Maria (Mutter Jesu) und Valentinus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:RAFAEL - Madonna Sixtina (Gemäldegalerie Alter Meister, Dresde, 1513-14. Óleo sobre lienzo, 265 x 196 cm).jpg|thumb|300px|[[Raffael]]: ''[[Wikipedia:Sixtinische Madonna|Sixtinische Madonna]], Gemäldegalerie Alte Meister ([[Wikipedia:Dresden|Dresden]])]]
'''Valentinus''', auch: ''Valentinos'', ''Valentin'', ''Valentinian'' oder ''Valentius'' († nach 160), war ein [[Gnosis|christlich-gnostischer]] Lehrer.
'''Maria''' ({{HeS|מרים}} ''Mirjam''; [[Aramäische Sprachen|aramäisch]] {{lang|arc|<big><big>ܡܪܝܡ</big></big>}}; {{ELSalt|Μαριάμ}} ''Mariam''), namentlich in der [[Kunst|künstlerischen Darstellung]] auch '''Madonna''' ({{ItS|}} „meine Dame“) genannt, ist nach der Überlieferung des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] und des [[Koran]]s die Mutter des [[Jesus von Nazareth]]. Nach ihrer himmlischen Verklärung wird sie als '''Himmelskönigin''' ([[lat.]] ''regina caeli'') im Bild der „Frau, mit der Sonne bekleidet, und dem Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen“ {{Bibel|Off|12|1|LUT}} verehrt.


== Herkunft ==
== Leben ==
Über das Leben von Valentinus ist wenig bekannt. Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon schätzt, dass er etwa um 100 geboren wurde. Nach [[Wikipedia:Epiphanius von Salamis|Epiphanius]] wurde er in Phrenobis ([[Wikipedia:Ägypten|Ägypten]]) geboren und in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] ausgebildet, wahrscheinlich von [[Basilides (Gnostiker)|Basilides]]. Er habe seine Lehre in Ägypten verbreitet, bevor er nach Rom ging.<ref name="Epiphanius">[[Wikipedia:Epiphanius von Salamis|Epiphanius von Salamis]]: ''Panárion'', 31,2,1f. und 7,1 f.</ref> Nach [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] kam er unter Bischof [[Wikipedia:Hyginus (Bischof von Rom)|Hyginus]] († 142) nach [[Wikipedia:Rom|Rom]] und wirkte dort unangefochten als freier theologischer Lehrer bis in die Zeit von Bischof [[Wikipedia:Anicetus|Anicetus]] (zirka 154–166).<ref>[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]]: ''Adversus haereses'', III 4,3</ref> Eine ähnliche Stellung als freier theologischer Lehrer in Rom hatte sein Zeitgenosse [[Wikipedia:Justin der Märtyrer|Justin der Märtyrer]]. Nach Epiphanius war er auch in Zypern, aufgrund der Quellenlage ist jedoch nicht klar, ob das vor oder nach seinem Aufenthalt in Rom war.


Wie ihr Mann [[Josef von Nazaret|Josef]] stammte Maria aus der Kleinstadt [[Wikipedia:Nazaret|Nazaret]] in [[Wikipedia:Galiläa|Galiläa]]. Nach dem [[Lukas-Evangelium]] war sie eine Verwandte [[Elisabet]]s {{Bibel|Lk|1|36}}, der Mutter [[Johannes der Täufer|Johannes des Täufers]], die aus dem priesterlichen Geschlecht [[Aarons]]s stammte {{Bibel|Lk|1|5|EU}}. Damit ist auch die Abstammung Marias aus diesem priesterlichen Geschlecht angedeutet.  
Nachdem zwei Drittel der erhaltenen Texte von Valentinus bei Clemens von Alexandria stehen, stellt Markschies die These auf, dass Valentinus seine Lehre bereits in Alexandria ausformuliert hatte.<ref name="BBKL" />


Nach [[Lukas (Evangelist)|Lukas]] wurde Maria die Geburt [[Jesus von Nazareth|Jesu]] durch den [[Erzengel Gabriel]] verkündigt:
== Werke ==
Valentinus schrieb Lehrbriefe, Predigten und Hymnen, die von seinen Schülern gesammelt wurden. Erhalten sind neun kleine Fragmente. [[Clemens von Alexandria]] erwähnt eine dogmatische Schrift „Über die drei Naturen“ ({{ELSalt|περ τρὶν φυσὲων}}, ''per trìn physèon''), die jedoch verschollen ist. Nach Schaff ist möglicherweise ein Fragment davon bei [[Wikipedia:Photios I.|Photios]] (Biblioteca CCXXX) erhalten.<ref name="Schaff">[http://www.ccel.org/ccel/schaff/encyc12.v.i.html Philip Schaff: New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, ''Valentinus and his School'']</ref> Verschiedene andere Schriften wie das [[Evangelium der Wahrheit]], der [[Diognetbrief]], der Rheginosbrief, und der Naassenerpsalm und die [[Pistis Sophia]] wurden Valentinus von einzelnen Autoren zugeschrieben, mehrheitlich wird seine Autorschaft jedoch abgelehnt.<ref name="BBKL">{{BBKL|v/valentinos|autor=Klaus-Gunther Wesseling|artikel=Valentinos|band=12|spalten=1067–1084}}</ref>


{{Zitat|26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth,
Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon zeugen die Werke von poetischem Gestaltungsvermögen.<ref name="BBKL" /> Nach Schaff stellt Tertullian die Hymnen von Valentinus bezüglich Poesie auf die gleiche Stufe wie die [[Wikipedia:Buch der Psalmen|Psalmen Davids]].<ref name="Schaff" />
27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.
28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!
29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?
30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden.
31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben.
32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,
33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?
35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei.
37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.|[[Lukas-Evangelium]]|{{BB|Luk|1|26-38}}}}


== Die Jungfrau Sophia ==
== Von Valentinus vertretene Lehren ==
Über die Lehren von Valentinus kann wenig ausgesagt werden, da die meisten Quellen nicht zwischen seiner Lehre und der späterer Valentianer unterscheiden.
<!--
Many of the things written in publicly available books are found in the writings of god's church. For this shared matter is the utterances that come from the heart, the law that is written in the heart.
-->
* Der Mensch wurde durch Engel zwar unvollkommen geschaffen, aber vom obersten Gott nach einem himmlischen Vorbild im Akt der [[Schöpfung]] perfektioniert.
* Die Welt ist eine wohlgeordnete und von Gottes Geist durchwirkte Schöpfung.
* Die [[Offenbarung]] des höchsten Gottes, die durch seinen Sohn Jesus Christus erfolgt, reinigt das verdorbene Herz des Menschen.
* Der irdische [[Jesus von Nazaret]] wird als göttliches Wesen verstanden: Er isst und trinkt, hat aber keine Verdauung.


{{Hauptartikel|Jungfrau Sophia}}
== Valentinianismus ==
Der Valentinianismus war eine der am weitesten verbreiteten gnostisch-christlichen Bewegungen. Irenäus erwähnt [[Ptolemäus (Gnostiker)|Ptolemäus]], [[Herakleon (Gnostiker)|Herakleon]] und Theodot als Schüler von Valentinus. Der von ihnen weiter entwickelte [[Valentinianismus]] existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit [[Wikipedia:Bardesanes|Bardesanes]]) für die östliche Form.


Im [[Christliche Esoterik|esoterischen Christentum]] wurde die Mutter Jesu stets als «[[Jungfrau Sophia]]» bezeichnet, so auch von [[Johannes (Evangelist)|Johannes]], dem Evangelisten; nur exoterisch nennt er sie die «Mutter des Jesus». Gemeint ist damit in der christlichen Esoterik der von niederen sinnlichen Begierden gereinigete (→ [[Katharsis]]) und zum [[Geistselbst]] erhöhte [[Astralleib]]. Dass die Jungfräulichkeit Marias nicht als äußeres Mirakel im leiblichen Sinn missverstanden werden darf, betont auch das der [[Valentinianer|valentinianischen]] [[Gnosis]] zuzurechnende [[Apokryphen|apokryphe]] [[Philippusevangelium]]:
== Rezeption ==
In der Rezeption von Valentinian gibt es große Unterschiede. Die Kirchengeschichte bis ins 19. Jahrhundert sieht ihn in unkritischer Wiederholung antiker Quellen als Erzketzer und macht keinen oder kaum einen Unterschied zwischen Valentinus und Valentinianern.<ref name="Schaff" /><ref>[http://www.newadvent.org/cathen/15256a.htm Catholic encyclopedia: ''Valentinus and Valentinians'']</ref>. Die [[Wikipedia:Encyclopædia Britannica|Encyclopædia Britannica]] von 1911 geht davon aus, dass Valentinian nicht, wie [[Markion]], von Anfang an mit der Kirche brach, sondern lange seinen Status innerhalb der Kirche bewahrte.<ref>Encyclopedia Britannica 1911: Valentinus</ref>


{{Zitat|vor=|nach=|Einige sagten: „Maria ist vom heiligen Geist schwanger geworden.“ Sie sind im Irrtum. Sie wissen nicht, was sie sagen. Wann ist je eine Frau von einer Frau schwanger geworden? Maria ist die Jungfrau, die keine Macht befleckte. Sie ist ein großes Heiligtum für die Hebräer, das sind die Apostel und die Apostelschüler. Diese Jungfrau, die keine Macht befleckte, die Mächte befleckten sich selbst. Und der Herr hätte nicht gesagt: „Mein Vater, der im Himmel ist“, wenn er nicht noch einen anderen Vater gehabt hätte, sondern er hätte einfach gesagt: „Mein Vater!“|Philippusevangelium|Spruch 17}}
Für Daniel Dawson geht Valentinus sehr frei und kreativ mit biblischen Texten um und sieht den eigentlichen Ursprung der Wahrheit in visionären Erfahrungen, die die Schrift interpretieren. Nach ihm verwandelt Valentinus das Drama der Schrift in ein „Psychodrama“.<ref>Daniel Dawson: ''Allegorical Readers and Cultural Revision in Ancient Alexandria, 1992, S 165, 168</ref> [[Wikipedia:John Behr|John Behr]] sieht Valentinus als den Führer einer Gruppe von Christen, die zur Spekulation neigen. Für ihn verschwimmt bei Valentinus der Unterschied zwischen Schrift und Kommentar, Schrift und Interpretation.<ref>John Behr: ''The Way to Nicea.'' 2001, S. 20–22.</ref> Markschies, der sich bei seiner Beurteilung der Lehre auf die direkten Fragmente von Valentinus beschränkt, beschreibt ihn als „Denker, der allenfalls den Weg zu den großen Systemen der 'Gnosis' bereitet, ihn aber noch nicht selbst geht“.<ref>Markschies: ''Die Gnosis.'' <sup>2</sup>2006, S. 90.</ref>


== Die zwei Jesusknaben und die beiden Marien-Gestalten ==
Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon sieht die Frage, ob Valentinus zur Gnosis zu rechnen sei, als offen an..<ref name="BBKL" /> Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon finden sich bei [[Origenes]] ähnliche Elemente wie in der Theologie von Valentinus.<ref name="BBKL" />


[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass um die Zeitenwende nicht nur ein, sondern [[Die zwei Jesusknaben|zwei Jesusknaben]] geboren wurden, der [[Nathanischer Jesus|nathanische Jesus]] und der [[Salomonischer Jesus|salomonische Jesus]]. Demgemäß gab es auch zwei Elternpaare. Nach Rudolf Steiner hießen die Eltern beider Jesusknaben Josef und Maria, was nicht ungewöhnlich ist, da diese Namen damals in [[Wikipedia:Palästina|Palästina]] weit verbreitet waren. Die Gestalt, die gemeinhin mit Maria identifiziert wird, ist die Mutter des nathanischen Jesusknaben, dessen Geburtsgeschichte im [[Lukas-Evangelium]] geschildert wird. Der nathanische Jesus stammte, wie aus dem Geschlechtsregister des Lukasevangeliums deutlich wird, aus der nathanischen Linie des Hauses [[Wikipedia:David (Israel)|David]]. Er stieg zur Zeitenwende zum allerersten Mal zu einer irdischen Geburt herab, hatte aber schon lange vorher in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] eine enge Beziehung zu dem [[Christus]] und bereitete mit diesem durch die [[Vorstufen zum Mysterium von Golgatha]] dessen irdische [[Inkarnation]] vor, die erst mit der [[Jordan-Taufe]] im 30. Lebensjahr des [[Jesus von Nazareth]] erfolgte. Die Geschichte des zweiten Jesusknaben, des salomonischen Jesus, der aus der [[salomon]]ischen Linie Davids abstammte, wird im [[Matthäus-Evangelium]] geschildert. Er war nach der Angabe Rudolf Steiners der wiedergeborene hohe persische [[Einweihung|Eingeweihte]] [[Zarathustra]].
== Anmerkungen ==
 
<references />
{{GZ|Nehmen wir einmal die Tatsachen. Der Schreiber des Matthäus-
Evangeliums schildert, daß vorherverkündet wird die Geburt des
Schöpfers des Christentums, daß diese Geburt erfolgt, daß Magier
kommen aus dem Morgenlande, die den Stern wahrgenommen haben,
daß der Stern sie geführt hat an die Stätte, wo der Erlöser geboren
wird. Er schildert ferner, daß Herodes dadurch aufmerksam gemacht
wird und daß, um zu entgehen der Maßnahme des Herodes, die in dem
bethlehemitischen Kindermord besteht, das Elternpaar des Erlösers mit
dem Kinde nach Ägypten flieht. Als Herodes tot ist, wird Joseph, dem
Vater des Jesus, angezeigt, daß er wieder zurückkehren kann, und er
kehrt nun aus Furcht vor dem Nachfolger des Herodes nicht zurück
nach Bethlehem, sondern er geht nach Nazareth. - Ich will heute noch
absehen von der Ankündigung des Täufers. Ich will aber schon darauf
aufmerksam machen, daß, wenn wir das Lukas-Evangelium und das
Matthäus-Evangelium miteinander vergleichen, in den beiden Evangelien
die Vorverkündigung des Jesus von Nazareth ganz verschieden
erfolgt: das eine Mal erfolgt sie dem Joseph, das andere Mal der Maria.
Wir sehen dann aus dem Lukas-Evangelium, wie die Eltern des Jesus
von Nazareth ursprünglich in Nazareth wohnen und dann bei einer
Gelegenheit nach Bethlehem gehen, nämlich zur Zählung. Während sie
dort sind, wird der Jesus geboren. Dann erfolgt nach acht Tagen die
Beschneidung - nichts von einer Flucht nach Ägypten - ; und nach
einiger Zeit, die nicht weit danach liegt, wird das Kind dargestellt im
Tempel. Wir sehen, daß das Opfer dargebracht wird, das üblich ist, und
daß danach die Eltern mit dem Kinde nach Nazareth zurückziehen
und dort leben. Und dann wird uns ein merkwürdiger Zug erzählt, der
Zug, wie der zwölfjährige Jesus bei einem Besuch, den seine Eltern in
Jerusalem gemacht haben, im Tempel zurückbleibt, wie sie ihn suchen,
wie sie ihn dann wiederfinden im Tempel zwischen denen, welche die
Schrift auslegen, wie er ihnen da entgegentritt als ein Kundiger in der
Schriftauslegung, wie er sich verständig und weise im Kreise der Schriftgelehrten
ausnimmt. Dann wird erzählt, wie sie das Kind wiederum
mit nach Hause nehmen, wie es heranwächst; und wir hören nichts
Besonderes mehr von ihm bis zur Johannes-Taufe.
 
Da haben wir zwei Geschichten des Jesus von Nazareth vor der
Aufnahme des Christus.|114|27f}}
 
{{GGZ|So sehen wir zwei Jesuskinder heranwachsen, einmal den Sohn des
nathanischen Elternpaares Joseph und Maria, und wir sehen diesen
Sohn geboren werden von einer jungen Mutter - im Hebräischen würde
man das Wort Alma dafür gebraucht haben - ; denn das, was als eine
junge Seele wirken sollte, mußte von einer ganz jungen Mutter geboren
werden. Mit diesem Sohne wohnte das Elternpaar nach der Rückkehr
aus Bethlehem wieder in Nazareth. Sie hatten keine anderen
Kinder. Es war der Mutter aufgespart, einzig und allein die Mutter
dieses Jesus zu sein.- Dann haben wir den Jesus des Elternpaares Joseph
und Maria aus der salomonischen Linie. Nachdem dieses Elternpaar aus
Ägypten zurückgekehrt und nach Nazareth übergesiedelt war, bekam
es noch eine Reihe von Kindern, die Sie im Markus-Evangelium angeführt
finden: Simon, Judas, Joses, Jakobus und auch zwei Schwestern
{{Bibel|Mk|6|3|LUT}}. — Die beiden Jesuskinder wachsen heran. Das Kind,
welches die Zarathustra-Individualität in sich birgt, entwickelt nach
und nach mit einer ungeheuer schnellen Reifung diejenigen Kräfte,
die es entwickeln muß, wenn eine so mächtige Individualität in dem
Körper tätig ist. Die Individualität, die in dem Körper des anderen
Jesus tätig ist, ist von anderer Art. Das Wichtigste ist ja an ihr der
Nirmanakaya des Buddha. Das ist etwas, was auf diesem Kinde ruht.
Daher wird uns auch gesagt, als die Eltern von Jerusalem zurückkommen:
Das Kind ist voll Weisheit - das heißt, in seinem Ätherleibe
ist es durchströmt von Weisheit - , und die Gnade des Gottes ist über
ihm {{Bibel|Lk|2|40|LUT}}. Aber es wuchs so heran, daß es die gewöhnlichen
menschlichen Eigenschaften, die sich auf Verstehen und Erkennen in
der äußeren Welt beziehen, außerordentlich langsam entwickelte. Der
triviale Mensch würde gerade dieses Jesuskind ein «verhältnismäßig zurückgebliebenes Kind» genannt haben, wenn er nur auf das gesehen
hätte, was Kräfte zum Verstehen und Begreifen der äußeren Welt
sind. Dafür aber entwickelte sich gerade in diesem Kinde das, was herunterströmte
aus dem es beschattenden [[Nirmanakaya]] des [[Buddha]]. Es
entwickelte eine Tiefe der Innerlichkeit, die sich mit nichts an Innerlichkeit
in der Welt vergleichen läßt. Es entwickelte sich eine Gefühlstiefe
in dem Knaben, die auf die ganze Umgebung in außerordentlicher
Art wirkte. — So sehen wir eine gefühlstiefe Wesenheit in dem nathanischen
Jesus heranwachsen, und wir sehen eine Individualität mit
einer ungeheuren Reife, mit einem tiefen Weltverständnis in dem salomonischen
Jesus heranwachsen.
 
Nun war der Mutter des nathanischen Jesus, jenes gefühlstiefen
Kindes, Bedeutsames gesagt worden. Schon als Simeon dem neugeborenen
Kinde gegenüberstand und es überstrahlt sah von dem, den er
einst in Indien als Buddha noch nicht hatte sehen können, da sagte er
voraus das Große und Gewaltige, was sich jetzt vollziehen sollte; aber
er sagte auch die großen, bedeutungsvollen Worte von dem «Schwert,das der Mutter durch das Herz gehen» sollte (Lukas 2, 35). Auch dieses
Wort bezieht sich auf etwas, was wir heute noch verstehen lernen
wollen.
 
In unmittelbarer Nachbarschaft und unter den freundschaftlichen
Beziehungen der Eltern wuchsen die beiden Kinder heran und entwickelten
sich beide ungefähr bis zu ihrem zwölften Jahre. Als das
zwölfte Jahr des nathanischen Jesus herankam, begaben sich dessen
Eltern nach Jerusalem, wie gesagt wird, der Sitte gemäß, um an dem
Osterfeste teilzunehmen, und sie nahmen das Kind mit, wie es gebräuchlich
war, wenn die Kinder reif wurden. Nun findet sich im
Lukas-Evangelium in außerordentlich geheimnisvoller Weise eine Erzählung
von dem zwölfjährigen Jesus im Tempel. Es heißt da: Als sich
die Eltern wieder zurückbegaben von dem Fest, vermißten sie plötzlich
den Knaben, und als sie ihn nirgends unter der Reisegesellschaft
fanden, da begaben sie sich wieder zurück und fanden ihn im Tempel
mitten unter den großen Lehrern, alle erstaunend durch seine Weisheit
{{Bibel|Lk|2|41-50|LUT}}.
 
Was war da geschehen? Fragen wir darüber die unvergängliche
Akasha-Chronik. Die Tatsachen der Welt sind nicht so ganz einfach.
Was hier geschehen war, das geschieht in anderer Weise auch sonst in
der Welt. Es kommt vor, daß eine Individualität auf einer gewissen
Entwickelungsstufe andere Bedingungen braucht, als sie ihr von Anfang
an gegeben wurden. Daher kommt es immer wieder vor, daß ein
Mensch bis zu einem gewissen Lebensalter heranwächst - und dann auf
einmal in Ohnmacht fällt und wie tot ist. Da geht dann eine Umwandlung
vor sich: es verläßt ihn sein eigenes Ich, und ein anderes Ich
nimmt in seiner Körperlichkeit Platz. Eine solche Umlagerung des Ich
findet auch in anderen Fällen statt; das ist eine Erscheinung, die jeder
Okkultist kennt. Hier, bei dem zwölfjährigen Jesus war folgendes
geschehen: Jene Ichheit, die bis dahin als Zarathustra-Ichheit den Körper
des Jesus aus der königlichen Linie des davidischen Geschlechtes
gebrauchte, um auf die Höhe seiner Zeit zu kommen, drang aus dem
Körper des salomonischen Jesusknaben heraus und übertrug sich auf
den nathanischen Jesus, der daher wie ein Verwandelter erschien. Die
Eltern erkannten ihn nicht wieder, sie verstanden seine Worte nicht.
Denn jetzt sprach aus dem nathanischen Jesus das Zarathustra-Ich,
das sich auf ihn übertragen hatte. Das war der Zeitpunkt, als der
Nirmanakaya des Buddha sich mit dem ausgeschiedenen astraüschen
Mutterleibe vereinigte, und das war auch der Zeitpunkt, da sich das
Zarathustra-Ich mit dem nathanischen Jesus vereinigte. Jetzt lebte das
Zarathustra-Ich in dem nathanischen Jesus. Und dieses Kind, das so
verwandelt war, daß es die Eltern nicht verstehen konnten, das nahmen
sie jetzt mit nach Hause.
 
In nicht zu ferner Zeit starb dann die Mutter dieses Jesuskindes, so
daß dieses Kind, in dem das Zarathustra-Ich jetzt wohnte, von mütterlicher
Seite her verwaist war. Wir werden sehen, daß die Tatsache, daß
diese Mutter starb und das Kind verwaist zurückließ, noch auf einen
besonders tiefen Zusammenhang hinweist. - Auch das andere Kind
konnte nicht unter gewöhnlichen Verhältnissen fortleben, als das Zarathustra-
Ich es verlassen hatte. Der Joseph aus der salomonischen Linie
war schon früher gestorben, und die Mutter des salomonischen Jesuskindes
mit ihren Kindern, dem Jakobus, Joses, Judas, Simon und den
beiden Töchtern, wurde in dem Hause des nathanischen Joseph aufgenommen,
so daß also der Zarathustra jetzt wieder zusammenlebte
mit derjenigen Familie, in die er sich hineininkarniert hatte, bis auf den
Vater. Auf diese Weise haben sich die beiden Familien in eine zusammengesetzt,
und so lebt denn die Mutter der Geschwister - wir können
sie Geschwister nennen, denn nach dem Ich hin sind sie Geschwister -
in dem Hause des nathanischen Joseph mit dem Jesus, der aber seiner
Vaterstadt nach, leiblich, in Nazareth heimisch war. So lebte er mit
ihnen zusammen.
 
So sehen wir im Konkreten den Zusammenfluß des Buddhismus und
des Zarathustrismus.|114|108ff}}
 
=== Das Gespräch mit der Stiefmutter vor der Jordan-Taufe ===
 
Die vier [[Evangelium|Evangelien]] geben keine Auskunft über die Zeit zwischen dem 12. und dem 30. Lebensjahr des [[Jesus von Nazareth]]. [[Rudolf Steiner]] berichtet darüber in seinen Vorträgen über das sog. [[Fünftes Evangelium|Fünfte Evangelium]].
 
Kurz vor der [[Jordan-Taufe]] führte Jesus demnach ein intimes Gespräch mit seiner Stiefmutter leiblicherseits, in der er ihr erstmals von all den Zweifeln sprach, die in seiner Seele lebten und wie all die alte überlieferte Weisheit das Elend der Menschen nicht lindern könnte. Er wusste noch nicht genau, dass er die Zarathustra-Seele in sich trug, aber die alte Zarathustra-Lehre, die Zarathustra-Weisheit, der alte Zarathustra-Impuls stiegen während des Gespräches in ihm auf. Von all seinen Erlebnissen sprach er zu seiner Stiefmutter, von den Irrtümern der [[Schriftgelehrte]]n und von der Stimme der [[Bath-Kol]], die er vernommen hatte. Und merkwürdig ruhig hörte sie ihm zu, wie er von der Wertlosigkeit all dessen sprach, was ihr das Heiligste war, aber sie war eben von tiefster Liebe zu ihm erfüllt. Auch von seinen Erlebnissen bei den [[Essäer]]n erzählte er, insbesondere davon, wie er [[Luzifer]] und [[Ahriman]] vom Tor des Essäertempels hatte fliehen sehen und plötzlich verstand er, was das zu bedeuten hatte:
 
{{GZ|Als ich einstmals nach einem intimen, wichtigsten Gespräch mit den Essäern wegging, da sah ich am Haupttore, wie Luzifer und Ahriman davonliefen. Seit jener Zeit, liebe Mutter, weiß ich, daß die Essäer durch ihre Lebensweise, durch ihre Geheimlehre sich selber vor ihnen schützen, so daß Luzifer und Ahriman vor ihren Toren fliehen müssen. Aber sie schicken dadurch Luzifer und Ahriman weg von sich zu den anderen Menschen hin. Die Essäer werden glücklich in ihren Seelen auf Kosten der anderen Menschen; sie werden glücklich, weil sie sich selber vor Luzifer und Ahriman retten!|148|83}}
 
Tief erschüttert war die Mutter von diesen Worten des Jesus, in denen seine ganze Seele, sein ganzes Ich lag. Sein ganzer Schmerz ergoss sich in die Seele der Mutter und sie fühlte sich wie eins mit ihm. Jesus aber fühlte, als ob alles, was seit seinem zwölften Jahre in ihm lebte, fortgegangen wäre während dieses Gespräches. Wie außer sich fühlte er sich, wie wenn sein Ich weggegangen wäre. Die Mutter aber fühlte, wie wenn sich ein neues Ich in sie hineinversenkt hätte; sie war eine neue Persönlichkeit geworden. Eine bedeutsame Verwandlung begann sich mit dem Jesus zu vollziehen und ebenso mit seiner Mutter.
 
{{GGZ|Je mehr er davon sprach, desto mehr wurde die Mutter voll von all der Weisheit, die in ihm lebte. Und alle die Erlebnisse, die seit seinem zwölften Jahre in ihm gelebt hatten, sie lebten jetzt auf in der Seele der liebenden Mutter! Aber von ihm waren sie wie hingeschwunden; er hatte gleichsam in die Seele, in das Herz der Mutter dasjenige hineingelegt, was er selber erlebt hatte seit seinem zwölften Jahre. Dadurch wandelte sich die Seele der Mutter um.|148|84}}
 
Tagelang ging nun der Jesus wie traumverloren, wie von Sinnen im Haus herum, so dass seine Brüder schon meinten, er hätte den Verstand verloren. Dann ging er, wie von einer inneren Notwendigkeit getrieben, zum Jordan hin, wo Johannes seine Jünger taufte. Und mit der Jordan-Taufe geschah es nun, dass sich die Christus-Wesenheit in ihn herabsenkte.
 
{{GGZ|Seit jenem Gespräche mit seiner Mutter war gewichen das Ich des Zarathustra und dasjenige, was vorher gewesen war, was er bis zum zwölften Jahre war, das war wiederum da, nur gewachsen, noch größer geworden. Und hinein in diesen Leib, der jetzt nur in sich trug die unendliche Tiefe des Gemütes, das Gefühl des Offenseins für unendliche Weiten, senkte sich der Christus. Der Jesus war jetzt durchdrungen vom Christus; die Mutter aber hatte auch ein neues Ich, das sich in sie hineinversenkt hatte, erlangt; sie war eine neue Persönlichkeit geworden.|148|84}}
 
=== Die geistige Vereinigung der beiden Marien ===
 
Da zeigt nun die okkulte Forschung eine weitere bedeutsame Tatsache, welche die Mutter betrifft und die sich zugleich mit der Jordan-Taufe abspielte und die Verwandlung der Mutter zur Vollendung brachte. Sie war damals fünfundvierzig oder sechsundvierzig Jahre alt, da fühlte sie sich in ihrer Seele durchdrungen von dem Ich der Mutter des nathanischen Jesus, die schon früh gestorben war, so wie sich zugleich der Jesus von dem Christus durchdrungen fühlte. Sie fühlte sich seitdem ganz so wie jene junge Mutter, die einstmals den Lukas-Jesusknaben geboren hatte. Es war wie eine Wiedergeburt zur [[Jungfräulichkeit]], zu einer [[begierde]]losen Reinheit der [[Seele]].
 
{{GZ|In  demselben
Augenblicke,  als  diese Taufe im Jordan geschah, fühlte auch die Mutter  etwas  wie  das  Ende  ihrer  Verwandlung.  Sie  fühlte  -  sie  war  damals  im  fünfundvierzigsten,  sechsundvierzigsten  Lebensjahre  -,  sie
fühlte  sich  mit  einem  Male  wie  durchdrungen  von  der  Seele  jener
Mutter, welche  die Mutter  des  Jesusknaben war, der in  seinem  zwölften  Jahre  das  Zarathustra-Ich  empfangen  hatte,  und  die  gestorben
war.  So  wie  der  Christus-Geist  auf Jesus  von Nazareth herabgekommen war,  so war der Geist der anderen Mutter,  die mittlerweile in der
geistigen  Welt  weilte,  herniedergekommen  auf  die  Ziehmutter,  mit
der Jesus  jenes  Gespräch hatte.  Sie fühlte sich seitdem wie jene junge
Mutter,  die  einstmals  den Lukas-Jesusknaben geboren hatte.|148|85}}
 
== Siehe auch ==
 
* [[Unbefleckte Empfängnis]]
* [[Jungfräuliche Geburt]]
* [[Immerwährende Jungfräulichkeit Marias]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}}
* Alexander Böhlig und [[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Gnosis und Manichäismus: Forschungen und Studien zu Texten von Valentin und Mani sowie zu den Bibliotheken von Nag Hammadi und Medinet Madi.'' de Gruyter, Berlin/ New York 1994, ISBN 3-11-014294-5.
* [[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]]: ''Die Gnosis.'' Leipzig 1924, Kapitel IX, ''Valentinus.'' S. 281–297. (Nachdruck: 5. Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-520-03205-8)
* Christoph Markschies: ''Valentinus Gnosticus?: Untersuchungen zur valentinianischen Gnosis; mit einem Kommentar zu den Fragmenten Valentins.'' Mohr, Tübingen 1992, ISBN 3-16-145993-8.
* Christoph Markschies: ''Valentin/Valentinianer.'' In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]].'' Bd. 34 (2003), S. 495–500 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110173883&id=sruKaRneiyIC&pg=PA495&lpg=PA495&dq=valentinianer&sig=Nh6Sl7HrqWj1LUOnQUVLgIlMznA Google-Booksearch]
* {{BBKL|v/valentinos|autor=[[Wikipedia:Klaus-Gunther Wesseling|Klaus-Gunther Wesseling]]|artikel=Valentinos|band=12|spalten=1067–1084}}


{{GA}}
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118803751}}


== Weblinks ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118803751|VIAF=18018699}}


{{Commonscat|Virgin Mary|Jungfrau Maria}}
[[Kategorie:Theologe (2. Jahrhundert)]]
{{Commonscat|Madonna and Child|Maria mit Kind}}
[[Kategorie:Gnostiker]]
* {{DNB-Portal|118640909|NAME=Maria}}
[[Kategorie:Geboren im 1. oder 2. Jahrhundert]]
* {{DDB|Person|118640909}}
[[Kategorie:Gestorben im 2. Jahrhundert]]
*[http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Philippusevangelium.htm Das Philippusevangelium] (Gerd Albrecht)
[[Kategorie:Mann]]
* [http://web.archive.org/web/20070912010206/http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node87.html#SECTION000190000000000000000 Das Philippusevangelium] (deutsche Übersetzung von Gerd Lüdemann und Martina Janßen)


{{Normdaten|TYP=p|GND=118640909|LCCN=n/81/18544|NDL=00570257|VIAF=52482731}}
{{Personendaten
|NAME=Valentinus
|ALTERNATIVNAMEN=Valentinos; Valentin; Valentinian; Valentius
|KURZBESCHREIBUNG=Gnostiker
|GEBURTSDATUM=um 100
|GEBURTSORT=unsicher: [[Phrenobis]], [[Ägypten]]
|STERBEDATUM=nach 160
|STERBEORT=
}}


[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Christologie]] [[Kategorie:Christus]] [[Kategorie:Jesus|L]] [[Kategorie:Maria]]
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Version vom 10. August 2014, 18:02 Uhr

Valentinus, auch: Valentinos, Valentin, Valentinian oder Valentius († nach 160), war ein christlich-gnostischer Lehrer.

Leben

Über das Leben von Valentinus ist wenig bekannt. Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon schätzt, dass er etwa um 100 geboren wurde. Nach Epiphanius wurde er in Phrenobis (Ägypten) geboren und in Alexandria ausgebildet, wahrscheinlich von Basilides. Er habe seine Lehre in Ägypten verbreitet, bevor er nach Rom ging.[1] Nach Irenäus von Lyon kam er unter Bischof Hyginus († 142) nach Rom und wirkte dort unangefochten als freier theologischer Lehrer bis in die Zeit von Bischof Anicetus (zirka 154–166).[2] Eine ähnliche Stellung als freier theologischer Lehrer in Rom hatte sein Zeitgenosse Justin der Märtyrer. Nach Epiphanius war er auch in Zypern, aufgrund der Quellenlage ist jedoch nicht klar, ob das vor oder nach seinem Aufenthalt in Rom war.

Nachdem zwei Drittel der erhaltenen Texte von Valentinus bei Clemens von Alexandria stehen, stellt Markschies die These auf, dass Valentinus seine Lehre bereits in Alexandria ausformuliert hatte.[3]

Werke

Valentinus schrieb Lehrbriefe, Predigten und Hymnen, die von seinen Schülern gesammelt wurden. Erhalten sind neun kleine Fragmente. Clemens von Alexandria erwähnt eine dogmatische Schrift „Über die drei Naturen“ (griech. περ τρὶν φυσὲων, per trìn physèon), die jedoch verschollen ist. Nach Schaff ist möglicherweise ein Fragment davon bei Photios (Biblioteca CCXXX) erhalten.[4] Verschiedene andere Schriften wie das Evangelium der Wahrheit, der Diognetbrief, der Rheginosbrief, und der Naassenerpsalm und die Pistis Sophia wurden Valentinus von einzelnen Autoren zugeschrieben, mehrheitlich wird seine Autorschaft jedoch abgelehnt.[3]

Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon zeugen die Werke von poetischem Gestaltungsvermögen.[3] Nach Schaff stellt Tertullian die Hymnen von Valentinus bezüglich Poesie auf die gleiche Stufe wie die Psalmen Davids.[4]

Von Valentinus vertretene Lehren

Über die Lehren von Valentinus kann wenig ausgesagt werden, da die meisten Quellen nicht zwischen seiner Lehre und der späterer Valentianer unterscheiden.

  • Der Mensch wurde durch Engel zwar unvollkommen geschaffen, aber vom obersten Gott nach einem himmlischen Vorbild im Akt der Schöpfung perfektioniert.
  • Die Welt ist eine wohlgeordnete und von Gottes Geist durchwirkte Schöpfung.
  • Die Offenbarung des höchsten Gottes, die durch seinen Sohn Jesus Christus erfolgt, reinigt das verdorbene Herz des Menschen.
  • Der irdische Jesus von Nazaret wird als göttliches Wesen verstanden: Er isst und trinkt, hat aber keine Verdauung.

Valentinianismus

Der Valentinianismus war eine der am weitesten verbreiteten gnostisch-christlichen Bewegungen. Irenäus erwähnt Ptolemäus, Herakleon und Theodot als Schüler von Valentinus. Der von ihnen weiter entwickelte Valentinianismus existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit Bardesanes) für die östliche Form.

Rezeption

In der Rezeption von Valentinian gibt es große Unterschiede. Die Kirchengeschichte bis ins 19. Jahrhundert sieht ihn in unkritischer Wiederholung antiker Quellen als Erzketzer und macht keinen oder kaum einen Unterschied zwischen Valentinus und Valentinianern.[4][5]. Die Encyclopædia Britannica von 1911 geht davon aus, dass Valentinian nicht, wie Markion, von Anfang an mit der Kirche brach, sondern lange seinen Status innerhalb der Kirche bewahrte.[6]

Für Daniel Dawson geht Valentinus sehr frei und kreativ mit biblischen Texten um und sieht den eigentlichen Ursprung der Wahrheit in visionären Erfahrungen, die die Schrift interpretieren. Nach ihm verwandelt Valentinus das Drama der Schrift in ein „Psychodrama“.[7] John Behr sieht Valentinus als den Führer einer Gruppe von Christen, die zur Spekulation neigen. Für ihn verschwimmt bei Valentinus der Unterschied zwischen Schrift und Kommentar, Schrift und Interpretation.[8] Markschies, der sich bei seiner Beurteilung der Lehre auf die direkten Fragmente von Valentinus beschränkt, beschreibt ihn als „Denker, der allenfalls den Weg zu den großen Systemen der 'Gnosis' bereitet, ihn aber noch nicht selbst geht“.[9]

Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon sieht die Frage, ob Valentinus zur Gnosis zu rechnen sei, als offen an..[3] Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon finden sich bei Origenes ähnliche Elemente wie in der Theologie von Valentinus.[3]

Anmerkungen

  1. Epiphanius von Salamis: Panárion, 31,2,1f. und 7,1 f.
  2. Irenäus von Lyon: Adversus haereses, III 4,3
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Klaus-Gunther Wesseling: Valentinos In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1067–1084.
  4. 4,0 4,1 4,2 Philip Schaff: New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, Valentinus and his School
  5. Catholic encyclopedia: Valentinus and Valentinians
  6. Encyclopedia Britannica 1911: Valentinus
  7. Daniel Dawson: Allegorical Readers and Cultural Revision in Ancient Alexandria, 1992, S 165, 168
  8. John Behr: The Way to Nicea. 2001, S. 20–22.
  9. Markschies: Die Gnosis. 22006, S. 90.

Literatur

Weblinks


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