Karma und Leben: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Alois Delug - Die Nornen.jpg|mini|300px|Alois Delug - Die Nornen, 1895]]
'''Leben''' ({{ELSalt|ζωή}} ''zoé''; [[lat.]] ''vita''; {{HeS|חִיִּים|Chajim}}) ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine zusammenfassende Bezeichnung für jene nur unscharf zu definierenden Eigenschaften, durch die sich [[Lebewesen]] von toter [[Materie]] unterscheiden. Durch seine '''Vitaliät''' ([[lat.]] ''vitalis'' „lebensfähig“) vermag sich ein [[Organismus]] innerhalb gewisser Grenzen einer wechselnden [[Umwelt]] anzupassen, sich selbst beständig zu regenerieren und so gegen [[Alter]] und [[Krankheit]] anzukämpfen.


'''Karma''' ([{{IPA|ˈkaʁma}}] bzw. [{{IAST|ˈkərmə}}]<ref>"Sehen Sie, das
Aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht ist alles Leben [[Kosmos|kosmisch]]-[[ätherisch]]en Ursprungs. Am Anfang der [[Erdentwicklung]] war die [[Erde (Planet)|Erde]] als Ganzes ein [[Lebewesen|lebendiges Wesen]], aus dem sich erst allmählich zunächst riesenhafte Einzellebenwesen von noch sehr flüchtiger und wandelbarer [[Gestalt]] abgesondert haben. Leben auf [[Zelle (Biologie)|zellulärer]] Basis ist laut [[Rudolf Steiner]] erst viel später entstanden. Die Gesamtheit der irdischen Lebewesen bildet die '''Biosphäre''' (von {{ELSalt|βίος}} ''bíos'' „Leben“ und {{lang|grc|σφαίρα}} ''sphaira'' [[Kugel]]“) der Erde. Sie reicht von etwa 5 [[Kilometer|km]] unter der Erde bis ca. 60 km hinauf in die [[Erdatmosphäre]].
Wort Karma ist ja auf dem Umweg durch das Englische nach Europa
gekommen. Nun, deswegen, weil man das so schreibt: Karma, sagen
die Leute sehr häufig «Karma». Das ist falsch ausgesprochen. Karma
ist geradeso zu sprechen, wie wenn es mit ä geschrieben wäre. Ich
spreche nun, seit ich die Anthroposophische Gesellschaft führe, immer «Ka(= ä)rma», und ich bedaure, daß sehr viele Leute sich daraus
angewöhnt haben, fortwährend das schreckliche Wort «Kirma» zu
sagen. Sie müssen immer verstehen, diese Leute, wenn ich «Karma»
sage, «Kirma». Das ist schrecklich. Sie werden es auch schon gehört
haben, daß manche sehr getreue Schüler nun seit einiger Zeit «Kirma»
sagen." {{Lit|{{G|235|64}}}}</ref>; [[Sanskrit]], n., कर्म, karman, [[Pali]], kamma, „Wirken, Tat, Werk“, abgeleitet von der [[Sanskrit]]wurzel कृ kṛ (kri) „tun, machen, handeln, wirken“; {{HeS|קַרְמָה|karmā}} bzw. {{He|גּוֹרָל|gôral}} „Los, Schicksal“), das universelle '''Schicksalsgesetz''' von Ursache und Wirkung, besagt, dass jede [[physisch]]e, [[seelisch]]e oder [[geist]]ige Wirkung, die von einem [[Wesen]] ausgeht und - ''[[bewusst]]'' oder ''[[unbewusst]]'' - die [[geist]]ig-[[Kosmos|kosmische]] Ordnung<ref>Die geistig-kosmische Ordnung und ihre Widerspiegelung in der irdisch-menschlichen Welt wurde im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]] ursprünglich [[Rita]] ([[Sanskrit|skrt.]]: ऋत ṛta ''n.'' „Wahrheit, Recht, Ordnung“) genannt. Heute ist dafür, ebenso wie im [[Buddhismus]] der Begriff [[Dharma]] ([[Sanskrit|skrt.]], m., धर्म, dharma; [[Wikipedia:Pali|Pali]]: ''Dhamma'' „Sitte, Recht, Gesetz, Ordnung“) gebräuchlich.</ref> stört, auf dieses selbst zurückschlägt und auch dessen eigene ''innere'' [[seelisch]]-[[astral]]e Ordnung stört und in Disharmonie zur geistigen Weltordnung bringt und dadurch sein '''Schicksal''' (von [[Wikipedia:Altniederländisch|altniederländisch]] ''schicksel'', „Fakt“) bestimmt. Karma gilt nicht nur für den [[Mensch]]en, sondern für alle [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] im gesamten [[Kosmos]]. Gebräuchliche Ausdrücke für das Schicksal - mit unterschiedlichen Bedeutungsnuancen - sind auch: '''Geschick''' (zu ''schicken'' „machen, dass etwas geschieht“), '''Verhängnis''' (von {{mhd|verhengen}} „hängen lassen, nachgeben, geschehen lassen, ergehen lassen“<ref name="EDuden">Duden «Etymologie» – Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache'', 2. Auflage, Dudenverlag, 1989</ref>), '''Fatum''' ([[lat.]] „Faktum“), [[Moira]] ({{ELSalt|Μοῖρα}}), [[Kismet]] (von {{arS|قسمة|d=qisma(t)}}) oder '''Los''' ([[Wikipedia:Althochdeutsch|ahd.]], [[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''(h)lôჳ'' „[[Wikipedia:Omen|Omen]]“, „[[Orakel]]“).  


== Vergangenes und zukünftiges Karma ==
== Was ist Leben? ==
{{Textbox|<poem>Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben, 
Dann hat er die Teile in seiner Hand, 
Fehlt, leider! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennts die Chemie, 
Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie.</poem>|Goethe: ''Faust I'', Studierzimmer}}


Dem Menschen wird durch das Schicksal eine zukünftig zu erfüllende karmische Aufgabe auferlegt, der er sich früher oder später nicht entziehen kann, die aber seine [[Freiheit]] nicht nur ''nicht antastet'', sondern - zusammen mit der Erkenntnis von [[Gut und Böse]] - überhaupt erst möglich gemacht hat, denn Freiheit bedeutet vor allem auch, die tätige [[Verantwortung]] für die Folgen seiner Taten auf sich zu nehmen. Das Schicksal ist keine von den Göttern verhängte Strafe, sondern es ist das eigene [[Höheres Selbst|höher Ich]], das diese Verantwortung übernimmt und willentlich den Schicksalsvollzug herbeiführt. Die Verantwortung erschöpft sich nicht in ''einem'' Erdenleben. Aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht erweist sich das Schicksal ganz klar als Folge ''vorangegangener Erdenleben''. Karma und [[Reinkarnation]] erscheinen damit für den irdisch verkörperten Menschen untrennbar miteinander verbunden. Karma ist aber nicht nur als [[mond]]enhafte [[Wirkung]] aus der Vergangenheit anzusehen, sondern viel wichtiger noch wird künftig das in [[Freiheit]] aus den [[Schaffen aus den Verhältnissen|gegenwärtigen Verhältnissen geschaffene]], in die Zukunft weisende [[sonne]]nhafte Karma sein, das als [[schöpferisch]] erzeugte [[Ursache]] positve Möglichkeiten für die [[gemeinschaft]]liche Arbeit in den kommenden Inkarnationen veranlagt. Diese beiden Seiten des [[janus]]köpfigen Karmas werden mittlerweile gerne als '''Mondenkarma''' (Vergangenheit) und '''Sonnenkarma''' (Zukunft) bezeichnet.
In den verschiedenen [[Wissenschaft]]sdisziplinen wird das Leben sehr unterschiedlich definiert. Der österreichische [[Quantenphysik]]er [[Erwin Schrödinger]] (1887-1961) charakterisierte es ganz knapp so:


Das Karma aus der Vergangenheit offenbart sich in der Form des [[Kopf]]es, in dem die [[Archai]], [[Archangeloi]] und [[Angeloi]] wirken. Das künftige Karma reift unsichtbar im [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] heran, in dem die [[Throne]], [[Cherubim]] und [[Seraphim]] leben. Dazwischen liegt das [[Rhythmisches System|rhythmische System]] mit dem [[Herz]]en als Zentrum, in dem die [[Hierarchien|Hierarchie]] der [[Exusiai]], [[Dynamis]] und [[Kyriotetes]] gegenwärtig sind.
{{Zitat
|Text= Wie entzieht sich der lebende Organismus dem Zerfall?
Die Antwort lautet offenbar: Durch Essen, Trinken, Atmen
und (im Falle der Pflanzen) durch Assimilation. Der Fachausdruck
heißt [[Metabolismus]]. Das griechische Wort ({{polytonisch|μεταβαλλειν}})
bedeutet Wechsel oder Austausch.
|Autor= Erwin Schrödinger
|Quelle= ''Was ist Leben'', Piper Verlag, München 1987, S. 102
|ref=<ref>E. Schrödinger: ''Was ist Leben'', Piper Verlag, München 1987, S. 102 ISBN 3-492-11134-3</ref>}}


{{GZ|So daß wir uns sagen können bei dem, was in der Kopfesform
Auf [[Physik|physikalischer]] Ebene erscheint ein '''lebendes Sytem''' als [[offenes System]] fern vom [[Thermodynamik|thermodynamischen]] [[Gleichgewicht]], das seinen hohen inneren Ordnungsgrad durch beständige Energiezufuhr aufrechterhält. Im engeren [[Biochemie|biochemischen]] Sinn sind [[Lebewesen]] ''"diejenigen Naturkörper, die Nucleinsäuren und Proteine besitzen und imstande sind, solche Moleküle selbst zu synthetisieren." {{Lit|Czihak, Langer, Ziegler, S 1}}'' Aus biologischer Sicht sind die wesentlichsten Merkmale des Lebens ein beständiger [[Stoff]]-, [[Energie]]- und [[Information]]saustausch mit der Umgebung und die Fähigkeit zu [[Wachstum]], [[Regeneration]] und [[Reproduktion]]. Durch alle diese verengenden Definitionen, so nützlich sie im Einzelfall sein mögen, werden jedoch jeweils nur einzelne Aspekte, nicht aber das Gesamtphänomen des Lebens erfasst. Es entspricht daher einem ehrlichen naturwissenschaftlichen Selbstverständnis, zu bekennen:
sichtbar wird, wirklich äußerlich sichtbar: Jeder Mensch hat seinen
eigenen Kopf, es hat gar keiner ganz genau die Kopfbildung des anderen.
- Obwohl sich die Menschen oftmals ähnlich schauen, sind sie
in ihrem Karma unähnlich. In der Kopf bildung tritt das Karma der
Vergangenheit des Menschen für die physisch-sinnliche Anschauung
zutage; in dem Stoffwechsel-Gliedmaßen-System das künftige Karma;
geistig verborgen, unsichtbar ist es da. So daß wir, wenn wir geistig
vom Menschen sprechen, sagen können: Der Mensch besteht auf der
einen Seite darinnen, daß er sein vergangenes Karma sichtbar macht,
auf der anderen Seite darinnen, daß er sein zukünftiges Karma unsichtbar
in sich trägt.


So können wir aufsteigen zu einer innerlich-geistigen Betrachtung
{{LZ|Die Definition eines lebenden Systems oder Organismus können wir als Naturwissenschaftler noch immer nicht geben. Wir sind lediglich in der Lage, lebenden Systemen bestimmte Eigenschaften zuzuordnen. Viele Eigenschaften der lebenden Organismen sind aber noch nicht genügend erforscht und können nicht genau angegeben werden.|Dose, S 1}}
des Menschen. Wenn wir den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen betrachten,
so ist darin nur das Physische und das Ätherische ein Niedriges;
es leben im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System die Wesenheiten
der höchsten Hierarchie. Gehen wir zum Kopfe, so ist der Kopf allerdings
in physisch-sinnlicher Weise das Vollkommenste am Menschen,
weil er in äußerer, sichtbarer Weise dasjenige in sich trägt, was geistig
hinüberwirkt aus früheren Erdenleben - man schätzt ihn ja auch gewöhnlich
am meisten -, aber er ist es nicht in geistiger Beziehung.
Denn während im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System Throne, Cherubim,
Seraphim leben, so leben im Kopfsystem Archai, Archangeloi,
Angeloi. Die sind es, die im wesentlichen hinter all dem stehen, was
wir mit unserem Kopf in der sinnlich-physischen Welt erleben. Die
leben in uns, in unserem Kopfsystem; sie handeln hinter unserem Bewußtsein,
sie treffen auf die Wirkungen der bloß physisch-sinnlichen
Welt und sie spiegeln das zurück, und wir werden uns erst der Spiegelbilder
bewußt. Dasjenige, dessen wir im Kopfsystem bewußt werden,
ist nur der Schein der Taten der Archai, Archangeloi, Angeloi in uns
(es wird gezeichnet). Soll ich das Schema fortsetzen, so muß ich sagen:
Im Kopfsystem des Menschen, am anderen Pole, wirken Archai, Archangeloi,
Angeloi. - Ich brauche immer für die geistigen Wesen, die
ebensogut mit anderen Ausdrücken benannt werden könnten, die Ausdrücke
der älteren christlichen Weltauffassung, die noch das Spirituelle,
das Geistige hatte.


Zwischen dem Nerven-Sinnes-System, das vorzugsweise im Kopfe
Im allgemeinsten und umfassendsten Sinn charakteristisch für jegliches Leben ist die dynamische, gesetzmäßig sich entwickelnde, sich bewahrende und vervielfältigende und für jede Lebensform unverwechselbar [[Typus|typische]] [[Form]]. Das hat vielleicht [[Goethe]] am klarsten erkannt und in seiner [[Metamorphosenlehre]] ausführlich beschrieben und dabei wesentliche Grundgesetze aller lebendigen Formbildungsprozesse aufgedeckt.  
verankert ist, und dem Stoffwechselsystem trägt der Mensch das rhythmische
System. In diesem rhythmischen System ist dasjenige, was
zwischen Lunge und Herz vorgeht. In alledem lebt drinnen die Hierarchie
der Exusiai, Dynamis, Kyriotetes.|239|216ff}}


== Das Leben als sinnville Ganzheit ==
{{Zitat|Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine
Mehrheit; selbst insofern es uns als Individuum erscheint, bleibt es doch eine Versammlung von lebendigen selbständigen Wesen, die der Idee, der Anlage
nach gleich sind, in der Erscheinung aber gleich oder
ähnlich, ungleich oder unähnlich werden können.
Diese Wesen sind teils ursprünglich schon verbunden,
teils finden und vereinigen sie sich. Sie entzweien
sich und suchen sich wieder und bewirken so eine unendliche Produktion auf alle Weise und nach allen
Seiten.<br>
Je unvollkommener das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich, und
desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommner
das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die
Teile einander. In jenem Falle ist das Ganze den Teilen mehr oder weniger gleich, in diesem das Ganze
den Teilen unähnlich. Je ähnlicher die Teile einander
sind, desto weniger sind sie einander subordiniert.
Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommneres Geschöpf.
|Goethe|''Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet.''<ref>Goethe-HA Bd. 13, S 56f</ref>}}


Im Rückblick auf sein Leben schrieb [[Johann Wolfgang von Goethe]]s «Urfreund» [[Karl Ludwig von Knebel]] über die innere Stimmigkeit des Schicksals, die das Leben als sinnvolle [[Ganzheit]] erkennen lässt:
Goethe erkannte nicht nur, dass sich die Elemente eines lebendigen Systems aufeinander beziehen und  wechselseitig bedingen, sondern dass jedes Einzelne zugleich auch in ganz spezifischer Weise von der charakteristischen Eigenart des Ganzen bestimmt wird und beide, das Einzelne wie das Ganze, sich dabei von einer ideellen Grundform, dem [[Typus]], ableiten. Der Typus tritt dabei als solcher nicht äußerlich in Erscheinung und kann nur ideell, d.h. durch innere geistige Anschauung, erfasst werden,  wirkt aber gestaltend im Ganzen wie auch in jedem einzelnen seiner Glieder. Äußere Einflüsse wirken zwar modifizierend, aber nicht grundlegend bestimmend auf die äußere Ausprägung des Typus ein. Veränderte Klima- und Bodenverhältnisse beeinflussen zwar die Wachstumsgestalt einer Pflanze, aber eine Rose bleibt dabei doch immer eine Rose und eine Lilie eine Lilie. Die Gestalt eines [[amorph]]en toten Körpers ist demgegenüber rein zufällig oder von außen her bestimmt. [[Kristall]]e mit ihrer starken Formbildungstendenz bilden bereits eine interessante Übergangsstufe zum Reich des Lebendigen und es ist mehr als bloßer Zufall, dass Kristalle, wenn sie sich in hauchdünnen Schichten abscheiden, geradezu pflanzlich anmutende Muster zeigen, wie wir sie etwa von den Eisblumen kennen. Der fertige Kristall ist zwar weitgehend tot, aber er ist das Ergebnis eines lebendigen Bildungsprozesses.


{{Zitat|Den 30. December 1833.<br>
Der [[Physischer Leib|physische Leib]] hat keine eigenständige, dauerhafte Realität; diese wird ihm erst durch das Leben verliehen. Den stofflichen physischen Leib haben wir mit den [[Mineral]]ien gemeinsam. Mineralien sind unbelebte, bewusstlose stoffliche Körper. Was unseren physischen Leib von den Mineralien aber sehr deutlich unterscheidet, ist, dass diese für oftmals lange Zeit weitgehend unverändert in der äußeren Welt existieren können, während unser stofflicher Körper, rein für sich genommen, sofort zu zerfallen beginnt, wenn er nicht von Lebenskräften durchdrungen wird. Ein menschlicher physischer Körper allein genommen ist bloßer [[Leichnam]], der, wenn er nicht gerade einbalsamiert wird, sehr rasch der Verwesung anheim fällt.  
- Man wird bei genauerer Beobachtung finden, daß in dem Leben
der meisten Menschen sich ein gewisser Plan findet, der, durch eigene
Natur, oder durch die Umstände, die sie führen, ihnen gleichsam
vorgezeichnet ist.<br>
Die Zustände ihres Lebens mögen noch so abwechselnd und veränderlich
sein, es zeigt sich doch am Ende ein Ganzes, das unter sich eine
gewisse Übereinstimmung bemerken läßt.<br>
Ich habe dieses, bei meinem hohen Alter, unter den mancherlei Umständen,
die mein Leben leiteten, sonderlich bemerkt. Es ist nicht meine
Absicht, und würde sich eben auch nicht sonderlich belohnen, solche
einzeln hier anzuführen; aber wenn ich nun zusammenrechne, was
mein und der Meinigen Loos im Leben also gewürfelt hat, so finde ich
in dem ''Facit'' meist überall vollkommene Übereinstimmung.<br>
Die Hand eines bestimmten Schicksals, so verborgen sie auch wirken
mag, zeigt sich auch genau, sie mag nun durch äußere Wirkung oder
innere Regung bewegt sein;ja, widersprechende Gründe bewegen sie
oftmals in ihrer Richtung.<br>
So verwirrt der Lauf ist, so zeigt sich doch immer Grund und Richtung
durch.»|[[Karl Ludwig von Knebel]]|''K. L. von Knebel's literarischer Nachlaß und Briefwechsel''. Herausgegeben
von K. A. Varnhagen von Ense und Th. Mundt. Dritter Band. Leipzig, 1836. S. 452|ref=[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Literatur/Knebel/Knebels_literarischer_Nachlass_und_Briefwechsel_03.pdf#page=460&view=Fit]}}


== Schicksalsgötter ==
Sehr entscheidend ist nun folgende Frage: ist das Leben bloß eine sehr komplexe Funktion des physischen Leibes, wie es der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Anschauung ganz selbstverständlichen entspricht, oder handelt es sich dabei um eine eigenständige Realität, die auch unabhängig vom stofflichen Körper in gewisser Weise existieren kann? Ist das Leben vielleicht sogar die primäre Wirklichkeit und der stoffliche Körper nur eine sekundäre, abgeleitete Erscheinung? Vielleicht sind die biochemischen Prozesse im Körper ja bloß eine Wirkung des Lebens und gar nicht dieses selbst! So wie wir etwa das Licht in Wahrheit gar nicht kennen, sondern nur seine Wirkungen, durch die es die materielle Welt in den verschiedensten Farben erglänzen lässt. Das mag zwar für das moderne Denken zunächst geradezu provokant und paradox erscheinen, stellt unsere ganzen modernen Überzeugungen völlig auf den Kopf - ist aber dennoch bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach von der Hand zu weisen. Der bekannte [[Neurobiologie|Neurobiologe]] [[Wikipedia:Gerald Hüther|Gerald Hüther]] hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass sich das Leben - und noch weniger das [[Bewusstsein]] - nicht durch rein [[Materie|materiell]]e Prozesse befriedigend erklären lässt:


Das Karma entfaltet sich durch die Wirkung [[Geistige Wesen|geistiger Wesen]], die entsprechend als [[Schicksalsgötter]] bezeichnet werden können. So sind etwa die [[Moiren]] ({{ELSalt|μοῖραι}} ''moirai'') [[Lachesis]], [[Klotho]] und [[Atropos]] die drei [[Schicksalsgöttinnen]] der [[Wikipedia:Griechischen Mythologie|Griechischen Mythologie]] und vergleichbar den [[Nornen]] der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|Nordischen Mythologie]]: [[Urd]] (das Gewordene), [[Verdandi]] (das Werdende) und [[Skuld]] (das Werdensollende), d. h. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] entsprechen ihnen die [[Parzen]] ({{LaS|Parcae}}).
<div style="margin-left:20px">
"Weshalb ist es den Biologen bis heute nicht gelungen, den Unterschied
zwischen dem Gegenstand ihres Faches - dem Lebendigen
- und dem noch nicht Belebten oder nicht mehr Lebenden
herauszufinden? Noch immer bleiben alle Versuche, diesen Unterschied
herauszuarbeiten, auf der Ebene der Auflistung all jener
Merkmale stecken, die sich als beobachtbare, mit objektiven
Verfahren messbare Phänomene beschreiben lassen. Ebenso
wenig lässt sich auch genau das beobachten, isolieren und messen,
was einen Menschen ausmacht- seine Vorstellungen, seine
Wünsche, seine Sehnsüchte, seine inneren Haltungen und seine
festen Überzeugungen. All das also, was letztlich darüber bestimmt,
wie und wofür er nicht nur sein Gehirn und seinen
Körper, sondern auch das Gehirn und den Körper all jener strukturiert,
die mit ihm in Beziehung treten, die mit ihm auf eine
ebenso wenig messbare Weise verbunden sind.


Nach indisch-[[theosophisch]]er Auffassung sind die [[Lipikas]] ([[Sanskrit|skrt.]] ''Schreiber'') die ''Herren des Karmas''. Sie tragen unsere Taten und [[Gedanke]]n in die [[Akasha-Chronik]] ein und wirken als geistigen Helfer, wenn wir zu einer neuen irdischen [[Verkörperung]] herabsteigen, um hier unser in früheren [[Inkarnation]]en aufgehäuftes Schicksal auszutragen.
Offenbar existiert hinter der Welt der materiellen, beobachtbaren
 
und messbaren Phänomene, die das Lebendige hervorbringt,
[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass mit dem Ende des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s der [[Christus]] selbst immer mehr zum [[Herr des Karmas|Herrn des Karmas]] wird.
noch eine immaterielle, unsichtbare und nicht messbare
 
geistige Welt. Sie bleibt dem seit der Aufklärung so erfolgreich
== Individuelles Karma und Gemeinschaftskarma ==
zum Erkennen, Analysieren und Gestalten der äußeren Welt eingesetzten
 
technischen Instrumentarium und den diesem Vorgehen
Neben dem ''individuellen'' Karma hat der Mensch, insofern er immer auch einer [[Menschengemeinschaft]] und damit einem [[Gruppen-Ich]] angehört, auch ohne jede persöhnliche Verfehlung Anteil am '''Gemeinschaftskarma''', z.B. am '''Familienkarma''', am '''Volkskarma''' usw. und insbesondere am '''Menschheitskarma'''.
zugrundeliegenden Mustern des Wahrnehmens, Fühlens,
 
Denkens und Handelns verborgen." {{Lit|Hüther, S 35}}
{{GZ|Wir dürfen aber nicht nur beim
</div>
einzelnen Menschen von Karma sprechen; der Mensch darf sich nicht
als Einzelwesen betrachten, das wäre grundfalsch, genau so falsch, als
wenn der einzelne Finger an unserer Hand sich als Einzelwesen fühlen
wollte. Genau so weit, wie der Finger kommen würde, wenn er sich
vom Organismus absondern würde, würde der Mensch kommen, wenn
er sich einige Meilen über die Erde erheben würde. So ist der Mensch,
wenn er in die Geisteswissenschaft eindringt, geradezu gezwungen, an
der Hand dieser Erkenntnis einzusehen, daß er sich nicht der Täuschung
hingeben darf, auf sich selbst als Einzelwesen zu bestehen. So ist es in
der physischen und noch viel mehr in der geistigen Welt. Der Mensch
gehört der ganzen Welt an und hat auch sein Schicksal in der Gesamtheit.
Das Karma betrifft nicht nur den einzelnen Menschen, sondern
es geht auch über das Leben von ganzen Völkern dahin.|100|86f}}
 
{{GZ|Jedes Volk, jede Rasse, jeder Stamm hat eine
gemeinsame Astralmaterie, die Inkarnationsmaterie für den Volksgeist.
Der Volksgeist erreicht immer seine Entwicklung etwas früher
als die einzelnen im Volk. Der Volksgeist kann von der Mitte
eines Zyklus an Karma ansammeln. Wir bilden mit an dem Karma
des Volkes, der Rasse und so weiter. Kollektiv-Karma wird dies
genannt. Es ist eine Realität. Es wird dadurch bewirkt, daß diejenigen
Wesen, die eine Stufe weiter sind, auch Karma haben.
Die internationalen Bestrebungen gehören einem noch umfassenderen
Geiste an, der die gesamte Astralmaterie der Erde umfaßt,
dem wirklichen Erdgeist. Die physische Erde ist auch der physische
Körper für diesen Erdgeist, den planetarischen Logos, der,
wenn man sich zu ihm erhebt, das Karma der ganzen irdischen
Entwicklung bedeutet. Internationale Bestrebungen sind der erste
Ansatz zu jener großen Einheit, die entstehen wird auf dem Arupaplan.
Der Theosoph lebt in der Idee dieser großen Einbeziehung,
des Konzentrierens auf einen Punkt.|89|154f}}
 
{{GZ|Noch aus einem anderen Grunde wird man sich zu einer tieferen
Ansicht über die Dinge aufraffen müssen. Wir erleben es, wie im
Widerspruche mit sich die heutige Welt sich zeigt. Die Menschen
können noch nicht anders, als die Dinge so aufzufassen, daß sie
durchaus dem anderen die Schuld geben. Wird einmal eine Zeit
kommen, in welcher die tieferen Wahrheiten über das Karma in die
Menschengemüter übergegangen sein werden, dann wird diese Art,
dem anderen die Schuld zu geben in bezug auf das, was zu durchleben
ist, nicht mehr stattfinden. Denn dann wird man wissen, daß
jedes Volk dasjenige in seinem Karma durchlebt, was es um seinetwillen
zu durchleben hat. Das Volk erlebt die Notwendigkeit, die
Kräfte im Kampfe zu stärken, nicht wegen des anderen, sondern
um seinetwillen, um vorwärtszukommen; der andere ist in gewisser
Beziehung nur der Vollstrecker. Dadurch wird die Betrachtung abgelenkt
auf das Volksseelenkarma. Und die Aussage: Hier stehe ich
und dort steht der andere, der hat die Schuld, der macht es, daß ich
durch diese Ereignisse, durch diese Kämpfe hindurch muß, der hat
sie angezettelt, das erscheint gegenüber einer höheren Betrachtung
so, wie wenn ein fünfzigjähriger Mann ein Kind ansieht - das Kind
ist jung, und er ist alt; als das Kind noch nicht da war, war er noch
nicht alt, und indem das Kind heranwächst, wird er alt - und wenn
er nun sagen wollte: Das Kind, das hat die Schuld, daß ich alt
werde; denn würde das Kind nicht heranwachsen und älter werden,
so würde ich nicht alt werden! Aber das Kind kann ihn nur aufmerksam
machen auf das Altwerden.
 
Das ist zu beachten, daß jedes Volk dasjenige, was es erlebt, und
wenn es die schwersten Ereignisse sind, aus seinem Karma heraus
erleben muß. Sagen Sie nicht, wenn eine solche Wahrheit in die
Menschengemüter übergehe, wird es etwas Untröstliches sein, was
so in die Gemüter übergeht; sondern das wird gerade zu einer
heroischen Lebensauffassung, zu einer tapferen Lebensauffassung
führen, zu einer Lebensauffassung, welche die Evolution in sich
schließt. Man wird, wenn eine solche Lebensauffassung die Menschen
ergreift, es als verschwendete Kräfte ansehen, die Schuld immer
im anderen zu sehen und immer nach dem gewöhnlichen
Schluß zu verfahren. Man wird an die Kräfte appellieren, die einen
selber vorwärtsbringen können. Man wird lernen, sich auf jedem
Gebiete mit seinem Schicksal zu identifizieren. Wir haben ja im öffentlichen
Vortrage gesehen, daß dieses Schicksal, das man so gern
als etwas Äußeres ansieht, erst dann richtig begriffen wird, wenn
wir in dieses Schicksal ausfließen. So ist es auch mit dem Volkskarma.
Wenn die Liebe auf die Erde kommt, dann wird diese Gesinnung
unter die Menschen kommen.|157|69f}}
 
=== Weltenkarma ===
 
{{Hauptartikel|Weltenkarma}}
 
{{GZ|Wenn Sie nun sich erinnern, daß die einzelnen Weltenkörper ihre
Bewegung beibehalten, nachdem sie sozusagen für sich selber den
Abschluß gefunden haben, für sich selber fertig sind, dann werden
Sie auch verstehen, was man nennen muß das Karma dieser Weltenkörper.
Von dem Augenblicke an, wo der Planet für sich selber an
seinen Abschluß gekommen ist, müssen diejenigen Wesenheiten, die
zu ihm gehören, wieder mit seiner Auflösung, mit seinem Verschwinden
aus dem Weltzusammenhange rechnen. Wir haben also, wenn
wir zum Beispiel die alte Saturnentwickelung verfolgen, uns zu sagen:
Bis zum Zusammenfügen der ganzen Wärmekugel ist der Vorgang
der Saturnentwickelung ein aufsteigender, oder auch, wenn Sie wollen,
ein absteigender, denn es ist ein Verdichtungsprozeß. In dem
Augenblicke nun, wo sich der Saturn weiterdreht - aber jetzt bei
der ersten Saturnentwickelung -, da ist die Saturnkugel gegeben, da
sind die Dinge vorhanden, um die es sich handelt. Wenn die Geister
daran beteiligt sind, so müssen sie bei der Auflösung mit dem rechnen,
was bis zur Entstehung zusammengebaut worden ist, und das ist
Karma. Man kann dem nicht entkommen, die Dinge müssen so
aufgelöst werden, wie sie zusammengebaut worden sind. So erfüllt
sich das Karma der ersten Hälfte der Evolution in der zweiten Hälfte.
Es wird abgebaut nach und nach in der zweiten Hälfte der Evolution,
was in der ersten Hälfte zusammengebaut worden ist. Weltentstehung
ist Erzeugung von Karma; Weltvergehen im umfassendsten
Sinne des Wortes ist nichts anderes als Leid unter dem Karma und
auch wiederum Auslöschen des betreffenden Karmas. So ist es im
großen, so aber auch im kleinen bei jedem Planeten. Denn ein jeder
Planet spiegelt die Verhältnisse im großen getreulich wider.
 
Auch bei einem Volke können Sie denselben Vorgang sehen. Denken
Sie sich ein Volk, aufstrebend in der Jugendentwickelung,
voller Tatkraft, voller Energie; denken Sie sich dieses Volk aus sich
herausgebärend Zeitepoche nach Zeitepoche, die mannigfaltigsten
Bildungs- und Kulturelemente: Das alles muß zu einem Höhepunkt
kommen, aber indem sich das alles ansammelt, sammelt sich auch
Karma des Volkes an. Geradeso wie sich bei der Saturnentwickelung
Karma ansammelt, indem man zu rechnen hat mit demjenigen, was
entstanden ist, so sammelt sich auch bei einem Volke Karma an,
während die Kultur aufgebaut wird. Dieses Karma ist gerade in
seinem höchsten Punkt, in seinem stärksten Maße vorhanden da,
wo sozusagen das Volk die ursprünglichen, elementaren Kräfte aus
sich herausgeboren hat.
 
Nun haben wir gesehen, daß überall leitende Wesenheiten sind.
Wir haben bei der Erde gesehen, wie höhere geistige Wesenheiten,
Engel, Erzengel, Urkräfte, herabsteigen und wie sie da, wo sich die
Menschheit noch nicht selber vorwärts helfen kann, die Menschheit
leiten und sie zu einer gewissen Höhe fuhren. Es sind das die geistigen
Wesenheiten der Hierarchien, die in früheren Zeiten ihre Vollendung
und Reife erhalten haben. Wenn aber diese Höhe erreicht ist, wenn
sozusagen die Geister, die aus himmlischen Höhen heruntersteigen,
um die Völker zu leiten, wenn die Geister ihr Ziel erreicht haben,
dann müssen andere geistige Wesenheiten sich zu Führern, sich zu
Lenkern der entsprechenden Völker machen. Wenn die Völker über
ihren Höhepunkt hinaus in einer gewissen Weise noch steigen sollen,
dann müssen führende Persönlichkeiten freiwillig sich dazu hergeben,
Träger zu sein höherer geistiger Wesenheiten; dann nur ist es möglich,
dasjenige, was im ursprünglichen Plan lag, sozusagen um gewisse Stufen
zu überschreiten, weiterzuführen. Aber eines muß in diesem Falle
geschehen: Diejenigen, die da heruntersteigen in Wesenheiten, welche
die Führer der Völker sein sollen, die nach einem bestimmten Punkte
die Kultur weiterführen sollen, die müssen, weil sich Karma aufgesammelt
hat, dieses Karma auf sich nehmen. Das ist das bedeutsame
Gesetz von dem Auf sichnehmen des Karmas der Völker und Rassen.
Von einem gewissen Zeitpunkte an müssen die führenden Persönlichkeiten
das Völker- oder Rassenkarma in sich tragen, es übernehmen
in einer gewissen Beziehung. Das ist das Wesentliche, daß solche
Individualitäten, wie zum Beispiel Hermes eine war, übernehmen
mußten, was im Karma ihres Volkes lag, was sich bis dahin in einem
gewissen Grade aufgesammelt hatte. Diese Dinge sind auf dem einzelnen
Planeten Spiegelbilder der großen kosmischen Vorgänge.|110|147ff}}
 
== Karmischer Ausgleich ==
 
Durch den karmischen Ausgleich werden die ''subjektiven'' Folgen der [[Sünde]]n getilgt, nicht aber deren ''objektive'' Wirkungen, die in der [[Akasha-Chronik]] eingeschrieben sind. Um auch diese aufzuheben, bedarf es der [[Erlösung]] durch den [[Christus]], der durch die [[Sündenvergebung]] die objektiven Auswirkungen der Sünden auf sich nimmt. Karma darf in diesem Sinn nicht als Weg zur [[Selbsterlösung]] missverstanden werden.
 
Karma ist - bis zu dessen Auflösung, d.h. bis zur Wiederherstellung der inneren Ordnung durch die Wiedereingliederung in die kosmische Harmonie - ein Wesensbestandteil des verursachenden Wesens selbst und völlig unabhängig von jedwedem [[Gott|göttlichen]] Richterspruch. Karma hat daher nichts mit „Göttliche Gnade“ oder „Strafe“ zu tun und kann ''nur'' durch das verursachende Wesen selbst aufgelöst werden. Das kann nicht durch den [[Egoismus|egoistischen]] Wunsch nach „Besserung“ geschehen, sondern zunehmend nur mehr durch eine die Grenzen des [[Ego]] überschreitende [[liebe]]volle Hinwendung zur Welt, durch eine Bereicherung der Welt durch das eigene freie schöpferische Tun und durch die bewusst gewählte Bereitschaft, das [[Leid]] und die [[Schmerz]]en zu tragen, zu ertragen, die durch die Verfehlung entstanden sind (vgl. {{B|Jes|53|1-12|LUT}}) - und im Idealfall noch darüber hinaus. Nur dadurch kann die gestörte Harmonie des Weltgefüges wiederhergestellt werden. Dieser Grundgedanke liegt schon dem [[Buddhismus]] zugrunde, als der „Lehre von Liebe und Mitleid“, und gilt im höchsten Maß für den [[Christus]], der aus freiem Entschluss und ohne jegliche karmische [[Schuld]] „die Sünden und die Leiden der Welt“ auf sich genommen und dadurch die [[Erlösung]] gebracht hat (vgl. {{B|1 Joh|2|2|LUT}}).
 
Ein Teil der karmischen Wirkungen kann auf diesem Weg noch im selben Erdenleben getilgt werden, ein weiterer Teil nach dem [[Tod]] im [[Kamaloka]] ([[Fegefeuer]]) und der Rest in späteren [[irdisch]]en [[Inkarnation]]en. Im [[Buddhismus]] wird entsprechend unterschieden:
 
* Zu Lebzeiten reifendes Karma ([[Wikipedia:Pali|Pali]]: ''Ditthadhamma-vedaniya-kamma'')
* Im nächsten Leben reifendes Karma (Pali: ''Upapajja-vedaniya-kamma'')
* In späteren Leben reifendes Karma (Pali: ''Aparapariya-vedaniya-kamma'')
 
So ist die karmische Aufgabe beschaffen, die sich der Mensch als Folge seiner früheren Tat ''selbst'' gesetzt hat, und die zwar mit innerer [[Notwendigkeit]] an ihn herantritt, aber durchaus auf verschiedenste Weise gelöst werden kann. Die [[Freiheit]] - die dem Menschen allerdings erst heute im [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] ansatzweise möglich ist - wird dadurch ''nicht'' angetastet. ''Dass'' sich die Aufgabe früher oder später stellt, ist unausweichlich, ''wie'' sie gelöst wird, darin ist der Mensch, insofern er seine Aufgabe [[Bewusstsein|bewusst]] durch sein [[Ich]] erkennt, anerkennt und annimmt, frei. Karma ist Ausdruck der [[Verantwortung]], die ein geistiges Wesen durch seine Taten unausweichlich auf sich nimmt. [[Tiere]] oder [[Elementarwesen]] tragen diese Verantwortung nicht - wohl aber die [[Gruppenseele]]n, die sie leiten.
 
Zu bedenken ist dabei, dass der Mensch - als Folge des [[Sündenfall]]s - durch den [[Egoismus]] hindurchgehen ''musste'', um ein eigenständiges freies geistiges Wesen werden zu können. Die Verfehlungen, die aus diesem Egoismus entsprungen sind, kann nur der einzelne Mensch selbst im Laufe der weiteren [[Erdentwicklung]] bereinigen. Die karmischen Folgen des Sündenfalls als solchem, die das Menschheitskarma belasten, hat der Christus durch das historisch einmalige und unumkehrbare Ereignis des [[Mysterium von Golgatha|Mysteriums von Golgatha]] auf sich genommen.
 
== Urkarma ==
 
Das '''Urkarma''' entstand, als sich in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]], noch vor der endgültigen [[Geschlechtertrennung]], wegen der verhärtenden [[Mond]]enkräfte und durch den [[luzifer]]ischen Einfluss nicht mehr alle [[Monade]]n in der [[Erdensphäre]] „inkarnieren“ wollten oder konnten. Die Menschenleiber, die die Monaden nur mehr teilwiese oder gar nicht aufnehmen konnten, fielen dadurch in einen halb- oder ganz tierischen Zustand zurück. Durch Vermischung trat eine Verschlechterung des gesamten Menschengeschlechts ein (→ [[Erbsünde]]). Von nun an gilt: ''„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“'' {{Bibel|Mt|26|41}} Die Monaden, die sich nicht mehr auf Erden inkarnierten, wanderten für längere Zeit in die verschiedenen [[Planetensphären]] ab und kehrten erst nach der [[Mondentrennung]] nach und nach wieder auf die Erde zurück. Dass der Mensch dem Urkarma verfiel und sich dann weiter in das Karma verstrickte, gab ihm aber überhaupt erst die Möglichkeit ein [[Freiheit|freies]] Wesen werden.
 
{{GZ|Wären damals alle Menschen befruchtet worden mit Monaden, dann
wäre das ganze Menschengeschlecht viel besser geworden. Das erste
Böse entstand dadurch, daß sich einige Monaden weigerten, sich zu
inkarnieren. Daraus - durch die Vermischung - ging die Verschlimmerung
hervor. So war der Mensch physisch wesentlich verschlechtert
worden. Es war damals eine Zeit, in der das Menschengeschlecht
heruntergedrückt wurde. Erst in der atlantischen Zeit bereuen die
Monaden ihre frühere Weigerung, kommen herunter und bevölkern
alle Menschen. Dadurch entstehen die verschiedenen atlantischen
Rassen.
 
Wir sind bis zur Erkenntnis einer Zeit gekommen, wo etwas zur
Verschlechterung der Erde geschehen ist. Die ganze Verschlechterung
der Rassen bewirkte auch eine Verschlechterung der Erde. Das
ist die Entstehung des Urkarmas. Damals wurde der erste Keim zu
Karma gelegt. Alles Spätere ist eine Folge des Urkarmas; denn, wären
die Monaden alle zur rechten Zeit in die Menschenformen geschlüpft,
so hätten die Menschen die Sicherheit des Tieres, sie hätten
nicht irren können, aber sie hätten nicht Freiheit entwickeln können.
Die ursprünglichen Arhats können nicht irren, sie sind Engel in Menschengestalt.
Die Mondadepten haben nun gerade gewisse Monaden
veranlaßt, mit der Inkarnation zu warten. Dadurch kam das Prinzip
des Asketentums in die Welt, das Nichtbewohnenwollen der Erde.
Dieses Unpassende zwischen höherer und niederer Natur ist damals
entstanden. Der Mensch wurde dadurch unsicher; er muß jetzt probieren,
durch verschiedene Erfahrungen hindurchzupendeln, wie er
sich in der Welt zurechtfinden soll. Weil er Urkarma hat, kommt auch
sein weiteres Karma. Er kann dadurch irren.
 
Beabsichtigt war, daß von den Menschen Erkenntnis erlangt wird.
Das konnte nur veranlaßt werden durch das Urkarma. Das luziferische
Prinzip, die Mondadepten, wollten den Menschen immer mehr zur
Freiheit und Selbständigkeit entwickeln. Das ist sehr schön ausgedrückt
in der Sage von Prometheus: Zeus will nicht, daß die Menschen
das Feuer bekommen, Prometheus aber gibt ihnen das Feuer,
die Fähigkeit, sich höher und höher zu entwickeln. Dadurch verurteilt
er den Menschen zum Leiden. Er muß nun warten, bis ein Sonnenheld
kommt, bis das Prinzip des Sonnenhelden in der sechsten Rasse
den Menschen fähig machen wird, ohne die luziferische Erkenntnis
sich weiterzuentwickeln. Die so weit vorgeschritten sind wie Prometheus,
sind Sonnenhelden.|93a|187f}}
 
== Aufrichtekraft, Sprache, Denken und Karma ==
 
Das individuelle Karma entstand erst, nachdem sich der [[Mensch]] in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] [[Aufrichtekraft|aufgerichtet]] hatte und die [[Hand|Hände]] frei bekam für seine Taten. Als sich der Mensch dann anfangs der [[Atlantis|atlantischen Zeit]] die [[Sprache]] erwarb, begann sich erstmals, da die Sprache über das Individuum hinausgreift, das Stammes- oder Volkskarma auszubilden. Das [[Denken]] geht über die einzelnen Völker hinaus und bildet dadurch das Menschheitskarma.
 
Mit jedem menschlichen [[Ich]] tritt etwas völlig Neues in die Welt hinein und beginnt hier Karma zu schaffen. Die [[Monade]], die dieses Neue schafft, stammt aus dem [[Nirvana]], aus dem «[[Nichts]]» - und von dort nimmt auch das Karma seinen Ursprung.
 
{{GZ|Man blicke zurück in die
Zeit der Lemurier. Da haben wir den Menschen, so wie er auf der
Erde ist, zunächst auf allen vieren gehend. Diese Wesen, in denen
sich der Mensch dazumal als «reiner Mensch» (als Monade) verkörperte,
die gingen auf allen vieren. Dadurch, daß sich die Monaden in
ihnen verkörperten, richteten sich diese Wesen allmählich auf und
erhoben die vorderen Gliedmaßen. Jetzt erst beginnt das Karma.
Karma als menschliches Karma ist erst möglich geworden, als die
Menschen ihre Hände zur Arbeit verwendeten. Vorher schafft man
kein individuelles Karma. Dies war eine sehr wichtige Stufe der
menschlichen Entwickelung, als der Mensch aus einem horizontalen
Wesen ein vertikales Wesen wurde und dadurch die Hände frei hatte.
So entwickelte er sich in die atlantische Zeit hinüber.
 
Auf der nächsthöheren Stufe lernte der Mensch seine Sprache
gebrauchen. Zuerst lernte er den Gebrauch der Hände, dann lernte
er den Gebrauch der Sprache. Durch die Hände erfüllt der Mensch
die Umwelt mit Taten, durch die Sprache erfüllt er sie mit Worten.
Wenn der Mensch gestorben ist, so bleibt das leben, was er an Taten
und Worten in der Umwelt verrichtet hat. Alles was der Mensch an
Taten verrichtet hat, bleibt vorhanden als des Menschen Karma. Was
der Mensch aber an Worten gesprochen hat, bleibt nicht nur vorhanden
als sein eigenes Karma, sondern als noch etwas wesentlich
anderes.
 
Man blicke auf die Zeit zurück, in der der Mensch noch nicht
sprach, sondern nur handelte. Da waren die Handlungen etwas, das
nur von der einzelnen Persönlichkeit kam. Diese hört sofort auf, nur
persönlich zu sein, wenn die Sprache beginnt. Denn nun verständigen
sich die Menschen untereinander. Dies ist ein ungeheuer wichtiger
Moment in der atlantischen Entwickelung. Mit dem Moment, als der
erste Laut hinausging, blieb Menschheitskarma in der Welt. Sobald
die Menschen untereinander sprechen, fließt aus der ganzen Menschheit
etwas Gemeinschaftliches. Dann geht das rein persönliche Einzelkarma
über in das allgemeine Menschheitskarma. Mit dem Gesprochenen,
das wir rings um uns verbreiten, verbreiten wir tatsächlich
mehr als uns selbst. In dem, was wir sprechen, lebt die ganze
Menschheit. Nur wenn die Taten der Hände selbstlos werden, dann
werden sie es auch für die ganze Menschheit sein. Aber mit dem
Sprechen kann der Mensch nicht ganz selbstsüchtige Taten vollbringen,
sonst müßte es ihm ganz allein gehören. Eine Sprache kann nie
ganz selbstsüchtig sein, während es die Taten der Hände meistens
sind. Der Okkultist sagt: Was ich mit meinen Händen tue, kann bloß
meine Tat sein; was ich spreche, spreche ich als Glied eines Volkes
oder Stammes.
 
So schafft rings um uns herum unser Leben Reste, persönliche
Rudimente durch die Taten unserer Hände, und Menschheitsrudimente
durch das, was von den Worten nachlebt. Das muß man ganz
genau auseinanderhalten. Alles was in der Natur um uns ist, Mineral-,
Pflanzen- und Tierreich, ist da durch die Folge früherer Taten. Was
um uns herum aufgebaut ist durch unsere Taten, ist tatsächlich etwas,
das neu in die Welt hineinkommt. Bei jedem Menschen kommt etwas
herein in die Welt, ein neuer Einschlag, und neue Einschläge kommen
auch durch die ganze Menschheit.
 
Wenn wir uns also sagen müssen: Der Mensch tritt in der Mitte der
lemurischen Zeit auf der Erde auf und schafft zum ersten Male
eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles Karma geschaffen -,
so müssen wir nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen,
da es als etwas Neues hereinwirkte? - Es kann nur aus dem Nirvana
kommen. Damals mußte etwas hereinwirken in die Welt, das aus dem
Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts» heraus geschaffen wird.
Die Wesen, die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins Nirvana
hinaufreichen. Was die vierfüßigen Wesen befruchtete, so daß sie Menschen
wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan herunterkamen.
Sie nennt man Monaden. Das ist der Grund, warum damals
Wesen dieser Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten. Vom
Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns, im Menschen ist, die Monade.
Hier tritt etwas völlig Neues in die Welt hinein und verkörpert sich
in dem, was schon da ist und was seinerseits vollständig die Wirkung
früherer Taten ist.
 
Wir unterscheiden also drei Stufen. Die erste ist die der äußeren,
durch die Hände bewirkten Taten; die zweite ist die, welche durch die
gesprochenen Worte bewirkt wird, und die dritte diejenige, welche
durch den Gedanken bewirkt wird. Und der Gedanke ist noch etwas
viel Umfassenderes als das, was durch die gesprochenen Worte bewirkt
wird. Der Gedanke ist nicht mehr, so wie es die Sprache ist,
verschieden unter den verschiedenen Völkern, sondern gehört der
ganzen Menschheit.
 
So steigt der Mensch von den Handlungen durch die Worte zu den
Gedanken auf, und so wird er ein immer allgemeineres Wesen. Es
gibt keine allgemeine Norm des Handelns, keine Logik der Handlungen.
Jeder muß für sich handeln. Aber es gibt keine rein persönliche
Sprache. Die Sprache gehört einer Gruppe an. Der Gedanke
aber gehört der ganzen Menschheit an. So haben wir vom Besonderen
zum Allgemeinen fortschreitend die drei Stufen beim Menschen:
Taten, Worte, Gedanken.|93a|124ff}}
 
== Karmische Wirkungen und Wesensglieder ==
 
Die Eigenschaften und Taten eines bestimmten [[Wesensglieder|Wesensgliedes]] prägen sich im folgenden Erdenleben im darunter liegenden Wesensglied aus. Die Wirkung der Taten des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] kommen uns im nächsten Leben aus der Außenwelt entgegen:
 
<center>
{| class="wikitable"
|-
! dieses Erdenleben !! nächstes Erdenleben !! karmische Wirkung
|-
| [[Astralleib]] || → [[Ätherleib]] || [[Temperament]]sanlage
|-
| Ätherleib || → [[physischer Leib]] || Disposition zu [[Gesundheit]] und [[Krankheit]]
|-
| physischer Leib || → [[Außenwelt]] ([[physische Welt]]) || äußere Schicksalsereignisse
|}
</center>
 
{{GZ|Alles nun, was Tatsachen sind auf dem physischen Plan, alles was
etwas Getanes ist, was sich auslebt, daß es eine Wirkung in der physischen
Welt hat, vom Schritt und von der Handbewegung an bis zu den
kompliziertesten Vorgängen, zum Beispiel dem Bau eines Hauses,
kommt als eine wirkliche physische Wirkung von außen in einer späteren
Verkörperung an den Menschen heran. Sie sehen, wir leben von
innen nach außen: Was im Astralleibe lebt als Freude, Schmerz, Lust
und Leid, erscheint wieder im Ätherleibe, was im Ätherleibe wurzelt an
bleibenden Trieben und Leidenschaften, erscheint im physischen Leibe
als Disposition, was man aber hier tut, so daß man den physischen Leib
dazu gebraucht, das erscheint als äußeres Schicksal in der nächsten
Verkörperung. So wird das, was der Astralleib tut, zum Schicksal des
Ätherleibes, der Ätherleib wird zum Schicksal des physischen Leibes,
und was der physische Leib tut, das kommt als Wirkung von außen in
der nächsten Verkörperung als eine physische Wirklichkeit zurück.|99|68f}}
 
=== Astralleib ===
 
Alles, was in einer Inkarnation als [[Lust]] und [[Leid]] im [[Astralleib]] erlebt wird, prägt sich im folgenden Erdenleben dem [[Ätherleib]] ein, insbesondere in der [[Temperament]]sanlage.
 
{{GZ|Nun wissen Sie ja, daß alles, was als Lust, Leid, Freude, Schmerz in
uns lebt, Dinge sind, deren Träger der Astralleib ist. Alles das nun, was
der Astralleib in diesem Leben erlebt, und ganz besonders, wenn diese
Erlebnisse immer öfter wiederholt werden, das zeigt sich im nächsten
Leben als Eigenschaft des Ätherleibes. Die Freude, die Sie in dem einen
Leben an einem Gegenstand in Ihrer Seele immer und immer wieder
wachrufen, bewirkt, daß Sie im nächsten Leben eine tiefe Neigung und
Vorliebe für diesen Gegenstand haben werden. Neigung und Vorliebe
sind aber Charaktereigenschaften und haben als Träger den Ätherleib,
so daß, was der Astralleib im Leben vorher bewirkt, Eigenschaften des
Ätherleibes im nächsten Leben werden. Was Sie in diesem Leben wiederholt
erleben, das kommt in Ihrem folgenden Leben als Grundcharakter.
Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß der Mensch im
vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder
in eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der
nächste Ätherleib eine Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt
ist es bei denen, die allem im Leben eine gute Seite abgewinnen, die
dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude, frohe Erhebung erzeugt
haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft
des Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der
Mensch aber, trotzdem ihn das Leben in eine harte Schule nimmt, all
das Traurige kraftvoll überwindet, dann wird im nächsten Leben sein
Ätherleib geboren mit einem cholerischen Temperament. Man kann
also, wenn man all das weiß, geradezu sich seinen Ätherleib für das
nächste Leben vorbereiten.|100|84f}}
 
=== Ätherleib ===
 
Die Eigenschaften des [[Ätherleib]]s wirken sich im nächsten Erdenleben im [[Physischer Leib|physischen Leib]] aus, insbesondere in der Disposition zu [[Gesundheit]] und [[Krankheit]].
 
{{GZ|Diejenigen Eigenschaften nun, die der Ätherleib in dem einen Leben
hat, die erscheinen im nächsten Leben im physischen Leib. Wenn also
jemand schlechte Gewohnheiten und Charaktereigenschaften hat und
nichts dagegen tut, sie sich abzugewöhnen, tritt das im nächsten Leben
als eine Disposition des physischen Leibes auf, und das ist tatsächlich
die Disposition zu Krankheiten. So sonderbar sich das auch für Sie anhören
mag, aber diese Disposition für bestimmte Krankheiten, und
besonders für Infektionskrankheiten, rührt tatsächlich her von schlechten
Gewohnheiten im vorhergehenden Leben. Also haben wir es mit
dieser Einsicht auch in der Hand, uns Gesundheit oder Krankheit für
das nächste Leben zu bereiten. Wenn wir uns eine schlechte Gewohnheit
abgewöhnen, machen wir uns im nächsten Leben physisch gesund und
widerstandsfähig gegen Infektionen. So kann man schon für das kommende
Leben für Gesundheit sorgen, wenn man bestrebt ist, nur edle
Eigenschaften zu pflegen.|100|85f}}
 
=== Physischer Leib ===
 
Äußere Taten, die wir mit Hilfe des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] vollbringen, kommen uns in der nächsten Inkarnation als Schicksalsereignisse von außen entgegen.
 
{{GZ|Und nun ein Drittes, was außerordentlich wichtig ist für die richtige
Auffassung des Karmagesetzes: das ist die richtige Bewertung
unserer Taten selbst in diesem Leben. Bisher haben wir ja nur von dem
gesprochen, was innerhalb des Menschen sich abspielt; was aber der
Mensch tut in diesem Leben, das heißt also, wie er sich mit seinen Taten
der Umwelt gegenüber verhält, das zeigt seine Wirkung im nächsten
Leben eben in dieser Umwelt.
 
Durch eine schlechte Gewohnheit an und für sich habe ich noch
nichts getan; wenn mich aber diese schlechte Gewohnheit zur Tat treibt,
dann verändere ich durch diese Tat die Außenwelt. Und alles das eben,
was so eine Wirkung in der physischen Außenwelt hat, das kommt uns
als äußeres Schicksal im nächsten Leben in der Außenwelt wieder zurück.
Also die Taten des physischen Leibes in diesem Leben, die werden
zu unserem Schicksal in dem folgenden Leben. Das erfahren wir durch
das Hineingestelltsein in diese oder jene Lebenslage. Ob also der Mensch
in dieser oder jener Lebenslage glücklich oder unglücklich wird, das
hängt von den Taten seines vorherigen Lebens ab.|100|86}}
 
== Karma und Begabungen ==
 
[[Begabung]]en setzen sich in der Regel nicht in die nächaste [[Inkarnation]] fort, sondern verwandeln sich zu anderen Fähigkeiten.
 
{{GZ|Viele Reinkarnationsketten werden leider
von unausgebildeten Anthroposophen in der Weise aufgestellt, daß
man einfach glaubt, die vorhergehende Inkarnation dadurch zu finden,
daß man die Fähigkeiten, die in der gegenwärtigen auftreten, auch
in der vorhergehenden oder womöglich in mehreren vorhergehenden
Inkarnationen wird finden müssen. Das ist die schlechteste Art, zu spekulieren.
Man trifft gewöhnlich damit das Falsche. Denn die wirklichen
Beobachtungen mit den Mitteln der Geisteswissenschaft zeigen
zumeist das genaue Gegenteil. Leute zum Beispiel, die in der vorhergehenden
Inkarnation gute Rechner, gute Mathematiker waren, treten
in der gegenwärtigen Inkarnation so auf, daß sie gar keine Begabung
für Mathematik zeigen, daß ihnen die mathematische Begabung fehlt.
Und will man wissen, welche Begabungen man höchstwahrscheinlich
in der vorigen Inkarnation hatte - ich mache darauf aufmerksam,
daß wir jetzt also auf dem Boden der Wahrscheinlichkeit stehen -,
will man wissen, welche Fähigkeiten in dieser Richtung an Intelligenz,
künstlerischen Dingen und so weiter man in der vorigen Inkarnation
gehabt hat, so tut man gut, wenn man nachdenkt, wozu man in dieser
Inkarnation am allerwenigsten Fähigkeiten hat, wozu man in dieser
Inkarnation sich am allerwenigsten eignet. Wenn man das herausbekommen
hat, dann wird man finden, worin man wahrscheinlich in
der vorhergehenden Inkarnation brilliert hat, wofür man ganz besonders
begabt war. Ich sage «wahrscheinlich» aus dem Grunde, weil
diese Dinge auf der einen Seite wahr sind, aber auf der anderen Seite
vielfach durchkreuzt werden von anderen Tatsachen. Da kann zum
Beispiel der Fall eintreten, daß einer eine besondere mathematische
Begabung in der vorhergehenden Inkarnation hatte, aber früh gestorben
ist, so daß diese mathematische Begabung nicht ganz zum Ausdruck
gekommen ist; dann wird er in seiner nächsten Inkarnation wieder
mit einer mathematischen Begabung geboren werden, die sich dann wie
eine Fortsetzung aus der vorhergehenden Inkarnation darstellen wird.
Der früh verstorbene Mathematiker Abel wird ganz gewiß in seiner
nächsten Inkarnation mit einer starken mathematischen Begabung
wiedergeboren werden. Wo dagegen ein Rechner besonders alt geworden
ist, wo sich diese Begabung ausgelebt hat, da wird der Betreffende
in seiner nächsten Inkarnation geradezu stumpfsinnig sein in bezug auf
Mathematik. So ist mir eine Persönlichkeit bekannt, die so wenig
mathematische Begabung hatte, daß sie als Schulbube geradezu die
Ziffern haßte; und während der Betreffende in den anderen Fächern
gute Zensuren hatte, war es überhaupt nur dadurch möglich, daß er die
Schulklassen durchmachen konnte, daß man ihm in den anderen
Fächern besonders gute Zensuren ausstellte. Das rührte davon her, daß
er in der vorhergehenden Inkarnation ein besonders guter Mathematiker
gewesen ist.
 
Wenn man weiter darauf eingeht, dann stellt sich die Tatsache heraus,
daß das, was man in einer Inkarnation äußerlich treibt, das heißt,
was man nicht allein äußerlich treibt, sondern was man für einen
äußerlichen oder innerlichen Beruf hat, in der nächsten Inkarnation in
die innere Organbildung eingeht, zum Beispiel in der Weise, daß man,
wenn man in einer Inkarnation ein besonders guter Mathematiker
war, dasjenige, was man sich da angeeignet hat an Zahlen- und Figurenbeherrschung,
mitgenommen und hineingearbeitet hat in eine besondere
Ausarbeitung seiner Sinnesorgane, zum Beispiel der Augen.
 
Und Menschen, die sehr gut sehen, haben diese sorgfältige Ausbildung
der Formen des Auges davon, daß sie in der vorhergehenden Inkarnation
in Formen gedacht und dieses Denken in Formen mitgenommen
haben und, indem sie durch die Zeit zwischen Tod und neuer Geburt
geschritten sind, ihre Augen besonders ausziseliert haben. Da ist die
mathematische Begabung ins Auge hineingeflossen und lebt sich nicht
mehr in mathematischer Begabung aus.


Ein anderer den Okkultisten bekannter Fall ist der, wo eine Individualität
In der [[Pflanzenwelt]] lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am besten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch [[Photosynthese]] unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das [[Wesen]] der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur [[Sonne]] hin orientiert ist. Das Blattgrün, das [[Wikipedia:Chlorophyll|Chlorophyll]], mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie solange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der ''materiellen'' Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden.
in einer Inkarnation besonders intensiv in Architekturformen
lebte: was sie da empfunden hat, das lebte sich ein als Kräfte
in das innere Seelenleben und ziselierte besonders fein aus das Gehörwerkzeug,
so daß diese Individualität in der nächsten Inkarnation ein
großer Musiker wurde. Sie wurde nicht ein großer Architekt, weil die
Empfindungsformen, die sich an die Architektur anlehnten, organaufbauend
wurden, so daß nichts übrigblieb, als in hohem Maße Musik
zu empfinden.|135|14ff}}


== Praktische Karmaübungen ==
Wirkliches Verständnis für das Lebendige lässt sich nur durch ein lebendiges künstlerisch-bildhaftes Denken gewinnen:


Was bedeutet es, im Sinne des Karma zu denken? Zuallererst muss man bedenken, dass das Schicksal keine Strafe ist, die uns von irgend einer Seite auferlegt wird, sondern das wir selbst uns unser Schicksal wählen als ein Mittel, uns weiter zu vervollkommnen. Das mag anfangs nur schwer zu akzeptieren sein, ja uns vielleicht sogar ganz absurd erscheinen, denn viel bequemer und angenehmer ist es, die Schuld für das, was uns an Misslichkeiten im Leben widerfährt, auf andere abzuwälzen. Und dennoch, so sehr wir auch aus unserem Tagesbewusstsein heraus mit unserem Schicksal hadern mögen, unser wahres Selbst, zu dem wir aber zunächst mit dem Tagesbewusstsein keinen Zugang haben, will es so. Versuchen wir uns das sehr konkret vorzustellen:
{{GZ|Wenn man in dem Sinn, wie ich es charakterisiert
habe, versucht, zu einer geistigen Anschauung aufzusteigen,
dann kommt man, indem man durchaus von
dem geschulten naturwissenschaftlichen Denken der Gegenwart
ausgeht, zu dem, was ich charakterisierte als ein
lebendiges Denken, als ein bildhaftes Denken. Mit diesem
bildhaften Denken fühlt man sich nun auch gerüstet,
dasjenige, ich möchte sagen, wie mathematisch,
aber jetzt qualitativ, zu begreifen, was mit der gewöhnlichen
Mathematik und Geometrie nicht zu begreifen ist:
das Lebendige. Mit dem lebendigen Gedanken fühlt
man sich geeignet, das Lebendige zu ergreifen.


Ein Mensch beleidigt uns, wir sind dadurch zutiefst verletzt und betrübt. Nun malen wir uns möglichst bildhaft aus, dass wir selbst diesen Menschen auf seinen Posten gestellt haben, um uns diese Beleidigung zuzufügen, damit wir dadurch etwas lernen können. Oder ein anderes Beispiel: Ein Dachziegel fällt herunter und verletzt uns an der Schulter. Stellen wir uns nun wieder sehr bildhaft vor, wir wären selbst auf das Dach gestiegen und hätten den Ziegel so gelockert, dass er just in dem Moment herunterfällt, wenn wir unten vorübergehen.
Indem dasjenige, was, sagen wir, in bloßen chemischen
Verbindungen der unorganischen Welt wirkt, von
uns überschaut wird, ist - wenn ich mich jetzt populär
aussprechen darf - das, was da wirkt an Stoffen und
Kräften, in einem mehr oder weniger labilen Gleichgewicht.
Immer labiler und labiler wird das Gleichgewicht,
immer komplizierter und komplizierter wird das Ineinanderwirken,
je mehr wir heraufsteigen zum Lebendigen.
Und in demselben Maße, wie das Gleichgewicht
labiler wird, entreißt sich das lebendige Gebilde der
quantitativen Erfahrung; und erst dem lebendigen Gedanken
wird es so zugänglich, daß er sich mit dem lebendigen
Gebilde so verbinden kann wie der mathematische
Gedanke mit dem leblosen. Dadurch aber gelangen wir -
ich habe schon in einem der früheren Vorträge darauf
hingewiesen, daß ich damit eigentlich für viele heutige
Denker etwas Horribles sage -, dadurch gelangen wir
herauf zu einem Erkenntnisstandpunkt, der kontinuierlich
überführt das gewöhnliche, logische, abstrakte Denken
in eine Art künstlerischen Denkens, in eine Art
künstlerischer Anschauung, die aber durchaus innerlich
so exakt ist, wie nur jemals die Mathematik oder Mechanik
exakt sein können.


{{GZ|Mag sein, daß es zunächst
Ich weiß, wie sehr man davor zurückschreckt von seiten
ein harter Gedanke ist, aber er verpflichtet uns ja zu nichts, wir
des modernen Wissenschaftsgeistes aus, dasjenige,
können ihn ja nur einmal probeweise machen. Wir können sagen:Dadrinnen
was exakt sein will, überzuführen in das Künstlerische, in
in uns ist ein gescheiterer Mensch, der uns zu Leiden und Schmerzen
das, was sich, indem die Qualität mitwirkt, im Menschen
hinführt, zu etwas, was wir im Bewußtsein am liebsten vermeiden
zu einer Art qualitativen Mathesis gestaltet. Aber was
möchten. Davon denken wir, daß es der Gescheitere in uns ist. Auf diese
nützt denn alle Erkenntnistheorie, die da deklamiert,
Weise kommen wir zu dem für manchen störenden inneren Ergebnis,
daß wir zu einer Erkenntnis der Objektivität doch nur
daß der Gescheitere uns immer zu dem uns Unsympathischen hinführt!
kommen könnten, wenn wir von Schlußfolgerung zu
Wir wollen also einmal annehmen, es sei solch ein Gescheiterer in
Schlußfolgerung fortschreiten und uns ja hüten müßten,
uns, der uns zu dem uns Unsympathischen hinführt, damit wir vorwärtskommen.
irgend etwas von einem solchen künstlerischen Wesen in
Wir machen aber noch etwas anderes. Nehmen wir unsere Freuden,
die Erkenntnis einzubeziehen, wenn die Natur, die
unsere Förderungen, unsere Lust und sagen wir von diesen wiederum
Wirklichkeit auf einer gewissen Stufe eben künstlerisch
probeweise: Wie wäre es, wenn du dir die Vorstellung bildetest, gleichgültig,
wirkte, so daß sie sich nur einem künstlerischen Erkennen
wie es in Wahrheit sich verhält: Du hast deine Lust, deine
ergeben würde.
Freude, deine Förderungen gar nicht verdient, sie sind dir durch Gnade
der höheren geistigen Mächte zugekommen. - Es braucht dies nicht für
alles der Fall zu sein, aber probeweise wollen wir annehmen, wir hätten
alle Schmerzen und Leiden so herbeigeführt, daß der Gescheitere in uns
zu ihnen uns hingeführt hätte, weil wir anerkennen, daß wir sie infolge
unserer Unvollkommenheiten notwendig haben und doch nur durch
Schmerzen und Leiden hinauskommen können über unsere Unvollkommenheiten.
Und dann wollen wir probeweise das Gegenteilige annehmen:
wir schreiben uns unsere Freuden so zu, als ob sie nicht unser
Verdienst wären, sondern als ob sie uns von geistigen Mächten gegeben
worden wären.|135|73f}}


Macht man derartige Übungen über einen längeren Zeitraum nur konsequent genug, so wird das Schicksal beginnen, eine deutliche Sprache zu sprechen. Wir werden sehen, dass es nicht eine Folge unzusammenhängender und zufälliger Ereignisse ist, sondern dass ihm eine gewisse Ordnung zugrunde liegt. So werden wir den Sinn unseres eigenen Schicksal immer klarer begreifen. Wir werden allmählich die selbst gewählte Lebensaufgabe erkennen, mit der wir in unser Erdenleben hereingetreten sind und wir können beginnen, immer bewusster an dieser Aufgabe zu arbeiten. Wozu uns bislang das Schicksal unbewusst geführt hat, wird nun immer bewusster von uns selbst vollzogen. Und es gibt viele Wege, auf denen wir unsere Schicksalsaufgabe bewältigen können. Man denkt falsch, wenn man glaubt, das das Schicksal in allen Einzelheiten vorherbestimmt ist. Selbstverständlich sind auch nicht alle Vorkommnisse in unserem Leben karmisch bedingt; mindestens eben sooft treten völlig neue Ereignisse ein, die nichts mit der Vergangenheit zu tun haben, doch allerdings in der Zukunft ihre schicksalhaften Folgen zeigen werden.
Insbesondere gelangen wir nicht zu dem, was den
menschlichen Organismus so von innen heraus gestaltet,
wie ich das vorgestern beschrieben habe - was als eine Art
erster übersinnlicher Mensch in uns wirkt -, wenn wir
nicht dasjenige, was zusammenfügendes Denken ist, in
eine Art künstlerische Gestaltung einlaufen lassen, wenn
wir nicht aus einer qualitativen Mathematik heraus die
menschliche schaffende Gestalt nachschaffen können.
Wir brauchen nur beizubehalten den Geist der Wissenschaftlichkeit
und aufzunehmen den Geist des Künstlerischen.|83|94f}}


== Die Technik des Karma ==
== Gene - Bauplan des Lebens? ==
Es entspricht einem weit verbreiteten modernen Vorurteil, dass sich die Gestalt eines jeglichen Lebewesens aus seiner genetischen Grundlage verstehen lasse. Zweifellos sind die [[Gen]]e und die in ihnen enthaltenen [[Nukleinsäuren]] Träger wichtiger biologisch relevanter [[Information]], doch diese allein reicht nicht aus, die [[Gestalt]] eines Lebewesens zu erklären. Tatsächlich lässt sich nicht einmal die Struktur der einfachsten lebendigen Zelle aus den Genen ableiten. Die Biologin ''Ellen Baake'' sagt daher zu Recht:


=== Nerven-, Muskel- und Knochentätigkeit erzeugen Intuitionen, Inspirationen und Imaginationen ===
{{LZ|Kaum jemand bestreitet, daß selbst die vollständige Kenntnis der genetischen Ausstattung eines Organismus bei weitem nicht dafür ausreichen würde, seine Eigenschaften vorauszusagen.|Baake, S. 126}}


Die grob materiellen Prozesse der [[Ernährung]] und [[Verdauung]], des [[Drüsensystem]]s und der [[Sinneswahrnehmung]] erschöpfen sich in ihrer unmittelbaren Tätigkeit und haben keine karmischen Wirkungen. Anders ist es mit der  [[Nerven]]tätigkeit, der [[Muskel]]tätigkeit und der Tätigkeit des [[Knochensystem]]s. Diese erzeugen [[Imagination]]en (Knochen), [[Inspiration]]en (Muskel) und [[Intuition]]en (Nerven), die vom Menschen ausstrahlen und durch den [[Tod]] hindurchgetragen werden. Kann sie der [[Kosmos]] aufnehmen, wird dadurch das künftige [[Neuer Jupiter|Jupiterdasein]] vorbereitet. Was der Kosmos zurückstoßen muss, weil es mit seiner Harmonie nicht vereinbar ist, fällt als Karma auf uns selbst zurück und kann in der Regel auch nur von uns selbst aufgelöst werden.
Dass in den Molekülen der DNS die Information über die für ein Lebewesen wesentlichen [[Protein]]e gespeichert werden und bei Bedarf abgerufen werden kann, ist ein unbestreitbares, wissenschaftlich gut erforschtes Faktum. Das sagt aber nichts über den konkreten Inhalt der gespeicherten Information aus. Genau diesen konkreten Inhalt müssten wir aber erfassen, wenn wir verstehen wollen, wie sich das Leben in seinen einzelnen physischen Erscheinungen manifestiert.


{{GZ|Ganz anders liegt die Sache, wenn wir zur Nerventätigkeit, zur
{{LZ|Naturgesetzlich erklären läßt sich daher nur das «Dasein» biologischer Strukturen,
Muskeltätigkeit und zur Knochenwirksamkeit, zum Knochendasein des
nicht aber ihr «Sosein». Das «Sosein» spiegelt die historische Einzigartigkeit
Menschen gehen. Wir haben gestern besprechen können, daß gewissermaßen
lebender Systeme wider und entzieht sich prinzipiell einer naturgesetzlichen
im Knochensystem vorliegt materiell gewordene Imagination,
Beschreibung. Dies bedeutet: Der Ursprung biologischer Information läßt sich zwar als
materiell gewordene Bildhaftigkeit, im Muskelsystem materiell gewordene
allgemeines Phänomen erklären, die biologische Information ist jedoch nicht in ihrem
Inspiration in der Beweglichkeit, im Nervensystem materiell
konkreten Inhalt aus den Gesetzmäßigkeiten der Physik und Chemie ableitbar.|Küppers, S. 261}}
gewordene Intuition. Nun zeigt sich — und hier kommen wir zu der
genaueren Besprechung einer Sache, die ja in den allgemeineren geisteswissenschaftlichen
Vorträgen nur annähernd besprochen werden
kann —, daß, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht,
nach und nach durch Verwesung oder Verbrennen oder wie immer,
sein Knochensystem zerfällt. Aber was bleibt, wenn das Knochensystem
materiell zerfällt, das ist die Imagination; die geht nicht
verloren. Die bleibt in denjenigen Substanzen, die wir auch an uns
haben, wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind und
ins Kamaloka oder ins Devachan hineingehen. Wir behalten allerdings
eine Bildgestalt an uns zurück, die ja, wenn sie der wirklich
geschulte Hellseher betrachtet, nicht gerade ähnlich ist dem Knochensystem,
die aber, wenn sie der etwas weniger geschulte Hellseher auf
sich wirken läßt, sogar äußerlich in der Bildgestalt etwas Ähnliches
hat mit dem menschlichen Knochensystem, weswegen der Tod überhaupt
nicht ganz unrichtig unter der Imagination des Knochenskelettes
vorgestellt wird. Das beruht auf einer allerdings ungeschulten,
aber immerhin nicht ganz danebentreffenden Hellsichtigkeit. Und
beigemischt ist dieser Imagination das, was nun von den Muskeln
bleibt, wenn sie stofflich zerfallen: da verbleibt die Inspiration, von
der sie eigentlich nur der Ausdruck sind, denn sie sind eigentlich nur
stoffdurchtränkte Inspirationen. Die Inspiration bleibt uns, wenn
wir durch die Pforte des Todes geschritten sind. Das ist etwas sehr
Interessantes. Und ebenso bleibt uns die Intuition von dem Nervensystem,
wenn die Nerven selber ihrem Verfalls- oder Zerfallsprozeß
nach dem Tode entgegengehen. Das sind alles wirkliche Bestandteile
unseres astralischen und ätherischen Leibes.|134|87f}}


{{GGZ|Indem der Mensch
Und J.T. Fraser präzisiert noch weiter:
dieses Nervensystem durch die Welt trägt, ist eigentlich an den Stellen,
wo die Nerven den menschlichen Organismus durchsetzen, fortwährend
Intuition, und diese Intuition strömt die Geistigkeit aus,
die der Mensch immerfort wie eine Strahlenaura um sich herum hat.
Nicht nur das also kommt in Betracht, was wir, wenn wir durch die
Pforte des Todes schreiten, mit uns nehmen, sondern wir strahlen
immer in dem Maße Intuition aus, als die Nerven zerfallen. Sie haben
ja immer eine Art von Verfallsprozeß in sich, sie müssen immer doch
in gewisser Weise neugestaltet werden, wenn auch beim Nervensystem
am meisten Haltbarkeit da ist: es findet immer Ausstrahlung
statt, die man nur durch Intuition wahrnehmen kann. So daß wir
sagen können: Intuitiv erfaßbare Substanz, geistige Substanz strahlt
fortwährend von dem Menschen aus in dem Maße, als sein physisches
Nervensystem zerbröckelt. So daß Sie schon daraus sehen, daß, indem
der Mensch sein physisches Nervensystem gebraucht, es abnützt, es
zum Zerbröckeln bringt, er nicht eigentlich bedeutungslos ist für die
Welt. Er hat seine große Bedeutung. Denn wozu er seine Nerven
benützt, davon hängt ab, was für intuitiv erfaßbare Substanzen von
ihm ausstrahlen. Und wiederum, indem der Mensch seine Muskeln
benützt, strahlen durch Inspiration erfaßbare Substanzen aus. Diese
Ausstrahlung ist so, daß sie die "Welt fortdauernd mit lauter ungemein
fein differenzierten Bewegungsvorgängen bevölkert. Also inspirierte
Substanzen strömen aus — die Worte sind nicht ganz glücklich gebildet,
aber wir haben keine anderen. Und von seinen Knochen strömt
beim Menschen dasjenige aus, was wir nennen können imaginativ zu
erfassende Substanz.|134|88f}}


{{GGZ|Der Mensch trägt seine einzelne Seele durch die Pforte des Todes;
{{LZ|Entgegen der Annahme, daß gewisse körperliche Kennzeichen in den Genen verankert seien, vermitteln diese wunderbaren tanzenden Dinge nicht «vom Vater die Statur, vom Mütterchen die Frohnatur». Nirgendwo ist im Verlauf und beim Kopieren der ursprünglichen Melodie etwas darüber gesagt worden, wie eine Zelle gebaut ist, ganz zu schweigen vom Körper. Das ursprüngliche Lied wird mit vielen Veränderungen nur als Fahrplan gebraucht, das den Ribosomen zeigt, wie und in welcher Reihenfolge sie Aminosäuren lehren können, einer bestehenden Umwelt Komponenten zu entnehmen, damit sie Proteine herstellen können.|Fraser, S. 183}}
die Erde trägt das, was geworden ist aus den Intuitionen, Inspirationen
und Imaginationen der Menschen, hinüber zum Jupiterdasein.
Damit haben Sie den großen Unterschied charakterisiert, der da besteht
zwischen dem einen Menschen und dem anderen, insofern
der Mensch ein Doppelwesen ist: Der Sinneswahrnehmungen erfassende
Mensch, der aus den Drüsen absondernde Mensch, der verdauende,
sich ernährende Mensch — das ist der Mensch, der für das
Zerklüften in der Zeitlichkeit bestimmt ist. Das aber, was erarbeitet
wird durch das Vorhandensein des Nerven-, Muskel- und Knochensystems,
das wird einverleibt der Erde, damit sie weiter bestehen
kann.


Nun aber kommt etwas, was wie ein Mysterium sich hineinstellt
Marek B. Majorek schreibt:
in unser gesamtes Dasein, etwas, was ja tatsächlich, weil es im Grunde
genommen ein Mysterium ist, nicht für den Verstand zu erfassen,
sondern für die Seele zu glauben und zu durchdringen ist, was aber
doch wahr ist. Dasjenige nämlich, was der Mensch so in seine Umgebung
ausstrahlen kann, das gliedert sich deutlich in eine Zweiheit:
in einen Teil von Inspiration, Intuition, Imagination, auf welche,
man könnte sagen, das allgemeine kosmische Dasein ja angewiesen
ist, die es aufnimmt — das allgemeine kosmische Dasein, es saugt
das auf; aber etwas anderes saugt es nicht auf, das wird zurückgeworfen,
wird nicht angenommen. Es erklärt förmlich der allgemeine
Kosmos: Ja, diese Inspirationen, Intuitionen, Imaginationen kann ich
gebrauchen, die sauge ich auf, damit ich sie hinauftragen kann zum
Jupiterdasein. Aber andere stößt er zurück, die nimmt er nicht auf.
Und die Folge davon ist, daß diese Intuitionen, Inspirationen und
Imaginationen, weil sie nirgends aufgenommen werden, für sich stehend
dableiben. Sie bleiben im Kosmos geistig drinnen stehen, sie
können nicht aufgelöst werden. Es zerfällt also das, was wir ausstrahlen,
in zwei Teile, in etwas, was gerne aufgenommen wird vom
Kosmos, und in etwas, was er zurückweist, was er sich nicht gefallen
läßt, was er dastehen läßt. Das letztere bleibt nun stehen.


Wie lange bleibt es stehen? Ja, sehen Sie, das bleibt so lange stehen,
{{LZ|Selbst wenn man aber auf der Basis der im Genom befindlichen „Information“
bis der Mensch kommt und es selber vernichtet durch Ausstrahlungen,
die Synthese bestimmter Proteine in bestimmten Zellarten erklären
die geeignet sind, das zu vernichten. Und es hat kein anderer Mensch
könnte, wäre das Rätsel der Morphogenese noch nicht gelöst. Denn das
in der Regel die Fähigkeit, diese vom Kosmos zurückgeworfenen
Hauptproblem des gegenwärtigen Erklärungsparadigmas liegt nicht darin,
Ausstrahlungen zu vernichten, als der Mensch, der sie selber ausgestrahlt
dass es nicht imstande ist, die Differenzierung der Zygote in unterschiedliche
hat. Und hier haben Sie die Technik des Karma, hier haben
Zellarten befriedigend zu erklären, sondern dass es überhaupt nicht imstande
Sie den Grund, warum wir alle diejenigen Dinge an Imaginationen,
ist, die Entstehung selbst einer einzigen Zelle, geschweige denn eines
Inspirationen, Intuitionen wiederum im Verlaufe unseres Karma
komplexen Organismus zu erklären. Im Erfolgsrausch der täglich neuen
treffen müssen, die vom Kosmos zurückgewiesen sind. Die müssen
punktuellen Entdeckungen auf immer tieferen Ebenen der subzellularen
wir selber vernichten, denn der Kosmos nimmt nur das auf, was
Prozesse wird nämlich die unangenehme Tatsache völlig übersehen, dass die
denkerisch richtig, gefühlsmäßig schön und moralisch gut ist. Alles
moderne Molekularbiologie uns im besten Fall Teileinsichten in die Mechanismen
übrige weist er zurück. Das ist das Mysterium.|134|90}}
bietet, welche zur ''Fabrikation der Rohstoffe'' des Organismus, der
Proteine, führen, dass sie uns aber keine Einsicht darin gibt, wie aus diesen
Rohstoffen die komplexen Strukturen einer Zelle entstehen können,
geschweige denn wie es dazu kommt, dass aus Millionen oder sogar
Milliarden unterschiedlichen Zellen komplexe ''Organe'' gebildet werden
und wie diese komplexen Organe zu einem harmonischen und weisen
Zusammenwirken innerhalb eines ''Organismus'' gelangen.|Majorek, S. 555}}


=== Elementarwesen und Karmabildung ===
Dass den Genen und den an der [[Morphogenese]] beteiligten [[muster]]bildenden [[Morphogen]]en dennoch eine wichtige Rolle zukommt, soll deshalb keineswegs geleugnet werden, denn sie stellen das geeignet bildsame Material bereit, das von dem gestaltenden [[Licht]] und anderen verwandten Kräften durchformt werden kann, die [[Rudolf Steiner]] zusammenfassend als [[ätherisch]]e [[Bildekräfte]] bezeichnet hat. Insoweit ein lebendiges Wesen diese Kräfte auf unverwechselbare Weise in seinen Organismus aufnimmt, darf man von einem Bildekräfte- oder [[Ätherleib]] sprechen, der als eigenständige Realität im physischen Leib wirkt und diesen am Leben erhält. Mit dem [[Tod]] zieht sich dieser Ätherleib vom physischen Körper zurück und überlässt ihn dem dann unausweichlichen Zerfall.


{{GZ|Der Mensch erzeugt fortwährend etwas um sich herum wie eine
Seit den 1940er Jahren beschäftigt sich [[Johannes W. Rohen]] mit [[Goetheanismus|goetheanistischen]] und [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Ideen zur [[Anthropologie]]. Die Frucht dieser Studien publizierte er im Jahr 2000 in seinem Buch: ''„Morphologie des menschlichen Organismus - Versuch einer goetheanistischen Gestaltlehre des Menschen“'' und 2009 in: ''„Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners“''. Rohen stützt sich dabei auf die von [[Rudolf Steiner]] beschriebene funktionelle [[Dreigliederung des menschlichen Organismus]] und zeigt, wie die höheren [[Wesensglieder]] des [[Mensch]]en, also der [[Ätherleib]], der [[Astralleib]] und das [[Ich]], konkret an der Gestaltung des anatomisch fassbaren [[Physischer Leib|physischen Leibes]] mitwirken.
recht große Aura. Aber in das, was er da an Wellen aufwirft, in das
mischen sich hinein Elementarwesen, welche, je nachdem der Mensch
ist, das, was da zurückkommt, beeinflussen können. Denken Sie also,
die Sache ist so: Sie haben eine Erregung; die strahlen Sie aus. Wenn sie
Ihnen zurückkommt, ist sie nicht unbeeinflußt, sondern in der Zwischenzeit
machen sich Elementarwesen mit dieser Erregung zu tun. Und
wenn sie dann zurückwirkt auf den Menschen, dann bekommen Sie mit
dem, was diese Elementarwesen angefangen haben mit dem, was außer
Ihnen ist, die Wirkung der Elementarwesen zurück.  


Durch das, was der Mensch da als eine geistige Atmosphäre verbreitet,
{{Zitat|Der moderne Mensch wird natürlich an dieser Stelle sofort auf das Genom
kommt er in Wechselwirkung mit Elementarwesen. Alles dasjenige,
verweisen, in dem ja alle diese «ätherischen» Lebensprozesse, wie Vererbung,
was sich für den Menschen schicksalsmäßig abspielt innerhalb des
Rhythmik und Entwicklung, als «Programm» fixiert seien. Es ist natürlich
Lebenslaufes, hängt mit diesen Dingen zusammen. Wir haben ja auch
richtig, dass die Chromosomen mit ihrer DNA ein genetisches Programm
innerhalb unseres Lebenslaufes eine Art Erfüllung unseres Schicksals.
enthalten, das vom Organismus «nur» abgerufen zu werden braucht, um
Nicht wahr, wenn wir heute irgend etwas erleben, so hat das eine Bedeutung
die entsprechenden Entwicklungsvorgänge in Gang zu setzen. Man hat diesen
für später. Das ist aber der Weg, wodurch uns tatsächlich unser
DNA-Code berechtigterweise mit einer Schrift verglichen, die insgesamt
Schicksal gezimmert wird. Und an dem Zimmern unseres Schicksals
einen Text darstellt, der dann die «Befehle» für die notwendigen Lebensprozesse
wirken solche Elementarwesen mit, die sich zu uns hingezogen fühlen
in der jeweiligen Entwicklungsphase erteilen soll. Derjenige, der sich
durch unsere eigene Natur. Da fühlen sie sich angezogen, da wirken sie
mit diesen Erklärungen zufriedengibt, übersieht einen kardinalen Denkfehler.
mit auf uns ein.|194|123f}}
Wer liest denn diese Schrift - und wer erteilt letztlich die «Befehle»!?
Ein chiffrierter Code hat ja keinen Inhalt - wie der Computer mit seinen
zwei Zeichen (ja und nein oder + und -) zwar alles ver- und entschlüsseln
kann, aber über die Bedeutung, d.h. den eigentlichen Inhalt, natürlich niemals
etwas aussagen kann. Im Genom haben wir zwar eine «Geheimschrift des Lebendigen», nicht aber das Lebendige selbst vor uns. Der Ätherleib ist
es der diese Schrift entziffern und in «Befehle» umsetzen kann.|Johannes W. Rohen|''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'' (2009), S. 21}}


=== Phantome, Spektren, Dämonen, Geister ===
== Lebendiges Wasser – Leben abseits des Gewohnten ==


Die von uns selbst erzeugten Kräfte wirken [[Wesen]]haft auf uns zurück - als [[Dämon]]en im [[Astralleib]], als [[Spektren]] oder [[Gespenster]] im [[Ätherleib]], als [[Phantome]], die den [[Physischer Leib|physischen Leib]] durchsetzen, und als [[Geister]], die das [[Ich]] hin- und hertreiben.
Begreift man das Leben wie Goethe als gesetzmäßig sich metamorphosierende Form, dann öffnet sich dadurch ein Tor, das Leben auch dort zu verfolgen, wo es sich nicht auf der Basis von Eiweißmolekülen entfaltet. Tropfbar flüssiges Wasser, das für alle irdischen Lebewesen unverzichtbar ist, hat selbst eine starke Tendenz, geordnete innere Strukturen zu bilden, die sich selbst dynamisch erstaunlich stabil erhalten und reproduzieren. Liegt der Ursprung des Lebens im Wasser?


{{GZ|Fortwährend ist der Mensch zwischen Geburt und Tod in einen
Wasser selbst ist jedenfalls im eben genannten Sinn lebendig und es ist umso lebendiger, je reichere innere Strukturen es zu bilden vermag. Davon ausgehend kann man auch die biologische Wirksamkeit homöopathischer Präparate besser verstehen. Zu deren Bereitung wird eine Urtinktur, beispielsweise eine konzentrierte Silbersalzlösung, schrittweise mit einem Alkohol/Wasser-Gemisch verdünnt. Durch das Silber bilden sich in der Lösung ganz spezifische geordnete Strukturen aus, gleichsam als Hohlräume, die die gelösten Silberionen umgeben. Durch die schrittweise Verdünnung („Potenzierung“) wird das Silber bei genügender Potenzierung allmählich völlig aus der Lösung entfernt, doch die geordneten Strukturen, die „Hohlräume“, bleiben, wenn die Lösung beim Verdünnen in richtiger Weise geschüttelt und dadurch dynamisiert wird, erhalten und reproduzieren sich sogar. So wird Strukturinformation vom Silber auf das Lösungsmittel übertragen. Die „Hohlräume“ sind das Komplement, das Negativbild, der strukturierenden Silberkräfte und wirken dort heilend, wo das materielle Silber krankmachend ist.
solchen Zusammenhang von Kräften eingeschlossen, die ihn von allen
Seiten seelisch umspinnen, und das sind die dirigierenden Mächte seines
Lebens. Sie sehen so, daß Sie eigentlich fortwährend die Wirkungen
früherer Leben in sich tragen, daß Sie immer die Wirkungen früherer
Verkörperungen erleben.


So müssen Sie sich klar sein, daß Sie in Ihrem Leben geleitet werden
Das Vorhandensein solcher Strukturen lässt sich [[Spektroskopie|spektroskopisch]] klar nachweisen<ref>vgl. Viktor Gutmann/Gerhard Resch: ''Die wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie'', 1986 </ref> und durch die sogenannten [[Bildschaffende Verfahren|bildschaffende Verfahren]], die nach Anregungen [[Rudolf Steiner]]s entwickelt wurden, sogar sichtbar darstellen, etwa durch die [[Steigbildmethode]] oder die [[Tropfbildmethode]], die in der Pharmazeutik auf anthroposophischer Basis längst zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden sind, um die Vitalqualität von Heilmitteln zu überprüfen. Wir haben damit ein einfaches Beispiel gegeben, wie biologisch relevante Information gebildet, übertragen und verarbeitet wird.
von Mächten, die Sie selber nicht kennen. Was auf den Ätherleib wirkt,
sind Formgebilde, die Sie selbst früher auf dem Astralplan hervorgebracht
haben, und was Ihr Schicksal wirkt, sind Wesenheiten, Kräfte
auf den höheren Partien des Devachan, die Sie selbst eingeschrieben
haben in die Akasha-Chronik. Diese Kräfte oder Wesenheiten sind dem
Okkultisten nicht unbekannt, sie sind ganz hineingestellt in die Rangordnung
von ähnlichen Wesenheiten. Sie müssen sich klar sein, daß Sie
sowohl im Astralleib als im Ätherleib und im physischen Leibe die Wirkungen
überhaupt von anderen Wesenheiten verspüren. Alles, was Sie
unwillkürlich tun, alles, wozu Sie gedrängt werden, geschieht durch
die Wirkung von anderen Wesenheiten. Es geschieht nicht aus dem
Nichts heraus. Die verschiedenen Glieder der Menschennatur sind fortwährend
wirklich durchdrungen und angefüllt von anderen Wesenheiten,
und der eingeweihte Lehrer läßt ein gut Teil der Übungen machen,
um dieselben herauszutreiben, damit der Mensch immer freier
und freier werde.


Man nennt die Wesenheiten, die den Astralleib durchsetzen und ihn
==Der kosmische Ursprung der biologischen Information ==
unfrei machen, Dämonen. Fortwährend sind Sie in Ihrem Astralleib
von solchen Dämonen durchdrungen, und die Wesenheiten, die Sie
selbst durch Ihre wahren oder falschen Gedanken erzeugen, sind solche,
die sich nach und nach zu Dämonen auswachsen. Es gibt gute Dämonen,
die von guten Gedanken ausgehen. Schlimme Gedanken aber, vor allem
unwahre, lügnerische, erzeugen dämonische Gestalten der furchtbarsten
und gräßlichsten Art, die den Astralleib, wenn man sich so ausdrücken
darf, durchspicken. Ebenso durchsetzen den Ätherleib Wesenheiten,
von denen sich der Mensch frei machen muß, das sind die
Spektren oder Gespenster, und endlich gibt es solche, die den physischen
Leib durchsetzen, das sind die Phantome. Außer diesen dreien
gibt es noch andere Wesenheiten, die das Ich hin- und hertreiben, das
sind die Geister, wie das Ich ja auch selbst Geist ist. Tatsächlich ist der
Mensch der Hervorrufer von solchen Wesenheiten, die dann, wenn er
auf die Erde herunterkommt, das innere und äußere Schicksal bestimmen.
Dieselben beleben den Lebensgang so, daß Sie alles spüren, was
Ihr Astralleib an Dämonen, Ihr Ätherleib an Gespenstern und Ihr physischer
Leib an Phantomen hervorgebracht hat. Alles das hat eine Verwandtschaft
zu Ihnen, es strebt zu Ihnen hin, wenn Sie wiederverkörpert
werden.|99|70f}}


== Karma und Freiheit ==
{{Textbox|<poem>Das ist die Eigenschaft der Dinge:
Natürlichem genügt das Weltall kaum;
Was künstlich ist, verlangt geschloßnen Raum.</poem>|[[Goethe]]: ''[[Faust II]], Laboratorium''}}


Karma beeinträchtigt nicht die [[Freiheit]] des Menschen.
In der Pflanzenwelt lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am besten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die [[Pflanze]] durch Photosynthese unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das Wesen der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur Sonne hin orientiert ist. Das Blattgrün, das Chlorophyll, mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie solange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der materiellen Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden.


{{GZ|Man glaubt oft, der Mensch stünde unter dem unabänderlichen Gesetz
Der wahre Ursprung der biologischen Information liegt aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht nicht in den Genen, er ist auch sonstwo nirgends auf Erden zu finden, sondern er ist im [[Kosmos]] zu suchen, primär in den gestaltentenden Kräften des [[Sonnenlicht]]s selbst, sekundär aber auch in den Wirkungen anderer [[Himmelskörper]]. Dass der [[Mond]] einen bedeutsamen Einfluss auf das Pflanzenwachstum hat, ist seit alten Zeiten bekannt. Aber auch die Planeten unseres Sonnensystems hinterlassen ihre Spuren in allem irdischen Leben. So korrespondieren viele Wachstumsrhythmen der Pflanzen signifikant mit den verschlungenen Bewegungsrhythmen der Himmelskörper. All das lässt sich streng wissenschaftlich beobachten und beschreiben, sofern man nur gewillt ist, den Blick von der Erde zum Himmel zu erheben und zusammenzuschauen, was scheinbar so weit auseinanderliegt.
des Karma, es wäre nichts daran zu ändern. Führen wir ein Gleichnis
aus dem gewöhnlichen Leben für das Wirken dieses Karmagesetzes
an. Ein Kaufmann hat in seinem Buche Posten für Soll und Haben.
Wenn er diese zusammenzählt und vergleicht, drückt sich in ihnen der
Stand seines Geschäftes aus. Der Geschäftsstand des Kaufmanns steht
unter dem unerbittlichen Rechnungsgesetze des Soll und Haben. Macht
er jedoch neue Geschäfte, so kann er neue Posten eintragen, und er wäre
ein Tor, wenn er keine neuen Geschäfte machen wollte, weil er einmal
die Bilanz gezogen hat. In bezug auf das Karma steht auf der Habenseite
alles, was der Mensch Gutes, Kluges, Wahres, Richtiges getan hat,
auf der Sollseite alles, was er Böses, Törichtes getan hat. Es steht ihm in
jedem Momente frei, neue Posten ins karmische Lebensbuch einzutragen.
Daher glaube man niemals, daß im Leben ein unabänderliches
Schicksalsgesetz herrschend sei. Die Freiheit wird nicht beeinträchtigt
durch das Karmagesetz. Und deshalb müssen Sie bei dem Karmagesetz
ebensosehr an die Zukunft denken wie an die Vergangenheit. Wir tragen
in uns die Wirkungen vergangener Taten, und wir sind die Sklaven
der Vergangenheit, aber die Herren der Zukunft. Wollen wir dieselbe
gut gestalten, müssen wir möglichst günstige Posten ins Lebensbuch eintragen.


Es ist ein großer, gewaltiger Gedanke, zu wissen, daß, was man auch
== Wie ist das Leben entstanden? ==
tut, nichts vergeblich ist, daß alles seine Wirkung in die Zukunft hinein
hat. So wirkt das Gesetz nicht bedrückend, sondern es erfüllt uns mit
schönster Hoffnung. Es ist die schönste Gabe der Geisteswissenschaft.
Wir werden froh durch das Karmagesetz, dadurch, daß wir hineinschauen
in die Zukunft. Es gibt uns die Aufgabe, tätig zu sein im Sinne
eines solchen Gesetzes, es hat nichts, was den Menschen traurig machen
kann, nichts, was der Welt eine pessimistische Färbung geben könnte.
Es beflügelt unsere Tätigkeit, mitzuwirken an dem Erden-Werdegang.
In solche Gefühle muß sich das Wissen vom Karmagesetz umsetzen.
 
Wenn ein Mensch leidet, sagt man oft: Er verdient sein Leiden, er
muß sein Karma austragen; helfe ich, so greife ich ein in sein Karma. —
Das ist eine Torheit. Seine Armut, sein Elend ist bewirkt durch sein
voriges Leben, aber wenn ich ihm helfe, wird meine Hilfe einen neuen
Posten in sein Leben eintragen. Ich bringe ihn dadurch vorwärts. Es ist
ja auch töricht, einem Kaufmann, den man mit 1000 Mark oder 10 000
Mark vor dem Untergang retten könnte, zu sagen: Nein, dann würde ja
deine Bilanz verändert werden. — Gerade das muß uns drängen, dem
Menschen zu helfen. Ich helfe ihm, weil ich weiß, daß im karmischen
Zusammenhange nichts ohne Wirkung ist. Das sollte uns ein Ansporn
sein für ein wirkliches Handeln.|99|78f}}
 
[[Datei:GA228 025.gif|mini|300px|Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten]]
 
=== Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten ===
 
{{Hauptartikel|Sieben Planeten#Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten|titel1=Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten}}
 
Nach [[Wikipedia:antike|antike]]r Anschauung bestimmen die sieben Planeten das [[Schicksal]] ([[Heimarmene]]) des [[Mensch]]en. [[Rudolf Steiner]] hat noch genauer unterschieden zwischen ''schicksalbestimmenden'' und ''menschenbefreienden'' [[Planet]]en. Der [[Mond]] wirkt in den [[Vererbung]]skräften. Die erdnahen ''inneren'' Planeten [[Merkur]] und [[Venus]] tragen das Karma in die Gemütsanlage und das Temperament des Menschen hinein; die ''äußeren'' Planeten [[Mars]], [[Jupiter]] und [[Saturn]] fördern die menschliche [[Freiheit]].
 
== Schicksal und Wille ==


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"«Creare» wird gewöhnlich mit «Schaffen» übersetzt. Es hat denselben
"Für die Geistesforschung kann sich die Frage, wie das
Stamm wie das Sanskrit-Wort «Kri», und das ist dasselbe,
Lebendige entstanden ist, gar nicht stellen, sondern lediglich die Frage:
was wir in Karma wiedererkennen. «Wollen» heißt es." {{Lit|Rudolf Steiner, Berlin, 9. Oktober 1903}} [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19031009c-02-01.pdf#page=8]
Wie ist das Tote entstanden? - Ich habe Ihnen das schon einmal an
</div>
einem Vergleich begreiflich zu machen versucht. Schauen Sie sich die
Steinkohle an: sie ist jetzt nichts weiter als Stein, und dennoch, wenn
Sie Jahrmillionen in unserer Erdentwickelung zurückverfolgen könnten,
dann würden Sie feststellen, wie das, was da in der Steinkohle
ist, von riesigen Farnwäldern herstammt, die verkohlt sind. Was ist
also die Steinkohle? Aus ganzen Wäldern ist sie entstanden; ganz
und gar lebendig war die heute tote Steinkohle.


In der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] war [[Ananke]] - oder gleichbedeutend [[Heimarmene]] - die Herrin des unausweichlichen unpersönlichen [[Schicksal]]s, der selbst die [[Götter]] gehorchen mussten. In ihr wurzelt die Schicksalmacht der drei [[Schicksalsgöttin|Schicksalsgöttinnen]], der [[Moiren]], die sie nach manchen Überlieferungen von [[Zeus]] empfangen haben soll. Andere Quellen nennen allerdings [[Themis]] als Mutter der Moiren. Für den Menschen erhält das Schicksal seine spezielle Gestalt dadurch, dass sein [[Ich]] im Zuge seiner irdischen Entwicklung durch [[Wiederholte Erdenleben|wiederholte Erdenleben]] hindurchschreitet.  
Könnten Sie sich den Meeresboden anschauen, so würden Sie mancherlei
Kalkgebilde finden. Wenn Sie Meerestiere beobachten würden,
so könnten Sie sehen, daß diese Tiere fortwährend Kalk absondern.
Diese Kalkschale ist das, was als festes Material bleibt. Sie
haben hier wiederum das Tote als Produkt des Lebendigen. Hätten
Sie die übersinnlichen Wahrnehmungsorgane entwickelt, um entsprechend
weit in der Erdentwickelung zurückzugehen, so würden Sie
finden, daß alles Tote vom Lebendigen kommt, daß auch der Bergkristall
und der Diamant, überhaupt alles Tote, vom Lebendigen herstammt.
In der äußeren Natur ist das Versteinern ein ähnlicher Prozeß
wie die Entstehung des Knochensystems in uns. Sie wissen, es
gibt auch Fische, die noch kein Knochensystem haben. Beim Menschen
finden Sie in früheren Zuständen auch noch keine Knochen,
nur Knorpel. Alles Knochensystem ist eine Art von beginnendem
Leblosen im Menschen. Es ist derselbe Prozeß der Verdichtung.


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So haben Sie sich auch den lebendigen Erdenkörper vorzustellen.
"Was wir Schicksal nennen, ist wirklich eine recht komplizierte Sache. Unser Schicksal scheint so an uns heranzutreten, daß seine Ereignisse uns zustoßen. Nehmen wir gleich einen eklatanten Fall des Schicksals, einen Fall, den ja manche Menschen kennen. Nehmen wir an, irgend jemand lerne einen andern Menschen kennen, der dann im Leben sein Freund, seine Frau oder der Mann oder dergleichen wird. Das wird von dem gewöhnlichen Oberbewußtsein so ausgelegt, daß es uns zugestoßen ist, daß wir selbst gar nichts dazu getan haben, daß der betreffende Mensch in unsere Lebenssphäre hereingetreten ist. Das ist aber nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist vielmehr eine andere.
Der ganze Erdenkörper ist ein lebendiger Organismus. Die richtige
 
Frage ist also: Wie ist das Tote, das Leblose, entstanden? - Es ist eine
Mit derjenigen Kraft, die im Unterbewußtsein ruht ... legen wir von dem Momente ab, wo wir durch die Geburt ins Dasein treten, und noch mehr, wo wir anfangen, zu uns Ich zu sagen, unseren Lebensweg so an, daß er in einem bestimmten Augenblick die Wege des andern kreuzt. Die Menschen achten nur nicht darauf, was für merkwürdige Sachen herauskommen würden, wenn man einen bestimmten Lebensweg verfolgen würde, etwa den eines Menschen, der sich in einem bestimmten Augenblicke zum Beispiel verlobt. Wenn man sein Leben verfolgen würde, wie es sich entwickelt hat durch Kindheit und Jugend, von Ort zu Ort, bis der Mensch dazugekommen ist, sich mit dem andern zu verloben, dann würde man viel Sinnvolles in seinem Ablauf finden. Man würde dann finden, daß der Betreffende gar nicht so ohne weiteres dahingekommen ist, daß ihm etwas bloß zugestoßen ist, sondern daß er sich sehr sinnvoll hinbewegt hat bis dahin, wo er den andern gefunden hat. Das ganze Leben ist durchzogen von einem solchen Suchen, das ganze Schicksal ist ein solches Suchen. Allerdings müssen wir uns vorstellen, daß dieses Suchen nicht so abläuft, wie das Handeln unter gewöhnlicher Überlegung. Das letztere geht in gerader Linie vor sich; das Handeln im Unterbewußtsein geht stark und persönlich vor sich. Aber dann ist es etwas, was im Unterbewußtsein des Menschen sinnvoll vor sich geht. Es ist gar nicht einmal richtig, wenn man vom Unbewußten redet, man sollte Überbewußtes oder Unterbewußtes sagen, denn unbewußt ist es nur für das gewöhnliche Bewußtsein... Und so ist es auch für das, was uns im Leben führt, so daß unser Schicksal ein bestimmtes Gewebe ist, das uns führt, und das ist sehr, sehr bewußt. Dagegen spricht gar nicht, daß der Mensch oft mit seinem Schicksal so wenig einverstanden ist. Würde er alle Faktoren überschauen, so würde er finden, daß er schon einverstanden sein könnte. Eben weil das Oberbewußtsein nicht so schlau ist wie das Unterbewußtsein, beurteilt es die Tatsachen des letzteren falsch und sagt sich: Es ist mir etwas Unsympathisches zugestoßen -, während der Mensch aus einer tiefen Überlegung heraus das, was man im Oberbewußtsein unsympathisch findet, in Wirklichkeit gesucht hat. Eine Erkenntnis der tieferen Zusammenhänge würde es dahin bringen, einzusehen, daß ein Klügerer die Dinge sucht, die dann Schicksal werden." {{Lit|{{G|181|91ff}}}}
der unsinnigsten Fragen: Wie ist das Lebendige aus dem Toten entstanden?
- weil das Lebendige zuerst war und das Tote sich als Versteinerung,
als Verhärtung abgesondert hat. So gab es einst auf unserem
ganzen Erdkörper Leben, und das Leben, das damals vorhanden
gewesen ist, als es noch kein Totes gab, war ursprünglich lebendige
Materie." {{Lit|{{G|96|35f}}}}
</div>
</div>


Karma bedeutet für den Menschen, dass die Taten des einen irdischen Lebens sein [[Schicksal]] im nächsten oder den nächsten, zu einem kleineren Teil sogar noch im selben Erdenleben bestimmen:
Etwas von diesen ursprünglichen Lebenskräften der [[Erde (Planet)|Erde]] ist noch in der fünften Schicht des [[Erdinneres|Erdinneren]], der sog. [[Fruchterde]], enthalten.


:"Wir wissen, daß Karma zunächst bedeutet die geistige Verursachung eines späteren Ereignisses, einer späteren Eigenschaft oder Fähigkeit des Menschen durch ein Vorhergehendes. Gleichgültig, ob diese geistige Verursachung auftritt in einem Leben zwischen Geburt und Tod, oder ob sie sich als das große Schicksalsgesetz der Menschheit durch die verschiedenen Erdenleben hindurchzieht, so daß die Ursachen für etwas in einem Leben Geschehendes in einem vorhergehenden oder einem weit zurückliegenden Leben liegen - dieses Gesetz, dieses umfassende Schicksalsgesetz ist das, was wir Karma nennen..." {{Lit|{{G|108|95ff}}}}
{{GZ|Und die fünfte Schicht,
die Fruchterde, hat die Eigentümlichkeit, daß sie als Material selbst
von einer unendlichen Fruchtbarkeit ist. Wenn Sie einen Teil dieser
Erdenschicht haben würden, so würde sie fortwährend aus sich heraus
neue Triebe und Sprossen hervorsprießen lassen; strotzende Fruchtbarkeit
ist das Element dieser Schicht.|107|178}}


Keineswegs sollte man dabei das Karmagesetz als eine Art Schuldgericht mißverstehen, das einem die Buße für frühere Vergehen auferlegt. Der Mensch erhält dadurch vielmehr den nötigen Anstoß, an seiner weiteren Entwicklung zu arbeiten und Fehler der Vergangenheit auszugleichen. Die [[Freiheit]] des Menschen wird dadurch nicht angetastet. Zwar kann er dem Karma nicht entrinnen, doch kann er es sehr wohl beeinflussen, z.B. indem er durch hygenische Maßnahmen eine Epidemie verhindert, und ihm eine neue Richtung geben, auf der dann der karmische Ausgleich in anderer Weise erfolgen kann. Es widerspricht daher auch in keinster Weise der Karmaidee, den Mitmenschen in ihrem Schicksal helfend beizustehen und dieses mitzutragen, es werden vielmehr gerade dadurch ganz neue, vielfältig erweiterte Entwicklungschancen für alle Beteiligten aufgetan. Karma steht deshalb auch in vollem Einklang mit dem christlichen Gedanken der [[Erlösung]], die uns durch die [[Gnade]] des [[Christus]] gewährt wird, denn das ist die denkbar größte und fruchtbarste Schicksalshilfe, die es geben kann. Tatsächlich könnte ohne Hilfe des Christus niemals die [[Unordnung im Karma]] ausgeglichen werden, die durch die [[Widersacher]]mächte in die Menschheitsentwicklung gebracht wurde.  
Im engeren und eigentlichen Sinn ist das Leben allerdings erst während der [[Erdentwicklung]] entstanden, als sich der [[Lebensäther]] bildete, den es auf den vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen|planetarischen Weltentwicklungsstufen]] noch nicht gegeben hatte. Das war etwa zu jenem Zeitpunkt, als der [[Mensch]] als [[Ich]]-begabtes [[Wesen]] als Folge des [[Sündenfall]]s während der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] erstmals auf die sich gleichzeitig zum festen [[kristall]]inen [[Erdelement]] verdichtende [[Erde (Planet)|Erde]] herabstieg. Nur der Lebensäther vermag des feste Erdelement zu durchformen.


Tatsächlich ist das Karma, durch das wir unsere Fehler wieder ausgleichen können, eine Gabe, die uns durch den Christus schon in vorchristlicher Zeit, also noch vor dem Erdenleben des Christus, zuteil wurde:
{{GZ|Sie werden sagen: Haben denn die Dinge nicht früher gelebt? -
Meine lieben Freunde, wie das ist, können Sie am Menschen selber
lernen. Ihr Ich und Ihr astralischer Leib haben nicht das Leben und
wesen eben doch. Das Geistige, das Seelische braucht nicht das
Leben. Erst bei Ihrem Ätherleib fängt das Leben an, und es ist das
etwas äußerlich Hüllenhaftes. Und so kommt auch das Leben erst
nach dem Mondendasein mit dem Erdendasein in den Bereich derjenigen
Evolution hinein, der eben unsere Erde angehört. Die
farbenschillernde Welt wurde durchlebt. Nicht nur, daß jetzt Angeloi,
Archangeloi und so weiter Sehnsucht empfingen, Finsternis
in Licht, Licht in Finsternis hineinzutragen und dadurch im Planeten
das Farbenspiel hervorzurufen, sondern es trat dieses auf, innerlich
zu erleben dieses Farbenspiel, es innerlich zu machen. Zu erleben,
wenn Finsternis innerlich das Licht dominiert, Schwachheit zu
fühlen, Lässigkeit zu fühlen; dagegen wenn Licht die Finsternis
dominiert, Aktivität zu fühlen. Denn was ist es, wenn Sie laufen?
Wenn Sie laufen, ist es eben so, daß Licht in Ihnen die Finsternis
dominiert; wenn Sie sitzen und faul sind, dominiert die Finsternis
das Licht. Es ist seelisches Farbenwirken, seelisches Farbenschillern.
Von Leben durchsetztes, durchströmtes Farbenschillern trat auf,
indem die vierte Hierarchie, der Mensch, kam. Und in diesem
Augenblicke des kosmischen Werdens fingen die Kräfte, die da
regsam wurden im Farbenschillern, an, Konturen zu bilden. Das
Leben, das die Farben innerlich abrundete, abeckte, abkantete, rief
das feste Kristallinische hervor. Und wir sind im Erdendasein
drinnen.|233a|23f}}


<div style="margin-left:20px">
Im Zuge dieser Entwicklung bildete sich allerdings auch die sog. [[flüssige Erde]] als zweite Schicht des [[Erdinneres|Erdinneren]] aus, die eine weiche, plastisch fließende Zone lebenszerstörender Kräfte ist und darum von [[Rudolf Steiner]] auch als ''Todesbezirk'' bezeichnet wird. Sie liegt unmittelbar unter der kristallinen [[Mineralische Erde|mineralischen Erde]].
"Wer hat dem Menschen
Karma, wer hat überhaupt dem Menschen die Möglichkeit gegeben,
daß es ein Karma gibt? Verstehen werden Sie nur, was jetzt gesagt
ist, wenn Sie sich nicht in pedantischer Weise an die irdischen Zeitbegriffe
halten. Mit dem irdischen ZeitbegrifF glaubt der Mensch, daß
das, was da oder dort einmal vorgeht, eine Wirkung nur haben kann
in bezug auf das Nachfolgende. In der geistigen Welt ist es aber so,
daß das, was geschieht, sich in seinen Wirkungen schon vorher zeigt,
daß es schon vorher in seinen Wirkungen da ist. Woher kommt die
Wohltat des Karma? Woraus ist eigentlich in unserer Erdenentwickelung
diese Wohltat entsprungen, daß es ein Karma gibt? Von keiner
anderen Kraft kommt das Karma in der ganzen Entwickelung als von
dem Christus." {{Lit|{{G|107|250}}}}
</div>


Ein gesundes Gefühl für die Wirkungen des Karma kann man entwickeln, wenn man gerade jene karmischen Folgen betrachtet, die sich noch in ein und demselben Erdenleben einstellen. Man bedarf dazu keiner [[Hellsehen|hellsichtigen Fähigkeiten]], sondern nur der aufmerksamen Beobachtung der Lebenszusammenhänge:
{{GZ|Die zweite Schicht versteht man nur, wenn man sich
durchringt zu der Idee einer Materie, die derjenigen, die wir kennen,
entgegengesetzt ist. Es ist ein negatives Leben, der Gegensatz zum
Leben. Alles Leben erstirbt hier. Eine Pflanze, ein Tier, das man da
hinein versenkte, würde unmittelbar vernichtet werden, aufgelöst in
der Masse. Diese zweite halbflüssige Umhüllung, welche die Erde
umgibt, ist in Wahrheit ein Todesbezirk.|94|108}}


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== Ätherische Bildekräfte ==
"Das einzelne Leben zeigt in den verschiedensten Arten die Wirkungen des Karma; nur geht die menschliche Lebensbetrachtung gewöhnlich nicht sehr weit. Die Menschen überschauen gewöhnlich sich selber oder ihren Mitmenschen mit Aufmerksamkeit nur eine kurze Zeit des Lebens, weil ihr Blick nicht durch das geistige Auge geschärft ist.


Wie wenig dies der Fall ist, das möchte ich zuerst erörtern, damit Sie einen Begriff davon bekommen, wie der geistige Blick im gewöhnlichen Leben anzuerziehen ist. Durch eine Art persönlichen Erlebnisses soll dies geschehen. Einige von Ihnen werden es schon wissen, daß ich fünfzehn Jahre meines Lebens damit zugebracht habe, Erzieher zu sein, wobei mir die verschiedensten Fälle erzieherischer Tätigkeit oblagen, auch schwierige vielleicht, wo Probleme vorlagen, die nur durch längeres Beobachten und Studieren gelöst werden konnten. Daß mir bei solcher Lebenstätigkeit Gelegenheit geboten war, Beobachtungen anzustellen nicht nur bei den mir unmittelbar unterstellten Kindern, sondern auch bei deren Verwandten, den Cousins, die ja immer da waren, das leuchtet ein. Man sieht dann, wie sie heranwachsen, und man kann da einen großen Kreis von in die Welt tretenden Menschen beobachten. Nun, wer dann das Leben ein wenig verfolgt, geschärft mit dem geistigen Blicke, der kann schon an solchen Einzelheiten manches wahrnehmen. So zum Beispiel war in der Zeit, als von mir jene Tätigkeit ausgeübt wurde, eine weit verbreitete, damals aber außerordentlich angesehene ärztliche Unsitte im Schwung, die darin bestand, daß man die Kinder dadurch «bei Kraft» erhalten wollte, daß man ihnen täglich ein kleines Gläschen Rotwein gab. Es war damals Mode, daß die Ärzte den kleinen Knirpsen zu einer Mahlzeit ein Gläschen Rotwein verabreichen ließen. Von den Eltern wurde diese Vorschrift gewissenhaft ausgeübt. Nun hatte ich Gelegenheit, solche Kinder zu beobachten, bei denen dies geschehen war, und solche, bei denen es nicht geschah. Man kann dann, wenn man im Leben steht, in der verschiedensten Weise wieder Menschen beobachten, die noch Kinder waren, als man sie kennengelernt hat. Die Kinder, die damals mit diesem Wein traktiert worden sind, sie sind jetzt Leute von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren. Ich habe da also in der mannigfaltigsten Weise Gelegenheit gehabt, nicht bloß ein paar Jahre zu betrachten, sondern auch größere Zeiträume zu überschauen. Die Menschen, die damals, als ich sie kennenlernte, ein bis drei Jahre waren und jetzt achtundzwanzig Jahre alt sind, kann man genau in zwei Gruppen einteilen: in jene, die damals ihr Gläschen Rotwein mitbekommen hatten zur «Lebensstärkung», und in jene, die dies nicht bekamen. Die ersteren sind Leute geworden, die heute alle, im physischen Sinne geredet, mit ihrem Nervensystem - geisteswissenschaftlich geredet mit ihrem Astralleib - furchtbar zu kämpfen haben. Es sind Leute geworden, denen das fehlt, was man nennt: energisch festhalten an einem Lebensziel, Rückgrat haben; während jene, die in ihrer Jugend ohne Wein ausgekommen sind, Menschen geworden sind, die Rückgrat haben, die fest begründet sind, die wissen, was sie wollen, die nicht nötig haben, in der Zeit, in der es ihnen ihre Geschäfte am wenigsten erlauben, da und dort hingehen zu müssen zu ihrer Erholung, und die, weil sie zappelige Menschen geworden sind, diese Erholung doch nicht erhalten. Die anderen dagegen sind festere Individualitäten geworden. Ich will nicht bloß darauf hinweisen, wie es ist, wenn man nach Jahren wieder an einen solchen Menschen herantritt, sondern darauf, daß das Leben sich etwas anders ausnimmt, wenn man es auf den Zusammenhang von Ursache und Wirkung hin betrachtet, nicht bloß so weit betrachtet, als die Nase des Menschen reicht, sondern auch die größeren und tieferen Zusammenhänge der Ursachen und Wirkungen.
{{Hauptartikel|Bildekräfte}}


Auch das ist Lebensbeobachtung im höchsten Grade, wenn wir den Menschen in bezug auf die Eigenschaften, die innerer, karmischer Natur sind, zu beobachten suchen. Es ist leider Tatsache, daß gewöhnlich der Mensch nicht den Anfang des menschlichen Lebens mit seinem Ende in Zusammenhang bringt. Man beobachtet wohl Kinder, aber wer hat die Geduld, dort, wo er die Möglichkeit hat, das zu beobachten, was sich ergibt, je nachdem des Menschen Seelenleben in den ersten Kindesjahren in gewisser Weise gewesen ist, und dann wiederum, wie das Leben ist, wenn der Lebenslauf zur Neige geht? Und dennoch zeigt sich da ein ganz bestimmter karmischer Zusammenhang zwischen Anfang und Ende des Lebens. Es liegen für gewisse Dinge, die am Ende des Lebens oder in der zweiten Hälfte desselben auftreten, ganz bestimmte Ursachen in den ersten Jahren oder der Jugendzeit des Lebens zugrunde.
Das Licht, als typischste dieser [[Äther]]kräfte, ist von nicht-materieller und übersinnlicher Natur – wir machen uns nur gewöhnlich allzu materialistische Vorstellungen davon, die uns über diese Tatsache hinwegtäuschen. Niemand noch hat das Licht mit sinnlichen Augen gesehen! Was wir einzig sehen, sind die glänzenden Farberscheinungen, die das Licht auf die Oberflächen der materiellen Welt zaubert. Die ganze Farbenfülle, die uns aus der Natur entgegen leuchtet, die strahlende Aureole einer Kerzenflamme, selbst die blendende Erscheinung der Sonnenscheibe sind nur Wirkungen des Lichtes, aber nicht dieses selbst. Ein Raum mag ganz und gar von Licht durchflutet sein – er erscheint uns solange vollkommen finster, als nicht materiellere Gegenstände, und seien es auch nur die feinsten Stäubchen, in ihn eintreten und das Licht an ihrer Oberfläche farbig erglänzen lassen. Der nächtliche Sternenhimmel ist dafür das beste Beispiel. Zwar sehen wir die leuchtenden Sterne, dazwischen aber ist der Himmel finster, obwohl er ganz und gar von allen Seiten vom Sternenlicht durchströmt wird. Wie uns die moderne Physik lehrt, ist das Licht letztlich reine strahlende Energie, und die zeitgenössische [[Kosmologie]] geht davon aus, dass der ganze äußere Kosmos aus einem gewaltigen lichtartigen Energieblitz, dem vielzitierten Urknall, entstanden sei und dass sich die Materie erst allmählich aus dieser ursprünglichen Energieflut herauskristallisiert hat. [[Materie]] ist, populär ausgedrückt, so etwas wie "gefrorenes" Licht. Die nichtmaterielle übersinnliche Lichtenergie ist also die primäre Realität und die Materie selbst nur eine sekundäre Erscheinung.  


Nehmen wir einen konkreten Fall, zum Beispiel einen Menschen, der in früher Jugend zornig, jähzornig ist, der leicht geneigt ist, jähzornig zu werden über etwas, was in seiner Umgebung geschieht. Dieser Zorn und hauptsächlich der Jähzorn, der bei Kindern auftritt, kann eine zweifache Gestalt annehmen. Er kann sozusagen bloß das sein, was man eine Unart nennt, was in gewisser Weise bloß ein Ausbruch, ein wutartiger Ausbruch eines übergroßen Egoismus ist. Aber er kann noch etwas anderes sein. Man muß lernen, insbesondere als Erzieher, diese zwei Arten voneinander zu unterscheiden. Der Zornausbruch bei einem Kind kann auch das sein, was uns entgegentritt, wenn ein Kind sieht, daß in seiner Nähe eine Ungerechtigkeit geschieht. Ein Kind hat noch nicht die Urteilskraft, kann noch nicht mit dem Verstand sich sagen, was da geschieht. Würde man versuchen zu erklären, daß das, was da geschieht, kein Unrecht sei, so würde man bald die Überzeugung gewinnen, daß das Kind dies noch nicht verstehen kann. Daher ist es in der Weltordnung, in der geistigen Weltenführung begründet, daß das, was später als Urteilskraft auftritt, in der Kindheit in Form von Affekten, Emotionen zutage tritt. Das Kind kann noch nicht verstehen, was da geschieht, aber es wird zornig. Dieser Zorn, dieser Affekt ist eine vorhergehende Seelenverkündigung dessen, was später die Urteilskraft ist. Diese zwei Arten von Zorn und Jähzorn müssen ganz genau voneinander unterschieden werden. Der Zorn im ersten Falle muß so behandelt werden, daß also das Kind diesen Zorn womöglich dadurch auslebt, daß man es in einer richtigen Weise die Wirkungen dieses Zornes wirklich fühlen läßt und auch das Unrechte des Zornes. Denn wenn man zum Beispiel dem Kinde immer gewissermaßen aus Liebe das tut, wodurch es die Erfüllung seines Willens bekommt, dann verfehlt der Zorn seine Wirkung. Der Zorn hat immer eine Wirkung in der Seele. Wo Zorn in der Seele auftritt und nicht dadurch gelöst wird, daß er das erreicht, was er erstrebt, schlägt er sich in das Innere zurück. Und das ist gut. Deshalb nennt der Volksmund, der oftmals ein feines Gefühl für so etwas hat, an verschiedenen Orten, wo die deutsche Sprache gesprochen wird, den Zorn «Gift». Zornig sein, nennt man: sich giften. Dieses Wort ist wirklich den Tatsachen des seelischen Lebens entnommen. Der Zorn tritt in die Seele ein, und durch die Wirkung des Zornes im Inneren, wenn er sich zurückschlägt, wird der überschüssige Egoismus hinausgedrängt. Also auch der Zorn hat sein Gutes. Er ist ein Erzieher des Menschen, er wirkt wie ein solches Gift, das den überschüssigen Egoismus dämpft.
Die primäre kosmische Energie ist keineswegs als blind wirkende Kraft anzusehen, sondern sie trägt in sich alle die [[Naturgesetz]]e, die unsere Welt beherrschen und von denen wir heute erst jene annähernd durchschauen, welche in der toten trägen Materie eingefangen wurden. Diese Naturgesetze sind gleichsam die dem [[Kosmos]] innewohnende schaffende [[Intelligenz]], die unsere Welt gestaltet. Etwas von dieser Intelligenz, die in der gesetzmäßigen Struktur der Materie begraben ist, haben wir heute bereits entdeckt. Die weit größere schöpferische Intelligenz, die den Lebenserscheinungen zugrunde liegt, kennen wir noch sehr wenig. Dass wir uns diese kosmische Intelligenz nicht allzu [[anthropomorph]] analog unserem kleinen menschlichen Verstand vorstellen dürfen, versteht sich von selbst. Dieser mag höchstens ein matter Abglanz derselben sein. Indem wir zugeben, dass Naturgesetze in unserer Welt wirken, dass das Naturgeschehen nicht vollkommen regellos und willkürlich abläuft, – und das müssen wir als Naturwissenschaftler, der gerade diese Gesetze zu entdecken sucht, zwangsläufig – dann geben wir damit auch implizit zu, dass eine derartige Intelligenz in der Welt waltet.  


Etwas ganz anderes ist der Zorn, der auftritt, wo ein Kind ein Unrecht sieht. Dieser Zorn ist ein vorausgenommenes Urteil. Es ist gerechtfertigt. In diesem Falle darf man nicht bloß zu strafen versuchen - dadurch, daß man straft, würde man den Zorn ins Innere zurückschlagen -, sondern man muß versuchen, diesen Affekt beim Kinde zu benützen, um ihm nach und nach ein Verständnis beizubringen, ihm die Urteilskraft beizubringen. Dieser Zorn ist dadurch zu überwinden, daß man die Urteilskraft entfaltet. Wird ein Kind über ein Unrecht, das es sieht, zornig, dann würde folgendes geschehen: Man würde das Kind einführen in eine Art Verständnis dafür, daß das Unrecht aus der Natur des Menschen geschieht; man würde ihm je nach seiner Reife eine Erklärung des Geschehenen geben. Dann wird ein solcher Zorn auch seine rechte Wirkung ausüben. Er wird das Kind reif machen, die Welt zu beurteilen, denn er ist ein Vorbote für die Urteilskraft. Das sei gesagt, um darauf aufmerksam zu machen, daß der Mensch nicht immer ungerechtfertigt zornig ist. Der Zorn hat seinen Wert für die Entwickelung des Menschen. Der Mensch muß sich läutern, er muß den Zorn überwinden. Der Zorn ist etwas, das dadurch wohltätig wirkt, daß es überwunden wird. Niemals könnte der Mensch zur Vollkommenheit aufsteigen, ohne daß der Zorn überwunden wird. Nun könnte man fragen: Warum gibt es denn in der Weltregierung den Zorn? Es gibt den Zorn, weil man stark wird durch seine Überwindung; man wird mächtiger über sich selbst dadurch, daß man ihn überwindet. Wenn man jemanden, der jenen edlen Zorn in der Jugend hatte in den Jahren, wo der Idealismus auftritt, wo ihn etwas mit Zorn erfüllte, weil er die tieferen Zusammenhänge noch nicht einzusehen vermochte, dann in seinem späteren Lebensalter beobachtet, so sieht man: im Alter tritt die gute Wirkung davon auf. Wer dagegen in der Jugend nicht in der Lage war, den Zorn zu überwinden, sich zu läutern, über seine Affekte Herr zu werden, der wird nicht leicht in späteren Jahren jene milde Aktivität erlangen, die so wohltuend berührt. Denn Milde ist gerade die Wirkung des überwundenen Zornes. Milde im Alter ist die Wirkung des überwundenen Zornes in der Jugend. Eine ganz andere Wirkung wiederum hat jene Seeleneigenschaft, welche ebenfalls in der Jugend auftritt: die Andacht. Sie besteht darin, daß der Mensch sich ein Gefühl aneignet für das, was er noch nicht durchschauen kann. Zorn ist ein Ablehnen, Andacht ein Hinaufschauen zu dem, was man noch nicht überschauen kann, ein Hinblicken auf dasjenige, dem man noch nicht gewachsen ist. Niemand kann zur Erkenntnis kommen, der nicht das über ihm Stehende in Andacht verehren kann. Andacht ist der beste Weg zur Erkenntnis. Die Menschen würden niemals zur Erkenntnis kommen, wenn sie nicht vorher aus dunklem Hintergrunde hervor jene geistigen Mächte verehrt hätten, die über ihnen stehen. Andacht ist eine Kraft, die zu dem hinaufführt, was man erringen will. Deshalb ist es im Grunde nötig, daß Andacht entwickelt werde. Der Mensch, der im späteren Leben zurückschauen kann auf viele Momente der Andacht, der wird mit Seligkeit auf sie zurückblicken. Wenn es einem vorgekommen ist, daß man in der ersten Kindheit in der Familie hat sprechen hören von einem Familienangehörigen, von dem verbreitet wird, daß er sehr verehrt werde, und wenn man als Kind dies Gefühl auch in sich aufgenommen hat, und der Tag naht, wo man diese Persönlichkeit zum ersten Male sehen kann - wenn man dann eine heilige Scheu hat, die Klinke der Tür zu drücken, hinter der die verehrte Person erscheinen soll, so ist das auch ein sehr andächtiges Gefühl, und wir werden viel im späteren Leben haben, wenn wir mehrere solcher Stimmungen in der Jugend gehabt haben.
Man liegt nicht ganz falsch, wenn man die Ätherkräfte als Gedankenlichtkräfte bezeichnet. Nur muss man sich dabei klar sein, dass das, was hier mit "Gedanken" gemeint ist, sich nicht mit den blassen Gedankenschatten vergleichen lässt, die wir durch unseren abstrakten Verstand bilden. Unsere menschlichen Gedanken sind nur wesenlose, kraftlose Schatten, sind bloße Bilder ohne eigenständige Wirklichkeit - die hier gemeinten ätherischen Gedankenlichtkräfte sind dagegen gesetzmäßig in der äußeren Welt real tätige wirkende Naturkräfte. Der Ätherleib, sei es nun der des Menschen, der eines Tieres oder der einer belebten Pflanze, darf dementsprechend als Gedankenlichtleib bezeichnet werden. Was wir mit unserem irdischen Verstand etwa mit dem Allgemeinbegriff, mit der Idee der "Rose" zu erfassen meinen, ist in Wahrheit der in sich konsolidierte Gedankenlichtleib, der eine heranwachsende Pflanze zur Rose ausgestaltet. [[Johann Wolfgang von Goethe]], der sich ja sehr vielfältigen Pflanzenstudien gewidmet hat und daraus seine [[Metamorphosenlehre]] entwickeln konnte, hat etwas davon geahnt, wenn er von der [[Urpflanze]] sprach, die ihm weit mehr war als ein bloßer abstrakter Begriff. Der Gedankenlichtleib, der Ätherleib verleiht jedem Lebewesen - Pflanze, Tier und Mensch –seinen charakteristischen arttypischen bzw. individuellen Bau. Und so ist es der menschliche Gedankenlichtleib, der uns die äußere physische [[Gestalt]] bildet und erhält.


Andacht ist der Grund, ist die karmische Ursache von segnender Kraft in späteren Lebensjahren, in der zweiten Hälfte des Lebens. Jene Kraft, die ausfließt und uns fähig macht, den anderen Menschen ein Tröster zu sein, sie ist durch nichts anderes errungen als durch andächtige Stimmung in der Jugend. Seht Euch um, wo ein Mensch vorhanden ist, der zu anderen Menschen, die traurig sind, kommt, der dann nur da zu sein braucht, um durch seine bloße Gegenwart die Traurigen zu trösten, ihr Tröster zu sein, aktive Liebe zu verbreiten - Ihr werdet finden: die karmische Ursache zu dieser aktiven Kraft liegt in diesen Andachtsstimmungen der Jugendzeit. Die Kraft, welche als Andacht in die Seele des heranwachsenden Menschen hineingegossen wird, ist etwas Bleibendes in ihm; sie geht als eine Strömung durch die Seele und kommt als segnende Kraft im späteren Alter zum Vorschein. So könnten wir viele Fälle betrachten, wo das karmische Gesetz schon zwischen Geburt und Tod in ausgesprochener Weise wirkt.
== Sakramentalismus als Voraussetzung für die künftige Erschaffung lebendiger Wesen ==


Wir wollen noch genauer im einzelnen Leben das Karmagesetz an einem konkreten Fall betrachten. Angenommen, ein junger Mensch hätte studiert. Im achtzehnten Jahre wäre das eingetreten, daß der Vater bankrott gemacht hätte. Der junge Mensch mußte daher aufhören zu studieren, er wird aus dem Beruf herausgerissen, zu dem er vorbereitet worden war; er muß einen anderen Berufsweg einschlagen. Nun sind ja, nicht wahr, alle Berufe gleichwertig; wir interessieren uns nur für die Tatsachen der Änderung des Berufs. Der junge Mann mußte also Kaufmann werden. Nun wird man, wenn man kein Lebensbeobachter ist, sagen: Nun ja, das Ereignis war da -, und man wird beobachten, was vorher und was nachher war. Aber einen Zusammenhang zwischen dem, was vorher und was nachher war, wird nur der herausfinden, der wirklich mit geistig geschärftem Auge das Leben beobachtet. Wenn der junge Mensch nun in dem anderen Beruf ist, und alles normal geht - ich werde nicht sagen, daß es immer so geht, aber es kann so gehen -, werden wir in den späteren Lebensjahren etwas anderes sehen können. Zunächst ist der Beruf ihm neu. Er erfaßt, was für ihn in Betracht kommt. Aber schon im einundzwanzigsten Jahre wird sich zeigen, daß bei diesem Manne etwas anders ist als bei einem Manne, der von Anfang an auf den Kaufmannsberuf vorbereitet war: Im einundzwanzigsten Jahr schon zeigt sich, daß er weniger Interesse hat für das, was ihm in seinem Berufe obliegt. Es zeigen sich gewisse Gefühle, die in seiner Seele auftreten und die ihn trennen von dem, was er tun soll, so daß er nicht mit rechter Befriedigung das tun kann, was von ihm verlangt wird. Wenn man nun nachforscht, woher das kommt, so wird man das Folgende wahrnehmen: Wenn ein besonderer Punkt eintritt, wo der Lebenslauf abgebogen wird, ein Lebensknoten, wenn zum Beispiel ein Berufswechsel eintritt, dann ist es nach dem karmischen Gesetz so, daß in den ersten Jahren wenig zu bemerken ist. Dann kommt es aber nach, so daß im einundzwanzigsten Jahre Gefühle, Empfindungen, Stimmungen sich geltend machen, die aus dem zu erklären sind, was im achtzehnten Jahr aus den Vorbereitungen für den anderen Beruf herkommt, Gefühle, die er aufgenommen hat, die er aber nicht zur Realisation geführt hat. Zunächst hat er sie zwar zurückgedrängt; sie machen sich aber doch dann so geltend, daß er sich von seinem neuen Beruf nicht mehr befriedigt fühlt. Das, was drei Jahre vor dem Berufswechsel in ihn gelegt wurde, wird drei Jahre nach diesem Wechsel so zutage treten, daß der Betreffende nicht mehr die rechte Befriedigung haben kann. Und von da aus kann die Sache so kommen, daß im zweiundzwanzigsten Jahr das vierzehnte Lebensjahr sich wiederholt, im dreiundzwanzigsten Jahr das dreizehnte. Es kann, weil im Leben sich alles durchkreuzt, auch anders kommen. Er kann im dreiundzwanzigsten Jahr zum Beispiel einen Hausstand gründen; da treten Interessen auf, die die vergangenen kreuzen und sie anders verlaufen machen. Aber das Gesetz ist trotzdem geltend. Auch in dem Falle, wenn ein neues Interesse eintritt, sind die früheren Interessen doch da, die abgebogen worden sind. An einem solchen Beispiel können Sie den Verlauf des Lebensprozesses sehen, wie er sich der Geisteswissenschaft darstellt. Das ist das wenigste, daß man durch die Geisteswissenschaft allerlei Begriffe bekommt; aber das wichtigste ist, daß man durch sie in den Lebensprozeß eindringt. Nehmen wir an - ich erzähle nie andere Fälle als solche, die vorgekommen sind; man muß sich die Gewohnheit aneignen, sich nie etwas auszudenken, sondern stets solche Fälle wählen, die wirklich vorgekommen sind -, also eine Mutter kommt zu mir, die ihren einzigen Sohn in einen anderen Lebensberuf hinüberführen muß, weil ihm der Vater entrissen worden ist. In der Welt von heute wird da kaum das Richtige geschehen, denn wahre Lebensbeobachtung ist mit der heutigen Lebensauffassung kaum zu vereinbaren. Wird solch eine Mutter mit Geisteswissenschaft bekannt, so lernt sie rechnen mit dem Karmagesetz und kann gerade eine gute Freundin werden des jungen Mannes, der über die Jahre eines solchen Berufswechsels hinweggeführt werden soll. So war es vor einiger Zeit der Fall. Eine Mutter kam zu mir und sagte: Was ist meine beste Lebensaufgabe? - Ich sagte, sie möge die paar Jahre dazu benutzen, recht sehr das Vertrauen ihres Sohnes zu erlangen. Dann bilde die Geisteswissenschaft seinen Sinn so aus, daß sie das, was sicher eintritt, ihm tragen helfen kann. Die in seine Seele verpflanzten Gefühle der Frömmigkeit würden in einer starken Weise in allen späteren Lebensjahren sich geltend machen, und sie würde das, was so sicher eintritt, auch richtig sehen können. Kommt dann einst der Sohn nach Hause und sagt: Ich weiß nicht was anfangen, mein Beruf befriedigt mich gar nicht -, dann wird sie das zurückführen können auf dasjenige, was früher vorgekommen ist. Sie wird die Ursache erkennen und wird schon aus innerem Takt herausfinden, wie sie helfend einzugreifen hat, um dem Sohn über die Schwierigkeit wegzuhelfen. Besser wird sie es sicher können, als wenn sie keine Ahnung hätte davon, wie Karma wirkt und nur glauben würde, es wachse die Stimmung, die Depression aus irgend etwas Gleichgültigem heraus. Nichts entsteht so ohne Ursache; aber oftmals liegen die Ursachen viel näher als man glaubt. Nur müssen wir solch einen Knotenpunkt beobachten, von da an das Leben zurückverfolgen und sehen, was da anders verläuft. Es ist so: Denken Sie sich, Sie haben eine Violinsaite. Sie haben sie aufgespannt und streichen sie mit einem geeigneten Gegenstand. Die Saite gibt einen gewissen Ton von sich. Wenn Sie sie nun in der Mitte festhalten, dann geht auf beiden Seiten etwas vor: die Saite schwingt auf beiden Seiten. Solche Ereignisse gibt es im Leben, von denen man feststellen kann, wie das, was vorher geschieht, sich nachher widerspiegelt.
{{Hauptartikel|Sakrament}}


Auch die Lebensmitte ist solch ein Knotenpunkt. Was in der Jugend vorbereitet wird, das kommt im Alter heraus. Es ist notwendig, diese Dinge zu beachten, damit man allmählich wirklich ein Gefühl dafür erhält, daß Geisteswissenschaft nichts Unpraktisches ist, sondern daß das ganze Leben vom geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkt aus praktisch gestaltet werden kann. Ein bloßes Leben in Liebe nützt nichts, wenn nicht die Weisheit mit der Liebe verbunden ist. Liebe muß sich mit Weisheit verbinden, mit Erkenntnis des Rechten. Liebe allein ist nicht genug zum Leben.
{{GZ|Das Ich steht erst auf der Stufe des Mineralreichs.
Der Bewußtseinszustand des Ich-Menschen ist durchaus auf
der Stufe des Mineralreichs. Versuchen Sie sich einmal gemäß dieser
Wahrheit zu prüfen, was Sie alles an Erkenntnissen haben können;
versuchen Sie es richtig zu erkennen. Was kann denn der Mensch
verstehen? Er kann die physischen Gesetze des Mineralreichs verstehen,
nach denen er Maschinen und Fabriken bauen, Bauwerke aufrichten
kann und so weiter. Das alles geschieht nach den physischen
Gesetzen des Mineralreichs. Schon bei den Pflanzen sagt der Mensch
mit Recht, er könne das Leben selbst nicht mit dem Intellekt begreifen.
Es wird einmal die Zeit kommen, wo der Mensch ebenso die
Pflanzen begreifen wird, wie er heute die Mineralien begreift; dann
wird er auch die Pflanze aufbauen können, wie er sich heute seine
Dome und Häuser und seine Maschinen nach den Gesetzen des Mineralreiches
aufbaut. Es sind alles Gesetze des Mineralreichs, wovon
das Ich durchdrungen ist.


Wir können noch einen Fall erwähnen, der sich in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zugetragen hat und genau geprüft worden ist. Eine Mutter erzog ihr Töchterchen. Wohl hatte sie gesehen, wie dieses Töchterchen ganz klein anfing, Dinge zu entwenden, etwas zu stehlen. Aber sie konnte sich in ihrer Liebe, die ja eine vorzügliche Eigenschaft ist, nicht entschließen zu strafen. Das Töchterchen stahl ein-, zweimal, ein drittes Mal, und tat noch andere Sachen; und wenn man den Lebenslauf verfolgt, so sieht man, daß das Kind eine berühmte Giftmischerin wurde. Hier haben Sie die Liebe, die nicht geeint ist mit Weisheit. Die Liebe muß mit dem Lichte der Weisheit durchdrungen sein. Liebe kann sich erst richtig entfalten, wenn sie von Weisheit durchdrungen ist. Wie anders kann man als Freund einem jungen Menschen, der sich entwickeln soll, über wichtige Momente seines Lebens hinüberhelfen, wenn man weiß, daß es ein Gesetz gibt, welches die Ursachen eines Geschehens manchmal ziemlich naheliegend zeigt, die Ursachen, die man ohne Kenntnis des Gesetzes nicht begreifen würde. So wäre es richtig, nicht nur im allgemeinen zu wissen, daß es ein Karmagesetz gibt, sondern durch Erlangung einer richtigen Weltanschauung Karma im einzelnen zu verfolgen. Das muß dem Geisteswissenschafter ernstlich obliegen, daß er sich einlebt in die konkrete Wirksamkeit dieser Gesetze und weiß, wie sie sich im Leben ausnehmen. Das ist das Allerwichtigste: nicht Phrasen über Karma zu dreschen, sondern sich darauf einlassen, die Gesetze im Leben zu verfolgen. Das ist notwendig!
Die Wissenschaft wartet darauf, daß sich ihr Ideal erfüllt, einmal
lebendige Wesen im Laboratorium herzustellen. Das wird sie nicht
können, wenn die Menschheit nicht auf einer gewissen notwendigen
Stufe der moralischen Entwickelung angelangt sein wird. Es wäre
schlimm, wenn die Menschheit das heute schon können würde.
Wie man heute eine Uhr herstellt nach mineralischen Gesetzen, wie
man ein Haus baut, so wird der Mensch in der Zukunft das Lebendige
nach den Gesetzen des Lebendigen herstellen. Dann wird er aber
imstande sein müssen, dem Lebendigen das Leben selbst einzuprägen.
Wer dann am Laboratoriumstisch stehen wird, wird imstande
sein müssen, von sich aus überzuleiten jene - nennen wir es:
Schwingungen, die in seinem eigenen Ätherleibe sind, auf das, was
zu beleben ist. Ist er ein guter Mensch, so leitet er das Gute über; ist
er ein schlechter Mensch, so leitet er das Schlechte über. Es gibt aber
einen Satz im Okkultismus: Nicht eher wird das Wissen der Weißen
Loge, das man das Geheimnis der Lebenserzeugung nennt, an die
Menschheit ausgeliefert, bevor nicht der Mensch das Geheimnis des
Sakramentalismus erlernt hat.


Nun möchte ich Ihnen noch etwas anderes sagen. Man kann auch einige Fälle herausheben, die sich beziehen auf Karma, das von einem Leben ins andere hinübergeht. Natürlich kann man sich auch da nur auf einzelne Fälle beschränken. So können wir uns einmal eine Frage vorlegen bezüglich des inneren Karma eines Menschen, welches dadurch zustande kommt, daß der Mensch im Grunde genommen im Leben immer eine zweigeteilte Wesenheit sein muß. Wenn Sie das Leben betrachten, werden Sie sich sagen müssen: wenn ein Mensch durch die Geburt ins Dasein tritt, muß man zweierlei unterscheiden. Das eine ist, was er von seinen Voreltern geerbt hat. So hat zum Beispiel Schiller die Form seiner Nase von seinem Großvater geerbt; aber was das spezifisch Schillersche ist, das hat er nicht geerbt, sondern das kommt aus seinen früheren Inkarnationen, seinen früheren Verkörperungen. Auf der einen Seite ist der Strom der Vererbung dessen da, was durch Generationen hindurch sich fortpflanzt; auf der anderen Seite ist das, was der Mensch selbst von einem Leben zum anderen hinübernimmt. Wer den Blick erworben hat für das Geistige, wird sich immer fragen, wieviel ein Mensch von seinen Eltern hat, und wieviel aus seiner vorhergehenden Inkarnation stammt.
«Sakramentalismus» ist ein Ausdruck dafür, daß die menschliche
Handlung von moralischer Vollendung, von Heiligkeit durchglüht
sein muß. Erst wenn dem Menschen der Laboratoriumstisch, wo er
seine Arbeit vollbringt, ein Altar sein wird und seine Handlung eine
heilige, dann wird er dazu reif sein, daß ihm dieses Wissen ausgeliefert
werden kann. Man denke sich die heutigen Menschen mit all
ihrem Materialismus - wie weit ist ihr Laboratoriumstisch heute
entfernt von einem Altar!|101|213ff}}


Im rationellen Sinne kann man nicht anders unterrichten, als wenn man diese Unterscheidung treffen kann. Die Erziehungskunst wird erst die richtige Gestaltung erhalten, wenn die Menschen gelernt haben, zwischen diesen beiden Strömungen zu unterscheiden. Erst am Ende der Erdenentwickelung werden diese beiden Strömungen zusammenfließen, so daß der Mensch den Leib wird finden können, in den er hineinpaßt. In der jetzigen Zeit ist dies noch nicht möglich. Würde ein vollständiges Zusammenpassen von äußerer Leiblichkeit und innerer individueller Organisation in unserer jetzigen Zeit stattfinden, so wäre es unmöglich, daß ein Mensch durch innere Ursachen vor dem normalen Alter stirbt; denn es würde, weil Sterben nicht etwas Zufälliges ist, sondern eine Disharmonie, dann nicht vorzeitiges Sterben eintreten können, da ja Harmonie im Menschen herrschen würde. So aber kann diese Disharmonie zwischen dem Ererbten und dem aus früherer Verkörperung Mitgebrachten so stark werden, daß dadurch der Tod früher herbeigeführt wird.
Künftig wird man die [[Lebenskräfte]] auch zum Antrieb von [[Maschine]]n benutzen, die allerdings nur funktionieren werden, wenn sie von Menschen mit guter [[moral]]ischer Gesinnung in Gang gesetzt werden. Ein erstes Beispiel dazu, auf das [[Rudolf Steiner]] wiederholt hinwies, ist der bereits Ende des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s von [[John Worrell Keely]] entwickelte [[Keely-Motor]].


Der Mensch könnte, wenn er ein klein wenig auf die spirituellen Lehren eingehen wollte, heute schon die Reinkarnation mit Händen greifen - dies ist nicht bildlich, sondern wörtlich zu nehmen -, wenn nur die materialistischen Theorien die entsprechenden Tatsachen nicht unrichtig, sondern richtig deuteten. Dies kann an bestimmten Fällen nachgewiesen werden. Es gibt Menschen, die in ihrer Entwickelung noch so wenig weit vorgeschritten sind, daß sie mit ihren Empfindungen noch ganz in ihrer Empfindungsseele drin stecken. Ihr ganzes Bewußtsein hängt zusammen mit der Empfindungsseele. Und das kann man den äußeren Gesten der Menschen schon ansehen: sie verraten ja gewisse Ursachen, die im Astralleib liegen. Wenn ein Mensch noch ganz in der Empfindungsseele drin steckt, sich innerlich so recht wohl fühlt, kommt es vor, zum Beispiel wenn er eine gute Mahlzeit hatte, daß er sich auf den Leib klopft vor Behagen. Das ist ein Zeichen, daß er noch eine zu starke Empfindungsseele hat. Wenn ein Mensch tief in der Gemütsseele steckt, so kommt dies auch zum Ausdruck. Weil die Wahrheitsempfindung im Gemüt steckt, so wird ein Mensch, der in der Gemüts- oder Verstandesseele steckt, um eine Wahrheit zu beteuern, sich auf die Brust klopfen. Ein Mensch, der tief in der Bewußtseinsseele steckt, greift an die Nase, wenn er überwiegend tief über etwas nachdenkt. Am unteren Leib kommt das, was auf die Empfindungsseele Bezug hat, zum Ausdruck; was auf die Verstandes- oder Gemütsseele Bezug hat, kommt am Brustleib, und was auf die Bewußtseinsseele sich bezieht, am Kopf zum Ausdruck: man krault sich auch hinter den Ohren. Ich sage das nur, um zu zeigen, wie das, was im Astralleibe ist, im physischen Leibe zum Ausdruck kommt.
{{GZ|Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß Keely einen Motor konstruiert hat,
 
der nur ging, wenn er selbst dabei war. Er hat damit den Leuten
Nun kann folgendes eintreten. Der Mensch kann die höchsten Empfindungen und Ideen und Ideale, die er überhaupt zunächst in diesem Zeitenzyklus haben kann, in sein Bewußtsein aufnehmen; zum Beispiel unsere ethischen Ideale, die ja allein schon für den Menschen ein Beweis vom Dasein einer geistigen Welt sein müßten. Wenn wir uns durch eine innere Stimme für diese ethischen Ideale begeistern, uns diesen hohen Idealen hingeben, so kann die Anregung dazu nicht von außen kommen. Nun kann das so weit gehen, daß der Mensch etwas, was er ohne Ideale empfindet, in diese erhebt, so daß er nicht aus Pflichtgefühl einer bestimmten Idee nachlebt, sondern weil er eben nicht mehr anders kann. Für den, der sich durchdringen läßt von einer sittlichen Idee, wird eintreten, daß er sich so hineinlebt in diese Idee, daß er sich selbst befiehlt, was in ihrem Sinne recht ist. So müssen die Ideale in der Bewußtseinsseele aufleuchten, dann strömen sie hinunter und werden Instinkte.
nichts vorgemacht, denn er hatte in sich selbst jene treibende Kraft,
 
die aus dem Seelischen hervorgeht und Mechanisches in Bewegung
Wenn dies geschieht, daß der Mensch so seine Empfindungen mit seinen Idealen durchdrungen hat, dann macht sich etwas Besonderes geltend. Diese Instinkte haben das Bestreben, bis zum physischen Körper sich zum Ausdruck zu bringen. Der Mensch kann aber zwischen Geburt und Tod nicht mehr an seinem physischen Körper arbeiten. So gehen gewisse Strömungen durch den Brustkorb zum Kopfe hin. Wenn jemand für ein Ideal begeistert ist, für dasselbe glüht und voll Feuer ist, so daß er mit Liebe empfindet: das soll geschehen -, so wird er sich in diesem Leben ihm hingeben, wird alles dafür tun. Aber dies ist nicht alles. Durch diese Tätigkeit gehen Strömungen in den oberen Teil bis zum Kopfe des Menschen. Das sind Kräfte, die bis zum physischen Körper zu wirken suchen; aber sie können in diesem Leben den Kopf nicht mehr ändern, weil des Menschen physischer Leib auch dann, wenn man sich selbst in solcher Weise veredelt, nicht mehr gestaltungsfähig ist. Diese Kräfte strömen aber dennoch nach oben. Diese Strömungen bleiben dem Menschen erhalten in seiner Seele, und wenn der Mensch durch den Tod und eine neue Geburt geht, bringt er sie mit in ein neues Dasein. Hier tritt das auf, was der Phrenologie eine individuelle Berechtigung gibt: in den Höckerbildungen des Schädels kommen diese Kräfte, die so erworben sind, heraus. Man kann nicht sagen, dieser Höcker drückt das allgemein aus, sondern das, was die Individualität während des vorhergehenden Lebens auf diese Weise oft mit sich verbunden hat und was doch den Körper nicht mehr hat umbilden können, das drückt sich da aus.
setzen kann. Eine Antriebskraft, die nur moralisch sein kann, das ist
 
die Idee der Zukunft; die wichtigste Kraft, die der Kultur eingeimpft
So gehen diese Anlagen durch das Leben zwischen Tod und neuer Geburt durch, und wir greifen wirklich, was der Mensch im vorhergehenden Leben so oft in sich hinein hat strömen lassen. Da greifen Sie wirklich Reinkarnation und Karma, wenn Sie die verschiedenen Erhabenheiten und Höcker des Kopfes betasten. Wir müssen uns aber dabei bewußt sein, daß jeder Mensch seine eigenen Gesetze hat; nicht allgemein darf man diese Höcker beurteilen, sondern ganz individuell. So greifen wir also zum Beispiel einen Höcker und wissen: es ist die Arbeit, die der Mensch an seiner Seele im vorhergehenden Leben verrichtet hat. Man kann Karma und Reinkarnation also auch greifen, mit den Händen greifen! Da kann man bis auf die Körpergestalt von der Geisteswissenschaft lernen.
werden muß, wenn sie sich nicht selbst überschlagen soll. Das Mechanische
 
und das Moralische werden sich durchdringen, weil dann das
So wie die Körpergestalt von einem vorhergehenden in ein späteres Leben hereinlebt, so reichen auch andere Dinge hinüber. Nur muß man alle diese Dinge wirklich nicht kleinlich betrachten. Man darf nicht glauben, daß das Karmagesetz so zugeschnitten ist wie ein bürgerliches Gesetzbuch; es ist nur durch umfassende Studien zu begreifen.
Mechanische ohne das Moralische nichts ist. Hart vor dieser Grenze
 
stehen wir heute. Nicht bloß mit Wasser und Dampf, sondern mit
Betrachten wir einmal ein großes Unglück, das einen tiefen Schmerz verursacht. Wir betrachten es vielfach falsch, weil wir immer nur darauf ausgehen, die Wirkung zu sehen. Wir sehen dann, daß ein Ereignis eingetreten ist, das uns unglücklich gemacht hat, uns aus unserer Bahn herausgeworfen hat. Wir sehen eben nur die Wirkung. Wir sollten aber die Ursache suchen. Da würden wir vielleicht folgendes finden: Ja, es gab in einem vorhergehenden Leben die Möglichkeit, sich diese oder jene Fähigkeit anzueignen. Wir haben es aber nicht getan, wir haben es versäumt. So sind wir durch die Pforte des Todes geschritten, ohne diese Fähigkeit erworben zu haben. Nun treiben uns jene Kräfte, die schon karmische Kräfte sind, im folgenden Leben zu dem Unglück hin. Hätten wir uns jene Fähigkeit in dem vorhergehenden Leben angeeignet, so hätte uns die Kraft nicht zu dem Unglück hingetrieben. Dadurch, daß dieses Unglück uns geschieht, erlangen wir nun diese Fähigkeit. Nehmen wir nun an, dieses Unglück hat uns im zwanzigsten Jahre erreicht, und im dreißigsten Jahre sehen wir darauf zurück und fragen uns: Was hat uns dazu gemacht, daß wir diese oder jene Fähigkeiten haben? - so erkennen wir den Zweck dieses Unglücks. Unendliches gewinnen wir, wenn wir die Dinge nicht als Wirkung, sondern als Ursache betrachten für das, was sie aus uns machen. Das ist auch ein Erfolg der Lehre vom Karma, die Dinge als Ursache zu betrachten. Alle diese Dinge sind Einzelheiten des Gesetzes vom Karma. So sehen Sie, daß man am anthroposophischen Leben teilnehmen soll, weil man viel lernen kann, was sonst nur Allgemeinbegriff bleibt." {{Lit|{{G|108|95ff}}}}
spiritueller Kraft, mit spiritueller Moral werden in Zukunft die Maschinen
</div>
getrieben werden. Diese Kraft ist symbolisiert durch das Tau-Zeichen und wurde schon poetisch angedeutet durch das Bild des
 
Heiligen Gral. Wie der Mensch nicht mehr nur angewiesen ist darauf,
Selbstverständlich ist nicht alles, was im Erdenleben geschieht, ''Wirkung'' des Karma, sondern in jedem Leben werden auch ganz neue ursprüngliche Taten gesetzt, die ihrerseits wieder ''Ursache'' für spätere Wirkungen sind.
zu benützen, was ihm die Natur freiwillig hergibt, sondern wie er die
 
Natur formt und umgestaltet, wie er zum Werkbaumeister des Unlebendigen
== Ab dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Christus der Herr des Karma ==
geworden ist, so wird er zum Werkbaumeister des Lebendigen
 
werden.|93|286}}
{{Siehe auch|karmische Vorschau}}
 
<div style="margin-left:20px">
"Gegen das Ende des 20. Jahrhunderts zu, wird sich wiederum ein bedeutsames Ereignis abspielen; allerdings nicht in der physischen Welt, sondern in den höheren Welten, in derjenigen Welt, die wir zunächst als die Welt des Ätherischen bezeichnen. Und dieses Ereignis wird ebenso grundlegende Bedeutung für die Entwickelung der Menschheit haben, wie das Ereignis von Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Und dadurch, daß dieses Ereignis sich vollzieht, dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, daß eben die Menschen den Christus sehen lernen, schauen werden. Dieses Ereignis ist kein anderes, als daß ein gewisses Amt im Weltenall für die menschliche Entwickelung in dem 20. Jahrhundert übergeht – in einer erhöhteren Weise übergeht, als das bis jetzt der Fall war an den Christus. Christus wird der Herr des Karma für die Menschheitsentwickelung. Und dies ist der Beginn für dasjenige, was wir auch in den Evangelien mit den Worten angedeutet finden: Er werde wiederkommen zu scheiden oder die Krisis herbeizuführen für die Lebendigen und die Toten. – Nur ist im Sinne der okkulten Forschung dieses Ereignis nicht so zu verstehen, als ob es ein einmaliges Ereignis wäre, das auf dem physischen Plan sich abspielt, sondern es hängt mit der ganzen zukünftigen Entwickelung der Menschheit zusammen. Christus wird es obliegen in der Zukunft zu bestimmen, welches unser karmisches Konto ist, wie unser Soll und Haben im Leben sich zueinander verhalten.
 
(...) Der Mensch wird immer mehr und mehr dem Christus Jesus als seinem karmischen Richter begegnen. Und diese Tatsache ist es, die so hereinwirkt in die physische Welt, auf den physischen Plan, daß der Mensch ein Gefühl dafür entwickeln wird in der Art; mit alledem, was er tut, schafft er etwas, gegenüber dem er dem Christus Rechenschaft schuldig sein wird. Und dieses Gefühl, das in einer ganz natürlichen Art im Verlaufe der Menschheitsentwickelung nunmehr auftritt, wird sich umgestalten, so daß es die Seele mit einem Lichte durchtränkt, das von dem Menschen selber ausgeht nach und nach, und das beleuchten wird die Christus-Gestalt innerhalb der ätherischen Welt. Und je mehr dieses Gefühl, das eine erhöhtere Bedeutung noch haben wird als das abstrakte «Gewissen», sich ausbilden wird, desto mehr wird die Äthergestalt des Christus in den nächsten Jahrhunderten sichtbar werden. (...) Einzureihen unseren karmischen Ausgleich dem allgemeinen Erdenkarma, dem allgemeinen Fortschritt der Menschheit, das fällt in der Zukunft dem Christus zu." {{Lit|{{G|131|77ff}}}}
</div>
 
== Unterschied zwischen altem Karma, neuem Karma und Freiheit, sowie sog. Zufall ==
 
Nach Rudolf Steiner gibt es keinen reinen Zufall.<ref>Vgl. GA 34, "Wie Karma wirkt"</ref>
 
Die Unterscheidung zwischen "altem" und "neuem" Karma hält ansonsten einer logischen Überprüfung nicht stand.
 
Der Begriff "neues Karma" ist sinnvoll wegen des Gegenstroms der Zeitachsen in der Evolution<ref>Vgl. Christoph J. Hueck: "Evolution im Doppelstrom der Zeit", Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012</ref>. Von neuem Karma sollte man wohl nur sprechen mit Bezug auf Freiheit. Dabei kann es sich auch um "vorweggenommenes Karma" handeln.
 
Allerdings ist ja die Freiheit, wie sie in die Welt kam, verursacht, also karmisch bedingt. Als Freiheit darf sie dann aber nicht als verursacht gelten. Freiheit kann nicht karmisch bedingt sein, und sie ist es doch nach den Bedingungen ihrer Ermöglichung.
 
Dagegen steht die Lehre vom "Sündenfall". Hiernach hat der Mensch sein ursprünglich "ewiges Leben" der Freiheit der Erkenntnis geopfert.<ref>Vgl. [[GA 122]] und [[GA 101]], S. 115</ref>
 
== Die künftige karmische Physiognomie ==
 
{{GZ|Je mehr das Ich die Herrschaft haben
wird über den Astralleib, desto mehr wird auch der physische Leib
wieder plastisch umgearbeitet werden können. Heute hat der Mensch
sein Karma in sich als Lebenskonto, als die Bilanz alles dessen, was
der Mensch in den verschiedenen Inkarnationen vorbereitet hat. Weil
aber des Menschen Physis sehr wenig das Ich ausdrückt, deshalb hat
der Mensch sein Karma innerlich, unmittelbar; später aber wird es
sich auf seinem Antlitz ausdrücken. In Zukunft wird sich die
Menschheit so entwickeln, daß sie ihr Karma auf dem Antlitz tragen
wird. Nicht mehr das Geborenwerden in einer bestimmten Rasse
oder in einem bestimmten Klima wird das Ausschlaggebende für das
Äußere sein; sondern es wird eine Klasse der guten und eine Klasse
der bösen Menschen geben. Verstehen wir recht den Paulus, der da
sagt: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern der Christus in mir.»
(Vgl. {{B|Gal|2|20|LUT}}) Das, was man das Aufnehmen der Jahve-Christus-Natur nennt, wird sich beim Menschen später im Äußeren zeigen.
Heute ist es dem Menschen noch möglich, Spitzbube zu sein und das
zu verbergen, aber in Zukunft wird der Mensch das Malzeichen
seines Innern an der Stirne tragen.|104a|108f}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
*[[Alfred Russel Wallace]]: ''The World of Life; A Manifestation of Creative Power, Directive Mind and Ultimate Purpose.'' Chapman & Hall, London 1910
# Michael Debus: ''Mondenkarma und Sonnenkarma. Schicksalsverantwortung in den Mysteriendramen von Rudolf Steiner'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2012, ISBN  978-3-7235-1472-6
*Gerald Hüther, Wolfgang Roth, Michael von Brück: ''Damit das Denken Sinn bekommt. Spiritualität, Vernunft und Selbsterkenntnis.'', Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2008, 6. Aufl. 2013
#Hans-Ulrich Stauffer: ''Die Offenbarung des Karmas in Rudolf Steiners vier Mysteriendramen'', Zbinden Verlag 2014, ISBN 978-3859894501
*Czihak, Langer, Ziegler: ''Biologie'', Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1990
#Rudolf Steiner: ''Inkarnationen-Folge, Wiederverkörperung bei Kindestod, Wiedergeburt hoher Individualitäten'' , Berlin, 9. Oktober 1903 (nicht in GA) [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19031009c-02-01.pdf]
*Ellen Baake: Buchbesprechung zu Brian Goodwins: ''Der Leopard, der seine Flecken verliert'', in Spektrum der Wissenschaft, 2/1998, S. 126
#Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
*Dose: ''Biochemie'', Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1994
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
*J. T. Fraser: ''Die Zeit – vertraut und fremd'', Birkhäuser-Verlag, Basel Boston Berlin 1988
#Rudolf Steiner: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), ISBN 3-7274-0990-8 {{Vorträge|099}}
*[[Viktor Gutmann]], Gerhard Resch: ''Die wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie'', 1986
#Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981), ISBN 3-7274-1000-0 {{Vorträge|100}}
*Bernd-Olaf Küppers: ''Der Ursprung biologischer Information'', Piper Verlag, München 1986, S. 261
#Rudolf Steiner: ''Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes'', [[GA 104a]] (1991), ISBN 3-7274-1045-0 {{Vorträge|104a}}
*Dirk Schulze-Makuch, William Bains: ''Das lebendige Universum: Komplexes Leben auf vielen Planeten?'', Springer-Verlag 2019, ISBN 978-3662584293, eBook {{ASIN|B07RQMMFFG}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
*Klaus Podirsky: ''Fremdkörper Erde. Goldener Schnitt und Fibonacci-Folge und die Strukturbildung im Sonnensystem. Die faszinierende These einer gemeinsamen Evolution von Kosmos, Erde und Mensch'', 4. Auflage, Info3-Verlag 2009, ISBN 978-3924391294
#Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), St. Gallen, 21. November 1909 {{Vorträge|108}}
*Marek B. Majorek: ''Rudolf Steiners Geisteswissenschaft: Mythisches Denken oder Wissenschaft?'', 2 Bände, Verlag Narr Francke Attempto, Tübingen 2015, ISBN 978-3772085635, eBook: ASIN B0714F4N5R
#Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1991), ISBN 3-7274-1100-7 {{Vorträge|110}}
*[[Johannes W. Rohen]]: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
#Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
*Johannes W. Rohen: ''Morphologie des menschlichen Organismus'', 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
#Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988) {{Vorträge|131}}
*Paul Emberson: ''Über das Klonen und die verlorene Hierarchie'', Etheric Dimensions Press 2014
#Rudolf Steiner: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990), ISBN 3-7274-1340-9 {{Vorträge|134}}
*Peter Heusser (Hrsg.), Rene Ebersbach (Hrsg.), Johannes Weinzirl (Hrsg.): ''Was ist Leben? Aktuelles zu Wirkursache und Erkenntnis des Lebendigen'', Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie, Band 6, Königshausen u. Neumann 2018, ISBN 978-3826062247
#Rudolf Steiner: ''Wiederverkörperung und Karma und ihre Bedeutung für die Kultur der Gegenwart'', [[GA 135]] (1990), ISBN 3-7274-1352-2 {{Vorträge|135}}
*Rudolf Steiner: ''Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit'', [[GA 83]] (1981), ISBN 3-7274-0830-8 {{Vorträge|083}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenschicksale und Völkerschicksale'', [[GA 157]] (1981), ISBN 3-7274-1571-1 {{Vorträge|157}}
*Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
#Rudolf Steiner: ''Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben'', [[GA 172]] (2002), ISBN 3-7274-1720-X {{Vorträge|172}}
*Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
#Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
*Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
#Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}}
*Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
#Rudolf Steiner: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus.'', [[GA 176]] (1982), ISBN 3-7274-1760-9 {{Vorträge|176}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
#Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben'', [[GA 181]] (1967), Berlin, 12. März 1918 {{Vorträge|181}}
*Rudolf Steiner: ''Mysterienstätten des Mittelalters'', [[GA 233a]] (1991), ISBN 3-7274-2335-8 {{Vorträge|233a}}
#Rudolf Steiner: ''Die Sendung Michaels'', [[GA 194]] (1994), ISBN 3-7274-1940-7 {{Vorträge|194}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band'', [[GA 235]] (1994), ISBN 3-7274-2350-1 {{Vorträge|235}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band'', [[GA 236]] (1988), ISBN 3-7274-2360-9 {{Vorträge|236}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band'', [[GA 237]] (1991), ISBN 3-7274-2370-6 {{Vorträge|237}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Fünfter Band'', [[GA 239]] (1985), ISBN 3-7274-2390-0 {{Vorträge|239}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992), ISBN 3-7274-2401-X {{Vorträge|240}}
#Uwe Buermann (Hrsg.): ''Die Anschauung des Karmas bei Rudolf Steiner'', Band 1 und Band 2, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2010
#Michaela Glöckler: ''Begabung und Behinderung'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2004


{{GA}}
{{GA}}
== Weblinks ==
* [http://www.anthroposophie.net/peter/schicksal.htm Rätselhaftes Schicksal] - Eine elementare Betrachtung zu Reinkarnation und Karma.
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Karmatabelle.pdf Karmatabelle] - karmische Zusammenhänge im Überblick.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references/>


[[Kategorie:Grundbegriffe]]
[[Kategorie:Naturwissenschaften]] [[Kategorie:Ethisches Prinzip]] [[Kategorie:Ethisches Gut]] [[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Leben|!]] [[Kategorie:Natur]] [[Kategorie:Mensch]]
[[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Wertvorstellung]]
[[Kategorie:Reinkarnation]]
[[Kategorie:Viergliederung des Menschen|304]]
[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]]
[[Kategorie:Lebenssinn]]
[[Kategorie:Religion]]
[[Kategorie:Modalität|504]]
[[Kategorie:Karma|!]]

Version vom 12. Juli 2019, 13:29 Uhr

Leben (griech. ζωή zoé; lat. vita; hebr. חִיִּים Chajim) ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine zusammenfassende Bezeichnung für jene nur unscharf zu definierenden Eigenschaften, durch die sich Lebewesen von toter Materie unterscheiden. Durch seine Vitaliät (lat. vitalis „lebensfähig“) vermag sich ein Organismus innerhalb gewisser Grenzen einer wechselnden Umwelt anzupassen, sich selbst beständig zu regenerieren und so gegen Alter und Krankheit anzukämpfen.

Aus anthroposophischer Sicht ist alles Leben kosmisch-ätherischen Ursprungs. Am Anfang der Erdentwicklung war die Erde als Ganzes ein lebendiges Wesen, aus dem sich erst allmählich zunächst riesenhafte Einzellebenwesen von noch sehr flüchtiger und wandelbarer Gestalt abgesondert haben. Leben auf zellulärer Basis ist laut Rudolf Steiner erst viel später entstanden. Die Gesamtheit der irdischen Lebewesen bildet die Biosphäre (von griech. βίος bíos „Leben“ und σφαίρα sphairaKugel“) der Erde. Sie reicht von etwa 5 km unter der Erde bis ca. 60 km hinauf in die Erdatmosphäre.

Was ist Leben?

Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt, leider! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennts die Chemie,
Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie.

Goethe: Faust I, Studierzimmer

In den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen wird das Leben sehr unterschiedlich definiert. Der österreichische Quantenphysiker Erwin Schrödinger (1887-1961) charakterisierte es ganz knapp so:

„Wie entzieht sich der lebende Organismus dem Zerfall? Die Antwort lautet offenbar: Durch Essen, Trinken, Atmen und (im Falle der Pflanzen) durch Assimilation. Der Fachausdruck heißt Metabolismus. Das griechische Wort (μεταβαλλειν) bedeutet Wechsel oder Austausch.“

Erwin Schrödinger: Was ist Leben, Piper Verlag, München 1987, S. 102[1]

Auf physikalischer Ebene erscheint ein lebendes Sytem als offenes System fern vom thermodynamischen Gleichgewicht, das seinen hohen inneren Ordnungsgrad durch beständige Energiezufuhr aufrechterhält. Im engeren biochemischen Sinn sind Lebewesen "diejenigen Naturkörper, die Nucleinsäuren und Proteine besitzen und imstande sind, solche Moleküle selbst zu synthetisieren." (Lit.: Czihak, Langer, Ziegler, S 1) Aus biologischer Sicht sind die wesentlichsten Merkmale des Lebens ein beständiger Stoff-, Energie- und Informationsaustausch mit der Umgebung und die Fähigkeit zu Wachstum, Regeneration und Reproduktion. Durch alle diese verengenden Definitionen, so nützlich sie im Einzelfall sein mögen, werden jedoch jeweils nur einzelne Aspekte, nicht aber das Gesamtphänomen des Lebens erfasst. Es entspricht daher einem ehrlichen naturwissenschaftlichen Selbstverständnis, zu bekennen:

„Die Definition eines lebenden Systems oder Organismus können wir als Naturwissenschaftler noch immer nicht geben. Wir sind lediglich in der Lage, lebenden Systemen bestimmte Eigenschaften zuzuordnen. Viele Eigenschaften der lebenden Organismen sind aber noch nicht genügend erforscht und können nicht genau angegeben werden.“ (Lit.: Dose, S 1)

Im allgemeinsten und umfassendsten Sinn charakteristisch für jegliches Leben ist die dynamische, gesetzmäßig sich entwickelnde, sich bewahrende und vervielfältigende und für jede Lebensform unverwechselbar typische Form. Das hat vielleicht Goethe am klarsten erkannt und in seiner Metamorphosenlehre ausführlich beschrieben und dabei wesentliche Grundgesetze aller lebendigen Formbildungsprozesse aufgedeckt.

„Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine Mehrheit; selbst insofern es uns als Individuum erscheint, bleibt es doch eine Versammlung von lebendigen selbständigen Wesen, die der Idee, der Anlage nach gleich sind, in der Erscheinung aber gleich oder ähnlich, ungleich oder unähnlich werden können. Diese Wesen sind teils ursprünglich schon verbunden, teils finden und vereinigen sie sich. Sie entzweien sich und suchen sich wieder und bewirken so eine unendliche Produktion auf alle Weise und nach allen Seiten.
Je unvollkommener das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich, und desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommner das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die Teile einander. In jenem Falle ist das Ganze den Teilen mehr oder weniger gleich, in diesem das Ganze den Teilen unähnlich. Je ähnlicher die Teile einander sind, desto weniger sind sie einander subordiniert. Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommneres Geschöpf.“

Goethe: Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet.[2]

Goethe erkannte nicht nur, dass sich die Elemente eines lebendigen Systems aufeinander beziehen und wechselseitig bedingen, sondern dass jedes Einzelne zugleich auch in ganz spezifischer Weise von der charakteristischen Eigenart des Ganzen bestimmt wird und beide, das Einzelne wie das Ganze, sich dabei von einer ideellen Grundform, dem Typus, ableiten. Der Typus tritt dabei als solcher nicht äußerlich in Erscheinung und kann nur ideell, d.h. durch innere geistige Anschauung, erfasst werden, wirkt aber gestaltend im Ganzen wie auch in jedem einzelnen seiner Glieder. Äußere Einflüsse wirken zwar modifizierend, aber nicht grundlegend bestimmend auf die äußere Ausprägung des Typus ein. Veränderte Klima- und Bodenverhältnisse beeinflussen zwar die Wachstumsgestalt einer Pflanze, aber eine Rose bleibt dabei doch immer eine Rose und eine Lilie eine Lilie. Die Gestalt eines amorphen toten Körpers ist demgegenüber rein zufällig oder von außen her bestimmt. Kristalle mit ihrer starken Formbildungstendenz bilden bereits eine interessante Übergangsstufe zum Reich des Lebendigen und es ist mehr als bloßer Zufall, dass Kristalle, wenn sie sich in hauchdünnen Schichten abscheiden, geradezu pflanzlich anmutende Muster zeigen, wie wir sie etwa von den Eisblumen kennen. Der fertige Kristall ist zwar weitgehend tot, aber er ist das Ergebnis eines lebendigen Bildungsprozesses.

Der physische Leib hat keine eigenständige, dauerhafte Realität; diese wird ihm erst durch das Leben verliehen. Den stofflichen physischen Leib haben wir mit den Mineralien gemeinsam. Mineralien sind unbelebte, bewusstlose stoffliche Körper. Was unseren physischen Leib von den Mineralien aber sehr deutlich unterscheidet, ist, dass diese für oftmals lange Zeit weitgehend unverändert in der äußeren Welt existieren können, während unser stofflicher Körper, rein für sich genommen, sofort zu zerfallen beginnt, wenn er nicht von Lebenskräften durchdrungen wird. Ein menschlicher physischer Körper allein genommen ist bloßer Leichnam, der, wenn er nicht gerade einbalsamiert wird, sehr rasch der Verwesung anheim fällt.

Sehr entscheidend ist nun folgende Frage: ist das Leben bloß eine sehr komplexe Funktion des physischen Leibes, wie es der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Anschauung ganz selbstverständlichen entspricht, oder handelt es sich dabei um eine eigenständige Realität, die auch unabhängig vom stofflichen Körper in gewisser Weise existieren kann? Ist das Leben vielleicht sogar die primäre Wirklichkeit und der stoffliche Körper nur eine sekundäre, abgeleitete Erscheinung? Vielleicht sind die biochemischen Prozesse im Körper ja bloß eine Wirkung des Lebens und gar nicht dieses selbst! So wie wir etwa das Licht in Wahrheit gar nicht kennen, sondern nur seine Wirkungen, durch die es die materielle Welt in den verschiedensten Farben erglänzen lässt. Das mag zwar für das moderne Denken zunächst geradezu provokant und paradox erscheinen, stellt unsere ganzen modernen Überzeugungen völlig auf den Kopf - ist aber dennoch bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach von der Hand zu weisen. Der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass sich das Leben - und noch weniger das Bewusstsein - nicht durch rein materielle Prozesse befriedigend erklären lässt:

"Weshalb ist es den Biologen bis heute nicht gelungen, den Unterschied zwischen dem Gegenstand ihres Faches - dem Lebendigen - und dem noch nicht Belebten oder nicht mehr Lebenden herauszufinden? Noch immer bleiben alle Versuche, diesen Unterschied herauszuarbeiten, auf der Ebene der Auflistung all jener Merkmale stecken, die sich als beobachtbare, mit objektiven Verfahren messbare Phänomene beschreiben lassen. Ebenso wenig lässt sich auch genau das beobachten, isolieren und messen, was einen Menschen ausmacht- seine Vorstellungen, seine Wünsche, seine Sehnsüchte, seine inneren Haltungen und seine festen Überzeugungen. All das also, was letztlich darüber bestimmt, wie und wofür er nicht nur sein Gehirn und seinen Körper, sondern auch das Gehirn und den Körper all jener strukturiert, die mit ihm in Beziehung treten, die mit ihm auf eine ebenso wenig messbare Weise verbunden sind.

Offenbar existiert hinter der Welt der materiellen, beobachtbaren und messbaren Phänomene, die das Lebendige hervorbringt, noch eine immaterielle, unsichtbare und nicht messbare geistige Welt. Sie bleibt dem seit der Aufklärung so erfolgreich zum Erkennen, Analysieren und Gestalten der äußeren Welt eingesetzten technischen Instrumentarium und den diesem Vorgehen zugrundeliegenden Mustern des Wahrnehmens, Fühlens, Denkens und Handelns verborgen." (Lit.: Hüther, S 35)

In der Pflanzenwelt lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am besten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch Photosynthese unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das Wesen der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur Sonne hin orientiert ist. Das Blattgrün, das Chlorophyll, mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie solange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der materiellen Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden.

Wirkliches Verständnis für das Lebendige lässt sich nur durch ein lebendiges künstlerisch-bildhaftes Denken gewinnen:

„Wenn man in dem Sinn, wie ich es charakterisiert habe, versucht, zu einer geistigen Anschauung aufzusteigen, dann kommt man, indem man durchaus von dem geschulten naturwissenschaftlichen Denken der Gegenwart ausgeht, zu dem, was ich charakterisierte als ein lebendiges Denken, als ein bildhaftes Denken. Mit diesem bildhaften Denken fühlt man sich nun auch gerüstet, dasjenige, ich möchte sagen, wie mathematisch, aber jetzt qualitativ, zu begreifen, was mit der gewöhnlichen Mathematik und Geometrie nicht zu begreifen ist: das Lebendige. Mit dem lebendigen Gedanken fühlt man sich geeignet, das Lebendige zu ergreifen.

Indem dasjenige, was, sagen wir, in bloßen chemischen Verbindungen der unorganischen Welt wirkt, von uns überschaut wird, ist - wenn ich mich jetzt populär aussprechen darf - das, was da wirkt an Stoffen und Kräften, in einem mehr oder weniger labilen Gleichgewicht. Immer labiler und labiler wird das Gleichgewicht, immer komplizierter und komplizierter wird das Ineinanderwirken, je mehr wir heraufsteigen zum Lebendigen. Und in demselben Maße, wie das Gleichgewicht labiler wird, entreißt sich das lebendige Gebilde der quantitativen Erfahrung; und erst dem lebendigen Gedanken wird es so zugänglich, daß er sich mit dem lebendigen Gebilde so verbinden kann wie der mathematische Gedanke mit dem leblosen. Dadurch aber gelangen wir - ich habe schon in einem der früheren Vorträge darauf hingewiesen, daß ich damit eigentlich für viele heutige Denker etwas Horribles sage -, dadurch gelangen wir herauf zu einem Erkenntnisstandpunkt, der kontinuierlich überführt das gewöhnliche, logische, abstrakte Denken in eine Art künstlerischen Denkens, in eine Art künstlerischer Anschauung, die aber durchaus innerlich so exakt ist, wie nur jemals die Mathematik oder Mechanik exakt sein können.

Ich weiß, wie sehr man davor zurückschreckt von seiten des modernen Wissenschaftsgeistes aus, dasjenige, was exakt sein will, überzuführen in das Künstlerische, in das, was sich, indem die Qualität mitwirkt, im Menschen zu einer Art qualitativen Mathesis gestaltet. Aber was nützt denn alle Erkenntnistheorie, die da deklamiert, daß wir zu einer Erkenntnis der Objektivität doch nur kommen könnten, wenn wir von Schlußfolgerung zu Schlußfolgerung fortschreiten und uns ja hüten müßten, irgend etwas von einem solchen künstlerischen Wesen in die Erkenntnis einzubeziehen, wenn die Natur, die Wirklichkeit auf einer gewissen Stufe eben künstlerisch wirkte, so daß sie sich nur einem künstlerischen Erkennen ergeben würde.

Insbesondere gelangen wir nicht zu dem, was den menschlichen Organismus so von innen heraus gestaltet, wie ich das vorgestern beschrieben habe - was als eine Art erster übersinnlicher Mensch in uns wirkt -, wenn wir nicht dasjenige, was zusammenfügendes Denken ist, in eine Art künstlerische Gestaltung einlaufen lassen, wenn wir nicht aus einer qualitativen Mathematik heraus die menschliche schaffende Gestalt nachschaffen können. Wir brauchen nur beizubehalten den Geist der Wissenschaftlichkeit und aufzunehmen den Geist des Künstlerischen.“ (Lit.:GA 83, S. 94f)

Gene - Bauplan des Lebens?

Es entspricht einem weit verbreiteten modernen Vorurteil, dass sich die Gestalt eines jeglichen Lebewesens aus seiner genetischen Grundlage verstehen lasse. Zweifellos sind die Gene und die in ihnen enthaltenen Nukleinsäuren Träger wichtiger biologisch relevanter Information, doch diese allein reicht nicht aus, die Gestalt eines Lebewesens zu erklären. Tatsächlich lässt sich nicht einmal die Struktur der einfachsten lebendigen Zelle aus den Genen ableiten. Die Biologin Ellen Baake sagt daher zu Recht:

„Kaum jemand bestreitet, daß selbst die vollständige Kenntnis der genetischen Ausstattung eines Organismus bei weitem nicht dafür ausreichen würde, seine Eigenschaften vorauszusagen.“ (Lit.: Baake, S. 126)

Dass in den Molekülen der DNS die Information über die für ein Lebewesen wesentlichen Proteine gespeichert werden und bei Bedarf abgerufen werden kann, ist ein unbestreitbares, wissenschaftlich gut erforschtes Faktum. Das sagt aber nichts über den konkreten Inhalt der gespeicherten Information aus. Genau diesen konkreten Inhalt müssten wir aber erfassen, wenn wir verstehen wollen, wie sich das Leben in seinen einzelnen physischen Erscheinungen manifestiert.

„Naturgesetzlich erklären läßt sich daher nur das «Dasein» biologischer Strukturen, nicht aber ihr «Sosein». Das «Sosein» spiegelt die historische Einzigartigkeit lebender Systeme wider und entzieht sich prinzipiell einer naturgesetzlichen Beschreibung. Dies bedeutet: Der Ursprung biologischer Information läßt sich zwar als allgemeines Phänomen erklären, die biologische Information ist jedoch nicht in ihrem konkreten Inhalt aus den Gesetzmäßigkeiten der Physik und Chemie ableitbar.“ (Lit.: Küppers, S. 261)

Und J.T. Fraser präzisiert noch weiter:

„Entgegen der Annahme, daß gewisse körperliche Kennzeichen in den Genen verankert seien, vermitteln diese wunderbaren tanzenden Dinge nicht «vom Vater die Statur, vom Mütterchen die Frohnatur». Nirgendwo ist im Verlauf und beim Kopieren der ursprünglichen Melodie etwas darüber gesagt worden, wie eine Zelle gebaut ist, ganz zu schweigen vom Körper. Das ursprüngliche Lied wird mit vielen Veränderungen nur als Fahrplan gebraucht, das den Ribosomen zeigt, wie und in welcher Reihenfolge sie Aminosäuren lehren können, einer bestehenden Umwelt Komponenten zu entnehmen, damit sie Proteine herstellen können.“ (Lit.: Fraser, S. 183)

Marek B. Majorek schreibt:

„Selbst wenn man aber auf der Basis der im Genom befindlichen „Information“ die Synthese bestimmter Proteine in bestimmten Zellarten erklären könnte, wäre das Rätsel der Morphogenese noch nicht gelöst. Denn das Hauptproblem des gegenwärtigen Erklärungsparadigmas liegt nicht darin, dass es nicht imstande ist, die Differenzierung der Zygote in unterschiedliche Zellarten befriedigend zu erklären, sondern dass es überhaupt nicht imstande ist, die Entstehung selbst einer einzigen Zelle, geschweige denn eines komplexen Organismus zu erklären. Im Erfolgsrausch der täglich neuen punktuellen Entdeckungen auf immer tieferen Ebenen der subzellularen Prozesse wird nämlich die unangenehme Tatsache völlig übersehen, dass die moderne Molekularbiologie uns im besten Fall Teileinsichten in die Mechanismen bietet, welche zur Fabrikation der Rohstoffe des Organismus, der Proteine, führen, dass sie uns aber keine Einsicht darin gibt, wie aus diesen Rohstoffen die komplexen Strukturen einer Zelle entstehen können, geschweige denn wie es dazu kommt, dass aus Millionen oder sogar Milliarden unterschiedlichen Zellen komplexe Organe gebildet werden und wie diese komplexen Organe zu einem harmonischen und weisen Zusammenwirken innerhalb eines Organismus gelangen.“ (Lit.: Majorek, S. 555)

Dass den Genen und den an der Morphogenese beteiligten musterbildenden Morphogenen dennoch eine wichtige Rolle zukommt, soll deshalb keineswegs geleugnet werden, denn sie stellen das geeignet bildsame Material bereit, das von dem gestaltenden Licht und anderen verwandten Kräften durchformt werden kann, die Rudolf Steiner zusammenfassend als ätherische Bildekräfte bezeichnet hat. Insoweit ein lebendiges Wesen diese Kräfte auf unverwechselbare Weise in seinen Organismus aufnimmt, darf man von einem Bildekräfte- oder Ätherleib sprechen, der als eigenständige Realität im physischen Leib wirkt und diesen am Leben erhält. Mit dem Tod zieht sich dieser Ätherleib vom physischen Körper zurück und überlässt ihn dem dann unausweichlichen Zerfall.

Seit den 1940er Jahren beschäftigt sich Johannes W. Rohen mit goetheanistischen und anthroposophischen Ideen zur Anthropologie. Die Frucht dieser Studien publizierte er im Jahr 2000 in seinem Buch: „Morphologie des menschlichen Organismus - Versuch einer goetheanistischen Gestaltlehre des Menschen“ und 2009 in: „Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners“. Rohen stützt sich dabei auf die von Rudolf Steiner beschriebene funktionelle Dreigliederung des menschlichen Organismus und zeigt, wie die höheren Wesensglieder des Menschen, also der Ätherleib, der Astralleib und das Ich, konkret an der Gestaltung des anatomisch fassbaren physischen Leibes mitwirken.

„Der moderne Mensch wird natürlich an dieser Stelle sofort auf das Genom verweisen, in dem ja alle diese «ätherischen» Lebensprozesse, wie Vererbung, Rhythmik und Entwicklung, als «Programm» fixiert seien. Es ist natürlich richtig, dass die Chromosomen mit ihrer DNA ein genetisches Programm enthalten, das vom Organismus «nur» abgerufen zu werden braucht, um die entsprechenden Entwicklungsvorgänge in Gang zu setzen. Man hat diesen DNA-Code berechtigterweise mit einer Schrift verglichen, die insgesamt einen Text darstellt, der dann die «Befehle» für die notwendigen Lebensprozesse in der jeweiligen Entwicklungsphase erteilen soll. Derjenige, der sich mit diesen Erklärungen zufriedengibt, übersieht einen kardinalen Denkfehler. Wer liest denn diese Schrift - und wer erteilt letztlich die «Befehle»!? Ein chiffrierter Code hat ja keinen Inhalt - wie der Computer mit seinen zwei Zeichen (ja und nein oder + und -) zwar alles ver- und entschlüsseln kann, aber über die Bedeutung, d.h. den eigentlichen Inhalt, natürlich niemals etwas aussagen kann. Im Genom haben wir zwar eine «Geheimschrift des Lebendigen», nicht aber das Lebendige selbst vor uns. Der Ätherleib ist es der diese Schrift entziffern und in «Befehle» umsetzen kann.“

Johannes W. Rohen: Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners (2009), S. 21

Lebendiges Wasser – Leben abseits des Gewohnten

Begreift man das Leben wie Goethe als gesetzmäßig sich metamorphosierende Form, dann öffnet sich dadurch ein Tor, das Leben auch dort zu verfolgen, wo es sich nicht auf der Basis von Eiweißmolekülen entfaltet. Tropfbar flüssiges Wasser, das für alle irdischen Lebewesen unverzichtbar ist, hat selbst eine starke Tendenz, geordnete innere Strukturen zu bilden, die sich selbst dynamisch erstaunlich stabil erhalten und reproduzieren. Liegt der Ursprung des Lebens im Wasser?

Wasser selbst ist jedenfalls im eben genannten Sinn lebendig und es ist umso lebendiger, je reichere innere Strukturen es zu bilden vermag. Davon ausgehend kann man auch die biologische Wirksamkeit homöopathischer Präparate besser verstehen. Zu deren Bereitung wird eine Urtinktur, beispielsweise eine konzentrierte Silbersalzlösung, schrittweise mit einem Alkohol/Wasser-Gemisch verdünnt. Durch das Silber bilden sich in der Lösung ganz spezifische geordnete Strukturen aus, gleichsam als Hohlräume, die die gelösten Silberionen umgeben. Durch die schrittweise Verdünnung („Potenzierung“) wird das Silber bei genügender Potenzierung allmählich völlig aus der Lösung entfernt, doch die geordneten Strukturen, die „Hohlräume“, bleiben, wenn die Lösung beim Verdünnen in richtiger Weise geschüttelt und dadurch dynamisiert wird, erhalten und reproduzieren sich sogar. So wird Strukturinformation vom Silber auf das Lösungsmittel übertragen. Die „Hohlräume“ sind das Komplement, das Negativbild, der strukturierenden Silberkräfte und wirken dort heilend, wo das materielle Silber krankmachend ist.

Das Vorhandensein solcher Strukturen lässt sich spektroskopisch klar nachweisen[3] und durch die sogenannten bildschaffende Verfahren, die nach Anregungen Rudolf Steiners entwickelt wurden, sogar sichtbar darstellen, etwa durch die Steigbildmethode oder die Tropfbildmethode, die in der Pharmazeutik auf anthroposophischer Basis längst zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden sind, um die Vitalqualität von Heilmitteln zu überprüfen. Wir haben damit ein einfaches Beispiel gegeben, wie biologisch relevante Information gebildet, übertragen und verarbeitet wird.

Der kosmische Ursprung der biologischen Information

Das ist die Eigenschaft der Dinge:
Natürlichem genügt das Weltall kaum;
Was künstlich ist, verlangt geschloßnen Raum.

Goethe: Faust II, Laboratorium

In der Pflanzenwelt lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am besten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch Photosynthese unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das Wesen der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur Sonne hin orientiert ist. Das Blattgrün, das Chlorophyll, mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie solange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der materiellen Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden.

Der wahre Ursprung der biologischen Information liegt aus anthroposophischer Sicht nicht in den Genen, er ist auch sonstwo nirgends auf Erden zu finden, sondern er ist im Kosmos zu suchen, primär in den gestaltentenden Kräften des Sonnenlichts selbst, sekundär aber auch in den Wirkungen anderer Himmelskörper. Dass der Mond einen bedeutsamen Einfluss auf das Pflanzenwachstum hat, ist seit alten Zeiten bekannt. Aber auch die Planeten unseres Sonnensystems hinterlassen ihre Spuren in allem irdischen Leben. So korrespondieren viele Wachstumsrhythmen der Pflanzen signifikant mit den verschlungenen Bewegungsrhythmen der Himmelskörper. All das lässt sich streng wissenschaftlich beobachten und beschreiben, sofern man nur gewillt ist, den Blick von der Erde zum Himmel zu erheben und zusammenzuschauen, was scheinbar so weit auseinanderliegt.

Wie ist das Leben entstanden?

"Für die Geistesforschung kann sich die Frage, wie das Lebendige entstanden ist, gar nicht stellen, sondern lediglich die Frage: Wie ist das Tote entstanden? - Ich habe Ihnen das schon einmal an einem Vergleich begreiflich zu machen versucht. Schauen Sie sich die Steinkohle an: sie ist jetzt nichts weiter als Stein, und dennoch, wenn Sie Jahrmillionen in unserer Erdentwickelung zurückverfolgen könnten, dann würden Sie feststellen, wie das, was da in der Steinkohle ist, von riesigen Farnwäldern herstammt, die verkohlt sind. Was ist also die Steinkohle? Aus ganzen Wäldern ist sie entstanden; ganz und gar lebendig war die heute tote Steinkohle.

Könnten Sie sich den Meeresboden anschauen, so würden Sie mancherlei Kalkgebilde finden. Wenn Sie Meerestiere beobachten würden, so könnten Sie sehen, daß diese Tiere fortwährend Kalk absondern. Diese Kalkschale ist das, was als festes Material bleibt. Sie haben hier wiederum das Tote als Produkt des Lebendigen. Hätten Sie die übersinnlichen Wahrnehmungsorgane entwickelt, um entsprechend weit in der Erdentwickelung zurückzugehen, so würden Sie finden, daß alles Tote vom Lebendigen kommt, daß auch der Bergkristall und der Diamant, überhaupt alles Tote, vom Lebendigen herstammt. In der äußeren Natur ist das Versteinern ein ähnlicher Prozeß wie die Entstehung des Knochensystems in uns. Sie wissen, es gibt auch Fische, die noch kein Knochensystem haben. Beim Menschen finden Sie in früheren Zuständen auch noch keine Knochen, nur Knorpel. Alles Knochensystem ist eine Art von beginnendem Leblosen im Menschen. Es ist derselbe Prozeß der Verdichtung.

So haben Sie sich auch den lebendigen Erdenkörper vorzustellen. Der ganze Erdenkörper ist ein lebendiger Organismus. Die richtige Frage ist also: Wie ist das Tote, das Leblose, entstanden? - Es ist eine der unsinnigsten Fragen: Wie ist das Lebendige aus dem Toten entstanden? - weil das Lebendige zuerst war und das Tote sich als Versteinerung, als Verhärtung abgesondert hat. So gab es einst auf unserem ganzen Erdkörper Leben, und das Leben, das damals vorhanden gewesen ist, als es noch kein Totes gab, war ursprünglich lebendige Materie." (Lit.: GA 96, S. 35f)

Etwas von diesen ursprünglichen Lebenskräften der Erde ist noch in der fünften Schicht des Erdinneren, der sog. Fruchterde, enthalten.

„Und die fünfte Schicht, die Fruchterde, hat die Eigentümlichkeit, daß sie als Material selbst von einer unendlichen Fruchtbarkeit ist. Wenn Sie einen Teil dieser Erdenschicht haben würden, so würde sie fortwährend aus sich heraus neue Triebe und Sprossen hervorsprießen lassen; strotzende Fruchtbarkeit ist das Element dieser Schicht.“ (Lit.:GA 107, S. 178)

Im engeren und eigentlichen Sinn ist das Leben allerdings erst während der Erdentwicklung entstanden, als sich der Lebensäther bildete, den es auf den vorangegangenen planetarischen Weltentwicklungsstufen noch nicht gegeben hatte. Das war etwa zu jenem Zeitpunkt, als der Mensch als Ich-begabtes Wesen als Folge des Sündenfalls während der lemurischen Zeit erstmals auf die sich gleichzeitig zum festen kristallinen Erdelement verdichtende Erde herabstieg. Nur der Lebensäther vermag des feste Erdelement zu durchformen.

„Sie werden sagen: Haben denn die Dinge nicht früher gelebt? - Meine lieben Freunde, wie das ist, können Sie am Menschen selber lernen. Ihr Ich und Ihr astralischer Leib haben nicht das Leben und wesen eben doch. Das Geistige, das Seelische braucht nicht das Leben. Erst bei Ihrem Ätherleib fängt das Leben an, und es ist das etwas äußerlich Hüllenhaftes. Und so kommt auch das Leben erst nach dem Mondendasein mit dem Erdendasein in den Bereich derjenigen Evolution hinein, der eben unsere Erde angehört. Die farbenschillernde Welt wurde durchlebt. Nicht nur, daß jetzt Angeloi, Archangeloi und so weiter Sehnsucht empfingen, Finsternis in Licht, Licht in Finsternis hineinzutragen und dadurch im Planeten das Farbenspiel hervorzurufen, sondern es trat dieses auf, innerlich zu erleben dieses Farbenspiel, es innerlich zu machen. Zu erleben, wenn Finsternis innerlich das Licht dominiert, Schwachheit zu fühlen, Lässigkeit zu fühlen; dagegen wenn Licht die Finsternis dominiert, Aktivität zu fühlen. Denn was ist es, wenn Sie laufen? Wenn Sie laufen, ist es eben so, daß Licht in Ihnen die Finsternis dominiert; wenn Sie sitzen und faul sind, dominiert die Finsternis das Licht. Es ist seelisches Farbenwirken, seelisches Farbenschillern. Von Leben durchsetztes, durchströmtes Farbenschillern trat auf, indem die vierte Hierarchie, der Mensch, kam. Und in diesem Augenblicke des kosmischen Werdens fingen die Kräfte, die da regsam wurden im Farbenschillern, an, Konturen zu bilden. Das Leben, das die Farben innerlich abrundete, abeckte, abkantete, rief das feste Kristallinische hervor. Und wir sind im Erdendasein drinnen.“ (Lit.:GA 233a, S. 23f)

Im Zuge dieser Entwicklung bildete sich allerdings auch die sog. flüssige Erde als zweite Schicht des Erdinneren aus, die eine weiche, plastisch fließende Zone lebenszerstörender Kräfte ist und darum von Rudolf Steiner auch als Todesbezirk bezeichnet wird. Sie liegt unmittelbar unter der kristallinen mineralischen Erde.

„Die zweite Schicht versteht man nur, wenn man sich durchringt zu der Idee einer Materie, die derjenigen, die wir kennen, entgegengesetzt ist. Es ist ein negatives Leben, der Gegensatz zum Leben. Alles Leben erstirbt hier. Eine Pflanze, ein Tier, das man da hinein versenkte, würde unmittelbar vernichtet werden, aufgelöst in der Masse. Diese zweite halbflüssige Umhüllung, welche die Erde umgibt, ist in Wahrheit ein Todesbezirk.“ (Lit.:GA 94, S. 108)

Ätherische Bildekräfte

Hauptartikel: Bildekräfte

Das Licht, als typischste dieser Ätherkräfte, ist von nicht-materieller und übersinnlicher Natur – wir machen uns nur gewöhnlich allzu materialistische Vorstellungen davon, die uns über diese Tatsache hinwegtäuschen. Niemand noch hat das Licht mit sinnlichen Augen gesehen! Was wir einzig sehen, sind die glänzenden Farberscheinungen, die das Licht auf die Oberflächen der materiellen Welt zaubert. Die ganze Farbenfülle, die uns aus der Natur entgegen leuchtet, die strahlende Aureole einer Kerzenflamme, selbst die blendende Erscheinung der Sonnenscheibe sind nur Wirkungen des Lichtes, aber nicht dieses selbst. Ein Raum mag ganz und gar von Licht durchflutet sein – er erscheint uns solange vollkommen finster, als nicht materiellere Gegenstände, und seien es auch nur die feinsten Stäubchen, in ihn eintreten und das Licht an ihrer Oberfläche farbig erglänzen lassen. Der nächtliche Sternenhimmel ist dafür das beste Beispiel. Zwar sehen wir die leuchtenden Sterne, dazwischen aber ist der Himmel finster, obwohl er ganz und gar von allen Seiten vom Sternenlicht durchströmt wird. Wie uns die moderne Physik lehrt, ist das Licht letztlich reine strahlende Energie, und die zeitgenössische Kosmologie geht davon aus, dass der ganze äußere Kosmos aus einem gewaltigen lichtartigen Energieblitz, dem vielzitierten Urknall, entstanden sei und dass sich die Materie erst allmählich aus dieser ursprünglichen Energieflut herauskristallisiert hat. Materie ist, populär ausgedrückt, so etwas wie "gefrorenes" Licht. Die nichtmaterielle übersinnliche Lichtenergie ist also die primäre Realität und die Materie selbst nur eine sekundäre Erscheinung.

Die primäre kosmische Energie ist keineswegs als blind wirkende Kraft anzusehen, sondern sie trägt in sich alle die Naturgesetze, die unsere Welt beherrschen und von denen wir heute erst jene annähernd durchschauen, welche in der toten trägen Materie eingefangen wurden. Diese Naturgesetze sind gleichsam die dem Kosmos innewohnende schaffende Intelligenz, die unsere Welt gestaltet. Etwas von dieser Intelligenz, die in der gesetzmäßigen Struktur der Materie begraben ist, haben wir heute bereits entdeckt. Die weit größere schöpferische Intelligenz, die den Lebenserscheinungen zugrunde liegt, kennen wir noch sehr wenig. Dass wir uns diese kosmische Intelligenz nicht allzu anthropomorph analog unserem kleinen menschlichen Verstand vorstellen dürfen, versteht sich von selbst. Dieser mag höchstens ein matter Abglanz derselben sein. Indem wir zugeben, dass Naturgesetze in unserer Welt wirken, dass das Naturgeschehen nicht vollkommen regellos und willkürlich abläuft, – und das müssen wir als Naturwissenschaftler, der gerade diese Gesetze zu entdecken sucht, zwangsläufig – dann geben wir damit auch implizit zu, dass eine derartige Intelligenz in der Welt waltet.

Man liegt nicht ganz falsch, wenn man die Ätherkräfte als Gedankenlichtkräfte bezeichnet. Nur muss man sich dabei klar sein, dass das, was hier mit "Gedanken" gemeint ist, sich nicht mit den blassen Gedankenschatten vergleichen lässt, die wir durch unseren abstrakten Verstand bilden. Unsere menschlichen Gedanken sind nur wesenlose, kraftlose Schatten, sind bloße Bilder ohne eigenständige Wirklichkeit - die hier gemeinten ätherischen Gedankenlichtkräfte sind dagegen gesetzmäßig in der äußeren Welt real tätige wirkende Naturkräfte. Der Ätherleib, sei es nun der des Menschen, der eines Tieres oder der einer belebten Pflanze, darf dementsprechend als Gedankenlichtleib bezeichnet werden. Was wir mit unserem irdischen Verstand etwa mit dem Allgemeinbegriff, mit der Idee der "Rose" zu erfassen meinen, ist in Wahrheit der in sich konsolidierte Gedankenlichtleib, der eine heranwachsende Pflanze zur Rose ausgestaltet. Johann Wolfgang von Goethe, der sich ja sehr vielfältigen Pflanzenstudien gewidmet hat und daraus seine Metamorphosenlehre entwickeln konnte, hat etwas davon geahnt, wenn er von der Urpflanze sprach, die ihm weit mehr war als ein bloßer abstrakter Begriff. Der Gedankenlichtleib, der Ätherleib verleiht jedem Lebewesen - Pflanze, Tier und Mensch –seinen charakteristischen arttypischen bzw. individuellen Bau. Und so ist es der menschliche Gedankenlichtleib, der uns die äußere physische Gestalt bildet und erhält.

Sakramentalismus als Voraussetzung für die künftige Erschaffung lebendiger Wesen

Hauptartikel: Sakrament

„Das Ich steht erst auf der Stufe des Mineralreichs. Der Bewußtseinszustand des Ich-Menschen ist durchaus auf der Stufe des Mineralreichs. Versuchen Sie sich einmal gemäß dieser Wahrheit zu prüfen, was Sie alles an Erkenntnissen haben können; versuchen Sie es richtig zu erkennen. Was kann denn der Mensch verstehen? Er kann die physischen Gesetze des Mineralreichs verstehen, nach denen er Maschinen und Fabriken bauen, Bauwerke aufrichten kann und so weiter. Das alles geschieht nach den physischen Gesetzen des Mineralreichs. Schon bei den Pflanzen sagt der Mensch mit Recht, er könne das Leben selbst nicht mit dem Intellekt begreifen. Es wird einmal die Zeit kommen, wo der Mensch ebenso die Pflanzen begreifen wird, wie er heute die Mineralien begreift; dann wird er auch die Pflanze aufbauen können, wie er sich heute seine Dome und Häuser und seine Maschinen nach den Gesetzen des Mineralreiches aufbaut. Es sind alles Gesetze des Mineralreichs, wovon das Ich durchdrungen ist.

Die Wissenschaft wartet darauf, daß sich ihr Ideal erfüllt, einmal lebendige Wesen im Laboratorium herzustellen. Das wird sie nicht können, wenn die Menschheit nicht auf einer gewissen notwendigen Stufe der moralischen Entwickelung angelangt sein wird. Es wäre schlimm, wenn die Menschheit das heute schon können würde. Wie man heute eine Uhr herstellt nach mineralischen Gesetzen, wie man ein Haus baut, so wird der Mensch in der Zukunft das Lebendige nach den Gesetzen des Lebendigen herstellen. Dann wird er aber imstande sein müssen, dem Lebendigen das Leben selbst einzuprägen. Wer dann am Laboratoriumstisch stehen wird, wird imstande sein müssen, von sich aus überzuleiten jene - nennen wir es: Schwingungen, die in seinem eigenen Ätherleibe sind, auf das, was zu beleben ist. Ist er ein guter Mensch, so leitet er das Gute über; ist er ein schlechter Mensch, so leitet er das Schlechte über. Es gibt aber einen Satz im Okkultismus: Nicht eher wird das Wissen der Weißen Loge, das man das Geheimnis der Lebenserzeugung nennt, an die Menschheit ausgeliefert, bevor nicht der Mensch das Geheimnis des Sakramentalismus erlernt hat.

«Sakramentalismus» ist ein Ausdruck dafür, daß die menschliche Handlung von moralischer Vollendung, von Heiligkeit durchglüht sein muß. Erst wenn dem Menschen der Laboratoriumstisch, wo er seine Arbeit vollbringt, ein Altar sein wird und seine Handlung eine heilige, dann wird er dazu reif sein, daß ihm dieses Wissen ausgeliefert werden kann. Man denke sich die heutigen Menschen mit all ihrem Materialismus - wie weit ist ihr Laboratoriumstisch heute entfernt von einem Altar!“ (Lit.:GA 101, S. 213ff)

Künftig wird man die Lebenskräfte auch zum Antrieb von Maschinen benutzen, die allerdings nur funktionieren werden, wenn sie von Menschen mit guter moralischer Gesinnung in Gang gesetzt werden. Ein erstes Beispiel dazu, auf das Rudolf Steiner wiederholt hinwies, ist der bereits Ende des 19. Jahrhunderts von John Worrell Keely entwickelte Keely-Motor.

„Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß Keely einen Motor konstruiert hat, der nur ging, wenn er selbst dabei war. Er hat damit den Leuten nichts vorgemacht, denn er hatte in sich selbst jene treibende Kraft, die aus dem Seelischen hervorgeht und Mechanisches in Bewegung setzen kann. Eine Antriebskraft, die nur moralisch sein kann, das ist die Idee der Zukunft; die wichtigste Kraft, die der Kultur eingeimpft werden muß, wenn sie sich nicht selbst überschlagen soll. Das Mechanische und das Moralische werden sich durchdringen, weil dann das Mechanische ohne das Moralische nichts ist. Hart vor dieser Grenze stehen wir heute. Nicht bloß mit Wasser und Dampf, sondern mit spiritueller Kraft, mit spiritueller Moral werden in Zukunft die Maschinen getrieben werden. Diese Kraft ist symbolisiert durch das Tau-Zeichen und wurde schon poetisch angedeutet durch das Bild des Heiligen Gral. Wie der Mensch nicht mehr nur angewiesen ist darauf, zu benützen, was ihm die Natur freiwillig hergibt, sondern wie er die Natur formt und umgestaltet, wie er zum Werkbaumeister des Unlebendigen geworden ist, so wird er zum Werkbaumeister des Lebendigen werden.“ (Lit.:GA 93, S. 286)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. E. Schrödinger: Was ist Leben, Piper Verlag, München 1987, S. 102 ISBN 3-492-11134-3
  2. Goethe-HA Bd. 13, S 56f
  3. vgl. Viktor Gutmann/Gerhard Resch: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie, 1986