Weisheit und Reinkarnation: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Weisheit''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] σοφία ''sophia'') ist zuerst als objektive kosmische Weisheit oder [[kosmische Intelligenz]] auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] entstanden, der daher zurecht auch als [[Kosmos der Weisheit]] bezeichnet wird. Hervorgegangen ist die Weisheit aus der [[Wahrheit]], die als eine im [[Äther]]ischen wirkende Kraft schon auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] veranlagt wurde.  
'''Reinkarnation''' oder '''Palingenese''' ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|altgriech.]], zusammengesetzt aus πάλιν, ''pálin'' „wiederum“, „abermals“ und γένεσις, ''génesis'' „Erzeugung“, „Geburt“) bedeutet, dass ein [[Individuum|individuelles]] [[Geist|geistiges]] [[Wesen]] im Zug seiner Entwicklung mehrmals zu [[physisch]]en Daseinsformen heruntersteigt, zwischen denen jeweils eine rein geistige Existenz liegt. Das [[Schicksal]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Karma]]) in späteren irdischen [[Inkarnation]]en wird dabei wesentlich mitbestimmt durch die Taten in früheren Erdenleben. Nach [[anthroposophisch]]er Auffassung ist es der [[Unsterblichkeit|unsterbliche]] individuelle [[Geist]], das [[Ich]] des [[Mensch]]en, das sich wiederverkörpert und ''nicht'' die weitgehend vergängliche [[Seele]], die sich nach dem [[Tod]] bis auf einen unvergänglichen Rest in der allgemeinen [[Astralwelt]] zerstreut und für die nächste irdische Inkarnation neu und mit anderen Eigenschaften wieder aufgebaut werden muss. Die Lehre von der Reinkarnation des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von  der [[Seelenwanderung]] oder [[Metempsychose]].
 
== Grundlagen ==
 
Ein klare [[Erkenntnis]] der Reinkarnation gab es nach [[Rudolf Steiner]] nur bis etwa [[Wikipedia:1860 v. Chr.|1860 v. Chr.]] Danach war sie nur mehr als ein immer dumpfer werdendes, instinktives Gefühl vorhanden, das schließlich für weite Teile der [[Menschheit]], namentlich [[Wikipedia:Europa|Europa]]s, ganz im Dunkel des [[Unterbewusstsein]]s verschwand. Das Bewusstsein für die Reinkarnation wieder zu wecken, war eine, wenn nicht ''die'' zentrale Lebensaufgabe, die sich Rudolf Steiner gesetzt hat. {{Lit|Meyer, Vorwort zur Neuauflage, II}}.


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"Was in der Wahrheit lebt, die sich zur Weisheit läutert, nimmt eigentlich schon während der Sonnenentwickelung seinen ersten Anfang, hat dann in einer gewissen Weise seinen Höhepunkt in der Mondenentwickelung, lebt sich weiter ein in der Erdenentwickelung, und wird im wesentlichen schon vollendet sein bei dem, was wir als die Jupiterentwickelung kennen. Da wird das menschliche Wesen mit Bezug auf den Inhalt der Weisheit einen gewissen vollen Abschluß erlangt haben." {{Lit|{{G|170|74}}}}
"In vorchristlichen Zeiten ist die
Reinkarnation als Gefühl vorhanden gewesen, denn eine Erkenntnis
war sie nur vor dem Jahre 1860 vor dem Christentum; nach dem Jahre
1860 war sie im ganzen Ägypten, in vorderasiatischen, römischen Zeiten
nur ein instinktives Gefühl. Jetzt aber kommt die Zeit, wo die Anschauung
von dem Menschen als einem geistigen Wesen, das eine Entwickelung
durchmacht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, ein
lebendiges Gefühl, eine lebendige Empfindung wird, wo man in der
Vorstellung leben muß von der überirdischen Bedeutung der Menschenseelen.
Denn ohne diese Vorstellung wird die Kultur der Erde ertötet.
Man wird nicht eine praktische Tätigkeit entfalten können in der Zukunft,
ohne daß man aufblicken kann zu der geistigen Bedeutung der
Tatsache, daß jeder Mensch ein geistiges Wesen ist." {{Lit|{{G|196|161f}}}}
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Heute tritt uns diese objektive Weisheit überall in der irdischen Natur entgegen, im weisheitsvollen Bau des Oberschenkelknochens ebenso wie im Bau des Wespennest, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die [[Individualität]] des Menschen, sein [[Ich]], das sich durch seine einzigartige, unverwechselbare [[Biographie]] kundgibt, lässt sich weder aus der [[Vererbung]], noch aus äußeren Einflüssen, etwa durch die [[Erziehung]], erklären. 
 
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"Als physischer Mensch stamme ich von anderen physischen Menschen ab, denn ich habe
dieselbe Gestalt wie die ganze menschliche Gattung. Die Eigenschaften der Gattung
konnten also innerhalb der Gattung durch Vererbung erworben werden. Als geistiger
Mensch habe ich meine eigene Gestalt, wie ich meine eigene Biographie habe. Ich kann
also diese Gestalt von niemand anderm haben als von mir selbst. Und da ich nicht mit
unbestimmten, sondern mit bestimmten seelischen Anlagen in die Welt eingetreten
bin, da durch diese Anlagen mein Lebensweg, wie er in der Biographie zum Ausdruck
kommt, bestimmt ist, so kann meine Arbeit an mir nicht bei meiner Geburt begonnen
haben. Ich muß als geistiger Mensch vor meiner Geburt vorhanden gewesen sein. In
meinen Vorfahren bin ich sicher nicht vorhanden gewesen, denn diese sind als geistige
Menschen von mir verschieden. Meine Biographie ist nicht aus der ihrigen erklärbar Ich
muß vielmehr als geistiges Wesen die Wiederholung eines solchen sein, aus dessen
Biographie die Meinige erklärbar ist. Der andere zunächst denkbare Fall wäre der, daß
ich die Ausgestaltung dessen, was Inhalt meiner Biographie ist, nur einem geistigen
Leben vor der Geburt (beziehungsweise der Empfängnis) verdanke. Zu dieser
Vorstellung hätte man aber nur Berechtigung, wenn man annehmen wollte, daß, was auf
die Menschenseele aus dem physischen Umkreis herein wirkt, gleichartig sei mit dem,
was die Seele aus einer nur geistigen Welt hat. Eine solche Annahme widerspricht der
wirklich genauen Beobachtung. Denn was aus dieser physischen Umgebung bestimmend
für die Menschenseele ist, das ist so, daß es wirkt wie ein später im physischen Leben
Erfahrenes auf ein in gleicher Art früher Erfahrenes. Um diese Verhältnisse richtig zu
beobachten, muß man sich den Blick dafür aneignen, wie es im Menschenleben wirksame
Eindrücke gibt, die so auf die Anlagen der Seele wirken wie das Stehen vor einer zu
verrichtenden Tat gegenüber dem, was man im physischen Leben schon geübt hat; nur
daß solche Eindrücke eben nicht auf ein in diesem unmittelbaren Leben schon Geübtes
auftreffen, sondern auf Seelenanlagen, die sich so beeindrucken lassen wie die durch
Übung erworbenen Fähigkeiten. Wer diese Dinge durchschaut, der kommt zu der
Vorstellung von Erdenleben, die dem gegenwärtigen vorangegangen sein müssen. Er
kann denkend nicht bei rein geistigen Erlebnissen vor diesem Erdenleben stehenbleiben. -
die physische Gestalt, die Schiller an sich getragen hat, die hat er von seinen Vorfahren
ererbt. Sowenig aber diese physische Gestalt aus der Erde gewachsen sein kann, sowenig
kann es die geistige Wesenheit Schillers sein. Er muß die Wiederholung einer andern
geistigen Wesenheit sein, aus deren Biographie die Seinige erklärbar wird, wie die
physische Menschengestalt Schillers durch menschliche Fortpflanzung erklärbar ist. - So
wie also die physische Menschengestalt immer wieder und wieder eine Wiederholung,
eine Wiederverkörperung der menschlichen Gattungswesenheit ist, so muß der geistige
Mensch eine Wiederverkörperung desselben geistigen Menschen sein. Denn als geistiger
Mensch ist eben jeder eine eigene Gattung.
 
Man kann gegen das hier Gesagte einwenden: das seien reine Gedankenausführungen;
und man kann äußere Beweise verlangen, wie man sie von der gewöhnlichen
Naturwissenschaft her gewohnt ist. Dagegen muß gesagt werden, daß die
Wiederverkörperung des geistigen Menschen doch ein Vorgang ist, der nicht dem Felde
äußerer physischer Tatsachen angehört, sondern ein solcher, der sich ganz im geistigen
Felde abspielt. Und zu diesem Felde hat keine andere unserer gewöhnlichen Geisteskräfte
Zutritt als allein das Denken. Wer der Kraft des Denkens nicht vertrauen will, der kann
sich über höhere geistige Tatsachen eben nicht aufklären. - Für denjenigen, dessen
geistiges Auge erschlossen ist, wirken die obigen Gedankengänge genau mit
derselben Kraft, wie ein Vorgang wirkt, der sich vor seinem physischen Auge abspielt.
Wer einem sogenannten «Beweise», der nach der Methode der gewöhnlichen
naturwissenschaftlichen Erkenntnis aufgebaut ist, mehr Überzeugungskraft zugesteht als
den obigen Ausführungen über die Bedeutung der Biographie, der mag im gewöhnlichen
Wortsinn ein großer Wissenschaftler sein: von den Wegen der echt geistigen Forschung
ist er aber sehr weit entfernt." {{Lit|{{G|009|72ff}}}}
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Die subjektive ''innerliche'' Weisheit, die individuelle [[Intelligenz]], trat erst mit dem menschlichen [[Ich]] in die Erdenentwicklung herein. Sie wird von [[Platon]] als eine der vier [[Kardinaltugend]]en des [[Mensch]]en genannt.
== Wiedergeburt als zeitlich begrenztes Phänomen innerhalb der Menschheitsentwickelung ==


== Weisheit und Manas (Geistselbst) ==
Die Tatsache, dass der Mensch '''wiederholte Erdenleben''' durchmacht, ist nur für eine bestimmte Zeitspanne der [[Erdentwicklung|irdischen Entwicklung]] gültig. Die Folge der Reinkarnationen hat in der [[Lemuria|lemurischen Zeit]] begonnen und wird am Beginn der [[Sechste Wurzelrasse|sechsten Wurzelrasse]] wieder aufhören. Der [[Mensch]] wird dann in ein geistigeres Dasein übertreten und nicht mehr unmittelbar an einen [[Physischer Leib|physischen Körper]] gebunden sein.


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"Es wäre im höchsten
"Die Reinkarnation hat
Grade töricht, zu glauben, daß man Wasser aus einem Gefäß
in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der sechsten
herausholen könnte, wenn kein Wasser darin ist. So
Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in
töricht sind aber diejenigen, welche sagen, daß sie Weisheit
der irdischen Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert.
aus der Welt holen können, wenn keine darin ist. Der
Vorausgegangen war ein überaus geistiger Zustand, der
Astronom sucht die Weisheit in der Welt zu berechnen und
keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird wiederum
zu begreifen. Nur durch die Weisheit ist die Welt zu begreifen.
ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt." {{Lit|{{G|093|25}}}}
Wäre es nicht die größte Torheit, Weisheit schöpfen
zu wollen aus der Welt, wenn nicht Weisheit darinnen wäre?
Wenn nicht die Weisheit gegeben wäre, nimmermehr könnten
wir die Weisheit da holen. Durch dieselbe Weisheit, mit
der wir die Welt begreifen wollen, ist die Welt gemacht. Das
ist das dritte Element, das alle Welt durchflutet. Das ist das
Manas. Ins Deutsche wird es am besten übersetzt, indem
man sagt: Die Weisheit wird herausgeboren aus der Welt. -
Unser Geistselbst ist dieses dritte Element." {{Lit|{{G|054|291}}}}
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== Überlieferte Kenntnis der Wiedergeburt ==
=== Altertum ===
In den altorientalischen Kulturen, wo man noch ein sehr starkes Bewusstsein vom geistigen Ursprung des Menschen hatte, wurde die Wiederverkörperung und das irdische Dasein überhaupt als vorwiegend leidvoll empfunden. [[Buddha]] hat die Ursachen dieses Leidens aufgezeigt, die ihre Wurzeln in dem [[Begierde|begierdevollen]] Haften an der sinnlichen Welt haben, und mit dem von gelehrten [[Achtgliedriger Pfad|achtgliedrigen Pfad]] den Weg gewiesen, das [[Rad der Wiedergeburten]] anzuhalten und für immer in ein rein geistiges Dasein zurückzukehren. Wenn sich künftig einmal die Reihe der irdischen Geburten des Menschen ihrem Ende zuneigt, wird der [[Buddhismus]] in zeitgemäß erneuerter Form wieder von großer Bedeutung werden, denn dieser Prozess, durch den der Mensch dann in eine neue Daseinsform übertreten wird, kann nur dann zum Heil des Menschen ablaufen, wenn er selbst geistig aktiv und bewusst daran mitwirkt.
Erstmals in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Kultur]] und später namentlich im [[Christentum]] erkannte man den besonderen Wert des irdischen Daseins für die geistige Entwicklung des Menschen. Damit trat aber auch das Wissen um die wiederholten Erdenleben in den Hintergrund und das Bewusstsein richtete sich immer mehr auf das einzelne irdische Leben des Menschen. In der christlichen Lehre wird daher die Reinkarnationsidee weitgehend abgelehnt, obwohl sie keineswegs unvereinbar mit der biblischen Überlieferung ist. Als das Wissen um die Wiederverkörperung verloren ging, verlor man auch sehr bald das Bewusstsein für das rein geistige vorirdische Dasein des Menschen vor der Geburt, das für [[Platon]] noch von ganz zentraler Bedeutung war, und richtete das Augenmerk viel stärker auf das [[Leben nach dem Tod]].
Ein geläufiges, auch heute noch oft gebrauchtes Argument gegen die „[[Seelenwanderung]]“ - gemeint ist die ''Reinkarnation'' - lieferte schon der frühchristliche [[Wikipedia:Kirchenvater|Kirchenvater]] [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] († 202) in seiner Schrift ''Gegen die Häresien'':
{{Zitat|Ihre Lehre aber von der Seelenwanderung wird dadurch widerlegt, daß sich die Seelen gar nicht mehr an das erinnern, was vordem gewesen ist. Wenn sie nämlich dazu ausgesandt wurden, um alles durchzumachen, dann müßten sie sich auch an das Vergangene erinnern können, um das Fehlende noch nachzuholen und nicht elendiglich immer um dasselbe sich abzumühen. Wenn sie deshalb auf die Erde kamen, dann konnte die Vereinigung mit dem Körper die Erinnerung und Erwägung der Vergangenheit nicht gänzlich auslöschen. Was nämlich jetzt die Seele, während der Körper schläft und ruht, bei sich sieht und im Traume erlebt, das teilt sie gemäß ihrer Erinnerung zum größten Teile dem Körper mit, und bisweilen erzählt einer wachend noch nach sehr langer Zeit, was er im Träume gesehen hat. So müßte sie sich auch dessen erinnern, was sie getan hat, bevor sie in den Körper kam. Wenn sie nämlich das, was sie während eines Augenblickes schaute und im Traume empfing, auch über den Traum hinaus noch weiß, nachdem sie sich dem Körper wieder mitgeteilt und in jedes Glied zerstreut hat, so müßte sie noch viel mehr das wissen, wo sie so lange Zeit und die ganze Ewigkeit des verflossenen Lebens gewesen ist.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' II 33,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel645.htm]}}
Auch [[Wikipedia:Tertullian|Tertullian]] bringt in seiner Schrift ''Über die Seele'' (III 28ff [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-27.htm]) eine Fülle von Argumenten gegen die [[Pythagoras|pythagoräische]] [[Seelenwanderung]]slehre vor, die aber auch er nicht klar von der Reinkarnation unterscheidet.
=== Der Gedanke in der europäischen Neuzeit ===
Einzelne abendländische Denker, wie z.B. [[Wikipedia:Gotthold Ephraim Lessing|Lessing]], haben den Reinkarnationsgedanken wieder aufgegriffen, weil sie eingesehen haben, dass der Mensch in einem einzelnen Erdenleben unmöglich alle geistigen Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen kann, die das irdische Dasein bietet. Anders als die altorientalischen Weisen sehen sie in der Wiedergeburt weniger ein schreckliches Schicksalsverhängnis, sondern vielmehr die damit verbundenen gewaltigen geistigen Entwicklungschancen. Insbesondere wird es durch die Wiederverkörperung auch jenen Menschen, die bereits in vorchristlicher Zeit gelebt haben, möglich, sich mit dem auf die Erde herabgestiegenen und seit dem im Erdenkreis wirkenden [[Christus]] zu verbinden. So schreibt etwa Lessing in seinem religionsphilosophischen Hauptwerk "[[Die Erziehung des Menschengeschlechts]]":


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"Die schaffende Weisheit ist
§ 92 Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel Seitenschritte zu tun! - Und wie? wenn es nun gar so gut als ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches das Geschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin liefert?
diejenige Weisheit, die den Menschen einstmals gemacht hat, Stück
 
für Stück aufgebaut hat, die heute der Anatom herausholt und beschreibt.
§ 93 Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner Vollkommenheit gelangt, muß jeder einzelne Mensch (der früher, der später) erst durchlaufen haben. - »In einem und eben demselben Leben durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben
Die schaffende Weisheit ist genau dieselbe, wie die heute
ein sinnlicher Jude und ein geistiger Christ gewesen sein? Kann er in eben demselben Leben beide überholet haben?«
herausgeholte Weisheit; sie ist in die Welt hineingelegt worden. In der
 
uralten Weisheit hat man es mit dem Plane der Welt zu tun. Nun
§ 94 Das wohl nun nicht! - Aber warum könnte jeder einzelne Mensch auch nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen sein?
können Sie verstehen, warum der Mystiker sich in sich selbst zurückziehen
 
muß. Der eigentliche Mystiker muß ein Erforscher des Inneren
§ 95 Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterei der Schule zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?
sein. Er versucht, diejenigen Stadien der Entwickelung wieder aufzusuchen,
 
durch die er geschaffen worden ist.
§ 96 Warum könnte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu meiner Vervollkommnung getan haben, welche bloß zeitliche Strafen und Belohnungen den Menschen bringen können?
 
§ 97 Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu tun, uns die Aussichten in ewige Belohnungen, so mächtig helfen?
 
§ 98 Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, daß es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?


Könnten wir die Augen vollständig vor allem Licht verschließen
§ 99 Darum nicht? - Oder, weil ich es vergesse, daß ich schon da gewesen? Wohl mir, daß ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände, würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe ich denn das auf ewig vergessen?
und dann in uns Licht schaffen, bis die Welt von innen heraus beleuchtet
erscheint, dann könnten wir uns in uns selbst versenken in
die schaffende Weisheit und im Inneren alles durchschauen. Das hat
einen praktischen Wert, denn man erinnert sich daran, daß im Grunde
genommen der Mensch sich dadurch aufgebaut hat, daß er durch das
Mineral-, Pflanzen- und Tierreich hindurchgegangen ist; das ist auch
alles in ihm. Was draußen in der Welt ist, sind die zurückgebliebenen
Reste dessen, was der Mensch einmal auch war.
Das menschliche Herz war in seiner Entstehung in Verwandtschaft
mit dem, was draußen vor sich gegangen ist. In dem Augenblicke, wo
man sich in das Herz vertieft, schafft man sich die Umwelt, wie sie
damals war, als in der lemurischen Zeit das Herz entstand. Wenn man
sich auf die Tätigkeit des Herzens konzentriert, kann man hervorzaubern
die ganze Umgebung der damaligen lemurischen Zeit,
als das Herz sich bildete. Es tauchen dann die lemurischen Landschaften
in uns auf. Wer aufs Herz sich konzentriert, sieht die Entstehung
des Menschengeschlechtes.


Durch Konzentration auf das Innere des Gehirns, das erst nach und
§ 100 Oder, weil so zu viel Zeit für mich verloren gehen würde? - Verloren? - Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?
nach während der atlantischen Zeit entstanden ist, sieht man die atlantischen
Landschaften auftauchen. Konzentriert man sich auf das Sonnengeflecht,
so wird man zu den Hyperboräern geführt. So steigt man
rückwärts auf in die verflossenen Welten. Das ist kein In-sich-Brüten,
sondern ein wirkliches Wahrnehmen der einzelnen Organe in ihrer
Verwandtschaft mit der Welt. Auf diese Weise hat Paracelsus seine
Mittel gefunden und kuriert. Er wußte, daß Digitalis purpurea entstanden
ist, als das menschliche Herz entstand. Durch Konzentration
auf ein Organ erscheinen entsprechende Heilmittel. So stehen die Glieder
des [[Makrokosmos]] mit der [[Mikrokosmos|mikrokosmischen]] Natur des Menschen
in Zusammenhang." {{Lit|{{G|093a|225ff}}}}
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</div>


== Weisheit und Reinkarnation ==
== Der Zeitraum zwischen den irdischen Inkarnationen ==
 
Als Faustregel für die Zeit, die zwischen zwei [[Inkarnation]]en liegt, gilt, dass sich der Mensch etwa zweimal, einmal als [[Mann]] und einmal als [[Frau]], in jeder [[Kulturepochen|Kulturepoche]], die jeweils 2160 Jahre dauern (siehe -> [[Platonisches Weltenjahr]]), inkarniert, also etwa alle 1000 Jahre. Darauf wird auch in den [[Wikipedia:Buch der Psalmen|Psalmen]] hingedeutet:
 
{{Zitat|3 Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!
4 Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.|[[Wikipedia:Altes Testament|Altes Testament]]|{{B|Ps|90|3-4|LUT}}}}
 
Diese Regel ist aber kein ehernes Gesetz, sondern wird häufig durchbrochen. Nicht immer wechseln einander in strenger Folge männliche und weibliche Inkarnationen ab; allerdings folgen einander niemals mehr als sieben gleichgeschlechtliche Wiederverkörperungen. Auch die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, schwankt beträchtlich. Heute liegen zwischen den einzelnen Erdenleben oft nur wenige Jahrzehnte.
 
== Zusammenhänge zwischen aufeinanderfolgenden Leben ==
 
Auch dafür, wie die nächste Inkarnation beschaffen sein wird, gibt es gewisse Grundregeln. Für seine nächste irdische Verkörperung wählt sich der Mensch jenes Elternpaar, dass ihm die geeignetsten physischen Organe für seine geistigen Anlagen darbieten kann. Allerdings bleibt oft eine gewisse Kluft zwischen den geistigen Bedürfnissen und der vererbten physischen Natur bestehen. Wie sich der Mensch im Erdenleben verhält, prägt die [[Physiognomie]] und besonders die [[Schädel]]bildung des nächsten Lebens. Die Taten, die er vollbracht hat, wirken vom [[Oberes Devachan|oberen Devachan]] aus und bestimmen den Ort und die weiteren physischen Verhältnisse für die nächste Wiedergeburt. Was der Mensch durch sein [[Temperament]] und seine bleibenden Gewohnheiten und Fähigkeiten dem [[Unteres Devachan|unteren Devachan]] eingeliedert hat, bestimmt den [[Ätherleib]] der nächsten Inkarnation. Und was er an [[Gedanke]]n und [[Gefühl]]en der [[Astralwelt]] eingeschrieben hat, baut den [[Astralleib]] für das nächste irdische Dasein auf. 
 
=== Metamorphose der menschlichen Gestalt in aufeinanderfolgenden Inkarnationen ===
 
In aufeinanderfolgenden Inkarnationen wandelt sich die Gestaltung der Leibesorganisation mit Ausnahme des Kopfes der einen Inkarnation in die Gestaltung der Hauptesorganisation der nächstfolgenden Inkarnation um.


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<div style="margin-left:20px">
"Ein Mensch aber, der weise
"Der
werden will, bestrebt sich, dasjenige, was er an Arbeit in früheren
Mensch, wie wir ihn vor uns haben nach seiner Hauptesorganisation,
Inkarnationen geleistet und aufgespeichert hat, aus den früheren Inkarnationen
weist nach dem vorigen Erdenleben. - Wie unsere Intelligenz nach dem
herüberzubringen. Je weiser wir werden, desto mehr bringen
fernen, urfernen vergangenen Sonnenleben weist, so weist unsere gegenwärtige
wir aus früheren Inkarnationen in die gegenwärtige herüber, und
physische Hauptesorganisation mit der irdischen Artung der Erkenntnisfähigkeiten,
wenn wir nicht weise werden wollen, so daß wir das Weisewerden
das heißt für die Hinorganisierung der Erkenntnisfähigkeiten
von früheren Inkarnationen brach liegen lassen, dann kommt einer,
auf das Ich-Bewußtsein, zurück in unseren früheren Erdenlauf.
der es absägt: Ahriman.
Ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, was das menschliche
Haupt eigentlich ist. Schematisch können Sie sich folgendes
[[Datei:GA196_229.gif|center|600px]]
sagen: Der Mensch besteht aus dem Haupte und aus der übrigen Organisation.
- Sagen wir (siehe Zeichnung), das ist der jetzige Lebenslauf (Mitte), das ist der vorige Lebenslauf (links), das ist der folgende Lebenslauf (rechts). So können wir sagen: Das Haupt unseres gegenwärtigen
Lebenslaufes ist entstanden durch Metamorphose unserer übrigen
Leibesorganisation im vorhergehenden Lebenslauf, und unseren Kopf
vom vorigen Lebenslauf haben wir verloren. - Natürlich verstehe ich
da nicht - das ist ja handgreiflich - die physische Organisation, sondern
die Kräfte, die Formkräfte, die die physische Organisation wirklich hat.
Dasjenige, was wir außer der Hauptesorganisation, der Trägerin der
Erkenntnisfähigkeiten für das Ich, jetzt an uns tragen als übrige Menschenorganisation,
Rumpf mit Gliedmaßen, das wird Hauptesorganisation
unseres künftigen Erdenlebens.
 
[[Datei:GA199_216.gif|100px|left|Die übersinnliche [[Formgestalt]] des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] erfüllt von [[Materie|materiellen]] Teilchen (Zeichnung aus [[GA 199]], S 216)]]
Sie alle tragen schon die Kräfte in sich, welche im Haupte konzentriert
sein werden in Ihrem späteren Erdenleben. Was Sie heute mit
Ihren Armen vollbringen, was Sie mit Ihren Beinen vollbringen, das
wird eingehen in die innere Organisation des Hauptes in Ihrem nächsten
Erdenleben.Und was an Kräften von Ihrem Haupte im nächsten Erdenleben
ausströmt, das wird Ihr Karma, Ihr Schicksal für das nächste
Erdenleben sein. Aber das, was da Ihr Schicksal im nächsten Erdenleben
sein wird, das wandert auf dem Umwege durch Ihre übrige Organisation,
durch die Sie sich hineinstellen ins Menschenleben heute, in Ihr
künftiges Hauptesleben hinüber." {{Lit|{{G|196|229f}}}}


Niemand will es lieber als Ahriman, daß wir nicht weiser werden.
<div style="margin-left:20px">
Die Kraft haben wir. Wir haben viel, viel mehr in den früheren Inkarnationen
"Nun werden Sie sagen: Ja, aber der Mensch nimmt doch für das nächste Erdenleben seinen physischen Leib nicht mit, er legt ihn ja ab. — Das ist in bezug auf die Materie der Fall, aber ich möchte das noch einmal wiederholen, was ich vor einiger Zeit gesagt habe. Das was Sie eigentlich sehen als den physischen Leib in seiner Form, das ist ja nicht der physische Organismus des Menschen, das ist eben die Form (siehe Zeichnung). Und in diese Form ist nur hineingegliedert die Materie. Sie ist aufgefaßt von der
erworben, als wir glauben, viel mehr erworben in den
Form, und die Form ist etwas durchaus Geistiges, und diese Form meine ich, wenn ich jetzt von dem Einfluß des Geistgebietes auf den physischen Leib spreche. Das, was abgelegt wird, das sind ja nur die materiellen Teilchen, die eingegliedert sind. Die Form aber, die der Mensch hat, wird nicht abgelegt, sondern wirkt in das nächste Leben hinein - namentlich das, was der Mensch entwickelt durch die Behendigkeit und Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, seiner Hände und Arme, seiner Füße und Beine - , das kommt in der Kopfbildung des nächsten Lebens zum Vorschein." {{Lit|{{G|199|216}}}}
Zeiten, in denen wir durch die alten Hellseherzustände durchgegangen
sind. Ein jeder könnte viel weiser werden, als er wird. Es darf sich
niemand damit ausreden, daß er nicht viel herüberbringen konnte.
Weisewerden heißt, das, was man in früheren Inkarnationen erworben
hat, herausbringen, so daß es uns erfüllt in dieser Inkarnation." {{Lit|{{G|159|17f}}}}
</div>
</div>


==Literatur==
== Erinnerung an frühere Erdenleben ==
#Rudolf Steiner: ''Die Welträtsel und die Anthroposophie'', [[GA 54]] (1983), ISBN 3-7274-0540-6 {{Vorträge|054}}
 
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
<div style="margin-left:20px">
#Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister'', [[GA 159]] [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 {{Vorträge|159}}
"Es wird gewöhnlich der Einwand gemacht, daß sich
#Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992)
der Mensch nicht erinnere an diese wiederholten Erdenleben.
Das betrifft nur das gewöhnliche Bewußtsein. In
dem Moment, wo die Intuition eintritt, wird eben dasjenige,
was durch die wiederholten Erdenleben abläuft,
genau ebenso innere Seelenanschauung, wie sonst die
Erinnerung innerhalb des einen Erdenlebens. So ist es
auch hier so, daß Anthroposophie nicht wie die gewöhnliche
Philosophie durch abstrakte Beweise zu ihren Ergebnissen
kommt, sondern dadurch, daß sie die Seele
erst vorbereitet zur höheren Erkenntnis und dann diese
Dinge durch Anschauung erkennt. Dadurch aber erweist
sich eben diese anthroposophische Erkenntnis zwar als
eine Fortsetzung derjenigen Erkenntnis, die wir heute in
der Naturwissenschaft haben, aber doch eben als eine
Fortsetzung, die wiederum in ganz anderer Weise arbeiten
muß als die bloße naturwissenschaftliche Erkenntnis, die
heute anerkannt ist." {{Lit|{{G|082|200}}}}
</div>
 
Im tiefen [[Schlaf]] gehen wir in der Zeit tatsächlich rückwärts bis zu unserer früheren [[Inkarnation]], nur werden uns diese [[Erlebnis]]se normalerweise nicht bewusst. Das gelingt erst, wenn wir durch [[geistige Schulung]] die [[Fähigkeit]] der [[Intuition]] erworben haben.
 
[[Datei:GA 234 107.gif|500px|center|Zeit und Schlaf]]
 
<div style="margin-left:20px">
"... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet,
rechts Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut
er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt oder Empfängnis hingehend
(gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration hinein
in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und
dieser Geburt (rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende
Erdenleben zurück (gelb).
 
Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie
das Bewußtsein, das sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen,
zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren. Der Schlaf ist also eigentlich
ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon
gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint,
aber doch da ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich
zum Erfassen des Geistigen kommen will, die Begriffe ändern
gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben
zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der
Schlaf jedesmal ein Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht
hat im vorirdischen Dasein, oder sogar ein Zurückgehen ist
in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des
Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen
angehört, was er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.
 
Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose
durchmachen; der muß ein ganz anderer werden. Wenn man daher an
jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn, wenn er schläft? - dann
muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder
sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt
sagt man eben: Der Mensch ist außerhalb seines physischen und seines
Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt
habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische Wechselzustand
zwischen Wachen und Schlafen." {{Lit|{{G|234|107f}}}}
</div>
 
== Anfang und Ende der irdischen Inkarnationen des Menschen ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Reinkarnation hat
in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der sechsten
Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in
der irdischen Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert.
Vorausgegangen war ein überaus geistiger Zustand, der
keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird wiederum
ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt." {{Lit|{{G|093|25}}}}
</div>
 
=== Das Ende der irdischen Inkarnationen um das Jahr 5700 ===
 
In späteren Vorträgen hat [[Rudolf Steiner]] den Zeitpunkt, in dem die irdischen Verkörperungen des Menschen enden werden, noch genauer angegeben. Im 6. Jahrtausend, etwa um das Jahr 5700, wird der Mensch durch seine natürliche leibgebundene Entwicklung nicht mehr bis zur [[Geschlechtsreife]] kommen - ein Phänomen, das nach Rudolf Steiner mit dem beständigen [[Jüngerwerden der Menschheit]] zusammenhängt. Die Menschen werden dann unfruchtbar werden und sich nicht mehr in [[Physischer Leib|physischen Leibern]] verkörpern können. Die Zeit der irdischen [[Inkarnation]]en ist dann vorbei.
 
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"Der gegenwärtige
Mensch bleibt entwicklungsfähig bis in das siebenundzwanzigste
Jahr hinein. Er fängt dann an, gewissermaßen sich in seinem Seelisch-
Geistigen ganz zu emanzipieren von dem Physisch-Leiblichen. Emanzipieren
von dem Physisch-Leiblichen ist also etwas, was immer mehr
und mehr hereinrückt. Sie sehen daraus, daß einmal der Zeitpunkt kommen
wird, wo die Menschen nur entwickelungsfähig sein werden bis
zu ihrem vierzehnten Jahre, wo das Geschlechtsreifezeitalter aufhören
wird, eine Bedeutung zu haben in der menschlichen Entwickelung.
Das ist ein Zeitraum, der ganz gewiß eintreten wird. Die Geologen
mögen noch so lange Zeiträume berechnen für die Entwickelung des
Menschtums auf der Erde, für die Entwickelung der physischen Menschheit
der Erde; diese physische Menschheit auf der Erde wird sich nicht
länger entwickeln als bis zu dem Moment, wo diese obere Altersgrenze
bis in das vierzehnte, dreizehnte Lebensjahr heruntergerückt ist. Denn
von diesem Zeitpunkte an wird sich die physische Menschheit auf der
Erde nicht mehr entwickeln können. Die Frauen werden keine Kinder
mehr gebären. Dann wird es mit der physischen Menschheit auf der
Erde zu Ende gegangen sein." {{Lit|{{G|196|59f}}}}
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Der Mensch wird dann in einer viel freieren Beziehung zur [[physisch]]en [[Erde (Planet)|Erde]] stehen; er wird gleichsam, wie sich [[Rudolf Steiner]] ausdrückt, ''"in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner rumoren"'' (siehe Zitat unten). Das Verhältnis des Menschen zur Erde wird dann ähnlich sein dem Zustand, in dem sich jetzt der Mensch im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] befindet. Diese regelrechte Entwicklung könnte allerdings durch den Einfluss [[Ahriman]]s gestört und der Mensch dadurch länger an die physische [[Verkörperung]] gefesselt werden. Eine fortschreitende Vertierung des Menschenwesen wäre die Folge:
 
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"Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung,
dieses Jahr wird, sagen wir, ungefähr das Jahr 5700 und
einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird der
Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hin
vollzieht, nicht mehr die Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern,
die von physischen Eltern abstammen. Ich habe öfters gesagt, die
Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die Menschenkinder
werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die Entwickelung
über die Erde hin normal verläuft.
 
Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen
hingeben. Es könnte zum Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten
die ahrimanischen Mächte, welche unter dem Einfluß der gegenwärtigen
Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung verkehren;
sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen.
Dadurch würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im
6. Jahrtausend hinaus die Menschheit in demselben physischen Leben
erhalten werden können. Sie würde nur sehr stark vertieren; aber sie
würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist eine
der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an
die Erde zu fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen.
Aber wenn die Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren
besten Entwickelungsmöglichkeiten liegt, so kommt einfach im 6. Jahrtausend
diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für weitere
zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der
Erde ein Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr
darin ausdrückt, daß physische Kinder geboren werden. Der Mensch
wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen - um es anschaulich auszudrücken,
will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und
Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen
die Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren
Zeit wird das Verhältnis zum Irdischen noch geistiger werden.
 
Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man
einen Begriff hat von dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt. Obzwar nicht eine vollständige Gleichheit herrscht zwischen
der Art und Weise, wie der Mensch heute zwischen dem Tode und
einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung steht,
und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern
wird, dazu in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit
vorhanden. Wir werden gewissermaßen, wenn wir verstehen, der
Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben, dann dauernd in
ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie
wir jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer
neuen Geburt leben. Es ist das jetzige Leben zwischen dem Tod und
einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen, geistiger, als es dann
sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein wird."{{Lit|{{G|196|90f}}}}
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== Individuum und Volksseele ==
 
Nur selten erscheint der Mensch in mehreren aufeinanderfolgenden Inkarnationen innerhalb der selben [[Volk]]sgemeinschaft. Eine gewisse Ausnahme machen dabei die mitteleuropäischen Völkerschaften. Hängt der Mensch einem ausgeprägten [[Nationalismus]] an und richtet in seinem Erdenleben einen ganz besonderen Haß gegen ein anderes Volk, so liegt das daran, dass sich unterbewusst sein höheres Selbst schon sehr entschieden mit gerade diesem Volk verbunden hat und sich dort reinkarnieren wird.
 
== Reinkarnation als kosmisches Phänomen ==
 
Das Reinkarnationsgesetz gilt nicht nur für den [[Mensch]]en, sondern auch die [[Planeten]] sind im weitesten Sinn der Reinkarnation unterworfen; jede [[Planetenkette]] entwickelt sich durch sieben aufeinanderfolgende planetare [[Weltentwicklungsstufen]]. [[Seele]]nwesen, die über keinen individuellen [[Geist]] verfügen, sondern einer [[Gruppenseele]] angehören, wie etwa die [[Tier]]e, unterliegen nicht der Reinkarnation.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Reinkarnation|}}
* {{WikipediaDE|Reinkarnationsforschung|}}
* [[Seelenwanderung]]
* [[Gilgul Neschamot]]
 
== Literatur ==
#[[Thomas Meyer]]: ''Rudolf Steiners „eigenste Mission“. Ursprung und Aktualität der geisteswissenschaftlichen Karmaforschung''. Perseus, Basel 2009, ISBN 978-3-907564-71-4
#Rudolf Steiner: ''Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung '', [[GA 9]] (2003), ISBN 3-7274-0090-0 {{Schriften|009}}
#Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
#Rudolf Steiner: ''Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung'', [[GA 196]] (1992), ISBN 3-7274-1960-1 {{Vorträge|196}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung'', [[GA 199]] (1985), ISBN 3-7274-1990-3 {{Vorträge|199}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Weltentwicklung]] [[Kategorie:Erdentwicklung]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
== Weblinks ==
 
* [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a103.pdf Rudolf Steiner: ''Reinkarnation und Karma''] - Vom Standpunkte der Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen (1903)
 
[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]]

Version vom 19. August 2014, 02:11 Uhr

Reinkarnation oder Palingenese (altgriech., zusammengesetzt aus πάλιν, pálin „wiederum“, „abermals“ und γένεσις, génesis „Erzeugung“, „Geburt“) bedeutet, dass ein individuelles geistiges Wesen im Zug seiner Entwicklung mehrmals zu physischen Daseinsformen heruntersteigt, zwischen denen jeweils eine rein geistige Existenz liegt. Das Schicksal (skrt. Karma) in späteren irdischen Inkarnationen wird dabei wesentlich mitbestimmt durch die Taten in früheren Erdenleben. Nach anthroposophischer Auffassung ist es der unsterbliche individuelle Geist, das Ich des Menschen, das sich wiederverkörpert und nicht die weitgehend vergängliche Seele, die sich nach dem Tod bis auf einen unvergänglichen Rest in der allgemeinen Astralwelt zerstreut und für die nächste irdische Inkarnation neu und mit anderen Eigenschaften wieder aufgebaut werden muss. Die Lehre von der Reinkarnation des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von der Seelenwanderung oder Metempsychose.

Grundlagen

Ein klare Erkenntnis der Reinkarnation gab es nach Rudolf Steiner nur bis etwa 1860 v. Chr. Danach war sie nur mehr als ein immer dumpfer werdendes, instinktives Gefühl vorhanden, das schließlich für weite Teile der Menschheit, namentlich Europas, ganz im Dunkel des Unterbewusstseins verschwand. Das Bewusstsein für die Reinkarnation wieder zu wecken, war eine, wenn nicht die zentrale Lebensaufgabe, die sich Rudolf Steiner gesetzt hat. (Lit.: Meyer, Vorwort zur Neuauflage, II).

"In vorchristlichen Zeiten ist die Reinkarnation als Gefühl vorhanden gewesen, denn eine Erkenntnis war sie nur vor dem Jahre 1860 vor dem Christentum; nach dem Jahre 1860 war sie im ganzen Ägypten, in vorderasiatischen, römischen Zeiten nur ein instinktives Gefühl. Jetzt aber kommt die Zeit, wo die Anschauung von dem Menschen als einem geistigen Wesen, das eine Entwickelung durchmacht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, ein lebendiges Gefühl, eine lebendige Empfindung wird, wo man in der Vorstellung leben muß von der überirdischen Bedeutung der Menschenseelen. Denn ohne diese Vorstellung wird die Kultur der Erde ertötet. Man wird nicht eine praktische Tätigkeit entfalten können in der Zukunft, ohne daß man aufblicken kann zu der geistigen Bedeutung der Tatsache, daß jeder Mensch ein geistiges Wesen ist." (Lit.: GA 196, S. 161f)

Die Individualität des Menschen, sein Ich, das sich durch seine einzigartige, unverwechselbare Biographie kundgibt, lässt sich weder aus der Vererbung, noch aus äußeren Einflüssen, etwa durch die Erziehung, erklären.

"Als physischer Mensch stamme ich von anderen physischen Menschen ab, denn ich habe dieselbe Gestalt wie die ganze menschliche Gattung. Die Eigenschaften der Gattung konnten also innerhalb der Gattung durch Vererbung erworben werden. Als geistiger Mensch habe ich meine eigene Gestalt, wie ich meine eigene Biographie habe. Ich kann also diese Gestalt von niemand anderm haben als von mir selbst. Und da ich nicht mit unbestimmten, sondern mit bestimmten seelischen Anlagen in die Welt eingetreten bin, da durch diese Anlagen mein Lebensweg, wie er in der Biographie zum Ausdruck kommt, bestimmt ist, so kann meine Arbeit an mir nicht bei meiner Geburt begonnen haben. Ich muß als geistiger Mensch vor meiner Geburt vorhanden gewesen sein. In meinen Vorfahren bin ich sicher nicht vorhanden gewesen, denn diese sind als geistige Menschen von mir verschieden. Meine Biographie ist nicht aus der ihrigen erklärbar Ich muß vielmehr als geistiges Wesen die Wiederholung eines solchen sein, aus dessen Biographie die Meinige erklärbar ist. Der andere zunächst denkbare Fall wäre der, daß ich die Ausgestaltung dessen, was Inhalt meiner Biographie ist, nur einem geistigen Leben vor der Geburt (beziehungsweise der Empfängnis) verdanke. Zu dieser Vorstellung hätte man aber nur Berechtigung, wenn man annehmen wollte, daß, was auf die Menschenseele aus dem physischen Umkreis herein wirkt, gleichartig sei mit dem, was die Seele aus einer nur geistigen Welt hat. Eine solche Annahme widerspricht der wirklich genauen Beobachtung. Denn was aus dieser physischen Umgebung bestimmend für die Menschenseele ist, das ist so, daß es wirkt wie ein später im physischen Leben Erfahrenes auf ein in gleicher Art früher Erfahrenes. Um diese Verhältnisse richtig zu beobachten, muß man sich den Blick dafür aneignen, wie es im Menschenleben wirksame Eindrücke gibt, die so auf die Anlagen der Seele wirken wie das Stehen vor einer zu verrichtenden Tat gegenüber dem, was man im physischen Leben schon geübt hat; nur daß solche Eindrücke eben nicht auf ein in diesem unmittelbaren Leben schon Geübtes auftreffen, sondern auf Seelenanlagen, die sich so beeindrucken lassen wie die durch Übung erworbenen Fähigkeiten. Wer diese Dinge durchschaut, der kommt zu der Vorstellung von Erdenleben, die dem gegenwärtigen vorangegangen sein müssen. Er kann denkend nicht bei rein geistigen Erlebnissen vor diesem Erdenleben stehenbleiben. - die physische Gestalt, die Schiller an sich getragen hat, die hat er von seinen Vorfahren ererbt. Sowenig aber diese physische Gestalt aus der Erde gewachsen sein kann, sowenig kann es die geistige Wesenheit Schillers sein. Er muß die Wiederholung einer andern geistigen Wesenheit sein, aus deren Biographie die Seinige erklärbar wird, wie die physische Menschengestalt Schillers durch menschliche Fortpflanzung erklärbar ist. - So wie also die physische Menschengestalt immer wieder und wieder eine Wiederholung, eine Wiederverkörperung der menschlichen Gattungswesenheit ist, so muß der geistige Mensch eine Wiederverkörperung desselben geistigen Menschen sein. Denn als geistiger Mensch ist eben jeder eine eigene Gattung.

Man kann gegen das hier Gesagte einwenden: das seien reine Gedankenausführungen; und man kann äußere Beweise verlangen, wie man sie von der gewöhnlichen Naturwissenschaft her gewohnt ist. Dagegen muß gesagt werden, daß die Wiederverkörperung des geistigen Menschen doch ein Vorgang ist, der nicht dem Felde äußerer physischer Tatsachen angehört, sondern ein solcher, der sich ganz im geistigen Felde abspielt. Und zu diesem Felde hat keine andere unserer gewöhnlichen Geisteskräfte Zutritt als allein das Denken. Wer der Kraft des Denkens nicht vertrauen will, der kann sich über höhere geistige Tatsachen eben nicht aufklären. - Für denjenigen, dessen geistiges Auge erschlossen ist, wirken die obigen Gedankengänge genau mit derselben Kraft, wie ein Vorgang wirkt, der sich vor seinem physischen Auge abspielt. Wer einem sogenannten «Beweise», der nach der Methode der gewöhnlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnis aufgebaut ist, mehr Überzeugungskraft zugesteht als den obigen Ausführungen über die Bedeutung der Biographie, der mag im gewöhnlichen Wortsinn ein großer Wissenschaftler sein: von den Wegen der echt geistigen Forschung ist er aber sehr weit entfernt." (Lit.: GA 009, S. 72ff)

Wiedergeburt als zeitlich begrenztes Phänomen innerhalb der Menschheitsentwickelung

Die Tatsache, dass der Mensch wiederholte Erdenleben durchmacht, ist nur für eine bestimmte Zeitspanne der irdischen Entwicklung gültig. Die Folge der Reinkarnationen hat in der lemurischen Zeit begonnen und wird am Beginn der sechsten Wurzelrasse wieder aufhören. Der Mensch wird dann in ein geistigeres Dasein übertreten und nicht mehr unmittelbar an einen physischen Körper gebunden sein.

"Die Reinkarnation hat in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der sechsten Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in der irdischen Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert. Vorausgegangen war ein überaus geistiger Zustand, der keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird wiederum ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt." (Lit.: GA 093, S. 25)

Überlieferte Kenntnis der Wiedergeburt

Altertum

In den altorientalischen Kulturen, wo man noch ein sehr starkes Bewusstsein vom geistigen Ursprung des Menschen hatte, wurde die Wiederverkörperung und das irdische Dasein überhaupt als vorwiegend leidvoll empfunden. Buddha hat die Ursachen dieses Leidens aufgezeigt, die ihre Wurzeln in dem begierdevollen Haften an der sinnlichen Welt haben, und mit dem von gelehrten achtgliedrigen Pfad den Weg gewiesen, das Rad der Wiedergeburten anzuhalten und für immer in ein rein geistiges Dasein zurückzukehren. Wenn sich künftig einmal die Reihe der irdischen Geburten des Menschen ihrem Ende zuneigt, wird der Buddhismus in zeitgemäß erneuerter Form wieder von großer Bedeutung werden, denn dieser Prozess, durch den der Mensch dann in eine neue Daseinsform übertreten wird, kann nur dann zum Heil des Menschen ablaufen, wenn er selbst geistig aktiv und bewusst daran mitwirkt.

Erstmals in der urpersischen Kultur und später namentlich im Christentum erkannte man den besonderen Wert des irdischen Daseins für die geistige Entwicklung des Menschen. Damit trat aber auch das Wissen um die wiederholten Erdenleben in den Hintergrund und das Bewusstsein richtete sich immer mehr auf das einzelne irdische Leben des Menschen. In der christlichen Lehre wird daher die Reinkarnationsidee weitgehend abgelehnt, obwohl sie keineswegs unvereinbar mit der biblischen Überlieferung ist. Als das Wissen um die Wiederverkörperung verloren ging, verlor man auch sehr bald das Bewusstsein für das rein geistige vorirdische Dasein des Menschen vor der Geburt, das für Platon noch von ganz zentraler Bedeutung war, und richtete das Augenmerk viel stärker auf das Leben nach dem Tod.

Ein geläufiges, auch heute noch oft gebrauchtes Argument gegen die „Seelenwanderung“ - gemeint ist die Reinkarnation - lieferte schon der frühchristliche Kirchenvater Irenäus von Lyon († 202) in seiner Schrift Gegen die Häresien:

„Ihre Lehre aber von der Seelenwanderung wird dadurch widerlegt, daß sich die Seelen gar nicht mehr an das erinnern, was vordem gewesen ist. Wenn sie nämlich dazu ausgesandt wurden, um alles durchzumachen, dann müßten sie sich auch an das Vergangene erinnern können, um das Fehlende noch nachzuholen und nicht elendiglich immer um dasselbe sich abzumühen. Wenn sie deshalb auf die Erde kamen, dann konnte die Vereinigung mit dem Körper die Erinnerung und Erwägung der Vergangenheit nicht gänzlich auslöschen. Was nämlich jetzt die Seele, während der Körper schläft und ruht, bei sich sieht und im Traume erlebt, das teilt sie gemäß ihrer Erinnerung zum größten Teile dem Körper mit, und bisweilen erzählt einer wachend noch nach sehr langer Zeit, was er im Träume gesehen hat. So müßte sie sich auch dessen erinnern, was sie getan hat, bevor sie in den Körper kam. Wenn sie nämlich das, was sie während eines Augenblickes schaute und im Traume empfing, auch über den Traum hinaus noch weiß, nachdem sie sich dem Körper wieder mitgeteilt und in jedes Glied zerstreut hat, so müßte sie noch viel mehr das wissen, wo sie so lange Zeit und die ganze Ewigkeit des verflossenen Lebens gewesen ist.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses II 33,1 [1]

Auch Tertullian bringt in seiner Schrift Über die Seele (III 28ff [2]) eine Fülle von Argumenten gegen die pythagoräische Seelenwanderungslehre vor, die aber auch er nicht klar von der Reinkarnation unterscheidet.

Der Gedanke in der europäischen Neuzeit

Einzelne abendländische Denker, wie z.B. Lessing, haben den Reinkarnationsgedanken wieder aufgegriffen, weil sie eingesehen haben, dass der Mensch in einem einzelnen Erdenleben unmöglich alle geistigen Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen kann, die das irdische Dasein bietet. Anders als die altorientalischen Weisen sehen sie in der Wiedergeburt weniger ein schreckliches Schicksalsverhängnis, sondern vielmehr die damit verbundenen gewaltigen geistigen Entwicklungschancen. Insbesondere wird es durch die Wiederverkörperung auch jenen Menschen, die bereits in vorchristlicher Zeit gelebt haben, möglich, sich mit dem auf die Erde herabgestiegenen und seit dem im Erdenkreis wirkenden Christus zu verbinden. So schreibt etwa Lessing in seinem religionsphilosophischen Hauptwerk "Die Erziehung des Menschengeschlechts":

§ 92 Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel Seitenschritte zu tun! - Und wie? wenn es nun gar so gut als ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches das Geschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin liefert?

§ 93 Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner Vollkommenheit gelangt, muß jeder einzelne Mensch (der früher, der später) erst durchlaufen haben. - »In einem und eben demselben Leben durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben ein sinnlicher Jude und ein geistiger Christ gewesen sein? Kann er in eben demselben Leben beide überholet haben?«

§ 94 Das wohl nun nicht! - Aber warum könnte jeder einzelne Mensch auch nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen sein?

§ 95 Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterei der Schule zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?

§ 96 Warum könnte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu meiner Vervollkommnung getan haben, welche bloß zeitliche Strafen und Belohnungen den Menschen bringen können?

§ 97 Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu tun, uns die Aussichten in ewige Belohnungen, so mächtig helfen?

§ 98 Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, daß es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?

§ 99 Darum nicht? - Oder, weil ich es vergesse, daß ich schon da gewesen? Wohl mir, daß ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände, würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe ich denn das auf ewig vergessen?

§ 100 Oder, weil so zu viel Zeit für mich verloren gehen würde? - Verloren? - Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?

Der Zeitraum zwischen den irdischen Inkarnationen

Als Faustregel für die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, gilt, dass sich der Mensch etwa zweimal, einmal als Mann und einmal als Frau, in jeder Kulturepoche, die jeweils 2160 Jahre dauern (siehe -> Platonisches Weltenjahr), inkarniert, also etwa alle 1000 Jahre. Darauf wird auch in den Psalmen hingedeutet:

„3 Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! 4 Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“

Altes Testament: Ps 90,3-4 LUT

Diese Regel ist aber kein ehernes Gesetz, sondern wird häufig durchbrochen. Nicht immer wechseln einander in strenger Folge männliche und weibliche Inkarnationen ab; allerdings folgen einander niemals mehr als sieben gleichgeschlechtliche Wiederverkörperungen. Auch die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, schwankt beträchtlich. Heute liegen zwischen den einzelnen Erdenleben oft nur wenige Jahrzehnte.

Zusammenhänge zwischen aufeinanderfolgenden Leben

Auch dafür, wie die nächste Inkarnation beschaffen sein wird, gibt es gewisse Grundregeln. Für seine nächste irdische Verkörperung wählt sich der Mensch jenes Elternpaar, dass ihm die geeignetsten physischen Organe für seine geistigen Anlagen darbieten kann. Allerdings bleibt oft eine gewisse Kluft zwischen den geistigen Bedürfnissen und der vererbten physischen Natur bestehen. Wie sich der Mensch im Erdenleben verhält, prägt die Physiognomie und besonders die Schädelbildung des nächsten Lebens. Die Taten, die er vollbracht hat, wirken vom oberen Devachan aus und bestimmen den Ort und die weiteren physischen Verhältnisse für die nächste Wiedergeburt. Was der Mensch durch sein Temperament und seine bleibenden Gewohnheiten und Fähigkeiten dem unteren Devachan eingeliedert hat, bestimmt den Ätherleib der nächsten Inkarnation. Und was er an Gedanken und Gefühlen der Astralwelt eingeschrieben hat, baut den Astralleib für das nächste irdische Dasein auf.

Metamorphose der menschlichen Gestalt in aufeinanderfolgenden Inkarnationen

In aufeinanderfolgenden Inkarnationen wandelt sich die Gestaltung der Leibesorganisation mit Ausnahme des Kopfes der einen Inkarnation in die Gestaltung der Hauptesorganisation der nächstfolgenden Inkarnation um.

"Der Mensch, wie wir ihn vor uns haben nach seiner Hauptesorganisation, weist nach dem vorigen Erdenleben. - Wie unsere Intelligenz nach dem fernen, urfernen vergangenen Sonnenleben weist, so weist unsere gegenwärtige physische Hauptesorganisation mit der irdischen Artung der Erkenntnisfähigkeiten, das heißt für die Hinorganisierung der Erkenntnisfähigkeiten auf das Ich-Bewußtsein, zurück in unseren früheren Erdenlauf. Ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, was das menschliche Haupt eigentlich ist. Schematisch können Sie sich folgendes

sagen: Der Mensch besteht aus dem Haupte und aus der übrigen Organisation. - Sagen wir (siehe Zeichnung), das ist der jetzige Lebenslauf (Mitte), das ist der vorige Lebenslauf (links), das ist der folgende Lebenslauf (rechts). So können wir sagen: Das Haupt unseres gegenwärtigen Lebenslaufes ist entstanden durch Metamorphose unserer übrigen Leibesorganisation im vorhergehenden Lebenslauf, und unseren Kopf vom vorigen Lebenslauf haben wir verloren. - Natürlich verstehe ich da nicht - das ist ja handgreiflich - die physische Organisation, sondern die Kräfte, die Formkräfte, die die physische Organisation wirklich hat. Dasjenige, was wir außer der Hauptesorganisation, der Trägerin der Erkenntnisfähigkeiten für das Ich, jetzt an uns tragen als übrige Menschenorganisation, Rumpf mit Gliedmaßen, das wird Hauptesorganisation unseres künftigen Erdenlebens.

Die übersinnliche Formgestalt des physischen Leibes erfüllt von materiellen Teilchen (Zeichnung aus GA 199, S 216)
Die übersinnliche Formgestalt des physischen Leibes erfüllt von materiellen Teilchen (Zeichnung aus GA 199, S 216)

Sie alle tragen schon die Kräfte in sich, welche im Haupte konzentriert sein werden in Ihrem späteren Erdenleben. Was Sie heute mit Ihren Armen vollbringen, was Sie mit Ihren Beinen vollbringen, das wird eingehen in die innere Organisation des Hauptes in Ihrem nächsten Erdenleben.Und was an Kräften von Ihrem Haupte im nächsten Erdenleben ausströmt, das wird Ihr Karma, Ihr Schicksal für das nächste Erdenleben sein. Aber das, was da Ihr Schicksal im nächsten Erdenleben sein wird, das wandert auf dem Umwege durch Ihre übrige Organisation, durch die Sie sich hineinstellen ins Menschenleben heute, in Ihr künftiges Hauptesleben hinüber." (Lit.: GA 196, S. 229f)

"Nun werden Sie sagen: Ja, aber der Mensch nimmt doch für das nächste Erdenleben seinen physischen Leib nicht mit, er legt ihn ja ab. — Das ist in bezug auf die Materie der Fall, aber ich möchte das noch einmal wiederholen, was ich vor einiger Zeit gesagt habe. Das was Sie eigentlich sehen als den physischen Leib in seiner Form, das ist ja nicht der physische Organismus des Menschen, das ist eben die Form (siehe Zeichnung). Und in diese Form ist nur hineingegliedert die Materie. Sie ist aufgefaßt von der Form, und die Form ist etwas durchaus Geistiges, und diese Form meine ich, wenn ich jetzt von dem Einfluß des Geistgebietes auf den physischen Leib spreche. Das, was abgelegt wird, das sind ja nur die materiellen Teilchen, die eingegliedert sind. Die Form aber, die der Mensch hat, wird nicht abgelegt, sondern wirkt in das nächste Leben hinein - namentlich das, was der Mensch entwickelt durch die Behendigkeit und Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, seiner Hände und Arme, seiner Füße und Beine - , das kommt in der Kopfbildung des nächsten Lebens zum Vorschein." (Lit.: GA 199, S. 216)

Erinnerung an frühere Erdenleben

"Es wird gewöhnlich der Einwand gemacht, daß sich der Mensch nicht erinnere an diese wiederholten Erdenleben. Das betrifft nur das gewöhnliche Bewußtsein. In dem Moment, wo die Intuition eintritt, wird eben dasjenige, was durch die wiederholten Erdenleben abläuft, genau ebenso innere Seelenanschauung, wie sonst die Erinnerung innerhalb des einen Erdenlebens. So ist es auch hier so, daß Anthroposophie nicht wie die gewöhnliche Philosophie durch abstrakte Beweise zu ihren Ergebnissen kommt, sondern dadurch, daß sie die Seele erst vorbereitet zur höheren Erkenntnis und dann diese Dinge durch Anschauung erkennt. Dadurch aber erweist sich eben diese anthroposophische Erkenntnis zwar als eine Fortsetzung derjenigen Erkenntnis, die wir heute in der Naturwissenschaft haben, aber doch eben als eine Fortsetzung, die wiederum in ganz anderer Weise arbeiten muß als die bloße naturwissenschaftliche Erkenntnis, die heute anerkannt ist." (Lit.: GA 082, S. 200)

Im tiefen Schlaf gehen wir in der Zeit tatsächlich rückwärts bis zu unserer früheren Inkarnation, nur werden uns diese Erlebnisse normalerweise nicht bewusst. Das gelingt erst, wenn wir durch geistige Schulung die Fähigkeit der Intuition erworben haben.

Zeit und Schlaf
Zeit und Schlaf

"... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet, rechts Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt oder Empfängnis hingehend (gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration hinein in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt (rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende Erdenleben zurück (gelb).

Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie das Bewußtsein, das sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen, zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren. Der Schlaf ist also eigentlich ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint, aber doch da ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich zum Erfassen des Geistigen kommen will, die Begriffe ändern gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der Schlaf jedesmal ein Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht hat im vorirdischen Dasein, oder sogar ein Zurückgehen ist in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen angehört, was er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.

Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose durchmachen; der muß ein ganz anderer werden. Wenn man daher an jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn, wenn er schläft? - dann muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt sagt man eben: Der Mensch ist außerhalb seines physischen und seines Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische Wechselzustand zwischen Wachen und Schlafen." (Lit.: GA 234, S. 107f)

Anfang und Ende der irdischen Inkarnationen des Menschen

"Die Reinkarnation hat in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der sechsten Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in der irdischen Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert. Vorausgegangen war ein überaus geistiger Zustand, der keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird wiederum ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt." (Lit.: GA 093, S. 25)

Das Ende der irdischen Inkarnationen um das Jahr 5700

In späteren Vorträgen hat Rudolf Steiner den Zeitpunkt, in dem die irdischen Verkörperungen des Menschen enden werden, noch genauer angegeben. Im 6. Jahrtausend, etwa um das Jahr 5700, wird der Mensch durch seine natürliche leibgebundene Entwicklung nicht mehr bis zur Geschlechtsreife kommen - ein Phänomen, das nach Rudolf Steiner mit dem beständigen Jüngerwerden der Menschheit zusammenhängt. Die Menschen werden dann unfruchtbar werden und sich nicht mehr in physischen Leibern verkörpern können. Die Zeit der irdischen Inkarnationen ist dann vorbei.

"Der gegenwärtige Mensch bleibt entwicklungsfähig bis in das siebenundzwanzigste Jahr hinein. Er fängt dann an, gewissermaßen sich in seinem Seelisch- Geistigen ganz zu emanzipieren von dem Physisch-Leiblichen. Emanzipieren von dem Physisch-Leiblichen ist also etwas, was immer mehr und mehr hereinrückt. Sie sehen daraus, daß einmal der Zeitpunkt kommen wird, wo die Menschen nur entwickelungsfähig sein werden bis zu ihrem vierzehnten Jahre, wo das Geschlechtsreifezeitalter aufhören wird, eine Bedeutung zu haben in der menschlichen Entwickelung. Das ist ein Zeitraum, der ganz gewiß eintreten wird. Die Geologen mögen noch so lange Zeiträume berechnen für die Entwickelung des Menschtums auf der Erde, für die Entwickelung der physischen Menschheit der Erde; diese physische Menschheit auf der Erde wird sich nicht länger entwickeln als bis zu dem Moment, wo diese obere Altersgrenze bis in das vierzehnte, dreizehnte Lebensjahr heruntergerückt ist. Denn von diesem Zeitpunkte an wird sich die physische Menschheit auf der Erde nicht mehr entwickeln können. Die Frauen werden keine Kinder mehr gebären. Dann wird es mit der physischen Menschheit auf der Erde zu Ende gegangen sein." (Lit.: GA 196, S. 59f)

Der Mensch wird dann in einer viel freieren Beziehung zur physischen Erde stehen; er wird gleichsam, wie sich Rudolf Steiner ausdrückt, "in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner rumoren" (siehe Zitat unten). Das Verhältnis des Menschen zur Erde wird dann ähnlich sein dem Zustand, in dem sich jetzt der Mensch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt befindet. Diese regelrechte Entwicklung könnte allerdings durch den Einfluss Ahrimans gestört und der Mensch dadurch länger an die physische Verkörperung gefesselt werden. Eine fortschreitende Vertierung des Menschenwesen wäre die Folge:

"Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung, dieses Jahr wird, sagen wir, ungefähr das Jahr 5700 und einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird der Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hin vollzieht, nicht mehr die Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern, die von physischen Eltern abstammen. Ich habe öfters gesagt, die Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die Menschenkinder werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die Entwickelung über die Erde hin normal verläuft.

Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen hingeben. Es könnte zum Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten die ahrimanischen Mächte, welche unter dem Einfluß der gegenwärtigen Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung verkehren; sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen. Dadurch würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im 6. Jahrtausend hinaus die Menschheit in demselben physischen Leben erhalten werden können. Sie würde nur sehr stark vertieren; aber sie würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist eine der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an die Erde zu fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen. Aber wenn die Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren besten Entwickelungsmöglichkeiten liegt, so kommt einfach im 6. Jahrtausend diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für weitere zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der Erde ein Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr darin ausdrückt, daß physische Kinder geboren werden. Der Mensch wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen - um es anschaulich auszudrücken, will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen die Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren Zeit wird das Verhältnis zum Irdischen noch geistiger werden.

Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man einen Begriff hat von dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Obzwar nicht eine vollständige Gleichheit herrscht zwischen der Art und Weise, wie der Mensch heute zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung steht, und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern wird, dazu in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit vorhanden. Wir werden gewissermaßen, wenn wir verstehen, der Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben, dann dauernd in ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie wir jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer neuen Geburt leben. Es ist das jetzige Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen, geistiger, als es dann sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein wird."(Lit.: GA 196, S. 90f)

Individuum und Volksseele

Nur selten erscheint der Mensch in mehreren aufeinanderfolgenden Inkarnationen innerhalb der selben Volksgemeinschaft. Eine gewisse Ausnahme machen dabei die mitteleuropäischen Völkerschaften. Hängt der Mensch einem ausgeprägten Nationalismus an und richtet in seinem Erdenleben einen ganz besonderen Haß gegen ein anderes Volk, so liegt das daran, dass sich unterbewusst sein höheres Selbst schon sehr entschieden mit gerade diesem Volk verbunden hat und sich dort reinkarnieren wird.

Reinkarnation als kosmisches Phänomen

Das Reinkarnationsgesetz gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch die Planeten sind im weitesten Sinn der Reinkarnation unterworfen; jede Planetenkette entwickelt sich durch sieben aufeinanderfolgende planetare Weltentwicklungsstufen. Seelenwesen, die über keinen individuellen Geist verfügen, sondern einer Gruppenseele angehören, wie etwa die Tiere, unterliegen nicht der Reinkarnation.

Siehe auch

Literatur

  1. Thomas Meyer: Rudolf Steiners „eigenste Mission“. Ursprung und Aktualität der geisteswissenschaftlichen Karmaforschung. Perseus, Basel 2009, ISBN 978-3-907564-71-4
  2. Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung , GA 9 (2003), ISBN 3-7274-0090-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Damit der Mensch ganz Mensch werde, GA 82 (1994), ISBN 3-7274-0820-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung, GA 196 (1992), ISBN 3-7274-1960-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung, GA 199 (1985), ISBN 3-7274-1990-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren, GA 234 (1994), ISBN 3-7274-2342-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

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