Grals-Imagination und Lucifer-Gnosis: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Grals-Imagination''' bildet die geistige Quelle der Erzählungen vom [[Heiliger Gral|Heiligen Gral]]. Sie enthüllt sich durch den geistigen Rückblick auf den [[Ätherleib]]. Wenn der [[Mensch]] schläft, heben sich [[Ich]] und [[Astralleib]] teilweise aus der menschlichen Organisation heraus und lassen Ätherleib und [[Physischer Leib|physischen Leib]] zurück (siehe auch → [[Wesensglieder]]). Das menschliche Bewusstsein dämpft sich dabei zu dem des [[Schlaf-Bewusstsein|traumlosen Schlafes]] ab. Kann das [[Bewusstsein]] aber durch entsprechende geistige Schulung aufrechterhalten werden, verwandelt sich vor dem geistigen Blick der zurückgelassene physische Leib zur [[Paradieses-Imagination]]. In weiterer Folge verdichtet sich die geistige Anschauung des Ätherleibes zur Grals-Imagination.
[[Bild:Lucifer-gnosis-1904.jpg|thumb|right|Titelblatt Juni 1904]]
'''Lucifer-Gnosis''' war eine von [[Rudolf Steiner]], dem Begründer der [[Anthroposophie]], herausgegebene Zeitschrift, welche bereits vor der Gründung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] erste anthroposophische Gedanken vertrat. Die erste Ausgabe  erschien im Januar 1904, die letzte im Mai 1908, die Erscheinungsweise war monatlich {{Lit|Deimann, S. 58ff}}.  


{{GZ|Wir haben so vor unserem geistigen Blick auftreten sehen den ins Riesenhafte vergrößerten physischen Menschenleib, der in seinem heutigen Zustand also das Schrumpfprodukt des einstigen Paradieses darstellt. Wenn wir dieses betrachten, dann können wir ein wenig wiederum eine Vorstellung davon bekommen, wie eigentlich hellseherische Betrachtung vorrückt. Wir haben gesehen, wie der Mensch zunächst immer sensitiver und sensitiver wird gegenüber seinem physischen und Ätherleibe. Jetzt haben wir mit einem gewissen Sprung über einen Abgrund gleichsam nachgesehen, was sich für Eindrücke ergeben, wenn der Mensch von ganz außerhalb zurückblickt auf seinen in den Ätherleib eingebetteten physischen Leib. Ich habe gesagt, daß der Ätherleib ein in sich Bewegliches ist; nichts in diesem Ätherleib, wenn man von außen in ihn zurücksieht, ist eigentlich stillstehend, nichts ist in Ruhe, alles in ständiger Bewegung. Es geschieht fortwährend etwas; aber je mehr man lernt, durch Geistesschulung hinzublicken auf das, was da geschieht, desto mehr vergrößert sich gleichsam auch das Tableau dieses Geschehens, und alles wird sinnvoll. Wie gewissermaßen der physische Leib zu dem sinnvollen Garten des Paradieses wird, so wird auch das, was im Ätherleib vorgeht, zu sinnvollen Vorgängen. Man könnte ja nun einmal den Versuch anstellen, typisch zu erzählen, was man da für Tatsachen und Vorgänge sieht, wenn man auf den Ätherleib hinsieht und von dem physischen Leib dabei absieht. Nun, den physischen Leib, so wie ich ihn Ihnen beschrieben habe, könnte man wirklich hellseherisch nur sehen, wenn man im allertiefsten Schlafe plötzlich hellseherisch aufgeweckt würde; dann würde sich der physische Leib also erweitern zu diesem Gebilde, wie es gezeigt worden ist. Aber der Ätherleib ist gewissermaßen schon leichter zu sehen; er ist schon dadurch zu sehen, daß man versucht, in einer gewissen Beziehung den Moment des Einschlafens zu erhaschen, so zu erhaschen, daß man nicht ins Unbewußte gleich hinüberschläft, sondern daß man bewußt eine Zeit bleibt, nachdem man mit seinem astralischen Leib und dem Ich den physischen und Ätherleib verlassen hat. Da sieht man hauptsächlich dann auf diesen Ätherleib hin, sieht förmlich wie ganz lebendige Träume diese beweglichen Tatsachen des ätherischen Leibes. Dann sieht man sich wie durch einen tiefen Abgrund getrennt von dem, was da im ätherischen Leibe vorgeht; aber man sieht jetzt alles in nicht räumlichem, sondern in zeitlichem Geschehen. Man muß also, wenn man schon heraus ist aus seinem Ätherleib, empfinden diese Erlebnisse, diese bewegten Erlebnisse im Ätherleib, wie wenn man mit dem Bewußtsein noch einmal hineinschlüpfte.
==Geschichte==


Also diese Empfindung muß man haben, wie wenn man durch einen Abgrund, der gleichsam durch Äther ausgefüllt ist, durch den allgemeinen Weltenäther, wie wenn man durch einen solchen Abgrund getrennt wäre von seinem ätherischen Leib; wie wenn man jenseits des Ufers des ätherischen Leibes wäre und da mannigfaltige Vorgänge sich abspielten. Man fühlt sich also, weil man es hier mit Vorgängen zu tun hat, die alle in der Zeit sich abspielen, gleichsam wie ein Wanderer, der zu seinem eigenen Ätherleib hingeht. In Wirklichkeit verläßt man ihn immer mehr und mehr, aber man geht in hellseherischem Bewußtsein zu diesem Ätherleibe hin. Man fühlt, wie wenn man im Annähern an diesen eigenen Ätherleib etwas entgegenkommend hätte, was einen zurückstößt. Wie an einem geistigen Fels kommt man an. Dann ist es, wie wenn man in etwas hineingelassen würde. Man war erst draußen, dann ist es, wie wenn man in etwas hineingelassen würde, wie wenn man erst draußen gewesen wäre und jetzt drinnen wäre, aber nicht so, wie wenn man bei Tage drinnen wäre. Alles hängt davon ab, daß man mit seinem astralischen Leib und Ich draußen ist und nur hineinschaut, das heißt, nur mit seinem Bewußtsein drinnen ist. Und jetzt merkt man, was da drinnen vorgeht.
Nachdem Steiner am 19. Oktober 1902 Generalsekretär der [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft|Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] geworden war, erachtete er es als notwendig, auch eine eigene Zeitschrift herauszubringen. In dieser wollte er speziell „seine“ Sicht der theosophischen Lehre und „seine“ Erkenntnisse darlegen, dies sollte parallel zum ''[[The Vahan|Vahan]]'', einer bereits bestehenden theosophischen Zeitschrift, welche die offizielle Lehre der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] vertrat, geschehen. Im Juni 1903 brachte Steiner dem gemäß die erste Ausgabe seines Blattes [[Luzifer (Zeitschrift)|Luzifer], mit „z“ geschrieben, heraus.  


Es ist auch in einer gewissen Weise alles verwandelt, wie sich der physische Leib ins Paradies verwandelt hat; aber das, was da geschieht, hängt doch noch viel inniger zusammen mit den gegenwärtigen Vorgängen am Menschen. Bedenken wir nur, was der Schlaf eigentlich bedeutet, was dieses «außerhalb des physischen und Ätherleibes sein» bedeutet. Denn wir haben angenommen, daß das hellseherische Vermögen in diesem Augenblicke hervorgerufen wurde dadurch, daß der Mensch plötzlich im Schlafe hellseherisch würde oder im Einschlafen hellseherisch bewußt bliebe. Bedenken wir, was der Schlaf ist: Dasjenige, was mit Bewußtsein den physischen und ätherischen Leib durchdringt, ist draußen; da drinnen gehen jetzt nur sozusagen vegetative Vorgänge vor sich, spielt sich alles ab, was die während des Tages verbrauchten Kräfte wiederum ersetzt. Ja, das nehmen wir wahr, nehmen wahr, wie da aus dem Physischen heraus die Kräfte, die namentlich im Gehirn verbraucht worden sind, ersetzt werden. Aber nicht so, daß wir das Gehirn sehen würden wie der Anatom, sondern wir sehen, wie der Mensch der physischen Welt, dessen wir uns während des Tagwachens für unser Bewußtsein bedienen, wie dieser Mensch — von uns verlassen zwar, aber deutlich zeigend, daß er unser Werkzeug ist — gleichsam verzaubert in einer Burg liegt.
''"Und ich weiß heute noch, wie dazumal eine Tatsache zum Beispiel vor meine Seele trat, die vielleicht unbedeutend erscheinen könnte, die aber doch hier angeführt werden darf: Als unsere anthroposophische Bewegung begann, da begann sie auch damit, daß eine Zeitschrift, die damals aus wohlerwogenen Gründen heraus «Luzifer» genannt wurde, den Anfang machte. Ich schrieb dazumal einen Artikel unter dem Titel «Luzifer», einen Artikel, der enthalten sollte, wenigstens der Anlage nach, die Richtlinien, unter denen wir arbeiten wollten. Ich darf wohl sagen, schon dieser Artikel ist, wenn es auch nicht in Worten ausgesprochen ist, in denjenigen Linien gehalten, in denen dann unsere Theosophische und jetzt Anthroposophische Gesellschaft gehalten
werden muß, und ich darf sagen: Auch dieser Artikel ist durchchristet. Man nimmt dasjenige, was christliches Lebensblut ist, auf, wenn man den Artikel aufnimmt."''<ref>Rudolf Steiner, Christus und die menschliche Seele, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1994, Seite 169</ref>


Wie unser Gehirn innerhalb der Schädeldecke wie ein Sinnbild liegt, so erscheint uns unser Menschenwesen auf Erden wie eine verzauberte Wesenheit, in einer Burg lebend. Wir treten unserer Menschenwesenheit entgegen wie einer Wesenheit, die wie gefangen, umschlossen von Felsenmauern ist. Das Sinnbild, das gleichsam wiederum zusammengezogene Sinnbild davon ist unsere Schädeldecke. Von außen erscheint uns das als die kleine Schädeldecke. Wenn wir aber auf die ätherischen Kräfte blicken, die zugrunde liegen, so erscheint uns in der Tat das, was Erdenmensch ist, wie da drinnen in der Schädeldecke sich befindend und eingefangen in dieser Burg. Und dann strömen herauf aus dem anderen Organismus die Kräfte, die diesen Menschen unterhalten, der eigentlich in der Schädeldecke drinnen ist wie in einem mächtigen Schlosse. Da strömen die Kräfte herauf. Zunächst strömt diejenige Kraft herauf, die da kommt aus dem im Organismus verbreiteten Werkzeug des astralischen Menschenleibes; es strömt herauf alles das, was erglüht und mächtig den Menschen macht durch die Nervenstränge; das alles strömt zusammen in den irdischen Gehirnmenschen: das erscheint einem als das «mächtige Schwert», das der Mensch sich auf der Erde geschmiedet hat. — Dann dringen herauf die Kräfte des Blutes; diese Kräfte des Blutes — man fühlt allmählich, man lernt erkennen — erscheinen einem als das, was eigentlich den bloß in dem Zauberschloß der Schädeldecke liegenden Gehirnmenschen verwundet: wie die «blutige Lanze» sind die Kräfte, die im Ätherleibe nach dem irdischen Menschen heraufströmen, der in dem Zauberschloß des Gehirns liegt. — Und dann gewinnt man eine Erkenntnis. Diese eine Erkenntnis ist, daß man beobachten kann, was da alles heraufströmen darf nach den edelsten Teilen des Gehirns. Davon hat man ja vorher gar keine Ahnung.
Kurz darauf folgte die Vereinigung des ''Luzifer'' mit der von [[Wikipedia:Wien|Wien]]er Theosophen herausgegebenen [[Okkultismus|okkulten]] Zeitschrift ''Gnosis'' und im Januar 1904 erschien die erste Ausgabe der dadurch umbenannten ''Lucifer-Gnosis'', hier wurde „Lucifer“ mit „c“ geschrieben. Anfangs kamen aus Wien kleinere Beiträge, doch verfasste Steiner den größten Teil der Artikel in Lucifer-Gnosis selbst und fungierte auch als Herausgeber und Redakteur. Wesentliche, wenn auch praktisch die einzige Unterstützung, erfuhr er dabei von seiner späteren Frau [[Marie von Sievers]]. Als in den folgenden Jahren Steiners Vortragstätigkeit immer größere Ausmaße annahm, kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Zeitschrift und dadurch zu verspäteten Auslieferungen. Die Vorträge nahmen schließlich derart überhand, dass Steiner für eine geordnete Herausgabe keine Zeit mehr fand und damit gezwungen war, die Herausgabe des Blattes einzustellen. Die letzte Ausgabe erschien im Mai 1908.  


Ja, sehen Sie, da komme ich von einem anderen Gesichtspunkt aus auf das zurück, was ich schon in diesen Tagen berührt habe [siehe → [[Ernährung#Ernährung und okkulte Entwicklung|Ernährung und okkulte Entwicklung]]]. Der Mensch kann nämlich noch so viel aus dem Tierreich essen: für einen gewissen Teil seines Gehirns ist das alles nicht brauchbar, ist das alles nur Ballast. Andere Organe mögen dadurch ernährt werden, aber im Gehirn gibt es etwas, wovon der ätherische Leib sogleich alles zurückstößt, was vom tierischen Reiche kommt. Ja, sogar alles das stößt der ätherische Leib zurück von einem Teil des Gehirnes, von einem kleinen edlen Teil des Gehirnes, was vom pflanzlichen Reiche kommt, und nur den mineralischen Extrakt läßt er gelten in einem kleinen edlen Teil des Gehirns; und da bringt er zusammen diesen mineralischen Extrakt mit den edelsten Einstrahlungen durch die Sinnesorgane. Das Edelste des Lichtes, das Edelste des Tones, das Edelste der Wärme berührt sich hier mit den edelsten Produkten des mineralischen Reiches; denn von der Verbindung der edelsten Sinneseindrücke mit den edelsten mineralischen Produkten nährt sich der edelste Teil des menschlichen Gehirns. Von diesem edelsten Teile des menschlichen Gehirns sondert der Ätherleib alles aus, was aus dem Pflanzen- oder Tierreich kommt. Dann dringen ja auch alle die Dinge, die der Mensch als seine Nahrung bekommen hat, herauf. Das Gehirn hat auch unedlere Teile, die halten Mahlzeit von alledem, was da heraufströmt und wovon sich eben der Organismus ernährt. Nur der edelste Teil des Gehirns muß von dem schönsten Zusammenfluß von Sinnesempfindungen und dem edelsten, gereinigten mineralischen Extrakt genährt werden. Da lernt man erkennen einen wunderbaren kosmischen Zusammenhang des Menschen mit dem ganzen übrigen Kosmos. Da blickt man sozusagen an eine Stelle des Menschen, wo sich vor einem abspielt, wie das Denken des Menschen durch das Instrument des dem Astralleibe dienenden Nervensystems das Schwert bereitet für die menschliche Stärke auf Erden; da macht man Bekanntschaft mit dem, was alles dem Blut beigemischt ist und was gewissermaßen zur Tötung gerade des Edelsten im Gehirn beiträgt. Und immerdar hält aufrecht dieses Edelste im Gehirn der Zusammenfluß der feinsten Sinnesempfindungen mit den edelsten Produkten des mineralischen Reiches. Und dann strömen nach dem Gehirne zur schlafenden Zeit, wo sich das Denken nicht mit dem Gehirne beschäftigt, die Produkte, die sich weiter abwärts im Innern gebildet haben aus dem Pflanzen- und dem Tierreich.
In diesem Jahr 1908 gründete Marie von Sievers in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] den ''Philosophisch-Theosophischen Verlag'', welcher 1913 in ''Philosophisch-Anthroposophischer Verlag'' umbenannt wurde. Die Schriften Steiners erschienen seitdem durch diesen Vertriebsweg.


So ist es, wenn man in seinen eigenen Ätherleib hineindringt, wie wenn man an einem Abgrunde ankommen würde und über diesen Abgrund hinweg in seinem Ätherleibe sehen würde, was der da macht; und das erscheint alles in mächtigen Bildern, die Vorgänge des geistigen Menschen während des Schlafes darstellen. Dieses Ich und der astralische Leib, dieser geistige Mensch, der untertaucht in die Burg, die gebildet wird aus dem, was eben sich nur symbolisch in der Schädeldecke darstellt, wo schlafend, verwundet vom Blut, der Mensch liegt, dem man es ansieht, wie Gedanken seine Stärke sind — das, was sich da ernähren lassen muß von alledem, was aus den Reichen der Natur heraufdringt, was in seinem edelsten Teile von jenem Feinsten bedient werden muß, das da gekennzeichnet worden ist —, dieses alles in Bilder gebracht, gab die Gralssage. Und die Sage von dem Heiligen Gral kündet uns von jener Wunderspeise, die zubereitet ist aus den feinsten Wirkungen der Sinneseindrücke und aus den feinsten Wirkungen der mineralischen Extrakte, die dazu berufen sind, den edelsten Teil des Menschen zu ernähren sein Leben hindurch, wie er es physisch zubringt auf der Erde; denn durch alles andere würde er getötet. Diese Himmelsspeise ist das, was in dem Heiligen Gral drinnen ist.
==Inhalt==
 
Zu Beginn überwogen in Lucifer-Gnosis noch theosophische Themen, nach und nach formte Steiner die theosophische Terminologie jedoch im Sinne seiner späteren Anthroposophie um und gestaltete die Artikel im Hinblick auf die anthroposophische „Bewusstwerdung des Menschen“. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, legte er auch seine Natur- und Geisteswissenschaftlichen Themen im Blatt dar, ebenso wie seine Abhandlungen über [[Yoga]] und [[Meditation]] davon beeinflusst wurden. In Fortsetzungen erschienen in Lucifer-Gnosis die später in Buchform veröffentlichten Werke ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', ''[[Aus der Akasha-Chronik]]'', ''Die Stufen der höheren Erkenntnis'' und ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft''. Obwohl während ihres Erscheinens eigentlich als theosophische Zeitschrift propagiert, wurde nach der Trennung von der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] 1912/13 das Blatt als anthroposophisch betrachtet, was auch weitgehend den Tatsachen entsprach.
Und das, was sonst geschieht, was aus den übrigen Reichen hinaufdringt, finden wir genugsam dargestellt, wenn wir zurückgehen auf die ursprünglich beschriebene Gralssage, da wo wir vor eine Mahlzeit geführt werden, bei der zuerst eine Hirschkuh aufgetischt wird. Das Hinaufdringen in das Gehirn, wo immerdar schwebt der Gral — das heißt das Gefäß für die edelste Nahrung des durch alles übrige getöteten menschlichen Heros, der in der Burg des Gehirns liegt -, das alles wird uns dargestellt. Und am besten ist es nicht eigentlich bei Wolfram, sondern am besten ist es äußerlich — exoterisch noch dargestellt —, weil fast jeder erkennen kann, wenn er darauf aufmerksam gemacht worden ist, wie diese Gralssage ein okkultes Erlebnis ist, das jeder Mensch an jedem Abend neu erleben kann —, am besten ist es dargestellt trotz der Profanation, die auch da schon eingetreten ist, bei Christian von Troyes. Und er hat hinlänglich durch mancherlei Andeutungen darauf hingewiesen, daß er das, was er meint, exoterisch gegeben hat; denn er beruft sich ja auf seinen Lehrer und Freund, der im Elsaß gelebt hat und der ihm das eigentlich Esoterische gegeben hat, welches er in exoterische Formen brachte. Dies geschah in der Zeit, in der es notwendig war wegen jenes Überganges, auf den hingedeutet ist in meiner Schrift «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit». Kurz vorher ist die Gralssage exoterisch gemacht worden, 1180.
 
Derlei Dinge erscheinen der äußeren Welt heute noch wie eine Phantasterei, weil ihr so vielfach als das Wirkliche nur das erscheint, was außerhalb des Menschen liegt. Daß der Mensch sich in einem noch viel höheren Sinne als Krone der Schöpfung erweist, erkennt er gerade dann, wenn er seinen physischen Leib in der ursprünglichen herrlichen Größe sieht, und seinen Ätherleib so sieht, wie er innerlich arbeitet: an dem physischen Leib, um das wieder zum Leben zu erwecken, was durch jenen Stich, von dem ich als vom Blute kommend gesprochen habe, getötet und gelähmt worden ist. Daran arbeitet der ätherische Leib, um es sofort, so gut es geht, wiederum zum Leben zu erwecken; er erhält es durch seine menschliche Lebenszeit hindurch, trotzdem es, wenn es geboren wird, schon zum Tode verurteilt ist. Er erhält es dadurch, dieser ätherische Leib, daß er von einem kleinen Teile der menschlichen Organisation alles das hinauswirft, was aus dem Tier- und Pflanzenreich kommt, nur den edelsten mineralischen Extrakt nimmt und ihn zusammenbringt mit den edelsten Eindrücken der äußeren Sinneswelt. Dieses wirklich tief genug empfindend, läßt einem tatsächlich diesen edelsten Teil im menschlichen Organismus erscheinen wie den vervielfältigten Heiligen Gral. Und ich wollte durch diese beiden Hindeutungen heute zeigen, wie typisch Imaginationen auftreten, wie allmählich übergeht für das wirkliche Hellsehen das Anschauen des physischen Leibes in Imaginationen. Und zu den größten Imaginationen, die man erleben kann, gehört, wenigstens für die Erdenzeit, die Paradieses- und die Grals-Imagination.|145|109ff}}
 
In einem überlieferten Gespräch mit [[Johanna Gräfin Keyserlingk]] zeigt Steiner auch die Verbindung der [[Gralsburg]] zu dem in der [[Apokalypse des Johannes]] als Zukunftsvision geschilderten [[Neues Jerusalem|Neuen Jerusalem]] auf: Die Gralsburg existiere wirklich in der ätherischen Welt. Das neue Jerusalem sei das Urbild, wie es in Zukunft sein werde.<ref>''Koberwitz 1924'', herausgegeben v. Adalbert Graf Keyserlingk Stuttgart 1974, S 82</ref>


==Literatur==
==Literatur==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen und sein Selbst?'', [[GA 145]] (1986), Sechster Vortrag, Den Haag, 25. März 1913 {{Vorträge|145}}
* Steiner, Rudolf: ''Lucifer-Gnosis, 1903 - 1908, grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte, aus der Zeitschrift „Luzifer“ und „Lucifer-Gnosis“''. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1987; ISBN 3-7274-0340-3
* Götz Deimann (Hrsg.): ''Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985 – Bibliographie und Lebensbilder (Beiträge und Quellen zur Geschichte der anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft)'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1987 [http://www.agraffenverlag.ch/pdf-archiv-ii-zeitschriften/]
* Wachsmuth, Guenther: ''Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken, von der Jahrhundertwende bis zum Tode, die Geburt der Geisteswissenschaft , eine Biographie''. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, Dornach 1964
* Wehr, Gerhard: ''Rudolf Steiner. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls''. Diogenes, Zürich 1993; ISBN 3-257-22615-2


{{GA}}
==Weblinks==
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/Lebensgang/bib_steiner_lebensgang32.htm#Luzifer Kurzer Abriss der Entstehung der Lucifer-Gnosis aus der Sicht Steiners]
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/bib_steiner_texte.htm#Lucifer Einige Aufsätze aus Lucifer-Gnosis online]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


[[Kategorie:Literarische Imagination]]
[[Kategorie:Theosophie|Lucifer-Gnosis]]
[[Kategorie:Imagination]]
[[Kategorie:Anthroposophie|Lucifer-Gnosis]]
[[en:Grail-imagination]]
[[Kategorie:Zeitschrift]]
[[Kategorie:Anthroposophische Zeitschrift]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 28. August 2017, 09:38 Uhr

Datei:Lucifer-gnosis-1904.jpg Lucifer-Gnosis war eine von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, herausgegebene Zeitschrift, welche bereits vor der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft erste anthroposophische Gedanken vertrat. Die erste Ausgabe erschien im Januar 1904, die letzte im Mai 1908, die Erscheinungsweise war monatlich (Lit.: Deimann, S. 58ff).

Geschichte

Nachdem Steiner am 19. Oktober 1902 Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft geworden war, erachtete er es als notwendig, auch eine eigene Zeitschrift herauszubringen. In dieser wollte er speziell „seine“ Sicht der theosophischen Lehre und „seine“ Erkenntnisse darlegen, dies sollte parallel zum Vahan, einer bereits bestehenden theosophischen Zeitschrift, welche die offizielle Lehre der Theosophischen Gesellschaft Adyar vertrat, geschehen. Im Juni 1903 brachte Steiner dem gemäß die erste Ausgabe seines Blattes [[Luzifer (Zeitschrift)|Luzifer], mit „z“ geschrieben, heraus.

"Und ich weiß heute noch, wie dazumal eine Tatsache zum Beispiel vor meine Seele trat, die vielleicht unbedeutend erscheinen könnte, die aber doch hier angeführt werden darf: Als unsere anthroposophische Bewegung begann, da begann sie auch damit, daß eine Zeitschrift, die damals aus wohlerwogenen Gründen heraus «Luzifer» genannt wurde, den Anfang machte. Ich schrieb dazumal einen Artikel unter dem Titel «Luzifer», einen Artikel, der enthalten sollte, wenigstens der Anlage nach, die Richtlinien, unter denen wir arbeiten wollten. Ich darf wohl sagen, schon dieser Artikel ist, wenn es auch nicht in Worten ausgesprochen ist, in denjenigen Linien gehalten, in denen dann unsere Theosophische und jetzt Anthroposophische Gesellschaft gehalten werden muß, und ich darf sagen: Auch dieser Artikel ist durchchristet. Man nimmt dasjenige, was christliches Lebensblut ist, auf, wenn man den Artikel aufnimmt."[1]

Kurz darauf folgte die Vereinigung des Luzifer mit der von Wiener Theosophen herausgegebenen okkulten Zeitschrift Gnosis und im Januar 1904 erschien die erste Ausgabe der dadurch umbenannten Lucifer-Gnosis, hier wurde „Lucifer“ mit „c“ geschrieben. Anfangs kamen aus Wien kleinere Beiträge, doch verfasste Steiner den größten Teil der Artikel in Lucifer-Gnosis selbst und fungierte auch als Herausgeber und Redakteur. Wesentliche, wenn auch praktisch die einzige Unterstützung, erfuhr er dabei von seiner späteren Frau Marie von Sievers. Als in den folgenden Jahren Steiners Vortragstätigkeit immer größere Ausmaße annahm, kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Zeitschrift und dadurch zu verspäteten Auslieferungen. Die Vorträge nahmen schließlich derart überhand, dass Steiner für eine geordnete Herausgabe keine Zeit mehr fand und damit gezwungen war, die Herausgabe des Blattes einzustellen. Die letzte Ausgabe erschien im Mai 1908.

In diesem Jahr 1908 gründete Marie von Sievers in Berlin den Philosophisch-Theosophischen Verlag, welcher 1913 in Philosophisch-Anthroposophischer Verlag umbenannt wurde. Die Schriften Steiners erschienen seitdem durch diesen Vertriebsweg.

Inhalt

Zu Beginn überwogen in Lucifer-Gnosis noch theosophische Themen, nach und nach formte Steiner die theosophische Terminologie jedoch im Sinne seiner späteren Anthroposophie um und gestaltete die Artikel im Hinblick auf die anthroposophische „Bewusstwerdung des Menschen“. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, legte er auch seine Natur- und Geisteswissenschaftlichen Themen im Blatt dar, ebenso wie seine Abhandlungen über Yoga und Meditation davon beeinflusst wurden. In Fortsetzungen erschienen in Lucifer-Gnosis die später in Buchform veröffentlichten Werke Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, Aus der Akasha-Chronik, Die Stufen der höheren Erkenntnis und Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft. Obwohl während ihres Erscheinens eigentlich als theosophische Zeitschrift propagiert, wurde nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft Adyar 1912/13 das Blatt als anthroposophisch betrachtet, was auch weitgehend den Tatsachen entsprach.

Literatur

  • Steiner, Rudolf: Lucifer-Gnosis, 1903 - 1908, grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte, aus der Zeitschrift „Luzifer“ und „Lucifer-Gnosis“. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1987; ISBN 3-7274-0340-3
  • Götz Deimann (Hrsg.): Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985 – Bibliographie und Lebensbilder (Beiträge und Quellen zur Geschichte der anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft), Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1987 [1]
  • Wachsmuth, Guenther: Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken, von der Jahrhundertwende bis zum Tode, die Geburt der Geisteswissenschaft , eine Biographie. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, Dornach 1964
  • Wehr, Gerhard: Rudolf Steiner. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls. Diogenes, Zürich 1993; ISBN 3-257-22615-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf Steiner, Christus und die menschliche Seele, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1994, Seite 169


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