Gegenraum und Muse (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Gegenraum''', wie ihn [[Rudolf Steiner]] vor allem in seinem [[Astronomiekurs]], aber auch an anderen Stellen ausführlich besprochen hat, ist begrifflich zu fassen als eine Art von negativem [[Raum]], der durch [[Umstülpung]] aus dem äußeren dreidimensionalen Raum hervorgeht. Er ist unerlässlich zu einem tieferen Verständnis der [[Planet]]enbewegung und ihrem Zusammenhang mit der Gestaltung des [[mensch]]lichen [[Organismus]] durch die [[ätherisch]]en [[Umkreiskräfte]].
[[Bild:Mousai Helikon Staatliche Antikensammlungen Schoen80 n1.jpg|thumb|Muse mit [[Kithara]] auf dem Berg Helikon]]
Die '''Musen''' ({{ELSalt|Μοῦσαι}}, Einzahl {{polytonisch|Μοῦσα}}, ''Mousa'') sind in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] Schutzgöttinnen der [[Künste]]. Die Überlieferung der uns heute bekannten neun Musen stammt von [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]].


<div style="margin-left:20px">
== Die Musen ==
"Sie sehen, wir kommen hier dazu, den Raum überwinden zu
[[Wikipedia:Homer|Homer]] bzw. die unter seinem Namen überlieferten [[Wikipedia:Epos|Epen]] ''[[Wikipedia:Ilias|Ilias]]'' und ''[[Wikipedia:Odyssee|Odyssee]]'' rufen in ihren [[Wikipedia:Proömium|Proömien]] jeweils  eine (namenlose) „Göttin“ bzw. „Muse“ an.
müssen. Es ist durchaus notwendig. Sie werden sehen, wenn Sie
wirklich gewissenhaft vorgehen im Begreifen der Erscheinungen, daß
Sie nicht auskommen mit den bloßen dreidimensionalen Raumvorstellungen.
Sie müssen das Zusammenwirken ins Auge fassen zwischen
einem Raum, der die drei gewöhnlichen Dimensionen hat und den
Sie sich ideell vorstellen können als von einem Mittelpunkt radial
auslaufend, und einem anderen Raum, der diesen dreidimensionalen
Raum fortwährend vernichtet, und der nun nicht von einem
Punkte ausgehend gedacht werden darf, sondern der ausgehend gedacht
werden muß von der in unbegrenzter Weite liegenden Sphäre;
wobei also der Punkt das eine Mal den Flächeninhalt Null hat und
das andere Mal den Flächeninhalt einer unermeßlich großen Kugelfläche.
Wir müssen also unterscheiden zwischen zweierlei Punkten:
zwischen einem Punkt, der den Flächeninhalt Null hat, den er nach
außen wendet, und einem Punkt, der den Flächeninhalt einer unbegrenzt
großen Kugelfläche hat, den er nach innen wendet. Im rein
Geometrischen genügt es, wenn wir uns den abstrakten Punkt vorstellen.
Im Reiche der Wirklichkeit genügt das nicht. Wir kommen
nicht zurecht, wenn wir uns den bloß abstrakten Punkt vorstellen.
Da müssen wir überall fragen, ob der Punkt, den wir uns vorstellen,
nach innen oder nach außen gekrümmt ist, denn danach richtet sich
sein Wirkungsfeld.


Aber noch etwas anderes müssen Sie ins Auge fassen. Sie können
{{Anker|Mnemoniden}}
sich ja nun vorstellen, Sie hätten irgendwo diesen Punkt, der eine
=== Die neun olympischen Musen ===
Sphäre ist (Fig. 11, starker Kreis). Zunächst ist für Sie keine Notwendigkeit,
Hesiod  (6.&nbsp;Jh. v.&nbsp;Chr.) legt in seiner ''[[Theogonie]]''<ref>[[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]]: ''[[Theogonie]]'' 76-80; 917.</ref> die Zahl der Musen auf neun fest; nach ihm sind sie die Töchter der [[Mnemosyne (Mythologie)|Mnemosyne]], der Göttin der Erinnerung, und des [[Zeus]], und auch die von ihm genannten Namen sind [[Wikipedia:kanon|kanon]]isch. Sie werden die ''Mnemoniden'' oder ''olympische Musen'' genannt.<ref name="Mousai Apollonides">[http://www.theoi.com/Ouranios/MousaiApollonides.html Mousai Apollonides], theoi.com</ref>
den Punkt, der ja in unermeßlichen Weiten liegt, gerade
just hier (ä) vorzustellen. Wir können ihn ja auch ein Stückchen
weiter draußen vorstellen (bt c). Jeden Punkt können Sie irgendwo
draußen vorstellen, nur müssen Sie sich diese Sphäre hier
(innerer Kreis) frei lassen. Denn das ist ausgespart gewissermaßen,


[[Datei:GA_323_282.gif|center|400px|Fig. 11]]
Allerdings wies Hesiod ihnen noch keine speziellen Zuständigkeitsbereiche und Attribute zu, diese werden erst später unterschieden, doch auch dann wechselten die Zuschreibungen von Funktionen und Attributen noch einigermaßen willkürlich. Erst in spätester Zeit gab es eine sich festigende Zuordnung von Name, Funktion und Attribut:


das ist der umgekehrte Kreis oder die umgekehrte Kugel, wenn Sie
* ''[[Klio (Muse)|Klio]]'' (Κλειώ), die Rühmende, ist die Muse der [[Geschichtswissenschaft|Geschichtsschreibung]] (Attribute: Papierrolle und Schreibgriffel)
wollen. Aber denken Sie sich, es läge das Folgende vor: Dasjenige,
* ''[[Melpomene]]'' (Μελπομένη), die Singende, ist die Muse der [[Tragödie]] (Attribut: ernste Theatermaske, Weinlaubkranz, wahrscheinlich auch ein Schwert oder eine Keule)
was da außerhalb dieses abstrakten Kreises (starker Kreis) liegt, was
* ''[[Terpsichore]]'' (Τερψιχόρη), die fröhlich im Reigen Tanzende, ist die Muse für [[Chorlyrik]] und [[Tanz]] (Attribut: Leier)
also dieser Punkt ist, der seine Krümmung nach innen kehrt - denn
* ''[[Thalia (Muse)|Thalia]]'' (Θάλεια), die Festliche, die Blühende, ist die Muse der [[Komödie]] (Attribut: lachende Theatermaske, Efeukranz und Krummstab (denn auch die heitere [[Bukolische Dichtung|bukolische Poesie]] gehört zu ihr))
der ganze Raum, der da außerhalb dieser Kugelfläche (starker Kreis)
* ''[[Euterpe]]'' (Ἐυτέρπη), die Erfreuende, ist die Muse der [[Lyrik]] und des [[Flöte]]nspiels (Attribut: [[Aulos]], die Doppelflöte)
liegt, ist eben dann ein Punkt, der seine Krümmung nach innen
* ''[[Erato]]'' (Ἐρατώ), die Liebevolle, Sehnsucht Weckende, ist die Muse der Liebesdichtung (Attribut: Saiteninstrument, Leier)
kehrt -, dieser Raum, der wäre wiederum doch irgendwo begrenzt.
* ''[[Urania]]'' (Οὐρανία), die Himmlische, ist die Muse der [[Astronomie]] (Attribut: Himmelskugel und Zeigestab)
Also, Sie können weit gehen, aber die Wirklichkeit wäre nicht so,
* ''[[Polyhymnia]]'' (Πολύμνια), die Hymnenreiche (Liederreiche). Sie ist die Muse des Gesangs mit der Leier (kein spezifisches Attribut, manchmal die Leier)
daß Sie überall hingehen könnten, da läge wiederum irgendwo eine
* ''[[Kalliope]]'' (Καλλιόπη), die mit der schönen Stimme, ist die Muse der [[Epik|epischen Dichtung]], der [[Rhetorik]], der [[Philosophie]] und der [[Wissenschaft]] (Attribut: Schreibtafel und Schreibgriffel)
Grenze ganz anderer Art (gestrichelter Kreis). Was müßte denn das
Anhand der folgenden [[Eselsbrücke]], in welcher nur der Name der Muse Klio vollständig enthalten ist, lassen sich ihre Namen leicht merken:
zur Folge haben? Das müßte zur Folge haben, daß hier irgendwo (P)
Klio, Me, Ter, Thal, Eu, Er, Ur, Po, Kal
auftreten müßte dasjenige, was wiederum dazu gehört zu dem, was
(KLIOMETERTHAL EUER URPOKAL) bzw. (EUER URPOKAL KLIO METERTHAL)
da draußen liegt. Es müßte da drinnen eine kleine Sphäre auftreten,
 
die zu dem gehört, was da draußen liegt. Sie würden also sagen
<gallery>
müssen: Da außerhalb einer Sphäre gibt es etwas; aber sehen kann
Datei:Achilleion Calliope.jpg|Statue der Kalliope.
ich das, was da draußen liegt, indem ich da (P) hineinschaue. Denn das
Datei:Achilleion Clio.jpg|Statue der Klio.
ist dasjenige, was da wieder erscheint, was da sich wieder geltend
Datei:Achilleion Erato.jpg|Statue der Erato.
macht, was die Fortsetzung ist von dem, was da draußen liegt. Dasjenige,
Datei:Achilleion Euterpe.jpg|Statue der Euterpe.
was ich suche, wenn ich in die unendlichen Fernen gehe,
Datei:Achilleion Melpomene.jpg|Statue der Melpomene.
kommt mir aus dem Zentrum wiederum zum Vorschein."
Datei:Achilleion Polyhymnia.jpg|Statue der Polyhymnia.
</div>
Datei:Achilleion Terpsichore.jpg|Statue der Terpsichore.
Datei:Achilleion Thalia.jpg|Statue der Thalia.
Datei:Achilleion Urania.jpg|Statue der Urania.
</gallery>
 
=== Die drei/vier titanischen Musen ===
Bevor es zu der Überlieferung von neun Musen gekommen ist, hat es nach [[Wikipedia:Pausanias|Pausanias]] (um 115–180 n.&nbsp;Chr.) jedoch eine Trias von drei Musen gegeben:
* ''[[Melete (Mythologie)|Melete]]'' (Übung/Fertigkeit)
* ''[[Mneme]] (Mnemosyne)'' (Gedächtnis)
* ''[[Aoide]]'' (Gesang, Musik)
Es ist allerdings zu beachten, dass Pausanias eine wesentlich spätere Quelle aus der Mitte des 2.&nbsp;nachchristlichen Jahrhunderts, Hesiods Theogonie hingegen eine der ältesten griechischen Quellen überhaupt ist und Pausanias diese Überlieferung selbst in Frage stellt.<ref>[[Wikipedia:Pausanias|]] 9,29,2</ref> Als Musen wurden auch die vier ''titanischen Musen (Mousai Titanides)''<ref>[http://www.theoi.com/Titan/Mousai.html Mousai Titanides], theoi.com</ref> genannt, [[Wikipedia:Cicero|Cicero]] etwa gibt an:<ref>Cicero: ''De Natura Deorum'' 3.21</ref>
* ''[[Thelxinoe (Muse)|Thelxinoe]]'' (die Herzerfreuende)
* ''Aoede (Aoide)'' (der Gesang)
* ''[[Arche (Muse)|Arche]]'' (der Beginn)
* ''Melete'' (die Übung / Fertigkeit)
Sie sollen die Töchter von [[Zeus]] (oder [[Uranos]]) und der [[Plusia]] gewesen sein, daher ihr Name. [[Platon]] nennt Hesiods ''Terpsichore'', ''Erato'', ''Kalliope'' und ''Urania'' im Sinne dieser „Besetzung“.<ref>Plato: ''Phaedrus'' 259</ref>
 
=== Die drei/vier apollonischen Musen ===
Die drei ''apollonischen Musen (Mousai Apollonides)''<ref name="Mousai Apollonides"/> oder auch ''Delphische Musen'' wurden drei Töchter des [[Apollon]] genannt:
* ''[[Kephiso]]'' oder ''[[Nete (Mythologie)|Nete]]''
* ''[[Apollonis (Mythologie)|Apollonis]]'' oder ''[[Mese (Mythologie)|Mese]]''
* ''[[Borysthenis]]'' oder ''[[Hypate]]''
Sie sollen die drei Saiten der [[Lyra (Zupfinstrument)|Lyra]] des Apollo dargestellt haben und auf dem [[Helikon (Gebirge)|Helikon]] gewohnt haben. Der erste Namenssatz geht auf [[Eumelos von Korinth]] (7.&nbsp;Jh. v.&nbsp;Chr.) zurück<ref>Eumelus: Frag 35, Tzetzes</ref>, der zweite auf [[Plutarch]]<ref>Plutarch: ''Symposium'' 9.14</ref>, er gibt dort auch eine vierte Muse an:
* ''[[Polymatheia]]'' (die Belesenheit, Gelehrsamkeit)
Diese (Nete, Mese, Hypate) spielen als [[Tetraktys]] in der [[Musiktheorie im antiken Griechenland|Musik der griechischen Antike]] eine Rolle, die vierte der „Vierheit“ war die ''Paramese'' – da sich Musiktheorie wie auch Saitenzahl der Lyra verändert haben, kommen dahingehend auch andere Anzahlen vor.
 
{{Anker|Pieriden}}
=== Die sieben/neun pireischen Musen ===
In anderer Tradition gab es dann noch eine Gruppe von sieben Musen, die nach [[Johannes Tzetzes]] von [[Epicharmos]] (5.&nbsp;Jh. v.&nbsp;Chr.) erwähnt worden sein sollen, die ''Pieriden'':<ref>Johannes Tzetzes: ''Über die Entstehung der Götter'' zu Hes. 23</ref>
* ''[[Neilo]]'' (Νειλώ),
* ''[[Tritone]]'' (Τριτώνη)
* ''[[Asopo]]'' (Ἀσωπώ)
* ''[[Heptapora]]'' (Ἑπτάπορα)
* ''[[Achelois]]''
* ''[[Tipoplo]]'' (Τιποπλώ)
Diese sollen die Kinder des [[Pieros]], Stammvater der makedonischen [[Pieria]]-Thraker<ref>''[http://www.mythindex.com/greek-mythology/P/Pierides.html Pieriden].'' Myth Index</ref>  und einer Pimpleischen [[Nymphe]] namens [[Antiope]] (nach Cicero) gewesen sein.
 
Bei [[Ovid]]<ref>Ovid: ''Metamorphosen'' 5. Buch</ref> sind die pireischen Musen neun, ihre Mutter soll dort [[Euippe (Gattin des Pieros)|Euippe]] gewesen sein, und sie stammen von Ägypten: Sie fordern die „jüngeren“ olympischen Musen heraus (Wettstreit der Mnemoniden und Pieriden).
 
Diese neun Töchter des Pieros wurden auch Vögeln gleichgesetzt (''Colymbas, Lyngx, Cenchris, Cissa, Chloris, Acalanthis, Nessa, Pipo'' und ''Dracontis'').
 
== Rezeption der Musen ==
[[Datei:Musae.png|thumb]]
Während die Namen der Musen bei Hesiod lediglich Aspekte der Tanz- und Dichtkunst betonen, werden sie in der späteren Antike auf unterschiedliche Musikinstrumente und Gattungen bezogen, woraus die angegebene kanonische Zuordnung von „Aufgabengebieten“ der Musen hervorgeht.
 
Die zum Gefolge Apollons zählenden Musen sollen am Berg [[Helikon (Gebirge)|Helikon]] bei der [[Quelle]] [[Hippokrene]] zu finden sein, die durch einen Hufschlag des geflügelten Musenrosses ([[Pegasus (Mythologie)|Pegasus]]) freigelegt wurde. Daher rührt der zum Teil für sie benutzte verkünstelte Name Helikoniades. Anderen Angaben zufolge wohnen die Musen auf dem Berg [[Parnass]] (der Apollon geweiht ist), bei der [[Kastalische Quelle|Kastalischen Quelle]], deren Wasser Begeisterung und Dichtergabe verleihen soll.  
 
Die Heiligtümer der Musen heißen ''Museion'' (woraus das heutige Wort ''[[Museum]]'' entstand), auch das deutsche Wort ''[[Musik]]'' - die „Kunst der Musen“ - verdankt seinen Namen den Göttinnen.
 
Die Römer setzten die Musen mit den [[Camena]]e gleich.
 
== Der Musenanruf in der Dichtung ==
Am Anfang antik-griechischer [[Epos|Epen]] und [[Hymnus|Hymnen]] steht oft eine [[Anrufung]] der Muse. Homers ''[[Odyssee]]'' beginnt mit den Versen: ''Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, / Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung''. Auch viele römische Dichter bitten die Muse um Inspiration (Vergil in der ''[[Aeneis]])'', oder um Dauer für ihr Gedicht ([[Catull]] in den ''Carmina''). Nach der Ächtung der Musen durch die mittelalterliche Kirche folgen Dichter der Neuzeit wieder diesem Gebrauch ([[Dante]], [[Shakespeare]], [[John Milton|Milton]]).<ref>Vgl. [[:en:Muse#Function in literature]] </ref> Die neun Gesänge von Goethes ''[[Hermann und Dorothea]]'' tragen die Namen der neun Musen. [[Klopstock]] ruft im ''Messias'' statt der Muse die unsterbliche Seele an: ''Sing’, unsterbliche Seele, der Menschheit Erlösung''.  [[Vladimir Nabokov]] macht im Titel seiner autobiographischen Schrift ''Speak, Memory'' von der Form des Musenanrufs Gebrauch und spielt zugleich auf Mnemosyne, Göttin der Erinnerung und Mutter der Musen, an.<ref>Vgl. [[:en:Speak, Memory#Various publications]] </ref>
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Zehnte Muse|Zehnte Muse]]


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
* {{Roscher|2,2|3238|3295|Musen|[[Wikipedia:Oskar Bie|Oskar Bie]]|}}
* [[Wikipedia:Pierre Boyancé|Pierre Boyancé]]: ''Le culte des muses chez les philosophes grecs''. Toulouse, 1937, Nachdruck: de Boccard, 1972.
* Maria Teresa Camilloni: ''Le Muse''. Editori riuniti, Rom 1998. ISBN 8835945348
* [[Wikipedia:Ernst Robert Curtius|Ernst Robert Curtius]]: ''Die Musen im Mittelalter''. In: ''[[Wikipedia:Zeitschrift für romanische Philologie|Zeitschrift für romanische Philologie]]'' 59. 1939. S. 129-188.
* {{RE|XVI,1|680|757|Musai|[[Wikipedia:Maximilian Mayer|Maximilian Mayer]]|}}
* [[Wikipedia:Walter F. Otto|Walter F. Otto]]: ''Die Musen und der göttliche Ursprung des Singens und Sagens''. Düsseldorf 1954.
* {{LIMC|6|657|681|Mousa, Mousai|A. Queyrel}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Muse}}
{{Commonscat|Muses|Musen}}
* [http://www.theoi.com/Ouranios/Mousai.html Mousai], TheoiProject
* ca. 1000 Photos von Darstellungen der Musen in der Kunst, in der [http://warburg.sas.ac.uk/vpc/VPC_search/subcats.php?cat_1=5&cat_2=115 ''Warburg Institute Iconographic Database''].
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Navigationsleiste Musen}}


{{GA}}
[[Kategorie:Mythologie]] [[Kategorie:Griechische Mythologie]] [[Kategorie:Muse|!]]


[[Kategorie:Astronomie]] [[Kategorie:Äther]]
{{Wikipedia}}

Version vom 28. Mai 2013, 17:01 Uhr

Muse mit Kithara auf dem Berg Helikon

Die Musen (griech. Μοῦσαι, Einzahl Μοῦσα, Mousa) sind in der griechischen Mythologie Schutzgöttinnen der Künste. Die Überlieferung der uns heute bekannten neun Musen stammt von Hesiod.

Die Musen

Homer bzw. die unter seinem Namen überlieferten Epen Ilias und Odyssee rufen in ihren Proömien jeweils eine (namenlose) „Göttin“ bzw. „Muse“ an.

Die neun olympischen Musen

Hesiod (6. Jh. v. Chr.) legt in seiner Theogonie[1] die Zahl der Musen auf neun fest; nach ihm sind sie die Töchter der Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung, und des Zeus, und auch die von ihm genannten Namen sind kanonisch. Sie werden die Mnemoniden oder olympische Musen genannt.[2]

Allerdings wies Hesiod ihnen noch keine speziellen Zuständigkeitsbereiche und Attribute zu, diese werden erst später unterschieden, doch auch dann wechselten die Zuschreibungen von Funktionen und Attributen noch einigermaßen willkürlich. Erst in spätester Zeit gab es eine sich festigende Zuordnung von Name, Funktion und Attribut:

  • Klio (Κλειώ), die Rühmende, ist die Muse der Geschichtsschreibung (Attribute: Papierrolle und Schreibgriffel)
  • Melpomene (Μελπομένη), die Singende, ist die Muse der Tragödie (Attribut: ernste Theatermaske, Weinlaubkranz, wahrscheinlich auch ein Schwert oder eine Keule)
  • Terpsichore (Τερψιχόρη), die fröhlich im Reigen Tanzende, ist die Muse für Chorlyrik und Tanz (Attribut: Leier)
  • Thalia (Θάλεια), die Festliche, die Blühende, ist die Muse der Komödie (Attribut: lachende Theatermaske, Efeukranz und Krummstab (denn auch die heitere bukolische Poesie gehört zu ihr))
  • Euterpe (Ἐυτέρπη), die Erfreuende, ist die Muse der Lyrik und des Flötenspiels (Attribut: Aulos, die Doppelflöte)
  • Erato (Ἐρατώ), die Liebevolle, Sehnsucht Weckende, ist die Muse der Liebesdichtung (Attribut: Saiteninstrument, Leier)
  • Urania (Οὐρανία), die Himmlische, ist die Muse der Astronomie (Attribut: Himmelskugel und Zeigestab)
  • Polyhymnia (Πολύμνια), die Hymnenreiche (Liederreiche). Sie ist die Muse des Gesangs mit der Leier (kein spezifisches Attribut, manchmal die Leier)
  • Kalliope (Καλλιόπη), die mit der schönen Stimme, ist die Muse der epischen Dichtung, der Rhetorik, der Philosophie und der Wissenschaft (Attribut: Schreibtafel und Schreibgriffel)

Anhand der folgenden Eselsbrücke, in welcher nur der Name der Muse Klio vollständig enthalten ist, lassen sich ihre Namen leicht merken: Klio, Me, Ter, Thal, Eu, Er, Ur, Po, Kal (KLIOMETERTHAL EUER URPOKAL) bzw. (EUER URPOKAL KLIO METERTHAL)

Die drei/vier titanischen Musen

Bevor es zu der Überlieferung von neun Musen gekommen ist, hat es nach Pausanias (um 115–180 n. Chr.) jedoch eine Trias von drei Musen gegeben:

  • Melete (Übung/Fertigkeit)
  • Mneme (Mnemosyne) (Gedächtnis)
  • Aoide (Gesang, Musik)

Es ist allerdings zu beachten, dass Pausanias eine wesentlich spätere Quelle aus der Mitte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts, Hesiods Theogonie hingegen eine der ältesten griechischen Quellen überhaupt ist und Pausanias diese Überlieferung selbst in Frage stellt.[3] Als Musen wurden auch die vier titanischen Musen (Mousai Titanides)[4] genannt, Cicero etwa gibt an:[5]

  • Thelxinoe (die Herzerfreuende)
  • Aoede (Aoide) (der Gesang)
  • Arche (der Beginn)
  • Melete (die Übung / Fertigkeit)

Sie sollen die Töchter von Zeus (oder Uranos) und der Plusia gewesen sein, daher ihr Name. Platon nennt Hesiods Terpsichore, Erato, Kalliope und Urania im Sinne dieser „Besetzung“.[6]

Die drei/vier apollonischen Musen

Die drei apollonischen Musen (Mousai Apollonides)[2] oder auch Delphische Musen wurden drei Töchter des Apollon genannt:

Sie sollen die drei Saiten der Lyra des Apollo dargestellt haben und auf dem Helikon gewohnt haben. Der erste Namenssatz geht auf Eumelos von Korinth (7. Jh. v. Chr.) zurück[7], der zweite auf Plutarch[8], er gibt dort auch eine vierte Muse an:

Diese (Nete, Mese, Hypate) spielen als Tetraktys in der Musik der griechischen Antike eine Rolle, die vierte der „Vierheit“ war die Paramese – da sich Musiktheorie wie auch Saitenzahl der Lyra verändert haben, kommen dahingehend auch andere Anzahlen vor.

Die sieben/neun pireischen Musen

In anderer Tradition gab es dann noch eine Gruppe von sieben Musen, die nach Johannes Tzetzes von Epicharmos (5. Jh. v. Chr.) erwähnt worden sein sollen, die Pieriden:[9]

Diese sollen die Kinder des Pieros, Stammvater der makedonischen Pieria-Thraker[10] und einer Pimpleischen Nymphe namens Antiope (nach Cicero) gewesen sein.

Bei Ovid[11] sind die pireischen Musen neun, ihre Mutter soll dort Euippe gewesen sein, und sie stammen von Ägypten: Sie fordern die „jüngeren“ olympischen Musen heraus (Wettstreit der Mnemoniden und Pieriden).

Diese neun Töchter des Pieros wurden auch Vögeln gleichgesetzt (Colymbas, Lyngx, Cenchris, Cissa, Chloris, Acalanthis, Nessa, Pipo und Dracontis).

Rezeption der Musen

Während die Namen der Musen bei Hesiod lediglich Aspekte der Tanz- und Dichtkunst betonen, werden sie in der späteren Antike auf unterschiedliche Musikinstrumente und Gattungen bezogen, woraus die angegebene kanonische Zuordnung von „Aufgabengebieten“ der Musen hervorgeht.

Die zum Gefolge Apollons zählenden Musen sollen am Berg Helikon bei der Quelle Hippokrene zu finden sein, die durch einen Hufschlag des geflügelten Musenrosses (Pegasus) freigelegt wurde. Daher rührt der zum Teil für sie benutzte verkünstelte Name Helikoniades. Anderen Angaben zufolge wohnen die Musen auf dem Berg Parnass (der Apollon geweiht ist), bei der Kastalischen Quelle, deren Wasser Begeisterung und Dichtergabe verleihen soll.

Die Heiligtümer der Musen heißen Museion (woraus das heutige Wort Museum entstand), auch das deutsche Wort Musik - die „Kunst der Musen“ - verdankt seinen Namen den Göttinnen.

Die Römer setzten die Musen mit den Camenae gleich.

Der Musenanruf in der Dichtung

Am Anfang antik-griechischer Epen und Hymnen steht oft eine Anrufung der Muse. Homers Odyssee beginnt mit den Versen: Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, / Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung. Auch viele römische Dichter bitten die Muse um Inspiration (Vergil in der Aeneis), oder um Dauer für ihr Gedicht (Catull in den Carmina). Nach der Ächtung der Musen durch die mittelalterliche Kirche folgen Dichter der Neuzeit wieder diesem Gebrauch (Dante, Shakespeare, Milton).[12] Die neun Gesänge von Goethes Hermann und Dorothea tragen die Namen der neun Musen. Klopstock ruft im Messias statt der Muse die unsterbliche Seele an: Sing’, unsterbliche Seele, der Menschheit Erlösung. Vladimir Nabokov macht im Titel seiner autobiographischen Schrift Speak, Memory von der Form des Musenanrufs Gebrauch und spielt zugleich auf Mnemosyne, Göttin der Erinnerung und Mutter der Musen, an.[13]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Muse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Musen - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Hesiod: Theogonie 76-80; 917.
  2. 2,0 2,1 Mousai Apollonides, theoi.com
  3. [[Wikipedia:Pausanias|]] 9,29,2
  4. Mousai Titanides, theoi.com
  5. Cicero: De Natura Deorum 3.21
  6. Plato: Phaedrus 259
  7. Eumelus: Frag 35, Tzetzes
  8. Plutarch: Symposium 9.14
  9. Johannes Tzetzes: Über die Entstehung der Götter zu Hes. 23
  10. Pieriden. Myth Index
  11. Ovid: Metamorphosen 5. Buch
  12. Vgl. en:Muse#Function in literature
  13. Vgl. en:Speak, Memory#Various publications


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