Goetheanismus und Naturgesetz: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Goethe (Stieler 1828).jpg|mini|{{Center|[[Johann Wolfgang von Goethe]],<br />Ölgemälde von [[Wikipedia:Joseph Karl Stieler|Joseph Karl Stieler]], 1828<ref>Es handelt sich, wie der Dichter selbst anmerkte, um eine idealisierende Darstellung. Wie Stieler berichtet, habe Goethe gesagt: „Sie zeigen mir, wie ich sein könnte. Mit diesem Manne auf dem Bilde ließe sich wohl gerne ein Wörtchen sprechen. Er sieht so schön aus, dass er wohl noch eine Frau bekommen könnte.“ Zitiert nach: Jörn Göres, Emil Schaeffer (Hrsg.): ''Goethe. Seine äußere Erscheinung. Literarische und künstlerische Dokumente seiner Zeitgenossen.'' Insel Verlag, Frankfurt am Main 1999, S. 179.</ref>}}]]
Die '''Naturgesetze''' sind die grundlegenden Gesetze der [[Physische Welt|physischen Welt]] und werden gegenwärtig im Rahmen der [[Physik]] zumeist in [[Mathematik|mathematischer]] Form beschrieben und daher auch zutreffender als '''[[Wikipedia:Physikalisches Gesetz|physikalische Gesetze]]''' bezeichnet. Dabei geht es zunächst um den gesetzmäßigen [[begriff]]lichen Zusammenhang der [[Wahrnehmung]]en, der sich durch das [[Denken]] aus der [[Beobachtung|Naturbeobachtung]] und den sich daran anschließenden [[Experiment]]en enthüllt.  
'''Goetheanismus''' ist eine [[Ganzheit|ganzheitliche]], rein [[Phänomen|phänomenologisch]] auf vorzüglich unmittelbare  [[Sinnesqualitäten|qualitative]] [[Erfahrung]]en gegründete allgemeine [[Wissenschaft|Wissenschafts]][[Methodik|methodik]], die, anders als herkömmliche wissenschaftliche Verfahren, von der Verwendung künstlicher [[Messgerät]]e und [[Quantität|quantitativer]] Auswertungen weitgehend absieht und in ihrer Zielsetzung frei von [[Spekulation|spekulativen]] Elementen, [[Hypothese]]n und [[Modell (Begriff)|Modellvorstellungen]] ist. [[Goethe]]s Forschungsmethode erschöpft sich dabei keineswegs in der bloßen Registrierung und Beschreibung der Phänomene, wie es etwa der [[Positivismus]] gefordert hatte. Durch „[[Anschauende Urteilskraft]]“, d.h. durch ein Denken, das sich nicht von den Phänomenen absondert, sollen sie ihren ideellen Zusammenhang, ihre gesetzmäßige Verbindung, ''selbst'' enthüllen und dadurch ihr eigentliches [[Wesen]] der geistigen Anschauung zugänglich machen. Erst dadurch ist das vollständige Phänomen so gegeben, wie es in der [[Wirklichkeit]] ''[[an sich]]'' besteht. In diesem Sinn darf man Goethes Methode auch als einen [[Mitfühlender Empirismus|mitfühlenden Empirismus]] betrachten, der nicht nur die Außenseite, sondern vor allem auch das innere Wesen erfasst.
 
Das Wort ''Goetheanismus'' wurde erstmals von dem schwedischen Diplomaten [[Wikipedia:Karl Gustav Brinckmann|Karl Gustav von Brinckmann]] 1803 in einem Brief an [[Goethe]] gebraucht, um damit dessen Weltanschauung insgesamt zu charakterisieren. Durch [[Rudolf Steiner]], dem ersten Herausgeber der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes unter Einbeziehung des Nachlasses {{Lit|Goethe 1891-1896}}, wurde die Bezeichnung ab 1915 zunehmend für die den Naturstudien Goethes zugrunde liegende Methode verwendet, ohne sie allein darauf zu beschränken. Tatsächlich lässt sich die goetheanistische Methode in praktisch allen Lebensbereichen fruchtbar anwenden.
 
== Erkenntnistheoretische Grundlagen ==
 
Goethe selbst hat keine zusammenhängende [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Begründung seiner Forschungsmethode gegeben. Diese wurde erstmals von [[Rudolf Steiner]] in seinen [[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (1884 - 1897)]] und in seinem grundlegenden Werk [[GA 2|Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung]] ausführlich und systematisch formuliert. Fruchtbare Gedanken zum Verständnis der goetheanistischen Methode finden sich, trotz der vorwiegend [[Philosophie|philosophischen]] und weniger [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Orientierung, auch in der [[Phänomenologie]] [[Edmund Husserl]]s.
 
{{GZ|Man kann in unserer Kulturgeschichte manchmal geradezu hart.
aneinanderstoßen sehen dieses Untergehende, das in toten, abstrakten
Ideen leben will und sich von ihnen vormacht, daß sie irgend etwas
Bedeutsames wären, und das den Menschenkeim, der allein zukunftsträchtig
ist, Ergreifenwollende. Ich habe öfter auf jenes bedeutsame
Gespräch aufmerksam gemacht, welches ''Goethe'' mit ''Schiller'' geführt
hat, als beide einmal in einer Versammlung der Naturforschenden
Gesellschaft in Jena waren, da der Botaniker Batsch über die Pflanzen
vorgetragen hat, wo dann Schiller beim Weggange zu Goethe sagte:
Die botanische Anschauung ist doch etwas, was alles zerstückelt, das
Verbindende austreibt. - Goethe zeichnete darauf seine Pflanzenmetamorphose
mit einigen charakteristischen Strichen vor Schiller hin. Da
sagte dieser: Das ist aber keine Erfahrung, das ist eine Idee. - Schiller
konnte sich nicht aufschwingen zu der Anschauung von dem zukunftsträchtigen
Menschen, daß dieser dann auch wieder finden könne
das Zukunftsträchtige draußen in der Welt, nämlich das Übersinnliche.
Daher erwiderte er Goethe: Das ist keine Erfahrung, keine
Beobachtung, das ist eine Idee. - Goethe sagte darauf: Dann sehe ich
meine Ideen mit Augen. - Für ihn war das, was er aufzeichnete, etwas,
was er auch schaute, was ihm gerade so wirklich war, wie etwas mit
den physischen Sinnen Angeschautes. Da stand derjenige, der, wie
Schiller, nicht zu dem Übersinnlichen hinaufschauen konnte, sondern
dem nur die tote abstrakte Idee vorschwebte, dem Goethe gegenüber,
der aus dem in der Natur Erkannten das herausholen wollte, was das
Zukunftsträchtige, das Unvergängliche im Menschen ist, demgegenüber
alles Vergängliche nur ein Gleichnis ist, das er verbinden wollte
mit dem Unvergänglichen, und der deshalb nicht verstanden wurde,
weil er auf etwas Übersinnliches, Unvergängliches, wie auf etwas
Sinnliches hinschaute. Deshalb muß das notwendige Erfordernis für
unsere Zeit der weiter ausgebildete, in seinem Gebiete weitergebildete
Goetheanismus sein. Und erst dann wird es hell werden, wenn man
einsehen wird, daß so etwas wie die einzelnen Konfessionen, auch die
mosaische, besonders die katholische, nur die Fortsetzungen sind
des Alten, nicht mehr Seinsollenden, und so in die Entwickelung
hereinragen wie etwas Abdorrendes, daher sich nur durch äußere
Macht Festsetzendes, und wie neben diesem Alten, Hereinragenden
sich dasjenige aufpflanzt, was von vornherein nur das Vergängliche
mitnehmen will für die Zukunft. Was so sich ausspricht, daß es nur
mitnehmen will das Vergängliche, das ist der Amerikanismus. Darauf
beruht ja die Verwandtschaft zwischen Amerikanismus und Jesuitismus,
von der ich das letzte Mal gesprochen habe.
 
Allen diesen Dingen steht gegenüber der Goetheanismus. Ich meine
damit auch wieder nicht etwas dogmatisch Festzusetzendes, sondern
Namen muß man gebrauchen für etwas, das weit über den Namen
hinausgeht. Ich verstehe unter Goetheanismus nicht das, was Goethe
bis zum Jahre 1832 gedacht hat, wohl aber etwas, was vielleicht erst
im nächsten Jahrtausend im Sinne Goethes gedacht werden kann, was
aus der Goetheschen Anschauung, aus dem Goetheschen Vorstellen
und Empfinden werden kann. Darauf ist es zurückzuführen, daß gerade
in dem, was mit dem Goetheanismus in irgendeinem Zusammenhange
steht, alles Abdorrende seinen eigentlichen Feind sieht.|181|422}}
 
[[Friedrich Schiller|Schiller]] charakterisierte Goethes Geistesart in seinem berühmten Brief vom 23. August 1794 wie folgt:
 
{{LZ|Lange schon habe ich, obgleich aus ziemlicher Ferne, dem Gang Ihres Geistes zugesehen, und den Weg, den Sie sich vorgezeichnet haben, mit immer erneuerter Bewunderung bemerkt. Sie suchen das Notwendige der Natur, aber Sie suchen es auf dem schweresten Wege, vor welchem jede schwächere Kraft sich wohl hüten wird. Sie nehmen die ganze Natur zusammen, um über das Einzelne Licht zu bekommen; in der Allheit ihrer Erscheinungsarten suchen Sie den Erklärungsgrund für das Individuum auf. Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu der mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, genetisch aus den Materialien des ganzen Naturgebäudes zu erbauen. Dadurch, daß Sie ihn der Natur gleichsam nacherschaffen, suchen Sie in seine verborgene Technik einzudringen. Eine große und wahrhaft heldenmäßige Idee, die zur Genüge zeigt, wie sehr Ihr Geist das reiche Ganze seiner Vorstellungen in einer schönen Einheit zusammenhält. Sie können niemals gehofft haben, daß Ihr Leben zu einem solchen Ziele zureichen werde, aber einen solchen Weg auch nur einzuschlagen, ist mehr werth, als jeden andern zu endigen ...|Friedrich Schiller, Brief an Goethe vom 23. August 1794 [https://www.friedrich-schiller-archiv.de/briefwechsel-von-schiller-und-goethe/1794/4-an-goethe-23-august-1794/ online]}}
 
== Goethes Forschungsmethode ==
 
=== Die Betonung des qualitativen Elements ===
 
[[Bild:Galileo Galilei.jpg|thumb|left|[[Galileo Galilei]], Porträt von Justus Sustermans, 1636.]]
Die quantitative Erfassung der Naturerscheinung steht bei der herkömmlichen Naturwissenschaft im Vordergrund. "Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist", war hier seit [[Galileo Galilei|Galilei]] der oberste Grundsatz. Messinstrumente, die die Naturerscheinungen quantitativ fassbar machen, sollen so weit als möglich die unmittelbare sinnliche Beobachtung ersetzen. Daran schließt sich eine mathematische Beschreibung der experimentell gefundenen Regelmäßigkeiten. Mathematisch formulierte Hypothesen werden dann aufgestellt, die diese Regelmäßigkeiten erklären sollen. Der Mensch als Beobachter wird aus der Theorienbildung vollkommen ausgeschlossen. Man strebt nach einer rein objektiven Naturbeschreibung, in der das betrachtende Subjekt keinen Platz hat. Die Natur ist fertig auch ohne den Menschen und die Naturgesetze wären dieselben, auch wenn es keine Menschen gäbe. Diese Methode hat sich ganz besonders an den mechanischen Erscheinungen bewährt und die hier gewonnenen Erkenntnisse wurden dann sinngemäß auch auf alle anderen Naturerscheinungen übertragen. So entstand zunächst eine rein mechanistische, kausale Formulierung der Naturgesetze. Das Kausalitätsprinzip wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die von Max Planck begründete Quantentheorie erschüttert.
 
Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen [[Phänomenologie]] der [[sinnlich]] erfahrbaren Erscheinungen. Er fragt ''nicht'' nach ''Ursachen'', sondern nach den ''Bedingungen'', unter denen die Phänomene erscheinen. Goethe sucht kein verborgenes [[Wesen]] ''hinter'' den Erscheinungen, sondern dieses gibt sich, wie er meint, ''durch'' die Phänomene selber kund:


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"Ob man nicht, indem von den Farben gesprochen werden soll, vor allen Dingen des Lichtes zu erwähnen habe, ist eine ganz natürliche Frage, auf die wir jedoch nur kurz und aufrichtig erwidern: es scheine bedenklich, da bisher schon so viel und mancherlei von dem Lichte gesagt worden, das Gesagte zu wiederholen oder das oft Wiederholte zu vermehren.  
"Ein Naturgesetz ist ja nichts anderes als der begriffliche Ausdruck für den Zusammenhang gewisser Wahrnehmungen." {{Lit|{{G|4|124}}}}
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Denn eigentlich unternehmen wir umsonst, das Wesen eines Dinges auszudrücken. Wirkungen werden wir gewahr, und eine vollständige Geschichte dieser Wirkungen umfaßte wohl allenfalls das Wesen jenes Dinges. Vergebens bemühen wir uns, den Charakter eines Menschen zu schildern; man stelle dagegen seine Handlungen, seine Taten zusammen, und ein Bild des Charakters wird uns entgegentreten.
== Die geistige Grundlage der Naturgesetze ==


Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.
Naturgesetze beschreiben die einseitig [[Raum|räumliche]] und [[Zeit|zeiliche]] Ordnung des [[kosmisch]]en Geschehens, die nur eine schattenhafte [[Offenbarung]] der viel umfassenderen [[geist]]igen Weltordnung ist, die auch eine [[moral]]ische Dimension mit umfasst. Beispiele elementarer Naturgesetze sind das [[Wikipedia:Trägheitsgesetz|Trägheitsgesetz]], das [[Wikipedia:Gravitationsgesetz|Gravitationsgesetz]], die [[Wikipedia:Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] der [[Wikipedia:Elekrodynamik|Elekrodynamik]], die [[Wikipedia:Relativitätstheorie|Relativitätstheorie]], die [[Wikipedia:Quantentheorie|Quantentheorie]] usw.
 
Ebenso entdeckt sich die ganze Natur einem anderen Sinne. Man schließe das Auge, man öffne, man schärfe das Ohr, und vom leisesten Hauch bis zum wildesten Geräusch, vom einfachsten Klang bis zur höchsten Zusammenstimmung, von dem heftigsten leidenschaftlichen Schrei bis zum sanftesten Worte der Vernunft ist es nur die Natur, die spricht, ihr Dasein, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Verhältnisse offenbart, so daß ein Blinder, dem das unendlich Sichtbare versagt ist, im Hörbaren ein unendlich Lebendiges fassen kann.
 
So spricht die Natur hinabwärts zu andern Sinnen, zu bekannten, verkannten, unbekannten Sinnen; so spricht sie mit sich selbst und zu uns durch tausend Erscheinungen. Dem Aufmerksamen ist sie nirgends tot noch stumm ..." ([[Bild:Word small.gif]] [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Zur_Farbenlehre.doc Goethe: ''Zur Farbenlehre'', Vorwort])
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[[Bild:Steiner 1919.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner]] (1919)]]
[[Rudolf Steiner]] charakterisiert den Ausgangspunkt von [[Goethe]]s Forschungsmethode so:


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"Goethe hat - ich habe das durch viele Jahre hindurch in der verschiedensten Weise dargestellt - eigentlich eine ganz andere Richtung der Naturforschung gefordert, als diejenige ist, die dann im 19. Jahrhundert und für unsere Zeit noch entstanden ist. Goethe wollte nämlich aus der Naturforschung etwas ausgemerzt haben, was ja für das gewöhnliche Leben eine Berechtigung hat, aber aus der Forschung wollte er es ausgemerzt haben. Immer wieder und wiederum kommt er darauf zurück, dieses Bestimmte aus der Forschung auszumerzen. Das, was er ausmerzen wollte, das war nämlich das Kombinieren, das Interpretieren der Tatsachen, die sinnlich wahrgenommen werden. Er wollte, daß nur die Tatsachen, die sinnlich wahrgenommen werden, ihrer eigenen Natur nach als Phänomene beschrieben werden; er wollte die sinnlichen Phänomene auf ihre Urphänomene zurückführen, aber nicht kombinieren mit dem Verstande: Was liegt da oder dort zugrunde? - Einen wunderschönen Ausspruch, der über die ganze Goethesche Weltanschauung hinleuchtet, hat Goethe getan, indem er sagte: Die Bläue des Himmels ist selber schon Theorie, man suche nur nichts hinter ihr.
"Die Naturgesetze sind Geist, nur daß der Mensch
 
in der gewöhnlichen Anschauung diesen Geist nur in dem
Das reine Anschauen, das ist dasjenige, was Goethe gesucht haben will. Und den Verstand wollte er nur dazu benützt haben, um die Phänomene so zusammenzustellen, daß sie selbst ihre Geheimnisse aussprechen. Goethe wollte eine hypothesenfreie, eine von Verstandeskombination freie Naturforschung haben. Das liegt auch seiner Farbenlehre zugrunde. Man hat gar nicht verstanden, um was es sich bei diesen Dingen handelt." {{Lit|{{G|180|69}}}}
schattenhaften Abglanz der Gedanken wahrnimmt." {{Lit|{{G|52|208|}}}}
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Das qualitative Element steht bei Goethe im Vordergrund. Die [[Sinnesqualitäten]] selbst, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Betrachtung. Einer von den beobachteten Phänomenen abgezogenen, rein gedanklich formulierten spekulativen Theorie bedarf es dazu nicht.
=== Über die Wirklichkeit der Sinnesqualitäten ===
Seit [[John Locke]] hat man unglücklicherweise zwischen primären und sekundären [[Sinnesqualitäten]] unterschieden. Farben etwa seien nur sekundäre subjektive Phänomene, die durch die primären objektiven Bewegungsvorgänge in der Natur ausgelöst würden. Immer wieder hat man argumentiert, dass man niemals wissen könne, ob ein anderer Mensch die Farben genauso erlebt wie wir, während wir bezüglich der Größe und Form der materiellen Gegenstände sehr leicht zu einer allgemeinen Übereinstimmung kommen könnten. Diese Argumentation ist aber grundfalsch. Sie beruht auf einer Verwechslung des sinnlich gegebenen Wahrnehmungsfaktors mit der gedanklich erkannten Gesetzmäßigkeit. Bezüglich Form und Größe der Gegenstände springen uns so schnell die zugrunde liegenden geometrischen Gesetzmäßigkeiten entgegen, dass wir gar nicht bemerken, dass wir es hier bereits mit einer gedanklichen Durchdringung der Wahrnehmung zu tun haben. Hinsichtlich diesen gedanklich erfassten geometrischen Gegebenheiten kommen wir tatsächlich sehr schnell zu einer allgemeinen Übereinstimmung. Bei den Farbphänomenen kommen uns die damit verbundenen Gesetzmäßigkeiten nicht so unmittelbar zu [[Bewusstsein]]. Goethe wollte durch seine Farbenlehre gerade diese Gesetze, die nicht weniger objektiv sind als die geometrischen, bewusst machen. Hell und Dunkel, Rot und Grün, Violett und Blau usw. können genau so sicher unterschieden werden wie Dreiecke, Vierecke und Kreise. Und so wie es ganz oder teilweise farbenblinde Menschen gibt, gibt es auch Menschen die aufgrund neurologischer Defekte für bestimmte Formprinzipen blind sind.


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"Aus der Idee des Gegensatzes der Erscheinung, aus der Kenntnis, die wir von den besondern Bestimmungen desselben erlangt haben, können wir schließen, dass die einzelnen Farbeindrücke nicht verwechselt werden können, dass sie spezifisch wirken und entschieden spezifische Zustände in dem lebendigen Organ hervorbringen müssen."
"Wodurch können wir denn im gewöhnlichen
([[Bild:Word small.gif]] [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Zur_Farbenlehre.doc Goethe: ''Zur Farbenlehre'', § 761])
Leben ein Bewußtsein von irgend etwas haben? Dadurch,
daß wir es aufhalten können. Wir bekommen ein Bewußtsein
von einem Teil der [[Elementarische Welt|elementarischen Welt]], indem wir einen Teil
der elementarischen Welt aufhalten. Wir sind selber ein Produkt dieser
elementarischen Welt in unseren Sinnesorganen. Wir werden
uns unserer Sinne bewußt, indem wir einen Teil der elementarischen
Welt aufhalten. Wir sind ein Produkt der geistigen Welt in unseren
Nerven. Wenn wir uns unserer Nerven bewußt werden, werden
wir uns in gewisser Weise der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] bewußt, natürlich
nur in Abbildern, indem wir einen Teil der geistigen Welt aufhalten.
Was kennt denn der Mensch von der elementarischen Welt? Er
kennt von der elementarischen Welt dasjenige, was ihm durch die
Sinne widergespiegelt wird. Und was kennt der Mensch von der geistigen
Welt? Er kennt das, was ihm seine Nerven widerspiegeln, das
ist das, was man gewöhnlich die Naturgesetze nennt. Die Naturgesetze
sind nichts anderes als ein Schattenbild, ein abgeschwächtes
Spiegelbild der geistigen Welt. Und das, was der Mensch als sein
inneres geistiges Leben, als seine Vernunft kennt, das ist ein abgeschwächtes
Spiegelbild der äußeren [[Vernunftwelt]]. Was man in
unserer Sprache Intellekt, Verstand nennt, das ist ein Abbild der
Vernunftwelt, aber ein schwaches, schattenhaftes Abbild." {{Lit|{{G|119|200f}}}}
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Für die bloße Subjektivität der Farbeindrücke wurde oft das 1826 von [[Johannes Peter Müller]] formulierte [[Gesetz der spezifischen Sinnesenergien]] ins Treffen geführt. Das Auge bringt immer nur Licht- und Farberscheinungen hervor, egal ob es durch Stoß, Druck, elektrische Reizung oder eben auch durch äußeres Licht erregt wird. Die Farbqualitäten hätten daher unmittelbar gar nichts mit dem äußeren Reiz zu tun, sondern sie sind nur Erscheinungen innerhalb des Auges. In Wahrheit bestätigt das Gesetz der spezifischen Sinnesenergien aber nur das hier schon Gesagte. Jedes Sinnesorgan vermag eben grundsätzlich nur die seiner Natur entsprechenden Wahrnehmungsqualitäten zu zeigen, die es auch selbst hervorzubringen vermag. Es übersetzt alle Reize in die ihm gemäße Sprache. Wird das Auge durch Druck, Stoß oder elektrische Impulse erregt, entstehen dabei aber nur sehr unspezifische Farbeindrücke, die wenig über die Außenwelt aussagen – eben nur, dass da ein Stoß, Druck oder elektrischer Impuls als allgemeiner äußerer Reiz vorhanden war. Erst dem Licht gegenüber, durch das und für das es geschaffen wurde, entfaltet es seine volle Leistungsfähigkeit. Dieses Prinzip gilt aber für den Eigenbewegungssinn, durch den wir Formen wahrnehmen, nicht minder.
Die [[Urbild]]er der Naturgesetze sind im [[Devachan]] zu finden - und dort gibt es keinen Unterschied zwischen Natur- und Geistesgesetzen:
 
=== Die wissenschaftliche Strenge der Methode ===
 
Die quantitative Erfassung der Natur erschien Goethe zwar zweitrangig, doch forderte er sehr nachdrücklich eine voll besonnene, geradezu mathematische Strenge und Folgerichtigkeit für seine Forschungsmethode. Goethe geht etwa in seiner [[Farbenlehre]] Schritt für Schritt so bedächtig voran, dass sich die Gesetze der Farbenwelt so enthüllen, dass er darüber, wie er selbst sagt, dem strengsten Geometer vollständig Rechnung legen könnte:


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„Diese Bedächtlichkeit, nur das Nächste ans Nächste zu reihen, oder vielmehr das Nächste aus dem Nächsten zu folgern, haben wir von den Mathematikern zu lernen, und selbst da, wo wir uns keiner Rechnung bedienen, müssen wir immer so zu Werke gehen, als wenn wir dem strengsten Geometer Rechenschaft zu geben schuldig wären." ([[Bild:Adobepdf small.gif]] [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Der_Versuch_als_Vermittler_von_Objekt_und_Subjekt.pdf Goethe: ''Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt''])
"Das Wesentliche des Devachan ist also, daß es dort keine Unterscheidung
gibt zwischen Natur- und Geistesgesetz. Und so ist es auch für
den Hellseher, der wirklich hindurchdringt zu den übersinnlichen
Welten. Da sind diese übersinnlichen Welten recht sehr verschieden
von den Welten, die hier auf dem physischen Plan herrschen. Es ist
einfach nicht möglich für den Hellseher, jene Unterscheidung zu machen,
die der materialistische Sinn macht, indem man sagt: Das ist bloß ein
objektives Naturgesetz. - Hinter diesem objektiven Naturgesetz steht
in Wahrheit immer ein Geistesgesetz, und der Hellseher kann zum
Beispiel nicht über eine ausgedörrte Wiese gehen, über eine überschwemmte
Gegend, kann nicht gewahr werden einen Vulkanausbruch,
ohne zu denken, daß hinter dem, was Naturtatsachen sind,
geistige Mächte, geistige Wesenheiten stecken. Für ihn ist ein Vulkanausbruch
zugleich eine moralische Tat, wenn auch vielleicht die Moral
auf einem ganz anderen Plan liegt, als man es sich zunächst träumen
läßt." {{Lit|{{G|143|93f}}}}
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"Man hat Goethe den Vorwurf gemacht, er habe die mechanische Betrachtung der Natur verworfen und sich nur auf die Beobachtung und Aneinanderreihung des Sinnlich-Anschaulichen beschränkt. Vgl. z.B. Harnack in seinem Buche «Goethe in der Epoche seiner Vollendung», S. 12) Du Bois-Reymond findet («Goethe und kein Ende», Leipzig 1883, S.29): «Goethes Theoretisieren beschränkt sich darauf, aus einem Urphänomen, wie er es nennt, andere Phänomene hervorgehen zu lassen, etwa wie ein Nebelbild dem andern folgt, ohne einleuchtenden ursächlichen Zusammenhang. Der Begriff der mechanischen Kausalität war es, der Goethe gänzlich abging.» Was tut aber die Mechanik anderes, als verwickelte Vorgänge aus einfachen Urphänomenen hervorgehen lassen? Goethe hat auf dem Gebiete der Farbenwelt genau dasselbe gemacht, was der Mechaniker im Gebiete der Bewegungsvorgänge leistet. Weil Goethe nicht der Ansicht ist, alle Vorgänge in der unorganischen Natur seien rein mechanische, deshalb hat man ihm den Begriff der mechanischen Kausalität aberkannt. Wer das tut, der zeigt nur, daß er selbst im Irrtum darüber ist, was mechanische Kausalität innerhalb der Körperwelt bedeutet. Goethe bleibt innerhalb des Qualitativen der Licht- und Farbenwelt stehen; das Quantitative, Mechanische, das mathematisch auszudrücken ist, überläßt er andern. Er «hat die Farbenlehre durchaus von der Mathematik entfernt zu halten gesucht, ob sich gleich gewisse Punkte deutlich genug ergeben, wo die Beihilfe der Meßkunst wünschenswert sein würde ... Aber so mag auch dieser Mangel zum Vorteil gereichen, indem es nunmehr des geistreichen Mathematikers Geschäft werden kann, selbst aufzusuchen, wo denn die Farbenlehre seiner Hilfe bedarf, und wie er zur Vollendung dieses Teils der Naturlehre das Seinige betragen kann.» (§ 727 des didaktischen Teiles der Farbenlehre.) Die qualitativen Elemente des Gesichtssinnes: Licht, Finsternis, Farben müssen erst aus ihren eigenen Zusammenhängen begriffen, auf Urphänomene zurückgeführt werden; dann kann auf einer höheren Stufe des Denkens untersucht werden, welcher Bezug besteht zwischen diesen Zusammenhängen und dem Quantitativen, dem Mechanisch-Mathematischen in der Licht- und Farbenwelt. Die Zusammenhänge innerhalb des Qualitativen der Farbenwelt will Goethe in ebenso strengem Sinne auf die einfachsten Elemente zurückführen, wie das der Mathematiker oder Mechaniker auf seinem Gebiete tut." ([http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_006_09.htm Rudolf Steiner: ''Goethes Weltanschauung'', GA 6, im Kapitel: Die Betrachtung der Farbenwelt])
"Die Gedankenart, die eine Seele hat, die Gesetze,
nach denen eine Naturerscheinung sich vollzieht, treten
für die sechzehnblätterige Lotusblume in Gestalten auf.
Das sind aber nicht starre, ruhige Gestalten, sondern bewegte,
mit Leben erfüllte Formen. Der Hellseher, bei
dem sich dieser Sinn entwickelt hat, kann für jede Gedankenart,
für jedes Naturgesetz eine Form nennen, in
denen sie sich ausprägen." {{Lit|{{G|10|126}}}}
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=== Goetheanismus als Grundlage einer ''hypothesenfreien'' Naturwissenschaft ===
== Geltungsbereich der Naturgesetze ==


Goethe hat nicht weniger geleistet, als die Grundlage für eine in letzter Gestalt völlig hypothesenfreie Naturwissenschaft zu geben. Sicher, auf dem Weg dorthin sind Arbeitshypothesen, die unsere Aufmerksamkeit auf weitere Phänomene lenken können, notwendig und hilfreich, aber letztendlich geben die Phänomene selbst in ihrem lückenlosen Zusammenhang die ganze Lehre. Wir haben nicht mehr bloß ein hypothetisches Wissen, dass der Revision durch künftige theoretische Ansätze harrt, sondern wir stehen, indem wir uns niemals von der Wahrnehmung entfernen, unmittelbar erlebend in der Wahrheit drinnen.
In den [[Naturwissenschaft]]en geht man davon aus, dass die [[physik]]alischen Naturgesetze für ''alle'' Naturerscheinungen im ''gesamten'' [[Kosmos]] in ''gleicher Weise'' gültig sind. Dieser Ansicht widerspricht [[Rudolf Steiner]]. Mit den Naturgesetzen werde nur das Absterbende in der [[Natur]] erfasst, nicht das [[Werden]]de. Auch seien sie in dieser Form nur für die [[Erde (Planet)|Erde]] und ihre nächste Umgebung gültig.


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=== Naturgesetze gelten nur für das Absterbende ===
"Die Phänomene, die wir andern auch wohl Fakta nennen, sind gewiss und bestimmt ihrer Natur nach, hingegen oft unbestimmt und schwankend, insofern sie erscheinen. Der Naturforscher sucht das Bestimmte der Erscheinungen zu fassen und festzuhalten, er ist in einzelnen Fällen aufmerksam, nicht allein wie die Phänomene erscheinen, sondern auch, wie sie erscheinen sollten. Es gibt, wie ich besonders in dem Fache, das ich bearbeite, oft bemerken kann, viele empirische Brüche, die man wegwerfen muss, um ein reines konstantes Phänomen zu erhalten; allein sobald ich mir das erlaube, so stelle ich schon eine Art von Ideal auf.


Es ist aber dennoch ein großer Unterschied, ob man, wie Theoristen tun, einer Hypothese zulieb ganze Zahlen in die Brüche schlägt oder ob man einen empirischen Bruch der Idee des reinen Phänomens aufopfert.
{{GZ|Aber wohin kommt denn anthroposophisch
orientierte Geisteswissenschaft, indem sie in ihrer Methode
Mineralisches, Pflanzliches und Tierisches erforscht? Sie kommt
dazu, einzusehen, daß das, was man durch die naturwissenschaftliche
Methode, was man durch die Beobachtung der äußeren Sinneswelt
finden kann, gewiß auf die Erkenntnis des Menschen auch angewendet
werden kann, aber nur so, daß es uns dasjenige in Begriffen erklärt,
was im Menschen abstirbt: wie der Mensch stirbt, wie er schon anfängt
zu sterben, wenn er geboren wird, wie er in absteigender Entwickelung
ist. Wollen Sie das begreifen, was bei der Geburt beginnt
an Verdorren des Menschen, was beim Tode eben in einem Augenblick
zu Ende geht, wollen Sie diese ganze absteigende Entwickelung
studieren, dann schauen Sie in die Natur, dann erforschen Sie alle Naturgesetze.
Und wenn Sie alle Naturgesetze erforscht haben und sie
anwenden auf den Menschen, dann bekommen Sie die Sterbegesetze
des Menschen, dann bekommen Sie dasjenige, was am Menschen abstirbt
(weiß).


Denn da der Beobachter nie das reine Phänomen mit Augen sieht, sondern vieles von seiner Geistesstimmung, von der Stimmung des Organs im Augenblick, von Licht, Luft, Witterung, Körpern, Behandlung und tausend andern Umständen abhängt, so ist ein Meer auszutrinken, wenn man sich an die Individualität des Phänomens halten und diese beobachten, messen, wägen und beschreiben will.
[[Datei:GA198_239.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 198, S. 239]]


Bei meiner Naturbeobachtung und Betrachtung bin ich folgender Methode, soviel als möglich war, besonders in den letzten Zeiten treu geblieben.
Nun muß demgegenüber gesagt werden, daß in dem Augenblicke,
wo das Geborenwerden stattfindet, nicht nur ein Absterben da ist, sondern
auch ein Aufsteigen (rot). Diese aufsteigende Entwickelung können
Sie nicht finden durch die heutige naturwissenschaftliche Betrachtung,
wenn Sie diese auch noch so sehr zum Ideal hin gestaltet haben.
Das, was da wiederum belebt wird im Menschen, was immerfort einfach
neben diesem Absterben da ist, das läßt sich nicht begreifen aus
dem Sinnlichen heraus, das läßt sich nur begreifen aus dem Übersinnlichen
heraus. Anthroposophie muß die Erkenntnis des Übersinnlichen
hinzufügen zu dem Sinnlichen, damit der Mensch überhaupt begriffen
werden könne.|198|239f}}


Wenn ich die Konstanz und Konsequenz der Phänomene, bis auf einen gewissen Grad, erfahren habe, so ziehe ich daraus ein empirisches Gesetz und schreibe es den künftigen Erscheinungen vor.
=== Die Gültigkeit der Naturgesetze ist auf den irdischen Bereich beschränkt ===


Passen Gesetz und Erscheinungen in der Folge völlig, so habe ich gewonnen, passen sie nicht ganz, so werde ich auf die Umstände der einzelnen Fälle aufmerksam gemacht und genötigt, neue Bedingungen zu suchen, unter denen ich die widersprechenden Versuche reiner darstellen kann; zeigt sich aber manchmal, unter gleichen Umständen, ein Fall, der meinem Gesetz widerspricht, so sehe ich, dass ich mit der ganzen Arbeit vorrücken und mir einen höhern Standpunkt suchen muss.
{{GZ|Der Mensch strebt heute in der äußeren Welt nach der Erkenntnis
von Naturgesetzen. Diese Erkenntnis hält er für etwas, das er sich
zum Ziele setzt und von der er glaubt, daß sie unbedingt als eine
Art von Letztem erreicht werden müsse. Nun, wenn anthroposophische
Geisteswissenschaft einmal mehr eingesehen werden wird,
wird es etwas sehr Überraschendes sein, wenn die Menschen finden
werden, daß diejenigen Naturgesetze, von denen sie heute reden,
nur gelten - (es wird an die Tafel gezeichnet) wenn das die Erde
ist - ein gewisses Stück über die Erde noch hinaus, nicht aber darüber
hinaus. Es würde zum Beispiel der Chemiker in einer gewissen
Höhe vergeblich versuchen, seine Laboratoriumsversuche [in
der gewohnten Weise] zu machen, nicht nur, weil dort nicht das
herrscht, was er sich analog zu den Erdengesetzen vorstellt, sondern
weil dort ganz andere Gesetze herrschen.|343a|368}}


Dieses wäre also, nach meiner Erfahrung, derjenige Punkt, wo der menschliche Geist sich den Gegenständen in ihrer Allgemeinheit am meisten nähern, sie zu sich heranbringen, sich mit ihnen (wie wir es sonst in der gemeinen Empirie tun) auf eine rationelle Weise gleichsam amalgamieren kann.
[[File:Orion Nebula - Hubble 2006 mosaic.jpg|mini|300px|Der [[Wikipedia:Orionnebel|Orionnebel]], zusamengesetzt aus einer Reihe von Aufnahmen des [[Wikipedia:Hubble-Weltraumteleskop|Hubble-Weltraumteleskop]]s (11. Januar 2006)]]
{{GZ|Wenn man mit demjenigen
redet, der ganz eingesponnen ist in die heute gebräuchliche
Weltanschauungsrichtung, so sagt er: Ich studiere die Fallgesetze an
dem fallenden Stein. Ich bekomme die Gesetze der Gravitation heraus.
Dann gehe ich hinaus in die Welt und wende das auch auf die
Sterne an. - Und es wird dann so gedacht: Hier ist die Erde, darauf
finde ich die Naturgesetze, und da ist dann der Kosmos. Ich denke,
die Gesetze, die ich hier auf Erden gefunden habe, gelten auch für
den Orionnebel oder für irgend etwas.


Was wir also von unserer Arbeit vorzuweisen hätten, wäre:
Nun weiß jeder Mensch, daß ja zum Beispiel die Schwerkraft im
Quadrat der Entfernung abnimmt, daß sie immer schwächer und
schwächer wird, daß das Licht abnimmt, und ich habe schon gesagt:
So nimmt auch die Wahrheit unserer Naturgesetze ab. Was wahr ist
in bezug auf Naturgesetze auf unserer Erde hier, ist nicht mehr wahr
da draußen im Weltenall. Das ist nur bis zu einer gewissen Entfernung
wahr. Aber da draußen im Weltenall beginnt außerhalb einer gewissen
Weite dieselbe Gesetzmäßigkeit, die wir antreffen, wenn wir in den
Traum untertauchen. Daher sollten die Menschen sich klar sein, wenn
sie hinausblicken in den Orionnebel, dann müßten sie eigentlich, um
den Orionnebel zu begreifen, nicht nach der experimentellen Methode
physisch denken, sondern anfangen zu träumen, denn der Orionnebel
zeigt seine Gesetzmäßigkeit nach Träumen.|225|196f}}


1. Das empirische Phänomen,
{{GZ|Der heutige physische Forscher oder Astronom, überhaupt
der heutige Naturwissenschafter, was tut er? Er erforscht
Naturgesetze. Er beobachtet und gewinnt dadurch
Naturgesetze; oder aber er experimentiert und gewinnt dadurch
Naturgesetze. Jetzt hat er sie, diese Naturgesetze; sie
sind seine Wissenschaft, sie geben ihm dasjenige, was in den
Dingen liegt. Mehr sollte er eigentlich nicht sagen. Aber
jetzt fängt er an, auf seine Naturgesetze stolz und hochmütig
zu werden und tut jetzt eine Behauptung, die er
eigentlich gar nicht tun könnte, nämlich: daß diese Naturgesetze
im ganzen Universum gelten. Er sagt, wenn ich auf
der Erde in meinem Laboratorium etwas erforscht habe,
und wenn die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten
auf den fernsten Sternen des Weltenalls, von denen das
Licht so und so viele Lichtjahre braucht, um zur Erde zu
kommen — die Menschen geben ja vor, daß sie sich bei diesen
Dingen etwas vorstellen können —, so würden, wenn
eben dort die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten,
die Naturgesetze selbstverständlich dort auch gelten,
denn diese Naturgesetze sind eben von absoluter Gültigkeit.


das jeder Mensch in der Natur gewahr wird und das nachher
Ja, aber so ist es nicht. Wenn hier eine Lichtquelle ist, so
leuchtet sie in der Umgebung zunächst stark. In weiterer
Verbreitung ist die Lichtstärke wesentlich geringer; wenn
wir noch weiter gehen, noch geringer, und wenn wir ganz
weit gehen, wird sie lichtschwach. Es nimmt da die Lichtstärke
mit dem Quadrate der Entfernung ab. Das ist so
beim Licht. Und das ist kurioserweise auch so auf der Erde
bei Naturgesetzen.


2. zum wissenschaftlichen Phänomen
Was Sie auf der Erde als Naturgesetze konstatieren, das
wird immer ungültiger, je weiter Sie sich von der Erde entfernen.
Nicht wahr, es ist ja furchtbar, so etwas auszusprechen,
und vor dem geregelten Naturforscher muß man eben
ein wirklicher Idiot sein, wenn man so etwas ausspricht,
selbstverständlich. Das versteht man ja ganz gut, denn
wenn man zu diesen Dingen kommt, so kann man sich sehr
leicht in die Seele eines gegenwärtigen Naturforschers hineinversetzen.
Nur das Umgekehrte ist nicht der Fall: er
kann sich nicht in die Seele des Geistesforschers hineinversetzen.
Wie der Naturforscher zu alledem kommt, was er
behauptet, das weiß der Geistesforscher sehr gut, nur eben
das Umgekehrte ist nicht der Fall. Daher sind auch zumeist
die Kritiken über die Geistesforschung, die von naturforscherischer
Seite ausgehen, von jener Seite ja vollständig
berechtigt; aber sie besagen weiter nichts, als daß sich der
Naturforscher bei den Aussagen des Geistesforschers nichts
denken kann. Das muß man ihm aber glauben, denn das ist
so. Er kann sich eben nichts denken. Er muß eben zuerst ein
Geistesforscher werden, wenn man überhaupt mit ihm polemisieren
will. Daher ist alles Polemisieren mit demjenigen,
der ein Naturforscher bleiben will und sich nichts denken
kann bei den Ergebnissen der Geistesforschung, etwas ganz
Vergebliches.


durch Versuche erhoben wird, indem man es unter andern Umständen und Bedingungen, als es zuerst bekannt gewesen, und in einer mehr oder weniger glücklichen Folge darstellt.
[[Datei:GA84_107.gif|right|300px|Zeichnung aus GA 84, S. 107]]
Nun, das bezüglich des Lichtes wird ja der Naturforscher
zugeben - das ist ja natürlich sein eigenes Resultat -, bezüglich
der Naturgesetze wird er es nicht zugeben. Aber
schon bezüglich des Lichtes muß der Geistesforscher eine
Einschränkung machen. Sehen Sie, der Naturforscher sagt,
wenn das Licht da ausstrahlt, so nimmt seine Lichtstärke
immer mehr und mehr ab, eben je weiter man hinauskommt,
und zuletzt wird es so, daß man die Lichtstärke
von der Null nicht mehr unterscheiden kann. Aber sehen
Sie, eine solche Behauptung ist genau ebenso gescheit, wie
wenn einer sagt: Ich habe hier einen Ball, der ist elastisch;
den drücke ich jetzt ein. - Nun, in Wirklichkeit hat der Ball
dann das Bestreben, wie Sie wissen, nach der anderen Seite
auszuschlagen. Die Elastizität treibt die Oberfläche hin und
her. Nun sagt einer: Das kann ja gar nicht sein; wenn ich
da überhaupt etwas Elastisches einbiege, so muß das immer
weiter und weiter sich biegen; nur wird es zuletzt hier so
schwach, daß man es nicht mehr sieht, nicht mehr wahrnehmen
kann.-Aber es ist eben nicht so. Das Elastische schnellt
wieder zurück. Geradeso ist es mit dem Licht. Das Licht
breitet sich ja nicht so aus, daß man sagen kann: da draußen
ist es so schwach, daß es schon bald in die Finsternis
hineinkommt, aber es breitet sich immer weiter aus. Das ist eben nicht wahr. Es breitet sich nur bis zu einem gewissen
Punkte, bis zu einer gewissen Kugelschale aus, und dann
schnellt es zurück. Und indem es zurückkommt, sieht es
nur der Geistesforscher, nicht der Naturforscher. Denn wenn
das Licht seine Elastizität erschöpft hat und zurückschnellt,
kommt es als Geist, als Übersinnliches zurück. Da wird es
dann vom Naturforscher nicht wahrgenommen. Es strahlt
kein Licht aus, das nicht an eine gewisse Grenze kommt,
wieder zurückstrahlt und als Geist zurückkommt. Aber
dasjenige, was ich Ihnen hier für das Licht sagen möchte, ist
auch für die Naturgesetze so. Die Naturgesetze nehmen in
bezug auf ihre Gültigkeit ab, je weiter ich da in die Umgebung
hinauskommen würde. Aber das geht nur bis zu
einer gewissen Kugelschale; dann kommt alles wieder zurück.
Dann aber kommen die Naturgesetze als sinnvolle
Gedanken zurück. Und das ist der Weltenäther.


3. Das reine Phänomen
Der Weltenäther hat nicht eine radial ausstrahlende Bewegung
in bezug auf die Erde, sondern eine hereinkommende
Bewegung, eine von allen Seiten herankommende
Bewegung. Aber das, was in dieser Einstrahlung auf die
Erde lebt, das sind überall sinnschöpferische Gedanken.
Eine Gedankenbildekräfte weit ist zugleich der Weltenäther.
Aber noch einen Haken hat dieses. Wenn ich hier auf
Erden Gedanken so fasse, wie man sie faßt, daß man zu
Naturgesetzen kommt, da sind die Gedanken so hübsch
eben in Linien gebildet, wenn ich mich figürlich ausdrücken
darf, daß man dann sagen kann: es gibt eine gewisse Konstanz
des Stoffes, eine Konstanz der Kraft. Es gibt einen
Brechungsexponenten der Lichtlehre und so weiter. Man
formuliert durch Gedanken dasjenige, was im Materiellen
lebt. Wenn die Gedanken aber zurückkommen, wenn man
es erlebt, wie die Gedanken im Weltenäther leben, da sind
sie nicht solche logischen Gedanken und nicht solche Gedanken
mit scharfen Konturen, da sind sie Bildgedanken,
Bilder, Imaginationen.|84|104ff}}


steht nun zuletzt als Resultat aller Erfahrungen und Versuche da. Es kann niemals isoliert sein, sondern es zeigt sich in einer stetigen Folge der Erscheinungen. Um es darzustellen, bestimmt der menschliche Geist das empirisch Wankende, schließt das Zufällige aus, sondert das Unreine, entwickelt das Verworrene, ja entdeckt das Unbekannte.
== Erkenntnis der Naturgesetze ==


Hier wäre, wenn der Mensch sich zu bescheiden wüsste, vielleicht das letzte Ziel unserer Kräfte. Denn hier wird nicht nach Ursachen gefragt, sondern nach Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen; es wird ihre konsequente Folge, ihr ewiges Wiederkehren unter tausenderlei Umständen, ihre Einerleiheit und Veränderlichkeit angeschaut und angenommen, ihre Bestimmtheit anerkannt und durch den menschlichen Geist wieder bestimmt.
Schon in seinen «[[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hat [[Rudolf Steiner]] darauf hingewiesen, dass das, was wir uns [[Denken|denkend]] in unserem Inneren erarbeiten, keineswegs nur eine [[subjektiv]]e Bedeutung hat, sondern in der Eigengesetzlichkeit der [[objektiv]]en Welt verankert ist, sich aber vor der bloßen [[Sinnesanschauung]] verhüllt. Dabei sind zwei Punkte zu beachten:


Eigentlich möchte diese Arbeit nicht spekulativ genannt werden, denn es sind am Ende doch nur, wie mich dünkt, die praktischen und sich selbst rektifizierenden Operationen des gemeinen Menschenverstandes, der sich in einer höhern Sphäre zu üben wagt." ([[Bild:Adobepdf small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Erfahrung_und_Wissenschaft.pdf Goethe: ''Erfahrung und Wissenschaft''])
<div style="margin-left:20px">
"1. Die Dinge, die
uns in der Erfahrung als einzelne gegenübertreten, haben
einen inneren Bezug aufeinander. Sie sind in Wahrheit
durch ein einheitliches Weltenband zusammengehalten. Es
lebt in ihnen allen ein gemeinsames Prinzip. <br>
2. Wenn unser
Geist an die Dinge herantritt und das Getrennte durch ein
geistiges Band zu umfassen strebt, so ist die begriffliche
Einheit, die er herstellt, den Objekten nicht äußerlich, sondern
sie ist herausgeholt aus der inneren Wesenheit der Natur
selbst. Die menschliche Erkenntnis ist kein außer den
Dingen sich abspielender, aus bloßer subjektiver Willkür
entspringender Prozeß, sondern, was da in unserem Geist
als Naturgesetz auftritt, was sich in unserer Seele auslebt,
das ist der Herzschlag des Universums selbst." {{Lit|{{G|1|283|288}}}}
</div>
</div>


=== Der ganzheitliche Charakter von Goethes Forschungsmethode ===
Später hat Rudolf Steiner diesen Zusammenhang ausführlicher dargestellt.
 
Sehr energisch trat Goethe allen Bestrebungen des [[Reduktionismus]] entgegen, der allerdings in der Zeit nach ihm zur vorherrschenden naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode wurde. Goethe war dem gegenüber der Ansicht, dass man das Wesen der Natur umfassend kennen lernen kann, indem man auch nur die Phänomene einer bestimmten einzelnen Sinnessphäre gründlich studiert. Ein Rückgriff auf Phänomene aus einem anderen Sinnesbereich ist dazu nicht nötig und auch nicht hilfreich. Goethe war überzeugt, dass sich durch ''jeden'' unserer [[Sinne]] jeweils die ganze Natur, allerdings auf besondere Weise, offenbart – nicht in allen ihren Einzelheiten, das ist nicht gemeint, sondern ihrem [[Wesen]] nach. Über die Farbe sagt Goethe:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Auch zu schmecken ist sie. Blau wird alkalisch, gelbrot sauer schmecken. Alle Manifestationen der Wesen sind verwandt." (Goethe: ''Sprüche in Prosa'', 4. Abt. – Naturwissenschaft)
"Aber denken Sie einmal
</div>
nach, wie diese Naturwissenschaft ausgebildet wird. Man untersucht,
man untersucht denkend. Sie können unmöglich, wenn Sie eine Wissenschaft
ausbilden wollen über das, was sich als Sinnesteppich ausbreitet,
eine Wissenschaft, die in logischen Gedanken verläuft, diese logischen
Gedanken aus der Außenwelt heraus gewinnen. Wenn das, was als
Gedanken ~ und Naturgesetze sind ja auch Gedanken -, wenn das, was
als Gesetze der Außenwelt erkannt wird, aus der Außenwelt selbst
folgte, ja, dann wäre ja nicht notwendig, daß wir irgend etwas lernten
über die Außenwelt, dann müßte derjenige, der zum Beispiel sich dieses
Licht da ansieht, ganz genau die elektrischen Gesetze und so weiter
wissen, wie der andere, der es gelernt hat! Ebensowenig weiß der
Mensch, wenn er es nicht gelernt hat, irgend etwas, sagen wir über die
Beziehung eines Kreisbogens zum Radius und so weiter. Da bringen wir
die Gedanken, die wir in die Außenwelt hineintragen, aus unserem
Inneren hervor.


So gehören beispielsweise Schwingungen oder Bewegungen kleinster Lichtteilchen nicht in den Bereich des [[Sehsinn]]s und haben keine Bedeutung für die Erklärung der Farbphänomene. Schwingungen und Bewegungen gehören in den Bereich des [[Eigenbewegungssinn]]s, vielleicht auch in die Region des [[Tastsinn]]s oder des [[Gleichgewichtssinn]]s, haben aber ganz und gar nichts mit unserem Lichtsinn zu tun. Von der Bewegung führt kein Weg zur von uns erlebten Farbqualität. Man hat es hier mit völlig unterschiedlichen Erlebnisqualitäten zu tun, die grundsätzlich nicht aufeinander rückführbar sind. Das schließt ja keineswegs aus, dass sich dort, wo wir Farben erleben, auch Bewegungsvorgänge konstatieren lassen. Zu einem Verständnis der erlebten Farbphänomene tragen sie aber nichts bei.
Ja, es ist so: Dasjenige, was wir als Gedanken in die Außenwelt hineintragen,
bringen wir aus unserem Inneren hervor. Wir sind zunächst
dieser Mensch, der als Hauptesmensch konstruiert ist. Dieser sieht auf
den Sinnesteppich hin. Im Sinnesteppich drinnen ist dasjenige, was wir
durch Gedanken erreichen (siehe Zeichnung Seite 198, weiß) und zwischen
diesem und zwischen dem, was wir in unserem eigenen Inneren
haben, was wir nicht wahrnehmen, ist eine Verbindung, gewissermaßen
eine unterirdische Verbindung. Daher kommt es, daß wir dasjenige,
was wir in der Außenwelt nicht wahrnehmen, weil es in uns


Die in verschiedenen Sinnessphären gewonnen Erkenntnisse, können zwar nicht auseinander abgeleitet, also Farben nicht etwa durch Bewegungsvorgänge erklärt, wohl aber aufeinander bezogen und miteinander verglichen werden. Das kann einer umfassenden wissenschaftlichen Betrachtung der Natur nur förderlich sein - allerdings nur dann, wenn zuvor jedes Gebiet ''für sich'' umfassend und gründlich erforscht wurde, denn sonst wäre die Versuchung zu groß, fehlende Elemente in dem einen Bereich durch solche aus dem anderen zu ersetzen, was aber gerade dem goetheanistischen Forschungsansatz grundlegend widerspricht! Gelingt es aber, die verschiedenen Sinnessphären in fruchtbarer Weise aufeinander zu beziehen, so wird man um so deutlicher sehen, wie sich das Wesen der Natur in jedem Bereich voll und ungebrochen auf spezielle Art und Weise ausspricht und dieses Wesen der Natur wird dann insgesamt noch viel deutlicher hervortreten. Was Goethe mit seiner Farbenlehre exemplarisch geleistet hat, wird damit zur umfassenden ''Goetheanistischen Naturwissenschaft'' erweitert. Gerade dadurch können wir uns mit der wissenschaftlichen Erforschung auch an Naturbereiche heranwagen, für die wir ein unmittelbares Sinnesorgan nicht haben. Für chemische [[Phänomen]]e etwa haben wir kein solches unmittelbares Sinnesorgan. Rudolf Steiner hat später aus seiner übersinnlichen geistigen Forschung von dem sog. [[Chemischer Äther|chemischen Äther]] gesprochen, der mit den chemischen Phänomenen ähnlich zusammenhängt wie der Lichtäther mit den Farberscheinungen. Man bedarf aber nicht der [[Hellsehen|hellsichtigen]] Forschung, um sich in diese Seite des Naturwesens zu vertiefen. Die chemischen Phänomene offenbaren sich auch durch all die Sinne, die wir haben. Sie zeigen sich in charakteristischen Färbungen, in [[Kristall]]formen, Gerüchen, Geschmacksvarianten usw. In dem wir all diese Erscheinungen in ihrem gesetzmäßigen Zusammenhang zusammenschauen, ergibt sich letztlich auch ein klares Bild dieses sinnlich zunächst nicht direkt zugänglichen Weltbereichs. Manches dazu hat schon Goethe geleistet in seinen Arbeiten über die chemischen Farben.
[[Datei:GA205_198.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 205, S 198]]


Es liegt im Wesen der goetheanistischen Naturbeobachtung, die Phänomene in ihrem natürlichen Zusammenhang zu betrachten, aus dem sie durch einen durch künstliche Instrumente verengten Beobachtungsfeld nur allzu leicht herausgerissen werden. So läßt sich Lebendiges nicht umfassend verstehen, wenn man allein den mikroskopischen Blick auf Zellen und Zellbestandteile richtet, sondern nur, wenn man dazu auch den Blick bis in kosmische Weiten richtet, wie es Goethe so treffend in seiner [[Faust-Dichtung]] ausgedrückt hat:
hineinragt, aus unserem Inneren in Form des Gedankenlebens hervorholen
und in die Außenwelt hineinlegen. So ist es schon mit dem Zählen.
Die Außenwelt zählt uns gar nichts vor; die Gesetze des Zählens liegen
in unserem eigenen Inneren. Aber daß das stimmt, rührt davon her,
daß zwischen diesen Anlagen, die da sind in der Außenwelt und unseren
eigenen irdischen Gesetzen, ein unterirdischer Zusammenhang ist,
ein unterkörperlicher Zusammenhang, und so holen wir die Zahl aus
unserem Inneren heraus. Die paßt dann zu dem, was draußen ist. Aber
der Weg ist nicht durch unsere Augen, nicht durch unsere Sinne, sondern
der Weg ist durch unseren Organismus. Und dasjenige, was wir als
Mensch ausbilden, das bilden wir als ganzer Mensch aus. Es ist nicht
wahr, daß wir durch die Sinne irgendein Naturgesetz erfassen; wir erfassen
es als ganzer Mensch." {{Lit|{{G|205|197f}}}}
</div>


<table align="center"><tr><td>
== Goetheanismus: Urphänomene statt Naturgesetze ==
"Das ist die Eigenschaft der Dinge:<br>
Natürlichem genügt das Weltall kaum,<br>
Was künstlich ist, verlangt geschlossnen Raum.<br>
(Goethe: ''Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Laboratorium'')
</td></tr></table>


=== Polarität und Steigerung ===
Schon der Begriff Natur''gesetz'' verweist auf seinen eigentlichen Ursprung im [[Rechtsleben]]. [[Goethe]] schien diese juristische Denkungsart ungeignet für die Naturbetrachtung und strebte in seinen Naturstudien, besonders in seiner [[Farbenlehre (Goethe)|Farbenlehre]], nicht nach der Formulierung von [[quantitativ]] auswertbaren Naturgesetzen, sondern nach der Entdeckung [[qualitativ]]er, anschaulicher [[Urphänomen]]e, aus denen sich komplexere Erscheinung ableiten lassen.  
[[Bild:Goethes Farbenkreis.jpg|thumb|right|225px|Farbenkreis, Zeichnung von Goethe]]
Wenn wir einen ''breiten'' leuchtenden Spalt durch ein Glasprisma betrachten, treten uns die selben gegensätzlichen Farbphänomene entgegen. An der einen Kante des Spalts erscheinen rot-gelbe Farbsäume, an der anderen blau-violette. Die Farberscheinungen treten also überhaupt nur an den Kanten auf, die weiße Fläche selbst bleibt weiß wie zuvor.  


Hier offenbart sich eine in der Natur begründete Polarität der Farberscheinungen. Die blau-violetten Farbtöne, die wir als eher kühl und passiv empfinden, stehen den aktiven, warmen rot-gelben Farben gegenüber. Der Begriff der '''[[Polarität]]''' ist ganz wesentlich für Goethes Methode. Licht und Finsternis, oder besser Hell und Dunkel, sind die Urpolarität, mit der wir es hier zu tun haben. Durch Abdunklung des Hellen bzw. durch Aufhellung des Dunklen springen die ersten Farberscheinungen hervor, die einander ebenfalls wieder polar gegenüberstehen.  
<div style="margin-left:20px">
"Wir haben
nämlich auch die Jurisprudenz in der Naturwissenschaft darinnen:
wir sprechen von Naturgesetzen. Die Orientalen haben nicht von
Naturgesetzen gesprochen, sondern vom Walten des Weltenwillens.
Naturgesetz ist erst entstanden, als jener Nebenstrom aufgenommen
worden ist. Da ist das juristische Gesetz eingeschlichen durch ein
Fenster in das Naturerkennen und ist Naturgesetz geworden. Goethe
wollte erfassen die reine Erscheinung, die reine Tatsache, das
reine Phänomen, das Urphänomen. Ohne daß man reinigt unsere
Naturwissenschaft von den Anhängseln der Jurisprudenz, kommen
wir nicht zu einem gereinigten Geistesleben. Geisteswissenschaft erfaßt
daher überall Tatsachen und weist nur auf Gesetze hin als eine
Sekundärerscheinung." {{Lit|{{G|195|24}}}}
</div>


Durch die Wechselwirkung dieser beschriebenen polaren Farberscheinungen können wir zu neuen, komplexeren Phänomenen fortschreiten. So entsteht das Grün erst, wieder auf unmittelbar nachvollziehbare Weise, durch die ''Mischung'' von Gelb und Blau. Damit sind wir aber bereits beim vollständigen Sonnenspektrum angekommen, das von Rot, über Orange, Gelb und Grün bis hin zu Blau, Indigo und Violett reicht. Das volle Spektrum zeigt sich etwa, wenn man einen sehr engen leuchtenden Spalt durch ein Glasprisma betrachtet. Dann mischt sich das Gelb des einen Kantenspektrums mit dem Blau des anderen und lässt in der Mitte das Grün erscheinen. Betrachtet man hingegen einen schmalen dunklen Streifen durch das Prisma, so entsteht das umgekehrte Sonnenspektrum, wobei in der Mitte als neue Farbe das Pfirsichblüt (reines Purpur) auftritt, das im normalen Sonnenspektrum gar nicht vorkommt.
<div style="margin-left:20px">
"Die gegenwärtige Naturforschung macht Experimente. Sie verfolgt
also die Erscheinungen, versucht dann, diese begrifflich zu verarbeiten
und sucht sich Vorstellungen zu bilden über dasjenige, was hinter den
Erscheinungen als die sogenannten Ursachen steht, zum Beispiel hinter
der subjektiven Licht- und Farbenerscheinung die objektive Wellenbewegung
im Äther.


Die Purpurfarbe kann durch '''[[Steigerung]]''' erreicht werden, indem das Rote und das Violette in Wechselwirkung treten. Die Steigerung ist ein weiterer für Goethes Forschungsweise grundlegender Begriff. Steigerung ist mehr als bloße Mischung. Wir steigen dadurch zu einem höheren, geistigeren Phänomenbereich auf. Natur und Geist sind für Goethe niemals unüberbrückbare Gegensätze. Was ihn bei seiner Naturforschung zutiefst beseelte "... ist die Anschauung der zwei großen Triebräder aller Natur: der Begriff von Polarität und von Steigerung, jene der Materie, insofern wir sie materiell, diese ihr dagegen, insofern wir sie geistig denken, angehörig; jene ist in immerwährendem Anziehen und Abstoßen, diese in immerstrebendem Aufsteigen. Weil aber die Materie nie ohne Geist, der Geist nie ohne Materie existiert und wirksam sein kann, so vermag auch die Materie sich zu steigern, so wie sichs der Geist nicht nehmen lässt, anzuziehen und abzustoßen; wie derjenige nur allein zu denken vermag, der genugsam getrennt hat, um zu verbinden, genugsam verbunden hat, um wieder trennen zu mögen." ([[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Erlaueterungen_zu_dem_aphoristischen_Aufsatz_Die_Natur.pdf Goethe: ''Erläuterung zu dem aphoristischen Aufsatz "Die Natur" an den Kanzler von. Müller vom 24. Mai 1828''])
Goethe verwendet das ganze naturwissenschaftliche Denken nicht
in diesem Stile. Er geht gar nicht in seiner Naturforschung von dem
sogenannten Bekannten in das sogenannte Unbekannte hinein, sondern
er will immer in dem Bekannten stehenbleiben, ohne daß er sich
zunächst darum bekümmert, ob das Bekannte bloß subjektiv, also eine
Wirkung auf unsere Sinne oder auf unsere Nerven oder auf unsere
Seele ist, oder ob es objektiv ist. Solche Begriffe, wie die der subjektiven
Farbenerscheinungen und der objektiven Wellenbewegungen
draußen im Raume, solche bildet sich Goethe gar nicht, sondern ihm
ist dasjenige, was er ausgebreitet im Raum, was er vorgehend in der
Zeit sieht, ein durchaus Einheitliches, bei dem er nicht nach Subjektivität
und Objektivität fragt. Er verwendet gar nicht jenes Denken
und jene Methoden, die in der Naturwissenschaft angewendet werden,
dazu, um von dem Bekannten auf das Unbekannte zu schließen, sondern
er verwendet alles Denken, alle Methoden dazu, die Phänomene,
die Erscheinungen selbst so zusammenzustellen, daß man durch diese
Zusammenstellung der Phänomene, der Erscheinungen zuletzt solche
Erscheinungen bekommt, die er Urphänomene nennt, die nun wiederum,
ohne daß man Rücksicht nimmt auf subjektiv und objektiv, das
aussprechen, was er zur Grundlage seiner Welt- und Naturbetrachtung
machen will. Also, Goethe bleibt stehen innerhalb der Reihe der Erscheinungen,
vereinfacht sie nur und betrachtet dann dasjenige, was
sich als einfache Erscheinungen überschauen läßt, als das Urphänomen.
Goethe betrachtet also das Ganze, was man nennen kann naturwissenschaftliche
Methode, nur als Werkzeug, um innerhalb der Erscheinungssphäre
selbst so die Erscheinungen zu gruppieren, daß sie
selbst ihre Geheimnisse aussprechen. Nirgends versucht Goethe von
einem sogenannten Bekannten auf irgendein Unbekanntes zu rekurrieren.
Daher gibt es für Goethe auch nicht das, was man Naturgesetz
nennen kann.


=== Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt ===
Ein Naturgesetz haben Sie, wenn ich sage: Bei den Umläufen um
die Sonne machen die Planeten gewisse Bewegungen, bei denen diese
und diese Bahnen beschrieben werden. - Für Goethe handelte es sich
nicht darum, zu solchen Gesetzen zu kommen, sondern dasjenige, was
er ausspricht als die Grundlage seines Forschens, sind Tatsachen, zum
Beispiel die Tatsache, wie zusammenwirken Licht und in den Weg des
Lichts gestellte Materie. Wie die zusammenwirken, das spricht er in
Worten aus, das ist kein Gesetz, sondern eine Tatsache. Und solche
Tatsachen sucht er seiner Naturbetrachtung zugrunde zu legen. Er
will nicht von dem Bekannten zu dem Unbekannten aufsteigen, er will
auch nicht Gesetze haben, er will im Grunde genommen eine Art rationeller
Naturbeschreibung haben. Nur daß ein Unterschied für ihn besteht
zwischen der Beschreibung des Phänomens, das unmittelbar ist,
das kompliziert ist, und dem anderen, das man herausgeschält hat, das
nur noch die einfachsten Elemente aufweist, das dann ebenso von
Goethe der Naturbetrachtung zugrunde gelegt wird wie sonst das Unbekannte
oder auch der rein begrifflich festgesetzte, gesetzmäßige Zusammenhang." {{Lit|{{G|320|29f}}}}
</div>


Die Farben sind genau so wenig bloß subjektiv, wie die Bewegungsvorgänge rein objektiv sind. Beide existieren nur in Bezug auf eine bestimmte Wahrnehmungssphäre. Die [[Wirklichkeit]] offenbart sich immer nur in der Beziehung des [[Subjekt]]s zum [[Objekt]]. Der vom Subjekt völlig losgelöste und als eigenständig für sich bestehend gedachte Objektbegriff ist etwas ganz Sinnloses. Das Objekt, ob man es als räumlichen geformten Gegenstand, als besonderen Duft, als weithin klingenden Ton oder als differenziertes Farbphänomen auffasst, ist eine Erscheinung, die nur für ein Wesen mit ganz spezifisch gearteten Sinnesorganen hervortritt. Es hat schlichtweg keine Existenz für sich allein. Das gilt gleichermaßen für alle Sinnesbereiche, von denen keiner vor den anderen grundsätzlich ausgezeichnet ist. Bewegungsvorgänge mögen leichter quantitativ erfassbar und besser in mathematische Formeln zu pressen sein; das mag für die folgerichtige wissenschaftliche Beschreibung der Phänomene hilfreich gewesen sein – sie sind deswegen aber um nichts wirklicher als die Farbphänomene. Dass man in einem weitgehend materialistisch gesinnten Zeitalter die Dinge, die man mit den Händen greifen kann, für wirklicher als alles andere hält, kann wenig verwundern. Aber man bleibt dadurch nur in dem verbreitetsten Vorurteil unserer Tage befangen. In Wahrheit ist jedes Wahrnehmungsbild, auch das gegenständliche, durch die Natur des wahrnehmenden Wesens mitbestimmt. Es ist eben überhaupt ganz sinnlos, zu sagen: So sieht die Natur an sich aus! Jeder Anblick der Natur – Anblick jetzt als Synonym für alle möglichen Sinneserfahrungen genommen – ist nur in Relation zu einem ganz bestimmt gearteten Beobachter mit ganz bestimmt gearteten Sinnesorganen gegeben. Das heißt beileibe nicht, dass die Sinnesorgane die Wirklichkeit verfälschen; das heißt auch keineswegs, dass uns, wie [[Immanuel Kant]] meinte, das "Ding an sich" notwendig verschlossen bleiben muss. Es gibt schlicht und einfach gar kein Ding an sich. Die räumlich erlebten Dinge sind nicht wirklicher oder weniger wirklich als die Farben, und durch beide offenbart sich zugleich die ganze Wirklichkeit, aber auf jeweils besondere Weise. Die Wirklichkeit, die nach dem eben Gesagten nun keinesfalls gegenständlich materiell gedacht werden kann, steht jenseits des Gegensatzes von Subjekt und Objekt. Wir müssen streng unterscheiden zwischen Wirklichkeit und Erscheinung. Alle Wahrnehmung ist notwendig nur Erscheinung, nicht die Wirklichkeit selbst, aber ebenso notwendig zugleich Erscheinung, durch die sich die Wirklichkeit auf spezifische Weise rückhaltlos in ihrem Wesen kundgibt.
== Naturgesetze und Vater-Gott ==


<table align="center"><tr><td>
{{GZ|Wenn der
"Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur<br>
Mensch so, wie er nun einmal sein heutiges Bewußtsein hat, sich die
Außenwelt, so heiß ich’s Wahrheit. Und so kann<br>
Welt ringsherum anschaut, so bildet er sich mit dem kombinierenden
Jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist<br>
Verstande Naturgesetze. Dadurch kommt er ja auf eine Weise, die
Doch immer dieselbige."  (Goethe: ''Maximen und Reflexionen'')
durchaus dem heutigen Bewußtsein schon möglich ist, dazu, zu sagen:
</td></tr></table>
Diese Welt ist von Gedanken durchsetzt, denn die Naturgesetze sind
in Gedanken erfaßbar und sind eigentlich selbst die Weltgedanken. -
Man kommt dann dazu - namentlich, wenn man die Naturgesetze verfolgt
bis zu derjenigen Stufe, wo sie angewendet werden müssen auf
das eigene Entstehen des Menschen als physisches Wesen -, sich zu sagen:
Innerhalb derjenigen Welt, die wir mit unserem gewöhnlichen Bewußtsein
überschauen, von der Sinneswahrnehmung bis zum Erinnerungsspiegel,
lebt ein Geistiges. - Man muß eigentlich schon als Mensch
krank sein, pathologisch sein, wenn man wie der gewöhnliche atheistische
Materialist dieses Geistige nicht anerkennen will. Wir stehen ja in
dieser Welt, die dem gewöhnlichen Bewußtsein gegeben ist, so darinnen,
daß wir aus ihr als physischer Mensch durch die physische Konzeption
und die physische Geburt selber hervorgehen. Was da beobachtbar ist
innerhalb der physischen Welt, das muß nämlich notwendigerweise
unvollständig betrachtet werden, wenn man nicht eine allgemeine geistige
Wesenheit zugrunde legt. Wir werden als physische Wesen auf
physische Art geboren. Wir sind eigentlich, wenn wir als kleines Kind
geboren werden, für die äußere physische Anschauung ziemlich ähnlich
einem Naturwesen. Und aus diesem Naturwesen, das im Grunde
genommen in einer Art von schlafendem Zustand ist, entwickeln sich
die inneren geistigen Fähigkeiten heraus. Diese inneren geistigen Fähigkeiten
entstehen ja erst im Laufe der künftigen Entwickelung. Man
muß sich ganz notwendigerweise dazu bequemen, das, was da im Menschen
entsteht als die geistigen Fähigkeiten, ebenso zurückzuverfolgen
hinter Geburt und Konzeption, wie man das Wachsen der Glieder
verfolgt. Dann aber kommt man eben dazu, sich auch das lebendig
geistig zu denken, was man sonst an der äußeren Natur sich nur als
die abstrakten Naturgesetze bildet. Und dann kommt man, mit anderen
Worten, zum Konstatieren dessen, was man den Vatergott nennen
kann.|207|33f}}


Andere Wesen mögen mehr oder weniger und ganz anders geartete Sinnesorgane als wir besitzen. Sie werden dementsprechend die Welt reicher oder ärmer, aber jedenfalls ganz anders als wir erleben. Aber egal wie ihre Wahrnehmungsorgane auch geartet sein mögen, immer offenbart sich durch sie die Natur als ganzes und immer ist dabei zugleich das Wahrnehmungsbild abhängig von ihrer eigenen Natur, von der Natur des beobachtenden Wesens. Wahrnehmungsbilder sind immer subjektiv und objektiv zugleich und keines ist bezüglich seines Wirklichkeitsgehalts dem anderen gegenüber bevorzugt. Durch jedes von ihnen können wir das Wesen der Natur ganz erkennen, von prinzipiellen Grenzen der Erkenntnis kann daher diesbezüglich nicht gesprochen werden. Das heißt selbstverständlich nicht, dass wir damit auch alle Einzelheiten des Naturgeschehens erfahren, die sich vielleicht nur ganz anders gearteten Sinnen offenbaren.
== Die Naturgesetze als Taten der Elohim ==


Zur Wirklichkeit können wir also nur vordringen, wenn wir ganz bewusst und besonnen die Verbindung von Subjekt und Objekt suchen. Goethe hat die diesbezüglichen Grundprinzipen seiner Forschungsmethode sehr ausführlich in dem etwa 1794 entstandenen Aufsatz [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Der_Versuch_als_Vermittler_von_Objekt_und_Subjekt.pdf Der Versuch als Vermittler von Subjekt und Objekt] besprochen.
Die [[Elohim]], nach [[christlich]]er Terminologie [[Exusiai]] genannt, sind die führenden Schöpfergötter unserer gegenwärtigen [[Kosmos]]. Aus der auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] geschaffenen [[Weisheit]] haben sie die Naturgesetze gebildet, die unsere [[Erdentwicklung]] bestimmen, während der der [[Mensch]] sein [[Ich]] und daraus die Kraft der [[Liebe]] entwickeln soll.
 
=== Der wahrnehmende Mensch und die Verwendung von Messinstrumenten ===
 
Der Verwendung künstlicher Messinstrumente stand Goethe weitgehend skeptisch gegenüber, insoferne sie den Menschen von der unmittelbaren Wahrnehmung der Natur absondern und nur einseitig ein rein quantitatives Bild der Naturerscheinungen wiedergeben. Erst im Menschen stellen sich die Phänomene in ihrem allseitigen qualitativen Zusammenhang dar, den zu erforschen das eigentliche Ziel der goetheanistischen Naturwissenschaft ist.


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"Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner gesunden Sinne bedient, ist der größte und genaueste physikalische Apparat, den es geben kann; und das ist eben das größte Unheil der neuern Physik, daß man die Experimente gleichsam vom Menschen abgesondert hat und bloß in dem, was künstliche Instrumente zeigen, die Natur erkennen, ja, was sie leisten kann, dadurch beschränken und beweisen will.
"Warum
   
spricht zu dem Menschen aus den Naturerscheinungen heraus kein
Ebenso ist es mit dem Berechnen. - Es ist vieles wahr, was sich nicht berechnen läßt, sowie sehr vieles, was sich nicht bis zum entschiedenen Experiment bringen läßt.
Zufall? Warum spricht er da von Gesetzmäßigkeit? Das ist aus dem
   
Grunde, weil nach dem Ablauf der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung
Dafür steht ja aber der Mensch so hoch, daß sich das sonst Undarstellbare in ihm darstellt. Was ist denn eine Saite und alle mechanische Teilung derselben gegen das Ohr des Musikers? Ja man kann sagen: was sind die elementaren Erscheinungen der Natur
eingegriffen haben die Geister der Form, die Exusiai.
selbst gegen den Menschen, der sie alle erst bändigen und modifizieren muß, um sie sich einigermaßen assimilieren zu können." (Goethe: ''Wilhelm Meisters Wanderjahre'', Goethe-HA Bd. 8, S. 473-474)
Und wenn Naturgesetze sich offenbaren, so sind das keine abstrakten
Gesetze, sondern es sind im spirituellen Sinne die Taten der Exusiai,
der Geister der Form. Und indem der Mensch hineinschaut in den Ablauf
der Naturereignisse, schaut er in den Naturgesetzen die Taten der
Exusiai. Aber zusammengesunken ist der Mensch in seinem Mut. Und
da, wo die Exusiai nicht sprechen, wo sie nicht handgreiflich hinweisen
auf das, was sie in die Naturtatsachen hineingelegt haben, da
ahnt der Mensch nichts mehr davon, daß dort auch Geistiges als die
Gesetzmäßigkeit spricht. Dahin aber muß es kommen, daß der Mensch
von den Ereignissen, die er heute noch in das Reich des Zufalls wirft,
so sprechen lernt, wie in den Naturtatsachen die Exusiai sprechen." {{Lit|{{G|133|58f}}}}
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Die Verwendung künstlicher Instrumente, die die natürlichen Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit erweitern, wie beispielsweise [[Wikipedia:Mikroskop|Mikroskop]]e oder [[Wikipedia:Teleskop|Teleskop]]e, ist aus goetheanistischer Sicht durchaus zulässig und wünschenswert, sofern man sich dabei stets bewusst bleibt, dass sie das Beobachtungsfeld verengen und dadurch die Phänomene u.U. aus ihrem natürlichen Zusammenhang herauslösen. Goethe selbst hat mit großer Begeisterung mikroskopische Studien betrieben.
== Naturgesetze als Wirkung der Geister der Umlaufzeiten ==


=== Anschauende Urteilskraft - die richtige Verbindung von Denken und Wahrnehmung ===
Die eigentlichen dirigierenden [[Geistige Wesen|geistigen Wesenheiten]] hinter den Naturgesetzen sind die [[Geister der Umlaufzeiten]]. Sie gehören zur [[Hierarchie]] der [[Urengel]] und verwirklichen die Vorgaben der [[Elohim]]. In der [[Bibel|biblischen]] [[Schöpfungsgeschichte]] werden sie [[Jom]] ({{HeS|יום}}, ''Tag'') bzw. in der Mehrzahl ''Jamim'' oder ''Schöpfungstage'' genannt, die als Diener der [[Elohim]] im [[Licht]] weben.  In der [[Gnosis]] wurden sie als [[Äonen]] bezeichnet. Als [[Zeitgeister]] regeln sie den gesetzmäßigen Ablauf des [[Schöpfung]]sgeschehens. Sie leiten dabei die [[Elementarwesen]], die ihrerseits als [[Naturkräfte]] wirken, in ihrem Tun.


Durch das [[Denken]] wird die begriffliche Seite der Phänomene zugänglich, die in [[Wirklichkeit]] untrennbar mit ihnen verbunden ist, die aber der bloßen sinnlichen Anschauung verborgen bleibt. Der begriffliche Zusammenhang ist Teil des Phänomens selbst. Er enthüllt sich, wenn den Phänomenen im Denken der Raum gegeben wird, ''sich selbst'' in ihren inneren wesenhaften Zusammenhängen auszusprechen. Das gelingt nur, wenn den sinnlich beobachtbaren Phänomenen nicht bereits fertige Denkmuster übergestülpt werden, sondern wenn man genug Geduld hat, zu warten, bis sich ihr Gedankeninhalt in der ''geistigen Anschauung'' selbst offenbart.
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"Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem
Weltenaufbau vorliegt, vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau
selber, dann können Sie sich das etwa so klarmachen: der
äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die
Welt der Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und
dahinter der Planetengeist. Nun müssen wir aber sagen, daß der
Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen Beziehung
durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt
sein Abbild in gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die


{{GZ|Die Notwendigkeit, zur begrifflichen
[[Datei:GA136_045.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 136, S 45]]
Erkenntnis fortzuschreiten, wäre schlechterdings nicht einzusehen, wenn der Begriff nichts Neues zur sinnenfälligen
Anschauung hinzubrächte. Das reine Erfahrungswissen
dürfte keinen Schritt über die Millionen Einzelheiten hinausmachen,
die uns in der Anschauung vorliegen. Das reine
Erfahrungswissen muß konsequenterweise seinen eigenen
Inhalt negieren. Denn wozu im Begriffe noch einmal schaffen,
was in der Anschauung ja ohnehin vorhanden ist?
Der konsequente Positivismus müßte nach diesen Erwägungen
einfach jede wissenschaftliche Arbeit einstellen und
sich auf die bloßen Zufälligkeiten verlassen. Indem er das
nicht tut, führt er tatsächlich aus, was er theoretisch verneint.|1|155f}}


Bei Goethe trennt sich das Denken niemals von den beobachteten Erscheinungen, sondern geht mit ihnen Hand in Hand – eine Methode, die zurecht als "[[Anschauende Urteilskraft]]" bezeichnet werden darf:
Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir,
wenn wir die Sinneswelt selber mit dem normalen Bewußtsein
beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in einem Aufdruck
von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen,
etwa so, wie wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt
weggezogen haben, eben die hinter dieser stufenweise wirksamen
geistigen Wesenheiten hätten. Das normale Bewußtsein
nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt
der Naturgeister, die drückt sich in den Wahrnehmungen als das
ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die Wissenschaft von Naturkräften
spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für
den Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie
sind die Maja, sie sind die Abprägung der Naturgeister, die hinter
der Sinneswelt wirken.


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Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das,
"Herr Dr. Heinroth in seiner Anthropologie ... spricht von meinem Wesen und Wirken günstig, ja er bezeichnet meine Verfahrungsart als eine eigentümliche: dass nämlich mein Denkvermögen gegenständlich tätig sei, womit er aussprechen will: dass mein Denken sich von den Gegenständen nicht sondere; dass die Elemente der Gegenstände, die Anschauungen in dasselbe eingehen und von ihm auf das innigste durchdrungen werden; dass mein Anschauen selbst ein Denken, mein Denken ein Anschauen sei; welchem Verfahren genannter Freund seinen Beifall nicht versagen will." ([http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Bedeutende_Foerdernis_durch_ein_einziges_geistreiches_Wort.pdf Goethe: ''Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort''])
was man gewöhnlich für das normale Bewußtsein die Naturgesetze
nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen dadurch vorhanden,
daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte
wirken. Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten.
Wenn der gewöhnliche Naturforscher von Naturgesetzen spricht
und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist, daß diese
Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch
bei aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der
Umlaufszeiten sagen und wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren.
Das drückt sich in der Maja, im äußeren Schein, in den
Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein
nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren
Welt geht gewöhnlich das normale Bewußtsein nicht. Das normale
Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von der äußeren Wahrnehmungswelt,
von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht
von den Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität
und so weiter, Anziehungskraft, Abstoßungskraft, Schwere und so
weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt der Maja,
denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der
Ätherleib der Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen.
Das ist wiederum eine Maja. Es liegt zugrunde das, was wir
heute geschildert haben als die Welt der Geister der Umlaufszeiten.
Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der
Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt.
Die Wissenschaft tut das heute nicht." {{Lit|{{G|136|44ff}}}}
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Die herkömmliche naturwissenschaftliche Methode beruht darauf, aus der Fülle der sich dem Auge darbietenden sinnlichen Erscheinungen einige wenige, möglichst quantitativ erfaßbare Daten auszusondern und zu sehen, ob sie sich in einen gedanklich abstrakt beschreibbaren Zusammenhang stellen lassen. Von den nicht quantifizierbaren Sinnesqualitäten selbst wird dabei weitgehend abgesehen, das Denken selbst ist bildlos. Wo immer möglich, wird nach einer exakten mathematischen Formulierung der Naturgesetze gesucht. Die Natur wird derart zuerst zu einem abstrakten Gebilde reduziert, über das man dann abgesondert nachdenkt, ohne wieder den Anschluß an das volle Naturwesen zu suchen. Das ist auch nicht anders möglich, wenn man die Natur quantitativ erfassen will, man würde sonst in einer unendlichen Datenflut ertrinken. Dementsprechend konzentriert man sich bei seinen Untersuchungen auch stets auf einen eng umgrenzten Bereich, von dem man annimmt, daß er näherungsweise vom Rest der Welt unabhängig ist und aus sich heraus allein verstanden werden kann.
== Naturgesetze und Elementarwesen ==


Im Gegensatz zum abstrakten Denken, das die gegenwärtige Naturwissenschaft kennzeichnet, darf man bei Goethe von einem sinnlich-konkreten Denken sprechen. Die »anschauende Urteilskraft« sucht das »[[Urbild]]liche, [[Typus|Typische]]« zu erfassen, die Idee der Sache, die sich aber der sinnlichen Erfahrung nicht unmittelbar enthüllt, sondern erst dem anschauenden Denken. Nur dadurch läßt sich die Natur ihrer Wirklichkeit nach erfahren. Wahrnehmung und Denken liefern jeweils für sich genommen nur eine Hälfte der Wirklichkeit, vollständig erfaßt wird sie erst, wenn sich Denken und Wahrnehmung durchdringen. Es ist der Grundirrtum der modernen Wissenschaft, daß sie in dem äußerlich Wahrnehmbaren, sei es direkt mittels der Sinne oder indirekt durch die verschiedensten Meßinstrumente, schon eine Wirklichkeit für sich sieht, von der sie sich ein gedankliches Abbild zu schaffen sucht. Die äußere Welt erscheint ihr objektiv und für sich selbst bestehend, die Gedanken, die sich der Mensch darüber bildet, werden als subjektiv betrachtet. Tatsächlich sind aber Subjekt und Objekt bloße Erscheinungen, die beide von der eigentlichen Wirklichkeit umgriffen werden. "Dem Denken ist jene Seite der Wirklichkeit zugänglich", sagt Rudolf Steiner, "von der ein bloßes Sinnenwesen nie etwas erfahren würde. Nicht die Sinnlichkeit wiederzukäuen ist es da, sondern das zu durchdringen, was dieser verborgen ist. Die Wahrnehmung der Sinne liefert nur eine Seite der Wirklichkeit. Die andere Seite ist die denkende Erfassung der Welt." {{Lit|{{G|2|63}}}} Das menschliche Erkenntnisvermögen ist eben so gestaltet, daß sich dem Menschen die Wirklichkeit zunächst getrennt von zwei verschieden Seiten her erschließt, mithin solange bloße Erscheinung bleibt, bis er sie durch seine aktive geistige Tätigkeit vereinigt und so zur Wirklichkeit selbst durchbricht, die wie wir bereits gesehen haben, mehr umfaßt als die bloße dingliche Realität. Wie tief der Mensch in die Wirklichkeit der natürlichen Welt einzudringen vermag, wird davon abhängen, wie aufmerksam er ihre sinnliche Seite wahrzunehmen vermag, und wie viel er dem so sinnlich Wahrgenommenen durch sein mehr oder weniger reich entwickeltes Innenleben gedanklich entgegenzutragen vermag. Immer weitere Aspekte der Wirklichkeit können sich so dem Menschen eröffnen, je mehr er seine Beobachtungsgabe schult und je mehr er sein Innenleben bereichert. Durch ''passives'' Wahrnehmen allein kann die Natur nicht ihrer Wirklichkeit nach erfahren werden, sie will aktiv durch innere Tätigkeit ergriffen sein. Und dazu muß der Mensch innerlich seelisch die selben Schaffenskräfte rege machen, die in der Natur physisch gestaltend wirken. Das [[diskursiv]]e Denken reicht dazu nicht hin, sondern dazu ist ein intuitives Denken nötig, das das Urbildliche in den Phänomenen zu erfassen vermag. Ein derartiges intuitives Erkenntnisvermögen bezeichnete [[Immanuel Kant|Kant]] als "intellectus archetypus", d.h. als urbildlichen Verstand. Goethe war sich bewußt, daß er gerade über ein solches sinnlich-übersinnliches urbildliches Anschauungsvermögen verfügte, das Kant zwar grundsätzlich für denkmöglich hielt, dem Menschen aber absprechen zu müssen glaubte. Goethe war hier entschieden anderer Meinung:
Aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht sind Naturgesetze [[Gedanke]]n von [[Elementarwesen]], die auf dem [[Physische Welt|physischen Plan]] [[denken]], aber ihren [[Körper]] in der [[Astralwelt]] haben. Diese Gedanken sind aber zugleich die wirksamen [[Kraft|Kräfte]] in der [[Natur]].


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"Als ich die Kantische Lehre, wo nicht zu durchdringen, doch möglichst zu nutzen suchte, wollte mir manchmal dünken, der köstliche Mann verfahre schalkhaft ironisch, in dem er bald das Erkenntnisvermögen aufs engste einzuschränken bemüht schien, bald über die Grenzen, die er selbst gezogen hatte, mit einem Seitenwink hinausdeutete. Er mochte freilich bemerkt haben, wie anmaßend und naseweis der Mensch verfährt, wenn er behaglich, mit wenigen Erfahrungen ausgerüstet, sogleich unbesonnen abspricht und voreilig etwas festzusetzen, eine Grille, die ihm durchs Gehirn läuft, den Gegenständen aufzuheben trachtet. Deswegen beschränkt unser Meister seinen Denkenden auf eine reflektierende diskursive Urteilskraft, untersagt ihm eine bestimmende ganz und gar. Sodann aber, nachdem er uns genugsam in die Enge getrieben, ja zur Verzweiflung gebracht, entschließt er sich zu den liberalsten Äußerungen und überläßt uns, welchen Gebrauch wir von der Freiheit machen wollen, die er einigermaßen zugesteht. In diesem Sinne war mir folgende Stelle höchst bedeutend:
"In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine
liegen, während der Körper eines solchen Wesens im Astralen liegt.
Man denke sich das Bewußtsein in der festen Erde, den Körper im
Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und
dessen Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein
in der Luft und dem Körper im Astralen; und eines mit dem Bewußtsein
im Feuer und dem Körper im Astralen. Die heutige Menschheit
weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit
nur durch die Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr
gut. Ein Gnom ist nur wahrnehmbar für den, der auf dem astralen
Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen manchmal ein solches
astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind
in unserer Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der
Naturforscher heute Naturgesetze nennt, das sind die Gedanken von
Wesenheiten, die auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper
auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem
Naturgesetz steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines
Wesens, das auf dem Astralplan seinen Körper hat. Die Naturkräfte
sind schaffende Wesenheiten und die Naturgesetze sind ihre Gedanken.


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[[Datei:GA93a_218.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 93a, S 218]]
«Wir können uns einen Verstand denken, der, weil er nicht wie der unsrige diskursiv, sondern intuitiv ist, vom synthetisch Allgemeinen, der Anschauung eines Ganzen als eines solchen, zum Besondern geht, das ist, von dem Ganzen zu den Teilen: Hierbei ist gar nicht nötig zu beweisen, daß ein solcher intellectus archetypus möglich sei, sondern nur, daß wir in der Dagegenhaltung unseres diskursiven, der Bilder bedürftigen Verstandes (intellectus ectypus) und der Zufälligkeit einer solchen Beschaffenheit auf jene Idee eines intellectus archetypus geführt werden, diese auch keinen Widerspruch enthalte.» [Kant, Kritik der Urteilskraft, § 77]
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Zwar scheint der Verfasser hier auf einen göttlichen Verstand zu deuten, allein wenn wir ja im sittlichen, durch Glauben an Gott, Tugend und Unsterblichkeit uns in eine obere Region erheben und an das erste Wesen annähern sollen: so dürft' es wohl im Intellektuellen derselbe Fall sein, daß wir uns, durch das Anschauen einer immer schaffenden Natur zur geistigen Teilnahme an ihren Produktionen würdig machten. Hatte ich doch erst unbewußt und aus innerem Trieb auf jenes Urbildliche, Typische rastlos gedrungen, war es mir sogar geglückt, eine naturgemäße Darstellung aufzubauen, so konnte mich nunmehr nichts weiter verhindern, das Abenteuer der Vernunft, wie es der Alte vom Königsberge selbst nennt, mutig zu bestehen." ([http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/odyssee/Goethe/Goethe_Anschauende_Urteilskraft.pdf Goethe: ''Anschauende Urteilskraft''])
" {{Lit|{{G|93a|218}}}}
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=== Exakte sinnliche Phantasie ===
Es liegt im Wesen des Lebendigen, dass es nicht als fertige abgeschlossene Gestalt rein sinnlich erfasst werden kann. Was sich dem sinnlichen Blick zeigt, ist nur ein winziger Ausschnitt einer sich entfaltenden Zeitgestalt. Um sich etwa die ganze sich durch verschiedene Formen lebendig wandelnde Pflanze zu vergegenwärtigen, muss man sich der Erinnerungsfähigkeit bedienen. Nur in dem man innerlich seelisch den vollständigen Werdegang der Pflanze in sich nachbildet, kann sich ihre vollständige Zeitgestalt offenbaren. Diese Erinnerungskraft, die mehr ist als das bloße momentane sinnliche Anschauen, hat Goethe ganz besonders gepflegt. Und das ist auch nötig, denn wie blass und abstrakt, wie wenig detailgetreu ist doch zumeist unser alltägliches [[Gedächtnis]]. Was wir uns seelisch innerlich von den vergangenen Geschehnissen wieder bewusst machen können, ist in der Regel nur ein schwacher Abklatsch des ursprünglichen unmittelbaren sinnlichen Erlebens, und obendrein meist noch ziemlich verfälscht; unser Gedächtnis wird nämlich nur allzu schnell von den Phantasiekräften ergriffen, die das einstmals Erlebte vielfach umgestalten, und zwar um so eher, je bruchstückhafter die Erinnerung ist. Unbewusst neigen wir dazu, die Lücken in unserem Gedächtnis höchst phantasievoll zu überbrücken, wodurch wir uns aber den Blick auf das, was wirklich war, verstellen. Wenn man das Lebendige auf wirklich exakte Weise erfassen will, dann muss das Gedächtnis erzogen und verstärkt werden. Vor allem muss das abstrakte bildlose, bloß begrifflich orientierte Gedächtnis zu einer wirklich vollgesättigten detailgetreuen inneren bildhaften Wahrnehmung werden, die an Intensität und Treue der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung so wenig als möglich nachsteht. Voraussetzung dafür, dass das überhaupt gelingen kann, ist, dass wir in unserem sinnlichen Anschauen viel aufmerksamer, viel wacher werden, als wir es im alltäglichen Leben sind. Gerade der Blick des modernen Menschen ist oft so flüchtig, dass er nur wenig von dem, was vor seinen Augen ausgebreitet ist, auch wirklich bewusst sieht. Vielmehr als wir ahnen, laufen wir als Halbblinde durch die Welt. Um etwas wirklich zu schauen, bedarf es eben nicht nur gesunder Sinne, sondern auch der aktiven seelischen Kraft, das den Sinnen Dargebotene zu ergreifen. Sehen lernen (und das Sehen gilt hier als Beispiel für alle anderen Sinneswahrnehmungen auch, von denen der Sehsinn nur der für uns hervorspringenste ist) muss also die erste Tugend sein, die es zu erwerben gilt. Schon das steht in ziemlichem Gegensatz zur gängigen naturwissenschaftlichen Methode, bei der die aufmerksame Wahrnehmung so weit wie möglich durch einen abstrahierenden Messprozess ersetzt wird. Gerade jene Teildisziplinen der Biologie, in denen dieses sinnige Schauen noch gepflegt wurde, wie etwa die Morphologie, werden zunehmend unbedeutend gegenüber dem molekularbiologischen Ansatz! So steht der moderne "Naturforscher" oft schon von Anfang an gar nicht vor der reichen Fülle der natürlichen Welt, sondern nur vor einem höchst abstrakten Ausschnitt der selben.
Je mehr und je intensiver uns das innere seelische Bild einer sinnlich erscheinenden Pflanze gegenwärtig wird, und je mehr uns das für die verschiedensten Entwicklungsstadien gelingt, desto mehr nähern wir uns ihrem eigentlichen Wesen. Dieses wird sich uns offenbaren, wenn es uns nun in innerem seelischen Tun gelingt, die einzelnen Werdestufen dieser Pflanze, gesetzmäßig ineinander zu verwandeln. Wir lassen dann gleichsam die Pflanze als inneres Bild noch einmal in uns heranwachsen. Nur schauen wir sie jetzt nicht von außen, sondern sind selbst tätig an ihrem Werden beteiligt. Wir eignen uns so die in ihr waltenden gestaltbildenden Kräfte, die draußen die physisch erscheinende Pflanze formen, innerlich seelisch an, wir verbinden uns mit ihnen. Und wenn wir endlich wie in einem einzigen Augenblick den ganzen Werdegang dieser Pflanze, etwa einer Rose oder Lilie, innerlich schauen, dann ist uns ihr eigentliches Leben, das übersinnlicher Natur ist, seelisch gegenwärtig. Was wir so als [[Typus]] der Rose etwa schauen, das wirkt als [[Bildung#Goethe|Bildekraft]] auch in allen anderen Rosen, denen wir in der sinnlichen Welt begegnen. Der "intellectus archetypus", von dem Kant sprach, aber dem Menschen verweigerte, lebt in uns auf. Was so als Typus der Rose oder Lilie usw. innerlich erfaßt wird, kann unmöglich als starre, unbewegliche Gestalt gedacht werden. Es ist ein durch und durch lebendig bewegliches Prinzip, das als ein einheitliches in allen Teilen der sinnlich erscheinenden Pflanze wirksam ist. Nur weil Goethe in sich diesen urbildlichen Verstand rege gemacht hat, konnte er das Pflanzenleben so begreifen, wie er es in seiner Metamorphosenlehre festgehalten hat.
=== Sinnlich-Sittliche Wirkungen ===
Wirklich fruchtbar werden die Ergebnisse der Naturforschung nur, wenn diese den unmittelbaren Bezug zum Menschen sucht. Die durch unser Bewusstsein aufgerissene Kluft zwischen Subjekt und Objekt wird dadurch überwunden. Goethe suchte etwa in seiner Farbenlehre ganz entschieden diesen Bezug zum lebendig empfindenden Menschen.
Es ist charakteristisch für Goethes ganzheitlich orientierten Forschungsstil, dass er sich bei seinen Untersuchungen nicht auf die bloßen physikalischen Farberscheinungen beschränkt, sondern auch seelische Faktoren mit einbezieht und ihr wechselseitiges Zusammenspiel studiert. Einen ganz besonderen Raum in Goethes Farbenlehre nimmt dementsprechend das Kapitel über die sinnlich-sittliche Wirkung der Farben ein, in dem Goethe sehr ausführlich beschreibt, wie die einzelnen Farben auf das menschliche Gemüt wirken. Dabei zeigt sich die selbe Polarität wie schon bei den rein physikalischen Erscheinungen.
Das Licht, die Helle erfreut unsere Seele, die Dunkelheit verdüstert nur all zu leicht unsere Stimmung und verängstigt uns nicht selten. Weiß ist die Farbe der Freude und Unschuld, Schwarz die Farbe des Todes, der Trauer und Schuld. Gelb ist die nächste Farbe am Licht. Die rotgelben Farbtöne wirken auf das Gemüt erheiternd (man denke nur an die sprichwörtliche ''rosarote Brille'') und regen den Willen zur Aktivität an.
== Zur Systematik von Goethes Forschungsmethode ==
[[Bild:Urpflanze.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner]], [[Urpflanze]], Aquarell 1924]]
Im '''Anorganischen''' wird das [[Denken]] dazu verwendet, die den Sinnen durch Beobachtung und Experimente gegebenen Qualitäten so zu ordnen, dass das eine Phänomen in seinen Zuständen und Vorgängen als Folge anderer Phänomene verständlich wird. Dabei werden wesentliche (für das Erscheinen des Phänomens notwendige) und unwesentliche (nur modifizierende) Bedingungen unterschieden. Ein solches Phänomen, bei dem sich ein unmittelbar einsichtiger, gesetzmäßiger Zusammenhang mit den wesentlichen Bedingungen zeigt, ist ein ''[[Urphänomen]]''. Aus solchen können alle Beziehungen zwischen weiteren Phänomenen abgeleitet und letztere damit verstanden werden (''beweisende Methode''). So hat Goethe aus dem Urphänomen der [[Farbenlehre|Farbe]] (Entstehung der Farbe an Licht, Finsternis und Trübe) die Grundlage einer Optik entwickelt (Goethe 1891-1896).
Im '''Lebendigen''' bedingen sich die Glieder der Erscheinungen nicht mehr nur gegenseitig, sondern jedes Einzelne wird vom Ganzen her dessen Eigenart gemäß bestimmt. Beim Studium der Vorgänge wird bemerkt, dass sich die Verwandlungen ([[Metamorphose]]) der Blattorgane einer Pflanze von den Keimblättern über die Laubblätter, die Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblätter aus einer Grundform (dem ''[[Typus]]'') heraus vollziehen (Bockemühl 1977; Adams, Whicher 1960); die äußeren Bedingungen wirken lediglich modifizierend. Im gleichen Sinne werden die verschiedenen Arten als spezielle Erscheinungsformen der Gattung verständlich. Dies weist auf einen ''sinnlich-übersinnlichen'' Vorgang, der der Idee nach bei allen Pflanzen derselbe ist, der Erscheinung nach sowohl bei der einzelnen Pflanze als auch im ganzen Pflanzenreich verschiedene Formen hervorbringt und den Goethe die ''[[Urpflanze]]'' (den allgemeinen Pflanzentypus) nannte. Aus dieser lassen sich nach Goethe ''Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen'' und ''eine innere Wahrheit und Notwendigkeit haben'' (''entwickelnde Methode'').
Im '''Beseelten''' tritt die innere Organbildung als gestaltendes Phänomen in den Vordergrund. Tiere und Pflanzen sind gleichermaßen Lebewesen, und doch unterscheiden sie sich in ihrer Lebenstätigkeit wesentlich voneinander. Die Pflanze ist fest in der Erde verwurzelt, an sie gefesselt; das Tier vermag sich frei im Raum zu bewegen, und mehr noch, es ist erfüllt von innerer Seelenbewegung, die der Pflanze völlig mangelt. Das seelische Innenleben des Tieres gibt sich nach außen in der instinkt- und triebgebundenen Eigenbeweglichkeit kund; der Mensch hat darüber hinaus in seinem Inneren bewusst teil am Geistigen. Im Zusammenhang damit enthält der Wandel der tierischen und menschlichen Formen im Gegensatz zur Metamorphose der pflanzlichen Formen wesentliche Sprünge, die u. a. durch [[Einstülpung]] (z. B. bei der Bildung der inneren Organe) bzw. ''[[Umstülpung]]'', z. B. von Röhrenknochen in den Schädelknochen (Steiner 1926), verstanden werden können. Die ''entwickelnde Methode'' wird so zur ''Umstülpungsmethode'' erweitert, mit deren Hilfe u. a. die dreigliedrige tierische und menschliche Gestaltung erforscht wird (Poppelbaum 1938; Schad 1971).
Der '''[[Geist]]''' des Menschen prägt die Gestalt und Funktion des Körpers in besonderer Weise. Im Unterschied zum Tier werden in der Leiblichkeit des ''Menschen'' die Wirkungen des von Absterbeprozessen durchzogenen Nerven-Sinnessystems und des in Aufbauprozessen lebenden Stoffwechsel-Gliedmaßensystems durch ein eigenständiges, das momentan abgelähmte Leben momentan wieder anfachendes rhythmisches System so vermittelt, dass sie die physiologische Grundlage des Denkens, Wollens und Fühlens werden; durch diese Seelentätigkeiten kann die menschliche [[Individualität]] ihre Entwicklung selber fortsetzen (Steiner 1917). Das menschliche [[Ich]] wird zum bestimmenden Zentrum des dreigliedrigen Organismus in dessen Inneren sich das dreigliedrige Seelenleben entfaltet. Das [[Bewusstsein]], über das auch die Tiere in unterschiedlichen Graden verfügen, wird so bis zum [[Selbstbewusstsein]] gesteigert. Ausgehend davon versucht der Goetheanismus in weiterer Folge auch den sozialen Organismus in seiner [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung]] in Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben zu verstehen und zu gestalten (Steiner 1919).
== Abgrenzung zu anderen Forschungsmethoden bzw. Methodologien ==
Goetheanismus als angewandte Forschungsmethode unterliegt, abgesehen von der Bestimmung, die Goethe selbst seiner Wissenschaft gegeben hatte, und dem anthroposophischen Verständnis des goetheschen Forschens, keiner näheren Definition im Sinne einer rezeptartigen Methodologie. Einigkeit darüber, was genau unter Goetheanismus zu verstehen ist, besteht nicht. Generell kann aber wissenschaftliches Forschen als Goetheanismus bezeichnet werden, das sich an Goethe, und - aus Sicht von Anthroposophen -  an dem Verständnis Goethes durch Rudolf Steiner orientiert. Für eine nähere, jeweilige Bestimmung muß man sich die konkrete Forschungspraxis ansehen. In ihr kommt die goetheanistische Forschungsweise zum Ausdruck.
Dabei wird Wissenschaft im Sinne Goethes auch außerhalb von anthroposophischen Forscherkreisen betrieben. Es kann daher der Sache nach goetheanistisches Forschen vorliegen, ohne daß die Bezeichnung "Goetheanismus" verwendet wird, die andererseits auch glatt als Synonym für "anthroposophische Forschung" durchgehen kann<ref>{{GZ|Nur
wird erst langsam und allmählich gerade dieser Goetheanismus in das
menschliche Verständnis hineinkommen können. Für gewisse Punkte,
sagte ich, habe ich schon gezeigt, wie in dem Goetheanismus geradezu
der Impuls für alles Geisteswissenschaftliche liegt. Aus Goethe heraus
kann alles Geisteswissenschaftliche entwickelt werden. Und in einem
öffentlichen Vortrage, den ich vor kurzer Zeit gehalten habe, habe ich
gezeigt, wie in Goethes Metamorphosenlehre die erste elementare wissenschaftliche
Begründung der Reinkarnationslehre, der Lehre von den
wiederholten Erdenleben liegt. Denn, wie Goethe die Metamorphosenlehre
beginnt und zeigt, wie das Blatt sich in die Blüte verwandelt, wie
ein Organ in verschiedenen Formen erscheint, darin liegt beschlossen,
wenn man es durchdringend durchführt, das, was ich nun auch hier
schon ausführte: daß des Menschen Haupt ein umgewandelter übriger
Leib sei und der übrige Leib ein noch nicht umgewandeltes menschliches
Haupt. Metamorphose im äußersten Maße, die unmittelbar so der Wissenschaft
zur Reinkarnationserkenntnis, zur Erkenntnis der wiederholten
Erdenleben werden wird!|171|133}}
{{GZ|Und erst, wenn man den Goetheanismus
zur Geisteswissenschaft vertieft haben wird, erst dann wird
Goethe verstanden werden können. Vieles wird sich finden aus Goethe,
was Goethe selber nicht aussprechen konnte. Der richtig verstandene
Goethe führt schon zur Geisteswissenschaft. Geisteswissenschaft ist nur
ausgebildeter Goetheanismus.|171|136}}</ref>.
{{LZ|Es wird damit bezeichnet: a) Zum Beispiel einfach durchweg alles, was naturwissenschaftliches Arbeiten in anthroposophischen Zusammenhängen ist. […] c) Die experimentelle Nachprüfung vieler Aussagen Steiners mit den Methoden der universitären Naturwissenschaften. d) Jeglicher poesievoller, ästhetisch erlebender Umgang mit der Natur ohne jeden Wissenschaftsanspruch. e) Die an der Anthroposophie orientierten kulturwissenschaftlichen Inhalte in Kunst, Kunstgeschichte, Geschichte, Sprachwissenschaft und Literatur. f) Die aus der Anthroposophie herausgewachsenen Künste wie die [[Eurythmie]] und der organische Baustil in der Architektur […].|Wolfgang Schad in: Was ist Goetheanismus? Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 2001, S. 23-66}}
Albrecht Schad will Goetheanismus von der Anthroposophie als "Geistes"wissenschaft bzw. -forschung unterschieden wissen:
{{LZ|Naturwissenschaft geht immer von der sinnlichen Erfahrung und Verarbeitung aus. So kann mit Goetheanismus der sinnvolle wissenschafltiche und künstlerische Umgang mit der ''sinnlichen'' Seite der Welt gemeint sein. Unter Anthroposophie als moderner Geisteswissenschaft kann hingegen die Wissenschaft von der Geistseite der Welt, vom Übersinnlichen verstanden werden. Eine anthroposophische Naturwissenschaft wäre dann ein Widerspruch in sich selbst, eine goetheanistische Naturwissenschaft nicht. Goetheanismus ist heute alle sinnesgebundene Forschung, welche die Beschäftigung mit dem Sinnlichen solange betreibt, bis sie die Ideenwelt berührt, eine Forschung also, welche die Beschäftigung mit dem Sinnlichen hin zur Geistoffenheit führt.|Albrecht Schad, 2008, in ''Der goetheanistische Zugang zum Lebendigen'', in "Wirkklichkeit und Idee", S. 118}}
Andere sind der Ansicht, das Wesentliche sei der Ausgang vom Phänomenalen, vom Beobachteten oder Wahrgenommenen. Dabei könne es sich auch um geistig, also übersinnlich Wahrgenommenes handeln, zu welchem bereits die Gedanken als dem Denken wahrnehmbar gehören.
{{LZ|Das Wort Goetheanismus verbinden wir in erster Linie mit naturwissenschaftlichen Phänomenen. Insofern wir aber den methodischen Ansatz und die geistige Grundhaltung ins Auge fassen, kann er auf alle Bereiche des Lebens übertragen werden. Der Untertitel von Rudolf Steiners ''Philosophie der Freiheit'': Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode weist ebenfalls auf das Methodische hin, das unabhängig von dem Forschungsbereich gilt.|Heinz Zimmermann, 2008, in ''Wie kann der Goetheanismus die Kollegiumsarbeit befruchten?'', in "Wirklichkeit und Idee", S. 331}}
{{LZ|Die Sozialwissenschaft unterscheidet sich von der Naturwissenschaft dadurch, daß ihre Erfahrungswelt nicht sinnlicher Natur ist, soweit es sich um die 'Urphänomene' des sozialen Daseins handelt. Diese sind - wie die selbstbewußte geistige Individualität - Ideen, sind Begriffe an sich und gehören deshalb zur dritten Stufe des 'Systems der Wissenschaft', auf welcher der Begriff, die Idee, selbst wahrgenommen werden muß.
Zu den Urphänomenen gelangt im Sozialen nur das Bewußtsein, das zur 'Grenzüberschreitung' gegenüber den äußeren sozialen Erscheinungen bereit ist. Ideen als soziale Gestaltungskräfte sind für die Forschung als Erfahrung, als soziale Gesetze nur von jenseits dieser Schwelle der sinnlichen Welt zu holen.|Hans Georg Schweppenhäuser, in ''Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft - ihre Methoden und Erkenntnisgrundlagen'', in: "Das soziale Rätsel", S. 115}}
Insbesondere in den Sozial- und Kulturwissenschaften gibt es Wissenschaftler, die eine klare Abgrenzbarkeit der Wissenschaft zur Kunst verneinen. Goetheanistisches Forschen kann insofern auch eine künstlerische Komponente enthalten, die sich nur einem Nachvollzug in ihrem Sinn und Wert erschließt, nicht aber abstrakt definiert werden kann. Die Problematik bei solcher Ausweitung ist die Gefahr, ins Beliebige zu geraten, etwa bei der kreativen Gestaltung von [[soziale Plastik|sozialer Plastik]] im Sinne [[Joseph Beuys]]'. In solchem Fall kann phantastisch Ausgedachtes mit den umgebenden sozialen Realitäten (den plastischen "Materialien"), die es umzugestalten gilt, in ein unrichtiges Verhältnis kommen, sich aber gleichwohl geltend machen und die soziale Realität mitbestimmen<ref>Man könnte dagegen einwenden, daß soziale Plastiken keine Schöpfungen von einzelnen seien, sondern Gemeinschaftsprodukte aller Beteiligten. Durch diese Beteiligung aller Individuen, die ihre Erkenntnisse und kreativen Vermögen in die soziale Plastik einbringen, würden sich Falschheiten durch die intersubjektive gegenseitige Korrektur beheben lassen. Möglich ist dies aber jedenfalls dann nicht, wenn die gesamte Gruppe eine schiefe Sichtweise davon hat, was wie zu gestalten und wie einzufügen ist. -
Folgt man Johannes Mosmann und Silvain Coiplet, ist dies z.B. hinsichtlich einer verbreiteten Ansicht, eine Walddorfschule könne als ein Schulorganismus in sich (im Sinne einer falsch verstandenen sozialen Dreigliederung) nach Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben dreigegliedert sein. Als Institution des Geistesleben komme der Waldorfschule kein eigenständiges Rechts- und Wirtschaftsleben zu, sondern diese beiden Bereiche müsse man als in die Waldorfschule hineinragend ansehen.
{{LZ|Kaum eine andere Vorstellung steht dem Verständnis der Steinerschen Idee einer „freien“ Waldorfschule so im Weg wie die populäre Meinung, bei einem „Schulorganismus“ handle es sich um den sozialen Organismus im Sinn der sozialen Dreigliederung, weshalb sich auch alle drei Glieder (Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben) in der Schulverwaltung wiederfinden müssten. Der Begriff „Mikro-“ bzw. „Meso-Dreigliederung“ ist dabei nur eine von vielen Facetten derselben Vorstellung, auf die das soziale Denken (und in der Folge leider auch die soziale Praxis) in vielen anthroposophischen Einrichtungen häufig zurückzuführen ist. Dabei ist die Fehlinterpretation der sozialen Dreigliederung als Gliederung der einzelnen Institution keineswegs neu - schon Rudolf Steiner musste sich mit ihr auseinandersetzen.|Johannes Mosmann, Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015, vgl. auch Silvain Coiplet: Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich ?, 2003 [https://www.dreigliederung.de/essays/2003-03-001]}}
Die Idee der sozialen Plastik und ihre Praxis bieten gegen solche Möglichkeiten, von vornherein von falschen Voraussetzungen auszugehen, die sich als vermeintliches Wissen tarnen, aus sich selbst heraus keine Handhabe. Noch auf lange Sicht wird soziale Kunst separater wissenschaftlicher Begleitforschung nicht entraten können.</ref>.
Rudolf Steiner sieht in ferner Zukunft eine Wiedervereinigung von Wissenschaft, Kunst und Religion kommen [Quelle]. Im heutigen Goetheanismus mag sich ein Beginn davon zeigen.
{{GZ|Goethe wollte zum Beispiel gar nicht sprechen von einer
abgesonderten Idee von Wahrheit, von Schönheit, von
Religion oder Frömmigkeit. Goethe wollte die Idee als
eine wissen, und in Religion und Kunst und Wissenschaft
wollte er nur verschiedene Offenbarungen der einen
geistigen Wahrheit sehen. Goethe sprach von der Kunst
als von einer Offenbarung geheimer Naturgesetze, welche
ohne die Kunst niemals offenbar werden würden.
Für Goethe war geradezu die Wissenschaft etwas, das er
auf die eine Seite hinstellte, das eine andere Ausdrucksweise
hat als die Kunst; auf der anderen Seite war ihm die
Kunst etwas, was wiederum eine andere Ausdrucksweise
hat. Aber nur wenn beide zusammen im Menschen
wirken, kann der Mensch auch im Goetheschen Sinne
die ganze volle Wahrheit ergründen.|82|21}}
{{GZ|Aber nicht dann ist man im rechten
Sinne ein Bekenner des Goetheanismus, Bekenner derjenigen
Weltanschauung, die durch Goethe geworden ist,
die Goethe erkraftet hat, wenn man historisch oder
äußerlich biographisch das betrachtet, was Goethe selber
hingeschrieben hat; sondern dann ist man im rechten
Sinne ein Bekenner der Goetheschen Weltanschauung,
wenn man lebendig sich in diese Weltanschauung hineinzuversetzen
und weiter und weiter sie fortzusetzen
vermag.|72|105}}
{{GZ|Ich meine damit auch wieder nicht
etwas dogmatisch Festzusetzendes, sondern Namen muss man gebrauchen für etwas, das weit über den Namen
hinausgeht. Ich verstehe unter Goetheanismus nicht das, was Goethe bis zum Jahre 1832 gedacht hat, wohl aber
etwas, was vielleicht erst im nächsten Jahrtausend im Sinne Goethes gedacht werden kann, was aus der
Goetheschen Anschauung, aus dem Goetheschen Vorstellen und Empfinden werden kann.|181|423}}
Demgegenüber muß im Interesse seriöser Wissenschaft publizierten Forschungsresultaten eine nachvollziehbare Erläuterung des methodischen Vorgehens mitgegeben werden, die wissenschaftlichen Standards genügt. Ein schlichter Hinweis, es sei die goetheanistische Methode angewandt worden, genügt nicht, da eben darunter Verschiedenstes verstanden werden kann.
== Goethe-Zitate ==
* "Ein Phänomen, ein Versuch kann nichts beweisen, es ist das Glied einer großen Kette, das erst im Zusammenhange gilt. Wer eine Perlenschnur verdecken und nur die schönste einzeln vorzeigen wollte, verlangend, wir sollten ihm glauben, die übrigen seien alle so, schwerlich würde sich jemand auf den Handel einlassen." Sprüche in Prosa 160, Maximen und Reflexionen 501
* "Kein Phänomen erklärt sich an und aus sich selbst; nur viele zusammen überschaut, methodisch geordnet, geben zuletzt etwas, was für Theorie gelten könnte." Sprüche in Prosa 161, Maximen und Reflexionen 500
* "Das Höchste wäre, zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist. Die Bläue des Himmels offenbart uns das Grundgesetz der Chromatik. Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre." Sprüche in Prosa 165, Maximen und Reflexionen 488
* "Es gibt eine zarte Empirie, die sich mit dem Gegenstand innigst identisch macht, und dadurch zur eigentlichen Theorie wird. Diese Steigerung des geistigen Vermögens aber gehört einer hochgebildeten Zeit an." Sprüche in Prosa 167, Maximen und Reflexionen 509


== Literatur ==
== Literatur ==
{{Glomer-Suche|Goetheanismus}}
;Naturwissenschaft


* [[Johann Wolfgang von Goethe]] (1891-1896): ''Naturwissenschaftliche Schriften''. Sophien-Ausgabe, Weimar
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
* [[Johann Wolfgang von Goethe]] (1883-1897): ''Naturwissenschaftliche Schriften''. Hrsg. Joseph Kürschner, Bd. 114 - 117, 1883-1897, Fotomechanischer Nachdruck Dornach 1982, ISBN 3-7274-5210-2 (Reihe, 5 Bände)
#Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1 {{Schriften|010}}
* [[Johann Wolfgang von Goethe]] (1947 - 2011 / III.Abt.: 2014 - ): ''Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft'', Leopoldina-Ausgabe, erste vollständige und historisch-kritische Ausgabe mit 18 Kommentarbänden,  herausgegeben von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt und Irmgard Müller. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, ISBN: 978-3-7400-0024-0 (Gesamtwerk) [https://www.leopoldina.org/ueber-uns/akademien-und-forschungsvorhaben/leopoldina-ausgabe-goethe-die-schriften-zur-naturwissenschaft Leopoldina.org] ; ''(Die letzten Editionen der Münchener und der Frankfurter Ausgabe haben die in der Leopoldina-Ausgabe edierten Texte übernommen. [https://www.leopoldina.org/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/press/978/ Pressemitteilung zur Leopoldina-Ausgabe])'', [ebenso beruht die Hamburger Ausgabe auf der Editionsarbeit der Leopoldina]; (Es wurde ein "Text hergestellt, der bei manchen Aufsätzen zum ersten Mal die echte Goethesche Fassung ohne die Änderungen, Umstellungen, Streichungen von Eckermann, Riemer oder anderen Herausgebern des 19. Jahrhunderts darbietet." (Aus Beschreibung des Buchhandels [http://www.beck-shop.de/goethe-wolfgang-von-goethe-werke-hamburger-ausgabe-band-13-naturwissenschaftliche-schriften-i/productview.aspx?product=12020]))
#Rudolf Steiner: ''Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung'', [[GA 52]] (1986), ISBN 3-7274-0520-1 {{Vorträge|052}}
* Rudolf Magnus: ''Goethe als Naturforscher'', Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1906; eBook Verlag ModerneZeiten 2012 {{ASIN|B006WSK1F8}}; [https://archive.org/details/b24859163 archive.org]
#Rudolf Steiner: ''Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie?'', [[GA 84]] (1986), ISBN 3-7274-0840-5 {{Vorträge|084}}
* Reiner Penter: ''Goethes naturwissenschaftliche Methode - Zur Einheit von Natur und Forscher'' [https://www.academia.edu/25504315/Goethes_naturwissenschaftliche_Methode_-Zur_Einheit_von_Natur_und_Forscher academia.edu]
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
* [[Renatus Ziegler]]: '' Geist und Buchstabe. Rudolf Steiner als Herausgeber von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften'', Rudolf-Steiner-Verlag 2018, ISBN 978-3-7274-5334-2, [https://www.schweitzer-online.de/buch/Ziegler/Geist-Buchstabe/9783727453342/A43657469/#bookDetailsTab_additional_details_top_element Inhaltsangabe] (erscheint Mai 2018)
#Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988), ISBN 3-7274-1192-9 {{Vorträge|119}}
* Adams, G. und O. Whicher (1960): ''Die Pflanze in Raum und Gegenraum''. Stuttgart 1960
#Rudolf Steiner: ''Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen'', [[GA 136]] (1996), ISBN 3-7274-1361-1 {{Vorträge|136}}
* Amrine, Frederick / Zucker, Francis J. / Wheeler, H. (Eds.): ''Goethe and the Sciences: A Reappraisal'', Springer Netherlands, 1987, ISBN 978-90-277-2400-7, [https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-94-009-3761-1 Inhalt]
#Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
* Bockemühl, Jochen: ''Die Bildebewegungen der Pflanzen''. In: ''Erscheinungsformen des Ätherischen'', Stuttgart 1977, ISBN 3-7725-0401-9
#Rudolf Steiner: ''Weltsilvester und Neujahrsgedanken'', [[GA 195]] (1986), ISBN 3-7274-1950-4 {{Vorträge|195}}
* Bockemühl, Jochen: ''Goethes Naturwissenschaftliche Methode unter dem Aspekt der Verantwortungsbildung''. Elemente der Naturwissenschaft '''38''' 1983, S. 50-52
#Rudolf Steiner: ''Heilfaktoren für den sozialen Organismus'', [[GA 198]] (1984), ISBN 3-7274-1980-6 {{Vorträge|198}}
* Bockemühl, Jochen: ''Die Fruchtbarkeit von Goethes Wissenschaftsansatz in der Gegenwart''. Elemente der Naturwissenschaft '''61''' 1994, S. 52-69
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
* Bortoft, Henri: ''Goethes naturwissenschaftliche Methode''. Stuttgart 1995, ISBN 3-7725-1544-4
#Rudolf Steiner: ''Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet.'', [[GA 225]] (1990), ISBN 3-7274-2252-1 {{Vorträge|225}}
* Dietz, Karl-Martin / Messmer, Barbara: ''Grenzen erweitern – Wirklichkeit erfahren. Perspektiven anthroposophischer Forschung'', Freies Geistesleben, 1998, ISBN 3-7725-1639-4, [http://www.hardenberginstitut.de/de/mv-publikation-detailansicht/grenzen-erweitern-wirklichkeit-erfahren-perspektiven-anthroposophischer-forschung-dietz-karl-martin.html Inhalt]
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
* Göbel, Thomas: ''Erfahrung mit Idee durchtränken. Goethes naturwissenschaftliche Arbeitsmethode'', in Die Drei, 1982 H.2, S. 69-78, (auch abgedruckt in: Göbel, Thomas: ''Natur und Kunst'', S. 13 - 24, Stuttgart 1998, ISBN 3-7725-1748-X)
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
* Heusser, Peter (Hrsg.): ''Goethes Beitrag zur Erneuerung der Naturwissenschaften. Das Buch zur gleichnamigen Ringvorlesung an der Universität Bern''. Bern Stuttgart Wien 2000, ISBN 3-258-06083-5
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]] {{Vorträge|343b}}
* Kühl, J.: ''Goethes Farbenlehre und die moderne Physik''. In P. Heusser (Hrsg.): ''Goethes Beitrag zur Erneuerung der Naturwissenschaften''. Bern Stuttgart Wien 2000, ISBN 3-258-06083-5
* [[Ernst-Michael Kranich]]: ''Goetheanismus – seine Methode und Bedeutung in der Wissenschaft des Lebendigen.'' Elemente der Naturwissenschaft 86, 2007, S. 31-45, [http://urpflanze.ch/index-Dateien/Elemente_88_Schilperoord_Abgrenzung.pdf Rezension Peer Schilperoord]
* Poppelbaum, H.: ''Tier-Wesenskunde''. Dornach 1954 (1938)
* Robbins, Brent Dean (ed.): ''Goethe's Delicate Empiricism'', Janus Head 8/1, Sommer 2005, (Essays zu Goethe) [http://www.janushead.org/8-1/index.cfm open access]
* [[Herbert Witzenmann]]: ''Goethes universalästhetischer Impuls'', Gideon-Spicker-Verlag 1988, ISBN 3857041552
* [[Wolfgang Schad]]: ''Säugetiere und Mensch''. Stuttgart 1971
* [[Wolfgang Schad]]: ''Die Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung im Entwurf Goethes''. Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1986, S. 9-30, ISBN 3-926347-00-7
* [[Wolfgang Schad]]: ''Der Goetheanistische Forschungsansatz und seine Anwendung auf die ökologische Problematik des Waldsterbens''. In G. R. Schnell (Hrsg.): ''Waldsterben'', Stuttgart 1987, ISBN 3-7725-0549-X
* [[Wolfgang Schad]]: ''Alles ist Blatt''. Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 1999, S. 9-33, ISBN 3-926347-21-X
* [[Wolfgang Schad]]: ''Was ist Goetheanismus?'' Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus 2001, S. 23-66, ISBN 3-926347-23-6 (englische Version: [http://www.sciencegroup.org.uk/jnl/archetype08.pdf PDF])
* Schad, Albrecht: ''Der goetheanistische Zugang zum Lebendigen'', in: ''Wirklichkeit und Idee. Goethes Weltzugang und der geistige Hintergrund des Nordens'', hrsg. von Hartwig Schiller, Verlag Freies Geistesleben, 2008, ISBN 978-3-7725-2196-6, S. 95 -122
* Schieren, Jost: ''Anschauende Urteilskraft. Die philosophischen und methodischen Grundlagen von Goethes naturwissenschaftlichem Erkennen''. Düsseldorf/Bonn 1998, ISBN 3-930450-27-5.
* Schilperoord, Peer: ''Anschauende Urteilskraft'', 2008, in: Elemente der Naturwissenschaft Nr. 89, 2008, S. 42 - 59 [http://urpflanze.ch/index-Dateien/Elemente_89_Schilperoord.pdf PDF]
* Seamon, David / [[Arthur Zajonc]] (Eds.): ''Goethe's Way of Science. A Phenomenology of Nature'', Suny Press 1998, [http://www.sunypress.edu/p-2720-goethes-way-of-science.aspx Inhalt]
* Suchantke, Andreas: ''Metamorphose. Kunstgriff der Evolution.'' Stuttgart 2002, ISBN 3-7725-1784-6.
* Suchantke, Andreas: ''Goetheanismus als „Erdung“ der Anthroposophie.'' In: ''Die Drei.'' Heft 2 und 3, 2006
* [[Rudolf Steiner]]: ''Goethes Naturwissenschaftliche Schriften'', [[GA 1]] (1962) {{Schriften|1}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung''. Dornach 1984, [[GA 2]], ISBN 3-7274-6290-6 {{Schriften|2}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Goethes Weltanschauung''. Dornach 1985, [[GA 6]] (1897), ISBN 3-7274-6250-7 {{Schriften|6}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] {{Schriften|21}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse'', [[GA 180]] (1966) {{Vorträge|180}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erdensterben und Weltenleben. Anthroposophische Lebensgaben. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft'', [[GA 181]] (1991), ISBN 3-7274-1810-9 {{Vorträge|181}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]], ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
 
;Kultur- und Sozialwissenschaften
* Dietz, Karl-Martin / Messmer, Barbara: ''Grenzen erweitern – Wirklichkeit erfahren. Perspektiven anthroposophischer Forschung'', Freies Geistesleben, 1998, ISBN 3-7725-1639-4, [http://www.hardenberginstitut.de/de/mv-publikation-detailansicht/grenzen-erweitern-wirklichkeit-erfahren-perspektiven-anthroposophischer-forschung-dietz-karl-martin.html Inhalt]
* Henningfeld, Iris: ''Goethes Urphänomen. Ein phänomenologischer Beitrag zu einem erweiterten Erfahrungsbegriff'', in: Die Drei, Heft 1/2015, S. 37-47, [http://diedrei.org/artikeldownloads/product/artikeldownload-heft-1-2015.html?artikeltitle=12728 Inhaltsangabe]
* Maatsch, Jonas (HG): ''Morphologie und Moderne : Goethes "anschauliches Denken" in den Geistes- und Kulturwissenschaften seit 1800'', Berlin ; Boston, Mass. : De Gruyter 2014, Inhaltsverzeichnis: [http://d-nb.info/105232228x/04 PDF], ISBN 978-3-11-037212-0
* Robbins, Brent Dean (ed.): ''Goethe's Delicate Empiricism'', Janus Head 8/1, Sommer 2005, (Essays zu Goethe) [http://www.janushead.org/8-1/index.cfm open access]
* [[Hans Georg Schweppenhäuser]]: ''Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft - ihre Methoden und Erkenntnisgrundlagen'', in: Schweppenhäuser, Hans Georg: ''Das soziale Rätsel in den Wandlungen der Individuen und der Gesellschaften der Neuzeit'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1985, überarbeitet, gekürzt und mit Quellenangaben versehen von Manfred Kannenberg-Rentschler, ISBN 3-7235-0363-2, [http://d-nb.info/850538106/04 Inhalt], S. 74-123
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Kernpunkte der sozialen Frage''. GA-Nr. 23, Dornach 1976, ISBN 3-7274-0230-X
* Zimmermann, Heinz: ''Wie kann der Goetheanismus die Kollegiumsarbeit befruchten?'', in: ''Wirklichkeit und Idee. Goethes Weltzugang und der geistige Hintergrund des Nordens'', hrsg. von Hartwig Schiller, Verlag Freies Geistesleben, 2008, ISBN 978-3-7725-2196-6, S. 331-346
 
;Frühe Goetheanisten
* [[Renate Riemeck]]: ''Beispiele goetheanistischen Denkens. Der Mensch als geistiges Wesen'', Studienmaterial, hrsg. aus der Arbeit der Humanus-Stiftung Basel, Verlag die Pforte, Basel 1974, [http://www.agraffenverlag.ch/wp-content/uploads/2015/11/Renate-Riemeck-Beispiele-Goetheanistischen-Denkens.pdf PDF]
Gemäß der im Urachhaus-Verlag 1980-83 erschienenen Reihe "Schriften des frühen Goetheanismus" sind u. a. folgende Autoren bzw. Werke zum Goetheanismus zu rechnen:
* [[Joseph Ennemoser]] (1787 - 1854): Untersuchung über den Ursprung und das Wesen der menschlichen Seele
* [[Karl Ernst von Baer]] (1792 - 1876): Entwicklung und Zielstrebigkeit in der Natur
* Wilhelm Heinrich Preuß (1843 - 1909): Geist und Stoff. Erläuterungen des Verhältnisses zwischen Welt und Mensch nach dem Zeugnis der Organismen [https://archive.org/details/ldpd_11641526_000 archive.org]
* Johann Carl Passavant (1787 - 1861): Von der Freiheit des Willens, und andere Schriften
* Ernst Freiherr von Feuchtersleben (1806 - 1849): Zur Diätetik der Seele
* Karl Snell (1806 - 1886): Schöpfung des Menschen


{{GA}}
{{GA}}


== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Goetheanismus}}
* [[Phänomenologie]]
== Weblinks ==
* [https://jahrbuchgoetheanismus.de/ Jahrbuch für Goetheanismus] - herausgegeben von der [[Naturwissenschaftliche Sektion|Naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum]] und der [[Freie Hochschule Stuttgart|Freien Hochschule Stuttgart]]
* [http://goetheanismus.net Goetheanismus.net] - Goetheanismus aus Sicht der Bildenden Kunst
* [http://www.forschungsinstitut.ch/index.php?id=669 Goetheanistische Naturwissenschaft - eine Bibliographie]
* [http://www.forschungsinstitut.ch Forschungsinstitut am Goetheanum (Schweiz)]
* [http://www.carus-institut.de/ Carl Gustav Carus-Institut (Deutschland)]
* [http://www.klaus-frisch.de/html/goetheanismus.html Was ist Goetheanismus?] - eine kritische Betrachtung.
* [http://www.natureinstitute.org The Nature Institute (USA)]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/ Projekt Goetheanismus Online] (23.03.18: offline)
* [http://www.farben-welten.de farben-welten Zu Goethes Farbenlehre]
* [http://www.tycho-brahe-verlag.de/index.php Tycho Brahe Verlag: Jahrbuch für Goetheanismus]
* [http://goetheanismus.jimdo.com Goetheanismus im 21. Jahrundert] (Hermann Mayer)
* [http://fheh.org/?page_id=2865 Lutz Danneberg, Auswahlbibliographie: Goethe und die Naturwissenschaften – mit Blick auf die (traditionelle) Philosophie. Version 27. 03. 2017; PDF-Dokument] (Forschungsstelle Historische Epistemologie und Hermeneutik)
* [https://www.leopoldina.org/ueber-uns/akademien-und-forschungsvorhaben/leopoldina-ausgabe-goethe-die-schriften-zur-naturwissenschaft Informationen zur Leopoldina-Ausgabe (1947-2011): Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft]
=== Goethes Schriften zur Naturwissenschaft ===
* [[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft|Goethe: ''Schriften zur Naturwissenschaft'']]
''Auswahl:''
[http://www.farben-welten.de/farben-welten/goethes-farbenlehre/zur-farbenlehre-1810/vorwort.html Farbenlehre]
* [http://www.steinerschule.ch/goethe/farbenlehre.html Schriften zur  Farbenlehre] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/%C3%9Cber_den_Regenbogen Briefwechsel  &uuml;ber den Regenbogen]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Regenbogen Regenbogen]
* [http://www.farben-welten.de/farben-welten/goethes-farbenlehre/weitere-texte-goethes-zur-farbenlehre/ueber-den-regenbogen.html &Uuml;ber  den Regenbogen]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/wissenschaftslehre.html Schriften zur Wissenschaftslehre] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Analyse_und_Synthese Analyse und  Synthese]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Anschauende_Urteilskraft Anschauende  Urteilskraft]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bedenken_und_Ergebung Bedenken und  Ergebung]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bedeutende_F%C3%B6rdernis_durch_ein_einziges_geistreiches_Wort Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Beobachtung_und_Denken Beobachtung und Denken]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Das_Sehen_in_subjektiver_Hinsicht Das  Sehen in subjektiver Hinsicht]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Der_Versuch_als_Vermittler_von_Objekt_und_Subjekt Der  Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt]
* [http://www.farben-welten.de/farben-welten/goethes-farbenlehre/weitere-texte-goethes-zur-farbenlehre/der-versuch-als-vermittler-von-objekt-und-subjekt.html Der  Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die_Natur Die Natur]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die_Natur#Goethe_an_den_Kanzler_v._M.C3.BCller_.281828.29 Erl&auml;uterung zu dem aphoristischen Aufsatz: Die Natur]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Einwirkung_der_neueren_Philosophie Einwirkung  der neuern Philosophie]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Erfahrung_und_Wissenschaft Erfahrung  und Wissenschaft]
* [http://www.farben-welten.de/farben-welten/goethes-farbenlehre/weitere-texte-goethes-zur-farbenlehre/erfahrung-und-wissenschaft.html Erfahrung  und Wissenschaft]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Erfinden_und_Entdecken Erfinden und  Entdecken]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Ernst_Stiedenroth,_Psychologie_zur_Erkl%C3%A4rung_der_Seelenerscheinungen Ernst  Stiedenroth: Psychologie zur Erkl&auml;rung der Seelenerscheinungen]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Gl%C3%BCckliches_Ereignis Gl&uuml;ckliches  Ereignis]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Meteore_des_literarischen_Himmels Meteore des  literarischen Himmels]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Naturwissenschaftlicher_Entwicklungsgang Naturwissenschaftlicher  Entwicklungsgang]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Physikalische_Wirkungen Physikalische  Wirkungen]
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* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Symbolik Symbolik]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Tonlehre Tonlehre]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Vorschlag_zur_G%C3%BCte Vorschlag  zur G&uuml;te]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Zur_Philosophie Zur  Philosophie]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/botanik.html Botanik] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bildungstrieb Bildungstrieb]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Problem_und_Erwiderung Problem und  Erwiderung]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Bildung_und_Umbildung_organischer_Naturen Bildung und  Umbildung organischer Naturen]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die_Metamorphose_der_Pflanzen Die Metamorphose der Pflanzen]
* [http://www.anthroposophie.net/goetheanismus/pflanzenmetamorphose.htm Die  Metamorphose der Pflanzen]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Metamorphose_der_Pflanzen_Zweiter_Versuch Metamorphose der Pflanzen: Zweiter Versuch]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Organische_Entzweiung Organische Entzweiung]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/%C3%9Cber_die_Spiraltendenz_der_Vegetation Über die Spiraltendenz der Vegetation]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/zoologie.html Vergleichende Anatomie - Zoologie] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Die_Metamorphose_der_Insekten Die  Metamorphose der Insekten, besonders der Schmetterlinge, wie auch ihre &uuml;brigen  Eigenschaften und &Ouml;konomie betreffend]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Erster_Entwurf_einer_allgemeinen_Einleitung_in_die_vergleichende_Anatomie Erster  Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend  von der Osteologie]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Vortr%C3%A4ge_%C3%BCber_die_drei_ersten_Kapitel_des_Entwurfs_einer_Allgemeinen_Einleitung_in_die_vergleichende_Anatomie Vorträge über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer Allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Principes_de_philosophie_zoologique Principes de  philosophie zoologique. Discut&eacute;s en mars 1830 au sein de l'Academie royale des  sciences par Mr. Geoffroy de Saint-Hilaire. Paris 1830]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/%C3%9Cber_den_Zwischenkiefer_des_Menschen_und_der_Tiere &Uuml;ber den  Zwischenkiefer des Menschen und der Tiere]
* [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/18Jh/Goethe/goe_zk00.html &Uuml;ber  den Zwischenkiefer]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Versuch_einer_allgemeinen_Vergleichungslehre Versuch  einer allgemeinen Vergleichungslehre]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Versuch_%C3%BCber_die_Gestalt_der_Tiere Versuch  &uuml;ber die Gestalt der Tiere]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Vortr%C3%A4ge_%C3%BCber_die_drei_ersten_Kapitel Vortr&auml;ge  &uuml;ber die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die  vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/physiognomie.html Zur Physiognomik] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Eingang Eingang  (Mensch und Tier)]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Physiognomische_Diagnosen Physiognomische  Diagnosen (Rameau, Brutus, weitere)]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Tiersch%C3%A4del Tiersch&auml;del]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Von_den_oft_nur_scheinbaren_Fehlschl%C3%BCssen_des_Physiognomisten Von  den oft nur scheinbaren Fehlschl&uuml;ssen des  Physiognomisten]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Von_der_Physiognomik_%C3%BCberhaupt Von  der Physiognomik &uuml;berhaupt]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/geologie.html Geologie und  Mineralogie] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/%C3%9Cber_den_Granit &Uuml;ber den  Granit]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/meteorologie.html Schriften zur  Meteorologie] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Witterungslehre Versuch einer Witterungslehre]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Wolkengestalt_nach_Howard Wolkengestalt nach Howard]
[http://www.steinerschule.ch/goethe/aphorismen.html Aphorismen und Fragmente] (Link ungültig 23.03.18)
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Allgemeines Allgemeines]
* [https://anthrowiki.at/Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Urph%C3%A4nomen Urphänomen]
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 4. Juni 2016, 20:47 Uhr

Die Naturgesetze sind die grundlegenden Gesetze der physischen Welt und werden gegenwärtig im Rahmen der Physik zumeist in mathematischer Form beschrieben und daher auch zutreffender als physikalische Gesetze bezeichnet. Dabei geht es zunächst um den gesetzmäßigen begrifflichen Zusammenhang der Wahrnehmungen, der sich durch das Denken aus der Naturbeobachtung und den sich daran anschließenden Experimenten enthüllt.

"Ein Naturgesetz ist ja nichts anderes als der begriffliche Ausdruck für den Zusammenhang gewisser Wahrnehmungen." (Lit.: GA 4, S. 124)

Die geistige Grundlage der Naturgesetze

Naturgesetze beschreiben die einseitig räumliche und zeiliche Ordnung des kosmischen Geschehens, die nur eine schattenhafte Offenbarung der viel umfassenderen geistigen Weltordnung ist, die auch eine moralische Dimension mit umfasst. Beispiele elementarer Naturgesetze sind das Trägheitsgesetz, das Gravitationsgesetz, die Maxwellschen Gleichungen der Elekrodynamik, die Relativitätstheorie, die Quantentheorie usw.

"Die Naturgesetze sind Geist, nur daß der Mensch in der gewöhnlichen Anschauung diesen Geist nur in dem schattenhaften Abglanz der Gedanken wahrnimmt." (Lit.: GA 52, S. 208)

"Wodurch können wir denn im gewöhnlichen Leben ein Bewußtsein von irgend etwas haben? Dadurch, daß wir es aufhalten können. Wir bekommen ein Bewußtsein von einem Teil der elementarischen Welt, indem wir einen Teil der elementarischen Welt aufhalten. Wir sind selber ein Produkt dieser elementarischen Welt in unseren Sinnesorganen. Wir werden uns unserer Sinne bewußt, indem wir einen Teil der elementarischen Welt aufhalten. Wir sind ein Produkt der geistigen Welt in unseren Nerven. Wenn wir uns unserer Nerven bewußt werden, werden wir uns in gewisser Weise der geistigen Welt bewußt, natürlich nur in Abbildern, indem wir einen Teil der geistigen Welt aufhalten. Was kennt denn der Mensch von der elementarischen Welt? Er kennt von der elementarischen Welt dasjenige, was ihm durch die Sinne widergespiegelt wird. Und was kennt der Mensch von der geistigen Welt? Er kennt das, was ihm seine Nerven widerspiegeln, das ist das, was man gewöhnlich die Naturgesetze nennt. Die Naturgesetze sind nichts anderes als ein Schattenbild, ein abgeschwächtes Spiegelbild der geistigen Welt. Und das, was der Mensch als sein inneres geistiges Leben, als seine Vernunft kennt, das ist ein abgeschwächtes Spiegelbild der äußeren Vernunftwelt. Was man in unserer Sprache Intellekt, Verstand nennt, das ist ein Abbild der Vernunftwelt, aber ein schwaches, schattenhaftes Abbild." (Lit.: GA 119, S. 200f)

Die Urbilder der Naturgesetze sind im Devachan zu finden - und dort gibt es keinen Unterschied zwischen Natur- und Geistesgesetzen:

"Das Wesentliche des Devachan ist also, daß es dort keine Unterscheidung gibt zwischen Natur- und Geistesgesetz. Und so ist es auch für den Hellseher, der wirklich hindurchdringt zu den übersinnlichen Welten. Da sind diese übersinnlichen Welten recht sehr verschieden von den Welten, die hier auf dem physischen Plan herrschen. Es ist einfach nicht möglich für den Hellseher, jene Unterscheidung zu machen, die der materialistische Sinn macht, indem man sagt: Das ist bloß ein objektives Naturgesetz. - Hinter diesem objektiven Naturgesetz steht in Wahrheit immer ein Geistesgesetz, und der Hellseher kann zum Beispiel nicht über eine ausgedörrte Wiese gehen, über eine überschwemmte Gegend, kann nicht gewahr werden einen Vulkanausbruch, ohne zu denken, daß hinter dem, was Naturtatsachen sind, geistige Mächte, geistige Wesenheiten stecken. Für ihn ist ein Vulkanausbruch zugleich eine moralische Tat, wenn auch vielleicht die Moral auf einem ganz anderen Plan liegt, als man es sich zunächst träumen läßt." (Lit.: GA 143, S. 93f)

"Die Gedankenart, die eine Seele hat, die Gesetze, nach denen eine Naturerscheinung sich vollzieht, treten für die sechzehnblätterige Lotusblume in Gestalten auf. Das sind aber nicht starre, ruhige Gestalten, sondern bewegte, mit Leben erfüllte Formen. Der Hellseher, bei dem sich dieser Sinn entwickelt hat, kann für jede Gedankenart, für jedes Naturgesetz eine Form nennen, in denen sie sich ausprägen." (Lit.: GA 10, S. 126)

Geltungsbereich der Naturgesetze

In den Naturwissenschaften geht man davon aus, dass die physikalischen Naturgesetze für alle Naturerscheinungen im gesamten Kosmos in gleicher Weise gültig sind. Dieser Ansicht widerspricht Rudolf Steiner. Mit den Naturgesetzen werde nur das Absterbende in der Natur erfasst, nicht das Werdende. Auch seien sie in dieser Form nur für die Erde und ihre nächste Umgebung gültig.

Naturgesetze gelten nur für das Absterbende

„Aber wohin kommt denn anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, indem sie in ihrer Methode Mineralisches, Pflanzliches und Tierisches erforscht? Sie kommt dazu, einzusehen, daß das, was man durch die naturwissenschaftliche Methode, was man durch die Beobachtung der äußeren Sinneswelt finden kann, gewiß auf die Erkenntnis des Menschen auch angewendet werden kann, aber nur so, daß es uns dasjenige in Begriffen erklärt, was im Menschen abstirbt: wie der Mensch stirbt, wie er schon anfängt zu sterben, wenn er geboren wird, wie er in absteigender Entwickelung ist. Wollen Sie das begreifen, was bei der Geburt beginnt an Verdorren des Menschen, was beim Tode eben in einem Augenblick zu Ende geht, wollen Sie diese ganze absteigende Entwickelung studieren, dann schauen Sie in die Natur, dann erforschen Sie alle Naturgesetze. Und wenn Sie alle Naturgesetze erforscht haben und sie anwenden auf den Menschen, dann bekommen Sie die Sterbegesetze des Menschen, dann bekommen Sie dasjenige, was am Menschen abstirbt (weiß).

Zeichnung aus GA 198, S. 239
Zeichnung aus GA 198, S. 239

Nun muß demgegenüber gesagt werden, daß in dem Augenblicke, wo das Geborenwerden stattfindet, nicht nur ein Absterben da ist, sondern auch ein Aufsteigen (rot). Diese aufsteigende Entwickelung können Sie nicht finden durch die heutige naturwissenschaftliche Betrachtung, wenn Sie diese auch noch so sehr zum Ideal hin gestaltet haben. Das, was da wiederum belebt wird im Menschen, was immerfort einfach neben diesem Absterben da ist, das läßt sich nicht begreifen aus dem Sinnlichen heraus, das läßt sich nur begreifen aus dem Übersinnlichen heraus. Anthroposophie muß die Erkenntnis des Übersinnlichen hinzufügen zu dem Sinnlichen, damit der Mensch überhaupt begriffen werden könne.“ (Lit.:GA 198, S. 239f)

Die Gültigkeit der Naturgesetze ist auf den irdischen Bereich beschränkt

„Der Mensch strebt heute in der äußeren Welt nach der Erkenntnis von Naturgesetzen. Diese Erkenntnis hält er für etwas, das er sich zum Ziele setzt und von der er glaubt, daß sie unbedingt als eine Art von Letztem erreicht werden müsse. Nun, wenn anthroposophische Geisteswissenschaft einmal mehr eingesehen werden wird, wird es etwas sehr Überraschendes sein, wenn die Menschen finden werden, daß diejenigen Naturgesetze, von denen sie heute reden, nur gelten - (es wird an die Tafel gezeichnet) wenn das die Erde ist - ein gewisses Stück über die Erde noch hinaus, nicht aber darüber hinaus. Es würde zum Beispiel der Chemiker in einer gewissen Höhe vergeblich versuchen, seine Laboratoriumsversuche [in der gewohnten Weise] zu machen, nicht nur, weil dort nicht das herrscht, was er sich analog zu den Erdengesetzen vorstellt, sondern weil dort ganz andere Gesetze herrschen.“ (Lit.:GA 343a, S. 368)

Der Orionnebel, zusamengesetzt aus einer Reihe von Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops (11. Januar 2006)

„Wenn man mit demjenigen redet, der ganz eingesponnen ist in die heute gebräuchliche Weltanschauungsrichtung, so sagt er: Ich studiere die Fallgesetze an dem fallenden Stein. Ich bekomme die Gesetze der Gravitation heraus. Dann gehe ich hinaus in die Welt und wende das auch auf die Sterne an. - Und es wird dann so gedacht: Hier ist die Erde, darauf finde ich die Naturgesetze, und da ist dann der Kosmos. Ich denke, die Gesetze, die ich hier auf Erden gefunden habe, gelten auch für den Orionnebel oder für irgend etwas.

Nun weiß jeder Mensch, daß ja zum Beispiel die Schwerkraft im Quadrat der Entfernung abnimmt, daß sie immer schwächer und schwächer wird, daß das Licht abnimmt, und ich habe schon gesagt: So nimmt auch die Wahrheit unserer Naturgesetze ab. Was wahr ist in bezug auf Naturgesetze auf unserer Erde hier, ist nicht mehr wahr da draußen im Weltenall. Das ist nur bis zu einer gewissen Entfernung wahr. Aber da draußen im Weltenall beginnt außerhalb einer gewissen Weite dieselbe Gesetzmäßigkeit, die wir antreffen, wenn wir in den Traum untertauchen. Daher sollten die Menschen sich klar sein, wenn sie hinausblicken in den Orionnebel, dann müßten sie eigentlich, um den Orionnebel zu begreifen, nicht nach der experimentellen Methode physisch denken, sondern anfangen zu träumen, denn der Orionnebel zeigt seine Gesetzmäßigkeit nach Träumen.“ (Lit.:GA 225, S. 196f)

„Der heutige physische Forscher oder Astronom, überhaupt der heutige Naturwissenschafter, was tut er? Er erforscht Naturgesetze. Er beobachtet und gewinnt dadurch Naturgesetze; oder aber er experimentiert und gewinnt dadurch Naturgesetze. Jetzt hat er sie, diese Naturgesetze; sie sind seine Wissenschaft, sie geben ihm dasjenige, was in den Dingen liegt. Mehr sollte er eigentlich nicht sagen. Aber jetzt fängt er an, auf seine Naturgesetze stolz und hochmütig zu werden und tut jetzt eine Behauptung, die er eigentlich gar nicht tun könnte, nämlich: daß diese Naturgesetze im ganzen Universum gelten. Er sagt, wenn ich auf der Erde in meinem Laboratorium etwas erforscht habe, und wenn die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten auf den fernsten Sternen des Weltenalls, von denen das Licht so und so viele Lichtjahre braucht, um zur Erde zu kommen — die Menschen geben ja vor, daß sie sich bei diesen Dingen etwas vorstellen können —, so würden, wenn eben dort die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten, die Naturgesetze selbstverständlich dort auch gelten, denn diese Naturgesetze sind eben von absoluter Gültigkeit.

Ja, aber so ist es nicht. Wenn hier eine Lichtquelle ist, so leuchtet sie in der Umgebung zunächst stark. In weiterer Verbreitung ist die Lichtstärke wesentlich geringer; wenn wir noch weiter gehen, noch geringer, und wenn wir ganz weit gehen, wird sie lichtschwach. Es nimmt da die Lichtstärke mit dem Quadrate der Entfernung ab. Das ist so beim Licht. Und das ist kurioserweise auch so auf der Erde bei Naturgesetzen.

Was Sie auf der Erde als Naturgesetze konstatieren, das wird immer ungültiger, je weiter Sie sich von der Erde entfernen. Nicht wahr, es ist ja furchtbar, so etwas auszusprechen, und vor dem geregelten Naturforscher muß man eben ein wirklicher Idiot sein, wenn man so etwas ausspricht, selbstverständlich. Das versteht man ja ganz gut, denn wenn man zu diesen Dingen kommt, so kann man sich sehr leicht in die Seele eines gegenwärtigen Naturforschers hineinversetzen. Nur das Umgekehrte ist nicht der Fall: er kann sich nicht in die Seele des Geistesforschers hineinversetzen. Wie der Naturforscher zu alledem kommt, was er behauptet, das weiß der Geistesforscher sehr gut, nur eben das Umgekehrte ist nicht der Fall. Daher sind auch zumeist die Kritiken über die Geistesforschung, die von naturforscherischer Seite ausgehen, von jener Seite ja vollständig berechtigt; aber sie besagen weiter nichts, als daß sich der Naturforscher bei den Aussagen des Geistesforschers nichts denken kann. Das muß man ihm aber glauben, denn das ist so. Er kann sich eben nichts denken. Er muß eben zuerst ein Geistesforscher werden, wenn man überhaupt mit ihm polemisieren will. Daher ist alles Polemisieren mit demjenigen, der ein Naturforscher bleiben will und sich nichts denken kann bei den Ergebnissen der Geistesforschung, etwas ganz Vergebliches.

Zeichnung aus GA 84, S. 107
Zeichnung aus GA 84, S. 107

Nun, das bezüglich des Lichtes wird ja der Naturforscher zugeben - das ist ja natürlich sein eigenes Resultat -, bezüglich der Naturgesetze wird er es nicht zugeben. Aber schon bezüglich des Lichtes muß der Geistesforscher eine Einschränkung machen. Sehen Sie, der Naturforscher sagt, wenn das Licht da ausstrahlt, so nimmt seine Lichtstärke immer mehr und mehr ab, eben je weiter man hinauskommt, und zuletzt wird es so, daß man die Lichtstärke von der Null nicht mehr unterscheiden kann. Aber sehen Sie, eine solche Behauptung ist genau ebenso gescheit, wie wenn einer sagt: Ich habe hier einen Ball, der ist elastisch; den drücke ich jetzt ein. - Nun, in Wirklichkeit hat der Ball dann das Bestreben, wie Sie wissen, nach der anderen Seite auszuschlagen. Die Elastizität treibt die Oberfläche hin und her. Nun sagt einer: Das kann ja gar nicht sein; wenn ich da überhaupt etwas Elastisches einbiege, so muß das immer weiter und weiter sich biegen; nur wird es zuletzt hier so schwach, daß man es nicht mehr sieht, nicht mehr wahrnehmen kann.-Aber es ist eben nicht so. Das Elastische schnellt wieder zurück. Geradeso ist es mit dem Licht. Das Licht breitet sich ja nicht so aus, daß man sagen kann: da draußen ist es so schwach, daß es schon bald in die Finsternis hineinkommt, aber es breitet sich immer weiter aus. Das ist eben nicht wahr. Es breitet sich nur bis zu einem gewissen Punkte, bis zu einer gewissen Kugelschale aus, und dann schnellt es zurück. Und indem es zurückkommt, sieht es nur der Geistesforscher, nicht der Naturforscher. Denn wenn das Licht seine Elastizität erschöpft hat und zurückschnellt, kommt es als Geist, als Übersinnliches zurück. Da wird es dann vom Naturforscher nicht wahrgenommen. Es strahlt kein Licht aus, das nicht an eine gewisse Grenze kommt, wieder zurückstrahlt und als Geist zurückkommt. Aber dasjenige, was ich Ihnen hier für das Licht sagen möchte, ist auch für die Naturgesetze so. Die Naturgesetze nehmen in bezug auf ihre Gültigkeit ab, je weiter ich da in die Umgebung hinauskommen würde. Aber das geht nur bis zu einer gewissen Kugelschale; dann kommt alles wieder zurück. Dann aber kommen die Naturgesetze als sinnvolle Gedanken zurück. Und das ist der Weltenäther.

Der Weltenäther hat nicht eine radial ausstrahlende Bewegung in bezug auf die Erde, sondern eine hereinkommende Bewegung, eine von allen Seiten herankommende Bewegung. Aber das, was in dieser Einstrahlung auf die Erde lebt, das sind überall sinnschöpferische Gedanken. Eine Gedankenbildekräfte weit ist zugleich der Weltenäther. Aber noch einen Haken hat dieses. Wenn ich hier auf Erden Gedanken so fasse, wie man sie faßt, daß man zu Naturgesetzen kommt, da sind die Gedanken so hübsch eben in Linien gebildet, wenn ich mich figürlich ausdrücken darf, daß man dann sagen kann: es gibt eine gewisse Konstanz des Stoffes, eine Konstanz der Kraft. Es gibt einen Brechungsexponenten der Lichtlehre und so weiter. Man formuliert durch Gedanken dasjenige, was im Materiellen lebt. Wenn die Gedanken aber zurückkommen, wenn man es erlebt, wie die Gedanken im Weltenäther leben, da sind sie nicht solche logischen Gedanken und nicht solche Gedanken mit scharfen Konturen, da sind sie Bildgedanken, Bilder, Imaginationen.“ (Lit.:GA 84, S. 104ff)

Erkenntnis der Naturgesetze

Schon in seinen «Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften» hat Rudolf Steiner darauf hingewiesen, dass das, was wir uns denkend in unserem Inneren erarbeiten, keineswegs nur eine subjektive Bedeutung hat, sondern in der Eigengesetzlichkeit der objektiven Welt verankert ist, sich aber vor der bloßen Sinnesanschauung verhüllt. Dabei sind zwei Punkte zu beachten:

"1. Die Dinge, die uns in der Erfahrung als einzelne gegenübertreten, haben einen inneren Bezug aufeinander. Sie sind in Wahrheit durch ein einheitliches Weltenband zusammengehalten. Es lebt in ihnen allen ein gemeinsames Prinzip.
2. Wenn unser Geist an die Dinge herantritt und das Getrennte durch ein geistiges Band zu umfassen strebt, so ist die begriffliche Einheit, die er herstellt, den Objekten nicht äußerlich, sondern sie ist herausgeholt aus der inneren Wesenheit der Natur selbst. Die menschliche Erkenntnis ist kein außer den Dingen sich abspielender, aus bloßer subjektiver Willkür entspringender Prozeß, sondern, was da in unserem Geist als Naturgesetz auftritt, was sich in unserer Seele auslebt, das ist der Herzschlag des Universums selbst." (Lit.: GA 1, S. 283)

Später hat Rudolf Steiner diesen Zusammenhang ausführlicher dargestellt.

"Aber denken Sie einmal nach, wie diese Naturwissenschaft ausgebildet wird. Man untersucht, man untersucht denkend. Sie können unmöglich, wenn Sie eine Wissenschaft ausbilden wollen über das, was sich als Sinnesteppich ausbreitet, eine Wissenschaft, die in logischen Gedanken verläuft, diese logischen Gedanken aus der Außenwelt heraus gewinnen. Wenn das, was als Gedanken ~ und Naturgesetze sind ja auch Gedanken -, wenn das, was als Gesetze der Außenwelt erkannt wird, aus der Außenwelt selbst folgte, ja, dann wäre ja nicht notwendig, daß wir irgend etwas lernten über die Außenwelt, dann müßte derjenige, der zum Beispiel sich dieses Licht da ansieht, ganz genau die elektrischen Gesetze und so weiter wissen, wie der andere, der es gelernt hat! Ebensowenig weiß der Mensch, wenn er es nicht gelernt hat, irgend etwas, sagen wir über die Beziehung eines Kreisbogens zum Radius und so weiter. Da bringen wir die Gedanken, die wir in die Außenwelt hineintragen, aus unserem Inneren hervor.

Ja, es ist so: Dasjenige, was wir als Gedanken in die Außenwelt hineintragen, bringen wir aus unserem Inneren hervor. Wir sind zunächst dieser Mensch, der als Hauptesmensch konstruiert ist. Dieser sieht auf den Sinnesteppich hin. Im Sinnesteppich drinnen ist dasjenige, was wir durch Gedanken erreichen (siehe Zeichnung Seite 198, weiß) und zwischen diesem und zwischen dem, was wir in unserem eigenen Inneren haben, was wir nicht wahrnehmen, ist eine Verbindung, gewissermaßen eine unterirdische Verbindung. Daher kommt es, daß wir dasjenige, was wir in der Außenwelt nicht wahrnehmen, weil es in uns

Zeichnung aus GA 205, S 198
Zeichnung aus GA 205, S 198

hineinragt, aus unserem Inneren in Form des Gedankenlebens hervorholen und in die Außenwelt hineinlegen. So ist es schon mit dem Zählen. Die Außenwelt zählt uns gar nichts vor; die Gesetze des Zählens liegen in unserem eigenen Inneren. Aber daß das stimmt, rührt davon her, daß zwischen diesen Anlagen, die da sind in der Außenwelt und unseren eigenen irdischen Gesetzen, ein unterirdischer Zusammenhang ist, ein unterkörperlicher Zusammenhang, und so holen wir die Zahl aus unserem Inneren heraus. Die paßt dann zu dem, was draußen ist. Aber der Weg ist nicht durch unsere Augen, nicht durch unsere Sinne, sondern der Weg ist durch unseren Organismus. Und dasjenige, was wir als Mensch ausbilden, das bilden wir als ganzer Mensch aus. Es ist nicht wahr, daß wir durch die Sinne irgendein Naturgesetz erfassen; wir erfassen es als ganzer Mensch." (Lit.: GA 205, S. 197f)

Goetheanismus: Urphänomene statt Naturgesetze

Schon der Begriff Naturgesetz verweist auf seinen eigentlichen Ursprung im Rechtsleben. Goethe schien diese juristische Denkungsart ungeignet für die Naturbetrachtung und strebte in seinen Naturstudien, besonders in seiner Farbenlehre, nicht nach der Formulierung von quantitativ auswertbaren Naturgesetzen, sondern nach der Entdeckung qualitativer, anschaulicher Urphänomene, aus denen sich komplexere Erscheinung ableiten lassen.

"Wir haben nämlich auch die Jurisprudenz in der Naturwissenschaft darinnen: wir sprechen von Naturgesetzen. Die Orientalen haben nicht von Naturgesetzen gesprochen, sondern vom Walten des Weltenwillens. Naturgesetz ist erst entstanden, als jener Nebenstrom aufgenommen worden ist. Da ist das juristische Gesetz eingeschlichen durch ein Fenster in das Naturerkennen und ist Naturgesetz geworden. Goethe wollte erfassen die reine Erscheinung, die reine Tatsache, das reine Phänomen, das Urphänomen. Ohne daß man reinigt unsere Naturwissenschaft von den Anhängseln der Jurisprudenz, kommen wir nicht zu einem gereinigten Geistesleben. Geisteswissenschaft erfaßt daher überall Tatsachen und weist nur auf Gesetze hin als eine Sekundärerscheinung." (Lit.: GA 195, S. 24)

"Die gegenwärtige Naturforschung macht Experimente. Sie verfolgt also die Erscheinungen, versucht dann, diese begrifflich zu verarbeiten und sucht sich Vorstellungen zu bilden über dasjenige, was hinter den Erscheinungen als die sogenannten Ursachen steht, zum Beispiel hinter der subjektiven Licht- und Farbenerscheinung die objektive Wellenbewegung im Äther.

Goethe verwendet das ganze naturwissenschaftliche Denken nicht in diesem Stile. Er geht gar nicht in seiner Naturforschung von dem sogenannten Bekannten in das sogenannte Unbekannte hinein, sondern er will immer in dem Bekannten stehenbleiben, ohne daß er sich zunächst darum bekümmert, ob das Bekannte bloß subjektiv, also eine Wirkung auf unsere Sinne oder auf unsere Nerven oder auf unsere Seele ist, oder ob es objektiv ist. Solche Begriffe, wie die der subjektiven Farbenerscheinungen und der objektiven Wellenbewegungen draußen im Raume, solche bildet sich Goethe gar nicht, sondern ihm ist dasjenige, was er ausgebreitet im Raum, was er vorgehend in der Zeit sieht, ein durchaus Einheitliches, bei dem er nicht nach Subjektivität und Objektivität fragt. Er verwendet gar nicht jenes Denken und jene Methoden, die in der Naturwissenschaft angewendet werden, dazu, um von dem Bekannten auf das Unbekannte zu schließen, sondern er verwendet alles Denken, alle Methoden dazu, die Phänomene, die Erscheinungen selbst so zusammenzustellen, daß man durch diese Zusammenstellung der Phänomene, der Erscheinungen zuletzt solche Erscheinungen bekommt, die er Urphänomene nennt, die nun wiederum, ohne daß man Rücksicht nimmt auf subjektiv und objektiv, das aussprechen, was er zur Grundlage seiner Welt- und Naturbetrachtung machen will. Also, Goethe bleibt stehen innerhalb der Reihe der Erscheinungen, vereinfacht sie nur und betrachtet dann dasjenige, was sich als einfache Erscheinungen überschauen läßt, als das Urphänomen. Goethe betrachtet also das Ganze, was man nennen kann naturwissenschaftliche Methode, nur als Werkzeug, um innerhalb der Erscheinungssphäre selbst so die Erscheinungen zu gruppieren, daß sie selbst ihre Geheimnisse aussprechen. Nirgends versucht Goethe von einem sogenannten Bekannten auf irgendein Unbekanntes zu rekurrieren. Daher gibt es für Goethe auch nicht das, was man Naturgesetz nennen kann.

Ein Naturgesetz haben Sie, wenn ich sage: Bei den Umläufen um die Sonne machen die Planeten gewisse Bewegungen, bei denen diese und diese Bahnen beschrieben werden. - Für Goethe handelte es sich nicht darum, zu solchen Gesetzen zu kommen, sondern dasjenige, was er ausspricht als die Grundlage seines Forschens, sind Tatsachen, zum Beispiel die Tatsache, wie zusammenwirken Licht und in den Weg des Lichts gestellte Materie. Wie die zusammenwirken, das spricht er in Worten aus, das ist kein Gesetz, sondern eine Tatsache. Und solche Tatsachen sucht er seiner Naturbetrachtung zugrunde zu legen. Er will nicht von dem Bekannten zu dem Unbekannten aufsteigen, er will auch nicht Gesetze haben, er will im Grunde genommen eine Art rationeller Naturbeschreibung haben. Nur daß ein Unterschied für ihn besteht zwischen der Beschreibung des Phänomens, das unmittelbar ist, das kompliziert ist, und dem anderen, das man herausgeschält hat, das nur noch die einfachsten Elemente aufweist, das dann ebenso von Goethe der Naturbetrachtung zugrunde gelegt wird wie sonst das Unbekannte oder auch der rein begrifflich festgesetzte, gesetzmäßige Zusammenhang." (Lit.: GA 320, S. 29f)

Naturgesetze und Vater-Gott

„Wenn der Mensch so, wie er nun einmal sein heutiges Bewußtsein hat, sich die Welt ringsherum anschaut, so bildet er sich mit dem kombinierenden Verstande Naturgesetze. Dadurch kommt er ja auf eine Weise, die durchaus dem heutigen Bewußtsein schon möglich ist, dazu, zu sagen: Diese Welt ist von Gedanken durchsetzt, denn die Naturgesetze sind in Gedanken erfaßbar und sind eigentlich selbst die Weltgedanken. - Man kommt dann dazu - namentlich, wenn man die Naturgesetze verfolgt bis zu derjenigen Stufe, wo sie angewendet werden müssen auf das eigene Entstehen des Menschen als physisches Wesen -, sich zu sagen: Innerhalb derjenigen Welt, die wir mit unserem gewöhnlichen Bewußtsein überschauen, von der Sinneswahrnehmung bis zum Erinnerungsspiegel, lebt ein Geistiges. - Man muß eigentlich schon als Mensch krank sein, pathologisch sein, wenn man wie der gewöhnliche atheistische Materialist dieses Geistige nicht anerkennen will. Wir stehen ja in dieser Welt, die dem gewöhnlichen Bewußtsein gegeben ist, so darinnen, daß wir aus ihr als physischer Mensch durch die physische Konzeption und die physische Geburt selber hervorgehen. Was da beobachtbar ist innerhalb der physischen Welt, das muß nämlich notwendigerweise unvollständig betrachtet werden, wenn man nicht eine allgemeine geistige Wesenheit zugrunde legt. Wir werden als physische Wesen auf physische Art geboren. Wir sind eigentlich, wenn wir als kleines Kind geboren werden, für die äußere physische Anschauung ziemlich ähnlich einem Naturwesen. Und aus diesem Naturwesen, das im Grunde genommen in einer Art von schlafendem Zustand ist, entwickeln sich die inneren geistigen Fähigkeiten heraus. Diese inneren geistigen Fähigkeiten entstehen ja erst im Laufe der künftigen Entwickelung. Man muß sich ganz notwendigerweise dazu bequemen, das, was da im Menschen entsteht als die geistigen Fähigkeiten, ebenso zurückzuverfolgen hinter Geburt und Konzeption, wie man das Wachsen der Glieder verfolgt. Dann aber kommt man eben dazu, sich auch das lebendig geistig zu denken, was man sonst an der äußeren Natur sich nur als die abstrakten Naturgesetze bildet. Und dann kommt man, mit anderen Worten, zum Konstatieren dessen, was man den Vatergott nennen kann.“ (Lit.:GA 207, S. 33f)

Die Naturgesetze als Taten der Elohim

Die Elohim, nach christlicher Terminologie Exusiai genannt, sind die führenden Schöpfergötter unserer gegenwärtigen Kosmos. Aus der auf dem alten Mond geschaffenen Weisheit haben sie die Naturgesetze gebildet, die unsere Erdentwicklung bestimmen, während der der Mensch sein Ich und daraus die Kraft der Liebe entwickeln soll.

"Warum spricht zu dem Menschen aus den Naturerscheinungen heraus kein Zufall? Warum spricht er da von Gesetzmäßigkeit? Das ist aus dem Grunde, weil nach dem Ablauf der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung eingegriffen haben die Geister der Form, die Exusiai. Und wenn Naturgesetze sich offenbaren, so sind das keine abstrakten Gesetze, sondern es sind im spirituellen Sinne die Taten der Exusiai, der Geister der Form. Und indem der Mensch hineinschaut in den Ablauf der Naturereignisse, schaut er in den Naturgesetzen die Taten der Exusiai. Aber zusammengesunken ist der Mensch in seinem Mut. Und da, wo die Exusiai nicht sprechen, wo sie nicht handgreiflich hinweisen auf das, was sie in die Naturtatsachen hineingelegt haben, da ahnt der Mensch nichts mehr davon, daß dort auch Geistiges als die Gesetzmäßigkeit spricht. Dahin aber muß es kommen, daß der Mensch von den Ereignissen, die er heute noch in das Reich des Zufalls wirft, so sprechen lernt, wie in den Naturtatsachen die Exusiai sprechen." (Lit.: GA 133, S. 58f)

Naturgesetze als Wirkung der Geister der Umlaufzeiten

Die eigentlichen dirigierenden geistigen Wesenheiten hinter den Naturgesetzen sind die Geister der Umlaufzeiten. Sie gehören zur Hierarchie der Urengel und verwirklichen die Vorgaben der Elohim. In der biblischen Schöpfungsgeschichte werden sie Jom (hebr. יום, Tag) bzw. in der Mehrzahl Jamim oder Schöpfungstage genannt, die als Diener der Elohim im Licht weben. In der Gnosis wurden sie als Äonen bezeichnet. Als Zeitgeister regeln sie den gesetzmäßigen Ablauf des Schöpfungsgeschehens. Sie leiten dabei die Elementarwesen, die ihrerseits als Naturkräfte wirken, in ihrem Tun.

"Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem Weltenaufbau vorliegt, vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau selber, dann können Sie sich das etwa so klarmachen: der äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die Welt der Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter der Planetengeist. Nun müssen wir aber sagen, daß der Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen Beziehung durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt sein Abbild in gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die

Zeichnung aus GA 136, S 45
Zeichnung aus GA 136, S 45

Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir, wenn wir die Sinneswelt selber mit dem normalen Bewußtsein beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in einem Aufdruck von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen, etwa so, wie wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt weggezogen haben, eben die hinter dieser stufenweise wirksamen geistigen Wesenheiten hätten. Das normale Bewußtsein nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt der Naturgeister, die drückt sich in den Wahrnehmungen als das ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die Wissenschaft von Naturkräften spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für den Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie sind die Maja, sie sind die Abprägung der Naturgeister, die hinter der Sinneswelt wirken.

Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das, was man gewöhnlich für das normale Bewußtsein die Naturgesetze nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen dadurch vorhanden, daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte wirken. Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten. Wenn der gewöhnliche Naturforscher von Naturgesetzen spricht und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist, daß diese Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch bei aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der Umlaufszeiten sagen und wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren. Das drückt sich in der Maja, im äußeren Schein, in den Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren Welt geht gewöhnlich das normale Bewußtsein nicht. Das normale Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von der äußeren Wahrnehmungswelt, von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht von den Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und so weiter, Anziehungskraft, Abstoßungskraft, Schwere und so weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt der Maja, denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der Ätherleib der Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen. Das ist wiederum eine Maja. Es liegt zugrunde das, was wir heute geschildert haben als die Welt der Geister der Umlaufszeiten. Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt. Die Wissenschaft tut das heute nicht." (Lit.: GA 136, S. 44ff)

Naturgesetze und Elementarwesen

Aus geisteswissenschaftlicher Sicht sind Naturgesetze Gedanken von Elementarwesen, die auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper in der Astralwelt haben. Diese Gedanken sind aber zugleich die wirksamen Kräfte in der Natur.

"In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine liegen, während der Körper eines solchen Wesens im Astralen liegt. Man denke sich das Bewußtsein in der festen Erde, den Körper im Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und dessen Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein in der Luft und dem Körper im Astralen; und eines mit dem Bewußtsein im Feuer und dem Körper im Astralen. Die heutige Menschheit weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit nur durch die Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr gut. Ein Gnom ist nur wahrnehmbar für den, der auf dem astralen Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen manchmal ein solches astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind in unserer Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der Naturforscher heute Naturgesetze nennt, das sind die Gedanken von Wesenheiten, die auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem Naturgesetz steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines Wesens, das auf dem Astralplan seinen Körper hat. Die Naturkräfte sind schaffende Wesenheiten und die Naturgesetze sind ihre Gedanken.

Zeichnung aus GA 93a, S 218
Zeichnung aus GA 93a, S 218

" (Lit.: GA 93a, S. 218)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit, GA 4 (1995), ISBN 3-7274-0040-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, GA 10 (1993), ISBN 3-7274-0100-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung, GA 52 (1986), ISBN 3-7274-0520-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie?, GA 84 (1986), ISBN 3-7274-0840-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Makrokosmos und Mikrokosmos, GA 119 (1988), ISBN 3-7274-1192-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen, GA 136 (1996), ISBN 3-7274-1361-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus, GA 143 (1994), ISBN 3-7274-1430-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Weltsilvester und Neujahrsgedanken, GA 195 (1986), ISBN 3-7274-1950-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  10. Rudolf Steiner: Heilfaktoren für den sozialen Organismus, GA 198 (1984), ISBN 3-7274-1980-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  11. Rudolf Steiner: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil, GA 205 (1987), ISBN 3-7274-2050-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner: Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet., GA 225 (1990), ISBN 3-7274-2252-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  13. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I, GA 320 (2000), ISBN 3-7274-3200-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  14. Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II, GA 343a (1993), ISBN 3-7274-3430-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  15. Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen GA 343b pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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