Wunderheilung (Christentum): Unterschied zwischen den Versionen

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- deutlich und viel stärker sich abprägten. Das ging langsam und allmählich
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verloren. Kindereien in der Kunstgeschichte weisen auf alte
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Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 123 Seite:186
Zeichnungen hin, wo zum Beispiel besonders ausgeprägte Muskellinien
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dargestellt sind, und halten das für eine Übertreibung und für
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und damit auch auf die Leiber. Daher kam es auch, daß solche Menschen,
und damit auch auf die Leiber. Daher kam es auch, daß solche Menschen,
die irgendwie geistdurchdrungen waren, und von denen man
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Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 123 Seite:187
wußte, daß sie heilende Kräfte ausströmten in die Umgebung, auch
wußte, daß sie heilende Kräfte ausströmten in die Umgebung, auch
mit dem Ausdruck «Heiler» bezeichnet wurden. Und im Grunde genommen
mit dem Ausdruck «Heiler» bezeichnet wurden. Und im Grunde genommen
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daß der Schreiber des Matthäus-Evangeliums erzählt: Da
daß der Schreiber des Matthäus-Evangeliums erzählt: Da
ist einer, der eine neue Wesenskraft in die Menschheit gebracht hat,
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Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 123 Seite:188
der aus dem Impuls seines Ich, aus dem man früher nicht heilen konnte,
der aus dem Impuls seines Ich, aus dem man früher nicht heilen konnte,
Heilungen vollzog, indem er dieselbe Kraft dabei heranzog, mit Hilfe
Heilungen vollzog, indem er dieselbe Kraft dabei heranzog, mit Hilfe
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So darf ich aus dem okkulten Bewußtsein heraus sagen: Der Schreiber
So darf ich aus dem okkulten Bewußtsein heraus sagen: Der Schreiber
des Matthäus-Evangeliums wollte überhaupt keine «Wunder»
des Matthäus-Evangeliums wollte überhaupt keine «Wunder»
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 123 Seite:189
schildern, sondern etwas ganz Natürliches, etwas Selbstverständliches.
schildern, sondern etwas ganz Natürliches, etwas Selbstverständliches.
Er wollte nur schildern, daß es auf eine neue Art sich vollzog. So
Er wollte nur schildern, daß es auf eine neue Art sich vollzog. So

Version vom 13. Mai 2013, 19:47 Uhr

Wunderheilungen sind Heilungen oder Besserung von schweren Erkrankungen, die den bekannten Naturgesetzen zu widersprechen scheinen. Diese Definition unterscheidet sie von den Spontanheilungen. Es existieren unzählige Berichte über Krankenheilungen im christlichen Kontext seit dem Auftreten Jesu bis heute, deren Wundercharakter allerdings kontrovers beurteilt wird.

Christentum

Im christlichen Glauben kommen Wunderheilungen im Neuen Testament vor. Es wird berichtet, dass Jesus Blinde, Lahme, Aussätzige und Besessene heilte, selbst Tote zum Leben erweckte. Die theologische Bedeutung dieser Heilungen und anderer Wundertaten ist allerdings umstritten. Während manche Bibelausleger der Ansicht sind, es handle sich um übernatürliche Heilungen, welche die göttliche Vollmacht Jesu demonstrieren sollen, halten andere die Frage der Natürlichkeit oder Übernatürlichkeit der Heilungen für sekundär, vielmehr solle dadurch die heilende Zuwendung Gottes und sein Wille zur Rettung des Menschen zum Ausdruck kommen.

Wunderheilungen Jesu

"Diese Heilungen bilden ja bekanntlich einen Gegenstand ungeheuer weitgehender Diskussionen. Und was da einen ganz besonderen Gegenstand der Diskussion bildet, ist ja, wie Sie alle wissen, die Wunder- Frage. Das wird am häufigsten betont, daß da Wunder erzählt werden sollen. Aber treten wir dieser Wunder-Frage einmal näher. Gestern habe ich Sie schon auf einesaufmerksam gemacht. Ich habe darauf hingewiesen, daß in der Tat der gegenwärtige Mensch die Veränderungen, die Metamorphosen, die sich mit der menschlichen Wesenheit im Laufe der Entwickelung vollzogen haben, ganz unterschätzt. Würden Sie - nicht im groben, sondern im feineren Sinne - einen physischen Leib aus der Zeit, wo der Christus Jesus gelebt hat, oder gar noch vorher, vergleichen mit einem heutigen physischen Leib, so würde sich ein ganz beträchtlicher Unterschied ergeben, ein Unterschied, der allerdings nicht feststellbar ist mit anatomischen Mitteln, wohl aber durch die okkulte Forschung. Und Sie würden finden: der physische Leib ist dichter geworden, hat sich mehr zusammengezogen; er war noch weicher in der Zeit des Christus Jesus. Und namentlich war die Art der Anschauung so, daß der Mensch das, was er heute gar nicht mehr sieht, die Erkenntnis gewisser Kraftwirkungen im Leibe, die jeden Leib modellieren, noch in einem gewissen Grade besessen hat, so daß die Muskeln - allerdings nur für einen feineren Blick - deutlich und viel stärker sich abprägten. Das ging langsam und allmählich verloren. Kindereien in der Kunstgeschichte weisen auf alte Zeichnungen hin, wo zum Beispiel besonders ausgeprägte Muskellinien dargestellt sind, und halten das für eine Übertreibung und für Ungeschicklichkeit der alten Zeichner, weil man nicht weiß, daß so etwas auf ein tatsächliches Beobachten zurückgeht, das für alte Zeiten richtig war, für die heutigen Zeiten aber falsch sein würde. Aber darauf wollen wir weniger Rücksicht nehmen und nur das mehr hervorheben, was mit diesen ganz anders gearteten menschlichen Leibern verbunden war. Auf den menschlichen Leib hatte damals die Kraft der Seele, die Kraft des Geistes noch einen viel größeren, sozusagen momentaneren Einfluß als später, wo der Leib dichter geworden ist und die Seele daher an Macht über den Leib verloren hat. Daher war es damals in viel größerem Maße möglich, zu heilen von der Seele aus. Die Seele hatte viel mehr Macht, so daß sie den Leib durchsetzen konnte mit den aus der geistigen Welt geholten gesund wirkenden Kräften, wenn der Leib in Unordnung gekommen war, um ihn wieder von sich aus in Harmonie, in Ordnung zu bringen. Diese Macht der Seele über den Leib hat allmählich abgenommen. Das ist der Gang der fortgehenden Entwickelung. Daher waren die Heilprozesse in alten Zeiten in weit größerem Maße als später geistige Heilprozesse. Und diejenigen, die als Ärzte galten, waren nicht im heutigen Sinne physische Ärzte, sondern zum großen Teil Heiler in dem Sinne, daß sie auf den Leib auf dem Umwege durch die Seele wirkten. Sie reinigten die Seele und durchsetzten sie mit gesunden Empfindungen, Impulsen und Willenskräften durch die geistig-seelischen Einflüsse, die sie ausüben konnten, sei es im gewöhnlichen Zustande der physischen Wahrnehmung, sei es in dem sogenannten Tempelschlaf oder dergleichen, was ja auch für die damalige Zeit nichts anderes war als eine Art Versetzen des Menschen in einen hellseherischen Zustand. Wenn man also die damaligen Kulturverhältnisse berücksichtigt, muß man durchaus daraufhinweisen, daß diejenigen, die stark an Seele waren und appellieren konnten an das, was sie selbst aufgenommen hatten, damals in beträchtlichem Maße auf die Seelen wirken konnten und damit auch auf die Leiber. Daher kam es auch, daß solche Menschen, die irgendwie geistdurchdrungen waren, und von denen man wußte, daß sie heilende Kräfte ausströmten in die Umgebung, auch mit dem Ausdruck «Heiler» bezeichnet wurden. Und im Grunde genommen müßte man nicht nur die Therapeuten, sondern auch die Essäer in einer gewissen Weise als Heiler bezeichnen. Ja, wir müssen weitergehen: In einer gewissen Mundart Vorderasiens, in welcher sich besonders diejenigen ausgedrückt haben, aus welchen das Christentum hervorgewachsen ist, ist die Übersetzung dessen, was wir bezeichnen würden als «geistigen Heiler», das Wort Jesus. Jesus bedeutet im Grunde genommen «geistiger Arzt». Das ist eine ziemlich richtige Übersetzung, namentlich wenn man auf die Gefühlswerte geht. Und damit könnten Sie zu gleicher Zeit auch ein Licht werfen auf alles, was man bei solchem Namen empfand in einer Zeit, wo man bei Namen noch etwas fühlte. Aber wir wollen uns einmal ganz sozusagen hineinversetzen in die Kulturverhältnisse der damaligen Zeit. Ein Mensch, der also im Sinne der damaligen Zeit gesprochen hätte, würde gesagt haben: Es gibt Menschen, die den Zutritt haben zu den Mysterien, die mit einer gewissen Opferung ihres Ich-Bewußtseins in den Mysterien sich in Verbindung setzen können mit gewissen geistigseelischen Kräften, die dann ausstrahlen auf die Umgebung, wodurch sie zu Heilern werden für die Umgebung. Nehmen wir an, ein solcher Mensch wäre Jünger des Christus Jesus geworden, so hätte er gesagt: Wir haben jetzt sehr Merkwürdiges erlebt. Während früher nur solche Menschen, die unter Herabdämpfung des Ich-Bewußtseins die geistigen Kräfte in den Mysterien aufgenommen haben, seelische Heiler werden konnten, haben wir jetzt einen erlebt, der es wurde ohne die Mysterienprozeduren, unter Aufrechterhaltung des Ich. - Nicht etwa das war das Auffällige, daß geistige Heilungen überhaupt vollzogen wurden. Daß in den Kapiteln des Matthäus-Evangeliums von einem geistigen Heiler erzählt wird, wäre einem solchen Menschen gar nicht besonders wunderbar vorgekommen. Er hätte gesagt: Was ist Wunderbares dabei, daß solche Leute geistig heilen? Das ist selbstverständlich! - Und die Aufzählung solcher Heilungen wäre für die damalige Zeit nicht ein besonderes Wunder gewesen. Das aber ist das Bedeutungsvolle, daß der Schreiber des Matthäus-Evangeliums erzählt: Da ist einer, der eine neue Wesenskraft in die Menschheit gebracht hat, der aus dem Impuls seines Ich, aus dem man früher nicht heilen konnte, Heilungen vollzog, indem er dieselbe Kraft dabei heranzog, mit Hilfe deren man früher nicht heilen konnte. - Also etwas ganz anderes wird in den Evangelien erzählt, als man gewöhnlich meint. Zahlreiche Beweise, auch historische, könnten dafür erbracht werden, daß es richtig ist, was die Geisteswissenschaft aus okkulten Quellen heraus feststellt. Wir wollen nur eines zum Beweise heranführen. Wenn es wahr ist, was jetzt gesagt worden ist, dann müßte man sich tatsächlich im Altertum vorgestellt haben, daß unter einer gewissen Voraussetzung diejenigen, die blind sind, geheilt werden könnten unter geistigem Einfluß. Nun ist mit Recht hingewiesen worden auf alte Bildnisse, die dergleichen darstellen. Auch der im vorigen Vortrag erwähnte John M. Robertson weist darauf hin, daß kl Rom eine Darstellung ist, die Abbildung eines Äskulap, der vor zwei Blinden steht, und er hat natürlich daraus geschlossen, daß damit eine Heilung angezeigt worden ist, und daß dies dann von den Evangelienschreibern übernommen und in die Darstellungen der Evangelien hineingebracht worden ist. Es ist hier aber nicht das Wesentliche, daß geistige Heilungen etwas Wunderbares sind, sondern als wesentlich hat es zu gelten, daß der, der das Bild gemalt hat, damit hat sagen wollen: Äskulap ist einer der Eingeweihten, der unter Herabdämpfung des Ich-Bewußtseins in den Mysterien zu den geistigen Heilkräften gekommen ist. Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums aber wollte sagen: Nicht auf diese Weise wurden Heilungen beim Christus erreicht, sondern was als ein einmaliger Impuls in Christus lebte, das soll nach und nach von der ganzen Menschheit erreicht werden, so daß das Ich mit seiner Kraft es nach und nach erreichen kann. - Gewinnen können es heute die Menschen noch nicht, weil es sich in einer späteren Zukunft in die Menschheit einleben soll. Aber was sich vollzogen hat mit dem Christus im Beginne unserer Zeitrechnung, das wird sich einleben, und die Menschen werden nach und nach fähig werden, es zum Ausdruck zu bringen. Nach und nach wird es geschehen. Das wollte der Schreiber des Matthäus- Evangeliums mit seinen Wunderheilungen darstellen. So darf ich aus dem okkulten Bewußtsein heraus sagen: Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums wollte überhaupt keine «Wunder» schildern, sondern etwas ganz Natürliches, etwas Selbstverständliches. Er wollte nur schildern, daß es auf eine neue Art sich vollzog. So nehmen sich die Dinge aus, wenn man sie mit wirklich wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit darstellt. So daß also das tiefste Mißverständnis gerade gegenüber den Evangelien Platz gegriffen hat. GA 123, S. 186ff.

Siehe auch

Wunder Jesu

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Matthäus-Evangelium, GA 123 (1988), ISBN 3-7274-1230-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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