Schöpfung aus dem Nichts und Henkelkreuz: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Schöpfung aus dem Nichts''' ([[Wikipedia:Lateinische Sprache|lat.]] '''[[Creatio ex nihilo]]''') ist die Grundtätigkeit des [[Geist]]es, durch die er sich selbst in fortlaufenden Akten unbedingten Entstehens [[Wirklichkeit|verwirklicht]]. Der Geist lebt im beständigen '''Schaffen''' und sich selbst erschaffen aus sich selbst und dieses [[Selbst]] ist im höheren Sinn ein [[Nichts]], denn es in keiner Weise als ein definierbares, d.h. abgrenzbares [[Sein]] fassbar. Hier gibt es nicht ''groß'' und ''klein'', ''dick'' und ''dünn'', ''oben'' und ''unten'' usw., sondern der Geist transzendiert in seinem unaufhörlichen [[Werden]], das aber äußerlich als absolute Ruhe erscheint, alles gewordene [[Sein]], das selbst erst ein abgeworfenes Produkt der Geistestätigkeit ist, das sich als abgrenzbare äußere [[Schöpfung]] manifestiert.


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[[Kategorie:Symbol]]
"Der Orientale empfand, aber nicht, weil er irgendwie spekulierte,
sondern weil ihn seine Anschauung nötigte, so zu empfinden, er empfand:
Da erlebe ich auf der einen Seite den Raum und die Zeit, und
auf der anderen Seite erlebe ich dasjenige, was nicht im Raum und in
der Zeit beobachtet werden kann, was für die Raum- und Zeitdinge und
für das Raum- und Zeitgeschehen ein Nichts ist, aber eine Realität ist,
eben nur eine andere Realität. Nur durch ein Mißverständnis ist dann
dasjenige entstanden, dem sich die abendländische Zivilisation unter
Roms Führung hingegeben hat: die Schöpfung der Welt aus dem Nichts,
wobei man unter dem Nichts nur die Null gedacht hat. Im Oriente,
wo diese Dinge ursprünglich konzipiert worden sind, entsteht die Welt
nicht aus dem Nichts, sondern aus jenem Realen, auf das ich Sie eben
hingewiesen habe." {{Lit|{{G|200|16f}}}}
</div>
 
Im [[Buddhismus]] wird durch den Begriff der [[Leere]] ([[Shunyata]]) auf diese Wesensnatur des Geistes hingewiesen, durch die die Fesseln des [[Bedingtes Entstehen|Bedingten Entstehens]], d.h. des [[Karma]]s, endgültig abgestreift werden. Die Schöpfung aus dem Nichts entspringt dem [[Nirvana]] ([[Sanskrit|skrt.]], n., निर्वाण, nirvāṇa; ''Erlöschen'' oder wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = ''aus'', vā = ''wehen''), vergleichbar dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) der [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbala]]. Hier ist die Quelle, aus der alles entsteht, und hier ist zugleich auch die Senke, in die sich alles Sein wieder auflöst.
 
Nach [[Augustinus von Hippo|Augustinus]] kann die [[Schöpfung]] nur ''[[creatio ex nihilo|ex nihilo]]'', ''aus'' dem Nichts erfolgt sein, wenn sie wirkliche Schöpfung und nicht bloße Umwandlung sein soll. [[Tertullian]] ging diesbezüglich sogar noch weiter und meinte, dass die Schöpfung eigentlich ''a nihilo'', 'von nichts her', entstanden sei, denn wäre sie ''ex nihilo'' enstanden, würde man das Nichts bereits als [[Substanz]] auffassen.
 
Augustinus prägte darüber hinaus den [[Begriff]] der [[creatio continua]], wonach die Schöpfung ein fortdauernder, nicht abgeschlossener Prozess sei. Diese Ansicht vertrat auch noch [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]]. [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] vertrat die gegenteilige Haltung und prägte dafür das berühmte Gleichnis vom «göttlichen Uhrmacher», wonach die Welt wie ein von Gott geschaffenes perfektes Uhrwerk selbsttätig funktioniere und hielt Newton entgegen, dass er Gott für einen schlechten Uhrmacher halten müsse, wenn die Welt seines beständigen Eingriff bedürftig wäre, um zu funktionieren. In den [[christlich]]en [[Wikipedia:Kirche (Organisation)|Kirchen]] sind beide Ansichten annähernd gleich stark vertreten.
 
{{Siehe auch|creatio continua}}
 
== Evolution, Involution, Schöpfung aus dem Nichts ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Im Offenbaren wechseln die Dinge zwischen
Evolution und Involution. Aber dahinter steht tief verborgen
das Dritte, das erst die Fülle gibt, eine Schöpfung, die eine völlige
Neuschöpfung ist, die aus dem Nichts hervorgegangen ist. Dreierlei
gehört also zusammen: Die Schöpfung aus dem Nichts, und dann,
wenn diese offenbar wird und in der Zeit verläuft, nimmt sie die
Formen des Offenbaren an: Evolution und Involution." {{Lit|{{G|101|176}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"In allem Leben wirkt die Dreiheit von
Evolution, Involution und Schöpfung aus dem Nichts. Beim Menschen
haben wir diese Schöpfung aus dem Nichts in der Arbeit seines
Bewußtseins. Er erlebt die Vorgänge in seiner Umwelt und verarbeitet
sie zu Ideen, Gedanken und Begriffen. Veranlagungen stammen
aus früheren Verkörperungen, aber aller Fortschritt im Leben
beruht darauf, daß neue Gedanken und neue Ideen produziert werden." {{Lit|{{G|101|260}}}}
</div>
 
Indem wir das Vorhandene, das aus früheren Entwicklungen herüber gekommen ist, umschaffen und ihm dadurch Neues einbilden, schaffen wir durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] aus dem [[Nichts]] heraus. Das ist aber erst dadurch möglich geworden, dass sich der [[Christus]] durch das [[Mysterium von Golgatha]] unmittelbar mit der [[Erdentwicklung]] verbunden hat.
 
<div style="margin-left:20px">
"Der Heilige Geist beseligt
den Menschen, wenn er imstande ist, aus dem Nichts heraus
das Richtige oder Wahre, das Schöne und Gute zu schaffen. Damit
aber der Mensch imstande geworden ist, im Sinne dieses Heiligen
Geistes zu schaffen, mußte ihm ja erst die Grundlage gegeben werden,
wie zu allem Schaffen aus dem Nichts. Diese Grundlage ist ihm gegeben
worden durch das Hereintreten des Christus in unsere Evolution.
Indem der Mensch auf der Erde das Christus-Ereignis erleben
konnte, wurde er fähig, aufzusteigen zum Schaffen im Heiligen Geist.
So ist es Christus selbst, welcher die eminenteste, tiefste Grundlage
schafft. Wird der Mensch so, daß er feststeht auf dem Boden des
Christus-Erlebnisses, daß das Christus-Erlebnis der Wagen ist, in den
er sich begibt, um sich weiterzuentwickeln, so sendet ihm der Christus
den Heiligen Geist, und der Mensch wird fähig, im Sinne der Weiterentwickelung
das Richtige, Schöne und Gute zu schaffen." {{Lit|{{G|107|312f}}}}
</div>
 
== Die Schöpfung aus dem Nichts und die drei [[Logoi]] ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Versetzen wir uns an den Uranfang einer solchen planetarischen
Entwickelung, ganz an den Anfang der Saturnentwickelung. Was
haben wir da zu beobachten? Es war noch kein physischer Planet
da, nicht einmal in der feinsten Arupaform war ein Planet vorhanden,
sondern wir sind da noch vor dem Augenblicke, wo der Saturn
im ersten Anfange da ist. Da ist von unserer Planetenkette
noch gar nichts vorhanden; wohl aber die ganze Frucht der vorhergehenden
Planetenkette ist da, so ähnlich, wie wenn wir am Morgen
aufwachen, noch nichts getan haben und lediglich die Erinnerung
an das, was wir am vorherigen Tage getan haben, in unserem
Geiste enthalten ist. So haben wir - wenn wir uns so ganz in den
Anfang der Saturnentwickelung versetzen - in den sich offenbarenden
Geistern die Erinnerung an eine vorherige Planetenkette, an
das, was vorher gewesen ist. Nun versetzen wir uns an das Ende
der Planetenkette, in die Zeit, da die Vulkanstufe zu Ende geht.
Während der Planetenkette ist nach und nach als Schöpfung zutage
getreten, was an Anlage am Anfange vorhanden war. Wir haben
also zuerst einen Ausfluß des Bewußtseins; aus dem Inhalt des
Früheren heraus, aus der Erinnerung heraus schafft das Bewußtsein
das Neue. Es ist am Ende also etwas da, was am Anfange nicht da
war: nämlich alle Erfahrungen. Was am Anfange da war, ist herausgeflossen
in lauter Dinge und Wesenheiten. Ein neues Bewußtsein
ist am Ende entstanden mit einem neuen Inhalt, ein neuer Bewußtseinsinhalt.
Es ist etwas, was aus dem Nichts hervorgegangen ist,
aus Erfahrungen. Wenn wir das Erneuern im Leben betrachten,
müssen wir uns sagen, es muß ein Same da sein, der das möglich
macht. Aber der neue Bewußtseinsinhalt am Ende einer planetarischen
Entwickelung ist tatsächlich aus dem Nichts hervorgegangen,
aus Erfahrungen; dazu braucht man keine Grundlagen, es
schafft etwas, was aus dem Nichts entsteht. Man kann nicht sagen,
wenn eine Persönlichkeit die andere anschaut, sie habe der anderen
etwas entzogen, wenn sie in der Folge die Erinnerung an die andere
Persönlichkeit in sich trägt. Diese Erinnerung ist aus dem Nichts
hervorgegangen. Das ist eine dritte Art des Schaffens: aus dem
Nichts heraus. Die drei Arten des Schaffens sind also folgende:
 
Kombinieren der vorhandenen Teile ([[Form]])<br>
Hervorgehenlassen neuer Gebilde mit neuem Lebensinhalt aus vorhandenen Grundlagen ([[Leben]])<br>
Schaffen aus dem Nichts heraus ([[Bewußtsein]]).
 
Es sind dies drei Definitionen von Wesenheiten, die eine Planetenkette
hervorbringen, einer planetarischen Kette zugrunde liegen.
Man nennt sie die drei Logoi. Der dritte Logos bringt aus der
Kombination hervor. Wenn aus der einen Substanz etwas anderes
hervorgeht mit neuem Leben, so ist das der zweite Logos, der
hervorbringt. Überall aber, wo wir ein Hervorgehen haben aus
dem Nichts, da haben wir den ersten Logos. Daher nennt man den
ersten Logos oft auch das in den Dingen selbst Verborgene, den
zweiten Logos die in den Dingen ruhende Substanz, die Lebendiges
aus Lebendigem schafft, den dritten Logos den, der alles Vorhandene
kombiniert, aus den Dingen die Welt zusammensetzt." {{Lit|{{G|89|260f}}}}
</div>
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
#Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
#Rudolf Steiner: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'', [[GA 200]] (2003), ISBN 3-7274-2000-6 {{Vorträge|200}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
 
* [http://www.youtube.com/watch?v=Lhku7ZBWEK8 Hans-Peter Dürr - Es gibt nichts Unschöpferisches (2009)]
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Geist]][[Kategorie:Bewusstsein]] [[Kategorie:Schöpfung]]

Version vom 12. Mai 2008, 09:57 Uhr

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