Goetheanum

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Datei:Goetheanumfront.jpg Das Goetheanum ist ein monumentaler, von Rudolf Steiner entworfener Bau in Dornach bei Basel in der Schweiz.
Nachdem das 1913 begonnene erste Bauwerk am 31. Dezember 1922 durch Brandstiftung zerstört wurde, legte man 1924 den Grundstein für ein zweites, welches 1928 fertig gestellt wurde und heute der Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft sowie der freien Hochschule für Geisteswissenschaft mit ihren Sektionen ist.


Die Bauten

Das erste Goetheanum

Das erste Goetheanum (1913-1922)

Grundriss des ersten Goetheanums in Dornach.

In einem gemieteten Theatersaal in München wurde zwischen 1910 und 1913 jährlich ein Mysteriendrama von Rudolf Steiner aufgeführt. Aus dem Umkreis Rudolf Steiners kam der Wunsch, dazu wie auch zu Eurythmieaufführungen einen eigenen geeigneten Saal zu bauen. Nachdem sich in München Hindernisse zeigten und der projektierte Johannesbau nicht errichtet werden konnte, wurde der Bau auf geschenktes Land in Dornach umgeplant. 1913 begannen die Bauarbeiten, die sich während des Ersten Weltkrieges verzögerten. Noch unfertig, wurde der Bau in der Silvesternacht von 1922/23 durch Brandstiftung zerstört.

Architektur

Grundlegend war schon im Münchner Projekt die Grundrissgestalt: Zwei ungleich grosse Kuppelräume, die auf zwei ungleich grossen Rotunden ruhen, durchdringen sich gegenseitig. Durch die Art der Proportionen kann der Eindruck eines einzigen grossen gegliederten Raumes wie auch der von zwei Räumen entstehen. Mit den Säulen im Innern des Baues schliesst Rudolf Steiner an frühere Architekturepochen an. Gleichzeitig gestaltet er eine jede einzelne so, dass sich die Sockel- und Kapitellformen aus der Gestaltung der jeweils Vorangehenden ableiten und weiter entwickeln. Damit versucht er, der Gestaltung Entwicklungsgesetze des Lebendigen zugrunde zu legen (Goethes Metamorphose) und in neuen künstlerischen Formen auszudrücken. Die Architektur verlässt damit das Statisch-„Tote“ und beginnt, einen Entwicklungsweg zu beschreiben. Die Künste Architektur, Plastik, Malerei, Glasfenster werden vereinigt, um Raum zu schaffen für weitere: die Musik, das Schauspiel und die Eurythmie. Am Goetheanum haben mit die frühesten Eurythmieaufführungen mit den Eurythmisten der ersten Zeit (Lory Maier-Smits, Tatjana Kisseleff) stattgefunden.

Das zweite Goetheanum

Das zweite Goetheanum (1924-1928)

Datei:Goetheanum2 grossersaal.jpg Das zweite Goetheanum wurde gebaut als Zentrum zur Ausübung der weltweiten anthroposophischen Tätigkeiten. Es ist Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft sowie der freien Hochschule für Geisteswissenschaft mit ihren Sektionen. Das Gebäude wurde 1925-1928 als Nachfolgebau des ersten Goetheanum brandsicher in Beton errichtet. Die räumliche Konzeption war im Prinzip die gleiche wie diejenige des ersten Baues: ein grosser Saal mit ca. 1000 (900) Sitzplätzen und eine Bühne für Schauspiel (Faust von Goethe, für Mysteriendramen von R. Steiner und andere Inszenierungen) wie auch für Eurythmie und Vorträge. Rudolf Steiner fertigte für das zweite Goetheanum ein Aussenmodell an, das Grundlage für die Baueingabepläne war. An der Ausführung des Baues konnte er nicht mehr mitwirken, da er im Frühjahr 1925 verstarb.

Architektur

Das Heizhaus des Goetheanums

Das erste Goetheanum war in seiner Gestalt stark durch geometrische Verhältnisse geprägt. Die einzelnen Formen jedoch waren in lebendige Bewegung übergeführt. Beim zweiten Goetheanum finden wir nun die Gestalt des ganzen Baues von dieser Bewegung ergriffen. Im Osten gleicht er einem verschlossenen Kubus, der aber, je weiter er sich nach Westen erstreckt, immer bewegter und dynamischer wird. Es schiene im Osten des Baues im Inneren verborgen etwas zu entstehen, was im Westen seine Offenbarung und Verwirklichung hinaus in die Welt fände. So bringen sich in diesem Bau zwei polare Weltenkräfte zum Ausdruck. Die eine sei in sich verschlossen, verberge etwas in sich, tendiere in die Schwere (Osten), die andere wende sich nach aussen, teile sich mit und tendiere in die Leichte (Westen). Doch zeige sich in diesem Bau noch eine dritte Kraft, welche die ersten beiden ergreift und verbindet. Sie führt diese in eine gesteigerte Bewegung.

Die Nebenbauten

Mit diesem Namen wird häufig eine Reihe von Gebäuden bezeichnet, die Rudolf Steiner in der unmittelbaren Nähe des Goetheanum entwarf. Sie bilden eine Einheit mit dem Hauptgebäude und mit der Geländegestaltung, die auch zum grossen Teil von Rudolf Steiner stammt. Architektonisch besonders bedeutsam sind das 1914 errichtete Heizhaus, das das Goetheanum mit Wärme versorgt, das ebenfalls 1914 fertiggestellte Glashaus, in dem die Glasfenster für das Erste Goetheanum geschliffen wurden, sowie das 1923 errichtete Eurythmeum und das 1913 gebaute Haus Duldeck, das seit 2002 Sitz des Rudolf Steiner Archivs ist.

Veranstaltungen

Faust

Berühmt ist das Goetheanum vorallem wegen der regelmäßigen Faust-Aufführungen. Der Goetheanum-Bühne gebührt das Verdienst, 1938 als erstes beide Teile von Goethes Faust (Faust I, Faust II) inszeniert zu haben. Seitdem werden im Abstand einiger Jahre unter wechselnden anthroposophischen Regisseuren zyklische Aufführungen und Tagungen veranstaltet, zuletzt von April bis August 2004.

Mysteriendramen

Auf der Goetheanum-Bühne werden auch immer wieder die Mysteriendramen Rudolf Steiners zur Aufführung gebracht.

Berichte

(...)dabei macht es das Gebäude unvorbereiteten Besuchern nicht leicht. Die äußere Würde verwandelt sich jenseits der Pforte in herrische Autorität. Klotzige Betonträger ragen schief in die Räume, asymmetrische Fenster lenken den Blick in den leeren Himmel, der Atem hallt merkwürdig in den düsteren Treppenhäusern. Alles ist riesig und klobig. (...)
Beim Warten auf den Bus kann man den Betonkoloss noch einmal aus sicherer Distanz auf sich wirken lassen. Es ist eine strenge und gleichberechtigte Verbindung, die Masse und Körperlosigkeit miteinander eingehen. Geschaffen wurde sie zu einer Zeit, in der Beton als Baustoff noch nicht gebräuchlich war. Plötzlich ist die visionäre Kraft spürbar, die von diesem Ort einmal ausgegangen sein muss. In überwältigender Klarheit scheint das Gebäude plötzlich einen Gedanken auszudrücken: Die größte Freiheit und das größte Glück des Menschen liegen darin, denken zu können. So etwas kann ein Gebäude sagen? Einfach mittels gebogener Betonmauern? So etwas verstört den skeptischen Besucher.
Der ganze Artikel der Wochenzeitung Die Zeit.

Weblinks


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