Ansätze nur schwach ausgebildet. Das änderte sich erst mit Harold Garfinkels Ethnomethodologie, die das Schütz'sche Werk als theoretische Vorarbeit nutzt.

Dass es einige Zeit in Anspruch nahm, bis Schütz’ phänomenologischer Ansatz in den Sozialwissenschaften rezipiert wurde, mag vielerlei Gründe haben. Schließlich war er lange gezwungen, seiner theoretischen Arbeit nur in den Nächten und Urlauben, außerhalb seiner Tätigkeit als Bankier, nachzugehen. Als er fast vierzigjährig emigrieren musste, war sein auf Deutsch erschienenes Erstlingswerk Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt in den USA kaum bekannt. Dort wurde das akademische Leben einerseits von der Idee spezifisch empirischer Forschung, vertreten von Robert K. Merton und Paul Lazarsfeld (Columbia University), dominiert, andererseits hatte Talcott Parsons (Harvard University) Strukturfunktionalismus enormen Einfluss auf die amerikanische Soziologie. Die positivistisch-quantitative Forschungsweise des department of sociology der Columbia University unterschied sich stark von der humanistischen Orientierung der New School, an der Schütz lehrte, und setzte sich im wissenschaftlichen Klima der 1950er Jahre, das angewandter Soziologie den Vorzug gab, durch. Eine Annäherung der theoretischen Positionen Schütz’ und Parsons schlug fehl, wie ihr Briefwechsel dokumentiert. Darüber hinaus waren viele von Schütz’ Artikeln, oft in philosophischen Fachzeitschriften veröffentlicht, der Allgemeinheit nur schwer zugänglich.

So ist es kaum verwunderlich, dass Schütz zu Lebenszeiten in akademischen Kreisen kaum wahrgenommen wurde. Umso bedeutsamer war aber sein Einfluss auf Sozialwissenschaftler, die bei Schütz an der New School studierten. Maurice Natanson befasste sich vor dem Hintergrund der existentialistischen Tradition mit einer philosophischen Grundlegung der Rollentheorie, während sich Richard Zaner der Frage der Intersubjektivität und der Relevanz widmete. Schütz übte starken Einfluss auf den Soziologen Helmut Wagner aus, der die Richtung und Inhalte seiner Forschungstätigkeit über seine Schütz-Anhängerschaft definierte. Zwei andere Studenten Schütz’, die es zu großer Bekanntheit gebracht haben, sind Peter L. Berger und Thomas Luckmann. Vor allem in ihrem gemeinsamen Werk Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit führten sie die Gedanken ihres Lehrers weiter und trugen wesentlich zur Verbreitung von ihm angeregter Überlegungen bei. Sie brachten eine sozial-konstruktivistische, wissenssoziologische Theorie zur Entfaltung, die sich auf Schütz beruft, aber wesentlich über ihn hinausgeht. Über Berger und Luckmann fanden auf Schütz zurückgehende theoretische Annahmen auch Einzug in die Organisationstheorie, insbesondere in die Grundannahmen des Neoinstitutionalismus.

Die stärkste Modifikation haben Schütz’ Gedanken in ihrer Beeinflussung Harold Garfinkels erfahren, der als der Begründer der Ethnomethodologie gilt. In seinen frühen Untersuchungen benutzte Garfinkel Schütz theoretische Einsichten in der Absicht, Parsons Annahmen zur sozialen Ordnung empirisch zu überprüfen. Er kam schließlich zu der Ansicht, dass Parsons hinsichtlich einer gesellschaftlich geteilten Kultur und der Zweckrationalität als bestimmend für gelingende Interaktion irrt. Garfinkel wendete sich der Untersuchung der Methoden zu, die Alltagsakteure verwenden, um ihr Wissen und ihre Auffassungen zu kommunizieren. Rationalität, Sinn und gelingende Verständigung stellen als Ergebnis sozialen Handelns die Leistung von Akteuren dar. Wenn auch nicht davon gesprochen werden kann, dass Garfinkel an Schütz’ Gedanken und Arbeit anschließt und diese fortsetzt, so wären die Anfänge der Ethnomethodologie doch undenkbar ohne die theoretische und methodische Vorarbeit von Schütz.

Schriften

Einzelausgaben

  1. Das Problem der sozialen Wirklichkeit. Mit einer Einführung von Aron Gurwitsch. 1971, ISBN 90-247-5116-0.
  2. Studien zur soziologischen Theorie. Arvid Brodersen (Hrsg.). 1972, ISBN 90-247-1498-2.
  3. Studien zur phänomenologischen Philosophie. Ilse Schütz (Hrsg.). 1971, ISBN 90-247-1169-X.
  • Das Problem der Relevanz. Hrsg. und erläutert von Richard M. Zaner. Mit einer Einleitung von Thomas Luckmann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-27971-8.
  • Zur Theorie sozialen Handelns. Ein Briefwechsel („The theory of social action. The correspondence of Alfred Schutz and Talcott Parsons“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-07802-X.
  • Theorie der Lebensformen. Frühe Manuskripte aus der Bergson-Periode (stw; Bd. 350). Herausgegeben und eingeleitet von Ilja Srubar. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07950-6.

Werkausgabe

  • Richard Grathoff, Hans-Georg Soeffner und Ilja Srubar (Hrsg.): Alfred Schütz-Werkausgabe. UVK-Verlag, Konstanz 2003 ff.

Literatur

Lexikonartikel´

Aufsätze

  • Jochen Dreher: Alfred Schutz In: George Ritzer, Jeff Stepnisky (Hrsg.): The Wiley-Blackwell Companion to Major Social Theorists, Vol. I Wiley-Blackwell, Oxford 2011, ISBN 978-1-4443-3078-6, S. 489-510.
  • Thomas S. Eberle: Schütz' Lebensweltanalyse. Soziologie oder Protosoziologie? In: Angelica Bäumer, Michael Benedikt (Hrsg.): Gelehrtenrepublik – Lebenswelt. Edmund Husserl und Alfred Schütz in der Krisis der phänomenologischen Bewegung. Passagen, Wien 1993, ISBN 3-900767-77-7, S. 293–320.
  • Martin Endreß: Alfred Schütz. Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. In: Dirk Kaesler, Ludgera Vogt (Hrsg.): Hauptwerke der Soziologie. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-39602-0, S. 371–377.
  • Martin Endreß: Alfred Schütz. In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Von Auguste Comte bis Alfred Schütz (Klassiker der Soziologie; Band 1). 5. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54749-4, S. 338–357.
  • Hubert Knoblauch: Diskurs, Kommunikation und Wissenssoziologie. In: Reiner Keller u.a. (Hrsg.): Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden. VS, Wiesbaden 2001, ISBN 3-8100-2851-7, S. 207–223.
  • Hubert Knoblauch, Thomas Luckmann: Gattungsanalysw. In: Uwe Flick u.a. (Hrsg.): Qualitative Forschung. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-55628-6, S. 538–546 (früherer Titel Handbuch qualitative Sozialforschung).
  • George Psathas: Alfred Schutz's Influence on American Sociologists and Sociology. In: Human Studies, Band 27, 2004, S. 1–35.
  • Steven Vaitkus: Phenomenology and Sociology. In: Bryan S. Turner (Hrsg.): The Blackwell Companion to Social Theory. Blackwell Publ., London 2000, ISBN 0-631-21366-X, S. 270–298.

Bücher

  • Martin Endreß: Alfred Schütz (Klassiker der Wissenssoziologie; Band 3). UVK, Konstanz 2006, ISBN 978-3-89669-547-5.
  • Richard Grathoff: Alfred Schütz. In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Von Weber bis Mannheim (Klassiker des soziologischen Denkens; Band 2). Beck, München 1978, ISBN 3-406-06457-4.
  • Richard Grathoff (Hrsg.): Briefwechsel 1939–1959. (Alfred Schütz und Aron Gurwitsch) (Übergänge; Band 4.). Fink, München 1985, ISBN 3-7705-2260-5 (mit einer Einleitung von Ludwig Landgrebe).
  • Michael Hanke: Alfred Schütz. Einführung. Passagen, Wien 2002, ISBN 3-85165-434-X.
  • Peter J. Opitz (Hrsg.): Briefwechsel über „Die neue Wissenschaft der Politik“. (Alfred Schütz mit Eric Voegelin & Leo Strauss & Aron Gurwitsch). Alber, Freiburg i. Br. 1993, ISBN 3-495-47757-8 (Alber-Reihe praktische Philosophie; 46.).
  • Wolfgang L. Schneider: Weber, Parsons, Mead, Schütz (Grundlagen der soziologischen Theorie; Band 1). VS, Wiesbaden 2002, ISBN 978-3531-15829-7.
  • Ilja Srubar: Kosmion. Die Genese der pragmatischen Lebenswelttheorie von Alfred Schütz und ihr anthropologischer Hintergrund. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-57891-X.

Siehe auch

Weblinks

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