Datei:Ostern.gif und Grund: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
K (1 Version(en))
 
imported>Odyssee
 
Zeile 1: Zeile 1:
Ostern, aus Lexikon Anthroposophie - Jahresfeste
Der '''Grund''' ({{ELSalt|ἀρχή}}, ''[[arché]]'', „Anfang, Prinzip, Ursprung“; [[Latein|lat.]] ''principium'' oder ''ratio'') ist gemäß der [[Logik]] ein [[Urteil]], das den Ausgangspunkt für weitere [[Schlussfolgerung]]en bildet und damit nur schwer abzugrenzen ist von verwandten [[Begriff]]en wie «[[Ursache]]» und «[[Prinzip]]», wobei erstere im traditionellen Sinn auch als ''Realgrund'', letzteres als ''Erkenntnisgrund'' aufgefasst werden kann. Real- und Erkenntnisgründe müssen nicht notwendigerweise zusammenfallen. So ist etwa in dem [[Satz]]: „Die Störche kommen, also wird es Frühling“, die Ankunft der Störche ein Erkenntnisgrund für den kommenden Frühling; der Realgrund, d.h. die tatsächliche Ursache für das Kommen der Störche ist aber gerade umgekehrt der beginnende Frühling. Ziel des [[philosophisch]]en [[Denken]]s ist es, alle Erscheinung auf letzte Gründe zurückzuführen, die unmittelbar einsichtig, d.h. [[evident]] sind.
 
== Letzbegründung ==
 
In diesem Sinn wird von verschiedenen Philosophen für [[Wissenschaft|wissenschaftlich]]-[[Philosophie|philosophische]] [[These]]n auch eine  unmittelbar evidente '''Letztbegründung''' gefordert, die keines weiteren Beweises mehr bedarf. Eine Letztbegründung wurde insbesondere von [[Wikipedia:Anselm von Canterbury|Anselm von Canterbury]], [[René Descartes]], [[Wikipedia:Karl Leonhard Reinhold|Karl Leonhard Reinhold]], [[Wikipedia:Jakob Friedrich Fries|Jakob Friedrich Fries]], im [[Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]] und von [[Edmund Husserl]] in seiner Spätphilosophie angestrebt; moderne Vertreter sind [[Wikipedia:Hugo Dingler|Hugo Dingler]], [[Wikipedia:Karl-Otto Apel|Karl-Otto Apel]], [[Vittorio Hösle]], [[Wikipedia:Wolfgang Kuhlmann|Wolfgang Kuhlmann]] und [[Wikipedia:Harald Holz|Harald Holz]].
 
Namentlich Vertreter des [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalismus]] kritisieren die Letzbegründung scharf und fordern für alle Thesen und [[Theorie]]n das Prinzip der [[Falsifizierbarkeit]] ein.
 
== Satz vom zureichenden Grund ==
Der für das [[Logik|logische Denken]] zentrale '''Satz vom zureichenden Grund''' ([[Latein|lat.]] '''''principium rationis sufficientis'''''; {{EnS|''principle of sufficient reason''}}) besagt, ''dass jedes Sein oder Erkennen in zureichender Weise auf ein anderes, grundlegenderes Sein oder Erkennen zurückgeführt werden kann und soll'' - ein Denkvorgang, der als '''Rechtfertigung''' bzw. '''Begründung''' oder in der lückenlosen, streng [[Logik|logischen]] Form als [[Beweis]] bezeichnet wird. Die Annahme: „Nichts geschieht ohne Grund“ ([[Latein|lat.]] '''''nihil fit sine causa''''') ist das fundamentale Prinzip des [[Rationalismus]].
 
[[Gottfried Wilhelm Leibniz]], in dessen [[Philosophie]] der Satz vom zureichenden Grund eine zentrale Rolle spielt, hat diesen in seiner [[Monadologie]] wie folgt formuliert:
 
{{Zitat|Im Sinne des zureichenden Grundes finden wir, dass keine [[Tatsache]] [fait] als wahr oder existierend gelten kann und keine [[Aussage]] [Enonciation] als richtig, ohne dass es einen zureichenden Grund [raison suffisante] dafür gibt, dass es so und nicht anders ist, obwohl uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein mögen.|ref=<ref>G.W. Leibniz: ''Monadologie'', §&nbsp;32; zit. nach der dt.-frz. Suhrkamp-Ausgabe 1998, S.&nbsp;27</ref>}}
 
In seiner „[[Theodizee]]“ heißt es:
 
{{Zitat|[...] nichts geschieht, ohne dass es eine [[Ursache]] [cause] oder wenigstens einen bestimmenden Grund [raison déterminante] gibt, d.&nbsp;h. etwas, das dazu dienen kann, ''[[a priori]]'' zu begründen, weshalb etwas eher existiert als nicht existiert und weshalb etwas gerade so als in einer anderen Weise existiert.|ref=<ref>G.W. Leibniz: ''Theodizee'', §44; zit. nach der dt.-frz. Suhrkamp-Ausgabe 1999, S.273</ref>}}
 
[[Arthur Schopenhauer]] betonte die Wichtigkeit des ''Satzes vom zureichenden Grund'' für die [[Wissenschaft]]:
 
{{Zitat|Sie ist überaus groß, da man ihn die Grundlage aller
Wissenschaft nennen darf. ''Wissenschaft'' nämlich bedeutet
ein System von Erkenntnissen, d.h. ein Ganzes von
verknüpften Erkenntnissen, im Gegensatz des bloßen Aggregats
derselben. Was aber Anderes, als der Satz vom zureichenden
Grunde, verbindet die Glieder eines Systems?
Das eben zeichnet jede Wissenschaft vor dem bloßen Aggregat
aus, daß ihre Erkenntnisse eine aus der andern, als
ihrem Grunde, folgen.|Arthur Schopenhauer|''Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde'', §4}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Grund (Philosophie)}}
* {{Eisler|Grund}}
* {{Kirchner|Grund}}
* {{UTB-Philosophie|Lic. phil. Gerhild Tesak|388|Grund}}
 
== Literatur ==
 
* [[Arthur Schopenhauer]]: ''Ueber die vierfache Wurzel des Satzes zum zureichenden Grunde'', Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig 1864 [https://archive.org/details/ueberdievierfac00schogoog archive.org] [https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/80/Ueber_die_vierfache_Wurzel_des_Satzes_vom_zureichenden_Grunde.pdf pdf]
* Axel Tschentscher: ''Kantische Letztbegründung'', Jurisprudentia Verlag, Würzburg 2001, ISBN 3-8311-3114-7 [http://www.servat.unibe.ch/jurisprudentia/lit/letztbegruendung.pdf pdf]
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Logik]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 25. Mai 2018, 14:52 Uhr

Der Grund (griech. ἀρχή, arché, „Anfang, Prinzip, Ursprung“; lat. principium oder ratio) ist gemäß der Logik ein Urteil, das den Ausgangspunkt für weitere Schlussfolgerungen bildet und damit nur schwer abzugrenzen ist von verwandten Begriffen wie «Ursache» und «Prinzip», wobei erstere im traditionellen Sinn auch als Realgrund, letzteres als Erkenntnisgrund aufgefasst werden kann. Real- und Erkenntnisgründe müssen nicht notwendigerweise zusammenfallen. So ist etwa in dem Satz: „Die Störche kommen, also wird es Frühling“, die Ankunft der Störche ein Erkenntnisgrund für den kommenden Frühling; der Realgrund, d.h. die tatsächliche Ursache für das Kommen der Störche ist aber gerade umgekehrt der beginnende Frühling. Ziel des philosophischen Denkens ist es, alle Erscheinung auf letzte Gründe zurückzuführen, die unmittelbar einsichtig, d.h. evident sind.

Letzbegründung

In diesem Sinn wird von verschiedenen Philosophen für wissenschaftlich-philosophische Thesen auch eine unmittelbar evidente Letztbegründung gefordert, die keines weiteren Beweises mehr bedarf. Eine Letztbegründung wurde insbesondere von Anselm von Canterbury, René Descartes, Karl Leonhard Reinhold, Jakob Friedrich Fries, im Deutschen Idealismus und von Edmund Husserl in seiner Spätphilosophie angestrebt; moderne Vertreter sind Hugo Dingler, Karl-Otto Apel, Vittorio Hösle, Wolfgang Kuhlmann und Harald Holz.

Namentlich Vertreter des Kritischen Rationalismus kritisieren die Letzbegründung scharf und fordern für alle Thesen und Theorien das Prinzip der Falsifizierbarkeit ein.

Satz vom zureichenden Grund

Der für das logische Denken zentrale Satz vom zureichenden Grund (lat. principium rationis sufficientis; eng. principle of sufficient reason) besagt, dass jedes Sein oder Erkennen in zureichender Weise auf ein anderes, grundlegenderes Sein oder Erkennen zurückgeführt werden kann und soll - ein Denkvorgang, der als Rechtfertigung bzw. Begründung oder in der lückenlosen, streng logischen Form als Beweis bezeichnet wird. Die Annahme: „Nichts geschieht ohne Grund“ (lat. nihil fit sine causa) ist das fundamentale Prinzip des Rationalismus.

Gottfried Wilhelm Leibniz, in dessen Philosophie der Satz vom zureichenden Grund eine zentrale Rolle spielt, hat diesen in seiner Monadologie wie folgt formuliert:

„Im Sinne des zureichenden Grundes finden wir, dass keine Tatsache [fait] als wahr oder existierend gelten kann und keine Aussage [Enonciation] als richtig, ohne dass es einen zureichenden Grund [raison suffisante] dafür gibt, dass es so und nicht anders ist, obwohl uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein mögen.“[1]

In seiner „Theodizee“ heißt es:

„[...] nichts geschieht, ohne dass es eine Ursache [cause] oder wenigstens einen bestimmenden Grund [raison déterminante] gibt, d. h. etwas, das dazu dienen kann, a priori zu begründen, weshalb etwas eher existiert als nicht existiert und weshalb etwas gerade so als in einer anderen Weise existiert.“[2]

Arthur Schopenhauer betonte die Wichtigkeit des Satzes vom zureichenden Grund für die Wissenschaft:

„Sie ist überaus groß, da man ihn die Grundlage aller Wissenschaft nennen darf. Wissenschaft nämlich bedeutet ein System von Erkenntnissen, d.h. ein Ganzes von verknüpften Erkenntnissen, im Gegensatz des bloßen Aggregats derselben. Was aber Anderes, als der Satz vom zureichenden Grunde, verbindet die Glieder eines Systems? Das eben zeichnet jede Wissenschaft vor dem bloßen Aggregat aus, daß ihre Erkenntnisse eine aus der andern, als ihrem Grunde, folgen.“

Arthur Schopenhauer: Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde, §4

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. G.W. Leibniz: Monadologie, § 32; zit. nach der dt.-frz. Suhrkamp-Ausgabe 1998, S. 27
  2. G.W. Leibniz: Theodizee, §44; zit. nach der dt.-frz. Suhrkamp-Ausgabe 1999, S.273

Dateiversionen

Klicke auf einen Zeitpunkt, um diese Version zu laden.

Version vomVorschaubildMaßeBenutzerKommentar
aktuell07:22, 7. Mär. 2023Vorschaubild der Version vom 07:22, 7. Mär. 2023350 × 231 (5 KB)Odyssee (Diskussion | Beiträge)

Die folgende Seite verwendet diese Datei: