A priori und Tribikos: Unterschied zwischen den Seiten

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'''a priori''' ([[Latein|lat.]] „vom Früheren her“) ist das Gegenteil von [[a posteriori]] und bedeutet im allgemeinsten Sinn, dass sich etwas nicht aus der [[Erfahrung]], sondern nur aus [[Begriff]]en herleitet und derart ausschließlich durch das [[Denken]] bestimmt ist. In der ursprünglichen, auf [[Aristoteles]] zurückgehenden Bedeutung ist ''a priori'' die Erkenntnis der Dinge aus ihren Ursachen oder Gründen und  ''a posteriori'' die Erkenntnis aus den Wirkungen und Folgen. In der kritischen [[Philosophie]] [[Immanuel Kant|Kants]] werden damit die ''vor'' und ''unabhängig'' von jeder Erfahrung gegebenen notwendigen und allgemein gültigen Bedingungen jeder möglichen Erfahrung bezeichnet. Schon in der Einleitung zu seiner «[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]]» schreibt Kant:
[[Datei:Tribikos.jpg|thumb|Tribikos]]
Der '''Tribikos''' ist der älteste bekannte [[alchemist]]ische [[Destillatio]]nsapparat. Seine Erfindung wird der legendären [[jüdisch]]en [[Wikipedia:Maria die Jüdin|Alchemistin Maria]] zugeschrieben; jedenfalls hat sie erstmals davon berichtet. Der Tribikos bestand aus mehreren Tongefäßen, die durch Kupferrohre verbunden waren. Das unterste Gefäß enthielt die zu destillierende Flüssigkeit, deren Dampf beim Erhitzen in ein darüber liegendes Tongefäß aufstieg, von wo das Kondensat durch drei Kupferrohre in drei Glasgefäße tropfen konnte.


{{Zitat|Daß alle unsere Erkenntniß mit der Erfahrung anfange, daran ist
[[Kategorie:Alchemie]]
gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnißvermögen sonst zur
Ausübung erweckt werden, geschähe es nicht durch Gegenstände, die unsere
Sinne rühren und theils von selbst Vorstellungen bewirken, theils unsere
Verstandesthätigkeit in Bewegung bringen, diese zu vergleichen, sie zu
verknüpfen oder zu trennen, und so den rohen Stoff sinnlicher Eindrücke
zu einer Erkenntniß der Gegenstände zu verarbeiten, die Erfahrung heißt?
Der Zeit nach geht also keine Erkenntniß in uns vor der Erfahrung
vorher, und mit dieser fängt alle an.<br>
Wenn aber gleich alle unsere Erkenntniß mit der Erfahrung anhebt,
so entspringt sie darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung. Denn
es könnte wohl sein, daß selbst unsere Erfahrungserkenntniß ein Zusammengesetztes
aus dem sei, was wir durch Eindrücke empfangen, und
dem, was unser eigenes Erkenntnißvermögen (durch sinnliche Eindrücke
bloß veranlaßt) aus sich selbst hergiebt, welchen Zusatz wir von jenem
Grundstoffe nicht eher unterscheiden, als bis lange Übung uns darauf
aufmerksam und zur Absonderung desselben geschickt gemacht hat.<br>
Es ist also wenigstens eine der näheren Untersuchung noch benöthigte
und nicht auf den ersten Anschein sogleich abzufertigende Frage: ob es ein
dergleichen von der Erfahrung und selbst von allen Eindrücken der Sinne
unabhängiges Erkenntniß gebe. Man nennt solche Erkenntnisse a priori,
und unterscheidet sie von den empirischen, die ihre Quellen a posteriori,
nämlich in der Erfahrung, haben.|Immanuel Kant|[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|KrV]] [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/027.html AA III, 27f]}} 
 
Und weiter heißt es an anderer Stelle:
 
{{Zitat|Unsre Erkenntniß entspringt aus zwei Grundquellen des Gemüths,
deren die erste ist, die Vorstellungen zu empfangen (die Receptivität der
Eindrücke), die zweite das Vermögen, durch diese Vorstellungen einen
Gegenstand zu erkennen (Spontaneität der Begriffe); durch die erstere
wird uns ein Gegenstand gegeben, durch die zweite wird dieser im Verhältniß
auf jene Vorstellung (als bloße Bestimmung des Gemüths) gedacht.
Anschauung und Begriffe machen also die Elemente aller unserer
Erkenntniß aus, so daß weder Begriffe ohne ihnen auf einige Art correspondirende
Anschauung, noch Anschauung ohne Begriffe ein Erkenntniß
abgeben können. beide sind entweder rein oder empirisch. Empirisch,
wenn Empfindung (die die wirkliche Gegenwart des Gegenstandes voraussetzt)
darin enthalten ist; rein aber, wenn der Vorstellung keine Empfindung
beigemischt ist. Man kann die letztere die Materie der sinnlichen
Erkenntniß nennen. Daher enthält reine Anschauung lediglich die Form,
unter welcher etwas angeschaut wird, und reiner Begriff allein die Form
des Denkens eines Gegenstandes überhaupt. Nur allein reine Anschauungen
oder Begriffe sind a priori möglich, empirische nur a posteriori.|Immanuel Kant|[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|KrV]] [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/074.html AA III, 74f]}}
 
A priori gegeben sind für Kant primär die [[Anschauungsformen]] des [[Raum]]es und der [[Zeit]] und die [[Kategorien]] als die grundlegenden ''reinen Begriffe''. Diese reinen Begriffe und Anschauungsformen lege der Mensch laut Kant notwendig bereits jeglicher Erfahrung zugrunde. Jeder Erkenntnis haftet damit ein ''subjektiver'' Anteil an. Das «[[Ding an sich]]», d.h. die wahre [[Wirklichkeit]], wie sie ''für sich selbst'', unabhängig vom menschlichen Erkennen, sei, bliebe dem Menschen dadurch für immer verborgen, also [[transzendental]], worauf Kant seine [[Transzendental-Philosophie]] gründet.
 
{{Zitat|Aus diesem allem ergiebt sich nun die Idee einer besondern Wissenschaft, die Kritik der einen Vernunft heißen kann. Denn Vernunft ist das Vermögen, welches die Principien der Erkenntniß a priori an die Hand giebt. Daher ist reine Vernunft diejenige, welche die Principien, etwas schlechthin a priori zu erkennen, enthält... Ich nenne alle Erkenntniß transscendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnißart von Gegenständen, so fern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt. Ein System solcher Begriffe würde Transscendental-Philosophie heißen.|Immanuel Kant|[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|KrV]] [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/042.html AA III, 42f]}}
 
Alle menschlich Erkenntnis bleibe dadurch stets auf bloße [[Vorstellung]]en beschränkt. So etwa
 
{{Zitat|... ist der transscendentale
Begriff der Erscheinungen im Raume eine kritische Erinnerung,
daß überhaupt nichts, was im Raume angeschaut wird, eine Sache
an sich, noch daß der Raum eine Form der Dinge sei, die ihnen etwa an
sich selbst eigen wäre, sondern daß uns die Gegenstände an sich gar nicht
bekannt seien, und, was wir äußere Gegenstände nennen, nichts anders
als bloße Vorstellungen unserer Sinnlichkeit seien, deren Form der Raum
ist, deren wahres Correlatum aber, d. i. das Ding an sich selbst, dadurch
gar nicht erkannt wird, noch erkannt werden kann, nach welchem aber auch
in der Erfahrung niemals gefragt wird.|Immanuel Kant|[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|KrV]] [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/057.html AA III, 57]}}
 
Dieser Ansicht hat [[Rudolf Steiner]] schon in seinen philosophischen Grundlagenwerken energisch widersprochen und gemeint, dass die Gegenwart diesbezüglich ''„an einem ungesunden Kant-Glauben“'' {{Lit|{{G|003|3}}}} leide.
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich lege
das, was ich an Erkenntnis habe, in die Erfahrung hinein.
Der menschliche Geist ist so beschaffen, daß alles in seiner
Erfahrung nur den Gesetzen entspricht, die er hat. Der
menschliche Geist ist so beschaffen, daß er diese Gesetze
notwendig ausbilden muß. Wenn er dann an die Erfahrung
herantritt, dann muß die Erfahrung sich diesen Gesetzen
fügen.
 
Ein Beispiel: Nehmen Sie an, Sie haben eine blaue Brille
auf. Sie werden alles in blauem Lichte sehen; die Gegenstände
erscheinen Ihnen in blauem Licht. Wie auch die
Dinge draußen beschaffen sein mögen, das geht mich vorderhand
gar nichts an. In dem Augenblicke, wo die Gesetze,
welche mein Geist ausbildet, über die ganze Erfahrungswelt
sich ausbreiten, da muß die ganze Erfahrungswelt hineinpassen.
Es ist nicht wahr, daß das Urteil: zwei mal zwei
ist vier, aus der Erfahrung genommen ist. Es ist meine
Geistesbeschaffenheit, daß zwei mal zwei immer vier geben
muß. Mein Geist ist so, daß die drei Winkel eines Dreiecks
immer hundertachtzig Grad sind. So rechtfertigt Kant
die Gesetze aus dem Menschen selbst. Die Sonne erwärmt
den Stein. Jede Wirkung hat eine Ursache. Das ist ein Gesetz
meines Geistes. Und wenn die Welt ein Chaos ist, dann
schiebe ich ihr entgegen die Gesetzmäßigkeit meines Geistes.
Ich fasse die Welt wie an einer Perlenschnur auf. Ich bin
derjenige, welcher die Welt zu einem Erkenntnismechanismus
macht. - Und nun sehen Sie auch, wie Kant dazu kam,
eine so bestimmte Erkenntnismethode zu finden. Solange
der Menschengeist so organisiert ist, wie er organisiert ist,
so lange muß alles, auch wenn die Wirklichkeit sich über
Nacht ändern würde, sich dieser Organisation fügen. Für
mich könnte sie sich nicht ändern, wenn die Gesetze meines
Geistes dieselben sind. Die Welt mag also sein, wie sie will;
wir erkennen sie so, wie sie uns gemäß den Gesetzen unseres
Geistes erscheinen muß.
 
Nun sehen Sie, was es für einen Sinn hat, wenn es heißt:
Kant hat die ganze Erkenntnistheorie umgedreht. Vorher
hat man angenommen, daß der Mensch aus der Natur alles
herausliest. Jetzt aber läßt er den Menschengeist der Natur
die Gesetze vorschreiben. Er läßt alles um den Menschengeist
kreisen, wie Kopernikus die Erde um die Sonne kreisen
läßt." {{Lit|{{G|052|99f}}}}
</div>
 
Nach Steiner sind aber auch die reinen Begriffe letztlich nur durch Erfahrung, also ''a posteriori'', gegeben. Allerdings liege ihnen keine sinnliche, sondern eine rein geistige Erfahrung zugrunde, die unmittelbar in die geistige Wirklichkeit eintauche. Wo Kant nur leere begriffliche Schemen sieht, erscheint für Steiner das eigentliche Wesen der Welt. In «[[GA 3|Wahrheit und Wissenschaft]]» ([[GA 3]]) zieht er daher das Resümee
 
<div style="margin-left:20px">
"... dass sich in unserem Wissen der innerste Kern der Welt auslebt. Die gesetzmäßige Harmonie, von der das Weltall beherrscht wird, kommt in der menschlichen Erkenntnis zur Erscheinung. Es gehört somit zum Berufe des Menschen, die Grundgesetze der Welt, die sonst zwar alles Dasein beherrschen, aber nie selbst zum Dasein kommen würden, in das Gebiet der erscheinenden Wirklichkeit zu versetzen. Das ist das Wesen des Wissens, dass sich in ihm der in der objektiven Realität nie aufzufindende Weltengrund darstellt. Unser Erkennen ist - bildlich gesprochen - ein stetiges Hineinleben in den Weltengrund." {{Lit|{{G|003|90ff|86}}}}
</div>
 
Die scheinbar ''a priori'', in Wahrheit aber durch geistige Erfahrung gewonnenen reinen Begriffe und Anschauungsformen verweisen zudem nach Steiner auf Erfahrungen aus frühere Erdenleben zurück.
 
<div style="margin-left:20px">
"Der abstrakte Erkenntnistheoretiker, der setzt an
die Stelle einer Tatsache ein Wort. Er sagt zum Beispiel: Mathematische
Begriffe, weil sie nicht durch Erfahrung erworben zu werden brauchen,
beziehungsweise weil ihre Gewißheit nicht aus der Erfahrung belegt zu
werden braucht, seien a priori. - Das ist ein Wort: sie sind vor der Erfahrung
gelegen, a priori. Und man kann ja dieses Wort bei Kantianern
heute immer wieder und wiederum hören. Aber dieses a priori bedeutet
eben nichts anderes, als daß wir diese Begriffe in den früheren Erdenleben
erfahren haben; aber sie sind nicht minder eben Erfahrungen,
von der Menschheit angeeignet im Laufe ihrer Entwickelung. Nur ist
die Menschheit gegenwärtig in einem Stadium ihrer Entwickelung, wo
sich eben die meisten Menschen, wenigstens die zivilisierten Menschen,
diese mathematischen Begriffe schon mitbringen und man sie nur aufzuwecken
braucht." {{Lit|{{G|206|47f}}}}
</div>
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil'', [[GA 206]] (1991), ISBN 3-7274-2060-X {{Vorträge|206}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
#{{WikipediaDE|A priori}}
#{{Eisler|A priori}}
#{{Meyers-1905|a priori}}
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Idealismus]]

Version vom 26. Dezember 2010, 00:01 Uhr

Tribikos

Der Tribikos ist der älteste bekannte alchemistische Destillationsapparat. Seine Erfindung wird der legendären jüdischen Alchemistin Maria zugeschrieben; jedenfalls hat sie erstmals davon berichtet. Der Tribikos bestand aus mehreren Tongefäßen, die durch Kupferrohre verbunden waren. Das unterste Gefäß enthielt die zu destillierende Flüssigkeit, deren Dampf beim Erhitzen in ein darüber liegendes Tongefäß aufstieg, von wo das Kondensat durch drei Kupferrohre in drei Glasgefäße tropfen konnte.