Göttliche Komödie und Sinne: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Dante_Bueste.jpg|thumb|Dante Alighieri]]
[[Bild:Menschkosmos.gif|thumb|350px|Mensch und Kosmos - Die zwölf Sinne des Menschen. Die Zuordnung zu den [[Tierkreiszeichen]] folgt sinngemäß den Ausführungen Steiners in dem Vortragszyklus ''Weltwesen und Ichheit'' {{Lit|{{G|169|59ff}}}}. An anderen Stellen hat Steiner auch davon abweichende Zuordnungen gegeben.]]
==Einführung==
'''Sinne''' dienen der [[Wahrnehmung]] der [[Sinnliche Welt|sinnlichen Welt]] mittels geeigneter [[Sinnesorgan]]e. [[Rudolf Steiner]] unterscheidet '''zwölf Sinne''' des [[Mensch]]en, die ihm die [[Sinneswahrnehmung]] ermöglichen.  
[[Dante Alighieri]]s '''Göttliche Komödie''' hat wie kaum ein anderes Werk die europäische Literatur nachhaltig beeinflusst. Nach seiner Verbannung aus [[Wikipedia:Florenz|Florenz]] im Jahre 1302 hatte sich Dante in [[Wikipedia:Ravenna|Ravenna]] niedergelassen, wo er 1307 mit der Arbeit an der in italienischer Volkssprache verfassten ''Divina Commedia'' begann und sie erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1321 vollendete.  


Die ''Göttliche Komödie'' ist wesentlich von den geistigen Schauungen von Dantes Lehrer [[Brunetto Latini]] beeinflusst und gibt, wie [[Rudolf Steiner]] deutlich gemacht hat, einen späten Nachklang dessen, was an geistigem Erleben einstmals in der [[Schule von Chartres]] lebendig gewesen war.
== Was ist ein Sinn? ==


:"Brunetto Latini, wurde der Lehrer des Dante. Und was Dante von Brunetto Latini gelernt hat, das hat er dann in seiner poetischen Weise in der "Divina Commedia" niedergelegt. So ist also das große Gedicht "Divina Commedia" ein letzter Abglanz dessen, was in platonischer Weise an einzelnen Stätten weiterlebte..." {{lit|GA 240}}
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"In anthroposophischer Beleuchtung darf alles dasjenige ein menschlicher Sinn genannt werden, was den Menschen dazu veranlaßt, das Dasein eines Gegenstandes, Wesens oder Vorganges so anzuerkennen, daß er dieses Dasein in die physische Welt zu versetzen berechtigt ist." {{Lit|{{G|045|31}}}}
</div>


==Aufbau==
Wobei ein Sinn ganz allgemein etwas ist "..., wo eine Erkenntnis zustande kommt ohne Mitwirkung des Verstandes, des Gedächtnisses usw." {{Lit|{{G|045|35}}}}
[[Bild:Paradiso Natalino Sapegna.jpg|thumb|left|Schema del Paradiso dantesco, Natalino Sapegna]]
===Die tieferen Schichten der «Göttliche Komödie»===
Dante selbst hat darauf hingewiesen, dass die ''Divina Commedia'' nicht eine einfache, sondern, wie es in mittelalterlichen mystischen Schriften häufig der Fall ist, eine vierfache Bedeutung hat. Die vier Interpretationsebenen hängen mit den vier [[Wesensglieder]]n des Menschen zusammen:


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[[Goethe]] war der Ansicht, dass sich durch ''jeden'' Sinn ungeteilt die ''ganze'' [[Natur]] ausspricht, jedoch auf jeweils ''besondere Weise'', weshalb er schon im Vorwort seiner [[Farbenlehre]] bezüglich des [[Sehsinn]]s schreibt:
|Der '''Buchstabe''' lehrt die Geschehnisse,  
 
|[[Physischer Leib]] (sinnlicher [[Verstand]])
{{Zitat|Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.<br><br>Ebenso entdeckt sich die ganze Natur einem anderen Sinne. Man schließe das Auge, man öffne, man schärfe das Ohr, und vom leisesten Hauch bis zum wildesten Geräusch, vom einfachsten Klang bis zur höchsten Zusammenstimmung, von dem heftigsten leidenschaftlichen Schrei bis zum sanftesten Worte der Vernunft ist es nur die Natur, die spricht, ihr Dasein, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Verhältnisse offenbart, so dass ein Blinder, dem das unendlich Sichtbare versagt ist, im Hörbaren ein unendlich Lebendiges fassen kann. |Goethe|''Zur Farbenlehre'', Vorwort}}
|-
 
|die '''Allegorie''' lehrt, was du glauben musst,  
Die Sinneslehre ist eines der wesentlichsten Kernstücke der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] [[Menschenkunde]] und ein Ergebnis jahrelanger geisteswissenschaftlicher Untersuchungen Rudolf Steiners {{Lit|{{G|093a|67ff}}, {{G|045|31ff}}}} . Nach und nach hat Steiner die Sinneslehre immer weiter modifiziert und verfeinert und dabei den Umkreis der bekannten 5 Sinne zunächst um zwei künftig noch zu entwickelnde auf 7, dann auf 10 und schließlich auf 12 Sinne erweitert.
|[[Ätherleib]] ([[Imagination]])
 
|-
Der [[Kopf]] mit seinen zwölf Paaren von [[Gehirnnerven]], der eine [[Metamorphose]] des zwölfgliedrigen [[Leib]]es der vorangegangenen [[Inkarnation]] ist, bildet heute das eigentliche Sinneszentrum des Menschen, wenngleich auch manche Sinnesorgane über größere Bereiche des Leibes oder sogar über den ganzen Leib ausgebreitet sind.
|die '''Moral''' lehrt, was du tun musst,
 
|[[Astralleib]] ([[Inspiration]])
== Die zwölf Sinne des Menschen ==
|-
 
|wonach du streben musst, lehrt die '''Anagogie'''.
Die klassischen fünf Sinnesfähigkeiten, die schon [[Aristoteles]] beschrieben hat, sind:
|[[Ich]] ([[Intuition]])
 
# [[Sehen]] ([[Visuelle Wahrnehmung]])
# [[Hören]] ([[Auditive Wahrnehmung]])
# [[Riechen]] ([[Olfaktorische Wahrnehmung]])
# [[Schmecken]] ([[Gustatorische Wahrnehmung]])
# [[Tasten]] ([[Haptische Wahrnehmung]])
 
Ihnen entsprechen die fünf [[Tanmatras]] ([[Sanskrit|skrt.]]) der [[Samkhya]]-Philosophie, die die Grundbausteine aller Dinge sind, insoferne sie auf unsere [[Sinne]] wirken, nämlich [[Form]] (''rupa'')<ref>Dazu gehört aber vor allem auch die [[Farbwahrnehmung]]; ''rupa'' entspricht hier dem [[Sehsinn]].</ref>, [[Geschmack]] (''rasa''), [[Geruch]] (''gandha''), [[Berührung]] (''sparsha'') und [[Ton]] (''shabda''). Das macht den Zusammenhang mit der [[Region der fließenden Reizbarkeit]] in der [[Astralwelt]] deutlich.
 
Dass damit der Kreis der menschlichen Sinne allerdings noch nicht erschöpft ist, hat auch die moderne [[Physiologie]] bestätigt, die nach gegenwärtigem Forschungsstand noch vier weitere Sinne kennt:
 
* [[Wärmesinn|Temperatursinn]] ([[Wikipedia:Thermozeption|Thermozeption]])
* [[Schmerzsinn|Schmerzempfindung]] ([[Wikipedia:Nozizeption|Nozizeption]]), entspricht dem [[Lebenssinn]] Steiners
* [[Gleichgewichtssinn]] ([[Vestibuläre Wahrnehmung]])
* [[Wikipedia:Tiefensensibiliät|Tiefensensibiliät]] oder Körperempfindung ([[Wikipedia:Propriozeption|Propriozeption]]), entspricht dem [[Eigenbewegungssinn]] Steiners
 
Steiner nennt darüber hinaus noch drei weitere Sinne, die vor allem im [[sozial]]en Zusammenleben der Menschen bedeutsam sind, nämlich den [[Sprachsinn]], den [[Denksinn]] und den [[Ichsinn]], die von der zeitgenössischen Physiologie allerdings noch nicht als eigenständige Sinne anerkannt werden.
 
In einem 1916 in Berlin gehaltenen Vortrag über die zwölf Sinne des Menschen schildert Rudolf Steiner das Grundprinzip der anthroposophischen Sinneslehre so:
 
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"Bei unserer letzten Betrachtung habe ich bei einer gewissen Gelegenheit wiederum angespielt auf diese Vorträge über Anthroposophie {{Lit|GA 115}}, namentlich darauf, daß ich dazumal betont habe, der Mensch habe eigentlich zwölf Sinne. Und ich habe ja das letztemal ausgeführt, daß dasjenige, was verbreitet ist über die Nervensubstanz des Menschen im Zusammenhange mit seinen Sinnen, nach der Zwölfzahl geordnet ist, weil der Mensch einmal in diesem tiefsten Sinne ein Mikrokosmos ist und den Makrokosmos abbildet. Zwölf Sternbilder, durch die der Sonne Kreislauf im Jahre geht, draußen im Makrokosmos — zwölf Sinne, in denen das Ich des Menschen eigentlich lebt hier auf dem physischen Plan! Gewiß, die Dinge sind draußen, in der Zeit aufeinanderfolgend etwas anders: Die Sonne bewegt sich vom Widder durch den Stier und so weiter bis wieder zurück durch die Fische zum Widder. Aber der jährliche Sonnenkreislauf geht durch diese zwölf Sternbilder. Alles, auch was wir in uns tragen, was wir in uns seelisch erleben, steht im Verhältnis zur Außenwelt durch unsere zwölf Sinne. Diese zwölf Sinne habe ich dazumal aufgezählt:
 
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*der [[Tastsinn]],
*der [[Lebenssinn]],
*der [[Bewegungssinn]],
*der [[Gleichgewichtssinn]],
*der [[Geruchssinn]],
*der [[Geschmackssinn]],
*der [[Sehsinn]],
*der [[Wärmesinn]],
*der [[Gehörsinn]],
*der [[Sprachsinn]],
*der [[Denksinn]],
*der [[Ichsinn]].
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===Künstlerisch-architektonischer Aufbau===
Im Umkreise gleichsam dieser zwölf Sinne bewegt sich unser ganzes Seelenleben, gerade so, wie die Sonne sich im Umkreis der zwölf Sternbilder bewegt." {{Lit|{{G|169|58ff}}}}
Der architektonische Aufbau der ''Commedia'' in seiner dreigliedrigen Gestalt deutet auf den Seelenleib (Astralleib) des Menschen und seine Verwandlung durch die Tätigkeit des Ich zum [[Geistselbst]] – es ist das Streben nach dem [[Ewig-Weibliche]]n, nach der [[Jungfrau Sophia]]. Es gibt 1 + 3 x 33 Gesänge und jeder Hauptteil endet mit dem Wort ''Sterne'' – ein deutlicher Hinweis auf den [[Sternenleib]] des Menschen, den [[Siderischer Leib|siderischen Leib]], wie ihn [[Paracelsus]] genannt hat.
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Näher charakterisiert Rudolf Steiner die einzelnen Sinne so:
 
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"Sie erinnern sich, daß, wenn wir von unseren Sinnen sprechen, von dem, was der Mensch als Besitzer seiner Sinne ist, wir sagen: Diese Sinne haben ihren ersten Anstoß, ihre ersten Keime während der alten Saturnentwickelung erhalten. Das finden Sie ja auch in Zyklen ausgeführt und immer wieder angegeben. Nun, selbstverständlich darf man sich nicht vorstellen, daß die Sinne, wie sie im ersten Anlauf, im ersten Keim während der Saturnzeit aufgetreten sind, schon so waren, wie sie heute sind. Das wäre natürlich eine Torheit. Es ist sogar außerordentlich schwierig, sich die Gestalt der Sinne vorzustellen, die zur Zeit der alten Saturnentwickelung vorhanden war. Denn es ist schon schwierig, sich vorzustellen, wie die Sinne des Menschen waren während der alten Mondenentwickelung. Da waren sie noch ganz anders als heute. Und darauf möchte ich jetzt einiges Licht werfen, wie diese Sinne, die ja während der alten Mondenentwickelung schon sozusagen ihr drittes Entwickelungsstadium durchmachten - Saturn, Sonne, Mond -, zur Zeit der alten Mondenentwickelung waren.


==Die «Göttliche Komödie» und das Ostergeschehen==
Die Gestalt, die die menschlichen Sinne heute haben, ist gegenüber der Art, wie sie zur Zeit der alten Mondenentwickelung vorhanden waren, eine viel totere. Die Sinne waren damals viel lebendigere, viel lebensvollere Organe. Dafür aber waren sie nicht geeignet, Grundlagen zu bilden für das vollbewußte Leben des Menschen; sie waren nur geeignet für das alte traumhafte Hellsehen des Mondenmenschen, das dieser Mondenmensch vollzogen hat mit Ausschluß jeder Freiheit, jedes freien Handlungs- oder Begehrungsimpulses. Die Freiheit konnte sich erst während der Erdenentwickelung im Menschen als ein Impuls entwickeln. Also die Sinne waren noch nicht Grundlage für ein solches Bewußtsein, wie wir es während der Erdenzeit haben; sie waren Grundlage nur für ein Bewußtsein, das dumpfer, auch imaginativer war als das heutige Erdenbewußtsein, und das, wie wir das öfter auseinandergesetzt haben, dem heutigen Traumesbewußtsein glich. Der Mensch, so wie er heute ist, nimmt fünf Sinne an. Wir wissen aber, daß das unberechtigt ist, denn in Wahrheit müssen wir zwölf menschliche Sinne unterscheiden. Alle anderen sieben Sinne, die außer den fünf gewöhnlichen Sinnen noch genannt werden müssen, sind genau ebenso berechtigte Sinne hier für die Erdenzeit, wie es die fünf Sinne sind, die immer aufgezählt werden. Sie wissen, man zählt auf: Gesichtssinn, Hörsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn und Gefühlssinn. - Letzteren nennt man oft Tastsinn, wobei man schon beim Tasten nicht recht unterscheidet, was in der neueren Zeit einige nun doch schon unterscheiden wollen, den eigentlichen Tastsinn von dem Wärmesinn. Tastsinn und Wärmesinn hat eine ältere Zeit noch ganz durcheinandergeworfen. Diese beiden Sinne sind natürlich völlig voneinander verschieden. Durch den Tastsinn nehmen wir wahr, ob etwas hart oder weich ist; der Wärmesinn ist etwas ganz anderes. Aber wenn man wirklich einen Sinn hat, wenn ich das Wort so gebrauchen darf, für das Verhältnis des Menschen zur übrigen Welt, dann hat man zwölf Sinne zu unterscheiden. Wir wollen sie heute noch einmal aufzählen, diese zwölf Sinne.
[[Bild:Dante_Tor_zur_Unterwelt.jpg|thumb|200px|William Blake, Die Inschrift am Tor zur Unterwelt]]
Dantes «Göttliche Komödie» ist eng mit dem Ostergeschehen verbunden. Nicht zufällig verlegt Dante den Beginn seiner Schilderungen auf den Karfreitag des Jahres 1300 und den geistigen Hintergrund des Geschehens bildet das Mysterium von [[Tod]] und [[Auferstehung]] des [[Christus]] [[Jesus]], das sich auch in den sieben Stufen des [[Christlicher Schulungsweg|christlichen Einweihungsweges]] widerspiegelt. In die ersten 3 Stufen dieses Weges – [[Fußwaschung]], [[Geißelung]] und [[Dornenkrönung]] - wurde Dante nicht zuletzt durch die schicksalsträchtigen Ereignisse seines Lebenslaufes – die Verbannung aus Florenz mit all ihren Folgen – eingeweiht. In der «Göttlichen Komödie» treten dann vor allem die 4 letzten Stufen deutlicher hervor.


Die Quintessenz der 4. Stufe, der [[Kreuztragung]], wird gleich zu Beginn angedeutet, wo Dante mitteilt, dass er nun Erlebnisse schildert, die sich dem wachen Geist in der Lebensmitte offenbaren. Und er macht auch gleich deutlich, dass es Erlebnisse sind, die jeder Mensch in diesem Alter haben kann, indem er ganz bewusst formuliert: "In unseres Lebens Mitte..." Mit der Lebensmitte haben unsere Lebenskräfte ihren Höhepunkt überschritten und zuerst ganz leise, dann immer stärker beginnen wir unseren stofflichen Leib als Last zu empfinden. Er ist das Kreuz, an dem wir immer schwerer zu tragen haben. Zugleich beginnt aber auch da erst die Zeit, wo wir das Geistige mit vollem [[Ichbewusstsein]] ergreifen können. Etwa mit dem 35. Lebensjahr beginnt sich die [[Bewusstseinsseele]] zu entfalten.
[[Tastsinn]] ist gewissermaßen derjenige Sinn, durch den der Mensch in ein Verhältnis zur materiellsten Art der Außenwelt tritt. Durch den Tastsinn stößt gewissermaßen der Mensch an die Außenwelt, fortwährend verkehrt der Mensch durch den Tastsinn in der gröbsten Weise mit der Außenwelt. Aber trotzdem spielt sich der Vorgang, der beim Tasten stattfindet, innerhalb der Haut des Menschen ab. Der Mensch stößt mit seiner Haut an den Gegenstand. Das, was sich abspielt, daß er eine Wahrnehmung hat von dem Gegenstand, an den er stößt, das geschieht selbstverständlich innerhalb der Haut, innerhalb des Leibes. Also der Prozeß, der Vorgang des Tastens geschieht innerhalb des Menschen.


Alle folgenden Schilderungen sind aus dem Erleben des [[Mystischer Tod|mystischen Todes]] erzählt, der 5. Stufe des christlichen Schulungsweges.
Schon mehr innerhalb des menschlichen Organismus als der Vorgang des Tastsinns liegt dasjenige, was wir nennen können den [[Lebenssinn]]. Es ist ein Sinn innerhalb des Organismus, an den der Mensch sich heute kaum gewöhnt zu denken, weil dieser Lebenssinn, ich möchte sagen, dumpf im Organismus wirkt. Wenn irgend etwas im Organismus gestört ist, dann empfindet man die Störung. Aber jenes harmonische Zusammenwirken aller Organe, das sich in dem alltäglich und immer im Wachzustande vorhandenen Lebensgefühl, in dieser Lebensverfassung ausdrückt, das beachtet man gewöhnlich nicht, weil man es als sein gutes Recht fordert. Es ist dieses: sich mit einem gewissen Wohlgefühl durchdrungen wissen, mit dem Lebensgefühl. Man sucht, wenn das Lebensgefühl herabgedämpft ist, sich ein bißchen zu erholen, daß das Lebensgefühl wieder frischer wird. Diese Erfrischung und Herabdämpfung des Lebensgefühles, die spürt man, nur ist man im allgemeinen zu sehr an sein Lebensgefühl gewöhnt, als daß man es immer spüren würde. Aber es ist ein deutlicher Sinn vorhanden, der Lebenssinn, durch den wir das Lebende in uns geradeso fühlen, wie wir irgend etwas mit dem Auge sehen, was ringsherum ist. Wir fühlen uns mit dem Lebenssinn, wie wir mit dem Auge sehen. Wir wüßten nichts von unserem Lebensverlaufe, wenn wir nicht diesen inneren Lebenssinn hätten.


Die geistigen Ereignisse des [[Karsamstag]]s, die mit der sog. Höllenfahrt Jesu Christi zusammenhängen, und die in den vier Evangelien nur wenig berücksichtigt werden, erscheinen Dante besonders wichtig und bilden die Grundlage für die Gesänge des Infernos und des Purgatorios. Das entspricht der 6. Stufe des christlichen Weges, der [[Grablegung]]. Dante folgt dem Christus auf seinen Wegen, wohl wissend, dass der Weg zur Auferstehung durch die Hölle führt. [[Auferstehung]] und [[Himmelfahrt]] bilden die 7. Stufe der christlichen Einweihung und Dante schildert sie vor allem in den Gesängen des Paradiso.  
Schon noch mehr innerlich, körperlich-innerlich, leiblich-innerlich als der Lebenssinn ist das, was man nennen kann [[Bewegungssinn]]. Der Lebenssinn verspürt gewissermaßen den Gesamtzustand des Organismus als ein Wohlgefühl oder auch als ein Mißbehagen. Aber Bewegungssinn haben, heißt: Die Glieder unseres Organismus bewegen sich gegeneinander, und das können wir wahrnehmen. Hier meine ich nicht, wenn sich der ganze Mensch bewegt - das ist etwas anderes -, sondern wenn Sie einen Arm beugen, ein Bein beugen; wenn Sie sprechen, bewegt sich der Kehlkopf; das alles, dieses Wahrnehmen der innerlichen Bewegungen, der Lageveränderungen der einzelnen Glieder des Organismus, das nimmt man mit dem Bewegungssinn wahr.


Ausführlicher wird uns in der christlichen Überlieferung von der Höllenfahrt Christi nur in dem apokryphen [[Nikodemus-Evangelium]] berichtet. [[Nikodemus]] ist jener hohe israelitische Eingeweihte, der Christus "bei Nacht" – d.h. im reinen Geistgespräch – besuchte (Joh 3,1). Es geht in diesem Gespräch um die Wiedergeburt des Menschen aus der Kraft des höheren Ich, was der Christus noch dadurch verdeutlicht, das er in diesem Gespräch Nikodemus auf die Erhöhung der Schlange durch Moses (4. Mose 21,8-9) verweist. Die erhöhte Schlange ist das Symbol für diese Ich-Kraft. Die Wiedergeburt des Menschen aus dem Geiste ist auch das zentrale Thema der «Göttlichen Komödie».
Weiter müssen wir wahrnehmen dasjenige, was wir nennen können unser Gleichgewicht. Wir achten auch darauf eigentlich nicht. Wenn wir sogenannten Schwindel bekommen und umfallen, ohnmächtig werden, dann ist der [[Gleichgewichtssinn]] unterbrochen, genau ebenso, wie der Sehsinn unterbrochen ist, wenn wir die Augen zumachen. Ebenso wie wir unsere innere Lageveränderung wahrnehmen, so nehmen wir unser Gleichgewicht wahr, wenn wir einfach uns in ein Verhältnis bringen zu oben und unten, links und rechts, und uns so einordnen in die Welt, daß wir uns drinnen fühlen; daß wir fühlen, wir stehen jetzt aufrecht. Also dieses Gleichgewichtsgefühl wird wahrgenommen von uns durch den Gleichgewichtssinn. Der ist ein wirklicher Sinn.


Was bedeutet die Wiedergeburt des Menschen im Sinne der Auferstehung? Auferstehung ist mehr als Unsterblichkeit, ist mehr als ein bloßes Weiterleben nach dem Tod. Und Auferstehung ist auch mehr als die Wiedergeburt in wiederholten Erdenleben. Unsterblichkeit bedeutet das bewusste Fortbestehen des geistigen Wesenskerns des Menschen, des Ich, im rein geistigen Leben nach dem Tode. Wiedergeburt im Sinne der Reinkarnation bedeutet das wiederholte Wiedererscheinen dieses geistigen Wesenskernes in einem sterblichen irdischen Leib.Auferstehung bedeutet die Wiedergeburt des ganzen Menschen im Geistigen. Was ist der ganze Mensch? Der ganze Mensch ist das Ich plus den drei Wesensgliedern – Astralleib, Ätherleib und physischer Leib -, die diesen Kern umhüllen. Das Ich ist zwar unser geistiger Wesenskern, aber noch nicht der ganze Mensch – und die Wesensglieder alleine natürlich noch weniger. Ohne seine wesenhaften Hüllen hat das Ich keine Entwicklungsmöglichkeit. Das Ich wächst und reift nur dadurch, dass es an der Vergeistigung seiner Hüllen arbeitet. Es verwirklicht sich, indem es seine Hüllen wirksam durchdringt. Die Integrität der Wesenshüllen des Menschen muss gewahrt werden, wenn sich das Ich voll entfalten soll – darum dreht sich letztlich die ganze Erdenentwicklung.
Diese Sinne verlaufen in ihren Prozessen so, daß eigentlich alles innerhalb des Organismus bleibt, was vorgeht. Wenn Sie tasten, stoßen Sie zwar an den äußeren Gegenstand, aber Sie kommen nicht hinein in den äußeren Gegenstand. Wenn Sie an einer Nadel sich stoßen, so sagen Sie, die Nadel ist spitz, Sie kommen selbstverständlich nicht hinein in die Spitze, wenn Sie bloß tasten, sonst stechen Sie sich, aber das ist ja nicht mehr Tasten. Aber alles das kann nur in Ihrem Organismus selbst vorgehen. Sie stoßen zwar an den Gegenstand, aber das, was Sie als Tastmensch erleben, vollzieht sich innerhalb der Grenzen Ihrer Haut. Also das ist leiblich-innerlich, was Sie da im Tastsinn erleben. Ebenso ist leiblich-innerlich, was Sie im Lebenssinn erleben. Sie erleben nicht, wie der Verlauf da oder dort ist, außer sich, sondern was in Ihnen ist. Ebenso im Bewegungssinn: nicht die Bewegung, daß man hin und her gehen kann, ist gemeint, sondern diejenigen Bewegungen, wenn ich an mir meine Glieder bewege, oder aber wenn ich spreche, also die innerlichen Bewegungen, die sind mit dem Bewegungssinn gemeint. Wenn ich außer mir mich bewege, bewege ich mich auch innerlich. Sie müssen da die zwei Dinge unterscheiden: meine Vorwärtsbewegung und die Lage der Glieder, das Innerliche. Der Bewegungssinn also wird innerlich wahrgenommen, wie der Lebenssinn und auch der Gleichgewichtssinn. Nichts nehmen Sie da äußerlich wahr, sondern Sie nehmen sich selbst in einem Gleichgewicht wahr.


Die Frage nach dem Fortbestand der menschlichen Leibeshüllen nach dem Tode bewegt Dante tief. Er spricht davon noch nicht in den Gesängen des Infernos, aber gleich dort, wo die Gesänge des Purgatorios anheben und die Gestalten der Toten an ihn herantreten:
Jetzt gehen Sie zunächst aus sich heraus im [[Geruchssinn]]. Da kommen Sie schon in das Verhältnis zur Außenwelt. Aber Sie werden das Gefühl haben, daß Sie da im Geruchssinn noch wenig nach außen kommen. Sie erfahren wenig durch den Geruchssinn von der Außenwelt. Der Mensch will das auch gar nicht wissen, was man durch einen intimeren Geruchssinn von der Außenwelt erfahren kann. Der Hund will es schon mehr wissen. Es ist so, daß der Mensch die Außenwelt durch den Geruchssinn nur zunächst wahrnehmen will, aber wenig mit der Außenwelt in Berührung kommt. Es ist kein Sinn, durch den sich der Mensch so sehr tief mit der Außenwelt einlassen will.


<table align="center"><tr><td>
Schon mehr will sich der Mensch mit der Außenwelt einlassen im [[Geschmackssinn]]. Man erlebt das, was Eigenschaft ist des Zuckers, des Salzes, indem man es schmeckt, schon sehr innerlich. Das Äußere wird schon sehr innerlich, mehr als im Geruchssinn. Also es ist schon mehr Verhältnis zu Außenwelt und Innenwelt.
Hervor trat eine jetzt, so inniglich <br/>Mich zu umarmen, mit so holden Mienen, <br/>Da&szlig; mein Verlangen ganz dem ihren glich. <br/><br/>Leere Schatten, die Gestalt nur schienen! <br/>Dreimal halt&rsquo; ich die H&auml;nde hinter ihr, <br/>Und dreimal kehrt&rsquo; ich zu der Brust mit ihnen. (Purgatorio 2)
</td></tr></table>


Noch mehr ist es im [[Sehsinn]], im Gesichtssinn. Sie nehmen viel mehr von den Eigenschaften der Außenwelt im Gesichtssinn herein als im Geschmackssinn. Und noch mehr nehmen Sie im [[Wärmesinn]] herein. Das, was Sie durch den Sehsinn, durch den Gesichtssinn wahrnehmen, bleibt Ihnen doch noch fremder, als was Sie durch den Wärmesinn wahrnehmen. Durch den Wärmesinn treten Sie eigentlich schon in ein sehr intimes Verhältnis zu der Außenwelt. Ob man einen Gegenstand als warm oder kalt empfindet, das erlebt man stark mit, und man erlebt es mit dem Gegenstande mit. Die Süßigkeit des Zuckers zum Beispiel erlebt man weniger mit dem Gegenstande mit. Denn schließlich kommt es Ihnen beim Zucker auf das an, was er durch Ihren Geschmack erst wird, weniger auf das, was da draußen ist. Beim Wärmesinn können Sie das nicht mehr unterscheiden. Da erleben Sie schon das Innere dessen, was Sie wahrnehmen, stark mit.


Sichtbar sind die Gestalten wohl, aber es fehlt ihnen "doch gar zu sehr am Greiflich-Tüchtighaften" und sie werfen im Licht der Sonne auch keinen Schatten wie Dante selbst. Die Toten erscheinen zwar als menschliche Gestalten, aber ihnen fehlt die feste Grenze, die sie für andere undurchdringlich macht. Im Erdenleben schafft uns der stoffliche Leib diese feste Begrenzung, bietet uns einen Innenraum, der nur uns gehört und der dadurch unsere Identität wahrt und verhindert, dass wir uns in unserer Umwelt verlieren. Dieses Grenzerlebnis ist entscheidend für die Entwicklung unseres Ichbewusstseins. Dieses Grenzerlebnis, das wir im physischen Leben haben, muss ins Geistige übertragen werden, wenn wir unser volles Selbstbewusstsein nicht verlieren wollen. Wir müssen mit unserem Geistesleben dem äußeren Geistesleben objektiv gegenübertreten, wir dürfen damit nicht unterschiedslos zusammenfließen, wenn wir nicht ein unselbstständiges Glied der geistigen Welt werden wollen.  
Noch intimer setzen Sie sich mit dem Inneren der Außenwelt durch den [[Gehörsinn]] in Beziehung. Der Ton verrät uns schon sehr viel von dem inneren Gefüge des Äußeren, viel mehr noch als die Wärme, und sehr viel mehr als der Gesichtssinn. Der Gesichtssinn gibt uns sozusagen nur Bilder von der Oberfläche. Der Hörsinn verrät uns, indem das Metall anfängt zu tönen, wie es in seinem eigenen Innern ist. Der Wärmesinn geht schon auch in das Innere hinein. Wenn ich irgend etwas, zum Beispiel ein Stück Eis anfasse, so bin ich überzeugt: Nicht bloß die Oberfläche ist kalt, sondern es ist durch und durch kalt. Wenn ich etwas anschaue, sehe ich nur die Farbe der Grenze, der Oberfläche; aber wenn ich etwas zum Tönen bringe, dann nehme ich gewissermaßen von dem Tönenden das Innere intim wahr.


==Inhalt und Bedeutung==
Und noch intimer nimmt man wahr, wenn das Tönende Sinn enthält. Also Tonsinn: [[Sprachsinn]], Wortsinn könnten wir vielleicht besser sagen. Es ist einfach unsinnig, wenn man glaubt, daß die Wahrnehmung des Wortes dasselbe ist wie die Wahrnehmung des Tones. Sie sind ebenso voneinander verschieden wie Geschmack und Gesicht. Im Ton nehmen wir zwar sehr das Innere der Außenwelt wahr, aber dieses Innere der Außenwelt muß sich noch mehr verinnerlichen, wenn der Ton sinnvoll zum Worte werden soll. Also noch intimer in die Außenwelt leben wir uns ein, wenn wir nicht bloß Tönendes durch den Hörsinn wahrnehmen, sondern wenn wir Sinnvolles durch den Wortsinn wahrnehmen. Aber wiederum, wenn ich das Wort wahrnehme, so lebe ich mich nicht so intim in das Objekt, in das äußere Wesen hinein, als wenn ich durch das Wort den Gedanken wahrnehme. Da unterscheiden die meisten Menschen schon nicht mehr. Aber es ist ein Unterschied zwischen dem Wahrnehmen des bloßen Wortes, des sinnvoll Tönenden, und dem realen Wahrnehmen des Gedankens hinter dem Worte. Das Wort nehmen Sie schließlich auch wahr, wenn es gelöst wird von dem Denker durch den Phonographen, oder selbst durch das Geschriebene. Aber im lebendigen Zusammenhange mit dem Wesen, das das Wort bildet, unmittelbar durch das Wort in das Wesen, in das denkende, vorstellende Wesen mich hineinversetzen, das erfordert noch einen tieferen Sinn als den gewöhnlichen Wortsinn, das erfordert den [[Denksinn]], wie ich es nennen möchte. Und ein noch intimeres Verhältnis zur Außenwelt als der Denksinn gibt uns derjenige Sinn, der es uns möglich macht, mit einem anderen Wesen so zu fühlen, sich eins zu wissen, daß man es wie sich selbst empfindet. Das ist, wenn man durch das Denken, durch das lebendige Denken, das einem das Wesen zuwendet, das Ich dieses Wesens wahrnimmt - der [[Ichsinn]].
Bei Dante wird nun alles, was früher geistige Schau des Äußeren war, zum tiefen inneren persönlichen Erlebnis. Dante beschreibt, was er bei seinem Hinabstieg in die eigenen Seelentiefen erlebt. In des Lebens Mitte, so schildert er, irrt er in der Nacht zum Karfreitag des Jahres 1300 durch einen wilden grauenvollen Wald. Der Wald ist, ähnlich wie bei Brunetto oder später in [[Goethe]]s [[Faust-Dichtung|Faust II]] ("Waldung, sie schwankt heran..."), ein Bild für die ätherischen Lebenskräfte der Natur. Dennoch - die Schau des Geistigen, das die äußere irdische Natur durchwebt, tritt bei Dante zurück. Die Göttin [[Natura]] tritt in seiner «Commedia» nicht mehr explizit auf, sie wird höchstens in der rätselhaften Figur der Matelda, die Dante im irdischen Paradies begegnet, angedeutet. Teilweise zeigt auch Beatrice gewisse Züge der Natura, aber insgesamt ist doch alles, was aus dem alten Naturhellsehen stammte, endgültig verschwunden.  


Dante begegnen zunächst drei wilde Tiere, in denen sich die noch ungeläuterten Kräfte der seelischen Wesensglieder widerspiegeln - ein ''Pardelluchs'', ein ''Löwe'' und eine ''Wölfin''.
[[Bild:Sinne.gif|thumb|450px|Die zwölf Sinne des Menschen]]
Sehen Sie, man muß wirklich unterscheiden zwischen dem Ichsinn, der das Ich des anderen wahrnimmt, und dem Wahrnehmen des eigenen Ich. Das ist nicht nur deshalb verschieden, weil man das eine Mal das eigene Ich wahrnimmt, und das andere Mal das Ich des anderen, sondern es ist auch verschieden hinsichtlich des Herkommens. Die Keimanlage, das, was jeder vom anderen wissen kann, wahrnehmen zu können, die wurde schon auf dem alten Saturn uns eingepflanzt mit den Sinnesanlagen. Also, daß Sie einen anderen als ein Ich wahrnehmen können, das wurde Ihnen schon mit den Sinnesanlagen auf dem alten Saturn eingepflanzt. Ihr Ich haben Sie aber überhaupt erst während der Erdenentwickelung erlangt; dieses innerlich Sie beseelende Ich ist nicht das gleiche wie der Ichsinn. Die beiden Dinge müssen streng voneinander unterschieden werden. Wenn wir vom Ichsinn reden, so reden wir von der Fähigkeit des Menschen, ein anderes Ich wahrzunehmen. Sie wissen, ich habe nie anders als voll anerkennend über das Wahre und Große der materialistischen Wissenschaft gesprochen. Ich habe hier Vorträge gehalten, um diese materialistische Wissenschaft voll anzuerkennen; aber man muß dann wirklich so liebevoll sich in diese materialistische Wissenschaft vertiefen, daß man sie auch in ihren Schattenseiten liebevoll anfaßt. Wie diese materialistische Wissenschaft von den Sinnen denkt, das kommt erst heute in eine gewisse Ordnung. Erst heute fangen die Physiologen an, wenigstens Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn zu unterscheiden, und den Wärmesinn vom Tastsinn zu trennen. Das andere, was hier noch angeführt ist, das unterscheidet die äußere materialistische Wissenschaft nicht. Also, was Sie Erleben Ihres eigenen Ichs nennen, das bitte ich Sie sehr zu unterscheiden von der Fähigkeit, ein anderes Ich wahrzunehmen. Bezüglich dieser Wahrnehmung des anderen Ich durch den Ichsinn ist nun - das sage ich aus tiefer Liebe zur materialistischen Wissenschaft, weil diese tiefe Liebe zur materialistischen Wissenschaft einen befähigt, die Sache wirklich zu durchschauen - die materialistische Wissenschaft heute geradezu behaftet mit Blödsinnigkeit. Sie wird blödsinnig, wenn sie von der Art redet, wie sich der Mensch verhält, wenn er den Ichsinn in Bewegung setzt, denn sie redet Ihnen vor, diese materialistische Wissenschaft, daß eigentlich der Mensch, wenn er einem Menschen entgegentritt, aus den Gesten, die der andere Mensch macht, aus seinen Mienen und aus allerlei anderem unbewußt auf das Ich schließt, daß es ein unbewußter Schluß wäre auf das Ich des anderen. Das ist ein völliger Unsinn! Wahrhaftig, so unmittelbar wie wir eine Farbe wahrnehmen, nehmen wir das Ich des anderen wahr, indem wir ihm entgegentreten. Zu glauben, daß wir erst aus der körperlichen Wahrnehmung auf das Ich schließen, ist eigentlich vollständig stumpfsinnig, weil es abstumpft gegen die wahre Tatsache, daß im Menschen ein tiefer Sinn vorhanden ist, das andere Ich aufzufassen. So wie durch das Auge Hell und Dunkel und Farben wahrgenommen werden, so werden durch den Ichsinn die anderen Iche unmittelbar wahrgenommen. Es ist ein Sinnenverhältnis zu dem anderen Ich. Das muß man erleben. Und ebenso, wie die Farbe durch das Auge auf mich wirkt, so wirkt das andere Ich durch den Ichsinn. Wir werden, wenn die Zeit dazu gekommen sein sollte, auch ebenso von dem Sinnesorgan für den Ichsinn sprechen, wie man von den Sinnesorganen für den Sehsinn, für den Gesichtssinn sprechen kann. Es ist da nur leichter, eine materielle Manifestation anzugeben, als für den Ichsinn. Aber vorhanden ist das alles.


:"Eine Wölfin ist für Dante das Bild für die Unmäßigkeit, für die Schattenseiten der Empfindungsseele. Dann begegnen uns die Schattenseiten der Verstandesseele als der Entwickelung widerstrebende Kräfte: Was nicht in sich geschlossener Starkmut ist, was sinnlos aggressive Kräfte der Verstandesseele sind, das tritt uns in Dantes Phantasie als ein zu Bekämpfendes in dem Löwen entgegen. Und die Weisheit, die nicht nach den Höhen der Welt hinaufstrebt, die sich nur als Klugheit und Schlauheit auf die Welt richtet, tritt uns in dem dritten Bilde, in dem Luchs, entgegen. Die «Luchs-Augen» sollen darstellen Augen, die nicht Weisheitsaugen sind, die in die geistige Welt hineinsehen, sondern Augen, die nur auf die Sinnenwelt gerichtet sind." {{lit|GA 59, 12. Mai 1910}}
Wenn Sie gewissermaßen sich besinnen auf diese Sinne, so können Sie sagen: In diesen Sinnen spezifiziert sich oder differenziert sich Ihr Organismus. Er differenziert sich wirklich, denn Sehen ist nicht Töne-Wahrnehmen, Tonwahrnehmung ist nicht Hören, Hören ist wiederum nicht Denken-Wahrnehmen, Denken-Wahrnehmen ist nicht Tasten. Das sind gesonderte Gebiete des menschlichen Wesens. Zwölf gesonderte Gebiete des menschlichen Organismus haben wir in diesen Sinnesgebieten. Die Sonderung, daß jedes für sich ein Gebiet ist, das bitte ich Sie besonders festzuhalten; denn wegen dieser Sonderung kann man diese ganze Zwölfheit in einen Kreis einzeichnen, und man kann zwölf getrennte Gebiete in diesem Kreise unterscheiden.


Ihnen muss durch die [[Platonische Tugenden|platonischen Tugenden]] [[Weisheit]], [[Starkmut]] und [[Mäßigkeit]] entgegengewirkt werden:
Das ist anders, als es nun mit den Kräften steht, die gewissermaßen tiefer im Menschen liegen als diese Sinneskräfte. Der Sehsinn ist an das Auge gebunden, ist ein gewisser Bezirk im menschlichen Organismus. Der Hörsinn ist an den Hörorganismus gebunden, wenigstens in der Hauptsache; er braucht ihn aber nicht allein; es wird mit viel mehr im Organismus gearbeitet, es wird mit einem viel weiteren Bezirk gehört als durch das Ohr; aber das Ohr ist der normalste Hörbezirk. Alle diese Sinnesbezirke werden von dem Leben gleichmäßig durchflossen. Das Auge lebt, das Ohr lebt, das, was dem Ganzen zugrunde liegt, lebt; was dem Tastsinn zugrunde liegt, lebt - alles lebt. Das Leben wohnt in allen Sinnen, es geht durch alle Sinnesbezirke durch." {{Lit|{{G|170|105ff}}}}
</div>


:"Weisheit, die Kraft der Bewußtseinsseele; Starkmut in sich selber, die Kraft, welche der Verstandes- oder Gemütsseele entstammt, und Mäßigkeit, dasjenige, was die Empfindungsseele in ihrer höchsten Entfaltung erreicht. Wenn das Ich durchgeht durch eine Entwickelung, die getragen ist von der Mäßigkeit der Empfindungsseele, von der Starkheit oder inneren Geschlossenheit der Verstandes- oder Gemütsseele, von der Weisheit der Bewußtseinsseele, dann kommt es allmählich zu höheren Seelenerlebnissen, die in die geistige Welt hinaufführen." {{lit|GA 59}}
An anderer Stelle hat Rudolf Steiner auch eine andere Anordnung der 12 Sinne und entsprechend auch eine andere Zuordnung zu den Tierkreiszeichen gegeben. Hier bespricht er auch den Zusammenhang zwischen der Sinneswahrnehmung und dem Bilden der [[Erinnerung]]en.


– dazu gehört dann noch die [[Gerechtigkeit]], die unmittelbar mit der Ich-Kraft zusammenhängt.
<div style="margin-left:20px">
"Sehen Sie, Sie richten Ihre Sinne nach außen. Da finden Sie durch
Ihre Sinne die Außenwelt als eine sinnenfällige ausgebreitet. Ich
zeichne das schematisch, was da nach außen als sinnenfällig ausgebreitet
um uns herum liegt. Bitte, es soll das, was da außen herum liegt,
dieses (siehe Zeichnung, blau) sein. Wenn Sie Ihre Augen, Ihre Ohren,
wenn Sie Ihren Geruchssinn, was Sie wollen, auf die Außenwelt richten,
so wendet sich Ihnen gewissermaßen entgegen, es wendet sich
diesen Sinnen entgegen dasjenige, was die Innenseite dieses Außen ist—
also bitte: die Innenseite dieses Außen (links). Nehmen Sie an, Sie
wenden Ihre Sinne dem zu, was ich da gezeichnet habe (siehe Zeichnung,
Pfeile), so sind diese Sinne auf diese Außenwelt gerichtet und
Sie sehen das, was sich innen hier hineinneigt. Nun folgt die schwierige
Vorstellung, auf die ich aber schon kommen muß. Alles das, was
Sie da anschauen, zeigt sich Ihnen von innen. Denken Sie sich, daß
das auch eine Außenseite haben muß. Nun, ich will es schematisch dadurch
vor Ihre Seele rufen, daß ich sage: Wenn Sie so hinausschauen,
sehen Sie als Grenze Ihres Schauens das Firmament: das hier ist ja
fast so, nur daß ich es klein gezeichnet habe. Aber jetzt denken Sie
sich, Sie könnten flugs da hinausfliegen und könnten da durchfliegen
und von der andern Seite gucken, Ihre sinnenfälligen Eindrücke von
der andern Seite angucken. Also Sie könnten so hinschauen (siehe


===Inferno===
[[Datei:GA183_085.gif|500px|center|Zeichnung aus GA 183, S 85]]
====Übersicht====
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der finstere Wald; die drei Tiere; Virgil; der &bdquo;Veltro&ldquo;.</i></div><div><i>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Mission Virgils; die drei himmlischen Frauen.</div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Eingang der H&ouml;lle; </i>die Unentschlossenen; Acheronstrom.</div><div>4&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Erster Kreis </i>Limbus (= Vor-H&ouml;lle); tugendhafte Heiden.<br/>5&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Kreis Wollust; Francesca und Paolo.</i></div><div><i>6&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dritter Kreis Gier; Ciaccos Prophetie.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vierter Kreis Geiz </i>und <i>Verschwendung.</i></div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>F&uuml;nfter Kreis </i>Styx <i>Zorn, Tr&auml;gheit des Herzens.</i></div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sechster Kreis die Stadt Dis; der hohe Gesandter (Aeneas).</i></div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Ketzer in gl&uuml;henden Sarkophagen; Farinata.</i></div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung der Einteilung der H&ouml;lle <i>Aristotelische Laster</i></div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Siebenter Kreis Gewaltt&auml;ter gegen Andere.</i></div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Gewalt gegen sich selbst </i>Wald der Selbstm&ouml;rder.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Gewalt gegen Gott </i>Gottesl&auml;sterer.</div><div>15,16&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Gewalt gegen die Natur Brunetto Latini.</i></div><div>17&nbsp;&nbsp;&nbsp; Wucherer; das Ungeheuer Geryon (Betrug).</div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Achter Kreis </i>Malebolge mit 10 Sackt&auml;lern.</div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; Simonisten P&auml;pste Nikolaus III. <i>Bonifacius VIII.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; Wahrsager. Zauberer.</div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; Bestechende und Bestechliche; gl&uuml;hender Pechsee.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; Humoristisches Intermezzo: Teufel im Pechsee.</div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; Heuchler; Pharis&auml;er.</div><div>24,25&nbsp;&nbsp;&nbsp; Diebe und R&auml;uber; Schlangen als Peiniger.</div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; Schlechter Ratgeber &mdash; <i>Ulysses' Fahrt nach dem Westen.</i></div><div><i>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Schlechte Ratgeber (Fortsetzung).</div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; Stifter von Zwietracht; Mohammed; Bertran de Born.</div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; Falschm&uuml;nzer.</div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; F&auml;lscher.</div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Neunter Kreis&nbsp;&nbsp; </i>Untere Regionen der H&ouml;lle.</div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; Das ewige Eisgefilde des Verrates. Verrat an Verwandten </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; an dem Vaterland.</div><div>33 &nbsp;&nbsp;&nbsp;Ugolino.</div><div>34&nbsp;&nbsp;&nbsp; Verrat an Wohlt&auml;tern, an Gott. <i>Luzifer; </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; mechanischer Fl&uuml;gelschlag. </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Judas, Brutus, Cassius. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Durchgang durch den Mittelpunkt der Erde zum </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; L&auml;uterungsberg.</div>
</td></tr></table>


Zeichnung, Pfeile oben). Bitte, das sehen Sie natürlich nicht; aber
könnten Sie so hinschauen, so würde das der andere Aspekt sein.
Sie würden aus sich heraus müssen und würden von der andern Seite
Ihre ganze sinnenfällige Welt anschauen müssen. Sie würden also das,
was sich Ihnen als Farbe zuwendet, von der Rückseite betrachten, das,
was sich Ihnen als Ton zuwendet, von der Rückseite betrachten und
so weiter; was sich Ihnen als Geruch zuwendet, würden Sie von der
Rückseite betrachten, Sie würden von der Rückseite den Geruch in
die Nase fassen. Also von der andern Seite denken Sie sich die Weltbetrachtung: wie einen Teppich ausgebreitet die sinnenfälligen Dinge,
und nun den Teppich von der andern Seite einmal angesehen. Ein
kleines Stück sehen Sie nur, ein sehr, sehr kleines Stück von dieser
Rückseite. Dieses sehr kleine Stück, das kann ich hier nur dadurch zur
Darstellung bringen, daß ich die Sache so mache: Denken Sie sich
jetzt, ich zeichne das, was Sie da von der andern Seite sehen würden,
rot ein; so daß ich sagen kann, schematisch sieht man das Sinnenfällige
so: Wie man es gewöhnlich sieht, so sieht es blau aus; sieht man
es von der andern Seite, so sieht es rot aus, aber das sieht man natürlich
nicht. In diesem, was man da rot sehen würde, steckt erstens alles
das drin, was erlebt werden kann zwischen dem Tod und einer neuen
Geburt, zweitens alles das, was beschrieben ist in der «Geheimwissenschaft
im Umriß» als Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erdenentwickelung
und so weiter. Dasjenige liegt da aufgespeichert, was eben verborgen
ist für die sinnenfällige Anschauung. Das ist da auf der andern Seite
der Kugel. Aber ein kleines Stück sehen Sie davon; das kann ich nur
so zeichnen, daß ich jetzt sage: Nehmen Sie dieses kleine Stück von
dem Roten, das ginge da herüber (siehe Zeichnung, unten) und durchkreuzt
sich mit dem Blauen, so daß das Blaue, statt daß es jetzt vorne
ist, dahinter ist. Ich müßte eigentlich hier vierdimensional zeichnen,
wenn ich es wirklich zeichnen würde, ich kann es daher nur ganz
schematisch zeichnen. Also da (links) sind die Sinne jetzt hier dem
Blauen zugewendet; da sind sie nicht zugewendet dem Blauen, sondern
dem Roten, das Sie sonst nicht sehen. Aber hinter dem Rot hat
sich jetzt gekreuzt das, was sonst gesehen wird, und das ist jetzt darunter.
Und dieses kleine Stück, das da sich kreuzt mit dem andern, das
sehen Sie fortwährend im gewöhnlichen Bewußtsein. Das sind nämlich
Ihre aufgespeicherten Erinnerungen. Alles, was als Erinnerung
entsteht, entsteht nicht nach Gesetzen dieser äußeren Wahrnehmungswelt,
sondern es entsteht nach den Gesetzen, die dieser hinteren Welt
da entsprechen. Dieses Innere, das Sie als Ihre Erinnerungen haben, das
entspricht wirklich dem, was da auf der andern Seite ist (rechts). Indem
Sie in sich hineinblicken, in alles das, was Ihre Erinnerungen
sind, sehen Sie tatsächlich die Welt auf einem Stück von der andern
Seite; da ragt das andere ein wenig herein, da sehen Sie die Welt von
der andern Seite. Und wenn Sie jetzt durch Ihre Erinnerungen, wie
sie so aufgeschrieben sind, durchschlüpfen könnten - ich habe vor
acht Tagen davon gesprochen - , wenn Sie da hinunter könnten, unter
Ihre Erinnerungen sehen und sie von der andern Seite anschauen
könnten, von da drüben (siehe Zeichnung, links), da würden Sie die
Erinnerungen als Ihre Aura sehen. Da würden Sie den Menschen sehen
als ein geistig-seelisches aurisches Wesen, wie Sie sonst die äußere
Welt sinnenfällig in den Wahrnehmungen sehen. Nur wäre es ebensowenig
angenehm - wie ich das vor acht Tagen hier charakterisiert
habe - , weil da der Mensch noch nicht schön ist von dieser andern
Seite.


Als geistiger Führer durch die Unterwelt erscheint nun [[Wikipedia:Vergil|Vergil]]. Im [[Anticlaudian]] des [[Alanus ab Insulis]] waren die Wesen der Unterwelt erst ganz am Schluß zum Kampf angetreten. Bei Dante wird der Schilderung der Unterwelt, des Infernos, von Anfang an breiter Raum gegeben. Die 9 Kreise der [[Hölle]] haben einen deutlichen Bezug zu den seelischen Wesensgliedern:
Also das ist das Interessante, was man kreuzen muß mit dem andern
Verständnis des dreigliedrigen Menschen. Diese Kreuzung hier,
die liegt nun im mittleren Menschen, im Brustmenschen. Sie erinnern
sich an die Zeichnung, die ich vor acht Tagen gemacht habe, wo ich
ja die in sich gewundenen Lemniskaten mit den zurückgeschlagenen
Schleifen hatte: die müßte ich hier zeichnen. Hier müßte ich diesen
Brustmenschen zeichnen mit den zurückgeschlagenen Lemniskaten
(siehe Zeichnung Seite 85, links unten): das würde zusammenfallen
mit der Erinnerungssphäre. So daß dieser dreigliedrige Mensch hier in
seinem mittleren Teil diese Umwendung des Menschen hat, wo das
Innere äußerlich und das Äußere innerlich wird, wo Sie ein Tableau,
das Sie sonst als Welttableau, als die große Welterinnerung sehen
würden, nun als Ihre eigene kleine mikrokosmische Erinnerung
sehen. Sie sehen in Ihrem gewöhnlichen Bewußtsein dasjenige, was
sich zugetragen hat von Ihrem dritten Jahre an bis jetzt: das ist eine
innere Aufzeichnung, ein kleines Stück für das, was gleichartig mit
dem ist, was sonst Aufzeichnung für die ganze Weltenevolution ist,
was auf der andern Seite liegt.


[[Bild:Dore_Lucifer.jpg|thumb|left|300px|[[Luzifer]] (eigentlich [[Satan]]), der Herr der [[Hölle]], Illustration von [[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]] zu [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]]]
Nicht ohne Grund habe ich seinerzeit, wie den meisten von Ihnen
Bis zum 6. Kreis, wo sich die schreckliche Stadt Dis befindet, werden die Folgen der Unmäßigkeit gebüßt – also die vorwiegend [[luziferisch]]en Verfehlungen der [[Empfindungsseele]]. Im 7. Höllenkreis schmoren die Gewalttäter; hier ist auch der schreckliche Wald der Selbstmörder – eben alle, die nicht genügend [[Starkmut]] entwickelt haben, um die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] zu läutern. Ab dem 8. Kreis finden sich die Simonisten, die falschen Wahrsager und Zauberer, die Lügner, Betrüger und Verräter, die sich der [[ahrimanisch]]en Verfehlungen der [[Bewusstseinsseele]] schuldig gemacht haben. Im Zentrum, im 9. Kreis, in der [[Eishölle]], finden wir nach Dantes Schilderung [[Luzifer]] – tatsächlich ist es aber [[Ahriman]], der von hier aus seine Kräfte ausschickt.
wohl bekannt sein wird, davon gesprochen - und ich habe es ja wiederum
ausgeführt in meinem letzten Buche «Von Seelenrätseln» am
Schluß in der Anmerkung - , nicht ohne Grund habe ich davon gesprochen,
daß der Mensch eigentlich zwölf Sinne hat. Diese Sinne
müssen wir uns so denken, daß eine Anzahl von diesen zwölf Sinnen
nach dem Sinnenfälligen zugewendet sind, eine andere Anzahl von
diesen zwölf Sinnen sind aber nach rückwärts gerichtet. Sie sind auch
da unten (siehe Zeichnung Seite 85) nach dem gerichtet, was schon
das Gewendete ist. Und zwar sind nach dem äußeren Sinnenfälligen
gerichtet: Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn, Hörsinn, Sehsinn, Geschmackssinn,
Geruchssinn. Diese Sinne sind gerichtet nach dem
Sinnenfälligen. Die andern Sinne kommen ja eigentlich dem Menschen
deshalb nicht zum Bewußtsein, weil sie zunächst nach seinem
eigenen Inneren und dann nach dem Umgekehrten der Welt gerichtet
sind. Das sind vorzugsweise: Wärmesinn, Lebenssinn, Gleichgewichtssinn,
Bewegungssinn, Tastsinn. So daß wir sagen können: Für
das gewöhnliche Bewußtsein liegen sieben Sinne im Hellen (oben)
und fünf Sinne im Dunkeln (unten). Und diese fünf Sinne, die im
Dunkeln liegen, die sind der andern Seite der Welt zugewendet, auch
im Menschen der andern Seite (siehe Zeichnung Seite 85).


Die 9 Kreise der danteschen Hölle korrespondieren mit den 9 Schichten des [[Erdinneres|Erdinneren]], wie sie Rudolf Steiner gelegentlich charakterisiert hat. Sie stellen die Summe der astralen Kräfte dar, die den Menschen an die Erde fesseln und ihn immer wieder zu einer neuen Inkarnation herunterziehen, solange er diese Kräfte nicht aus seinem Wesen ausgeschieden hat. Dante schildert die gemäß der katholischen Lehre die Hölle als Ort der ewigen Verdammnis. Wahr ist, dass diese Kräfte nicht im [[Kamaloka]] abgetan werden können, sondern dass sich der Mensch erst nach und nach im Laufe der aufeinanderfolgenden Inkarnationen von ihnen endgültig befreien kann. Dante ist allerdings der [[Reinkarnation]]sgedanke noch weitgehend fremd. Allerdings bereitet ihm die von der Kirche postulierte ewige Verdammnis sämtlicher auch hochstehender Persönlichkeiten der vorchristlichen Zeit Unbehagen. Und so findet sich in seiner ''Commedia'', fußend auf der «Legenda Aurea», eine vielsagende Ausnahme von der sonst unumstößlichen Regel: Kaiser Trajanus sei auf Fürsprache von [[Gregor VII.|Papst Gregor dem Großen]] die Gunst eines neuerlichen Erdenlebens in gewährt worden, in dem er die [[Taufe]] empfangen habe und so von der ewigen Verdammnis befreit worden wäre.  
Sie können daher einen vollständigen Parallelismus haben zwischen
den Sinnen und zwischen etwas anderem, wovon wir gleich sprechen
werden (siehe Zeichnung, Kreis). Also nehmen wir an, wir hätten als
Sinne zu verzeichnen den Hörsinn, den Sprachsinn, den Denksinn,
den Ichsinn, den Wärmesinn, den Lebenssinn, den Gleichgewichtssinn,
den Bewegungssinn, den Tastsinn, den Geruchssinn, den Geschmackssinn,
den Sehsinn, so haben Sie im wesentlichen alles dasjenige,
was vom Ichsinn geht bis zum Geruchssinn, im Hellen liegend,
in dem, was dem gewöhnlichen Bewußtsein zugänglich ist (siehe
Zeichnung, schraffiert). Und alles dasjenige, was abgewendet ist vom
gewöhnlichen Bewußtsein, so wie die Nacht vom Tag abgekehrt ist,
das gehört den andern Sinnen an.


Es besteht allerdings künftig die Gefahr, dass Menschenseelen zum Raube Ahrimans werden und sich ganz mit der Erdenschlacke verbinden. Wie schon erwähnt, haust Ahriman in der Eishölle, nicht Luzifer. Dante schildert ihn als riesenhaftes grausiges Wesen mit 3 Gesichtern und fledermausartigen Flügeln (Inferno 34,11).
Es ist natürlich die Grenze auch wiederum nur schematisiert; es
fällt etwas ineinander; es sind die Wirklichkeiten nicht so bequem.
Aber diese Gliederung des Menschen nach den Sinnen ist so, daß Sie
schon im Schema an die Stelle der Sinne nur zu zeichnen brauchen die
Himmelszeichen, so haben Sie: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs,
Löwe, Jungfrau, Waage - sieben Himmelszeichen für die helle Seite;
fünf für die dunkle Seite: Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann,
Fische: Tag, Nacht; Nacht, Tag. Und Sie haben einen vollständigen
Parallelismus zwischen dem mikrokosmischen Menschen - dem, was
zugewendet ist seinen Sinnen, und dem, was abgewendet ist, aber


Dante schildert den Höllenraum als sich nach unten zu immer mehr verengenden Trichter, auf des Grund sich – im Erdenzentrum – die Eishölle befindet – ein vielsagendes Bild des immer stärkeren Eingeschlossen- und Eingefrorenseins in den materiellen Kräften. Von hier unten greift Ahriman herauf nach dem Menschengeist und will ihn in die geistigen Gesetzmäßigkeiten des Materiellen Daseins hineinzwingen. Ahriman will den Menschengeist mechanisieren, Luzifer hingegen will den Menschen zum moralischen Automaten machen, d.h. ihn eigentlich in den Unschuldszustand des Tieres zurückversetzen. Das menschliche Ich fiele dadurch in den Schoß der geistigen Welt zurück – allerdings in den Schoß der luziferischen geistigen Welt. Durch Ahriman würde das menschliche Ich zersplittert. Diese Splitter will sich Ahriman einverleiben und dadurch der göttlichen Schöpferkraft teilhaftig werden, die als Funke im menschlichen Ich lebt.
[[Datei:GA183_089.gif|500px|center|Die zwölf Sinne des Menschen: Zeichnung aus GA 183, S 89]]


Rudolf Steiner weist darauf hin, dass sich die ersten 7 Schichten des Erdinneren dem geistigen Blick eröffnen, wenn man die 7 Stufen des [[Christlicher Schulungsweg|christlichen Einweihungsweges]] durchschreitet:
eigentlich zugewendet ist seinen unteren Sinnen - und zwischen dem,
was im äußeren Kosmos den Wechsel bedeutet von Tag und Nacht. Es
geht gewissermaßen im Menschen dasselbe vor, was im Weltengebäude
vorgeht. Im Weltengebäude wechseln Tag und Nacht, im
Menschen wechselt auch Tag und Nacht, nämlich Wachen und
Schlafen, wenn sich auch beide voneinander emanzipiert haben für
den gegenwärtigen Bewußtseinszyklus des Menschen. Während des
Tages ist der Mensch zugewendet den Tagessinnen; wir können
ebensogut sagen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau,
Waage, wie wir sagen könnten: Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn und
so weiter. Sie können jedes Ich eines andern Menschen sehen, Sie
können die Gedanken des andern Menschen verstehen, Sie können
hören, sehen, schmecken, riechen: das sind die Tagessinne. In der
Nacht ist der Mensch so, wie sonst die Erde nach der andern Seite gewendet
ist, den andern Sinnen zugewendet, nur sind diese noch nicht
vollentwickelt. Sie werden erst nach der Venuszeit so voll entwickelt
sein, daß sie wahrnehmen können, was da nach der andern Seite ist.
Sie sind noch nicht so voll entwickelt, daß sie das wahrnehmen können,
was da nach der andern Seite ist. Sie sind in Nacht gehüllt, wie
beim Durchgang durch die andern Himmelsregionen, durch die andern
Bilder des Tierkreises, die Erde in der Nacht ist. Das Durchschreiten
des Menschen durch seine Sinne ist ganz zu parallelisieren mit dem
Gang - ob Sie nun sagen der Sonne um die Erde oder der Erde um
die Sonne, das ist ja schließlich für diesen Zweck gleichgültig; aber
diese Dinge hängen zusammen. Und diese Zusammenhänge kannten
die Weisen der alten Mysterien sehr gut." {{Lit|{{G|183|87ff}}}}
</div>


[[Bild:Erdinneres.gif|thumb|Die 9 Schichten des [[Erdinneres|Erdinneren]]]]
== Der Gebrauch der Sinnesorgane muss erlernt werden ==
:"Auch für die hellseherische Forschung besteht die Erde aus Schichten, und es stellt sich heraus, daß diese Schichten stufenweise wahrnehmbar werden. Diejenigen, welche die Vorträge über das Johannes-Evangelium gehört haben, werden sich erinnern, daß es sieben Stufen der christlichen Einweihung gibt. Diese bestehen erstens in der Fußwaschung, zweitens in der Geißelung, drittens der Dornenkrönung, viertens der Kreuztragung, fünftens im mystischen Tod, sechstens in der Grablegung, siebentens in der Auferstehung. In der Tat tritt für jede dieser Einweihungsstufen in bezug auf die Erforschung der Erde etwas besonders Merkwürdiges zutage, nämlich für jede dieser Einweihungsstufen erweist sich eine jeweils um einen Grad tiefer liegende Schicht unserer Erde als durchsichtig, so daß derjenige, welcher die erste Stufe der Einweihung erreicht hat, zunächst die erste Schicht der Erde durchschauen kann. Wer die zweite Stufe erreicht hat, durchschaut eine zweite Schicht, die ganz anders aussieht. Derjenige, der die Dornenkrönung erlebt hat, sieht eine dritte Schicht. Dann kommt die Stufe der Kreuztragung, welche die vierte Schicht sichtbar macht. Die fünfte Stufe, der mystische Tod, erschließt eine weitere Schicht. Dann kommt die sechste Stufe, die Stufe der Grablegung. Die siebente Schicht entspricht der Auferstehung, so daß Sie sieben aufeinanderfolgende Schichten haben. Dann liegen jenseits dieser sieben Schichten für diejenigen Stufen, auf die sich der Mensch erhebt, wenn er diese sieben Stufen der Einweihung absolviert hat, noch zwei weitere Schichten des Erdenplaneten, eine achte und eine neunte Schicht des Erdeninneren, so daß wir unser Erdinneres aus neun übereinanderliegenden Schichten aufgebaut haben. Ich habe diese Schichten im wesentlichen gleich breit gezeichnet (siehe Zeichnung); sie sind es in Wirklichkeit nicht, sondern sie sind verschieden breit. Aber die Breite der Schichten wird uns heute weniger interessieren können." {{lit|GA 96}}


Dante steigt bei seiner Schau des Inferno, wie wir gesehen haben, in seine eigenen Seelentiefen hinab. Schaut man das mit dem, was eben beschrieben wurde, zusammen, so erkennt man, dass man durch die 7 Stufen des christlichen Einweihungsweges alles das erkennen kann, was mit den Verfehlungen der Empfindungsseele und der Verstandesseele zusammenhängt. Damit korrespondieren die 7 oberen Schichten des Erdinneren. Nicht erreicht man auf diesem Weg das eigentlich [[Das Böse|Böse]], das mit der Bewusstseinsseele zusammenhängt. Dazu sind zwei weitere Schritte nötig. Erst durch die Bewusstseinsseele kann der Mensch aus eigenem Entschluss böse werden – bis dahin ist er Opfer der luziferischen und ahrimanischen Verführer. Im Ausgleich dazu wird der Mensch aber auch erst durch die Bewusstseinsseele fähig, selbsttätig [[Moral]] zu schaffen. Rudolf Steiner hat mit seinem in der [[Philosophie der Freiheit]] geprägten Begriff der [[Moralische Intuition|moralischen Intuition]] darauf hingewiesen.
Lernen ist für alle Sinnestätigkeit von größter Bedeutung. Die Sinneswahrnehmung ist uns nicht fertig gegeben, sondern wir müssen den Gebrauch der Sinne erst mühsam erlernen. So wie wir [[lesen]] lernen müssen (-> [[Sprachsinn]]), müssen wir auch lernen zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu hören, zu tasten usw. Die menschliche Sinnestätigkeit lässt sich im Grunde ein Leben lang verfeinern. Ein Maler hat einen differenzierteren Sehsinn entwickelt als der Durchschnittsmensch, der Feinschmecker hat durch Übung einen feineren Geschmacks- und Geruchssinn ausgebildet, Blinde entwickeln meist ein sehr feinfühliges Tastvermögen usw.


Erst mit dem Bewusstseinsseelenzeitalter eröffnet sich dem Menschen die zweifache Perspektive: entweder Ahriman in sich aufzunehmen – wodurch es zur Inkarnation Ahrimans kommt - und sich ganz mit der Erdenschlacke zu verbinden – oder das Ich mit dem [[Christus]] zu erfüllen im Sinne des [[Paulus]]-Wortes "Nicht ich, sondern der Christus in mir!"
== Das unterschiedliche Alter der Sinnesorgane ==


===Purgatorio===
Die erste Anlage zu den Sinnen wurde bereits auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] gelegt; sie sind also entwicklungsgeschichtlich bereits sehr alt. Allerdings waren sie in vergangen Zeiten ihrer Zahl und ihrer Funktion nach noch ganz anders geartet als heute. Das [[Ohr|Gehörorgan]] war in gewissem Sinn sogar schon vorgebildet, als der Mensch aus ganz anderen Welten zum [[Alter Saturn|alten Saturn]] herüberkam. Damals war der [[Physischer Leib|physische Leib]] im Grunde genommen ein einziges großes Ohr, der alles mittönte, was die Welt an Tönen durchklang. Dann spezialisierten sich die Sinne allmählich und verteilten sich auf eigene Organe. So wurde später auf dem alten Saturn die Anlage zum [[Wärmesinn]] hinzugefügt. Während der [[Alte Sonne|alten Sonnenentwicklung]] erwarb sich der Mensch den [[Sehsinn]] und auf dem alten Mond entstand der [[Geschmackssinn]]. Der jüngste und damit unvollkommenste Sinn, der [[Geruchssinn]], kam in der uns gewohnten Form erst auf der [[Erde (Planet)|Erde]] hinzu. Der Gehörssinn ist der vollkommenste aller Sinne, weil er bereits viermal umgebildet und verfeinert wurde und gegenwärtig seine fünfte Umwandlung erfährt.
====Übersicht====
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;<i>Venus, der Morgenstern; Cato, H&uuml;ter des L&auml;uterungsberges.</i></div><div><i>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Ankunft der Engelbarke; Casella, der S&auml;nger.</i></div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Die unter kirchlichem Bann Gestorbenen; Manfred.<br/></i>4, 5&nbsp;&nbsp; Diejenigen die die Bu&szlig;e verschoben haben bis&nbsp;an ihr Lebensende.<br/>6&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;Sordello; <i>Bu&szlig;rede &uuml;ber das zerrissene Italien.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Tal der F&uuml;rsten.</div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erste Nacht; die zwei Engel; die Schlange der Versuchung.</div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dantes Traum. Er wird im Schlaf zu der Petruspforte gebracht. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Der Engel mit dem Schwerte; die 7 P's.</div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der erste Kreis <b>Hochmut</b>, </i>gute Vorbilder der Demut.</div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die schwer b&uuml;&szlig;enden Hochm&uuml;tigen beten das Vaterunser.</div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vorbilder von bestraftem Hochmut; das erste P. wird getilgt.</div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Kreis<b> Neid</b>. </i>Den Neidischen sind die Augen zugen&auml;ht.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die Neidischen; warnende Stimmen in der Luft.</div><div>15&nbsp;&nbsp;&nbsp; &Uuml;bergang zum <i>dritten Kreis <b>Zorn</b> </i>Vision Dantes; </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vorbilder des Sanftmutes.</div><div>16&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dichte Finsternis. Marco Lombardo &uuml;ber den Einflu&szlig; der Sterne </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; auf die menschliche Seele. Freier Wille.</div><div>17&nbsp;&nbsp; &nbsp;Obergang zum <i>vierten Kreis. <b>Tr&auml;gheit des Herzens</b>. </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Worte Virgils <i>&uuml;ber nat&uuml;rliche und geistige Liebe</i></div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; Fortsetzung des Gespr&auml;chs <i>&uuml;ber Liebe und freien Willen</i></div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Traum von der Sirene F&uuml;nfter Kreis <b>Geiz</b>.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante verflucht die Habsucht; </div><div><i>&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Frage nach dem kommenden Erl&ouml;ser </i>(Veltro) Erdbeben.</div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung des Erdbebens: </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; eine erl&ouml;ste Seele darf eingehen in den Himmel; Statius.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sechster Kreis <b>Gier</b>.</i></div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Forese Donati.</i></div><div>24&nbsp;&nbsp;&nbsp; Gespr&auml;ch &uuml;ber die Dichtkunst mit Buonagiunta.</div><div>25 &nbsp;&nbsp;&nbsp;Statius' Belehrung &uuml;ber <i>K&ouml;rper und Seele; </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; die Flammen des <i>siebenten Kreises <b>Wollust</b>.</i></div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; Gespr&auml;ch mit Guinicelli und Arnaut (Troubadour) </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante spricht den Letzteren an in der provencalischen Sprache.</div><div>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; <b><i>Dante schreitet durch die Flammen</i></b><i>. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Kr&ouml;nung durch Virgil mit der Kaiserkrone</i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; und mit der p&auml;pstlichen Mitra.</i></div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; Das <i>irdische Paradies Matelda; Lethe und Eunoe.</i></div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Allegorischer Festzug.</i></div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Beatrice auf dem Wagen vom Greifen gezogen. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Virgil ist verschwunden. Beatrices Strafrede.</i></div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Dantes Erniedrigung. </i>Untertauchung in der <b>Lethe</b>. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante schaut Beatrices Antlitz.</i></div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der Paradiesesbaum. Apokalyptische Bilder. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Riese (Franz&ouml;sischer K&ouml;nig) und Hure<b> </b>(Papsttum).</i></div><div>33&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Beatrices Prophetie des DXV </i>Trunk aus der Eunoe. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Aufstieg zum Himmel (Paradiso).</div>
</td></tr></table>


Der Geruchssinn steckt heute noch ganz in der [[physisch]]en Entwicklung drinnen. Auf den Geschmackssinn hat der [[Ätherleib]] Einfluss, auf den Sehsinn der [[Astralleib]] und auf den Wärmesinn das [[Ich]]. Was der Mensch durch diese vier niedern Sinne aufnimmt, wird der ewigen [[Seele]] noch nicht einverleibt. Das [[Geistselbst]], soweit es der Mensch bereits entwickelt hat, verbindet sich mit dem Gehörssinn. Und erst alles, was in [[Wort]]en ausdrückbar ist, wird zum ewigen unvergänglichen geistigen Besitz des Menschen.


Jedem [[Einweihungsweg]] muss eine gründliche [[Läuterung]], eine [[Katharsis]], vorangehen, durch die sich der Mensch von jenen seelischen Schwerekräften befreit, die ihn an das nur irdische Dasein fesseln. Dante macht diese Reinigung beim Aufstieg auf den Läuterungsberg durch. Auf sieben Stufen wird die Seele von den 7 [[Hauptsünden]] befreit.
=== Die Veranlagung der Sinne auf dem alten Saturn ===


Anschließend an die Läuterung muss Dante die für jede [[Einweihung]] typischen [[Proben]] bestehen, wie sie Rudolf Steiner auch in «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» schildert:
Auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] wurde der [[Physischer Leib|physische Leib]] des [[Mensch]]en veranlagt, zunächst allerdings nur als reiner [[Wärme]]leib. Die Wärme[[substanz]] aus der er gebildet wurde, war durch das [[Wille]]nsopfer der [[Throne]] entstanden. Durch die Tätigkeit der [[Geister der Form]] wurde diesem Wärmeleib eine fest umrissene [[Form]] gegeben. Nachdem diese Tätigkeit um die Mitte des vierten Saturnkreislaufes vollendet war, setzte die Arbeit der [[Archai]] ein, die auf dem alten Saturn ihre [[Menschheitsstufe]], d.h. ihre [[Ich]]-Entwicklung, absolvierten. Sie pflanzten dem Wärmeleib des Menschen die ersten Keime der [[Sinnesorgane]] ein:


====Feuerprobe====
<div style="margin-left:20px">
[[Bild:Dante_Fire.jpg|thumb|200px|William Blake, Dante betritt das Feuer]]
"Dann folgt die Tätigkeit der «[[Geister der Finsternis]]»,
Das geistige Feuer "verbrennt" den Schleier der sinnlichen Welt und die geistigen Urbilder der äußeren Welt leuchten für den imaginativen Blick auf. Das ist eben nur möglich, wenn zuvor auch die letzten Reste der sinnlichen Begierde abgestreift wurden – denn eben diese webt den Sinnesschleier.  
die auch «[[Geister der Persönlichkeit]]» oder der «Selbstheit» ([[Egoismus]]) genannt werden. Ihnen kommt auf dieser
Stufe ein Bewußtsein zu, das dem gegenwärtigen
menschlichen Erdenbewußtsein ähnlich ist. Sie bewohnen
den geformten menschlichen Stoff leib als «Seelen» in einer
ähnlichen Art, wie heute die Menschenseele ihren Leib
bewohnt. Sie pflanzen dem Leib eine Art von Sinnesorganen
ein, welche der Keim sind zu den Sinnesorganen,
die sich später während der Erdentwickelung am Menschenkörper
entwickeln. — Man muß sich nur klarmachen,
daß sich diese «Sinneskeime» von den heutigen
Sinneswerkzeugen des Menschen doch noch wesentlich
unterscheiden. Der Mensch der Erde konnte durch solche
«Sinneskeime» nichts wahrnehmen. Denn für ihn müssen
die Bilder der Sinneswerkzeuge erst noch durch einen
feineren Ätherkörper, der sich auf der Sonne bildet, und
durch einen Astralkörper, der sein Dasein der Mondenentwickelung
verdankt, hindurchgehen. (Alles das werden
die weiteren Ausführungen klarlegen.) Aber die
«Geister der Persönlichkeit» können die Bilder der «Sinneskeime
» durch ihre eigene Seele so bearbeiten, daß sie
mit ihrer Hilfe äußere Gegenstände so wahrnehmen
können, wie dies der Mensch während seiner Erdentwickelung
tut. Indem sie so am Menschenleibe arbeiten,
machen die «Geister der Persönlichkeit» ihre eigene
«Menschheitsstufe» durch. Sie sind somit von der Mitte
des vierten bis zur Mitte des fünften Saturnkreislaufes
Menschen." {{Lit|{{G|011|165f}}}}
</div>


Man muss aber auch verstehen lernen, was man sieht. Zur [[Imagination]] tritt die [[Inspiration]] hinzu. Man lernt die Stimmen der geistigen Welt zu vernehmen. Angesichts der lodernden Feuerwand vernimmt Dante die Worte des Engels:
Danach setzte die Tätigkeit der «[[Söhne des Feuers]]», der heutigen [[Erzengel]], ein, die damals aber erst ein [[traum]]artiges [[Bewusstsein]] hatten.  


<table align="center"><tr><td>
<div style="margin-left:20px">
Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe: <br>
"Sie können nicht zu sich sagen: «Ich bin
"Beglückt, die reines Herzens sind!" – und mehr <br>
da», sondern etwa: «Meine Umgebung läßt mich da sein.»
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe. <br><br>
Sie nehmen wahr, und zwar bestehen ihre Wahrnehmungen
Drauf: "Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher <br>
in den geschilderten Lichtwirkungen auf dem Saturn. Diese
Die Glut euch nagte! Tretet in die Flammen, <br>
sind in einer gewissen Art ihr «Ich». Das verleiht ihnen eine
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!" (Purgatorio 27)
besondere Art des Bewußtseins. Man kann dies als Bilderbewußtsein
</td></tr></table>
bezeichnen. Es kann vorgestellt werden von der
Art des menschlichen Traumbewußtseins; nur daß man sich
den Grad der Lebhaftigkeit sehr viel größer zu denken hat
als beim menschlichen Träumen und daß man es nicht mit
wesenlos auf- und abwogenden Traumbildern zu tun hat,
sondern mit solchen, welche in einem wirklichen Verhältnisse
zu dem Lichtspiel des Saturn stehen." {{Lit|{{G|013|165}}}}
</div>


Die Inspiration zu erleben, ist gleichbedeutend damit, dass man lernt die [[okkulte Schrift]] zu lesen. Das ist gleichsam die Gebärdensprache der geistigen Welt. Es sind keine ausgedachten Symbole, sondern diese geistige Schrift entspricht genau den Kräften, die in der geistigen Welt wirksam sind. In dieser geistigen Zeichensprache kann man die geistige Welt viel unmittelbarer erfassen und beschrieben als in sinnlichen Gleichnissen – das ganze imaginative Erleben, das bis dahin ein bildhaftes, aber sinnlich-bildhaftes Erleben war, ändert und vertieft sich dadurch.
Erst auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] entwickelten sie ihr Ich und wurden zu [[Schöpfer]]n des [[Licht]]s, indem sie den [[Geister der Weisheit]], die einen Teil ihres inneren [[Wesen]]s an sie [[Schenkende Tugend|verschenkten]], äußerlich, aber zeitversetzt zurückstrahlten. Während der fünften [[Runde]] der alten Saturnentwicklung nahmen sie davon schon etwas voraus und konnten dadurch die Sinneskeime des menschlichen Wärmeleibs beleben und zum Leuchten anregen. Dieses ausgestrahlte Licht ermöglicht erst unser heutiges [[Sehen]], bei dem das innerlich erregte Licht dem äußeren Licht entgegenkommen muss.


====Wasserprobe====
<div style="margin-left:20px">
Durch diese Probe muss sich beweisen, ob man sich, wenn die Stütze der äußeren sinnlichen Welt weggefallen ist, frei und sicher in der geistigen Welt bewegen kann. Dazu gehört sichere eigenständige [[Urteilskraft]] im [[Denken]], Selbstbeherrschung im Empfinden und Initiativkraft im Wollen (man nimmt freiwillig ernste Verpflichtungen auf sich, zu denen es keinen äußeren Anstoß gibt). Nur so kann man von der Sinneswelt, die einen sicher trägt, zum bewussten Erleben der unaufhaltsam strömenden Ätherwelt übertreten. Man betritt dann wie Dante die ätherische Welt des "irdischen Paradieses" und man lernt wie er die beiden Ströme [[Lethe]] und [[Eunoë]] kennen. Man tritt in jenen paradiesischen Zustand über, in dem der Mensch war, ehe er sich in dichten stofflichen Leibern verkörperte – und in den er künftig in verwandelter Form wieder übertreten wird.
"Die Arbeit dieser Geister wird um die Mitte des fünften
Saturnkreislaufes abgelöst von derjenigen der «Söhne des
Feuers», welche auf dieser Stufe noch ein dumpfes Bilderbewußtsein
haben, gleich dem Mondenbewußtsein des
Menschen. Sie erreichen die Stufe der Menschheit erst auf
dem nächsten Planeten, der Sonne. Ihre Arbeit ist daher
hier noch in einem gewissen Grade unbewußt, traumhaft.
Durch sie wird aber die Tätigkeit der «Sinneskeime» aus
dem vorigen Kreislauf belebt. Die von den «Feuergeistern» erzeugten Lichtbilder scheinen durch diese
Sinneskeime nach außen. Der Menschenvorfahr wird dadurch
zu einer Art leuchtender Wesenheit erhoben. Während
das Saturnleben sonst dunkel ist, leuchtet jetzt der
Mensch aus der allgemeinen Finsternis auf. — Noch die
«Geister der Persönlichkeit» wurden dagegen in dieser
allgemeinen Finsternis zu ihrem Menschendasein erweckt." {{Lit|{{G|011|166f}}}}
</div>


====Luftprobe====
<div style="margin-left:20px">
Hier muss man nun absolute Geistesgegenwart entwickeln. Es darf kein Zögern und kein Zweifeln mehr geben. Man muss sich ganz sicher und fest auf sich selbst stützen. Man agiert nun ganz selbstständig aus seinem höheren Selbst. Man darf sich nicht verlieren. Das heißt aber auch, dass man seine geistigen Fähigkeiten jederzeit ganz präzise einschätzen muss. Man muss nicht im absoluten Sinne vollkommen sein, dazu bedarf es noch eines weiten Weges – aber man muss sich ganz schonungslos seines eigenen Wertes und auch seines Unwertes bewusst werden. Man muss – um bei Dantes Bild zu bleiben – die Strafpredigt [[Beatrice]]s über sich ergehen lassen.
"In diesem Wechselspiel
zwischen den Feuergeistern und den Saturnwärmekörpern
werden die Keime der menschlichen Sinnesorgane
der Entwickelung einverleibt. Die Organe, durch welche
der Mensch gegenwärtig die physische Welt wahrnimmt,
leuchten auf in ihren ersten feinen ätherischen Anlagen.
Menschen-Phantome, welche an sich noch nichts anderes
zeigen als die Licht-Urbilder der Sinnesorgane, werden
innerhalb des Saturn dem hellseherischen Wahrnehmungsvermögen
erkennbar." {{Lit|{{G|013|166}}}}
</div>


====Der Trunk des Vergessens====
Der Mensch selbst konnte sich damals dieser Leuchtkraft noch nicht bedienen, aber die erhabenen [[Seraphim]], die [[Geister der All-Liebe]], konnten sich durch dieses Leuchten der Sinneskeime offenbaren.
[[Bild:Beatrice_Lethe.jpg|thumb|300px|Sandro Botticelli, Beatrice am Lethefluss]]
Hat man diese Proben bestanden, darf man in den Strom der [[Lethe]] tauchen und aus ihren Fluten trinken. Die [[Erinnerung]] an alte Schuld, die hier nur mehr hemmend wäre, wird ausgelöscht. Überhaupt wird das ganze herkömmliche [[Gedächtnis]] beiseite gestellt – es darf sich keine Erinnerung, nichts im Leben Erfahrenes oder Erlerntes, störend in die geistige Erkenntnis einmischen, die nur mehr aus der unmittelbaren Geistesgegenwart schöpfen darf.


====Der Gedächtnistrank====
<div style="margin-left:20px">
Noch ein zweiter «Trank» wird dem Eingeweihten gereicht – der [[Gedächtnistrank]]. Durch ihn sind ihm die höheren Geheimnisse und vor allem auch das genaue Bewusstsein für das Maß der eigenen Kräfte ständig lebendig gegenwärtig. Dazu würde das gewöhnliche Gedächtnis nicht ausreichen. Man ist jetzt unmittelbar mit den geistigen Welten verbunden und handelt aus ihrem lebendigen Anschauen. Man muss darüber nicht mehr nachdenken, das Handeln aus dem Geistigen heraus ist einem zur zweiten Natur geworden.
"Das Menschenwesen selbst kann sich auf dem Saturn
aber seiner Leuchtkraft nicht bedienen. Die Lichtkraft
seiner Sinneskeime würde durch sich selbst nichts ausdrücken
können, aber es finden durch sie andere erhabenere
Wesen die Möglichkeit, sich dem Saturnleben zu
offenbaren. Durch die Leuchtquellen der Menschenvorfahren
strahlen sie etwas von ihrer Wesenheit auf den
Planeten nieder. Es sind dies erhabene Wesen aus der
Reihe jener vier, von denen oben gesagt worden ist, daß
sie in ihrer Entwickelung bereits über alle Verbindung
mit dem Menschendasein hinausgewachsen seien. Ohne
daß für sie selbst eine Notwendigkeit vorläge, strahlen
sie jetzt durch «freien Willen» etwas von ihrer Natur
aus. Die christliche Geheimlehre spricht hier von der
Offenbarung der Seraphime (Seraphim), der «Geister der
Alliebe». Dieser Zustand dauert bis zur Mitte des sechsten
Saturnkreislaufes." {{Lit|{{G|011|167}}}}
</div>


====Die Auferstehungsfrage====
<div style="margin-left:20px">
Je weiter Dante den Läuterungsberg hinansteigt, desto mehr wird ihm zur Frage, wieso die Toten überhaupt als geschlossene Gestalt erscheinen können. Angesichts derer, die für ihre Gier hier zur Buße magern müssen fragt er:
"Wären sie nicht da, so könnten die Feuergeister
nicht das oben geschilderte Bewußtsein haben. Sie
schauen die Saturnvorgänge mit einem Bewußtsein an, das
es ihnen ermöglicht, diese als Bilder auf die Feuergeister zu
übertragen. Sie selbst verzichten auf alle Vorteile, welche sie
durch das Anschauen der Saturnvorgänge haben könnten,
auf jeden Genuß, jede Freude; sie geben das alles hin, damit
die Feuergeister es haben können." {{Lit|{{G|013|166}}}}
</div>


<table align="center"><tr><td>
== Die Beziehung der Sinne zu den höheren Welten ==
"Wie wird man hier so mager,<br/>
Hier, wo kein Leib ist, welchen Speis erhält?"
</td></tr></table>


Das [[Licht]] ist nicht bloß [[physisch]]er Natur, sondern in ihm wirken auch [[astral]]e [[Wesenheiten]], deren Tätigkeit sich in den sinnlichen Farben offenbart. Diese astralen Wesenheiten werden durch die schattenwerfenden physischen Gegenstände nicht aufgehalten; sie offenbaren sich dem geistigen Blick daher besonders leicht bei der Betrachtung des Schattens. Im Schatten des Menschen wird in diesem Sinn auch das Wesen seiner eigenen [[Seele]] sichtbar.


Von Statius (Publius Papinius Statius, ca. 45 - 96 n. Chr.), dem römischen Dichter, wird er nun über das Verhältnis von Seele und Leib und über die Bildung der menschlichen Gestalt belehrt:
Der [[Sehsinn]] hängt zusammen mit den höheren Regionen der [[Astralwelt]], der [[Wärmesinn]] mit deren unteren Bereichen. Der bereits sehr hoch entwickelte [[Gehörssinn]] hat eine unmittelbare Beziehung zur [[Physische Welt|physischen Welt]], während gerade die noch wenig ausgereiften Sinne, wie z.B. der [[Geruchssinn]], eng mit den höchsten [[Geistige Welt|geistigen Welten]] zusammenhängen.


<table align="center"><tr><td>
== Ahrimanische und luziferische Einflüsse auf die Sinne ==
<p>Das reinste Blut, das von den Adern nie <br/>Getrunken wird, vergleichbar einer Speise, <br/>Die &uuml;ber den Bedarf Natur verlieh, </p><p align="left">Empf&auml;ngt im Herzen wunderbarerweise , <br/>Die Bildungskraft f&uuml;r menschliche Gestalt, <br/>Geht dann mit dieser durch der Adern Kreise, </p><p align="left">Noch mehr verkocht, zu einem Aufenthalt, <br/>Den man nicht nennt, von wo&rsquo;s zu anderm Blute <br/>In ein nat&uuml;rlich Becken &uuml;berwallt. </p><p align="left">Da&szlig; beides zum Gebild zusammenflute, <br/>Ist leidend dies, und t&auml;tig das, vom Ort, <br/>In dem die hohe Bildungskraft beruhte. </p><p align="left">Drin angelangt, beginnt&rsquo;s sein Wirken dort; <br/>Geronnen erst, erzeugt es junges Leben <br/>Und schreitet in des Stoffs Verdichtung fort. </p><p align="left">Die Seel entsteht aus t&auml;t&rsquo;ger Kr&auml;fte Streben, <br/>Wie die der Pflanze, die schon stillesteht, <br/>Wenn jene kaum beginnt, sich zu erheben. </p><p align="left">Bewegung zeigt sich dann, Gef&uuml;hl entsteht, <br/>Wie in dem Schwamm des Meers, und zu entfalten <br/>Beginnt die t&auml;t&rsquo;ge Kraft, was sie ges&auml;t. </p><p align="left">Nun beugt, nun dehnt die Frucht sich aus, beim Walten <br/>Der Kraft des Zeugenden, die, nie verwirrt <br/>Von fremdem Trieb, nur ist, um zu gestalten. </p><p align="left">Doch, Sohn, wie nun das Tier zum Menschen wird, <br/>Noch siehst du&rsquo;s nicht, und dies ist eine Lehre, <br/>Worin ein Weiserer als du geirrt. </p><p align="left">Er war der Meinung, von der Seele w&auml;re <br/>Gesondert die Vernunft, weil kein Organ <br/>Die &Auml;u&szlig;erung der letztern uns erkl&auml;re. </p><p align="left">Jetzt sei dein Herz der Wahrheit aufgetan, <br/>Damit dein Geist, was folgen wird, bemerke! <br/>Wenn Bildung das Gehirn der Frucht empfah&rsquo;n, </p><p align="left">Kehrt, froh ob der Natur kunstvollem Werke, <br/>Zu ihr der Sch&ouml;pfer sich und haucht den Geist, <br/>Den neuen Geist ihr ein, von solcher St&auml;rke, </p><p align="left">Da&szlig; er, was t&auml;tig dort ist, an sich rei&szlig;t, <br/>Und mit ihm sich vereint zu einer Seele, <br/>Die lebt und f&uuml;hlt und in sich wogt und kreist. </p><p align="left">Und, da&szlig; dir&rsquo;s nicht an hellerm Lichte fehle, <br/>So denke nur, wie sich zum edlen Wein <br/>Die Sonnenglut dem Rebensaft verm&auml;hlte. </p><p align="left">Gebricht es dann der Lachesis an Lein, <br/>Dann tr&auml;gt sie mit sich aus des Leibes H&uuml;lle <br/>Des Menschlichen und G&ouml;ttlichen Verein; </p><p align="left">Die andern Kr&auml;fte s&auml;mtlich stumm und stille, <br/>Doch sch&auml;rfer als vorher in Macht und Tat, <br/>Erinnerung, Verstandeskraft und Wille. </p><p align="left">Und ohne S&auml;umen f&auml;llt sie am Gestad, <br/>An dem, an jenem, wunderbarlich nieder, <br/>Und hier erkennt sie erst den weitern Pfad. </p><p align="left">Kaum ist sie nun auf sicherm Orte wieder, <br/>Da strahlt die Bildungskraft rings um sie her, <br/>So hell wie einst beim Leben ihrer Glieder. </p><p align="left">Und wie die Luft, vom Regen feucht und Schwer. <br/>Sich gl&auml;nzend schm&uuml;ckt mit buntem Farbenbogen <br/>Im Widerglanz vom Sonnenfeuermeer; </p><p align="left">So jetzt die L&uuml;fte, so die Seel&rsquo; umwogen, <br/>Worein die Bildungskraft ein Bildnis pr&auml;gt, <br/>Sobald die Seel&rsquo; an jenen Strand gezogen. </p><p align="left">Und gleich der Flamme, die sich nachbewegt, <br/>Wo irgendhin des Feuers Pfade gehen, <br/>So folgt die Form, wohin der Geist sie tr&auml;gt. </p><p align="left">Sieh daher die Erscheinung dann entstehen, <br/>Die Schatten hei&szlig;t; so bildet sich in ihr <br/>Jedwed Gef&uuml;hl, das H&ouml;ren und das Sehen. </p><p align="left">Und daher sprechen, daher lachen wir, <br/>Und daher weinen wir die bittern Z&auml;hren <br/>Und seufzen laut auf unserm Berge hier. </p><p align="left">Der Schatten bildet sich, je wie Begehren <br/>Und Leidenschaft uns reizt und Lust und Gram. <br/>Dies mag dir, was du angestaunt, erkl&auml;ren. (Purgatorio 25)</p>
[[Datei:GA170 253.gif|thumb|300px|Luziferische (unten) und ahrimanische (oben) Umgestaltung der Sinne.]]
</td></tr></table>
Die oberen Sinne sind durch [[ahrimanisch]]e, die unteren Sinne durch [[luziferisch]]e Kräfte umgestaltet; nur die mittleren Sinnesbereiche, die in etwa den klassischen 5 Sinnen entsprechen, sind von diesen Einflüssen weitgehend frei:


<div style="margin-left:20px">
"Die eigentlich für den physischen Plan bestimmten Sinne, Ichsinn,
Denksinn, Sprachsinn, sind ahrimanisch umgestaltet. Und nur dadurch
sind wir das geworden, was wir als Menschen auf dem physischen
Plan sind, daß Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn luziferisch umgestaltet
sind. Und nur ein mittleres Gebiet haben wir, das gewissermaßen
sich bewahrt hat vor diesen Einflüssen." {{Lit|{{G|170|253}}}}
</div>


In der Blutswärme lebt die Willenskraft des Ich. Mit dem Blut strömen die Bildekräfte, die die menschliche Gestalt formen. Das geistige Feuer, die innige Seelenwärme, die strömende ätherische Wärme und die äußere Wärme durchdringen sich so sehr, dass Leib, Seele und Geist nahezu untrennbar ineinander verschlungen werden. Wären die Hüllenglieder des Menschen nicht durch den Sündenfall und seine Folgen korrumpiert, würden wir die Formkräfte, die die menschliche Gestalt bilden, unmittelbar in das geistige Dasein mitnehmen. Durch den Einfluss der luziferischen und ahrimanischen Widersacher haben sich aber immer mehr Kräfte der Finsternis und Kälte unseren Wesensglieder einverwoben. Sie können nicht in das höhere geistige Dasein mitgehen und müssen ausgeschieden werden.
== Die Sinnesprozesse waren einstmals Lebensprozesse ==


===Paradiso===
Früher waren die Sinne viel lebendiger und sind erst heute zu beinahe physikalischen Apparaten abgestorben. Noch während der alten Mondenzeit glichen die Sinnesprozesse viel eher [[Lebensprozesse]]n. Deshalb aber konnten sie noch keine Grundlage für das vollbewusste Leben des Menschen bilden, sondern waren nur geeignet für das [[Traum|traumartige]] [[Hellsehen]] des Mondenmenschen.  
====Übersicht====
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Anruf an Apollon. </i>Aufstieg durch die Feuersph&auml;re zur Mondsph&auml;re.</div><div>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Mondsph&auml;re. Belehrung &uuml;ber die finsteren Stellen auf der Mondfl&auml;che.</i></div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Niedrigste Form der Seligkeit. Piccarda. Gel&uuml;bde.</div><div>4&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Zusammenhang der Seelen mit den Sternen (Plato) &uuml;ber gebrochene Gel&uuml;bde.</div><div>5&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Merkursph&auml;re </i>Die Ehrgeizigen im edelen Sinne.</div><div>6&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Kaiser Justinian. <i>Geschichte Roms.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Lehre der Erl&ouml;sung <i>,Nella Fiamma d'Amor'.</i></div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Venussph&auml;re </i>Diejenigen die viel geliebt haben. Karl Martell.</div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Cunizza; Folco von Marseille (Minnes&auml;nger).</div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sonnesph&auml;re. Kreis von Lichtern: die Weisen. S. Thomas von Aquino Reigen.</i></div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Lobrede &uuml;ber S. Franziscus von Assisi durch S. Thomas.</i></div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Lichtkreis. S. Bonaventura lobt und preist S. Dominicas.</i></div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; Reigen der 24 Lichter. Thomas belehrt Dante &uuml;ber Adam und Christus, </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &uuml;ber die Sch&ouml;pfung.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; K&ouml;nig Salomon spricht &uuml;ber den Auferstehungsleib. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dritter Lichtkreis. Aufstieg zur <i>Marssph&auml;re; </i>Kreuz.</div><div>15&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Dantes Vorfahr Cacciaguida.</i></div><div>16&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Cacciaguidas Bild der alten Stadt Florenz.</i></div><div>17&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Prophetie Cacciaguidas &uuml;ber Dantes Schicksal.</i></div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; Aufstieg zur <i>Jupitersph&auml;re. </i>Gerechte F&uuml;rsten.</div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der Adler der gerechten Seelen. Gerechtigkeit Gottes.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>G&ouml;ttlicher Gnade; Trajanus. Ripheus.</i></div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Saturnsph&auml;re </i>Die kontemplativen Seelen. Himmelleiter. Schallender Ruf.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung des Rufes: Erniedrigung des Bonifacius VIII durch Frankreich. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; S. Benedictus. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Sph&auml;re der Fixsterne. </i>Dante in seinem Sternbild: Zwillinge.</div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erscheinung Christi und Mariae.</div><div>24&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Petrus. Frage &uuml;ber den Glauben. Dantes Credo.</i></div><div>25&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Jacobus Frage &uuml;ber die Hoffnung. </i>Johannes. Dante erblindet.</div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Johannes Frage &uuml;ber die Liebe. </i>Dante wird wieder sehend. Gespr&auml;ch mit Adam.</div><div>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; Bu&szlig;rede Petri gegen die Entartung der Kirche. <i>Primum Mobile.</i></div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die Engelhierarchien.</div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; Beatrices Belehrung &uuml;ber die Engel.</div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Empyreum. </i>Au&szlig;erhalb des Raumes und der Zeit. Das Lichtmeer. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die Himmelsrose. </i>Sessel der seligen Geister.</div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Himmelsrose. Beatrice nimmt ihren Sessel ein. </i><i>S. Bernardus von Clairvaux. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dantes Danksagung.</i></div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung der Einteilung der Himmelsrose.</div><div>33&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>S. Bernardus' Gebet an Maria. Die drei Zirkel. </i><i>Antlitz Gottes: Visio Dei.</i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante f&uuml;hlt seinen Willen und seine Sehnsucht aufgenommen in die Liebe, </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; die das All bewegt.</i></div>
</td></tr></table>


[[Datei:Dantes Himmelsspirale.jpg|thumb|300px|Dantes Himmelsspirale. Illustration zu [[Dante]]s [[Divina Commedia]] von [[Wikipedia:William Blake|William Blake]].]]
Der Ichsinn war auf dem alten Mond noch bedeutungslos und ähnlich auch der Denksinn und der Sprachsinn. Der Gehörssinn war damals allerdings viel lebendiger als heute. Das Hören war mit einem innerlichen Durchbebtsein verbunden; mit einem inneren Vibrieren machte man den Ton lebendig mit in einer Art von innerem Tanz. Und wenn man selbst Töne hervorbrachte, indem man das Gehörte nachahmte, so wurde auch da ein innerer Tanz erregt, den man durch den Bewegungssinn wahrnahm. Ähnlich lebendig war der Wärmesinn, durch den man das Wärmen und Kühlen lebensvoll im Inneren empfand. Was während der Erdenentwicklung zum Geruchssinn geworden ist, war damals noch innig verbunden mit der Lebensttätigkeit. Auch das Schmecken glich einem Lebensprozess ähnlich unserem heutigen [[Atem]]prozess. Es gingen dadurch viel realere Prozesse in uns vor, als wenn wir uns heute des Geschmackssinns bedienen. So war es auch mit dem Sehsinn. Das [[Auge]] war so etwas wie ein Farbatmungsorgan. Die ganze Lebensverfassung hing davon ab, wie wir durch das Auge das Licht aufnahmen. Man dehnte sich aus, wenn man ins Blaue hineinkam und man drückte sich zusammen, wenn man sich ins Rote hineinwagte - der Mensch war ja damals in seiner ganzen Gestalt noch viel beweglicher als heute. Der Lebenssinn, durch den wir heute unsere innere Lebendigkeit spüren, konnte in der Form auf dem alten Mond noch nicht vorhanden  sein, denn man lebte damals noch viel mehr das allgemeine Leben der Umwelt mit. Ein weitgehend abgesondertes inneres Leben gab es noch nicht und indem alle heutigen Sinnesorgane damals Lebensorgane waren, bedurfte es eines besonderen Lebenssinnes nicht. Der Tastsinn entstand in seiner heutigen Form erst auf der [[Erde (Planet)|Erde]] zusammen mit dem [[Mineralreich]].  
Die Liebeskraft des Christus ist es, die die düsteren Kräfte, die uns am geistigen Aufstieg im nachtodlichen Leben hindern würden, aus unseren Wesensgliedern herausreißt – und das war auch schon in vorchristlicher Zeit seit dem Sündenfall so. Diese finsteren und kalten Seelenkräfte sind es, die sich vor allem in den Erdentiefen sammeln bzw. als düstere Decke über die Erde breiten und von denen Dante in den Gesängen des Infernos und des Purgatorios spricht. Diese Kräfte sind es aber auch, die unserer Hüllennatur ihre undurchdringliche Festigkeit verleihen - allerdings auf verfehlte Weise, denn sie materialisieren unsere Hüllen zu einem sterblichen stofflichen Körper, der immer wieder dem Zerfall anheim gegeben wird, weil er sich spröde den gestaltenden geistigen Kräften widersetzt und unter deren Ansturm notwendig zerbricht. Im geistigen Leben nach dem Tode fehlen uns daher wesentliche Teile unserer Hüllennatur. Vom Astralleib fällt alles ab, was mit irdisch egoistischen Begierden durchsetzt ist. Vom Ätherleib, der der Träger des Gedächtnisses und u.a. auch der menschlichen Temperamente ist, können wir nur einen schwachen Auszug in das geistige Dasein mitnehmen. Und der physische Leib, der am meisten von der "Verstofflichung" befallen ist, wird mit dem Tode fast völlig abgestreift. Dabei ist daran zu erinnern, dass physischer Leib und stofflicher Leib nicht gleichbedeutend sind. Der physische Leib ist die nur übersinnlich erfahrbare Formgestalt des Menschen, von Rudolf Steiner auch als Phantomleib bezeichnet, die nur dadurch sinnlich sichtbar wird, dass sie sich mit irdischer Stofflichkeit erfüllt. Alles irdisch Stoffliche verfällt dem Grab, und das ist für das nachtodliche Leben kein Verlust. Aber wir verlieren eben auch wesentliche Teile unserer physischen Formgestalt – und das ist eine entscheidende Einbuße, denn gerade diese Formgestalt gibt uns jene feste Grenze, ohne die wir unser Selbstbewusstsein nicht weiterentwickeln können. Das einmal im irdischen Dasein erworbene Ichbewusstsein geht zwar nicht verloren, aber es kann im Leben nach dem Tod wegen des mangelnden Grenzerlebnisses nicht weiterentwickelt werden. Das geht erst wieder im nächsten Erdenleben. Damit der Mensch einmal aus dem Kreislauf der Wiedergeburten herauskommen und dauerhaft in ein geistigeres Leben übertreten kann, muss erstens seine Ich-Kraft gestärkt werden und zweitens seine Hüllennatur vor dem Verfall gerettet werden. Alle Verfehlungen, die wir im irdischen Leben begannen haben, schwächen unsere Ich-Kraft. In einem neuen Erdenleben können wir aber diese Fehler im Zuge des Schicksalsgeschehens selbst ausgleichen. Unsere Hüllen hingegen können wir nicht alleine aus eigener Kraft vor dem Sturz in die Finsternis bewahren. Dazu bedarf es der lichten Auferstehungskraft des Christus, die sich durch das Mysterium von Golgatha mit der Erdensphäre verbunden hat. Nur wenn wir uns mit dieser lichten Auferstehungskraft durchdringen, werden wir fähig, das strahlende Licht der geistigen Welt zu ertragen, ohne dass unser Ichbewusstsein durch ihren Glanz so überstrahlt wird, dass wir uns selbst vergessen und verlieren. In seiner Schilderung der geistigen Sonnensphäre weist Dante darauf sehr deutlich hin. Beatrice, die jetzt seine Führerin durch die geistige Welt ist, bittet die im Lichte strahlenden Geister, Dantes diesbezügliche unausgesprochene Frage zu beantworten:


Insgesamt gab es somit auf dem alten Mond 7 Sinne, die aber damals noch vorwiegend Lebensorgane waren. Das [[Leben]] ist immer siebengliedrig:


<table align="center"><tr><td>
{|align="center"|
&nbsp;Ihm tut es not, obwohl er&rsquo;s euch nicht kund <br/>In Worten gibt, noch l&auml;&szlig;t im Innern lesen, <br/>Zu sp&auml;h&rsquo;n nach einer andern Wahrheit Grund. <p align="left">Sagt ihm, ob dieses Licht, das euer Wesen <br/>So sch&ouml;n umbl&uuml;ht, euch ewig bleiben wird <br/>Im selben Glanze, wie&rsquo;s bis jetzt gewesen. </p><p align="left">Und, bleibt&rsquo;s. So sagt, damit er nimmer irrt, <br/>Wie, wenn ihr werdet wieder sichtbar werden, <br/>Es euren Blick nicht blendet und verwirrt. (Paradiso 14)</p>
|
</td></tr></table>
*[[Gehörsinn]],
*[[Wärmesinn]],
*[[Sehsinn]],
*[[Geschmackssinn]],
*[[Geruchssinn]],
*[[Gleichgewichtssinn]],
*[[Bewegungssinn]].  
|}


Die weiteren 5 Sinne sind erst auf der Erde dazugekommen. Das Verhältnis der [[Sieben]]zahl zur [[Zwölf]]zahl drückt ein tiefes Geheimnis des [[Dasein]]s aus. Die [[12]]-Zahl enthält das Geheimnis, dass wir ein [[Ich]] aufnehmen können. Das war auf dem alten Mond noch nicht möglich. Damals konnte der Mensch als höchstes [[Wesensglied]] nur den [[Astralleib]] haben. Dem astralischen Seelen''leben'' liegt die [[7]]-Zahl zugrunde.


Worauf aus dem Chor der Geister die Antwort tönt:
<div style="margin-left:20px">
"So, wie die Sinne heute im Menschen sind, waren sie nicht während der alten Mondenzeit. Ich sagte, sie waren viel, viel lebendiger. Sie waren die Grundlage für das alte traumhafte Hellsehen während der Mondenzeit. Heute sind die Sinne mehr tot als sie während der alten Mondenzeit waren, sie sind mehr getrennt von dem Einheitlichen, von dem siebengliedrigen und in seiner Siebengliedrigkeit einheitlichen Lebensprozeß. Die Sinnesprozesse waren während der alten Mondenzeit noch selbst mehr Lebensprozesse. Wenn wir heute sehen oder hören, so ist das schon ein ziemlich toter Prozeß, ein sehr peripherischer Prozeß. So tot war die Wahrnehmung während der alten Mondenzeit gar nicht. Greifen wir einen Sinn heraus, zum Beispiel den Geschmackssinn. Wie er auf der Erde ist, ich denke, Sie wissen es alle. Während der Mondenzeit war er etwas anderes. Da war das Schmecken ein Prozeß, in dem der Mensch sich nicht so von der Außenwelt abtrennte wie jetzt. Jetzt ist der Zucker draußen, der Mensch muß erst daran lecken und einen inneren Prozeß vollziehen. Da ist sehr genau zwischen Subjektivem und Objektivem zu unterscheiden. So lag es nicht während der Mondenzeit. Da war das ein viel lebendigerer Prozeß, und das Subjektive und Objektive unterschied sich nicht so stark. Der Schmeckprozeß war noch viel mehr ein Lebensprozeß, meinetwillen ähnlich dem Atmungsprozeß. Indem wir atmen, geht etwas Reales in uns vor. Wir atmen die Luft ein, aber indem wir die Luft einatmen, geht mit unserer ganzen Blutbildung etwas vor in uns; denn das gehört ja alles zur Atmung hinzu, insofern die Atmung einer der sieben Lebensprozesse ist, da kann man nicht so unterscheiden. Also da gehören Außen und Innen zusammen: Luft draußen, Luft drinnen, und indem der Atmungsprozeß sich vollzieht, vollzieht sich ein realer Prozeß. Das ist viel realer, als wenn wir schmecken. Da haben wir allerdings eine Grundlage für unser heutiges Bewußtsein; aber das Schmecken auf dem Mond war viel mehr ein Traumprozeß, so wie es heute für uns der Atmungsprozeß ist. Im Atmungsprozeß sind wir uns nicht so bewußt wie im heutigen Schmeckprozeß. Aber der Schmeckprozeß war auf dem Mond so, wie heute der Atmungsprozeß für uns ist. Der Mensch hatte auf dem Mond auch nicht mehr vom Schmecken als wir heute vom Atmen, er wollte auch nichts anderes haben. Ein Feinschmecker war der Mensch noch nicht und konnte es auch nicht sein, denn er konnte seinen Schmeckprozeß nur vollziehen, insoferne durch das Schmecken in ihm selber etwas bewirkt wurde, was mit seiner Erhaltung zusammenhing, mit seinem Bestehen als Mondes-Lebewesen.


Und so war es zum Beispiel mit dem Sehprozeß, mit dem Gesichtsprozeß während der Mondenzeit. Da war das nicht so, daß man äußerlich einen Gegenstand anschaute, äußerlich Farbe wahrnahm, sondern da lebte das Auge in der Farbe drinnen, und das Leben wurde unterhalten durch die Farben, die durch das Auge kamen. Das Auge war eine Art Farbenatmungsorgan. Die Lebensverfassung hing zusammen mit der Beziehung, die man mit der Außenwelt durch das Auge in dem Wahrnehmungsprozeß des Auges einging. Man dehnte sich aus während des Mondes, wurde breit, wenn man ins Blaue hineinkam, man drückte sich zusammen, wenn man sich ins Rot hineinwagte: auseinander - zusammen, auseinander - zusammen. Das hing mit dem Wahrnehmen von Farben zusammen. Und so hatten alle Sinne noch ein lebendigeres Verhältnis zur Außenwelt und zur Innenwelt, wie es heute die Lebensprozesse haben.


<table align="center"><tr><td>
Der Ichsinn - wie war er auf dem Monde? Das Ich kam in den Menschen erst auf der Erde hinein, konnte also auf dem Mond gar keinen «Sinn» haben; man konnte kein Ich wahrnehmen, der Ichsinn konnte überhaupt noch nicht da sein. - Auch das Denken, wie wir es heute wahrnehmen, wie ich es vorher geschildert habe, das lebendige Denken, das ist mit unserem Erdenbewußtsein in Zusammenhang. Der Denksinn, wie er heute ist, war auf dem Monde noch nicht da. Redende Menschen gab es auch nicht. In dem Sinne, wie wir heute die Sprache des ändern wahrnehmen, gab es das auf dem Monde noch nicht, es gab also auch den Wortsinn nicht. Das Wort lebte erst als Logos, durchtönend die ganze Welt, und ging auch durch das damalige Menschenwesen hindurch. Es bedeutete etwas für den Menschen, aber der Mensch nahm es noch nicht als Wort wahr am anderen Wesen. Der Gehörsinn war allerdings schon da, aber viel lebendiger, als wir ihn jetzt haben. Jetzt ist er gewissermaßen als Gehörsinn zum Stehen gekommen auf der Erde. Wir bleiben ganz ruhig, in der Regel wenigstens, wenn wir hören. Wenn nicht gerade das Trommelfell platzt durch irgendeinen Ton, wird in unserem Organismus nicht etwas substantiell geändert durch das Hören. Wir in unserem Organismus bleiben stehen; wir nehmen den Ton wahr, das Tönen. So war es nicht während der Monenzeit. Da kam der Ton heran. Gehört wurde er; aber es war jedes Hören mit einem innerlichen Durchbebtsein verbunden, mit einem Vibrieren im Innern, man machte den Ton lebendig mit. Das, was man das Weltenwort nennt, das machte man auch lebendig mit; aber man nahm es nicht wahr. Man kann also nicht von einem Sinn sprechen, aber der Mondenmensch machte dieses Tönen, das heute dem Hörsinn zugrunde liegt, lebendig mit. Wenn das, was wir heute als Musik hören, auf dem Monde erklungen wäre, so würde nicht nur äußerer Tanz möglich gewesen sein, sondern auch noch innerer Tanz; da hätten sich die inneren Organe alle mit wenigen Ausnahmen so verhalten, wie sich heute mein Kehlkopf und das, was mit ihm zusammenhängt, innerlich bewegend verhält, wenn ich den Ton hindurchsende. Der ganze Mensch war innerlich bebend, harmonisch oder disharmonisch, und wahrnehmend dieses Beben durch den Ton. Also wirklich ein Prozeß, den man wahrnahm, aber den man lebendig mitmachte, ein Lebensprozeß.
<p align="left">Solang die Lust im himmlischen Gefilde, <br/>So lange w&auml;hrt auch unsre Lieb&rsquo; und tut <br/>Sich kund um uns in diesem Glanzgebilde. </p><p align="left">Und seine Klarheit, sie entspricht der Glut, <br/>Die Glut dem Schau&rsquo;n, und dies wird mehr uns frommen, <br/>Je mehr auf uns die freie Gnade ruht. </p><p align="left">Wenn wir den heil&rsquo;gen Leib neu angenommen, <br/>Wird unser Sein in h&ouml;hern Gnaden stehn, <br/>Je mehr es wieder ganz ist und vollkommen. </p><p align="left">Drum wird sich das freiwill&rsquo;ge Licht erh&ouml;h&rsquo;n, <br/>Das wir vom h&ouml;chsten Gut aus Huld empfangen, <br/>Licht, welches uns bef&auml;higt, ihn zu sehn, </p><p align="left">Und h&ouml;her wird zum Schau&rsquo;n der Blick gelangen, <br/>H&ouml;her die Glut sein, die dem Schau&rsquo;n entgl&uuml;ht, <br/>H&ouml;her der Strahl, der von ihr ausgegangen. </p><p align="left">Doch, wie die Kohle, der die Flamm&rsquo; entspr&uuml;ht, <br/>Sie an lebend&rsquo;gem Schimmer &uuml;berwindet <br/>Und wohl sich zeigt, wie hell auch jene gl&uuml;ht; </p><p align="left">So wird der Glanz, der jetzt schon uns umwindet, <br/>Dereinst besiegt von unsres Fleisches Schein, <br/>Wenn Gott es seiner Grabeshaft entbindet. </p><p>Nicht wird uns dann so heller Glanz zur Pein; <br/>Denn stark, um alle Wonnen zu genie&szlig;en, <br/>Wird jedes Werkzeug unsers K&ouml;rpers sein. (Paradiso 14)</p>
</td></tr></table>


Ebenso war der Wärmesinn ein Lebensprozeß. Heute sind wir verhältnismäßig ruhig gegenüber unserer Umgebung: es kommt uns warm oder kalt vor. Wir erleben das zwar leise mit, auf dem Monde aber wurde es so miterlebt, daß immer die ganze Lebensverfassung anders wurde, wenn die Wärme hinauf- oder herunterging. Also ein viel stärkeres Mitleben; wie man mit dem Ton mitbebte, so wärmte und kühlte man im Innern und empfand dieses Wärmen und Kühlen. Sehsinn, Gesichtssinn: Ich habe schon beschrieben, wie er auf dem Monde war. Man lebte mit den Farben. Gewisse Farben verursachten, daß man seine Gestalt vergrößerte, andere, daß man sie zusammenzog. Heute empfinden wir so etwas höchstens symbolisch. Wir schrumpfen nicht mehr zusammen gegenüber dem Rot und blasen uns nicht mehr auf gegenüber dem Blau; aber auf dem Mond taten wir es. Den Geschmackssinn habe ich schon beschrieben. Geruchssinn war auf dem Monde innig verbunden mit dem Lebensprozesse. Gleichgewichtssinn war auf dem Monde vorhanden, den brauchte man auch schon. Bewegungssinn war sogar viel lebendiger. Heute vibriert man nur wenig, bewegt seine Glieder, es ist alles mehr oder weniger zur Ruhe gekommen, tot geworden. Aber denken Sie, was dieser Bewegungssinn wahrzunehmen hatte, wenn alle diese Bewegungen stattfanden wie das Erbeben durch den Ton. Es wurde der Ton wahrgenommen, mitgebebt, aber dieses innere Beben, das mußte erst wiederum durch den Bewegungssinn wahrgenommen werden, wenn der Mensch es selber hervorrief, und er ahmte nach dasjenige, was der Hörsinn in ihm erweckte.


[[Bild:Dore_paradisio34.jpg|thumb|200px|Gustave Doré, Illustration zu Dantes Paradiso]]
Lebenssinn: Nun, aus dem, was ich beschrieben habe, können Sie ersehen, daß der Lebenssinn in demselben Sinne, wie er auf der Erde ist, nicht vorhanden gewesen sein kann auf dem Monde. Das Leben muß man viel mehr als ein allgemeines mitgemacht haben. Man lebte viel mehr im Allgemeinen drinnen. Das innere Leben grenzte sich nicht so durch die Haut ab. Man schwamm im Leben drinnen. Indem alle Organe, alle heutigen Sinnesorgane dazumal Lebensorgane waren, brauchte man nicht einen besonderen Lebenssinn, sondern alle waren Lebensorgane und lebten und nahmen sich gewissermaßen selber wahr. Lebenssinn brauchte man nicht auf dem Monde. Der Tastsinn entstand erst mit dem Mineralreich, das Mineralreich ist aber ein Ergebnis der Erdenentwickelung. In demselben Sinne, wie wir auf der Erde den Tastsinn durch das Mineralreich entwickelt haben, gab es ihn auf dem Monde nicht, der hatte dort ebensowenig einen Sinn wie der Lebenssinn. Zählen wir, wieviel Sinne uns übrigbleiben, die nun in Lebensorgane verwandelt sind: sieben. Das Leben ist immer siebengliedrig. Die fünf, die auf der Erde dazukommen und zwölf machen, weil sie ruhige Bezirke werden, wie die Tierkreisbezirke, die fallen beim Monde weg. Sieben bleiben nur übrig für den Mond, wo die Sinne noch in Bewegung sind, wo sie selber noch lebendig sind. Es gliedert sich also auf dem Mond das Leben, in das die Sinne noch hineingetaucht sind, in sieben Glieder.
Die durchlichte Liebeswärme, die der Christus in die Erdenwelt ergossen hat, entreißt den Widersachen die geraubten Teile unserer Wesenshüllen, die durch die "Sünde" korrumpiert sind. Der Christus hat diese Sünden, die substantiell die den Widersachern verfallenen Teile unserer Wesenshüllen sind, auf sich genommen und geheilt. Das ist die eigentliche Bedeutung der Worte Johannes des Täufers: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" (Joh 1,29) Die von den Sünden gereinigte, von Liebeskraft durchdrungene Hüllennatur hält dem geistigen Licht bis in die höchsten Höhen stand. Die Begnadung durch das höchste Geistige kann dann der Mensch ertragen, und sich selbst als eigenständiges Bild des Göttlichen erfassen:


Das ist nur ein kleiner elementarer Teil dessen, was man sagen muß, um zu zeigen, daß da nicht Willkür zugrunde liegt, sondern lebendige Beobachtung der übersinnlichen Tatsachenwelt, die während des Erdenseins zunächst nicht in die Sinne der Menschen fällt. Je weiter man vordringt und je weiter man sich wirklich auf die Betrachtung der Weltengeheimnisse einläßt, desto mehr sieht man, wie so etwas nicht eine Spielerei ist, dieses Verhältnis von zwölf zu sieben, sondern wie es wirklich durch alles Sein durchgeht, und wie die Tatsache, daß es draußen ausgedrückt werden muß durch das Verhältnis der ruhenden Sternbilder zu den bewegten Planeten, auch ein Ergebnis ist eines Teiles des großen Zahlengeheimnisses im Weltendasein. Und das Verhältnis der Zwölfzahl zur Siebenzahl drückt ein tiefes Geheimnis des Daseins aus, drückt das Geheimnis aus, in dem der Mensch steht als Sinneswesen zum Lebewesen, zu sich als Lebewesen. Die Zwölfzahl enthält das Geheimnis, daß wir ein Ich aufnehmen können. Indem unsere Sinne zwölf geworden sind, zwölf ruhige Bezirke, sind sie die Grundlage des Ich-Bewußtseins der Erde. Indem diese Sinne noch Lebensorgane waren während der Mondenzeit, konnte der Mensch nur den astralischen Leib haben; da waren diese sieben noch Lebensorgane bildenden Sinnesorgane die Grundlage des astralischen Leibes. Die Siebenzahl wird so geheimnisvoll zugrunde gelegt dem astralischen Leib, wie die Zwölfzahl geheimnisvoll zugrunde liegt der Ich-Natur, dem Ich des Menschen." {{Lit|{{G|170|117ff}}}}
</div>


<table align="center"><tr><td>
== Anmerkungen ==
<p align="left">Wie kurz, wie rauh mein Wort f&uuml;r solch Gesicht! <br/>Und dem, was zu erschau&rsquo;n mir ward beschieden, <br/>Gen&uuml;gen wenig schwache Worte nicht. </p><p align="left">O ew&rsquo;ges Licht, allein in dir in Frieden, <br/>Allein dich kennend und von dir erkannt, <br/>Dir selber l&auml;chelnd und mit dir zufrieden, </p><p align="left">Als ich zur Kreisform, die in dir entstand, <br/>Wie widerscheinend Licht, die Augen wandte, <br/>Und sie verfolgend mit den Blicken stand, </p><p align="left">Da schien&rsquo;s, gemalt in seiner Mitt&rsquo; erkannte, <br/>Mit eigner Farb&rsquo;, ich unser Ebenbild, <br/>Drob ich nach ihm die Blicke gierig spannte. </p><p align="left">Wie eifrig strebend, aber nie gestillt, <br/>Der Geometer forscht, den Kreis zu messen, <br/>Und nie den Grundsatz findet, welcher gilt; </p><p align="left">So ich beim neuen Schau&rsquo;n &ndash; ich wollt&rsquo; ermessen, <br/>Wie sich das Bild zum Kreis verhielt&rsquo;, und wie <br/>Die Z&uuml;ge mit dem Licht zufammenfl&ouml;ssen. </p><p align="left">Doch dies erflog der eigne Fittich nie, <br/>Ward nicht mein Geist von einem Blitz durchdrungen, <br/>Der, was die Seel&rsquo; ersehnt hatt&rsquo;, ihr verlieh. </p><p align="left">Hier war die Macht der Phantasie bezwungen, <br/>Doch Wunsch und Will&rsquo;, in Kraft aus ew&rsquo;ger Ferne, <br/>Ward, wie ein Rad, gleichm&auml;&szlig;ig umgeschwungen, </p><p align="left">Durch Liebe, die beweget Sonn&rsquo; und Sterne. (Paradiso 33)</p>
</td></tr></table>


<references/>


==Literatur==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Metamorphosen des Seelenlebens - Pfade der Seelenerlebnisse'', Zweiter Teil, [[GA 59]] (1984), Berlin, 12. Mai 1910, Die Mission der Kunst, siehe auch TB 603 (1983), S 175 ff.
;Rudolf Steiner
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), Berlin, Ostermontag, 16. April 1906
#Rudolf Steiner: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung'', [[GA 2]] (2002), ISBN 3-7274-0020-X {{Schriften|002}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge'', Sechster Band, [[GA 240]] (1986), Arnheim, 18. Juli 1924
#Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
#Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Chronik'', [[GA 11]] (1904 - 1908), im Kapitel ''Das Leben des Saturn''
#Rudolf Steiner: ''Die Stufen der höheren Erkenntnis'', [[GA 12]] (1993), ISBN 3-7274-0120-6 {{Schriften|012}}
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1989), ISBN 3-7274-0130-3 {{Schriften|013}}
#Rudolf Steiner: ''Vom Menschenrätsel'', [[GA 20]] (1984), ISBN 3-7274-0200-8 {{Schriften|020}}
#Rudolf Steiner: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] (1983), ISBN 3-7274-0210-5 {{Schriften|021}}
#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6 {{Schriften|028}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre 1910'', [[GA 45]] (1980)
#Rudolf Steiner: ''Erneuerungs-Impulse für Kultur und Wissenschaft'', [[GA 81]] (1994), ISBN 3-7274-0810-3 {{Vorträge|081}}
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1972), S 67 ff. (Berlin, 4. Oktober 1905) - In diesem Vortrag spricht Rudolf Steiner bereits davon, dass es in Wahrheit zwölf Sinne gibt. Davon seien fünf schon physisch und zwei andere würden während der weiteren Enwicklung des Menschen auf Erden noch physisch werden.
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie'', [[GA 115]] (1980)
#Rudolf Steiner: ''Weltwesen und Ichheit'', [[GA 169]] (1963), Berlin, 20. Juni 1916
#Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte.'', [[GA 170]] (1978), Siebenter Vortrag, Dornach, 12. August 1916
#Rudolf Steiner: ''Die Wissenschaft vom Werden des Menschen'', [[GA 183]] (1990), ISBN 3-7274-1830-3 {{Vorträge|183}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung'', [[GA 199]] (1985), ISBN 3-7274-1990-3 {{Vorträge|199}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil'', [[GA 206]] (1991), ISBN 3-7274-2060-X {{Vorträge|206}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
#Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
#Rudolf Steiner: ''Grenzen der Naturerkenntnis'', [[GA 322]] (1981), ISBN 3-7274-3220-9 {{Vorträge|322}}
;Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe
#Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 14, Dornach Michaeli 1965
#Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 34: ''Aufzeichnungen Rudolf Steiners zur Sinneslehre'', Dornach Sommer 1971
#Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 58/59: ''Aufzeichnungen von Rudolf Steiner zur Heilkunst und zu den Lebensstufen'', Dornach Weihnachten 1977
;Wandtafelzeichnungen
#Rudolf Steiner: ''Wandtafelzeichnungen Band IV'', K58/4, Dornach 2000
#Rudolf Steiner: ''Wandtafelzeichnungen Band VII'', K58/7 Dornach 1997
;andere Autoren
#Albert Soesman: ''Die zwölf Sinne. Tore der Seele.'' Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995; 6. überarb. A. 2007, ISBN 978-3-7725-2161-4


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==Weblinks==
== Weblinks ==
#[http://www.bautz.de/bbkl/d/dante_alighieri.shtml Dante Alighieri] - Kurzbiografie
#[http://www.anthroposophie.net/steiner/bib_steiner_zwoelf_sinne.htm Rudolf Steiner: ''Die zwölf Sinne des Menschen'']
#[http://gutenberg.spiegel.de/dante/komoedie/komoedie.htm Die Göttliche Komödie] - Der gesamte Text in deutscher Übertragung.
#[http://www.12-sinne.de Materialien zu den zwölf Sinnen des Menschen] - Dr. Martin Errenst
#[http://212.88.187.41/ftp/index.php?dirname=C:/www/FTP/bibliothek/philosophie/Dante Die Göttliche Komödie] - Download des gesamten Textes in deutscher Übertragung als WORD- und PDF-Datei, dazu eine Inhaltsübersicht und ein schematischer Überblick.
#[http://www.sinnestaeuschung-gibt-es-nicht.de Sinnestäuschung gibt es nicht]
# {{Kirchner|Sinn}}


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Version vom 6. Februar 2013, 12:57 Uhr

Datei:Menschkosmos.gif Sinne dienen der Wahrnehmung der sinnlichen Welt mittels geeigneter Sinnesorgane. Rudolf Steiner unterscheidet zwölf Sinne des Menschen, die ihm die Sinneswahrnehmung ermöglichen.

Was ist ein Sinn?

"In anthroposophischer Beleuchtung darf alles dasjenige ein menschlicher Sinn genannt werden, was den Menschen dazu veranlaßt, das Dasein eines Gegenstandes, Wesens oder Vorganges so anzuerkennen, daß er dieses Dasein in die physische Welt zu versetzen berechtigt ist." (Lit.: GA 045, S. 31)

Wobei ein Sinn ganz allgemein etwas ist "..., wo eine Erkenntnis zustande kommt ohne Mitwirkung des Verstandes, des Gedächtnisses usw." (Lit.: GA 045, S. 35)

Goethe war der Ansicht, dass sich durch jeden Sinn ungeteilt die ganze Natur ausspricht, jedoch auf jeweils besondere Weise, weshalb er schon im Vorwort seiner Farbenlehre bezüglich des Sehsinns schreibt:

„Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.

Ebenso entdeckt sich die ganze Natur einem anderen Sinne. Man schließe das Auge, man öffne, man schärfe das Ohr, und vom leisesten Hauch bis zum wildesten Geräusch, vom einfachsten Klang bis zur höchsten Zusammenstimmung, von dem heftigsten leidenschaftlichen Schrei bis zum sanftesten Worte der Vernunft ist es nur die Natur, die spricht, ihr Dasein, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Verhältnisse offenbart, so dass ein Blinder, dem das unendlich Sichtbare versagt ist, im Hörbaren ein unendlich Lebendiges fassen kann.“

Goethe: Zur Farbenlehre, Vorwort

Die Sinneslehre ist eines der wesentlichsten Kernstücke der anthroposophischen Menschenkunde und ein Ergebnis jahrelanger geisteswissenschaftlicher Untersuchungen Rudolf Steiners (Lit.: GA 093a, S. 67ff, GA 045, S. 31ff) . Nach und nach hat Steiner die Sinneslehre immer weiter modifiziert und verfeinert und dabei den Umkreis der bekannten 5 Sinne zunächst um zwei künftig noch zu entwickelnde auf 7, dann auf 10 und schließlich auf 12 Sinne erweitert.

Der Kopf mit seinen zwölf Paaren von Gehirnnerven, der eine Metamorphose des zwölfgliedrigen Leibes der vorangegangenen Inkarnation ist, bildet heute das eigentliche Sinneszentrum des Menschen, wenngleich auch manche Sinnesorgane über größere Bereiche des Leibes oder sogar über den ganzen Leib ausgebreitet sind.

Die zwölf Sinne des Menschen

Die klassischen fünf Sinnesfähigkeiten, die schon Aristoteles beschrieben hat, sind:

  1. Sehen (Visuelle Wahrnehmung)
  2. Hören (Auditive Wahrnehmung)
  3. Riechen (Olfaktorische Wahrnehmung)
  4. Schmecken (Gustatorische Wahrnehmung)
  5. Tasten (Haptische Wahrnehmung)

Ihnen entsprechen die fünf Tanmatras (skrt.) der Samkhya-Philosophie, die die Grundbausteine aller Dinge sind, insoferne sie auf unsere Sinne wirken, nämlich Form (rupa)[1], Geschmack (rasa), Geruch (gandha), Berührung (sparsha) und Ton (shabda). Das macht den Zusammenhang mit der Region der fließenden Reizbarkeit in der Astralwelt deutlich.

Dass damit der Kreis der menschlichen Sinne allerdings noch nicht erschöpft ist, hat auch die moderne Physiologie bestätigt, die nach gegenwärtigem Forschungsstand noch vier weitere Sinne kennt:

Steiner nennt darüber hinaus noch drei weitere Sinne, die vor allem im sozialen Zusammenleben der Menschen bedeutsam sind, nämlich den Sprachsinn, den Denksinn und den Ichsinn, die von der zeitgenössischen Physiologie allerdings noch nicht als eigenständige Sinne anerkannt werden.

In einem 1916 in Berlin gehaltenen Vortrag über die zwölf Sinne des Menschen schildert Rudolf Steiner das Grundprinzip der anthroposophischen Sinneslehre so:

"Bei unserer letzten Betrachtung habe ich bei einer gewissen Gelegenheit wiederum angespielt auf diese Vorträge über Anthroposophie (Lit.: GA 115), namentlich darauf, daß ich dazumal betont habe, der Mensch habe eigentlich zwölf Sinne. Und ich habe ja das letztemal ausgeführt, daß dasjenige, was verbreitet ist über die Nervensubstanz des Menschen im Zusammenhange mit seinen Sinnen, nach der Zwölfzahl geordnet ist, weil der Mensch einmal in diesem tiefsten Sinne ein Mikrokosmos ist und den Makrokosmos abbildet. Zwölf Sternbilder, durch die der Sonne Kreislauf im Jahre geht, draußen im Makrokosmos — zwölf Sinne, in denen das Ich des Menschen eigentlich lebt hier auf dem physischen Plan! Gewiß, die Dinge sind draußen, in der Zeit aufeinanderfolgend etwas anders: Die Sonne bewegt sich vom Widder durch den Stier und so weiter bis wieder zurück durch die Fische zum Widder. Aber der jährliche Sonnenkreislauf geht durch diese zwölf Sternbilder. Alles, auch was wir in uns tragen, was wir in uns seelisch erleben, steht im Verhältnis zur Außenwelt durch unsere zwölf Sinne. Diese zwölf Sinne habe ich dazumal aufgezählt:

Im Umkreise gleichsam dieser zwölf Sinne bewegt sich unser ganzes Seelenleben, gerade so, wie die Sonne sich im Umkreis der zwölf Sternbilder bewegt." (Lit.: GA 169, S. 58ff)

Näher charakterisiert Rudolf Steiner die einzelnen Sinne so:

"Sie erinnern sich, daß, wenn wir von unseren Sinnen sprechen, von dem, was der Mensch als Besitzer seiner Sinne ist, wir sagen: Diese Sinne haben ihren ersten Anstoß, ihre ersten Keime während der alten Saturnentwickelung erhalten. Das finden Sie ja auch in Zyklen ausgeführt und immer wieder angegeben. Nun, selbstverständlich darf man sich nicht vorstellen, daß die Sinne, wie sie im ersten Anlauf, im ersten Keim während der Saturnzeit aufgetreten sind, schon so waren, wie sie heute sind. Das wäre natürlich eine Torheit. Es ist sogar außerordentlich schwierig, sich die Gestalt der Sinne vorzustellen, die zur Zeit der alten Saturnentwickelung vorhanden war. Denn es ist schon schwierig, sich vorzustellen, wie die Sinne des Menschen waren während der alten Mondenentwickelung. Da waren sie noch ganz anders als heute. Und darauf möchte ich jetzt einiges Licht werfen, wie diese Sinne, die ja während der alten Mondenentwickelung schon sozusagen ihr drittes Entwickelungsstadium durchmachten - Saturn, Sonne, Mond -, zur Zeit der alten Mondenentwickelung waren.

Die Gestalt, die die menschlichen Sinne heute haben, ist gegenüber der Art, wie sie zur Zeit der alten Mondenentwickelung vorhanden waren, eine viel totere. Die Sinne waren damals viel lebendigere, viel lebensvollere Organe. Dafür aber waren sie nicht geeignet, Grundlagen zu bilden für das vollbewußte Leben des Menschen; sie waren nur geeignet für das alte traumhafte Hellsehen des Mondenmenschen, das dieser Mondenmensch vollzogen hat mit Ausschluß jeder Freiheit, jedes freien Handlungs- oder Begehrungsimpulses. Die Freiheit konnte sich erst während der Erdenentwickelung im Menschen als ein Impuls entwickeln. Also die Sinne waren noch nicht Grundlage für ein solches Bewußtsein, wie wir es während der Erdenzeit haben; sie waren Grundlage nur für ein Bewußtsein, das dumpfer, auch imaginativer war als das heutige Erdenbewußtsein, und das, wie wir das öfter auseinandergesetzt haben, dem heutigen Traumesbewußtsein glich. Der Mensch, so wie er heute ist, nimmt fünf Sinne an. Wir wissen aber, daß das unberechtigt ist, denn in Wahrheit müssen wir zwölf menschliche Sinne unterscheiden. Alle anderen sieben Sinne, die außer den fünf gewöhnlichen Sinnen noch genannt werden müssen, sind genau ebenso berechtigte Sinne hier für die Erdenzeit, wie es die fünf Sinne sind, die immer aufgezählt werden. Sie wissen, man zählt auf: Gesichtssinn, Hörsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn und Gefühlssinn. - Letzteren nennt man oft Tastsinn, wobei man schon beim Tasten nicht recht unterscheidet, was in der neueren Zeit einige nun doch schon unterscheiden wollen, den eigentlichen Tastsinn von dem Wärmesinn. Tastsinn und Wärmesinn hat eine ältere Zeit noch ganz durcheinandergeworfen. Diese beiden Sinne sind natürlich völlig voneinander verschieden. Durch den Tastsinn nehmen wir wahr, ob etwas hart oder weich ist; der Wärmesinn ist etwas ganz anderes. Aber wenn man wirklich einen Sinn hat, wenn ich das Wort so gebrauchen darf, für das Verhältnis des Menschen zur übrigen Welt, dann hat man zwölf Sinne zu unterscheiden. Wir wollen sie heute noch einmal aufzählen, diese zwölf Sinne.

Tastsinn ist gewissermaßen derjenige Sinn, durch den der Mensch in ein Verhältnis zur materiellsten Art der Außenwelt tritt. Durch den Tastsinn stößt gewissermaßen der Mensch an die Außenwelt, fortwährend verkehrt der Mensch durch den Tastsinn in der gröbsten Weise mit der Außenwelt. Aber trotzdem spielt sich der Vorgang, der beim Tasten stattfindet, innerhalb der Haut des Menschen ab. Der Mensch stößt mit seiner Haut an den Gegenstand. Das, was sich abspielt, daß er eine Wahrnehmung hat von dem Gegenstand, an den er stößt, das geschieht selbstverständlich innerhalb der Haut, innerhalb des Leibes. Also der Prozeß, der Vorgang des Tastens geschieht innerhalb des Menschen.

Schon mehr innerhalb des menschlichen Organismus als der Vorgang des Tastsinns liegt dasjenige, was wir nennen können den Lebenssinn. Es ist ein Sinn innerhalb des Organismus, an den der Mensch sich heute kaum gewöhnt zu denken, weil dieser Lebenssinn, ich möchte sagen, dumpf im Organismus wirkt. Wenn irgend etwas im Organismus gestört ist, dann empfindet man die Störung. Aber jenes harmonische Zusammenwirken aller Organe, das sich in dem alltäglich und immer im Wachzustande vorhandenen Lebensgefühl, in dieser Lebensverfassung ausdrückt, das beachtet man gewöhnlich nicht, weil man es als sein gutes Recht fordert. Es ist dieses: sich mit einem gewissen Wohlgefühl durchdrungen wissen, mit dem Lebensgefühl. Man sucht, wenn das Lebensgefühl herabgedämpft ist, sich ein bißchen zu erholen, daß das Lebensgefühl wieder frischer wird. Diese Erfrischung und Herabdämpfung des Lebensgefühles, die spürt man, nur ist man im allgemeinen zu sehr an sein Lebensgefühl gewöhnt, als daß man es immer spüren würde. Aber es ist ein deutlicher Sinn vorhanden, der Lebenssinn, durch den wir das Lebende in uns geradeso fühlen, wie wir irgend etwas mit dem Auge sehen, was ringsherum ist. Wir fühlen uns mit dem Lebenssinn, wie wir mit dem Auge sehen. Wir wüßten nichts von unserem Lebensverlaufe, wenn wir nicht diesen inneren Lebenssinn hätten.

Schon noch mehr innerlich, körperlich-innerlich, leiblich-innerlich als der Lebenssinn ist das, was man nennen kann Bewegungssinn. Der Lebenssinn verspürt gewissermaßen den Gesamtzustand des Organismus als ein Wohlgefühl oder auch als ein Mißbehagen. Aber Bewegungssinn haben, heißt: Die Glieder unseres Organismus bewegen sich gegeneinander, und das können wir wahrnehmen. Hier meine ich nicht, wenn sich der ganze Mensch bewegt - das ist etwas anderes -, sondern wenn Sie einen Arm beugen, ein Bein beugen; wenn Sie sprechen, bewegt sich der Kehlkopf; das alles, dieses Wahrnehmen der innerlichen Bewegungen, der Lageveränderungen der einzelnen Glieder des Organismus, das nimmt man mit dem Bewegungssinn wahr.

Weiter müssen wir wahrnehmen dasjenige, was wir nennen können unser Gleichgewicht. Wir achten auch darauf eigentlich nicht. Wenn wir sogenannten Schwindel bekommen und umfallen, ohnmächtig werden, dann ist der Gleichgewichtssinn unterbrochen, genau ebenso, wie der Sehsinn unterbrochen ist, wenn wir die Augen zumachen. Ebenso wie wir unsere innere Lageveränderung wahrnehmen, so nehmen wir unser Gleichgewicht wahr, wenn wir einfach uns in ein Verhältnis bringen zu oben und unten, links und rechts, und uns so einordnen in die Welt, daß wir uns drinnen fühlen; daß wir fühlen, wir stehen jetzt aufrecht. Also dieses Gleichgewichtsgefühl wird wahrgenommen von uns durch den Gleichgewichtssinn. Der ist ein wirklicher Sinn.

Diese Sinne verlaufen in ihren Prozessen so, daß eigentlich alles innerhalb des Organismus bleibt, was vorgeht. Wenn Sie tasten, stoßen Sie zwar an den äußeren Gegenstand, aber Sie kommen nicht hinein in den äußeren Gegenstand. Wenn Sie an einer Nadel sich stoßen, so sagen Sie, die Nadel ist spitz, Sie kommen selbstverständlich nicht hinein in die Spitze, wenn Sie bloß tasten, sonst stechen Sie sich, aber das ist ja nicht mehr Tasten. Aber alles das kann nur in Ihrem Organismus selbst vorgehen. Sie stoßen zwar an den Gegenstand, aber das, was Sie als Tastmensch erleben, vollzieht sich innerhalb der Grenzen Ihrer Haut. Also das ist leiblich-innerlich, was Sie da im Tastsinn erleben. Ebenso ist leiblich-innerlich, was Sie im Lebenssinn erleben. Sie erleben nicht, wie der Verlauf da oder dort ist, außer sich, sondern was in Ihnen ist. Ebenso im Bewegungssinn: nicht die Bewegung, daß man hin und her gehen kann, ist gemeint, sondern diejenigen Bewegungen, wenn ich an mir meine Glieder bewege, oder aber wenn ich spreche, also die innerlichen Bewegungen, die sind mit dem Bewegungssinn gemeint. Wenn ich außer mir mich bewege, bewege ich mich auch innerlich. Sie müssen da die zwei Dinge unterscheiden: meine Vorwärtsbewegung und die Lage der Glieder, das Innerliche. Der Bewegungssinn also wird innerlich wahrgenommen, wie der Lebenssinn und auch der Gleichgewichtssinn. Nichts nehmen Sie da äußerlich wahr, sondern Sie nehmen sich selbst in einem Gleichgewicht wahr.

Jetzt gehen Sie zunächst aus sich heraus im Geruchssinn. Da kommen Sie schon in das Verhältnis zur Außenwelt. Aber Sie werden das Gefühl haben, daß Sie da im Geruchssinn noch wenig nach außen kommen. Sie erfahren wenig durch den Geruchssinn von der Außenwelt. Der Mensch will das auch gar nicht wissen, was man durch einen intimeren Geruchssinn von der Außenwelt erfahren kann. Der Hund will es schon mehr wissen. Es ist so, daß der Mensch die Außenwelt durch den Geruchssinn nur zunächst wahrnehmen will, aber wenig mit der Außenwelt in Berührung kommt. Es ist kein Sinn, durch den sich der Mensch so sehr tief mit der Außenwelt einlassen will.

Schon mehr will sich der Mensch mit der Außenwelt einlassen im Geschmackssinn. Man erlebt das, was Eigenschaft ist des Zuckers, des Salzes, indem man es schmeckt, schon sehr innerlich. Das Äußere wird schon sehr innerlich, mehr als im Geruchssinn. Also es ist schon mehr Verhältnis zu Außenwelt und Innenwelt.

Noch mehr ist es im Sehsinn, im Gesichtssinn. Sie nehmen viel mehr von den Eigenschaften der Außenwelt im Gesichtssinn herein als im Geschmackssinn. Und noch mehr nehmen Sie im Wärmesinn herein. Das, was Sie durch den Sehsinn, durch den Gesichtssinn wahrnehmen, bleibt Ihnen doch noch fremder, als was Sie durch den Wärmesinn wahrnehmen. Durch den Wärmesinn treten Sie eigentlich schon in ein sehr intimes Verhältnis zu der Außenwelt. Ob man einen Gegenstand als warm oder kalt empfindet, das erlebt man stark mit, und man erlebt es mit dem Gegenstande mit. Die Süßigkeit des Zuckers zum Beispiel erlebt man weniger mit dem Gegenstande mit. Denn schließlich kommt es Ihnen beim Zucker auf das an, was er durch Ihren Geschmack erst wird, weniger auf das, was da draußen ist. Beim Wärmesinn können Sie das nicht mehr unterscheiden. Da erleben Sie schon das Innere dessen, was Sie wahrnehmen, stark mit.

Noch intimer setzen Sie sich mit dem Inneren der Außenwelt durch den Gehörsinn in Beziehung. Der Ton verrät uns schon sehr viel von dem inneren Gefüge des Äußeren, viel mehr noch als die Wärme, und sehr viel mehr als der Gesichtssinn. Der Gesichtssinn gibt uns sozusagen nur Bilder von der Oberfläche. Der Hörsinn verrät uns, indem das Metall anfängt zu tönen, wie es in seinem eigenen Innern ist. Der Wärmesinn geht schon auch in das Innere hinein. Wenn ich irgend etwas, zum Beispiel ein Stück Eis anfasse, so bin ich überzeugt: Nicht bloß die Oberfläche ist kalt, sondern es ist durch und durch kalt. Wenn ich etwas anschaue, sehe ich nur die Farbe der Grenze, der Oberfläche; aber wenn ich etwas zum Tönen bringe, dann nehme ich gewissermaßen von dem Tönenden das Innere intim wahr.

Und noch intimer nimmt man wahr, wenn das Tönende Sinn enthält. Also Tonsinn: Sprachsinn, Wortsinn könnten wir vielleicht besser sagen. Es ist einfach unsinnig, wenn man glaubt, daß die Wahrnehmung des Wortes dasselbe ist wie die Wahrnehmung des Tones. Sie sind ebenso voneinander verschieden wie Geschmack und Gesicht. Im Ton nehmen wir zwar sehr das Innere der Außenwelt wahr, aber dieses Innere der Außenwelt muß sich noch mehr verinnerlichen, wenn der Ton sinnvoll zum Worte werden soll. Also noch intimer in die Außenwelt leben wir uns ein, wenn wir nicht bloß Tönendes durch den Hörsinn wahrnehmen, sondern wenn wir Sinnvolles durch den Wortsinn wahrnehmen. Aber wiederum, wenn ich das Wort wahrnehme, so lebe ich mich nicht so intim in das Objekt, in das äußere Wesen hinein, als wenn ich durch das Wort den Gedanken wahrnehme. Da unterscheiden die meisten Menschen schon nicht mehr. Aber es ist ein Unterschied zwischen dem Wahrnehmen des bloßen Wortes, des sinnvoll Tönenden, und dem realen Wahrnehmen des Gedankens hinter dem Worte. Das Wort nehmen Sie schließlich auch wahr, wenn es gelöst wird von dem Denker durch den Phonographen, oder selbst durch das Geschriebene. Aber im lebendigen Zusammenhange mit dem Wesen, das das Wort bildet, unmittelbar durch das Wort in das Wesen, in das denkende, vorstellende Wesen mich hineinversetzen, das erfordert noch einen tieferen Sinn als den gewöhnlichen Wortsinn, das erfordert den Denksinn, wie ich es nennen möchte. Und ein noch intimeres Verhältnis zur Außenwelt als der Denksinn gibt uns derjenige Sinn, der es uns möglich macht, mit einem anderen Wesen so zu fühlen, sich eins zu wissen, daß man es wie sich selbst empfindet. Das ist, wenn man durch das Denken, durch das lebendige Denken, das einem das Wesen zuwendet, das Ich dieses Wesens wahrnimmt - der Ichsinn.

Die zwölf Sinne des Menschen

Sehen Sie, man muß wirklich unterscheiden zwischen dem Ichsinn, der das Ich des anderen wahrnimmt, und dem Wahrnehmen des eigenen Ich. Das ist nicht nur deshalb verschieden, weil man das eine Mal das eigene Ich wahrnimmt, und das andere Mal das Ich des anderen, sondern es ist auch verschieden hinsichtlich des Herkommens. Die Keimanlage, das, was jeder vom anderen wissen kann, wahrnehmen zu können, die wurde schon auf dem alten Saturn uns eingepflanzt mit den Sinnesanlagen. Also, daß Sie einen anderen als ein Ich wahrnehmen können, das wurde Ihnen schon mit den Sinnesanlagen auf dem alten Saturn eingepflanzt. Ihr Ich haben Sie aber überhaupt erst während der Erdenentwickelung erlangt; dieses innerlich Sie beseelende Ich ist nicht das gleiche wie der Ichsinn. Die beiden Dinge müssen streng voneinander unterschieden werden. Wenn wir vom Ichsinn reden, so reden wir von der Fähigkeit des Menschen, ein anderes Ich wahrzunehmen. Sie wissen, ich habe nie anders als voll anerkennend über das Wahre und Große der materialistischen Wissenschaft gesprochen. Ich habe hier Vorträge gehalten, um diese materialistische Wissenschaft voll anzuerkennen; aber man muß dann wirklich so liebevoll sich in diese materialistische Wissenschaft vertiefen, daß man sie auch in ihren Schattenseiten liebevoll anfaßt. Wie diese materialistische Wissenschaft von den Sinnen denkt, das kommt erst heute in eine gewisse Ordnung. Erst heute fangen die Physiologen an, wenigstens Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn zu unterscheiden, und den Wärmesinn vom Tastsinn zu trennen. Das andere, was hier noch angeführt ist, das unterscheidet die äußere materialistische Wissenschaft nicht. Also, was Sie Erleben Ihres eigenen Ichs nennen, das bitte ich Sie sehr zu unterscheiden von der Fähigkeit, ein anderes Ich wahrzunehmen. Bezüglich dieser Wahrnehmung des anderen Ich durch den Ichsinn ist nun - das sage ich aus tiefer Liebe zur materialistischen Wissenschaft, weil diese tiefe Liebe zur materialistischen Wissenschaft einen befähigt, die Sache wirklich zu durchschauen - die materialistische Wissenschaft heute geradezu behaftet mit Blödsinnigkeit. Sie wird blödsinnig, wenn sie von der Art redet, wie sich der Mensch verhält, wenn er den Ichsinn in Bewegung setzt, denn sie redet Ihnen vor, diese materialistische Wissenschaft, daß eigentlich der Mensch, wenn er einem Menschen entgegentritt, aus den Gesten, die der andere Mensch macht, aus seinen Mienen und aus allerlei anderem unbewußt auf das Ich schließt, daß es ein unbewußter Schluß wäre auf das Ich des anderen. Das ist ein völliger Unsinn! Wahrhaftig, so unmittelbar wie wir eine Farbe wahrnehmen, nehmen wir das Ich des anderen wahr, indem wir ihm entgegentreten. Zu glauben, daß wir erst aus der körperlichen Wahrnehmung auf das Ich schließen, ist eigentlich vollständig stumpfsinnig, weil es abstumpft gegen die wahre Tatsache, daß im Menschen ein tiefer Sinn vorhanden ist, das andere Ich aufzufassen. So wie durch das Auge Hell und Dunkel und Farben wahrgenommen werden, so werden durch den Ichsinn die anderen Iche unmittelbar wahrgenommen. Es ist ein Sinnenverhältnis zu dem anderen Ich. Das muß man erleben. Und ebenso, wie die Farbe durch das Auge auf mich wirkt, so wirkt das andere Ich durch den Ichsinn. Wir werden, wenn die Zeit dazu gekommen sein sollte, auch ebenso von dem Sinnesorgan für den Ichsinn sprechen, wie man von den Sinnesorganen für den Sehsinn, für den Gesichtssinn sprechen kann. Es ist da nur leichter, eine materielle Manifestation anzugeben, als für den Ichsinn. Aber vorhanden ist das alles.

Wenn Sie gewissermaßen sich besinnen auf diese Sinne, so können Sie sagen: In diesen Sinnen spezifiziert sich oder differenziert sich Ihr Organismus. Er differenziert sich wirklich, denn Sehen ist nicht Töne-Wahrnehmen, Tonwahrnehmung ist nicht Hören, Hören ist wiederum nicht Denken-Wahrnehmen, Denken-Wahrnehmen ist nicht Tasten. Das sind gesonderte Gebiete des menschlichen Wesens. Zwölf gesonderte Gebiete des menschlichen Organismus haben wir in diesen Sinnesgebieten. Die Sonderung, daß jedes für sich ein Gebiet ist, das bitte ich Sie besonders festzuhalten; denn wegen dieser Sonderung kann man diese ganze Zwölfheit in einen Kreis einzeichnen, und man kann zwölf getrennte Gebiete in diesem Kreise unterscheiden.

Das ist anders, als es nun mit den Kräften steht, die gewissermaßen tiefer im Menschen liegen als diese Sinneskräfte. Der Sehsinn ist an das Auge gebunden, ist ein gewisser Bezirk im menschlichen Organismus. Der Hörsinn ist an den Hörorganismus gebunden, wenigstens in der Hauptsache; er braucht ihn aber nicht allein; es wird mit viel mehr im Organismus gearbeitet, es wird mit einem viel weiteren Bezirk gehört als durch das Ohr; aber das Ohr ist der normalste Hörbezirk. Alle diese Sinnesbezirke werden von dem Leben gleichmäßig durchflossen. Das Auge lebt, das Ohr lebt, das, was dem Ganzen zugrunde liegt, lebt; was dem Tastsinn zugrunde liegt, lebt - alles lebt. Das Leben wohnt in allen Sinnen, es geht durch alle Sinnesbezirke durch." (Lit.: GA 170, S. 105ff)

An anderer Stelle hat Rudolf Steiner auch eine andere Anordnung der 12 Sinne und entsprechend auch eine andere Zuordnung zu den Tierkreiszeichen gegeben. Hier bespricht er auch den Zusammenhang zwischen der Sinneswahrnehmung und dem Bilden der Erinnerungen.

"Sehen Sie, Sie richten Ihre Sinne nach außen. Da finden Sie durch Ihre Sinne die Außenwelt als eine sinnenfällige ausgebreitet. Ich zeichne das schematisch, was da nach außen als sinnenfällig ausgebreitet um uns herum liegt. Bitte, es soll das, was da außen herum liegt, dieses (siehe Zeichnung, blau) sein. Wenn Sie Ihre Augen, Ihre Ohren, wenn Sie Ihren Geruchssinn, was Sie wollen, auf die Außenwelt richten, so wendet sich Ihnen gewissermaßen entgegen, es wendet sich diesen Sinnen entgegen dasjenige, was die Innenseite dieses Außen ist— also bitte: die Innenseite dieses Außen (links). Nehmen Sie an, Sie wenden Ihre Sinne dem zu, was ich da gezeichnet habe (siehe Zeichnung, Pfeile), so sind diese Sinne auf diese Außenwelt gerichtet und Sie sehen das, was sich innen hier hineinneigt. Nun folgt die schwierige Vorstellung, auf die ich aber schon kommen muß. Alles das, was Sie da anschauen, zeigt sich Ihnen von innen. Denken Sie sich, daß das auch eine Außenseite haben muß. Nun, ich will es schematisch dadurch vor Ihre Seele rufen, daß ich sage: Wenn Sie so hinausschauen, sehen Sie als Grenze Ihres Schauens das Firmament: das hier ist ja fast so, nur daß ich es klein gezeichnet habe. Aber jetzt denken Sie sich, Sie könnten flugs da hinausfliegen und könnten da durchfliegen und von der andern Seite gucken, Ihre sinnenfälligen Eindrücke von der andern Seite angucken. Also Sie könnten so hinschauen (siehe

Zeichnung aus GA 183, S 85
Zeichnung aus GA 183, S 85

Zeichnung, Pfeile oben). Bitte, das sehen Sie natürlich nicht; aber könnten Sie so hinschauen, so würde das der andere Aspekt sein. Sie würden aus sich heraus müssen und würden von der andern Seite Ihre ganze sinnenfällige Welt anschauen müssen. Sie würden also das, was sich Ihnen als Farbe zuwendet, von der Rückseite betrachten, das, was sich Ihnen als Ton zuwendet, von der Rückseite betrachten und so weiter; was sich Ihnen als Geruch zuwendet, würden Sie von der Rückseite betrachten, Sie würden von der Rückseite den Geruch in die Nase fassen. Also von der andern Seite denken Sie sich die Weltbetrachtung: wie einen Teppich ausgebreitet die sinnenfälligen Dinge, und nun den Teppich von der andern Seite einmal angesehen. Ein kleines Stück sehen Sie nur, ein sehr, sehr kleines Stück von dieser Rückseite. Dieses sehr kleine Stück, das kann ich hier nur dadurch zur Darstellung bringen, daß ich die Sache so mache: Denken Sie sich jetzt, ich zeichne das, was Sie da von der andern Seite sehen würden, rot ein; so daß ich sagen kann, schematisch sieht man das Sinnenfällige so: Wie man es gewöhnlich sieht, so sieht es blau aus; sieht man es von der andern Seite, so sieht es rot aus, aber das sieht man natürlich nicht. In diesem, was man da rot sehen würde, steckt erstens alles das drin, was erlebt werden kann zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, zweitens alles das, was beschrieben ist in der «Geheimwissenschaft im Umriß» als Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erdenentwickelung und so weiter. Dasjenige liegt da aufgespeichert, was eben verborgen ist für die sinnenfällige Anschauung. Das ist da auf der andern Seite der Kugel. Aber ein kleines Stück sehen Sie davon; das kann ich nur so zeichnen, daß ich jetzt sage: Nehmen Sie dieses kleine Stück von dem Roten, das ginge da herüber (siehe Zeichnung, unten) und durchkreuzt sich mit dem Blauen, so daß das Blaue, statt daß es jetzt vorne ist, dahinter ist. Ich müßte eigentlich hier vierdimensional zeichnen, wenn ich es wirklich zeichnen würde, ich kann es daher nur ganz schematisch zeichnen. Also da (links) sind die Sinne jetzt hier dem Blauen zugewendet; da sind sie nicht zugewendet dem Blauen, sondern dem Roten, das Sie sonst nicht sehen. Aber hinter dem Rot hat sich jetzt gekreuzt das, was sonst gesehen wird, und das ist jetzt darunter. Und dieses kleine Stück, das da sich kreuzt mit dem andern, das sehen Sie fortwährend im gewöhnlichen Bewußtsein. Das sind nämlich Ihre aufgespeicherten Erinnerungen. Alles, was als Erinnerung entsteht, entsteht nicht nach Gesetzen dieser äußeren Wahrnehmungswelt, sondern es entsteht nach den Gesetzen, die dieser hinteren Welt da entsprechen. Dieses Innere, das Sie als Ihre Erinnerungen haben, das entspricht wirklich dem, was da auf der andern Seite ist (rechts). Indem Sie in sich hineinblicken, in alles das, was Ihre Erinnerungen sind, sehen Sie tatsächlich die Welt auf einem Stück von der andern Seite; da ragt das andere ein wenig herein, da sehen Sie die Welt von der andern Seite. Und wenn Sie jetzt durch Ihre Erinnerungen, wie sie so aufgeschrieben sind, durchschlüpfen könnten - ich habe vor acht Tagen davon gesprochen - , wenn Sie da hinunter könnten, unter Ihre Erinnerungen sehen und sie von der andern Seite anschauen könnten, von da drüben (siehe Zeichnung, links), da würden Sie die Erinnerungen als Ihre Aura sehen. Da würden Sie den Menschen sehen als ein geistig-seelisches aurisches Wesen, wie Sie sonst die äußere Welt sinnenfällig in den Wahrnehmungen sehen. Nur wäre es ebensowenig angenehm - wie ich das vor acht Tagen hier charakterisiert habe - , weil da der Mensch noch nicht schön ist von dieser andern Seite.

Also das ist das Interessante, was man kreuzen muß mit dem andern Verständnis des dreigliedrigen Menschen. Diese Kreuzung hier, die liegt nun im mittleren Menschen, im Brustmenschen. Sie erinnern sich an die Zeichnung, die ich vor acht Tagen gemacht habe, wo ich ja die in sich gewundenen Lemniskaten mit den zurückgeschlagenen Schleifen hatte: die müßte ich hier zeichnen. Hier müßte ich diesen Brustmenschen zeichnen mit den zurückgeschlagenen Lemniskaten (siehe Zeichnung Seite 85, links unten): das würde zusammenfallen mit der Erinnerungssphäre. So daß dieser dreigliedrige Mensch hier in seinem mittleren Teil diese Umwendung des Menschen hat, wo das Innere äußerlich und das Äußere innerlich wird, wo Sie ein Tableau, das Sie sonst als Welttableau, als die große Welterinnerung sehen würden, nun als Ihre eigene kleine mikrokosmische Erinnerung sehen. Sie sehen in Ihrem gewöhnlichen Bewußtsein dasjenige, was sich zugetragen hat von Ihrem dritten Jahre an bis jetzt: das ist eine innere Aufzeichnung, ein kleines Stück für das, was gleichartig mit dem ist, was sonst Aufzeichnung für die ganze Weltenevolution ist, was auf der andern Seite liegt.

Nicht ohne Grund habe ich seinerzeit, wie den meisten von Ihnen wohl bekannt sein wird, davon gesprochen - und ich habe es ja wiederum ausgeführt in meinem letzten Buche «Von Seelenrätseln» am Schluß in der Anmerkung - , nicht ohne Grund habe ich davon gesprochen, daß der Mensch eigentlich zwölf Sinne hat. Diese Sinne müssen wir uns so denken, daß eine Anzahl von diesen zwölf Sinnen nach dem Sinnenfälligen zugewendet sind, eine andere Anzahl von diesen zwölf Sinnen sind aber nach rückwärts gerichtet. Sie sind auch da unten (siehe Zeichnung Seite 85) nach dem gerichtet, was schon das Gewendete ist. Und zwar sind nach dem äußeren Sinnenfälligen gerichtet: Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn, Hörsinn, Sehsinn, Geschmackssinn, Geruchssinn. Diese Sinne sind gerichtet nach dem Sinnenfälligen. Die andern Sinne kommen ja eigentlich dem Menschen deshalb nicht zum Bewußtsein, weil sie zunächst nach seinem eigenen Inneren und dann nach dem Umgekehrten der Welt gerichtet sind. Das sind vorzugsweise: Wärmesinn, Lebenssinn, Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn, Tastsinn. So daß wir sagen können: Für das gewöhnliche Bewußtsein liegen sieben Sinne im Hellen (oben) und fünf Sinne im Dunkeln (unten). Und diese fünf Sinne, die im Dunkeln liegen, die sind der andern Seite der Welt zugewendet, auch im Menschen der andern Seite (siehe Zeichnung Seite 85).

Sie können daher einen vollständigen Parallelismus haben zwischen den Sinnen und zwischen etwas anderem, wovon wir gleich sprechen werden (siehe Zeichnung, Kreis). Also nehmen wir an, wir hätten als Sinne zu verzeichnen den Hörsinn, den Sprachsinn, den Denksinn, den Ichsinn, den Wärmesinn, den Lebenssinn, den Gleichgewichtssinn, den Bewegungssinn, den Tastsinn, den Geruchssinn, den Geschmackssinn, den Sehsinn, so haben Sie im wesentlichen alles dasjenige, was vom Ichsinn geht bis zum Geruchssinn, im Hellen liegend, in dem, was dem gewöhnlichen Bewußtsein zugänglich ist (siehe Zeichnung, schraffiert). Und alles dasjenige, was abgewendet ist vom gewöhnlichen Bewußtsein, so wie die Nacht vom Tag abgekehrt ist, das gehört den andern Sinnen an.

Es ist natürlich die Grenze auch wiederum nur schematisiert; es fällt etwas ineinander; es sind die Wirklichkeiten nicht so bequem. Aber diese Gliederung des Menschen nach den Sinnen ist so, daß Sie schon im Schema an die Stelle der Sinne nur zu zeichnen brauchen die Himmelszeichen, so haben Sie: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage - sieben Himmelszeichen für die helle Seite; fünf für die dunkle Seite: Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische: Tag, Nacht; Nacht, Tag. Und Sie haben einen vollständigen Parallelismus zwischen dem mikrokosmischen Menschen - dem, was zugewendet ist seinen Sinnen, und dem, was abgewendet ist, aber

Die zwölf Sinne des Menschen: Zeichnung aus GA 183, S 89
Die zwölf Sinne des Menschen: Zeichnung aus GA 183, S 89

eigentlich zugewendet ist seinen unteren Sinnen - und zwischen dem, was im äußeren Kosmos den Wechsel bedeutet von Tag und Nacht. Es geht gewissermaßen im Menschen dasselbe vor, was im Weltengebäude vorgeht. Im Weltengebäude wechseln Tag und Nacht, im Menschen wechselt auch Tag und Nacht, nämlich Wachen und Schlafen, wenn sich auch beide voneinander emanzipiert haben für den gegenwärtigen Bewußtseinszyklus des Menschen. Während des Tages ist der Mensch zugewendet den Tagessinnen; wir können ebensogut sagen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, wie wir sagen könnten: Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn und so weiter. Sie können jedes Ich eines andern Menschen sehen, Sie können die Gedanken des andern Menschen verstehen, Sie können hören, sehen, schmecken, riechen: das sind die Tagessinne. In der Nacht ist der Mensch so, wie sonst die Erde nach der andern Seite gewendet ist, den andern Sinnen zugewendet, nur sind diese noch nicht vollentwickelt. Sie werden erst nach der Venuszeit so voll entwickelt sein, daß sie wahrnehmen können, was da nach der andern Seite ist. Sie sind noch nicht so voll entwickelt, daß sie das wahrnehmen können, was da nach der andern Seite ist. Sie sind in Nacht gehüllt, wie beim Durchgang durch die andern Himmelsregionen, durch die andern Bilder des Tierkreises, die Erde in der Nacht ist. Das Durchschreiten des Menschen durch seine Sinne ist ganz zu parallelisieren mit dem Gang - ob Sie nun sagen der Sonne um die Erde oder der Erde um die Sonne, das ist ja schließlich für diesen Zweck gleichgültig; aber diese Dinge hängen zusammen. Und diese Zusammenhänge kannten die Weisen der alten Mysterien sehr gut." (Lit.: GA 183, S. 87ff)

Der Gebrauch der Sinnesorgane muss erlernt werden

Lernen ist für alle Sinnestätigkeit von größter Bedeutung. Die Sinneswahrnehmung ist uns nicht fertig gegeben, sondern wir müssen den Gebrauch der Sinne erst mühsam erlernen. So wie wir lesen lernen müssen (-> Sprachsinn), müssen wir auch lernen zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu hören, zu tasten usw. Die menschliche Sinnestätigkeit lässt sich im Grunde ein Leben lang verfeinern. Ein Maler hat einen differenzierteren Sehsinn entwickelt als der Durchschnittsmensch, der Feinschmecker hat durch Übung einen feineren Geschmacks- und Geruchssinn ausgebildet, Blinde entwickeln meist ein sehr feinfühliges Tastvermögen usw.

Das unterschiedliche Alter der Sinnesorgane

Die erste Anlage zu den Sinnen wurde bereits auf dem alten Saturn gelegt; sie sind also entwicklungsgeschichtlich bereits sehr alt. Allerdings waren sie in vergangen Zeiten ihrer Zahl und ihrer Funktion nach noch ganz anders geartet als heute. Das Gehörorgan war in gewissem Sinn sogar schon vorgebildet, als der Mensch aus ganz anderen Welten zum alten Saturn herüberkam. Damals war der physische Leib im Grunde genommen ein einziges großes Ohr, der alles mittönte, was die Welt an Tönen durchklang. Dann spezialisierten sich die Sinne allmählich und verteilten sich auf eigene Organe. So wurde später auf dem alten Saturn die Anlage zum Wärmesinn hinzugefügt. Während der alten Sonnenentwicklung erwarb sich der Mensch den Sehsinn und auf dem alten Mond entstand der Geschmackssinn. Der jüngste und damit unvollkommenste Sinn, der Geruchssinn, kam in der uns gewohnten Form erst auf der Erde hinzu. Der Gehörssinn ist der vollkommenste aller Sinne, weil er bereits viermal umgebildet und verfeinert wurde und gegenwärtig seine fünfte Umwandlung erfährt.

Der Geruchssinn steckt heute noch ganz in der physischen Entwicklung drinnen. Auf den Geschmackssinn hat der Ätherleib Einfluss, auf den Sehsinn der Astralleib und auf den Wärmesinn das Ich. Was der Mensch durch diese vier niedern Sinne aufnimmt, wird der ewigen Seele noch nicht einverleibt. Das Geistselbst, soweit es der Mensch bereits entwickelt hat, verbindet sich mit dem Gehörssinn. Und erst alles, was in Worten ausdrückbar ist, wird zum ewigen unvergänglichen geistigen Besitz des Menschen.

Die Veranlagung der Sinne auf dem alten Saturn

Auf dem alten Saturn wurde der physische Leib des Menschen veranlagt, zunächst allerdings nur als reiner Wärmeleib. Die Wärmesubstanz aus der er gebildet wurde, war durch das Willensopfer der Throne entstanden. Durch die Tätigkeit der Geister der Form wurde diesem Wärmeleib eine fest umrissene Form gegeben. Nachdem diese Tätigkeit um die Mitte des vierten Saturnkreislaufes vollendet war, setzte die Arbeit der Archai ein, die auf dem alten Saturn ihre Menschheitsstufe, d.h. ihre Ich-Entwicklung, absolvierten. Sie pflanzten dem Wärmeleib des Menschen die ersten Keime der Sinnesorgane ein:

"Dann folgt die Tätigkeit der «Geister der Finsternis», die auch «Geister der Persönlichkeit» oder der «Selbstheit» (Egoismus) genannt werden. Ihnen kommt auf dieser Stufe ein Bewußtsein zu, das dem gegenwärtigen menschlichen Erdenbewußtsein ähnlich ist. Sie bewohnen den geformten menschlichen Stoff leib als «Seelen» in einer ähnlichen Art, wie heute die Menschenseele ihren Leib bewohnt. Sie pflanzen dem Leib eine Art von Sinnesorganen ein, welche der Keim sind zu den Sinnesorganen, die sich später während der Erdentwickelung am Menschenkörper entwickeln. — Man muß sich nur klarmachen, daß sich diese «Sinneskeime» von den heutigen Sinneswerkzeugen des Menschen doch noch wesentlich unterscheiden. Der Mensch der Erde konnte durch solche «Sinneskeime» nichts wahrnehmen. Denn für ihn müssen die Bilder der Sinneswerkzeuge erst noch durch einen feineren Ätherkörper, der sich auf der Sonne bildet, und durch einen Astralkörper, der sein Dasein der Mondenentwickelung verdankt, hindurchgehen. (Alles das werden die weiteren Ausführungen klarlegen.) Aber die «Geister der Persönlichkeit» können die Bilder der «Sinneskeime » durch ihre eigene Seele so bearbeiten, daß sie mit ihrer Hilfe äußere Gegenstände so wahrnehmen können, wie dies der Mensch während seiner Erdentwickelung tut. Indem sie so am Menschenleibe arbeiten, machen die «Geister der Persönlichkeit» ihre eigene «Menschheitsstufe» durch. Sie sind somit von der Mitte des vierten bis zur Mitte des fünften Saturnkreislaufes Menschen." (Lit.: GA 011, S. 165f)

Danach setzte die Tätigkeit der «Söhne des Feuers», der heutigen Erzengel, ein, die damals aber erst ein traumartiges Bewusstsein hatten.

"Sie können nicht zu sich sagen: «Ich bin da», sondern etwa: «Meine Umgebung läßt mich da sein.» Sie nehmen wahr, und zwar bestehen ihre Wahrnehmungen in den geschilderten Lichtwirkungen auf dem Saturn. Diese sind in einer gewissen Art ihr «Ich». Das verleiht ihnen eine besondere Art des Bewußtseins. Man kann dies als Bilderbewußtsein bezeichnen. Es kann vorgestellt werden von der Art des menschlichen Traumbewußtseins; nur daß man sich den Grad der Lebhaftigkeit sehr viel größer zu denken hat als beim menschlichen Träumen und daß man es nicht mit wesenlos auf- und abwogenden Traumbildern zu tun hat, sondern mit solchen, welche in einem wirklichen Verhältnisse zu dem Lichtspiel des Saturn stehen." (Lit.: GA 013, S. 165)

Erst auf der alten Sonne entwickelten sie ihr Ich und wurden zu Schöpfern des Lichts, indem sie den Geister der Weisheit, die einen Teil ihres inneren Wesens an sie verschenkten, äußerlich, aber zeitversetzt zurückstrahlten. Während der fünften Runde der alten Saturnentwicklung nahmen sie davon schon etwas voraus und konnten dadurch die Sinneskeime des menschlichen Wärmeleibs beleben und zum Leuchten anregen. Dieses ausgestrahlte Licht ermöglicht erst unser heutiges Sehen, bei dem das innerlich erregte Licht dem äußeren Licht entgegenkommen muss.

"Die Arbeit dieser Geister wird um die Mitte des fünften Saturnkreislaufes abgelöst von derjenigen der «Söhne des Feuers», welche auf dieser Stufe noch ein dumpfes Bilderbewußtsein haben, gleich dem Mondenbewußtsein des Menschen. Sie erreichen die Stufe der Menschheit erst auf dem nächsten Planeten, der Sonne. Ihre Arbeit ist daher hier noch in einem gewissen Grade unbewußt, traumhaft. Durch sie wird aber die Tätigkeit der «Sinneskeime» aus dem vorigen Kreislauf belebt. Die von den «Feuergeistern» erzeugten Lichtbilder scheinen durch diese Sinneskeime nach außen. Der Menschenvorfahr wird dadurch zu einer Art leuchtender Wesenheit erhoben. Während das Saturnleben sonst dunkel ist, leuchtet jetzt der Mensch aus der allgemeinen Finsternis auf. — Noch die «Geister der Persönlichkeit» wurden dagegen in dieser allgemeinen Finsternis zu ihrem Menschendasein erweckt." (Lit.: GA 011, S. 166f)

"In diesem Wechselspiel zwischen den Feuergeistern und den Saturnwärmekörpern werden die Keime der menschlichen Sinnesorgane der Entwickelung einverleibt. Die Organe, durch welche der Mensch gegenwärtig die physische Welt wahrnimmt, leuchten auf in ihren ersten feinen ätherischen Anlagen. Menschen-Phantome, welche an sich noch nichts anderes zeigen als die Licht-Urbilder der Sinnesorgane, werden innerhalb des Saturn dem hellseherischen Wahrnehmungsvermögen erkennbar." (Lit.: GA 013, S. 166)

Der Mensch selbst konnte sich damals dieser Leuchtkraft noch nicht bedienen, aber die erhabenen Seraphim, die Geister der All-Liebe, konnten sich durch dieses Leuchten der Sinneskeime offenbaren.

"Das Menschenwesen selbst kann sich auf dem Saturn aber seiner Leuchtkraft nicht bedienen. Die Lichtkraft seiner Sinneskeime würde durch sich selbst nichts ausdrücken können, aber es finden durch sie andere erhabenere Wesen die Möglichkeit, sich dem Saturnleben zu offenbaren. Durch die Leuchtquellen der Menschenvorfahren strahlen sie etwas von ihrer Wesenheit auf den Planeten nieder. Es sind dies erhabene Wesen aus der Reihe jener vier, von denen oben gesagt worden ist, daß sie in ihrer Entwickelung bereits über alle Verbindung mit dem Menschendasein hinausgewachsen seien. Ohne daß für sie selbst eine Notwendigkeit vorläge, strahlen sie jetzt durch «freien Willen» etwas von ihrer Natur aus. Die christliche Geheimlehre spricht hier von der Offenbarung der Seraphime (Seraphim), der «Geister der Alliebe». Dieser Zustand dauert bis zur Mitte des sechsten Saturnkreislaufes." (Lit.: GA 011, S. 167)

"Wären sie nicht da, so könnten die Feuergeister nicht das oben geschilderte Bewußtsein haben. Sie schauen die Saturnvorgänge mit einem Bewußtsein an, das es ihnen ermöglicht, diese als Bilder auf die Feuergeister zu übertragen. Sie selbst verzichten auf alle Vorteile, welche sie durch das Anschauen der Saturnvorgänge haben könnten, auf jeden Genuß, jede Freude; sie geben das alles hin, damit die Feuergeister es haben können." (Lit.: GA 013, S. 166)

Die Beziehung der Sinne zu den höheren Welten

Das Licht ist nicht bloß physischer Natur, sondern in ihm wirken auch astrale Wesenheiten, deren Tätigkeit sich in den sinnlichen Farben offenbart. Diese astralen Wesenheiten werden durch die schattenwerfenden physischen Gegenstände nicht aufgehalten; sie offenbaren sich dem geistigen Blick daher besonders leicht bei der Betrachtung des Schattens. Im Schatten des Menschen wird in diesem Sinn auch das Wesen seiner eigenen Seele sichtbar.

Der Sehsinn hängt zusammen mit den höheren Regionen der Astralwelt, der Wärmesinn mit deren unteren Bereichen. Der bereits sehr hoch entwickelte Gehörssinn hat eine unmittelbare Beziehung zur physischen Welt, während gerade die noch wenig ausgereiften Sinne, wie z.B. der Geruchssinn, eng mit den höchsten geistigen Welten zusammenhängen.

Ahrimanische und luziferische Einflüsse auf die Sinne

Luziferische (unten) und ahrimanische (oben) Umgestaltung der Sinne.

Die oberen Sinne sind durch ahrimanische, die unteren Sinne durch luziferische Kräfte umgestaltet; nur die mittleren Sinnesbereiche, die in etwa den klassischen 5 Sinnen entsprechen, sind von diesen Einflüssen weitgehend frei:

"Die eigentlich für den physischen Plan bestimmten Sinne, Ichsinn, Denksinn, Sprachsinn, sind ahrimanisch umgestaltet. Und nur dadurch sind wir das geworden, was wir als Menschen auf dem physischen Plan sind, daß Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn luziferisch umgestaltet sind. Und nur ein mittleres Gebiet haben wir, das gewissermaßen sich bewahrt hat vor diesen Einflüssen." (Lit.: GA 170, S. 253)

Die Sinnesprozesse waren einstmals Lebensprozesse

Früher waren die Sinne viel lebendiger und sind erst heute zu beinahe physikalischen Apparaten abgestorben. Noch während der alten Mondenzeit glichen die Sinnesprozesse viel eher Lebensprozessen. Deshalb aber konnten sie noch keine Grundlage für das vollbewusste Leben des Menschen bilden, sondern waren nur geeignet für das traumartige Hellsehen des Mondenmenschen.

Der Ichsinn war auf dem alten Mond noch bedeutungslos und ähnlich auch der Denksinn und der Sprachsinn. Der Gehörssinn war damals allerdings viel lebendiger als heute. Das Hören war mit einem innerlichen Durchbebtsein verbunden; mit einem inneren Vibrieren machte man den Ton lebendig mit in einer Art von innerem Tanz. Und wenn man selbst Töne hervorbrachte, indem man das Gehörte nachahmte, so wurde auch da ein innerer Tanz erregt, den man durch den Bewegungssinn wahrnahm. Ähnlich lebendig war der Wärmesinn, durch den man das Wärmen und Kühlen lebensvoll im Inneren empfand. Was während der Erdenentwicklung zum Geruchssinn geworden ist, war damals noch innig verbunden mit der Lebensttätigkeit. Auch das Schmecken glich einem Lebensprozess ähnlich unserem heutigen Atemprozess. Es gingen dadurch viel realere Prozesse in uns vor, als wenn wir uns heute des Geschmackssinns bedienen. So war es auch mit dem Sehsinn. Das Auge war so etwas wie ein Farbatmungsorgan. Die ganze Lebensverfassung hing davon ab, wie wir durch das Auge das Licht aufnahmen. Man dehnte sich aus, wenn man ins Blaue hineinkam und man drückte sich zusammen, wenn man sich ins Rote hineinwagte - der Mensch war ja damals in seiner ganzen Gestalt noch viel beweglicher als heute. Der Lebenssinn, durch den wir heute unsere innere Lebendigkeit spüren, konnte in der Form auf dem alten Mond noch nicht vorhanden sein, denn man lebte damals noch viel mehr das allgemeine Leben der Umwelt mit. Ein weitgehend abgesondertes inneres Leben gab es noch nicht und indem alle heutigen Sinnesorgane damals Lebensorgane waren, bedurfte es eines besonderen Lebenssinnes nicht. Der Tastsinn entstand in seiner heutigen Form erst auf der Erde zusammen mit dem Mineralreich.

Insgesamt gab es somit auf dem alten Mond 7 Sinne, die aber damals noch vorwiegend Lebensorgane waren. Das Leben ist immer siebengliedrig:

Die weiteren 5 Sinne sind erst auf der Erde dazugekommen. Das Verhältnis der Siebenzahl zur Zwölfzahl drückt ein tiefes Geheimnis des Daseins aus. Die 12-Zahl enthält das Geheimnis, dass wir ein Ich aufnehmen können. Das war auf dem alten Mond noch nicht möglich. Damals konnte der Mensch als höchstes Wesensglied nur den Astralleib haben. Dem astralischen Seelenleben liegt die 7-Zahl zugrunde.

"So, wie die Sinne heute im Menschen sind, waren sie nicht während der alten Mondenzeit. Ich sagte, sie waren viel, viel lebendiger. Sie waren die Grundlage für das alte traumhafte Hellsehen während der Mondenzeit. Heute sind die Sinne mehr tot als sie während der alten Mondenzeit waren, sie sind mehr getrennt von dem Einheitlichen, von dem siebengliedrigen und in seiner Siebengliedrigkeit einheitlichen Lebensprozeß. Die Sinnesprozesse waren während der alten Mondenzeit noch selbst mehr Lebensprozesse. Wenn wir heute sehen oder hören, so ist das schon ein ziemlich toter Prozeß, ein sehr peripherischer Prozeß. So tot war die Wahrnehmung während der alten Mondenzeit gar nicht. Greifen wir einen Sinn heraus, zum Beispiel den Geschmackssinn. Wie er auf der Erde ist, ich denke, Sie wissen es alle. Während der Mondenzeit war er etwas anderes. Da war das Schmecken ein Prozeß, in dem der Mensch sich nicht so von der Außenwelt abtrennte wie jetzt. Jetzt ist der Zucker draußen, der Mensch muß erst daran lecken und einen inneren Prozeß vollziehen. Da ist sehr genau zwischen Subjektivem und Objektivem zu unterscheiden. So lag es nicht während der Mondenzeit. Da war das ein viel lebendigerer Prozeß, und das Subjektive und Objektive unterschied sich nicht so stark. Der Schmeckprozeß war noch viel mehr ein Lebensprozeß, meinetwillen ähnlich dem Atmungsprozeß. Indem wir atmen, geht etwas Reales in uns vor. Wir atmen die Luft ein, aber indem wir die Luft einatmen, geht mit unserer ganzen Blutbildung etwas vor in uns; denn das gehört ja alles zur Atmung hinzu, insofern die Atmung einer der sieben Lebensprozesse ist, da kann man nicht so unterscheiden. Also da gehören Außen und Innen zusammen: Luft draußen, Luft drinnen, und indem der Atmungsprozeß sich vollzieht, vollzieht sich ein realer Prozeß. Das ist viel realer, als wenn wir schmecken. Da haben wir allerdings eine Grundlage für unser heutiges Bewußtsein; aber das Schmecken auf dem Mond war viel mehr ein Traumprozeß, so wie es heute für uns der Atmungsprozeß ist. Im Atmungsprozeß sind wir uns nicht so bewußt wie im heutigen Schmeckprozeß. Aber der Schmeckprozeß war auf dem Mond so, wie heute der Atmungsprozeß für uns ist. Der Mensch hatte auf dem Mond auch nicht mehr vom Schmecken als wir heute vom Atmen, er wollte auch nichts anderes haben. Ein Feinschmecker war der Mensch noch nicht und konnte es auch nicht sein, denn er konnte seinen Schmeckprozeß nur vollziehen, insoferne durch das Schmecken in ihm selber etwas bewirkt wurde, was mit seiner Erhaltung zusammenhing, mit seinem Bestehen als Mondes-Lebewesen.

Und so war es zum Beispiel mit dem Sehprozeß, mit dem Gesichtsprozeß während der Mondenzeit. Da war das nicht so, daß man äußerlich einen Gegenstand anschaute, äußerlich Farbe wahrnahm, sondern da lebte das Auge in der Farbe drinnen, und das Leben wurde unterhalten durch die Farben, die durch das Auge kamen. Das Auge war eine Art Farbenatmungsorgan. Die Lebensverfassung hing zusammen mit der Beziehung, die man mit der Außenwelt durch das Auge in dem Wahrnehmungsprozeß des Auges einging. Man dehnte sich aus während des Mondes, wurde breit, wenn man ins Blaue hineinkam, man drückte sich zusammen, wenn man sich ins Rot hineinwagte: auseinander - zusammen, auseinander - zusammen. Das hing mit dem Wahrnehmen von Farben zusammen. Und so hatten alle Sinne noch ein lebendigeres Verhältnis zur Außenwelt und zur Innenwelt, wie es heute die Lebensprozesse haben.

Der Ichsinn - wie war er auf dem Monde? Das Ich kam in den Menschen erst auf der Erde hinein, konnte also auf dem Mond gar keinen «Sinn» haben; man konnte kein Ich wahrnehmen, der Ichsinn konnte überhaupt noch nicht da sein. - Auch das Denken, wie wir es heute wahrnehmen, wie ich es vorher geschildert habe, das lebendige Denken, das ist mit unserem Erdenbewußtsein in Zusammenhang. Der Denksinn, wie er heute ist, war auf dem Monde noch nicht da. Redende Menschen gab es auch nicht. In dem Sinne, wie wir heute die Sprache des ändern wahrnehmen, gab es das auf dem Monde noch nicht, es gab also auch den Wortsinn nicht. Das Wort lebte erst als Logos, durchtönend die ganze Welt, und ging auch durch das damalige Menschenwesen hindurch. Es bedeutete etwas für den Menschen, aber der Mensch nahm es noch nicht als Wort wahr am anderen Wesen. Der Gehörsinn war allerdings schon da, aber viel lebendiger, als wir ihn jetzt haben. Jetzt ist er gewissermaßen als Gehörsinn zum Stehen gekommen auf der Erde. Wir bleiben ganz ruhig, in der Regel wenigstens, wenn wir hören. Wenn nicht gerade das Trommelfell platzt durch irgendeinen Ton, wird in unserem Organismus nicht etwas substantiell geändert durch das Hören. Wir in unserem Organismus bleiben stehen; wir nehmen den Ton wahr, das Tönen. So war es nicht während der Monenzeit. Da kam der Ton heran. Gehört wurde er; aber es war jedes Hören mit einem innerlichen Durchbebtsein verbunden, mit einem Vibrieren im Innern, man machte den Ton lebendig mit. Das, was man das Weltenwort nennt, das machte man auch lebendig mit; aber man nahm es nicht wahr. Man kann also nicht von einem Sinn sprechen, aber der Mondenmensch machte dieses Tönen, das heute dem Hörsinn zugrunde liegt, lebendig mit. Wenn das, was wir heute als Musik hören, auf dem Monde erklungen wäre, so würde nicht nur äußerer Tanz möglich gewesen sein, sondern auch noch innerer Tanz; da hätten sich die inneren Organe alle mit wenigen Ausnahmen so verhalten, wie sich heute mein Kehlkopf und das, was mit ihm zusammenhängt, innerlich bewegend verhält, wenn ich den Ton hindurchsende. Der ganze Mensch war innerlich bebend, harmonisch oder disharmonisch, und wahrnehmend dieses Beben durch den Ton. Also wirklich ein Prozeß, den man wahrnahm, aber den man lebendig mitmachte, ein Lebensprozeß.

Ebenso war der Wärmesinn ein Lebensprozeß. Heute sind wir verhältnismäßig ruhig gegenüber unserer Umgebung: es kommt uns warm oder kalt vor. Wir erleben das zwar leise mit, auf dem Monde aber wurde es so miterlebt, daß immer die ganze Lebensverfassung anders wurde, wenn die Wärme hinauf- oder herunterging. Also ein viel stärkeres Mitleben; wie man mit dem Ton mitbebte, so wärmte und kühlte man im Innern und empfand dieses Wärmen und Kühlen. Sehsinn, Gesichtssinn: Ich habe schon beschrieben, wie er auf dem Monde war. Man lebte mit den Farben. Gewisse Farben verursachten, daß man seine Gestalt vergrößerte, andere, daß man sie zusammenzog. Heute empfinden wir so etwas höchstens symbolisch. Wir schrumpfen nicht mehr zusammen gegenüber dem Rot und blasen uns nicht mehr auf gegenüber dem Blau; aber auf dem Mond taten wir es. Den Geschmackssinn habe ich schon beschrieben. Geruchssinn war auf dem Monde innig verbunden mit dem Lebensprozesse. Gleichgewichtssinn war auf dem Monde vorhanden, den brauchte man auch schon. Bewegungssinn war sogar viel lebendiger. Heute vibriert man nur wenig, bewegt seine Glieder, es ist alles mehr oder weniger zur Ruhe gekommen, tot geworden. Aber denken Sie, was dieser Bewegungssinn wahrzunehmen hatte, wenn alle diese Bewegungen stattfanden wie das Erbeben durch den Ton. Es wurde der Ton wahrgenommen, mitgebebt, aber dieses innere Beben, das mußte erst wiederum durch den Bewegungssinn wahrgenommen werden, wenn der Mensch es selber hervorrief, und er ahmte nach dasjenige, was der Hörsinn in ihm erweckte.

Lebenssinn: Nun, aus dem, was ich beschrieben habe, können Sie ersehen, daß der Lebenssinn in demselben Sinne, wie er auf der Erde ist, nicht vorhanden gewesen sein kann auf dem Monde. Das Leben muß man viel mehr als ein allgemeines mitgemacht haben. Man lebte viel mehr im Allgemeinen drinnen. Das innere Leben grenzte sich nicht so durch die Haut ab. Man schwamm im Leben drinnen. Indem alle Organe, alle heutigen Sinnesorgane dazumal Lebensorgane waren, brauchte man nicht einen besonderen Lebenssinn, sondern alle waren Lebensorgane und lebten und nahmen sich gewissermaßen selber wahr. Lebenssinn brauchte man nicht auf dem Monde. Der Tastsinn entstand erst mit dem Mineralreich, das Mineralreich ist aber ein Ergebnis der Erdenentwickelung. In demselben Sinne, wie wir auf der Erde den Tastsinn durch das Mineralreich entwickelt haben, gab es ihn auf dem Monde nicht, der hatte dort ebensowenig einen Sinn wie der Lebenssinn. Zählen wir, wieviel Sinne uns übrigbleiben, die nun in Lebensorgane verwandelt sind: sieben. Das Leben ist immer siebengliedrig. Die fünf, die auf der Erde dazukommen und zwölf machen, weil sie ruhige Bezirke werden, wie die Tierkreisbezirke, die fallen beim Monde weg. Sieben bleiben nur übrig für den Mond, wo die Sinne noch in Bewegung sind, wo sie selber noch lebendig sind. Es gliedert sich also auf dem Mond das Leben, in das die Sinne noch hineingetaucht sind, in sieben Glieder.

Das ist nur ein kleiner elementarer Teil dessen, was man sagen muß, um zu zeigen, daß da nicht Willkür zugrunde liegt, sondern lebendige Beobachtung der übersinnlichen Tatsachenwelt, die während des Erdenseins zunächst nicht in die Sinne der Menschen fällt. Je weiter man vordringt und je weiter man sich wirklich auf die Betrachtung der Weltengeheimnisse einläßt, desto mehr sieht man, wie so etwas nicht eine Spielerei ist, dieses Verhältnis von zwölf zu sieben, sondern wie es wirklich durch alles Sein durchgeht, und wie die Tatsache, daß es draußen ausgedrückt werden muß durch das Verhältnis der ruhenden Sternbilder zu den bewegten Planeten, auch ein Ergebnis ist eines Teiles des großen Zahlengeheimnisses im Weltendasein. Und das Verhältnis der Zwölfzahl zur Siebenzahl drückt ein tiefes Geheimnis des Daseins aus, drückt das Geheimnis aus, in dem der Mensch steht als Sinneswesen zum Lebewesen, zu sich als Lebewesen. Die Zwölfzahl enthält das Geheimnis, daß wir ein Ich aufnehmen können. Indem unsere Sinne zwölf geworden sind, zwölf ruhige Bezirke, sind sie die Grundlage des Ich-Bewußtseins der Erde. Indem diese Sinne noch Lebensorgane waren während der Mondenzeit, konnte der Mensch nur den astralischen Leib haben; da waren diese sieben noch Lebensorgane bildenden Sinnesorgane die Grundlage des astralischen Leibes. Die Siebenzahl wird so geheimnisvoll zugrunde gelegt dem astralischen Leib, wie die Zwölfzahl geheimnisvoll zugrunde liegt der Ich-Natur, dem Ich des Menschen." (Lit.: GA 170, S. 117ff)

Anmerkungen

  1. Dazu gehört aber vor allem auch die Farbwahrnehmung; rupa entspricht hier dem Sehsinn.

Literatur

Rudolf Steiner
  1. Rudolf Steiner: Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, GA 2 (2002), ISBN 3-7274-0020-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Wahrheit und Wissenschaft, GA 3 (1980), ISBN 3-7274-0030-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit, GA 4 (1995), ISBN 3-7274-0040-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Aus der Akasha-Chronik, GA 11 (1904 - 1908), im Kapitel Das Leben des Saturn
  5. Rudolf Steiner: Die Stufen der höheren Erkenntnis, GA 12 (1993), ISBN 3-7274-0120-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1989), ISBN 3-7274-0130-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Vom Menschenrätsel, GA 20 (1984), ISBN 3-7274-0200-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Von Seelenrätseln, GA 21 (1983), ISBN 3-7274-0210-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang, GA 28 (2000), ISBN 3-7274-0280-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  10. Rudolf Steiner: Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre 1910, GA 45 (1980)
  11. Rudolf Steiner: Erneuerungs-Impulse für Kultur und Wissenschaft, GA 81 (1994), ISBN 3-7274-0810-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1972), S 67 ff. (Berlin, 4. Oktober 1905) - In diesem Vortrag spricht Rudolf Steiner bereits davon, dass es in Wahrheit zwölf Sinne gibt. Davon seien fünf schon physisch und zwei andere würden während der weiteren Enwicklung des Menschen auf Erden noch physisch werden.
  13. Rudolf Steiner: Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie, GA 115 (1980)
  14. Rudolf Steiner: Weltwesen und Ichheit, GA 169 (1963), Berlin, 20. Juni 1916
  15. Rudolf Steiner: Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte., GA 170 (1978), Siebenter Vortrag, Dornach, 12. August 1916
  16. Rudolf Steiner: Die Wissenschaft vom Werden des Menschen, GA 183 (1990), ISBN 3-7274-1830-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  17. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung, GA 199 (1985), ISBN 3-7274-1990-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  18. Rudolf Steiner: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil, GA 206 (1991), ISBN 3-7274-2060-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  19. Rudolf Steiner: Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren, GA 234 (1994), ISBN 3-7274-2342-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  20. Rudolf Steiner: Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, GA 293 (1992), ISBN 3-7274-2930-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  21. Rudolf Steiner: Grenzen der Naturerkenntnis, GA 322 (1981), ISBN 3-7274-3220-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe
  1. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 14, Dornach Michaeli 1965
  2. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 34: Aufzeichnungen Rudolf Steiners zur Sinneslehre, Dornach Sommer 1971
  3. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 58/59: Aufzeichnungen von Rudolf Steiner zur Heilkunst und zu den Lebensstufen, Dornach Weihnachten 1977
Wandtafelzeichnungen
  1. Rudolf Steiner: Wandtafelzeichnungen Band IV, K58/4, Dornach 2000
  2. Rudolf Steiner: Wandtafelzeichnungen Band VII, K58/7 Dornach 1997
andere Autoren
  1. Albert Soesman: Die zwölf Sinne. Tore der Seele. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995; 6. überarb. A. 2007, ISBN 978-3-7725-2161-4
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Weblinks

  1. Rudolf Steiner: Die zwölf Sinne des Menschen
  2. Materialien zu den zwölf Sinnen des Menschen - Dr. Martin Errenst
  3. Sinnestäuschung gibt es nicht
  4. Sinn - Artikel in Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe (1907)