Bildekräfte und Wunderheilung (Christentum): Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Bildekräfte''' oder '''Formbildekräfte''' ({{EnS|formative forces}}) sind gestaltbildende bzw. gestaltverwandelnde ([[Metamorphose|metamorphosierende]]) [[ätherisch]]e [[Universalkräfte]], in denen und durch die die höheren [[Hierarchien]] bis hinauf zu den erhabenen [[Tierkreis]]wesen gestaltend wirken. Dass es sich dabei nicht um ein spekulatives theoretisches Konzept handelt, sondern dass diese Bildekräfte zunächst auf ätherischer Ebene konkret [[Empirie|empirisch]] erforscht werden können, beweist die zunmehmende Literatur über die Ergebnisse der '''Bildekräfteforschung'''. Sie beruht nicht nur auf [[sinnlich]]en [[Beobachtung]]en, die allerdings zumeist den Ausgangspunkt bilden, sondern erfordert darüber hinaus eine gezielte [[geistige Schulung]], durch die erst entsprechende [[übersinnlich]]e Wahrnehmungsorgane ausgebildet werden müssen, was aber prinzipiell ''jedem'' [[Mensch]]en mit etwas Geduld und Ausdauer möglich ist.
'''Wunderheilungen''' sind [[Heilung]]en oder Besserung von schweren Erkrankungen, die den bekannten Naturgesetzen zu widersprechen scheinen. Diese Definition unterscheidet sie von den [[Spontanheilung]]en. Es existieren unzählige Berichte über Krankenheilungen im christlichen Kontext seit dem Auftreten Jesu bis heute, deren Wundercharakter allerdings kontrovers beurteilt wird.


== Gestaltbildende Kräfte ==
==Christentum==
Im [[Christentum|christlichen Glauben]] kommen Wunderheilungen im [[Neues Testament|Neuen Testament]] vor. Es wird berichtet, dass Jesus Blinde, Lahme, Aussätzige und Besessene heilte, selbst Tote zum Leben erweckte. Die theologische Bedeutung dieser Heilungen und anderer [[Wunder]]taten ist allerdings umstritten. Während manche Bibelausleger der Ansicht sind, es handle sich um übernatürliche Heilungen, welche die göttliche Vollmacht Jesu demonstrieren sollen, halten andere die Frage der Natürlichkeit oder Übernatürlichkeit der Heilungen für sekundär, vielmehr solle dadurch die heilende Zuwendung Gottes und sein Wille zur Rettung des Menschen zum Ausdruck kommen.


[[Goethe]] spricht in seiner «[[Morphologie]]» von der für diese Ätherkräfte charakteristischen, ständig beweglich bleibenden «[[Bildung#Goethe|Bildung]]», die im Gegensatz zur fertigen, fixierten [[Gestalt]] steht.  
== Wunderheilungen Jesu ==
"Diese Heilungen bilden ja bekanntlich einen Gegenstand ungeheuer
weitgehender Diskussionen. Und was da einen ganz besonderen Gegenstand
der Diskussion bildet, ist ja, wie Sie alle wissen, die Wunder-
Frage. Das wird am häufigsten betont, daß da Wunder erzählt werden
sollen. Aber treten wir dieser Wunder-Frage einmal näher. Gestern
habe ich Sie schon auf einesaufmerksam gemacht. Ich habe darauf
hingewiesen, daß in der Tat der gegenwärtige Mensch die Veränderungen,
die Metamorphosen, die sich mit der menschlichen Wesenheit
im Laufe der Entwickelung vollzogen haben, ganz unterschätzt. Würden
Sie - nicht im groben, sondern im feineren Sinne - einen physischen
Leib aus der Zeit, wo der Christus Jesus gelebt hat, oder gar
noch vorher, vergleichen mit einem heutigen physischen Leib, so
würde sich ein ganz beträchtlicher Unterschied ergeben, ein Unterschied,
der allerdings nicht feststellbar ist mit anatomischen Mitteln,
wohl aber durch die okkulte Forschung. Und Sie würden finden:
der physische Leib ist dichter geworden, hat sich mehr zusammengezogen;
er war noch weicher in der Zeit des Christus Jesus. Und namentlich
war die Art der Anschauung so, daß der Mensch das, was er heute
gar nicht mehr sieht, die Erkenntnis gewisser Kraftwirkungen im
Leibe, die jeden Leib modellieren, noch in einem gewissen Grade besessen
hat, so daß die Muskeln - allerdings nur für einen feineren Blick
- deutlich und viel stärker sich abprägten. Das ging langsam und allmählich
verloren. Kindereien in der Kunstgeschichte weisen auf alte
Zeichnungen hin, wo zum Beispiel besonders ausgeprägte Muskellinien
dargestellt sind, und halten das für eine Übertreibung und für
Ungeschicklichkeit der alten Zeichner, weil man nicht weiß, daß so
etwas auf ein tatsächliches Beobachten zurückgeht, das für alte Zeiten
richtig war, für die heutigen Zeiten aber falsch sein würde. Aber darauf
wollen wir weniger Rücksicht nehmen und nur das mehr hervorheben,
was mit diesen ganz anders gearteten menschlichen Leibern
verbunden war.
Auf den menschlichen Leib hatte damals die Kraft der Seele, die
Kraft des Geistes noch einen viel größeren, sozusagen momentaneren
Einfluß als später, wo der Leib dichter geworden ist und die Seele daher
an Macht über den Leib verloren hat. Daher war es damals in viel
größerem Maße möglich, zu heilen von der Seele aus. Die Seele hatte
viel mehr Macht, so daß sie den Leib durchsetzen konnte mit den aus
der geistigen Welt geholten gesund wirkenden Kräften, wenn der Leib
in Unordnung gekommen war, um ihn wieder von sich aus in Harmonie,
in Ordnung zu bringen. Diese Macht der Seele über den Leib hat
allmählich abgenommen. Das ist der Gang der fortgehenden Entwickelung.
Daher waren die Heilprozesse in alten Zeiten in weit größerem
Maße als später geistige Heilprozesse. Und diejenigen, die als
Ärzte galten, waren nicht im heutigen Sinne physische Ärzte, sondern
zum großen Teil Heiler in dem Sinne, daß sie auf den Leib auf dem
Umwege durch die Seele wirkten. Sie reinigten die Seele und durchsetzten
sie mit gesunden Empfindungen, Impulsen und Willenskräften
durch die geistig-seelischen Einflüsse, die sie ausüben konnten, sei
es im gewöhnlichen Zustande der physischen Wahrnehmung, sei es in
dem sogenannten Tempelschlaf oder dergleichen, was ja auch für die
damalige Zeit nichts anderes war als eine Art Versetzen des Menschen
in einen hellseherischen Zustand.
Wenn man also die damaligen Kulturverhältnisse berücksichtigt,
muß man durchaus daraufhinweisen, daß diejenigen, die stark an Seele
waren und appellieren konnten an das, was sie selbst aufgenommen
hatten, damals in beträchtlichem Maße auf die Seelen wirken konnten
und damit auch auf die Leiber. Daher kam es auch, daß solche Menschen,
die irgendwie geistdurchdrungen waren, und von denen man
wußte, daß sie heilende Kräfte ausströmten in die Umgebung, auch
mit dem Ausdruck «Heiler» bezeichnet wurden. Und im Grunde genommen
müßte man nicht nur die Therapeuten, sondern auch die
Essäer in einer gewissen Weise als Heiler bezeichnen. Ja, wir müssen
weitergehen: In einer gewissen Mundart Vorderasiens, in welcher
sich besonders diejenigen ausgedrückt haben, aus welchen das Christentum
hervorgewachsen ist, ist die Übersetzung dessen, was wir bezeichnen
würden als «geistigen Heiler», das Wort Jesus. Jesus bedeutet
im Grunde genommen «geistiger Arzt». Das ist eine ziemlich richtige
Übersetzung, namentlich wenn man auf die Gefühlswerte geht.
Und damit könnten Sie zu gleicher Zeit auch ein Licht werfen auf alles,
was man bei solchem Namen empfand in einer Zeit, wo man bei Namen
noch etwas fühlte. Aber wir wollen uns einmal ganz sozusagen
hineinversetzen in die Kulturverhältnisse der damaligen Zeit.
Ein Mensch, der also im Sinne der damaligen Zeit gesprochen hätte,
würde gesagt haben: Es gibt Menschen, die den Zutritt haben zu den
Mysterien, die mit einer gewissen Opferung ihres Ich-Bewußtseins in
den Mysterien sich in Verbindung setzen können mit gewissen geistigseelischen
Kräften, die dann ausstrahlen auf die Umgebung, wodurch
sie zu Heilern werden für die Umgebung. Nehmen wir an, ein solcher
Mensch wäre Jünger des Christus Jesus geworden, so hätte er gesagt:
Wir haben jetzt sehr Merkwürdiges erlebt. Während früher nur solche
Menschen, die unter Herabdämpfung des Ich-Bewußtseins die geistigen
Kräfte in den Mysterien aufgenommen haben, seelische Heiler
werden konnten, haben wir jetzt einen erlebt, der es wurde ohne die
Mysterienprozeduren, unter Aufrechterhaltung des Ich. - Nicht etwa
das war das Auffällige, daß geistige Heilungen überhaupt vollzogen
wurden. Daß in den Kapiteln des Matthäus-Evangeliums von einem
geistigen Heiler erzählt wird, wäre einem solchen Menschen gar nicht
besonders wunderbar vorgekommen. Er hätte gesagt: Was ist Wunderbares
dabei, daß solche Leute geistig heilen? Das ist selbstverständlich!
- Und die Aufzählung solcher Heilungen wäre für die damalige
Zeit nicht ein besonderes Wunder gewesen. Das aber ist das Bedeutungsvolle,
daß der Schreiber des Matthäus-Evangeliums erzählt: Da
ist einer, der eine neue Wesenskraft in die Menschheit gebracht hat,
der aus dem Impuls seines Ich, aus dem man früher nicht heilen konnte,
Heilungen vollzog, indem er dieselbe Kraft dabei heranzog, mit Hilfe
deren man früher nicht heilen konnte. - Also etwas ganz anderes wird
in den Evangelien erzählt, als man gewöhnlich meint. Zahlreiche
Beweise, auch historische, könnten dafür erbracht werden, daß es richtig
ist, was die Geisteswissenschaft aus okkulten Quellen heraus feststellt.
Wir wollen nur eines zum Beweise heranführen.
Wenn es wahr ist, was jetzt gesagt worden ist, dann müßte man
sich tatsächlich im Altertum vorgestellt haben, daß unter einer gewissen
Voraussetzung diejenigen, die blind sind, geheilt werden könnten
unter geistigem Einfluß. Nun ist mit Recht hingewiesen worden auf
alte Bildnisse, die dergleichen darstellen. Auch der im vorigen Vortrag
erwähnte John M. Robertson weist darauf hin, daß kl Rom eine Darstellung
ist, die Abbildung eines Äskulap, der vor zwei Blinden steht,
und er hat natürlich daraus geschlossen, daß damit eine Heilung angezeigt
worden ist, und daß dies dann von den Evangelienschreibern
übernommen und in die Darstellungen der Evangelien hineingebracht
worden ist. Es ist hier aber nicht das Wesentliche, daß geistige Heilungen
etwas Wunderbares sind, sondern als wesentlich hat es zu gelten,
daß der, der das Bild gemalt hat, damit hat sagen wollen: Äskulap ist
einer der Eingeweihten, der unter Herabdämpfung des Ich-Bewußtseins
in den Mysterien zu den geistigen Heilkräften gekommen ist. Der
Schreiber des Matthäus-Evangeliums aber wollte sagen: Nicht auf
diese Weise wurden Heilungen beim Christus erreicht, sondern was als
ein einmaliger Impuls in Christus lebte, das soll nach und nach von der
ganzen Menschheit erreicht werden, so daß das Ich mit seiner Kraft es
nach und nach erreichen kann. - Gewinnen können es heute die Menschen
noch nicht, weil es sich in einer späteren Zukunft in die Menschheit
einleben soll. Aber was sich vollzogen hat mit dem Christus im Beginne
unserer Zeitrechnung, das wird sich einleben, und die Menschen
werden nach und nach fähig werden, es zum Ausdruck zu bringen.
Nach und nach wird es geschehen. Das wollte der Schreiber des Matthäus-
Evangeliums mit seinen Wunderheilungen darstellen.
So darf ich aus dem okkulten Bewußtsein heraus sagen: Der Schreiber
des Matthäus-Evangeliums wollte überhaupt keine «Wunder»
schildern, sondern etwas ganz Natürliches, etwas Selbstverständliches.
Er wollte nur schildern, daß es auf eine neue Art sich vollzog. So
nehmen sich die Dinge aus, wenn man sie mit wirklich wissenschaftlicher
Gewissenhaftigkeit darstellt. So daß also das tiefste Mißverständnis
gerade gegenüber den Evangelien Platz gegriffen hat. {{G|123|186}}ff.


{{Zitat|Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins
== Siehe auch ==
eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt. Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er
[[wikipedia:Wunder Jesu|Wunder Jesu]]
nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt,
abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.<br>
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die
organischen, so Enden wir, daß nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort
Bildung sowohl von dem Hervorgebrachten, als von
dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug zu
brauchen pflegt.<br>
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so
dürfen wir nicht von Gestalt sprechen; sondern, wenn
wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die
Idee, den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den
Augenblick Festgehaltenes denken.<br>
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet,
und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst
so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.|Goethe|''Morphologie: Die Absicht eingeleitet''<ref>Goethe-HA Bd. 13, S 55
</ref>}}
 
== Bildekräfteleib ==
 
{{Hauptartikel|Ätherleib}}
 
Jedes [[Lebewesen]] trägt diese Bildekräfte in Form des Bildekräfte- oder [[Ätherleib]]s in sich: [[Pflanze]]n, [[Tier]]e und auch der [[Mensch]]. Lernt der Mensch, sich auch in seinem [[Bildekräfte-Leib]] zu erfühlen, wie er sich sonst nur in seinem [[Physischer Leib|physischen Leib]] fühlt, so wird er auch der [[übersinnlich]]en Bildekräftetätigkeit in der [[Natur]] gewahr; er nimmt dann wirklich Übersinnliches im [[Sinnliche Welt|Sinnlichen]] wahr.
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Pflanze, die ein lebendes Wesen ist, ist
nicht nur aus dem zusammengesetzt, was Physik und Chemie,
oder die aus ihnen wiederum zusammengesetzte Biologie
oder Physiologie erforschen kann, sondern sie enthält
noch etwas ganz anderes. Haben wir es in uns selbst so weit
gebracht, daß wir uns in einem Bildekräfte-Leib fühlen,
wie sonst mit unserm gewöhnlichen Ich in einem physischen
Leib, dann können wir, wie wir im physischen Leib Auge
und Ohr zu Sinneswahrnehmungen benutzen, durch diesen
Bildekräfte-Leib, den wir aus dem seelischen Tastsinn heraus
differenziert haben, auch wahrnehmen, was Übersinnliches
in der übrigen Welt ist, was als Übersinnliches die
Natur durchsetzt und durchwebt. Dann sehen wir in allem
Pflanzlichen, allem Tierischen und auch physisch Menschlichen
außer uns das Geistige, das dann nicht ein in trivialem
Sinne Visionäres ist, sondern ebenso vor der erkrafteten
Seele dasteht wie der Inhalt der Sinneswahrnehmungen vor
der unerkrafteten Seele. Nur müssen wir überall die Raumesbegriffe
durch Zeitbegriffe ersetzen können. Wodurch
nehmen wir eigentlich wahr dasjenige, was übersinnlich in
der Pflanze ist? Dadurch, daß wir unser eigenes Übersinnliches
im Bildekräfte-Leib, wie er sich regt und webt, wahrnehmen,
dadurch nehmen wir nun auch das Übersinnliche
in der Pflanzenwelt wahr, ähnlich, wie wenn ein Ton in
einem musikalischen Zusammenhang den andern wahrnehmen
würde. Die Wahrnehmung des Übersinnlichen in der
Pflanzenwelt beruht ganz und gar darauf, daß unser eigener
Bildekräfte-Leib in seinem Leben und Weben in einem viel
langsameren Tempo ablauft als das Leben und Weben des
pflanzlichen Bildekräfte-Leibes. Ich habe das genauer ausgeführt
in einer kleinen Schrift «Das menschliche Leben vom
Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft». Da wird man finden,
wie alles abhängt von diesem verschiedenen Tempo in
dem Zeitmaße des menschlichen und des pflanzlichen Bildekräfte-
Leibes. Dadurch, daß sich unser Bildekräfte-Leib in
Wechselwirkung versetzen kann wie ein höheres, bildsames
Organ mit dem viel schneller ablaufenden Leben der Pflanze,
dadurch nehmen wir wirklich die andere Art des Lebens
im Pflanzlichen wahr. Dadurch wird etwas ganz anderes
vor unsere Seele treten als die alte, erspekulierte Lebenskraft
war. Wir nehmen, mit anderen Worten, Übersinnliches
im Sinnlichen wirklich wahr." {{Lit|{{G|67|60f}}}}
</div>
 
== Beobachtung der Bildekräftetätigkeit ==
 
{{GZ|Ich habe darauf hingewiesen, wie
man das Vorstellungsleben selber erkraften, verstärken kann. Geradeso,
wie wir einen Muskel stärken, wenn wir ihn fortwährend arbeitend
gebrauchen, so können wir das Vorstellungsleben stärken,
wenn wir in dem Sinne, wie ich es zum Beispiel in meiner Schrift
«[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» in allen Einzelheiten
angeführt habe, wenn wir dieses Vorstellungsleben durch
innerliche seelische Arbeit in eine gewisse Richtung bringen, wenn
wir gewisse leicht überschaubare Vorstellungen in den Mittelpunkt
des Bewußtseins rücken und immer wieder auf diese Weise einer
vorstellenden Arbeit uns hingeben, der wir uns sonst nicht hingeben.
Ich kann dies nur prinzipiell hier andeuten, aber Sie finden
in dem eben genannten Werk und auch im zweiten Teil meiner
«[[GA 13|Geheimwissenschaft]]» deutliche Aufschlüsse darüber, daß das
Vorstellungsleben des Menschen durch solche Meditations- und
Konzentrations-Übungen des Denkens etwas ganz anderes werden
kann. Ich möchte sagen: Ohne irgendwelche abnorme Vornahme,
sondern durch bloße Fortbildung dessen, was als Gedankenleben,
als Vorstellungsleben im Menschen normal ist, kann ein stärkeres,
kräftigeres Vorstellungsleben erzeugt werden.
 
Und indem man dieses kräftigere Vorstellungsleben erzeugt,
indem man durch Meditation und Konzentration sich über das hinaushebt, was in unserem gewöhnlichen Vorstellungsleben eigentlich
bloß bildhaft ist, kommt man zu dem, was ich in den genannten
Büchern das inhaltsvolle, imaginative Vorstellen nenne.
 
Dieses [[Imagination|imaginative Vorstellen]] lebt mit einer solchen inneren
Lebendigkeit in dem bloßen Gedanken, wie sonst der Mensch in
seinen äußeren Wahrnehmungen lebt. Dadurch aber kommt man
allmählich dahin, daß das Vorstellungsleben nicht mehr dieses
bloß abstrakte, dieses, ich möchte sagen bloß bildhafte ist, sondern
man macht durch rein innerliche Forschung - die aber durchaus
mit demselben Ernst getrieben wird wie nur irgendeine wissenschaftliche
Forschung - die Entdeckung, daß die Seele, die ihr
Vorstellungsleben sonst nur mit den Ergebnissen der äußeren Eindrücke
anfüllen konnte, innerlich von Kräften erfüllt wird, die gewissermaßen
in das Seelenleben hereinschießen. Die Vorstellungen
sind nicht mehr bloß dieses Leichtflüssige, wenn sie durch Meditation,
durch Konzentration ausgebildet werden, sondern sie werden
durchkraftet, durchzogen von Kräften, die ich gestaltende Kräfte
nennen möchte, von Kräften, die ein innerlich geistig-plastisches
Element ausmachen. Und man entdeckt nach einiger Zeit, daß man
durch diese Ausbildung des Vorstellungslebens mit demjenigen
zusammenwächst, was die Bildekräfte des menschlichen Leibes selber
sind; man macht nach einiger Zeit die Entdeckung, daß das
Gedankenleben gewissermaßen nichts anderes ist als das verdünnte
Kraftleben des menschlichen Wachstums. Was uns im physischen
Leibe von der Geburt bis zum Tode innerlich plastisch gestaltet, das
ist, ich möchte sagen in einem «verdünnten» Zustand unser Vorstellungsleben
im gewöhnlichen Bewußtsein.
 
Wir blicken hin auf das eben geborene Kind. Wir wissen, daß in
diesem eben geborenen Kind, vom Gehirn ausgehend, die bildsamen,
die plastischen Kräfte an der Gestaltung des Leibes arbeiten.
Wir verfolgen das Wachstum des Kindes, wie es ausstrahlt gerade
von der plastischen Gehirntätigkeit, wir verfolgen es bis zu einem
gewissen Einschnitt im menschlichen Erdenleben, bis zum Zahnwechsel,
bis gegen das siebente Lebensjahr hin. Wir werden, indem
wir dieses Kraftleben, das da im Menschen pulsiert, das plastisch in
ihm tätig ist, zunächst als ein Unbestimmtes empfinden. Auf der
andern Seite, indem wir unser Vorstellungsleben durch Meditation,
durch Konzentration kraftvoll ausgestalten, werden wir unbewußt
zu demselben Element hingeführt, das plastisch von unserer ersten
Kindheit an in uns arbeitete. Und das ist eine bedeutsame Entdekkung
des inneren menschlichen Lebens, daß man das Vorstellungsleben
so erkraften kann, daß man es innerlich so intensiv machen
kann, daß man sich dann darinnen fühlt in dem, was des Menschen
Bildekräfte sind, was Bildekräfte sind in seinem Wachstum, in seinem
Stoffwechsel. So sonderbar es für die heutige Forschung
noch klingt: es ist so, daß es möglich ist, durch eine Verstärkung des
Seelenlebens in das hineinzuwachsen, was uns gewissermaßen dann
aufnimmt als dasjenige, was unsern äußeren physischen Leib
als seine Bildekräfte plastisch gestaltet. Man wächst durch das Vorstellungsleben
in die Wirklichkeit hinein, man wachst in ein gestaltendes
Element hinein.
 
Und man lernt auf diese Art kennen, was hinter dem bloßen Gedankenprozeß
liegt; man lernt erkennen, wie ein Geistiges, mit dem
man sich jetzt verbunden hat, am menschlichen Organismus von
der Geburt bis zum Tod arbeitet. Das Vorstellungsleben bekommt
seine Realität, das Vorstellungsleben ist nicht mehr das bloße Bildleben,
das Vorstellungsleben wird ein Kraftleben, das im Dasein
selber drinnensteht.|297a|93ff}}
 
== Bildekräfte und Gedächtnis ==
 
{{Hauptartikel|Gedächtnis}}
 
{{GZ|Worauf beruht nun das
Erinnern, das Gedächtnis? Nun, äußerlich betrachtet, können
wir sagen, wenn Erlebnisse durchgemacht werden, wir bilden
uns Vorstellungen, wir empfinden dieses oder jenes an den
Erlebnissen. Dann bleibt uns ein Bild, das wir aufgespeichert
in der Seele haben, und wenn wir lange über das Erlebnis hinausgekommen
sind, wissen wir auf das Bild im inneren Erleben
zurückzuschauen; das Erlebnis selbst ist nicht da, sondern
nur das innere Bild ist da, etwas ist da, was unsere Seele
nur webt. Um uns diesem Bild, um uns dem Wesen des Gedächtnisses
überhaupt nähern zu können, können wir nun folgendes
überlegen - ich kann es nur in groben Strichen, gleichsam
mit Kohlestrichen anführen, was Sie dann in der Literatur der
Geisteswissenschaft ausführlich verfolgen können.
 
Wenn wir diesem Gedächtnis nähertreten wollen, finden
wir: in der ersten Zeit, die der Mensch durchlebt nach seiner
Geburt, nachdem er die Welt betreten hat, da ist diese Erinnerung
noch nicht lebendig. Diese Erinnerung tritt erst im
zartesten Kindesalter auf; bis zu einem bestimmten Punkt des
zarten Kindesalters erinnern wir uns später zurück. Was vorher
ist, darüber muß uns berichtet werden von unserer Umgebung,
aber wir erinnern uns nicht zurück. Worauf beruht
denn das, daß wir uns zurückerinnern? Das beruht auf bestimmten
Kräften, die die Seele anwenden kann, um die Bilder
zu behalten, auf Kräften, die die Seele fähig machen, diese
Bilder in sich aufzuspeichern. Diese Kräfte waren schon da,
bevor die Erinnerung da war, sie waren schon unmittelbar
nach der Geburt vorhanden, aber sie hatten da eine andere
Aufgabe. Sie hatten die Aufgabe, noch zu arbeiten an den zarten
Organen des Menschen, an dem Nervensystem und dem
Gehirn des Menschen; an dem Nervensystem und Gehirn haben
sie plastisch zu arbeiten. Sie waren da noch Bildekräfte des
menschlichen Organismus, desjenigen, was gleichsam noch
weich ist — grob gesprochen, aber es bedeutet eine Realität —,
was erst so geformt werden muß, daß der Mensch dieser bestimmte
Mensch ist. Das läuft als Bildekräfte noch in die leibliche
Organisation hinein im zartesten Kindesalter. Und wenn
diese Organisation verhärtet ist — das ist wiederum bildlich
gesprochen —, so weit verhärtet ist, daß diese Bildekräfte nicht
mehr in sie hineinströmen, dann werden sie von dem Leiblichen
zurückgeworfen ins Seelische. Das Leibliche wirkt wie
ein Spiegel. Und das, was wir dann seelisch erleben, besonders
das, was in unseren Erinnerungen aufgespeichert wird, das
sind Spiegelbilder, die von unserem Leibesleben zurückgeworfen
werden. In Wahrheit erinnern wir uns deshalb, weil unser
Leib ein Spiegelungsapparat ist. Das wird gerade die Naturwissenschaft
voll einsehen, wenn sie auf ihrem Wege noch
weitergehen wird. Dann wird sie auch die Widersprüche
durchschauen, die sie jetzt noch aufbringt, wenn solche Dinge
vorgebracht werden. Wie wenn da an der Wand ein Spiegel
nach dem andern hängen würde und wir vorbeigingen, so
würden wir uns nur sehen, solange wir eben vor den Spiegeln
stehen. Der Spiegel wirft unser eigenes Bild zurück. So ist es
mit unserem innerlich seelischen Erleben. Der Leib ist ein
Spiegelungsapparat; er wirft zurück, was die Seele erlebt. Die
Seele erlebt dadurch selbst dasjenige, was früher im zartesten
Kindesalter Bildekräfte waren, was verwendet wurde gleichsam,
um den Spiegel erst aufzubauen.|64|336ff}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Das Matthäus-Evangelium'', [[GA 123]] (1988), ISBN 3-7274-1230-5 {{Vorträge|123}}
* Jürgen Strube: ''Die Beobachtung des Denkens: Rudolf Steiners 'Philosophie der Freiheit' als Weg zur Bildekräfte-Erkenntnis'', 3. Auflage, Verlag für Anthroposophie 2017, ISBN 978-3037690239
* Dorian Schmidt: ''Lebenskräfte ─ Bildekräfte: Methodische Grundlagen zur Erforschung des Lebendigen.'', 2. Auflage, Verlag Freies Geistesleben 2011, ISBN 978-3772514814
* Dirk Kruse: ''Seelisches Beobachten - in der Natur, Menschenbildverlag, Groß Heins 1, 27308 Kirchlinteln 2008
* Markus Buchmann: ''Wahrnehmen und Erkennen im Ätherischen: Methodische Grundlagen der Bildekräfteforschung'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2014, ISBN 978-3723514634
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2 {{Vorträge|064}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Ewige in der Menschenseele. Unsterblichkeit und Freiheit'', [[GA 67]] (1992), ISBN 3-7274-0670-4 {{Vorträge|067}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erziehung zum Leben. Selbsterziehung und pädagogische Praxis.'', [[GA 297a]] (1998), ISBN 3-7274-2975-5 {{Vorträge|297a}}
 
{{GA}}
{{GA}}
 
{{wikipedia}}
== Weblinks ==
* [http://www.bildekraefte.de Gesellschaft für Bildekräfteforschung E.V.]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Ätherische Welt*|C]]
[[Kategorie:Äther]]

Version vom 13. Mai 2013, 19:47 Uhr

Wunderheilungen sind Heilungen oder Besserung von schweren Erkrankungen, die den bekannten Naturgesetzen zu widersprechen scheinen. Diese Definition unterscheidet sie von den Spontanheilungen. Es existieren unzählige Berichte über Krankenheilungen im christlichen Kontext seit dem Auftreten Jesu bis heute, deren Wundercharakter allerdings kontrovers beurteilt wird.

Christentum

Im christlichen Glauben kommen Wunderheilungen im Neuen Testament vor. Es wird berichtet, dass Jesus Blinde, Lahme, Aussätzige und Besessene heilte, selbst Tote zum Leben erweckte. Die theologische Bedeutung dieser Heilungen und anderer Wundertaten ist allerdings umstritten. Während manche Bibelausleger der Ansicht sind, es handle sich um übernatürliche Heilungen, welche die göttliche Vollmacht Jesu demonstrieren sollen, halten andere die Frage der Natürlichkeit oder Übernatürlichkeit der Heilungen für sekundär, vielmehr solle dadurch die heilende Zuwendung Gottes und sein Wille zur Rettung des Menschen zum Ausdruck kommen.

Wunderheilungen Jesu

"Diese Heilungen bilden ja bekanntlich einen Gegenstand ungeheuer weitgehender Diskussionen. Und was da einen ganz besonderen Gegenstand der Diskussion bildet, ist ja, wie Sie alle wissen, die Wunder- Frage. Das wird am häufigsten betont, daß da Wunder erzählt werden sollen. Aber treten wir dieser Wunder-Frage einmal näher. Gestern habe ich Sie schon auf einesaufmerksam gemacht. Ich habe darauf hingewiesen, daß in der Tat der gegenwärtige Mensch die Veränderungen, die Metamorphosen, die sich mit der menschlichen Wesenheit im Laufe der Entwickelung vollzogen haben, ganz unterschätzt. Würden Sie - nicht im groben, sondern im feineren Sinne - einen physischen Leib aus der Zeit, wo der Christus Jesus gelebt hat, oder gar noch vorher, vergleichen mit einem heutigen physischen Leib, so würde sich ein ganz beträchtlicher Unterschied ergeben, ein Unterschied, der allerdings nicht feststellbar ist mit anatomischen Mitteln, wohl aber durch die okkulte Forschung. Und Sie würden finden: der physische Leib ist dichter geworden, hat sich mehr zusammengezogen; er war noch weicher in der Zeit des Christus Jesus. Und namentlich war die Art der Anschauung so, daß der Mensch das, was er heute gar nicht mehr sieht, die Erkenntnis gewisser Kraftwirkungen im Leibe, die jeden Leib modellieren, noch in einem gewissen Grade besessen hat, so daß die Muskeln - allerdings nur für einen feineren Blick - deutlich und viel stärker sich abprägten. Das ging langsam und allmählich verloren. Kindereien in der Kunstgeschichte weisen auf alte Zeichnungen hin, wo zum Beispiel besonders ausgeprägte Muskellinien dargestellt sind, und halten das für eine Übertreibung und für Ungeschicklichkeit der alten Zeichner, weil man nicht weiß, daß so etwas auf ein tatsächliches Beobachten zurückgeht, das für alte Zeiten richtig war, für die heutigen Zeiten aber falsch sein würde. Aber darauf wollen wir weniger Rücksicht nehmen und nur das mehr hervorheben, was mit diesen ganz anders gearteten menschlichen Leibern verbunden war. Auf den menschlichen Leib hatte damals die Kraft der Seele, die Kraft des Geistes noch einen viel größeren, sozusagen momentaneren Einfluß als später, wo der Leib dichter geworden ist und die Seele daher an Macht über den Leib verloren hat. Daher war es damals in viel größerem Maße möglich, zu heilen von der Seele aus. Die Seele hatte viel mehr Macht, so daß sie den Leib durchsetzen konnte mit den aus der geistigen Welt geholten gesund wirkenden Kräften, wenn der Leib in Unordnung gekommen war, um ihn wieder von sich aus in Harmonie, in Ordnung zu bringen. Diese Macht der Seele über den Leib hat allmählich abgenommen. Das ist der Gang der fortgehenden Entwickelung. Daher waren die Heilprozesse in alten Zeiten in weit größerem Maße als später geistige Heilprozesse. Und diejenigen, die als Ärzte galten, waren nicht im heutigen Sinne physische Ärzte, sondern zum großen Teil Heiler in dem Sinne, daß sie auf den Leib auf dem Umwege durch die Seele wirkten. Sie reinigten die Seele und durchsetzten sie mit gesunden Empfindungen, Impulsen und Willenskräften durch die geistig-seelischen Einflüsse, die sie ausüben konnten, sei es im gewöhnlichen Zustande der physischen Wahrnehmung, sei es in dem sogenannten Tempelschlaf oder dergleichen, was ja auch für die damalige Zeit nichts anderes war als eine Art Versetzen des Menschen in einen hellseherischen Zustand. Wenn man also die damaligen Kulturverhältnisse berücksichtigt, muß man durchaus daraufhinweisen, daß diejenigen, die stark an Seele waren und appellieren konnten an das, was sie selbst aufgenommen hatten, damals in beträchtlichem Maße auf die Seelen wirken konnten und damit auch auf die Leiber. Daher kam es auch, daß solche Menschen, die irgendwie geistdurchdrungen waren, und von denen man wußte, daß sie heilende Kräfte ausströmten in die Umgebung, auch mit dem Ausdruck «Heiler» bezeichnet wurden. Und im Grunde genommen müßte man nicht nur die Therapeuten, sondern auch die Essäer in einer gewissen Weise als Heiler bezeichnen. Ja, wir müssen weitergehen: In einer gewissen Mundart Vorderasiens, in welcher sich besonders diejenigen ausgedrückt haben, aus welchen das Christentum hervorgewachsen ist, ist die Übersetzung dessen, was wir bezeichnen würden als «geistigen Heiler», das Wort Jesus. Jesus bedeutet im Grunde genommen «geistiger Arzt». Das ist eine ziemlich richtige Übersetzung, namentlich wenn man auf die Gefühlswerte geht. Und damit könnten Sie zu gleicher Zeit auch ein Licht werfen auf alles, was man bei solchem Namen empfand in einer Zeit, wo man bei Namen noch etwas fühlte. Aber wir wollen uns einmal ganz sozusagen hineinversetzen in die Kulturverhältnisse der damaligen Zeit. Ein Mensch, der also im Sinne der damaligen Zeit gesprochen hätte, würde gesagt haben: Es gibt Menschen, die den Zutritt haben zu den Mysterien, die mit einer gewissen Opferung ihres Ich-Bewußtseins in den Mysterien sich in Verbindung setzen können mit gewissen geistigseelischen Kräften, die dann ausstrahlen auf die Umgebung, wodurch sie zu Heilern werden für die Umgebung. Nehmen wir an, ein solcher Mensch wäre Jünger des Christus Jesus geworden, so hätte er gesagt: Wir haben jetzt sehr Merkwürdiges erlebt. Während früher nur solche Menschen, die unter Herabdämpfung des Ich-Bewußtseins die geistigen Kräfte in den Mysterien aufgenommen haben, seelische Heiler werden konnten, haben wir jetzt einen erlebt, der es wurde ohne die Mysterienprozeduren, unter Aufrechterhaltung des Ich. - Nicht etwa das war das Auffällige, daß geistige Heilungen überhaupt vollzogen wurden. Daß in den Kapiteln des Matthäus-Evangeliums von einem geistigen Heiler erzählt wird, wäre einem solchen Menschen gar nicht besonders wunderbar vorgekommen. Er hätte gesagt: Was ist Wunderbares dabei, daß solche Leute geistig heilen? Das ist selbstverständlich! - Und die Aufzählung solcher Heilungen wäre für die damalige Zeit nicht ein besonderes Wunder gewesen. Das aber ist das Bedeutungsvolle, daß der Schreiber des Matthäus-Evangeliums erzählt: Da ist einer, der eine neue Wesenskraft in die Menschheit gebracht hat, der aus dem Impuls seines Ich, aus dem man früher nicht heilen konnte, Heilungen vollzog, indem er dieselbe Kraft dabei heranzog, mit Hilfe deren man früher nicht heilen konnte. - Also etwas ganz anderes wird in den Evangelien erzählt, als man gewöhnlich meint. Zahlreiche Beweise, auch historische, könnten dafür erbracht werden, daß es richtig ist, was die Geisteswissenschaft aus okkulten Quellen heraus feststellt. Wir wollen nur eines zum Beweise heranführen. Wenn es wahr ist, was jetzt gesagt worden ist, dann müßte man sich tatsächlich im Altertum vorgestellt haben, daß unter einer gewissen Voraussetzung diejenigen, die blind sind, geheilt werden könnten unter geistigem Einfluß. Nun ist mit Recht hingewiesen worden auf alte Bildnisse, die dergleichen darstellen. Auch der im vorigen Vortrag erwähnte John M. Robertson weist darauf hin, daß kl Rom eine Darstellung ist, die Abbildung eines Äskulap, der vor zwei Blinden steht, und er hat natürlich daraus geschlossen, daß damit eine Heilung angezeigt worden ist, und daß dies dann von den Evangelienschreibern übernommen und in die Darstellungen der Evangelien hineingebracht worden ist. Es ist hier aber nicht das Wesentliche, daß geistige Heilungen etwas Wunderbares sind, sondern als wesentlich hat es zu gelten, daß der, der das Bild gemalt hat, damit hat sagen wollen: Äskulap ist einer der Eingeweihten, der unter Herabdämpfung des Ich-Bewußtseins in den Mysterien zu den geistigen Heilkräften gekommen ist. Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums aber wollte sagen: Nicht auf diese Weise wurden Heilungen beim Christus erreicht, sondern was als ein einmaliger Impuls in Christus lebte, das soll nach und nach von der ganzen Menschheit erreicht werden, so daß das Ich mit seiner Kraft es nach und nach erreichen kann. - Gewinnen können es heute die Menschen noch nicht, weil es sich in einer späteren Zukunft in die Menschheit einleben soll. Aber was sich vollzogen hat mit dem Christus im Beginne unserer Zeitrechnung, das wird sich einleben, und die Menschen werden nach und nach fähig werden, es zum Ausdruck zu bringen. Nach und nach wird es geschehen. Das wollte der Schreiber des Matthäus- Evangeliums mit seinen Wunderheilungen darstellen. So darf ich aus dem okkulten Bewußtsein heraus sagen: Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums wollte überhaupt keine «Wunder» schildern, sondern etwas ganz Natürliches, etwas Selbstverständliches. Er wollte nur schildern, daß es auf eine neue Art sich vollzog. So nehmen sich die Dinge aus, wenn man sie mit wirklich wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit darstellt. So daß also das tiefste Mißverständnis gerade gegenüber den Evangelien Platz gegriffen hat. GA 123, S. 186ff.

Siehe auch

Wunder Jesu

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Matthäus-Evangelium, GA 123 (1988), ISBN 3-7274-1230-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
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