Werner Georg Haverbeck

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Werner Georg Haverbeck (* 28. Oktober 1909 in Bonn, † 18. Oktober 1999 in Vlotho), verheiratet mit Ursula Haverbeck-Wetzel (* 1928), war als SA- und Waffen-SS-Mitglied in der „Reichsleitung“ der NSDAP aktiv. Nach 1945 studierte er Theologie und wurde Pfarrer der Christengemeinschaft. Nach seiner Beurlaubung 1959 war er vorwiegend als Publizist und Dozent tätig.

Leben

Weimarer Republik

In den 1920er Jahren war Haverbeck im bündischen Teil der Evangelischen Jugend aktiv. Ab 1923 betätigte er sich als Aktivist in der NS-Bewegung. Von 1928 bis 1932 studierte er Geschichte, Germanistik und Volkskunde; das Studium brach er wegen einer Berufung in die Reichsleitung der NSDAP ab. Seit Frühjahr 1929 war er Mitglied der Reichsleitung des NSDStB, in dieser Zeit tat er aktiv Dienst in der SA. Ab August 1931 war er ununterbrochen in der Reichsleitung der NSDAP tätig.

Drittes Reich

Im Juni 1933 wurde er von Rudolf Hess mit der Volkstumsarbeit der nationalsozialistischen Bewegung für das ganze Reichsgebiet beauftragt. Er übernahm die Stelle als Leiter der Reichsmittelstelle für Volkstumsarbeit der NSDAP, des Reichsbundes Volkstum und Heimat sowie des Reichsamtes Volkstum und Heimat in der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude. Seine Promotion erfolgte 1937 beim Gründer des Ahnenerbes, Herman Wirth, anschließend habilitierte er sich. Bei NS-internen Auseinandersetzungen wurde Haverbeck von seinen Gegnern kaltgestellt. Heinrich Himmler, der sein Studium finanziert und mit dem er sich nun überworfen hatte, schloss ihn am 23. Mai 1938 mit folgenden Worten aus der SS aus: „Ich entlasse Sie mit sofortiger Wirksamkeit aus der SS, da Sie nicht die primitivsten Eigenschaften von Disziplin und menschlicher Anständigkeit besitzen, die von einem SS-Führer verlangt werden müssen.“

1941 und 1942 baute Haverbeck zusammen mit dem späteren Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger in Südamerika deutsche Propagandasender der Deutsche Auslands-Rundfunk-Gesellschaft Interradio AG zur Beeinflussung südamerikanischer Regierungen auf.

Nach 1945

Nach 1945 studierte er Theologie und wurde 1950 zum Pfarrer der Christengemeinschaft in Marburg ordiniert. Haverbeck betreute den NS-Verbrecher Otto Ohlendorf vor seiner Hinrichtung 1951 seelsorgerisch. 1959 wurde er von seiner Priestertätigkeit beurlaubt. Grund war sein politisches Agitieren, das einem Pfarrer der Christengemeinschaft nicht erlaubt ist (geplante Reise mit seinem Jugendkreis zu den Weltjugendfestspielen in China). Von 1960 bis 1962 hatte er einen Forschungsauftrag des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft inne.

1963 gründete er das Collegium Humanum. Von 1973 bis 1979 hatte er eine Professur für angewandte Sozialwissenschaft an der Fachhochschule Bielefeld inne und war von 1974 bis 1982 Präsident des ultrarechten Weltbundes zum Schutze des Lebens BRD e.V., zeitweise auch Präsident des Weltbundes zum Schutze des Lebens International. 1981 unterzeichnete er das rassistische Heidelberger Manifest. 1983 wurde er zur internen Synode der Christengemeinschaft wieder zugelassen unter der Bedingung, nicht für diese Kirche öffentlich aufzutreten; gleichzeitig wurde er in den Ruhestand versetzt.

Haverbeck trat vielfach als Referent zahlreicher rechtsextremistischer Vereinigungen auf: 1984 bei der Gesellschaft für Freie Publizistik, 1985 beim Bund Heimattreuer Jugend (BHJ), 1986 beim Süddeutschen Forum und beim Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes, 1994 bei der Gesellschaft für europäische Urgemeinschaftskunde, die auf den Ahnenerbe-Gründer Herman Wirth zurückgeht. Am Ende seines Lebens war Haverbeck vor allem publizistisch tätig. 1989 schlug er mit seinem Buch Rudolf Steiner – Anwalt für Deutschland hohe Wellen: praktisch alle Anthroposophen distanzierten sich vehement davon, und einige machten sich an die Aufarbeitung der Frage nach dem Verhältnis der Anthroposophie zu Rassismus, Nationalismus und Faschismus.

Zitat

"Als Ergebnis darf heute kein Lehrer oder Hochschulprofessor die Frage der Kriegsschuld Deutschlands oder von Massenvernichtungslagern öffentlich zur Diskussion stellen, ohne sofort gemaßregelt zu werden, denn hier handele es sich um unbezweifelbare Tatbestände. Sie sind schon deshalb nicht anzuzweifeln, weil darauf – und wie wir jetzt meinen sagen zu können: auf einer historischen Lüge – Staaten der Nachkriegszeit begründet wurden, deren Existenz dadurch ebenfalls in Frage gestellt würde." [1]

Werke

  • Das Menschenbild der Gegenwart. Abhandlungen von Werner Georg Haverbeck [u.a.], Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung (Abhandlungen 1), Mannheim 1964
  • Das Ziel der Technik. Die Menschwerdung der Erde, Walter, Olten/Freiburg 1965
    • Überarbeitet als Die andere Schöpfung. Technik – Ein Schicksal von Mensch und Erde, Urachhaus, Stuttgart 1978
  • Jugend in Industriegesellschaft und Betrieb, Collegium Humanum, Valdorf-Ost o. J. (um 1966)
  • Arbeiterbildung, betriebspädagogische Aspekte. Hrsg. vom Collegium Humanum. Beiträge von Werner Georg Haverbeck [u.a.], Carl-Backhaus-Stiftung, Ahrensburg 1973
  • Die Polarität von Mensch und Erde. Vom Widersinn der Naturfeindschaft. Als Vortrag gehalten auf dem 130. Kongreß des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte in Hannover am 4. Mai 1978, Collegium Humanum 1978
  • Technik und menschliche Existenz. Tagungsband (Mit-Herausgeber), Freie Akademie, Vlotho 1982, ISBN 3-923834-01-2
  • Entschluss zur Erde. Zerstörung und Leben in unserer Hand, Urachhaus, Stuttgart 1983
  • Wittekinds Sieg. Ein 1200-jähriges Vermächtnis, Vidar, Rotenburg/Wümme 1985
  • Die andere Schöpfung: Technik - ein Schicksal von Mensch und Erde, Fischer TB, Frankfurt a.M. 1986
  • Die deutsche Bewegung – Zur Entwicklung des Freiheitsbewußtseins. In: Bernhard Willms (Hg.): Handbuch zur Deutschen Nation, Band I: Geistiger Bestand und politische Lage, Hohenrain-Verlag, Tübingen 1986
  • Rudolf Steiner – Anwalt für Deutschland, Langen Müller, München 1989
  • Komm, Heiliger Geist, du Schaffender. Denkanstöße zur geistigen Krise der Gegenwart, Aquilon, Edertal 1994
  • Der Weltkampf um den Menschen. Eine deutsche Selbstbesinnung (zus. mit Ursula Haverbeck), Grabert, Tübingen 1995, ISBN 3-87847-151-3
  • Der Weltkampf um die Gemeinschaft. Die Entwicklung der Demokratie zur Volksordnung (zus. mit Ursula Haverbeck), Grabert, Tübingen 1996, ISBN 3-87847-154-8 (im VLB unter falschem Titel aufgeführt!)

Literatur

  • Andreas Ferch: Viermal Deutschland in einem Menschenleben. Werner Georg Haverbeck – Genie der Freundschaft, Verlag Zeitenwende, Dresden 2000
  • Arfst Wagner: Zur Geschichte der Anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Band IV, Lohengrin, Rendsburg 1992
  • Wolfgang Weirauch (Hg.): Anthroposophen in der Zeit des deutschen Faschismus. Zur Verschwörungsthese, Flensburger Hefte, Sonderheft Nr. 8, Flensburg 1991, ISBN 978-3-926841-27-8
  • Arfst Wagner: Anthroposophen und Nationalsozialismus, In: Flensburger Hefte, Nr. 32, Flensburg 1991, ISBN 978-3-926841-32-2
  • Arfst Wagner: Zum 1. September 1989. In: Flensburger Hefte Nr. 26/1989. S. 202 - 205. Flensburg 1989. ISBN: 3-926841-22-2

Einzelnachweise

  1. Aus: Haverbeck, Rudolf Steiner, 324f

Weblinks


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