Gruppenseele der Tiere und Auferstehung: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Tierseele''', die [[Seele]] der [[Tiere]], ist nicht [[individualisiert]] wie die Seele des [[Mensch]]en, man kann nur von einer '''Gruppenseele der Tiere''' sprechen, die von den [[Hebräer]] [[Nephesch]] genannt wurde, und gleichsam von außen die einzelnen Tiere umschwebt. Erst beim Menschen zieht Nephesch als [[Empfindungsseele]] ins Innere ein.
[[Bild:Gruenewald Isenheimer Altar Auferstehung Sonnengeburt.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Isenheimer Altar|Isenheimer Altar]], rechter Flügel der aufgeklappten zweiten Schauseite: Christi Auferstehung von den Toten als Sonnengeburt, 1512 - 1516, Meister Mathis Nithart bzw. Gothart ([[Wikipedia:Matthias Grünewald|Matthias Grünewald]])]]
Die '''Auferstehung''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] αναστασις, anastasis; [[Wikipedia:Latein|lat.]] resurrectio) '''des Leibes''' bedeutet die Wiedervereinigung der zuvor durch den [[Tod]] vom [[Leib]] getrennten [[Seele]] mit ihrem nunmehr wiederhergestellten, aber ''nicht mehr verweslichen'' Leib. Sie setzt die [[Unsterblichkeit]] der entkörperten Seele voraus, ist aber mehr als diese, indem sie darüber hinaus auch die Unvergänglichkeit bzw. Wiedererrichtung der Leibesgestalt garantiert.


Alle Tiere, die einer Art oder Gattung angehören, haben ein [[Gruppen-Ich]] und eine zugehörige [[Gruppenseele]].
In der [[Griechisch-Lateinische Kultur|antiken griechischen Kultur]] hatte man die Schrecknisse des [[Tod]]es erstmals ganz tief innerlich erfahren. Im Griechentum hatte sich die Menschheit ganz intensiv in die Schönheiten der sinnlichen Welt eingelebt und der Tod erschien als schmerzlichster Verlust dieser wunderschönen äußeren Erdenwelt, als ein hinübergehen in das düstere Reich der Schatten. Der in der [[Unterwelt]] weilende [[Wikipedia:Achilles|Achilles]] spricht es in [[Wikipedia:Homer|Homer]]s [[Wikipedia:Odyssee|Odyssee]] deutlich aus:


{{GZ|... das Tier hat keine individuelle
<table align="center"><tr><td>
Seele, sondern eine Gruppenseele, die von außen wirkt, wie
Lieber möcht' ich als Knecht einem anderen dienen im Taglohn,<br>
eine geistige Wesenheit. Alle Tiere, deren Blut man unbeschadet
Einem dürftigen Mann, der selber keinen Besitz hat,<br>
mischen kann, haben eine gemeinsame Seele, die
Als hier Herrscher sein aller abgeschiedenen Seelen.
Gruppenseele.|055|152}}
<p align="right"><small>{{Lit|Odyssee, 11. Gesang, Vers 489 - 491}}</small></p>
</td></tr></table>


{{GZ|Oft wird die Frage gestellt: Hat das Tier keine solche Seele wie der
Die ganze sinnliche griechische Kultur stellte zunächst überall das in voller Jugendkraft blühende Leben dar, den Jüngling, die Jungfrau, aber niemals den alternden Greis. Erst in späteren Zeiten trat dann das Bild des Todes auch immer mehr hervor, aber man hatte vor diesen Bildern auch immer große Furcht. In früheren Kulturen war zwar auch schon der Tod als entscheidender Einschnitt des Lebens erfahren worden, aber man hatte noch ein deutliches Erleben davon, dass man mit dem Tod in eine lichtvolle geistige Welt hinübertrat. So lichtvoll konnte der Grieche das nicht mehr sehen; er konnte die nachtodliche Welt zunächst nur mehr ganz schattenhaft und bald gar nicht mehr erleben. Der Tod wurde ihm dadurch zur furchtbarsten Lebenstragik, die ihm all das nahm, was ihm das Leben lebenswert machte. Das war etwas, was ihn zutiefst innerlich erschütterte. Darum fiel auch gerade das christliche Bild der Auferstehung des Leibes, der auch der Mensch teilhaftig werden sollte, gerade im griechischen Kulturraum auf so fruchtbaren Boden. Ein bloß seelisch-geistiges Fortbestehen nach dem Tod in einem schattenhaften [[Jenseits]] erschien den Menschen damals – und auch heute noch vielen, sofern sie überhaupt noch an die [[Unsterblichkeit]] der menschlichen [[Seele]] glauben – unerträglich. Aber handelt es sich bei dem ''Glauben an die Auferstehung'' nicht um ein bloßes Wunschdenken, das allem modernen Naturverständnis spottet?
Mensch? - Es hat eine solche Seele, aber die Tierseele ist oben auf dem
Astralplan. Das einzelne Tier verhält sich zu der Tierseele so, wie sich
beim Menschen die einzelnen Organe zu seiner Seele verhalten. Tut
man einem Finger weh, so ist es die Seele, die dies empfindet. Alle
Empfindungen der einzelnen Organe gehen zu der Seele hin. Das ist
bei einer Tiergruppe in gleicher Weise der Fall. Alles, was das einzelne
Tier empfindet, empfindet in ihm die Gruppenseele. Nehmen wir zum
Beispiel alle verschiedenen Löwen: Die Empfindungen der Löwen
führen alle zu einer gemeinschaftlichen Seele hin. Auf dem astralen
Plan haben alle Löwen eine gemeinschaftliche Gruppenseele. So haben
alle Tiere auf dem Astralplan ihre Gruppenseele. Wenn man dem einzelnen
Löwen einen Schmerz bereitet, oder wenn er eine Wollust empfindet,
so setzt sich das bis auf den Astralplan fort, wie der Schmerz
des Fingers sich bis zu der Menschenseele fortsetzt. Der Mensch kann
sich zum Verständnis der Gruppenseele erheben, wenn er sich eine
Form zu gestalten vermag, die alle einzelnen Löwen enthält, so wie ein
allgemeiner Begriff die einzelnen dazugehörigen Gebilde enthält.|096|157}}


Die Tiere verfügen zwar über einen eigenen Astralleib, doch unterscheidet er sich deutlich von dem des [[Mensch]]en. Er nicht so in sich abgeschlossen, wie der des auf [[Erde (Planet)|Erden]] verkörperten Menschen. Eine ähnliche Gestalt zeigt allerdings der ''werdende'' Astralleib, den sich der Mensch bildet, bevor er zur irdischen [[Inkarnation]] herabsteigt.
Wir werden uns der ''Tatsache der Auferstehung'' erkenntnismäßig nur nähern können, wenn wir verstehen lernen, wie der ''unverwesliche'' [[Physischer Leib|physische Leib]] beschaffen ist, der durch die Auferstehung vollkommen wieder hergestellt wird. Dass es sich dabei nicht einfach um den ''verweslichen'' [[stofflich]]en Leib handelt, in dem der [[Mensch]] bis zu seinem irdischen Tod gelebt hat, liegt auf der Hand. Hier hat [[Rudolf Steiner]] entscheidende Hinweise zu einem tieferen Verständnis gegeben. Auferstehung bedeutet nach [[Geisteswissenschaft|geisteswissenschaftlicher]] Auffassung die vollständige Wiederherstellung des menschlichen [[Phantom]]s, der [[Individuum|individuellen]] [[geist]]igen [[Formgestalt]] des [[Physischer Leib|physischen Leibes]]. Diese Formgestalt des Menschen war zunächst nur [[übersinnlich]] sichtbar. Durch die [[luziferisch]]e Versuchung und den [[Sündenfall]], durch den der [[Mensch]] nun auch in den Einflussbereich [[Ahriman]]s kam, wurde das Phantom nach und nach zerstört. Dadurch lagerte sich irdische [[Materie]], die in gewissem Sinn nichts anderes ist als ''zerbrochene, zerstörte Form'', in die physische Formgestalt ein und machte so den physischen Leib [[sinnlich]] sichtbar. Wir müssen also streng unterscheiden zwischen [[Physischer Leib|physischem Leib]] und [[Stofflicher Leib|stofflichem Leib]]. Zur Zeit des [[Mysterium von Golgatha|Mysteriums von Golgatha]] hatte die Verstofflichung des physischen Leibes ihren Höhepunkt erreicht.  


{{GZ|Der menschliche Astralleib hat eine in Grenzen eingeschlossene
Dadurch, dass der [[Christus]] mit seiner ganzen weltenschöpferischen Kraft für drei Jahre in dem Leib des [[Jesus von Nazareth]] gelebt hatte und durch den Tod auf [[Golgatha]] gegangen war, konnte aus dem Grab erstmals ein vollständiges, unzerstörtes [[Phantom]] als reine, immaterielle physische Formgestalt aus dem Grab auferstehen. Indem sich der Phantomleib des [[Jesus Christus]] in der Folge vervielfältigt, können seine Formkräfte von jedem Menschen aufgenommen werden, der sich mit dem Christus verbindet. Die zerstörten Phantomleiber der Menschen werden dadurch allmählich geheilt und nach und nach der Auferstehung teilhaftig.  
Gestalt, er hat bestimmte Konturen. Solche bestimmten
Umrisse hat der Astralkörper der Tiere nicht. Die Astralkörper
der Tiere sehen ganz anders aus. Sie gehören nicht zu einem einzelnen
Wesen, sondern für ganze Gruppen von Tieren sind Gruppenseelen
vorhanden. Gleichsam an einem gemeinsamen Stamm
hängen die einzelnen physischen Tiere, und von diesen einzelnen
Tieren führen dann eine Art Stränge zu den Gruppenseelen, welche
die Tiere bewegen. Sie können auch gewisse Tiergestalten, welche
nicht im Physischen angetroffen werden können, im Astralraum
entdecken. Diese Astralkörper sind werdende Menschen, die ihre
Astralkörper ausbilden und weiter entwickeln, um für solche, die
aus der geistigen Welt herabkommen, ein geeignetes Vehikel zu
bilden.|088|67f}}


Die [[Ich der Tiere|Gruppen-Iche der Tiere]] sind Nachkommen der [[Geister der Bewegung]] und darum sind auch die Gruppenseelen in ständiger Bewegung. Sie verfügen über hohe [[Weisheit]], die sich in den [[Instinkt]]en der Tiere zeigt, aber es fehlt ihnen die [[Liebe]].
<div style="margin-left:20px">
"Am Ende der Erdenentwicklung wird die Kraft, die verloren gegangen ist durch den Sündenfall, die den Menschenleib auflöst, wiedergewonnen sein, wird durch die Kraft des Christus wieder zurückgegeben sein und die Menschenleiber werden dann wirklich in
ihrer physischen Gestalt erscheinen." {{Lit|GA 175, S 228}}
</div>


{{GZ|Die Gruppenseelen sind in fortwährender Bewegung. Der Seher
Die [[Alchemist]]en deuten auf die Wiederherstellung der physischen Formgestalt des Menschen hin mit der Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]].
sieht längs des Rückgrats der Tiere ein beständiges Flimmern. Das
Rückgrat ist wie von Flimmerlicht eingeschlossen. Die Tiere werden
durchzogen von Strömungen, die um die ganze Erde gehen in allen
Richtungen in unendlicher Zahl, wie die Passatwinde, und welche auf
die Tiere wirken, indem sie das Rückenmark umströmen. Diese Tiergruppenseelen
sind fortwährend in kreisförmiger Bewegung in jeder
Höhe und Richtung um die Erde begriffen. Diese Gruppenseelen sind
sehr weise, aber es fehlt ihnen eines, was sie noch nicht haben: sie
kennen nicht die Liebe, was auf der Erde so genannt wird. Liebe ist
nur beim Menschen mit der Weisheit in der Individualität verbunden.


Die Gruppenseele ist weise, aber das einzelne Tier hat die Liebe
[[Bild:Auferstehung_Hosio_Lukas.jpg|thumb|left|300px|Die Auferstehung Christi (''hê anastasis''), Mosaik rechts neben dem Durchgang vom westlichen Vorraum zum großen Kirchenraum in der großen Kirche des Klosters Hosios Lukas, 11. Jahrhundert.<br>Christus erscheint in dieser Darstellung zuerst im Totenreich, erwartet von alttestamentarischen Königen, vermutlich ''David'' und ''Salomon'', überwindet den Tod, zersprengte die Pforte zum Totenreich unter seinen Füßen und ergreift den Arm des knienden ''alten Adam'', hinter dem ''Eva'' in Gebetshaltung zu sehen ist.]]
als Geschlechtsliebe und Elternliebe. Die Liebe ist im Tiere individuell,
Weitreichende Angaben zum Verständnis der Auferstehung des Christus und den damit verbundenen objektiven Folgen für die Menschheit hat [[Rudolf Steiner]] vor allem in dem im Oktober 1911 in [[Wikipedia:Karlsruhe|Karlsruhe]] gehaltenen [[Vortragszyklus]] "[[Von Jesus zu Christus]]" ([[Zyklus 19]]) gegeben. Tod und Auferstehung des Gottes, wie sie auch in vorchristlichen Zeiten in den imaginativen Schilderungen vieler Mythen und Kulte vorkommen, etwa im [[Adonis]]-Kult oder im [[Mithras-Kult]], wurden in  bildhaft kultischer Form auch im [[Einweihung]]sweg vieler Mysterienstätten durchlebt, wo der Einzuweihende durch einen drei Tage währenden todesähnlichen Zustand hindurchging, wie es etwa auch in den [[Ägyptische Mysterien|ägyptischen Mysterien]] der Fall war. Was in den Mysterienstätten bildhaft erfahren werden konnte, wurde durch den Tod und die Auferstehung des [[Christus]] zur einmaligen historischen ''Tatsache'' auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]]. Dass es sich hierbei um eine ''Tatsache'' und nicht nur um ein seelisch-bildhaftes Erleben handelt, legen auch schon die detailreichen Schilderungen der Evangelien nahe. Dabei wird zugleich deutlich, dass Auferstehung nicht einfach die Wiederauferweckung des sterblichen fleischlichen [[Leib]]es bedeutet. Denn merkwürdig muss es jedenfalls erscheinen, dass der Auferstandene seinen Getreuen, wie deutlich geschildert wird, in physischer Gestalt erscheint, dass sie ihn, mit dem sie ständig beisammen waren, aber dennoch zunächst nicht erkennen. Auch [[Maria Magdalena]], die als erste dem Auferstandenen begegnet, hält ihn zunächst für den Gärtner und erkennt ihn erst, als der [[Christus]] sie anspricht. Nicht mit sinnlichen Augen sehen Maria und die Jünger den Auferstandenen, sondern sie erleben den auferstandenen physischen Leib des Christus Jesus als zunächst noch unverstandene [[Imagination]], deren Bedeutung sich erst durch die Stimme der [[Inspiration]], die von dem Christus selbst ausgeht, enthüllt.  
aber die weise Einrichtung, die Weisheit des Gruppen-Ichs
ist noch liebeleer. Der Mensch hat Liebe und Weisheit vereint; das
Tier hat im physischen Leben die Liebe und auf dem astralischen
Plan hat es die Weisheit.|98|94}}


Die tierische Gruppenseele bildet sich, indem das [[Gruppen-Ich der Tiere]] gestaltend in den tierischen [[Astralleib]] hineinwirkt. Sie reguliert von außen vor allem den [[Atmung]]sprozess des Tieres.
<div style="margin-left:20px">
"Was als die größten Tatsachen in den Evangelien geschildert ist, sind im Grunde genommen Einweihungstatsachen, Vorgänge, welche sich zunächst im Innern des Tempelgeheimnisses der Mysterien abgespielt haben, wenn dieser oder jener Mensch, der dafür würdig erachtet worden war, durch die Hierophanten eingeweiht wurde. Da hat ein solcher Mensch, nachdem er lange Zeit hindurch dazu vorbereitet worden war, eine Art Tod und eine Art Auferstehung durchgemacht; und auch gewisse Lebensverhältnisse mußte er durchmachen, welche uns in den Evangelien wiedererscheinen — zum Beispiel als die Versuchungsgeschichte, als die Geschichte auf dem Ölberg und dergleichen. Weil sich das so verhält, erscheinen auch die Beschreibungen der alten Eingeweihten, die nicht Biographien im gewöhnlichen Sinne des Wortes sein wollen, so ähnlich den Evangeliengeschichten von dem Christus Jesus...


{{GZ|Beim Tier liegt ein Atmungsprozeß vor, der sozusagen streng von außen geregelt ist, der dem inneren individuellen Ich in der heute geschilderten Beziehung nicht unterliegt. Das, was den Atmungsprozeß unterhält, was ihn eigentlich regelt, das nannte man zum Beispiel in der alttestamentlichen Geheimlehre die «Nephesch». Das ist in Wahrheit das, was man die «tierische Seele» nennt. Also was beim Tier ein Gruppen-Ich ist, das ist die Nephesch. Und in der Bibel heißt es ganz richtig: Und der Gott blies - oder hauchte - dem Menschen die Nephesch - die tierische Seele - ein, und der Mensch ward eine lebendige Seele in sich selber. - Dies versteht man natürlich sehr häufig falsch, weil man in unserer Zeit solche tiefen Schriften nicht lesen kann, denn man liest einseitig. Wenn zum Beispiel dasteht: Und der Gott hauchte dem Menschen die Nephesch ein, die tierische Seele -, so heißt das nicht, er schuf sie in diesem Moment, sondern sie war schon da. Daß sie vorher nicht da war, das steht nicht da. Sie war vorhanden, äußerlich. Und was der Gott tat, war, daß er das, was vorher als Gruppenseele äußerlich vorhanden war, dem Menschen in das Innere verlegte. Das ist das Wesentliche, daß man einen solchen Ausdruck in seiner wirklichen Gründlichkeit versteht. Man könnte fragen: Was entstand denn dadurch, daß die Nephesch in das menschliche Innere verlegt wurde? Dadurch wurde es möglich, daß der Mensch jene Erhabenheit über das Tier erlangte, die es ihm möglich machte, sein Ich innerlich tätig zu entfalten, zu lachen und zu weinen und damit Freude und Schmerz in der Weise zu erleben, daß sie an ihm selber arbeiten.|107|269f}}
Aber wenn wir auch zugeben müssen, daß wir auf diese Art für wichtige Vorgänge, die uns in den Evangelien dargestellt werden, die Vorbilder zu suchen haben in den Einweihungszeremonien der alten Mysterien, so sehen wir doch auf der anderen Seite handgreiflich, daß die großen Lehren des Christus-Jesus-Lebens überall durchtränkt sind in den Evangelien mit Einzelangaben, die nun nicht eine bloße Wiederholung der Einweihungszeremonien sein wollen, sondern die uns recht sehr darauf hinweisen, daß unmittelbar Tatsächliches geschildert wird. Oder müssen wir nicht sagen, daß es in einer merkwürdigen Weise einen tatsächlichen Eindruck macht, wenn uns im Johannes-Evangelium folgendes geschildert wird (Kapitel 20, 1-17):


Anders als die individuelle Seele des Menschen bildet die Gruppenseele der Tiere keine zusammenhängende Gestalt. Das ist eine durchaus typische Erscheinung in der [[Astralwelt]]. Die tierische Gruppenseele zeigt sich gespalten in eine [[weisheit]]volle Lichtform und in eine düstere, durch den Einfluss der [[Widersachermächte]] von niederen [[Begierde]]n erfüllte Gestalt.
<div style="margin-left:40px">
«Am ersten "Wochentage aber kommt Maria, die von Magdala, morgens frühe, da es noch dunkel war, zu dem Grabe, und sieht den Stein vom Grabe weggenommen. Da läuft sie und geht zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, welchen Jesus lieb hatte, und sagt zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da ging Petrus hinaus und der andere Jünger, und gingen zum Grabe. Es liefen aber die beiden miteinander und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst an das Grab, und beugte sich vor und sieht die Leintücher da liegen, hinein ging er jedoch nicht. Da kommt Simon Petrus hinter ihm drein, und er trat in das Grab hinein und sieht die Leintücher liegen, und das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gelegen war, nicht bei den Leintüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Hierauf ging denn auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah es und glaubte. Denn noch hatten sie die Schrift nicht verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse. Da gingen die Jünger wieder heim. Maria aber stand außen am Grabe weinend. Indem sie so weinte, beugte sie sich vor in das Grab, und schaut zwei Engel in weißen Gewändern da sitzend, einen zu Häupten und einen zu Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen war. Dieselben sagen zu ihr: Weib, was weinst du? Sagt sie zu ihnen: weil sie meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Als sie dies gesagt hatte, kehrte sie sich um und schaut Jesus dastehend, und erkannte ihn nicht. Sagt Jesus zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es sei der Gartenhüter, sagt zu ihm: Herr, wenn du ihn fortgetragen, sage mir, wo du ihn hingelegt, so werde ich ihn holen. Sagt Jesus zu ihr: Maria! Da wendet sie sich und sagt zu ihm hebräisch: Rabbuni! das heißt: Meister. Sagt Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an; denn noch bin ich nicht aufgestiegen zu dem Vater!»
</div>


{{GZ|Der Mensch, wie er uns hier entgegentritt, hat eine individuelle Seele, die, eine jede für sich, eine Ich-Wesenheit hat. Die Tiere haben nicht in der gleichen Weise eine Ich-Wesenheit. Bei ihnen haben die gleichgestalteten Formen, also alle Löwen, alle Tiger, alle Schildkröten dasjenige, was man eine gemeinsame, eine Gruppenseele nennen kann. Und Sie müssen sich vorstellen, daß auf dem astralen Plane eine Ichheit lebt, gleichgültig wo die Tiere im Physischen leben. Alle sind eingebettet in eine Ichheit, die auf dem astralen Plane eine wirkliche Persönlichkeit ist, und dort kann man dieser Persönlichkeit, dieser Gruppenseele begegnen, wie hier einem Menschen.
Da haben wir eine Situation so mit Einzelheiten geschildert, daß wir kaum etwas vermissen, wenn wir uns in unserer Imagination ein Bild machen wollen, so, wenn zum Beispiel gesagt wird, daß der eine Jünger schneller läuft als der andere, daß das Schweißtuch, das den Kopf bedeckt hatte, fortgelegt ist an eine andere Stelle und so weiter. In allen Einzelheiten sehen wir etwas geschildert, was keinen Sinn hätte, wenn es sich nicht auf Tatsachen beziehen würde. Auf eins wurde auch schon bei anderer Gelegenheit aufmerksam gemacht, daß uns erzählt wird: Maria erkannte den Christus Jesus nicht. Und es wurde darauf aufmerksam gemacht, wie es möglich wäre, daß man jemanden, den man vorher gekannt hat, nach drei Tagen nicht in derselben Gestalt wiedererkennen würde? Daß der Christus also in einer veränderten Gestalt der Maria erschienen ist, das muß auch berücksichtigt werden; denn sonst hätten diese Worte auch keinen Sinn.
 
" {{Lit|GA 131, S 135ff}}
Ein Beispiel: Nehmen Sie einmal einen Vogelzug, wenn die Vögel anfangen, von den nördlichen Gegenden zum Äquator zu ziehen. Wer nicht oberflächlich diese wirklich außerordentlich weisheitsvollen Vogelzüge beobachtet, wird staunen darüber, wieviel von dem, was man Intelligenz nennt, zu einem solchen Zuge der Vögel gehört. Die einen ziehen in diese, andere in die andere Region; Gefahren bestehen sie, sie landen, wo sie landen müssen. Da sieht das gewöhnliche physische Bewußtsein nur die dahinziehenden Schwärme. Das hellseherische Bewußtsein aber sieht die Gruppenseele, das Wirken der Persönlichkeiten, die da leiten und lenken, was da vorgeht. Tatsächlich sind es solche astrale Persönlichkeiten, die das Ganze führen und leiten. Diese Gruppenseelen sind es, die uns zunächst als eine Bevölkerung der Astralwelt entgegentreten. Die Mannigfaltigkeit, die in der Gruppenseele der Tiere auf dem Astralplan herrscht, diese Buntheit ist eine unendlich viel größere. Nur nebenbei sei erwähnt, daß auf dem astralen Plan Platz für alle ist, weil sich dort die Wesen durchdringen; denn das Gesetz der Undurchdringlichkeit gilt nur für den physischen Plan. Nur ''fühlen'' sie dort die Einflüsse, wenn sie durchdrungen werden, gute wie böse; im innerlichen Erleben spüren sie das Durchgehen. Sie können also durch einander durchgehen; sie können auch an ein und demselben Orte leben. Es herrscht dort das Gesetz der Durchdringlichkeit.
</div>
 
Aber das ist wiederum nur ein Teil der Astralbevölkerung, allerdings einer, den wir im vollen, richtigen Sinne erst erkennen, wenn wir ihn ganz erfassen. Glauben Sie nicht, daß derjenige schon einen Begriff von einer Gruppenseele irgendeiner Tierform hat, der, sagen wir, aufmerksam ist, wie diese in der Astralwelt eingebettet ist und wie zu dieser Gruppenseele hinauf sein Bewußtsein geleitet wird. Das genügt nicht. Gerade hier tritt uns lebendig entgegen, daß das, was räumlich getrennt ist, zusammengehört, so daß wir für jede Tiergruppenseele, die weisheitsvoll das Ganze leitet, ein Gegenbild haben, und zwar ein schlimmes Gegenbild. Darin besteht die Tierheit, daß sie einmal hinaufweist in die Astralwelt, aber dann hinunterweist in jenen Teil der Astralwelt, wo Häßlichkeit und Widrigkeit herrschen, so daß wir für jede Tiergruppe eine Lichtgestalt und eine häßliche Gestalt haben, welche sich einmal abgesondert hat von der Lichtgestalt als das Böse, Häßliche, was einmal in ihr drinnen war. Da können Sie nun sehen, wie die alten Bilder und Kunstwerke aus einer höheren Erkenntnis hervorgegangen sind. Heute erkennt man als eine Individualität nur das, was im Menschen lebt. Und man kann daher, wenn man etwas Höheres darstellen will, nur zur Phantasie greifen. So war das durchaus nicht immer. Damals, als ein großer Teil der Menschheit, namentlich der, welcher künstlerisch wirkte, ein gewisses hellseherisches Bewußtsein oder doch Überlieferungen vom Hellsehen hatte, da hat man immer dargestellt das, was sich wirklich in den höheren Welten vorfindet. Und so haben Sie in dem Ihnen bekannten Michael mit dem Drachen oder Sankt Georg mit dem Drachen eine wunderbare Darstellung der Verhältnisse, welche der Hellseher auf dem astralen Plane bezüglich der Tierformen immer vorfindet. Sie erhebt ihn zu einer höheren Gestaltung, die weise ist und weit hinausragt über die Weisheit der Menschen. Aber diese Weisheit ist errungen dadurch, das herausgeworfen worden ist aus der Astralität solcher Wesenheiten die schlimme Seite. Diese schlimme Gestalt haben Sie in dem widrigen Drachen. Wenn der Hellseher aufsieht von der lebenden Form, so sieht er alles, was für die lebendige Form angeordnet wird von der höheren Wesenheit, die weise ist, die nur nicht die Liebe kennt. Aber diese Ausbildung der lichten Seelengestalt ist nur errungen worden dadurch, daß unter die Füße getreten worden sind die bösen Eigenschaften, die in der Wesenheitsform waren. Der Mensch hat seine heutige Natur dadurch errungen, daß er heute noch in seinem Karma Gut und Böse vermischt hat, während auf das Tier die moralischen Unterschiede von Gut und Böse sich nicht anwenden lassen. Aber der Begriff der lichtvollen Wesenheit ist mit dem Zuge nach oben, der des Gefallenseins mit dem, was überwunden worden ist, verknüpft. Alte Kunst hat meist so geschaffen in bedeutungsvollen Symbolen, und was da geschaffen worden ist, ist nichts weiter als ein Ergebnis hellseherischer Betrachtungen. Das wird erst dann begriffen werden, wenn man die astralischen Urbilder wieder erkennen wird.|108|20ff}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
#Homer: ''Ilias und Odyssee'', Deutsch von Johann Heinrich Voss, Rheingauer Verlagsgesellschaft, Eltville am Rhein, 1980, S 651
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit'', [[GA 55]] (1983), ISBN 3-7274-0550-3 {{Vorträge|055}}
#Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999), ISBN 3-7274-0880-4
#Rudolf Steiner: ''Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha'', [[GA 175]] (1996)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996), ISBN 3-7274-0980-0 {{Vorträge|098}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986) {{Vorträge|108}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Tierreich]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Christologie]]
[[Kategorie:Tier]]
[[en:Group soul of the animals]]

Version vom 9. April 2007, 08:43 Uhr

Isenheimer Altar, rechter Flügel der aufgeklappten zweiten Schauseite: Christi Auferstehung von den Toten als Sonnengeburt, 1512 - 1516, Meister Mathis Nithart bzw. Gothart (Matthias Grünewald)

Die Auferstehung (griech. αναστασις, anastasis; lat. resurrectio) des Leibes bedeutet die Wiedervereinigung der zuvor durch den Tod vom Leib getrennten Seele mit ihrem nunmehr wiederhergestellten, aber nicht mehr verweslichen Leib. Sie setzt die Unsterblichkeit der entkörperten Seele voraus, ist aber mehr als diese, indem sie darüber hinaus auch die Unvergänglichkeit bzw. Wiedererrichtung der Leibesgestalt garantiert.

In der antiken griechischen Kultur hatte man die Schrecknisse des Todes erstmals ganz tief innerlich erfahren. Im Griechentum hatte sich die Menschheit ganz intensiv in die Schönheiten der sinnlichen Welt eingelebt und der Tod erschien als schmerzlichster Verlust dieser wunderschönen äußeren Erdenwelt, als ein hinübergehen in das düstere Reich der Schatten. Der in der Unterwelt weilende Achilles spricht es in Homers Odyssee deutlich aus:

Lieber möcht' ich als Knecht einem anderen dienen im Taglohn,
Einem dürftigen Mann, der selber keinen Besitz hat,
Als hier Herrscher sein aller abgeschiedenen Seelen.

(Lit.: Odyssee, 11. Gesang, Vers 489 - 491)

Die ganze sinnliche griechische Kultur stellte zunächst überall das in voller Jugendkraft blühende Leben dar, den Jüngling, die Jungfrau, aber niemals den alternden Greis. Erst in späteren Zeiten trat dann das Bild des Todes auch immer mehr hervor, aber man hatte vor diesen Bildern auch immer große Furcht. In früheren Kulturen war zwar auch schon der Tod als entscheidender Einschnitt des Lebens erfahren worden, aber man hatte noch ein deutliches Erleben davon, dass man mit dem Tod in eine lichtvolle geistige Welt hinübertrat. So lichtvoll konnte der Grieche das nicht mehr sehen; er konnte die nachtodliche Welt zunächst nur mehr ganz schattenhaft und bald gar nicht mehr erleben. Der Tod wurde ihm dadurch zur furchtbarsten Lebenstragik, die ihm all das nahm, was ihm das Leben lebenswert machte. Das war etwas, was ihn zutiefst innerlich erschütterte. Darum fiel auch gerade das christliche Bild der Auferstehung des Leibes, der auch der Mensch teilhaftig werden sollte, gerade im griechischen Kulturraum auf so fruchtbaren Boden. Ein bloß seelisch-geistiges Fortbestehen nach dem Tod in einem schattenhaften Jenseits erschien den Menschen damals – und auch heute noch vielen, sofern sie überhaupt noch an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele glauben – unerträglich. Aber handelt es sich bei dem Glauben an die Auferstehung nicht um ein bloßes Wunschdenken, das allem modernen Naturverständnis spottet?

Wir werden uns der Tatsache der Auferstehung erkenntnismäßig nur nähern können, wenn wir verstehen lernen, wie der unverwesliche physische Leib beschaffen ist, der durch die Auferstehung vollkommen wieder hergestellt wird. Dass es sich dabei nicht einfach um den verweslichen stofflichen Leib handelt, in dem der Mensch bis zu seinem irdischen Tod gelebt hat, liegt auf der Hand. Hier hat Rudolf Steiner entscheidende Hinweise zu einem tieferen Verständnis gegeben. Auferstehung bedeutet nach geisteswissenschaftlicher Auffassung die vollständige Wiederherstellung des menschlichen Phantoms, der individuellen geistigen Formgestalt des physischen Leibes. Diese Formgestalt des Menschen war zunächst nur übersinnlich sichtbar. Durch die luziferische Versuchung und den Sündenfall, durch den der Mensch nun auch in den Einflussbereich Ahrimans kam, wurde das Phantom nach und nach zerstört. Dadurch lagerte sich irdische Materie, die in gewissem Sinn nichts anderes ist als zerbrochene, zerstörte Form, in die physische Formgestalt ein und machte so den physischen Leib sinnlich sichtbar. Wir müssen also streng unterscheiden zwischen physischem Leib und stofflichem Leib. Zur Zeit des Mysteriums von Golgatha hatte die Verstofflichung des physischen Leibes ihren Höhepunkt erreicht.

Dadurch, dass der Christus mit seiner ganzen weltenschöpferischen Kraft für drei Jahre in dem Leib des Jesus von Nazareth gelebt hatte und durch den Tod auf Golgatha gegangen war, konnte aus dem Grab erstmals ein vollständiges, unzerstörtes Phantom als reine, immaterielle physische Formgestalt aus dem Grab auferstehen. Indem sich der Phantomleib des Jesus Christus in der Folge vervielfältigt, können seine Formkräfte von jedem Menschen aufgenommen werden, der sich mit dem Christus verbindet. Die zerstörten Phantomleiber der Menschen werden dadurch allmählich geheilt und nach und nach der Auferstehung teilhaftig.

"Am Ende der Erdenentwicklung wird die Kraft, die verloren gegangen ist durch den Sündenfall, die den Menschenleib auflöst, wiedergewonnen sein, wird durch die Kraft des Christus wieder zurückgegeben sein und die Menschenleiber werden dann wirklich in ihrer physischen Gestalt erscheinen." (Lit.: GA 175, S 228)

Die Alchemisten deuten auf die Wiederherstellung der physischen Formgestalt des Menschen hin mit der Bereitung des Steins der Weisen.

Die Auferstehung Christi (hê anastasis), Mosaik rechts neben dem Durchgang vom westlichen Vorraum zum großen Kirchenraum in der großen Kirche des Klosters Hosios Lukas, 11. Jahrhundert.
Christus erscheint in dieser Darstellung zuerst im Totenreich, erwartet von alttestamentarischen Königen, vermutlich David und Salomon, überwindet den Tod, zersprengte die Pforte zum Totenreich unter seinen Füßen und ergreift den Arm des knienden alten Adam, hinter dem Eva in Gebetshaltung zu sehen ist.

Weitreichende Angaben zum Verständnis der Auferstehung des Christus und den damit verbundenen objektiven Folgen für die Menschheit hat Rudolf Steiner vor allem in dem im Oktober 1911 in Karlsruhe gehaltenen Vortragszyklus "Von Jesus zu Christus" (Zyklus 19) gegeben. Tod und Auferstehung des Gottes, wie sie auch in vorchristlichen Zeiten in den imaginativen Schilderungen vieler Mythen und Kulte vorkommen, etwa im Adonis-Kult oder im Mithras-Kult, wurden in bildhaft kultischer Form auch im Einweihungsweg vieler Mysterienstätten durchlebt, wo der Einzuweihende durch einen drei Tage währenden todesähnlichen Zustand hindurchging, wie es etwa auch in den ägyptischen Mysterien der Fall war. Was in den Mysterienstätten bildhaft erfahren werden konnte, wurde durch den Tod und die Auferstehung des Christus zur einmaligen historischen Tatsache auf dem physischen Plan. Dass es sich hierbei um eine Tatsache und nicht nur um ein seelisch-bildhaftes Erleben handelt, legen auch schon die detailreichen Schilderungen der Evangelien nahe. Dabei wird zugleich deutlich, dass Auferstehung nicht einfach die Wiederauferweckung des sterblichen fleischlichen Leibes bedeutet. Denn merkwürdig muss es jedenfalls erscheinen, dass der Auferstandene seinen Getreuen, wie deutlich geschildert wird, in physischer Gestalt erscheint, dass sie ihn, mit dem sie ständig beisammen waren, aber dennoch zunächst nicht erkennen. Auch Maria Magdalena, die als erste dem Auferstandenen begegnet, hält ihn zunächst für den Gärtner und erkennt ihn erst, als der Christus sie anspricht. Nicht mit sinnlichen Augen sehen Maria und die Jünger den Auferstandenen, sondern sie erleben den auferstandenen physischen Leib des Christus Jesus als zunächst noch unverstandene Imagination, deren Bedeutung sich erst durch die Stimme der Inspiration, die von dem Christus selbst ausgeht, enthüllt.

"Was als die größten Tatsachen in den Evangelien geschildert ist, sind im Grunde genommen Einweihungstatsachen, Vorgänge, welche sich zunächst im Innern des Tempelgeheimnisses der Mysterien abgespielt haben, wenn dieser oder jener Mensch, der dafür würdig erachtet worden war, durch die Hierophanten eingeweiht wurde. Da hat ein solcher Mensch, nachdem er lange Zeit hindurch dazu vorbereitet worden war, eine Art Tod und eine Art Auferstehung durchgemacht; und auch gewisse Lebensverhältnisse mußte er durchmachen, welche uns in den Evangelien wiedererscheinen — zum Beispiel als die Versuchungsgeschichte, als die Geschichte auf dem Ölberg und dergleichen. Weil sich das so verhält, erscheinen auch die Beschreibungen der alten Eingeweihten, die nicht Biographien im gewöhnlichen Sinne des Wortes sein wollen, so ähnlich den Evangeliengeschichten von dem Christus Jesus...

Aber wenn wir auch zugeben müssen, daß wir auf diese Art für wichtige Vorgänge, die uns in den Evangelien dargestellt werden, die Vorbilder zu suchen haben in den Einweihungszeremonien der alten Mysterien, so sehen wir doch auf der anderen Seite handgreiflich, daß die großen Lehren des Christus-Jesus-Lebens überall durchtränkt sind in den Evangelien mit Einzelangaben, die nun nicht eine bloße Wiederholung der Einweihungszeremonien sein wollen, sondern die uns recht sehr darauf hinweisen, daß unmittelbar Tatsächliches geschildert wird. Oder müssen wir nicht sagen, daß es in einer merkwürdigen Weise einen tatsächlichen Eindruck macht, wenn uns im Johannes-Evangelium folgendes geschildert wird (Kapitel 20, 1-17):

«Am ersten "Wochentage aber kommt Maria, die von Magdala, morgens frühe, da es noch dunkel war, zu dem Grabe, und sieht den Stein vom Grabe weggenommen. Da läuft sie und geht zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, welchen Jesus lieb hatte, und sagt zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da ging Petrus hinaus und der andere Jünger, und gingen zum Grabe. Es liefen aber die beiden miteinander und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst an das Grab, und beugte sich vor und sieht die Leintücher da liegen, hinein ging er jedoch nicht. Da kommt Simon Petrus hinter ihm drein, und er trat in das Grab hinein und sieht die Leintücher liegen, und das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gelegen war, nicht bei den Leintüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Hierauf ging denn auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah es und glaubte. Denn noch hatten sie die Schrift nicht verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse. Da gingen die Jünger wieder heim. Maria aber stand außen am Grabe weinend. Indem sie so weinte, beugte sie sich vor in das Grab, und schaut zwei Engel in weißen Gewändern da sitzend, einen zu Häupten und einen zu Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen war. Dieselben sagen zu ihr: Weib, was weinst du? Sagt sie zu ihnen: weil sie meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Als sie dies gesagt hatte, kehrte sie sich um und schaut Jesus dastehend, und erkannte ihn nicht. Sagt Jesus zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es sei der Gartenhüter, sagt zu ihm: Herr, wenn du ihn fortgetragen, sage mir, wo du ihn hingelegt, so werde ich ihn holen. Sagt Jesus zu ihr: Maria! Da wendet sie sich und sagt zu ihm hebräisch: Rabbuni! das heißt: Meister. Sagt Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an; denn noch bin ich nicht aufgestiegen zu dem Vater!»

Da haben wir eine Situation so mit Einzelheiten geschildert, daß wir kaum etwas vermissen, wenn wir uns in unserer Imagination ein Bild machen wollen, so, wenn zum Beispiel gesagt wird, daß der eine Jünger schneller läuft als der andere, daß das Schweißtuch, das den Kopf bedeckt hatte, fortgelegt ist an eine andere Stelle und so weiter. In allen Einzelheiten sehen wir etwas geschildert, was keinen Sinn hätte, wenn es sich nicht auf Tatsachen beziehen würde. Auf eins wurde auch schon bei anderer Gelegenheit aufmerksam gemacht, daß uns erzählt wird: Maria erkannte den Christus Jesus nicht. Und es wurde darauf aufmerksam gemacht, wie es möglich wäre, daß man jemanden, den man vorher gekannt hat, nach drei Tagen nicht in derselben Gestalt wiedererkennen würde? Daß der Christus also in einer veränderten Gestalt der Maria erschienen ist, das muß auch berücksichtigt werden; denn sonst hätten diese Worte auch keinen Sinn. " (Lit.: GA 131, S 135ff)

Literatur

  1. Homer: Ilias und Odyssee, Deutsch von Johann Heinrich Voss, Rheingauer Verlagsgesellschaft, Eltville am Rhein, 1980, S 651
  2. Rudolf Steiner: Von Jesus zu Christus, GA 131 (1988)
  3. Rudolf Steiner: Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha, GA 175 (1996)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.