Taufe

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Die Taufe (von ahd. toufen; got daupjan; griech. βαπτίζειν, baptízein = „eintauchen, untertauchen“) ist ein christliches Sakrament, durch das der Täufling, der dabei mit Wasser übergossen oder in Wasser untergetaucht wird, in die christliche Gemeinschaft eintritt. Die Taufe geht auf die Wasserprobe der alten Mysterien zurück. Durch das Untertauchen wurde der Mysterienschüler dem Ertrinken nahe gebracht, wodurch sich der Ätherleib lockerte und eine Rückschau auf das Lebenspanorama des bisherigen Erdenlebens möglich wurde, wie es normalerweise nur unmittelbar nach dem Tod erlebt werden kann.

"In späteren Zeiten, noch zur Zeit des Mysteriums von Golgatha und darüber hinaus, wurde ja zum Beispiel der Akt der Taufe zumeist so vollzogen, daß er in der Tat noch eine Verrichtung am Menschen selber war. Die Täuflinge wurden [ins Wasser] untergetaucht und dadurch in dieselbe Lage gebracht wie ein Ertrinkender, dem in einer rückwärtslaufenden Perspektive seine Lebensvorgänge am geistigen Blick vorüberziehen. Das gehörte in früheren Zeiten zu der Taufe, daß dem Menschen das vergangene Leben vor die Seele gebracht wurde, daß er also in einer gewissen Weise geistig sehen lernte. Später ist dann das Sakrament der Taufe [zeitlich] zurückverlegt worden, da konnte es natürlich nicht in dieser Weise vollzogen werden, da wurde es nur noch als Zeichen gemacht." (Lit.: GA 343a, S. 294)

"Die Taufe bedeutete ursprünglich eine der ersten Stufen, durch die der Mensch allmählich zu den höheren Erkenntnissen hinaufkam. Sie war als sogenannte Wasserprobe in den alten Mysterien vorhanden. Sie gehörte zu den zeremoniellen Handlungen, welche verknüpft waren damit, daß die Menschen stufenweise zu den höchsten Weisheiten hinaufgeführt wurden. Diese alten Mysterien waren nichts anderes als Kultstätten und Weisheitsschulen. Die Taufe war die erste Probe für die Einweihung. Sie war nicht bloß eine äußere Form, sondern verknüpft mit bestimmten Erkenntnisgraden. Der Täufling mußte gewisse Tugenden in sich ausgebildet haben; dann wurde ihm die Taufe erteilt. Vor allen Dingen wurde von den Täuflingen der alten Mysterienreligionen verlangt, daß sie das im Leben sich erworben haben, was man festes Selbstvertrauen nennt, die Möglichkeit, sich immer auf sich selbst zu verlassen. Diese Charaktereigenschaft hing damit zusammen, daß man in den tieferen Mysterienreligionen das Reich Gottes inwendig im Menschen gesucht hat, und daß man nur denjenigen zugestanden hat, daß sie der höheren Gemeinschaft angehören, welche in sich selbst Richtung und Ziel gefunden haben, welche also sich selbst vertrauen durften. Für diese war dann die innere Umwandlung der Schlußstein eines Lehrplanes.

Das war in den Mysterien der Fall. Dann kam das Christentum und stellte das, was in den Mysterien gelehrt worden war, als eine Wahrheit für die ganze Menschheit hin. Das ist eine ganz bedeutsame mystische Tatsache, daß jetzt nicht nur diejenigen selig werden können, welche in die Mysterien eingeweiht werden, sondern auch diejenigen, welche nur glauben. Damit wurde die Taufe zu einem sogenannten Sakramente der Kirche. Diese Taufe ist die Fortsetzung eines uralten zeremoniellen Gebrauches, der Wasserprobe in den Mysterien. Hier ist ein Punkt, wo wir an spirituelles Wissen glauben müssen oder nicht weiterkommen. Die Handlungen, die vollzogen werden bei der Eingliederung in die Gemeinschaft, sind so, daß damit etwas Spirituelles verknüpft ist, das nicht bloß äußere Formalität ist, sondern etwas ist, was mit dem ganzen spirituellen Leben der Gemeinschaft zusammenhängt, so daß tatsächlich - vom spirituellen Gesichtspunkte aus - mit dem Täufling etwas geschieht. Für denjenigen, der Materialist ist, ist dies eine ganz phantastische Sache. Aber für den, der etwas von den höheren Planen des Daseins weiß, ist es auch eine Tatsache." (Lit.: GA 53, S. 89ff)

Die Bedeutung von Wasser, Salz und Asche für das Taufritual

Tafel 11

„Nun hat man zu der Taufhandlung vorzubereiten drei kleine Gefäße, die eigentlich die folgende Form haben sollten von der Seite gesehen (es wird an die Tafel gezeichnet), so daß man sie so anordnen kann auf einem Tischchen. In diesen drei Gefäßen hat man etwas Wasser, Salz und Asche. Die Imagination ergibt, daß man eigentlich reine Holzasche verwenden sollte. Das Tischchen - ich werde später über diese Dinge noch zu sprechen haben —, auf dem diese Gefäße stehen, ist am besten mit einem blauen Teppich oder dergleichen belegt. Die drei Gefäße stehen dann auf einem roten Deckchen und sind so angeordnet, wie ich es hier gezeichnet habe. Und man bereitet nun die Sache so zu, daß man in diesem Gefäß hier Wasser hat (siehe Tafel), in diesem Gefäß hier Salz, in diesem Gefäß hier Asche. So konnte ich es bis jetzt herausbringen. Nun müssen wir, um das zu verstehen, uns eben klar sein, was für reale Vorstellungen sich anknüpfen müssen, wenn wir durch die Imagination ein Verhältnis bekommen zu Salz, Wasser, Asche. Mit dem Wasser verbindet sich in der Imagination die Vorstellung des Wiederherstellens, des Wiederherstellens von irgend etwas, das in einem ablaufenden Prozeß seine eigentliche Wesenheit verloren hat, wodurch das Wasser also seine Mittlerwesenheit im Weltenprozeß offenbaren kann. Dieses Wasser ist rein zu nehmen, am besten wird destilliertes Wasser verwendet. Das Wasser löst das Salz auf. In jedem Salzprozeß, also immer, wenn sich Salz irgendwo absetzt - und wir können hier durchaus den allgemeinen Namen Salz gebrauchen für alles dasjenige, was sich in dieser Weise absetzt -, also immer, wenn sich Salz absetzt, so bedeutet das, daß das Salz an die Umwelt auch einen geistig-ätherischen Inhalt abgibt. Also das Salz, das aufgelöst ist im Flüssigen, im Wasser, das ist, wie man weiß durch die Imagination, weisheithaltend. Das aufgelöste Salz ist weisheithaltend. Indem das Salz koaguliert, indem das Salz sich absetzt, verdunstet gewissermaßen die reale Weisheit in die Umgebung und das Salz wird weisheitsleer. Das alles müssen Sie mehr an den Prozeß als an die Substanz geknüpft denken, denn das ist ein Prozeß, der im eminentesten Sinne im eigenen menschlichen Organismus vor sich geht; und wenn Sie denken, wenn Sie also Gedanken entwickeln, so werden Sie nur dadurch mit Gedanken erfüllt, daß sich in Ihnen Salz ablagert. Es lagert sich um so mehr Salz ab, je dichter die Gedankenentwickelung ist.

Ein ungeheures Licht fällt von dieser Wahrheit auf die ganze Physiologie des menschlichen Leibes. Es kann damit durchaus auch so sein, daß Sie an dieser Weisheitsentwickelung, die da stattfindet, nicht subjektiv mit dem Bewußtsein teilnehmen. Wenn Sie Salz entwickeln zum Beispiel im Traum, selbst im dumpfen Traum, der von dem menschlichen Bewußtsein schon als Schlaf empfunden wird, dann bedeutet diese Salzablagerung durchaus Erfüllung mit Weisheit, und Weisheit ist auf dieser Stufe des Erkennens alles dasjenige zu nennen, was das geistige Korrelat der Wachstumserscheinungen ist. Wenn Sie also auf die Pflanzendecke der Erde hinschauen und Sie lassen auf sich das Wachstum der Pflanzen wirken, so bedeutet das vom Erdenwesen aus angesehen einen fortwährenden Salzprozeß oder Versalzungsprozeß in der Pflanze und ein Ausströmen von Weisheit. Während das physische Anschauen den Wachstumsprozeß wahrnimmt, sollte das geistige Anschauen in diesem Wachstum einen Prozeß sehen, wo gewissermaßen das Geistige frei wird, während es früher in dem Salz gebunden war.

«Ihr seid das Salz der Erde.» Solche Dinge stehen schon in den religiösen Urkunden, und ich bitte Sie- durchaus Ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken, daß jede bloß abstrakte Erklärung von «Ihr seid das Salz der Erde» nicht den Sinn trifft; der ist ursprünglich ganz konkret gemeint.

So handelt es sich darum, diesen Salzungsprozeß zu verstehen und nun zu wissen, daß in dem Augenblicke, wo man Salz hat und es wiederum auflöst, die Wassersubstanz durchzogen wird von Regenerationskräften. Stellen Sie dagegen dasjenige, was nun im reinen Sinne Asche geworden ist; es ist hervorgegangen nicht aus einem Koagulationsprozeß, nicht aus einem Absetzungsprozeß, sondern es ist hervorgegangen aus dem Feuerprozeß; es ist das der entgegengesetzte Prozeß. Hervorgegangen aus dem Feuerprozeß ist auch das, was von Seiten des Materiellen dem Geistigen sein materielles Wirkensfeld gibt.

Sie verstehen das am besten, wenn Sie sich denken, Sie haben etwas Wasser, geben auf der einen Seite Salz hinein, auf der anderen Seite Asche - was geschieht, das ist jetzt ein Prozeß der außerirdischen Welt, während unsere chemischen Prozesse sich nur beziehen auf die irdische Welt. Gebe ich etwas Salz auf der einen Seite, etwas Asche auf der anderen Seite, so erzeuge ich Wachstumskraft, das heißt: wirkenden Geist. Durch die Asche, die ich einströmen lasse, gebe ich dasjenige hinein, was sich immer verbinden muß mit dem Auflösen des Salzes; das muß sich immer verbinden, um dem Geiste die Möglichkeit zu geben, materiell zu sein.“ (Lit.:GA 343a, S. 370ff)

Die in der Erde auch nach der Abtrennung des Mondes verbliebenen Mondenkräfte wirken durch den Salzgehalt der Erde. Durch das Salz wird die Erde in der Winterzeit durchgeistigt. Durch die merkuriale Qualität des Wassers wird die durchgeistigte Erdenmaterie ins Lebendige übergeführt. Die Asche, die im Sommer durch den Schwefelprozess in den Pflanzen gebildet wird und in die Erde fällt, sorgt dafür, dass sich dieses Leben nicht auf mondenhafte, sondern auf erdenhafte Weise entfaltet.

„Diese Mondenkräfte werden vorzugsweise in der Erde dadurch tätig, daß die Erde das Salz in sich birgt. So daß wir unmittelbar unter der Oberfläche der Erde, gerade in dem sich Befestigenden unter der Schneedecke, die ja schon auf der einen Seite nach dem Quecksilberigen strebt, nach unten hin aber übergeht in das Salzartige, so daß wir da in alledem Erdenmaterie haben, Salz, durchsetzt von Geistigkeit. Die Erde wird wirklich zur Winterzeit in sich geistig durch ihren Salzgehalt, der sich da besonders konsolidiert.

Das Wasser, das heißt eigentlich das kosmische Quecksilber, das nimmt auf die innere Tendenz, sich in Kugelform zu bilden. Da tritt dann überall diese innere Tendenz hervor, sich als Kugel zu bilden. Und dadurch, daß das geschieht, ist die Erde in dieser Tiefwinterzeit befähigt, nun nicht bloß zu erstarren im Salze und dieses erstarrte Salz mit Geist zu durchziehen, sondern sie ist befähigt, dieses durchgeistigte Materielle zu verlebendigen, ins Lebendige überzuführen. Die Erde lebt unter ihrer Oberfläche im Ganzen auf zur Tiefwinterzeit. Im Geist- und Salzprinzip ist durch das Quecksilberprinzip überall regsam die Tendenz, lebendig zu werden. Es ist während des Winters eine ungeheure Erkraftung der Erde, unter ihrer Oberfläche Leben zu entfalten.

Aber dieses Leben würde ein Mondenleben werden, denn vorzugsweise die Mondenkräfte, wie ich gesagt habe, sind darinnen tätig. Dadurch aber, daß die Asche heruntergefallen ist von den Samen, daß das alles, was ich jetzt beschrieben habe, imprägniert ist mit der Asche, dadurch ist dasjenige in dem Ganzen drinnen, was diese ganze Bildung für die Erde in Anspruch nimmt.

Die Pflanze hat hinaufgestrebt in den Sulfurisierungsprozeß; aus diesem Sulfurisierungsprozeß ist die Asche heruntergefallen. Das ist dasjenige, was die Pflanze, nachdem sie hinaufgestrebt hat in das, ich möchte sagen Ätherisch-Geistige, wieder zurückführt zur Erde. So daß wir da zur Tiefwinterzeit auf der Erdenoberfläche die Tendenz haben, Geist in sich aufzunehmen, sich zu verlebendigen, aber das Mondenhafte ins Erdenhafte umzusetzen. Der Mond wird hier gezwungen durch die Erdenaschenreste dessen, was da heruntergefallen ist, nicht auf mondenhafte, sondern auf erdenhafte Weise das Lebendige zu entfalten.“ (Lit.:GA 229, S. 31f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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