Materie

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Als Materie (von lat. materia = „Stoff“; etymologisch verwandt mit lat. mater = „Mutter“ bzw. matrix = „Gebärmutter“; griech. ὕλη, hylē) wird allgemein alles Stoffliche bezeichnet, das uns in der sinnlich-physischen Welt umgibt und insgesamt die stoffliche Welt aufbaut, im physikalisch weitesten Sinn alles, was Ruhemasse besitzt. Aus geistiger Sicht gibt es aber auch höhere Materieformen.

Die sinnlich-physische Materie

Aus Ionen und Elektronen bestehendes, elektrisch leitendes Plasma in einer Plasmalampe.
Hauptartikel: Atom und Chemisches Element

Die charakteristische Eigenschaft der physischen Materie ist ihre Masse, durch die sie der Trägheit unterliegt und der Schwerkraft unterworfen ist. Licht etwa ist in diesem Sinn keine Materie, da es über keine Ruhemasse verfügt.

Die notwendigen, phänomenologisch fassbaren, gemeinsamen charakteristischen Eigenschaften der sinnlich-physischen Stoffe sind darüber hinaus, neben ihrer Masse, ihre räumliche Ausdehnung und mithin ihr endliches Volumen, ihre innere Struktur und ihr innerer Gehalt an Wärmeenergie. So aufgefasst sind die Stoffe dinghaft, gegenständlich. Aus physikalischer Sicht sind im wesentlichen alle physischen Stoffe aus chemischen Elementen und diese wiederum aus Atomen aufgebaut, die sich weiter zu komplexeren Molekülen verbinden können und der Materie ihre spezifische stoffliche Identität verleihen.

Die räumliche Ausdehnung der Materie, durch die sie erst als Stoff erscheinen kann, ist gemäß der Quantenmechanik eine Folge des für alle Fermionen gültigen Pauli-Prinzips. Materie umfasst in diesem Sinn alle Elementarteilchen mit Spin (eben die Fermionen), also die nach heutiger Kenntnis näherungsweise punktförmigen[1] Quarks und Leptonen sind derart wohl materiell, aber keine Stoffe. Thomas Görnitz schreibt dazu:

„Mit „Stoff“ wollen wir – wie die frühen Philosophen – das Körperliche bezeichnen, dasjenige, was einen Widerstand gegen Kompression leistet wie feste Körper, Flüssigkeiten und Gase – nach dem Motto: „wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein“. Kräfte hingegen können sich durchdringen: Wo Schwerkraft ist, kann es beispielsweise auch magnetische Kräfte geben.

Die Unterscheidung zwischen ruhmassebehafteter Materie als Gegenstück zu reiner Bewegung, also zu ruhmasseloser Energie, sowie von Kraft als Gegenstück zu Stoff hat einen klaren physikalischen Hintergrund. Die Unterschiede zwischen Kraft und Stoff beruhen aus Sicht der Quantentheorie auf dem Spin der beteiligten Teilchen. Der Spin charakterisiert, wie sich das Quantenobjekt bei einer Drehung verhält.

Mit „Stoff” soll alles bezeichnet werden, was dem Pauli-Prinzip unterliegt – was also physikalisch gesprochen einen halbzahligen Spin hat.“ (Lit.: Görnitz, S. 478)

Als Stoffe im weitesten Sinn sind erst alle aus Elementarteilchen aufgebauten, räumlich erscheinenden Objekte wie Protonen und Neutronen (Atomkerne), Atome, elektrisch geladene Ionen, Moleküle, feste, flüssige und gasförmige Stoffe, Plasma usw. bis hin zu den Planeten, Sternen und Galaxien aufzufassen.

Zu beachten ist dabei aber, dass die angegebenen phänomenologischen Eigenschaften der Stoffe keineswegs unmittelbar auf Elementarteilchen übertragen werden können und auch nur sehr bedingt auf Atome und Moleküle. So ist aus quantenphysikalischer Sicht durchaus strittig, ob Atomen und Molekülen eine definierte Gestalt an sich und unabhängig von ihrer Umgebung zugeschrieben werden kann. Dementsprechend betonte auch Richard Guy Woolley in seinem Artikel «Must a molecule have shape?»:

„Die Quantenmechanik kann ziemlich genau vorhersagen, wie sich die Energie eines Moleküls ändern kann, aber sie sagt streng genommen nichts über die Form eines Moleküls. Das ist eine erstaunliche Aussage für einen Chemiker, weil es die räumlichen Beziehungen der chemisch gebundenen Atomen sind, die am wichtigsten sind für das Verständnis dafür, wie Moleküle mit anderen reagieren. Chemiker, Physiker und Molekularbiologen sollten sich daher überlegen, wie sie die Quantenmechanik nutzen und was sie mit Atomen und Molekülen eigentlich meinen.“ (Lit.: Richard Guy Woolley in New Scientist, 22. Oktober 1988, S. 53[2])

Elementarteilchen, Atome und Moleküle sind jedenfalls schon wegen des für Quantenobjekte fundamentalen Welle-Teilchen-Dualismus, durch den sie sich je nach Beobachtungsbedingung als „Welle“ oder „Teilchen“ offenbaren können, keine Dinge im herkömmlichen Sinn. Der klassische Stoff-Begriff ist auf sie nicht anwendbar. Vielmehr muss man hier im Einklang mit der modernen Physik von einer objektiven Gedankenwelt sprechen, die durch ihre Kraftwirkungen messtechnisch erfassbar ist, die allerdings, so wie die Materie heute geworden ist, der untersinnlichen Welt, also dem ahrimanischen Weltbereich angehört. Tatsächlich hat man es also hier mit wesenhaften ahrimanischen Kräften zu tun, die Wolfgang Pauli auch als den imaginativ zu erlebenden „Geist der Materie“ bezeichnet hat.

"Überall an der Stelle, wo der Mensch Materie hinträumt, da ist in Wahrheit Ahriman. Und die größte Verführung ist die materialistische Theorie der Physik, sind die materiellen Atome; denn diese sind nichts anderes in Wirklichkeit als die Kräfte des Ahriman." (Lit.: GA 145, S. 161)

Zusammenbruch des klassischen physikalischen Materiebegriffs

„Wenn auch die wenigsten Menschen das heute noch beachten, so muß man doch sagen: die letzten zwanzig Jahre haben eigentlich gerade auf dem Gebiete der Physik die denkbar größte Revolution hervorgerufen. Vorstellungen, die vor dreißig Jahren noch als unerschütterlich galten, sind heute durchaus revolutioniert. Man braucht nur den Namen Einstein zu nennen oder den Namen Lorentz, des holländischen Physikers, und man kann, indem man diese Namen nennt, hinweisen auf eine ganze Fülle von Tatsachen und Auseinandersetzungen, welche die Physik, wie sie noch vor dreißig Jahren war, durchaus revolutioniert, erschüttert haben. Es kann das, was hier vorliegt, natürlich von mir nicht in den Einzelheiten ausgeführt werden. Aber auf diese Tatsache der Revolutionierung der Physik, die ja in gewissen Kreisen schon bekannt genug ist, muß doch hingewiesen werden. Nun aber kann man sagen: Während zum Beispiel etwas so Bedeutsames vorliegt wie die Revolutionierung des alten Masse- und Materiebegriffes durch die neuere Strahlungstheorie der Elektrizität, finden unsere wissenschaftlichen Vorstellungsarten keine Möglichkeit, zurechtzukommen mit dem, was da eigentlich durch die Fülle der Experimente dem Menschen entgegengetreten ist. Aus der Anschauung der strahlenden Materie im Glasvakuum konnte man sehen, daß dieselben Eigenschaften, die man früher der Materie beigelegt hat, zum Beispiel eine gewisse Geschwindigkeit und Beschleunigung, man nunmehr genötigt ist, der strahlenden Elektrizität beizulegen; man hat also sozusagen den Materiebegriff unter den Fingern verloren. Das stellte sich aus der Anschauung der Fülle von Experimenten heraus, daß nicht irgend etwas hätte gesetzt werden können an die Stelle des alten Materiebegriffes; und aus der Einsteinschen Relativitätstheorie mit ihren furchtbar kalten Abstraktionen läßt sich auch so etwas nicht herausgewinnen wie eine wirkliche Anschauung desjenigen, mit dem man es eigentlich in der äußeren Natur zu tun hat.“ (Lit.:GA 73a, S. 30)

Nach Erwin Schrödinger, der 1926 die nach ihm benannte Schrödingergleichung zur Berechnung quantenmechanischer Phänomene formulierte, sind Atome keine stofflichen Gebilde, keine Dinge, sondern reine Form:

„Bis in die jüngste Zeit haben, soviel mir bekannt, die Atomtheoretiker aller Jahrhunderte die in Rede stehende Charakteristik von den sichtbaren und greifbaren Teilen der Materie auf die Atome übertragen, welche sie weder sehen, noch tasten, noch sonstwie einzeln beobachten konnten. Heute sind wir in der Lage, einzelne Elementarteilchen zu beobachten, wir sehen ihre Bahnspuren in der Nebelkammer sowie - bei Versuchen, von denen oben nicht die Rede war - in einer photographischen Emulsion, wir stellen die praktisch gleichzeitigen Entladungen fest, die ein einzelnes schnelles Teilchen in zwei oder drei Geigerschen Zählrohren auslöst, welche in mehreren Metern Entfernung hintereinander aufgestellt sind. Dennoch sind wir genötigt, dem Teilchen die Würde eines schlechthin identifizierbaren Individuums abzuerkennen. Wenn früher ein Physiker gefragt wurde, aus welchem Stoff denn die Atome selbst bestünden, durfte er lächeln und ausweichend antworten. Wenn aber der Frager durchaus wissen wollte , ob er sie sich als kleine unveränd erliche Stückchen von gewöhnlicher Materie vorstellen dürfe, so wie sie sich dem vorwissenschaftlichen Denken darstellten, durfte man ihm sagen, das habe zwar wenig Sinn, aber es könne nichts verschlagen. Die ehedem bedeutungslose Frage hat heute Sinn bekommen. Die Antwort ist ein entschiedenes Nein. Dem Atom fehlt das allerprimitivste Merkmal, an das wir bei einem Stück Materie im gewöhnlichen eben denken. Manche ältere Philosophen würden, wenn ihnen der Fall vorgelegt werden könnte, sagen: eure neumodischen Atome bestehen überhaupt aus keinem Stoff, sie sind reine Form.“ (Lit.: Schrödinger, S. 135f)

Der Chemiker Hans Primas ergänzt:

„Der moderne Materiebegriff der Quantenphysik ist grundsatzlich versehieden von demjenigen des Atomismus und der klassischen Physik. Quarks, Photonen, Elektronen, Neutronen und Protonen sind keine „Dinge“, sie haben nicht mehr die geringste Ahnlichkeit mit kleinen Billardkugeln. Die Welt besteht nicht aus unabhangig voneinander existierenden Einheiten. Die sogenannten Elementarteilchen (ein denkbar unglucklicher Name!) sind weder Teilchen noch elementar. Sie haben keine Grenzen und sind im allgemeinen nicht lokalisiert. Wie das Pauli-Prinzip zeigt, besitzen sie nicht einmal Individualitat. Im Gegensatz zum historischen Atomismus hat in der Quantenphysik der Stoffbegriff auf atomarer Ebene keinen Sinn mehr.“ (Lit.: Primas, S. 163)

Geist und Materie

Die Materie zeigt uns zunächst nur ihre sinnliche Außenseite, dahinter aber wirkt der Geist.

"Wir müssen zum Beispiel dadurch, daß wir jetzt auf dem physischen Plan mit der äußeren Materie leben, in gewissen Fällen die Fähigkeit haben, auch in der äußeren Materie um uns herum überall den Geist wahrzunehmen. Denn Materie ist ja nur ein Trugbild, Maja, alles ist verdichteter Geist. So daß wir für das gewöhnliche Leben unter den Gegenständen der Materie den Geist zu spüren haben. Wir müssen also zu ihr in ein äußeres Verhältnis kommen können, daß wir gewissermaßen intime Beziehungen einzugehen vermögen mit den Dingen." (Lit.: GA 127, S. 109)

Was der Materie geistig im Verborgenen zugrunde liegt, wurde bereits in den der Erdentwicklung vorangegangenen Weltentwicklungsstufen des alten Saturns, der alten Sonne und des alten Mondes entwickelt. Rudolf Steiner gebrauchte dafür einmal folgendes Bild:

"Ich könnte noch ein anderes Bild bringen: Nehmen wir einmal an, wir hätten vor uns irgendeinen Aufbau, kunstvoll geschichtet aus Papierrollen. Nun können wir zunächst beschreiben, was wir da kunstvoll aus Papierrollen geschichtet haben: Einige Rollen stehen, die anderen sind schief zusammengerollt und das, kunstvoll zusammengestellt, gibt irgendeinen Aufbau. Aber denken Sie sich, wir hätten nicht bloß Papierrollen aufgeschichtet, sondern in jede Papierrolle wäre hineingemalt ein wunderbares Gemälde. Das würden wir gar nicht sehen, wenn wir die Rollen, die zusammengerollt sind und auf der Innenseite die Gemälde haben, ins Auge fassen. Und dennoch sind sie drinnen! Und bevor der Aufbau hat geschehen können, mußten die Malereien hineingemalt sein. Nehmen Sie aber an, es wäre die Sache so, daß wir nicht den kunstvollen Aufbau aus den Papierrollen schichteten, sondern daß der sich selbst schichten müßte. Sie können sich natürlich nicht vorstellen, daß er sich selbst schichtet, da haben Sie ganz recht, kein Mensch kann sich das vorstellen; aber nehmen wir an, dadurch, daß die Gemälde auf alle Rollen gemalt sind, läge in ihnen die Kraft, daß sich die Rollen selber schichteten: Dann haben Sie hier ein Bild von unserem wirklichen Weltengebäude! Die Gemälde, die auf den Rollen sind, kann ich vergleichen mit all dem, was während der Saturn-, der Sonnen- und Mondenzeit geschehen ist, was da hineingeheimnist ist in jeden einzelnen Teil unseres Weltengebäudes. Aber es sind keine toten Gemälde, es sind lebendige Kräfte, die dasjenige, was auf der Erde sein soll, was auf unserem physischen Plan sein soll, aufbauen, und wir holen heraus dasjenige, was kunstvoll verborgen ist in dem, was gewissermaßen aus einzelnen Rollen des Weltengebäudes vor uns aufgeschichtet ist, und was beschrieben wird von der äußeren Wissenschaft, was uns gegenübersteht im äußeren Leben. Wenn Sie aber dieses Bild zu Ende denken - ich habe lange nachgesonnen, ein Bild, das möglichst entspricht dem Sachverhalt, zu finden; es ist das Bild von diesen Rollen, die lebendige, tätige Bilder haben -, dann werden Sie finden, daß kein menschliches Auge, das der Aufschichtung entgegenschaut, zunächst eine Ahnung haben kann von den Bildern, die da drinnen sind. Wenn der Aufbau recht kunstgemäß ist, werden wir etwas recht Kunstgemäßes als Beschreibung des Aufbaues bekommen, aber nichts wird in der Beschreibung stehen von den Gemälden, die drinnen sind.

Sehen Sie, so ist es mit der äußeren Wissenschaft. Sie beschreibt diesen kunstvollen Aufbau, sie läßt aber ganz außer acht dasjenige, was als Gemälde auf jeder einzelnen Rolle steht. Aber wenn Sie den Vergleich zu Ende denken, müssen Sie noch etwas ganz anderes ins Auge fassen: Gibt es denn in all jener Tätigkeit, welche diesen kunstvollen Aufbau der Rollen beschreibt, eine Möglichkeit, auch nur zu ahnen, geschweige denn wirklich etwas zu beschreiben von dem, was auf den einzelnen Rollen steht, wenn eben die Rollen zusammengerollt sind und das Gebäude aufbauen? Das gibt es gar nicht! In diesem Sinne müssen Sie sich auch klar sein, daß die gewöhnliche Wissenschaft zunächst gar nicht darauf kommen kann, daß unserem Weltengebäude dieses Geistige zugrunde liegt. Daher kann in einer geraden Fortsetzung desjenigen, was man sich aneignet in der gewöhnlichen Wissenschaft, nicht das Verständnis für die Geisteswissenschaft liegen, sondern es muß etwas hinzukommen, etwas, was im Grunde genommen gar nichts zu tun hat mit der gewöhnlichen Wissenschaft. Denn denken Sie einmal, Sie haben diese aufgeschichteten Rollen vor sich. Jemand kann sie sehr gut beschreiben, er wird noch wunderbare Schönheiten finden, etwa daß manche Rollen mehr schief, manche weniger schief gelegt sind, manche zu einer Rundung gebaut sind und so weiter, er wird all das hübsch beschreiben. Aber um darauf zu kommen, daß auf jeder Rolle inwendig ein Gemälde ist, dazu ist notwendig, daß er eine Rolle herausnimmt und sie aufrollt. Es hat gar nichts zu tun mit der Beschreibung des geschichteten Gebäudes. Es muß also etwas Besonderes hinzukommen zu der menschlichen Seele, wenn die Seele aus der gewöhnlichen wissenschaftlichen Weltanschauungsweise, wie wir sie heute haben, hineinkommen will in eine geisteswissenschaftliche Betrachtung, es muß die Seele von etwas Besonderem ergriffen werden. Das ist dasjenige, was heute so schwer verständlich ist für die äußere, im Materialismus lebende Kultur, was aber wieder begriffen werden muß, wie es begriffen worden ist in den verschiedensten Kulturperioden, in denen man noch eine geistige Weltanschauung als die physische Weltanschauung durchdringend hatte. Altere Zeiten waren sich immer klar darüber, daß dasjenige, was man von dem geistigen Inhalte der Welt wissen soll, beruht auf einem besonderen Erfangenwerden der Seele von der Geistigkeit. Daher haben sie nicht bloß von Wissenschaftlichkeit, sondern von Initiationen und dergleichen gesprochen, und mit Recht davon gesprochen." (Lit.: GA 169, S. 145ff)

Vernichtung und Erzeugung von Materie im Menschen

Im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem des Menschen wird beständig Materie vernichtet und in gleichem Maß im Nerven-Sinnessystem neue Materie erzeugt.

„Wir wissen ja, ich habe es wenigstens andeutungsweise ausgeführt in meinem Buche «Von Seelenrätseln», daß der Mensch ein dreigliedriges Wesen ist: als Nerven-Sinnesmensch Träger des Gedankenlebens, des Wahrnehmungslebens, als rhythmischer Mensch - Atmung, Blutzirkulation - Träger des Gefühlslebens, als Stoffwechselmensch Träger des Willenslebens. Aber wie entfaltet sich denn, wenn der Wille immer mehr und mehr in Liebe entwickelt wird, im Menschen der Stoffwechsel? Indem der Mensch ein Handelnder ist, so, daß eigentlich der Stoff fortwährend überwunden wird. Und was entfaltet sich im Menschen, indem er sich als freies Wesen in das reine Denken, das aber eigentlich wiliensmäßiger Natur ist, hineinentwickelt? Es entsteht der Stoff. Wir sehen hinein in Stoffentstehung. Wir tragen selbst in uns dasjenige, was den Stoff entstehen macht: unseren Kopf; und wir tragen in uns das, was den Stoff vernichtet, wo wir es sehen können, wie der Stoff vernichtet wird: unseren Gliedmaßen-, unseren Stoffwechselorganismus.“ (Lit.:GA 202, S. 211)

Höhere Materieformen

Die anthroposophische Geisteswissenschaft muss darüberhinaus übersinnliche Materieformen anerkennen, aus denen gleichsam erst durch Verdichtung die sinnliche-physische Materie entsteht. Diese übersinnlichen Materieformen sind eigenständige, sich selbst tragende Substanzen im philosophischen Sinn. Sie haben allerdings ganz andere Eigenschaften als die sinnlich-physische Materie; namentlich Masse und räumliche Ausdehnung kommen hier nicht in Betracht. Man darf in diesem Sinn von feinstofflicher Äthermaterie, Astralmaterie und mit eingeschränkter Gültigkeit sogar von Geiststofflichkeit sprechen. In je höhere geistige Bereiche man hinaufsteigt, desto plastisch bildsamer erscheint die entsprechende Materie. In den höchsten Bereichen des niederen Devachan findet sich schließlich der geistige Urstoff, aus dem letztlich alles geformt wird. Dieser Urstoff wird auch als Akashastoff oder Feuerluft (hebr. רוח, Ruach = Rauch; zugleich der hebr. Name für die Verstandesseele) bezeichnet.

Die Alchemisten sehen in der sogenannten Jungfernerde, der materia benedicta, den Urstoff, aus dem die irdische Stoffeswelt geschaffen ist. Mit dieser prima materia muss das Opus Magnum zur Bereitung des Steins der Weisen, und damit zugleich die Vergeistigung der materiellen Welt, beginnen.

Äthermaterie - Negative Materie

Hauptartikel: Äthermaterie

Die Äthermaterie oder negative Materie, von Rudolf Steiner gelegentlich auch als Antimaterie[3] bezeichnet, charakterisiert sich nicht durch das Prinzip der Raumerfüllung, sondern durch das der Raummentleerung. Die physische Materie ist durch Druckkräfte bestimmt, der Äther hingegen durch Saugkräfte, die die physische Materie aus dem Raum herausschaffen; es entsteht dadurch eine qualitativ negative Materie - und dieser Prozess endet letztlich bei Akasha.

"Wir wissen, daß jeder Körper aus einem mehr festen in einen mehr immateriellen Zustand übergehen kann: vom festen zum flüssigen und zum gasförmigen Zustand, Die Verfeinerung des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn man ihn überschreitet, bei einer negativen Materie endet; man nennt ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in einer endgültigen Weise ab,- und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus der tiefsten Vergangenheit." (Lit.: GA 94, S. 83)

"Da muß man schon wissen, daß der Äther die von dem Druck entgegengesetzte Eigenschaft hat. Er saugt nämlich, der Äther ist der Saugende. Er will durch seine eigene Wesenheit immer die räumliche Materie aus dem Raume heraus vernichten. Das ist das Wesentliche des Äthers. Wo die physische Materie drückt, da saugt der Äther. Die physische Materie erfüllt den Raum; der Äther schafft die Materie aus dem Raume heraus. Er ist nämlich die negative Materie, aber qualitativ negativ, nicht quantitativ negativ.

Das ist in bezug auf den menschlichen Ätherleib ebenso. Wir leben zwischen physischem Leib und Ätherleib so, daß wir uns fortwährend vernichten und wieder herstellen. Der Äther vernichtet fortwährend unsere Materie, der physische Leib stellt sie wieder her. Das widerspricht allerdings - das will ich nur in Parenthese erwähnen - dem heute so beliebten Gesetz von der Erhaltung der Kraft. Aber die Tatsache ist, daß dieses Gesetz von der Erhaltung der Kraft der inneren Wesenheit des Menschen, der Wahrheit widerspricht. Es gilt nur für die unorganische Welt im strengen Sinne des Wortes. Für die organische gilt es nur so weit, als diese von Unorganischem ausgefüllt ist; für die Eisenteilchen im Blutserum gilt dieses Gesetz, aber nicht für das ganze Menschenwesen. Da findet ein fortwährendes Oszillieren statt zwischen den aufsaugenden und uns vernichtenden Kräften des Äthers und der Wiederherstellung des physischen Leibes." (Lit.: GA 306, S. 103)

Wassererde - die astrale Materie der 4. Schicht des Erdinneren

Die Wassererde ist jene astrale Materie, die die vierte Schicht des Erdinneren bildet und der Ursprung aller irdischen Materie ist:

"Die vierte Schicht ist nun so beschaffen, daß alle diejenigen Dinge, die in den drei übergeordneten Schichten vorhanden sind und immerhin mehr oder weniger etwas von unseren gewöhnlichen Stoffen haben, keine Stofflichkeit mehr aufweisen, wie sie auf der Erde angetroffen werden kann. In dieser Schicht sind also die Substanzen so, daß sie für keinen äußeren Sinn wahrnehmbar werden. Sie sind in einem astralischen Zustand. Alles, was in den drei obersten Schichten der Erde existiert und doch noch in einer gewissen Weise mit dem auf der Erdoberfläche Befindlichen verwandt ist, das ist hier im astralischen Zustande vorhanden. Wir können in dem Sinne, wie es in der Bibel heißt, sagen: «Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.» Nennen wir diese Schicht die Wassererde, wie sie auch im Okkultismus bezeichnet wird. Diese Wassererde ist zu gleicher Zeit der Ursprung, der Urquell alles auf der Erde befindlichen Stofflichen, alles äußerlichen Stofflichen, gleichgültig ob dieses im Mineral, in der Pflanze, im Tier oder im Menschen enthalten ist. Dieses Stoffliche, das jedes irdische Wesen in sich trägt, ist, bis ins Astralische verflüchtigt, in dieser Wassererde vorhanden. Sie müssen sich vorstellen, daß von allen unseren physischen Kräften auch astralische Urkräfte vorhanden sind, daß diese astralischen Urkräfte sich ins Physische verdichten und daß diese Urkräfte in der vierten Schicht, in der Wassererde, enthalten sind." (Lit.: GA 96, S. 34)

Materie und Zeit

Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von Isaac Newton postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten Zeitbegriff.

"Aber nur einer ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1 b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2 auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2 c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen nicht vollziehen kann, der hypostasiert die Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert. Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen, für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf Wesen und Erscheinung. Wer die Sache in unserer Weise richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit des Wesens einer Sache nicht suchen, weil die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem Wesen nichts zu tun hat.

Nach diesen Ausführungen können wir sagen: Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie." (Lit.: GA 1, S. 272ff)

Materie als zerbrochene geistige Form

Nach gegenwärtiger naturwissenschaftlicher Anschauung ist alle Materie aus Atomen aufgebaut. Diese sind aber nicht als winzig kleine Dinge aufzufassen, sondern eher als strukturbildende Kräfte. Der Physiker Hans-Peter Dürr (1929-2014), ein langjähriger enger Mitarbeiter von Werner Heisenberg (1901-1976), einem der Pioniere der modernen Quantenmechanik, formuliert es so:

"Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie beim Geist." (Lit.: Dürr 1998)

„Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit. Wir können sie etwa mit der Software in einem Computer vergleichen.“

Hans-Peter Dürr: Interview im P.M. Magazin (Mai 2007) Am Anfang war der Quantengeist

Der Ursprung dieser potentiellen Gestaltwesen, die äußerlich als Materie erscheinen, liegt vornehmlich im Klangäther. Die Sphärenharmonie, die sich im Klangäther zum Ausdruck bringt, hat wiederum ihren Ursprung im Devachan. In der Materie, insofern sie äußerlich sinnlich in der physischen Welt wahrgenommen wird, ist die Sphärenharmonie, die durch den Klangäther vermittelt wird, verstummt.

"In der Welt sind eine Anzahl von Substanzen, die verbindbar und trennbar sind. Was wir Chemismus nennen, ist hineinprojiziert in die physische Welt aus der Welt des Devachan, der Sphärenharmonie. Die chemische Verwandtschaft zweier Stoffe in der physischen Welt ist eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die Zahlenverhältnisse der Chemie sind wirklich die Ausdrücke für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese ist stumm geworden durch die Verdichtung der Materie." (Lit.: GA 130, S. 102)

Für unser inneres seelisches Erleben drückt sich im Klangäther das Denken aus; aus ihm schöpfen wir unsere Gedankenformen, namentlich die mathematischen Gedankenbildungen, durch die wir dann wiederum die Zahlenverhältnisse der chemischen und kernphysikalischen Stoffumwandlungen zu verstehen versuchen.

Im geisteswissenschaftlichen Sinn ist alle Materie als zebrochene, zerstörte geistige Form aufzufassen; sie ist gleichsam der Trümmerhaufen des Geistes - oder wie es Hans-Peter Dürr auf etwas andere Weise ausdrückt:

"Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als Materie." (Lit.: Dürr 1998)

"Die moderne Physik kommt nun zu der überraschenden Erkenntnis: Materie ist nicht aus Materie aufgebaut! Wenn wir die Materie immer weiter auseinandernehmen, in der Hoffnung die kleinste, gestaltlose, reine Materie zu finden, bleibt am Ende nichts mehr übrig, was uns an Materie erinnert. Am Schluss ist kein Stoff mehr, nur noch Form, Gestalt, Symmetrie, Beziehung. Was bedeutet das? Wir haben eine Umkehrung: Das Primäre ist Beziehung, der Stoff das Sekundäre. Materie ist ein Phänomen, das erst bei einer gewissen vergröberten Betrachtung erscheint. Stoff ist geronnene Form. Vielleicht könnten wir auch sagen: Am Grunde bleibt nur etwas, was mehr dem Geistigen ähnelt – ganzheitlich, offen, lebendig: Potenzialität, die Kann-Möglichkeit einer Realisierung. Materie ist die Schlacke dieses Geistigen – zerlegbar, abgrenzbar, determiniert: Realität. In der Potenzialität gibt es keine ein-eindeutigen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Die Zukunft ist wesentlich offen. Es lassen sich für das, was „verschlackt“, was real passiert, nur noch Wahrscheinlichkeiten angeben. Es gibt keine Teilchen, die unzerstörbar sind, die mit sich selbst identisch bleiben, sondern wir haben ein “feuriges Brodeln“, ein ständiges Entstehen und Vergehen. In jedem Augenblick wird die Welt neu geschaffen, aber im Angesicht, im „Erwartungsfeld“, der ständig abtretenden Welt." (Lit.: Dürr 2003)

Wenn die einige und einzige geistige Form, das ätherische Urbild, „zerbricht“, manifestiert bzw. realisiert es sich in unzähligen einzelnen räumlich und zeitlich physikalisch fassbaren gleichartigen physischen Erscheinungen, die alle dem selben ätherischen Bildungsgesetz gehorchen, von den noch strahlungsartigen Elementarteilchen, über die Atome, Moleküle und Kristalle hinauf bis zu den komplexeren physischen Gebilden. Wie die Materie aus der übersinnlichen, nicht räumlichen geistigen Form hervorbricht, hat Rudolf Steiner so beschrieben:

"Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist, der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich zusammengefallen ist.

Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.

Materie als zerborchene geistige Form

Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen; an den Kristallen treten uns doch räumlich sehr schöne Formen entgegen — und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei ein Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! — Denken Sie sich zunächst einmal, damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen Sie aber an, er wäre unsichtbar, Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine Widerlage. Dadurch, daß dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser Weise in Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt, wäre unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten Sie hier einen zertrümmerten Wasserstrahl, hätten wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müßten Sie sich wegdenken die Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon voraussetzen, daß Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne daß eine solche Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich, ist die Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung. An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: Dieser Materie liegt zugrunde ein Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle. Kristalle sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten Sinn beibehalten." (Lit.: GA 134, S. 72ff)

Materie als kondensiertes Licht

Licht selbst ist keine Materie, aber alle irdische Materie ist kondensiertes Licht, so wie alles Seelische im Erdendasein letztlich verdünnte Liebe ist.

"In dem Satze: Materie ist gewobenes Licht, Seelisches ist in irgendeiner Weise verdünnte Liebe -, liegen die Schlüssel für unzählige Geheimnisse des Erdendaseins. Die gelten aber nur für das Erdendasein und für kein anderes Gebiet des Weltendaseins." (Lit.: GA 120, S. 202)

"Es gibt wirklich einen für hellseherische Forschung erreichbaren Auflösungszustand aller Materie, wo sich alle Materie in einem dabei Gleichen zeigt; nur ist das, was da auftritt, nicht mehr Materie, sondern etwas, was jenseits aller spezialisierten Materien liegt, die uns umgeben. Und jede einzelne Materie stellt sich dann dar als ein aus dieser Grundmaterie - es ist ja keine Materie mehr - Kondensiertes, Verdichtetes, ob Sie Gold, Silber oder was immer für eine Materie haben. Es gibt ein Grundwesen unseres materiellen Erdenseins, von dem alles Materielle nur durch Verdichtung zustande gekommen ist. Und auf die Frage: Was ist das für eine Grundmaterie unseres Erdendaseins?- antwortet die Geisteswissenschaft: Jede Materie auf der Erde ist kondensiertes Licht! Es gibt nichts im materiellen Dasein, was etwas anderes wäre als in irgendeiner Form verdichtetes Licht. Daher sehen Sie, daß es für denjenigen, der die Tatsachen kennt, nicht eine Theorie zu begründen gibt wie etwa die Schwingungshypothese des 19. Jahrhunderts, in welcher man versuchte, Licht darzustellen mit Mitteln, die selber gröber sind als das Licht. Licht ist nicht auf etwas anderes in unserem materiellen Dasein zurückzuführen. Wo Sie hingreifen und eine Materie anfühlen, da haben Sie überall kondensiertes, zusammengepreßtes Licht. Materie ist ihrem Wesen nach Licht." (Lit.: GA 120, S. 192)

Materie und Widersachermächte

Hinter der Materie stehen als eigentliche Realität die Widersachermächte, namentlich Ahriman und die Asuras:

"Derjenige aber, der in die Einweihung hineinkommt und hellsichtig wird, bei dem bleibt das nicht so, dem steht nicht die äußere Materie gegenüber. Die ist als solche Maya. Eine Realität ist sie nur für den, der eben seiner eigenen inneren Werkzeuge sich bedient. Was tritt an die Stelle der Materie? Das tritt uns ja entgegen, wenn wir uns die alte Einweihung vor Augen führen. Während dem Menschen im Alltag die Materie, Prakriti, gegenübersteht, steht der Seele, die sich durch den Yoga in die Einweihung hineinentwickelt, die Welt der Asuras, die Welt des Dämonischen gegenüber, gegen die er zu kämpfen hat. Die Materie ist das, was Widerstand leistet; die Asuras, die Mächte der Finsternis, die werden Feinde. Aber das alles ist eigentlich nur im Anklang, da blickt sozusagen etwas aus dem Seelischen herein, wir beginnen das Seelische zu fühlen. Dann erst wird dieses Seelische spirituell seiner selbst gewahr, wo es in Kampf tritt gegen die Dämonen, gegen die Asuras.

In unserer Sprache würden wir diesen Kampf, der aber nur wie im kleinen uns entgegentritt, als etwas bezeichnen, was als Geister sichtbar wird, wenn die Materie in ihrer Geistigkeit erscheint Es tritt uns da eben im kleinen das entgegen, was wir als den Kampf der Seele mit dem Ahriman kennen, wenn sie zur Einweihung kommt. Aber indem wir das auffassen als solch einen Kampf, stehen wir ganz im Seelischen drinnen. Dann wächst das, was früher nur die materiellen Geister waren, ins Riesengroße heran, der mächtige Feind steht der Seele gegenüber. Da steht Seelisches gegenüber Seelischem, da steht der individuellen Seele im weiten Weltall Ahrimans Reich gegenüber." (Lit.: GA 142, S. 97)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

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Einzelnachweise

  1. Die maximale Ausdehnung ist durch die Planck-Länge lP = 1,616 · 10−35 m begrenzt.
  2. Im englischen Original:
    „Quantum mechanics can predict fairly accurately the way the energy of a molecule may change, but strictly speaking it says nothing about the shape of a molecule. This is an astonishing statement for a chemist because it is the spatial relationships of chemically bonded atoms that is most important in understanding how molecules react with each other. Chemists, physicists and molecular biologists should reconsider now how they use quantum mechanics, and what they mean by atoms and molecules.“
  3. die aber nicht identisch ist mit dem, was in der modernen Physik als Antimaterie bezeichnet wird!