GA 346 und Assoziation (Wirtschaftsleben): Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Assoziationen''' sind die Lenkungsorgane im [[Wirtschaftsleben]] eines sozialen Organismus im Sinne der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederungsidee]] Rudolf Steiners. '''Assoziationen''' ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der [[Ware]]n ([[Handel]]), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden [[Geld]]fluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.
== Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V ==


=== Apokalypse und Priesterwirken ===
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"Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. [...]
[...] Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus." (R.Steiner in «Die Kernpunkte der sozialen Frage»; TB-Ausgabe, [[GA 23]], S.14).
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Achtzehn Vorträge, Gespräche und Fragenbeantwortungen, Dornach 5. bis 22. September 1924
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"Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der
Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 253f.)
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Die Assoziationen "werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem [[Geistesleben|geistigen]] und dem [[Rechtsleben|Rechtsgebiet]] heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt.
Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch
wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 261f.)
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== Inhalt ==
Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die [[Preis]]bildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:
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"In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein:
Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung
- das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern
lediglich darf in ihm sein [[Verwaltung]] der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Waren Verbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses
Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat." {{G|333|085}}f.
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Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Assoziationen, Preise, die in gewissen Hinsichten unrichtig erscheinen, etwa per Dekret höher oder niedriger festzulegen, woran sich dann Produzenten und Konsumenten zu halten hätten. Die Einflußnahme ist nur durch die Einwirkung auf die Preisbildungsprozesse sinnvoll:
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"Sie sehen also, dass man nicht am Wert die Sache erfassen soll, sondern hinter dem Wert sie erfassen muss. Man muss zu dem zurückgehen, was den Wert bildet, und muss da allmählich vielleicht auf die konstanteren Verhältnisse kommen, auf die man dann einen unmittelbaren Einfluss haben kann. Denn in dem Augenblick, wo Sie den Wert in die volkswirtschaftliche Zirkulation gebracht haben, da müssen Sie ihn im Sinne des volkswirtschaftlichen Organismus fluktuieren lassen. (...) es [kann] sich niemals darum handeln, über den Wert und Preis herumzureden, sondern nur darum, dass man zu den ersten Faktoren geht, zu demjenigen, was dann, wenn es richtig formiert wird, eben den entsprechenden Preis herausbringt, der dann schon von selber so wird. (...) [zum Beispiel:] wir beobachten irgendwo auf einem bestimmten Felde, dass für eine Warengattung der Preis bedenklich sinkt, so bedenklich sinkt, dass das eine deutlich ausdrückbare Misere darstellt. Nun handelt es sich darum, dass wir zunächst dieses wirkliche Sinken der Preise theoretisch beobachten. Da sind wir gewissermaßen erst bei der Notifizierung des Thermometerstandes. Dann handelt es sich darum: Was tun, wenn die Preise bedenklich sinken für irgendeine Warengattung oder ein Produkt? - Nun, wir werden diese Dinge noch genauer sehen; zunächst möchte ich nur sagen, was da zu geschehen hat und von wem, wenn die Preise irgendeiner Warengattung bedenklich sinken. Da wird es sich darum handeln, dass wir eine Maßregel treffen, die geeignet ist, diesem Sinken der Preise entgegenzuwirken. Es wird vielleicht verschiedene solche Maßregeln geben. Aber eine von ihnen wird die sein, dass wir etwas tun zum Beschleunigen des Umlaufs, des Verkehrs, des Handels mit den betreffenden Waren." {{G|340|030}}ff.
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[[Preisbildung|''Siehe auch Hauptartikel --> Preisbildung'']]


Dieser unmittelbar vor Beginn seines Krankenlagers gehaltene Kurs für die Priester der zwei Jahre zuvor begründeten Christengemeinschaft schließt die Vorträge, Kurse und Besprechungen ab, die Rudolf Steiner zur Vorbereitung und Begleitung dieser «Bewegung für religiöse Erneuerung» gehalten hat.
Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:


=== ERSTER  VORTRAG, Dornach, 5. September 1924 ===       
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Menschenweihehandlung  und  Apokalipse. Bezeichnung  des Begriffs  «Apokalypse»:  Okkulte  Wahrheiten, die gegeben  werden, um  der Menschheit  den rechten  priesterlichen  Impuls  zu verleihen. Vier  Stadien  des  Mysterienwesens.
"Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin." (ebend. S. 261f.)
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=== ZWEITER  VORTRAG, 6. September 1924 ===                                     
Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.
Wandlungen  des  Transsubstantiations-Erlebens  in  den verschiedenen  vergangenen  Mysterienepochen.


=== DRITTER  VORTRAG, 7. September 1924 ===                                      
==Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit==
Zukünftiges  Erleben  der  Transsubstantiation  in  der  Ich-Organisation.  Von  der  Tragfähigkeit  anthroposophischer  Wahrheiten.  Alpha  und  Omega  (Apk.  1,  11).  Die  Anfangsworte  der  Apokalypse.


=== VIERTER  VORTRAG, 8. September 1924 ===                                                             
"Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten." (Lit.: [[GA 200]], S. 95)
Sendschreiben  an  die Engel  der Gemeinden  von  Ephesus  und von  Sardes.   Zum  Verständnis  der   Zahlenverhältnisse  in   der Apokalypse. Zwölf, Vierundzwanzig, Sieben.


=== FÜNFTER  VORTRAG, 9. September 1924 ===                                             
"Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln." (Lit.: [[GA 335]], S. 73)
In  der  fünften  nachatlantischen  Zeit  werden  die Menschen mehr und mehr  das  Bewußtsein  entwickeln, den  Tod  als  Begleiter neben  sich  stehen  zu  sehen.  Zum  Lesen  der  Apokalypse  gehört das  Dabeisein  mit  dem  Wollen. 
 
=== SECHSTER  VORTRAG, 10. September 1924 ===                                         
Zahlengeheimnisse  in  der  Apokalypse.  Früheres  Hineingestelltsein  der  Menschen  in  die kosmischen  Zahlengeheimnisse;  heutiges  Entwicklungsstadium  der  Erde,  in dem wir  uns  herausheben  aus  den  Zahlengesetzen. Die  Erzengel-Epochen. 
 
=== SIEBENTER  VORTRAG, 11. September 1924 ===                                 
Das  Jahr  333.  Prophetischer  Blick  des  Apokalyptikers  auf  die Möglichkeit  eines  Abfallens  vom  Christusprinzip  und  Rückkehr zum  Vaterprinzip.  Die  mohammedanische  Lehre.  666  -  die  Zahl des  Tieres.  Transsubstantiationslehre  und  Karmalehre.
 
== Zur Qualität der Publikation ==
(Achtzehn Vorträge, Gespräche
und Fragenbeantwortungen
in Dornach vom 5. bis 22. September 1924,
wiedergegeben nach ''Notizen von Teilnehmern'' ([[GA 346]], S. 3 Hervorhebung "Hpg")
''(Wegen der offensichtlichen Mängel der Aufzeichnungen mußten sich die Herausgeber zu einer Bearbeitung der Textunterlage entschließen. Diese wurde nach folgenden Richtlinien vorgenommen
- klare Satzgliederungen herstellen
- Interpunktion und Rechtschreibung berichtigen
- Zitate nachweisen und berichtigen
- unvollständige Sätze ergänzen
- in Zweifelsfällen Textvarianten in die Hinweise aufnehmen und/oder
erläutern
- bei unverständlichen Textstellen Parallelstellen im Werk Steiners
nachweisen, um mit deren Hilfe einen sinnvollen Text zu erarbeiten. ([[GA 346]], S. 333))''
 
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V'', [[GA 346]] (2001), ISBN 3-7274-3460-0 {{Vorträge|346}}
* [[Rudolf Steiner]]: [https://anthrowiki.at/GA_104 Die Apokalypse des Johannes, GA 104]
* [[Rudolf Steiner]]: [https://anthrowiki.at/GA_104a#Aus_der_Bilderschrift_der_Apokalypse_des_Johannes Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a]
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/anthroposophie_aetherisation.pdf Die Ätherisation des Blutes - Über den Initiations- und Einweihungsweg] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_elemente.pdf Die vier Elemente und die vier Temperamente - Zur Neubegründung eines hygieneischen Okkultusmus für Mitteleuropa] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/anthroposophie_daemonien_der_widersachermaechte.pdf Die Dämonien der Widersachermächte] PDF


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Soziales Leben]]
* [[Rudolf Steiner]]: [http://www.anthroposophieonline.net/index.php?option=com_content&view=category&id=244:ga-346-priesterkurse-v&Itemid=18&layout=default {{PAGENAME}} - Der gesamte Text als PDF-Dolument]
* BibleServer: [https://www.bibleserver.com/text/GNB/Offenbarung1 Die Offenbarung des Johannes]
 
[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Christlich-religiöses Wirken)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]

Version vom 9. April 2013, 12:17 Uhr

Die Assoziationen sind die Lenkungsorgane im Wirtschaftsleben eines sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners. Assoziationen ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der Waren (Handel), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden Geldfluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.

"Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. [...] [...] Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus." (R.Steiner in «Die Kernpunkte der sozialen Frage»; TB-Ausgabe, GA 23, S.14).

"Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 253f.)

Die Assoziationen "werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem geistigen und dem Rechtsgebiet heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt. Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 261f.)

Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die Preisbildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:

"In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein: Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung - das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern lediglich darf in ihm sein Verwaltung der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Waren Verbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen? Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat." GA 333, S. 085f.

Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Assoziationen, Preise, die in gewissen Hinsichten unrichtig erscheinen, etwa per Dekret höher oder niedriger festzulegen, woran sich dann Produzenten und Konsumenten zu halten hätten. Die Einflußnahme ist nur durch die Einwirkung auf die Preisbildungsprozesse sinnvoll:

"Sie sehen also, dass man nicht am Wert die Sache erfassen soll, sondern hinter dem Wert sie erfassen muss. Man muss zu dem zurückgehen, was den Wert bildet, und muss da allmählich vielleicht auf die konstanteren Verhältnisse kommen, auf die man dann einen unmittelbaren Einfluss haben kann. Denn in dem Augenblick, wo Sie den Wert in die volkswirtschaftliche Zirkulation gebracht haben, da müssen Sie ihn im Sinne des volkswirtschaftlichen Organismus fluktuieren lassen. (...) es [kann] sich niemals darum handeln, über den Wert und Preis herumzureden, sondern nur darum, dass man zu den ersten Faktoren geht, zu demjenigen, was dann, wenn es richtig formiert wird, eben den entsprechenden Preis herausbringt, der dann schon von selber so wird. (...) [zum Beispiel:] wir beobachten irgendwo auf einem bestimmten Felde, dass für eine Warengattung der Preis bedenklich sinkt, so bedenklich sinkt, dass das eine deutlich ausdrückbare Misere darstellt. Nun handelt es sich darum, dass wir zunächst dieses wirkliche Sinken der Preise theoretisch beobachten. Da sind wir gewissermaßen erst bei der Notifizierung des Thermometerstandes. Dann handelt es sich darum: Was tun, wenn die Preise bedenklich sinken für irgendeine Warengattung oder ein Produkt? - Nun, wir werden diese Dinge noch genauer sehen; zunächst möchte ich nur sagen, was da zu geschehen hat und von wem, wenn die Preise irgendeiner Warengattung bedenklich sinken. Da wird es sich darum handeln, dass wir eine Maßregel treffen, die geeignet ist, diesem Sinken der Preise entgegenzuwirken. Es wird vielleicht verschiedene solche Maßregeln geben. Aber eine von ihnen wird die sein, dass wir etwas tun zum Beschleunigen des Umlaufs, des Verkehrs, des Handels mit den betreffenden Waren." GA 340, S. 030ff.

Siehe auch Hauptartikel --> Preisbildung

Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:

"Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin." (ebend. S. 261f.)

Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.

Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit

"Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten." (Lit.: GA 200, S. 95)

"Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln." (Lit.: GA 335, S. 73)

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.