Arier und Ahnenkult: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Arier''' oder '''Airya''' ([[Sanskrit]] आर्य, {{FaS|آریا}}, ārya- „edel“, abgeleitet vom [[Indogermanische Ursprache|Proto-Indogermanischen]] ''*ar-yo-'', etwa „wohlgefügt“) waren ein prähistorisches [[Wikipedia:Nomaden|Nomaden]]volk, das nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s  von der höchstentwickelten [[Unterrasse]]<ref name=Unterrasse>Der Begriff ''[[Unterrasse]]'' entstammt der damals gebräuchlichen Terminologie der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] und wurde von [[Rudolf Steiner]] später ebenso wie der Begriff «[[Wurzelrasse]]» nicht mehr verwendet. Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Begriff «[[Rasse]]» in der [[Kulturepochen|nachatlantischen Zeit]] eigentlich nicht mehr berechtigt ist, da nun nicht mehr die körperliche, sondern die seelisch-geistige Entwicklung in den Vordergrund rückt. Die Gliederung der Menschheit in Rassen wird allmählich völlig überwunden werden und ist schon heute für die geistige Entwicklung der Menschheit bedeutungslos.</ref> der [[Atlantis]], den [[Ursemiten]], abstammte. Zu der Zeit, als die Atlantis unterging, lebten sie in einem Gebiet westlich des heutigen [[Irland]], von wo sie der große [[Sonnen-Eingeweihter|Sonnen-Eingeweihte]], der [[Manu]], nach dem Osten in die Gegend des [[Wikipedia:Tarim-Becken|Tarim-Becken]]s führte. Von hier ausgehend wurden sie die eigentlichen Begründer der [[Kulturepochen|nachatlantischen Kultur]], wobei sie sich in einen [[Urindische Zeit|indischen]] (Indo-Arier) und [[Urpersische Zeit|iranischen]] (Irano-Arier) Zweig spalteten.  
Der '''Ahnenkult''', die [[Ritus|rituelle]] und meist von [[Opfer]]n begleitete Verehrung der Geister der verstorbenen Vorfahren, der [[Manen]] (daher auch die Bezeichnung '''Manismus'''), war vor allem in alten Zeiten weit verbreitet als eine Urform der [[Religion]]. Tatsächlich suchte man dabei die Beziehung zu dem nach dem [[Tod]] abgelegten [[Ätherleib]], der bei entsprechend entwickelten [[Mensch]]en noch verhältnismäßig lange erhalten blieb. Durch diesen Ätherleib konnten sich die [[Zeitgeister]], die [[Archai]], offenbaren; diese waren es, die eigentlich verehrt wurden.


{{GZ|Unsere Wurzelrasse, die arische, stammt von der höchstentwickelten Unterrasse der Atlantier, der ur-semitischen, ab, die zuletzt ungefähr in der Gegend des heutigen Irland wohnte. Als letzter Rest der untergehenden Atlantis kann die von Plato erwähnte Insel Poseidonis angesehen werden. Manu, eine Führergestalt der Atlantier, führte die reifsten Menschen nach dem Osten.|94|168}}
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"Wenn wir weit genug zurückgehen,
finden wir dasjenige, was früher die Menschen als eine atavistische
Weisheit hatten, als ein wirkliches Anschauen der geistigen Welten,
ausgedrückt im Nachklang religiöser Weltanschauungen dadurch, daß
die Menschen verehrten, was mehr oder weniger ein bedeutungsvoller,
hochangesehener Vorfahre war. Das heißt, wir finden in den verschiedenen
Gegenden der Erde religiöse Kulte, die wir als Ahnenkulte
bezeichnen können. Solche Ahnenkulte sind ja noch geblieben bei mehr
oder weniger auf früheren Stufen der Entwickelung stehengebliebenen
Menschen. Menschen also verehren oder schauen verehrend auf zu
einem Ahnen. Was liegt diesem Aufschauen zu Ahnen eigentlich zugrunde?
Was ist die Realität dieses Aufschauens zu Ahnen in alten Zeiten,
in jenen ältesten Zeiten, zu denen noch die Geschichte zurückblicken
kann? Sagen wir: Da geht es in graue Zeiten zurück; dann
haben wir eine gewisse Epoche, in der Ahnenkulte da sind.


Mit den im [[19. Jahrhundert|19.]] und [[20. Jahrhundert]] aufblühenden [[Rassentheorie]]n wurde der Begriff „Arier“ zunehmend im Sinn einer vorgeblichen '''Herrenrasse''' bzw. eines '''Herrenvolks''' missbraucht, um damit den [[w:Kolonialismus|Kolonialismus]], [[Rassismus]] und [[Antisemitismus]] zu rechtfertigen.
Solche Ahnenkulte gründeten sich nicht etwa, wie die heutige oberflächliche
Wissenschaft glaubt, darauf, daß die Leute sich einbildeten,
sie müßten zu einem Vorfahren hinaufschauen, sondern die ältesten
Ahnenkulte waren durchaus so, daß die Menschen in gewissen Zeiten
ihres Lebens eine unmittelbare Anschauung des Ahnen hatten. Derjenige,
der hinaufblickte zu einem Ahnen-Gott, kam in gewissen Zeiten
seines Lebens, in Zuständen zwischen Wachen und Schlafen, wie sie ja
in der älteren Menschheitsentwickelung durchaus vorhanden waren,
dazu, mit dem, was er als seinen Ahnen verehrte, wirklich zusammenzusein.
Der Ahne erschien ihm nicht bloß in einem Traume, sondern in
einer traumhaften Vorstellung, die etwas Reales bedeutete für ihn. Und
diejenigen Menschen gehörten zusammen zu einem Ahnendienst, denen
eben ein gemeinschaftlicher Ahne erschien. Dasjenige, was die Menschen
im Geiste schauten, war allerdings eine ins Erhabene hinaufgesteigerte
Menschengestalt; aber hinter dieser Menschengestalt verbarg sich noch
etwas ganz anderes. Will man erkennen, was sich eigentlich hinter dieser
Geistgestalt verbarg, so muß man sich das Folgende vor Augen führen:
Der Ahne war einmal gestorben; er ging von der Erde ab als eine,
wie gesagt, hochangesehene Persönlichkeit, die viel Gutes gewirkt hatte
für eine menschliche Gemeinschaft. Der Ahne war durch die Pforte des
Todes gegangen, war also, während die Menschen zu ihm aufsahen, auf
dem Wege zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Was von dem
Ahnen sahen denn da die Menschen, wenn sie zu ihm aufblickten?
Wir wissen ja, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet,
so ist er noch eine kurze Zeit in seinem Ätherleib; dann wird dieser
Ätherleib abgelegt. Aber das Ablegen bedeutet, daß der Ätherleib in
die geistigen Welten, in die Ätherwelt übertritt. Der Mensch in seinem
Ich und seinem astralischen Leib entwickelt sich weiter; der Ätherleib
geht über in die Ätherwelt. Da der betreffende Mensch Konsistentes
getan hatte auf Erden, blieb die Erinnerung des Ätherleibes lange. Den
Ätherleib ihres Ahnen nahmen die Leute in ihrem alten atavistischen,
traumhaften Hellsehen wahr, verehrten dasjenige, was sich ihnen offenbarte
durch diesen Ätherleib. Aber zwischen dem Tod und einer neuen
Geburt kommt dieser Ätherleib in Berührung mit den Geistern der
höheren Hierarchien, vor allen Dingen mit den Geistern aus der Hierarchie
der Archai, der Zeitgeister. Und weil der Betreffende eine für
die Menschheitsentwickelung bedeutsame Persönlichkeit war, so verband
er sich mit dem Zeitgeist, der die Menschheitsentwickelung um
ein Stück vorwärts brachte.


Durch die eingehende Analyse heiliger Texte wie der [[Veden]] und des [[Avesta]] gilt die Existenz eines zentralasiatischen Hirtenvolkes, das sich selbst den Namen ''Aryas'' (Arier) gab, auch für die äußere Forschung als gesichert. Soweit sich darüber hinaus aus archäologischen Funden und aus der Rekonstruktion der [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen Ursprache]] erkennen lässt, waren die Arier ein kriegerisches, streng hierarchisch-patriarchalisch organisiertes [[Wikipedia:Nomaden|Nomaden]]volk, das bereits die Kunst des Töpferns, Webens und des Bronzegusses beherrschte. Etwa seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. domestizierten sie das [[Pferd]] (ek'wos) und die [[Kuh]] (gwous). Vermutlich hielten sie auch Schafe, Hunde, Ziegen und Schweine. Die Erfindung des [[Wikipedia:Streitwagen|Streitwagen]]s mit Speichenrädern trug wesentlich zu ihrer militärischen Überlegenheit bei. {{Lit|Kulke/Rothermund, S 44}}
Dasjenige, was sich durch dieses, sagen wir meinetwillen, Gespenst
der Vorfahren kundgab, das war im Grunde genommen der Zeitgeist,
einer der Zeitgeister, so daß die älteste religiöse Kultverehrung dem
Zeitgeist dargebracht wurde. Überall, wo wir zurückgehen bis in die
Zeiten, die noch als graue Zeiten die Geschichte sehen kann, finden wir,
daß die Menschen verehrten die ätherischen Leiber ihrer Vorfahren als
Offenbarungsmittel der Zeitgeister. Also indem wir zu den Ahnenkulten
zurückgehen, haben wir die Verehrung der Zeitgeister, der Archai." {{Lit|{{G|172|200ff}}}}
</div>


Nach dem Untergang der [[Atlantis]] begann eine neue Phase der [[Menschheitsentwicklung]]. Während in der atlantischen Zeit die geistige Entwicklung noch eng mit dem Bau des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] und damit auch mit [[rasse]]mäßigen Kriterien zusammenhing, so wurde sie nun zunehmend von den [[seelisch]]en Eigenschaften der Völker bestimmt <ref name=Rasse>Diese Ansichten Steiners standen in scharfem Gegensatz zu der von den [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] vertretenen [[Rassenlehre]], durch die sie die Arier als vermeintliche "Herrenrasse" verherrlichen wollten. Dass Steiner die Arier von den [[Ursemiten]] ableitete, musste den fanatisch [[Antisemitismus|antisemitisch]] eingestellten Nationalsozialisten dabei besonders anstößig erscheinen. Nachdem Rudolf Steiner schon zu Lebzeiten von den ersten Vertretern des Nationalsozialismus heftig angefeindet worden war, wurde die [[Anthroposophische Gesellschaft]] am [[1. November]] [[1935]] ''"infolge der Gegensätze zwischen den Anschauungen der Anthroposophischen Gesellschaft und den vom Nationalsozialismus vertretenen völkischen Gedanken"'' per Dekret [[Wikipedia:Reinhard Heydrich|Reinhard Heydrichs]] verboten.</ref>. In der [[Urindische Kultur|urindischen Zeit]] wurde der menschliche [[Ätherleib]] zur Reife gebracht, in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Zeit]], in der auch die [[Domestizierung]] der [[Tier]]e begann, der [[Astralleib]]; mit der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Kultur]] begann schließlich die eigentliche [[Seele]]nentwicklung.
== Siehe auch ==


{{GZ|Was wir heute Rassen nennen, das sind nur noch Überbleibsel jener bedeutsamen Unterschiede der Menschen, wie sie in der alten Atlantis üblich waren. So recht anwendbar ist der Rassenbegriff nur auf die alte Atlantis. Daher haben wir, da wir rechnen mit einer wirklichen Entwickelung der Menschheit, für die nachatlantische Zeit gar nicht den Begriff der Rasse im eminentesten Sinne gebraucht. Wir sprechen nicht von einer indischen Rasse, persischen Rasse und so weiter, weil das nicht mehr richtig ist. Wir sprechen von einem altindischen Kulturzeitraum, von einem altpersischen Kulturzeitraum und so weiter.
* {{WikipediaDE|Ahnenkult}}
 
Und vollends würde es jeden Sinn verlieren, wenn wir davon sprechen wollten, daß sich in unserer Zeit vorbereite eine sechste Rasse. Wenn noch in unserer Zeit Reste der alten atlantischen Unterschiede, der alten atlantischen Gruppenseelenhaftigkeit vorhanden sind, so daß man noch sprechen kann davon, daß die Rasseneinteilung noch nachwirkt - was sich vorbereitet für den sechsten Zeitraum, das besteht gerade darinnen, daß der Rassencharakter abgestreift wird. Das ist das Wesentliche. Deshalb ist es notwendig, daß diejenige Bewegung, welche die anthroposophische genannt wird, welche vorbereiten soll den sechsten Zeitraum, gerade in ihrem Grundcharakter dieses Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, daß sie nämlich zu vereinigen sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen und auf diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede, diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden sind. Denn es hat in gewisser Beziehung physischen Charakter, was alter Rassenstandpunkt ist, und es wird einen viel geistigeren Charakter haben, was sich in die Zukunft hinein vollzieht.|117|152f}}
 
Die besonderen [[geist]]igen Fähigkeiten der Arier waren laut [[Rudolf Steiner]] darin begründet, dass sie die letzten Reste des alten [[Hellsehen]]s mit einer ersten Anlage zum [[verstand]]esmäßigen [[Denken]] verbinden konnten.
 
{{GZ|In den Sagen und Mythen und wohl auch in der Geschichte wird das so erzählt, daß herabstiegen aus den Hochländern Asiens gewisse Menschen, die in sehr alten Zeiten nach dem Süden und Südwesten hin eine gewisse Kultur brachten. Geisteswissenschaft muß ergründen, welcher Art diese Menschen waren, die da herabstiegen zu jenen Menschen, die nur aus ihrem Innern heraus, aus ihren Eingebungen heraus die Richtkraft für das Leben empfingen. Da finden wir, geisteswissenschaftlich untersucht, daß diese Menschen, die wie ein neues Bevölkerungselement hereinkamen in die damalige Zivilisation, zwei Dinge miteinander vereinigten, die die anderen nicht hatten. Die anderen Menschen hatten die atavistische Hellseherkraft ohne den Verstand, ohne die Intelligenz; die da herabstiegen, hatten auch noch etwas von der Hellseherkraft, aber sie hatten zugleich in ihrer Seele die erste Anlage zur Intelligenz, zum Verstand empfangen. Und so brachten sie über die damalige Zivilisation ein verstandes durchtränktes Hellsehertum. Das waren die ersten Arier, von denen die Geschichte erzählt. Und aus der Gegensätzlichkeit der alten atavistisch-seelenhaft lebenden Menschen und diesen die alte Seelenkraft mit dem Verstand durchdringenden Menschen entstand der erste Kastenunterschied äußerlich-physisch-empirisch, der jetzt noch nachwirkt in Asien, von dem zum Beispiel Tagore spricht. Die hervorragendsten dieser Menschen, die zu gleicher Zeit alte Seelenschau und den eben in der Menschheit aufgehenden Verstand, Intelligenz hatten, die wurden die Vorsteher jener Mysterien, von denen ich eben gesprochen habe, den Mysterien des orientalischen Lichts, und von denen ging aus, was dann später nach Griechenland herüber kam. So daß ich Ihnen, wenn ich es schematisch zeichnen soll, sagen kann: Von den Mysterien des Orients ging aus die Strömung des Geistes.|195|16f}}
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Hermann Kulke/Dietmar Rothermund: ''Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute'', München 2006
#Rudolf Steiner: ''Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben'', [[GA 172]] (2002), ISBN 3-7274-1720-X {{Vorträge|172}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien'', [[GA 117]] (1986)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Weltsilvester und Neujahrsgedanken'', [[GA 195]] (1986)


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Religion]]
* [http://www.people.fas.harvard.edu/~witzel/EJVS-7-3.pdf Eingeborene Arier? Der Beweis aus altindischen und iranischen Texten]
 
[[Kategorie:Volk]]
[[Kategorie:Historische Linguistik]]
[[Kategorie:Rassismus]]

Version vom 7. August 2013, 00:17 Uhr

Der Ahnenkult, die rituelle und meist von Opfern begleitete Verehrung der Geister der verstorbenen Vorfahren, der Manen (daher auch die Bezeichnung Manismus), war vor allem in alten Zeiten weit verbreitet als eine Urform der Religion. Tatsächlich suchte man dabei die Beziehung zu dem nach dem Tod abgelegten Ätherleib, der bei entsprechend entwickelten Menschen noch verhältnismäßig lange erhalten blieb. Durch diesen Ätherleib konnten sich die Zeitgeister, die Archai, offenbaren; diese waren es, die eigentlich verehrt wurden.

"Wenn wir weit genug zurückgehen, finden wir dasjenige, was früher die Menschen als eine atavistische Weisheit hatten, als ein wirkliches Anschauen der geistigen Welten, ausgedrückt im Nachklang religiöser Weltanschauungen dadurch, daß die Menschen verehrten, was mehr oder weniger ein bedeutungsvoller, hochangesehener Vorfahre war. Das heißt, wir finden in den verschiedenen Gegenden der Erde religiöse Kulte, die wir als Ahnenkulte bezeichnen können. Solche Ahnenkulte sind ja noch geblieben bei mehr oder weniger auf früheren Stufen der Entwickelung stehengebliebenen Menschen. Menschen also verehren oder schauen verehrend auf zu einem Ahnen. Was liegt diesem Aufschauen zu Ahnen eigentlich zugrunde? Was ist die Realität dieses Aufschauens zu Ahnen in alten Zeiten, in jenen ältesten Zeiten, zu denen noch die Geschichte zurückblicken kann? Sagen wir: Da geht es in graue Zeiten zurück; dann haben wir eine gewisse Epoche, in der Ahnenkulte da sind.

Solche Ahnenkulte gründeten sich nicht etwa, wie die heutige oberflächliche Wissenschaft glaubt, darauf, daß die Leute sich einbildeten, sie müßten zu einem Vorfahren hinaufschauen, sondern die ältesten Ahnenkulte waren durchaus so, daß die Menschen in gewissen Zeiten ihres Lebens eine unmittelbare Anschauung des Ahnen hatten. Derjenige, der hinaufblickte zu einem Ahnen-Gott, kam in gewissen Zeiten seines Lebens, in Zuständen zwischen Wachen und Schlafen, wie sie ja in der älteren Menschheitsentwickelung durchaus vorhanden waren, dazu, mit dem, was er als seinen Ahnen verehrte, wirklich zusammenzusein. Der Ahne erschien ihm nicht bloß in einem Traume, sondern in einer traumhaften Vorstellung, die etwas Reales bedeutete für ihn. Und diejenigen Menschen gehörten zusammen zu einem Ahnendienst, denen eben ein gemeinschaftlicher Ahne erschien. Dasjenige, was die Menschen im Geiste schauten, war allerdings eine ins Erhabene hinaufgesteigerte Menschengestalt; aber hinter dieser Menschengestalt verbarg sich noch etwas ganz anderes. Will man erkennen, was sich eigentlich hinter dieser Geistgestalt verbarg, so muß man sich das Folgende vor Augen führen: Der Ahne war einmal gestorben; er ging von der Erde ab als eine, wie gesagt, hochangesehene Persönlichkeit, die viel Gutes gewirkt hatte für eine menschliche Gemeinschaft. Der Ahne war durch die Pforte des Todes gegangen, war also, während die Menschen zu ihm aufsahen, auf dem Wege zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Was von dem Ahnen sahen denn da die Menschen, wenn sie zu ihm aufblickten? Wir wissen ja, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet, so ist er noch eine kurze Zeit in seinem Ätherleib; dann wird dieser Ätherleib abgelegt. Aber das Ablegen bedeutet, daß der Ätherleib in die geistigen Welten, in die Ätherwelt übertritt. Der Mensch in seinem Ich und seinem astralischen Leib entwickelt sich weiter; der Ätherleib geht über in die Ätherwelt. Da der betreffende Mensch Konsistentes getan hatte auf Erden, blieb die Erinnerung des Ätherleibes lange. Den Ätherleib ihres Ahnen nahmen die Leute in ihrem alten atavistischen, traumhaften Hellsehen wahr, verehrten dasjenige, was sich ihnen offenbarte durch diesen Ätherleib. Aber zwischen dem Tod und einer neuen Geburt kommt dieser Ätherleib in Berührung mit den Geistern der höheren Hierarchien, vor allen Dingen mit den Geistern aus der Hierarchie der Archai, der Zeitgeister. Und weil der Betreffende eine für die Menschheitsentwickelung bedeutsame Persönlichkeit war, so verband er sich mit dem Zeitgeist, der die Menschheitsentwickelung um ein Stück vorwärts brachte.

Dasjenige, was sich durch dieses, sagen wir meinetwillen, Gespenst der Vorfahren kundgab, das war im Grunde genommen der Zeitgeist, einer der Zeitgeister, so daß die älteste religiöse Kultverehrung dem Zeitgeist dargebracht wurde. Überall, wo wir zurückgehen bis in die Zeiten, die noch als graue Zeiten die Geschichte sehen kann, finden wir, daß die Menschen verehrten die ätherischen Leiber ihrer Vorfahren als Offenbarungsmittel der Zeitgeister. Also indem wir zu den Ahnenkulten zurückgehen, haben wir die Verehrung der Zeitgeister, der Archai." (Lit.: GA 172, S. 200ff)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben, GA 172 (2002), ISBN 3-7274-1720-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.