John Ernst Worrell Keely und Alfred Schütz: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Alfred Schütz''' (* [[13. April]] [[1899]] in [[Wien]]; † [[20. Mai]] [[1959]] in [[New York City]]) war ein aus [[Österreich]] stammender Jurist, [[Philosoph]] und [[Soziologe]], der als Begründer der [[Phänomenologische Soziologie|phänomenologischen Soziologie]] gilt und sich – ausgehend von [[Edmund Husserl]], [[Henri Bergson]] und [[Max Weber]] – der Frage der [[Intersubjektivität]] widmete.  
'''John Ernst Worrell Keely''' (* [[Wikipedia:3. September|3. September]] [[Wikipedia:1837|1837]] <ref name="birthdate">Bezüglich Keelys Geburtsjahr herrscht keine Einigkeit: 1927 wird angegeben in ''Keely, John E.W.  (2010). Encyclopædia Britannica. Encyclopaedia Britannica Ultimate Reference Suite.  Chicago: Encyclopædia Britannica''; nach anderen Angaben in Zeitungen, indirekt etwa im Nachruf der [[Wikipedia:The New York Times|New York Times]] vom 19. November 1898 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9904E2D71438E433A2575AC1A9679D94699ED7CF], wonach Keely im 61. Lebensjahr gestorben war, aber auch nach späteren [[theosophisch]]en Schriften, wurde Keely erst [[Wikipedia:1837|1837]] geboren. Nach der Silberplakette auf seinem Sarg starb Keely angeblich im 63. Lebensjahr.</ref> in [[Wikipedia:Philadelphia|Philadelphia]] oder [[Wikipedia:Chester (Pennsylvania)|Chester]] <ref>auch bezüglich des genauen Geburtsorts gibt es widersprüchliche Angaben: meist wird ''Philadelphia'' als Geburtsort genannt; ''Chester'', soweit bekannt, nur im Nachruf der [[Wikipedia:The New York Times|New York Times]] vom 19. November 1898 (s.o.)</ref>, [[Wikipedia:Pennsylvania|Pennsylvania]]; † [[Wikipedia:18. November|18. November]] [[Wikipedia:1898|1898]] in [[Wikipedia:Philadelphia|Philadelphia]]) war ein [[Wikipedia:Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Wikipedia:Erfinder|Erfinder]] und entwickelte unter starker öffentlicher Beachtung eine Vielzahl von Maschinen<ref>Die Angaben schwanken von etwa 129 bis 2000 verschiedenen Modellen, wobei, soweit wir wissen, Keely keine Maschine zweimal baute, sondern seine Modelle stets kontinuierlich weiterentwickelte. Die tatsächliche Anzahl ist schwer einzuschätzen, da Keely für gewöhnlich die alten Maschinen vernichtete und als Altmetall verkaufte, sobald er ein neues Modell entworfen hatte. Nach seinem Tod verlor sich auch bald die Spur der übrig gebliebenen Maschinen. Soweit bekannt, sind heute nur mehr zwei Modelle erhalten: eine ''Hydro Vacuo Maschine'', die im [[WikipediaEN:Franklin Institute|Franklin Institute]] steht, und ein ''Disintegrator'', der im [http://www.americanprecision.org American Precision Museum] steht [http://www.americanprecision.org/task,image/id,356/option,com_easygallery/Itemid,98/].</ref> wechselnder, stets weiterentwickelter Bauweise, mit denen er erstmals [[ätherisch]]e [[Universalkräfte]] durch den musikalischen ''Zusammenklang akustischer Schwingungen'', sogenannter ''[[Sympathetische Schwingungen|sympathetischer Schwingungen]]'', technisch nutzbar gemacht haben soll, u.a. den besonders in [[okkult]]en Kreisen weithin berühmt gewordenen [[Keely-Motor]]. Viele Kritiker hielten ihn für einen Scharlatan (''"fraudulent American inventor"'' <ref>so auch im erwähnten Artikel der ''Encyclopaedia Britannica 2010'' (s.o.); insbesondere polemisierte auch das weltweit angesehene Wissenschaftsmagazin [[Wikipedia:Scientific American|Scientific American]] immer wieder spöttisch gegen Keely.</ref>), ein Betrug konnte ihm aber nie definitiv nachgewiesen werden.  Viele zeitgenössische [[Okkultist]]en, etwa [[Laurence Oliphant]] und insbesondere auch [[H. P. Blavatsky]] und andere [[Theosoph]]en, hielten Keelys Arbeiten für zukunftsweisend; [[Rudolf Steiner]] sah in ihm einen ersten Vertreter des kommenden «[[Mechanischer Okkultismus|mechanischen Okkultismus]]», aus dem sich eine «[[moralische Technik der Zukunft]]» entwickeln könne.


== Leben und Werk ==
== Biographischer Hintergrund ==
Alfred Schütz war als Rechtsberater für Reitler & Co. in [[Wien]], [[Paris]] und später [[New York City|New York]] tätig und widmete sich der phänomenologischen [[Soziologie]] anfangs nur in seiner Freizeit. Schütz hatte [[Rechtswissenschaft]]en, [[Ökonomie]] und [[Philosophie]] studiert und sein Denken war u.&nbsp;a. von der „[[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] der Nationalökonomie“ geprägt, die Ende des 19. Jahrhunderts von [[Carl Menger]] gegründet worden war. Die Menger-Schüler [[Friedrich von Wieser]] und [[Ludwig von Mises]] waren Lehrer Schütz’ in Wien, ebenso wie der Rechtsphilosoph [[Hans Kelsen]] und der dem [[Wiener Kreis]] nahestehende [[Felix Kaufmann]]. Auch seine Freunde [[Fritz Machlup]] und Erich Vögelin (in den USA: [[Eric Voegelin]]) übten intellektuellen Einfluss auf Schütz aus, letzterer regte ihn zu der Lektüre von [[Henri Bergson]], einem bedeutenden Vertreter der [[Lebensphilosophie]] des 19. Jahrhunderts, und von [[Edmund Husserl]], dem Begründer der [[Phänomenologie]], an. 1932 erschien Schütz’ erste und zu Lebzeiten einzige Monographie ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie'' (1932), die die Sozialwissenschaften nachhaltig beeinflusst hat. In den Jahren 1938–1939 emigrierte Schütz über [[Frankreich]] in die [[USA]]. Durch die Freundschaft mit [[Aron Gurwitsch]], einem aus [[Litauen]] stammenden Philosophen, den Schütz in [[Paris]] kennenlernte, intensivierte sich seine Beschäftigung mit Husserls Phänomenologie.


=== Kindheit und Jugend ===
Der Begriff [[Phänomenologie]] wurde von [[Edmund Husserl]] geprägt und beschreibt jene Dinge, die uns als Phänomene gegeben sind („Ich bin, alles Nicht-Ich ist bloß Phänomen“). Husserl hatte den Versuch unternommen, neuropsychologische Erkenntnisse auszuschließen, da der Sinn seiner Meinung nach auf einer Ebene liegt, die nicht zugänglich ist. Damit der wahre Wesensgehalt einer Sache erkannt werden könne, müssten wir eine (phänomenologische) Reduktion vornehmen, die uns einen neutralen Blick auf die Dinge des Lebens erlaube (siehe dazu auch „[[Lebenswelt]]“). Auch war für Husserl das Denken selbst nicht existent, da wir stets nur von etwas „denken“ könnten. Schütz knüpfte an die Phänomenologie Husserls und dessen Vorstellung der Lebenswelt als intersubjektiv sinnvoller Welt an. Vor diesem Hintergrund fragte er nach den Prozessen der sozialen Konstitution von Sinn. In ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'' versuchte Schütz die „Verstehende Soziologie“ [[Max Weber]]s phänomenologisch zu fundieren. Ausgehend von Husserls Philosophie der Lebenswelt konzipierte Schütz eine Soziologie des Alltags.


Die Angaben zu Keelys Kindheit und Jugend sind sehr vage, widersprüchlich und oft auch mehr oder weniger phantasievoll ausgemalt; selbst das Geburtsjahr wird unterschiedlich mit 1827 oder 1837 <ref name="birthdate"></ref> angegeben, nur bezüglich des Geburtstags am [[Wikipedia:3. September|3. September]] herrscht Übereinstimmung. John hatte noch einen Bruder, ''A. J. Keely'' <ref>"Keely's Secret Known", ''The Times'', 26. Januar 1899</ref>. Die Mutter, die sich nie von den Anstrengungen der Geburt erholt hatte, starb früh. Johns Vater war Stahlarbeiter, starb aber ebenfalls noch vor Johns drittem Geburtstag. So verlor John Keely schon früh beide Elternteile und wuchs bei seiner Großmutter und einer Tante auf <ref name="Paijmans">Paijmans, S 16</ref>. Sein Großvater, Ernst, ein Immigrant aus Deutschland, war Komponist und soll in Baden-Baden ein Orchester geleitet haben. Nach Davidsons Angaben <ref name="Davidson">Davidson, Chapter 3</ref> erkannte er schon bald Johns außergewöhnliche Begabung für das Geigenspiel und führte ihn in die Grundlagen der Musiklehre ein. Eine Musikerkarriere fand John jedoch wenig anziehend - viel mehr faszinierten ihn schon vor seinem 10. Lebensjahr die akustischen Phänomene und ihre technische Anwendung. Bis zum 12. Lebensjahr ging John in Philadelphia zur Schule. Angeblich begann er danach eine Tischler-Lehre <ref>In einem der raren Interviews, in denen Keely auch von seiner Jugendzeit sprach, verneinte er allerding, jemals Tischler gewesen zu sein: ''While he denies ever having been a carpenter, we also perceive details of what must have been a most unusual career at times: 'Are you a spiritualist, Mr. Keely?' I asked him. 'That is one of many lies propagated about me,' he answered. 'It has been said I started life as a carpenter (though that is not a slander), but I didn't: I never was a carpenter. Instead of being a Spirirualist myself, I once exposed Spiritualistic mediums in St. Paul, Minnesota, in 1857, 1859 and 1861, and I was nearly run out of town for doing so. Everything their mediums did in the dark, I did in the light, and that naturally enraged them. I do not believe in Spiritualism or in anything of the kind. I am, I hope, a Christian, and a regular member of the Methodist Church ....''<br>"Keely's Secrets", ''The World'', 11. Mai 1890</ref>. Die Tante starb, noch ehe John 16 war und die Großmutter ein Jahr später. So musste sich John schon früh auf eigene Beine stellen <ref>Vermutlich lebte Keelys Großvater zu dieser Zeit auch nicht mehr, es scheint aber dazu keine Unterlagen zu geben.</ref>. Keely arbeite in verschiedensten Berufen und finanzierte von dem Einkommen seine umfangreichen Klangexperimente, die er als seine eigentliche Lebensaufgabe ansah. Mit 20 arbeitete er für einige Jahre in einem Drugstore, dann als Lokomotiven-Ingenieur für die Pennsylvania Railroad und während der [[Wikipedia:Indianerkriege|Indianeraufstände]] im Westen trat er in die Armee ein. Als er nach einer im Hospital ausgeheilten Verwundung wieder nach Philadelphia zurückkam, spielte er - mit hoher Begabung, wie man sagt - als Flötist in einem Orchester, schrieb selbst Musikstücke, arbeitete aber auch als Lackierer, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Im amerikanischen Exil fand Schütz nur schwer Anschluss an die wissenschaftliche Gemeinschaft, die zu dieser Zeit von [[Talcott Parsons]] und dessen [[Strukturfunktionalismus]] dominiert war. Der Austausch zwischen Schütz und Parsons, den ihr Briefwechsel dokumentiert, scheiterte schließlich. Schütz fand auf andere Weise Zugang zur amerikanischen Sozialwissenschaft; einerseits wurde er Vorstandsmitglied der ''International Society of Phenomenology'' und 1941 Mitherausgeber der von [[Marvin Farber]] gegründeten Zeitschrift ''Philosophy and Phenomenological Research'', andererseits begann er 1943 an der ''[[New School for Social Research]]'' in New York zu lehren. Diese außergewöhnliche Hochschule hatte sich zum Ziel gesetzt, europäisch-stämmige, in die USA emigrierte Sozialwissenschaftler zu unterstützen. 1952 wurde Schütz zum ''Full Professor'' an der ''New School'' berufen. Er starb sieben Jahre später, 1959. Sein geplantes und bereits begonnenes Hauptwerk ''Strukturen der Lebenswelt'' wurde posthum von seinem Schüler [[Thomas Luckmann]] vollendet. Ebenso erschien ein Großteil seiner Artikel erst posthum, gesammelt in ''Collected Papers I-III'' (1962, 1964, 1966), (deutsch: ''Gesammelte Schriften I-III'', 1971).  


=== Erste Begegnung mit der Ätherkraft ===
Im Folgenden soll die theoretische Position dargestellt werden, die Schütz in ''Der sinnhaften Aufbau der sozialen Welt'' (1932), in ''Reflections on the Problem of Relevance'' (1970) (deutsch: ''Das Problem der Relevanz'' 1971) und in den Aufsätzen entwickelt hat, die sich in den ''Collected Papers I-III'' (1962, 1964, 1966) bzw. ''Gesammelten Aufsätzen I-III'' (1971) finden.


[[Datei:Keely Globe-Motor.jpg|thumb|300px|Das Innenleben von Keelys ''Globe Motor''.]]
== Die phänomenologische Begründung der Soziologie ==
[[Datei:Keely-Hydro-Vacuo-Engine color.jpg|thumb|200px|left|Keelys ''Hydro Vacuo Maschine'' (Franklin Institute, Philadelphia)]]
In seiner Bemühung, eine philosophische Grundlegung der [[Sozialwissenschaften]] und dabei insbesondere der [[Soziologie]] zu erarbeiten, folgt Alfred Schütz dem Vorhaben [[Max Weber]]s, Soziologie als strenge Wissenschaft auf handlungstheoretischer Basis zu begründen. Schütz kritisiert dabei an Weber, dass dieser zwar die Werkzeuge zum Verstehen des sozialen Sinns von Handlungen geschaffen hat, eine philosophische Begründung des Sinnverstehens aber unterlässt. Für Weber besteht [[soziales Handeln]] in der Verknüpfung von Verhalten und subjektivem Sinn. In seiner „Verstehenden Soziologie“ geht es vor allem darum, zu klären, wie ein wissenschaftlicher Beobachter den subjektiven Sinn, den ein [[Akteur]] mit seinem Handeln verbindet, erfassen kann. Er bestreitet dabei, dass dieser Sinn dem Akteur selbst unverfälschter oder zuverlässiger zugänglich ist als dem wissenschaftlichen Beobachter. Schütz setzt hingegen beim Handelnden selbst an und fragt nach der Konstitution subjektiven Sinns, d.&nbsp;h. wie der Akteur selbst Sinn erzeugt und erfährt. Dem wissenschaftlichen Beobachter ist der subjektive Sinn einer Handlung, wie ihn der Handelnde selbst erfährt, nicht zugänglich und sein Verständnis kann nie identisch mit dem des Akteurs sein.


[[Wikipedia:1863|1863]] wurde Keely für 10$ wöchentlich als Lackierer im Gebrauchtwaren-Möbelgeschäft von ''Bennet C. Wilson'' angestellt, der bald seine Erfindungsgabe erkannte. Er finanzierte Keelys Experimente und stellte ihm dafür eine eingerichtete Werkstatt in der Market Street zur Verfügung; die Patenrechte der Erfindungen, die Wilson später einklagte <ref>''The New York Times'', 3. Januar 1888 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9401E7D7163AE033A25757C0A9679C94699FD7CF]</ref>, sollten sollten je zur Hälfte geteilt werden.
Dieses Problem des Fremdverstehens betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen Wissenschaftler und handelndem Subjekt. Wenn der Sinn einer Handlung nämlich nur demjenigen verständlich ist, der sie ausführt, nicht aber dem jeweils „Anderen“, stellt sich die Frage, wie unsere alltägliche [[Kommunikation]] als funktionierend empfunden werden kann. Wie ist gesellschaftliches Zusammenleben möglich, ohne den subjektiven Sinn zu kennen, den Andere mit ihren Handlungen verbinden? Schütz zufolge greifen Akteure im Alltag auf bestimmte Methoden zurück, die es ihnen ermöglichen, von einem intersubjektiv geteilten Sinn auszugehen. Er untersucht die Bedingungen und Prinzipien, die diese Erzeugung von intersubjektivem Sinn leiten.


Um [[Wikipedia:1866|1866]] <ref>Die Datierung ist sehr unsicher.</ref>, als Keely bei seinen Experimenten Wasser hochfrequenten Klangschwingungen aussetzte, zerriss unwillkürlich eine heftige Explosion die Apparatur. Damit begann für ihn die Entdeckung einer bislang unbekannten Energiequelle. Es brauchte allerdings noch mehrere Jahre unermüdlicher Experimente, um diese Energie auch willentlich kontrolliert freisetzen zu können. Er fand schließlich, dass bei einer Frequenz von 42.800 Schwingungen pro Sekunde das Wasser zu purer Energie verdampfte, die er später als ''etheric force'' (Ätherkraft) bezeichnete <ref>Moore, Clara Bloomfield, ''Aerial Navigation'', The Arena, August 1894, S 386-395</ref>.
=== Soziale Handlung, Sinn und Subjektivität ===
Vorerst geht die Analyse Schütz’ aber vom Ego, dem Erleben des einsamen Ichs aus. [[Bergson]] folgend, ergibt sich für Schütz sinnhaftes Handeln erst in der Reflexion des Ichs auf bereits vergangene Erlebnisse. Während des Vollzugs einer Handlung, also während des Handelns selbst, kann ihr vom Akteur kein Sinn beigelegt werden. Erst durch den Rückgriff auf den Entwurf oder Plan, der zu der Handlung führte, kann diese einen subjektiven Sinn entfalten. „''Nur das Erlebte ist sinnvoll, nicht aber das Erleben''“ (''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'': S. 49). Schütz unterscheidet strikt zwischen dem Handeln als Tätigkeit (lateinisch ''actio'') und der Handlung als gedanklichen Entwurf (''actum''), wobei das [[Soziales Handeln|Handeln]] das Sinnhafte in der Handlung (im „Handlungsentwurf“) findet. Diese Trennung zwischen Handeln und Handlung hebt Schütz’ Zugangsweise von der [[Max Weber|Webers]] ab, an dieser kritisiert Schütz:


=== Der «Globe Motor» und die «Hydro Vacuo Maschine»===
„''Weber macht zwischen Handeln als Ablauf und vollzogener Handlung, zwischen dem Sinn des Erzeugens und dem Sinn des Erzeugnisses, zwischen dem Sinn eigenen und fremden Handelns, bzw. eigener und fremder Erlebnisse, zwischen Selbstverstehen und Fremdverstehen keinen Unterschied. Er fragt nicht nach der besonderen Konstitutionsweise des Sinnes für den Handelnden, nicht nach den Modifikationen, die dieser Sinn für den Partner in der Sozialwelt oder für den außenstehenden Beobachter erfährt, nicht nach dem eigenartigen Fundierungszusammenhang zwischen Eigenpsychischem und Fremdpsychischem, dessen Aufklärung für eine präzise Erfassung des Phänomens ‚Fremdverstehen‘ unerläßlich ist''(''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'': S. 5).  
Etwa [[Wikipedia:1871|1871]]/[[Wikipedia:1872|72]] waren Keelys Arbeiten soweit gediehen, dass er an eine praktische kommerzielle Verwertung seiner Erfindung denken konnte. In Inseraten in einer Abendzeitung stellte er seinen ''Kugelmotor'' (''Globe Motor'') vor. Zentrales Element war eine metallische Hohlkugel von etwa 8 [[Wikipedia:Zoll (Einheit)|Zoll]] Durchmesser, die sich mit hoher Geschwindigkeit selbsttätig bewegte, aber noch nicht leistungsfähig genug war, um auch andere Maschinen anzutreiben.


[[Wikipedia:1872|1872]] entwickelte Keely die ''Hydro Vacuo Maschine'' (auch ''Hydropneumatische pulsierende Vakuum-Maschine''; ''hydro pneumatic pulsating vacuum engine'', kurz ''hydro vacuo engine''). Nach der Beschreibung von ''Glocker'', der diese Maschine und auch den ''Multiplikator'' (s.u.) für Keely baute, hatte die Maschine Zylinder mit einer Bohrung und einem Kolbenhub von jeweils 3 Zoll; das Schwungrad wog 200 Pfund und schaffte 300 Umdrehungen/Minute <ref>Paijmans, S 162</ref>.
In der Auseinandersetzung mit [[Max Weber|Webers]] Sinnbegriff stellt Schütz fünf Sinnschichten dar. Auf der Ebene der ersten Schicht ist Sinn unabhängig von einem konkreten Anderen, er wird vielmehr Dingen der Umwelt zugeschrieben (z.&nbsp;B. eine Tür lässt sich öffnen). Der zweite Sinnbegriff richtet sich auf die Existenz eines Anderen (z.&nbsp;B. weil jemand klopft, öffne ich die Tür), während der dritte schon das Verhalten des Anderen antizipiert (ich öffne die Tür und grüße). In der vierten Sinnschicht kommt es zu einer wechselseitigen Verhaltensorientierung, in der sich die Handlungen des Akteurs an dem erwarteten Verhalten des Anderen orientieren (ich überlege, ob ich ihn empfangen soll oder nicht). Aus diesen vier Schichten ergibt sich ein konstitutiver Sinnzusammenhang für den Handelnden selbst, d.&nbsp;h. für sein eigenes Verständnis der Handlung. Davon unterscheidet Schütz aber die fünfte Sinnstufe, die der Sinndeutung durch Andere. Die Aufgabe der Soziologen als möglicher „Anderer“ ist es, diese vierschichtige Sinnkonstitution des Handelnden zu verstehen.  


=== Der «[[Generator]]» - die erste öffentliche Demonstration des «[[Keely-Motor]]s» ===
Zusammenfassend lässt sich Schütz' Ansatz als eine Theorie der sozialen Handlung, nicht des sozialen Handelns bezeichnen. Über die Beschränkung auf abgeschlossene Handlungen hinaus, geht Schütz auch nur auf jene Bewusstseinserlebnisse ein, die auf ein ''alter ego'' (d.&nbsp;h. anderes Ich) bezogen sind, womit er den Anderen als ein Bewusstsein habendes Wesen meint, nicht nur den bloßen Leib. Ein wesentliches Element der Handlung, zu dessen Berücksichtigung Schütz durch die Theorien William James angeregt wurde, stellt der Wille zu ihrer Ausführung, der Entschluss, den Handlungsentwurf umzusetzen, dar.


[[Datei:Keely Generator rechts.jpg|thumb|left|Keelys ''Generator'', der aus Luft und Wasser kalten, trockenen Dampf erzeugt]]
Die Differenz zwischen den Perspektiven von ''ego'' und ''alter'' ist von grundlegender Bedeutung für Schütz und wird auch an seinem Konzept des ''[[Motiv (Psychologie)|Motivs]]'' deutlich. In seiner [[Konstitutionsanalyse]], in der er nicht die Dinge analysiert, also das [[Sozial]]e an sich, sondern wie diese auf uns wirken und wie sie von uns wahrgenommen werden, trifft er die Unterscheidung zwischen „Um-zu“-Motiven und „Weil“-Motiven. Dabei bilden erstere den Handlungsentwurf, der auf die zukünftige Realisierung der Handlung gerichtet ist, während letztere die (in der biographischen Vergangenheit des Handelnden liegenden) Gründe für dessen Entstehung angeben. ''Beispiel'' für ein „Um-zu“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, um an das Geld des Opfers zu kommen. Zuerst findet der Handlungsentwurf statt, danach erfolgt das eigentliche Handeln – hier wird beschrieben, wie es zum Handeln kommt.  
[[Datei:Keely_Labor.jpg|thumb|300px|Keelys Werkstatt in der N. Twentieth Street]]
''Beispiel'' für ein „Weil“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, weil er aus schlechten Verhältnissen stammte. In diesem Motiv wird dargestellt, wie es zum Handlungsentwurf kommt.  
[[Datei:Keely Etheric Force Machine 1878.jpg|thumb|200px|Ätherkraftmaschine ([[Disintegrator]]), 1878; Foto: Dale Pond]]
Diese Vorgehensweise ermöglicht eine personale (subjektive) [[Idealtypus]]-Konstruktion, die durch den Vergleich mit alltäglichen sozialweltlichen Situationselementen das Verstehen von Handeln ermöglicht (und sei es durch Post-hoc-Erklärungen). Der hier erwähnte [[Idealtypus]] ist als Messeinheit zu sehen, nicht aber als ein [[Wert]], den es anzustreben gilt. Bei der Frage nach dem Motiv einer Handlung ist die Perspektive maßgeblich: Das Um-zu-Motiv stellt den Sinn der Handlung dar, wie er vom Handelnden selbst unmittelbar verstanden wird. Der Beobachter muss danach fragen, was der Akteur beabsichtigt, welchen Sinn er selbst seiner Handlung gibt, um das Um-zu-Motiv zu erschließen. Bezüglich des Weil-Motivs befinden sich Beobachter und Handelnder in einer ähnlichen Situation. Da die Hintergründe für die Entstehung des Handlungsentwurfs in der Vergangenheit liegen und mit der Handlung nicht unmittelbar zu tun haben, muss sich auch der Handelnde zu sich selbst als Beobachter verhalten, um seine Weil-Motive zu erforschen. Er hat keinen privilegierten Zugang zu ihnen.


Etwa [[Wikipedia:1874|1874]] übersiedelte Keely in eine neue Werkstatt in der ''1420 North Twentieth Street above Ridge Avenue'' in Philadelphia, die er bis an sein Lebensende benutzen sollte. Hier fand noch im selben Jahr, am [[Wikipedia:10. November|10. November]] 1874, eine erste private Demonstration des [[Keely-Motor]]s statt, bei der auch der angesehene Patentanwalt ''Charles B. Collier'' anwesend war. Er stand mit potentiellen Investoren in Kontakt und hatte diese Vorführung angeregt. [[Wikipedia:1875|1875]] berichtete die [[Wikipedia:The New York Times|New York Times]] erstmals ausführlich über den Motor. Er bestehe aus einem [[Generator (Keely)|Generator]] (''etheric generator'', auch ''multiplicator''), der aus Wasser und Luft völlig geräuschlos ein kalten, trockenen, hochelastischen Dampf <ref>Es handelt sich dabei also ''nicht'' um Wasserdampf, doch scheint der "Dampf" dennoch [[materie]]lle Eigenschaften zu haben; seine wahre Natur erscheint auch aus [[anthroposophisch]]er Sicht rätselhaft.</ref> erzeugt, der dünner als Luft, ja sogar viermal dünner als [[Wikipedia:Wasserstoff|Wasserstoff]] <ref name="EthericVapor">"Stripping the process of all technical terms, it is simply this: I take water and air, two mediums of different specific gravity, and produces from them by generation an effect under vibrations that liberates from the air and water an inter atomic ether. The energy of this ether is boundless and can hardly be comprehended. The specific gravity of the ether is about four times lighter than that of hydrogen gas, the lightest gas so far discovered."<br>''Keely's Etheric Vapor'', The New York Times, 22. September 1884 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9D01E5D71338E033A25751C2A96F9C94659FD7CF]</ref> ist. Vom Generator wurde der ''Ätherdampf'' durch Rohre, meist aus Kupfer, zu den angeschlossenen Apparaturen weitergeleitet. Der völlig [[geruch]]- und [[geschmack]]lose ätherische Dampf, der völlig unbrennbar war und eine brennende Kerzenflamme nicht erstickte <ref>''The Keely Motor Criticized'' (1875), S 12</ref>, sollte nach Keely Träger einer bislang unbekannten ätherischen Energie sein. Einmal erzeugt, könne aus dieser ätherischen Trägersubstanz jederzeit auch ohne Generator die darin aufgespeicherte Energie freigesetzt werden und dabei eine Kraft entfalten, welche die aller bekannten [[Wikipedia:Dampfmaschine|Dampfmaschine]]n weit übertrifft.  
=== Lebenswelt und Soziologie des Alltags ===
Der von [[Edmund Husserl|Husserl]] stammende Begriff der [[Lebenswelt]], die Schütz als „''Gesamtzusammenhang der Lebenssphäre''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 284) begreift, meint die intersubjektiv sinnhafte Welt, an der Menschen durch ihre alltäglichen Handlungen, durch ihre natürliche (d.&nbsp;h. vorwissenschaftliche) Erfahrung teilhaben. In den frühen 40er Jahren vollzieht sich im Werk Schütz’ eine Wende zur Soziologie des Alltags, die auf ebendieser lebensweltlichen Fassung beruht. Grund für Schütz’ Distanzierung von der phänomenologischen Reduktion und für seine Hinwendung zu Phänomenen der Lebenswelt und zu der mundanen Intersubjektivität, ist seine Enttäuschung über Husserls Fünfte ''Cartesianische Meditation''. In ihr findet Schütz nicht die erhoffte Lösung des Intersubjektivitätsproblems; seiner Meinung nach gelingt es Husserl nicht, „''die Intersubjektivität alles Erkennens und Denkens transzendental abzuleiten'', wie es Schütz noch im Sinnhaften Aufbau erwartet hatte (''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'': S. 30). Er wendet sich stattdessen im Zusammenhang mit der Möglichkeit von Intersubjektivität [[Max Scheler]] zu. Dessen Annahme, dass die Erfahrung der Gemeinschaft, des Wir, jeder Erfahrung vom Ich vorausgeht und diese fundiert, belegt für Schütz die Wichtigkeit der alltagsweltlichen Phänomene. Der Sozialität als lebensweltlichem Sachverhalt, nicht als phänomenologisch-transzendentalem, gilt folglich Schütz’ Interesse. Die Soziologie habe sich als eine Soziologie des Alltags der Erforschung der mundanen Intersubjektivität zu widmen, insbesondere solle sie die „''invarianten eigenwesentlichen Strukturen[…] einer Gemeinschaft''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 138) untersuchen. Dieses Ziel Schütz’ drückt sich auch im Titel seines von [[Thomas Luckmann]] fertiggestellten Hauptwerkes ''Strukturen der Lebenswelt'' aus.  


{{Zitat|Befreit von allen technischen Ausdrücken ist der Ablauf einfach so: Ich nehme Wasser und Luft, zwei Medien von unterschiedlichem spezifischen Gewicht, und produziere daraus, indem ich durch Schwingungen einen Effekt erzeuge, einen interatomaren Äther, der aus Wasser und Luft freisetzt wird. Die Energie dieses Äthers ist unbeschränkt und kaum zu verstehen. Das spezifische Gewicht des Äthers ist etwa viermal leichter als Wasserstoffgas, das leichteste bisher entdeckte Gas.|Keely|The New York Times, 22. September 1884 <ref name="EthericVapor"></ref>}}
Geprägt ist die Struktur der Lebenswelt durch die „natürliche Einstellung“, die dem Menschen die Existenz seiner alltäglichen Welt, die Erfahrungen, die er in ihr macht, und die Bedeutungen, die die Dinge in ihr haben, natürlich und unhinterfragbar erscheinen lassen. Als Ganzes kann diese Lebenswelt nicht in Zweifel gezogen werden, höchstens einzelne Aspekte sind hinterfragbar. Der Mensch orientiert sich in ihr, indem er pragmatischen Maximen folgt und Handlungsroutinen etabliert. Ihre Stabilität bezieht die Lebenswelt folglich auch aus der Zuversicht des Handelnden, dass sich Erlebnisse und Situationen gleichförmig gestalten und er selbst, auf seine Erfahrungen aufbauend, auch in Zukunft bestimmte Fähigkeiten einsetzen und Handlungen ausführen kann, die sich schon in der Vergangenheit bewährt haben.


Keelys Motor beruhte auf ganz anderen Prinzipien als herkömmliche [[Wikipedia:Wärmekraftmaschine|Wärmekraftmaschine]]n; die eigentliche Kraftquelle, der Generator, hatte keine [[Wikipedia:Kolben (Technik)|Kolben]] und [[Wikipedia:Exzenter|Exzenter]]:
Die Lebenswelt ist immer schon eine soziale Welt, die dem Einzelnen vorausgeht und von früheren Generationen erfahren und interpretiert wurde. In dem Sinne, dass sie mit anderen Menschen geteilt und gemeinsam gedeutet und kommuniziert wird, ist sie eine intersubjektive Welt und alles Wissen von und in ihr ist intersubjektiv. Der Wissensvorrat, auf den ein Mensch zurückgreift ist nur zu einem sehr geringen Teil persönlicher Natur; ein Großteil des Wissens ist sozial abgeleitet, indem es gesellschaftlich entwickelt und weitergegeben wird. Wissen ist in der Auffassung Schütz die Summe aller Fertigkeiten, Erwartungen und Überzeugungen, aller Wahrnehmungsmuster und Handlungsrezepte, unabhängig ob sie im wissenschaftlichen Sinne als wahr gelten würden, sofern sie von einer gesellschaftlichen Gruppe als Wissen angesehen werden.


{{Zitat|Bei der Betrachtung der Wirkung meiner Maschine muß der Besucher, um auch nur eine annähernde Vorstellung von ihrer Wirkungsweise zu haben, ''jeden Gedanken an nach dem Prinzipe des Druckes oder der Dampfentströmung, durch die Ausdehnung von Dampf oder irgend einem analogen Gas, das auf eine Rückwand, z. B. den Kolben einer Dampfmaschine stößt, betriebene Maschinen beiseite lassen.'' Meine Maschine hat weder Kolben noch Excenter, noch wird auch nur ein einziges Gran Druck in derselben, so groß und geräumig sie auch sein mag, ausgeübt. Mein System ist in jedem Teile und in jeder Einzelheit sowohl in Bezug auf die Entwickelung meiner Kraft als auch in jedem Zweige ihrer Nutzbarmachung auf ''sympathetische Vibration begründet und aufgebaut''. Auf keine andere Art könnte meine Kraft erweckt und entwickelt werden, und ebenso unmöglich wäre es, meine Maschine nach irgend einem anderen Prinzip zu betreiben.|Keely|zit. nach H.P. Blavatsky: ''Geheimlehre'', Band I, S 611<ref>Im Originaltext:<br>"In considering the operation of my engine, the visitor, in order to have even an approximate conception of its ''modus operandi'', must discard all thought of engines that are operated upon the principle of pressure and exhaustion, by the expansion of steam or other analogous gas which impinges upon an abutment, such as the piston of a steam-engine. My engine has neither piston nor eccentrics, nor is there one grain of pressure exerted in the engine, whatever may be the size or capacity of it.", Clara Bloomfield-Moore: ''Keely and his Discoveries'', S 85f</ref> [http://www.odysseetheater.com/ftp/theosophie/Geheimlehre_I/611.htm]}}
In seinem Aufsatz ''On Multiple Realities'' (1945), von [[William James]] deutlich beeinflusst, manifestiert sich Schütz’ Interesse an der Lebenswelt und deren Sinnzusammenhang, der sich in alltäglichen Sozialbeziehungen herausbildet, als eine Untersuchung von Merkmalen wie Bewusstseinsspannung und Aufmerksamkeitsstruktur, Relevanzsystem und kognitiven Stil. Er entwickelt die Theorie, dass es innerhalb der menschlichen Erfahrung vielfältige Sinnprovinzen (wie z.&nbsp;B. die Alltagswelt, die Welt des Traumes, des Spiels, der Wissenschaft, der Religion, der Kunst usw.) gibt, an denen der Mensch teilhaben kann. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Welt des Alltag ein, die als „paramount reality“ den „''Archetyp unserer Erfahrung der Wirklichkeit''“ darstellt (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 267). Diese privilegierte Position der Alltagswelt und des alltäglichen Wissens beeinflusst auch Schütz’ Konzeption der Beziehung zwischen Wissenschaft und Alltag. Die Welt des Alltags unterscheidet sich von anderen Sinnprovinzen durch den spezifischen kognitiven Stil, wie die Wirklichkeit erlebt wird. Beispielsweise hebt sich das Erleben im Alltag bezüglich der Bewusstseinsspannung durch den Zustand der Wachheit, durch die völlige Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit von der Welt des Traumes ab, in der keinerlei Interesse an der Realität besteht. Des Weiteren zeichnet sich die Welt des Alltags dadurch aus, dass an ihr nicht gezweifelt wird und sich die Menschen in ihr als Handelnde erfahren, während der Träumer weder handelt noch auf äußere Sachverhalte einwirken kann. Ein wesentliches Merkmal der Alltagswelt ist ihre Sozialität; alltägliche Erfahrung ist grundlegend auf Kommunikation und soziales Handeln ausgerichtet. Und schließlich stellen auch die spezifische Selbsterfahrung und Zeitperspektive Merkmale dar, die die Welt des Alltags von anderen Sinnbereichen und Formen der Welterfahrung unterscheidet. In The ''Stranger: An Essay in Social Psychology'' (1944) und ''The Homecomer'' (1945) beschäftigt sich Schütz eingehender mit den Problemen, vor allem mit der Infragestellung der Identität des Menschen, die der Übergang von einer Sinnprovinz in eine andere nach sich ziehen kann.  


Der Generator, dessen 5 Säulen in einem Guss aus österreichischem [[Wikipedia:Rotguss|Rotguss]] (Rot''messing'', Maschinen''bronze'', [[Wikipedia:Englische Sprache|eng.]] ''[[WikipediaEN:gunmetal|gunmetal]]'') gefertigt wurden, war etwa 3 [[Wikipedia:Fuß (Einheit)|ft]] (~0.91 m) hoch und fasste 10 - 12 [[Wikipedia:Gallone|Gallone]]n (~40 [[Wikipedia:Liter|Liter]]<ref name="Gallone">1 US.liq.gal. =&nbsp;4&nbsp;[[Wikipedia:Quart (Maßeinheit)|liquid qt.]] =&nbsp;8&nbsp;[[Wikipedia:Pint|US.liq.pt.]] =&nbsp;16&nbsp;[[Wikipedia:Cup (Raummaß)|US.cup]] =&nbsp;32&nbsp;[[Wikipedia:Gill|US.liq.gi.]] =&nbsp;128&nbsp;[[Wikipedia:Fluid ounce|US.fl.oz.]] =&nbsp;231&nbsp;[[Wikipedia:Kubikzoll|inch³]] =&nbsp;3,785411784&nbsp;[[Wikipedia:Liter|Liter]]</ref>) Wasser. Mit einer Wandstärke von 4 -  Zoll konnte die Apparatur einem Druck von 20.000 - 30.000 [[Wikipedia:Pound-force per square inch|psi]] standhalten. Vom Generator wurde der Dampf in ein Auffanggefäß (''receiver'', ''reservoir'') weitergeleitet und konnte von da aus praktisch jede beliebige konventionelle Maschinen antreiben. Das Reservoir war 40 Zoll (~1,0 m) lang mit einem Durchmesser von 6 Zoll (~15 cm) <ref>"The Keely Motor", ''The New York Times'', 11. Juni 1875 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9405EFD6153BEF34BC4952DFB066838E669FDE]</ref>. Um die Maschine in Gang zu setzen, blies Keely etwa 30 Sekunden lang Atemluft in das Ansatzrohr des Multiplikators, schloss dann den Hahn und drehte die von einem Hydranten gespeiste Wasserzufuhr auf und ließ etwa 5 Gallonen (~19 Liter) Wasser ein. Nach etwa 2 Minuten konnten verschiedene Maschinen an die Apparatur angeschlossen und in Bewegung  gebracht werden. Weder [[Hitze]], noch [[Elektrizität]] oder irgendwelche Chemikalien waren nötig, um die Antriebskraft des Motors freizusetzen. Generatoren der beschriebenen Bauart wurden von Keely bis etwa Ende 1884 benutzt und dann ab 1885 von dem wesentlich kleineren ''Liberator'' (s.u.) abgelöst.
Wie die Struktur unserer Erfahrung von der jeweiligen Sinnprovinz abhängt, ist auch die alltägliche Sozialwelt nach der Art unterteilbar, in der das Handeln der Anderen dem Akteur zugänglich ist. Schütz unterscheidet zwischen ''sozialer Umwelt, Mitwelt'' und ''Vorwelt'' und beschreibt die verschiedenen Ausprägungen, die das Problem intersubjektiven Verstehens in den jeweiligen sozialen Sphären annimmt. ''Face-to-face''-Interaktionen vollziehen sich in der sozialen Umwelt; diese zeichnet sich folglich durch die unmittelbare Präsenz ''alters'' für das ''ego'' an einem gemeinsamen Ort aus und ermöglicht eine direkte reziproke Reaktion auf Gesagtes und soziale Handlungen. Das Gelingen intersubjektiven Verstehens ist bei dieser Art des sozialen Kontaktes am wahrscheinlichsten, da sich die Interaktionspartner wechselseitig versichern können, ob ihre Deutungsschemata, ihre Sichtweisen der „Welt“ übereinstimmen und die Möglichkeit der kommunikativen Rückkopplung gegeben ist. Die soziale Mitwelt grenzt an den engen Kern der Umwelt und stellt alle Akteure dar, die für das ''ego'' prinzipiell erreichbar sind, weil sie zur gleichen Zeit leben, sich aber nicht am gleichen Ort aufhalten. Wissen über den Anderen, seine Motive und Sinnzusammenhänge kann nicht unmittelbar erworben werden. ''Ego'' muss sich an typisierten Erwartungen und Motiven orientieren, die oft starken sozialen Standardisierungen und Normierungen unterworfen sind (z.&nbsp;B. formale Anreden in Briefen an Unbekannte). Die soziale Vorwelt ist weder unmittelbar noch mittelbar für den Akteur zu erreichen, da sie nicht seiner Gegenwart angehören. Er kann keinerlei Kontakt aufnehmen und ist auf eine einseitige Interpretation angewiesen. Dementsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit intersubjektiven Verstehens.


Der Patentierung und kommerziellen Verwertung von Keelys Erfindung stand von Anfang an das Problem entgegen, dass diese Maschine und letztlich auch alle folgenden Entwicklungen nur von ihm selbst in Betrieb gesetzt werden konnten. [[Blavatsky]] hat ihn darum als ''naturgeborenen Magier'' bezeichnet:
=== Typik und Relevanz ===
Die Hindernisse, die intersubjektivem Verstehen, zumindest einem vollständigen Verstehen, entgegenstehen, differieren abhängig von der sozialen Sphäre. Wie ist Fremdverstehen dann aber überhaupt denkbar? Schütz’ ''Generalthese der Existenz des alter ego'' darf als grundlegende Voraussetzung dafür gelten, denn nur wenn davon ausgegangen wird, dass der Andere wirklich und prinzipiell gleichartig ist, besteht die Möglichkeit zu Intersubjektivität. Der spezifische Sinn, den der Andere als ein in gleicher Weise bewusstes, denkendes und erinnerndes Wesen seinen Handlungen zugrunde legt, ist erschließbar, indem das Ich die eigenen Bewusstseinsleistungen und Sinnkonstitutionen untersucht. Um die Sichtweise ''alters'' einzunehmen muss ''ego'' also von der Annahme ausgehen, dass auch der Andere Interpretationsschemata verwendet, Handlungsmotive verfolgt und strukturidentische Gedankenströme besitzt, wenngleich diese von denen ''egos'' in ihrer spezifischen Ausgestaltung abweichen. Neben dem Vertrauen darauf, dass der Andere auf ähnliche Weise Wissen über die Welt generiert, ist das Handeln im Alltag im weiteren von der zumeist unbewussten Annahme geleitet, dass die Verschiedenartigkeit unseres Wissens über die Welt darauf beruht, dass der Andere aufgrund seiner biographischen Situation und seiner Position im Raum eine Perspektive einnimmt, die sich von der ''egos'' unterscheidet. Auch wenn sich die Differenz der Perspektiven nie vollständig aufheben lässt, kann sie doch für spezifische Interaktionssituationen ''neutralisiert'' werden. Dazu bedient sich der Mensch laut Schütz der ''Generalthese der Reziprozität der Perspektiven'', die auf zwei Idealisierungen beruht, nämlich der ''Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte'' und der ''Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme''.


{{Zitat|Es wurde erklärt, daß der Erfinder des „Selbstmotors“ das sei, was in der Ausdrucksweise der Kabalisten ein „naturgeborener Magier“ genannt wird; daß er des vollen Bereiches seiner Kräfte unbewußt war und unbewußt bleiben und nur jene ausarbeiten werde, die er in seiner eigenen Natur gefunden und bestätigt habe - erstens, weil er sie einer falschen Quelle zuschreibt, und ihnen daher niemals die volle Wucht verleihen könne, und zweitens, weil es außerhalb seiner Macht liege, auf andere das zu übertragen, was eine seiner eigenen besonderen Natur innewohnende Fähigkeit sei. Somit konnte das ganze Geheimnis niemals irgend jemanden für praktische Zwecke oder Gebrauch dauernd überliefert werden.<br>
Auf der ''Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte'' gründet sich die Sicherheit, dass ich das gleiche wahrnehmen würde wie mein Gegenüber, wäre ich an seiner Stelle und dass ich die Dinge in gleicher Perspektive, Distanz und Reichweite erfahren würde wie er. Darüber hinaus erwarte ich von ihm, dass er die gleiche Idealisierung vollzieht. Die ''Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme'' leugnet nicht, dass ich abhängig von meiner biographisch bestimmten Situation spezifische Interessen und Ziele habe und potentiell andere Dinge als relevant empfinde als mein Gesprächspartner, sie besagt vielmehr, dass beim Versuch einer Verständigung diese Unterschiede der Relevanzsysteme unbeachtet bleiben können. Für den momentanen Zweck, den der Andere und ich verfolgen, sind sie irrelevant. Vollziehen die Gesprächspartner diese Idealisierung wechselseitig ergibt sich im Alltag zumeist zwar keine vollständige – weil diese unmöglich ist –, aber eine für die Kommunikation ''ausreichende'' Übereinstimmung der Relevanzsysteme.  
Mit solchen Fähigkeiten geborene Individuen sind nicht sehr selten. Daß man nicht öfter von ihnen hört, ist eine Folge der Thatsache, daß sie fast ausnahmslos in vollständiger Unkenntnis davon, daß sie im Besitze abnormaler Kräfte sind, leben und sterben. Herr Keely besitzt Kräfte, die eben deshalb abnorm genannt werden, weil sie gerade zu unserer Zeit ebenso wenig bekannt sind, als es der Kreislauf des Blutes zur Zeit Harvey‘s gewesen ist.|Blavatsky|Geheimlehre I, S 609}}


Bis zu seinem Lebensende suchte Keely dieses Problem zu lösen, blieb aber aus gutem Grund letztlich erfolglos. Blavatsky schreibt dazu weiter:
Um Schütz’ Herangehensweise an die Lösung des Intersubjektivitätsproblems nachzuvollziehen, ist es nötig, die Begriffe ''Typik'' und ''[[Bedeutsamkeit|Relevanz]]'' zu erläutern. Unter Typik versteht Schütz jenes Phänomen der Alltagswelt, das uns Personen (und Gegenstände) nur in sehr spezifischen Situationen als konkret und einzigartig erfahren lässt, in den meisten Fällen greifen wir hingegen auf ein Verständnis anderer Akteure als typische Vertreter einer sozialen Rolle zurück. Aufgrund der sprachlichen Vermittlung einer Welt bereits etablierter Typisierungen, in die wir hineingeboren werden, lernen wir Hunde, Freunde usw. stets schon als typische Hunde, typische Freunde usw. kennen. Typisierungen blenden also das Besondere einer Person (oder eines Gegenstandes), die Vielfalt ihrer Persönlichkeit aus, indem sie auf Vorerfahrungen verweisen. Durch diese Abstraktion erleichtern sie uns Verständigungsprozesse. Wir müssen in Interaktionen nicht „von Null“ anfangen, sondern können uns darauf verlassen, dass die typisierte Wahrnehmung des Anderen und das Unterstellen typischer Motive und Sinnstrukturen ausreicht, um vor dem praktischen Hintergrund der Situation eine Verständigung zu erzielen. In diesem Sinne sind sowohl ''ego'' wie ''alter'' Träger sozialer Rollen, die sich als Bündel typischer Motive und Handlungsmuster darstellen. Typisierungen werden dabei wechselseitig von den Gesprächspartnern verwendet und antizipiert.  


{{Zitat|Denn die
„''Konstruiere ich den anderen als nur partielles Selbst, als Darsteller typischer Rollen oder Funktionen, so findet dies eine Entsprechung im Prozeß der Selbsttypisierung, der einsetzt, sobald ich mit dem Anderen in soziale Wirkensbeziehungen eintrete. Ich nehme an einer solchen Beziehung auch nicht als ganze Persönlichkeit, sondern nur mit bestimmten Persönlichkeitsschichten teil. Indem ich die Rolle des Anderen definiere, nehme ich selbst eine Rolle an''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 21). Um das mit einem Beispiel zu illustrieren: Betrete ich einen Supermarkt und frage dort einen Angestellten, in welchen Regal französischer Rotwein zu finden ist, lege ich nicht nur seine Rolle als typischer Supermarkt-Angestellter fest, der mir die gewünschte Auskunft – mehr oder weniger freundlich – erteilen wird, sondern auch meine als typischer Käufer. Für das Gelingen der Kommunikation spielt es weder eine Rolle, warum ich französischen Rotwein und nicht Weißwein kaufen will und warum gerade in diesem Supermarkt, noch warum er für diesen Supermarkt arbeitet o.ä.  
Schwierigkeit hat für Keely bisher darin bestanden, eine Maschine herzustellen,
welche die Kraft ohne Dazwischentreten irgend einer „Willenskraft“ oder eines
bewußten oder unbewußten persönlichen Einflusses des Arbeiters entwickeln
und regulieren würde. In diesem Punkte hatte er Mißerfolg, insoweit andere in
Betracht kamen, denn niemand anderer als er selbst konnte seine „Maschinen“ in
Betrieb setzen. Vom occulten Standpunkte aus war dies eine viel weiter
vorgeschrittene Errungenschaft als der „Erfolg“, den er sich von seinem Drahte
verspricht, aber die von der fünften und sechsten Ebene der Ether- oder
Astralkraft erlangten Resultate werden niemals in den Dienst der Zwecke von
Handel und Gewerbe zu treten die Erlaubnis erhalten.|Blavatsky|Geheimlehre I, S 613}}


=== Die Keely Motor Company ===
Obwohl die alltäglichen Typisierungen auf einem persönlichen, wenn auch gesellschaftlich beeinflussten Relevanzsystem beruhen, wird ihm selbst kaum Beachtung geschenkt. Relevanz ist vor allem dann feststellbar, wenn alltägliche Typisierungen zu einem Problem werden. In seinem Aufsatz ''Strukturen der Lebenswelt'' (''Gesammelte Aufsätze III'': S. 154) umreißt Schütz sein Forschungsinteresse hinsichtlich des Problems der Relevanz anhand dreier Fragen: ''Wie kommt es überhaupt zur Stellung eines Problems, nämlich dazu, daß uns das fraglich gewordene auch des Fragens würdig erscheint? Was ist für die Lösung eines Problems relevant? Wann erscheint es uns als für unsere Zwecke ‚hinreichend‘ gelöst, so daß wir weitere Untersuchungen abbrechen?''“
[[Datei:Keely Motor Company.jpg|thumb|300px|Keely in seiner Werkstatt mit den Direktoren der Keely Motor Company.]]
[[Datei:Keely Motor Company Aktie.jpg|thumb|300px|Aktie der ''Keely Motor Company''.]]
[[Datei:Clara Jessup Moore.jpg|thumb|200px|Clara Jessup Bloomfield Moore (1824-1899)]]
Keelys Arbeiten wurden nun von starkem öffentlichen Interesse begleitet und in Zeitungen und Journalen immer wieder ausführlich besprochen. Noch 1874 wurde in [[Wikipedia:New York City|New York]] die ''Keely Motor Company'' mit einem Startkapital von 5.000.000$ zur Finanzierung der weiteren Entwicklungen gegründet<ref>Federal Writers' Project, ''Philadelphia: A Guide to the Nation's Birthplace'', US History Publishers, p. 119, ISBN 160354058X</ref>. Keely selbst konnte nun mit einem Einkommen von 200$ monatlich rechnen. Bis [[Wikipedia:1876|1876]] stiegen die Aktien beinahe auf das Siebenfache ihres Ausgabewerts. Indessen polemisierte die angesehene Zeitschrift [[Wikipedia:Scientific American|Scientific American]] schon ab [[Wikipedia:1875|1875]] immer wieder in sehr spöttischem Ton gegen die "Erfindungen" Keelys und warf ihm unverhohlen Betrug vor.


Auf der [[Wikipedia:Centennial Exhibition|Centennial International Exhibition 1876]] in [[Wikipedia:Philadelphia|Philadelphia]] stellte Keely seinen Motor öffentlich vor. Hier lernte er vermutlich auch den [[Wikipedia:Musikinstrumentenbau|Musikinstrumentenbau]]er und [[Wikipedia:Akustik|Akustik]]er [[Rudolph Koenig]] kennen, dessen ''Tonometer'' man hier bestaunen konnte, das aus 670 [[Wikipedia:Stimmgabel|Stimmgabel]]n bestand, die 4 [[Wikipedia:Oktave|Oktave]]n umspannte und mit dem jedes Musikinstrument präzise gestimmt werden konnte.
Schütz unterscheidet drei Problemdimensionen. Die ''thematische Relevanz'' ist als Aufmerksamkeit oder Interesse für einen bestimmten Ausschnitt der Wirklichkeit gekennzeichnet; dieser Gegenstand wird für mich zum Thema. Vor dem Hintergrund meiner typischen Erfahrungen kann das Problem ''Auslegungs- oder Interpretationsrelevanz'' erfahren, wenn ich nämlich aus dem mir zur Verfügung stehenden Wissensvorrat bestimmte Typisierungen und Interpretationsschemata zur Lösung des Problems auswähle. Von ''motivationaler Relevanz'' spricht Schütz schließlich, wenn die Handlungsentwürfe, das System von Um-zu- und Weil-Motiven problematisiert werden. [[Soziales Handeln]] im Alltag ist in den Relevanzstrukturen begründet. Da es durch wechselseitige Motivverkettung zu intersubjektiven Verstehen führen soll, ist soziales Handeln laut Schütz im Wesentlichen als Problemlösungssituation einer Face-to-face-Interaktion gekennzeichnet. Aus solchen konkreten „Wir-Beziehungen“ leitet sich jede Typik ab.  


Im Februar [[Wikipedia:1878|1878]] lud Keely [[Wikipedia:Thomas Alva Edison|Thomas Alva Edison]], der zu dieser Zeit an seinem [[Wikipedia:Phonograph|Phonograph]]en und einer ersten Sprechmaschine arbeitete, zu einer Inspektion des Motors ein:
Die fundamentale Erfahrung des „Wir“ in der Unmittelbarkeit einer Face-to-face-Interaktion begründet die Fähigkeit zu intersubjektiven Verstehen. Da sich jede Typik aus einer konkreten „Wir-Beziehung“ ableitet, ist das auch für das typische Verstehen der Fall. Diese Typik bestimmt das mittelbare Erleben von mitweltlichen, d.&nbsp;h. abwesenden Anderen. Aber auch die Unmittelbarkeit einer umweltlichen Beziehung weist einen Bezug zu anderen Alltagswelten, zur Mitwelt und Vorwelt auf; und dieser Bezug hat eine Typik, er verweist auf Akte eines mittelbaren Erlebens, und damit auf Abgeleitetes, Appräsentes (d.&nbsp;h. nicht wahrgenommenes „Mitbewusstes“, das assoziativ mit einem präsenten Gegenstand o. ä. verbunden ist, z.&nbsp;B. appräsentiert der Leib ''alters'' seine Innerlichkeit, die für ''ego'' nicht unmittelbar gegeben ist). Indem Schütz auch in der unmittelbaren Präsenz, die die „Wir-Beziehung“ kennzeichnet, eine Verbindung zu den appräsenten Momenten anderer Sinnprovinzen feststellt, schafft er eine Theorie situativer Transzendenz. Der Alltag, konkrete Interaktionssituationen und umweltliche Beziehungen werden durch die Typik transzendiert und mit sozial, historisch, mythisch oder wissenschaftlich Appräsenten in Beziehung gesetzt.


{{Zitat|Verehrter Herr, Sie haben zweifellos von meiner Erfindung gehört, die exklusiv durch die Zeitungen als 'Keely-Motor' bekannt ist. Meine Entdeckung beruht darauf, dass ich aus Luft + Wasser durch Einwirkung von Schwingungen eine elastische Substanz hoher Energie gewinne, befähigt zur selben Wirkung, die durch Absorption in Wasser hervorgerufen wird und ein Vakuum erzeugt. Da ich denke, dass Sie vielleicht durch Ihre langen Experimente und Ihr ausgedehntes Wissen über Schwingungskräfte interessiert sind, meine Erfindung in Tätigkeit zu sehen, nehme ich die Freiheit, sie zu einem Besuch zu einer Ihnen genehmen Zeit bei mir einzuladen, wo es mir eine Freude sein wird, Ihnen meine Maschine zu zeigen und vorzuführen...|Keely|25. Februar 1878 <ref>Dear Sir, you have doubtless heard of my invention
=== Wissenschaft und Alltagswelt ===
known exclusively through the newspapers as the 'Keely Motor'. My discovery
Aus den bisherigen Ausführungen ist hervorgegangen, dass Schütz die [[Wissenschaft]] als eine Sinnprovinz auffasst, die keineswegs über die des alltäglichen Lebens zu stellen ist. Diese Einordnung der Wissenschaft als einen Sinnbereich unter vielen, von denen nur die Alltagswelt der Beschreibung als „paramount reality“, als ausgezeichnete Wirklichkeit gerecht wird, stellt eine besondere Leistung des Schütz’schen Werkes dar. Hinsichtlich wissenschaftlicher Theorien trennt er strikt zwischen ihrem Entstehungs- und ihrem Verwendungszusammenhang und sieht ihren Zweck nicht in einem konkreten Verwertungsinteresse. „''Die Bildung wissenschaftlicher Theorie [...] dient keinem praktischen Zweck. Ihr Ziel ist es nicht, die Welt zu beherrschen, sondern sie zu beobachten und sie nach Möglichkeit zu verstehen''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 282). Für eine handlungsverstehende Soziologie gilt, die Prozesse der Sinnkonstitution und –interpretation der lebensweltlichen Akteure nachzuvollziehen. Damit unterscheiden sich die [[Sozialwissenschaften]] wesentlich von den [[Naturwissenschaft]]en, deren Objektbereich keine bewusste Selbstdefinition und Deutung für sich beansprucht. ''Das Beobachtungsfeld des Sozialwissenschaftlers, also die [[soziale Wirklichkeit]], hat dagegen eine besondere Bedeutung und Relevanzstruktur für die in ihr lebenden, handelnden und denkenden menschlichen Wesen. Sie haben diese Welt, in der sie die Wirklichkeit ihres täglichen Lebens erfahren, in einer Folge von Konstruktionen des Alltagsverstandes bereits vorher ausgesucht und interpretiert''“ (''Gesammelte Aufsätze I:'' S. 68). Der Sozialwissenschaftler kann die Tatsache, dass Menschen ein Selbstverständnis ihrer subjektiv sinnhaften Handlungen entwickeln, nicht ignorieren, vielmehr muss er auf diesen Interpretationen und Konstruktionen aufbauen. „''Daher sind die Konstruktionen der Sozialwissenschaften sozusagen Konstruktionen zweiten Grades, das heißt Konstruktionen von Konstruktionen jener Handelnden im Sozialfeld, deren Verhalten der Sozialwissenschaftler beobachten und erklären muß [...]''“ (''Gesammelte Aufsätze I'': S. 68).
consists in obtaining from air + water through vibratory action an elastic
substance of great energy + capable of the same influences which produced
absorption in water, giving a vacuum. Thinking that perhaps from your long
experiments + extended knowledge in vibratory forces, be interested in seeing
the operation of my invention I take the liberty of extending to you an invitation
to visit my place at some time that may be convenient to you where I'd take
pleasure in showing you my machine and operating it for you...<br>Brief vom 25.2.1878 in den ''Edision Archives'', Madison, New Jersey</ref>}}


Edison schlug die Einladung jedoch ab, da Keely zu dieser Zeit nur die Druckwirkung seiner Maschine, aber keinen voll arbeitstüchtigen Motor zeigen konnte.
Schütz betont damit den – in ihrer spezifischen Art der Welterfassung begründeten – konstruktiven Charakter der Sozialwissenschaften. Er formuliert Anforderungen, denen die Wissenschaft in ihrer Bemühung Wirklichkeit in modellhafter und [[Idealtypus|idealtypischer]] Weise ''verstehend'' nachzuzeichnen, gerecht werden muss. Das ''Postulat der logischen Konsistenz'' fordert, dass die vom Wissenschaftler konstruierten Typisierungen und Idealtypen mit Grundsätzen der [[Formale Logik|formalen Logik]] vereinbar sind und ihre Formulierung möglichst klar und deutlich ist. Das ''Postulat der [[Rationalität]]'' soll die potentielle Verifizierung wissenschaftlicher Annahmen und die Konstruktion eines validen Modells sozialer Wirklichkeit sicherstellen. Dem ''Postulat der subjektiven Auslegung'' entsprechend, müssen die wissenschaftlichen Idealtypen auf den subjektiven Sinn, den sie in der Lebenswelt entfalten, rückführbar sein. Und schließlich sollen die Begriffe, denen sich der Wissenschaftler bedient, dem Postulat der Adäquanz folgend, auch für den alltagsweltlichen Akteur selbst verstehbar und vernünftig sein.


Im März 1878 veröffentlichte ''J.B. Knight'', Sekretär des [[WikipediaEN:Franklin Institute|Franklin Institut]]s, nach 5-monatiger Untersuchung einen Bericht, in dem er behauptete, dass Keelys Motor, die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfülle und nicht mit geheimnisvollen Ätherkräften, sondern mit Pressluft betrieben werde, die in den zahlreichen Hohlräumen der Apparatur gespeichert sei. Proben von Keelys "ätherischem Dampf" wurden dem angesehenen Chemiker ''Charles M. Cresson'' übergeben, der zu der Feststellung kam, dass es sich dabei bloß um atmosphärische Luft handle <ref>''Mr. Keely and his Motor Exploded'', The Engineering and Mining Journal, 30. März 1878, S 221</ref>. Keely war zutiefst erboßt und die Aktionäre höchst verunsichert. Keely veranstaltete daraufhin wöchentlich zwei öffentliche Demonstrationen seiner Maschine, was aber die Zweifler kaum beruhigte. Die Aktienkurse fielen unaufhaltsam und [[Wikipedia:1879|1879]] stand die Motor Company erstmals nahe vor dem [[Wikipedia:Bankrott|Bankrott]].
== Bedeutung des Schütz’schen Werkes für die Sozialwissenschaften ==
Gleichwohl sich das Werk von Schütz hervorragend für philosophisch orientiertes Arbeiten eignet, blieben doch Möglichkeiten für empirisch forschende Ansätze nur schwach ausgebildet. Das änderte sich erst mit [[Harold Garfinkel]]s [[Ethnomethodologie]], die das Schütz'sche Werk als theoretische Vorarbeit nutzt.


=== Erste Experimente zur Aufhebung der Schwerkraft - «vibratory lift» ===
Dass es einige Zeit in Anspruch nahm, bis Schütz’ phänomenologischer Ansatz in den Sozialwissenschaften rezipiert wurde, mag vielerlei Gründe haben. Schließlich war er lange gezwungen, seiner theoretischen Arbeit nur in den Nächten und Urlauben, außerhalb seiner Tätigkeit als Bankier, nachzugehen. Als er fast vierzigjährig emigrieren musste, war sein auf Deutsch erschienenes Erstlingswerk ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt'' in den USA kaum bekannt. Dort wurde das akademische Leben einerseits von der Idee spezifisch empirischer Forschung, vertreten von [[Robert K. Merton]] und [[Paul Lazarsfeld]] ([[Columbia University]]), dominiert, andererseits hatte [[Talcott Parsons]] ([[Harvard University]]) [[Strukturfunktionalismus]] enormen Einfluss auf die amerikanische Soziologie. Die positivistisch-quantitative Forschungsweise des ''department of sociology'' der [[Columbia University]] unterschied sich stark von der humanistischen Orientierung der ''New School'', an der Schütz lehrte, und setzte sich im wissenschaftlichen Klima der 1950er Jahre, das angewandter Soziologie den Vorzug gab, durch. Eine Annäherung der theoretischen Positionen Schütz’ und Parsons schlug fehl, wie ihr Briefwechsel dokumentiert. Darüber hinaus waren viele von Schütz’ Artikeln, oft in philosophischen Fachzeitschriften veröffentlicht, der Allgemeinheit nur schwer zugänglich.


Noch im selben Jahr 1878 begann Keely mit bemerkenswerten Experimenten zur Aufhebung der [[Wikipedia:Gravitation|Schwerkraft]] (''vibratory lift'') und konstruierte dazu einen geeigneten gleichnamigen Apparat <ref>William Mill Butler: ''Keely and the Keely-Motor'', The Home Magazine, 1898, S 108</ref>. Dabei entdeckte er zufällig auch einen Weg, [[Mineral|mineralische Substanzen]] durch Vibrationskräfte zu zertrümmern.
So ist es kaum verwunderlich, dass Schütz zu Lebenszeiten in akademischen Kreisen kaum wahrgenommen wurde. Umso bedeutsamer war aber sein Einfluss auf Sozialwissenschaftler, die bei Schütz an der ''New School'' studierten. [[Maurice Natanson]] befasste sich vor dem Hintergrund der existentialistischen Tradition mit einer philosophischen Grundlegung der Rollentheorie, während sich [[Richard Zaner]] der Frage der Intersubjektivität und der Relevanz widmete. Schütz übte starken Einfluss auf den Soziologen [[Helmut Wagner (Politikwissenschaftler)|Helmut Wagner]] aus, der die Richtung und Inhalte seiner Forschungstätigkeit über seine Schütz-Anhängerschaft definierte. Zwei andere Studenten Schütz’, die es zu großer Bekanntheit gebracht haben, sind [[Peter L. Berger]] und [[Thomas Luckmann]]. Vor allem in ihrem gemeinsamen Werk ''[[Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit]]'' führten sie die Gedanken ihres Lehrers weiter und trugen wesentlich zur Verbreitung von ihm angeregter Überlegungen bei. Sie brachten eine sozial-konstruktivistische, [[Wissenssoziologie|wissenssoziologische Theorie]] zur Entfaltung, die sich auf Schütz beruft, aber wesentlich über ihn hinausgeht. Über Berger und Luckmann fanden auf Schütz zurückgehende theoretische Annahmen auch Einzug in die [[Organisationstheorie]], insbesondere in die Grundannahmen des [[soziologischer Neoinstitutionalismus|Neoinstitutionalismus]].  


{{Zitat|In 1878 Mr. Keely conceived and constructed an instrument which he called a “vibratory lift,” and, while experimenting on the improvised multiplication by this medium, he had occasion to put a piece of marble, weighing twenty-six pounds, on a steel bar to hold it in place, when then and there his first discovery of the disintegration of mineral substance took place.|Clara Bloomfield-Moore|''Keely and his Discoveries'', S 130}}
Die stärkste Modifikation haben Schütz’ Gedanken in ihrer Beeinflussung Harold Garfinkels erfahren, der als der Begründer der Ethnomethodologie gilt. In seinen frühen Untersuchungen benutzte Garfinkel Schütz theoretische Einsichten in der Absicht, Parsons Annahmen zur sozialen Ordnung empirisch zu überprüfen. Er kam schließlich zu der Ansicht, dass Parsons hinsichtlich einer gesellschaftlich geteilten Kultur und der Zweckrationalität als bestimmend für gelingende Interaktion irrt. Garfinkel wendete sich der Untersuchung der Methoden zu, die Alltagsakteure verwenden, um ihr Wissen und ihre Auffassungen zu kommunizieren. Rationalität, Sinn und gelingende Verständigung stellen als Ergebnis sozialen Handelns die Leistung von Akteuren dar. Wenn auch nicht davon gesprochen werden kann, dass Garfinkel an Schütz’ Gedanken und Arbeit anschließt und diese fortsetzt, so wären die Anfänge der Ethnomethodologie doch undenkbar ohne die theoretische und methodische Vorarbeit von Schütz.


=== Clara Jessup Bloomfield Moore ===
== Schriften ==


[[Wikipedia:1881|1881]] lernte Keely die wohlhabende Industriellen-Witwe und Schriftstellerin ''Clara Jessup Bloomfield Moore'' ([[Wikipedia:1824|1824]] [[Wikipedia:1899|1899]]) kennen, die großes Interesse für seine Arbeiten zeigte, auch einige Schriften dazu publizierte und ihm bis zu seinem Tod freundschaflich helfend verbunden blieb. Sie investierte 100.000$ und gab Keely zusätzlich 250 - 300$ monatlich zum persönlichen Gebrauch, sodass er sich ganz der Weiterentwicklung seiner Erfindungen widmen konnte <ref>''Mrs. Bloomfield Moore dead'', The New York Times, 6. Januar 1899</ref>.
'''Einzelausgaben'''
* ''Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie.'' Springer, Wien 1932.
* mit [[Thomas Luckmann]]: ''[[Strukturen der Lebenswelt]]'' (Soziologische Texte; Bd. 82). Luchterhand, Neuwied 1975, ISBN 3-472-72582-6.
* ''Gesammelte Aufsätze.'' Nijhoff, Den Haag, 1971–1972 (Aus dem Amerikanischen übersetzt und mit einem „Nachwort zur Übersetzung“ von [[Benita Luckmann]] und [[Richard Grathoff]].)
# ''Das Problem der sozialen Wirklichkeit''. Mit einer Einführung von [[Aron Gurwitsch]]. 1971, ISBN 90-247-5116-0.
# ''Studien zur soziologischen Theorie''. Arvid Brodersen (Hrsg.). 1972, ISBN 90-247-1498-2.
# ''Studien zur phänomenologischen Philosophie''. Ilse Schütz (Hrsg.). 1971, ISBN 90-247-1169-X.
* ''Das Problem der Relevanz''. Hrsg. und erläutert von Richard M. Zaner. Mit einer Einleitung von [[Thomas Luckmann]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-27971-8.
* ''Zur Theorie sozialen Handelns. Ein Briefwechsel'' („The theory of social action. The correspondence of Alfred Schutz and [[Talcott Parsons]]“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-07802-X.
* ''Theorie der Lebensformen. Frühe Manuskripte aus der [[Henri Bergson|Bergson]]-Periode'' (stw; Bd. 350). Herausgegeben und eingeleitet von [[Ilja Srubar]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07950-6.  


[[Wikipedia:1884|1884]], als Keely wieder einmal ankündigte, dass sein Motor nun kurz vor der Produktionsreife stünde, veröffentlichte [[Wikipedia:Scientific American|Scientific American]] wieder einige kritische Artikel; so heißt es z.B.:
'''Werkausgabe'''
* Richard Grathoff, Hans-Georg Soeffner und [[Ilja Srubar]] (Hrsg.): ''Alfred Schütz-Werkausgabe''. UVK-Verlag, Konstanz 2003 ff.


{{Zitat|It was announced from Philadelphia on the 17th of March that the Keely motor was practically completed. All the workmen had been discharged, and Mr. Keely was immediately to begin "focalizing and adjusting the vibrators"—a delicate operation but easy for him—and as soon as he obtained "one perfect revolution, though even so slow," the great invention would be complete. The news called forth several funny paragraphs in the newspapers and quite a flutter among the stock holders and directors, who have been for several years investing money to back up this nineteenth century discoverer of "perpetual motion" It is difficult, indeed, to consider seriously this alleged invention, or justly characterize the inventor, who, in this age, not only assumes to get something out of nothing, but would hide all his methods and processes and affect more than the mystery of the alchemists of the early ages. Yet it is a serious matter to those who have been sinking their money therein. Now, however, we seem at last to have reached the "beginning of the end," and the attention of the investors can, at an early day, be "focalized" on their profit and loss accounts.|Keely Nearing the End|Scientific American, 25. März 1884, S 196}}
== Literatur ==
 
=== Die Dampfkanone - «vaporic gun» ===
[[Datei:Keely Vaporic Gun.jpg|thumb|300px|Keelys «Dampfkanone» (''vaporic gun'')]]
Am [[Wikipedia:20. September|20. September]] [[Wikipedia:1884|1884]] demonstrierte Keely im Fort Lafayette in [[WikipediaEN:Sandy Hook|Sandy Hook]] ([[Wikipedia:New York City|New York]]) vor gut 300 Personen, darunter viele Militärs, offizielle Regierungsvertreter und Direktoren der ''Keely Motor Company'', eine mit Ätherkraft betriebene Kanone (''vaporic gun''). Es handelte sich dabei um eine auf einer [[Wikipedia:Lafette|Radlafette]] gelagerte kleine Kanone mit einer 1,25 Zoll (~32 mm) Bohrung, die durch ein 3/16 Zoll Eisendrahtrohr mit dem 5 Gallonen fassenden und 4.5 ft (1.4 m) langen Voratsgefäß (''receiver'') für den Ätherdampf verbunden war. Durch einen Schlag mit einem Holzschlägel auf das Voratsgefäß wurde die in der ätherischen Trägersubstanz gespeichrte Ätherkraft "stimuliert". Dann lud Keely die Kanone mit einer kleinen Bleikugel von knapp 5 [[Wikipedia:Unze|oz]] (~140 [[Wikipedia:Gramm|g]]) und öffnete den Verbindungshahn zur Kanone. Nach etwa 3 Sekunden wurde der auf dem Verschluss der Kanone befestigte ''Vibrator'', eine klingende konische Hohlspule aus feinstem Stahl, angeschlagen:
 
{{Zitat|Um den Äther in jeder beliebigen Kanone zu verwenden, ist es nur notwendig, den Schwingungsakkord der Kanone mit dem Akkord des Vibrators abzustimmen. Die Schwingungen durchlaufen 40 Oktaven.|Keely's Etheric Vapor|The New York Tines, 21. September 1884<ref>In order to apply the ether to any gun, all that is necessary is to get the chord of vibration of the gun
to agree with the chord of the vibrator. The vibrations run through 40 octaves.<br>''Keely's Etheric Vapor'', The New York Tines, 21. September 1884</ref>}}
 
Die Kanone feuerte die Kugel mit einem kurzen, scharfen Knall, fast ohne Rauchentwicklung und mit wenig Rückstoß auf eine Distanz von ca. 300 [[Wikipedia:Yard|yd]] (~270 [[Wikipedia:Meter|m]]). Weitere Versuche, bei denen auch die Geschoßgeschwindigkeit gemessen wurde, ergaben aufeinanderfolgend Werte von 482 ft/s (147 m/s), 492 ft/s (150 m/s) und 523 ft/s (159 m/s). Insgesamt gab Keely 19 Schüsse erfolgreich ab. Nach seiner Aussage wurde dabei ein Druck von etwa 7000 [[Wikipedia:Pound-force per square inch|psi]] eingesetzt; es seien aber durchaus Druckwerte bis zu 30.000 psi erreichbar. <ref>''KEELY'S VAPORIC FORCE.; EXPERIMENTS WITH A MYSTERIOUS GUN AT SANDY HOOK.'', The New York Times, 21. September 1884 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9405E7D71338E033A25752C2A96F9C94659FD7CF]</ref>.
 
Die Direktoren der Keely Motor Company sprachen von einem großen Erfolg. Der Waffenexperte und Erfinder Leutnant [[WikipediaEN:Edmund Zalinski|Edmund Zalinski]] (1849-1909), der zu dieser Zeit selbst eine pneumatisch betriebene Kanone entwickelte, zeigte sich jedoch wenig beeindruckt; mit [[Wikipedia:Druckluft|Druckluft]] betrieben, könne er mit der selben Kanone noch viel größere Schußweiten erzielen. Auch erschien es ihm evident, dass Keely selbst komprimierte Luft verwendet habe und nicht irgendeinen mysteriösen Ätherdampf. Dieser Meinung schloss sich auch das Wissenschaftsmagazin [[Wikipedia:Scientific American|Scientific American]] an <ref>''The Keely Motor Deception'', Scientific American, 11. Oktober 1884, S 230</ref>. Die bemerkenswerte und der Drucklufthypothese widersprechende Tatsache, dass die Abschussgeschwindigkeit von Versuch zu Versuch stieg und beim 19. Abschuss deutlich am stärksten war, wurde dabei einfach ignoriert, obwohl Keely darauf ausdrücklich hingewiesen hatte:
 
{{Zitat|Das Kurioseste von allem war, dass ich fand, dass ich am Ende meiner Experimente die Kraft in meinem Voratsgefäß erhöht statt verringert hatte. So wie ein Rennpferd erst aufgewärmt werden muss, ehe es sich selbst gerecht werden kann, war die Abschussgeschwindigkeit des letzten Geschosses größer als die des ersten.|Keely's Etheric Vapor|The New York Tines, 21. September 1884<ref>The most curious thing about all is, that I found, at the end of my experiments, that I had increased the power in my tube instead of diminishing it. Just as a race horse needs to be warmed up before he can do himself justice, the initial velocity of the last bullet was more than that of the first one.<br>''Keely's Etheric Vapor'', The New York Tines, 21. September 1884</ref>}}
 
Wäre tatsächlich Druckluft verwendet worden, wie Zalinski behauptete, hätte durch den Luftverbrauch und den damit verbundenen Druckabfall die Geschoßgeschwindigkeit von Versuch zu Versuch abnehmen müssen.
 
=== Die Maschine als Bild des Menschen ===
 
Keely hat seine Apparate weitgehend dem [[mensch]]lichen [[Organismus]] nachempfunden; so korrespondiert etwa der Liberator (s.u.) in seinen Teilen dem menschlichen Haupt, das [[Vibrophone]], das er als Klangempfänger und -verstärker benutzte, ist in seinem Bau dem menschlichen Ohr angeglichen und das [[Neutrales Zentrum|neutrale Zentrum]] des [[Disintegrator]]s entspricht dem [[Herz]]en <ref>"As a suggestion to those interested in psychological
researches I will mention that Keely has copied nature in all
his instruments from the Vibrophone, which is fashioned after
the human ear, up to the Disintegrator, in which the neutral
centre represents the human heart."<br>Clara Bloomfield-Moore: ''Keely and His Discoveries'', S 147</ref>:
 
{{Zitat|«Nach dem Bild Gottes erschuf Er den Menschen», und nach dem Bild des Menschen konstruierte Keely seinen Liberator. Nicht buchstäblich, aber so wie sein [[Vibrophone]] (um die Klangwellen zu sammeln und jede Welle im Ton von jeder anderen zu scheiden, wenn die «Wellenplatte» angeschlagen wird, nachdem der Klang verstummt ist) nach dem menschlichen Ohr konstruiert ist, so korrespondiert sein Liberator in seinen Teilen dem menschlichen Haupt.|Clara Bloomfield-Moore|''Keely and his Discoveries'', S 60 <ref>“In the image of God made He man,” and in the image
of man Keely has constructed his liberator. Not literally,
but, as his [[vibrophone]] (for collecting the waves of sound
and making each wave distinct from the other in tone when,
the “wave-plate” is struck after the sound has died away)
is constructed after the human ear, so his liberator corresponds
in its parts to the human head.<br>Clara Bloomfield-Moore: ''Keely and his Discoveries'', S 60</ref>}}
 
=== Der «[[Liberator]]» ===
 
[[Datei:Keely Liberator.jpg|thumb|300px|Keelys ''Liberator'']]
 
Bis etwa Ende [[Wikipedia:1884|1884]] benutzte Keely den oben beschriebenen ''Generator'', um die Ätherkraft freizusetzen. Ab [[Wikipedia:1885|1885]] wurde er von dem wesentlich kleineren [[Liberator]] abgelöst, der zudem kein Wasser, sondern nur mehr Luft benötigte, um die Ätherkraft zu entwickeln.
 
{{Zitat|Er hat seitdem den Generator aufgegeben für eine Vibrationsmaschine, die er «Liberator» nennt, in der kein Wasser verwendet wird, um die Kraft zu entwickeln: die Störung des Gleichgewichts wird ausschließlich durch ein schwingendes Medium hervorgerufen. Der Dampf, den Keely durch seinen Liberator produziert, ist völlig frei von Feuchtigkeit, und deshalb so dünn, wie er es niemals zuvor erreichen konnte, und in wünschenwertester Weise geeignet für die perfektesten und stärksten Wirkungen.|Clara Bloomfield-Moore|''Keely and his Discoveries'', S 59f <ref>He has since abandoned the generator for a vibratory machine which he calls a “liberator,” in which no water is used to develop the force: the disturbance of the equilibrium being effected by a medium thoroughly vibratory in its character. The vapour which Keely produces from this liberator is perfectly free from all humidity, thus giving it a tenuity which he had never been able to reach before, and of a character most desirable for the perfect and high lines of action.<br>Clara Bloomfield-Moore: ''Keely and His Discoveries'', S 59f</ref>}}
 
Die Ätherkraft wurde nun nicht mehr mittels des Ätherdampfes als Träger durch Rohre weitergeleitet, wie noch beim [[Generator]], sondern unmittelbar durch feine Drähte aus Silber, Gold und Platin übertragen. Obwohl diese einzelnen Drähte, die keinen geschlossenen Stromkreis bilden konnten, offenbar nicht stromdurchflossen waren, wie auch die Prüfung mit dem [[Wikipedia:Galvanometer|Galvanometer]] zeigte <ref>''Is It A New Power?'', Public Ledger and Daily Transcript, 16. April 1896</ref>, verließ Keely nach Ansicht [[Blavatsky]]s damit dennoch bereits den Pfad der [[Moralische Technik der Zukunft|moralischen Technik]] <ref>H.P. Blavatsky: ''Die Geheimlehre'', Band I, S 611</ref> und drang in den Bereich der [[Untersinnliche Kräfte|untersinnlichen Kräfte]] vor.
 
=== Elektrizität und Ätherkraft ===


[[Datei:GA 130 104.gif|thumb|300px|Die [[untersinnliche Welt]] als Spiegelung der [[übersinnliche Welt|übersinnlichen Welt]] ([[GA 130]], S 104)]]
'''Lexikonartikel'''´
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/schutz/||Michael Barber}}
* {{NDB|23|658|660|Schütz (Schutz), Alfred|Dirk Kaesler|118611135}}
* {{BBKL|s/s1/schuetz_al|band=9|spalten=1054-1056|autor=Kay-Volker Koschel|artikel=SCHÜTZ, Alfred}}


Noch Ende [[Wikipedia:1884|1884]] war Keely der Ansicht gewesen, dass Elektrizität und Ätherkraft völlig unterschiedlicher Natur seien: ''"I am positive they are entirely different substances... They have no points of resemblance."'' <ref>''Keely's Etheric Vapor'', The New York Tines, 21. September 1884</ref>
'''Aufsätze'''
* Jochen Dreher: ''Alfred Schutz'' In: George Ritzer, Jeff Stepnisky (Hrsg.): ''The Wiley-Blackwell Companion to Major Social Theorists, Vol. I'' Wiley-Blackwell, Oxford 2011, ISBN 978-1-4443-3078-6, S. 489-510.
* Thomas S. Eberle: ''Schütz' Lebensweltanalyse. Soziologie oder Protosoziologie?'' In: Angelica Bäumer, [[Michael Benedikt (Philosoph)|Michael Benedikt]] (Hrsg.): ''Gelehrtenrepublik – Lebenswelt. [[Edmund Husserl]] und Alfred Schütz in der Krisis der phänomenologischen Bewegung.'' Passagen, Wien 1993, ISBN 3-900767-77-7, S. 293–320.
* [[Martin Endreß]]: ''Alfred Schütz. Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt.'' In: [[Dirk Kaesler]], [[Ludgera Vogt]] (Hrsg.): ''Hauptwerke der Soziologie.'' 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-39602-0, S. 371–377.
* Martin Endreß: ''Alfred Schütz.'' In: Dirk Kaesler (Hrsg.): ''Von [[Auguste Comte]] bis Alfred Schütz'' (Klassiker der Soziologie; Band 1). 5. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54749-4, S. 338–357.
* [[Hubert Knoblauch]]: ''Diskurs, Kommunikation und Wissenssoziologie.'' In: [[Reiner Keller]] u.a. (Hrsg.): ''Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse.'' Band 1: ''Theorien und Methoden.'' VS, Wiesbaden 2001, ISBN 3-8100-2851-7, S. 207–223.
* Hubert Knoblauch, Thomas Luckmann: ''Gattungsanalysw.'' In: Uwe Flick u.a. (Hrsg.): ''Qualitative Forschung.'' Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-55628-6, S. 538–546 (früherer Titel ''Handbuch qualitative Sozialforschung'').
* George Psathas: ''Alfred Schutz's Influence on American Sociologists and Sociology.'' In: ''Human Studies'', Band 27, 2004, S. 1–35.
* Steven Vaitkus: ''Phenomenology and Sociology.'' In: Bryan S. Turner (Hrsg.): ''The Blackwell Companion to Social Theory.'' Blackwell Publ., London 2000, ISBN 0-631-21366-X, S. 270–298.  


Fortgesetzte Untersuchungen führten ihn jedoch [[Wikipedia:1885|1885]] zu der Ansicht, dass [[Elektrizität]] nichts anderes sei als eine bestimmte Form verdichteter atomarer Schwingungen und als solche eine ''Vorstufe'' zu den eigentlichen Ätherkräften bilde. Sie sei zwar nicht die eigentliche ''Seele der Materie'', habe aber doch eine wesentliche vitalisierende Kraft.
'''Bücher'''
 
* Martin Endreß: ''Alfred Schütz'' (Klassiker der Wissenssoziologie; Band 3). UVK, Konstanz 2006, ISBN 978-3-89669-547-5.  
{{Zitat|My researches teach me that electricity is but a certain condensed form of atomic vibration, a form showing only the introductory features which precede the etheric vibratory condition. It is a modulated force so conditioned, in its more modest flows, as to be susceptible of benefit to all organisms. Though destructive to a great degree in its explosive positions, it is the medium by which the whole system of organic nature is permeated beneficially; transfusing certain forms of inert matter with life-giving principles ... The Vibratory Etheric tree has many branches, and electricity is but one of them. Though it is a medium by which the operations of vital forces are performed, it cannot in my opinion be considered the soul of matter.|Keely|15. Juli 1885<ref>Clara Bloomfield-Moore: ''Keely and his Discoveries'', S 35f</ref>}}
* [[Richard Grathoff]]: ''Alfred Schütz.'' In: Dirk Kaesler (Hrsg.): ''Von [[Max Weber|Weber]] bis [[Karl Mannheim|Mannheim]]'' (Klassiker des soziologischen Denkens; Band 2). Beck, München 1978, ISBN 3-406-06457-4.  
 
* Richard Grathoff (Hrsg.): ''Briefwechsel 1939–1959. (Alfred Schütz und Aron Gurwitsch)'' (Übergänge; Band 4.). Fink, München 1985, ISBN 3-7705-2260-5 (mit einer Einleitung von [[Ludwig Landgrebe]]).  
Nach [[Rudolf Steiner]] ist Elektrizität jedoch keineswegs eine ''Vorstufe'' der ätherischen Kräfte, sondern vielmehr eine [[untersinnlich]]e Spiegelung der [[Lichtäther]]-Kräfte. Sie wirkt daher auch nicht lebendig aufbauend, vitalisierend, sondern abbauend und letztlich zerstörerisch <ref>Diese zerstörerische, abbauend Wirkung trifft insbesondere auch auf die elektrischen Prozesse im Nervensystem zu. Hier sind sie sogar ''notwendig'', um unsere Nervenorganisation zum Werkzeug des [[Bewusstsein]]s zu machen. Der Preis dafür ist allerdings, dass der [[Organismus]] zunehmend zermürbt wird und schließlich stirbt.</ref>:
* Michael Hanke: ''Alfred Schütz. Einführung.'' Passagen, Wien 2002, ISBN 3-85165-434-X.  
 
* Peter J. Opitz (Hrsg.): ''Briefwechsel über „Die neue Wissenschaft der Politik“. (Alfred Schütz mit [[Eric Voegelin]] & [[Leo Strauss]] & Aron Gurwitsch).'' Alber, Freiburg i. Br. 1993, ISBN 3-495-47757-8 (Alber-Reihe praktische Philosophie; 46.).  
<div style="margin-left:20px">
* Wolfgang L. Schneider: ''[[Max Weber|Weber]], [[Talcott Parsons|Parsons]], [[Margaret Mead|Mead]], Schütz'' (Grundlagen der soziologischen Theorie; Band 1). VS, Wiesbaden 2002, ISBN 978-3531-15829-7.  
"Elektrizität ist Licht in untermateriellem Zustand. Da ist das Licht in der schwersten Weise zusammengepreßt." {{Lit|{{G|130|103}}}}
* Ilja Srubar: ''Kosmion. Die Genese der pragmatischen Lebenswelttheorie von Alfred Schütz und ihr anthropologischer Hintergrund.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-57891-X.
</div>
 
Der Bereich der «[[Moralische Technik der Zukunft|moralischen Technik der Zukunft]]» wird damit verlassen.
 
[[H.P. Blavatsky]] bemerkt dazu:
 
<div style="margin-left:20px">
"Man sagt uns, daß Herr Keely die Elektricität definiert als „eine gewisse Form von Atomschwingung“. Darin hat er vollkommen recht; aber das ist Elektricität auf der irdischen Ebene und durch irdische Wechselbeziehung.
 
Er schätzt -
<div align="center">
<table border="0" cellpadding="0" cellspacing="0">
<tr>
<td valign="top" width="100">
Molekulare<br />
Intermolekulare<br />
Atomistische<br />
Interatomistische<br />
Ätherische<br />
Interätherische
</td>
<td valign="top" width="90">
Schwingungen<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;
</td>
<td valign="top" width="35">
auf<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;
</td>
<td valign="top" width="87">
100000000<br />
300000000<br />
900000000<br />
2700000000<br />
8100000000<br />
24300000000
</td>
<td valign="top" width="31">
in<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;
</td>
<td valign="top" width="33">
der<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;
</td>
<td valign="top" width="68">
Sekunde.<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;<br />
&bdquo;
</td>
</tr>
</table>
</div>
 
Das beweist unseren Standpunkt. Es giebt keine Schwingungen, die berechnet oder auch nur ihrer ''annähernden'' Schwingungszahl nach geschätzt werden könnten jenseits des „Bereiches des vierten Sohnes von Fohat“, um eine occulte Redewendung zu gebrauchen, oder jener Bewegung, die der Bildung, von Herrn Crookes‘ strahlender Materie entspricht, die vor einigen Jahren leichthin der „vierte Zustand der Materie“ - ''auf dieser unserer Ebene'') genannt wurde.
 
Wenn die Frage gestellt wird, warum es Herrn Keely nicht erlaubt. wurde, eine gewisse Grenze zu überschreiten, so ist die Antwort leicht. Es war deshalb, weil das, was er unbewußt entdeckt hat, die furchtbare siderische Kraft ist, welche den Atlantiern bekannt war und von ihnen Mash-mak genannt wurde, und von den ârischen Rishis in ihrer Astra Vidyâ mit einem Namen bezeichnet wurde, den zu veröffentlichen wir nicht für gut finden. Sie ist die Vril von Bulwer Lyttons ''Zukünftiger Rasse'' und den zukünftigen Rassen unserer Menschheit. Der Name Vril mag eine Erdichtung sein; die Kraft selbst ist eine Thatsache, an der man in Indien ebenso wenig zweifelt, als an der Existenz der Rishis, da sie in allen geheimen Büchern erwähnt wird.
 
Diese Schwingungskraft würde, wenn sie aus einem Agni-ratha, der an ein schwebendes Gefäß, an einen Luftballon befestigt ist, nach den Anleitungen, die sich in der Astra Vidyâ finden, gegen eine Armee gerichtet würde, 100 000 Männer und Elefanten ebenso leicht in Asche verwandeln, wie eine tote Ratte. Sie wird im ''Vishnu Purâna'', im ''Râmâyana'' und in anderen Werken in der Fabel vom weisen Kapila allegorisiert, dessen „Blick die 60 000 Söhne des Königs Sagara in einen Berg von Asche verwandelte“, was in den esoterischen Werken erklärt und als das Kapilâksha oder Auge des Kapila bezeichnet wird.
 
Und diese satanische Kraft sollte unser Zeitalter hinzufügen dürfen zu seinem Vorrat von anarchistischem Spielzeug, bekannt als Melinit, Dynamit-Uhrwerk, Explosionsorangen, „Blumenkörbe“ und unter anderen ähnlich unschuldigen Namen? Und dieses zerstörende Agens, das, einmal in den Händen eines modernen Attila, eines blutdürstigen Anarchisten z. B., in wenigen Tagen Europa in seinen ursprünglichen chaotischen Zustand zurückversetzen würde, ohne daß ein Mensch übrig bliebe, die Geschichte zu erzählen - diese Kraft sollte das gemeinsame Eigentum aller Menschen ohne Unterschied werden?" {{Lit|Geheimlehre I, S 613}}[http://www.odysseetheater.org/ftp/theosophie/Geheimlehre_I/613.htm]
</div>
 
=== Tod ===
[[Datei:Kinraide.jpg|thumb|Thomas Burton Kinraide (1864 - 1927)]]
Keely starb am [[Wikipedia:18. November|18. November]] [[Wikipedia:1898|1898]] in seinem Heim in der ''1632 Oxford Street'' an den Folgen einer Lungenentzündung <ref>''KEELY, THE INVENTOR, DEAD.; Maker of the Famous "Motor" Expires Suddenly at His Home in Philadelphia.'', The New York Times, 19. November 1898 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9904E2D71438E433A2575AC1A9679D94699ED7CF]</ref>. Hier in der Oxford Street, wo Keely in einem Mahagonisarg aufgebahrt wurde, fanden am 23. November um 10h die Begräbnisfeierlichkeiten unter großem öffentlichem Zustrom statt. Der Sarg trug eine Silberplakette mit der Aufschrift: "John Worrall <ref>Man beachte die falsche Schreibung des mittleren Namensteils ''Worrall'' - und auch die Altersangabe ist anzuzweifeln!</ref> Keely, in his sixty-third year." John Ernst Worrell Keely wurde im [[WikipediaEN:West Laurel Hill Cemetery|West Laurel Hill Cemetery]] in [[WikipediaEN:Bala Cynwyd, Pennsylvania|Bala Cynwyd]] beigesetzt.
 
Keely war zweimal verheiratet und hinterließ, soweit bekannt, keine Kinder. Am [[Wikipedia:1. Dezember|1. Dezember]] erfolgte die Testamentseröffnung; Keelys Witwe ''Anna M. Keely'' wurde als Alleinerbin das Gesamtvermögen im Wert von etwa 10.000$ zugesprochen. Keelys Motor wurde in dem Testament mit keinem Wort erwähnt <ref>''INVENTOR KEELY'S WILL FILED.'', The New York Times, 2. Dezember 1898 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9E0CE4DF113CE433A25751C0A9649D94699ED7CF]</ref>.
 
Die erste Versammlung der Aktionäre der ''Keely Motor Company'' nach Keelys Tod fand am [[Wikipedia:20. Dezember|20. Dezember]] 1898 statt. Dort gab ''Charles S. Hill'', der Anwalt von Keelys Witwe, bekannt, dass es zwar keine schriftliche Dokumentation zu Keelys Geheimnis gebe, dass aber Keely selbst angedeutet habe, dass der Erfinder ''Thomas Burton Kinraide'' (1864 - 1927) aus [[Wikipedia:Boston|Boston]], der Keely zuletzt oftmals in seiner Werkstatt besucht hatte, die Arbeiten erfolgreich fortsetzen könne. Zu diesem Zweck sollten Keelys sämtliche Apparaturen Kinraide für ein Jahr überlassen werden. Dann kündigte Hill an, dass er noch ein Geheimnis kenne, dass er aber nur an eine einzige Person weitergeben würde. ''John J. Smith'', einer der Direktoren der Motor Company, wurde ausgewählt, sich in dieses Geheimnis einweihen zu lassen; Smith zeigte sich nach dem Gespräch mit Hill hoch befriedigt und zuversichtlich, schwieg sich aber über alle Details aus <ref>''THE KEELY MOTOR COMPANY.; Stockholders Hardly Know What to Do Now that Keely Is Dead -- Mysterious Communication.'', The New York Times, 21. Dezember 1898 [http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9F0CEED91F3DE433A25752C2A9649D94699ED7CF]</ref>.
 
== Rudolf Steiner über John Keely ==
 
[[Datei:Keely-3.jpg|thumb|400px|Keelys "Musikalischer Globus" mit einem [[Spirophone]] (links) als Klangempfänger.]]
[[Rudolf Steiner]] sah in Keelys Arbeiten Vorboten einer «[[Moralische Technik der Zukunft|moralischen Technik der Zukunft]]».  
 
<div style="margin-left:20px">
"Heute sind wir mit allen unseren Einrichtungen auf den physischen
Plan heruntergekommen. Wenn nicht neben der Kultur auf
dem physischen Plan eine moralische Kultur einhergeht, so wirken
die physischen Errungenschaften zerstörend. Durch Entwickelung
der Moralität wird der Mensch ganz andere Kräfte erzeugen können
als diejenigen, die jetzt auf dem physischen Plan vorhanden sind.
Keely setzte seinen Motor in Bewegung durch Schwingungen, die er
im eigenen Organismus erregte. Solche Schwingungen hängen von
der moralischen Natur des Menschen ab. Das ist ein erster Morgenstrahl
für dasjenige, was als Technik der Zukunft herauskommen
wird. In Zukunft werden wir Maschinen haben, die nur dann in
Bewegung geraten, wenn die Kräfte von Menschen kommen, die
moralisch sind. Die unmoralischen Menschen können solche Maschinen
dann nicht in Bewegung setzen. Rein mechanischer Mechanismus
muß verwandelt werden in moralischen Mechanismus." {{Lit|{{G|97|40f}}}}
</div>
 
Im Westen werde sich zunehmend ein «[[mechanischer Okkultismus]]» entwickeln, durch den Maschinen allein durch [[psychisch]]e Kräfte in Gang gesetzt werden.
 
<div style="margin-left:20px">
"Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass Keely einen Motor konstruiert hat, der nur ging, wenn er selbst dabei war. Er hat damit den Leuten nichts vorgemacht, denn er hatte in sich selbst jene treibende Kraft, die aus dem Seelischen hervorgeht und Mechanisches in Bewegung setzen kann. Eine Antriebskraft, die nur moralisch sein kann, das ist die Idee der Zukunft; die wichtigste Kraft, die der Kultur eingeimpft werden muss, wenn sie sich nicht selbst überschlagen soll. Das Mechanische und das Moralische werden sich durchdringen, weil dann das Mechanische ohne das Moralische nichts ist. Hart vor dieser Grenze stehen wir heute. Nicht bloß mit Wasser und Dampf sondern mit spiritueller Kraft, mit spiritueller Moral werden in Zukunft die Maschinen getrieben werden. Diese Kraft ist symbolisiert durch das Tau-Zeichen und wurde schon poetisch angedeutet durch das Bild des Heiligen Gral. Wie der Mensch nicht mehr nur angewiesen ist darauf zu benützen, was ihm die Natur freiwillig hergibt, sondern wie er die Natur formt und umgestaltet, wie er zum Werkbaumeister des Unlebendigen geworden ist, so wird er zum Werkbaumeister des Lebendigen werden." {{Lit|{{G|93|286}}}}
</div>
 
Das Wirkungsprinzip des [[Keely-Motor]]s beruhte nach Steiner tatsächlich nicht, wie bei allen bisher entwickelten Maschinen, auf [[physisch]]en [[Zentralkräfte]]n, die alle ''[[raum]]erfüllende'' [[Druckkräfte]] sind, sondern - in Übereinstimmung mit Keelys Aussagen - auf [[ätherisch]]en [[Universalkräfte]]n, die als ''raumentleerenden'' [[Saugkräfte]] wirken:
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn Sie aber bedenken, wie fruchtbar die einseitigen
Vorstellungen der Physik für die Technik geworden sind, so
können Sie sich ein Bild machen von dem, was auch als technische
Folgen auftreten würde, wenn man zu den heute in der Technik einzig
figurierenden Druckkräften - denn die räumlichen Saugkräfte, die man
hat, sind ja auch nur Druckkräfte; ich meine Saugkräfte, die qualitativ
entgegengesetzt sind den Druckkräften - nun auch diese Saugkräfte
wirklich fruchtbar machen würde." {{Lit|{{G|321|171f}}}}
</div>
 
Keely repräsentierte für Steiner im besten Sinn die westliche Menschheit, deren Aufgabe es sei, das [[Geist]]ige im äußeren Leben zu suchen; dem gegenüber steht etwa [[Wikipedia:Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Leo Tolstoi]] als typischer Vertreter der östlichen Menschheit, die die [[Spiritualismus|Spiritualität]] ganz im Inneren sucht.
 
<div style="margin-left:20px">
"Vor einigen
Jahrzehnten trat es auf in Amerika drüben, wo, ich möchte sagen,
der Antipode Tolstois zum Vorschein kam in Keely, vor dessen
Seele das Ideal stand, einen Motor zu konstruieren, der nicht durch
Dampf, nicht durch Elektrizität, sondern durch jene Wellen bewegt
wird, die der Mensch selbst erregt in seinem Ton, in seiner
Sprache. Denken Sie sich einen Motor, der so eingerichtet ist, daß
er durch jene Wellen, die man erregt im Sprechen etwa, oder überhaupt
als Mensch erregen kann mit seinem seelischen Leben, in
Bewegung gesetzt wird. Es war noch ein Ideal, Gott sei Dank, daß
es damals ein Ideal war, denn was wäre dieser Krieg geworden,
wenn wirklich dieses Keelysche Ideal sich dazumal verwirklicht
hätte! Verwirklicht sich das einmal, dann wird man erst sehen, was
das Zusammenstimmen der Schwingungen an äußerer motorischer
Kraft bedeutet. Das ist die andere Einseitigkeit." {{Lit|{{G|169|67f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir müssen uns klar sein, wie im Westen eine Anfangskultur vorhanden
ist. Wir sehen, wie in diesem Westen sich diese Anfangskultur
gerade da am allerstärksten ankündigt, wo, ich möchte sagen, das
Wirtschaftliche aus dem Technischen aufsprießt. Nichts ist charakteristischer
in dieser Beziehung als jenes Ideal, das einstmals vor einem
Amerikaner gestanden hat und was ganz gewiß im Westen einmal verwirklicht
werden wird, ein rein ahrimanisches Ideal, aber ein Ideal von
hoher Idealität, das darin besteht, daß man die eigenen Vibrationen
des menschlichen Organismus benützt, indem man sie fein studiert und
sie überträgt auf die Maschine, so daß der Mensch an der Maschine
steht und seine kleinsten Vibrationen sich in der Maschine potenzieren,
so daß dasjenige, was der Mensch an Nervenvibrationen aufbringt, in
die Maschine übergeht. Denken Sie an den Keely-Motor, der ja auf den
ersten Anhieb noch nicht so weit gelungen ist, daß er ging, weil er noch
zu stark aus dem bloßen Instinkt heraus bearbeitet ist; aber es ist etwas,
was durchaus der Verwirklichung entgegengeht. Es ist gewissermaßen
das, was noch aus dem ganz grob mechanistischen Material heraus hinweist
auf dasjenige, was entstehen muß: der Zusammenschluß des
Mechanisch-Materiellen mit dem Geistigen." {{Lit|{{G|197|164}}}}
</div>
 
Der Keely-Motor war auch zweifellos mit ein Vorbild für den sogenannten [[Strader-Apparat]], den Steiner für sein drittes [[Mysteriendrama]], [[Der Hüter der Schwelle]], entworfen hat.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
 
* [[Appräsentation]]
* {{WikipediaEN|John_Ernst_Worrell_Keely|John Ernst Worrel Keely}}
* [[Phänomenologische Soziologie]]
 
== Literatur ==
 
#[[Helena Petrovna Blavatsky]]: ''Die Geheimlehre'', Band I, Theosophisches Verlagshaus, Leipzig 1899
#Clara Bloomfield-Moore: ''Keely and His Discoveries'' - reprinted from the original edition, Fredonia Books, Amsterdam 2001, ISBN 1-58963-613-9
#W.J. Colville: ''Dashed Against the Rock'', Colby & Rich, Boston 1894, ISBN 1-113-67709-0 [http://ia700102.us.archive.org/18/items/dashedagainsttherock00colviala/dashedagainsttherock00colviala.pdf]
#Dan A. Davidson: ''A Breakthrough to New Free Energy Sources'', R & E Research Associates, 1977, ISBN 0882474693 [http://keelynet.com/davidson/books.htm] [http://www.keelynet.com/keely/danart1.txt Chapter 3 - KEELY]
#Anhur W-J.G. Ord-Hume: ''Perpetual Motion : The History of An Obsession'', Adventures Unlimited Press, Kempton, Illinois 2005, ISBN 1-931882-51-7 [http://books.google.at/books?id=022yYXnS_GQC] - eine kritische Darstellung
#Theo Paijmans: ''Free Energy Pioneer: John Worrell Keely'', Adventures Unlimited Press, Kempton, Illinois 2004, ISBN 1931882339 [http://books.google.at/books?id=O3wZ4mbPb-AC] (mit umfangreichen Quellenangaben)
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
#Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1987), Basel, 1. Oktober 1911 (aus der an den Vortrag sich anschließenden Fragenbeantwortung) {{Vorträge|130}}
#Rudolf Steiner: ''Weltwesen und Ichheit'', [[GA 169]] (1998), ISBN 3-7274-1690-4 {{Vorträge|169}}
#Rudolf Steiner: ''Gegensätze in der Menschheitsentwickelung'', [[GA 197]] (1989), ISBN 3-7274-1970-9 {{Vorträge|197}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
#{{Bibliothek|Rudolf Steiner/Naturwissenschaft/GA 320 Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I|GA 320 Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, II'', [[GA 321]] (2000), ISBN 3-7274-3210-1 {{Vorträge|321}}
#''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 107: Der "Strader-Apparat": Modell – Skizzen – Bericht, Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach 1991
 
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118611135}}
* [http://www.waseda.jp/Schutz/AlfredEng.htm Alfred Schutz Archive] des Department of Sociology der [[Waseda-Universität]]; mit umfangreicher Bibliographie
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/s/schutz.htm||Lester Embree}}
* [http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/research/alfred-schuetz-werkausgabe Editionsprojekt der Alfred Schütz Werkausgabe] an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]]
* [http://www.uvk.de/asw/index.html Alfred Schütz Werkausgabe (UVK)]
* [http://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/schutz/41bib.htm Bibliografie von Alfred Schütz] an der [[Karl-Franzens-Universität Graz]]
* [http://cms.uni-konstanz.de/soz-archiv/aktuelles/ Alfred-Schütz-Gedächtnis–Archiv] im Sozialwissenschaftlichen Archiv Konstanz der [[Universität Konstanz]]
* Alfred Schütz im [http://koloss3.mykowi.net/index.php?option=com_content&view=article&id=9&Itemid=10 kommunikationswissenschaftlichen Lern-Online-Software-System (KOLOSS)] auf [http://www.mykowi.net myKoWi.net] (Universität Duisburg-Essen); mit Foto
* [http://de.wikibooks.org/wiki/Soziologische_Klassiker/_Sch%C3%BCtz,_Alfred  wikibooks Alfred Schütz]


;Texte
{{Normdaten|TYP=p|GND=118611135|LCCN=n/50/3183|VIAF=34476467}}
# [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Geisteswissenschaftliche_Impulse_zur_Entwickelung_der_Physik_I.pdf Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I]
# [http://www.perseus.ch/PDF-Dateien/Strader-Keely.pdf Vom Keely-Motor zur «Strader-Maschine»]
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/theosophie/Keely_And_His_Discoveries.pdf KEELY AND HIS DISCOVERIES] - by Mrs. Bloomfield-Moore
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# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/theosophie/Keely_and_Science_II.pdf KEELY AND SCIENCE - PART 2] - Compiled by John W. Keely & Clara Jessup Moore (englisch)
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/theosophie/Keelys_Secrets1.pdf KEELY'S SECRETS - Part 1] - Etheric Force Identified as Dynaspheric Force, Article by Clara J. Bloomfield Moore (englisch)
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/theosophie/Keelys_Secrets2.pdf KEELY'S SECRETS - Part 2] - ONE PHASE OF KEELY'S DISCOVERY IN ITS RELATIONS TO THE CURE OF DISEASE, Article by Clara J. Bloomfield Moore (englisch)
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# [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33464/1.html Die seltsamen Erfindungen des John Keely (1827-1898)] - Wundermaschinen, die nie funktionierten (kritischer Artikel von Klaus Schmeh)
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#Christoph Podak: ''«... weil sonst das ahrimanische Gegenbild entwickelt wird.» Materialien und Aspekte zum Konzept der «Strader-Technik»'', in: ''[[Der Europäer]]'', Jg 07, Perseus-Verlag, Basel 2003, Heft [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_05_2003.pdf 05], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_06_2003.pdf 06], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_07_2003.pdf 07], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_08_2003.pdf 08], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_09_2003.pdf 09]
 
;Fotos
 
# [http://www.scene.org/~esa/merlib/keelyx/ Fotosammlung von Keelys Maschinen]
# [http://www.electrotherapymuseum.com/Kinraide.htm Thomas B. Kinraide Collection]
 
;Videos
 
# [http://www.youtube.com/watch?v=Eu8VflqvHFM The Keely Motor] - Video von Dale Pond


== Einzelanchweise ==
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<references/>
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Version vom 5. April 2013, 02:20 Uhr

Alfred Schütz (* 13. April 1899 in Wien; † 20. Mai 1959 in New York City) war ein aus Österreich stammender Jurist, Philosoph und Soziologe, der als Begründer der phänomenologischen Soziologie gilt und sich – ausgehend von Edmund Husserl, Henri Bergson und Max Weber – der Frage der Intersubjektivität widmete.

Biographischer Hintergrund

Alfred Schütz war als Rechtsberater für Reitler & Co. in Wien, Paris und später New York tätig und widmete sich der phänomenologischen Soziologie anfangs nur in seiner Freizeit. Schütz hatte Rechtswissenschaften, Ökonomie und Philosophie studiert und sein Denken war u. a. von der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ geprägt, die Ende des 19. Jahrhunderts von Carl Menger gegründet worden war. Die Menger-Schüler Friedrich von Wieser und Ludwig von Mises waren Lehrer Schütz’ in Wien, ebenso wie der Rechtsphilosoph Hans Kelsen und der dem Wiener Kreis nahestehende Felix Kaufmann. Auch seine Freunde Fritz Machlup und Erich Vögelin (in den USA: Eric Voegelin) übten intellektuellen Einfluss auf Schütz aus, letzterer regte ihn zu der Lektüre von Henri Bergson, einem bedeutenden Vertreter der Lebensphilosophie des 19. Jahrhunderts, und von Edmund Husserl, dem Begründer der Phänomenologie, an. 1932 erschien Schütz’ erste und zu Lebzeiten einzige Monographie Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie (1932), die die Sozialwissenschaften nachhaltig beeinflusst hat. In den Jahren 1938–1939 emigrierte Schütz über Frankreich in die USA. Durch die Freundschaft mit Aron Gurwitsch, einem aus Litauen stammenden Philosophen, den Schütz in Paris kennenlernte, intensivierte sich seine Beschäftigung mit Husserls Phänomenologie.

Der Begriff Phänomenologie wurde von Edmund Husserl geprägt und beschreibt jene Dinge, die uns als Phänomene gegeben sind („Ich bin, alles Nicht-Ich ist bloß Phänomen“). Husserl hatte den Versuch unternommen, neuropsychologische Erkenntnisse auszuschließen, da der Sinn seiner Meinung nach auf einer Ebene liegt, die nicht zugänglich ist. Damit der wahre Wesensgehalt einer Sache erkannt werden könne, müssten wir eine (phänomenologische) Reduktion vornehmen, die uns einen neutralen Blick auf die Dinge des Lebens erlaube (siehe dazu auch „Lebenswelt“). Auch war für Husserl das Denken selbst nicht existent, da wir stets nur von etwas „denken“ könnten. Schütz knüpfte an die Phänomenologie Husserls und dessen Vorstellung der Lebenswelt als intersubjektiv sinnvoller Welt an. Vor diesem Hintergrund fragte er nach den Prozessen der sozialen Konstitution von Sinn. In Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt versuchte Schütz die „Verstehende Soziologie“ Max Webers phänomenologisch zu fundieren. Ausgehend von Husserls Philosophie der Lebenswelt konzipierte Schütz eine Soziologie des Alltags.

Im amerikanischen Exil fand Schütz nur schwer Anschluss an die wissenschaftliche Gemeinschaft, die zu dieser Zeit von Talcott Parsons und dessen Strukturfunktionalismus dominiert war. Der Austausch zwischen Schütz und Parsons, den ihr Briefwechsel dokumentiert, scheiterte schließlich. Schütz fand auf andere Weise Zugang zur amerikanischen Sozialwissenschaft; einerseits wurde er Vorstandsmitglied der International Society of Phenomenology und 1941 Mitherausgeber der von Marvin Farber gegründeten Zeitschrift Philosophy and Phenomenological Research, andererseits begann er 1943 an der New School for Social Research in New York zu lehren. Diese außergewöhnliche Hochschule hatte sich zum Ziel gesetzt, europäisch-stämmige, in die USA emigrierte Sozialwissenschaftler zu unterstützen. 1952 wurde Schütz zum Full Professor an der New School berufen. Er starb sieben Jahre später, 1959. Sein geplantes und bereits begonnenes Hauptwerk Strukturen der Lebenswelt wurde posthum von seinem Schüler Thomas Luckmann vollendet. Ebenso erschien ein Großteil seiner Artikel erst posthum, gesammelt in Collected Papers I-III (1962, 1964, 1966), (deutsch: Gesammelte Schriften I-III, 1971).

Im Folgenden soll die theoretische Position dargestellt werden, die Schütz in Der sinnhaften Aufbau der sozialen Welt (1932), in Reflections on the Problem of Relevance (1970) (deutsch: Das Problem der Relevanz 1971) und in den Aufsätzen entwickelt hat, die sich in den Collected Papers I-III (1962, 1964, 1966) bzw. Gesammelten Aufsätzen I-III (1971) finden.

Die phänomenologische Begründung der Soziologie

In seiner Bemühung, eine philosophische Grundlegung der Sozialwissenschaften und dabei insbesondere der Soziologie zu erarbeiten, folgt Alfred Schütz dem Vorhaben Max Webers, Soziologie als strenge Wissenschaft auf handlungstheoretischer Basis zu begründen. Schütz kritisiert dabei an Weber, dass dieser zwar die Werkzeuge zum Verstehen des sozialen Sinns von Handlungen geschaffen hat, eine philosophische Begründung des Sinnverstehens aber unterlässt. Für Weber besteht soziales Handeln in der Verknüpfung von Verhalten und subjektivem Sinn. In seiner „Verstehenden Soziologie“ geht es vor allem darum, zu klären, wie ein wissenschaftlicher Beobachter den subjektiven Sinn, den ein Akteur mit seinem Handeln verbindet, erfassen kann. Er bestreitet dabei, dass dieser Sinn dem Akteur selbst unverfälschter oder zuverlässiger zugänglich ist als dem wissenschaftlichen Beobachter. Schütz setzt hingegen beim Handelnden selbst an und fragt nach der Konstitution subjektiven Sinns, d. h. wie der Akteur selbst Sinn erzeugt und erfährt. Dem wissenschaftlichen Beobachter ist der subjektive Sinn einer Handlung, wie ihn der Handelnde selbst erfährt, nicht zugänglich und sein Verständnis kann nie identisch mit dem des Akteurs sein.

Dieses Problem des Fremdverstehens betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen Wissenschaftler und handelndem Subjekt. Wenn der Sinn einer Handlung nämlich nur demjenigen verständlich ist, der sie ausführt, nicht aber dem jeweils „Anderen“, stellt sich die Frage, wie unsere alltägliche Kommunikation als funktionierend empfunden werden kann. Wie ist gesellschaftliches Zusammenleben möglich, ohne den subjektiven Sinn zu kennen, den Andere mit ihren Handlungen verbinden? Schütz zufolge greifen Akteure im Alltag auf bestimmte Methoden zurück, die es ihnen ermöglichen, von einem intersubjektiv geteilten Sinn auszugehen. Er untersucht die Bedingungen und Prinzipien, die diese Erzeugung von intersubjektivem Sinn leiten.

Soziale Handlung, Sinn und Subjektivität

Vorerst geht die Analyse Schütz’ aber vom Ego, dem Erleben des einsamen Ichs aus. Bergson folgend, ergibt sich für Schütz sinnhaftes Handeln erst in der Reflexion des Ichs auf bereits vergangene Erlebnisse. Während des Vollzugs einer Handlung, also während des Handelns selbst, kann ihr vom Akteur kein Sinn beigelegt werden. Erst durch den Rückgriff auf den Entwurf oder Plan, der zu der Handlung führte, kann diese einen subjektiven Sinn entfalten. „Nur das Erlebte ist sinnvoll, nicht aber das Erleben“ (Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: S. 49). Schütz unterscheidet strikt zwischen dem Handeln als Tätigkeit (lateinisch actio) und der Handlung als gedanklichen Entwurf (actum), wobei das Handeln das Sinnhafte in der Handlung (im „Handlungsentwurf“) findet. Diese Trennung zwischen Handeln und Handlung hebt Schütz’ Zugangsweise von der Webers ab, an dieser kritisiert Schütz:

Weber macht zwischen Handeln als Ablauf und vollzogener Handlung, zwischen dem Sinn des Erzeugens und dem Sinn des Erzeugnisses, zwischen dem Sinn eigenen und fremden Handelns, bzw. eigener und fremder Erlebnisse, zwischen Selbstverstehen und Fremdverstehen keinen Unterschied. Er fragt nicht nach der besonderen Konstitutionsweise des Sinnes für den Handelnden, nicht nach den Modifikationen, die dieser Sinn für den Partner in der Sozialwelt oder für den außenstehenden Beobachter erfährt, nicht nach dem eigenartigen Fundierungszusammenhang zwischen Eigenpsychischem und Fremdpsychischem, dessen Aufklärung für eine präzise Erfassung des Phänomens ‚Fremdverstehen‘ unerläßlich ist“ (Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: S. 5).

In der Auseinandersetzung mit Webers Sinnbegriff stellt Schütz fünf Sinnschichten dar. Auf der Ebene der ersten Schicht ist Sinn unabhängig von einem konkreten Anderen, er wird vielmehr Dingen der Umwelt zugeschrieben (z. B. eine Tür lässt sich öffnen). Der zweite Sinnbegriff richtet sich auf die Existenz eines Anderen (z. B. weil jemand klopft, öffne ich die Tür), während der dritte schon das Verhalten des Anderen antizipiert (ich öffne die Tür und grüße). In der vierten Sinnschicht kommt es zu einer wechselseitigen Verhaltensorientierung, in der sich die Handlungen des Akteurs an dem erwarteten Verhalten des Anderen orientieren (ich überlege, ob ich ihn empfangen soll oder nicht). Aus diesen vier Schichten ergibt sich ein konstitutiver Sinnzusammenhang für den Handelnden selbst, d. h. für sein eigenes Verständnis der Handlung. Davon unterscheidet Schütz aber die fünfte Sinnstufe, die der Sinndeutung durch Andere. Die Aufgabe der Soziologen als möglicher „Anderer“ ist es, diese vierschichtige Sinnkonstitution des Handelnden zu verstehen.

Zusammenfassend lässt sich Schütz' Ansatz als eine Theorie der sozialen Handlung, nicht des sozialen Handelns bezeichnen. Über die Beschränkung auf abgeschlossene Handlungen hinaus, geht Schütz auch nur auf jene Bewusstseinserlebnisse ein, die auf ein alter ego (d. h. anderes Ich) bezogen sind, womit er den Anderen als ein Bewusstsein habendes Wesen meint, nicht nur den bloßen Leib. Ein wesentliches Element der Handlung, zu dessen Berücksichtigung Schütz durch die Theorien William James angeregt wurde, stellt der Wille zu ihrer Ausführung, der Entschluss, den Handlungsentwurf umzusetzen, dar.

Die Differenz zwischen den Perspektiven von ego und alter ist von grundlegender Bedeutung für Schütz und wird auch an seinem Konzept des Motivs deutlich. In seiner Konstitutionsanalyse, in der er nicht die Dinge analysiert, also das Soziale an sich, sondern wie diese auf uns wirken und wie sie von uns wahrgenommen werden, trifft er die Unterscheidung zwischen „Um-zu“-Motiven und „Weil“-Motiven. Dabei bilden erstere den Handlungsentwurf, der auf die zukünftige Realisierung der Handlung gerichtet ist, während letztere die (in der biographischen Vergangenheit des Handelnden liegenden) Gründe für dessen Entstehung angeben. Beispiel für ein „Um-zu“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, um an das Geld des Opfers zu kommen. Zuerst findet der Handlungsentwurf statt, danach erfolgt das eigentliche Handeln – hier wird beschrieben, wie es zum Handeln kommt. Beispiel für ein „Weil“-Motiv: Der Täter beging den Überfall, weil er aus schlechten Verhältnissen stammte. In diesem Motiv wird dargestellt, wie es zum Handlungsentwurf kommt. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine personale (subjektive) Idealtypus-Konstruktion, die durch den Vergleich mit alltäglichen sozialweltlichen Situationselementen das Verstehen von Handeln ermöglicht (und sei es durch Post-hoc-Erklärungen). Der hier erwähnte Idealtypus ist als Messeinheit zu sehen, nicht aber als ein Wert, den es anzustreben gilt. Bei der Frage nach dem Motiv einer Handlung ist die Perspektive maßgeblich: Das Um-zu-Motiv stellt den Sinn der Handlung dar, wie er vom Handelnden selbst unmittelbar verstanden wird. Der Beobachter muss danach fragen, was der Akteur beabsichtigt, welchen Sinn er selbst seiner Handlung gibt, um das Um-zu-Motiv zu erschließen. Bezüglich des Weil-Motivs befinden sich Beobachter und Handelnder in einer ähnlichen Situation. Da die Hintergründe für die Entstehung des Handlungsentwurfs in der Vergangenheit liegen und mit der Handlung nicht unmittelbar zu tun haben, muss sich auch der Handelnde zu sich selbst als Beobachter verhalten, um seine Weil-Motive zu erforschen. Er hat keinen privilegierten Zugang zu ihnen.

Lebenswelt und Soziologie des Alltags

Der von Husserl stammende Begriff der Lebenswelt, die Schütz als „Gesamtzusammenhang der Lebenssphäre“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 284) begreift, meint die intersubjektiv sinnhafte Welt, an der Menschen durch ihre alltäglichen Handlungen, durch ihre natürliche (d. h. vorwissenschaftliche) Erfahrung teilhaben. In den frühen 40er Jahren vollzieht sich im Werk Schütz’ eine Wende zur Soziologie des Alltags, die auf ebendieser lebensweltlichen Fassung beruht. Grund für Schütz’ Distanzierung von der phänomenologischen Reduktion und für seine Hinwendung zu Phänomenen der Lebenswelt und zu der mundanen Intersubjektivität, ist seine Enttäuschung über Husserls Fünfte Cartesianische Meditation. In ihr findet Schütz nicht die erhoffte Lösung des Intersubjektivitätsproblems; seiner Meinung nach gelingt es Husserl nicht, „die Intersubjektivität alles Erkennens und Denkens transzendental abzuleiten“, wie es Schütz noch im Sinnhaften Aufbau erwartet hatte (Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: S. 30). Er wendet sich stattdessen im Zusammenhang mit der Möglichkeit von Intersubjektivität Max Scheler zu. Dessen Annahme, dass die Erfahrung der Gemeinschaft, des Wir, jeder Erfahrung vom Ich vorausgeht und diese fundiert, belegt für Schütz die Wichtigkeit der alltagsweltlichen Phänomene. Der Sozialität als lebensweltlichem Sachverhalt, nicht als phänomenologisch-transzendentalem, gilt folglich Schütz’ Interesse. Die Soziologie habe sich als eine Soziologie des Alltags der Erforschung der mundanen Intersubjektivität zu widmen, insbesondere solle sie die „invarianten eigenwesentlichen Strukturen[…] einer Gemeinschaft“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 138) untersuchen. Dieses Ziel Schütz’ drückt sich auch im Titel seines von Thomas Luckmann fertiggestellten Hauptwerkes Strukturen der Lebenswelt aus.

Geprägt ist die Struktur der Lebenswelt durch die „natürliche Einstellung“, die dem Menschen die Existenz seiner alltäglichen Welt, die Erfahrungen, die er in ihr macht, und die Bedeutungen, die die Dinge in ihr haben, natürlich und unhinterfragbar erscheinen lassen. Als Ganzes kann diese Lebenswelt nicht in Zweifel gezogen werden, höchstens einzelne Aspekte sind hinterfragbar. Der Mensch orientiert sich in ihr, indem er pragmatischen Maximen folgt und Handlungsroutinen etabliert. Ihre Stabilität bezieht die Lebenswelt folglich auch aus der Zuversicht des Handelnden, dass sich Erlebnisse und Situationen gleichförmig gestalten und er selbst, auf seine Erfahrungen aufbauend, auch in Zukunft bestimmte Fähigkeiten einsetzen und Handlungen ausführen kann, die sich schon in der Vergangenheit bewährt haben.

Die Lebenswelt ist immer schon eine soziale Welt, die dem Einzelnen vorausgeht und von früheren Generationen erfahren und interpretiert wurde. In dem Sinne, dass sie mit anderen Menschen geteilt und gemeinsam gedeutet und kommuniziert wird, ist sie eine intersubjektive Welt und alles Wissen von und in ihr ist intersubjektiv. Der Wissensvorrat, auf den ein Mensch zurückgreift ist nur zu einem sehr geringen Teil persönlicher Natur; ein Großteil des Wissens ist sozial abgeleitet, indem es gesellschaftlich entwickelt und weitergegeben wird. Wissen ist in der Auffassung Schütz die Summe aller Fertigkeiten, Erwartungen und Überzeugungen, aller Wahrnehmungsmuster und Handlungsrezepte, unabhängig ob sie im wissenschaftlichen Sinne als wahr gelten würden, sofern sie von einer gesellschaftlichen Gruppe als Wissen angesehen werden.

In seinem Aufsatz On Multiple Realities (1945), von William James deutlich beeinflusst, manifestiert sich Schütz’ Interesse an der Lebenswelt und deren Sinnzusammenhang, der sich in alltäglichen Sozialbeziehungen herausbildet, als eine Untersuchung von Merkmalen wie Bewusstseinsspannung und Aufmerksamkeitsstruktur, Relevanzsystem und kognitiven Stil. Er entwickelt die Theorie, dass es innerhalb der menschlichen Erfahrung vielfältige Sinnprovinzen (wie z. B. die Alltagswelt, die Welt des Traumes, des Spiels, der Wissenschaft, der Religion, der Kunst usw.) gibt, an denen der Mensch teilhaben kann. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Welt des Alltag ein, die als „paramount reality“ den „Archetyp unserer Erfahrung der Wirklichkeit“ darstellt (Gesammelte Aufsätze I: S. 267). Diese privilegierte Position der Alltagswelt und des alltäglichen Wissens beeinflusst auch Schütz’ Konzeption der Beziehung zwischen Wissenschaft und Alltag. Die Welt des Alltags unterscheidet sich von anderen Sinnprovinzen durch den spezifischen kognitiven Stil, wie die Wirklichkeit erlebt wird. Beispielsweise hebt sich das Erleben im Alltag bezüglich der Bewusstseinsspannung durch den Zustand der Wachheit, durch die völlige Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit von der Welt des Traumes ab, in der keinerlei Interesse an der Realität besteht. Des Weiteren zeichnet sich die Welt des Alltags dadurch aus, dass an ihr nicht gezweifelt wird und sich die Menschen in ihr als Handelnde erfahren, während der Träumer weder handelt noch auf äußere Sachverhalte einwirken kann. Ein wesentliches Merkmal der Alltagswelt ist ihre Sozialität; alltägliche Erfahrung ist grundlegend auf Kommunikation und soziales Handeln ausgerichtet. Und schließlich stellen auch die spezifische Selbsterfahrung und Zeitperspektive Merkmale dar, die die Welt des Alltags von anderen Sinnbereichen und Formen der Welterfahrung unterscheidet. In The Stranger: An Essay in Social Psychology (1944) und The Homecomer (1945) beschäftigt sich Schütz eingehender mit den Problemen, vor allem mit der Infragestellung der Identität des Menschen, die der Übergang von einer Sinnprovinz in eine andere nach sich ziehen kann.

Wie die Struktur unserer Erfahrung von der jeweiligen Sinnprovinz abhängt, ist auch die alltägliche Sozialwelt nach der Art unterteilbar, in der das Handeln der Anderen dem Akteur zugänglich ist. Schütz unterscheidet zwischen sozialer Umwelt, Mitwelt und Vorwelt und beschreibt die verschiedenen Ausprägungen, die das Problem intersubjektiven Verstehens in den jeweiligen sozialen Sphären annimmt. Face-to-face-Interaktionen vollziehen sich in der sozialen Umwelt; diese zeichnet sich folglich durch die unmittelbare Präsenz alters für das ego an einem gemeinsamen Ort aus und ermöglicht eine direkte reziproke Reaktion auf Gesagtes und soziale Handlungen. Das Gelingen intersubjektiven Verstehens ist bei dieser Art des sozialen Kontaktes am wahrscheinlichsten, da sich die Interaktionspartner wechselseitig versichern können, ob ihre Deutungsschemata, ihre Sichtweisen der „Welt“ übereinstimmen und die Möglichkeit der kommunikativen Rückkopplung gegeben ist. Die soziale Mitwelt grenzt an den engen Kern der Umwelt und stellt alle Akteure dar, die für das ego prinzipiell erreichbar sind, weil sie zur gleichen Zeit leben, sich aber nicht am gleichen Ort aufhalten. Wissen über den Anderen, seine Motive und Sinnzusammenhänge kann nicht unmittelbar erworben werden. Ego muss sich an typisierten Erwartungen und Motiven orientieren, die oft starken sozialen Standardisierungen und Normierungen unterworfen sind (z. B. formale Anreden in Briefen an Unbekannte). Die soziale Vorwelt ist weder unmittelbar noch mittelbar für den Akteur zu erreichen, da sie nicht seiner Gegenwart angehören. Er kann keinerlei Kontakt aufnehmen und ist auf eine einseitige Interpretation angewiesen. Dementsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit intersubjektiven Verstehens.

Typik und Relevanz

Die Hindernisse, die intersubjektivem Verstehen, zumindest einem vollständigen Verstehen, entgegenstehen, differieren abhängig von der sozialen Sphäre. Wie ist Fremdverstehen dann aber überhaupt denkbar? Schütz’ Generalthese der Existenz des alter ego darf als grundlegende Voraussetzung dafür gelten, denn nur wenn davon ausgegangen wird, dass der Andere wirklich und prinzipiell gleichartig ist, besteht die Möglichkeit zu Intersubjektivität. Der spezifische Sinn, den der Andere als ein in gleicher Weise bewusstes, denkendes und erinnerndes Wesen seinen Handlungen zugrunde legt, ist erschließbar, indem das Ich die eigenen Bewusstseinsleistungen und Sinnkonstitutionen untersucht. Um die Sichtweise alters einzunehmen muss ego also von der Annahme ausgehen, dass auch der Andere Interpretationsschemata verwendet, Handlungsmotive verfolgt und strukturidentische Gedankenströme besitzt, wenngleich diese von denen egos in ihrer spezifischen Ausgestaltung abweichen. Neben dem Vertrauen darauf, dass der Andere auf ähnliche Weise Wissen über die Welt generiert, ist das Handeln im Alltag im weiteren von der zumeist unbewussten Annahme geleitet, dass die Verschiedenartigkeit unseres Wissens über die Welt darauf beruht, dass der Andere aufgrund seiner biographischen Situation und seiner Position im Raum eine Perspektive einnimmt, die sich von der egos unterscheidet. Auch wenn sich die Differenz der Perspektiven nie vollständig aufheben lässt, kann sie doch für spezifische Interaktionssituationen neutralisiert werden. Dazu bedient sich der Mensch laut Schütz der Generalthese der Reziprozität der Perspektiven, die auf zwei Idealisierungen beruht, nämlich der Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte und der Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme.

Auf der Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte gründet sich die Sicherheit, dass ich das gleiche wahrnehmen würde wie mein Gegenüber, wäre ich an seiner Stelle und dass ich die Dinge in gleicher Perspektive, Distanz und Reichweite erfahren würde wie er. Darüber hinaus erwarte ich von ihm, dass er die gleiche Idealisierung vollzieht. Die Idealisierung der Übereinstimmung der Relevanzsysteme leugnet nicht, dass ich abhängig von meiner biographisch bestimmten Situation spezifische Interessen und Ziele habe und potentiell andere Dinge als relevant empfinde als mein Gesprächspartner, sie besagt vielmehr, dass beim Versuch einer Verständigung diese Unterschiede der Relevanzsysteme unbeachtet bleiben können. Für den momentanen Zweck, den der Andere und ich verfolgen, sind sie irrelevant. Vollziehen die Gesprächspartner diese Idealisierung wechselseitig ergibt sich im Alltag zumeist zwar keine vollständige – weil diese unmöglich ist –, aber eine für die Kommunikation ausreichende Übereinstimmung der Relevanzsysteme.

Um Schütz’ Herangehensweise an die Lösung des Intersubjektivitätsproblems nachzuvollziehen, ist es nötig, die Begriffe Typik und Relevanz zu erläutern. Unter Typik versteht Schütz jenes Phänomen der Alltagswelt, das uns Personen (und Gegenstände) nur in sehr spezifischen Situationen als konkret und einzigartig erfahren lässt, in den meisten Fällen greifen wir hingegen auf ein Verständnis anderer Akteure als typische Vertreter einer sozialen Rolle zurück. Aufgrund der sprachlichen Vermittlung einer Welt bereits etablierter Typisierungen, in die wir hineingeboren werden, lernen wir Hunde, Freunde usw. stets schon als typische Hunde, typische Freunde usw. kennen. Typisierungen blenden also das Besondere einer Person (oder eines Gegenstandes), die Vielfalt ihrer Persönlichkeit aus, indem sie auf Vorerfahrungen verweisen. Durch diese Abstraktion erleichtern sie uns Verständigungsprozesse. Wir müssen in Interaktionen nicht „von Null“ anfangen, sondern können uns darauf verlassen, dass die typisierte Wahrnehmung des Anderen und das Unterstellen typischer Motive und Sinnstrukturen ausreicht, um vor dem praktischen Hintergrund der Situation eine Verständigung zu erzielen. In diesem Sinne sind sowohl ego wie alter Träger sozialer Rollen, die sich als Bündel typischer Motive und Handlungsmuster darstellen. Typisierungen werden dabei wechselseitig von den Gesprächspartnern verwendet und antizipiert.

Konstruiere ich den anderen als nur partielles Selbst, als Darsteller typischer Rollen oder Funktionen, so findet dies eine Entsprechung im Prozeß der Selbsttypisierung, der einsetzt, sobald ich mit dem Anderen in soziale Wirkensbeziehungen eintrete. Ich nehme an einer solchen Beziehung auch nicht als ganze Persönlichkeit, sondern nur mit bestimmten Persönlichkeitsschichten teil. Indem ich die Rolle des Anderen definiere, nehme ich selbst eine Rolle an“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 21). Um das mit einem Beispiel zu illustrieren: Betrete ich einen Supermarkt und frage dort einen Angestellten, in welchen Regal französischer Rotwein zu finden ist, lege ich nicht nur seine Rolle als typischer Supermarkt-Angestellter fest, der mir die gewünschte Auskunft – mehr oder weniger freundlich – erteilen wird, sondern auch meine als typischer Käufer. Für das Gelingen der Kommunikation spielt es weder eine Rolle, warum ich französischen Rotwein und nicht Weißwein kaufen will und warum gerade in diesem Supermarkt, noch warum er für diesen Supermarkt arbeitet o.ä.

Obwohl die alltäglichen Typisierungen auf einem persönlichen, wenn auch gesellschaftlich beeinflussten Relevanzsystem beruhen, wird ihm selbst kaum Beachtung geschenkt. Relevanz ist vor allem dann feststellbar, wenn alltägliche Typisierungen zu einem Problem werden. In seinem Aufsatz Strukturen der Lebenswelt (Gesammelte Aufsätze III: S. 154) umreißt Schütz sein Forschungsinteresse hinsichtlich des Problems der Relevanz anhand dreier Fragen: „Wie kommt es überhaupt zur Stellung eines Problems, nämlich dazu, daß uns das fraglich gewordene auch des Fragens würdig erscheint? Was ist für die Lösung eines Problems relevant? Wann erscheint es uns als für unsere Zwecke ‚hinreichend‘ gelöst, so daß wir weitere Untersuchungen abbrechen?

Schütz unterscheidet drei Problemdimensionen. Die thematische Relevanz ist als Aufmerksamkeit oder Interesse für einen bestimmten Ausschnitt der Wirklichkeit gekennzeichnet; dieser Gegenstand wird für mich zum Thema. Vor dem Hintergrund meiner typischen Erfahrungen kann das Problem Auslegungs- oder Interpretationsrelevanz erfahren, wenn ich nämlich aus dem mir zur Verfügung stehenden Wissensvorrat bestimmte Typisierungen und Interpretationsschemata zur Lösung des Problems auswähle. Von motivationaler Relevanz spricht Schütz schließlich, wenn die Handlungsentwürfe, das System von Um-zu- und Weil-Motiven problematisiert werden. Soziales Handeln im Alltag ist in den Relevanzstrukturen begründet. Da es durch wechselseitige Motivverkettung zu intersubjektiven Verstehen führen soll, ist soziales Handeln laut Schütz im Wesentlichen als Problemlösungssituation einer Face-to-face-Interaktion gekennzeichnet. Aus solchen konkreten „Wir-Beziehungen“ leitet sich jede Typik ab.

Die fundamentale Erfahrung des „Wir“ in der Unmittelbarkeit einer Face-to-face-Interaktion begründet die Fähigkeit zu intersubjektiven Verstehen. Da sich jede Typik aus einer konkreten „Wir-Beziehung“ ableitet, ist das auch für das typische Verstehen der Fall. Diese Typik bestimmt das mittelbare Erleben von mitweltlichen, d. h. abwesenden Anderen. Aber auch die Unmittelbarkeit einer umweltlichen Beziehung weist einen Bezug zu anderen Alltagswelten, zur Mitwelt und Vorwelt auf; und dieser Bezug hat eine Typik, er verweist auf Akte eines mittelbaren Erlebens, und damit auf Abgeleitetes, Appräsentes (d. h. nicht wahrgenommenes „Mitbewusstes“, das assoziativ mit einem präsenten Gegenstand o. ä. verbunden ist, z. B. appräsentiert der Leib alters seine Innerlichkeit, die für ego nicht unmittelbar gegeben ist). Indem Schütz auch in der unmittelbaren Präsenz, die die „Wir-Beziehung“ kennzeichnet, eine Verbindung zu den appräsenten Momenten anderer Sinnprovinzen feststellt, schafft er eine Theorie situativer Transzendenz. Der Alltag, konkrete Interaktionssituationen und umweltliche Beziehungen werden durch die Typik transzendiert und mit sozial, historisch, mythisch oder wissenschaftlich Appräsenten in Beziehung gesetzt.

Wissenschaft und Alltagswelt

Aus den bisherigen Ausführungen ist hervorgegangen, dass Schütz die Wissenschaft als eine Sinnprovinz auffasst, die keineswegs über die des alltäglichen Lebens zu stellen ist. Diese Einordnung der Wissenschaft als einen Sinnbereich unter vielen, von denen nur die Alltagswelt der Beschreibung als „paramount reality“, als ausgezeichnete Wirklichkeit gerecht wird, stellt eine besondere Leistung des Schütz’schen Werkes dar. Hinsichtlich wissenschaftlicher Theorien trennt er strikt zwischen ihrem Entstehungs- und ihrem Verwendungszusammenhang und sieht ihren Zweck nicht in einem konkreten Verwertungsinteresse. „Die Bildung wissenschaftlicher Theorie [...] dient keinem praktischen Zweck. Ihr Ziel ist es nicht, die Welt zu beherrschen, sondern sie zu beobachten und sie nach Möglichkeit zu verstehen“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 282). Für eine handlungsverstehende Soziologie gilt, die Prozesse der Sinnkonstitution und –interpretation der lebensweltlichen Akteure nachzuvollziehen. Damit unterscheiden sich die Sozialwissenschaften wesentlich von den Naturwissenschaften, deren Objektbereich keine bewusste Selbstdefinition und Deutung für sich beansprucht. „Das Beobachtungsfeld des Sozialwissenschaftlers, also die soziale Wirklichkeit, hat dagegen eine besondere Bedeutung und Relevanzstruktur für die in ihr lebenden, handelnden und denkenden menschlichen Wesen. Sie haben diese Welt, in der sie die Wirklichkeit ihres täglichen Lebens erfahren, in einer Folge von Konstruktionen des Alltagsverstandes bereits vorher ausgesucht und interpretiert“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 68). Der Sozialwissenschaftler kann die Tatsache, dass Menschen ein Selbstverständnis ihrer subjektiv sinnhaften Handlungen entwickeln, nicht ignorieren, vielmehr muss er auf diesen Interpretationen und Konstruktionen aufbauen. „Daher sind die Konstruktionen der Sozialwissenschaften sozusagen Konstruktionen zweiten Grades, das heißt Konstruktionen von Konstruktionen jener Handelnden im Sozialfeld, deren Verhalten der Sozialwissenschaftler beobachten und erklären muß [...]“ (Gesammelte Aufsätze I: S. 68).

Schütz betont damit den – in ihrer spezifischen Art der Welterfassung begründeten – konstruktiven Charakter der Sozialwissenschaften. Er formuliert Anforderungen, denen die Wissenschaft in ihrer Bemühung Wirklichkeit in modellhafter und idealtypischer Weise verstehend nachzuzeichnen, gerecht werden muss. Das Postulat der logischen Konsistenz fordert, dass die vom Wissenschaftler konstruierten Typisierungen und Idealtypen mit Grundsätzen der formalen Logik vereinbar sind und ihre Formulierung möglichst klar und deutlich ist. Das Postulat der Rationalität soll die potentielle Verifizierung wissenschaftlicher Annahmen und die Konstruktion eines validen Modells sozialer Wirklichkeit sicherstellen. Dem Postulat der subjektiven Auslegung entsprechend, müssen die wissenschaftlichen Idealtypen auf den subjektiven Sinn, den sie in der Lebenswelt entfalten, rückführbar sein. Und schließlich sollen die Begriffe, denen sich der Wissenschaftler bedient, dem Postulat der Adäquanz folgend, auch für den alltagsweltlichen Akteur selbst verstehbar und vernünftig sein.

Bedeutung des Schütz’schen Werkes für die Sozialwissenschaften

Gleichwohl sich das Werk von Schütz hervorragend für philosophisch orientiertes Arbeiten eignet, blieben doch Möglichkeiten für empirisch forschende Ansätze nur schwach ausgebildet. Das änderte sich erst mit Harold Garfinkels Ethnomethodologie, die das Schütz'sche Werk als theoretische Vorarbeit nutzt.

Dass es einige Zeit in Anspruch nahm, bis Schütz’ phänomenologischer Ansatz in den Sozialwissenschaften rezipiert wurde, mag vielerlei Gründe haben. Schließlich war er lange gezwungen, seiner theoretischen Arbeit nur in den Nächten und Urlauben, außerhalb seiner Tätigkeit als Bankier, nachzugehen. Als er fast vierzigjährig emigrieren musste, war sein auf Deutsch erschienenes Erstlingswerk Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt in den USA kaum bekannt. Dort wurde das akademische Leben einerseits von der Idee spezifisch empirischer Forschung, vertreten von Robert K. Merton und Paul Lazarsfeld (Columbia University), dominiert, andererseits hatte Talcott Parsons (Harvard University) Strukturfunktionalismus enormen Einfluss auf die amerikanische Soziologie. Die positivistisch-quantitative Forschungsweise des department of sociology der Columbia University unterschied sich stark von der humanistischen Orientierung der New School, an der Schütz lehrte, und setzte sich im wissenschaftlichen Klima der 1950er Jahre, das angewandter Soziologie den Vorzug gab, durch. Eine Annäherung der theoretischen Positionen Schütz’ und Parsons schlug fehl, wie ihr Briefwechsel dokumentiert. Darüber hinaus waren viele von Schütz’ Artikeln, oft in philosophischen Fachzeitschriften veröffentlicht, der Allgemeinheit nur schwer zugänglich.

So ist es kaum verwunderlich, dass Schütz zu Lebenszeiten in akademischen Kreisen kaum wahrgenommen wurde. Umso bedeutsamer war aber sein Einfluss auf Sozialwissenschaftler, die bei Schütz an der New School studierten. Maurice Natanson befasste sich vor dem Hintergrund der existentialistischen Tradition mit einer philosophischen Grundlegung der Rollentheorie, während sich Richard Zaner der Frage der Intersubjektivität und der Relevanz widmete. Schütz übte starken Einfluss auf den Soziologen Helmut Wagner aus, der die Richtung und Inhalte seiner Forschungstätigkeit über seine Schütz-Anhängerschaft definierte. Zwei andere Studenten Schütz’, die es zu großer Bekanntheit gebracht haben, sind Peter L. Berger und Thomas Luckmann. Vor allem in ihrem gemeinsamen Werk Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit führten sie die Gedanken ihres Lehrers weiter und trugen wesentlich zur Verbreitung von ihm angeregter Überlegungen bei. Sie brachten eine sozial-konstruktivistische, wissenssoziologische Theorie zur Entfaltung, die sich auf Schütz beruft, aber wesentlich über ihn hinausgeht. Über Berger und Luckmann fanden auf Schütz zurückgehende theoretische Annahmen auch Einzug in die Organisationstheorie, insbesondere in die Grundannahmen des Neoinstitutionalismus.

Die stärkste Modifikation haben Schütz’ Gedanken in ihrer Beeinflussung Harold Garfinkels erfahren, der als der Begründer der Ethnomethodologie gilt. In seinen frühen Untersuchungen benutzte Garfinkel Schütz theoretische Einsichten in der Absicht, Parsons Annahmen zur sozialen Ordnung empirisch zu überprüfen. Er kam schließlich zu der Ansicht, dass Parsons hinsichtlich einer gesellschaftlich geteilten Kultur und der Zweckrationalität als bestimmend für gelingende Interaktion irrt. Garfinkel wendete sich der Untersuchung der Methoden zu, die Alltagsakteure verwenden, um ihr Wissen und ihre Auffassungen zu kommunizieren. Rationalität, Sinn und gelingende Verständigung stellen als Ergebnis sozialen Handelns die Leistung von Akteuren dar. Wenn auch nicht davon gesprochen werden kann, dass Garfinkel an Schütz’ Gedanken und Arbeit anschließt und diese fortsetzt, so wären die Anfänge der Ethnomethodologie doch undenkbar ohne die theoretische und methodische Vorarbeit von Schütz.

Schriften

Einzelausgaben

  1. Das Problem der sozialen Wirklichkeit. Mit einer Einführung von Aron Gurwitsch. 1971, ISBN 90-247-5116-0.
  2. Studien zur soziologischen Theorie. Arvid Brodersen (Hrsg.). 1972, ISBN 90-247-1498-2.
  3. Studien zur phänomenologischen Philosophie. Ilse Schütz (Hrsg.). 1971, ISBN 90-247-1169-X.
  • Das Problem der Relevanz. Hrsg. und erläutert von Richard M. Zaner. Mit einer Einleitung von Thomas Luckmann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-27971-8.
  • Zur Theorie sozialen Handelns. Ein Briefwechsel („The theory of social action. The correspondence of Alfred Schutz and Talcott Parsons“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-07802-X.
  • Theorie der Lebensformen. Frühe Manuskripte aus der Bergson-Periode (stw; Bd. 350). Herausgegeben und eingeleitet von Ilja Srubar. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07950-6.

Werkausgabe

  • Richard Grathoff, Hans-Georg Soeffner und Ilja Srubar (Hrsg.): Alfred Schütz-Werkausgabe. UVK-Verlag, Konstanz 2003 ff.

Literatur

Lexikonartikel´

Aufsätze

  • Jochen Dreher: Alfred Schutz In: George Ritzer, Jeff Stepnisky (Hrsg.): The Wiley-Blackwell Companion to Major Social Theorists, Vol. I Wiley-Blackwell, Oxford 2011, ISBN 978-1-4443-3078-6, S. 489-510.
  • Thomas S. Eberle: Schütz' Lebensweltanalyse. Soziologie oder Protosoziologie? In: Angelica Bäumer, Michael Benedikt (Hrsg.): Gelehrtenrepublik – Lebenswelt. Edmund Husserl und Alfred Schütz in der Krisis der phänomenologischen Bewegung. Passagen, Wien 1993, ISBN 3-900767-77-7, S. 293–320.
  • Martin Endreß: Alfred Schütz. Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. In: Dirk Kaesler, Ludgera Vogt (Hrsg.): Hauptwerke der Soziologie. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-39602-0, S. 371–377.
  • Martin Endreß: Alfred Schütz. In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Von Auguste Comte bis Alfred Schütz (Klassiker der Soziologie; Band 1). 5. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54749-4, S. 338–357.
  • Hubert Knoblauch: Diskurs, Kommunikation und Wissenssoziologie. In: Reiner Keller u.a. (Hrsg.): Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden. VS, Wiesbaden 2001, ISBN 3-8100-2851-7, S. 207–223.
  • Hubert Knoblauch, Thomas Luckmann: Gattungsanalysw. In: Uwe Flick u.a. (Hrsg.): Qualitative Forschung. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-55628-6, S. 538–546 (früherer Titel Handbuch qualitative Sozialforschung).
  • George Psathas: Alfred Schutz's Influence on American Sociologists and Sociology. In: Human Studies, Band 27, 2004, S. 1–35.
  • Steven Vaitkus: Phenomenology and Sociology. In: Bryan S. Turner (Hrsg.): The Blackwell Companion to Social Theory. Blackwell Publ., London 2000, ISBN 0-631-21366-X, S. 270–298.

Bücher

  • Martin Endreß: Alfred Schütz (Klassiker der Wissenssoziologie; Band 3). UVK, Konstanz 2006, ISBN 978-3-89669-547-5.
  • Richard Grathoff: Alfred Schütz. In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Von Weber bis Mannheim (Klassiker des soziologischen Denkens; Band 2). Beck, München 1978, ISBN 3-406-06457-4.
  • Richard Grathoff (Hrsg.): Briefwechsel 1939–1959. (Alfred Schütz und Aron Gurwitsch) (Übergänge; Band 4.). Fink, München 1985, ISBN 3-7705-2260-5 (mit einer Einleitung von Ludwig Landgrebe).
  • Michael Hanke: Alfred Schütz. Einführung. Passagen, Wien 2002, ISBN 3-85165-434-X.
  • Peter J. Opitz (Hrsg.): Briefwechsel über „Die neue Wissenschaft der Politik“. (Alfred Schütz mit Eric Voegelin & Leo Strauss & Aron Gurwitsch). Alber, Freiburg i. Br. 1993, ISBN 3-495-47757-8 (Alber-Reihe praktische Philosophie; 46.).
  • Wolfgang L. Schneider: Weber, Parsons, Mead, Schütz (Grundlagen der soziologischen Theorie; Band 1). VS, Wiesbaden 2002, ISBN 978-3531-15829-7.
  • Ilja Srubar: Kosmion. Die Genese der pragmatischen Lebenswelttheorie von Alfred Schütz und ihr anthropologischer Hintergrund. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-57891-X.

Siehe auch

Weblinks

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