Sakrament und Wissenschaftstheorie: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein (christliches) '''Sakrament''' (von [[Latein|kirchenlat.]] ''sacramentum'' = [religiöses] Geheimnis) ist eine [[physisch]]e Handlung, die so verrichtet wird, dass sich in ihr [[symbol]]isch ein geistiger Vorgang ausdrückt und dadurch die Wirkungen des [[Geist]]igen im alltäglichen Leben bewusst machen soll. '''Sakramentalismus''' ist ein bewusstes [[Handeln]] aus dem Geistigen.
Die '''Wissenschaftstheorie''' (oder '''(theoretische) Wissenschaftsphilosophie''') ist ein Teilgebiet der [[Philosophie]], das sich mit den Voraussetzungen, Methoden und Zielen von [[Wissenschaft]] und ihrer Form der [[Erkenntnistheorie|Erkenntnisgewinnung]] beschäftigt.  


== Das Wesen des Sakramentalismus ==
== Kernfragen ==
Kernfragen der Wissenschaftstheorie lauten:
# Welche Charakteristika weist wissenschaftliche Erkenntnis auf? (z. B. Erklärung, [[wikipedia:Vorhersage|Vorhersage]] von experimentellen Ergebnissen)
# Was zeichnet wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn aus ([[Methodologie]])?
# Gibt es wissenschaftlichen [[wikipedia:Fortschritt|Fortschritt]]?
# Welchen erkenntnistheoretischen Status haben wissenschaftliche Theorien und die von ihnen postulierten [[Entität]]en? Ist Wissenschaft eine Form von [[Wahrheit]]sfindung oder muss wissenschaftliche Erkenntnis pragmatischer konzipiert werden?
# Welchen Einfluss haben [[wikipedia:Wissenschaftsästhetik|ästhetische Faktoren]] auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die Entwicklung der Wissenschaften?
# Wie soll das Verhältnis Wissenschaft – [[Ethik]] sein?


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Die Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Problemen, vor allem solchen, die die Struktur und Entwicklung wissenschaftlicher Kenntnisse und Methoden betreffen, reicht in ihren Anfängen bis in die Antike zurück ([[Aristoteles]]). Weiterführende Untersuchungen zu Teilproblemen der Wissenschaftstheorie finden sich bei Philosophen wie [[Francis Bacon]], [[René Descartes|Descartes]], [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]], [[wikipedia:Jean Baptiste le Rond d’Alembert|D'Alembert]], [[wikipedia:Denis Diderot|Diderot]], [[Immanuel Kant|Kant]], [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]], später [[wikipedia:Bernard Bolzano|Bolzano]]. Wissenschaft wird in diesen Untersuchungen vorwiegend als System wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden, und Wissenschaftstheorie ist in diesem Sinne eng mit [[Erkenntnistheorie]] und Methodologie verbunden.
"Es ist das Wesen des Sakramentalismus, daß der Mensch das Alltägliche mit spiritueller Weihe erfüllt. Die alten Sagen hatten den Sinn, die Seelen der Menschen in die richtigen Schwingungen zu versetzen, so daß sie mit spiritueller Kraft erfüllt waren. Die einfachste Handlung eines naiven Gemütes kann dadurch geheiligt werden. Das ist etwas, was wirksam ist und immer wieder wirksam sein wird. Wer das weiß, der weiß auch, daß bei unserer Kultur eine Umkehr notwendig ist. Man mag sich noch so sehr bemühen, diesen physischen Plan in Harmonie, in Ordnung zu bringen, es wird fehlschlagen, solange man nur auf dem physischen Plane arbeitet; wird auf der einen Seite Harmonie geschaffen, so wird auf der anderen Seite Disharmonie entstehen. Lassen Sie aber das Spirituelle wirken, so werden Sie sehen, daß das Alltägliche in einer ganz anderen Weise angefaßt wird. Das ist Sakramentalismus.


Dieser Gedanke liegt auch dem christlichen Sakramentalismus zugrunde: die Heilung vom spirituellen Plane aus. Ein Sakrament ist eine physische Handlung, die so verrichtet wird, daß in ihr sich symbolisch ein geistiger Vorgang ausdrückt. Es ist eine Symbolik, die ihre Rechtfertigung auf höheren Planen hat. Nichts ist im Sakrament willkürlich. Alles ist bis ins Kleinste hinein ein Abbild eines höheren okkulten Vorganges. Derjenige, der ein Sakrament verstehen will, bei dem das Zeremoniell ein Abbild ist eines geistigen Vorganges, der muß sich bekanntmachen mit dem, was da zugrundeliegt. Es ist ein okkulter Vorgang, der den äußeren Augen entzogen ist. Bei jedem Sakramentalismus vollzieht sich nicht nur etwas Verstandesmäßiges, sondern es vollzieht sich etwas, was eine reale, okkulte Bedeutung hat. Nehmen wir zum Beispiel die okkulte Bedeutung des Feuers. Feuer hat es in den frühesten Entwicklungsepochen nicht gegeben. Es konnte erst entstehen, als die Erde so weit verdichtet war, daß sich aus der irdischen Materie heraus dieses Feuer schlagen ließ. Daher wird uns die Erfindung des Feuers als ein Vorgang unserer fünften Wurzelrasse geschildert.
Sie stützt sich auf die Ergebnisse von Untersuchungen zur Wissenschaft, die aus der Sicht der einzelnen [[wikipedia:Einzelwissenschaft|Disziplinen]] gewonnen werden, z.&nbsp;B. Ökonomie, Soziologie, Psychologie u.&nbsp;a., erarbeitet – davon ausgehend – ihr eigenständiges [[Begriff]]ssystem, verallgemeinert auf dieser Grundlage die disziplinären Erkenntnisse und versucht so ihrerseits zum [[wikipedia:interdisziplinär|einheitlichen]] theoretischen Fundament aller einzelner Forschungsdisziplinen zu werden.
Prometheus hat das Feuer vom Himmel zur Erde gebracht. Das Hervorbringen des Feuers hat unserer Kultur ihren Charakter gegeben. Machen Sie sich klar, wie es wäre, wenn wir kein Feuer hätten. In den ersten Zeitepochen hatte man noch kein Feuer gehabt. Unsere Entwicklung verdankt dem Feuer alles Verstandesmäßige, alles Technische. Das Feuer ist dasjenige, was herunterführt auf den physischen Plan. Die materielle Kultur verdanken wir dem Feuer. Die Priester mußten daher etwas Besonderes im Feuer sehen. Daher haben in der zweiten nachatlantischen Kulturepoche die persischen Magier im Feuer vor allem dasjenige gesehen, was im Sakrament wirken muß. Was hat der persische Priester auf seinem Altar zeremoniell verwirklicht? Der Okkultismus weiß, daß es sieben Zoroaster gegeben hat. Der Zoroaster der Geschichte ist der siebente. Der persische Magier hatte eine besondere Art, das Feuer hervorzubringen. Dieser Vorgang war das Abbild der großen kosmischen Entstehung des Feuers. Da stand der persische Magier mit seinem Thyrsus und machte seine Zeremonien, die jeder Okkultist wohl kennt, aber auch nur der Okkultist. Dieser Vorgang war ein Abbild der großen kosmischen Entstehung des Feuers. Als man nicht mehr verstand in den Priesterschulen, mit dem Thyrsus das Feuer zu erzeugen, wurde wenigstens ein Naturfeuer gesucht. Zunächst haben sie da das Feuer durch den Blitz geschaffen, und dann haben sie es durch das sogenannte ewige Feuer fortgepflanzt, das immer nur aneinander entzündet werden durfte. Das Feuer, das durch die Natur gewonnen wird, soll wirksamer sein als das künstlich erzeugte. Als im Jahre 1826 in England und im Jahre 1828 in Hannover eine Tierseuche aufgetreten war, haben die Menschen Holz genommen und damit Feuer gerieben, weil sie glaubten, daß die damit gekochten Kräuter wirksamer seien.


Der Mensch muß wiederum spirituelles Leben schaffen bis in jeden Handgriff und jeden Schritt hinein; und das wieder einzuführen, ist die Aufgabe und das Bestreben der spirituellen Bewegung. Der Sakramentalismus der früheren Zeit muß wiederkommen. Man muß wissen, daß es ein anderes ist, aus dem Geiste heraus zu handeln, als aus dem Materiellen heraus zu handeln. Spirituelles Leben wieder ausströmen zu lassen, das ist unser Ziel." {{Lit|{{G|92|35f}}}}
== Zur Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie ==
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Kritisch wird gegen den Anspruch der Anthroposophie, Wissenschaft zu sein, eingewendet, daß ihr die [[intersubjektiv]]e Überprüfbarkeit, ein nach modernem Verständnis von Wissenschaft notwendiges Kriterium von Wissenschaftlichkeit, ermangele.


== Die 7 Sakramente ==
Es gilt zwar auch für die diesbezüglich vorbildlichen Naturwissenschaften, daß der Laie einen Gutteil von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf Glauben hinnehmen muß, weil ihm selbst die Möglichkeiten fehlen, eine Überprüfung durchzuführen. Jedoch gibt es die Forschergemeinschaft, die sich gegenseitig prüft, kritisiert, und gegebenfalls berichtigt. Und man vertraut als Laie dieser Forschergemeinschaft, dem übereinstimmenden Urteil von kompetenten Forschern auf dem gleichen Gebiet, und ''das'' ist Wissenschaft nach dem Kritium der intersubjektiven Überprüfbarkeit.


In der [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirche]] gib es sieben Sakramente, die als heilige [[Mysterium|Mysterien]] angesehen werden. Auch in der Tradition der [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] hat sich seit dem 13. Jahrhundert eine Siebenzahl von Sakramenten durchgesetzt. In der [[Evangelische Kirche|evangelischen]] und [[Anglikanische Kriche|anglikanischen Kirche]] lässt man hingegen heute nur mehr zwei Sakramente gelten: das [[Abendmahl]] und die [[Taufe]]. Die anderen fünf Sakramente gelten hier nur als ''[[Ritus|Riten]] mit sakramentalem Charakter''. [[Martin Luther]] hatte allerdings ursprünglich auch die [[Beichte]] zu den Sakramenten gezählt.
Soweit es auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft, der Anthroposophie, diese intersubjektive Überprüfbarkeit noch nicht gibt, (sie ist insofern schon gegeben, als daß andere Geistesforscher <ref>Im Zusammenhang mit der anthroposophischen Bewegung sind hier zu nennen: Valentin Tomberg, Willi Seiss, Jesaia Ben Aharon, Jostein Saether, Heide Oehms, Ralph Melas Große, Judith von Halle und last but not least Hermann Keimeyer. Der Anthroposophie verwandte Konzepte wurden durch die Geistesforscher Dr. Stylianos Atteshlis (Daskalos) und durch Sri Aurobindo entwickelt.</ref>  einige Aussagen Rudolf Steiners bestätigen, oder ihnen widersprechen, weil ihnen selbst das beforschte Gebiet zugänglich ist), ist danach zu fragen, ob es einen Ersatz geben kann für dieses Kriterium von Wissenschaftlichkeit, oder ob es unter bestimmten Voraussetzungen verzichtbar ist.


Nach [[Rudolf Steiner]] entsprechen die sieben Sakramente der katholischen Kirche sieben Stadien der menschlichen Entwicklung im irdischen Leben zwischen Geburt und Tod, die mit den sieben [[Wesensglieder]]n des [[Mensch]]en zusammenhängen:
== Rudolf Steiners Verständnis von Wissenschaft und von der Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie ==


{{GZ|Dasjenige, was im katholischen Dogma liegt, geht ja auf bestimmte Formen älterer Erkenntnis zurück. Man stellt sich vor, daß zwischen Geburt und Tod der Mensch sieben Stadien durchmacht. Erstens die Geburt selber, dann dasjenige, was man das Reifwerden nennt, die Pubertät, dann das, was man das Bewußtwerden der Innerlichkeit nennt um das 20. Jahr herum, dann das Gefühl, der Welt nicht zu entsprechen, nicht ganz Mensch zu sein, das ist das vierte. Und dann, nicht wahr, das allmähliche Hineinwachsen in das Geistige. Diese Dinge sind dann etwas schwankend geworden, aber man stellte sich das ganze menschliche Leben einschließlich des sozialen in sieben Etappen vor, und man stellte sich vor, daß der Mensch zwischen Geburt und Tod herauswächst aus dem Geiste. Die katholische Kirche kennt ja in der neueren Zeit keine Präexistenz. Es ist nur ein Gedanke Gottes vorhanden, und dieses Herauswachsen aus dem Gottesgedanken wird in sieben Etappen dargestellt. Diesen sieben Etappen müssen [jeweils] andere Kräfte entgegengehalten werden. Die Geburt ist eine Evolution, das Reifwerden ist eine Evolution, jeder Evolutionsform wird eine Involutionsform entge gengestellt: der Geburt die Taufe, der Pubertät die Firmung. Jedes Sakrament ist das Inverse zu einer natürlichen Etappe in der Evolution. Man kann sagen, die katholische Lehre stellt sieben Evolutionsstufen dar, denen sie gegenüberstellt sieben Involutionsstufen, und das sind die sieben Sakramente, von denen vier irdisch sind, nämlich Taufe, Firmung, Altarsakrament, Buße. Diese vier sind so allgemein-menschlich wie physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Wenn Sie höher hinaufgehen, kommen Sie zum Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmenschen. So wie das Hereinscheinen aus der geistigen Welt, so sind die drei letzten Sakramente diejenigen, die in das Soziale gehen: die Ehe, die Priesterweihe, die Letzte Ölung. Das Hereindringen der geistigen Welt kommt in der Priesterweihe zum Ausdruck. Das sind also die sieben Sakramente, von denen die letzten sind die Letzte Ölung, die Priesterweihe und die Ehe. Es sind einfach die Sakramente die inversen Vorgänge für die natürlichen Vorgänge, die sich vollziehen für den Menschen, und danach sind auch die entsprechenden Kulthandlungen eingerichtet.
In einem Aufsatz aus dem Jahre 1922 äußert sich Rudolf Steiner über den Gegenstand der anthroposophischen Wissenschaft und das Erfordernis einer anderen Denkungs- bzw. Anschauungsart, als wie sie für das Physische oder Chemische angemessen ist:


Der Gedanke der sieben Sakramente ist schon durchaus ein solcher, der nicht willkürlich ist. Willkürlich ist es vielmehr, diese sieben Sakramente auf zwei zu beschränken. Das ist geschehen in einer Zeit, wo man kein Gefühl mehr hatte für die innere Zahlenkonstitution der Welt. Diese Dinge sind es natürlich, die wirklich ernst zu neh mende katholische Priester, namentlich die Ordensgeistlichen, zu solchen Verächtern des Protestantismus machen. Sie halten ihn durch die Bank für einen Rationalismus, für etwas, was nichts mehr weiß.|342|137f}}
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"Dass der wissenschaftliche Materialismus überwunden werden müsse, ist seit Jahrzehnten schon die Überzeugung vieler Menschen geworden. Wenn in dieser Richtung Meinungen ausgesprochen werden, dann hat man die Denkungsart im Sinne, welche im neunzehnten Jahrhunderte in weiten Kreisen von wahrer Wissenschaftlichkeit für untrennbar gehalten worden ist. Diese Denkungsart hielt es für unwissenschaftlich, von Geist und Seele als von Wesenheiten zu sprechen, die selbständig, unabhängig von ihren materiellen Bedingungen betrachtet werden dürfen. Man fühlte sich auf wissenschaftlichem Boden nur sicher, wenn man auf materielle Vorgänge blicken konnte. Geist und Seele sah man im Gefolge der materiellen Vorgänge sich entwickeln; und man glaubte, für die Wissenschaft das einzig Mögliche getan zu haben, wenn man auf Materielles deutete, das sich abspielt, während Geistiges oder Seelisches erscheint." (GA 36, S. 254. , 1922)


== [[Christengemeinschaft]] ==
"Heute finden viele, dass mit dieser Art der Betrachtung das Seelische für die menschliche Anschauung verloren geht. Man fühlt, dass man in der Betrachtung des Nervenlebens nur Materielles vor sich hat, und dass dieses Materielle keine Auskunft geben kann in den Fragen, welche Geist und Seele über sich selbst stellen müssen. Es gibt heute ernst zu nehmende wissenschaftliche Denker, welche aus solchen Gefühlen heraus die materialistische Betrachtung verlassen und zu der Überzeugung kommen, im Materiellen müsse ein Geistiges als wirksam gedacht werden." (ebend., 255f.)


Das zentrale Sakrament der [[Christengemeinschaft]] ist 
Die "Denkungsart, die für das Physische und Chemische ihre volle Berechtigung hat", muß umgewandelt werden, "wenn man in die Betrachtung der Lebens-, Seelen- und Geistesgebiete heraufrückt. Der Mensch muss erst sein Denken umgestalten, wenn er sich die Berechtigung erwerben will, über diese Gebiete wissenschaftlich zu sprechen." (ebend., 257)


*Die [[Menschenweihehandlung]] in deren Mittelpunkt die [[Abendmahl]]sfeier ([[Eucharistie]]) und die damit verbundene [[Kommunion]] steht.
"Die Art, wie man in der Gegenwart das Physische und Chemische betrachtet, beruht auf einer gewissen Verfassung der Seele des Menschen. Und die wissenschaftliche Gewissheit hat man da nicht als etwas von der Natur Geoffenbartes, sondern als ein inneres Erlebnis des Betrachtens. Was man seelisch erlebt, indem man die Natur betrachtet, gibt die Gewissheit. Anthroposophische Erkenntnis schreitet von diesem Seelenerlebnis zu anderen vor, die man haben kann, wenn das in der physischen und chemischen Wissenschaft geübte Denken zum Anschauen in Imagination, Inspiration und Intuition sich gewandelt hat. Und diese anderen Seelenerlebnisse lassen die gleiche Gewissheit aufleuchten. " (ebend., 257)


Darüber hinaus können sechs weitere Sakramente den Lebenslauf begleiten und helfend darin wirksam werden:
Anthroposophie kann "diejenige Denkungsart voll anerkennen, welche in Physik und Chemie zu den bedeutsamsten Ergebnissen der neuesten Zeit geführt hat. Sie muss dem Materialismus sogar das Verdienst zuerkennen, in dem Menschen diejenige Anschauungsart herausgebildet zu haben, die in dem Unlebendigen zu gesunden Urteilen führt. Aber sie muss es auch für unmöglich halten, mit dieser Anschauungsart etwas anderes als Physik und Chemie begründen zu wollen. Aber gerade, wer sich Mühe gibt, zu durchschauen, wie eine solche Anschauungsart zustande kommt, der kann finden, dass mit derselben inneren Sicherheit auch andere möglich sind; solche für das Lebens-, das Seelen- und das Geistesgebiet. Wem Wissenschaft nicht ein Äußerliches bleibt, in das er sich nur hineingewöhnt, sondern dem sie zum klaren inneren Erlebnis wird, der kann eben nicht nur stehen bleiben bei dem Physischen und Chemischen; denn für ihn ist ein Fortentwickeln der Sinnes- und Verstandeserkenntnis zu den Formen der Imagination, Inspiration und Intuition nichts anderes als ein Fortschreiten der Kindesform zu der des erwachsenen Menschen. Im erwachsenen Menschen wirken dieselben Kräfte wie im Kinde; im Leben-, Seelen- und Geist-Erkennen wirkt dieselbe Wissenschaftlichkeit wie in Physik und Chemie." (ebend., 258)
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*Die [[Taufe]]
Bei dem Erfordernis solcher umgewandelten Denkungs- und Anschauungsart gegenüber dem Gebiet des Geistigen ist aber an dem durch die moderne Naturwissenschaft entwickelten Prinzip der methodischen Sachlichkeit, die unter Ausschaltung von nur Subjektiven sich dem rein objektiv tatsächlich Gegebenen zuzuwenden sucht, festzuhalten, ja dieses Prinzip bedarf sogar noch einer Steigerung:
*Die [[Konfirmation]]
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*Die [[Beichte]]
"Ich möchte jetzt die andere Seite betrachten, diese Seite, die in der Frage gipfeln kann: Was hat man als
*Die [[Trauung]]
Denker, als Forscher selber davon, wenn man darauf hinarbeitet, durch Gewicht, Maß und Zahl das Objektive
*Die [[Priesterweihe]]
zu erlangen? Man hat das davon, daß man immer mehr und mehr genötigt ist, alles auszuschalten aus der
*Die [[Krankensalbung|Krankenölung]]
naturwissenschaftlichen Untersuchung, aus dem naturwissenschaftlichen Experiment oder der naturwissenschaftlichen
Beobachtung, was vom Subjekt, von der menschlichen Persönlichkeit selber in die Statuierung dieser naturwissenschaftlichen Feststellungen einfließen könnte. Weg soll das alles, was aus dem menschlichen Subjekte selber kommt. Man will sich ein vollständig
objektives Bild der Welt entwickeln. Fassen wir aber diese Tendenz einmal so, daß wir sie ganz konsequent nehmen,
meine sehr verehrten Anwesenden, dann darf ja dasjenige, womit der Forscher gewissermaßen weggeht
von seiner Forschung, von seiner Beobachtung, von seinem Experiment, womit er sich aufschwingt zur Statuierung
der Naturgesetze, dann darf ja dasjenige, was er da fortträgt, was er dann in sich selber bewahrt, keinen
Anteil haben, nicht den geringsten Anteil haben an dem, was er als die wahre Außenwelt, als das wirklich Objektive
ansieht. Und wenn der Gedanke zu Ende gedacht wird, dann kommt man dazu, sich sagen zu müssen: Soll
wirklich im Sinne strengster naturwissenschaftlicher Forderung alles Subjektive ausgeschaltet werden, dann
darf auch das, was wir zuletzt im Geiste in uns tragen, was ja doch hervorgegangen ist aus Kombinationen der
Naturerscheinungen, nicht in irgendeiner Weise drinnenstecken in dieser Außenwelt. Was aber darf dann in
uns nur sein von dieser Außenwelt, das wir in uns tragen, indem wir forschen, wenn wir nicht mehr durch unsere
Geisteskraft in lebendiger Wechselwirkung mit dieser Objektivität sind, sondern wenn wir nur zurücksehen
auf das, was subjektiv in uns gearbeitet hat, während wir der Forschung hingegeben waren? Das Subjektive darf
nicht drinnenstecken, das muß ganz und gar als nur im Menschen selber liegend anerkannt werden. Aber insofern der Mensch doch auch angehören muß der Objektivität, darf es auch nicht in der Objektivität des Menschen selber stecken. Wir müssen also etwas von unseren
Forschungsergebnissen, insofern sie unser Seelengut sind, in uns tragen, was nichts zu tun hat - trotzdem es
ein wahres Abbild der Außenwelt darzustellen bemüht ist -, was nichts zu tun haben darf mit der eigenen Objektivität.
Indem wir denken über die Natur, darf also keinerlei Sein, wie wir es zuschreiben unserer eigenen
Objektivität, in diesem Denken über die Natur stecken. Daher muß am Ausgangspunkte einer erkenntnistheoretischen
Betrachtung der Satz stehen: «Ich denke, also bin ich nicht.» - Nur dann, wenn wir wagen, diesen Satz
dem großen Cartesianischen Irrtum «Ich denke, also bin ich» entgegenzustellen, nur dann stellen wir uns wirklich
auf den Boden naturwissenschaftlichen Denkens.
Es ist heute notwendig, diese Wendung zu machen, von dem allverehrten, möchte man sagen, Ausgangspunkte
des neuzeitlichen Denkens, von dem «cogito, ergo sum» überzugehen zu dem «cogito, ergo non sum»,
«Ich denke, also bin ich nicht»! Denn erst indem wir das Nichtsein dessen einsehen, was wir gewinnen aus der
Objektivität, werden wir uns bewußt, als was wir nun unser Subjektives zunächst anzusprechen haben: als Bild
haben wir es anzusprechen. Wir leben, wenn wir unser Seelenwesen richtig erfassen, im Bilde. - Das ist nun in
einer gewissen Weise der Eckpfeiler dessen - insofern es sich um ein Denkerisches handelt -, was am Ausgangspunkte anthroposophischer Geisteswissenschaft steht." (GA 77a, S. 20ff.)
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"Denn durch Geisteswissenschaft eröffnen sich Methoden, die es zuwege bringen, daß eben verhindert werde die Bewußtlosigkeit des Ich, wenn dieses Ich sich herausreißt aus der gewöhnlichen Organisation, die ihm durch den Leib vorgeschrieben ist. Alle Methoden geisteswissenschaftlicher Forschung arbeiten darauf hin, das Ich herauszureißen aus der Tätigkeit des Leibes, und es dennoch nicht hineinsegeln zu lassen in das Unbewußte, sondern es bewußt hineinzuleiten in eine Welt, in die es bewußtlos und krankhaft hineingerät, wenn die Organisation ohne sein Zutun abweicht von dem, was man als ihre Gesetzmäßigkeit anerkennen muß." (GA 77a, S. 30)
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== Der Sakramentalismus und die zukünftige Beherrschung der Lebenskräfte ==
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"Und diese geisteswissenschaftliche Methode, sie wird nun in derselben Weise streng ausgestaltet, wie die äußere naturwissenschaftliche Methode ausgestaltet wird. Nur ist es im höchsten Grade wünschenswert, daß die, die maßgeblich irgend etwas erforschen wollen in der geistigen Welt, dasjenige genossen haben, was ich im Eingang
meiner Auseinandersetzung charakterisiert habe als die durch das naturwissenschaftliche Forschen angeeignete
innere Disziplin und Gewissenhaftigkeit. Wer nicht die Schulung durchgemacht hat durch die moderne Naturwissenschaft, der kann im Grunde genommen nur Nebuloses auf dem Gebiete der Geisteswissenschaft hervorbringen. Es sollte das, was die hier gemeinte anthroposophische Geisteswissenschaft will, nicht verwechselt werden mit dem, was die im Nebulosen verschwimmenden Mystiker oder dergleichen hervorbringen, die ohne diese innere Disziplin, manchmal geradezu mit Disziplinlosigkeit, ohne diese innere Gewissenhaftigkeit, ja mit Gewissenlosigkeit vorgehen, wenn sie der Welt ihre sogenannten geistigen Erlebnisse vormachen, die leider nur
allzu leicht dann von Urteilslosen geglaubt werden. Wahrhafte geisteswissenschaftliche Methodik muß in
demselben strengen Sinne errungen werden und auf der Voraussetzung dessen, was man als naturwissenschaftlicher
Forscher ausbildet, wie eben die naturwissenschaftliche Methode selbst." (GA 77a, S.32)
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In Zukunft wird der Sakramentalismus dazu führen, dass der Mensch lernt, die Lebenskräfte, den [[Lebensäther]], zu beherrschen. Dann wird er auch [[Leben]] künstlich im Laboratorium herstellen können. Das wird aber erst geschehen, wenn der Mensch jene geistige Reife erlangt hat, durch die ihm der Labortisch zum [[Altar]] wird.
Die geisteswissenschaftliche Methode wird von Steiner in seinem Buch "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" näher beschrieben. Bestimmte Aspekte dieser Methode sind schon in den grundlegenden philosophischen Werken Steiners ausgearbeitet. Seine Philosophie der Freiheit trägt den Untertitel: "Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode".  


{{GZ|Setzen Sie eine Maschine zusammen, bauen Sie ein Haus, so sind diese nach den Gesetzen der mineralischen Welt gebaut. Eine Maschine ist nach den Gesetzen der mineralischen Welt gebaut, eine Pflanze aber können wir nicht so bauen. Wenn Sie eine Pflanze haben wollen, müssen Sie diese Arbeit den Wesenheiten überlassen, die der Natur zugrunde liegen. Später wird man Pflanzen im Laboratorium herstellen können, aber erst dann, wenn das für den Menschen ein Sakrament, eine heilige Handlung sein wird. Alle Darstellung des Lebendigen wird dem Menschen erst dann erlaubt sein, wenn er so ernst und geläutert sein wird, daß ihm der Laboratoriumstisch zum Altar wird. Vorher wird nicht das Geringste davon verraten werden, wie die lebendigen Wesen zusammengefügt sind. Mit anderen Worten: Das Ich als erkennendes lebt im Mineralreich und wird aufsteigen zum Pflanzenreich und wird dieses dann ebenso begreifen lernen wie heute das Mineralreich. Später wird es auch die Gesetzmäßigkeit des Tierreiches und dann die des Menschenreiches begreifen lernen. Alle Menschen werden lernen, das Innere der Pflanze, des Tieres und des Menschen zu begreifen; das sind Zukunftsperspektiven.|98|139}}
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"Ich schrieb, um zu protestieren gegen das Aufsuchen einer
[[Rudolf Steiner]] hat oftmals darauf hingewiesen, dass in Zukunft auch jede äußere Tätigkeit, auch die Arbeit auf dem Laboratoriumstisch, zum Gottesdienst werden muss:
wesenlosen Metaphysik, die nur dadurch entsteht, daß wir im charakterisierten Sinne aus innerer Trägheit über den Sinnenschleier hinaus
 
das Denken fortrollen lassen, als Motto über meine «Philosophie der
{{GZ|Der Laboratoriumstisch des Chemikers, des physikalisch-chemisch Arbeitenden, des klinisch Arbeitenden, muß in der
Freiheit»: «Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode.» Ich wies darauf hin, daß alles dasjenige, was Inhalt einer Philosophie ist, nicht ersonnen ist, sondern daß es im strengsten
menschlichen Empfindung die Gestalt eines Altares annehmen. Arbeit
Sinne so Beobachtungsresultat nach innen hin ist, wie Farbe und Ton
an der Menschheit - und im Grunde genommen ist alle Arbeit
Beobachtungsergebnisse nach außen hin sind." {{G|322|052}}
Arbeit an der Menschheit, auch die rein technische Arbeit — muß
</div>
werden können ein Gottesdienst.|343a|129f}}
== Das Kriterium der Intersubjektivität ==
Das Kriterium der [[Intersubjektivität]] kann nur eine besondere Art der Gültigkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen durch Überprüfung herstellen oder bestätigen. Eine wissenschaftliche Erkenntnis bzw. Aussage mag wahr sein, sie ist jedoch erst durch ihre intersubjektive Gültigkeit eine ''anerkannte''. Solche Gültigkeit ist nicht mit Wahrheit zu verwechseln. Eine große Forschergemeinschaft, deren Mitglieder ihre Forschungsergebnisse gegenseitig prüfen und für gültig befinden, bewirkt damit, daß ihre Ergebnisse dem Laien für wahr gelten. Dies kann auch dann der Fall sein, wenn die Ergebnisse in Wirklichkeit unwahr sind. Das Kriterium der Intersubjektivität ist kein unfehlbares Prüfkriterium.


Der frühzeitige Missbrauch dieser Kräfte wäre [[schwarze Magie]]:
Das führt zu der Frage der Prüfbarkeit der Ergebnisse von geisteswissenschaftlicher Forschung, sowohl für die Geistesforscher selbst, als auch für die Laien oder Schüler, die trotzdem sie selbst zur Geistesforschung noch nicht in der Lage sind, das Bedürfnis haben, die Aussagen der Geisteswissenschaft einer Prüfung auf Wahrheit zu unterziehen.


{{GZ|Es sagen ja viele: Ihr Anthroposophen träumt davon, daß es
Rudolf Steiner fordert selbst immer wieder zu solch einer Prüfung auf. Die geisteswissenschaftlichen Forschungsresultate sollen nicht auf Glauben hingenommen werden, oder brauchen es jedenfalls nicht, und er macht ausführliche Angaben, wie die Prüfung möglich ist. Eine weitere Ausarbeitung und Vertiefung der wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Anthroposophie erfolgte durch den Schüler Rudolf Steiners [[Herbert Witzenmann]]. Witzenmann betont, daß es zunächst darauf ankommt, den Gegenstand der Geisteswissenschaft, was das Geistige eigentlich sei, zu erfassen. Dahin kann auch eine rein philosophische Bemühung führen, weil das Wesen des Geistigen schon im [[reines Denken|reinen Denken]] erfahrbar wird.
einen Ätherleib gibt, etwas, was über das bloß Mineralische hinaus geht, aber ihr sollt nicht mehr träumen, wenn es uns gelingen wird, im Laboratorium so, wie man heute Schwefelsäure zusammen setzt, aus den einzelnen Stoffen, aus Kohlenstoff, Stickstoff, Sauer stoff, Wasserstoff und so weiter, ein lebendiges Wesen aufzubauen. - Man glaubt, das Lebendige läßt sich ebenso aufbauen, wie sich etwa Schwefelsäure zusammensetzen läßt; man glaubt, die rein materialistische Wissenschaft wird das einmal können. Man glaubt, die Anthroposophen wären so töricht, daran zu zweifeln, daß einst mals die Zeit kommen wird, wo tatsächlich in der Retorte die Pflanzen erzeugt werden.


Diese Zeit wird kommen. Das haben aber diejenigen, die auf okkultem Boden stehen, schon immer gesagt. Sie wissen, daß die Zeit kommen wird, wo der Mensch die Pflanzenheit so in die eigene Natur aufnehmen wird, wie er heute das Mineralreich auf genommen hat. Und wie er aus Mineralien Häuser aufbaut, wie er die Kräfte des Mineralreiches heute benutzt, so wird er einstmals aus den ihm dann wohlbekannten Kräften des Pflanzenreiches, ohne zum Samen zu greifen, ohne die Naturkräfte in ihrer un begriffenen Weise zu Hilfe rufen zu müssen, das Pflanzengebilde und Höheres noch im Laboratorium erzeugen. Aber würde diese Möglichkeit, im Laboratorium ein lebendiges Wesen zu erzeugen, vorzeitig eintreten, so wäre sie für den auf dem wahren Boden der Geheimwissenschaft Stehenden das, was man schwarze Magie nennt. Die Menschen müssen für jeden Schritt der Entwickelung erst reif werden.
== Einzelnachweise ==


Es gibt einen okkulten Satz, der lautet: Erst dann werden die Menschen auf dem Experimentiertisch lebende Wesen erzeugen, wie sie heute mineralische Produkte herstellen, wenn der Laboratoriumstisch zum Altar und die chemische Verrichtung zu einer sakramentalen Handlung geworden ist. - Das isi ein okkulter Satz, der immer ausgesprochen worden ist. Wahrlich, solange man ins Laboratorium geht und glaubt, daß man mit unheiligen Gefühlen dasselbe tun kann wie mit heiligen, so lange wird man mit dem Willen derjenigen, die in rechter Weise die Entwickelung leiten, niemals im Laboratorium ein lebendiges Wesen erzeugen können. Erst dann wird das möglich sein, wenn man wissen wird, daß ein mineralisches Produkt zwar erzeugt werden kann, wenn auch am Laboratoriumstisch ein Schurke steht, daß aber niemals ein leben diges Wesen hervorgebracht werden kann, wenn dies der Fall ist. Denn in das lebendige Wesen fließt, wenn es zusammengebaut wird, etwas, was in dem Menschen selbst drinnen ist. Würde der Mensch ein Schurke sein, so würde das Schurkische hinüberfließen und das entstandene Wesen wäre ein Abdruck der Schurkerei. Erst wenn man begreifen wird, was es heißt, daß der Mensch als ganze Wesenheit mit seinem ganzen Innern wirkt in dem, was er erzeugt, erst dann wird die Welt reif sein, das Lebendige, das Pflanzliche, Tierische und Menschliche, in freier Tätigkeit zu erzeugen. Dann wird der Mensch aufgestiegen sein in das Pflanzenreich, wenn er das Pflanzliche ebensogut durchschauen wird, wie er heute das Mineralische durchschaut. Zum Tierreich wird er aufgestiegen sein dann, wenn er die Empfindung so durchschaut, daß er ebenso ein empfindendes Wesen machen kann durch seine eigene Geisteskraft, wie er heute einen Gegenstand herstellt. Und zum Menschenreich wird er aufgestiegen sein, wenn er den Menschen in freier Tätig keit neu gestalten kann.|104|198ff}}
<references />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Sakrament}}
[[Urteil]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999) {{Vorträge|92}}
*Rudolf Steiner: ''Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart'', [[GA 36]] (1961), ISBN 3-7274-0360-8 {{Vorträge1|35}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996) {{Vorträge|98}}
*Rudolf Steiner: ''Die Aufgabe der Anthroposophie gegenüber Wissenschaft und Leben'', [[GA 77a]] (1997), ISBN 3-7274-0771-9 {{Vorträge|077a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985) {{Vorträge|104}}
*Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1; als Tb 600: ISBN 978-3-7274-6001-2 {{Schriften|010}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I'', [[GA 342]] (1993) {{Vorträge|342}}
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Strukturphänomenologie: Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen: Ein neues wissenschaftstheoretisches Konzept im Anschluss an die Erkenntniswissenschaft Rudolf Steiners'', Gideon-Spicker-Verlag (1983) ISBN 3857041722
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
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''(Ein stellenweise schwieriges Buch, das aber dadurch auch Illusionen eines Schon-Verstandenhabens entgegenwirkt. Weitere Werke zum Thema siehe [[Herbert Witzenmann]]: Literatur)''
</div>
*Helmut Kiene: ''Grundlinien einer essentialen Wissenschaftstheorie. Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners im Spannungsfeld moderner Wissenschaftstheorien. Perspektiven essentialer Wissenschaft'', Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben (1984), ISBN 3878389507
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''(Ein anregendes Werk, das die wissenschaftstheoretische Position der Anthroposophie im Vergleich mit populären Wissenschaftstheorien wie die von Popper, Feyerabend und Kuhn erarbeitet. Lädt ein zu einer gründlichen und genauen Untersuchung verschiedener Fragestellungen und Probleme der anthroposophischen Wissenschaftstheorie, wie sie eine Überblicksdarstellung nicht geben kann.)''
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*Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart'', Berliner Wissenschafts-Verlag (2011), ISBN 978-3-8305-1930-0
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''(Hauptsächlich anhand der Auseinandersetzung mit dem zweibändigen Werk Helmut Zander's wird versucht methodologische Standards der wissenschaftlichen Herangehensweise an die Anthroposophie festzuschreiben.)''
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*Günter Röschert u.a.: ''Rudolf Steiners Wissenschaftsbegriff im Gespräch mit der Gegenwart. Beiträge zu den <Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung>'', Beiheft 4/Juni 1991, Zeitschrift "Die Drei", Verlag Freies Geistesleben


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Version vom 23. April 2013, 00:24 Uhr

Die Wissenschaftstheorie (oder (theoretische) Wissenschaftsphilosophie) ist ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit den Voraussetzungen, Methoden und Zielen von Wissenschaft und ihrer Form der Erkenntnisgewinnung beschäftigt.

Kernfragen

Kernfragen der Wissenschaftstheorie lauten:

  1. Welche Charakteristika weist wissenschaftliche Erkenntnis auf? (z. B. Erklärung, Vorhersage von experimentellen Ergebnissen)
  2. Was zeichnet wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn aus (Methodologie)?
  3. Gibt es wissenschaftlichen Fortschritt?
  4. Welchen erkenntnistheoretischen Status haben wissenschaftliche Theorien und die von ihnen postulierten Entitäten? Ist Wissenschaft eine Form von Wahrheitsfindung oder muss wissenschaftliche Erkenntnis pragmatischer konzipiert werden?
  5. Welchen Einfluss haben ästhetische Faktoren auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die Entwicklung der Wissenschaften?
  6. Wie soll das Verhältnis Wissenschaft – Ethik sein?

Die Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Problemen, vor allem solchen, die die Struktur und Entwicklung wissenschaftlicher Kenntnisse und Methoden betreffen, reicht in ihren Anfängen bis in die Antike zurück (Aristoteles). Weiterführende Untersuchungen zu Teilproblemen der Wissenschaftstheorie finden sich bei Philosophen wie Francis Bacon, Descartes, Leibniz, D'Alembert, Diderot, Kant, Fichte, Hegel, später Bolzano. Wissenschaft wird in diesen Untersuchungen vorwiegend als System wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden, und Wissenschaftstheorie ist in diesem Sinne eng mit Erkenntnistheorie und Methodologie verbunden.

Sie stützt sich auf die Ergebnisse von Untersuchungen zur Wissenschaft, die aus der Sicht der einzelnen Disziplinen gewonnen werden, z. B. Ökonomie, Soziologie, Psychologie u. a., erarbeitet – davon ausgehend – ihr eigenständiges Begriffssystem, verallgemeinert auf dieser Grundlage die disziplinären Erkenntnisse und versucht so ihrerseits zum einheitlichen theoretischen Fundament aller einzelner Forschungsdisziplinen zu werden.

Zur Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie

Kritisch wird gegen den Anspruch der Anthroposophie, Wissenschaft zu sein, eingewendet, daß ihr die intersubjektive Überprüfbarkeit, ein nach modernem Verständnis von Wissenschaft notwendiges Kriterium von Wissenschaftlichkeit, ermangele.

Es gilt zwar auch für die diesbezüglich vorbildlichen Naturwissenschaften, daß der Laie einen Gutteil von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf Glauben hinnehmen muß, weil ihm selbst die Möglichkeiten fehlen, eine Überprüfung durchzuführen. Jedoch gibt es die Forschergemeinschaft, die sich gegenseitig prüft, kritisiert, und gegebenfalls berichtigt. Und man vertraut als Laie dieser Forschergemeinschaft, dem übereinstimmenden Urteil von kompetenten Forschern auf dem gleichen Gebiet, und das ist Wissenschaft nach dem Kritium der intersubjektiven Überprüfbarkeit.

Soweit es auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft, der Anthroposophie, diese intersubjektive Überprüfbarkeit noch nicht gibt, (sie ist insofern schon gegeben, als daß andere Geistesforscher [1] einige Aussagen Rudolf Steiners bestätigen, oder ihnen widersprechen, weil ihnen selbst das beforschte Gebiet zugänglich ist), ist danach zu fragen, ob es einen Ersatz geben kann für dieses Kriterium von Wissenschaftlichkeit, oder ob es unter bestimmten Voraussetzungen verzichtbar ist.

Rudolf Steiners Verständnis von Wissenschaft und von der Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie

In einem Aufsatz aus dem Jahre 1922 äußert sich Rudolf Steiner über den Gegenstand der anthroposophischen Wissenschaft und das Erfordernis einer anderen Denkungs- bzw. Anschauungsart, als wie sie für das Physische oder Chemische angemessen ist:

"Dass der wissenschaftliche Materialismus überwunden werden müsse, ist seit Jahrzehnten schon die Überzeugung vieler Menschen geworden. Wenn in dieser Richtung Meinungen ausgesprochen werden, dann hat man die Denkungsart im Sinne, welche im neunzehnten Jahrhunderte in weiten Kreisen von wahrer Wissenschaftlichkeit für untrennbar gehalten worden ist. Diese Denkungsart hielt es für unwissenschaftlich, von Geist und Seele als von Wesenheiten zu sprechen, die selbständig, unabhängig von ihren materiellen Bedingungen betrachtet werden dürfen. Man fühlte sich auf wissenschaftlichem Boden nur sicher, wenn man auf materielle Vorgänge blicken konnte. Geist und Seele sah man im Gefolge der materiellen Vorgänge sich entwickeln; und man glaubte, für die Wissenschaft das einzig Mögliche getan zu haben, wenn man auf Materielles deutete, das sich abspielt, während Geistiges oder Seelisches erscheint." (GA 36, S. 254. , 1922)

"Heute finden viele, dass mit dieser Art der Betrachtung das Seelische für die menschliche Anschauung verloren geht. Man fühlt, dass man in der Betrachtung des Nervenlebens nur Materielles vor sich hat, und dass dieses Materielle keine Auskunft geben kann in den Fragen, welche Geist und Seele über sich selbst stellen müssen. Es gibt heute ernst zu nehmende wissenschaftliche Denker, welche aus solchen Gefühlen heraus die materialistische Betrachtung verlassen und zu der Überzeugung kommen, im Materiellen müsse ein Geistiges als wirksam gedacht werden." (ebend., 255f.)

Die "Denkungsart, die für das Physische und Chemische ihre volle Berechtigung hat", muß umgewandelt werden, "wenn man in die Betrachtung der Lebens-, Seelen- und Geistesgebiete heraufrückt. Der Mensch muss erst sein Denken umgestalten, wenn er sich die Berechtigung erwerben will, über diese Gebiete wissenschaftlich zu sprechen." (ebend., 257)

"Die Art, wie man in der Gegenwart das Physische und Chemische betrachtet, beruht auf einer gewissen Verfassung der Seele des Menschen. Und die wissenschaftliche Gewissheit hat man da nicht als etwas von der Natur Geoffenbartes, sondern als ein inneres Erlebnis des Betrachtens. Was man seelisch erlebt, indem man die Natur betrachtet, gibt die Gewissheit. Anthroposophische Erkenntnis schreitet von diesem Seelenerlebnis zu anderen vor, die man haben kann, wenn das in der physischen und chemischen Wissenschaft geübte Denken zum Anschauen in Imagination, Inspiration und Intuition sich gewandelt hat. Und diese anderen Seelenerlebnisse lassen die gleiche Gewissheit aufleuchten. " (ebend., 257)

Anthroposophie kann "diejenige Denkungsart voll anerkennen, welche in Physik und Chemie zu den bedeutsamsten Ergebnissen der neuesten Zeit geführt hat. Sie muss dem Materialismus sogar das Verdienst zuerkennen, in dem Menschen diejenige Anschauungsart herausgebildet zu haben, die in dem Unlebendigen zu gesunden Urteilen führt. Aber sie muss es auch für unmöglich halten, mit dieser Anschauungsart etwas anderes als Physik und Chemie begründen zu wollen. Aber gerade, wer sich Mühe gibt, zu durchschauen, wie eine solche Anschauungsart zustande kommt, der kann finden, dass mit derselben inneren Sicherheit auch andere möglich sind; solche für das Lebens-, das Seelen- und das Geistesgebiet. Wem Wissenschaft nicht ein Äußerliches bleibt, in das er sich nur hineingewöhnt, sondern dem sie zum klaren inneren Erlebnis wird, der kann eben nicht nur stehen bleiben bei dem Physischen und Chemischen; denn für ihn ist ein Fortentwickeln der Sinnes- und Verstandeserkenntnis zu den Formen der Imagination, Inspiration und Intuition nichts anderes als ein Fortschreiten der Kindesform zu der des erwachsenen Menschen. Im erwachsenen Menschen wirken dieselben Kräfte wie im Kinde; im Leben-, Seelen- und Geist-Erkennen wirkt dieselbe Wissenschaftlichkeit wie in Physik und Chemie." (ebend., 258)

Bei dem Erfordernis solcher umgewandelten Denkungs- und Anschauungsart gegenüber dem Gebiet des Geistigen ist aber an dem durch die moderne Naturwissenschaft entwickelten Prinzip der methodischen Sachlichkeit, die unter Ausschaltung von nur Subjektiven sich dem rein objektiv tatsächlich Gegebenen zuzuwenden sucht, festzuhalten, ja dieses Prinzip bedarf sogar noch einer Steigerung:

"Ich möchte jetzt die andere Seite betrachten, diese Seite, die in der Frage gipfeln kann: Was hat man als Denker, als Forscher selber davon, wenn man darauf hinarbeitet, durch Gewicht, Maß und Zahl das Objektive zu erlangen? Man hat das davon, daß man immer mehr und mehr genötigt ist, alles auszuschalten aus der naturwissenschaftlichen Untersuchung, aus dem naturwissenschaftlichen Experiment oder der naturwissenschaftlichen Beobachtung, was vom Subjekt, von der menschlichen Persönlichkeit selber in die Statuierung dieser naturwissenschaftlichen Feststellungen einfließen könnte. Weg soll das alles, was aus dem menschlichen Subjekte selber kommt. Man will sich ein vollständig objektives Bild der Welt entwickeln. Fassen wir aber diese Tendenz einmal so, daß wir sie ganz konsequent nehmen, meine sehr verehrten Anwesenden, dann darf ja dasjenige, womit der Forscher gewissermaßen weggeht von seiner Forschung, von seiner Beobachtung, von seinem Experiment, womit er sich aufschwingt zur Statuierung der Naturgesetze, dann darf ja dasjenige, was er da fortträgt, was er dann in sich selber bewahrt, keinen Anteil haben, nicht den geringsten Anteil haben an dem, was er als die wahre Außenwelt, als das wirklich Objektive ansieht. Und wenn der Gedanke zu Ende gedacht wird, dann kommt man dazu, sich sagen zu müssen: Soll wirklich im Sinne strengster naturwissenschaftlicher Forderung alles Subjektive ausgeschaltet werden, dann darf auch das, was wir zuletzt im Geiste in uns tragen, was ja doch hervorgegangen ist aus Kombinationen der Naturerscheinungen, nicht in irgendeiner Weise drinnenstecken in dieser Außenwelt. Was aber darf dann in uns nur sein von dieser Außenwelt, das wir in uns tragen, indem wir forschen, wenn wir nicht mehr durch unsere Geisteskraft in lebendiger Wechselwirkung mit dieser Objektivität sind, sondern wenn wir nur zurücksehen auf das, was subjektiv in uns gearbeitet hat, während wir der Forschung hingegeben waren? Das Subjektive darf nicht drinnenstecken, das muß ganz und gar als nur im Menschen selber liegend anerkannt werden. Aber insofern der Mensch doch auch angehören muß der Objektivität, darf es auch nicht in der Objektivität des Menschen selber stecken. Wir müssen also etwas von unseren Forschungsergebnissen, insofern sie unser Seelengut sind, in uns tragen, was nichts zu tun hat - trotzdem es ein wahres Abbild der Außenwelt darzustellen bemüht ist -, was nichts zu tun haben darf mit der eigenen Objektivität. Indem wir denken über die Natur, darf also keinerlei Sein, wie wir es zuschreiben unserer eigenen Objektivität, in diesem Denken über die Natur stecken. Daher muß am Ausgangspunkte einer erkenntnistheoretischen Betrachtung der Satz stehen: «Ich denke, also bin ich nicht.» - Nur dann, wenn wir wagen, diesen Satz dem großen Cartesianischen Irrtum «Ich denke, also bin ich» entgegenzustellen, nur dann stellen wir uns wirklich auf den Boden naturwissenschaftlichen Denkens. Es ist heute notwendig, diese Wendung zu machen, von dem allverehrten, möchte man sagen, Ausgangspunkte des neuzeitlichen Denkens, von dem «cogito, ergo sum» überzugehen zu dem «cogito, ergo non sum», «Ich denke, also bin ich nicht»! Denn erst indem wir das Nichtsein dessen einsehen, was wir gewinnen aus der Objektivität, werden wir uns bewußt, als was wir nun unser Subjektives zunächst anzusprechen haben: als Bild haben wir es anzusprechen. Wir leben, wenn wir unser Seelenwesen richtig erfassen, im Bilde. - Das ist nun in einer gewissen Weise der Eckpfeiler dessen - insofern es sich um ein Denkerisches handelt -, was am Ausgangspunkte anthroposophischer Geisteswissenschaft steht." (GA 77a, S. 20ff.)

"Denn durch Geisteswissenschaft eröffnen sich Methoden, die es zuwege bringen, daß eben verhindert werde die Bewußtlosigkeit des Ich, wenn dieses Ich sich herausreißt aus der gewöhnlichen Organisation, die ihm durch den Leib vorgeschrieben ist. Alle Methoden geisteswissenschaftlicher Forschung arbeiten darauf hin, das Ich herauszureißen aus der Tätigkeit des Leibes, und es dennoch nicht hineinsegeln zu lassen in das Unbewußte, sondern es bewußt hineinzuleiten in eine Welt, in die es bewußtlos und krankhaft hineingerät, wenn die Organisation ohne sein Zutun abweicht von dem, was man als ihre Gesetzmäßigkeit anerkennen muß." (GA 77a, S. 30)

"Und diese geisteswissenschaftliche Methode, sie wird nun in derselben Weise streng ausgestaltet, wie die äußere naturwissenschaftliche Methode ausgestaltet wird. Nur ist es im höchsten Grade wünschenswert, daß die, die maßgeblich irgend etwas erforschen wollen in der geistigen Welt, dasjenige genossen haben, was ich im Eingang meiner Auseinandersetzung charakterisiert habe als die durch das naturwissenschaftliche Forschen angeeignete innere Disziplin und Gewissenhaftigkeit. Wer nicht die Schulung durchgemacht hat durch die moderne Naturwissenschaft, der kann im Grunde genommen nur Nebuloses auf dem Gebiete der Geisteswissenschaft hervorbringen. Es sollte das, was die hier gemeinte anthroposophische Geisteswissenschaft will, nicht verwechselt werden mit dem, was die im Nebulosen verschwimmenden Mystiker oder dergleichen hervorbringen, die ohne diese innere Disziplin, manchmal geradezu mit Disziplinlosigkeit, ohne diese innere Gewissenhaftigkeit, ja mit Gewissenlosigkeit vorgehen, wenn sie der Welt ihre sogenannten geistigen Erlebnisse vormachen, die leider nur allzu leicht dann von Urteilslosen geglaubt werden. Wahrhafte geisteswissenschaftliche Methodik muß in demselben strengen Sinne errungen werden und auf der Voraussetzung dessen, was man als naturwissenschaftlicher Forscher ausbildet, wie eben die naturwissenschaftliche Methode selbst." (GA 77a, S.32)

Die geisteswissenschaftliche Methode wird von Steiner in seinem Buch "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" näher beschrieben. Bestimmte Aspekte dieser Methode sind schon in den grundlegenden philosophischen Werken Steiners ausgearbeitet. Seine Philosophie der Freiheit trägt den Untertitel: "Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode".

"Ich schrieb, um zu protestieren gegen das Aufsuchen einer wesenlosen Metaphysik, die nur dadurch entsteht, daß wir im charakterisierten Sinne aus innerer Trägheit über den Sinnenschleier hinaus das Denken fortrollen lassen, als Motto über meine «Philosophie der Freiheit»: «Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode.» Ich wies darauf hin, daß alles dasjenige, was Inhalt einer Philosophie ist, nicht ersonnen ist, sondern daß es im strengsten Sinne so Beobachtungsresultat nach innen hin ist, wie Farbe und Ton Beobachtungsergebnisse nach außen hin sind." GA 322, S. 052

Das Kriterium der Intersubjektivität

Das Kriterium der Intersubjektivität kann nur eine besondere Art der Gültigkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen durch Überprüfung herstellen oder bestätigen. Eine wissenschaftliche Erkenntnis bzw. Aussage mag wahr sein, sie ist jedoch erst durch ihre intersubjektive Gültigkeit eine anerkannte. Solche Gültigkeit ist nicht mit Wahrheit zu verwechseln. Eine große Forschergemeinschaft, deren Mitglieder ihre Forschungsergebnisse gegenseitig prüfen und für gültig befinden, bewirkt damit, daß ihre Ergebnisse dem Laien für wahr gelten. Dies kann auch dann der Fall sein, wenn die Ergebnisse in Wirklichkeit unwahr sind. Das Kriterium der Intersubjektivität ist kein unfehlbares Prüfkriterium.

Das führt zu der Frage der Prüfbarkeit der Ergebnisse von geisteswissenschaftlicher Forschung, sowohl für die Geistesforscher selbst, als auch für die Laien oder Schüler, die trotzdem sie selbst zur Geistesforschung noch nicht in der Lage sind, das Bedürfnis haben, die Aussagen der Geisteswissenschaft einer Prüfung auf Wahrheit zu unterziehen.

Rudolf Steiner fordert selbst immer wieder zu solch einer Prüfung auf. Die geisteswissenschaftlichen Forschungsresultate sollen nicht auf Glauben hingenommen werden, oder brauchen es jedenfalls nicht, und er macht ausführliche Angaben, wie die Prüfung möglich ist. Eine weitere Ausarbeitung und Vertiefung der wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Anthroposophie erfolgte durch den Schüler Rudolf Steiners Herbert Witzenmann. Witzenmann betont, daß es zunächst darauf ankommt, den Gegenstand der Geisteswissenschaft, was das Geistige eigentlich sei, zu erfassen. Dahin kann auch eine rein philosophische Bemühung führen, weil das Wesen des Geistigen schon im reinen Denken erfahrbar wird.

Einzelnachweise

  1. Im Zusammenhang mit der anthroposophischen Bewegung sind hier zu nennen: Valentin Tomberg, Willi Seiss, Jesaia Ben Aharon, Jostein Saether, Heide Oehms, Ralph Melas Große, Judith von Halle und last but not least Hermann Keimeyer. Der Anthroposophie verwandte Konzepte wurden durch die Geistesforscher Dr. Stylianos Atteshlis (Daskalos) und durch Sri Aurobindo entwickelt.

Siehe auch

Urteil

Literatur

(Ein stellenweise schwieriges Buch, das aber dadurch auch Illusionen eines Schon-Verstandenhabens entgegenwirkt. Weitere Werke zum Thema siehe Herbert Witzenmann: Literatur)

  • Helmut Kiene: Grundlinien einer essentialen Wissenschaftstheorie. Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners im Spannungsfeld moderner Wissenschaftstheorien. Perspektiven essentialer Wissenschaft, Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben (1984), ISBN 3878389507

(Ein anregendes Werk, das die wissenschaftstheoretische Position der Anthroposophie im Vergleich mit populären Wissenschaftstheorien wie die von Popper, Feyerabend und Kuhn erarbeitet. Lädt ein zu einer gründlichen und genauen Untersuchung verschiedener Fragestellungen und Probleme der anthroposophischen Wissenschaftstheorie, wie sie eine Überblicksdarstellung nicht geben kann.)

  • Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart, Berliner Wissenschafts-Verlag (2011), ISBN 978-3-8305-1930-0

(Hauptsächlich anhand der Auseinandersetzung mit dem zweibändigen Werk Helmut Zander's wird versucht methodologische Standards der wissenschaftlichen Herangehensweise an die Anthroposophie festzuschreiben.)

  • Günter Röschert u.a.: Rudolf Steiners Wissenschaftsbegriff im Gespräch mit der Gegenwart. Beiträge zu den <Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung>, Beiheft 4/Juni 1991, Zeitschrift "Die Drei", Verlag Freies Geistesleben



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Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.