Karl Julius Schröer und Pantokrator: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Karl Julius Schröer''' (* [[Wikipedia:11. Januar|11. Januar]] [[Wikipedia:1825|1825]] in [[Wikipedia:Bratislava|Preßburg]], damals [[Wikipedia:Kaisertum Österreich|Kaisertum Österreich]]; † [[Wikipedia:16. Dezember|16. Dezember]] [[Wikipedia:1900|1900]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]) war ein [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischer]] [[Sprache|Sprach]]- und [[Literatur]]wissenschaftler. Er schrieb auch unter den [[Wikipedia:Pseudonym|Pseudonym]]en ''K(arl) Julius'' und ''Julius Oeser d. J''.
[[Datei:Pantokrator 13cent.jpg|miniatur|links|Christus Pantokrator, 13. Jahrhundert, Kloster Hilandar, Athos]]
[[File:Spas vsederzhitel sinay.jpg|thumb|Christus Pantokrator, 6. Jahrhundert, [[Wikipedia:Katharinenkloster (Sinai)]], Ägypten]]


== Leben ==
'''Pantokrator''' ({{ELSalt|παντοκράτωρ}}) bedeutet All- oder Weltenherrscher.


Karl Julius Schröer wurde am 11. Januar 1825 geboren als Sohn des Schriftstellers [[Tobias Gottfried Schröer]] und der Schriftstellerin ''Therese Schröer'', geb. ''Langwieser''.
Das Wort erscheint in der [[Wikipedia:Septuaginta|Septuaginta]] rund 120 mal<ref>Lexikon für Theologie und Kirche, Bd.7, Sp.1320</ref>, als Übertragung des [[Zeus]]-Beinamens ''pantokratis'' auf [[JHWH]] [[Zebaot]] und für [[El Schaddai]], aber für keinen der Begriffe durchgehend. Im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] kommt die Bezeichnung nur einmal im [[Wikipedia:2. Korintherbrief|2. Korintherbrief]]<ref>{{B|2 Kor|6|18}}</ref> und neunmal in der [[Offenbarung des Johannes]]<ref>Offenbarung 1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7.14;19,6.15; 21,22 {{B|Offb}}</ref> vor, dort immer auf Gott, den Vater, bezogen. Die Übertragung des Titels auf den Sohn, sachlich bereits unter anderem in {{B|Matthäus|28|18}} vollzogen, geschah ausdrücklich erst im Verlauf des 4. Jahrhunderts.


Schröer studierte Literatur und Sprachwissenschaft, unter anderem von 1843 bis 1846 auch in [[Wikipedia:Leipzig|Leipzig]], [[Wikipedia:Halle (Saale)|Halle]] und [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]. Nach 1849 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur in [[Wikipedia:Pest (Stadt)|Pest]]. Dann kehrte er 1851 nach Preßburg zurück und nahm ein Schullehramt an.
Heute ist mit ''Christus Pantokrator'' in der Regel ein Typus der [[Wikipedia:Ikonographie|Ikonographie]] gemeint. Das Motiv findet sich vor allem in der [[Wikipedia:Byzantinische Kunst|byzantinischen Kunst]] und in den allermeisten [[Wikipedia:griechisch-orthodox|griechisch-orthodox]]en und [[Wikipedia:Russisch-Orthodoxe Kirche|russisch-orthodoxen Kirchen]]. Meist befindet sich die Christusikone in der Wölbung der [[Apsis]] oder zentral in der [[Wikipedia:Ikonostase|Ikonostase]]. Meist wird der Pantokrator als Brustbild dargestellt, es gibt aber auch thronende oder stehende Ganzkörperdarstellungen.<ref>K. Onasch/A. Schnieper, Ikonen, München 2007, S.122f.</ref> Typisch sind der Kopf, der den Betrachter gerade anschaut, die Haltung der rechten Hand, die den Betrachter segnet, und ein geschlossenes oder aufgeschlagene [[Evangelium|Evangelienbuch]] in der Linken, in dem häufig Selbstaussagen Christi („Ich bin…“-Worte) aus den Evangelien zu lesen sind. Das Untergewand (chiton) ist jeweils rot, das Übergewand (himation) grün oder selten blau.<ref>A. Tradigo, Icons and Sints of the Eastern Orthodox Church, Los Angeles 2006, S.244</ref> Der Pantokrator-Typus betont die Gottgleichheit Christi, seine Weltherrschaft, Segensmacht und Lehrautorität.


Wegen der politischen Entwicklung meinte Karl Julius Schröer Ungarn verlassen zu müssen, und er ging 1860 nach Wien. Er war 1861 bis 1866 Direktor der Vereinigten evangelischen Schulen am [[Wikipedia:Karlsplatz|Karlsplatz]]. Im Jahre 1866 wurde er Professor für Literaturgeschichte an der [[Wikipedia:Technische Universität Wien|Technischen Hochschule Wien]].
Im [[Wikipedia:Katharinenkloster (Sinai)|Katharinenkloster]] befindet sich eine sehr seltene [[Wikipedia:Enkaustik|enkaustische]] Ikone des Christus Pantokrator aus dem 6. Jahrhundert. Jesus, als Herrscher dargestellt, hält das Neue Testament. Lange Zeit wurde das wahrscheinlich aus Konstantinopel stammende Werk ins 13. Jahrhundert datiert, da es fast vollständig übermalt war. Die Ikone ist 84 x 45,5 Zentimeter groß. Für die Gestaltung des Antlitzes orientierte sich der Künstler an dem semitischen Gesichtstypus mit Bart und langen Haaren.
 
In den folgenden Jahren betrieb Schröer die Erforschung des deutschen Volkstums in Ungarn. Im Rahmen dieser Forschungen entdeckte er in unmittelbarer Nähe Preßburgs die volkstümlichen [[Oberuferer Weihnachtspiele|Weihnachtsspiele von Oberufer]]. Er sammelte Handschriften, stellte textkritische Vergleiche an und veröffentlichte 1857/58 das Buch ''Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn''. Auf diese Arbeit stützten sich viele, vor allem aber Schröers späterer Schüler in Wien, [[Rudolf Steiner]], der nach dem Ersten Weltkrieg die Freien [[Waldorfschule]]n begründete, in denen bis heute die ''[[Weihnachtspiele|Oberuferer Weihnachtsspiele]]'' aufgeführt werden.
 
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"Von besonderer Bedeutung aber wurden für mich die Vorlesungen, die Karl Julius Schröer damals über die deutsche Literatur an der technischen Hochschule hielt. Er las im ersten Jahre meines Hochschulstudiums über «Deutsche Literatur seit Goethe» und über «Schillers Leben und Werke». Schon von seiner ersten Vorlesung an war ich gefesselt. Er entwickelte einen Überblick über das deutsche Geistesleben in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts und setzte da in dramatischer Art auseinander, wie Goethes erstes Auftreten in dieses Geistesleben einschlug. Die Wärme seiner Behandlungsart, die begeisternde Art, wie er innerhalb der Vorlesungen aus den Dichtern vorlas, führten auf eine verinnerlichte Weise in die Dichtung ein.
 
Daneben hatte er «Übungen im mündlichen Vortrag und schriftlicher Darstellung» eingerichtet. Die Schüler sollten da vortragen, oder vorlesen, was sie selbst ausgearbeitet hatten. Schröer gab dann anknüpfend an die Schülerleistungen Unterweisungen über Stil, Vortragsform usw. Ich hielt da zuerst einen Vortrag über Lessings Laokoon. Dann machte ich mich an eine größere Aufgabe. Ich arbeitete das Thema aus: Inwiefern ist der Mensch in seinen Handlungen ein freies Wesen? Ich geriet bei dieser Arbeit stark in die Herbart'sche Philosophie hinein. Das gefiel Schröer gar nicht. Er hat die Strömung für Herbart, die damals in Österreich sowohl auf den philosophischen Lehrkanzeln wie in der Pädagogik die herrschende war, nicht mitgemacht. Er war ganz an Goethes Geistesart hingegeben. Da erschien ihm denn alles, was an Herbart anknüpfte, trotzdem er an ihm die Denkdisziplin anerkannte, als pedantisch und nüchtern." {{Lit|{{G|28|41f}}}}
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In Wien tat sich Schröer besonders als Goetheforscher hervor. Er war 1878 Mitbegründer des „Wiener Goethevereins“, dessen Chronik er 1886 herausgab. Er kommentierte Goethes Werke und beschäftigte sich besonders mit der ''[[Goethes Faust|Faust]]''-Forschung, die er in einer zweibändigen ''Faust''-Ausgabe darlegte. Goethes Dramen gab er in sechs Bänden heraus. Schließlich bemühte sich Schröer um die Schaffung eines Goethe-Denkmals in Wien; es wurde 1894 öffentlich ausgeschrieben und von Edmund Hellmann geschaffen. Einen Tag vor Schröers Tod konnte es enthüllt werden.
 
Gewisse Züge Schröers finden sich in der Figur des [[Professor Capesius]] in Steiners [[Mysteriendramen]] wieder:
 
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"Nicht die ganze Individualität, aber gerade einige Züge von Schröer sind dann auf meinen Capesius in den Mysterien übergegangen, den Professor Capesius. Man kann schon sagen: Wir haben da ein glänzendes Beispiel für die Tatsache, daß in die Gegenwart herein nur unter gewissen Bedingungen die spirituellen Strömungen des Altertums getragen werden können. Und man möchte schon sagen: In Schröer zeigte sich das Zurückschrecken vor der Intellektualität. Hätte er die Intellektualität erreicht und sie vereinigen können mit der Spiritualität des Plato: Anthroposophie wäre gekommen." {{Lit|{{G|238|163}}}}
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==Literatur==
*Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6; '''Tb 636''', ISBN 978-3-7274-6361-7
*Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
*Walter Beck: ''Karl Julius Schröer – Eine Biographie mit neuen Dokumenten'', Dornach 1993
* [[Wikipedia:Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950|Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950]], Band 11, [[Wikipedia:Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichische Akademie der Wissenschaften]], 1999, ISBN 3-7001-2803-7 [http://www.biographien.ac.at/ Online-Edition]
 
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://kulturportal-west-ost.eu/biographien/schroer-karl-julius-2 Hans Kobialka: Schröer, Karl Julius (Biographaphischer Eintrag Kulturportal West Ost)]
{{Commons|Christ Pantocrator|Christus Pantokrator}}
*E. Streitfeld: "Schröer Karl Julius". In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Vol. 11, Östereichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, p. 238 f., [http://www.biographien.ac.at/oebl_11/238.pdf#view=Fit S. 238 PDF], [http://www.biographien.ac.at/oebl_11/239.pdf#view=Fit S. 239 PDF]
{{DEFAULTSORT:Schroer, Karl Julius}}
*[https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Karl_Julius_Schr%C3%B6er Karl Julius Schröer (Wien-Wiki)]


[[Kategorie:Österreicher]]
== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mann]]
<references />


{{Personendaten
[[Kategorie:Christentum]]
|NAME=Schröer, Karl Julius
[[Kategorie:Orthodoxie]]
|ALTERNATIVNAMEN=
[[Kategorie:Kunst]]
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Sprach- und Literaturwissenschaftler
[[Kategorie:Christliche Kunst (Christus)]]
|GEBURTSDATUM=11. Januar 1825
[[Kategorie:Byzantinische Kunst]]
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Bratislava|Preßburg]]
|STERBEDATUM=16. Dezember 1900
|STERBEORT=[[Wikipedia:Wien|Wien]]
}}


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 11. Mai 2013, 15:46 Uhr

Apsis der Kathedrale zu Cefalù
Christus Pantokrator, 13. Jahrhundert, Kloster Hilandar, Athos
Christus Pantokrator, 6. Jahrhundert, Wikipedia:Katharinenkloster (Sinai), Ägypten

Pantokrator (griech. παντοκράτωρ) bedeutet All- oder Weltenherrscher.

Das Wort erscheint in der Septuaginta rund 120 mal[1], als Übertragung des Zeus-Beinamens pantokratis auf JHWH Zebaot und für El Schaddai, aber für keinen der Begriffe durchgehend. Im Neuen Testament kommt die Bezeichnung nur einmal im 2. Korintherbrief[2] und neunmal in der Offenbarung des Johannes[3] vor, dort immer auf Gott, den Vater, bezogen. Die Übertragung des Titels auf den Sohn, sachlich bereits unter anderem in Matthäus 28,18 EU vollzogen, geschah ausdrücklich erst im Verlauf des 4. Jahrhunderts.

Heute ist mit Christus Pantokrator in der Regel ein Typus der Ikonographie gemeint. Das Motiv findet sich vor allem in der byzantinischen Kunst und in den allermeisten griechisch-orthodoxen und russisch-orthodoxen Kirchen. Meist befindet sich die Christusikone in der Wölbung der Apsis oder zentral in der Ikonostase. Meist wird der Pantokrator als Brustbild dargestellt, es gibt aber auch thronende oder stehende Ganzkörperdarstellungen.[4] Typisch sind der Kopf, der den Betrachter gerade anschaut, die Haltung der rechten Hand, die den Betrachter segnet, und ein geschlossenes oder aufgeschlagene Evangelienbuch in der Linken, in dem häufig Selbstaussagen Christi („Ich bin…“-Worte) aus den Evangelien zu lesen sind. Das Untergewand (chiton) ist jeweils rot, das Übergewand (himation) grün oder selten blau.[5] Der Pantokrator-Typus betont die Gottgleichheit Christi, seine Weltherrschaft, Segensmacht und Lehrautorität.

Im Katharinenkloster befindet sich eine sehr seltene enkaustische Ikone des Christus Pantokrator aus dem 6. Jahrhundert. Jesus, als Herrscher dargestellt, hält das Neue Testament. Lange Zeit wurde das wahrscheinlich aus Konstantinopel stammende Werk ins 13. Jahrhundert datiert, da es fast vollständig übermalt war. Die Ikone ist 84 x 45,5 Zentimeter groß. Für die Gestaltung des Antlitzes orientierte sich der Künstler an dem semitischen Gesichtstypus mit Bart und langen Haaren.

Weblinks

Commons: Christus Pantokrator - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Lexikon für Theologie und Kirche, Bd.7, Sp.1320
  2. 2 Kor 6,18 EU
  3. Offenbarung 1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7.14;19,6.15; 21,22 Offb {{{2}}} EU
  4. K. Onasch/A. Schnieper, Ikonen, München 2007, S.122f.
  5. A. Tradigo, Icons and Sints of the Eastern Orthodox Church, Los Angeles 2006, S.244


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