Gnade und Vaisheshika: Unterschied zwischen den Seiten

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Der göttlichen '''Gnade''' ([[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''genade''; [[Wikipedia:Latein|lat.]] ''gratia''; {{ELSalt|χάρις}}, ''charis'') wird die [[Menschheit]] durch die freiwillige und bedingungslose Zuwendung des [[Christus]] teilhaftig<ref name="Gnade1">In der katholischen Theologie wird unterschieden zwischen der ''gratia Dei'', der Gnade, durch die Gott die Welt erschaffen hat und der ''gratia Christi'', die sich auf die Erlösung des durch den Sündenfall gegangenen Menschen bezieht. Bei der ''Gnade Christi'' wird wiederum unterschieden die ''gratia habitualis'', die ''heiligmachende Gnade'', die sich auf das ganze Sein, und die ''gratia actualis'', die ''helfende Gnade'', die sich auf das aktuelle Handeln des Menschenbezieht.</ref>, der sich durch das [[Mysterium von Golgatha]] mit der [[Erdentwicklung|Erd]]- und [[Menschheitsentwicklung]] verbunden und dadurch die "Sünden der Welt", d.h. die dem [[Weltenkarma]] eingeschriebenen objektiven Folgen unserer [[Sünden]], auf sich genommen hat. Durch den ''übermenschlichen'' Einfluss [[Luzifer]]s wurde die Menschheit in den [[Sündenfall]] getrieben und dadurch mit der [[Erbsünde]] beladen. Das kann nur durch die ebenfalls übermenschliche Tat des Christus ausgeglichen werden. Die dadurch geschehene [[Sündenvergebung]] und die damit verbundene [[Erlösung]] durch den Christus enthebt den Menschen allerdings nicht davon, sein [[individuell]]es [[Karma]], also die subjektiven Folgen seiner Sünden, im Laufe seiner [[Reinkarnation|wiederholten Erdenleben]] selbst zu tilgen.  
Das '''Vaisheshika''' ([[Sanskrit]], n., वैशेषिक, {{IAST|''vaiśeṣika''}}) ist eines der sechs klassischen Systeme der [[Wikipedia:Indische Philosophie|indischen Philosophie]]. Als Begründer der Überlieferung gilt [[Kanada (Hinduismus)|Kanada]], der die '''Vaisheshika-Sutras''' verfasst haben soll. Die Zeitspanne des Vaisheshika umfasst die ersten vorchristlichen Jahrhunderte bis etwas 700 n.&nbsp;Chr. Es handelt sich um eine naturphilosophische Lehre, deren Anliegen die Erfassung der natürlichen Phänomene war.


Aus [[christlich]]-[[Wikipedia:Theologie|theologischer]] Sicht ist die Gnade ein vielschichtiges Phänomen<ref name="Gnade1"></ref><ref name="Gnade2">Unterschieden wird etwa auch die ''gratia gratum faciens'', die ''Gnade, die gerecht macht'', die sich also an dem Gnadeempfänger unmittelbar selbst auswirkt, was für die ''gratia habitualis'' und die ''gratia actualis'' gleichermaßen der Fall ist, von der ''gratia gratis data'', der ''Gnade, die umsonst („gratis“) gegeben wird'', d.h. ohne Vorleistung, die aber nicht zum eigenen Heil, sondern zum Nutzen anderer Menschen geschenkt wird.</ref>, wobei streng unterschieden wird zwischen dem, was der [[Mensch]] aus seiner eigenen [[Natur]], d.h. seinem eigenen [[Wesen]], vermag und was ihm durch Gnade gegeben werden muss.
== Elementenlehre ==


Für [[Augustinus]] beruhte alles auf der Gnade; von sich aus vermöge der sündige Mensch gar nichts. Augustinus leugnete zwar nicht den [[Freier Wille|freien Willen]] des Menschen, doch sei er ohne Gnade völlig unfähig, [[Das Gute|Gutes]] zu tun. Er stand damit im schroffen Gegensatz zur Lehre des [[Wikipedia:Pelagius|Pelagius]], der darauf baute, dass die  menschliche Natur, da sie von [[Gott]] geschaffen sei, letztlich gut sein müsse und der Mensch es daher aus eigener Kraft durch seinen freien Willen gemäß der von ihm geprägten Formel ''„velle in arbitrio, posse in natura“'' (''das Wollen unterliegt dem freien Willen, das Können der Natur'') erreichen würde, ohne [[Sünde]] sein zu können (''„posse sine peccato esse“''). Der [[Pelagianismus]], der später als [[häretisch]] verurteilt wurde, baute damit auf die weitgehende [[Selbsterlösung]] des Menschen. Von [[Kirche|kirchlicher]] Seite wird oft scharf kritisiert, dass in der heutigen modernen [[Zivilisation]] ein stark einseitiger Hang zum reinen Selbsterlösungsprinzip vorliege, der namentlich auch durch die [[Esoterik]]szene geschürt würde.
In seiner Elementenlehre geht das Vaisheshika von fünf Elementen aus: [[Erde]] (''prithivi''), [[Wasser]] (''apa''), [[Feuer]] (''teja''), [[Luft]] (''vayu'') und [[Äther]] (''akasha''). Diese Elemente werden durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet. Die Erde durch Festigkeit, das Wasser durch Flüssigkeit, das Feuer durch Hitze und die Luft durch Beweglichkeit. Daneben besitzen die Elemente eine zweite Reihe von Eigenschaften, welche die Gegenstände der Sinneswahrnehmungen bilden: [[Form]] (''rupa''), [[Geschmack]] (''rasa''), [[Geruch]] (''gandha''), Berührung (''sparsha'') und [[Ton]] (''shabda''). Erde hat „Form, Geschmack, Geruch und Berührung“. Wasser hat „Form, Geschmack und Berührung“. Feuer hat „Form und Berührung“. Wind hat nur „Berührung“. Der Gegenstand des fünften Sinnes, der „Ton“, hat zum Träger das fünfte Element, den Äther, der nur diese Eigenschaft besitzt - ein Hinweis darauf, dass damit speziell der [[Klangäther]] gemeint ist. Die übrigen Eigenschaften sind im Äther nicht enthalten. Da der Ton sich überall hin verbreitet, nahm man an, dass der Äther alldurchdringend ist.


<div style="margin-left:20px">
Man versuchte die Welt der Erscheinungen zu kategorisieren, indem man zu allen Eigenschaften Listen erstellte. So wurden z.&nbsp;B. sechs Arten des Geschmacks (''rasa'') angenommen: süß, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. Umfangreicher waren die Listen für die Eigenschaften Berührung und Form. Größere Schwierigkeiten bereiteten Licht und Schatten. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Schatten nichts anderes ist als das Fehlen von Licht.
"Der westliche Mensch liebt das Machertum, durch die neuzeitlichen Erfolge in
Medizin und Technik ist er in eine Mentalität des hemdsärmeligen: „Ich werde mir die
Welt schon richten!“ hineingeraten. Diese Haltung überträgt sich auch oft auf die
Religion: „Ich werde es mir mit Gott schon richten!“ Der Boom der Esoterik rührt ja
daher, dass man es immer mehr liebt, Religiosität selbst zu fabrizieren. Und wie
schwer tun sich viele Katholiken, eine göttliche Autorität anzunehmen, die sich ihnen
durch das Instrument der kirchlichen Autorität vermittelt werden soll und dabei an
einigen Punkten in krassem Gegensatz zum Zeitgeist steht! Die heutige Mentalität ist
eine Mentalität der Selbsterlösung: „Ich werde es mir mit Gott schon richten!“


Der christliche Glaube hingegen hat eine klare Vorstellung vom Menschen und seinen
Der Mensch besteht nach Auffassung des Vaisheshika aus einem Leib und einer Seele. Die Seele selbst ist der Träger der geistigen Persönlichkeit und sie ist es auch, welche beim Tode von einer Verkörperung in die andere übergeht. Die Seele ist auch der Träger des psychischen Geschehens. Einen feinstofflichen Leib kennt das Vaisheshika nicht. Neben der Seele gibt es nur den groben Körper. Dieser besteht aus Erde. Erde ist das Element, das die meisten, nämlich vier Eigenschaften umfasst. Das Vaisheshika zeigte von frühester Zeit an eine Abneigung gegen die Annahme einer Mischung der Elemente. Die Pflanzen zählte man nicht zu den Lebewesen. Als Wesen, welche die Welt bevölkern, wurden Götter, Menschen und Tiere genannt (mit den Göttern beschäftigte man sich jedoch nur am Rande).
Fähigkeiten, die sich in der Lehre über „Natur und Gnade“ ausdrückt. Natur
bezeichnet die allgemeine, geschöpfliche Seite am Menschen, also die natürlichen
Fähigkeiten, die jeder Mensch hat; Gnade hingegen bezeichnet die Dimension dessen,
was durch Jesus Christus am Menschen geschieht, sofern er es sein lässt. Von Natur
aus ist der Mensch offen auf Gott, angelegt auf das Gute hin; eine Veranlagung, die
auch die Ursünde nicht zerstört hat. Die katholische Theologie ist hoffnungslos
optimistisch, was die natürlichen Fähigkeiten des erbsündlichen Menschen betrifft und
schätzt daher alles Gute, das außerhalb des christlichen Glaubens durch ungläubige
oder andersgläubige Menschen geleistet wird. Zugleich aber ist sie geradezu
unverschämt optimistisch, was die Macht der göttlichen Gnade betrifft: ohne diese
geht gar nichts." {{Lit|Wallner, S 4}}
</div>


Schon [[Thomas von Aquin]] prägte in diesem Zusammenhang den Satz: ''«gratia supponit naturam et perficit eam»''<ref>STh I, 1,8 ad 2 ; I-II,99, 2 ad 2.</ref> (''„Gnade setzt die Natur voraus und vollendet sie“''). Die [[Wikipedia:katholisch|katholisch]]e [[Wikipedia:Theologie|Theologie]] vertritt also einen gemäßigten Standpunkt, der die Prinzipen von Gande und Selbsterlösung miteinander in Einklang zu bringen sucht - ein Standpunkt, der für [[Wikipedia:Martin Luther|Martin Luther]] ein viel zu großes Zugeständnis an den [[Pelagianismus]] bedeutete.
== Atomlehre ==
Eine der bemerkenswertesten Lehren, die das Vaisheshika hervorgebracht hat, ist seine Atomlehre, die sogar ausgereifter erscheint als die von [[Wikipedia:Leukipp|Leukipp]] und [[Wikipedia:Demokrit|Demokrit]] und vermutlich unabhängig von diesen griechischen Denkern entwickelt wurde:  


Dem von [[Kirche|kirchlichen Stellen]] immer wieder erhobenen Vorwurf, dass auch die [[Anthroposophie]] zur reinen [[Selbsterlösung]] anleiten wolle, die der [[Mensch]] auch ohne göttliche Gnade erlangen könne, ist [[Rudolf Steiner]] energisch entgegengetreten. Eigenes geistiges Streben und Gnadewirkung sind nicht nur miteinander vereinbar, sondern beide bedingen einander und stehen damit in vollem Einklang mit dem in der [[Wikipedia:katholisch|katholisch]]en [[Wikipedia:Dogmatik|Dogmatik]] seit [[Thomas von Aquin]] und [[Wikipedia:Johannes vom Kreuz|Johannes vom Kreuz]] verankerten Begriff der «'''gratiae sanctificantes'''», die grundsätzlich jedem Menschen, der sich dazu durch seine innere seelische Arbeit aufschwingt, zuteil werden kann. Eben das ist auch kennzeichnend für den [[anthroposophisch]]en [[Schulungsweg]].
{{Zitat|Wenn man etwas teilt, so geht diese Zerlegung bis zum Atom. Und zwar spricht man vom Atom (''paramanu'', d.&nbsp;h. äußerst klein), weil die Reihenfolge von immer Kleinerem bei der Teilung hier ein Ende hat, da es nichts Kleineres mehr gibt. Wenn wir einen Erdklumpen in seine Teile zerlegen, so wird das Folgende immer kleiner.|Kanada|}}


<div style="margin-left:20px">
Es gibt 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 [[physisch]]en Elememente entsprechen. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten ''dinghaften'', noch ''räumlich'' fassbaren Einheiten der Materie nannte Kanada [[Anu]] (im [[Sanskrit]] eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung <ref>vgl. z.B. → http://srimadbhagavatam.com/a/anu</ref>: ''nach'', ''nahe'', ''unter'', ''untergeordnet'', ''immer'', ''leicht'', ...; seit Kanada auch im Sinne von ''Atom'' gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).  
"... wer die katholisch-philosophische
Lehre kennt, weiß, daß innerhalb ihrer der Unterschied
gemacht wird zwischen zweierlei Arten innerer Fähigkeiten. Die
eine Art der inneren Fähigkeiten, zu der kann sich jeder Mensch,
wenn er sein Leben entsprechend einrichtet, aufschwingen. Selbstverständlich
wird es im Sinne der katholischen Lehre als eine
Gnade bezeichnet, wenn der betreffende Mensch sich zu so etwas
aufschwingt. Aber dasjenige, wozu sich ein Mensch aufschwingen
kann, um sich hineinzuleben in eine geistige Welt, bis zu dem
Zusammenleben mit der Gottheit - ich erwähne das letztere
ausdrücklich -, das nennt die katholische Lehre die «gratiae
sanctificantes». Von diesen «gratiae sanctificantes» als Gnadenwirkungen
innerhalb der Seele des Menschen, die jedem Menschen,
der sich durch Arbeit zu ihnen aufschwingt, zuteil werden
können, unterscheidet die katholische Kirche sorgfältig die «gratiae
gratis datae». Es sind diejenigen Gnadenwirkungen, zu denen
nur einzelne Menschen durch einen besonderen Einfluß der
geistigen Welt sich aufschwingen können. So ist der Sinn der
Sache in den Schriften der katholischen Lehrer alter Zeit. Ich
bemerke dies zunächst, ganz gleichgültig, ob, weil ja ein Fortschritt
stattgefunden hat, heute die Dinge anders geschildert
werden müssen. Nach den Schriften solcher katholischer Lehrer
wie Johannes vom Kreuz oder Thomas von Aquino, also nach der
allerrechtgläubigsten katholischen Theologie, muß für den Katholiken
selber, wenn er nicht in Widerspruch gerät mit seiner
katholischen Lehrmethode, dasjenige, was in meinem Buche «Wie
erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» dargestellt wird,
als ein besonderer Fall der «gratiae sanctificantes» dargestellt
werden, nicht der «gratiae gratis datae», so daß vom katholischen
Standpunkte aus die Sache absolut unanfechtbar ist in bezug auf
das Methodische. Sie können lesen bei Johannes vom Kreuz, bei
Thomas von Aquino, und Sie werden finden, daß gemeint wird,
derjenige, der geistig forschen will, komme dazu, in eine geistige
Welt sich zu erheben, so daß er da etwas erlebt, was nicht bloß
als ein blauer Dunst aus seinem Inneren aufsteigt, sondern daß
das so objektiv außen in der Welt eine Wirklichkeit ist, wie die
sinnliche Welt in ihrer Art. Daher charakterisiert Thomas von
Aquino dasjenige, was dem Menschen auf diese Weise zuteil wird,
durch die Worte: «Inspiratio significat quandam motionem ab
exteriori.» Also nicht von innen kommen diese Inspirationen,
sondern von außen kommen sie. Damit ist kein anderer Tatbestand
gegeben als derjenige, der nur in entsprechender Weise
fortgeschritten für das 20. Jahrhundert gegeben worden ist in
meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?
» Was liegt da vor?


Einfach das liegt vor, meine sehr verehrten Anwesenden, daß
Kanada geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren ''Anus'' die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten [[Paramanu]]s (zusammengesetzt aus ''param'' und ''anu'' - was soviel bedeutet wie: ''jenseits des Atoms''). Sie entstanden am Anfang der [[Schöpfung]] als [[gestalt]]lose, ''punktförmige'', ''nicht''-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden aus zwei ''paramanus'' - und damit traten erst die räumlich fassbaren ''anus'' hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Damit steht Kanada erstaunlich nahe der modernen [[Wikipedia:Physik|physikalischen]] [[Atom]]lehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften [[Wikipedia:Elementarteilchen|Elementarteilchen]] ([[Wikipedia:Leptonen|Leptonen]] und [[Wikipedia:Quark (Physik)|Quarks]]) besteht.
der, welcher heute nach demjenigen hinarbeitet, was Thomas von
Aquino definiert als «inspiratio», zu den Ketzern gerechnet wird.
Lesen Sie meine «Theosophie». Sie werden sie so abgefaßt finden,
daß niemand, der nicht mit seiner eigenen katholischen Lehrmethode
in Mißklang kommt, anfechten kann dasjenige, was dort als
Methode dargestellt wird. Dort ist als Methode das im Sinne der
Gegenwart hingestellt, was von den katholischen Theologen entsprechend
für frühere Jahrhunderte anerkannt und «Beschauung»
genannt worden ist. Auf diese Art gelangt man zu den Ergebnissen,
die in diesem Buche «Theosophie» dargestellt worden sind. Und so
genau entspricht das der recht verstandenen alten Darstellung, daß
in dem ganzen Buche von dem göttlichen Wesen nicht so gesprochen
worden ist, daß eine Theorie über das Göttliche gegeben
wird. Und nun lesen Sie die Definitionen, die bei kanonisierten
katholischen Theologen zu finden sind, und Sie werden sehen:
Nicht zu einer Definition, aber zu einem Zusammenleben mit der
Gottheit kann man nach deren Anschauung kommen, wenn man
dasjenige, was jedem Menschen zuteil werden kann, wirklich übt.
Das heißt, es hat einmal jemand gewagt, dasjenige, was von der
katholischen Kirche so lange gepredigt worden ist, bis diese katholische
Kirche ein anderes Gepräge angenommen hat, das für die
heutige Zeit wahrzumachen. Nichts anderes ist geschehen. Und
derjenige, der heute nicht zugeben will, daß durch die besondere
Methode der Beschauung der Mensch heute zu den Ergebnissen
kommt, die ja vielleicht in den Einzelheiten irrtümlich sind, die
aber im Ganzen so stimmen werden, wie ich sie in meinen Büchern
dargestellt habe, der muß verbieten die Methode der katholischen
Beschauung; er muß durch Gewaltmaßregeln seinen Gläubigen
verbieten, dasjenige zu tun, was die Väter und die Theologen früherer
Jahrhunderte als etwas durchaus im Sinne der katholischen
Kirche Gelegenes dargestellt haben.


Hätte ich jemals einen Wert darauf zu legen gebraucht - selbstverständlich
Alles Geschehen beruht auf Bewegung, auf Stoß und Gegenstoß, die von ewigen Naturkräften verursacht werden. Es ist die Bewegung, welche die Atome zusammenführt und die Dinge entstehen lässt. Und es ist wieder Bewegung, welche den Zusammenhalt der so vereinigten Atome sprengt und die Dinge vernichtet.
tue ich es auch heute nicht - mit irgend jemandem
 
übereinzustimmen, dann würde ich beweisen können, daß zum
== Seelenvorstellungen ==
Beispiel nicht der Lehre des Thomas von Aquino und auch nicht
Im Hinblick auf die Seelenvorstellung machte das Vaisheshika eine Entwicklung durch. Die Lehre von einer Weltseele war ihm anfangs fremd, hingegen wurden zahlreiche Einzelseelen angenommen. Während in der frühen Phase die Seelen als grundsätzlich gleichwertige Faktoren beim Aufbau der Erscheinungswelt betrachtet wurden, hatte man sie später als etwas wesentlich Verschiedenes erkannt. An Stelle der im Wesenskreislauf wandernden körpergroßen Seelen war die Vorstellung von ihrer unendlichen Größe und ewigen Unbewegtheit getreten. Nachdem die Eigenschaften ihre feste Verbindung mit der Seele verloren hatten, ähnelte die Seelenvorstellung des Vaisheshika immer mehr der von [[Atman]] in den [[Upanishaden]], ohne jedoch deren Vorstellungen von Erlösung zu übernehmen.
der Lehre des Johannes vom Kreuz irgendwie widerspricht, was
 
auf die heutige Zeit hin orientiert von mir als ''Methode'' charakterisiert
== Kategorienlehre ==
wird. Die Methoden sind es nicht, welche die katholische
Die Kategorienlehre stellt den wichtigsten Teil des Vaisheshika dar und baut auf der älteren Elementenlehre auf. Das orthodoxe Vaisheshika-System, wie es [[Wikipedia:Prashastapada|Prashastapada]] (6. Jahrhundert n.&nbsp;Chr.) darstellt, kennt sechs Kategorien: Substanz, Eigenschaft, Bewegung, Gemeinsamkeit, Besonderheit und Inhärenz. Allen diesen Kategorien sind drei Merkmale gemeinsam, das Vorhandensein (''Astitvam''), die Erkennbarkeit (''Jneyatvam'') und die Benennbarkeit (''Abhidheyatvam''). Diese Kategorien sind keine eigenständigen Wesenheiten, sondern verschiedene Formen des Seins, welche nur in Verbindung miteinander möglich sind. Dabei stellen die Substanzen die Träger dar, alle anderen Kategorien haften an den Substanzen. Es gibt neun Substanzen:
Kirche anfechten darf, denn diese Methoden sind nichts anderes als
 
eine Weiterbildung desjenigen, was die katholische Kirche einstmals
a) die Elemente '''Erde, Wasser, Feuer und Luft'''. Diese sind ewig soweit sie aus Atomen bestehen
selbst als etwas Richtiges vertreten hat. Daß man durch diese
b) '''Äther, Raum und Zeit''' gelten als alldurchdringend, ewig und sind je eins.
Methode, richtig angewendet, heute zu anderen Ergebnissen
c) die '''Seelen''', es gibt zwei Arten von Seelen, eine allwissende Seele d.&nbsp;h. Gott und eine große Zahl individueller Seelen.
kommt, als die der Scholastiker sind, das erregt Anstoß. Dann aber
d) '''Manas, das Denkorgan''', wird als atomklein und in ebenso großer Zahl wie die Seelen angenommen, da zu jeder Seele ein Manas gehört, das die Verbindung zwischen der Seele und der Außenwelt herstellt.
sollte man nicht behaupten, man vertrete die Scholastik, sondern
 
man habe sie innerhalb der Kirche verlassen.<ref>[Fußnote von Rudolf Steiner im Erstdruck:]<br>Das muß eben zugestanden werden, daß die Methode der älteren Kirchenlehrer, heute von Menschen angewendet, nicht zu den Ergebnissen führt, die diejenigen als Dogmen behaupten, welche die Anthroposophie als Ketzerei erklären. Aber eine wirklich logische Denkweise kann nicht anders, als diesen Schlag ins Gesicht der Logik ablehnen.</ref>" {{Lit|{{G|255b|109ff}}}}
== Theismus ==
</div>
 
Die Idee eines [[Wikipedia:Ishvara|Ishvara]], eines Weltenherrschers, wird in den Sutras des Kanada nicht ausdrücklich genannt. Es gibt Stellen, die nach Meinung von Kommentatoren, von ihm als dem Urheber des [[Veda]] handeln. Die sittliche Weltordnung und der durch sie bedingte gesetzmäßige Verlauf des Weltprozesses scheinen sich für Kanada jedoch einzig und allein durch die fortschreitende Kraft der guten und bösen Werke ([[Wikipedia:adrishta|adrishta]]) zu erklären. Da es zu den Sutras keinen Kommentar gibt, kann man nur vermuten, dass die Annahme eines Weltenherrschers dem religiösen Empfinden des Einzelnen überlassen wurde. In einer späteren Erläuterungsschrift des Prashastapada (vermutlich 5. Jahrhundert) wird erstmals in diesem System der große Weltenherr ([[Wikipedia:Maheshvara|Maheshvara]]) genannt, der die periodische Schöpfung und Zerstörung der Welt in Gang setzt. Die Kommentatoren zu Prashastapadas Buch, [[Wikipedia:Udayana|Udayana]] und [[Wikipedia:Shridhara|Shridhara]] vertraten den [[Wikipedia:Theismus|Theismus]], worin ihnen auch alle späteren Kommentatoren folgten.
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Indische Philosophie|Indische Philosophie]]
* [[Vedanta]]
* [[Samkhya]]
* [[Wikipedia:Darshana|Darshana]]


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
#P. Dr. Karl WALLNER: ''Gnade und Natur'', Skriptum zum Wochenendkurs THEO 3, Stift Heiligenkreuz 7.-9. Juni 2002 [http://www.univie.ac.at/knowledge/duc-in-altum/DOCUMENTS/Scripts2001_2003/THEO3_Script_2002_06_07.pdf]
* [[Wikipedia:Erich Frauwallner|Erich Frauwallner]]: ''Geschichte der indischen Philosophie''. Müller, Salzburg 1953
#Rudolf Steiner: ''Die Anthroposophie und ihre Gegner 1919 – 1921'', [[GA 255b]] (2003), ISBN 3-7274-2555-5 {{Geschichte|255b}}
* [[Wikipedia:Helmuth von Glasenapp|Helmuth von Glasenapp]]: ''Die Philosophie der Inder''. Kröner, Stuttgart 1985 ISBN 3-520-19504-6


{{GA}}
== Weblinks ==
* [http://www.newsfinder.org/site/more/anu_and_parmanu_indian_ideas_about_atomic_physics/ Anu and Parmanu - Indian ideas about Atomic physics] - Article by Lobsan Payat (englisch)
* [http://www.swami-krishnananda.org/bs_2/bs_2-2-02.html The Brahma Sutras - Chapter 2] (englisch)
* [http://physicsarchives.com/index.php/component/content/article/739 Physics and Society] - Ancient Indian science (englisch)


[[Kategorie:Christologie]] [[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Indische Philosophie]] [[Kategorie:Hinduismus]]

Version vom 2. Januar 2011, 17:16 Uhr

Das Vaisheshika (Sanskrit, n., वैशेषिक, vaiśeṣika) ist eines der sechs klassischen Systeme der indischen Philosophie. Als Begründer der Überlieferung gilt Kanada, der die Vaisheshika-Sutras verfasst haben soll. Die Zeitspanne des Vaisheshika umfasst die ersten vorchristlichen Jahrhunderte bis etwas 700 n. Chr. Es handelt sich um eine naturphilosophische Lehre, deren Anliegen die Erfassung der natürlichen Phänomene war.

Elementenlehre

In seiner Elementenlehre geht das Vaisheshika von fünf Elementen aus: Erde (prithivi), Wasser (apa), Feuer (teja), Luft (vayu) und Äther (akasha). Diese Elemente werden durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet. Die Erde durch Festigkeit, das Wasser durch Flüssigkeit, das Feuer durch Hitze und die Luft durch Beweglichkeit. Daneben besitzen die Elemente eine zweite Reihe von Eigenschaften, welche die Gegenstände der Sinneswahrnehmungen bilden: Form (rupa), Geschmack (rasa), Geruch (gandha), Berührung (sparsha) und Ton (shabda). Erde hat „Form, Geschmack, Geruch und Berührung“. Wasser hat „Form, Geschmack und Berührung“. Feuer hat „Form und Berührung“. Wind hat nur „Berührung“. Der Gegenstand des fünften Sinnes, der „Ton“, hat zum Träger das fünfte Element, den Äther, der nur diese Eigenschaft besitzt - ein Hinweis darauf, dass damit speziell der Klangäther gemeint ist. Die übrigen Eigenschaften sind im Äther nicht enthalten. Da der Ton sich überall hin verbreitet, nahm man an, dass der Äther alldurchdringend ist.

Man versuchte die Welt der Erscheinungen zu kategorisieren, indem man zu allen Eigenschaften Listen erstellte. So wurden z. B. sechs Arten des Geschmacks (rasa) angenommen: süß, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. Umfangreicher waren die Listen für die Eigenschaften Berührung und Form. Größere Schwierigkeiten bereiteten Licht und Schatten. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Schatten nichts anderes ist als das Fehlen von Licht.

Der Mensch besteht nach Auffassung des Vaisheshika aus einem Leib und einer Seele. Die Seele selbst ist der Träger der geistigen Persönlichkeit und sie ist es auch, welche beim Tode von einer Verkörperung in die andere übergeht. Die Seele ist auch der Träger des psychischen Geschehens. Einen feinstofflichen Leib kennt das Vaisheshika nicht. Neben der Seele gibt es nur den groben Körper. Dieser besteht aus Erde. Erde ist das Element, das die meisten, nämlich vier Eigenschaften umfasst. Das Vaisheshika zeigte von frühester Zeit an eine Abneigung gegen die Annahme einer Mischung der Elemente. Die Pflanzen zählte man nicht zu den Lebewesen. Als Wesen, welche die Welt bevölkern, wurden Götter, Menschen und Tiere genannt (mit den Göttern beschäftigte man sich jedoch nur am Rande).

Atomlehre

Eine der bemerkenswertesten Lehren, die das Vaisheshika hervorgebracht hat, ist seine Atomlehre, die sogar ausgereifter erscheint als die von Leukipp und Demokrit und vermutlich unabhängig von diesen griechischen Denkern entwickelt wurde:

„Wenn man etwas teilt, so geht diese Zerlegung bis zum Atom. Und zwar spricht man vom Atom (paramanu, d. h. äußerst klein), weil die Reihenfolge von immer Kleinerem bei der Teilung hier ein Ende hat, da es nichts Kleineres mehr gibt. Wenn wir einen Erdklumpen in seine Teile zerlegen, so wird das Folgende immer kleiner.“

Kanada

Es gibt 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 physischen Elememente entsprechen. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten dinghaften, noch räumlich fassbaren Einheiten der Materie nannte Kanada Anu (im Sanskrit eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung [1]: nach, nahe, unter, untergeordnet, immer, leicht, ...; seit Kanada auch im Sinne von Atom gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).

Kanada geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren Anus die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten Paramanus (zusammengesetzt aus param und anu - was soviel bedeutet wie: jenseits des Atoms). Sie entstanden am Anfang der Schöpfung als gestaltlose, punktförmige, nicht-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden aus zwei paramanus - und damit traten erst die räumlich fassbaren anus hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Damit steht Kanada erstaunlich nahe der modernen physikalischen Atomlehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften Elementarteilchen (Leptonen und Quarks) besteht.

Alles Geschehen beruht auf Bewegung, auf Stoß und Gegenstoß, die von ewigen Naturkräften verursacht werden. Es ist die Bewegung, welche die Atome zusammenführt und die Dinge entstehen lässt. Und es ist wieder Bewegung, welche den Zusammenhalt der so vereinigten Atome sprengt und die Dinge vernichtet.

Seelenvorstellungen

Im Hinblick auf die Seelenvorstellung machte das Vaisheshika eine Entwicklung durch. Die Lehre von einer Weltseele war ihm anfangs fremd, hingegen wurden zahlreiche Einzelseelen angenommen. Während in der frühen Phase die Seelen als grundsätzlich gleichwertige Faktoren beim Aufbau der Erscheinungswelt betrachtet wurden, hatte man sie später als etwas wesentlich Verschiedenes erkannt. An Stelle der im Wesenskreislauf wandernden körpergroßen Seelen war die Vorstellung von ihrer unendlichen Größe und ewigen Unbewegtheit getreten. Nachdem die Eigenschaften ihre feste Verbindung mit der Seele verloren hatten, ähnelte die Seelenvorstellung des Vaisheshika immer mehr der von Atman in den Upanishaden, ohne jedoch deren Vorstellungen von Erlösung zu übernehmen.

Kategorienlehre

Die Kategorienlehre stellt den wichtigsten Teil des Vaisheshika dar und baut auf der älteren Elementenlehre auf. Das orthodoxe Vaisheshika-System, wie es Prashastapada (6. Jahrhundert n. Chr.) darstellt, kennt sechs Kategorien: Substanz, Eigenschaft, Bewegung, Gemeinsamkeit, Besonderheit und Inhärenz. Allen diesen Kategorien sind drei Merkmale gemeinsam, das Vorhandensein (Astitvam), die Erkennbarkeit (Jneyatvam) und die Benennbarkeit (Abhidheyatvam). Diese Kategorien sind keine eigenständigen Wesenheiten, sondern verschiedene Formen des Seins, welche nur in Verbindung miteinander möglich sind. Dabei stellen die Substanzen die Träger dar, alle anderen Kategorien haften an den Substanzen. Es gibt neun Substanzen:

a) die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Diese sind ewig soweit sie aus Atomen bestehen b) Äther, Raum und Zeit gelten als alldurchdringend, ewig und sind je eins. c) die Seelen, es gibt zwei Arten von Seelen, eine allwissende Seele d. h. Gott und eine große Zahl individueller Seelen. d) Manas, das Denkorgan, wird als atomklein und in ebenso großer Zahl wie die Seelen angenommen, da zu jeder Seele ein Manas gehört, das die Verbindung zwischen der Seele und der Außenwelt herstellt.

Theismus

Die Idee eines Ishvara, eines Weltenherrschers, wird in den Sutras des Kanada nicht ausdrücklich genannt. Es gibt Stellen, die nach Meinung von Kommentatoren, von ihm als dem Urheber des Veda handeln. Die sittliche Weltordnung und der durch sie bedingte gesetzmäßige Verlauf des Weltprozesses scheinen sich für Kanada jedoch einzig und allein durch die fortschreitende Kraft der guten und bösen Werke (adrishta) zu erklären. Da es zu den Sutras keinen Kommentar gibt, kann man nur vermuten, dass die Annahme eines Weltenherrschers dem religiösen Empfinden des Einzelnen überlassen wurde. In einer späteren Erläuterungsschrift des Prashastapada (vermutlich 5. Jahrhundert) wird erstmals in diesem System der große Weltenherr (Maheshvara) genannt, der die periodische Schöpfung und Zerstörung der Welt in Gang setzt. Die Kommentatoren zu Prashastapadas Buch, Udayana und Shridhara vertraten den Theismus, worin ihnen auch alle späteren Kommentatoren folgten.

Siehe auch

Anmerkungen

Literatur

Weblinks