Eingeweihter und Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Eingeweihter''' ({{ELSalt|Τελέστης}} ''Telestes'', von {{polytonisch|τελεῖται}} ''teleitai'' „ein Ziel erreichen“, „sich verbessern“, aus {{ELSalt|τέλος}} ''[[telos]]'' „Ziel“; auch {{ELSalt|εποπται}} ''epoptai'' „Augenzeuge, [[Seher]]“<ref name="epopteia"></ref>) vermag kraft des [[Schulungsweg]]s, den er gegangen ist, und die dadurch erreichte '''Initiation''' (von [[lat.]] ''initium'' „Eingang, Anfang, Beginn“) oder '''Einweihung''', die Gesetzmäßigkeiten der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] zu erkennen. Diese Fähigkeit beruht auf der [[Inspiration]], durch die sich die geistige Welt selbst über ihr [[Wesen]] ausspricht. Der Eingeweihte muss dabei die geistigen Welten nicht notwendigerweise wie ein [[Hellseher]] aus eigener Anschaung kennen, muss also nicht notwendig die Fähigkeit zur [[Imagination]] voll ausgebildet haben.  
'''[[Goethe]]s Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie''' ist als letzte Erzählung in dem Novellenzyklus [[Wikipedia:Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten|Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten]] enthalten, der erstmals 1795 in der von [[TheaterWiki:Friedrich Schiller|Friedrich Schiller]] herausgegeben Zeitschrift [[Wikipedia:Die Horen (Schiller)|Die Horen]] erschienen ist. Das Märchen zeigt in bildhafter Form, wie sich der [[Mensch]] in einer dem [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] gemäßen Form in ein bewusstes, freies Verhältnis zur [[Geistige Welt|übersinnlichen Welt]] setzen kann.  


== Hellseher und Eingeweihte ==


In den alten [[Mysterien]] gab es eine strenge Trennung zwischen Hellsehern und Eingeweihten. Heute kann diese strenge Trennung nicht mehr durchgeführt werden. Jetzt ist es notwendig, dass jedem, der einen bestimmten Grad der Einweihung erreicht hat, wenigstens auch die Möglichkeit gegeben wird, einen bestimmten Grad des [[Hellsehen]]s zu erlangen. Der Grund dafür ist, dass in unserer Zeit das große restlose Vertrauen von Mensch zu Mensch nicht herzustellen ist, das in alten Zeiten ganz selbstverständlich vorhanden war. Heute will ein jeder selbst wissen und selbst sehen.
== Personen ==
[[Bild:Goethes_Maerchen_01.jpg|thumb|Illustration zu Goethes Märchen von Gustav Wolf (1922)]]
* Der Fährmann
* Zwei Irrlichter
* Die grüne Schlange
* Der Riese
* Der Alte mit der Lampe
* Seine Frau
* Der Mops
* Der goldene König
* Der silberne König
* Der gemischte König
* Der Jüngling
* Die schöne Lilie
* Ihre drei Dienerinnen
* Ihr Kanarienvogel
* Der Habicht
 
== Goethes Märchen und die Anthroposophie ==
[[Rudolf Steiner]] ist den Weg, den [[Goethe]] durch sein Märchen bezeichnet hat, konsequent weiter gegangen und hat auf der Grundlage des Märchens nicht nur seine [[Mysteriendramen]] geschrieben, sondern die ganze [[Anthroposophie]] ist, nach Steiners eigenen Worten, aus der "Urzelle" jenes Vortrages über ''Goethes geheime Offenbarung'' hervorgegangen, den er am [[Wikipedia:29. September|29. September]] [[1900]] in der Theosophischen Bibliothek in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] gehalten hatte {{Lit|Lindenberg, S 298}}. Grundlage dieses Vortrags war der gleichnamige Aufsatz, den Steiner am [[Wikipedia:26. August|26. August]] [[1899]] anläßlich Goethes 150. Geburtstages über dessen Märchen veröffentlicht hatte {{Lit|GA 30, S 86ff}}. In "[[Mein Lebensgang]]" schreibt Steiner:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Derjenige nun, der, ohne selbst hellsichtig zu sein, alles
"Der Wille, das Esoterische, das in mir lebte, zur öffentlichen Darstellung zu bringen, drängte mich dazu, zum 28. August 1899, als zu Goethes hundertfünfzigstem Geburtstag, im «Magazin» einen Aufsatz über Goethes Märchen von der «grünen Schlange und der schönen Lilie» unter dem Titel «Goethes geheime Offenbarung» zu schreiben. — Dieser Aufsatz ist ja allerdings noch wenig esoterisch. Aber mehr, als ich gab, konnte ich meinem Publikum nicht zumuten. - In meiner Seele lebte der Inhalt des Märchens als ein durchaus esoterischer. Und aus einer esoterischen Stimmung sind die Ausführungen geschrieben.
einsieht, was die Geheimwissenschaft zu sagen hat, ist ein
Eingeweihter. Wer aber selbst eintreten kann in diese Welten,
die wir die unsichtbaren nennen, der ist ein Hellseher.
In alten Zeiten, die noch gar nicht so lange hinter uns liegen,
bestand in den Geheimschulen eine strenge Trennung zwischen
Hellsehern und Eingeweihten. Man konnte als Eingeweihter,
ohne Hellseher zu sein, hinaufsteigen zu den
Erkenntnissen der höheren Welten, wenn man nur in richtiger
Weise den Verstand anwendete. Auf der anderen
Seite konnte man Hellseher sein, ohne in besonders hohem
Grade eingeweiht zu sein. Es wird Ihnen schon klar werden,
wie das gemeint ist. Denken Sie sich zwei Menschen,
einen sehr gelehrten Herrn, der alles mögliche weiß, was
die Physik und die Physiologie über das Licht und die Lichterscheinungen
zu sagen haben, jedoch so kurzsichtig ist, daß
er kaum zehn Zentimeter weit sehen kann: er sieht nicht
viel, ist aber eingeweiht in die Gesetze des Lichtwirkens.
So kann jemand eingeweiht sein in die übersinnliche Welt
und schlecht darin sehen. Ein anderer kann ausgezeichnet
in der äußeren sinnlichen Welt sehen, aber so gut wie nichts
wissen von dem, was der gelehrte Herr weiß. So kann es
auch Hellseher geben, vor deren geistigen Augen die geistigen
Welten offen daliegen. Sie können hineinschauen in die
geistige Welt, haben aber keine Wissenschaft, keine Erkenntnis
von derselben. Daher hat man eine lange Zeit
hindurch den Unterschied gemacht zwischen dem Hellseher
und dem Eingeweihten. Um die Fülle des Lebens zu umfangen,
brauchte man oft nicht einen, sondern viele Menschen.
Die einen wurden, um weiterzukommen, nicht hellsichtig
gemacht. Anderen wurden die geistigen Augen und
Ohren geschaffen. Das, was in der Geheimwissenschaft vorhanden
war, ist durch Mitteilung und Gedankenaustausch
zwischen Geheimwissenschaftern und Hellsehern zustande
gekommen.
 
In unserer Zeit kann diese strenge Trennung zwischen
Hellsehern und Eingeweihten gar nicht durchgeführt werden.
Heute ist es notwendig, daß jedem, der einen bestimmten
Grad der Einweihung erreicht hat, wenigstens auch die
Möglichkeit gegeben wird, einen bestimmten Grad des Hellsehens
zu erlangen. Der Grund dafür ist, daß in unserer Zeit
das große restlose Vertrauen von Mensch zu Mensch nicht
herzustellen ist. Heute will ein jeder selbst wissen und selbst
sehen. Jener tiefe, hingebungsvolle Glaube, wie er früher
von Mensch zu Mensch geherrscht hat, machte es möglich,
daß es eine besondere Art von Hellsehern gab, von denen
man vernahm, was sie in den höheren Welten wahrnahmen.
Andere ordneten dann systematisch, was diese wahrgenommen
hatten. Heute ist eine Art Harmonie in der Entwickelung
der Fähigkeiten zum Eingeweihten und zum Hellseher
geschaffen. Daher kann ein Drittes, das Adeptentum, heute
sehr stark zurücktreten." {{Lit|{{G|56|26f}}}}
</div>


Noch höher als der Eingeweihte steht der [[Adept]], der die Kräfte der geistigen Welt nicht nur zu erkennen, sondern auch wirksam zu handhaben versteht.
Seit den achtziger Jahren beschäftigten mich Imaginationen, die sich bei mir an dieses Märchen geknüpft haben. Goethes Weg von der Betrachtung der äußeren Natur zum Innern der menschlichen Seele, wie er ihn sich nicht in Begriffen, sondern in Bildern vor den Geist stellte, sah ich in dem Märchen dargestellt. Begriffe schienen Goethe viel zu arm, zu tot, um das Leben und Wirken der Seelenkräfte darstellen zu können.


== Die Einweihung in den vorchristlichen und christlichen Mysterien ==
Nun war ihm in Schillers «Briefen über ästhetische Erziehung» ein Versuch entgegengetreten, dieses Leben und Wirken in Begriffe zu fassen. Schiller versuchte zu zeigen, wie das Leben des Menschen durch seine Leiblichkeit der Naturnotwendigkeit und durch seine Vernunft der Geistnotwendigkeit unterliege. Und er meint, zwischen beiden müsse das Seelische ein inneres Gleichgewicht herstellen. In diesem Gleichgewicht lebe dann der Mensch in Freiheit ein wirklich menschenwürdiges Dasein.


{{GZ|Der Mensch muß so vorbereitet werden, daß er
Das ist geistvoll; aber für das wirkliche Seelenleben viel zu einfach. Dieses läßt seine Kräfte, die in den Tiefen wurzeln, im Bewußtsein aufleuchten; aber im Aufleuchten, nachdem sie andere ebenso flüchtige beeinflußt haben, wieder verschwinden. Das sind Vorgänge, die im Entstehen schon vergehen; abstrakte Begriffe aber sind nur an mehr oder weniger lang Bleibendes zu knüpfen.
während des gewöhnlichen Tageslebens jene Übungen macht, die
ihm von den Eingeweihtenschulen vorgeschrieben werden, Meditation,
Konzentration und so weiter. Diese Übungen sind im
Grunde genommen in bezug auf ihre Bedeutung für den Menschen
bei allen Einweihungsschulen dieselben. Sie sind nur insofern ein
wenig voneinander verschieden, als sie, je weiter wir zurückgehen
in die vorchristlichen Einweihungsschulen, mehr darauf gerichtet
sind, das Denken, die Denkkräfte zu üben, zu trainieren. Je mehr
wir uns den christlichen Zeiten nähern, desto mehr sind sie darauf
gerichtet, die Gemütskräfte zu schulen, und je näher wir den
neueren Zeiten kommen, desto mehr sehen wir, wie in den sogenannten
Rosenkreuzerschulungen, durch die Forderungen und
Bedürfnisse der Menschheit bedingt, eine besondere Art der Willenskultur,
der Willensübungen eingeführt wird.|104|53}}


Um der Einweihung teilhaftig zu werden, musste der [[Geistesschüler]] nach dieser Vorbereitung durch den [[Mystischer Tod|mystischen Tod]] gehen, wie es etwa schon [[Wikipedia:Plutarch|Plutarch]] (* um 45 in [[Wikipedia:Chaironeia|Chaironeia]]; † um 125) andeutungsweise beschrieben hat. Durch den [[Tod]], so sagt er, kehrt die [[Seele]] zum [[Ganzheit|Ganzen]] zurück:
Das alles wußte Goethe empfindend; er setzte sein Bildwissen im Märchen dem Schiller'schen Begriffswissen gegenüber.


{{Zitat|Von diesem hat die Seele gar keine Kenntnis, so lange sie hier lebt; nur erst nach dem Tode gelangt sie dazu, und dann geht mit ihr eben die Veränderung vor, welche diejenigen erfahren, die in die großen Mysterien<ref>Plutarch bezieht sich hier mit höchster Wahrscheinlichkeit auf die [[Große Mysterien von Eleusis|großen Mysterien von Eleusis]].</ref> eingeweiht werden. Daher kommt es, dass die Wörter, welche ''sterben'' und ''eingeweiht werden''<ref>''[[Sterben]]'' heißt nämlich {{ELSalt|τελευτᾷν}} ''teleutan'' und ''eingeweiht werden'' {{polytonisch|τελεῖται}} ''teleitai''. Beide kommen von einem Stammwort her.</ref> bedeuten, eben so wie die Sache selbst, einander sehr ähnlich sind. Das erste, was uns in diesem Leben zu Teil wird, ist ein ermüdendes und beschwerliches Herumschweifen, ein rastloses Laufen durch finstere, grauenvolle Wege. Selbst dann, wenn wir das Ende erreicht zu haben glauben, warten noch auf uns alle Arten von Schrecknissen, Angst, Bangigkeit, Todesschweiß und sinnlose Betäubung. Endlich aber schimmert uns auf einmal ein wundervolles Licht entgegen. Wir betreten nun die anmutigsten Gefilde, auf welchen überall fröhliche Gesänge und Tänze herrschen, wo Auge und Ohr durch die heiligsten, erhabensten Gegenstände entzückt wird. Hier wandelt der Vollendete, der Eingeweihte aller Banden entledigt in voller Freiheit herum, feiert mit Kränzen geschmückt die heiligsten Mysterien, genießt des Umganges frommer und gerechter Menschen, und sieht mit Bedauern herab auf den ungeweihten und unreinen Haufen derer, die sich noch hier auf der Erde in Schlamm und Nebel ängstlich herumtreiben, und teils aus Furcht vor dem Tode, teils aus Misstrauen gegen die Glückseligkeit der andern Welt in ihrem elenden Zustande beharren.|Plutarch|''Moralische Abhandlungen'' 5, S. 85f [http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Plutarch/Plutarchs_Moralische_Abhandlungen_5.pdf#page&#61;100&view&#61;Fit]}}
Man ist mit einem Erleben dieser Goethe'schen Schöpfung im Vorhof der Esoterik.


[[Rudolf Steiner]] erläutert die geistigen Hintergründe dieses todesähnlichen Einweihungsprozesses:
Es war dies die Zeit, in der ich durch Gräfin und Graf Brockdorff aufgefordert wurde, an einer ihrer allwöchentlichen Veranstaltungen einen Vortrag zu halten. Bei diesen Veranstaltungen kamen Besucher aus allen Kreisen zusammen. Die Vorträge, die gehalten wurden, gehörten allen Gebieten des Lebens und der Erkenntnis an. Ich wußte von alledem nichts, bis ich zu einem Vortrage eingeladen wurde, kannte auch die Brockdorffs nicht, sondern hörte von ihnen zum ersten Male. Als Thema schlug man mir eine Ausführung über Nietzsche vor. Diesen Vortrag hielt ich. Nun bemerkte ich, daß innerhalb der Zuhörerschaft Persönlichkeiten mit großem Interesse für die Geistwelt waren. Ich schlug daher, als man mich aufforderte, einen zweiten Vortrag zu halten, das Thema vor: «Goethes geheime Offenbarung». Und in diesem Vortrag wurde ich in Anknüpfung an das Märchen ganz esoterisch. Es war ein wichtiges Erlebnis für mich, in Worten, die aus der Geistwelt heraus geprägt waren, sprechen zu können, nachdem ich bisher in meiner Berliner Zeit durch die Verhältnisse gezwungen war, das Geistige nur durch meine Darstellungen durchleuchten zu lassen." {{Lit|GA 28, S 292f}}
</div>


[[Datei:Siegel 01 (Tafel VII) AS.jpg|thumb|[[Apokalyptische Siegel#Siegel I|Erstes apokalyptisches Siegel]]]]
Tatsächlich hängt, wie Rudolf Steiner später ausführte, Goethes Märchen eng mit dem [[Karma]] der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] und mit himmlischen Kultus zusammen, der von [[Michael]] Ende des [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18.]] und bis in die erste Hälfte des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] eingerichtet wurde. Dieser himmlische Kultus war ein Ergebnis jener im Geistigen im [[Wikipedia:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]] begründeten [[Michael-Schule]], mit der das [[1879]] beginnende [[Michael-Zeitalter]] vorbereitet werden sollte.
 
{{GGZ|Bei einem Menschen, der solche, sagen wir,
okkulte Übungen macht, bei dem zeigt nach und nach der astralische
Leib in der Nacht die mannigfaltigsten Veränderungen. Er
weist andere Lichterscheinungen auf, er zeigt jene plastische Gliederung
der Organe, von der wir schon gesprochen haben; und dann
wird das immer deutlicher und deutlicher. Der astralische Leib
bekommt nach und nach eine innere Organisation, wie sie der physische
Leib in seinen Augen, Ohren und so weiter hat.
 
Das würde aber noch immer nicht dahin führen, viel zu schauen,
insbesondere nicht beim heutigen Menschen. Allerdings, einiges
nimmt der Mensch schon wahr, wenn seine inneren Organe eine
Weile ausgebildet sind. Dann beginnt er, während des Schlafes ein
Bewußtsein zu haben. Geistige Umwelten dämmern heraus aus der
sonstigen allgemeinen Finsternis. Was da der Mensch wahrnehmen
kann, was namentlich in den älteren Zeiten der Mensch wahrgenommen
hat, denn heute ist es schon seltener, das sind wunderbare
Bilder pflanzlichen Lebens. Das sind die primitivsten Errungenschaften
des Hellsehertums. Wo früher nur die Finsternis
der Bewußtlosigkeit war, steigt etwas wie ein traumhaft Lebendiges,
aber Wirkliches von einer Art Pflanzengebilde auf. Und vieles
von dem, was Ihnen geschildert ist in den Mythologien der
alten Völker, ist auf diese Art gesehen worden. Wenn geschildert
wird in Sagen, daß Wotan, Wile und We einen Baum am Strande
fanden und daß sie daraus den Menschen gebildet haben, so weist
das darauf hin, daß es zuerst in einem solchen Bilde geschaut worden
ist. In allen Mythologien können Sie diese primitive Art des
Schauens, des pflanzlichen Schauens wahrnehmen. Die Schilderung
eines solchen Schauens ist auch das Paradies, namentlich mit seinen
beiden Bäumen der Erkenntnis und des Lebens; das ist das Ergebnis
dieses astralischen Schauens.|104|54}}
 
{{GGZ|Das ist also das Erste. Dann aber mußte in den vorchristlichen
Mysterien noch etwas Besonderes eintreten [...]
 
Es genügt nicht, daß im astralischen Leib die Organe ausgebildet
werden. Sie müssen sich abdrucken im Ätherleib. Wie das Petschaft
seine Buchstaben abdruckt im Siegellack, so müssen die Organe des
astralischen Leibes abgedruckt werden im Ätherleib. Zu diesem
Zwecke wurde in alten Einweihungen der einzuweihende Schüler
in eine ganz besondere Lage gebracht. Er wurde nämlich dreieinhalb
Tage hindurch in einen todähnlichen Zustand gebracht.
Wir werden immer mehr erkennen, daß jener Zustand heute nicht
mehr durchgeführt werden kann und darf, sondern daß man jetzt
andere Mittel der Einweihung hat. Ich schildere jetzt die vorchristliche
Einweihung. In dieser wurde der Einzuweihende durch dreieinhalb
Tage von dem, der das verstand, in einen todähnlichen Zustand
gebracht. Entweder wurde er in eine Art kleinen Gemaches
gelegt, in eine Art Grab. Da ruhte er in einem Zustand von Todesschlaf.
Oder aber er wurde in einer besonderen Lage an ein Kreuz
gebunden mit ausgestreckten Händen, denn das fördert das Eintreten
jenes Zustandes, den man erzielen wollte.|104|55f}}
 
So geschah es z.B. in der [[Ägyptische Einweihung|ägyptischen Einweihung]]:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wenn der Schüler so weit war, dann erst wurden die realen Vorgänge
"Was mit dem 20. Jahrhundert hier auf der Erde sich vollzieht als das Zusammenströmen einer Anzahl von Persönlichkeiten zu der Anthroposophischen Gesellschaft, das hat sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dadurch vorbereitet, daß die Seelen dieser heute verkörperten Menschen, die da in großer Anzahl zusammenströmen, im Geistigen vereinigt waren, als sie noch nicht in die physisch-sinnliche Welt herabgestiegen waren. Und es ist dazumal in den geistigen Welten von einer Anzahl von Seelen, zusammen wirkend, eine Art von Kultus gepflegt worden, ein Kultus, der die Vorbereitung für diejenigen Sehnsuchten war, die in den Seelen aufgetreten sind, welche in Leibern jetzt zur Anthroposophischen Gesellschaft zusammenströmen. Und wer die Gabe hat, die Seelen in ihren Leibern wiederzuerkennen, der erkennt sie, wie sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihm zusammen gewirkt haben, als in der übersinnlichen Welt hingestellt worden sind mächtige kosmische Imaginationen, welche dasjenige darstellen, was ich nennen könnte: das neue Christentum." {{Lit|GA 240, S 145}}  
mit ihm vorgenommen, dann erst sollte er erfahren, dass er als Mensch nicht
nur dazu berufen ist zu erkennen, in die Erkenntnis eingeführt zu werden,
sondern dass diese Erkenntnis Leben zu gewinnen hat.
Dies ist in einem tiefsinnigen Symbol im Osiris-Mythos und namentlich
im Kultus ausgedrückt. Isis und Horus wurden darin dargestellt als Personen,
welche auf dem Boden liegend die Hände seitwärts ausstreckten. Darunter
legten sie das Kreuz (das kann man nicht weiter nennen). Das war das
Symbol für die Wiedererweckung von dem, was dem Staub verfallen war. Im
Kreuz haben wir dieselbe Vorstellung, wie wir sie bei der platonischen Philosophie
haben, in welcher Gott, der Allgeist gekreuzigt ist. Hier wird es
Symbol und zu gleicher Zeit der Erwecker. Durch das Kreuz hindurchgehend,
am Sarge des Osiris wird er auferstehen und dann von neuem Herrscher sein.
Dieser Vorgang spielte sich jahrhundertelang in den ägyptischen
Tempeln ab. Der junge Priester wurde tatsächlich in eine neue Welt eingeführt." {{Lit|Steiner (1901), S 211}} [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Archiv/1901%20Das%20Christentum%20als%20mystische%20Tatsache.pdf#page=211&view=Fit]
</div>
</div>
Die mächtigen kosmischen Imaginationen, in denen der himmlische Kultus Michaels lebte, und die später zum eigentlichen Inhalt der [[Anthroposophie]] werden sollten, spiegeln sich in gedämpfter Form in Goethes Märchen wider.


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"Die ägyptischen Mysterien und Mysterienpriester haben erreicht
"Davon sickerte so manches durch. Oben in der geistigen Welt spielte sich ab in mächtigen kosmischen Imaginationen die Vorbereitung für jene intelligente, aber durchaus spirituelle Erschaffung, die dann als Anthroposophie erscheinen sollte. Was da durchsickerte: auf Goethe machte es einen bestimmten Eindruck. Ich möchte sagen, es kam in Miniaturbildern bei ihm durch. Die großen, gewaltigen Bilder, die sich da oben abspielten, kannte Goethe nicht; er verarbeitete diese Miniaturbildchen in seinem «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie». Eine wunderbare Erscheinung! Wir haben die ganzen Strömungen, die ich geschildert habe, so sich fortsetzend, daß sie zu jenen mächtigen Imaginationen führen, die oben in der geistigen Welt unter der Führung des Alanus ab Insulis und der anderen sich abspielen; wir haben das Mächtige, daß da Dinge durchsickern und Goethe an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts begeistern zu seinem spirituellen Märchen «Von der grünen Schlange und der schönen Lilie». Es war sozusagen ein erstes Herauskommen desjenigen, was zunächst in mächtigen Imaginationen im Beginne des 19., sogar schon am Ende des 18. Jahrhunderts sich in der geistigen Welt abspielte. Sie werden es daher nicht wunderbar finden, daß im Hinblick auf diesen übersinnlichen Kultus, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfand, mein erstes Mysteriendrama, «Die Pforte der Einweihung», das ja in einer gewissen Weise in dramatischer Form wiedergeben wollte, was sich da im Beginne des 19. Jahrhunderts abspielte, äußerlich in der Struktur etwas ähnlich wurde dem, was Goethe in seinem Märchen «Von der grünen Schlange und der schönen Lilie» dargestellt hat. Denn die Anthroposophie sollte von der Art, wie sie imaginativ in den ersten Zeiten in überirdischen Regionen gelebt hat, heruntersteigen in die irdische Region." {{Lit|GA 240, S 178}}  
ihren Höhepunkt in der Initiation. Der Initiationsprozess gehörte den Kulten
der indischen Religion an und wurde auch da vollzogen. Der Prozess hat
darin bestanden, dass das grosse Osiris-Drama als Einweihungsprozess an der
einzelnen Persönlichkeit vollzogen worden ist. Die einzelne Persönlichkeit
musste sich einem Vorgang unterwerfen, wodurch die Sinnlichkeit und das
Leibliche so weit gereinigt wurde, dass sie die Welt auf geistige Weise
begreifen konnte. Der Prozess wurde vollzogen innerhalb der ägyptischen
Priestermysterien so, dass man denjenigen, welchen man für reif hielt, dass
man ihn einer Aetherisierung des Leibes unterwerfen konnte, in eine Art höhere
Hypnose versetzte, ihn in einen Sarg, in ein Grab legte. Mit ausgereckten
Händen lag er da im mystischen Schlaf, aus dem er am dritten Tage erweckt
werden sollte; das Erwecken aus dem mystischen Schlaf wurde dadurch
vollzogen, dass es durch die aufgehende Morgensonne geschah. Jetzt hat aber
dieser ganze Vorgang auf ihn einen so grossen Eindruck gemacht, dass er
ein tatsächlich neues Leben führte, wenn er diesen Prozess durchgemacht
hatte. Jetzt konnte er verstehen, wenn die ägyptischen und indischen Weltanschauungen
behaupten, dass das Irdische ein Nichts ist und dass die Sinnenwelt
nichts mehr bedeutet. Goethes Worte dafür waren: «Stirb und werde»." {{Lit|Steiner (1901), S 236}} [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Archiv/1901%20Das%20Christentum%20als%20mystische%20Tatsache.pdf#page=236&view=Fit]
</div>
</div>
[[Datei:Siegel 02 (Tafel VIII) AS.jpg|thumb|[[Apokalyptische Siegel#Siegel II|Zweites apokalyptisches Siegel]]]]
{{GGZ|Während
jenes todesähnlichen Zustandes nun verließ wenigstens ein Teil des
Ätherleibes auch den physischen Leib, so daß also ein Teil des
Ätherleibes, der sonst darinnen war, in diesem Zustand sich draußen
befand. Man schildert das, wie Sie wissen, in mehr exoterischen
Vorträgen dadurch, daß man sagt, der Ätherleib werde herausgezogen.
Das ist nicht eigentlich der Fall. Aber diese feinen Unterscheidungen
können wir erst jetzt machen. So also haben wir während
dieser dreieinhalb Tage, während welcher der Priester-Initiator
den Einzuweihenden wohl überwachte, den Menschen in einem
Zustande, daß nur sein unterer Teil mit dem Ätherleib vereinigt
war. Das ist der Moment, wo sich der astralische Leib mit all dem,
was er an Organen in sich ausgebildet hat, abdruckt im Ätherleibe.
In diesem Moment tritt die Erleuchtung ein. Wenn der Einzuweihende
nach dreieinhalb Tagen erweckt wurde, dann war bei
ihm das eingetreten, was man die Erleuchtung nennt, dasjenige,
was folgen mußte auf die Reinigung, die bloß in der Ausbildung
der Organe des astralischen Leibes besteht. Jetzt war der Schüler
ein Wissender in der geistigen Welt. Was er früher gesehen hatte,
war nur eine Vorstufe des Schauens. Diese Welt, die aus einer Art
von Gebilden bestand, die vorzugsweise Pflanzen nachbildete, sie
ergänzte sich jetzt durch wesentlich neue Gebilde.|104|56}}
{{GGZ|Der Eingeweihte, der den großen Moment erlebte, wo
der astralische Leib in den Ätherleib hineingedruckt wurde1, der
bekam zuerst die wichtigsten Gruppenseelen zu schauen. Wenn wir
nämlich zurückschauen in die alten Zeiten der Menschheit, so finden
wir überall, daß das gegenwärtige Ich sich herausentwickelt
hat aus solchem Gruppenbewußtsein, Gruppen-Ich, so daß für den
Seher, wenn er zurückschaut, die einzelnen Menschen immer mehr
zusammenströmen in die Gruppenseelen. Nun gibt es hauptsächlich
vier Typen von Gruppenseelen, vier Urbilder von Gruppenseelen.|104|58}}
{{GGZ|Wie steht es nun mit dem, was während des Schlafes herausgerückt
ist beim gewöhnlichen Menschen, wie steht es mit dem
astralischen Leib und dem Ich? Diese sind ja auch nicht bewußt
in der Nacht. Beim gewöhnlichen Menschen wird während des
Nachtschlafes nichts innerhalb des astralischen Leibes erfahren.
Aber denken Sie jetzt einmal, Sie übten die sieben Stufen der
Johannes-Einweihung, diese bedeutungsvollen Momente der christlichen
Gemütseinweihung. Dann würde für Sie nicht bloß das auftreten,
was bisher geschildert worden ist. Ganz abgesehen davon,
daß Sie bei der Berührung des astralischen Leibes mit dem Ätherleibe
hellseherische Kraft entwickeln können, würde noch etwas
anderes auftreten. Der Mensch wird sich bewußt der seelischen
Eigenheiten, der seelisch-menschlichen Eigenschaften der astralischen
Welt und der devachanischen Welt, aus der er eigentlich
herausgeboren ist seiner Seele nach. Und es tritt zu diesem Bilde
ein noch höheres Symbolum, das die ganze Welt zu erfüllen scheint.
Zu diesem Symbolum der alten Einweihung tritt für den, der durch
die Johannes-Einweihungsstufen geht, etwas hinzu, was am besten
durch das erste Siegel dargestellt wird. Als eine hellseherische Erscheinung
sieht er den Priesterkönig mit goldenem Gürtel, mit
Füßen, die aus Metallguß zu bestehen scheinen, das Haupt bedeckt
mit Haaren wie von weißer Wolle, aus dem Munde ein feuriges
Schwert flammend und in der Hand die sieben Weltensterne:
Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus.
Die Gestalt, die in der Mitte auf dem zweiten Siegelbild ist, war
in der alten Einweihung nur als die fünfte der Gruppenseelen angedeutet.
Sie ist das, was in der Menschheit der alten Zeit erst in
der Keimanlage vorhanden war und erst in der christlichen Einweihung
herausgekommen ist als das, was man auch als Menschensohn
bezeichnet, der die sieben Sterne beherrscht, wenn er völlig in
seiner wahren Gestalt vor dem Menschen auftritt.
So also soll uns durch diese zunächst symbolische Art der Darstellung
vor allen Dingen klar sein, daß man dasjenige, was beim
heutigen Menschen als Trennung der verschiedenen Glieder auftritt
— physischer und Ätherleib auf der einen Seite, astralischer
Leib und Ich auf der anderen —, so behandeln kann, daß beides
sozusagen zur Einweihung sein Stück beitragen kann, zunächst
durch die Einweihungsform bei der Berührung des astralischen
Leibes mit dem Atherleib, wo die vier Gruppenseelen aufleuchten,
dann bei der Behandlung des Astralleibes, so daß dieser im besonderen
sehend wird. Früher war ein eigentliches Sehen in der übersinnlichen
Welt höchstens bis zu einer Art pflanzlicher Durchlebung
der Welt gekommen. Durch die christliche Einweihung ist
das gegeben, was eine höhere Einweihungsstufe im astralischen
Leib bedeutet und was symbolisch angedeutet wird durch das
zweite Bild.|104|63f}}
== Erscheint ein Eingeweihter im nächsten Erdenleben wieder als Eingeweihter? ==
Das muss nicht immer der Fall sein. Es kommt auch immer wieder vor, dass ein Eingweihter in der nächsten Inkarnation nicht eingeweiht wird, weil er besondere äußere Aufgaben zu verrichten hat, für die er sich zwar die notwendigen Kräfte aus dem früheren Erdenleben mitbringt, für die aber gegenwärtig keine unmittelbare Einweihung notwendig oder sogar hinderlich wäre.
<div style="margin-left:20px">
"... es kann vorkommen, daß irgendeine
Menschen-Individualität, die in der Vorzeit als geistiger
Schauer sehr hoch gestanden hat, später wieder verkörpert ist und
scheinbar heruntergestiegen ist von ihrer früheren geistigen Höhe.
Die wahre Tatsache ist nur die, daß innerhalb der Menschheitsentwickelung
Dinge zu verrichten sind, wo solche, die schon Initiierte
waren, hineinverkörpert sind als Uninitiierte, um Taten zu verrichten,
für die sie durch die Zeitverhältnisse nötig sind, so daß die Initiation,
die sich für eine oder mehrere Inkarnationen verbirgt, hineinwirken
muß in eine gewisse Arbeitsweise. Da können dann über
solche Individualitäten, wie sie uns da oder dort in ihrem äußeren
Lebenslauf entgegentreten, um selbst ihren Weg zu machen, sehr
leicht Täuschungen entstehen, und man kann sich über sie ganz falsche
Vorstellungen machen. Die werden aber nach und nach im
Laufe des Fortschreitens korrigiert werden müssen. Deshalb bleibt
es doch richtig, daß die Stellung des Menschen zu den Initiierten im
allgemeinen eine solche ist, daß er sie immer mehr und mehr kennenlernt,
je mehr er selbst die Stufen hinaufschreitet, die ihm das
Geisteslicht zugänglich machen. Nur eine merkwürdige Erscheinung
finden wir in der Aufeinanderfolge der Menschheitsepochen.
Was ich Ihnen eben gesagt habe von dem manchmal beirrenden
Wiedererscheinen der Initiierten, so daß man glauben könnte, sie
seien heruntergestiegen von ihrer Höhe, dafür könnte ich Beispiele
anführen, und wahrscheinlich würden Sie im höchsten Grade erstaunt
sein, wenn ich Ihnen sagte, in welcher Weise zum Beispiel
[[Dante]] im 19. Jahrhundert wieder inkarniert war. Aber ich habe hier
nicht die Aufgabe, das, was für mich selbst ein Forschungsergebnis
war und was für mich selber feststeht, jetzt weiter zu besprechen,
sondern die Dinge, die alle kennen, welche im Okkultismus bewandert
sind, beweiskräftig vorzubringen, alles andere zurücktreten zu
lassen und nichts anderes vorzubringen, als was allgemein anerkannt
ist da, wo echter Okkultismus vertreten ist." {{Lit|{{G|138|40f}}}}
</div>
== Siehe auch ==
*[[Geistesforscher]]


== Literatur ==
== Literatur ==
 
# [[Christoph Lindenberg]]: ''Rudolf Steiner. Eine Biographie'', Band 1: 1861-1910, Band 2: 1911-1925, Stuttgart: Freies Geistesleben 1997, ISBN 3-7725-1551-7
*[[Woldemar von Uxkull]]: ''Die Eleusinischen Mysterien. Eine Rekonstruktion. Mit einer Einleitung: Das Wesen der Einweihungen im Altertum'', Edition Geheimes Wissen 2013, ISBN 978-3902881618
#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000)
*Woldemar von Uxkull: ''Eine Einweihung im alten Ägypten. Nach dem Buch Thot geschildert'', Edition Geheimes Wissen 2013, ISBN 978-3902881625
#Rudolf Steiner: ''Methodische Grundlagen der Anthroposophie'', [[GA 30]] (1989)
*Konrad Dietzfelbringer: ''Mysterienschulen des Abendlandes: Vom alten Ägypten bis zu den Rosenkreuzern der Neuzeit'', Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2010, ISBN 978-3938156162
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992)
*Bastiaan Baan, Conrad Schaefer (Übers.): ''Alte und neue Mysterien: Von der Seelenprüfung zur Lebenseinweihung'', Urachhaus Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3825176426
* Christoph Hueck: ''Intuition - das Auge der Seele. Die Darstellung des intuitiven Erkennens im schriftlichen Werk Rudolf Steiners'', Akanthos Akademie Edition, Books on Demand 2016, ISBN 978-3741298264; eBook {{ASIN|B01N0H7HXN}}
* Christoph Hueck: ''Philosophie als Initiation: Die sieben philosophischen Schriften Rudolf Steiners als spiritueller Schulungsweg'', Books on Demand 2017, ISBN 978-3746046785; eBook{{ASIN|B0788R72FS}}
*Rudolf Steiner: ''Das Christentum als mystische Tatsache'', 24 Vorträge, gehalten in Berlin vom 19. Oktober 1901 - 26. April 1902 (nicht in GA) [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Archiv/1901%20Das%20Christentum%20als%20mystische%20Tatsache.pdf*view=Fit]
*Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985), 10. Oktober 1907, Berlin {{Vorträge|56}}
*Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen, ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt.'', [[GA 98]] (1996), 5. November 1907, Wien {{Vorträge|98}}
*Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
*Rudolf Steiner: ''Von der Initiation. Von Ewigkeit und Augenblick. Von Geisteslicht und Lebensdunkel'', [[GA 138]] (1986), ISBN 3-7274-1380-8 {{Vorträge|138}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/anthroposophie_aetherisation.pdf Die Ätherisation des Blutes - Über den Initiations- und Einweihungsweg] PDF


{{GA}}
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== Einzelnachweise ==
== Weblinks ==
 
#[http://gutenberg.spiegel.de/goethe/maerchen/maerchen.xml Goethe: ''Das Märchen''] - der ganze Text im [[Wikipedia:Projekt Gutenberg-DE|Projekt Gutenberg-DE]]
<references>
#[http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/unterh/index.htm Goethe: ''Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten''] - der ganze Text auf http://www.Wissen-im-Netz.info
<ref name="epopteia">Als ''epoptai'' wurde in den [[Mysterien von Eleusis]] die dritte und letzte Stufe des Einweihungsweges bezeichnet. </ref>
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Unterhaltungen_deutscher_Ausgewanderten.pdf Goethe: ''Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten]
 
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Das_Maerchen.pdf Goethe: ''Das Märchen'']
</references>
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Das_Maerchen_illustriert.pdf Goethe: ''Das Märchen''] illustriert von Gustav Wolf (1922)
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Goethes_geheime_Offenbarung.pdf Rudolf Steiner: ''Goethes geheime Offenbarung]


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Schulungsweg]][[Kategorie:Hellsehen]]  [[Kategorie:Erleuchtung]] [[Kategorie:Einweihung]] [[Kategorie:Esoterik]]
[[Kategorie:Kunst]] [[Kategorie:Dichtung]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Einweihung]]

Version vom 12. Februar 2008, 08:22 Uhr

Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie ist als letzte Erzählung in dem Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten enthalten, der erstmals 1795 in der von Friedrich Schiller herausgegeben Zeitschrift Die Horen erschienen ist. Das Märchen zeigt in bildhafter Form, wie sich der Mensch in einer dem Bewusstseinsseelenzeitalter gemäßen Form in ein bewusstes, freies Verhältnis zur übersinnlichen Welt setzen kann.


Personen

Illustration zu Goethes Märchen von Gustav Wolf (1922)
  • Der Fährmann
  • Zwei Irrlichter
  • Die grüne Schlange
  • Der Riese
  • Der Alte mit der Lampe
  • Seine Frau
  • Der Mops
  • Der goldene König
  • Der silberne König
  • Der gemischte König
  • Der Jüngling
  • Die schöne Lilie
  • Ihre drei Dienerinnen
  • Ihr Kanarienvogel
  • Der Habicht

Goethes Märchen und die Anthroposophie

Rudolf Steiner ist den Weg, den Goethe durch sein Märchen bezeichnet hat, konsequent weiter gegangen und hat auf der Grundlage des Märchens nicht nur seine Mysteriendramen geschrieben, sondern die ganze Anthroposophie ist, nach Steiners eigenen Worten, aus der "Urzelle" jenes Vortrages über Goethes geheime Offenbarung hervorgegangen, den er am 29. September 1900 in der Theosophischen Bibliothek in Berlin gehalten hatte (Lit.: Lindenberg, S 298). Grundlage dieses Vortrags war der gleichnamige Aufsatz, den Steiner am 26. August 1899 anläßlich Goethes 150. Geburtstages über dessen Märchen veröffentlicht hatte (Lit.: GA 30, S 86ff). In "Mein Lebensgang" schreibt Steiner:

"Der Wille, das Esoterische, das in mir lebte, zur öffentlichen Darstellung zu bringen, drängte mich dazu, zum 28. August 1899, als zu Goethes hundertfünfzigstem Geburtstag, im «Magazin» einen Aufsatz über Goethes Märchen von der «grünen Schlange und der schönen Lilie» unter dem Titel «Goethes geheime Offenbarung» zu schreiben. — Dieser Aufsatz ist ja allerdings noch wenig esoterisch. Aber mehr, als ich gab, konnte ich meinem Publikum nicht zumuten. - In meiner Seele lebte der Inhalt des Märchens als ein durchaus esoterischer. Und aus einer esoterischen Stimmung sind die Ausführungen geschrieben.

Seit den achtziger Jahren beschäftigten mich Imaginationen, die sich bei mir an dieses Märchen geknüpft haben. Goethes Weg von der Betrachtung der äußeren Natur zum Innern der menschlichen Seele, wie er ihn sich nicht in Begriffen, sondern in Bildern vor den Geist stellte, sah ich in dem Märchen dargestellt. Begriffe schienen Goethe viel zu arm, zu tot, um das Leben und Wirken der Seelenkräfte darstellen zu können.

Nun war ihm in Schillers «Briefen über ästhetische Erziehung» ein Versuch entgegengetreten, dieses Leben und Wirken in Begriffe zu fassen. Schiller versuchte zu zeigen, wie das Leben des Menschen durch seine Leiblichkeit der Naturnotwendigkeit und durch seine Vernunft der Geistnotwendigkeit unterliege. Und er meint, zwischen beiden müsse das Seelische ein inneres Gleichgewicht herstellen. In diesem Gleichgewicht lebe dann der Mensch in Freiheit ein wirklich menschenwürdiges Dasein.

Das ist geistvoll; aber für das wirkliche Seelenleben viel zu einfach. Dieses läßt seine Kräfte, die in den Tiefen wurzeln, im Bewußtsein aufleuchten; aber im Aufleuchten, nachdem sie andere ebenso flüchtige beeinflußt haben, wieder verschwinden. Das sind Vorgänge, die im Entstehen schon vergehen; abstrakte Begriffe aber sind nur an mehr oder weniger lang Bleibendes zu knüpfen.

Das alles wußte Goethe empfindend; er setzte sein Bildwissen im Märchen dem Schiller'schen Begriffswissen gegenüber.

Man ist mit einem Erleben dieser Goethe'schen Schöpfung im Vorhof der Esoterik.

Es war dies die Zeit, in der ich durch Gräfin und Graf Brockdorff aufgefordert wurde, an einer ihrer allwöchentlichen Veranstaltungen einen Vortrag zu halten. Bei diesen Veranstaltungen kamen Besucher aus allen Kreisen zusammen. Die Vorträge, die gehalten wurden, gehörten allen Gebieten des Lebens und der Erkenntnis an. Ich wußte von alledem nichts, bis ich zu einem Vortrage eingeladen wurde, kannte auch die Brockdorffs nicht, sondern hörte von ihnen zum ersten Male. Als Thema schlug man mir eine Ausführung über Nietzsche vor. Diesen Vortrag hielt ich. Nun bemerkte ich, daß innerhalb der Zuhörerschaft Persönlichkeiten mit großem Interesse für die Geistwelt waren. Ich schlug daher, als man mich aufforderte, einen zweiten Vortrag zu halten, das Thema vor: «Goethes geheime Offenbarung». Und in diesem Vortrag wurde ich in Anknüpfung an das Märchen ganz esoterisch. Es war ein wichtiges Erlebnis für mich, in Worten, die aus der Geistwelt heraus geprägt waren, sprechen zu können, nachdem ich bisher in meiner Berliner Zeit durch die Verhältnisse gezwungen war, das Geistige nur durch meine Darstellungen durchleuchten zu lassen." (Lit.: GA 28, S 292f)

Tatsächlich hängt, wie Rudolf Steiner später ausführte, Goethes Märchen eng mit dem Karma der Anthroposophischen Gesellschaft und mit himmlischen Kultus zusammen, der von Michael Ende des 18. und bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in der geistigen Welt eingerichtet wurde. Dieser himmlische Kultus war ein Ergebnis jener im Geistigen im 15. Jahrhundert begründeten Michael-Schule, mit der das 1879 beginnende Michael-Zeitalter vorbereitet werden sollte.

"Was mit dem 20. Jahrhundert hier auf der Erde sich vollzieht als das Zusammenströmen einer Anzahl von Persönlichkeiten zu der Anthroposophischen Gesellschaft, das hat sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dadurch vorbereitet, daß die Seelen dieser heute verkörperten Menschen, die da in großer Anzahl zusammenströmen, im Geistigen vereinigt waren, als sie noch nicht in die physisch-sinnliche Welt herabgestiegen waren. Und es ist dazumal in den geistigen Welten von einer Anzahl von Seelen, zusammen wirkend, eine Art von Kultus gepflegt worden, ein Kultus, der die Vorbereitung für diejenigen Sehnsuchten war, die in den Seelen aufgetreten sind, welche in Leibern jetzt zur Anthroposophischen Gesellschaft zusammenströmen. Und wer die Gabe hat, die Seelen in ihren Leibern wiederzuerkennen, der erkennt sie, wie sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihm zusammen gewirkt haben, als in der übersinnlichen Welt hingestellt worden sind mächtige kosmische Imaginationen, welche dasjenige darstellen, was ich nennen könnte: das neue Christentum." (Lit.: GA 240, S 145)

Die mächtigen kosmischen Imaginationen, in denen der himmlische Kultus Michaels lebte, und die später zum eigentlichen Inhalt der Anthroposophie werden sollten, spiegeln sich in gedämpfter Form in Goethes Märchen wider.

"Davon sickerte so manches durch. Oben in der geistigen Welt spielte sich ab in mächtigen kosmischen Imaginationen die Vorbereitung für jene intelligente, aber durchaus spirituelle Erschaffung, die dann als Anthroposophie erscheinen sollte. Was da durchsickerte: auf Goethe machte es einen bestimmten Eindruck. Ich möchte sagen, es kam in Miniaturbildern bei ihm durch. Die großen, gewaltigen Bilder, die sich da oben abspielten, kannte Goethe nicht; er verarbeitete diese Miniaturbildchen in seinem «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie». Eine wunderbare Erscheinung! Wir haben die ganzen Strömungen, die ich geschildert habe, so sich fortsetzend, daß sie zu jenen mächtigen Imaginationen führen, die oben in der geistigen Welt unter der Führung des Alanus ab Insulis und der anderen sich abspielen; wir haben das Mächtige, daß da Dinge durchsickern und Goethe an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts begeistern zu seinem spirituellen Märchen «Von der grünen Schlange und der schönen Lilie». Es war sozusagen ein erstes Herauskommen desjenigen, was zunächst in mächtigen Imaginationen im Beginne des 19., sogar schon am Ende des 18. Jahrhunderts sich in der geistigen Welt abspielte. Sie werden es daher nicht wunderbar finden, daß im Hinblick auf diesen übersinnlichen Kultus, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfand, mein erstes Mysteriendrama, «Die Pforte der Einweihung», das ja in einer gewissen Weise in dramatischer Form wiedergeben wollte, was sich da im Beginne des 19. Jahrhunderts abspielte, äußerlich in der Struktur etwas ähnlich wurde dem, was Goethe in seinem Märchen «Von der grünen Schlange und der schönen Lilie» dargestellt hat. Denn die Anthroposophie sollte von der Art, wie sie imaginativ in den ersten Zeiten in überirdischen Regionen gelebt hat, heruntersteigen in die irdische Region." (Lit.: GA 240, S 178)

Literatur

  1. Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner. Eine Biographie, Band 1: 1861-1910, Band 2: 1911-1925, Stuttgart: Freies Geistesleben 1997, ISBN 3-7725-1551-7
  2. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang, GA 28 (2000)
  3. Rudolf Steiner: Methodische Grundlagen der Anthroposophie, GA 30 (1989)
  4. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band, GA 240 (1992)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Goethe: Das Märchen - der ganze Text im Projekt Gutenberg-DE
  2. Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten - der ganze Text auf http://www.Wissen-im-Netz.info
  3. Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten
  4. Goethe: Das Märchen
  5. Goethe: Das Märchen illustriert von Gustav Wolf (1922)
  6. Rudolf Steiner: Goethes geheime Offenbarung