Trimurti und Schwundgeld: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Trimurti''', manchmal auch als hinduistische [[Trinität]] bezeichnet, ist eine hinduistische  [[Wikipedia:Trias (Religion)|Dreieinigkeit]], welche die Vereinigung der drei großen Götter [[Brahma]] als des Schöpfers, [[Vishnu]] als des Erhalters, [[Shiva]] als des Zerstörers darstellt.
'''Schwundgeld''' oder '''Umlaufgesichertes Geld''' ist ein Geldkonzept der [[Freiwirtschaft]], welches dafür sorgen soll, dass sich die [[wikipedia:Umlaufgeschwindigkeit (Geld)|Umlaufgeschwindigkeit]] des [[Geld]]es erhöht.


Diese Trimurti, die Dreigestalt,  repräsentiert das formlose [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] und drückt  die schöpfenden, erhaltenden und zerstörenden Aspekte des höchsten Seienden aus. Sie wird entweder durch die drei Götter nebeneinander dargestellt, als eine einzige Figur mit drei Köpfen oder in einer dreiköpfigen Figur mit sechs Armen, die den jetzt personal gedachten Brahma mit Wasserkrug und Gebetskette zeigt, Vishnu mit Wurfscheibe und Muschel sowie Shiva mit seinem Dreizack und der kleinen Doppeltrommel Damaru.
Dazu soll die ''Umlaufsicherung'' die Kosten der Geldhaltung gegenüber anderem [[Geld]] erhöhen. Dies steht in einem Widerspruch zu der [[wikipedia:Geldfunktion|Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes]].  


[[Shakti]] - Verehrer, die Anhänger der weiblich dargestellten Form Gottes, kennen auch eine weibliche Trimurti mit [[Wikipedia:Saraswati|Saraswati]] der Schöpferin, [[Wikipedia:Lakshmi|Lakshmi]] der Erhaltenden und [[Wikipedia:Kali (Göttin)|Kali]] der Zerstörerin.
Von der etablierten [[Volkswirtschaftslehre]] wird das Konzept allgemein ignoriert.


Die Trimurti wird von indischen Philosophen oft aus den drei [[Gunas]] erklärt, den Grundursachen der Wirkungen und Tätigkeiten:
== Geschichte ==
[[Datei:Charles Fourier.jpg|miniatur|links|[[wikipedia:Pierre-Joseph Proudhon|Pierre-Joseph Proudhon]]]]


[[Rajas]], Aktivität, Leidenschaft und Neubeginn, wird oft mit [[Brahma]] assoziiert.  
Der französische Ökonom und Soziologe [[wikipedia:Pierre-Joseph Proudhon|Pierre-Joseph Proudhon]], einer der ersten Vertreter des [[wikipedia:Anarchismus|Anarchismus]], stellte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Hypothese auf, dass durch den [[wikipedia:Inflation|Wertverfall]] von Waren und Gütern, der von Geld aber nicht reflektiert wird, das Geld ein Privileg erhalte, wodurch es einen zusätzlichen Preis erzwingen könnte, durch welchen der Geldbesitzer den Warenbesitzer schließlich ausbeutet. Seine Lösung für dieses Dilemma bestand darin, Waren dem verfallsfreien Geld durch Warenbanken gleichzusetzen. In diesen Warenbanken könnte ein Fahrradeigentümer beispielsweise ein Fahrrad anlegen und nach 20 Jahren ein nagelneues Fahrrad zurückerhalten, das gleichwertig wäre, und so durch verbesserten [[wikipedia:Tauschhandel|Tauschhandel]] dem Effekt des Warenzerfalls vorbeugen.


[[Tamas]] bedeutet Unwissenheit, geistige Dunkelheit und wird [[Shiva]] zugeordnet, der sie  zerstört; 
[[Datei:Silvio Gesell (1895).jpg|miniatur| [[Silvio Gesell]]]]
[[Silvio Gesell]] griff die Idee des Unterschiedes zwischen Waren und Geld später auf. Anders als Proudhon lautete sein Vorschlag jedoch, die Diskrepanz zwischen Warenzerfall und [[wikipedia:Geldwertstabilität|Währungsstabilität]] nicht bei den Waren zu lösen, sondern stattdessen dem Geld selbst eine begrenzte Lebensdauer zu geben, indem also bei der [[wikipedia:Hortung|Hortung]] von Geld eine ''Demurrage'' ähnlich den [[wikipedia:Durchhaltekosten|Durchhaltekosten]] bei der Hortung von Waren auftreten würden. So hat gehortetes Geld beispielsweise dadurch einen ökonomischen Vorteil, dass es [[wikipedia:Fluktuation|Fluktuation]]en am Markt abwarten kann und entsprechend billig einkaufen oder selbst Marktfluktuationen erzeugen und künstlich Preise in die Höhe treiben kann, was Gesell als [[wikipedia:Spekulation (Wirtschaft)|Spekulation]] bezeichnet.


[[Sattva]], dem Guna der Erhaltung und höchster Erkenntnis, entspricht [[Vishnu]].  
Als Alternative für das [[wikipedia:Bretton-Woods-System|Bretton-Woods-System]], welches die [[wikipedia:Wechselkurs|Wechselkurs]]e westlicher Währungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch des Systems 1973 festlegte, schlug [[John Maynard Keynes|Keynes]] 1944 den ''[[wikipedia:Bancor|Bancor]]'' vor, welcher als internationale zwischenstaatliche Verrechnungswährung mit einer Umlaufsicherung behaftet hätte sein sollen. Das Ziel des Bancors wäre gewesen, zum einen der Vormachtstellung des US-Dollars im Bretton-Woods-System vorzubeugen, und zum anderen durch die stetige Verkleinerung von [[wikipedia:Handelsüberschuss|Handelsüberschüssen]] bzw. [[wikipedia:Handelsdefizit|Handelsdefizit]]en die Weltwirtschaft durch bessere Anreize zu stabilisieren.


Den Gunas sind Farben zugeordnet: weiß für Sattwa, rot für Rajas und schwarz für Tamas.
=== Beispiele von umlaufgesicherten Währungen ===
Gesell führte in seinem Standardwerk ''[http://www.silvio-gesell.de/html/gesammelte_werke.html Die Natürliche Wirtschaftsordnung]'' und weiteren Schriften eine Reihe von historischen Beispielen an, die als umlaufgesicherte Währungen gelten können. Der volksökonomische und exemplarische Wert vieler dieser Beispiele ist aber umstritten.


Gleichermaßen weist man der Trimurti die Elemente Erde (Brahma), Wasser(Vishnu) und Feuer (Shiva) zu.
Beispiele für derartige Geldsysteme mit Demurrage sind [[Ägypten]] („Korngiro“) im ersten Jahrhundert v. Chr. und die Mittelalterzeit in Europa. Im [[wikipedia:Ptolomäus|ptolemäischen]] Ägypten wurde Getreide als Geld verwendet, das in Speichern eingelagert wurde, wobei Tonscherben als Besitznachweis ausgegeben wurden. Diese wurden dann als Geld im Wirtschaftsleben verwendet. Das Getreide konnte man sich mit einem gewissen Verfalls- und Lagerabschlag pro Jahr wieder bei Bedarf abholen. Dieses System kam zwischen 322 (nach [[wikipedia:Lietaer|Lietaer]] allerdings viel eher, mindestens 1600 v. Chr., datiert.<ref>Bernard A. Lietaer: ''Mysterium Geld'', S. 153f., S. 219. Riemann Verlag GmbH München, 2000, 2. Auflage. ISBN 3-570-50009-8.</ref> Es gibt für diese These allerdings keine Belege) und 30 v. Chr. auf, nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer wurde das römische [[wikipedia:Münzgeld|Münzgeld]] eingeführt.


Die Trimurti symbolisiert, dass alle göttlichen Wirkungen von einer Einheit ausgehen, da die drei Aspekte sich gegenseitig bedingen und ergänzen. Die hinduistische Mythologie sieht Shiva als den glühendsten Verehrer Vishnus und Vishnu als den besten Shivaiten, da  beide, der Zerstörer und der Erhalter, ständig übereinander nachdenken.
Im Mittelalter wurde in Europa von den lokalen Herrschern und Klöstern das Münzgeld (z.&nbsp;B. [[wikipedia:Brakteat |Brakteat]]en) in bestimmten Situationen für ungültig erklärt und mit einem Abschlag gegen Neuprägungen umgetauscht. Diese Abstände variierten – von mehrfach jährlich bis zu alle 7 Jahre; bei den Abschlägen gab es Schwankungen zwischen etwa 15 % und 40 %. Die Differenz fiel jeweils an den Herrscher bzw. an das Kloster. Dies war hauptsächlich zwischen den Jahren 1075 und 1400 gebräuchlich. Aufgrund von Handhabungsproblemen mit der angewachsenen Geldmenge, dem Silberschmelzverlust beim Umprägen und auf Drängen von Kaufleuten, die ein dauerhaftes, weitreichendes Geld wollten, wurde die sogenannte „Münzverrufung“ aufgegeben und durch Handels- und Verbrauchssteuern ersetzt.
[[Datei:Wörglgeldrückseite.jpg|miniatur|rechts|Rückseite des umlaufgesicherten Wörgl-Schwundgeldes]]
Befürworter eines Geldsystems mit Demurrage behaupten, dass während dieser Zeitperioden in beiden Wirtschaftsräumen große kulturelle Leistungen entstanden (fast alle Kathedralbauten entstanden zu jener Zeit) und materiellen Wohlstand für ihre Bevölkerungen; nach der Änderung des Geldsystems soll es in beiden Fällen zu einem Niedergang gekommen sein. Freiwirtschaftler führen die Wirtschaftsblüte auf das Geldsystem zurück<ref>Karl Walker: ''Das Geld in der Geschichte''. Lauf bei Nürnberg 1959, S. 29ff.; Hans Weitkamp: ''Das Hochmittelalter – ein Geschenk des Geldwesens''. Hilterfingen 1984/85, S. 27–53; Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, Riemann Verlag München, 2000, S. 172ff.; zur Kritik von Paul C. Martin siehe auch [http://www.brainworker.ch/Geldtheorie/brakteaten.htm Replik auf das „Brakteaten-Märchen“ von Dr. Paul C. Martin]</ref>, Kritiker bezweifeln den Einfluss und Umfang der Auswirkung des Geldsystems<ref>[http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kritik/brakteatmaer.html ausführliche Kritik zur Brakteatentheorie]</ref>, die Münzverrufungen seien nur in 10 % des mittelalterlichen Deutschlands gebräuchlich gewesen. Eine abweichende Wirtschaftsentwicklung dieser Räume von den anderen konnte von keinem Autor bisher nachgewiesen werden. Ummünzungen waren schon zur Zeit der Antike z.&nbsp;B. beim [[wikipedia:Solidus|Solidus]] üblich und auch notwendig, da insbesondere Gold- und Silbergeld durch den Gebrauch und im Mittelalter durch [[wikipedia:Kipper- und Wipperzeit|Kipper und Wipper]] an Münzgewicht mit der Zeit verloren. Die Kathedralbauten seien vom Templerorden finanziert worden. Der Niedergang im Mittelalter wurde allerdings auch durch den Abfluss des Silbers in den Orient aufgrund des Gewürz- und Weihrauchhandels verursacht. Deutlich verstärkt wurde dieser Abfluss noch durch die [[wikipedia:Arbitrage|Arbitrage]]geschäfte der Venezianer (Silber gegen Gold).<ref>Zarlenga, ''Der Mythos vom Geld''</ref> Das Silberbergwerk in [[wikipedia:Silberbergwerk Schwaz#Der Bergbau in Schwaz|Schwaz]]/Tirol brachte ab 1450 eine gewisse Erleichterung (7.400 Knappen, zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich). [[wikipedia:Paul C. Martin|Paul C. Martin]] spricht deshalb auch von einem ''Brakteatenmärchen''.
 
Nach der Entdeckung Amerikas floss wieder reichlich Silber und Gold über Spanien nach Europa und verursachte neuen monetären Wohlstand (aber auch Kriege), jedoch keine florierende Volkswirtschaft.
 
Im Jahre 1815 gab es auf der britischen Kanalinsel [[wikipedia:Guernsey|Guernsey]] ein Geldexperiment. Die Folgen der Napoleonischen Kriege machten sich in ganz Europa bemerkbar, auch auf dieser Insel. Die Inselbewohner produzierten Lebensmittel weit über den Eigenbedarf hinaus, doch die eingetriebenen Steuern und Zinszahlungen an Londoner Banken brachten den Zahlungsverkehr schließlich ganz zum Erliegen. Der in dieser Zeit amtierende Gouverneur von Guernsey, Daniel de Lisle Brock, schlug den Bau einer Markthalle für 4.000 Pfund Sterling vor, die der Wirtschaft neuen Auftrieb geben würde. Diese 4.000 Pfund sollten einfach selber gedruckt und als eine Art [[Zweitwährung]] im Umlauf gebracht werden. Nach fünf Jahren hatte sich die Halle voll amortisiert und die 4000 Pfund wurden wieder verbrannt. Genaugenommen stellt dies jedoch kein umlaufgesichertes Geld dar, sondern nur eine spezielle Form des Kredits. Nach diesem Prinzip wurden so nacheinander mehrere Bauvorhaben mit selbstgedrucktem und später wieder vernichtetem Geld verwirklicht. Jedoch kam bis 1835 durch den Eingriff fremder Banken und eine reduzierte Geldmenge die Freigeldwirtschaft wieder zum Erliegen.
 
=== Umlaufgestützte Währungen in der Neuzeit und Gegenwart ===
In der Neuzeit wurden einige Projekte mit umlaufgesichertem Geld unternommen, z.&nbsp;B. das [[wikipedia:WÄRA|WÄRA]]-Experiment von [[wikipedia:Schwanenkirchen|Schwanenkirchen]] (1929/1930). Als erfolgreiches lokales Freigeldexperiment gilt das von [[wikipedia:Michael Unterguggenberger|Michael Unterguggenberger]], dem Bürgermeister der Tiroler Stadt [[wikipedia:Wörgl|Wörgl]], initiierte Projekt von 1932/33, das auch als ''Wunder von Wörgl'' rezipiert wurde.<ref>Vgl. [http://www.zeit.de/2010/52/Woergl Weblink Die ZEIT zum Thema]</ref>
 
Eine Vielzahl historischer und aktueller Aktivitäten rund um Komplementärwährungen wird von dem in Wörgl residierenden ''Unterguggenberger Institut''<ref>[http://www.unterguggenberger.org/ Website] des ''Unterguggenberger Instituts''</ref> beobachtet und zusammengetragen. Insbesondere unter den [[Regiogeld|Regionalgeldinitiativen]], die im deutschsprachigen Raum im Verband ''Regiogeld e. V.''<ref>[http://www.regionetzwerk.org/ Website] von ''Regiogeld e. V.''</ref> vernetzt sind, gibt es viele, die auf dem Prinzip der Umlaufsicherung basieren.
 
Für eine Einführung von umlaufgesichertem Geld engagiert sich auch die ''[[wikipedia:Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung|Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung]] (INWO)''.<ref>[http://www.inwo.de/ Website] der ''Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung''</ref>
 
Die Einführung von umlaufgesichertem Geld in Deutschland fordert auf politischem Wege die ''[[wikipedia:Humanwirtschaftspartei|Humanwirtschaftspartei]]''.<ref>[http://www.humanwirtschaftspartei.de/ Website] der ''Humanwirtschaftspartei''</ref>
 
Eine literarische Bearbeitung des Freigeldthemas findet sich in [[wikipedia:Michael Ende|Michael Ende]]s Roman ''[[wikipedia:Momo|Momo]].''<ref>Robert Mittelstaedt: ''[http://www.equilibrismus.de/de/themen/wirtschaftsordnung/rm-michael_ende.htm Michael Endes letzte Worte an die Japaner].'' In: Jacek Rzeszotnik (Hrsg.): ''Zwischen Phantasie und Realität. Michael Ende Gedächtnisband 2000.'' Erster Deutscher Fantasy-Club, Passau 2000, ISBN 3-932621-29-8</ref>
 
== Das Prinzip ==
[[Datei:Physiokratischer Geldschein 2.gif|miniatur|300px|[[wikipedia:Physiokratie|Physiokratisches]] Geld mit Entwertungsfeldern]]
Ziel ist es, den Wert von Geld in irgendeiner Form und Fassung gegenüber anderen Gütern zu reduzieren, um eine Investition des Geldvermögens anzuregen. Die Umlaufbesicherung versucht man dadurch herzustellen, dass planmäßig eine zeitabhängige Mengenminderung oder eine Kostenbelastung des Geldes vorgenommen wird.
 
Dabei soll die Geldmenge über den Preisindex gesteuert werden. Dadurch soll sich zugleich die [[wikipedia:Kaufkraft (Währung)|Kaufkraft]] des Geldes stabil halten lassen. Es soll also unterschieden werden können zwischen einer Wertminderung des Geldes (des physischen Besitzes von Banknoten) und einer Wertminderung der Währung bzw. in dieser Währung ausgedrückte Geldwerte wie z.&nbsp;B. [[wikipedia:Schuldschein|Schuldschein]]e.
 
Damit das Geld also ständig im Umlauf bleibt und weiter investiert wird, statt gehortet zu werden, muss es ständig an Wert verlieren. Dies wurde bei einigen Freigeld-Währungen zum Beispiel so bewerkstelligt, indem der Geldschein eine Tabelle enthielt, die den (absteigenden) Wert des Scheins für jeden Monat neu anzeigte (siehe Bild).
 
== Kritik ==
Der von Befürwortern des Freigeldansatzes angestrebte niedrige Finanzkapital-Zinssatz führe laut Kritikern zu einer Steigerung von [[wikipedia:Immobilie|Immobilie]]npreisen. Freigeldbefürworter sind der Ansicht, dem könne durch eine gemäß dem Freiwirtschaftsmodell durchgeführte [[wikipedia:Landreform#Freiwirtschaftliche Bodenreform|Landreform]] entgegengewirkt werden, also einer (zumindest teilweisen) Enteignung der ursprünglichen Landbesitzer.
 
Auch würden Wirtschaftsteilnehmer wegen der ihnen durch eine Umlaufsicherung entstehenden Kosten dazu tendieren, die Nutzung von Freigeld zu vermeiden. Nach Möglichkeit würden sie bei der Erhebung einer Gebühr zur Umlaufsicherung auf eine Alternativwährung ohne eine solche Gebühr ausweichen. Freigeldbefürworter wenden ein, dem widerspräche das [[wikipedia:Greshamsches Gesetz|Greshamsche Gesetz]]: „Schlechtes Geld verdrängt gutes aus dem Umlauf“ – wertminderndes Geld laufe schneller um als wertstabiles und verdränge dieses dadurch. Dem entgegenen Kritiker, dass dies zwar für den Umlauf von Geld gelte, nicht aber für [[wikipedia:Greshamsches_Gesetz#Funktionsweise|gespartes Geld]]. Dem zu Folge träfe eine Umlaufsicherung vor allem Konsumenten und weniger sowohl Sparer als auch Investoren.
 
Zudem sei das Argument, eine Umlaufsicherung sei notwendig, damit Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, obsolet: Geldbesitzer entzögen ihr Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf, sondern finanzierten damit ihren Konsum oder investierten es. Weiterhin hätte Geld auf Girokonten nicht die von Gesell beschriebenen negativen Effekte, da durch die Vergabe von Krediten ein Ausgleich geschaffen würde. Einige Freigeldbefürworter sehen die Umlaufsicherung nicht nur als Notwendigkeit, das Entziehen von Geld aus dem Wirtschaftskreislauf zu verhindern, sondern auch als einen Ersatz für das Zinssystem als Investitionsmotivator. So könne die [[wikipedia:Zins#Kritik am Zins|Herbeiführung]] von [[wikipedia:Deflation|deflationären Zuständen]] vermieden werden.
 
[[wikipedia:Libertarismus|Libertäre]] vertreten die Auffassung, eine höhere Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes reiche nicht aus, um den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen. Eine Gruppe von Menschen könne nicht allein dadurch ihren Wohlstand erhöhen, indem sie eine Münze mit zunehmender Geschwindigkeit im Kreis laufen lasse. Freiwirtschaftler konzentrierten sich zu sehr auf den Konsum – dieser habe mit wachsendem Wohlstand jedoch nichts zu tun, er sei Ziel und nicht Ursache der Wohlstandsmehrung.<ref>Siehe Rahim Taghizadegan: ''Eine kritische Überprüfung von Freiwirtschaft, Zinskritik und Schwundgeld nach Silvio Gesell.'' Institut für Wertewirtschaft, Wien 2008, ISBN 3-902639-09-1, S. 36. ([http://www.wertewirtschaft.org/analysen/Freiwirtschaft.pdf PDF])</ref>
 
Gelegentlich wird der Vorwurf erhoben, Freigeld stehe in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Parole „[[wikipedia:Brechung der Zinsknechtschaft|Brechung der Zinsknechtschaft]]“.<ref>[[wikipedia:Jutta Ditfurth|Jutta Ditfurth]]: ''Entspannt in die Barbarei - Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus'', Kapitel ''Silvio Gesell, die Freiwirtschaftslehre und ihre AnhängerInnen'', 1996. ISBN 3-8945-8148-4</ref>
Allerdings hatte sich deren Urheber [[wikipedia:Gottfried Feder|Gottfried Feder]] schon 1923 scharf gegen Silvio Gesell und dessen Freigeld-Ideen geäußert.<ref>Werner Onken: ''[http://www.silvio-gesell.de/html/onken__igdr-lexikon.html Silvio Gesell im IDGR-Lexikon gegen Rechtsextremismus].'' Website der ''Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung,'' 4. Januar 2006</ref>
 
== Siehe auch ==
[[Altwerden des Geldes]]
 
== Literatur ==
 
* Wolfgang Broer: ''Schwundgeld. Bürgermeister Michael Unterguggenberger und das Wörgler Währungsexperiment 1932/33.'' Studien-Verlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2007, ISBN 978-3-7065-4472-6
* [[wikipedia:Margit Kennedy|Margrit Kennedy]]: ''[http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kennedy/ Geld ohne Zinsen und Inflation. Ein Tauschmittel das jedem dient].'' Permakultur Publ., Steyerberg 1990, ISBN 3-9802184-2-2; überarbeitete und erweiterte Ausgabe: Goldmann, München 1991, ISBN 3-442-12341-0
* [[wikipedia:Peter Knauer|Peter Knauer]]: ''[http://www.jesuiten.org/peter.knauer/08.html Arbeitslosigkeit durch einen Systemfehler unseres Geldes?]'' In: Johannes Hoffmann: ''Irrationale Technikadaptation als Herausforderung an Ethik, Recht und Kultur. Interdisziplinäre Studien'' IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt 1997, ISBN 3-88939-250-4, S. 244–264
* [[wikipedia:Bernard Lietaer|Bernard Lietaer]]: ''Das Geld der Zukunft.'' Riemann, München 2002. ISBN 3-570-50035-7
* Norbert Rost: ''Eine experimentelle Überprüfung der Aussagen der Freiwirtschaftslehre.'' Diplomarbeit an der TU Dresden. 2003 ([http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/diplomarbeiten/rost/ueaf.pdf PDF; 2,61 MB]; [http://www.regionales-wirtschaften.de/index.php?id=16,29,0,0,1,0 Website des Autors])
* Tobias Schneegans: ''Umlaufgesicherte Komplementärwährungen. Gelingen und Scheitern in der Praxis.'' Diplomarbeit an der Technischen FH Wildau. 2003 ([http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/diplomarbeiten/Freigeldpraxis.pdf PDF; 1,71 MB])
* [[wikipedia:Bernd Senf|Bernd Senf]]: ''Silvio Gesell: Freiwirtschaftslehre und natürliche Wirtschaftsordnung – weder Kapitalismus noch Sozialismus.'' In: ''Die blinden Flecken der Ökonomie. Wirtschaftstheorien in der Krise.'' 5. Auflage, Verlag für Sozialökonomie, ISBN 978-3-87998-452-7
* Thomas Wendel: ''Das Wörgler Schwundgeldexperiment 1932–1933.'' In: ''Kontext Scripten.'' Nr. 4, Kontext-Verlag, Essen 2000
* Dieter Suhr: ''Alterndes Geld''. Das Konzept Rudolf Steiners aus geldtheoretischer Sicht, Novalis-Vlg., Schaffhausen 1988
 
== Weblinks ==
* [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/ www.geldreform.de] – Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik (enthält auch einen Abschnitt mit [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/Welcome.html#zinskritikkritik kritischer Literatur] und eine [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kennedy/links.html Linkliste])
* ''[http://www.cko.lu/Freigeld.html Ein Plädoyer für Freigeld]'' von Christian Klein
* [http://www.dhm.de/sammlungen/kunst2/numismatik/freigeld/texte/ Freigeld aus den numismatischen Sammlungen] des [[wikipedia:Deutsches Historisches Museum|Deutschen Historischen Museums]]
* {{Digitalisat|IA=UeblicheEinwaendeGegenDieFreiwirtschaftlicheGeldrefor|LT=Übliche Einwände gegen die freiwirtschaftliche Geldreform mit Entgegnungen}} Eine Zusammenfassung von Klaus-Peter Schleisiek, ©Aachen, 1998 (überarbeitet 2002)
*[http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/schwundgeld.html Gabler Wirtschaftslexikon Definition Schwundgeld]
 
== Fußnoten ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Geldpolitik]]
[[Kategorie:Freiwirtschaft]]
[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Geld]]


[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Trimurti|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 23. Januar 2016, 19:33 Uhr

Schwundgeld oder Umlaufgesichertes Geld ist ein Geldkonzept der Freiwirtschaft, welches dafür sorgen soll, dass sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht.

Dazu soll die Umlaufsicherung die Kosten der Geldhaltung gegenüber anderem Geld erhöhen. Dies steht in einem Widerspruch zu der Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes.

Von der etablierten Volkswirtschaftslehre wird das Konzept allgemein ignoriert.

Geschichte

Pierre-Joseph Proudhon

Der französische Ökonom und Soziologe Pierre-Joseph Proudhon, einer der ersten Vertreter des Anarchismus, stellte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Hypothese auf, dass durch den Wertverfall von Waren und Gütern, der von Geld aber nicht reflektiert wird, das Geld ein Privileg erhalte, wodurch es einen zusätzlichen Preis erzwingen könnte, durch welchen der Geldbesitzer den Warenbesitzer schließlich ausbeutet. Seine Lösung für dieses Dilemma bestand darin, Waren dem verfallsfreien Geld durch Warenbanken gleichzusetzen. In diesen Warenbanken könnte ein Fahrradeigentümer beispielsweise ein Fahrrad anlegen und nach 20 Jahren ein nagelneues Fahrrad zurückerhalten, das gleichwertig wäre, und so durch verbesserten Tauschhandel dem Effekt des Warenzerfalls vorbeugen.

Silvio Gesell

Silvio Gesell griff die Idee des Unterschiedes zwischen Waren und Geld später auf. Anders als Proudhon lautete sein Vorschlag jedoch, die Diskrepanz zwischen Warenzerfall und Währungsstabilität nicht bei den Waren zu lösen, sondern stattdessen dem Geld selbst eine begrenzte Lebensdauer zu geben, indem also bei der Hortung von Geld eine Demurrage ähnlich den Durchhaltekosten bei der Hortung von Waren auftreten würden. So hat gehortetes Geld beispielsweise dadurch einen ökonomischen Vorteil, dass es Fluktuationen am Markt abwarten kann und entsprechend billig einkaufen oder selbst Marktfluktuationen erzeugen und künstlich Preise in die Höhe treiben kann, was Gesell als Spekulation bezeichnet.

Als Alternative für das Bretton-Woods-System, welches die Wechselkurse westlicher Währungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch des Systems 1973 festlegte, schlug Keynes 1944 den Bancor vor, welcher als internationale zwischenstaatliche Verrechnungswährung mit einer Umlaufsicherung behaftet hätte sein sollen. Das Ziel des Bancors wäre gewesen, zum einen der Vormachtstellung des US-Dollars im Bretton-Woods-System vorzubeugen, und zum anderen durch die stetige Verkleinerung von Handelsüberschüssen bzw. Handelsdefiziten die Weltwirtschaft durch bessere Anreize zu stabilisieren.

Beispiele von umlaufgesicherten Währungen

Gesell führte in seinem Standardwerk Die Natürliche Wirtschaftsordnung und weiteren Schriften eine Reihe von historischen Beispielen an, die als umlaufgesicherte Währungen gelten können. Der volksökonomische und exemplarische Wert vieler dieser Beispiele ist aber umstritten.

Beispiele für derartige Geldsysteme mit Demurrage sind Ägypten („Korngiro“) im ersten Jahrhundert v. Chr. und die Mittelalterzeit in Europa. Im ptolemäischen Ägypten wurde Getreide als Geld verwendet, das in Speichern eingelagert wurde, wobei Tonscherben als Besitznachweis ausgegeben wurden. Diese wurden dann als Geld im Wirtschaftsleben verwendet. Das Getreide konnte man sich mit einem gewissen Verfalls- und Lagerabschlag pro Jahr wieder bei Bedarf abholen. Dieses System kam zwischen 322 (nach Lietaer allerdings viel eher, mindestens 1600 v. Chr., datiert.[1] Es gibt für diese These allerdings keine Belege) und 30 v. Chr. auf, nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer wurde das römische Münzgeld eingeführt.

Im Mittelalter wurde in Europa von den lokalen Herrschern und Klöstern das Münzgeld (z. B. Brakteaten) in bestimmten Situationen für ungültig erklärt und mit einem Abschlag gegen Neuprägungen umgetauscht. Diese Abstände variierten – von mehrfach jährlich bis zu alle 7 Jahre; bei den Abschlägen gab es Schwankungen zwischen etwa 15 % und 40 %. Die Differenz fiel jeweils an den Herrscher bzw. an das Kloster. Dies war hauptsächlich zwischen den Jahren 1075 und 1400 gebräuchlich. Aufgrund von Handhabungsproblemen mit der angewachsenen Geldmenge, dem Silberschmelzverlust beim Umprägen und auf Drängen von Kaufleuten, die ein dauerhaftes, weitreichendes Geld wollten, wurde die sogenannte „Münzverrufung“ aufgegeben und durch Handels- und Verbrauchssteuern ersetzt.

Datei:Wörglgeldrückseite.jpg
Rückseite des umlaufgesicherten Wörgl-Schwundgeldes

Befürworter eines Geldsystems mit Demurrage behaupten, dass während dieser Zeitperioden in beiden Wirtschaftsräumen große kulturelle Leistungen entstanden (fast alle Kathedralbauten entstanden zu jener Zeit) und materiellen Wohlstand für ihre Bevölkerungen; nach der Änderung des Geldsystems soll es in beiden Fällen zu einem Niedergang gekommen sein. Freiwirtschaftler führen die Wirtschaftsblüte auf das Geldsystem zurück[2], Kritiker bezweifeln den Einfluss und Umfang der Auswirkung des Geldsystems[3], die Münzverrufungen seien nur in 10 % des mittelalterlichen Deutschlands gebräuchlich gewesen. Eine abweichende Wirtschaftsentwicklung dieser Räume von den anderen konnte von keinem Autor bisher nachgewiesen werden. Ummünzungen waren schon zur Zeit der Antike z. B. beim Solidus üblich und auch notwendig, da insbesondere Gold- und Silbergeld durch den Gebrauch und im Mittelalter durch Kipper und Wipper an Münzgewicht mit der Zeit verloren. Die Kathedralbauten seien vom Templerorden finanziert worden. Der Niedergang im Mittelalter wurde allerdings auch durch den Abfluss des Silbers in den Orient aufgrund des Gewürz- und Weihrauchhandels verursacht. Deutlich verstärkt wurde dieser Abfluss noch durch die Arbitragegeschäfte der Venezianer (Silber gegen Gold).[4] Das Silberbergwerk in Schwaz/Tirol brachte ab 1450 eine gewisse Erleichterung (7.400 Knappen, zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich). Paul C. Martin spricht deshalb auch von einem Brakteatenmärchen.

Nach der Entdeckung Amerikas floss wieder reichlich Silber und Gold über Spanien nach Europa und verursachte neuen monetären Wohlstand (aber auch Kriege), jedoch keine florierende Volkswirtschaft.

Im Jahre 1815 gab es auf der britischen Kanalinsel Guernsey ein Geldexperiment. Die Folgen der Napoleonischen Kriege machten sich in ganz Europa bemerkbar, auch auf dieser Insel. Die Inselbewohner produzierten Lebensmittel weit über den Eigenbedarf hinaus, doch die eingetriebenen Steuern und Zinszahlungen an Londoner Banken brachten den Zahlungsverkehr schließlich ganz zum Erliegen. Der in dieser Zeit amtierende Gouverneur von Guernsey, Daniel de Lisle Brock, schlug den Bau einer Markthalle für 4.000 Pfund Sterling vor, die der Wirtschaft neuen Auftrieb geben würde. Diese 4.000 Pfund sollten einfach selber gedruckt und als eine Art Zweitwährung im Umlauf gebracht werden. Nach fünf Jahren hatte sich die Halle voll amortisiert und die 4000 Pfund wurden wieder verbrannt. Genaugenommen stellt dies jedoch kein umlaufgesichertes Geld dar, sondern nur eine spezielle Form des Kredits. Nach diesem Prinzip wurden so nacheinander mehrere Bauvorhaben mit selbstgedrucktem und später wieder vernichtetem Geld verwirklicht. Jedoch kam bis 1835 durch den Eingriff fremder Banken und eine reduzierte Geldmenge die Freigeldwirtschaft wieder zum Erliegen.

Umlaufgestützte Währungen in der Neuzeit und Gegenwart

In der Neuzeit wurden einige Projekte mit umlaufgesichertem Geld unternommen, z. B. das WÄRA-Experiment von Schwanenkirchen (1929/1930). Als erfolgreiches lokales Freigeldexperiment gilt das von Michael Unterguggenberger, dem Bürgermeister der Tiroler Stadt Wörgl, initiierte Projekt von 1932/33, das auch als Wunder von Wörgl rezipiert wurde.[5]

Eine Vielzahl historischer und aktueller Aktivitäten rund um Komplementärwährungen wird von dem in Wörgl residierenden Unterguggenberger Institut[6] beobachtet und zusammengetragen. Insbesondere unter den Regionalgeldinitiativen, die im deutschsprachigen Raum im Verband Regiogeld e. V.[7] vernetzt sind, gibt es viele, die auf dem Prinzip der Umlaufsicherung basieren.

Für eine Einführung von umlaufgesichertem Geld engagiert sich auch die Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO).[8]

Die Einführung von umlaufgesichertem Geld in Deutschland fordert auf politischem Wege die Humanwirtschaftspartei.[9]

Eine literarische Bearbeitung des Freigeldthemas findet sich in Michael Endes Roman Momo.[10]

Das Prinzip

Physiokratisches Geld mit Entwertungsfeldern

Ziel ist es, den Wert von Geld in irgendeiner Form und Fassung gegenüber anderen Gütern zu reduzieren, um eine Investition des Geldvermögens anzuregen. Die Umlaufbesicherung versucht man dadurch herzustellen, dass planmäßig eine zeitabhängige Mengenminderung oder eine Kostenbelastung des Geldes vorgenommen wird.

Dabei soll die Geldmenge über den Preisindex gesteuert werden. Dadurch soll sich zugleich die Kaufkraft des Geldes stabil halten lassen. Es soll also unterschieden werden können zwischen einer Wertminderung des Geldes (des physischen Besitzes von Banknoten) und einer Wertminderung der Währung bzw. in dieser Währung ausgedrückte Geldwerte wie z. B. Schuldscheine.

Damit das Geld also ständig im Umlauf bleibt und weiter investiert wird, statt gehortet zu werden, muss es ständig an Wert verlieren. Dies wurde bei einigen Freigeld-Währungen zum Beispiel so bewerkstelligt, indem der Geldschein eine Tabelle enthielt, die den (absteigenden) Wert des Scheins für jeden Monat neu anzeigte (siehe Bild).

Kritik

Der von Befürwortern des Freigeldansatzes angestrebte niedrige Finanzkapital-Zinssatz führe laut Kritikern zu einer Steigerung von Immobilienpreisen. Freigeldbefürworter sind der Ansicht, dem könne durch eine gemäß dem Freiwirtschaftsmodell durchgeführte Landreform entgegengewirkt werden, also einer (zumindest teilweisen) Enteignung der ursprünglichen Landbesitzer.

Auch würden Wirtschaftsteilnehmer wegen der ihnen durch eine Umlaufsicherung entstehenden Kosten dazu tendieren, die Nutzung von Freigeld zu vermeiden. Nach Möglichkeit würden sie bei der Erhebung einer Gebühr zur Umlaufsicherung auf eine Alternativwährung ohne eine solche Gebühr ausweichen. Freigeldbefürworter wenden ein, dem widerspräche das Greshamsche Gesetz: „Schlechtes Geld verdrängt gutes aus dem Umlauf“ – wertminderndes Geld laufe schneller um als wertstabiles und verdränge dieses dadurch. Dem entgegenen Kritiker, dass dies zwar für den Umlauf von Geld gelte, nicht aber für gespartes Geld. Dem zu Folge träfe eine Umlaufsicherung vor allem Konsumenten und weniger sowohl Sparer als auch Investoren.

Zudem sei das Argument, eine Umlaufsicherung sei notwendig, damit Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, obsolet: Geldbesitzer entzögen ihr Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf, sondern finanzierten damit ihren Konsum oder investierten es. Weiterhin hätte Geld auf Girokonten nicht die von Gesell beschriebenen negativen Effekte, da durch die Vergabe von Krediten ein Ausgleich geschaffen würde. Einige Freigeldbefürworter sehen die Umlaufsicherung nicht nur als Notwendigkeit, das Entziehen von Geld aus dem Wirtschaftskreislauf zu verhindern, sondern auch als einen Ersatz für das Zinssystem als Investitionsmotivator. So könne die Herbeiführung von deflationären Zuständen vermieden werden.

Libertäre vertreten die Auffassung, eine höhere Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes reiche nicht aus, um den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen. Eine Gruppe von Menschen könne nicht allein dadurch ihren Wohlstand erhöhen, indem sie eine Münze mit zunehmender Geschwindigkeit im Kreis laufen lasse. Freiwirtschaftler konzentrierten sich zu sehr auf den Konsum – dieser habe mit wachsendem Wohlstand jedoch nichts zu tun, er sei Ziel und nicht Ursache der Wohlstandsmehrung.[11]

Gelegentlich wird der Vorwurf erhoben, Freigeld stehe in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Parole „Brechung der Zinsknechtschaft“.[12] Allerdings hatte sich deren Urheber Gottfried Feder schon 1923 scharf gegen Silvio Gesell und dessen Freigeld-Ideen geäußert.[13]

Siehe auch

Altwerden des Geldes

Literatur

Weblinks

Fußnoten

  1. Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, S. 153f., S. 219. Riemann Verlag GmbH München, 2000, 2. Auflage. ISBN 3-570-50009-8.
  2. Karl Walker: Das Geld in der Geschichte. Lauf bei Nürnberg 1959, S. 29ff.; Hans Weitkamp: Das Hochmittelalter – ein Geschenk des Geldwesens. Hilterfingen 1984/85, S. 27–53; Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, Riemann Verlag München, 2000, S. 172ff.; zur Kritik von Paul C. Martin siehe auch Replik auf das „Brakteaten-Märchen“ von Dr. Paul C. Martin
  3. ausführliche Kritik zur Brakteatentheorie
  4. Zarlenga, Der Mythos vom Geld
  5. Vgl. Weblink Die ZEIT zum Thema
  6. Website des Unterguggenberger Instituts
  7. Website von Regiogeld e. V.
  8. Website der Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung
  9. Website der Humanwirtschaftspartei
  10. Robert Mittelstaedt: Michael Endes letzte Worte an die Japaner. In: Jacek Rzeszotnik (Hrsg.): Zwischen Phantasie und Realität. Michael Ende Gedächtnisband 2000. Erster Deutscher Fantasy-Club, Passau 2000, ISBN 3-932621-29-8
  11. Siehe Rahim Taghizadegan: Eine kritische Überprüfung von Freiwirtschaft, Zinskritik und Schwundgeld nach Silvio Gesell. Institut für Wertewirtschaft, Wien 2008, ISBN 3-902639-09-1, S. 36. (PDF)
  12. Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei - Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, Kapitel Silvio Gesell, die Freiwirtschaftslehre und ihre AnhängerInnen, 1996. ISBN 3-8945-8148-4
  13. Werner Onken: Silvio Gesell im IDGR-Lexikon gegen Rechtsextremismus. Website der Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung, 4. Januar 2006


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