Albertus Magnus

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Albertus Magnus, Tafelgemälde von Joos van Wassenhove auch Justus van Gent, um 1475 in Urbino

Albertus Magnus (auch Albertus Teutonicus; Albertus Coloniensis; Albert der Große, Albert der Deutsche, Albert von Lauingen, oft auch fälschlich Albert Graf von Bollstädt genannt; * um 1200 in Lauingen an der Donau; † 15. November 1280 in Köln) war Dominikaner und Bischof von Regensburg und zugleich allseitig gebildeter Polyhistor, Philosoph, Jurist, Naturwissenschaftler, Alchemist und Theologe, der das Wissen seiner Zeit vollkommen umspannte. Er war ein freisinniger Denker und Begründer des christlichen Aristotelismus und damit der Hochscholastik, die durch seinen Schüler Thomas von Aquin zur Blüte gebracht wurde, und letztlich auch Wegbereiter der modernen Naturwissenschaft.

"Wie frei vorher kirchliches Denken war, können Sie an dem großen Lehrer und Denker Albertus Magnus sehen. Er war ein ausgezeichneter Gelehrter, vertiefte sich in die gesamte Wissenschaft: kirchliche Gelehrsamkeit, arabisches Wissen, naturwissenschaftliches und physikalisches Denken sowie philosophisches beherrschte er; er wurde vom Volke als ein Zauberer aufgefaßt." (Lit.: GA 51, S. 169)

"Wenn man zum Beispiel den Erkenntnisweg des Albertus Magnus nimmt, der unten beginnt in der untersten Natur und endet in einem Anschauen Gottes - nicht sind es da Begriffe, die trocken und nüchtern sind, sondern Begriffe, die die Seele warm machen und das Herz durchleuchten." (Lit.: GA 57, S. 309f)

"Das war also das eine, was in der Seele des mittelalterlichen Scholastikers lebte: ein konkret gestalteter Offenbarungsinhalt. Auf der anderen Seite stand eine Vernunfterkenntnis, die auf die Natur ging, die aber auch noch nicht so war, wie unsere heutige Naturerkenntnis. Schlagen Sie, um sich das zu erhärten, nur einmal ein naturgeschichtliches Buch, zum Beispiel von Albertus Magnus auf; da werden Sie Naturobjekte, wie sie heute beschrieben werden, wohl auch finden - sie sind allerdings anders beschrieben, als man sie heute beschreibt -, aber neben dem finden Sie noch allerlei Elementar- und Geistwesen. Da lebt in der Natur noch Geist, und es ist nicht so, daß man nur den ganz trockenen sinnlichen Augenschein als Naturgeschichte und Naturwissenschaft beschreibt. Diese zwei Dinge leben also nebeneinander, ein Offenbarungsinhalt, demgegenüber man sich die Erkenntnis verbietet, den man aber doch denkt, so daß der menschliche Geist ihn immer noch in seinen Gedanken erlangt, und ein Vernunfterkenntnis-Inhalt, der aber noch Geist hat, der jedoch auch noch etwas hat, was man anschauen muß, wenn man es in seiner Wirklichkeit vor sich haben will.

Die Naturerkenntnis hat sich durchaus aus der mittelalterlichen Scholastik herausentwickelt. Der eine Ast der Scholastik, die Vernunfterkenntnis, hat sich fortentwickelt und wurde zu der modernen Naturanschauung." (Lit.: GA 213, S. 183f)

"Sie können nicht den Albertus Magnus verstehen, wenn Sie ihn lesen mit dem, was heute der Mensch weiß. Sie müssen ihn lesen mit einer Art von Wissen, daß solches Geistiges für ihn noch eine Realität war; dann verstehen Sie erst, wie er die Worte gebraucht, wie er sich ausdrückt." (Lit.: GA 233a, S. 22)

"Bei den Scholastikern, Albertus Magnus, finden wir, was zugrunde liegt den äußeren Wesenheiten. Der frühere Scholastiker unterscheidet Universalien vor den Dingen, in den Dingen und nach den Dingen. Albertus Magnus sagt darüber: Die Universalien vor dem Dinge sind die Gedanken der göttlichen Wesenheiten. Da hat man die Gattung. In die Dinge sind diese Gedanken eingeflossen. Tritt der Mensch den Dingen gegenüber, so bildet er sich die Universalien nach dem Dinge, was die Begriffsform ist. In dieser ganzen Beschreibung der denkerischen Entwickelung ist nur von Sinnendingen die Rede. Er identifiziert mit dem «Sinn» den äußeren Sinn. Alles andere, was noch da ist, ist ihm Begriff. Der Gattungsbegriff ist ihm nicht identisch mit Gattung. Das Ganze kommt daher, daß die Menschen die alte Sehergabe verloren hatten, damit eine Philosophie heraufkommen konnte.

Ein alter Weiser würde gar nicht verstanden haben, in dieser Weise Unterschiede zu machen, weil er gesagt hätte: Mit der Sehergabe kann man die Gattung wahrnehmen. - Erst als die Sehergabe versiegt, kommt die eigentliche Wissenschaft heraus. Erst als der Mensch sich selbst überlassen war, entstand die Notwendigkeit, eine denkerische Kunst auszubilden. Unter dem Eindruck dieses wichtigen Prinzips entstand die Scholastik. In alten Zeiten waren dem Menschen die geistigen Welten noch zugänglich. Nun konnten sich die Scholastiker erst recht auf Aristoteles berufen, denn dieser sprach von der Sehergabe: Alte Berichte sagen uns, daß die Gestirne Götter seien, aber der menschliche Intellekt kann darüber nichts mehr ausmachen. Aber wir haben keinen Grund, das zu bezweifeln.

Die Scholastik setzte an die Stelle des Geschauten die Offenbarung. Was Lehrgut sein sollte, setzte sie in das einmal inspirierte Wort. Zunächst muß sich die Menschheit daran gewöhnen, die Gedankenlehre an den äußeren Dingen auszubilden. Wo würde sie hinkommen, wenn sie in alle möglichen übersinnlichen Dinge hineinschweifen wollte? Das wollen wir uns versagen; wir wollen uns heranbilden an den Dingen, die um uns herum sind. So sagt Thomas von Aquino. Wenn uns die Gegenstände entgegentreten, sind sie uns gegeben für die Sinne. Dann sind wir genötigt, uns Begriffe davon zu bilden. Hinter den Dingen ruhen die göttlichen Mächte, an die wir uns nicht heranwagen. Wir wollen uns von Ding zu Ding schulen. Dann kommen wir, indem wir uns streng an das Sinnliche halten, endlich zu höchsten Begriffen. Man hielt sich also an zweierlei: an das geoffenbarte Lehrgut, das gegeben ist in den Schriften, an die das Denken nicht herantritt. Es ist von den Sehern übernommen worden. Man hielt sich ferner an das, was erarbeitet wird an der sinnlichen Wirklichkeit. Damit reichen wir nur gerade heran an Bibel und Offenbarung. Eine Zeitlang wird die höhere Welt dem menschlichen Denken entzogen. Aber es wird kein endgültiger Verzicht geleistet auf die übersinnlichen Welten. Wenn sich der Mensch die sinnliche Welt erobert hat, kann er eine Vorahnung der übersinnlichen Welten bekommen. Der Mensch kann frei werden vom physischen Leib und unmittelbar Offenbarung haben. Aber erst soll sich der Intellekt schulen. Wenn der Mensch an den Außendingen Begriffe bildet, sind sie der Form nach abhängig von der menschlichen Organisation, aber nicht dem Inhalte nach. In der scholastischen Erkenntnistheorie wird niemals daran gedacht, daß etwas Unerkanntes zurückbleiben kann. Das Objektive geht ein in die Erkenntnis; nur die Form, wie Begriffe gebildet werden, hängt von der Organisation des menschlichen Geistes ab.

Diese frühere Scholastik nennt man Realismus. Sie glaubte an die Wirklichkeit des Inhaltes. Die Scholastik wurde dann nominalistisch. Die Menschen haben den Zusammenhang mit der objektiven äußeren Welt verloren. Sie sagten: Der Geist bildet sich Begriffe; sie sind nichts Wirkliches." (Lit.: GA 108, S. 192f)

Rudolf Steiner gab auch Hinweise auf frühere Inkarnationen des Albertus Magnus:

„Und nur hinweisen kann ich darauf, daß gerade eine solche Individualität wie diejenige, die als Hypatia inkarniert war, die also mitbrachte die Weisheit der orphischen Mysterien und sie persönlich auslebte, dann in einer nachfolgenden Inkarnation berufen war, nun den umgekehrten Weg einzuschlagen: alle persönliche Weisheit wiederum hinaufzutragen zum Göttlich-Geistigen. Daher erscheint Hypatia ungefähr um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert als ein bedeutender, umfassender, universeller Geist der neueren Geschichte, der einen großen Einfluß hat auf das, was Zusammenfassung des naturwissenschaftlichen und auch des philosophischen Erkennens ist. So also sehen wir, wie hineindringen in die aufeinanderfolgenden Inkarnationen der einzelnen Individualitäten die historischen Mächte.“ (Lit.:GA 126, S. 56)

Aus einer Notitzbucheintragung Rudolf Steiners (Archiv-Nr. 523), die offenbar Reinkarnationen betrifft, geht hervor, welche Persönlichkeit hier gemeint ist, denn dort steht neben dem Namen der spätantiken griechischen Philosophin, Astronomin und Mathematikerin Hypatia * um 355 in Alexandria; † März 415 oder März 416 in Alexandria) der von Albertus Magnus. Hypatia war in einem früheren Erdenleben in die orphischen Mysterien eingweiht, nachdem sie in noch früheren Inkarnationen schon Erfahrungen durch eine keltische Geheimschulung gesammelt hatte.

„Es gab eine wunderbare Persönlichkeit in den alten orphischen Mysterien; sie machte die Geheimnisse dieser Mysterien durch; sie gehörte zu den allersympathischsten, zu den allerinteressantesten Schülern der alten griechischen orphischen Mysterien. Sie war gut vorbereitet, namentlich durch eine gewisse keltische Geheimschulung, die sie in früheren Inkarnationen durchgemacht hatte.“ (Lit.:GA 126, S. 20f)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Über Philosophie, Geschichte und Literatur, GA 51 (1983), ISBN 3-7274-0510-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Wo und wie findet man den Geist?, GA 57 (1984), ISBN 3-7274-0570-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie, GA 108 (1986), ISBN 3-7274-1081-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Okkulte Geschichte, GA 126 (1992), ISBN 3-7274-1261-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Menschenfragen und Weltenantworten, GA 213 (1987), ISBN 3-7274-2130-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Mysterienstätten des Mittelalters, GA 233a (1991), ISBN 3-7274-2335-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org


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Weblinks

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