Schlaf und Tugend: Unterschied zwischen den Seiten

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Im '''Schlaf''', der normalerweise im täglichen [[Schlaf-Wach-Rhythmus]] auftritt, ändert sich das Gefüge der menschlichen [[Wesensglieder]]. Im tagwachen Zustand sind [[Physischer Leib|physischer Leib]], [[Ätherleib]], [[Astralleib]] und [[Ich]] eng miteinander verbunden. Unser gegenwärtiges [[Wachbewusstsein]] ist dabei wesentlich auf die Funktionen des physischen Leibes, namentlich auf die [[Sinnesorgane]] und das physische [[Gehirn]] gegründet. Durch die Tätigkeit dieses wachen Bewusstseins wird aber der belebte physische Leib teilweise mit zerstörerischen Kräften erfüllt. Das Bewusstsein basiert nicht auf vitalen Aufbauprozessen, sondern vielmehr auf Abbauprozessen. Im Schlaf müssen die so entstandenen Schädigungen soweit als möglich wieder ausgeglichen werden. Das ist nur dadurch möglich, dass sich im Schlaf Ich und Astralleib zumindest teilweise aus dem Menschenwesen herausheben und alleine der belebte physische Leib, also die Verbindung von Ätherleib und physischem Leib, im Bett zurückbleibt. Jene hohen [[Geistige Wesen|geistigen Wesenheiten]], die den physischen Leib und den Ätherleib geschaffen haben, ziehen dann in diese ein, um sie wieder zu beleben. Eine besondere Bedeutung kommt dabei jenen Geistern zu, die in der [[Genesis]] [[Laj'lah]] ({{HeS|לילה}}, „[[Nacht]]“) genannt werden. Es sind in ihrer Entwicklung zurückgebliebene [[Urengel]] ([[Geister der Persönlichkeit]]), die den [[Elohim]] als [[Geister der Finsternis]] bzw. [[Geister der Nacht]] bei ihrem Schöpfungswerk dienlich waren. Sie sind auf der Stufe des [[Alter Saturn|alten Saturn]] zurückgeblieben, jener [[licht]]losen, finsteren [[Wärme]]welt, auf der die erste Anlage des physischen Leibes geschaffen wurde und können diesen daher regenerieren.
Die '''Tugend''' (abgeleitet von [[:wikt:taugen|taugen]], [[lat.]] ''[[Wikipedia:Virtus (Gottheit)|virtus]]'', {{ELSalt|ἀρετή}} ''[[arete]]'') bezeichnet ganz allgemein die Fähigkeit und innere Haltung, [[das Gute]], das einem zur innersten Natur geworden ist, mit Neigung, also leicht und freudig zu tun. Insofern die Tugenden derart dauerhafte und selbstverständliche gute Gewohnheiten darstellen, haben sie ihre Wurzeln ebenso im [[Ätherleib]] des Menschen, wie die ihnen als dauerhafte schlechte Gewohnheiten entgegenwirkenden [[Laster]].


== Trennung der physisch-ätherischen und der seelisch-geistigen Wesensglieder im Schlaf ==
== Die 7 Haupttugenden ==
[[Datei:Raphael - Cardinal and Theological Virtues.jpg|mini|500px|[[Raffael]]: ''Die Kardinal- und die göttlichen Tugenden und das Gesetz'', 1511, [[Wikipedia:Stanza della Segnatura|Stanza della Segnatura]] (Südwand), [[Wikipedia:Vatikan|Vatikan]]]]


{{BZ|Das
Im christlich-abendländischen Kulturkreis wurden immer wieder sieben hauptsächliche Tugenden den entsprechenden 7 [[Laster|Hauptlastern]] entgegengestellt. Am verbreitetsten ist jene Zusammenstellung, die sich aus der Verbindung der vier [[platon]]ischen [[Kardinaltugend]]en mit den drei [[Paulus|paulinischen]] Tugenden ergibt. Diese Zusammenstellung entspricht einer geistigen Wahrheit, denn die 7 Tugenden entsprechen den 7 Regionen der [[Astralwelt]].
Menschenleben zerfällt in diese beiden voneinander unterschiedenen Bewußtseinszustände,
in das Wachen und in das Schlafen. Aber man faßt dabei das Schlafen
eigentlich nur in dem Sinne auf, daß man sich die Vorstellung bildet: Im Schlafe
ruht sich der Mensch eben aus. - Die naturwissenschaftliche Anschauung nimmt
ja überhaupt an, daß die Bewußtseinstätigkeit aufhört mit dem Einschlafen, dann
wiederum beginnt, daß also auch in bezug auf den Organismus das Schlafen nichts
weiter sei als ein Aussetzen der menschlichen Tätigkeit zur Ruhe. Aber der Schlaf
ist nicht ein bloßes Ruhen, sondern man muß sich klar darüber sein, daß vom Einschlafen
bis zum Aufwachen zunächst das, was wir den astraüschen Leib nennen,
und dann das Ich als wirklich Wesenhaftes außer dem physischen und ätherischen
Leibe sind.|65|3}}


{{GZ|Nun schildern wir ja in der Geisteswissenschaft
[[Platon]] nannte folgende vier Haupttugenden, die den unteren vier Regionen der [[Seelenwelt]] entsprechen:
gewöhnlich so, daß wir sagen: Der Mensch besteht, so wie
er sich uns darstellt im Leben, aus seinem physischen Leibe, dem ätherisehen
Leibe, dem astralischen Leibe und dem Ich. - Und wir schildern
dann, indem wir charakterisieren dieWechselzustände zwischen Wachen
und Schlafen so, daß wir sagen: Während des Wachens sind Ich und
astralischer Leib im physischen Leibe und im Ätherleib drinnen; während
des Schlafens sind Ich und astralischer Leib draußen. - Das ist für
ein Verständnis der Sache zunächst vollständig ausreichend und entspricht
durchaus den geisteswissenschaftlichen Tatsachen. Aber es handelt
sich darum, daß man dadurch, daß man so schildert, nur einen Teil
der vollen Wirklichkeit gibt. Wir können niemals in einer Schilderung
die volle Wirklichkeit umfassen; einen Teil der vollen Wirklichkeit
geben wir eigentlich immer, wenn wir irgend etwas schildern, und wir
müssen immer erst von einigen anderen Seiten wiederum Licht suchen,
um die geschilderte Teilwirklichkeit in der richtigen Weise zu beleuchten.
Und da muß gesagt werden: Es ist im allgemeinen so, daß Schlafen
und Wachen wirklich eine Art zyklischer Bewegung für den Menschen
darstellen. Strenge genommen sind nämlich Ich und astralischer Leib
außer dem physischen und ätherischen Menschenleib im Schlaf zustande
nur außerhalb des Hauptes, während gerade dadurch, daß im Schlafe
das Ich und der astralische Leib außerhalb des physischen und ätherischen
Hauptes des Menschen sind, sie eine um so regere Tätigkeit und
Wirksamkeit ausüben auf die andere menschliche Organisation. Alles
das, was im Menschen nicht Haupt ist, sondern andere menschliche Organisation,
steht gerade während des Schlafzustandes, in dem gewissermaßen
Ich und astralischer Leib von außen auf den Menschen wirken,
unter einem viel stärkeren Einflüsse dieses Ich und dieses astralischen
Leibes als während des wachen Zustandes. Und man kann schon sagen:
Während des Schlafzustandes wird die Wirkung, die das Ich und der
astralische Leib des Menschen im Wachzustande auf das Haupt ausüben,
auf den übrigen Organismus ausgeübt.|172|55f}}


== Hellsichtige Beobachtung des schlafenden Menschen ==
*[[Gerechtigkeit]] ([[lat.]] iustitia) ({{ELSalt|δικαιοσύνη}} ''dikaiosýne'') - [[Region der Begierdenglut]]
*[[Mäßigung]] ([[lat.]] temperantia) ({{ELSalt|σωφροσύνη}} ''sophrosýne'') - [[Region der fließenden Reizbarkeit]]
*[[Tapferkeit]] ([[lat.]] fortitudo) ({{ELSalt|ανδρεία}} ''andreia'') - [[Region der Wünsche]]
*[[Klugheit]] ([[Weisheit]]) ([[Wikipedia:Latein|lat.]] prudentia, sapientia) ({{ELSalt|σοφία}} ''sophia'') - [[Region von Lust und Unlust]]


Genau besehen stellt sich die Sache dem [[Hellsehen|hellsichtigen Blick]] so dar, dass sich der Astralleib im Schlaf in zwei ineinander verschlungene Spiralen gliedert, von denen sich die eine tief in den physischen Leib versenkt und die andere weit hinein in den [[Kosmos]] verliert. Es werden dadurch dem Organismus wieder neue regenerierende kosmische Kräfte zugeführt. Allerdings sind die feinen Enden dieser Spiralen des Astralleibs nur sehr schwer zu beobachten, und daher erscheint der Astralleib der geistigen Anschauung annähernd als aurisches Ei, das sich aus dem lebendigen Leib herausgehoben hat und mehr oder minder in dessen Nähe verweilt. {{GZ||99|34ff}}
Die drei [[Christliche Tugend|paulinischen Tugenden]] korrespondieren mit den 3 höchsten Regionen der Seelenwelt:


Die [[Aura]] des Menschen, genauer gesagt die Ich-Aura und Astralaura, des wachenden und schlafenden Menschen erscheinen dem Hellseher sehr unterschiedlich:
*[[Glaube]] ([[lat.]] fides) - [[Region des Seelenlichtes]]
*[[Hoffnung]] ([[lat.]] spes) - [[Region der tätigen Seelenkraft]]
*[[Liebe]] ([[lat.]] caritas) - [[Region des Seelenlebens]]


{{GZ|Wenn wir im täglichen Wachzustande sind, dann ist, können wir sagen, im menschlichen Wesen in einer gewissen geregelten Verbindung dasjenige, was wir die vier Glieder der menschlichen Natur nennen: physischer Leib, Ätherleib, astralischer Leib und Ich. Wir treffen das, was die richtige Verbindung zwischen den vier Gliedern der menschlichen Natur ausmacht, am besten, wenn wir es etwa so zeichnen, wie das hellseherische Bewußtsein die sogenannte Aura des Menschen sieht. Was ich Ihnen dabei zeichnen kann, ist selbstverständlich nur ganz skizzenhaft. Wenn wir also den gewöhnlichen Wachzustand des Menschen ins Auge fassen, dann würden wir den aurischen Zusammenhang des Menschen etwa in der folgenden Weise zeichnen:
<div style="margin-left:20px">
[[Bild:Aura_wachend.gif|center|200px|Die Aura des wachenden Menschen]]
"Es sind ganz bestimmte Aufgaben, welche das menschliche Selbst zu übernehmen und durchzuführen hat innerhalb seiner Erdenpilgerschaft. Der Mensch hat bestimmte Tugenden auszubilden, die er nicht außerhalb der Erdenpilgerschaft ausbilden kann. Sieben solcher Tugenden sind es. Mit den Anlagen zu diesen Tugenden kam der Mensch auf die Erde, und am Ende seiner Erdenpilgerschaft soll er diese sieben Tugenden voll entwickelt haben...


der physische Leib die schärfere Linie; innerhalb der punktierten Linie der Ätherleib; was dichter schraffiert ist, ist der astralische Leib; und die Ich-Aura würde etwa so zu zeichnen sein, daß sie den ganzen Menschen durchdringt, aber ich zeichne sie als Strahlen, die ihn, ohne eigentliche Grenzen, nach oben und unten strahlenartig umgeben.
Die Anlagen zu sieben solcher Tugenden liegen im Menschen bei seiner ersten Verkörperung. Nach Millionen von Jahren wird er wieder hinausziehen aus seiner Erdenpilgerschaft, und diese Anlagen werden dann zu Tugenden ausgebildet sein. Er wird dann diese Fähigkeiten verwenden können in einer zukünftigen planetarischen Entwicklung. Diese sieben Tugenden sind:


Daneben werde ich nun zeichnen den Unterschied in der aurischen Zusammensetzung beim Schlafzustande eines Menschen, der etwa um die Mitternachtsstunde schlafen würde, beziehungsweise das aurische Bild desselben (siehe Zeichnung): physischer Leib und Ätherleib wie in der ersten Zeichnung; das dunkel Schraffierte wäre der Astralleib;
#Gerechtigkeit
[[Bild:Aura_schlafend.gif|center|200px|Die Aura des schlafenden Menschen]]
#Urteilsenthaltsamkeit
#Starkmut
#Klugheit


dessen nach unten unbestimmte Fortsetzung würde sich herausheben, aber bliebe doch in einer vertikalen Lage. Die Ich-Aura würde ich dann strahlenförmig in der Weise zu zeichnen haben, wie man es hier sieht. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen und beginnt erst wieder in der Kopfgegend, aber so, daß sie strahlenförmig nach außen gerichtet ist und ins Unbestimmte nach oben geht, wenn der Mensch in der horizontalen Lage ist, aber nach aufwärts gerichtet ist, vom Kopf nach aufwärts. So daß im wesentlichen der Anblick der Aura des schlafenden Menschen so wäre, daß der Astralleib wesentlich verdichtet und dunkel ist - in der in der Zeichnung dunkel schraffierten Gegend -, in den oberen Teilen ist er dünner als am Tage. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen, unten ist sie wieder strahlenförmig und geht dann ins Unbestimmte fort.
Das sind die vier niederen Tugenden. Die Klugheit faßt alles das zusammen, was uns befähigt, über unsere irdischen Verhältnisse ein Urteil zu fällen und dadurch selbst einzugreifen in den Gang der irdischen Verhältnisse. Durch das Sich-Erarbeiten dieser Fähigkeiten gewinnt der Mensch die Kraft, durch die er kraftvoll und führend in die Welt eingreifen kann.
Die drei höheren Tugenden sind:


Das Wesentliche ist, daß sich bei einem solchen Schlafzustande das, was man das aurische Bild des Ich nennen kann, in der Tat in zwei Teile gliedert. Während des Wachzustandes hängt die Ich-Aura wie ein Oval zusammen, trennt sich während eines solchen Schlafzustandes in der Mitte auseinander und besteht während des Schlafes aus zwei Stücken, von denen das eine durch eine Art von Schwere nach unten gedreht wird und sich nach unten ausbreitet, so daß man es nicht mit einer sich schließenden, sondern mit einer nach unten sich ausbreitenden Ich-Aura zu tun hat. Dieser Teil der Ich-Aura ergibt sich für das hellseherische Bewußtsein dem Anblick nach als ein wesentlich sehr dunkler Aurenteil, der dunkle Fäden hat, aber in starken, zum Beispiel dunkelrötlichen Nuancen tingiert ist. Was sich davon nach oben abtrennt, ist wieder so, daß es von der Kopfgegend aus schmal läuft, dann aber ins Unbestimmte sich ausbreitet, sozusagen oben in die Sternenwelt hin sich ausbreitet. In gleicher Weise in der Mitte auseinandergeteilt ist die astralische Aura nicht, so daß man von einer wirklichen Teilung derselben nicht sprechen kann, während die Ich-Aura, wenigstens für den Anblick, zerteilt wird.
*Glaube
*Hoffnung
*Liebe.
Goethe hat es ausgedrückt mit den Worten: «Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis». Wenn der Mensch in allem, was er sehen und hören kann, nur ein Sinnbild sieht für ein Ewiges, das es ausdrückt, dann hat er den «Glauben». Das ist die erste der drei höheren Tugenden. Die zweite ist, ein Gefühl dafür zu entwickeln, daß der Mensch nie auf dem Punkte stehenbleiben soll, auf dem er steht, ein Gefühl dafür, daß wir heute Menschen der fünften Rasse sind, später aber uns höherentwickeln werden. Das ist die Hoffnung. Wir haben also den Glauben an das Ewige, und dann das Vertrauen, die Hoffnung auf die höhere Entwicklung. Die letzte Tugend ist die, welche als letztes Ziel unseres Kosmos auszubilden ist, es ist die Liebe. Deshalb nennen wir auch unsere Erde den «Kosmos der Liebe». Was wir in uns entwickeln müssen, indem wir der Erde angehören, das ist die Liebe, und wenn wir unsere Erdenpilgerschaft vollendet haben werden, dann wird die Erde ein Kosmos der Liebe sein. Die Liebe wird dann eine selbstverständliche Kraft aller menschlichen Wesen sein. Sie wird mit einer solchen Selbstverständlichkeit auftreten, wie beim Magneten die magnetische Kraft der Anziehung und Abstoßung selbstverständlich ist.


So haben wir auch in diesem okkulten Anblick eine Art von bildhaftem Ausdruck dafür, daß der Mensch mit demjenigen, was ihn als Ich-Kräfte während des tagwachenden Zustandes durchdringt, hinausgeht in den Weltenraum, um den Anschluß zu gewinnen an die Sternenwelt, um die Kräfte aus der Sternenwelt sozusagen hereinzusaugen.
Nach und nach, durch verschiedene Verkörperungen hindurch, muß der Mensch diese Tugenden entwickeln. Ungefähr auf der Mitte dieses Weges ist er jetzt angelangt. Was diese Tugenden einmal sein werden, ist von der christlichen Theologie richtig so bezeichnet worden: «Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehöret hat und keinem Menschen ins Herz gekommen ist»; das soll bedeuten, daß niemand sich eine Vorstellung machen kann, in welch vollendeter Weise diese Tugenden einmal in dem Vollendeten vorhanden sein werden. Von Stufe zu Stufe arbeiten wir uns in den verschiedenen Verkörperungen. Wir steigen gleichsam mit der Anlage zu diesen sieben Tugenden aus der geistigen Welt herunter und müssen diese Tugenden im Leben ausbilden, um sie dann wirklich zu haben. So ist das irdische Leben nichts anderes als das Hindurchziehen durch ein Land, um daran zu arbeiten, die Anlagen in wahre Fähigkeiten umzusetzen. Wer hineinzieht in dieses Land, der muß sich zunächst hingeben an die Arbeit, und während der Arbeit wird er vielleicht nicht hinblicken können auf jenes hohe Ziel. Er entwickelt die Tugenden, indem er mit den anderen Menschen in Verbindung tritt, um so Starkmut, Gerechtigkeit, Hoffnung, Liebe und so weiter auszubilden. Er kommt mit anderen Menschen zusammen, und er muß diese Begegnungen benützen zur Ausbildung der Tugenden. Um die Tugenden auszubilden, muß der Mensch heruntersteigen aus der geistigen Welt in die physische Welt. Er wird verstrickt in dasjenige, was die physische Welt enthält, und immer enthält diese auch das Astrale, die Welt der Begierden, der Lüste: [[Kamaloka]].


Nun ist derjenige Teil der Ich-Aura, der sich nach unten hin abschnürt und dunkel wird, mehr oder weniger wie undurchsichtig sich ausnimmt, während der nach oben gehende hell leuchtend und glänzend ist, in hellem Lichte erstrahlt, zugleich der, welcher am meisten dem Einfluß der ahrimanischen Gewalten ausgesetzt ist. Der angrenzende Teil der astralischen Aura ist am meisten den luziferischen Kräften ausgesetzt. Wir können daher sagen: Die Charakteristik, die man von einem gewissen Standpunkte aus mit Recht gibt, daß das Ich und der astralische Leib den Menschen verlassen, ist für die oberen Partien der Ich- und astralischen Aura absolut zutreffend. Für diejenigen Teile der Ich- und astralischen Aura, die mehr den unteren Teilen, besonders den unteren Teilen des Rumpfes der menschlichen Gestalt entsprechen, ist es nicht eigentlich richtig; sondern für diese Teile ist es sogar so, daß während des Schlafens die Aura des Ich und des Astralleibes mehr drinnen sind, mehr verbunden sind mit dem physischen Leibe und dem Ätherleibe, als es im Wachzustande der Fall ist, daß sie nach unten dichter, kompakter sind. Denn man sieht auch, wie beim Aufwachen das, was ich unten so stark gezeichnet habe, wieder herausgeht aus den unteren Teilen der menschlichen Wesenheit. Gerade wie der obere Teil beim Einschlafen herausgeht, so geht der untere Teil der Ich- und astralischen Aura beim Aufwachen in einer gewissen Weise heraus, und es bleibt nur eine Art von Stück von diesen beiden Auren drinnen, wie ich es in der ersten Figur gezeichnet habe.
Wir können nicht unsere Klugheit so [umfassend] ausbilden, daß sie die ganze Welt erschüttert. Nein, wir müssen zufrieden sein, daß wir an dem Ort und zu der Zeit, in die wir hineingeboren sind, in entsprechender Weise wirken können. Galilei, Giordano Bruno haben in ihrem Volk und in ihrer Zeit ihre höheren Seelenkräfte, ihr Kama-manas ausgebildet. Giordano Brunos Verstand taugte für sein Volk und für seine Zeit. Würde er in ein anderes Volk gesetzt worden sein und zu einer anderen Zeit geboren worden sein, so hätte er andere Fähigkeiten haben müssen. Der Mensch ist durch seine Aufgaben mit der physischen Umwelt verstrickt, und so ist es auch mit unseren höheren Fähigkeiten; wir sind in jeder Inkarnation auf ein enges Gebiet beschränkt. Auch unser Verstand und unsere höheren Seelenkräfte sind auf ein gewisses eng begrenztes Gebiet beschränkt, und erst recht unsere Wünsche, Begierden, unsere Leidenschaften und Instinkte.


Nun ist es eben so außerordentlich wichtig zu wissen, daß durch die Evolution unserer Erde, durch alle die Kräfte, die dabei mitgespielt haben und die Sie aus der «Geheimwissenschaft im Umriß» ersehen können, die Einrichtung getroffen ist, daß der Mensch dieses regere Arbeiten der unteren Aura während des Schlafes nicht mitmacht, das heißt dieses Arbeiten nicht als Zeuge mitmacht. Denn von diesen Teilen der unteren Ich-Aura und der unteren astralischen Aura werden die belebenden Kräfte angeregt, die der Mensch braucht, damit das wieder ausgebessert werden kann, was während des Wachzustandes abgenutzt ist. Die wiederherstellenden Kräfte müssen von diesen Teilen der Aura ausgehen. Daß sie nach aufwärts wirken und den ganzen Menschen wieder herstellen, das hängt dann davon ab, daß der nach oben hinausgehende Teil der Aura Anziehungskräfte entwickelt, die er aus der Sternenwelt hereinsaugt, und dadurch die Kräfte, die von unten kommen, anziehen kann, so daß sie regenerierend auf den Menschen wirken. Das ist der objektive Vorgang.
Wir müssen das, was wir mitgebracht haben aus dem Geistigen, in die Wünsche hineingießen. Wenn ich das Höchste will, so muß ich das Höchste mit dem Wunsche umgeben. Um seine Aufgaben in der physischen Welt zu erfüllen, muß der Mensch zusammenwachsen mit der physischen Welt, und er bildet eine Art von Schale um sich, durch die er zusammenhängt mit der Welt der Wünsche und Begierden. Wie Sie mit den Gegenständen der physischen Welt so zusammenhängen, daß Sie sich an ihnen stoßen, so hängen Sie durch Ihre Wünsche, Begierden und Leidenschaften mit der Welt des Astralischen zusammen. Und wie Sie unmittelbar mit dem Tode sich aus der Welt des Physischen loslösen, so müssen Sie nach dem Tode auch von der astralen Welt nach und nach sich losreißen. Mit denjenigen Menschen, mit denen der Mensch zusammenwirkte, ist er zusammengewachsen. Er muß diese Schale erst abstreifen. Das geschieht im Kamaloka. Hat der Mensch die Erdenhülle unmittelbar mit dem Tode verloren, so ist er noch verbunden mit der Welt seiner Wünsche, Begierden und Leidenschaften. Durch eine Leidenschaft, durch die er noch innig verbunden ist mit diesem irdischen Dasein, hat er eine Zeit der Auseinandersetzung mit diesem irdischen Dasein durchzumachen. Dieses nennen wir den Aufenthalt im Kamaloka.


Nun gibt uns das Verständnis dieser Tatsache auch gewissermaßen das beste Verständnis für gewisse Mitteilungen, die der Mensch empfängt, wenn er die verschiedenen okkulten oder auf Okkultismus gebauten Urkunden verfolgt. Sie haben ja die, wie ich eben gesagt habe, von einem gewissen Gesichtspunkte aus durchaus gerechtfertigte Charakteristik immer gehört, daß der Schlaf darin besteht, daß der Mensch seinen physischen Leib und Ätherleib im Bette liegen läßt und mit seinem astralischen Leib und Ich herausgeht; was also für die oberen Partien der Ich- und astralischen Aura in einem gewissen Sinne durchaus richtig ist, namentlich für die Ich-Aura. Wenn Sie aber morgenländische Schriften verfolgen, dann finden Sie diese Charakteristik nicht, sondern gerade das Umgekehrte. Sie finden da charakterisiert, daß während des Schlafzustandes das, was sonst im menschlichen Bewußtsein lebt, sich tiefer in den Leib hineinzieht. Also Sie finden dort die umgekehrte Charakteristik des Schlafes. Und namentlich in gewissen Vedanta-Schriften können Sie die Sache so charakterisiert finden, daß dieses, von dem wir sagen, daß es sich aus dem physischen Leib und Ätherleib herauszieht, sich während des Schlafes tiefer in die physische und ätherische Leiblichkeit hineinsenkt, daß das, was das Sehen sonst bewirkt, sich in tiefere Partien des Auges hineinzieht, so daß das Sehen nicht mehr zustande kommen kann. Warum wird dieses in morgenländischen Schriften so charakterisiert? Das ist deshalb, weil der Morgenländer eben noch auf einem anderen Standpunkte steht. Er sieht durch seine Art von Hellsichtigkeit mehr das, was im Innern des Menschen vorgeht, was sich da im Innern abspielt. Er achtet weniger auf den Vorgang des Herausgehens der oberen Aura und mehr auf die Tatsache des Durchdrungenseins während des Schlafes mit der unteren Aura. Daher hat er von seinem Standpunkte aus selbstverständlich recht.|141|77ff}}
Wie die irdisch-physische Welt aus verschiedenen Gebieten besteht, so besteht auch die astrale Welt aus verschiedenen Gebieten, und diese können wir gliedern nach den sieben Tugenden, die ich genannt habe. Dadurch, daß wir diese Tugenden ausbilden, sind wir in einer ganz bestimmten Weise mit der Welt des Astralischen verstrickt und verkettet.


Da das irdische Ich-Bewusstsein an den physischen Leib gebunden ist, erlischt dieses notwendigerweise im Schlaf. Nur durch eine entsprechende energische [[Schulungsweg|geistige Schulung]] kann das Bewusstsein auch im Schlaf aufrecht erhalten werden. Man spricht dann von dem sog. Erwachen um Mitternacht.
Der Mensch muß lernen, Gerechtigkeit bewußt zu üben. Das kann er nur durch Überwinden der astralen Kräfte. Gerechtigkeit kann es nur geben in einer Welt, wo die Einzelnen Sonderwesen sind; nur von Einzelwesen zu Einzelwesen ist Gerechtigkeit möglich. Bewußt muß ich mich zu anderen Einzelwesen [gerecht] verhalten. Ich muß mich also zuerst als Sonderwesen fühlen, um gegenüber den Mitmenschen Gerechtigkeit üben zu können. Vorbedingung dazu ist das Abgesondertsein des einen von dem anderen. Erst sondert sich der Mensch als Einzelwesen ab, und dieses Sondersein führt es zu einem Kampf ums Dasein. Der Kampf ums Dasein ist der Gegensatz, der entgegengesetzte Pol zur Gerechtigkeit, er muß überwunden werden durch die Tugend der Gerechtigkeit. Abstreifen muß der Mensch alles, was gegen den anderen Menschen sich stellt, abstreifen alle Untugenden, welche aus dem Kampf ums Dasein entspringen. Die Region, in der die Kräfte des Kampfs ums Dasein walten, ist die dunkelste Region des Kamaloka. In ägyptischen Urkunden wird uns erzählt von dieser Region, die schwarz ist wie die Nacht, in der die Wesen hilflos herumirren. «Hier ist keine Luft, kein Wasser, hier vermag kein Mensch mit Ruhe im Herzen zu leben.»


== Was tut der Ätherleib im Schlaf? ==
Die Enthaltsamkeit des Urteils, die Urteilsenthaltsamkeit gegenüber der Umgebung, das ist die zweite Tugend, die geübt werden muß. Gewöhnlich urteilt der Mensch nach Sympathie und Antipathie, mit der er anderen gegenübersteht. Nach und nach lernt er erkennen, daß, wenn man einen Menschen begreifen will, man über Sympathie und Antipathie hinauskommen muß, sie überwinden muß. Und wie die Gerechtigkeit als Gegenpol den Kampf uns Dasein hat, so hat die Enthaltsamkeit des Urteils als entgegengesetzte Untugend das Sich-Hingeben an alle Reize der Außenwelt. Antipathie und Sympathie müssen abgestreift werden in der zweiten Region von Kamaloka.
Die Tugend des Starkmutes kann nur der entwickeln, der nicht bewahrt ist vor Versuchung. Wir können diese Tugend nur dadurch entwickeln, daß die ihr entgegensetzten Pole da sind und wir in sie hineinverstrickt sind. Tag für Tag, Stunde für Stunde sind wir den Versuchungen ausgesetzt. Das müssen wir auf der dritten Stufe ablegen, indem wir in dieser Region die Tugend des Starkmutes entwickeln.


Der [[Ätherleib]] ist während des [[Wachzustand]]es in einer regelmäßigen inneren Bewegung. Ausgenommen davon ist nur der [[Kopf]], in dem der Ätherleib ruhig bleibt und sich auch grötenteils in den restlichen Organismus zurückzieht. Im Schlaf ändert sich das. Da strömt der Ätherleib wieder vermehrt in den Kopf und kommt in Bewegung. Den letzten Rest davon nehmen wir beim Aufwachen in Form des [[Traum|Traumes]] wahr. Durch entsprechende [[geistige Schulung]] lernt man allmählich, dem im Wachen ruhenden Ätherleib Bilder einzuformen, die unabhängig vom [[Physischer Leib|physischen Leib]] als [[Imagination]]en erlebt werden.
Klugheit kann nur dadurch ausgebildet werden, daß der Mensch durch unzählige Irrtümer hindurchgeht. Goethe sagt: «Es irrt der Mensch, solang er strebt.» — So wie das Kind dadurch lernt, daß es sich beim Fallen verletzt, so haben alle großen Menschen aus Erfahrungen gelernt, die sie durch Irrtümer gemacht haben. Das geschieht in der vierten Region des Kamaloka.
Nun die höheren Tugenden. Die erste ist der Glaube; das ist das Erkennen des Ewigen im Zeitlichen und Irdischen, die Anschauung, daß alles Vergängliche nur ein Gleichnis ist. Die verschiedenen Weltanschauungen sind fortlaufende Versuche, die Menschen da oder dort, dieser oder jener Nation, auf den verschiedensten Wegen zur Erkenntnis des Ewigen zu führen. Der Mensch muß durch den Buchstaben zum Geist vordringen, vom Dogma zur wahren, inneren Erkenntnis. Der Mensch wird immer in Versuchung kommen, in ein umgrenztes Buchstabenfeld verstrickt zu sein. Weil wir im Leben notwendigerweise ein Glied eines bestimmten Zeitalters sind, so müssen wir erst das ablegen, was unserer Zeit zum Dogma geworden ist, um zu der Wahrheit zu kommen, welche sich in allen Weltanschauungen und Religionen ausspricht. In der fünften Region treffen wir die Frommen, die Buchstabengläubigen aller religiösen Bekenntnisse, aller Weltanschauungen: buchstabengläubige Hindus, buchstabengläubige Mohammedaner, buchstabengläubige Christen und auch Theosophen, die an den Buchstaben glauben.


{{GZ|Wenn wir die Luft einatmen: sie geht herein, sie geht heraus.
Die nächste Tugend ist diejenige, die das Christentum «Hoffnung» genannt hat. Hoffnung kann der Mensch nur ausbilden, wenn er an eine Fortentwicklung glaubt. Nach und nach können wir das begreifen lernen durch die theosophische Lehre, die uns hinführt zu dem Gedanken der Fortentwicklung. Gewaltig war schon die menschliche Entwicklung vor unserer Zeit. Noch größer ist der Ausblick in eine zukünftige höhere Entwicklung für den Chela. Er entwickelt ein Gefühl dafür, daß der Mensch nicht stehenbleiben darf bei den endlichen, den begrenzten Idealen, bei den Idealen, die nur seiner Zeit angehören. Sehen Sie sich Sokrates an oder Robespierre oder die Idealisten unserer Zeit. Versuchen Sie, ob deren Ideale für irgendein anderes Volk, für irgendein anderes Zeitalter gepaßt hätten. Versuchen Sie, ob die Ideale und Hoffnungen eines Kolumbus in einer anderen Zeit und in einem anderen Volke in die Wirklichkeit hätten umgesetzt werden können. Diese Beschränkung auf eine Zeit oder auf ein Volk, das muß der Mensch in dieser lichtvollen sechsten Region des Kamaloka abstreifen.
Das ist das Aufnehmen der Luft, das Ausatmen der Luft, also einfach
ein Hin- und Herpendeln des Stofflichen: Heraus, herein, heraus, herein.
In einer ganz ähnlichen Weise vollzieht sich schön ein Rhythmus
in den Wechselzuständen von Schlafen und Wachen. Denn wenn wir
des Morgens beim Aufwachen in uns aufnehmen unser Ich und unseren
Astralleib, so wird unser Ätherleib zurückgedrängt, er wird aus dem
Haupte heraus mehr in die andern Glieder des Organismus hineingedrängt.
Und wenn wir wiederum einschlafen, den astralischen Leib
und das Ich hinausbefördern aus uns, dann verbreitet sich der Ätherleib
in derselben Weise, wie er im ganzen Unterleib ist, auch in das
Haupt, so daß wir ein fortwährendes Rhythmisieren haben: Ätherleib
heruntergedrückt — aufgewacht; er bleibt herunten, während wir
wachen. Wenn wir einschlafen, wird er wiederum in den Kopf hinaufgedrängt.
Und so geht es auf, ab, auf, ab im Laufe von vierundzwanzig
Stunden, wie der Atem aus- und eingeht. Also wir haben ein rhythmisches
Bewegen des Ätherischen im Laufe von vierundzwanzig Stunden.
Natürlich liegen beim Menschen wiederum Unregelmäßigkeiten
vor, darauf beruht ja sein Freiheitsvermögen, sein Freiheitsgrad, aber
im ganzen gilt das, was ich gesagt habe.|174|255}}


{{GZ|Wenn Sie sich so vorstellen, daß der Mensch, der zum geringen
Damit der Mensch die «Liebe» lernt, muß er im Endlichen anfangen. Um einen höheren Begriff der Liebe zu lernen, muß er mit dem Kleinen anfangen, mit dem Vergänglichen und dem Endlichen und sich weiterentwickeln. Die Liebe muß eine Selbstverständlichkeit, eine selbstverständliche Kraft werden. Sie muß das Ziel sein und das Streben der Menschen. Wenn der Mensch die Liebe entwickelt, dann erlebt er sich in der siebenten und höchsten Region des Kamaloka.
Teile ein fester Leib ist, zum großen Teile Wasser, Luft und die darinnen vibrierende Wärme, so werden Sie es auch nicht mehr so sehr
unglaubhaft finden, daß da etwas noch Feineres in uns ist. Und dieses
Sieben Läuterungsfeuer gibt es im Kamaloka, durch die die Seele hindurchziehen muß. Dann steigt sie auf in das Devachan, wo es wiederum sieben Regionen gibt. Nur das, was Frucht eines hohen Ideals ist, das kann mit hinübergenommen werden in ein neues Dasein, in eine neue Verkörperung. Was an Ort und Zeit gebunden ist, das muß abfallen im Kamaloka.
Feinere will ich jetzt den Ätherleib nennen. Dieser Ätherleib, der ist
So hat der Mensch, je nachdem, ob er die eine oder die andere Läuterung durchzumachen hat, die sieben Regionen des Kamaloka zu durchlaufen. Wenn ein Mensch zum Beispiel Starkmut ausbilden und deshalb gestärkt werden muß gegenüber Wünschen und Verlangen, so wird er in der Region, in der er das Negative läutern kann, erwachen. Die übrigen Regionen wird er mehr schlafend durchgehen. Das ist dasjenige, was die Theosophie den Aufenthalt im Kamaloka nennt. Was wir auf der Pilgerfahrt unseres irdischen Lebens durchzumachen haben, ermöglicht uns, daß wir von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe gehen und daß wir in den Zwischenzuständen [zwischen dem Tod und einer neuen Geburt] durch Seelenläuterungsorte hindurchgehen müssen und die Schlacken in Kamaloka abstreifen." {{Lit|{{G|88|81ff}}}}
feiner als die Luft. Er ist so fein, daß er uns durchzieht, ohne daß wir
</div>
im gewöhnlichen Leben etwas davon wissen. Dieser Ätherleib, der ist
es, welcher im Wachen in innerlicher Bewegung ist, in einer regelmäßigen
Bewegung im ganzen übrigen menschlichen Leib, nur nicht im
Kopfe. Im Kopfe ist der Ätherleib innerlich ruhig.


Im Schlafe ist das anders. Das Schlafen beginnt damit und dauert
== Die 12 zu meditierenden und im Leben zu berücksichtigenden Tugenden (Monatstugenden) ==
dann in der Art und Weise an, daß der Ätherleib auch im Kopfe anfängt
in Bewegung zu sein. So daß wir im Schlafe als ganzer Mensch,
nach Kopf und übrigem Menschen, einen innerlich bewegten Ätherleib
haben. Und wenn wir träumen, sagen wir, beim Aufwachen, dann
ist es so, daß wir die letzten Bewegungen des Ätherleibes gerade im
Aufwachen noch wahrnehmen. Die stellen sich uns als die Träume
dar. Die letzten Kopf-Ätherbewegungen nehmen wir beim Aufwachen
noch wahr; beim schnellen Aufwachen kann das nicht der Fall sein.


Wer lange in der Weise, wie ich es angedeutet habe, meditiert, der
<table style="width: 100%;" border="1"
kommt aber in die Lage, in den ruhigen Ätherleib des Kopfes allmählich
bordercolor="#000000" cellpadding="4" cellspacing="0">
Bilder hineinzuformen. Das nenne ich in dem Buche, das ich angeführt
    <tr valign="top">
habe, Imaginationen. Und diese Imaginationen, die unabhängig
      <td
vom physischen Leibe im Ätherleib erlebt werden, sind der erste übersinnliche
style="width: 16%; color: white; background-color: purple; font-weight: bold; text-align: center;">
Eindruck, den wir haben können. Der bringt uns dann in
      <p>APRIL (Widder)</p>
die Lage, ganz abzusehen von unserem physischen Leibe, und unser
      </td>
Leben bis zu der Geburt hin in seinem Handeln, in seiner Bewegung
      <td style="width: 54%; text-align: center;">
wie in einem Bilde anzuschauen. Was oftmals von den Leuten beschrieben
      <p>Devotion : Devotion (Ehrfurcht)</p>
wird, die im Wasser untergesunken, am Ertrinken waren: daß sie
      </td>
ihr Leben rückwärtsschauend in bewegten Bildern gesehen haben - das
      <td style="text-align: center;" width="30%">
kann hier systematisch ausgebildet werden, so daß man alle Ergebnisse
      <p>wird zu Opferkraft </p>
unseres gegenwärtigen Erdenlebens darinnen sehen kann.
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="width: 16%; color: white; background-color: purple; font-weight: bold; text-align: center;">
      <p>MAI (Stier)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Equilibrium: (Inneres) Gleichgewicht</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p> wird zu Fortschritt </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>JUNI (Zwillinge)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Perseverance: Ausdauer (Durchhaltekraft, Standhaftigkeit)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Treue </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>JULI (Krebs)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Unselfishness: Selbstlosigkeit </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Katharsis </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>AUGUST (Löwe)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Compassion: Mitleid </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Freiheit </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>SEPTEMBER (Jungfrau)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Courtesy: Höflichkeit </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Herzenstakt </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>OKTOBER (Waage)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Contentment: Zufriedenheit </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Gelassenheit</p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>NOVEMBER (Skorpion)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Patience: Geduld </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Einsicht </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>DEZEMBER (Schütze)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Control of speech: Gedankenkontrolle (Kontrolle der
Sprache — Beherrschung der Zunge «Hüte deine Zunge») </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Wahrheitsempfinden</p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>JANUAR (Steinbock)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Courage: Mut </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Erlöserkraft </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>FEBRUAR (Wassermann)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Discretion: Diskretion (Verschwiegenheit) </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Meditationskraft </p>
      </td>
    </tr>
    <tr valign="top">
      <td
style="background-color: purple; color: white; font-weight: bold; text-align: center;"
width="16%">
      <p>MÄRZ (Fische)</p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="54%">
      <p>Magnanimity: Großmut </p>
      </td>
      <td style="text-align: center;" width="30%">
      <p>wird zu Liebe</p>
      </td>
    </tr>
</table>


Das erste, was die Initiationserkenntnis gibt, ist die Anschauung
des eigenen seelischen Lebens. Das ist allerdings anders, als man es
gewöhnlich vermutet. Gewöhnlich vermutet man in der Abstraktion
dieses seelische Leben als etwas, das aus Vorstellungen gewoben
ist. Wenn man es in seiner wahren Gestalt entdeckt, da ist es etwas
Schöpferisches, da ist es zugleich dasjenige, was in unserer Kindheit
gewirkt hat, was unser Gehirn plastisch gebildet hat, was den übrigen
Leib durchdringt und in ihm eine plastische, bildsame Tätigkeit bewirkt,
indem es unser Wachen, sogar unsere Verdauungstätigkeit jeden
Tag bewirkt.|214|128ff}}


== Die Regeneration des belebten Leibes ==
<div style="margin-left:20px">
"Die Zuordnung der Tugenden zum Tierkreis stammt von H. P. Blavatsky... die Ergänzungen «wird zu ...» gehen auf Rudolf Steiner zurück." ({{G|267|74}})
</div>


{{GZ|Im Schlafe sind in der physischen und ätherischen Welt
<div style="margin-left:20px">
der physische und ätherische Menschenleib verblieben. Sie
"Zuletzt sagte Dr. Steiner noch: <Fangen Sie mit dem Üben einer Tugend immer am 21.
sind da aber nicht in der Lage, in der physischer und ätherischer
des vorigen Monats an und üben Sie dieselbe bis zum übernächsten 1., so dass man
Leib eines Pflanzenwesens sind. Sie tragen in sich
also üben muss: Devotion vom 21. März bis zum 1. Mai, usw. Die Überschneidungen mit
die Nachwirkungen der astralischen und der Ich-Wesenheit.
den Angaben der Daten im Tierkreis sollen hierbei nicht in Betracht kommen. Man übe
Und in dem Augenblicke, in dem sie diese Nachwirkungen
eben im April Devotion usw. und beginnt wie gesagt immer am 21. des vorigen Monats." ({{G|267|529}})
nicht mehr in sich tragen würden, muß Erwachen eintreten.
</div>
Ein menschlicher physischer Leib darf niemals bloßen physischen,
ein menschlicher Ätherleib niemals bloßen ätherischen
Wirkungen unterliegen. Sie würden dadurch zerfallen.|27|16}}


{{GZ|Denken Sie sich, der
== Siehe auch ==
Mensch liegt im Bette, verläßt mit seinem Astralleib und Ich den
physischen Leib und Ätherleib. Nun gehören aber zum physischen
Leib und Ätherleib, wie sie heute sind, zum heutigen physischen
Menschenleib und Ätherleib der astralische Leib und das Ich. Für
sich kann dieser physische Leib und kann dieser Ätherleib nicht
bestehen. Sie sind so geworden, weil ihnen der astralische Leib und
das Ich eingegliedert sind. Nur ein physischer Leib, in dem kein
Blut fließt und kein Nervensystem ist, kann ohne astralischen Leib
und Ich sein. Deshalb kann die Pflanze ohne astralischen Leib und
Ich sein, weil sie kein Blut und kein Nervensystem hat. Denn das
Nervensystem hängt zusammen mit dem astralischen Leib und das
Blut mit dem Ich. Kein Wesen hat im physischen Leib ein Nervensystem,
das nicht durchdrungen ist von einem astralischen Leibe,
und kein Wesen hat im physischen Leibe ein Blutsystem, in das
nicht das Ich eingezogen ist. Denken Sie, was Sie jede Nacht tun.
Sie verlassen schnöde Ihren physischen und Ätherleib und überlassen
sie mit dem Blut- und Nervensystem sich selber. Wenn es
bloß auf Sie ankäme, würde in jeder Nacht dadurch, daß Sie Ihr
Nerven- und Blutsystem verlassen, der physische Leib zugrunde
gehen müssen. Er würde in demselben Augenblicke sterben, wo der
astralische Leib und das Ich den physischen und den Ätherleib verlassen.
Aber der hellsehende Blick sieht, wie dann andere Wesenheiten,
höhere geistige Wesenheiten ihn ausfüllen. Er sieht, wie sie
in ihn hineingehen und das tun, was der Mensch in der Nacht eben
nicht tut: das Blut- und Nervensystem versorgen. Das sind dieselben
Wesenheiten aber, welche den Menschen, soweit er aus
einem physischen und Ätherleib besteht, geschaffen haben; nicht
bloß heute, von Inkarnation zu Inkarnation. Es sind die gleichen
Wesenheiten, die auf dem alten Saturn die erste Anlage des physischen
Leibes entstehen ließen und die auf der Sonne den Ätherleib
herausgebildet haben. Diese Wesenheiten, die gewaltet haben
vom Urbeginn des Saturn- und Sonnendaseins an im physischen
und Ätherleib, sie walten in ihm jede Nacht, während der Mensch
schläft und den physischen und den Ätherleib schnöde verläßt, sozusagen
sie dem Tode preisgibt; sie dringen hinein und versorgen
sein Nerven- und Blutsystem.|104|62f}}


=== Die Tätigkeit der Laj'lah ===
* [[Kardinaltugend]]
 
* [[Christliche Tugend]]
{{Hauptartikel|Laj'lah}}
 
{{GZ|Dieses Abbauen unseres physischen Leibes, das wir heute während
des Tagwachens haben, das durfte während des alten Saturndaseins
nicht vorhanden sein. Wäre das schon beim alten Saturndasein
vorhanden gewesen, dann hätte sich überhaupt niemals die
erste Anlage unseres physischen Leibes bilden können. Denn man
kann natürlich nichts bilden, wenn man anfängt zu zerstören. Die
Saturntätigkeit mußte an unserem Leib eine aufbauende sein. Dafür
war während des Saturndaseins gesorgt. Die Zerstörungsprozesse
in unserem Leib, sie vollziehen sich ja gerade während des Tages,
während des Einflusses des Lichtes; das Licht war aber noch nicht
vorhanden während des alten Saturndaseins. So war also die Saturntätigkeit
für unseren physischen Leib eine aufbauende. Nun mußte
aber wenigstens während einer gewissen Zeit diese aufbauende
Tätigkeit erhalten bleiben, auch als später, während des alten Sonnendaseins,
das Licht hinzukam. Das konnte nur dadurch bewirkt
werden, daß Saturnwesen zurückgeblieben sind, die das Aufbauen
besorgen. Sie sehen also, daß es in der kosmischen Entwickelung
notwendig war, daß für unsere Schlafenszeit die Saturnwesen zurückgehalten
wurden, damit sie, wenn kein Licht vorhanden ist,
den Aufbau des zerstörten physischen Leibes besorgten. So müssen
hineinverwoben sein in unser Dasein die zurückgebliebenen Saturnwesen.
Ohne sie würden wir überhaupt nur zerstört. Wir müssen
einen Wechselzustand haben, ein Zusammenwirken von Sonnenwesen
und Saturnwesen, von Lichtwesen und Finsterniswesen.
Wenn also in richtiger Weise die Tätigkeit der Lichtwesen gelenkt
werden sollte von den Elohim, dann mußten sie in ihre Arbeit
regelrecht einverweben die Arbeit der Dunkelwesen, der Finsterniswesen.
In der kosmischen Tätigkeit gibt es keine Möglichkeit des
Bestandes, wenn nicht überall hineinverwoben wird in die Lichtkraft
Dunkelkraft. Und in dem Ineinanderweben, gleichsam in dem
Netz-Weben von Lichtkraft und Dunkelkraft liegt eines der Geheimnisse
des kosmischen Daseins, der kosmischen Alchemie. An
dieses Geheimnis ist gerührt da, wo in dem Rosenkreuzerdrama
Johannes Thomasius hinaufkommt in das Devachan und wo die
eine Genossin der Maria, Astrid, die Aufgabe erhält, der Leuchtkraft
die Dunkelkraft einzuweben, wie Sie überhaupt in diesen
Sätzen im Gespräch der Maria mit den drei Genossinnen unzählige
kosmische Geheimnisse haben, an denen lange, lange studiert werden
kann, um sie herauszuholen.
 
Wir müssen also festhalten, daß, wenn wir unser gegenwärtiges
Dasein betrachten, wir dieses Zusammenspiel sozusagen von sonnenhafter
Lichtkraft und saturnischer Dunkelkraft als eine Notwendigkeit
unseres Daseins ansehen müssen. Wenn die Elohim also
über das Weben der Lichtkraft, über jene Arbeit, welche geleistet
wird an uns Menschen oder an den Wesenheiten der Erde überhaupt
während der Einwirkung des Lichtes, die Geister der Persönlichkeit
als ihre Unterwesen einsetzten, so mußten sie ihnen als
Genossen die zurückgebliebenen saturnischen Wesenheiten beigeben.
Sie mußten die gesamte Arbeit des Universums zusammenweben
lassen aus den richtig fortgeschrittenen und den zurückgebliebenen
Archai. Die zurückgebliebenen Archai wirken in der
Finsternis. Daher stellen die Elohim, trivial gesprochen, nicht bloß
die Wesenheiten an, die mit jom bezeichnet werden, sondern sie
stellen ihnen entgegen diejenigen, die in der Dunkelkraft wirken.
Und es heißt daher mit wunderbar realistischer Schilderung des
Tatbestandes: Und die Elohim, sie nannten das, was als Geister im
Licht wob, jom, Tag; das aber, was in der Finsternis wob, das nannten
sie lajlah. — Und das ist nicht unsere abstrakte Nacht, das sind
die saturnischen Archai, die damals nicht bis zur Sonnenstufe vorgedrungen
waren, und das sind auch diejenigen, die heute noch in
uns wirksam sind während des Nachtschlafes, indem sie an unserem
physischen und Ätherleib als aufbauende Kräfte wirken. Dieser
geheimnisvolle Ausdruck, der da steht, lajlah, der zu allerlei mythologischen Bildungen Anlaß gegeben hat, der ist weder unser abstraktes
«Nacht», noch ist er irgend etwas, was Veranlassung geben
könnte, an Mythologisches zu denken. Er ist nichts anderes als der
Name für die zurückgebliebenen Archai, für diejenigen, die ihre
Arbeit verbinden mit der der fortgeschrittenen Archai.|122|101ff}}
 
== Rückkehr zum Anfang des Erdenlebens während des Schlafes ==
 
Unser [[wahres Ich]] und der [[Astralleib]] machen in Wahrheit das Erdenleben gar nicht mit, sondern bleiben in jenem Zeitpunkt stehen, als sie sich erstmals mit dem [[Physischer Leib|physischen Leib]] und dem [[Ätherleib]] verbunden haben. Im irdischen Leben erleben wir nur die Spiegelbilder von Ich und Astralleib. Im Schlaf kehren wir immer wieder zum Anfang unseres Erdenlebens zurück. Der Ätherleib bildet dabei die zeitliche Brücke, die die irdische Gegenwart mit dem Anfang unseres Erdendaseins verbindet. Nach dem [[Tod]] oder bei der [[Schulungsweg|geistigen Schulung]] zeigt sich das in Form des ätherischen [[Lebenstableau]]s.
 
{{GZ|... wenn wir abends einschlafen, oder
auch bei Tag einschlafen - das macht keinen Unterschied, aber ich
will nur vom nächtlichen Schlaf zunächst sprechen, den der anständige
Mensch durchmacht -, so gehen wir jedesmal in der Zeit bis in
denjenigen Abschnitt unseres Lebens zurück, der ganz im Anfange
unseres Erdendaseins liegt, ja wir gehen sogar noch jenseits unseres
Erdendaseins zurück bis in das vorirdische Leben. In dieselbe Welt
gehen wir zurück, aus der wir heruntergestiegen sind, als wir durch
die Konzeption, durch die Empfängnis einen Erdenleib bekommen
haben. Wir bleiben gar nicht in demselben Zeitpunkte, in dem wir
wachend sind, sondern wir machen den ganzen Gang durch die Zeit
zurück. Wir sind im Momente des Einschlafens in demselben Zeitpunkte,
in dem wir waren, als wir, wenn ich mich so ausdrücken darf,
von den Himmeln auf die Erde heruntergestiegen sind.|226|12f}}
 
{{GGZ|Aber dieses Zurückgehen ist eigentlich auch nur etwas
Scheinbares, denn in Wirklichkeit sind wir mit dem Ich und dem
astralischen Leibe auch während des Tagwachens nicht herausgekommen
aus dem Zustande, in dem wir im vorirdischen Dasein waren.
 
Sie sehen, wir müssen uns Ideen aneignen, wenn wir die Wahrheit
über diese Dinge erkennen wollen, die nicht gewöhnliche Ideen sind.
Wir müssen uns die Idee aneignen, daß Ich und astralischer Leib
überhaupt unsere Erdenentwickelung zunächst gar nicht mitmachen.
Sie bleiben im Grunde zurück, bleiben stehen, wo wir sind, wenn wir
uns anschicken, einen physischen und einen Ätherleib zu bekommen.|226|13}}
 
{{GGZ|Nun werden Sie sagen: Aber wir haben doch unser Ich. Unser Ich
ist mit uns alt geworden. Unser astralischer Leib, unser Denken,
Fühlen und Wollen sind auch mit uns alt geworden. Wenn einer
sechzig Jahre alt geworden ist, so ist doch sein Ich auch sechzig Jahre
alt geworden. - Wenn wir in dem Ich, von dem wir täglich reden, unser
wahres, unser wirkliches Ich vor uns hätten, dann wäre der Einwand
berechtigt. Aber wir haben in dem Ich, von dem wir täglich reden, gar
nicht unser wirkliches Ich vor uns, sondern unser wirkliches Ich steht
am Ausgangspunkte unseres Erdenlebens. Unser physischer Leib wird,
sagen wir sechzig Jahre alt. Er spiegelt zurück, indem durch den
Ätherleib die Spiegelung vermittelt wird, immer von dem betreffenden
Zeitpunkt, in dem der physische Leib lebt, das Spiegelbild des
wahren Ichs. Dieses Spiegelbild des wahren Ichs, das wir in jedem
Augenblicke von unserem physischen Leibe zurückbekommen, das
in Wahrheit von etwas herrührt, das gar nicht ins Erdendasein mitgegangen
ist, sehen wir. Und dieses Spiegelbild nennen wir unser Ich.
Dieses Spiegelbild wird natürlich älter, denn es wird dadurch älter,
daß der Spiegelapparat, der physische Leib, allmählich nicht mehr so
frisch ist, wie er im frühen Kindesalter war, dann zuletzt klapperig
wird und so weiter. Aber daß das Ich, das eigentlich nur das Spiegelbild
des wahren Ichs ist, sich auch als alt zeigt, kommt nur davon, daß
der Spiegelungsapparat nicht mehr so gut ist, wenn wir mit dem
physischen Leibe alt geworden sind. Und der Ätherleib ist das, was
sich nun von der Gegenwart immer so hindehnt, wie perspektivisch,
nach unserem wahren Ich und nach unserem astralischen Leib, die
gar nicht in die physische Welt heruntergehen.
 
Deshalb sehen wir, wie ich das in den öffentlichen Vorträgen jetzt
schilderte, dieses ganze Tableau des Ätherleibes oder Zeitleibes. Das
ist dasjenige, was sich da ätherisch ausbreitet zwischen unserem gegenwärtigen
Augenblick, den nur der physische Leib mitmacht, und
unserem Ich, das eigentlich niemals der physischen Erdenwelt vollständig
angehört, sondern immer zurückbleibt, wenn wir uns so ausdrücken
dürfen, in den Himmelswelten.|226|14f}}
 
== Der Schlaf als Abbild des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt ==
 
Im Schlaf erlebt der Mensch - allerdings unbewusst - ein Abbild des [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt|Lebens zwischen Tod und neuer Geburt]]. Er durchlebt dabei drei deutlich unterscheidbare Schlafstadien. Bewusst werden diese allerdings nur erfahren, wenn man über die höheren [[Erkenntnis]]stufen der [[Imagination]], [[Inspiration]] und [[Intuition]] verfügt. Im ersten Stadium, das sich dem imaginativen Blick enthüllt und an den Einschlaf-Traum anschließt, fühlt sich der Mensch wie ausgegossen in die [[Ätherwelt]], woraus eine gewisse [[Angst|Ängstlichkeit]] resultiert. Das [[Raum]]gefühl erlischt, doch bleibt ein deutliches [[Zeit]]gefühl vorhanden. Zugleich entsteht das starke Bedürfnis, sich an ein [[Geist]]iges anzulehnen, sich mit dem Göttlich-Geistigen zu verbinden. Das zweite, der Inspiration zugängliche Stadium, beginnt damit, dass sich der Mensch wie zersplittert in viele einzelne [[geistige Wesen]] empfindet, was das Angstgefühl weiter verstärkt. Und so wie man im [[Tagesbewusstsein]] in sich den [[Atem]]- und [[Pulsrhythmus]] erlebt, fühlt man nun ein [[astralisches]] Abbild der [[Planeten]]bewegungen, der [[Sphärenharmonie]], in sich. Das dritte Stadium, in das man sich bewusst nur durch Intuition versetzen kann, kulminiert im [[Fixstern]]erlebnis. Vorzüglich erlebt man dabei Nachbildungen der Fixstern-Konstellationen des [[Tierkreis]]es. Schließlich ergreifen die [[Mond]]enkräfte den Menschen und führen rückwärts durch diese drei Stadien hin zum Aufwachen.
 
{{GZ|Nach dem Übergang über die Träume ...
geht der Mensch für das gewöhnliche Bewußtsein in die Bewußtlosigkeit
über. Aber diese Bewußtlosigkeit stellt sich in ihrer Wirklichkeit
für das höhere, für das übersinnliche Erkennen so dar, daß der Mensch
unmittelbar nach dem Einschlafen wie in eine Art verschwimmenden
Daseins kommt. Würde er seinen Zustand bewußt durchschauen, so
würde er sich wie ausgegossen in einer ätherischen Welt fühlen...
Dieser Zustand wäre
eben, wenn er zum Bewußtsein kommen würde, im Seelischen des Menschen
innerlich ausgefüllt von einer gewissen Angst oder Ängstlichkeit:
man fühlt, man hat die feste Stütze seines Leibes verloren, man
fühlt sich wie vor einem Abgrunde.
 
Was man die Schwelle zur geistigen Welt nennt, muß ja da sein aus
dem Grunde, weil der Mensch sich erst vorbereiten muß dazu, solch ein
Gefühl zu haben: das Gefühl, jene Stütze verloren zu haben, die der
physische Leib abgibt, und jene Ängstlichkeit in der Seele zu tragen,
die daher kommt, weil man zunächst einem ganz Unbekannten, Unbestimmten
gegenübersteht...
 
Aber verbunden ist dieses Angstgefühl mit etwas
anderem: mit einem Gefühl tiefer Sehnsucht nach einem Göttlich-Geistigen, das die Welt durchflutet und durchwebt...
 
Wenn der Schlaf weitergeht, dann tritt etwas Eigentümliches ein:
die Seele ist wie zerspalten, wie in viele Seelen auseinandergespalten.
Der Mensch würde sich, wenn er bewußt diesen Zustand durchlebte,
den heute nur eben der moderne Eingeweihte ganz schauen kann, als
viele Seelen vorkommen, und dadurch würde er meinen müssen, er
habe sich selbst verloren...
 
Während dieses zweiten Schlafstadiums gelangt nun der Mensch
dahin, an der Stelle seines gewöhnlichen physischen Bewußtseins nicht
ein kosmisches Bewußtsein, wohl aber ein kosmisches Erleben zu haben.
Wie gesagt, erst der Eingeweihte bringt sich dieses kosmische Erleben
zum Bewußtsein, aber erleben tut es jeder Mensch in der Nacht
vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Und während dieses zweiten
Stadiums des Schlafes ist der Mensch in einem solchen Lebenszustande,
daß sein Inneres Nachbildungen der Planetenbewegungen unseres Sonnensystems
vollführt. Während des Tages erleben wir uns in unserem
physischen Leibe. Wenn wir von uns als physischen Menschen
sprechen, so sagen wir: In uns sind unsere Lunge, unser Herz, unser
Magen, unser Gehirn und so weiter, das ist unsere physische Innerlichkeit.
Im zweiten Stadium des Schlafes ist unsere geistig-seelische Innerlichkeit
die Bewegung der Venus, die Bewegung des Merkur, die Bewegung
der Sonne, die Bewegung des Mondes. Dieses ganze Wechselspiel
der Planetenbewegungen unseres Sonnensystems, wir tragen es
nicht direkt in uns, nicht die Planetenbewegungen selbst, aber Nachbildungen,
astralische Nachbildungen davon, die sind dann unsere
innere Organisation. Wir sind nicht ausgedehnt etwa in den ganzen
planetarischen Kosmos; wir sind aber von einer ungeheuren Größe gegenüber
unserer physischen Tagesgröße. Wir tragen nicht die wirkliche
Venus während jedes Schlafzustandes in uns, aber ein Nachbild
ihrer Bewegung. Und was sich da in unserem Geistig-Seelischen zwischen
dem Einschlafen und Aufwachen im zweiten Stadium des Schlafes
zuträgt, das sind solche Zirkulationen der Planetenbewegungen in
astralischer Substanz, wie - angeregt durch die Atmungsbewegung -
während des Tages unser Blut durch unseren physischen Organismus
zirkuliert. So daß wir in der Nacht gewissermaßen ein Nachbild unseres
Kosmos als unser Innenleben in uns zirkulieren haben...
 
Nachdem wir dieses durchgemacht haben, kommen wir in das
dritte Stadium des Schlafes. Im dritten Stadium tritt hinzu - es bleiben
nämlich immer die Dinge des ersten Stadiums, nur kommen die Erlebnisse
des nächsten Stadiums hinzu —, im dritten Stadium des Schlafes
kommt hinzu dasjenige, was ich das Fixsternerlebnis nennen möchte.
Nachdem wir die Zirkulation der planetarischen Nachbildungen erlebt
haben, erleben wir tatsächlich die Formungen der Fixsterne, das,
was in älteren Zeiten die Tierkreisbilder zum Beispiel genannt wurde.
Und was da erlebt wird, das ist notwendig für die Seelenseite des
Menschen, weil er die Nachwirkung dieses Erlebnisses mit den Fixsternen
hereintragen muß in sein waches Tagesieben, um überhaupt die
Kraft zu haben, jederzeit seinen physischen Organismus von der Seele
aus zu beherrschen und zu beleben.
Tatsächlich macht jeder Mensch während der Nacht ein ätherisches
Vorstadium in Weltenangst und Gottessehnsucht durch, dann ein planetarisches
Stadium, in dem er in seinem astralischen Leib die Nachbilder
der Planetenbewegungen fühlt, und er macht ein Fixsternerlebnis-
Stadium durch, in dem er sich dann so fühlt - oder sich fühlen
würde, wenn er Bewußtsein hätte - , daß er sein eigenes seelisch-geistiges
Inneres als Nachbildung des Fixsternhimmels erlebt.|218|108ff}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* [[Sebastian Gronbach]]: ''Die Kraft der Tugend'': Ein Begleiter durch das Jahr, INFO 3 Vlg., Frankfurt a.M. 2010
* [[Rudolf Steiner]]/[[Ita Wegman]]: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991), ISBN 3-7274-0270-9; '''Tb 701''', ISBN 978-3-7274-7010-3 {{Schriften|027}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), Vierzehn Vorträge, gehalten in München vom 22. Mai bis 6. Juni 1907 {{Vorträge|99}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Seelenübungen'', [[GA 267]] (2001), ISBN 3-7274-2670-5 {{Vorträge1|157}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_tugenden.pdf Über die Tugenden] PDF
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984) {{Vorträge|122}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_religion_christliche_tugenden.pdf Die christlichen Tugenden - Eine Lehrschrift]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Leben zwischen Tod und neuer Geburt im Verhältnis zu den kosmischen Tatsachen'', [[GA 141]] (1983), Vierter Vortrag, Berlin, 10. Dezember 1912 {{Vorträge|141}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_religion_goettliche_tugenden.pdf Glaube, Liebe, Hoffnung - Eine Streitschrift] PDF
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben'', [[GA 172]] (2002), ISBN 3-7274-1720-X {{Vorträge|172}}
* Ralph Valenteano: ''Es strebe zu meiner Seele Liebe...''. 12 Meditationen zu Rudolf Steiners Monatstugenden, Audio-CD, Schirner Vlg., Darmstadt 2011
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Geheimnis der Trinität'', [[GA 214]] (1999), ISBN 3-7274-2140-1 {{Vorträge|214}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus'', [[GA 218]] (1992), ISBN 3-7274-2180-0 {{Vorträge|218}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung'', [[GA 226]] (1988), ISBN 3-7274-2260-2 {{Vorträge|226}}
* [[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]] Nr. 65/66 (1979) {{BZ||65}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Handlung und Verhalten]]  
[[Kategorie:Grundbegriffe]]  
[[Kategorie:AnthroWiki:Lesenswert|R]]
[[Kategorie:Philosophie]]  
[[Kategorie:Schlafbewusstsein]]
[[Kategorie:Ethik]]
[[Kategorie:Wesensglieder]]  
[[Kategorie:Tugend|!]]
[[Kategorie:Seelenleben]]  
[[Kategorie:Tugendethik]]
[[Kategorie:Schlaf|!]]
[[Kategorie:Ethisches Gut]]

Version vom 8. Juni 2018, 02:06 Uhr

Die Tugend (abgeleitet von taugen, lat. virtus, griech. ἀρετή arete) bezeichnet ganz allgemein die Fähigkeit und innere Haltung, das Gute, das einem zur innersten Natur geworden ist, mit Neigung, also leicht und freudig zu tun. Insofern die Tugenden derart dauerhafte und selbstverständliche gute Gewohnheiten darstellen, haben sie ihre Wurzeln ebenso im Ätherleib des Menschen, wie die ihnen als dauerhafte schlechte Gewohnheiten entgegenwirkenden Laster.

Die 7 Haupttugenden

Raffael: Die Kardinal- und die göttlichen Tugenden und das Gesetz, 1511, Stanza della Segnatura (Südwand), Vatikan

Im christlich-abendländischen Kulturkreis wurden immer wieder sieben hauptsächliche Tugenden den entsprechenden 7 Hauptlastern entgegengestellt. Am verbreitetsten ist jene Zusammenstellung, die sich aus der Verbindung der vier platonischen Kardinaltugenden mit den drei paulinischen Tugenden ergibt. Diese Zusammenstellung entspricht einer geistigen Wahrheit, denn die 7 Tugenden entsprechen den 7 Regionen der Astralwelt.

Platon nannte folgende vier Haupttugenden, die den unteren vier Regionen der Seelenwelt entsprechen:

Die drei paulinischen Tugenden korrespondieren mit den 3 höchsten Regionen der Seelenwelt:

"Es sind ganz bestimmte Aufgaben, welche das menschliche Selbst zu übernehmen und durchzuführen hat innerhalb seiner Erdenpilgerschaft. Der Mensch hat bestimmte Tugenden auszubilden, die er nicht außerhalb der Erdenpilgerschaft ausbilden kann. Sieben solcher Tugenden sind es. Mit den Anlagen zu diesen Tugenden kam der Mensch auf die Erde, und am Ende seiner Erdenpilgerschaft soll er diese sieben Tugenden voll entwickelt haben...

Die Anlagen zu sieben solcher Tugenden liegen im Menschen bei seiner ersten Verkörperung. Nach Millionen von Jahren wird er wieder hinausziehen aus seiner Erdenpilgerschaft, und diese Anlagen werden dann zu Tugenden ausgebildet sein. Er wird dann diese Fähigkeiten verwenden können in einer zukünftigen planetarischen Entwicklung. Diese sieben Tugenden sind:

  1. Gerechtigkeit
  2. Urteilsenthaltsamkeit
  3. Starkmut
  4. Klugheit

Das sind die vier niederen Tugenden. Die Klugheit faßt alles das zusammen, was uns befähigt, über unsere irdischen Verhältnisse ein Urteil zu fällen und dadurch selbst einzugreifen in den Gang der irdischen Verhältnisse. Durch das Sich-Erarbeiten dieser Fähigkeiten gewinnt der Mensch die Kraft, durch die er kraftvoll und führend in die Welt eingreifen kann. Die drei höheren Tugenden sind:

  • Glaube
  • Hoffnung
  • Liebe.

Goethe hat es ausgedrückt mit den Worten: «Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis». Wenn der Mensch in allem, was er sehen und hören kann, nur ein Sinnbild sieht für ein Ewiges, das es ausdrückt, dann hat er den «Glauben». Das ist die erste der drei höheren Tugenden. Die zweite ist, ein Gefühl dafür zu entwickeln, daß der Mensch nie auf dem Punkte stehenbleiben soll, auf dem er steht, ein Gefühl dafür, daß wir heute Menschen der fünften Rasse sind, später aber uns höherentwickeln werden. Das ist die Hoffnung. Wir haben also den Glauben an das Ewige, und dann das Vertrauen, die Hoffnung auf die höhere Entwicklung. Die letzte Tugend ist die, welche als letztes Ziel unseres Kosmos auszubilden ist, es ist die Liebe. Deshalb nennen wir auch unsere Erde den «Kosmos der Liebe». Was wir in uns entwickeln müssen, indem wir der Erde angehören, das ist die Liebe, und wenn wir unsere Erdenpilgerschaft vollendet haben werden, dann wird die Erde ein Kosmos der Liebe sein. Die Liebe wird dann eine selbstverständliche Kraft aller menschlichen Wesen sein. Sie wird mit einer solchen Selbstverständlichkeit auftreten, wie beim Magneten die magnetische Kraft der Anziehung und Abstoßung selbstverständlich ist.

Nach und nach, durch verschiedene Verkörperungen hindurch, muß der Mensch diese Tugenden entwickeln. Ungefähr auf der Mitte dieses Weges ist er jetzt angelangt. Was diese Tugenden einmal sein werden, ist von der christlichen Theologie richtig so bezeichnet worden: «Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehöret hat und keinem Menschen ins Herz gekommen ist»; das soll bedeuten, daß niemand sich eine Vorstellung machen kann, in welch vollendeter Weise diese Tugenden einmal in dem Vollendeten vorhanden sein werden. Von Stufe zu Stufe arbeiten wir uns in den verschiedenen Verkörperungen. Wir steigen gleichsam mit der Anlage zu diesen sieben Tugenden aus der geistigen Welt herunter und müssen diese Tugenden im Leben ausbilden, um sie dann wirklich zu haben. So ist das irdische Leben nichts anderes als das Hindurchziehen durch ein Land, um daran zu arbeiten, die Anlagen in wahre Fähigkeiten umzusetzen. Wer hineinzieht in dieses Land, der muß sich zunächst hingeben an die Arbeit, und während der Arbeit wird er vielleicht nicht hinblicken können auf jenes hohe Ziel. Er entwickelt die Tugenden, indem er mit den anderen Menschen in Verbindung tritt, um so Starkmut, Gerechtigkeit, Hoffnung, Liebe und so weiter auszubilden. Er kommt mit anderen Menschen zusammen, und er muß diese Begegnungen benützen zur Ausbildung der Tugenden. Um die Tugenden auszubilden, muß der Mensch heruntersteigen aus der geistigen Welt in die physische Welt. Er wird verstrickt in dasjenige, was die physische Welt enthält, und immer enthält diese auch das Astrale, die Welt der Begierden, der Lüste: Kamaloka.

Wir können nicht unsere Klugheit so [umfassend] ausbilden, daß sie die ganze Welt erschüttert. Nein, wir müssen zufrieden sein, daß wir an dem Ort und zu der Zeit, in die wir hineingeboren sind, in entsprechender Weise wirken können. Galilei, Giordano Bruno haben in ihrem Volk und in ihrer Zeit ihre höheren Seelenkräfte, ihr Kama-manas ausgebildet. Giordano Brunos Verstand taugte für sein Volk und für seine Zeit. Würde er in ein anderes Volk gesetzt worden sein und zu einer anderen Zeit geboren worden sein, so hätte er andere Fähigkeiten haben müssen. Der Mensch ist durch seine Aufgaben mit der physischen Umwelt verstrickt, und so ist es auch mit unseren höheren Fähigkeiten; wir sind in jeder Inkarnation auf ein enges Gebiet beschränkt. Auch unser Verstand und unsere höheren Seelenkräfte sind auf ein gewisses eng begrenztes Gebiet beschränkt, und erst recht unsere Wünsche, Begierden, unsere Leidenschaften und Instinkte.

Wir müssen das, was wir mitgebracht haben aus dem Geistigen, in die Wünsche hineingießen. Wenn ich das Höchste will, so muß ich das Höchste mit dem Wunsche umgeben. Um seine Aufgaben in der physischen Welt zu erfüllen, muß der Mensch zusammenwachsen mit der physischen Welt, und er bildet eine Art von Schale um sich, durch die er zusammenhängt mit der Welt der Wünsche und Begierden. Wie Sie mit den Gegenständen der physischen Welt so zusammenhängen, daß Sie sich an ihnen stoßen, so hängen Sie durch Ihre Wünsche, Begierden und Leidenschaften mit der Welt des Astralischen zusammen. Und wie Sie unmittelbar mit dem Tode sich aus der Welt des Physischen loslösen, so müssen Sie nach dem Tode auch von der astralen Welt nach und nach sich losreißen. Mit denjenigen Menschen, mit denen der Mensch zusammenwirkte, ist er zusammengewachsen. Er muß diese Schale erst abstreifen. Das geschieht im Kamaloka. Hat der Mensch die Erdenhülle unmittelbar mit dem Tode verloren, so ist er noch verbunden mit der Welt seiner Wünsche, Begierden und Leidenschaften. Durch eine Leidenschaft, durch die er noch innig verbunden ist mit diesem irdischen Dasein, hat er eine Zeit der Auseinandersetzung mit diesem irdischen Dasein durchzumachen. Dieses nennen wir den Aufenthalt im Kamaloka.

Wie die irdisch-physische Welt aus verschiedenen Gebieten besteht, so besteht auch die astrale Welt aus verschiedenen Gebieten, und diese können wir gliedern nach den sieben Tugenden, die ich genannt habe. Dadurch, daß wir diese Tugenden ausbilden, sind wir in einer ganz bestimmten Weise mit der Welt des Astralischen verstrickt und verkettet.

Der Mensch muß lernen, Gerechtigkeit bewußt zu üben. Das kann er nur durch Überwinden der astralen Kräfte. Gerechtigkeit kann es nur geben in einer Welt, wo die Einzelnen Sonderwesen sind; nur von Einzelwesen zu Einzelwesen ist Gerechtigkeit möglich. Bewußt muß ich mich zu anderen Einzelwesen [gerecht] verhalten. Ich muß mich also zuerst als Sonderwesen fühlen, um gegenüber den Mitmenschen Gerechtigkeit üben zu können. Vorbedingung dazu ist das Abgesondertsein des einen von dem anderen. Erst sondert sich der Mensch als Einzelwesen ab, und dieses Sondersein führt es zu einem Kampf ums Dasein. Der Kampf ums Dasein ist der Gegensatz, der entgegengesetzte Pol zur Gerechtigkeit, er muß überwunden werden durch die Tugend der Gerechtigkeit. Abstreifen muß der Mensch alles, was gegen den anderen Menschen sich stellt, abstreifen alle Untugenden, welche aus dem Kampf ums Dasein entspringen. Die Region, in der die Kräfte des Kampfs ums Dasein walten, ist die dunkelste Region des Kamaloka. In ägyptischen Urkunden wird uns erzählt von dieser Region, die schwarz ist wie die Nacht, in der die Wesen hilflos herumirren. «Hier ist keine Luft, kein Wasser, hier vermag kein Mensch mit Ruhe im Herzen zu leben.»

Die Enthaltsamkeit des Urteils, die Urteilsenthaltsamkeit gegenüber der Umgebung, das ist die zweite Tugend, die geübt werden muß. Gewöhnlich urteilt der Mensch nach Sympathie und Antipathie, mit der er anderen gegenübersteht. Nach und nach lernt er erkennen, daß, wenn man einen Menschen begreifen will, man über Sympathie und Antipathie hinauskommen muß, sie überwinden muß. Und wie die Gerechtigkeit als Gegenpol den Kampf uns Dasein hat, so hat die Enthaltsamkeit des Urteils als entgegengesetzte Untugend das Sich-Hingeben an alle Reize der Außenwelt. Antipathie und Sympathie müssen abgestreift werden in der zweiten Region von Kamaloka. Die Tugend des Starkmutes kann nur der entwickeln, der nicht bewahrt ist vor Versuchung. Wir können diese Tugend nur dadurch entwickeln, daß die ihr entgegensetzten Pole da sind und wir in sie hineinverstrickt sind. Tag für Tag, Stunde für Stunde sind wir den Versuchungen ausgesetzt. Das müssen wir auf der dritten Stufe ablegen, indem wir in dieser Region die Tugend des Starkmutes entwickeln.

Klugheit kann nur dadurch ausgebildet werden, daß der Mensch durch unzählige Irrtümer hindurchgeht. Goethe sagt: «Es irrt der Mensch, solang er strebt.» — So wie das Kind dadurch lernt, daß es sich beim Fallen verletzt, so haben alle großen Menschen aus Erfahrungen gelernt, die sie durch Irrtümer gemacht haben. Das geschieht in der vierten Region des Kamaloka. Nun die höheren Tugenden. Die erste ist der Glaube; das ist das Erkennen des Ewigen im Zeitlichen und Irdischen, die Anschauung, daß alles Vergängliche nur ein Gleichnis ist. Die verschiedenen Weltanschauungen sind fortlaufende Versuche, die Menschen da oder dort, dieser oder jener Nation, auf den verschiedensten Wegen zur Erkenntnis des Ewigen zu führen. Der Mensch muß durch den Buchstaben zum Geist vordringen, vom Dogma zur wahren, inneren Erkenntnis. Der Mensch wird immer in Versuchung kommen, in ein umgrenztes Buchstabenfeld verstrickt zu sein. Weil wir im Leben notwendigerweise ein Glied eines bestimmten Zeitalters sind, so müssen wir erst das ablegen, was unserer Zeit zum Dogma geworden ist, um zu der Wahrheit zu kommen, welche sich in allen Weltanschauungen und Religionen ausspricht. In der fünften Region treffen wir die Frommen, die Buchstabengläubigen aller religiösen Bekenntnisse, aller Weltanschauungen: buchstabengläubige Hindus, buchstabengläubige Mohammedaner, buchstabengläubige Christen und auch Theosophen, die an den Buchstaben glauben.

Die nächste Tugend ist diejenige, die das Christentum «Hoffnung» genannt hat. Hoffnung kann der Mensch nur ausbilden, wenn er an eine Fortentwicklung glaubt. Nach und nach können wir das begreifen lernen durch die theosophische Lehre, die uns hinführt zu dem Gedanken der Fortentwicklung. Gewaltig war schon die menschliche Entwicklung vor unserer Zeit. Noch größer ist der Ausblick in eine zukünftige höhere Entwicklung für den Chela. Er entwickelt ein Gefühl dafür, daß der Mensch nicht stehenbleiben darf bei den endlichen, den begrenzten Idealen, bei den Idealen, die nur seiner Zeit angehören. Sehen Sie sich Sokrates an oder Robespierre oder die Idealisten unserer Zeit. Versuchen Sie, ob deren Ideale für irgendein anderes Volk, für irgendein anderes Zeitalter gepaßt hätten. Versuchen Sie, ob die Ideale und Hoffnungen eines Kolumbus in einer anderen Zeit und in einem anderen Volke in die Wirklichkeit hätten umgesetzt werden können. Diese Beschränkung auf eine Zeit oder auf ein Volk, das muß der Mensch in dieser lichtvollen sechsten Region des Kamaloka abstreifen.

Damit der Mensch die «Liebe» lernt, muß er im Endlichen anfangen. Um einen höheren Begriff der Liebe zu lernen, muß er mit dem Kleinen anfangen, mit dem Vergänglichen und dem Endlichen und sich weiterentwickeln. Die Liebe muß eine Selbstverständlichkeit, eine selbstverständliche Kraft werden. Sie muß das Ziel sein und das Streben der Menschen. Wenn der Mensch die Liebe entwickelt, dann erlebt er sich in der siebenten und höchsten Region des Kamaloka.

Sieben Läuterungsfeuer gibt es im Kamaloka, durch die die Seele hindurchziehen muß. Dann steigt sie auf in das Devachan, wo es wiederum sieben Regionen gibt. Nur das, was Frucht eines hohen Ideals ist, das kann mit hinübergenommen werden in ein neues Dasein, in eine neue Verkörperung. Was an Ort und Zeit gebunden ist, das muß abfallen im Kamaloka. So hat der Mensch, je nachdem, ob er die eine oder die andere Läuterung durchzumachen hat, die sieben Regionen des Kamaloka zu durchlaufen. Wenn ein Mensch zum Beispiel Starkmut ausbilden und deshalb gestärkt werden muß gegenüber Wünschen und Verlangen, so wird er in der Region, in der er das Negative läutern kann, erwachen. Die übrigen Regionen wird er mehr schlafend durchgehen. Das ist dasjenige, was die Theosophie den Aufenthalt im Kamaloka nennt. Was wir auf der Pilgerfahrt unseres irdischen Lebens durchzumachen haben, ermöglicht uns, daß wir von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe gehen und daß wir in den Zwischenzuständen [zwischen dem Tod und einer neuen Geburt] durch Seelenläuterungsorte hindurchgehen müssen und die Schlacken in Kamaloka abstreifen." (Lit.: GA 88, S. 81ff)

Die 12 zu meditierenden und im Leben zu berücksichtigenden Tugenden (Monatstugenden)

APRIL (Widder)

Devotion : Devotion (Ehrfurcht)

wird zu Opferkraft

MAI (Stier)

Equilibrium: (Inneres) Gleichgewicht

wird zu Fortschritt

JUNI (Zwillinge)

Perseverance: Ausdauer (Durchhaltekraft, Standhaftigkeit)

wird zu Treue

JULI (Krebs)

Unselfishness: Selbstlosigkeit

wird zu Katharsis

AUGUST (Löwe)

Compassion: Mitleid

wird zu Freiheit

SEPTEMBER (Jungfrau)

Courtesy: Höflichkeit

wird zu Herzenstakt

OKTOBER (Waage)

Contentment: Zufriedenheit

wird zu Gelassenheit

NOVEMBER (Skorpion)

Patience: Geduld

wird zu Einsicht

DEZEMBER (Schütze)

Control of speech: Gedankenkontrolle (Kontrolle der Sprache — Beherrschung der Zunge «Hüte deine Zunge»)

wird zu Wahrheitsempfinden

JANUAR (Steinbock)

Courage: Mut

wird zu Erlöserkraft

FEBRUAR (Wassermann)

Discretion: Diskretion (Verschwiegenheit)

wird zu Meditationskraft

MÄRZ (Fische)

Magnanimity: Großmut

wird zu Liebe


"Die Zuordnung der Tugenden zum Tierkreis stammt von H. P. Blavatsky... die Ergänzungen «wird zu ...» gehen auf Rudolf Steiner zurück." (GA 267, S. 74)

"Zuletzt sagte Dr. Steiner noch: <Fangen Sie mit dem Üben einer Tugend immer am 21. des vorigen Monats an und üben Sie dieselbe bis zum übernächsten 1., so dass man also üben muss: Devotion vom 21. März bis zum 1. Mai, usw. Die Überschneidungen mit den Angaben der Daten im Tierkreis sollen hierbei nicht in Betracht kommen. Man übe eben im April Devotion usw. und beginnt wie gesagt immer am 21. des vorigen Monats." (GA 267, S. 529)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.