Pitris und Kav: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Pitris''' oder ''Väter'' sind nach indisch-theosophischer Auffassung die Vorläufer des Menschen während der alten [[Alter Mond|Mond-]] und [[Alte Sonne|Sonnenentwicklung]]. Sie werden entsprechend genauer als [[Lunarpitris]] bzw. [[Solarpitris]] charakterisiert.
[[Datei:Ein_sof.png|thumb|Die 10 Sephiroth, die sich aus dem göttlichen Urlicht [[Ain Soph Aur]] nach dem [[Tzimtzum]] in Form immer kleiner werdenden konzentrischen Schalen herausbilden.]]
'''Kav''' oder '''Qav''' ({{HeS|קו}}, „Linie [des Lichts]“) ist nach der Lehre des [[Kabbala|Kabbalisten]] [[Isaak Luria]] der feine Strahl des schöpferischen Lichtes, der nach dem [[Zimzum]], dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung [[Gott]]es, aus dem grenzenlosen Urlicht [[Ain Soph Aur]] hervorgegangen ist und zuerst, noch vor der eigentlichen Schöpfung, nach dem Bild Gottes die Gestalt des [[Adam Kadmon]] und dann, indem es nun vom [[Haupt]] des Adam Kadmon aus Mund und Augen und Stirne hervorbrach, schrittweise auf dem [[Pfad des flammenden Schwerts]] die 10 [[Sephiroth]] entstehen ließ.  


[[H.P. Blavatsky]] führt zu den Pitris unter anderem aus: "Die Pitris, das habe ich gezeigt kommen von der lunaren Kette. Sie gebären die Menschheit, denn nachdem sie selbst zu den ersten Menschen geworden waren, brachten sie weitere Menschen dadurch zu Welt, daß sie ihren Schatten, ihr astrales Selbst aus sich heraus entwickelten." {{Lit|H.P. Blavatsky, Die Geheimlehre, S. 437}}. Weiter werden Pitris bei ihr so definiert: "''Väter''; Wesen, die über dem Bereich des Menschen stehen und in zwei Hauptarten unterteilt werden: die lunaren und die solaren Pitris." (Geheimlehre, S. 753). Allerdings gibt H.P. Blavatsky zu, daß "die Lehre '''planetarischer''' und '''terristrischer Pitris''' im alten Indien ebenso wie heute nur im letzten Augenblicke der Initiation ganz enthüllt" {{Lit|H.P. Blavatsky, Isis Entschleiert, Band II, S. 114}} wird, "und nur den Adepten höherer Grade" (Isis entschleiert, Band II, S. 114).
Nicht von allen Seiten, sondern nur in einem feinen Strahl durfte sich ein winziger Teil des göttlichen Urlichts durch einen dünnen Kanal in den kreisförmigen Leerraum ergießen, in dem die Schöpfung stattfinden sollten, denn sonst wäre der [[Zimzum]] wieder aufgehoben worden. So drang der Strahl von einem Ausgangspunkt an der Peripherie bis zum Mittelpunkt des Kreises vor, nicht weiter, wobei sich die Kraft des Lichts immer mehr abdämpfte.  


Auch Rudolf Steiner spricht von den Pitris und referiert diese Sichtweise zustimmend in [[GA 93a]], „Grundelemente der Esoterik“, Vortrag vom 1.10.1905. Er sagte dort ausdrücklich: "Wenn der Mensch durch alles hindurchgegangen ist, dann ist er imstande ein Pitri zu werden. Die nächste, noch höhere Stufe, die man nur noch nennen kann, sind die eigentlichen Götter.  
Das [[Licht]] ({{HeS|אור}}, ''[[or]]'') ergoss sich in [[Kelim|Gefäße]] ({{HeS|כלי‎}}, ''qli'' oder ''kli''‎; Plural: כלים, ''keilim'' oder ''kelim''), etwa vergleichbar den kristallenen Schalen der [[Planetensphären]] der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechischen]] [[Kosmologie]], und wurde dadurch begrenzt und geformt zu immer kleiner werdenden konzentrischen Schalen oder Kreisen ({{HeS|עִגּוּלים|[[Igulim]]}}), deren unterste und kleinste, [[Malchuth]] (Reich), unserer [[Erde (Planet)|Erdenwelt]] entspricht.  


So haben wir also sieben Stufen von Wesenheiten: Erstens die [[Götter]], zweitens ''Pitris'', drittens [[Nirmanakaya]]s, viertens [[Bodhisattva]]s, fünftens reine Menschen, sechstens [[Menschen]], siebentens [[Elementarwesen]]. Das ist die Reihenfolge von der Helena Petrovna Blavatsky spricht." {{GZ||93a|55}}.  
Die inneren sechs Sephiroth, von [[Chesed]] abwärts bis [[Jesod]], hielten der Gewalt dieses zum Strahl geformten göttlichen Lichts jedoch nicht stand. So kam es zum ''Bruch der Gefäße'' ([[Schvirat ha-Kelim]]) und ihre ''Scherben'' blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') und bildeten fortan die Grundlage des [[Das Böse|Bösen]].


Es gibt demzufolge, also sowohl solare, lunare, als auch '''irdische Pitris'''.
Kreis ({{He|עִגּוּל|[[igul]]}}) und Gerade ({{HeS|ישר}}, ''[[yosher]]'' oder ''joscher'') sind die bestimmenden geometrischen Gestaltungselemente im Schöpfungsprozess. Sie finden sich wieder in den beiden üblichen Darstellungsformen des [[Sephiroth-Baum]]s. Sein erstes bzw. zweites Entwicklungsstadium, in dem es zum ''Bruch der Gefäße'' kommt, wird durch ein System konzentrischer Kreise dargestellt. Im dritten Stadium, dem der Wiederherstellung, erscheint der Sephiroth-Baum in aufgerichteter Gestalt mit drei tragenden Säulen. Diese Form entspricht dem [[Aufrichtekraft|aufgerichteten]], [[moral]]isch aufrechten [[Mensch]]en ({{HeS|אדם ישר|adam yosher}}).
Als irdische Pitris werden zuweilen auch '''Vater''' Christian Rosenkreuz und Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, angesehen.
== Literatur ==


*H.P. Blavatsky: Isis entschleiert, Band II;
[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]]
*H.P. Blavatsky: Die Geheimlehre, Adyar Studienausgabe;
*Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik (GA 93a);
*Michael Heinen-Anders: Zu Klaus J. Brackers "Überlegungen zu Spekulationen über die Individualität Rudolf Steiners", in NOVALIS 2/1999, S. 57;
*Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010;
*Hermann Keimeyer: Wie findet man die Meister in höheren Welten?, 2 Bände, Überlingen 2004/2005
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Theosophie]] [[Kategorie:Anthroposophie]]

Version vom 21. Juli 2014, 15:44 Uhr

Die 10 Sephiroth, die sich aus dem göttlichen Urlicht Ain Soph Aur nach dem Tzimtzum in Form immer kleiner werdenden konzentrischen Schalen herausbilden.

Kav oder Qav (hebr. קו, „Linie [des Lichts]“) ist nach der Lehre des Kabbalisten Isaak Luria der feine Strahl des schöpferischen Lichtes, der nach dem Zimzum, dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung Gottes, aus dem grenzenlosen Urlicht Ain Soph Aur hervorgegangen ist und zuerst, noch vor der eigentlichen Schöpfung, nach dem Bild Gottes die Gestalt des Adam Kadmon und dann, indem es nun vom Haupt des Adam Kadmon aus Mund und Augen und Stirne hervorbrach, schrittweise auf dem Pfad des flammenden Schwerts die 10 Sephiroth entstehen ließ.

Nicht von allen Seiten, sondern nur in einem feinen Strahl durfte sich ein winziger Teil des göttlichen Urlichts durch einen dünnen Kanal in den kreisförmigen Leerraum ergießen, in dem die Schöpfung stattfinden sollten, denn sonst wäre der Zimzum wieder aufgehoben worden. So drang der Strahl von einem Ausgangspunkt an der Peripherie bis zum Mittelpunkt des Kreises vor, nicht weiter, wobei sich die Kraft des Lichts immer mehr abdämpfte.

Das Licht (hebr. אור, or) ergoss sich in Gefäße (hebr. כלי‎, qli oder kli‎; Plural: כלים, keilim oder kelim), etwa vergleichbar den kristallenen Schalen der Planetensphären der griechischen Kosmologie, und wurde dadurch begrenzt und geformt zu immer kleiner werdenden konzentrischen Schalen oder Kreisen (hebr. עִגּוּלים Igulim), deren unterste und kleinste, Malchuth (Reich), unserer Erdenwelt entspricht.

Die inneren sechs Sephiroth, von Chesed abwärts bis Jesod, hielten der Gewalt dieses zum Strahl geformten göttlichen Lichts jedoch nicht stand. So kam es zum Bruch der Gefäße (Schvirat ha-Kelim) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (Qlīpōt) und bildeten fortan die Grundlage des Bösen.

Kreis (עִגּוּל igul) und Gerade (hebr. ישר, yosher oder joscher) sind die bestimmenden geometrischen Gestaltungselemente im Schöpfungsprozess. Sie finden sich wieder in den beiden üblichen Darstellungsformen des Sephiroth-Baums. Sein erstes bzw. zweites Entwicklungsstadium, in dem es zum Bruch der Gefäße kommt, wird durch ein System konzentrischer Kreise dargestellt. Im dritten Stadium, dem der Wiederherstellung, erscheint der Sephiroth-Baum in aufgerichteter Gestalt mit drei tragenden Säulen. Diese Form entspricht dem aufgerichteten, moralisch aufrechten Menschen (hebr. אדם ישר adam yosher).