Gabriel (Erzengel) und Schicksal: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Ghent Altarpiece F - Archangel.jpg|thumb|Der Verkündigungsengel Gabriel auf dem [[Wikipedia:Genter Altar|Genter Altar]]]]
'''Schicksal''' (von [[altniederländisch]] ''schicksel'' „Fakt“) oder '''Los''' (von [[Althochdeutsch|ahd.]], [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''(h)lôჳ'' [[Omen]], [[Orakel]]“), ([[Latein|lat.]] ''fatum'', [[Griechische Sprache|griech.]] μοίρα ''moira''), im [[Islam]] '''Kismet''' ({{arS|قسمة|d=qisma(t)}}) ist der Ablauf von Ereignissen im Leben des Menschen, die als von göttlichen Mächten vorherbestimmt (geschickt) oder von Zufällen bewirkt empfunden werden, mithin also der Entscheidungsfreiheit des Menschen entzogen sind.
'''Gabriel''' ([[Wikipedia:Hebräische Sprache|hebr.]] גַּבְרִיאֵל = „Gott ist stark“, [[Wikipedia:Arabische Sprache|arab.]] {{Arabische Schrift|جبريل|ar}} , ''Djebrail'', deutsch „Held Gottes“) ist der zweite der vier hauptsächlichen [[Erzengel]] und wird in der [[Bibel]] im [[Buch Daniel]] und im [[Lukasevangelium]] erwähnt und wird ganz besonders im [[Islam]] verehrt. Gabriel steht in Zusammenhang mit den [[Geburt]]skräften und wird in der bildenden Kunst häufig auch in weiblicher Gestalt dargestellt. Er gilt als Bote [[Gott]]es und gilt vielfach auch als Ausleger von [[Vision]]en. Sein Herrschaftsbereich ist die [[Mond]]ensphäre.


Der Erzengel Gabriel steht für:
==Begriffsverwendung==
Der Begriff Schicksal hat keine ihm zugrundeliegende eindeutig wertende Bedeutung. [[Synonym]] wird das Wort ''Los'' verwendet. Zumeist wird als Schicksal eine Art höhere Macht begriffen, die ohne direktes menschliches Zutun das Leben einer Person entscheidend beeinflusst. Beispiele: „Das Schicksal meint es gut mit ihr“, „Er wurde vom Schicksal dazu bestimmt“, „Das Schicksal nahm seinen Lauf“ oder der ''Schicksalsschlag''. In diesem Sinne ist es der Inbegriff ''unpersönlicher [[Macht|Mächte]]''. Weit verbreitet ist aber besonders die Auffassung, man könne sein Schicksal beeinflussen; daher wird auch davon gesprochen, „sein Schicksal zu meistern“ oder „sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen“.


das neue, Veränderungen, Wunderbares. Er wird dein Begleiter durch das normale menschliche Leben, kündigt deren Geburt an.
Die Einstellung gegenüber dem Schicksal reicht
Gabriel wird oft auch als weiblicher Engel bezeichnet, - da er für das Neue und Geburt steht. Auch ist er/sie der Engel der Auferstehung und der Gnade. Die Überlieferungen besagen, - das Gabriel die Seelen aus dem Paradies holt, sollten diese sich wehren oder dort nicht hingehören.  
* von völliger Ergebung (''[[Fatalismus]]'') über den
* Glauben an seine Überwindbarkeit (''nimmer sich beugen/ kräftig sich zeigen/ rufet die Arme/ der Gottheit herbei'' – [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]]) bis zur
* völligen [[Willensfreiheit]] des Individuums (''[[Voluntarismus]]'').


=== Gabriel im Judentum ===
== Hintergrund ==
In den meisten Kulturen gilt das Schicksal als unausweichliche Bestimmung:


Im Judentum gilt Gabriel neben Michael als Fürbitter und [[Schutzengel]] des [[Wikipedia:Israeliten|Volkes Israel]], aber auch als Straf- und [[Todesengel]].
In der [[Mythologie]] entwickelte sich der Gedanke des Schicksals als ''personifizierte Macht'' (die ''Schicksalsgottheiten'' [[Fortuna]], [[Nornen]], [[Tyche]], [[Moiren]], [[Parzen]], [[Namtaru]]), die sowohl das individuelle Leben als auch den Weltlauf beherrscht und das Schicksal dem Menschen „schickt“.


Erstmals erscheint sein Name im [[Wikipedia:Buch Daniel|Buch Daniel]], wo er die Vision von Widder und Ziegenbock deutet (Kapitel 8) und die Weissagung über Dauer und Ende des [[Wikipedia:Babylonisches Exil|Exils]] verkündet (Kapitel 9).
Die Vorstellung, das Schicksal sei vorbestimmt, führte zum Versuch, im Voraus zumindest Andeutungen darauf zu bekommen. Dieses Konzept liegt der [[Mantik]] (''[[Wahrsagung]]'') zugrunde.


Im Äthiopischen [[Wikipedia:Henoch|Buch Henoch]] wird '''Gabriel''' in Kapitel 20,7 neben '''[[Uriel]]''' (20,2), '''[[Raphael]]''' (20,3), '''[[Raguel]]''' (20,4), '''[[Michael]]''' (20,5) und '''[[Sarakael]]''' (20,6) - in einigen Handschriften wird noch '''Remiel''' (20,8) genann – zu den (sieben) höchsten Engeln gezählt. Dort heißt es über ihn: "Gabriel heißt ein sechster der heiligen Engel, der über das [[Paradies]], die Schlangen ([[Seraphim]]) und die [[Cherubim|Kerub]]e gesetzt ist." (1. Henoch 20,7). Die Siebenzahl der höchsten Engel ist, nebenbei vermerkt, für das Äthiopische Buch Henoch in Kapitel 90,21f. verbürgt.
Häufig ist der Schicksalsglaube [[Religion|religiös]] eingebettet oder ausgeformt. Die Annahme, das Schicksal des Menschen liege in der Hand [[Gott]]es oder eines übermächtigen göttlichen Wesens und werde von ihm bestimmt oder zumindest geführt, findet man im Glauben an die göttliche [[Vorsehung]], der etwa im [[Islam]] und im [[Christentum]] eine wichtige Rolle spielt. Je nachdem wie viel Entscheidungsspielraum dabei dem [[Freier Wille|freien Willen]] des Menschen gegenüber dem vorbestimmten oder vorgesehenen Schicksal zugestanden wird, gehen diese Vorstellungen recht weit auseinander und reichen von expliziter Ablehnung des Schicksalsbegriffs in vielen christlichen Richtungen über einen schicksalhaften Bestimmungsglauben, wie er beispielsweise im Islam betont wird, bis hin zu der Vorstellung einer [[Prädestination]] des [[Seelenheil]]s, also der Vorherbestimmung des zukünftigen Schicksals eines Menschen nach seinem Tod, wie sie auch in der christlichen [[Theologie]] im Anschluss an [[Augustinus]] beispielsweise von [[Martin Luther]] gelehrt wurde, der damit die Lehre von der Alleinwirksamkeit der göttlichen [[Gnade#Christliche Theologie|Gnade]] und der Unfähigkeit des Menschen verband, sich das Heil durch gute Werke zu verdienen. In ihrer radikalen Ausformung, die dem Menschen jegliche Möglichkeit nimmt, sein Schicksal zu beeinflussen und an seinem Heil mitzuwirken, werden diese Vorstellungen aber ebenso wie ein philosophischer [[Determinismus]] (der die Unbeeinflussbarkeit irdischer Ereignisse einschließlich menschlicher Handlungen durch den Willen postuliert und insoweit dem Schicksalsglauben verwandt ist) sowohl im Christentum als auch im Islam abgelehnt.


In [[Wikipedia:Rabbinisches Judentum|rabbinischen]] Quellen heißt es von Gabriel, er bestehe ganz aus Feuer, während Michael ganz aus Schnee bestehe. Entsprechend werden darin Gabriel und Michael die Metalle Gold und Silber zugeordnet. Die ihnen im Judentum zugesprochenen Attribute unterscheiden sich also von jenen, die ihnen die spätere christliche Mythologie zuordnet, in der teilweise Michael mit der Sonne und Gabriel mit dem Mond verbunden wird.
Philosophisch ist die Stellung und Bewertung des [[Zufall]]s von Bedeutung, der im Schicksals- und Vorsehungsglauben häufig als göttliche oder schicksalhafte Fügung verstanden oder gedeutet und teils – wie im konsequenten Determinismus – als nicht existent abgelehnt wird („es gibt keine Zufälle“). Im Unterschied zu deterministischen Vorstellungen betont der Schicksalsglaube jedoch die Unausweichlichkeit nur des ''Ergebnisses'' (der „Bestimmung“) eines Vorgangs oder einer Biografie, billigt dem Individuum jedoch mitunter durchaus die Möglichkeit freier Willensentscheidungen zu, mit denen es den Eintritt des vorbestimmten Ergebnisses freilich nicht beeinflussen, jedenfalls nicht verhindern kann. Klassische Beispiele für dieses paradoxe Moment in der schicksalgläubigen Weltauffassung finden sich in der antiken Sagenwelt, etwa in den Geschichten des [[Ödipus]] oder des [[Odysseus]], deren Protagonisten in ihren Handlungen frei sind und alles unternehmen, um ihrer (durch [[Orakel]] prophezeiten) schicksalhaften Bestimmung zu entgehen, letztlich aber gerade dadurch ihr vorherbestimmtes Schicksal selbst realisieren. Dagegen schließt der strenge Determinismus die Existenz freier Willensentscheidungen und dadurch bestimmter Handlungen von vornherein aus, insoweit er von einer [[Mechanistisches Weltbild|mechanistischen]] Vorbestimmtheit aller [[Kontingenz|kontingenten]] Ereignisse − also auch des menschlichen Wollens und Handelns – durch bekannte und unbekannte [[Kausalität|Kausalfaktoren]] ausgeht und dementsprechend weniger am Ergebnis der Bestimmung (dem Schicksal) interessiert ist, sondern daran, die strikte Abhängigkeit aller Phänomene einschließlich aller scheinbar selbstbestimmten Lebensvorgänge von vorgegebenen Ursachen in den Blick zu nehmen. Einig sind sich das schicksalgläubige und das deterministische Weltbild indes in der Betonung der Unausweichlichkeit und Alternativlosigkeit der Realität. Das kann zu einer eher passiven, schicksalergebenen (fatalistischen), bisweilen [[Gleichgültigkeit|gleichgültigen]] oder − auch [[Ethik|ethisch]] – [[Indifferentismus|indifferenten]] Lebenseinstellung führen und das Streben nach Selbstbestimmung und Weltveränderung als Illusion begreifen lassen.


In der jüdischen Überlieferung waren die beiden Engel, die nach [[Wikipedia:Sodom|Sodom]] gingen, Michael und Gabriel (Genesis 19): Michael, um [[Wikipedia:Lot (AT)|Lot]] zu retten, Gabriel, um die Stadt zu zerstören.
== Schicksal und Fraktale ==
[[Datei:Bild x 10.png|thumb|hochkant|Schicksalswege]]


=== Christliche-Jüdische Bedeutung ===
[[Joachim Stiller]] ist der Meinung, dass sich das Schicksal wie eine [[Fraktale]] ausnehmen würde. Man müsse nur wählen, welchen Weg man denn gehen wolle. Das Schickal würde praktisch nur den [[Frame]] darstellen.
[[Bild:Folio 43v - The Archangel Gabriel Appears to Zachary.jpg|thumb|Der Erzengel Gabriel erscheint [[Zacharias (Vater des Johannes)|Zacharias]] (Frankreich, 15. Jh.)]]
Im [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] gilt er nach [[Michael]] als der Größte der „Engelsfürsten“, das Urteil Gottes aufzeichnend und vollziehend, [[Wikipedia:Israel|Israel]] verteidigend und beschützend.


Nach christlicher und jüdischer Auffassung ist er der Vorsteher der [[Cherubim]] und [[Seraphim]].
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Schicksal}}
Nach urchristlicher Auffassung ist Gabriel der Herrscher über das Wasser und über das Prinzip des Flüssigen. Er regiert außerdem die Welt der Gefühle, der Emotionen und das Unterbewusstsein. Seine Farbe ist [[Wikipedia:blau|blau]] in allen Schattierungen.
* {{WikipediaDE|Karma}}
 
* {{WikipediaDE|Schicksalsglaube}}
Er wird in der katholischen Kirche mit einer [[Lilien|Lilie]] dargestellt, als Verkünder der Geburt des [[Johannes der Täufer|Johannes]] an [[Wikipedia:Zacharias (Vater des Johannes)|Zacharias]] oder des [[Jesus von Nazareth|Jesus]] an [[Maria von Nazareth|Maria]]. Nach [[Wikipedia:Katholizismus|katholischer]] Auffassung steht Gabriel im Norden vor Gottes Thron.
* {{WikipediaDE|Schicksalsgöttin}}
 
* {{WikipediaDE|Schicksalstafeln}} in der mesopotamischen Mythologie
=== Islamische Bedeutung ===
 
'''Djibril''' ({{Arabische Schrift|جبريل}} arab. für „Gabriel“) ist der arabische Name für den Erzengel Gabriel. Nach einem ''[[Wikipedia:Hadith|Hadith]]'' wollte der [[Prophet]] [[Mohammed]] ihn in seiner wahren Gestalt sehen, anstatt der menschlichen Form (Djibril hatte immer eine menschliche Form angenommen, wenn er dem Propheten begegnete). Djibril tat dies und der Prophet fiel in Ohnmacht. Denn der Erzengel Djibril war so groß, dass er die Sonne mit nur einem Flügel überdeckte. Er besitzt eine beträchtliche Anzahl an Flügeln (jeder Engel hat mindestens zwei Flügel).
 
Nach sunnitischer Auffassung des Islam wird der Erzengel Djibril auch als {{Arabische Schrift|روح القدس|ar}}, Ruh al-Qudus = Geist der Heiligkeit bezeichnet. Jedoch ist er nicht mit dem Heiligen Geist aus der Dreifaltigkeit des christlichen Glaubens zu verwechseln. Nach schiitischer Meinung bezeichnet ''Ruh al-Qudus'' ein anderes Wesen, während Djibril als {{Arabische Schrift|روح الامين|ar}}, Ruh al-Amiyyn = Geist der Zuverlässigkeit bezeichnet wird (Koran 26:193).
 
Djibril ist einer der sieben [[Engel]] der [[Offenbarung]], durch welche die Aufzeichnung der göttlichen Ratschlüsse mittels [[Inspiration|Inspirierung]] des [[Prophet]]en [[Wikipedia:Muhammad|Muhammad]] bei Abfassung des [[Wikipedia:Koran|Koran]]s geschah.
 
== Kunst ==
 
In der Kunst wird Gabriel immer wieder als weiblicher Engel dargestellt.
 
== Gedenktag ==
 
Der Gedenktag ist der [[Wikipedia:29. September|29. September]]. Bis zum [[Wikipedia:1. Januar|1. Januar]] [[Wikipedia:1970|1970]] wurde Sankt Gabriel am [[Wikipedia:24. März|24. März]] begangen.
 
Der Erzengel Gabriel ist unter anderem Schutzpatron der [[Wikipedia:Briefträger|Briefträger]] und Postboten, Müllmänner, Diplomaten, Radiosprecher und der Fernmeldetruppe des deutschen Heeres.


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* Juana Danis, Erwin Möde: ''Schicksal und Mythos.'' Edition Psychosomatik, München 1982, ISBN 3-925350-03-9.
* Gerhard Bellinger: ''Knaurs Lexikon der Mythologie''. Genehmigte Lizenzausgabe. Augsburg, 2000. 157, 327, 346, 485-487.
* Klaus P. Fischer: ''Schicksal in Theologie und Philosophie.'' WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21958-2.
* Heinrich Krauss: ''Kleines Lexikon der Engel. Von Ariel bis Zebaoth''. Originalausgabe. München, 2001. 73f., 119-121.
* Reinhard G. Kratz, Hermann Spieckermann (Hrsg.): ''Vorsehung, Schicksal und göttliche Macht · Antike Stimmen zu einem aktuellen Thema''. Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-16-149463-5.
* Wilhelm Lueken: ''Michael. Eine Darstellung und Vergleichung der jüdischen und der morgenländisch-christlichen Tradition vom Erzengel Michael'', Göttingen, 1898.
* Franziska Rehlinghaus: ''Die Semantik des Schicksals. Zur Relevanz des Unverfügbaren zwischen Aufklärung und Erstem Weltkrieg.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-36724-7.
* Erich Weidinger: ''Die Apokryphen. Verborgene Bücher der Bibel''. Augsburg, o.A. 311.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}


* [http://www.icon-art.info/topic.php?lng=de&top_id=92 Ikonen des Erzengels Gabriel]
[[Kategorie:Reinkarnation und Karma|101]]
 
[[Kategorie:Anthroposophie]]
 
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{{Wikipedia}}
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Version vom 18. Juli 2019, 23:32 Uhr

Schicksal (von altniederländisch schicksel „Fakt“) oder Los (von ahd., mhd. (h)lôჳOmen, Orakel“), (lat. fatum, griech. μοίρα moira), im Islam Kismet (arab. قسمة, DMG qisma(t)) ist der Ablauf von Ereignissen im Leben des Menschen, die als von göttlichen Mächten vorherbestimmt (geschickt) oder von Zufällen bewirkt empfunden werden, mithin also der Entscheidungsfreiheit des Menschen entzogen sind.

Begriffsverwendung

Der Begriff Schicksal hat keine ihm zugrundeliegende eindeutig wertende Bedeutung. Synonym wird das Wort Los verwendet. Zumeist wird als Schicksal eine Art höhere Macht begriffen, die ohne direktes menschliches Zutun das Leben einer Person entscheidend beeinflusst. Beispiele: „Das Schicksal meint es gut mit ihr“, „Er wurde vom Schicksal dazu bestimmt“, „Das Schicksal nahm seinen Lauf“ oder der Schicksalsschlag. In diesem Sinne ist es der Inbegriff unpersönlicher Mächte. Weit verbreitet ist aber besonders die Auffassung, man könne sein Schicksal beeinflussen; daher wird auch davon gesprochen, „sein Schicksal zu meistern“ oder „sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen“.

Die Einstellung gegenüber dem Schicksal reicht

  • von völliger Ergebung (Fatalismus) über den
  • Glauben an seine Überwindbarkeit (nimmer sich beugen/ kräftig sich zeigen/ rufet die Arme/ der Gottheit herbeiGoethe) bis zur
  • völligen Willensfreiheit des Individuums (Voluntarismus).

Hintergrund

In den meisten Kulturen gilt das Schicksal als unausweichliche Bestimmung:

In der Mythologie entwickelte sich der Gedanke des Schicksals als personifizierte Macht (die Schicksalsgottheiten Fortuna, Nornen, Tyche, Moiren, Parzen, Namtaru), die sowohl das individuelle Leben als auch den Weltlauf beherrscht und das Schicksal dem Menschen „schickt“.

Die Vorstellung, das Schicksal sei vorbestimmt, führte zum Versuch, im Voraus zumindest Andeutungen darauf zu bekommen. Dieses Konzept liegt der Mantik (Wahrsagung) zugrunde.

Häufig ist der Schicksalsglaube religiös eingebettet oder ausgeformt. Die Annahme, das Schicksal des Menschen liege in der Hand Gottes oder eines übermächtigen göttlichen Wesens und werde von ihm bestimmt oder zumindest geführt, findet man im Glauben an die göttliche Vorsehung, der etwa im Islam und im Christentum eine wichtige Rolle spielt. Je nachdem wie viel Entscheidungsspielraum dabei dem freien Willen des Menschen gegenüber dem vorbestimmten oder vorgesehenen Schicksal zugestanden wird, gehen diese Vorstellungen recht weit auseinander und reichen von expliziter Ablehnung des Schicksalsbegriffs in vielen christlichen Richtungen über einen schicksalhaften Bestimmungsglauben, wie er beispielsweise im Islam betont wird, bis hin zu der Vorstellung einer Prädestination des Seelenheils, also der Vorherbestimmung des zukünftigen Schicksals eines Menschen nach seinem Tod, wie sie auch in der christlichen Theologie im Anschluss an Augustinus beispielsweise von Martin Luther gelehrt wurde, der damit die Lehre von der Alleinwirksamkeit der göttlichen Gnade und der Unfähigkeit des Menschen verband, sich das Heil durch gute Werke zu verdienen. In ihrer radikalen Ausformung, die dem Menschen jegliche Möglichkeit nimmt, sein Schicksal zu beeinflussen und an seinem Heil mitzuwirken, werden diese Vorstellungen aber ebenso wie ein philosophischer Determinismus (der die Unbeeinflussbarkeit irdischer Ereignisse einschließlich menschlicher Handlungen durch den Willen postuliert und insoweit dem Schicksalsglauben verwandt ist) sowohl im Christentum als auch im Islam abgelehnt.

Philosophisch ist die Stellung und Bewertung des Zufalls von Bedeutung, der im Schicksals- und Vorsehungsglauben häufig als göttliche oder schicksalhafte Fügung verstanden oder gedeutet und teils – wie im konsequenten Determinismus – als nicht existent abgelehnt wird („es gibt keine Zufälle“). Im Unterschied zu deterministischen Vorstellungen betont der Schicksalsglaube jedoch die Unausweichlichkeit nur des Ergebnisses (der „Bestimmung“) eines Vorgangs oder einer Biografie, billigt dem Individuum jedoch mitunter durchaus die Möglichkeit freier Willensentscheidungen zu, mit denen es den Eintritt des vorbestimmten Ergebnisses freilich nicht beeinflussen, jedenfalls nicht verhindern kann. Klassische Beispiele für dieses paradoxe Moment in der schicksalgläubigen Weltauffassung finden sich in der antiken Sagenwelt, etwa in den Geschichten des Ödipus oder des Odysseus, deren Protagonisten in ihren Handlungen frei sind und alles unternehmen, um ihrer (durch Orakel prophezeiten) schicksalhaften Bestimmung zu entgehen, letztlich aber gerade dadurch ihr vorherbestimmtes Schicksal selbst realisieren. Dagegen schließt der strenge Determinismus die Existenz freier Willensentscheidungen und dadurch bestimmter Handlungen von vornherein aus, insoweit er von einer mechanistischen Vorbestimmtheit aller kontingenten Ereignisse − also auch des menschlichen Wollens und Handelns – durch bekannte und unbekannte Kausalfaktoren ausgeht und dementsprechend weniger am Ergebnis der Bestimmung (dem Schicksal) interessiert ist, sondern daran, die strikte Abhängigkeit aller Phänomene einschließlich aller scheinbar selbstbestimmten Lebensvorgänge von vorgegebenen Ursachen in den Blick zu nehmen. Einig sind sich das schicksalgläubige und das deterministische Weltbild indes in der Betonung der Unausweichlichkeit und Alternativlosigkeit der Realität. Das kann zu einer eher passiven, schicksalergebenen (fatalistischen), bisweilen gleichgültigen oder − auch ethischindifferenten Lebenseinstellung führen und das Streben nach Selbstbestimmung und Weltveränderung als Illusion begreifen lassen.

Schicksal und Fraktale

Schicksalswege

Joachim Stiller ist der Meinung, dass sich das Schicksal wie eine Fraktale ausnehmen würde. Man müsse nur wählen, welchen Weg man denn gehen wolle. Das Schickal würde praktisch nur den Frame darstellen.

Siehe auch

Literatur

  • Juana Danis, Erwin Möde: Schicksal und Mythos. Edition Psychosomatik, München 1982, ISBN 3-925350-03-9.
  • Klaus P. Fischer: Schicksal in Theologie und Philosophie. WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21958-2.
  • Reinhard G. Kratz, Hermann Spieckermann (Hrsg.): Vorsehung, Schicksal und göttliche Macht · Antike Stimmen zu einem aktuellen Thema. Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-16-149463-5.
  • Franziska Rehlinghaus: Die Semantik des Schicksals. Zur Relevanz des Unverfügbaren zwischen Aufklärung und Erstem Weltkrieg. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-36724-7.

Weblinks

 Wiktionary: Schicksal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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