Pythagoreer und Technik: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Pythagoreer''' (in Österreich auch '''Pythagoräer''') bezeichnet man im engeren Sinne die Angehörigen einer religiös-philosophischen Schule, die [[Pythagoras von Samos]] in den zwanziger Jahren des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Unteritalien gründete und die nach seinem Tod noch einige Jahrzehnte fortbestand. Im weiteren Sinn sind damit alle gemeint, die seither Ideen des Pythagoras (bzw. ihm zugeschriebene Ideen) aufgegriffen und zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Weltbildes gemacht haben.
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Die '''Technik''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] τέχνη [''téchne''], „Fähigkeit, Kunstfertigkeit, [[Wikipedia:Handwerk|Handwerk]]“) umfasst im weitesten Sinn alle [[Wikipedia:Verfahren|Verfahren]], [[Wikipedia:Methode|Methode]]n, [[Wikipedia:Fähigkeit|Fähigkeit]]en und [[Wikipedia:Theorie|theoretischen Kenntnisse]] (→ [[Wikipedia:Technologie|Technologie]]), um auf [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlicher]] Grundlage die [[Natur]] durch die Erzeugung [[Kunst|künstlerischer]], [[Wikipedia:Handwerk|handwerklicher]] oder [[Wikipedia:Industrie|industrieller]] Produkte zweckvoll zu verwandeln, um dadurch die [[Materie|materiellen]], aber auch [[Kultur|kulturelle]] Bedürfnisse zu befriedigen. Technik war von Anfang an ein wesentlicher und notwendiger Bestandteil des [[Mensch]]seins, beschränkte sich aber für lange Zeit auf die engsten Bedürfnisse. Einen ersten wesentlichen Aufschwung erlebte die Technik mit den ersten [[Hochkulturen]] der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Zeit]], als die [[Menschheit]] begann, die [[Empfindungsseele]] zu entwickeln. Ein weiterer Fortschritt wurde in der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Zeit]] erreicht. Der große, geradezu explosionsartige Durchbruch der Technik kam aber erst mit unserem gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], insbesondere mit der im späten [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] und verstärkt ab Mitte des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s einsetzenden [[Wikipedia:Industrielle Revolution|industriellen Revolution]]. Die Technik wurde dabei selbst zu einer wesentlichen und notwendigen Antriebskraft für die weitere Entwicklung der [[Bewusstseinsseele]].  


== Forschungsprobleme ==
== Die Technik auf dem Weg von der Natur zur Unter-Natur ==


Von Pythagoras sind keine authentischen Schriften überliefert, nur einige ihm zugeschriebene Verse sind möglicherweise echt. Schon in der Antike gab es unterschiedliche Meinungen darüber, welche der als pythagoreisch geltenden Lehren tatsächlich auf ihn zurückgehen. Die Unterscheidung zwischen ursprünglichem bzw. frühpythagoreischem und späterem Gedankengut gehört bis heute zu den schwierigsten und umstrittensten Fragen der antiken Philosophiegeschichte. In der Forschung ist sogar strittig, ob es sich bei der Lehre des Pythagoras tatsächlich um Philosophie und um wissenschaftliche Bestrebungen handelte oder um eine rein mythisch-religiöse [[Kosmologie]]. Zu diesen Schwierigkeiten trägt das frühe Einsetzen einer üppigen Legendenbildung bei.
[[Rudolf Steiner]] hat deutlich gemacht, dass die [[Menschheit]] mit der hochindustrialisierten Technik der [[Wikipedia:Neuzeit|Neuzeit]], insbesondere seit der immer weiter um sich greifenden Anwendung der modernen [[Wikipedia:Elektrotechnik|Elektrotechnik]], den Weg von der [[Natur]] zur [[Unter-Natur]] eingeschlagen hat und dadurch verstärkt in den Einflussbereich [[Ahriman]]s geraten ist. Das ist ein an sich notwendiger Schritt in der [[Menschheitsentwicklung]], er bedarf aber des Ausgleichs durch eine entsprechende [[Bewusstsein|bewusste]] [[Schulungsweg|geistige Entwicklung]], wenn die Menschheit dadurch nicht Schaden nehmen soll.


== Die Schule des Pythagoras ==
<div style="margin-left:20px">
"Man spricht davon, daß mit der Überwindung des philosophischen Zeitalters das naturwissenschaftliche in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts heraufgezogen ist. Und man spricht auch so, daß dieses naturwissenschaftliche Zeitalter heute noch andauert, indem zugleich viele betonen, man habe sich zu gewissen philosophischen Intentionen wieder zurückgefunden.


Die politische Geschichte der Schule bis zu ihrem Untergang im 5. Jahrhundert ist wenigstens in Umrissen bekannt. Hinsichtlich ihres Zwecks und ihrer Arbeitsweise und Organisation gehen die Meinungen der Historiker jedoch weit auseinander.
Das alles entspricht den Erkenntniswegen, die die neuere Zeit eingeschlagen hat, nicht aber den Lebenswegen. Mit seinen Vorstellungen lebt der Mensch noch in der Natur, wenn er auch das mechanische Denken in die Naturauffassung hineinträgt. Mit seinem Willensleben aber lebt er in so weitem Umfange in einer Mechanik des technischen Geschehens, daß dies dem naturwissenschaftlichen Zeitalter seit lange eine ganz neue Nuance gegeben hat.


=== Politische Geschichte der Schule ===
Will man das menschliche Leben verstehen, so muß man es zunächst von zwei Seiten her betrachten. Aus den vorigen Erdenleben bringt sich der Mensch die Fähigkeit mit, das Kosmische aus dem Erden-Umkreis und das im Erdenbereich wirkende vorzustellen. Er nimmt durch die Sinne das auf der Erde wirksame Kosmische wahr, und er denkt durch seine Denkorganisation das aus dem Erden-Umkreis auf die Erde hereinwirkende Kosmische.


Pythagoras stammte von der griechischen Insel [[Wikipedia:Samos|Samos]]. Er emigrierte zwischen 532 und 529 in ein damals von Griechen besiedeltes Gebiet Unteritaliens, wo er sich zunächst in Kroton (heute [[Wikipedia:Crotone|Crotone]] in [[Wikipedia:Kalabrien|Kalabrien]]) niederließ.<ref>Zur Datierung Burkert (1962) S. 176, de Vogel S. 21-23, Zhmud S. 51f.</ref> Dort gründete er die Schule, die von Anfang an neben den Studien auch politische Ziele verfolgte. Am Krieg zwischen Kroton und der ebenfalls griechischen Stadt [[Wikipedia:Sybaris|Sybaris]], der von Sybaris ausging und mit großer Brutalität ausgetragen wurde, nahmen die Pythagoreer aktiv teil. Der Befehlshaber des Heeres der Krotoniaten, der berühmte Athlet [[Wikipedia:Milon|Milon]], war Pythagoreer.<ref>[[Wikipedia:Diodor|Diodor]] 12.9.5-6; van der Waerden S. 203-206.</ref>
So lebt er durch seinen physischen Leib im Wahrnehmen, durch seinen Ätherleib im Denken.


Nach dem Sieg über Sybaris, das erobert und geplündert wurde (510), wurden die Pythagoreer in heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft von Kroton verwickelt. Dabei ging es um die Verteilung des eroberten Landes und um eine Verfassungsänderung. Wegen dieser Unruhen verlegte Pythagoras seinen Wohnsitz nach Metapontion (heute [[Wikipedia:Metaponto|Metaponto]] in der [[Wikipedia:Basilikata|Basilikata]]). Dort setzte er seine Lehrtätigkeit fort, während in Kroton seine hart bedrängten Anhänger unterlagen und vorübergehend die Stadt verlassen mussten. Als Anführer der gegnerischen Partei trat ein vornehmer Bürger namens Kylon hervor (daher „kylonische Unruhen“), und auch ein Volksredner namens Ninon hetzte gegen die Pythagoreer. Berichte einzelner Quellen, wonach es damals bereits zu einer blutigen Verfolgung kam, beruhen aber anscheinend auf Verwechslung mit späteren Vorgängen.<ref>Siehe zu diesen Ereignissen van der Waerden S. 207-217 und [[Wikipedia:Kurt von Fritz|Kurt von Fritz]]: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 88-90.</ref>
Das, was in seinem astralischen Leib und in seinem Ich vor sich geht, waltet in verborgeneren Regionen der Seele. Es waltet zum Beispiel im Schicksal. Aber man muß es zunächst nicht in den komplizierten Schicksalszusammenhängen, sondern in den elementarischen, einfachen Lebensvorgängen aufsuchen.


Da die Schule über eine erhebliche Ausstrahlungskraft verfügte, bildeten sich auch in anderen griechischen Städten Unteritaliens Pythagoreergemeinschaften, die wohl auch dort in die Politik eingriffen. Eine institutionalisierte Herrschaft der Pythagoreer hat es aber weder in Kroton noch in Metapontion oder anderswo gegeben, sondern nur eine mehr oder weniger erfolgreiche Einflussnahme auf den jeweiligen Rat der Stadt und auf die Bürgerversammlung.<ref>Von Fritz (1940) S. 94ff., 108; van der Waerden S. 201f., 207; etwas abweichend de Vogel S. 190f.</ref> Mehrere Quellen berichten, dass der Pythagoreismus sich auch in der nichtgriechischen Bevölkerung verbreitete. Genannt werden u.a. die Stämme der [[Wikipedia:Lukanier|Lukanier]] und [[Wikipedia:Messapier|Messapier]].<ref>Alfonso Mele: ''Magna Grecia'', Napoli 2007, S. 259-298; de Vogel S. 149f.</ref>
Der Mensch verbindet sich mit gewissen Erdenkräften, indem er seinen Organismus in diese Kräfte hineinorientiert. Er lernt aufrechtstehen und gehen, er lernt mit seinen Armen und Händen sich in das Gleichgewicht der irdischen Kräfte hineinstellen.


Pythagoras starb in den letzten Jahren des 6. Jahrhunderts oder im frühen 5. Jahrhundert.<ref>De Vogel S. 20-24.</ref> Nach seinem Tod setzten seine Schüler ihre Aktivitäten in den Städten fort. Es bestand nun aber wohl keine zentrale Lenkung der Schule mehr, denn Pythagoras hatte anscheinend keinen Nachfolger als allgemein anerkanntes Schuloberhaupt.<ref>Vereinzelt nennen späte Autoren (darunter Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 265f.) Namen von angeblichen Nachfolgern. Quellen gibt Burkert (1962) S. 180 Anm. 35 und 36 an.</ref> Die Pythagoreer waren – gemäß ihrer insgesamt auf Harmonie und Stabilität ausgerichteten Weltanschauung – politisch konservativ. Dadurch wurden sie zu Verbündeten der traditionell in den Stadträten dominierenden Geschlechter. Sie stießen aber, wie das Beispiel Kylons zeigt, in den einflussreichen Familien auch auf Opposition. Ihre natürlichen Feinde waren überall die Agitatoren, die für einen Umsturz und für die Einführung der Demokratie eintraten und nur auf diesem Wege Macht erlangen konnten.<ref>Von Fritz (1940) S. 29-32, 97-99.</ref>
Nun sind diese Kräfte keine solchen, die vom Kosmos hereinwirken, sondern die bloß irdisch sind.


Um die Mitte des 5. Jahrhunderts oder etwas später kamen in einer Reihe von Städten demokratisch gesinnte Volksredner an die Macht. Sie gingen, damaliger Sitte folgend, mit großer Härte gegen die Anhänger der unterlegenen Partei vor. Daher kam es zu blutigen Verfolgungen der Pythagoreer, die entweder getötet wurden oder aus den Städten fliehen mussten. Die politischen Wirren hielten anscheinend längere Zeit an. Dabei konnten die Pythagoreer sich zeitweilig wieder durchsetzen; schließlich unterlagen sie jedoch überall außer in [[Wikipedia:Tarent|Tarent]], wo sie noch bis um die Mitte des 4. Jahrhunderts eine starke Stellung hatten. Viele von ihnen emigrierten nach Griechenland. Die Schule hörte als Organisation zu bestehen auf.<ref>Van der Waerden S. 217-222, von Fritz (1940) S. 69-92, Riedweg S. 137-139. Für Spätdatierung der Verfolgung (um 440/420) plädiert Domenico Musti: ''Le rivolte antipitagoriche e la concezione pitagorica del tempo'', in: ''Quaderni Urbinati di cultura classica'' N.S. 36 (1990) S. 35-65.</ref>
In Wirklichkeit ist nichts eine Abstraktion, das der Mensch erlebt. Er durchschaut nur nicht, woher das Erlebnis kommt, und so bildet er aus Ideen über Wirklichkeiten Abstraktionen. Der Mensch redet von der mechanischen Gesetzmäßigkeit. Er glaubt, sie aus den Naturzusammenhängen heraus abstrahiert zu haben. Das ist aber nicht der Fall, sondern alles, was der Mensch an rein mechanischen Gesetzen in der Seele erlebt, ist an seinem Orientierungsverhältnis zur Erdenwelt (an seinem Stehen, Gehen usw.) innerlich erfahren.


=== Der Unterricht und sein Zweck ===
Damit aber kennzeichnet sich das Mechanische als das rein Irdische. Denn das Naturgesetzmäßige, in Farbe, Ton und so weiter ist im Irdischen aus dem Kosmos zugeflossen. Erst im Erdenbereich wird auch dem Naturgesetzmäßigen das Mechanische eingepflanzt, wie ihm der Mensch mit seinem eigenen Erleben erst im Erdenbereich gegenübersteht.


Die Pythagoreer zerfielen laut einigen Quellenberichten in zwei Gruppen oder Richtungen, die „Mathematiker“ und die „Akusmatiker“. „Mathematiker“ waren diejenigen, welche sich mit „Mathemata“ befassten, das heißt mit schriftlich festgehaltenen Lerngegenständen und [[Empirie]] (auch, aber nicht nur Mathematik im heutigen Wortsinn).<ref>Zur Begriffsgeschichte siehe Kurt von Fritz: ''Mathematiker und Akusmatiker bei den alten Pythagoreern'', München 1960, S. 20f.</ref> Dies kann als frühe Form von mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschung betrachtet werden. Akusmatiker wurden Pythagoreer genannt, die sich auf „Akusmata“ (Gehörtes) beriefen, also auf die nur mündlich mitgeteilten Lehren des Pythagoras. Diese Lehren beinhalteten hauptsächlich Verhaltensregeln und das religiöse Weltbild.
Das weitaus meiste dessen, was heute durch die Technik in der Kultur wirkt und in das er mit seinem Leben im höchsten Grade versponnen ist, das ist nicht Natur, sondern Unter-Natur. Es ist eine Welt, die sich nach unten hin von der Natur emanzipiert.


Unklar ist, ob schon Pythagoras seine Schüler je nach individueller Neigung und Befähigung in zwei derartige Gruppen aufteilte, denen er unterschiedliche Aufgaben zuwies, oder die Unterscheidung sich erst nach seinem Tod ergab. Jedenfalls kam es nach einem Bericht, den manche Forscher auf [[Aristoteles]] zurückführen, zu einem unbekannten Zeitpunkt nach dem Tod des Schulgründers zu einer Spaltung zwischen den zwei Richtungen. Dabei nahm jede von ihnen für sich in Anspruch, die authentische Tradition des Pythagoras fortzusetzen.<ref>Van der Waerden S. 64-70.</ref>
Man sehe, wie der Orientale, wenn er nach dem Geiste strebt, herauszukommen sucht aus den Gleichgewichtszuständen, die bloß vom Irdischen kommen. Er nimmt eine Meditationsstellung an, die ihn in das bloße kosmische Gleichgewicht hineinbringt. Die Erde wirkt dann nicht mehr auf die Orientierung seines Organismus. (Dies sei nicht zur Nachahmung, sondern nur zur Verdeutlichung des hier Vorgebrachten gesagt. Wer meine Schriften kennt, weiß, wie sich in dieser Richtung östliches und westliches Geistesleben unterscheiden.)


Der völlig verschiedenartige Charakter dieser beiden Richtungen gibt bis heute Rätsel auf. So ist unklar, welche der beiden Gruppen älter, welche größer und welche für den Pythagoreismus wichtiger war, welche den Kern der Schule ausmachte und damit als fortgeschrittener und höherrangig galt. Darüber gehen die Ansichten in der Forschung weit auseinander.
Der Mensch brauchte die Beziehung zu dem bloß Irdischen für seine Bewußtseinsseelenentwickelung. Da kam denn in der neuesten Zeit die Tendenz zustande, überall auch im Tun das zu verwirklichen, in das sich der Mensch einleben muß. Er trifft, indem er sich in das bloß Irdische einlebt, das Ahrimanische. Er muß sich mit seinem eigenen Wesen in das rechte Verhältnis zu diesem Ahrimanischen bringen.


Manche Gelehrte (besonders [[Wikipedia:Walter Burkert|Walter Burkert]]) meinen, dass zu Lebzeiten des Pythagoras alle Pythagoreer Akusmatiker waren und dass die griechische Wissenschaft außerhalb des Pythagoreismus entstanden ist. Demnach waren die „Mathematiker“ einzelne Pythagoreer, die sich erst nach dem Tod des Schulgründers mit wissenschaftlichen Anliegen zu befassen begannen; ihr Wirken fiel größtenteils in die Zeit nach dem Untergang der Schule. Diese „Mathematiker“ waren aber diejenigen Repräsentanten des Pythagoreismus, mit denen sich [[Platon]] im 4. Jahrhundert auseinandersetzte. Sie prägten das später (und bis heute) in der Öffentlichkeit vorherrschende, nach Burkerts Ansicht falsche Bild vom anfänglichen Pythagoreismus, indem sie ihn als eine Pflanzstätte wissenschaftlicher Forschung erscheinen ließen. Hinzu kam, dass schon die Schüler Platons und des Aristoteles platonische Gedanken für pythagoreisch hielten. In Wirklichkeit war die Schule nach Burkerts Deutung ein Bund mit religiösen und politischen Zielen, der seine esoterischen Lehren geheimhielt und kein Interesse an Wissenschaft hatte. Burkert vergleicht die Pythagoreergemeinschaft mit den [[Mysterienkult]]en.
Aber es entzieht sich ihm in dem bisherigen Verlauf des technischen Zeitalters noch die Möglichkeit, auch gegenüber der ahrimanischen Kultur das rechte Verhältnis zu finden. Der Mensch muß die Stärke, die innere Erkenntniskraft finden, um von Ahriman in der technischen Kultur nicht überwältigt zu werden. Die Unter-Natur muß als solche begriffen werden. Sie kann es nur, wenn der Mensch in der geistigen Erkenntnis mindestens gerade so weit hinaufsteigt zur außerirdischen Über-Natur, wie er in der Technik in die Unter-Natur heruntergestiegen ist. Das Zeitalter braucht eine über die Natur gehende Erkenntnis, weil es innerlich mit einem gefährlich wirkenden Lebensinhalt fertig werden muß, der unter die Natur heruntergesunken ist. Es soll hier natürlich nicht etwa davon gesprochen werden, daß man zu früheren Kulturzuständen wieder zurückkehren soll, sondern davon, daß der Mensch den Weg finde, die neuen Kulturverhältnisse in ein rechtes Verhältnis zu sich und zum Kosmos zu bringen.


Der Hauptvertreter der gegenteiligen Auffassung ist gegenwärtig [[Wikipedia:Leonid Zhmud|Leonid Zhmud]]. Sie besagt, eine Geheimlehre der frühen Pythagoreer habe es nicht gegeben und ebensowenig eine für alle verbindliche religiöse Doktrin. Die Schule sei eine „Hetairie“ gewesen, ein lockerer Zusammenschluss autonom forschender Personen. Diese hätten sich gemeinschaftlich – aber ohne Fixierung auf vorgegebene Dogmen – ihren wissenschaftlichen und philosophischen Studien gewidmet. Außerdem seien sie durch bestimmte politische Ziele verbunden gewesen. Die Berichte über die Akusmatiker seien späte Erfindungen. Die Akusmata – ursprünglich „Symbola“ genannt – seien nur Sprüche und nicht konkrete, verbindliche Regeln für den Alltag gewesen. Sie seien zwar sehr alt, wie auch Burkert meint, aber großenteils nicht pythagoreischen Ursprungs. Vielmehr seien es teils Weisheitssprüche unbestimmter Herkunft, teils handle es sich um uralten Volksaberglauben, der in Pythagoreerkreisen in symbolischem Sinn umgedeutet wurde.
Heute fühlen noch die wenigsten, welch bedeutsamen geistigen Aufgaben sich da für den Menschen herausbilden. Die Elektrizität, die nach ihrer Entdeckung als die Seele des natürlichen Daseins gepriesen wurde, sie muß erkannt werden in ihrer Kraft, von der Natur in die Unter-Natur hinabzuleiten. Es darf der Mensch nur nicht mitgleiten.


Burkert bemerkt: „Die modernen Kontroversen um Pythagoras und den Pythagoreismus sind im Grunde nur die Fortsetzung des alten Streits zwischen ‚Akusmatikern’ und ‚Mathematikern’.“<ref>Burkert (1962) S. 191.</ref>
In der Zeit, in der es eine von der eigentlichen Natur unabhängige Technik noch nicht gab, fand der Mensch den Geist in der Naturanschauung. Die sich unabhängig machende Technik ließ den Menschen auf das Mechanistisch-Materielle als das für ihn nun wissenschaftlich werdende hinstarren. In diesem ist nun alles Göttlich-Geistige, das mit dem Ursprünge der Menschheitsentwickelung zusammenhängt, abwesend. Das rein Ahrimanische beherrscht die Sphäre.


Andere Gelehrte wie [[Wikipedia:Bartel Leendert van der Waerden|B. L. van der Waerden]] vertreten eine Mittelposition. Sie weisen weder der einen noch der anderen Gruppe die Priorität und alleinige Authentizität zu, sondern meinen, die Unterscheidung zwischen Mathematikern und Akusmatikern gehe auf unterschiedliche Bestrebungen zurück, die schon zu Pythagoras’ Lebzeiten in der Schule bestanden. Nach dem Tod des Schulgründers habe sich daraus ein Gegensatz entwickelt, der zur Spaltung der Schule führte.
In einer Geistwissenschaft wird nun die andere Sphäre geschaffen, in der ein Ahrimanisches gar nicht vorhanden ist. Und gerade durch das erkennende Aufnehmen derjenigen Geistigkeit, zu der die ahrimanischen Mächte keinen Zutritt haben, wird der Mensch gestärkt, um in der Welt Ahriman gegenüberzutreten." {{Lit|{{G|026|255ff}}}}
</div>


Späte Quellen schildern die Pythagoreer – gemeint sind offenbar Akusmatiker – als eine verschworene Gemeinschaft von Jüngern, die ihren Meister als göttliches oder jedenfalls übermenschliches Wesen verehrten und blind an seine Unfehlbarkeit glaubten. Dieser Glaube soll dazu geführt haben, dass sie jede Frage durch Berufung auf eine (angebliche) mündliche Äußerung des Pythagoras entschieden. Allein der „Autoritätsbeweis“ durch die Versicherung „Er selbst [Pythagoras] hat es gesagt“ habe bei ihnen gegolten.<ref>Antike Belege sind zusammengestellt von Arthur S. Pease (Hrsg.): ''M Tulli Ciceronis de natura deorum liber primus'', Cambridge (Mass.) 1955, S. 149f.</ref> In diesen Zusammenhang gehören auch Berichte, wonach Pythagoras Bewerber, die in seine Schule eintreten wollten, zunächst [[Physiognomik|physiognomisch]] prüfte und ihnen dann eine lange (nach manchen Angaben fünfjährige) Schweigezeit auferlegte, nach deren erfolgreicher Absolvierung sie in die Gemeinschaft aufgenommen wurden.<ref>Seneca, ''Epistulae'' 52.10; Diogenes Laertios 8.10; [[Wikipedia:Aulus Gellius|Gellius]], ''Noctes Atticae'' 1.9; [[Apuleius]], ''Florida'' 15; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 13 und 54; Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 71-72, 74.</ref>
== Gefahren der Technik ==


=== Pythagoreer der Frühzeit ===
=== Schreibmaschinenschreiben ===
[[File:Adler 7 - ohne Deckel 2006-07-26.jpg|mini|300px|Stoßstangen-Schreibmaschine "Adler" Modell No. 7 (ohne Frontdeckel), Baujahr um 1915]]
Exemplarisch hat [[Rudolf Steiner]] auf die mit einzelnen technischen Erfindungen verbundenen gesundheitlichen Risiken hingewiesen. So wirkt etwa das [[Schreibmaschinenschreiben]] schädigend auf das [[Rhythmisches System|rhythmische System]] ein.


Der prominenteste unter den forschenden Pythagoreern der Frühzeit war der Mathematiker und Musiktheoretiker [[Hippasos von Metapont]]. Er soll Klangexperimente durchgeführt haben, um das Verhältnis der Konsonanzen zu messbaren physikalischen Größen zu bestimmen. Bekannt ist er vor allem durch die früher herrschende Ansicht, er habe eine „Grundlagenkrise“ des Pythagoreismus ausgelöst, indem er die [[Inkommensurabilität]] entdeckte und damit die Behauptung widerlegte, alle Phänomene seien als Erscheinungsformen ganzzahliger Zahlverhältnisse erklärbar. Angeblich schlossen die Pythagoreer Hippasos daraufhin aus und betrachteten seinen Tod durch Ertrinken im Meer als göttliche Strafe für den „Geheimnisverrat“. Die Entdeckung der Inkommensurabilität mag eine historische Tatsache sein, aber die Vermutung, dies habe zu einer Grundlagenkrise geführt, wird in der neueren Forschung abgelehnt.<ref>Burkert (1962) S. 431-440, Zhmud S. 170-175.</ref>
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"Man kann dasjenige, was im Inneren des Menschen geschieht, besonders anschaulich vor Augen haben, wenn man es dann im hellsichtigen Imaginieren vor sich hingestellt findet: jeder Druck auf eine Taste wird zu einem Blitzschlag in diesem objektiven Anschauen des Subjektiven. Und dasjenige, was hingestellt ist als das menschliche Herz, das wird fortwährend von diesen Blitzschlägen durchstoßen. Und nun ist ja auf der Schreibmaschine nicht gerade nach einem spirituellen Prinzip eine Taste neben die andere gestellt, sondern nach dem reinen Utilitätsprinzip die Buchstaben, welche man öfter notwendig hat, so daß man schnell schreiben kann. Das alles bewirkt, daß dadrinnen nicht gerade viel Spirituelles ist. So daß das Fahren des Fingers von einer Taste auf die andere die Blitzschläge nicht nur als Blitzschläge erscheinen läßt, sondern noch dazu in Unordnung bringt. Kurz, es ist ein fürchterliches Gewitter, in dem sich ein Schreibmaschinenschreiben objektiviert." {{Lit|{{G|303|167f}}}}
</div>


Zu den frühen Pythagoreern gehörten ferner:
=== Kernenergie ===
* [[Milon]] von Kroton, einer der berühmtesten antiken Athleten.<ref>Christian Mann: ''Athlet und Polis im archaischen und frühklassischen Griechenland'', Göttingen 2001, S. 175-177.</ref> Als einziger siegte er sechsmal in [[Olympische Spiele der Antike|Olympia]]. Er war der siegreiche Heerführer Krotons im Krieg gegen Sybaris (510). Milon soll eine Tochter des Pythagoras namens Myia geheiratet haben.
[[Datei:Nuclear fireball.jpg|thumb|300px|Oberirdische [[Wikipedia:Kernwaffenexplosion|Kernwaffenexplosion]] auf der [[Wikipedia:Nevada Test Site|Nevada Test Site]] am 18. April 1953]]
* [[Demokedes]] von Kroton, der nach dem Urteil [[Herodot]]s der beste Arzt seiner Zeit war. Er war Schwiegersohn Milons von Kroton und beteiligte sich auf der pythagoreischen Seite an den politischen Kämpfen in seiner Heimatstadt. Schon sein Vater, der Arzt Kalliphon, soll von Pythagoras beeinflusst gewesen sein.<ref>Zhmud S. 70, 229, 231.</ref>
Auf die Frage, ob nach der [[Wikipedia:Albert Einstein|Einsteinsche]] Theorie, dass in einem Kilogramm Masse gemäß der Formel E = mc<sup>2</sup> eine ungeheure Energie aufgespeichert ist, durch Auflösung, also Vergeistigung, der Materie eine neue Kraftquelle erschlossen werden könne, hat Rudolf Steiner geantwortet:
* wahrscheinlich auch der berühmte Arzt und Naturphilosoph [[Alkmaion (Philosoph)|Alkmaion von Kroton]], der die Gesundheit als harmonisches Gleichgewicht gegensätzlicher Kräfte im Körper auffasste.<ref>Zhmud S. 42f., 70f., 235f., 239f.</ref>


In der Frühzeit sollen auch Frauen in der Bewegung aktiv gewesen sein. Insbesondere wird in den Quellen oft der Name von Pythagoras’ Gattin Theano genannt. Ihr wurden später zahlreiche Aussprüche und Schriften zugeschrieben, die vor allem von Tugend und Frömmigkeit handelten, sowie sieben Briefe, die erhalten sind.<ref>Alfons Städele: ''Die Briefe des Pythagoras und der Pythagoreer'', Meisenheim 1980, S. 288ff.</ref>
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"Hinter diesen Sachen steckt sehr viel, aufzusuchen die Kraft, die man bekommt, wenn man Masse zersplittert. Da handelt es sich dann darum - das Theoretische bietet ja keine besonderen Schwierigkeiten -, ob man diese Kraft technisch ausnützen kann. Und da würde es darauf ankommen, ob man diese Riesenkräfte, wenn man sie bloßlegt, verwerten kann. Denn wenn der Motor, durch den man sie ver­werten will, sogleich durch die Energie dieser Kräfte zersplittert wird, kann man sie nicht verwerten. Es handelt sich darum, daß man die Möglichkeit gewinne, diese Energien auch in mechani schen Maschinensystemen zu verwerten. Dann ist erst der Weg gefunden.
Rein theoretisch gedacht, brauchen wir, wenn wir die höchste Strahlungsenergie - oder eine hohe Strahlungsenergie - irgend einer Materie bloßlegen können, um sie verwerten zu können in einem mechanischen System, eine Materie, die einen Widerstand leistet gegen diese Energie. Die Möglichkeit, diese Energie frei­zumachen, ist vorhanden, sie liegt näher, als die Energie auszu nützen." {{Lit|{{G|342a|146}}}}
</div>


Der Philosoph [[Parmenides]] soll Schüler eines Pythagoreers namens Ameinias gewesen sein; pythagoreischer Einfluss auf ihn wird von der heutigen Forschung angenommen, das Ausmaß ist aber unklar.<ref>Zhmud S. 153, 212; Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 151f.</ref> Der Philosoph [[Empedokles]], der Pythagoras bewunderte, war zwar kein Pythagoreer im engeren Sinne, stand aber der pythagoreischen Gedankenwelt sehr nahe.
Die [[Wikipedia:Kernspaltung|Kernspaltung]], die erst [[Wikipedia:1938|1938]] gemeinsam von [[Wikipedia:Otto Hahn|Otto Hahn]] und [[Wikipedia:Fritz Straßmann|Fritz Straßmann]] und im Kontakt mit [[Wikipedia:Lise Meitner|Lise Meitner]] entdeckt wurde, war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt.


== Lehren und Legenden ==
=== Audiovisuellen Medien ===
[[Datei:Kinetograph.jpg|thumb|300px|Um 1891 von [[Wikipedia:William K. L. Dickson|William K. L. Dickson]] als Chef-Ingenieur der ''Edison Laboratories'' entwickelter [[Wikipedia:Kinetograph|Kinetograph]] mit horizontalem Filmlauf.]]


Trotz der ungeheueren persönlichen Autorität des Pythagoras war der frühe ebenso wie auch der spätere Pythagoreismus kein verbindlich fixiertes, in sich geschlossenes und detailliert ausgearbeitetes dogmatisches Lehrgebäude. Eher handelte es sich um eine bestimmte Art der Weltbetrachtung, die für unterschiedliche Ansätze Spielraum ließ. Alle Pythagoreer teilten die Grundüberzeugung, die gesamte erkennbare Welt sei eine auf der Basis bestimmter Zahlen und Zahlenverhältnisse aufgebaute, prinzipiell harmonisch gestaltete Einheit. Diese Gesetzmäßigkeit bestimme alle Bereiche der Wirklichkeit gleichermaßen. Die Kenntnis der maßgeblichen Zahlenverhältnisse betrachteten sie daher als den Schlüssel zum Verständnis von allem und als Voraussetzung für eine gute, naturgemäße Lebensführung. Ihr Ziel war es, die unterschiedlichen und gegensätzlichen Kräfte durch Ausgewogenheit zu einem harmonischen Einklang zu bringen, sowohl im menschlichen Körper als auch in der Familie und im Staat. Dabei wollten sie das, was sie als Maß, Ordnung und Harmonie zu erkennen meinten, überall in der Natur finden und in ihrem eigenen Leben wahren. Sie gingen also von einer ganzheitlichen Deutung des Kosmos aus. Das, was in ihm in Unordnung geraten war, wollten sie in die natürliche Ordnung zurückbringen. Im Sinne dieses Weltbildes hielten sie alle beseelten Wesen für miteinander verwandt und leiteten daraus ein Gebot der Rücksichtnahme ab. Hinsichtlich der Einzelheiten gingen ihre Meinungen aber oft weit auseinander.
'''Kino''', '''Fernsehen''', '''Video''', '''Radio''', '''CD-Player''', '''Mobiltelefone''' und '''Computer''' sind heute in den modernen Industrieländern nahezu allgegenwärtig und so innig mit dem menschlichen Leben verbunden wie kein anderes technisches Produkt. Dass mit diesen [[Audiovisuelle Medien|audiovisuellen Medien]] ganz besondere Gefahren verbunden sind, hat [[Rudolf Steiner]] am Beispiel des [[Grammophon]]s verdeutlicht:


=== Seelenlehre ===
<div style="margin-left:20px">
"Aber all das, was die Menschheit wird durchmachen müssen, um wirklich hinaufzufinden den innersten Impuls in die geistige Welt, das hängt zusammen mit mancherlei scheinbar unbedeutenden Kulturzivilisationssystemen und -Symptomen.


Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele gehört zum ältesten Bestand der frühpythagoreischen Philosophie. Sie ist eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten von Pythagoreismus und [[Platonismus]], die sich im Lauf ihrer Entwicklung gegenseitig beeinflussten und bei manchen Philosophen miteinander verschmolzen. Die Pythagoreer waren ebenso wie die Platoniker von der [[Seelenwanderung]] überzeugt. Dabei nahmen sie keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen an. Diese Idee setzte die Unsterblichkeit der Seele voraus. Da jedoch die Pythagoreer in den harmonischen Zahlenverhältnissen das Fundament der Weltordnung sahen, gab es bei ihnen auch die Vorstellung, dass die Seele eine Harmonie sei, nämlich das harmonische Gleichgewicht der den Körper bestimmenden Kräfte.<ref>Siehe zu dieser Idee Burkert (1962) S. 251f.; Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993, S. 330-332.</ref> Das ist mit der Unsterblichkeitsidee schwer zu vereinbaren. In diesem Widerspruch zeigt sich die Unfertigkeit des in Entwicklung begriffenen pythagoreischen Philosophierens. Platon setzte sich in seinem Dialog ''[[Phaidon]]'' mit der Deutung der Seele als Harmonie auseinander und bemühte sich sie zu widerlegen.
Verzeihen Sie, daß ich Großes, das ich eben ausgesprochen habe, mit Kleinem zusammenbringe, aber man sieht an den kleinen Symptomen das Große. Ich habe vor einigen Tagen gesagt: Gerade hier, wo sich die Imaginationen wie fest hinstellen schon im Geiste, bekomme man die Autos störend hinein. Ich spreche nicht gegen die Autos, das habe ich schon erwähnt; Anthroposophie kann nichts Reaktionäres aussprechen. Ich fahre selbstverständlich leidenschaftlich gern im Auto, wenn es notwendig ist, denn man darf nicht die Welt zurückschrauben wollen, sondern man muß demjenigen, was auf der einen Seite auftritt, eben das andere entgegensetzen können, so daß das Im-Auto-Fahren ganz richtig ist. Aber neben dem Autofahren mit allem, was damit zusammenhängt, muß auftreten ein Herz, das hinneigt zur spirituellen Welt. Und dann wird sich die Menschheit, auch wenn noch andere Sachen kommen werden als das Autofahren, gerade durch ihre eigene Kraft und Freiheit, die entstehen mußte, die aber auch wiederum zum Bodhisattva führen muß, weiter durchringen können.


Ein weiterer Bereich, in dem innerhalb der pythagoreischen Bewegung offenbar [[Disparität|disparate]] Ideen vertreten und nicht zu einem stimmigen Ganzen verbunden wurden, war die Frage nach der Bestimmung und Zukunft der Seele.<ref>Burkert (1962) S. 110f.</ref> Ein wesentlicher, allerdings für die sehr quellenarme Frühzeit nicht eindeutig bezeugter Bestandteil des Pythagoreismus war die religiöse Überzeugung, dass die menschliche Seele göttlicher Herkunft und Natur sei. Daraus folgte (wie bei den [[Orphiker]]n und den Platonikern), dass es die Aufgabe und Bestimmung der Seele sei, aus dem Diesseits in ihre jenseitige Heimat zurückzukehren. Darauf sollte sie sich durch Schulung und rechte Lebensführung vorbereiten. Ihr wurde zugetraut, ihre göttlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zurückzuerlangen.<ref>Van der Waerden S. 116ff.</ref> Der Umstand, dass Pythagoras von vielen seiner Anhänger als gottähnliches Wesen betrachtet wurde, zeigt, dass ein solches Ziel grundsätzlich realisierbar schien. Mit diesem Erlösungsstreben schwer vereinbar war jedoch ein anderes Konzept, welches von einem ewigen, unabänderlichen Kreislauf des Weltgeschehens ausging. Die Annahme, dass ein einheitlicher Kosmos immer und überall von den gleichen mathematischen Gegebenheiten bestimmt sei, und die zyklische Natur der gleichmäßigen Bewegungen der Himmelskörper führten dazu, auch das Schicksal der Menschheit als vorbestimmt und zyklisch aufzufassen. Daher herrschte zumindest bei einem Teil der Pythagoreer ein astrologischer [[Fatalismus]], also die Vorstellung von der zwangsläufigen [[Ewige Wiederkunft|ewigen Wiederkunft]] aller irdischen Verhältnisse entsprechend den Gestirnbewegungen. Dieser Idee zufolge beginnt die Weltgeschichte von neuem als exakte Wiederholung, sobald alle Planeten nach Ablauf einer langen kosmischen Periode, des „Großen Jahres“, ihre Ausgangsstellung wieder erreicht haben.<ref>Van der Waerden S. 252-268.</ref>
Den Dingen gegenüber, die für die mechanische Verrichtung der Menschendienste in die Welt eintreten, wird sich die Menschheit selber helfen können. Und so kann man schon sagen: gegen all das, was von Auto, Schreibmaschine und so weiter auftritt, wird sich die Menschheit selber helfen können.


Als religiöse Erlösungslehre präsentierte sich der Pythagoreismus insbesondere in einem sehr populären antiken Gedicht eines unbekannten Autors, den „[[Goldene Verse|Goldenen Versen]]“. Dort wird dem Menschen, der sich an die philosophischen Lebensregeln hält und zur Erkenntnis der Weltgesetze vorgedrungen ist, in Aussicht gestellt, dass seine Seele dem Leiden und der Sterblichkeit entrinnen und in die Daseinsweise unsterblicher Götter überwechseln könne.<ref>Johan C. Thom: ''The Pythagorean Golden Verses'', Leiden 1995, S. 94-99 (griechischer Text und englische Übersetzung).</ref> Dies hatte schon im 5. Jahrhundert Empedokles als Ziel formuliert.
Anders liegt die Sache - verzeihen Sie, daß ich mit diesem scheinbar Trivialen abschließe - beim Grammophon. Beim Grammophon ist es so, daß die Menschheit in das Mechanische die Kunst hereinzwingen will. Wenn die Menschheit also eine leidenschaftliche Vorliebe für solche Dinge bekäme, wo das, was als Schatten des Spirituellen in die Welt herunterkommt, mechanisiert würde, wenn die Menschheit also Enthusiasmus für so etwas, wofür das Grammophon ein Ausdruck ist, zeigen würde, dann könnte sie sich davor nicht mehr helfen. Da müßten ihr die Götter helfen.


=== Ernährung und Kleidung ===
Nun, die Götter sind gnädig, und heute liegt die Hoffnung ja auch vor, daß in bezug auf das Vorrücken der Menschheitszivilisation die gnädigen Götter selbst über solche Geschmacksverirrungen, wie sie beim Grammophon zum Ausdrucke kommen, weiter hinweghelfen." {{Lit|{{G|227|222f}}}}
</div>


Ebenso wie viele andere philosophische Richtungen traten die Pythagoreer für Beherrschung der Begierden und damit auch für eine einfache Lebensweise und frugale Ernährung ein. Dass sie jeden Luxus – insbesondere den Kleiderluxus – verwarfen, ergab sich aus ihrer allgemeinen Forderung, das rechte Maß zu wahren und so die Harmonie zu verwirklichen.<ref>De Vogel S. 232-234; Clara Talamo: ''Pitagora e la ΤΡΥΦΗ'', in: ''Rivista di filologia e di istruzione classica'' 115 (1987) S. 385-404.</ref>
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"Viele Erscheinungen des heutigen Kulturlebens wirken zerstörend, zum Beispiel insbesondere auch die Lichtbilder, die den Ätherleib durchaus schädigen. Lichtbilder erregen auch die Sinnlichkeit." {{Lit|{{G|130|326}}}}
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Ein Kernbestandteil des ursprünglichen Pythagoreismus war der [[Vegetarismus]]. Er wurde als „Enthaltung vom Beseelten“ bezeichnet.<ref>Griechisch {{Unicode|ἀποχὴ ἐμψύχων}}. Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 107; 168; 225; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 7 (mit Berufung auf [[Eudoxos von Knidos]]).</ref> Diese Bezeichnung weist auf die ethische und religiöse Wurzel des pythagoreischen Vegetarismus hin. Er hing mit der Überzeugung zusammen, dass die Seelen der Menschen und diejenigen der Tiere nicht essentiell verschieden seien und man den Tieren somit Rücksichtnahme schulde. Verschiedene Legenden, nach denen Pythagoras sich Tieren verständlich machen konnte, zeugen von einer besonderen Nähe der Pythagoreer zur Tierwelt.<ref>Van der Waerden S. 52f.</ref> Daher wurden neben der Fleischnahrung auch die Tieropfer verworfen. Damit waren aber soziale Probleme verbunden, denn die Teilnahme an den traditionellen Opfern und den anschließenden Opfermahlzeiten gehörte zu den wichtigsten gemeinschaftsstiftenden Bräuchen, und die politisch aktiven Pythagoreer mussten auf ihr Ansehen in der Bürgerschaft Wert legen. Daher gab es anscheinend kein für alle verbindliches Gebot, und nur ein Teil der Pythagoreer lebte vegetarisch.<ref>Johannes Haußleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S. 97-157; Carmelo Fucarino: ''Pitagora e il vegetarianismo'', Palermo 1982, S. 21-31.</ref>
* siehe auch: [[Audiovisuelle Medien]], [[Schreibmaschinenschreiben]]


Ein strenges [[Tabu]] richtete sich gegen den Verzehr von Bohnen. Der ursprüngliche Grund des Bohnenverbots war schon in der Antike unbekannt, darüber wurde gerätselt. Gelegentlich wurde ein gesundheitlicher Grund angedeutet, aber meist ging man davon aus, dass es ein religiöses Tabu war. Es wurde sogar angenommen, das Verbot sei so umfassend gewesen, dass es auch bloße Berührung einer Bohnenpflanze absolut untersagte. Daher entstanden Legenden, wonach vor Verfolgern fliehende Pythagoreer (bzw. Pythagoras selbst) eher den Tod in Kauf nahmen, als ein Bohnenfeld zu durchqueren. Der tatsächliche Grund für das Bohnentabu ist bis heute nicht geklärt. Die Möglichkeit eines Zusammenhangs mit dem [[Favismus]], einer erblichen Enzymkrankheit, bei welcher der Genuss von [[Ackerbohne]]n (''Vicia faba'') gesundheitsgefährlich ist, wurde mehrfach als Erklärung erwogen. Diese Hypothese findet in den Quellen keine konkrete Stütze und ist daher spekulativ.<ref>Zum Forschungsstand siehe Giovanni Sole: ''Il tabù delle fave'', Soveria Mannelli 2004. Vgl. van der Waerden S. 169-171, Burkert (1962) S. 164-166, Zhmud S. 127f.</ref>
=== Die Gefahren des mit der Technik verbundenen abstrakten Denkens ===


=== Freundschaftsideal ===
Nicht nur die Anwendung der Technik als solcher, sondern auch das zu ihrer Erzeugung notwendige abstrakte [[Denken]], wenn es einseitig ohne entsprechenden geistigen Ausgleich gepflegt wird, gefährdet die Zukunft der Menschheit:


Eine wichtige Rolle spielte im Pythagoreismus das Konzept der Freundschaft (''philía''). Dieser Begriff wurde gegenüber seiner normalen Bedeutung stark ausgeweitet. Da die Pythagoreer den Kosmos als Einheit von zusammengehörigen und harmonisch zusammenwirkenden Bestandteilen auffassten, gingen sie von einer naturgegebenen Freundschaft sämtlicher Lebewesen (einschließlich der Götter) untereinander aus. Dieses Ideal universaler Freundschaft und Harmonie in der Welt erinnert an den Mythos vom paradiesischen [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Zeitalter]].<ref>Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 229-230. Siehe auch Johan C. Thom: ''“Harmonious Equality“: The Topos of Friendship in Neopythagorean Writings'', in: ''Greco-Roman Perspectives on Friendship'', hg. John T. Fitzgerald, Atlanta 1997, S. 77-103.</ref> Das Ziel war, die so verstandene Verbundenheit aller zu erkennen und im eigenen Leben umzusetzen. Damit war aber – wie die Beteiligung am Krieg gegen Sybaris schon zu Lebzeiten des Pythagoras zeigt – kein absoluter Gewaltverzicht im Sinne des [[Pazifismus]] verbunden.
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"Sehen Sie, heute kann es den Menschen verhältnismäßig noch harmlos erscheinen, wenn sie nur diejenigen Gedanken ausdenken, automatische, leblose Gedanken, welche entstehen, wenn man er faßt die mineralische Welt und das Mineral an Pflanzen, das Mineral an Tieren, das Mineral am Menschen. Ich möchte sagen, an diesen Gedanken, an denen laben sich heute die Menschen, mit denen fühlen sie sich als Materialisten wohl, denn nur sie werden heute gedacht. Aber bedenken Sie einmal, die Menschen dächten so fort, die Menschen würden wirklich nichts anderes ausbilden als solche Gedanken, bis zu dem Zeitpunkte, wo im 8. Jahrtausend das Mon dendasein wiederum sich mit dem Erdendasein vereinigt, was würde dann entstehen? Ja, die Wesenheiten, von denen ich gesprochen habe, sie werden nach und nach auf die Erde herunterkommen, Vulkanwesenheiten, vulkanische Übermenschen, Venus-Übermenschen, Merkur-Übermenschen, Sonnen-Übermenschen und so weiter werden sich mit dem Erdendasein vereinigen. Aber wenn die Men schen fortfahren, ihnen bloß Opposition zu machen, so wird das Erdendasein in ein Chaos im Laufe der nächsten Jahrtausende über gehen. Die Erdenmenschen werden ihren Intellekt ja weiter automa tisch entwickeln können; der kann sich auch innerhalb der Barbarei entwickeln; aber das Vollmenschentum wird nicht hineingezogen sein in diesen Intellekt, und die Menschen werden keine Beziehung haben zu denjenigen Wesenheiten, die sich ihnen hinunterneigen wollen ins Erdendasein herein. Und alle diejenigen Wesen, welche nun vom Menschen unrichtig gedacht werden, die Wesen, welche unrichtig gedacht werden aus dem Grunde, weil der bloße schatten hafte Intellekt nur das Mineralische, ich möchte sagen das grob Materielle im Mineralteich, im Pflanzen-, im Tierreich und sogar im Menschenreich denkt, diese Gedanken der Menschen, die keine Wirklichkeit haben, die bekommen mit einem Schlage Wirklichkeit, wenn der Mond sich mit der Erde vereinigt. Und aus der Erde wird aufsprießen ein furchtbares Gezücht von Wesenheiten, die in ihrem Charakter zwischen dem Mineralreich und dem Pflanzenreich drinnenstehen als automatenartige Wesen mit einem überreichlichen Verstande, mit einem intensiven Verstande. Mit dieser Bewegung, die über der Erde Platz greifen wird, wird die Erde überzogen werden wie mit einem Netz, einem Gewebe von furchtbaren Spinnen, Spinnen von einer riesigen Weisheit, die aber in ihrer Organisation nicht einmal bis zum Pflanzendasein heraufreichen, furchtbare Spinnen, die sich ineinander verstricken werden, die in ihren äußeren Bewegungen alles das imitieren werden, was die Menschen ausdachten mit dem schattenhaften Intellekt, der sich nicht anregen ließ von demjenigen, was durch eine neue Imagination, was über haupt durch Geisteswissenschaft kommen soll. All dasjenige, was die Menschen an solchen Gedanken denken, die irreal sind, das wird wesenhaft. Die Erde wird überzogen sein, wie sie jetzt mit einer Luftschicht überzogen ist, wie sie sich manchmal mit Heuschreckenschwärmen überzieht, mit furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnen, die sehr verständig, aber furchtbar bösartig sich inein anderspinnen. Und der Mensch wird, insoweit er nicht seine schattenhaften intellektuellen Begriffe belebt hat, statt sein Wesen mit den Wesen, die heruntersteigen wollen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, zu vereinigen, er wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen. Er wird selber zusammenleben mit diesen Spinnentieren, und er wird sein weiteres Fortschreiten im Weltendasein suchen müssen in derjenigen Entwickelung, die dann annimmt dieses Spinnengetier." {{Lit|{{G|204|244f}}}}
</div>


Insbesondere praktizierten die Pythagoreer die Freundschaft untereinander. Manche von ihnen verstanden darunter eine unbedingte Loyalität nicht nur zu ihren persönlichen Freunden, sondern zu jedem Pythagoreer. Über die Freundestreue sind einige Anekdoten überliefert. Die berühmteste ist die Geschichte von [[Damon und Phintias]], die von [[Friedrich Schiller]] für seine Ballade ''[[Die Bürgschaft]]'' verwertet wurde. Es wird erzählt, dass der Pythagoreer Phintias wegen eines Komplotts gegen den Tyrannen [[Dionysios II. von Syrakus|Dionysios]] zum Tode verurteilt wurde, aber die Erlaubnis erhielt, vor der Hinrichtung seine persönlichen Angelegenheiten in Freiheit zu regeln, da sich sein Freund Damon als Geisel für seine Rückkehr verbürgte. Phintias kehrte rechtzeitig zurück; anderenfalls wäre Damon an seiner Stelle hingerichtet worden. Dies beeindruckte den Tyrannen stark, worauf er Phintias begnadigte und selbst vergeblich um Aufnahme in den Freundschaftsbund bat. Nach einer Version hatte Dionysios den ganzen Vorfall nur zum Schein arrangiert, um die legendäre Treue der Pythagoreer auf die Probe zu stellen, nach einer anderen Version handelte es sich um eine wirkliche Verschwörung.<ref>Zu der Legende und ihrer Rezeption siehe Ernst Gegenschatz: ''Die 'pythagoreische Bürgschaft' – zur Geschichte eines Motivs von Aristoxenos bis Schiller'', in: ''Begegnungen mit Altem und Neuem'', hg. Peter Neukam, München 1981, S. 90-154.</ref>
== Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen ==


Bekannt war in der Antike der Grundsatz der Pythagoreer, dass der Besitz der Freunde gemeinsam sei (''koiná ta tōn phílōn''). Dies ist aber nicht im Sinne einer „kommunistischen“ Gütergemeinschaft zu verstehen; eine solche wurde – wenn überhaupt – nur von wenigen praktiziert. Gemeint war, dass die Pythagoreer einander in materiellen Notlagen spontan und großzügig unterstützten.<ref>Edwin L. Minar: ''Pythagorean Communism'', in: ''Transactions and Proceedings of the American Philological Association'' 75 (1944) S. 34-46; Manfred Wacht: ''Gütergemeinschaft'', in: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'' Bd. 13 (1986) Sp. 2-4.</ref>
[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass in der Zukunft eine immer engere Verbindung des Menschen mit den von ihm erzeugten Maschinen entstehen wird. Durch seine [[Gedanke]]nkraft wird der Mensch die Maschinen lenken, die zunehmend zu einem Teil seines eigenen Wesens werden. Deutliche Ansätze dazu sind heute bereits vorhanden.


=== Mathematik und Zahlensymbolik ===
{{GZ|Noch einmal will ich darauf hinweisen, daß der Menschheit bevorsteht
in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum, hineinzukommen
in eine besondere Behandlung großer Lebensfragen, die in einer gewissen
Weise verdunkelt gewesen sind durch die Weisheit der bisherigen
Zeit. Ich habe schon auf sie hingewiesen. Die eine große
Lebensfrage kann damit bezeichnet werden, daß man sagt: Es soll
versucht werden, das Geistig-Ätherische in den Dienst des äußeren
praktischen Lebens zu stellen. - Ich habe Sie aufmerksam darauf
gemacht, daß der fünfte nachatlantische Zeitraum das Problem wird
lösen müssen, wie menschliche Stimmungen, die Bewegung menschlicher
Stimmungen sich in Wellenbewegung auf Maschinen übertragen
lassen, wie der Mensch in Zusammenhang gebracht werden
muß mit dem, was immer mechanischer und mechanischer werden
muß. Ich habe deshalb heute vor acht Tagen hier darauf aufmerksam
gemacht, in welcher äußerlichen Weise von einem gewissen Teil
unserer Erdoberfläche diese Mechanisierung genommen wird. Ich
habe Ihnen ein Beispiel vorgeführt, wie aus amerikanischer Denkweise
heraus versucht wird, das Maschinelle über das Menschenleben
selber auszudehnen. Ich habe dieses Beispiel angeführt von den Pausen,
die man ausnützen will, so daß, statt viel weniger Tonnen, bis
gegen fünfzig Tonnen verladen werden können von einer Anzahl
Arbeitern: man braucht nur das Darwinsche Selektionsprinzip wirklich
ins Leben einzuführen.


Zahlen und Zahlenverhältnisse haben in der pythagoreischen Lehre von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt. Dies ist ein Merkmal, das den Pythagoreismus von anderen Ansätzen unterscheidet. Ob das aber bedeutet, dass Pythagoras schon Mathematik getrieben hat, ist strittig. Manche Forscher (insbesondere Walter Burkert) haben die Ansicht vertreten, er habe sich nur mit Zahlensymbolik befasst, wissenschaftliches Denken sei ihm fremd gewesen, und erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts habe sich Hippasos als erster Pythagoreer mathematischen Studien zugewandt. Die Gegenposition von Leonid Zhmud lautet, die frühen Pythagoreer seien Mathematiker gewesen und die Zahlenspekulation sei erst spät hinzugekommen und nur von vereinzelten Pythagoreern betrieben worden.
An solchen Stellen ist der Wille dazu vorhanden, die Menschenkraft
zusammenzuspannen mit Maschinenkraft. Diese Dinge dürfen nicht
so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müßte. Das ist eine
ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie
werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtliehen
Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die
mit den großen Zielen des Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut
sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob
sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur
im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen.
Darum handelt es sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem
Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man
die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der
Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens
mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung
ein großes, bedeutsames Problem sein.


Der Grundgedanke der Zahlenspekulation wird oft in dem Kernsatz „Alles ist Zahl“ zusammengefasst. In damaliger Ausdrucksweise besagt das, dass die Zahl für die Pythagoreer die [[Arché|archē]], das konstituierende Urprinzip der Welt gewesen sei. Damit fiele der Zahl diejenige Rolle zu, die [[Thales]] dem Wasser und [[Anaximenes]] der Luft zugewiesen hatte. Diese Auffassung ist aber im frühen Pythagoreismus nicht belegt. Aristoteles schreibt sie „den Pythagoreern“ zu, ohne Namen zu nennen. Er kritisiert sie und unterstellt dabei, die Pythagoreer hätten unter den Zahlen etwas Stoffliches verstanden.<ref>Zhmud S. 261-279.</ref>
Ich habe vollbedacht öfter jetzt darauf aufmerksam gemacht, auch
in öffentlichen Vorträgen, daß das Bewußtsein des Menschen zusammenhängt
mit abbauenden Kräften. Zweimal habe ich es in öffentlichen
Vorträgen in Basel gesagt: In unser Nervensystem hinein ersterben
wir. - Diese Kräfte, diese ersterbenden Kräfte, sie werden
immer mächtiger und mächtiger werden. Und es wird die Verbindung
hergestellt werden zwischen den im Menschen ersterbenden Kräften,
die verwandt sind mit elektrischen, magnetischen Kräften und den
äußeren Maschinenkräften. Der Mensch wird gewissermaßen seine
Intentionen, seine Gedanken hineinleiten können in die Maschinenkräfte.
Noch unentdeckte Kräfte in der Menschennatur werden entdeckt
werden, solche Kräfte, welche auf die äußeren elektrischen und
magnetischen Kräfte wirken.


In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts schrieb der Pythagoreer [[Philolaos]], alles für uns Erkennbare sei notwendigerweise mit einer Zahl verknüpft, denn das sei eine Voraussetzung für gedankliches Erfassen. Seine Feststellung bezieht sich aber nur auf den menschlichen Erkenntnisprozess. Sie besagt nicht im Sinne einer [[Ontologie]] der Zahl, dass alle Dinge aus Zahlen bestehen oder hervorgehen. Die Auffassung, dass die Zahlen selbst die Dinge seien, wird oft als typisch pythagoreisch bezeichnet. Dies ist jedoch nur Aristoteles’ möglicherweise irriges Verständnis der pythagoreischen Lehre. Das für Philolaos Wesentliche war der Unterschied zwischen dem nach Zahl, Größe und Form Begrenzten und dem Unbegrenzten, das er für prinzipiell unerforschbar hielt, und das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren.<ref>Huffman (1993) S. 37ff., 56ff.; Zhmud S. 263f. Für ein ontologisches Verständnis der Zahlenlehre plädiert jedoch Hermann S. Schibli: ''On ‚The One’ in Philolaus, Fragment 7'', in: ''Classical Quarterly'' 46 (1996) S. 114-130. Vgl. auch Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 28.</ref>
Das ist das eine Problem: das Zusammenführen des Menschen mit
dem Mechanismus, das immer mehr und mehr um sich greifen muß in
der Zukunft. Das andere Problem liegt in demjenigen, was die geistigen
Verhältnisse zu Hilfe rufen wird. Das kann aber nur gemacht
werden, wenn die Zeit reif ist, und wenn eine genügende Anzahl
Menschen dazu in der richtigen Weise vorbereitet ist.|178|218f}}


Ausgangspunkt der konkreten Zahlenspekulation war der Gegensatz von geraden und ungeraden Zahlen, wobei die ungeraden als begrenzt (und damit höherrangig) und – wie im chinesischen [[Yin und Yang]] – als männlich bezeichnet wurden und die geraden als unbegrenzt und weiblich. Die Eins galt als der Ursprung, aus dem alle Zahlen hervorgingen; daher war sie selbst eigentlich keine Zahl, sondern stand jenseits der Zahlenwelt. Die Zahlen stellte man mit Zählsteinen dar, und mit den ebenen geometrischen Figuren, die mit solchen Steinen gelegt werden können (beispielsweise einem gleichseitigen Dreieck), wurden die den Zahlen zugewiesenen Eigenschaften demonstriert. Große Bedeutung legte man dabei der [[Tetraktys]] („Vierheit“) bei, der Gesamtheit der Zahlen 1, 2, 3 und 4, deren Summe die 10 ergibt, die bei Griechen und „Barbaren“ (Nichtgriechen) gleichermaßen als Grundzahl des [[Dezimalsystem]]s diente. Die Tetraktys und die „vollkommene“ Zehn betrachtete man als für die Weltordnung grundlegend.
== Technik und moralische Gesinnung ==


Einzelne mathematische Erkenntnisse wurden in der Antike – zu Recht oder zu Unrecht – den Pythagoreern oder einem bestimmten Pythagoreer zugeschrieben. Pythagoras soll einen Beweis für den nach ihm benannten [[Satz des Pythagoras]] über das rechtwinklige Dreieck gefunden haben. [[Hippasos von Metapont]] schrieb man die Konstruktion des einer Kugel einbeschriebenen [[Dodekaeder]]s und die Entdeckung der [[Inkommensurabilität]] zu. Eine nicht genau bekannte Rolle spielten Pythagoreer bei der Entwicklung der Lehre von den drei Mitteln (arithmetisches, geometrisches und harmonisches Mittel). Ferner sollen sie unter anderem den Satz über die Winkelsumme im Dreieck bewiesen haben. Wahrscheinlich stammen große Teile von [[Euklid]]s ''Elementen'' – sowohl der arithmetischen als auch der geometrischen Bücher – aus verlorener pythagoreischer Literatur; dazu gehörte die Theorie der Flächenanlegung.<ref>Van der Waerden S. 337-363, 392ff.; Zhmud S. 153ff.</ref>
Die Technik wird sich künftig sehr stark verändern. Laut [[Rudolf Steiner]] wird man Maschinen entwerfen, die nur funktionieren, wenn sie von [[Mensch]]en mit entsprechend guter [[moral]]ischer Gesinnung in Gang gesetzt werden.


=== Kosmologie und Astronomie ===
{{GZ|Die
feinen, in dem menschlichen Willensleben und Gesinnungsleben liegenden
Pulsationen werden sich immer mehr und mehr in dasjenigehin
ein verweben, hineingliedern, was der Mensch erzeugt, und es wird
nicht gleichgültig sein, ob man einen zubereiteten Stoff von dem einen
Menschen empfängt oder von dem anderen Menschen.


In der Astronomie vertraten die Pythagoreer keinen einheitlichen Standpunkt. Das älteste Modell, das wir kennen, ist dasjenige des Philolaos aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Es nimmt ein Zentralfeuer an, das den Mittelpunkt des Universums bildet und um das die Himmelskörper einschließlich der Erde kreisen. Für uns ist es unsichtbar, da die bewohnten Gegenden der Erde auf der ihm stets abgewandten Seite liegen. Um das Zentralfeuer kreist auf der innersten Bahn die Gegenerde, die für uns ebenfalls unsichtbar ist, da sie vom Zentralfeuer verdeckt wird. Darauf folgen (von innen nach außen) die Erdbahn und die Bahnen von Mond, Sonne und fünf Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn). Umschlossen ist das Ganze von einer kugelförmigen Schale, auf der sich die Fixsterne befinden.<ref>Burkert (1962) S. 293-295.</ref> Aristoteles kritisierte dieses System, da es nicht von den Erscheinungen, sondern von vorgefassten Ansichten ausgehe; die Gegenerde sei nur eingeführt worden, um die Zahl der bewegten Körper am Himmel auf zehn zu bringen, da diese Zahl als vollkommene galt.
Selbst die äußerste, kälteste technische Entwickelung tendiert nach
einem ganz bestimmten Ziele hin. Derjenige, der heute sich ahnende
Vorstellungen von der Zukunft der technischen Entwickelung machen
kann, der weiß, daß in der Zukunft ganze Fabriken individuell wirken
werden, je nach demjenigen, der die Fabrik leitet. Die Gesinnung wird
mit in die Fabrik hineingehen und sich übertragen auf die Art und
Weise, wie die Maschinen arbeiten. Der Mensch wird zusammenwachsen
mit der Objektivität. Alles, was wir berühren werden, wird nach
und nach den Abdruck menschlichen Wesens an sich tragen. Und Zeiten
werden kommen, so dumm es heute noch den gescheiten Leuten
auch erscheinen mag - aber schon der heilige Paulus sagte, dasjenige,
was die Menschen für gescheit halten, ist manchmal Torheit vor Gott -,
in denen ein Mechanismus dastehen wird, der in Ruhe verharrt; ein
Mensch wird hinzutreten, der wissen wird, daß er eine Handbewegung
so, eine andere in einer bestimmten Weise dazu, eine dritte so zu machen
hat, und durch dasjenige, was da als Luftschwingungen entsteht und
was die Folge eines bestimmten Zeichens ist, wird der Motor in Bewegung
gesetzt sein, der abgestimmt sein wird auf dieses Zeichen.


Aristoteles erwähnt, dass „einige“ Pythagoreer einen Kometen zu den Planeten zählten. Das widerspricht der Zehnzahl bei Philolaos. Auch über die Milchstraße hatten die Pythagoreer keine einheitliche Meinung. Daraus ist zu ersehen, dass die frühen Pythagoreer kein gemeinsames, für alle verbindliches Kosmosmodell hatten.<ref>Burkert (1962) S. 300f.</ref> Manche Forscher nehmen an, dass es vor Philolaos ein völlig anderes, nämlich geozentrisches pythagoreisches Modell gab. Es sah vor, dass sich die kugelförmige Erde im Zentrum des Kosmos befindet und vom Mond, der Sonne und den damals bekannten fünf Planeten von West nach Ost umkreist wird, während sich außen die Fixsternsphäre in der Gegenrichtung dreht.<ref>Zhmud S. 213-224, van der Waerden S. 427-438.</ref>
Und die nationalökonomische Entwickelung wird ein solches Gesicht
bekommen, daß äußere Patente und dergleichen völlig ausgeschlossen
sein werden, denn was in solchen Dingen liegt, wird durch
das ersetzt werden, was ich eben auseinandergesetzt habe. Dafür aber
wird auch alles dasjenige ausgeschaltet werden, was in keiner Beziehung
steht zur menschlichen Natur. Dadurch wird etwas ganz Bestimmtes
bewirkt werden können. Denn denken Sie sich einmal einen
recht guten Menschen in der Zukunft, einen Menschen, der wirklich
auf besonderer Höhe menschlicher Gesinnung ist, was wird der können?
Der wird Maschinen konstruieren und Zeichen für sie festsetzen können,
die nur vollzogen werden können von Menschen, die so gesinnt
sind wie er, die also auch gutgesinnt sind. Und alle Bösgesinnten werden
mit dem Zeichen eine ganz andere Schwingung erregen, und die
Maschine wird nicht gehen!


Zu den wichtigsten Annahmen der Pythagoreer gehörte die Idee der [[Sphärenharmonie]] oder – wie die Bezeichnung in den ältesten Quellen lautet – „Himmelsharmonie“. Man ging davon aus, dass bei der Kreisbewegung der Himmelskörper ebenso wie bei Bewegungen irdischer Objekte Geräusche entstehen. Wegen der Gleichfömigkeit der Bewegung konnte dies für jeden Himmelskörper immer nur ein konstanter Ton sein. Die Gesamtheit dieser Töne, deren Höhe von den unterschiedlichen Geschwindigkeiten und den Abständen der Himmelskörper abhing, sollte einen kosmischen Klang ergeben. Diesen betrachtete man als für uns unhörbar, da er ununterbrochen erklinge und uns nur durch sein Gegenteil, durch einen Gegensatz zwischen Klang und Stille zu Bewusstsein käme. Allerdings soll Pythagoras laut einer Legende als einziger Mensch imstande gewesen sein, die Himmelsharmonie zu hören.<ref>Van der Waerden S. 100-103, 110f., 434f.</ref>
Davon, sagte ich, ahnen die Leute heute schon einiges. Ich habe Ihnen
nicht umsonst den Hinweis darauf gegeben, wie gewisse Leute Flammen
tanzen sehen unter dem Einfluß bestimmter Töne. Wird man einmal
nach dieser Richtung weiter forschen, dann wird man den Weg finden
zu dem, was ich gerade angedeutet habe, man könnte auch sagen, zurückfinden
zu gewissen alten Zeiten, wo der eine Alchimist, der nur
Geld in seinen Beutel stecken wollte, nichts erreichen konnte mit dem
nämlichen Prozesse, mit dem der andere, der nicht Geld in seinen Beutel
stecken wollte, sondern der ein Sakrament verrichten wollte zur Ehre
der Götter und zum Heile der Menschheit, etwas erzielte.|172|91ff}}


Da die Töne der Himmelskörper nur als gleichzeitig, nicht als nacheinander erklingend gedacht werden konnten, musste als Ergebnis ihres Zusammenklingens ein ebenfalls stets unveränderter Klang angenommen werden. Daher ist der populäre Begriff „Sphärenmusik“ sicher unpassend. Dass der Zusammenklang harmonisch ist, ergibt sich in diesem Modell aus der Annahme, dass die Entfernungen der kreisenden Himmelskörper vom Zentrum und ihre bei größerer Entfernung entsprechend höheren Geschwindigkeiten eine bestimmte arithmetische Proportion aufweisen, die dies ermöglicht.<ref>Zhmud S. 219-225.</ref>
{{GZ|Und nun steht die Menschheit davor, ganz bestimmte Dinge lösen
zu müssen. Vor allen Dingen etwas, worauf ich schon aufmerksam
gemacht habe und was zusammenhängt mit der bewunderten modernen
Technik, die ein Ergebnis ist der auch von der Geisteswissenschaft
bewunderten Naturwissenschaft. Diese bewunderte moderne Technik
gelangt in verhältnismäßig nicht zu ferner Zeit an ein Ende, wo sie sich
in einer gewissen Weise selber aufheben wird. Dagegen wird etwas eintreten,
was dahin gehen wird - ich habe die Sache hier schon angedeutet
- , daß der Mensch die Möglichkeit erlangen wird, von jenen feinen
Vibrationen, feinen Schwingungen, die in seinem Ätherleib sind, Gebrauch
zu machen für die Imputation von Mechanismen. Maschinen
wird man haben, die an den Menschen gebunden sein werden, aber der
Mensch wird seine eigenen Vibrationen auf die Maschine übertragen,
und nur er wird imstande sein, unter dem Einfluß gewisser von ihm
erregter Schwingungen gewisse Maschinen in Bewegung zu setzen. Die
Leute, die sich heute als Praktiker betrachten, werden sich in gar nicht
zu ferner Zeit einer vollständigen Umänderung dessen gegenübergestellt
sehen, was man Praxis nennt, wenn der Mensch mit seinem Willen eingeschaltet
werden wird in das objektive Fühlen der Welt.|173|214f}}


=== Musik ===
== Technik und soziales Leben ==


Die Musik war derjenige Bereich, in dem die Grundidee einer auf Zahlenverhältnissen beruhenden Harmonie am einfachsten demonstrierbar war. Den musikalischen Gesetzmäßigkeiten galt die besondere Aufmerksamkeit der Pythagoreer. Auf diesem Gebiet haben sie offenbar auch experimentiert. Pythagoras wurde in der Antike allgemein als Begründer der mathematischen Analyse der Musik angesehen. Platon bezeichnete die Pythagoreer als Urheber der musikalischen Zahlenlehre, sein Schüler [[Xenokrates]] schrieb die entscheidende Entdeckung Pythagoras selbst zu. Dabei ging es um die Darstellung der harmonischen Intervalle durch einfache Zahlenverhältnisse. Das konnte durch Streckenmessung veranschaulicht werden, da die Tonhöhe von der Länge einer schwingenden Saite abhängt. Für solche Versuche eignete sich das [[Monochord]] mit verstellbarem Steg. Einen anderen, ebenfalls tauglichen Weg zur Quantifizierung fand Hippasos, der die Töne bronzener Scheiben von unterschiedlicher Dicke bei gleichem Durchmesser untersuchte. Sicher unhistorisch ist allerdings die Legende, wonach Pythagoras zufällig an einer Schmiede vorbeiging und, als er die unterschiedlichen Klänge der verschieden schweren Hämmer hörte, sich von dieser Beobachtung dazu anregen ließ, mit an Saiten aufgehängten Metallgewichten zu experimentieren.<ref>Barbara Münxelhaus: ''Pythagoras musicus'', Bonn 1976, S. 25-29, 36-39, 50-55, 57ff.; van der Waerden S. 366-372.</ref>
Die moderne Technik hat das [[soziale Leben]] tiefgreifend verwandelt und fordern eine angemessene Neustrukturierung des ganzen [[Sozialer Organismus|sozialen Organismus]]. Anregungen dazu hat [[Rudolf Steiner]] durch seinen Impuls der [[Soziale Dreigliederung|sozialen Dreigliederung]] gegeben.  


Platon, der eine rein spekulative, aus allgemeinen Prinzipien abgeleitete Musiktheorie forderte und die Sinneserfahrung durch das Gehör für unzureichend hielt, kritisierte die Pythagoreer wegen ihres empirischen Vorgehens.<ref>Burkert (1962) S. 350-352.</ref>
=== Technik und Nationalismus ===
Darüber hinaus hat Steiner sehr deutlich ausgesprochen, dass die moderne Technik nur dann segensvoll für die [[Menschheit]] sein kann, wenn sie nicht durch [[Nationalismus|nationalistische Gesinnungen]] missbraucht wird:


Die Musik eignete sich zur Abstützung der These einer universalen Harmonie und der Verflochtenheit aller Teile des Kosmos. Durch die Idee der klingenden Himmelsharmonie war sie mit der Astronomie verbunden, durch die Messbarkeit der Tonhöhen mit der Mathematik, durch ihre Wirkung auf die menschlichen Gemütsbewegungen mit der Seelenkunde, der ethischen Erziehung und der Heilkunst. Die Pythagoreer befassten sich mit den unterschiedlichen Wirkungen verschiedener Instrumente und Tonarten auf das menschliche Gemüt. Den Legenden zufolge setzte Pythagoras ausgewählte Musik gezielt zur Beeinflussung unerwünschter Affekte und zu Heilungszwecken ein, betrieb also eine Art Musiktherapie.<ref>De Vogel S. 162-166, van der Waerden S. 364f., Burkert (1962) S. 355, Zhmud S. 181-183, 233.</ref>
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"Heute gibt es - ich meine jetzt nicht bloß in bezug auf die menschliche Wissenschaft, sondern in bezug auf das soziale Leben, das ja alle Menschen angeht, nicht bloß diejenigen, die zu den sogenannten Gebildeten gehören -, heute gibt es wirksam im sozialen Leben eine große Anzahl von Dingen, die deshalb da sind, weil man gewisse rein technisch-mechanische, physikalische, chemische und ähnliche Gedanken hat, weil man einen gewissen Umfang der physischen Wissenschaft hat. Man kennt heute, benützt heute Maschinen, man benützt ein gewisses maschinelles Vorgehen auch in der Finanzgebarung der Welt. Man denkt mechanisch über die ganze Welt hin. Ich meine jetzt nicht bloß die mechanische Weltanschauung, sondern ich meine das, was jeden Menschen angeht, den einfachsten Bauern in der letzten Alphütte angeht, denn er weiß natürlich nichts von mechanischer Wissenschaft. Aber worinnen er lebt, das ist durchzogen von diesen Gedanken. Darauf kommt es ja an.


== Entwicklung nach den antipythagoreischen Unruhen ==
Wie im Altertum diese mechanischen, chemischen, physischen Verrichtungen sich mit luziferischer Kraft vermischten, so vermischen sie sich heute, wo sie nicht mehr hintangehalten werden können, mit ahrimanischen Kräften, und zwar durch einen ganz gewissen Umstand. Es ist ein Gesetz, daß alles das, was herstammt aus maschineller, mechanischer, chemischer, physischer Denkweise, in einer eigentümlichen Weise befruchtet werden kann von dem, was aus partieller Menschennatur stammt, in der folgenden Weise: Diese Gedankensummen, die sich auf Chemisches, Physikalisches, Mechanisches, Technisches beziehen, Finanzielles beziehen, die werden heute gedacht von Menschen, welche zum Beispiel - es kommen auch noch andere Dinge in Betracht - noch in nationaler Denkweise drinnen sind; aber damit vertragen sie sich nicht. Denkt man das, was heute physikalisch, mechanisch, chemisch ist, so, daß gleichzeitig dasselbe Hirn, das diese Dinge denkt, von nationaler Gesinnung durchdrungen ist, dann wirkt durch die nationale Gesinnung auf diese Dinge, die man denkt in bezug auf Physikalisches, Chemisches, Mechanisches, Technisches, dann wirkt Ahriman befruchtend, und es entstehen durch die Verbindungen von nationaler Gesinnung mit internationaler physischer Wissenschaft heute ahrimanische Elementarwesenheiten in unserer Umgebung. Denn verträglich sind Gedanken und Verrichtungen, wie sie die heutige Chemie, Physik, Mechanik, Technik, Finanzgebarung, die kommerzielle Gebarung hat, verträglich sind sie nur mit nichtnationaler Denkweise.


Von den Pythagoreern der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts scheint der Naturphilosoph [[Philolaos]] einer der prominentesten gewesen zu sein. Er gehörte anscheinend zu denjenigen, die wegen der politischen Verfolgung in Italien nach Griechenland gingen. Jedenfalls lehrte er zumindest zeitweilig in [[Theben]]. Seine Kosmologie mit der Annahme eines Zentralfeuers in der Mitte des Universums unterschied sich stark von der zuvor dominierenden. Den Mond hielt er für bewohnt, die Sonne für glasartig (also kein eigenes Licht ausstrahlend, sondern fremdes Licht wie eine Linse sammelnd). Seine Ansichten sind nur aus Fragmenten seines Buchs bekannt, deren Echtheit zum Teil umstritten ist.<ref>Huffman (1993) bietet eine Edition der Philolaos-Fragmente mit Kommentar; zur Philosophie S. 37ff.</ref>
Das ist ein bedeutsames Geheimnis, das man kennen muß, wenn man das Gefüge des Lebens in der Gegenwart verstehen will. Es liegt nicht in der Zeitmöglichkeit, diese Dinge auf eine andere Weise hintanzuhalten als durch Erkenntnis. Die alten Mysterienführer suchten durch Sekretierung der Erkenntnisse die Dinge hintanzuhalten. Heute muß das Gegenteil eintreten: durch möglichst weite Verbreitung der entgegengesetzt wirkenden geistigen Erkenntnisse muß das Übel gebannt werden. In dieser Beziehung hat die Menschheit einen vollständigen Umschwung erfahren. Dazumal mußte man durch die Schranken der Mysterien etwas zurückhalten über die physischen Wissenschaften; heute muß man geistige Wissenschaft so viel verbreiten, als möglich ist, weil nur dadurch allmählich dasjenige, was in der Richtung wirkt, die eben geschildert worden ist, ausgetrieben werden kann. Die Menschheit hat ja heute vielfach gar keine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn man auf der einen Seite national gesinnt ist und auf der ändern Seite internationale Physik treiben will. Diese Dinge begegnen sich aber in der Menschennatur und befruchten sich in der Menschennatur und führen, wie sie im Altertum geführt haben zu luziferischen Bildungen, in der Gegenwart zu ahrimanischen Bildungen. Die Menschheit hat ja keine andere Alternative, als entweder alles, was Physik, Chemie und dergleichen ist, zu lassen, oder international zu werden in der Denkweise.


Im 4. Jahrhundert v. Chr. war der bedeutendste Pythagoreer [[Archytas von Tarent]], der mit Platon befreundet war. Er war sowohl ein erfolgreicher Staatsmann und Heerführer seiner Heimatstadt als auch Philosoph, Mathematiker, Physiker, Musiktheoretiker und ein hervorragender Ingenieur. Das pythagoreische Konzept einer mathematisch fassbaren Harmonie wandte er auf die Politik an, indem er für einen kalkulierten Ausgleich zwischen den sozialen Schichten eintrat. Die Eintracht der Bürger führte er auf eine angemessene, von allen als gerecht empfundene Besitzverteilung zurück.
Daß es solche Gesetze gibt, die innig zusammenhängen mit dem allgemeinen Leben, das ahnen ja die Menschen der Gegenwart noch nicht. Und doch ist es eine Wahrheit, die unmittelbar an die Türe unserer Gegenwartsentwickelung klopft und eingelassen werden muß zum Heile der Gegenwartsentwickelung. Die dem Menschenfortschritt am meisten feindlichen Mächte widerstreben solchen Dingen gerade und verführen heute die Menschen dazu, die Nationalitätsidee zum besonders radikalen Ausdruck zu bringen. Es müßte schon auf solche Dinge heute hingewiesen werden, denn sie enthalten dasjenige, was wahr ist, und sie sind vielleicht allein in der Lage, weil sie die lautere und wirkliche Wahrheit enthalten, die Menschen zu heilen vor solchem Zeug, wie es gegenwärtig in den Köpfen figuriert." {{Lit|{{G|180|53ff}}}}
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Platon befasste sich intensiv mit der pythagoreischen Philosophie. Umstritten ist die Frage, inwieweit die Ansichten des Philolaos und des Archytas sein Bild von ihr prägten. Nach seinem Tod dauerte in der [[Platonische Akademie|Platonischen Akademie]] das Interesse am Pythagoreismus an, und unter den Platonikern bestand die Neigung, Anregungen aus dieser Tradition aufzunehmen und Platon in entsprechendem Sinne zu deuten.<ref>Riedweg S. 152-157, Kahn S. 63-71. Zu Platons Verhältnis zu Archytas siehe auch Carl A. Huffman: ''Archytas of Tarentum'', Cambridge 2005, S. 32-42.</ref>
=== Dämonomagie und Technik ===


Aristoteles verfasste eine Schrift über die Pythagoreer, von der nur Fragmente erhalten geblieben sind, und setzte sich auch sonst kritisch mit dem Pythagoreismus auseinander. Unter anderem argumentierte er gegen die Himmelsharmonie (Sphärenharmonie).
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"Alles, was der Mensch der Erde einverleibt unter dem Gesichtspunkte der Erkenntnis, der Weisheit und Schönheit und des wahren sozialen Lebens, alles, was er an Symbolen in die äußere Welt hineinwirkt, selbst wenn er es nur in Gedanken bildet, wird zu einer großen erfreulichen fortschrittlichen Gewalt für die Fortentwickelung der Erde; es werden reale Kräfte und Formen der Zukunft sein. Unsere Maschinen und unsere Fabriken aber, alles, was wir nur machen, um der äußeren Nützlichkeit zu dienen, dem Utilitätsprinzip, wird in der nächsten Verkörperung unserer Erde ein schädliches Element sein. Wenn wir der Materie Symbole einprägen, die Ausdruck höherer Welten sind, werden sie fortschrittlich wirken; unsere Maschinen und Fabriken dagegen, die nur dem äußeren Nutzen dienen, werden zu einer Art dämonischer, verderblicher Wirkung in der nächsten Verkörperung unserer Erde. Wir formen uns also selbst unsere guten Kräfte und ebenso die dämonischen Gewalten für das nächste Zeitalter der Menschheit. Heute, in der fünften nachatlantischen Kulturepoche, sind wir am tiefsten in der Materie und schaffen die schlimmsten dämonischen Gewalten für die nächste Zeitepoche. Wo wir Uralt-Heiliges in physisch-mechanische Dinge umgestalten, da arbeiten wir unter den physischen Plan hinunter. Unterwelt wird das sein, was der Mensch so gestaltet. Man muß sich darüber im klaren sein, daß auch die bösen Mächte der Erdentwickelung eingefügt werden müssen. In der Zeit, wo sie überwunden werden müssen, wird der Mensch eine gewaltige Kraft aufzuwenden haben, um das Böse und das Dämonische wiederum in das Gute umzuwandeln. Aber seine Kraft wird dadurch wachsen, denn das Böse ist dazu da, die Kraft des Menschen zu stählen durch dessen Überwindung. Alles Böse muß wiederum umgeschmolzen werden in das Gute, und es ist geradezu im Blicke der Vorsehung gelegen, damit starke energische Wirkungen im Menschen zu entwickeln, viel höhere, als wenn er niemals Böses in Gutes zu verwandeln hätte." {{Lit|{{G|101|237f}}}}
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Im 4. Jahrhundert lebten in Griechenland zahlreiche aus Italien geflüchtete Anhänger des Pythagoras. Man unterschied nun zwischen „Pythagoreern“ und „Pythagoristen“. Die letzteren waren ein beliebtes Ziel des Spotts der Komödiendichter, da sie bettelten und asketisch lebten. Besonders ihre äußerst genügsame Ernährungsweise wurde in Komödien aufs Korn genommen. Sie wurden als schmutzige Sonderlinge dargestellt.<ref>Textstellen und Kommentar bei Giangiulio Bd. 2 S. 183-199; siehe auch van der Waerden S. 182-185.</ref>
== Siehe auch ==


Daneben gab es aber unter den aus Italien emigrierten Pythagoreern auch Gelehrte, die sich Respekt zu verschaffen wussten. Zu ihnen gehörte [[Lysis (Pythagoreer)|Lysis]]. Er wurde in [[Theben]] Lehrer des später berühmten Staatsmanns und Feldherrn [[Epameinondas]]; auf diesem Weg hat möglicherweise der Pythagoreismus ein letztes Mal auf die Politik Einfluss genommen.<ref>Bruno Centrone: ''Introduzione a i pitagorici'', Roma 1996, S. 52.</ref>
* [[Keely-Motor]]
* [[Strader-Apparat]]
* [[Mechanischer Okkultismus]]
* [[Morgen- und Abendkräfte]]
* [[Mittagskräfte]]
* [[Mitternachtskräfte]]
* [[Universalkräfte]]


Zu den im späten 5. und im 4. Jahrhundert tätigen Pythagoreern gehörten ferner:
==Literatur==
* [[Damon und Phintias]] aus Syrakus, deren berühmte Freundschaft für die Nachwelt vorbildlich wurde
* Diodoros von Aspendos, der besonders den pythagoreischen Vegetarismus vertrat und durch sein Auftreten als barfüßiger, langhaariger Asket Aufsehen erregte
* [[Echekrates]] von Phleius, ein Schüler des Philolaos, der in Platons Dialog ''[[Phaidon]]'' als Gesprächspartner auftritt
* [[Ekphantos von Syrakus]], der ein geozentrisches Weltbild vertrat, wobei er eine Achsendrehung der Erde von West nach Ost annahm. In der Erkenntnistheorie war er Skeptiker.
* Eurytos, ein Schüler des Philolaos, der die pythagoreische Zahlenlehre auf Tiere und Pflanzen anwendete
* [[Hiketas von Syrakus (Pythagoreer)|Hiketas von Syrakus]], der die täglichen Veränderungen am Himmel auf die Achsendrehung der Erde zurückführte
* Kleinias von Tarent, der wegen seiner Freundestreue gerühmt wurde; er soll Platon von dem Vorhaben abgebracht haben, alle erreichbaren Bücher [[Demokrit]]s zu verbrennen
* Lykon von Iasos, der für eine maßvolle Lebensweise nach dem Vorbild des Pythagoras eintrat und Aristoteles wegen dessen aufwendigen Lebensstils kritisierte
* Xenophilos von der Chalkidike, ein Schüler des Philolaos und Lehrer des Philosophen [[Aristoxenos]]


== Neupythagoreismus ==
#Paul Emberson: ''Maschinen und Menschengeist'', The DewCross Centre for Moral Technology, Edinburgh 2013
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998) {{Schriften|26}}
#Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1987) {{Vorträge|130}}
#Rudolf Steiner: ''Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben'', [[GA 172]] (2002), ISBN 3-7274-1720-X {{Vorträge|172}}
#Rudolf Steiner: ''Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen'', [[GA 178]] (1992), ISBN 3-7274-1780-3 {{Vorträge|178}}
#Rudolf Steiner: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse'', [[GA 180]] (1980) {{Vorträge|180}}
#Rudolf Steiner: ''Perspektiven der Menschheitsentwickelung'', [[GA 204]] (1979) {{Vorträge|204}}
#Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (1982) {{Vorträge|227}}
#Rudolf Steiner: ''Die gesunde Entwicklung des Menschenwesens'', GA 303 (1978) {{Vorträge|303}}
#Rudolf Steiner: ''Die vierte Dimension'', [[GA 324a]] (1995) {{Vorträge|324a}}


Bei den Römern stand Pythagoras in hohem Ansehen. Er wurde als Lehrer des zweiten Königs von Rom, [[Numa Pompilius]], bezeichnet, was allerdings chronologisch unmöglich ist. Im 1. Jahrhundert v. Chr. bemühte sich anscheinend der mit [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] befreundete Gelehrte und Senator [[Publius Nigidius Figulus|Nigidius Figulus]] um eine Erneuerung des Pythagoreismus. Da eine kontinuierliche Tradition nicht mehr bestand,<ref>Der Traditionsbruch wird von Cicero (''Timaeus'' 1) bezeugt; dies schließt einzelne pythagoreische Aktivitäten in Italien im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. nicht aus. Siehe dazu de Vogel S. 28ff.</ref> war dies ein Neuanfang. Daher pflegt man Nigidius als den ersten Neupythagoreer zu bezeichnen; allerdings ist nicht klar, ob seine tatsächlichen Ansichten und Aktivitäten diese Bezeichnung rechtfertigen. Der Neupythagoreismus dauerte bis in die [[Spätantike]] fort, doch gab es keinen kontinuierlichen Schulbetrieb, sondern nur einzelne pythagoreisch gesinnte Philosophen und Gelehrte. Es handelte sich beim Neupythagoreismus nicht um eine in sich geschlossene neue, von älteren Richtungen inhaltlich klar abgrenzbare Lehre.
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1917 wurde in Rom in der Nähe der [[Porta Maggiore]] ein unterirdisches Bauwerk in Form einer [[Basilika]] aus der Zeit des Kaisers [[Claudius]] (41–54) entdeckt. Es sollte offenbar als Versammlungsraum für einen religiösen Zweck dienen, wurde aber schon bald nach dem Ende der Bauarbeiten geschlossen. Der Historiker und Archäologe [[Jérôme Carcopino]] hat eine Reihe von Indizien gesammelt, die dafür sprechen, dass die Erbauer Neupythagoreer waren.<ref>Jérôme Carcopino: ''La basilique pythagoricienne de la Porte Majeure'', Paris 1927.</ref> Dazu gehört unter anderem die Ausschmückung von Decken und Wänden mit Darstellungen von Szenen aus der Mythologie, die dem Betrachter den als Erlösung aufgefassten Tod und das nachtodliche Schicksal der Seele vor Augen führen.
==Weblinks==
#[http://www.anthroposophie.net/steiner/leitsaetze/bib_steiner_leitsaetze.htm Anthroposophische Leitsätze] - Der gesamte Text online.
#http://anthroposophie.byu.edu/schriften/026.pdf - Der gesamte Text als PDF-Dokument.
#[http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Die_modernen_elektronischen_Medien.pdf Wolfgang Peter: ''Die modernen elektronischen Medien und ihre Wirkung auf die kindliche Seele'']
#[http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/ENetz.pdf Wolfgang Peter: ''Gefangen im weltweiten elektronischen Netz?'']
#[http://www.anthroposophie.net/buttons/adobepdf_small.gif Wolfgang Peter: ''Freie Intelligenz oder weltweite maschinelle Vernetzung?'']
#[http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Dritte_Kraft.pdf Wolfgang Peter: ''Die dritte Kraft'']


Der bekannteste Neupythagoreer der römischen Kaiserzeit war [[Apollonios von Tyana]] (1. Jahrhundert n. Chr.). Von seiner Philosophie ist wenig Zuverlässiges überliefert. Er orientierte sich offenbar in seiner philosophischen Lebensführung stark am Vorbild des Pythagoras (bzw. an dem damals dominierenden Pythagorasbild) und beeindruckte damit seine Zeitgenossen und die Nachwelt nachhaltig.
[[Kategorie:Technik]]
 
Die übrigen Neupythagoreer waren zugleich Platoniker bzw. Neuplatoniker. Im Neupythagoreismus waren frühpythagoreische Ideen mit Legenden aus der späteren pythagoreischen Tradition und (neu)platonischen Lehren verschmolzen. [[Moderatos von Gades]] (1. Jahrhundert n. Chr.) betrachtete die Zahlenlehre als didaktisches Mittel zur Veranschaulichung von Erkenntnisgegenständen der geistigen Welt. Von [[Nikomachos von Gerasa]] (2. Jahrhundert) stammen eine Einführung in die Arithmetik (d. h. in die pythagoreische Zahlenlehre), die Schulbuch wurde und im Mittelalter in der lateinischen Fassung des [[Boethius]] sehr verbreitet war, und ein Handbuch der musikalischen Harmonik. Boethius ging in seiner für das Mittelalter maßgeblichen lateinischen Darstellung der Musiktheorie (''De institutione musica'') von den musikalischen Lehren des Nikomachos aus und behandelte auch die Sphärenharmonie.<ref>Ubaldo Pizzani: ''Studi sulle fonti del „De Institutione Musica“ di Boezio'', in: ''Sacris erudiri'' 16 (1965) S. 27ff.</ref> Außerdem verfasste Nikomachos eine Biographie des Pythagoras, die verloren ist. Im 2. Jahrhundert lebte auch der Platoniker [[Numenios von Apameia]], der den Pythagoreismus mit der authentischen Lehre Platons gleichsetzte und auch aus Sokrates einen Pythagoreer machte; den späteren Platonikern warf er vor, von Platons pythagoreischer Philosophie abgewichen zu sein.<ref>Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 10-14.</ref>
 
Der Neuplatoniker [[Porphyrios]] schrieb im 3. Jahrhundert eine Lebensbeschreibung des Pythagoras und zeigte sich besonders in seinem Eintreten für den Vegetarismus pythagoreisch beeinflusst. Weit stärker trat pythagoreisches Gedankengut bei dem etwas jüngeren Neuplatoniker [[Iamblichos von Chalkis]] in den Vordergrund. Er verfasste ein zehnbändiges Werk über die pythagoreische Lehre, von dem Teile erhalten sind, darunter insbesondere die Abhandlung „Vom pythagoreischen Leben“. Sein Pythagorasbild war von einer Fülle von legendenhaftem Stoff geprägt, den er zusammentrug. Sein Anliegen war insbesondere, die metaphysisch-religiöse und die ethische Seite des Pythagoreismus mit der Mathematik (worunter er primär die arithmetische und geometrische Symbolik verstand) zu verbinden und dieses Ganze als göttliche Weisheit darzustellen, die den Menschen durch Pythagoras geschenkt sei. Wie Numenios betrachtete er Platons Lehre nur als Ausgestaltung der pythagoreischen Philosophie.<ref>Siehe hierzu die gründliche Untersuchung von Gregor Staab, ''Pythagoras in der Spätantike. Studien zu De Vita Pythagorica des Iamblichos von Chalkis'', München 2002 (mit Gesamtübersicht über den sonstigen kaiserzeitlichen Neupythagoreismus S. 75-143).</ref>
 
Im 5. Jahrhundert schrieb der Neuplatoniker [[Hierokles von Alexandria (Neuplatoniker)|Hierokles von Alexandria]] einen Kommentar zu den „Goldenen Versen“. Er betrachtete dieses Gedicht als allgemeine Einführung in die Philosophie. Unter Philosophie verstand er einen Platonismus, den er mit Pythagoreismus gleichsetzte.<ref>O’Meara S. 114-118.</ref> Auch der Neuplatoniker [[Syrianos]], ein Zeitgenosse des Hierokles, war überzeugt, dass Platonismus nichts anderes als Pythagoreismus sei.<ref>O’Meara S. 119ff.</ref>
 
== Neuzeitlicher Pythagoreismus ==
 
In der Neuzeit haben sich seit der [[Renaissance]] einzelne Naturphilosophen so stark von pythagoreischem Gedankengut beeinflussen lassen und so nachdrücklich zur pythagoreischen Tradition bekannt, dass man sie als Pythagoreer bezeichnen kann. Ihnen ging und geht es darum, das Universum als einen nach mathematischen Regeln sinnvoll und ästhetisch durchstrukturierten [[Kosmos]] zu erweisen. Diese harmonische Ordnung soll in den Planetenbahnen ebenso wie in musikalischen Proportionen und in der Zahlensymbolik erkennbar sein. Die Gesetze der Harmonie werden als grundlegende Prinzipien betrachtet, die in der gesamten Natur auffindbar seien. Zu dieser Denkweise bekannten sich bedeutende Humanisten wie [[Giovanni Pico della Mirandola]] (1463–1494), der sich ausdrücklich als Pythagoreer bezeichnete,<ref>Paolo Casini: ''L’antica sapienza italica. Cronistoria di un mito'', Bologna 1998, S. 56-61.</ref> und [[Johannes Reuchlin]] (1455–1522). Einen Vorläufer hatten sie in dem spätmittelalterlichen Gelehrten [[Pietro d’Abano]].<ref>Christiane Joost-Gaugier: ''Measuring Heaven. Pythagoras and His Influence on Thought and Art in Antiquity and the Middle Ages'', Ithaca 2006, S. 130.</ref> Besonders eifrig bemühte sich der Astronom und Naturphilosoph [[Johannes Kepler]] (1571-1630), die Planetenbewegungen als Ausdruck einer vollkommenen Weltharmonie zu erweisen und astronomische Proportionen mit musikalischen zu verbinden.<ref>Ekkehart Schaffer: ''Die pythagoreische Tradition. Studien zu Platon, Kepler und Hegel'', Köln 2004, S. 65-98; Kahn S. 162-171.</ref>
 
Im 20. Jahrhundert knüpfte der Musikwissenschaftler [[Wikipedia:Hans Kayser|Hans Kayser]] mit seiner „harmonikalen Grundlagenforschung“ an die pythagoreische Tradition an. Sein Schüler Rudolf Haase setzte seine Arbeit fort. Diese Bemühungen finden insbesondere in Kreisen der [[Esoterik]] Anklang. Da die Grundannahme einer kosmischen Harmonie, von der die modernen Pythagoreer ausgehen, den Charakter einer religiösen Überzeugung hat, finden ihre Forschungen in der Wissenschaft kaum Beachtung.
 
== Literatur ==
=== Quellensammlungen ===
* Jaap Mansfeld: ''Die Vorsokratiker I'', Stuttgart 1999. ISBN 3-15-007965-9 [S. 122-203 griechische Texte mit deutscher Übersetzung; die Einleitung entspricht teilweise nicht dem aktuellen Forschungsstand]
* Maria Timpanaro Cardini: ''Pitagorici. Testimonianze e frammenti'', 3 Bände, Firenze 1958-1964 [griechische und lateinische Texte mit italienischer Übersetzung]
* Maurizio Giangiulio: ''Pitagora. Le opere e le testimonianze'', 2 Bände, Milano 2000. ISBN 88-04-47349-5 [griechische Texte mit italienischer Übersetzung]
 
=== Bibliographie ===
* Luis E. Navia: ''Pythagoras. An Annotated Bibliography'', New York 1990. ISBN 0-8240-4380-4
 
=== Wichtigste Standardwerke ===
* Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001. ISBN 0-87220-576-2
* Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997. ISBN 3-05-003090-9
* [[Wikipedia:Bartel Leendert van der Waerden|Bartel Leendert van der Waerden]]: ''Die Pythagoreer'', Zürich – München 1979. ISBN 3-7608-3650-X
* Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966
* James A. Philip: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Toronto 1966
* Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft. Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon'', Nürnberg 1962
* Walter Burkert: ''Lore and Science in Ancient Pythagoreanism'', Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1972. ISBN 0-674-53918-4 [überarbeitete Fassung von Burkerts ''Weisheit und Wissenschaft'']
 
== Weblinks ==
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/pythagoreanism/}}
* James Philip: [http://historyofideas.org/cgi-local/DHI/dhi.cgi?id=dv4-04 Pythagorean doctrines to 300 b.c.], in: The Dictionary of the History of Ideas, Bd. 4, 31-38
 
== Einzelanchweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Vorsokratiker]]
[[Kategorie:Pythagoras]]
[[Kategorie:Pythagoreer|!]]
[[Kategorie:Geheimbund]]
[[Kategorie:Mysterien]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 21. November 2016, 10:05 Uhr

Dampfmaschine mit Fliehkraftregler (Animation)
Fliehkraftregler einer Dampfmaschine
"Magnetelektrische Maschinen" (um 1890)
Glühlampe für 230 V mit 40 Watt Leistungsaufnahme, klarem Glaskolben und einem Edisonsockel E14

Die Technik (griech. τέχνη [téchne], „Fähigkeit, Kunstfertigkeit, Handwerk“) umfasst im weitesten Sinn alle Verfahren, Methoden, Fähigkeiten und theoretischen Kenntnisse (→ Technologie), um auf naturwissenschaftlicher Grundlage die Natur durch die Erzeugung künstlerischer, handwerklicher oder industrieller Produkte zweckvoll zu verwandeln, um dadurch die materiellen, aber auch kulturelle Bedürfnisse zu befriedigen. Technik war von Anfang an ein wesentlicher und notwendiger Bestandteil des Menschseins, beschränkte sich aber für lange Zeit auf die engsten Bedürfnisse. Einen ersten wesentlichen Aufschwung erlebte die Technik mit den ersten Hochkulturen der ägyptisch-chaldäischen Zeit, als die Menschheit begann, die Empfindungsseele zu entwickeln. Ein weiterer Fortschritt wurde in der griechisch-lateinischen Zeit erreicht. Der große, geradezu explosionsartige Durchbruch der Technik kam aber erst mit unserem gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter, insbesondere mit der im späten 18. Jahrhundert und verstärkt ab Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden industriellen Revolution. Die Technik wurde dabei selbst zu einer wesentlichen und notwendigen Antriebskraft für die weitere Entwicklung der Bewusstseinsseele.

Die Technik auf dem Weg von der Natur zur Unter-Natur

Rudolf Steiner hat deutlich gemacht, dass die Menschheit mit der hochindustrialisierten Technik der Neuzeit, insbesondere seit der immer weiter um sich greifenden Anwendung der modernen Elektrotechnik, den Weg von der Natur zur Unter-Natur eingeschlagen hat und dadurch verstärkt in den Einflussbereich Ahrimans geraten ist. Das ist ein an sich notwendiger Schritt in der Menschheitsentwicklung, er bedarf aber des Ausgleichs durch eine entsprechende bewusste geistige Entwicklung, wenn die Menschheit dadurch nicht Schaden nehmen soll.

"Man spricht davon, daß mit der Überwindung des philosophischen Zeitalters das naturwissenschaftliche in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts heraufgezogen ist. Und man spricht auch so, daß dieses naturwissenschaftliche Zeitalter heute noch andauert, indem zugleich viele betonen, man habe sich zu gewissen philosophischen Intentionen wieder zurückgefunden.

Das alles entspricht den Erkenntniswegen, die die neuere Zeit eingeschlagen hat, nicht aber den Lebenswegen. Mit seinen Vorstellungen lebt der Mensch noch in der Natur, wenn er auch das mechanische Denken in die Naturauffassung hineinträgt. Mit seinem Willensleben aber lebt er in so weitem Umfange in einer Mechanik des technischen Geschehens, daß dies dem naturwissenschaftlichen Zeitalter seit lange eine ganz neue Nuance gegeben hat.

Will man das menschliche Leben verstehen, so muß man es zunächst von zwei Seiten her betrachten. Aus den vorigen Erdenleben bringt sich der Mensch die Fähigkeit mit, das Kosmische aus dem Erden-Umkreis und das im Erdenbereich wirkende vorzustellen. Er nimmt durch die Sinne das auf der Erde wirksame Kosmische wahr, und er denkt durch seine Denkorganisation das aus dem Erden-Umkreis auf die Erde hereinwirkende Kosmische.

So lebt er durch seinen physischen Leib im Wahrnehmen, durch seinen Ätherleib im Denken.

Das, was in seinem astralischen Leib und in seinem Ich vor sich geht, waltet in verborgeneren Regionen der Seele. Es waltet zum Beispiel im Schicksal. Aber man muß es zunächst nicht in den komplizierten Schicksalszusammenhängen, sondern in den elementarischen, einfachen Lebensvorgängen aufsuchen.

Der Mensch verbindet sich mit gewissen Erdenkräften, indem er seinen Organismus in diese Kräfte hineinorientiert. Er lernt aufrechtstehen und gehen, er lernt mit seinen Armen und Händen sich in das Gleichgewicht der irdischen Kräfte hineinstellen.

Nun sind diese Kräfte keine solchen, die vom Kosmos hereinwirken, sondern die bloß irdisch sind.

In Wirklichkeit ist nichts eine Abstraktion, das der Mensch erlebt. Er durchschaut nur nicht, woher das Erlebnis kommt, und so bildet er aus Ideen über Wirklichkeiten Abstraktionen. Der Mensch redet von der mechanischen Gesetzmäßigkeit. Er glaubt, sie aus den Naturzusammenhängen heraus abstrahiert zu haben. Das ist aber nicht der Fall, sondern alles, was der Mensch an rein mechanischen Gesetzen in der Seele erlebt, ist an seinem Orientierungsverhältnis zur Erdenwelt (an seinem Stehen, Gehen usw.) innerlich erfahren.

Damit aber kennzeichnet sich das Mechanische als das rein Irdische. Denn das Naturgesetzmäßige, in Farbe, Ton und so weiter ist im Irdischen aus dem Kosmos zugeflossen. Erst im Erdenbereich wird auch dem Naturgesetzmäßigen das Mechanische eingepflanzt, wie ihm der Mensch mit seinem eigenen Erleben erst im Erdenbereich gegenübersteht.

Das weitaus meiste dessen, was heute durch die Technik in der Kultur wirkt und in das er mit seinem Leben im höchsten Grade versponnen ist, das ist nicht Natur, sondern Unter-Natur. Es ist eine Welt, die sich nach unten hin von der Natur emanzipiert.

Man sehe, wie der Orientale, wenn er nach dem Geiste strebt, herauszukommen sucht aus den Gleichgewichtszuständen, die bloß vom Irdischen kommen. Er nimmt eine Meditationsstellung an, die ihn in das bloße kosmische Gleichgewicht hineinbringt. Die Erde wirkt dann nicht mehr auf die Orientierung seines Organismus. (Dies sei nicht zur Nachahmung, sondern nur zur Verdeutlichung des hier Vorgebrachten gesagt. Wer meine Schriften kennt, weiß, wie sich in dieser Richtung östliches und westliches Geistesleben unterscheiden.)

Der Mensch brauchte die Beziehung zu dem bloß Irdischen für seine Bewußtseinsseelenentwickelung. Da kam denn in der neuesten Zeit die Tendenz zustande, überall auch im Tun das zu verwirklichen, in das sich der Mensch einleben muß. Er trifft, indem er sich in das bloß Irdische einlebt, das Ahrimanische. Er muß sich mit seinem eigenen Wesen in das rechte Verhältnis zu diesem Ahrimanischen bringen.

Aber es entzieht sich ihm in dem bisherigen Verlauf des technischen Zeitalters noch die Möglichkeit, auch gegenüber der ahrimanischen Kultur das rechte Verhältnis zu finden. Der Mensch muß die Stärke, die innere Erkenntniskraft finden, um von Ahriman in der technischen Kultur nicht überwältigt zu werden. Die Unter-Natur muß als solche begriffen werden. Sie kann es nur, wenn der Mensch in der geistigen Erkenntnis mindestens gerade so weit hinaufsteigt zur außerirdischen Über-Natur, wie er in der Technik in die Unter-Natur heruntergestiegen ist. Das Zeitalter braucht eine über die Natur gehende Erkenntnis, weil es innerlich mit einem gefährlich wirkenden Lebensinhalt fertig werden muß, der unter die Natur heruntergesunken ist. Es soll hier natürlich nicht etwa davon gesprochen werden, daß man zu früheren Kulturzuständen wieder zurückkehren soll, sondern davon, daß der Mensch den Weg finde, die neuen Kulturverhältnisse in ein rechtes Verhältnis zu sich und zum Kosmos zu bringen.

Heute fühlen noch die wenigsten, welch bedeutsamen geistigen Aufgaben sich da für den Menschen herausbilden. Die Elektrizität, die nach ihrer Entdeckung als die Seele des natürlichen Daseins gepriesen wurde, sie muß erkannt werden in ihrer Kraft, von der Natur in die Unter-Natur hinabzuleiten. Es darf der Mensch nur nicht mitgleiten.

In der Zeit, in der es eine von der eigentlichen Natur unabhängige Technik noch nicht gab, fand der Mensch den Geist in der Naturanschauung. Die sich unabhängig machende Technik ließ den Menschen auf das Mechanistisch-Materielle als das für ihn nun wissenschaftlich werdende hinstarren. In diesem ist nun alles Göttlich-Geistige, das mit dem Ursprünge der Menschheitsentwickelung zusammenhängt, abwesend. Das rein Ahrimanische beherrscht die Sphäre.

In einer Geistwissenschaft wird nun die andere Sphäre geschaffen, in der ein Ahrimanisches gar nicht vorhanden ist. Und gerade durch das erkennende Aufnehmen derjenigen Geistigkeit, zu der die ahrimanischen Mächte keinen Zutritt haben, wird der Mensch gestärkt, um in der Welt Ahriman gegenüberzutreten." (Lit.: GA 026, S. 255ff)

Gefahren der Technik

Schreibmaschinenschreiben

Stoßstangen-Schreibmaschine "Adler" Modell No. 7 (ohne Frontdeckel), Baujahr um 1915

Exemplarisch hat Rudolf Steiner auf die mit einzelnen technischen Erfindungen verbundenen gesundheitlichen Risiken hingewiesen. So wirkt etwa das Schreibmaschinenschreiben schädigend auf das rhythmische System ein.

"Man kann dasjenige, was im Inneren des Menschen geschieht, besonders anschaulich vor Augen haben, wenn man es dann im hellsichtigen Imaginieren vor sich hingestellt findet: jeder Druck auf eine Taste wird zu einem Blitzschlag in diesem objektiven Anschauen des Subjektiven. Und dasjenige, was hingestellt ist als das menschliche Herz, das wird fortwährend von diesen Blitzschlägen durchstoßen. Und nun ist ja auf der Schreibmaschine nicht gerade nach einem spirituellen Prinzip eine Taste neben die andere gestellt, sondern nach dem reinen Utilitätsprinzip die Buchstaben, welche man öfter notwendig hat, so daß man schnell schreiben kann. Das alles bewirkt, daß dadrinnen nicht gerade viel Spirituelles ist. So daß das Fahren des Fingers von einer Taste auf die andere die Blitzschläge nicht nur als Blitzschläge erscheinen läßt, sondern noch dazu in Unordnung bringt. Kurz, es ist ein fürchterliches Gewitter, in dem sich ein Schreibmaschinenschreiben objektiviert." (Lit.: GA 303, S. 167f)

Kernenergie

Oberirdische Kernwaffenexplosion auf der Nevada Test Site am 18. April 1953

Auf die Frage, ob nach der Einsteinsche Theorie, dass in einem Kilogramm Masse gemäß der Formel E = mc2 eine ungeheure Energie aufgespeichert ist, durch Auflösung, also Vergeistigung, der Materie eine neue Kraftquelle erschlossen werden könne, hat Rudolf Steiner geantwortet:

"Hinter diesen Sachen steckt sehr viel, aufzusuchen die Kraft, die man bekommt, wenn man Masse zersplittert. Da handelt es sich dann darum - das Theoretische bietet ja keine besonderen Schwierigkeiten -, ob man diese Kraft technisch ausnützen kann. Und da würde es darauf ankommen, ob man diese Riesenkräfte, wenn man sie bloßlegt, verwerten kann. Denn wenn der Motor, durch den man sie ver­werten will, sogleich durch die Energie dieser Kräfte zersplittert wird, kann man sie nicht verwerten. Es handelt sich darum, daß man die Möglichkeit gewinne, diese Energien auch in mechani schen Maschinensystemen zu verwerten. Dann ist erst der Weg gefunden. Rein theoretisch gedacht, brauchen wir, wenn wir die höchste Strahlungsenergie - oder eine hohe Strahlungsenergie - irgend einer Materie bloßlegen können, um sie verwerten zu können in einem mechanischen System, eine Materie, die einen Widerstand leistet gegen diese Energie. Die Möglichkeit, diese Energie frei­zumachen, ist vorhanden, sie liegt näher, als die Energie auszu nützen." (Lit.: GA 342a, S. 146)

Die Kernspaltung, die erst 1938 gemeinsam von Otto Hahn und Fritz Straßmann und im Kontakt mit Lise Meitner entdeckt wurde, war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Audiovisuellen Medien

Um 1891 von William K. L. Dickson als Chef-Ingenieur der Edison Laboratories entwickelter Kinetograph mit horizontalem Filmlauf.

Kino, Fernsehen, Video, Radio, CD-Player, Mobiltelefone und Computer sind heute in den modernen Industrieländern nahezu allgegenwärtig und so innig mit dem menschlichen Leben verbunden wie kein anderes technisches Produkt. Dass mit diesen audiovisuellen Medien ganz besondere Gefahren verbunden sind, hat Rudolf Steiner am Beispiel des Grammophons verdeutlicht:

"Aber all das, was die Menschheit wird durchmachen müssen, um wirklich hinaufzufinden den innersten Impuls in die geistige Welt, das hängt zusammen mit mancherlei scheinbar unbedeutenden Kulturzivilisationssystemen und -Symptomen.

Verzeihen Sie, daß ich Großes, das ich eben ausgesprochen habe, mit Kleinem zusammenbringe, aber man sieht an den kleinen Symptomen das Große. Ich habe vor einigen Tagen gesagt: Gerade hier, wo sich die Imaginationen wie fest hinstellen schon im Geiste, bekomme man die Autos störend hinein. Ich spreche nicht gegen die Autos, das habe ich schon erwähnt; Anthroposophie kann nichts Reaktionäres aussprechen. Ich fahre selbstverständlich leidenschaftlich gern im Auto, wenn es notwendig ist, denn man darf nicht die Welt zurückschrauben wollen, sondern man muß demjenigen, was auf der einen Seite auftritt, eben das andere entgegensetzen können, so daß das Im-Auto-Fahren ganz richtig ist. Aber neben dem Autofahren mit allem, was damit zusammenhängt, muß auftreten ein Herz, das hinneigt zur spirituellen Welt. Und dann wird sich die Menschheit, auch wenn noch andere Sachen kommen werden als das Autofahren, gerade durch ihre eigene Kraft und Freiheit, die entstehen mußte, die aber auch wiederum zum Bodhisattva führen muß, weiter durchringen können.

Den Dingen gegenüber, die für die mechanische Verrichtung der Menschendienste in die Welt eintreten, wird sich die Menschheit selber helfen können. Und so kann man schon sagen: gegen all das, was von Auto, Schreibmaschine und so weiter auftritt, wird sich die Menschheit selber helfen können.

Anders liegt die Sache - verzeihen Sie, daß ich mit diesem scheinbar Trivialen abschließe - beim Grammophon. Beim Grammophon ist es so, daß die Menschheit in das Mechanische die Kunst hereinzwingen will. Wenn die Menschheit also eine leidenschaftliche Vorliebe für solche Dinge bekäme, wo das, was als Schatten des Spirituellen in die Welt herunterkommt, mechanisiert würde, wenn die Menschheit also Enthusiasmus für so etwas, wofür das Grammophon ein Ausdruck ist, zeigen würde, dann könnte sie sich davor nicht mehr helfen. Da müßten ihr die Götter helfen.

Nun, die Götter sind gnädig, und heute liegt die Hoffnung ja auch vor, daß in bezug auf das Vorrücken der Menschheitszivilisation die gnädigen Götter selbst über solche Geschmacksverirrungen, wie sie beim Grammophon zum Ausdrucke kommen, weiter hinweghelfen." (Lit.: GA 227, S. 222f)

"Viele Erscheinungen des heutigen Kulturlebens wirken zerstörend, zum Beispiel insbesondere auch die Lichtbilder, die den Ätherleib durchaus schädigen. Lichtbilder erregen auch die Sinnlichkeit." (Lit.: GA 130, S. 326)

Die Gefahren des mit der Technik verbundenen abstrakten Denkens

Nicht nur die Anwendung der Technik als solcher, sondern auch das zu ihrer Erzeugung notwendige abstrakte Denken, wenn es einseitig ohne entsprechenden geistigen Ausgleich gepflegt wird, gefährdet die Zukunft der Menschheit:

"Sehen Sie, heute kann es den Menschen verhältnismäßig noch harmlos erscheinen, wenn sie nur diejenigen Gedanken ausdenken, automatische, leblose Gedanken, welche entstehen, wenn man er faßt die mineralische Welt und das Mineral an Pflanzen, das Mineral an Tieren, das Mineral am Menschen. Ich möchte sagen, an diesen Gedanken, an denen laben sich heute die Menschen, mit denen fühlen sie sich als Materialisten wohl, denn nur sie werden heute gedacht. Aber bedenken Sie einmal, die Menschen dächten so fort, die Menschen würden wirklich nichts anderes ausbilden als solche Gedanken, bis zu dem Zeitpunkte, wo im 8. Jahrtausend das Mon dendasein wiederum sich mit dem Erdendasein vereinigt, was würde dann entstehen? Ja, die Wesenheiten, von denen ich gesprochen habe, sie werden nach und nach auf die Erde herunterkommen, Vulkanwesenheiten, vulkanische Übermenschen, Venus-Übermenschen, Merkur-Übermenschen, Sonnen-Übermenschen und so weiter werden sich mit dem Erdendasein vereinigen. Aber wenn die Men schen fortfahren, ihnen bloß Opposition zu machen, so wird das Erdendasein in ein Chaos im Laufe der nächsten Jahrtausende über gehen. Die Erdenmenschen werden ihren Intellekt ja weiter automa tisch entwickeln können; der kann sich auch innerhalb der Barbarei entwickeln; aber das Vollmenschentum wird nicht hineingezogen sein in diesen Intellekt, und die Menschen werden keine Beziehung haben zu denjenigen Wesenheiten, die sich ihnen hinunterneigen wollen ins Erdendasein herein. Und alle diejenigen Wesen, welche nun vom Menschen unrichtig gedacht werden, die Wesen, welche unrichtig gedacht werden aus dem Grunde, weil der bloße schatten hafte Intellekt nur das Mineralische, ich möchte sagen das grob Materielle im Mineralteich, im Pflanzen-, im Tierreich und sogar im Menschenreich denkt, diese Gedanken der Menschen, die keine Wirklichkeit haben, die bekommen mit einem Schlage Wirklichkeit, wenn der Mond sich mit der Erde vereinigt. Und aus der Erde wird aufsprießen ein furchtbares Gezücht von Wesenheiten, die in ihrem Charakter zwischen dem Mineralreich und dem Pflanzenreich drinnenstehen als automatenartige Wesen mit einem überreichlichen Verstande, mit einem intensiven Verstande. Mit dieser Bewegung, die über der Erde Platz greifen wird, wird die Erde überzogen werden wie mit einem Netz, einem Gewebe von furchtbaren Spinnen, Spinnen von einer riesigen Weisheit, die aber in ihrer Organisation nicht einmal bis zum Pflanzendasein heraufreichen, furchtbare Spinnen, die sich ineinander verstricken werden, die in ihren äußeren Bewegungen alles das imitieren werden, was die Menschen ausdachten mit dem schattenhaften Intellekt, der sich nicht anregen ließ von demjenigen, was durch eine neue Imagination, was über haupt durch Geisteswissenschaft kommen soll. All dasjenige, was die Menschen an solchen Gedanken denken, die irreal sind, das wird wesenhaft. Die Erde wird überzogen sein, wie sie jetzt mit einer Luftschicht überzogen ist, wie sie sich manchmal mit Heuschreckenschwärmen überzieht, mit furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnen, die sehr verständig, aber furchtbar bösartig sich inein anderspinnen. Und der Mensch wird, insoweit er nicht seine schattenhaften intellektuellen Begriffe belebt hat, statt sein Wesen mit den Wesen, die heruntersteigen wollen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, zu vereinigen, er wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen. Er wird selber zusammenleben mit diesen Spinnentieren, und er wird sein weiteres Fortschreiten im Weltendasein suchen müssen in derjenigen Entwickelung, die dann annimmt dieses Spinnengetier." (Lit.: GA 204, S. 244f)

Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass in der Zukunft eine immer engere Verbindung des Menschen mit den von ihm erzeugten Maschinen entstehen wird. Durch seine Gedankenkraft wird der Mensch die Maschinen lenken, die zunehmend zu einem Teil seines eigenen Wesens werden. Deutliche Ansätze dazu sind heute bereits vorhanden.

„Noch einmal will ich darauf hinweisen, daß der Menschheit bevorsteht in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum, hineinzukommen in eine besondere Behandlung großer Lebensfragen, die in einer gewissen Weise verdunkelt gewesen sind durch die Weisheit der bisherigen Zeit. Ich habe schon auf sie hingewiesen. Die eine große Lebensfrage kann damit bezeichnet werden, daß man sagt: Es soll versucht werden, das Geistig-Ätherische in den Dienst des äußeren praktischen Lebens zu stellen. - Ich habe Sie aufmerksam darauf gemacht, daß der fünfte nachatlantische Zeitraum das Problem wird lösen müssen, wie menschliche Stimmungen, die Bewegung menschlicher Stimmungen sich in Wellenbewegung auf Maschinen übertragen lassen, wie der Mensch in Zusammenhang gebracht werden muß mit dem, was immer mechanischer und mechanischer werden muß. Ich habe deshalb heute vor acht Tagen hier darauf aufmerksam gemacht, in welcher äußerlichen Weise von einem gewissen Teil unserer Erdoberfläche diese Mechanisierung genommen wird. Ich habe Ihnen ein Beispiel vorgeführt, wie aus amerikanischer Denkweise heraus versucht wird, das Maschinelle über das Menschenleben selber auszudehnen. Ich habe dieses Beispiel angeführt von den Pausen, die man ausnützen will, so daß, statt viel weniger Tonnen, bis gegen fünfzig Tonnen verladen werden können von einer Anzahl Arbeitern: man braucht nur das Darwinsche Selektionsprinzip wirklich ins Leben einzuführen.

An solchen Stellen ist der Wille dazu vorhanden, die Menschenkraft zusammenzuspannen mit Maschinenkraft. Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müßte. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtliehen Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen des Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen. Darum handelt es sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.

Ich habe vollbedacht öfter jetzt darauf aufmerksam gemacht, auch in öffentlichen Vorträgen, daß das Bewußtsein des Menschen zusammenhängt mit abbauenden Kräften. Zweimal habe ich es in öffentlichen Vorträgen in Basel gesagt: In unser Nervensystem hinein ersterben wir. - Diese Kräfte, diese ersterbenden Kräfte, sie werden immer mächtiger und mächtiger werden. Und es wird die Verbindung hergestellt werden zwischen den im Menschen ersterbenden Kräften, die verwandt sind mit elektrischen, magnetischen Kräften und den äußeren Maschinenkräften. Der Mensch wird gewissermaßen seine Intentionen, seine Gedanken hineinleiten können in die Maschinenkräfte. Noch unentdeckte Kräfte in der Menschennatur werden entdeckt werden, solche Kräfte, welche auf die äußeren elektrischen und magnetischen Kräfte wirken.

Das ist das eine Problem: das Zusammenführen des Menschen mit dem Mechanismus, das immer mehr und mehr um sich greifen muß in der Zukunft. Das andere Problem liegt in demjenigen, was die geistigen Verhältnisse zu Hilfe rufen wird. Das kann aber nur gemacht werden, wenn die Zeit reif ist, und wenn eine genügende Anzahl Menschen dazu in der richtigen Weise vorbereitet ist.“ (Lit.:GA 178, S. 218f)

Technik und moralische Gesinnung

Die Technik wird sich künftig sehr stark verändern. Laut Rudolf Steiner wird man Maschinen entwerfen, die nur funktionieren, wenn sie von Menschen mit entsprechend guter moralischer Gesinnung in Gang gesetzt werden.

„Die feinen, in dem menschlichen Willensleben und Gesinnungsleben liegenden Pulsationen werden sich immer mehr und mehr in dasjenigehin ein verweben, hineingliedern, was der Mensch erzeugt, und es wird nicht gleichgültig sein, ob man einen zubereiteten Stoff von dem einen Menschen empfängt oder von dem anderen Menschen.

Selbst die äußerste, kälteste technische Entwickelung tendiert nach einem ganz bestimmten Ziele hin. Derjenige, der heute sich ahnende Vorstellungen von der Zukunft der technischen Entwickelung machen kann, der weiß, daß in der Zukunft ganze Fabriken individuell wirken werden, je nach demjenigen, der die Fabrik leitet. Die Gesinnung wird mit in die Fabrik hineingehen und sich übertragen auf die Art und Weise, wie die Maschinen arbeiten. Der Mensch wird zusammenwachsen mit der Objektivität. Alles, was wir berühren werden, wird nach und nach den Abdruck menschlichen Wesens an sich tragen. Und Zeiten werden kommen, so dumm es heute noch den gescheiten Leuten auch erscheinen mag - aber schon der heilige Paulus sagte, dasjenige, was die Menschen für gescheit halten, ist manchmal Torheit vor Gott -, in denen ein Mechanismus dastehen wird, der in Ruhe verharrt; ein Mensch wird hinzutreten, der wissen wird, daß er eine Handbewegung so, eine andere in einer bestimmten Weise dazu, eine dritte so zu machen hat, und durch dasjenige, was da als Luftschwingungen entsteht und was die Folge eines bestimmten Zeichens ist, wird der Motor in Bewegung gesetzt sein, der abgestimmt sein wird auf dieses Zeichen.

Und die nationalökonomische Entwickelung wird ein solches Gesicht bekommen, daß äußere Patente und dergleichen völlig ausgeschlossen sein werden, denn was in solchen Dingen liegt, wird durch das ersetzt werden, was ich eben auseinandergesetzt habe. Dafür aber wird auch alles dasjenige ausgeschaltet werden, was in keiner Beziehung steht zur menschlichen Natur. Dadurch wird etwas ganz Bestimmtes bewirkt werden können. Denn denken Sie sich einmal einen recht guten Menschen in der Zukunft, einen Menschen, der wirklich auf besonderer Höhe menschlicher Gesinnung ist, was wird der können? Der wird Maschinen konstruieren und Zeichen für sie festsetzen können, die nur vollzogen werden können von Menschen, die so gesinnt sind wie er, die also auch gutgesinnt sind. Und alle Bösgesinnten werden mit dem Zeichen eine ganz andere Schwingung erregen, und die Maschine wird nicht gehen!

Davon, sagte ich, ahnen die Leute heute schon einiges. Ich habe Ihnen nicht umsonst den Hinweis darauf gegeben, wie gewisse Leute Flammen tanzen sehen unter dem Einfluß bestimmter Töne. Wird man einmal nach dieser Richtung weiter forschen, dann wird man den Weg finden zu dem, was ich gerade angedeutet habe, man könnte auch sagen, zurückfinden zu gewissen alten Zeiten, wo der eine Alchimist, der nur Geld in seinen Beutel stecken wollte, nichts erreichen konnte mit dem nämlichen Prozesse, mit dem der andere, der nicht Geld in seinen Beutel stecken wollte, sondern der ein Sakrament verrichten wollte zur Ehre der Götter und zum Heile der Menschheit, etwas erzielte.“ (Lit.:GA 172, S. 91ff)

„Und nun steht die Menschheit davor, ganz bestimmte Dinge lösen zu müssen. Vor allen Dingen etwas, worauf ich schon aufmerksam gemacht habe und was zusammenhängt mit der bewunderten modernen Technik, die ein Ergebnis ist der auch von der Geisteswissenschaft bewunderten Naturwissenschaft. Diese bewunderte moderne Technik gelangt in verhältnismäßig nicht zu ferner Zeit an ein Ende, wo sie sich in einer gewissen Weise selber aufheben wird. Dagegen wird etwas eintreten, was dahin gehen wird - ich habe die Sache hier schon angedeutet - , daß der Mensch die Möglichkeit erlangen wird, von jenen feinen Vibrationen, feinen Schwingungen, die in seinem Ätherleib sind, Gebrauch zu machen für die Imputation von Mechanismen. Maschinen wird man haben, die an den Menschen gebunden sein werden, aber der Mensch wird seine eigenen Vibrationen auf die Maschine übertragen, und nur er wird imstande sein, unter dem Einfluß gewisser von ihm erregter Schwingungen gewisse Maschinen in Bewegung zu setzen. Die Leute, die sich heute als Praktiker betrachten, werden sich in gar nicht zu ferner Zeit einer vollständigen Umänderung dessen gegenübergestellt sehen, was man Praxis nennt, wenn der Mensch mit seinem Willen eingeschaltet werden wird in das objektive Fühlen der Welt.“ (Lit.:GA 173, S. 214f)

Technik und soziales Leben

Die moderne Technik hat das soziale Leben tiefgreifend verwandelt und fordern eine angemessene Neustrukturierung des ganzen sozialen Organismus. Anregungen dazu hat Rudolf Steiner durch seinen Impuls der sozialen Dreigliederung gegeben.

Technik und Nationalismus

Darüber hinaus hat Steiner sehr deutlich ausgesprochen, dass die moderne Technik nur dann segensvoll für die Menschheit sein kann, wenn sie nicht durch nationalistische Gesinnungen missbraucht wird:

"Heute gibt es - ich meine jetzt nicht bloß in bezug auf die menschliche Wissenschaft, sondern in bezug auf das soziale Leben, das ja alle Menschen angeht, nicht bloß diejenigen, die zu den sogenannten Gebildeten gehören -, heute gibt es wirksam im sozialen Leben eine große Anzahl von Dingen, die deshalb da sind, weil man gewisse rein technisch-mechanische, physikalische, chemische und ähnliche Gedanken hat, weil man einen gewissen Umfang der physischen Wissenschaft hat. Man kennt heute, benützt heute Maschinen, man benützt ein gewisses maschinelles Vorgehen auch in der Finanzgebarung der Welt. Man denkt mechanisch über die ganze Welt hin. Ich meine jetzt nicht bloß die mechanische Weltanschauung, sondern ich meine das, was jeden Menschen angeht, den einfachsten Bauern in der letzten Alphütte angeht, denn er weiß natürlich nichts von mechanischer Wissenschaft. Aber worinnen er lebt, das ist durchzogen von diesen Gedanken. Darauf kommt es ja an.

Wie im Altertum diese mechanischen, chemischen, physischen Verrichtungen sich mit luziferischer Kraft vermischten, so vermischen sie sich heute, wo sie nicht mehr hintangehalten werden können, mit ahrimanischen Kräften, und zwar durch einen ganz gewissen Umstand. Es ist ein Gesetz, daß alles das, was herstammt aus maschineller, mechanischer, chemischer, physischer Denkweise, in einer eigentümlichen Weise befruchtet werden kann von dem, was aus partieller Menschennatur stammt, in der folgenden Weise: Diese Gedankensummen, die sich auf Chemisches, Physikalisches, Mechanisches, Technisches beziehen, Finanzielles beziehen, die werden heute gedacht von Menschen, welche zum Beispiel - es kommen auch noch andere Dinge in Betracht - noch in nationaler Denkweise drinnen sind; aber damit vertragen sie sich nicht. Denkt man das, was heute physikalisch, mechanisch, chemisch ist, so, daß gleichzeitig dasselbe Hirn, das diese Dinge denkt, von nationaler Gesinnung durchdrungen ist, dann wirkt durch die nationale Gesinnung auf diese Dinge, die man denkt in bezug auf Physikalisches, Chemisches, Mechanisches, Technisches, dann wirkt Ahriman befruchtend, und es entstehen durch die Verbindungen von nationaler Gesinnung mit internationaler physischer Wissenschaft heute ahrimanische Elementarwesenheiten in unserer Umgebung. Denn verträglich sind Gedanken und Verrichtungen, wie sie die heutige Chemie, Physik, Mechanik, Technik, Finanzgebarung, die kommerzielle Gebarung hat, verträglich sind sie nur mit nichtnationaler Denkweise.

Das ist ein bedeutsames Geheimnis, das man kennen muß, wenn man das Gefüge des Lebens in der Gegenwart verstehen will. Es liegt nicht in der Zeitmöglichkeit, diese Dinge auf eine andere Weise hintanzuhalten als durch Erkenntnis. Die alten Mysterienführer suchten durch Sekretierung der Erkenntnisse die Dinge hintanzuhalten. Heute muß das Gegenteil eintreten: durch möglichst weite Verbreitung der entgegengesetzt wirkenden geistigen Erkenntnisse muß das Übel gebannt werden. In dieser Beziehung hat die Menschheit einen vollständigen Umschwung erfahren. Dazumal mußte man durch die Schranken der Mysterien etwas zurückhalten über die physischen Wissenschaften; heute muß man geistige Wissenschaft so viel verbreiten, als möglich ist, weil nur dadurch allmählich dasjenige, was in der Richtung wirkt, die eben geschildert worden ist, ausgetrieben werden kann. Die Menschheit hat ja heute vielfach gar keine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn man auf der einen Seite national gesinnt ist und auf der ändern Seite internationale Physik treiben will. Diese Dinge begegnen sich aber in der Menschennatur und befruchten sich in der Menschennatur und führen, wie sie im Altertum geführt haben zu luziferischen Bildungen, in der Gegenwart zu ahrimanischen Bildungen. Die Menschheit hat ja keine andere Alternative, als entweder alles, was Physik, Chemie und dergleichen ist, zu lassen, oder international zu werden in der Denkweise.

Daß es solche Gesetze gibt, die innig zusammenhängen mit dem allgemeinen Leben, das ahnen ja die Menschen der Gegenwart noch nicht. Und doch ist es eine Wahrheit, die unmittelbar an die Türe unserer Gegenwartsentwickelung klopft und eingelassen werden muß zum Heile der Gegenwartsentwickelung. Die dem Menschenfortschritt am meisten feindlichen Mächte widerstreben solchen Dingen gerade und verführen heute die Menschen dazu, die Nationalitätsidee zum besonders radikalen Ausdruck zu bringen. Es müßte schon auf solche Dinge heute hingewiesen werden, denn sie enthalten dasjenige, was wahr ist, und sie sind vielleicht allein in der Lage, weil sie die lautere und wirkliche Wahrheit enthalten, die Menschen zu heilen vor solchem Zeug, wie es gegenwärtig in den Köpfen figuriert." (Lit.: GA 180, S. 53ff)

Dämonomagie und Technik

"Alles, was der Mensch der Erde einverleibt unter dem Gesichtspunkte der Erkenntnis, der Weisheit und Schönheit und des wahren sozialen Lebens, alles, was er an Symbolen in die äußere Welt hineinwirkt, selbst wenn er es nur in Gedanken bildet, wird zu einer großen erfreulichen fortschrittlichen Gewalt für die Fortentwickelung der Erde; es werden reale Kräfte und Formen der Zukunft sein. Unsere Maschinen und unsere Fabriken aber, alles, was wir nur machen, um der äußeren Nützlichkeit zu dienen, dem Utilitätsprinzip, wird in der nächsten Verkörperung unserer Erde ein schädliches Element sein. Wenn wir der Materie Symbole einprägen, die Ausdruck höherer Welten sind, werden sie fortschrittlich wirken; unsere Maschinen und Fabriken dagegen, die nur dem äußeren Nutzen dienen, werden zu einer Art dämonischer, verderblicher Wirkung in der nächsten Verkörperung unserer Erde. Wir formen uns also selbst unsere guten Kräfte und ebenso die dämonischen Gewalten für das nächste Zeitalter der Menschheit. Heute, in der fünften nachatlantischen Kulturepoche, sind wir am tiefsten in der Materie und schaffen die schlimmsten dämonischen Gewalten für die nächste Zeitepoche. Wo wir Uralt-Heiliges in physisch-mechanische Dinge umgestalten, da arbeiten wir unter den physischen Plan hinunter. Unterwelt wird das sein, was der Mensch so gestaltet. Man muß sich darüber im klaren sein, daß auch die bösen Mächte der Erdentwickelung eingefügt werden müssen. In der Zeit, wo sie überwunden werden müssen, wird der Mensch eine gewaltige Kraft aufzuwenden haben, um das Böse und das Dämonische wiederum in das Gute umzuwandeln. Aber seine Kraft wird dadurch wachsen, denn das Böse ist dazu da, die Kraft des Menschen zu stählen durch dessen Überwindung. Alles Böse muß wiederum umgeschmolzen werden in das Gute, und es ist geradezu im Blicke der Vorsehung gelegen, damit starke energische Wirkungen im Menschen zu entwickeln, viel höhere, als wenn er niemals Böses in Gutes zu verwandeln hätte." (Lit.: GA 101, S. 237f)

Siehe auch

Literatur

  1. Paul Emberson: Maschinen und Menschengeist, The DewCross Centre for Moral Technology, Edinburgh 2013
  2. Rudolf Steiner: Anthroposophische Leitsätze, GA 26 (1998) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, GA 130 (1987) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben, GA 172 (2002), ISBN 3-7274-1720-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen, GA 178 (1992), ISBN 3-7274-1780-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse, GA 180 (1980) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Perspektiven der Menschheitsentwickelung, GA 204 (1979) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Initiations-Erkenntnis, GA 227 (1982) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Die gesunde Entwicklung des Menschenwesens, GA 303 (1978) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  10. Rudolf Steiner: Die vierte Dimension, GA 324a (1995) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Weblinks

  1. Anthroposophische Leitsätze - Der gesamte Text online.
  2. http://anthroposophie.byu.edu/schriften/026.pdf - Der gesamte Text als PDF-Dokument.
  3. Wolfgang Peter: Die modernen elektronischen Medien und ihre Wirkung auf die kindliche Seele
  4. Wolfgang Peter: Gefangen im weltweiten elektronischen Netz?
  5. Wolfgang Peter: Freie Intelligenz oder weltweite maschinelle Vernetzung?
  6. Wolfgang Peter: Die dritte Kraft