Sepher ha-Razim und Kanada (Hinduismus): Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Sepher ha-Razim''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] ''Buch der Geheimnisse'') ist [[Kabbala|kabalistsiches]] Zauber-Buch, das der Legende nach [[Noah]] durch den [[Erzengel]] [[Raziel]] offenbart worden sein soll. Nicht zu verwechseln ist es mit dem [[Sepher Raziel HaMalach]], das [[Adam]] durch den selben Erzengel gegeben worden sein soll.  
'''Kashyapa''', später '''Kaṇāda''' ([[Sanskrit]]: '''कणाद'''; ''Korn-Esser''; oft auch als ''Canada'' transliteriert) genannt, war ein [[Hinduismus|hinduistischer]] Weiser und [[Philosophie|Philosoph]] und gilt als Begründer des [[Vaisheshika]], einer der sechs großen Schulen ([[Wikipedia:Darshan|Darshan]]as) der [[Indische Philosophie|indischen Philosophie]], und zählt zusammen mit [[Pakudha Katyayana]] zu den frühesten Vertretern des [[Atom]]ismus. Über sein Leben ist wenig bekannt; vermutlich wurde er in der [[Indien|indischen]] Provinz [[Wikipedia:Gujarat|Gujarat]] geboren und lebte etwa im [[Wikipedia:6. Jahrhundert v. Chr.|6. Jahrhundert v. Chr.]] <ref name="anu">Anu and Parmanu - Indian ideas about Atomic physics, http://www.newsfinder.org/site/more/anu_and_parmanu_indian_ideas_about_atomic_physics/</ref> <ref>"Kaṇāda," Dilip M. Salwi, http://www.4to40.com/legends/index.asp?p=Kanada&k=Kanada</ref> oder nach anderen Quellen erst im [[Wikipedia:2. Jahrhundert v. Chr.|2. Jahrhundert v. Chr.]] <ref>Oliver Leaman, ''Key Concepts in Eastern Philosophy.'' Routledge, 1999, page 269.</ref>.


== Datierung ==
== Legende ==
Wiederentdeckt und rekonstruiert wurde das ''Sefer ha-Razim'' erst 1963 von dem [[jüdisch]]en Gelehrten Mordecai Margalioth nach einem Besuch in Oxford aus den in der Kairoer [[Wikipedia:Geniza|Geniza]] gefundenen Fragmenten. Niedergeschrieben wurde es nach Margalioth vermutlich in [[Wikipedia:Palästina (Region)|Palästina]] im späten [[Wikipedia:3. Jahrhundert|3. Jahrhundert]] oder frühen [[Wikipedia:4. Jahrhundert|4. Jahrhundert]] n. Chr. Stilistisch und inhaltlich ist es jedenfalls weit früher zu datieren als der [[Sohar]] und das [[Sefer ha-Bahir]], möglicherweise auch früher als das [[Sefer Jetzira]] (4. Jahrhundert). [[Wikipedia:1983|1983]] wurde es von Michael A. Morgan erstmals ins [[Wikipedia:Englische Sprache|Englische]] übersetzt.
[[Datei:Hand voll Reis.jpg|thumb|Eine Hand voll [[Wikipedia:Reis|Reis]].]]
Die Legende erzählt, dass Kashyapa, geboren als Sohn des Philosophen Ulka, schon als Kind sehr wach war und auf die kleinsten Dinge achtete. Als Junge begleitete er seine Vater auf einer Pilgerreise nach Prayaga. Er sah die tausenden Pilger, die in den Tempeln am Ganges Reis opferten. Auf ihrem Weg verloren sie immer wieder einzelne Reiskörner, doch niemand achtete darauf. Kashyapa aber sammelte jedes Körnchen auf. Das erschien den Leuten höchst seltsam und bald umringte ihn eine ganze Menschenmenge, doch der Knabe ließ sich davon nicht weiter beirren. Da kam der hochgelehrte Weise Muni Somasharma vorbei und wunderte sich, dass die Menschen hier einen kleinen Jungen umringten, statt wie gewöhnlich die rituellen Bäder im Ganges zu nehmen. Somasharma erkannte den Jungen und fragte ihn schließlich, warum er hier Körner aufsammle, um die sich selbst Bettler nicht bekümmerten. Da antwortete Kashyapa, dass die Körner, so klein sie auch sein mögen, doch Teil der Schöpfung seien. Einzeln mögen sie wertlos erscheinen, doch einige hundert von ihnen seien bereits eine Mahlzeit für einen Menschen, viele Mahlzeiten könnten eine Familie ernähren und letzlich die ganze Menschheit, die ja aus vielen Familien bestünde - und darum sei jedes Körnchen so wichtig wie der höchste Reichtum der Welt. Muni Somasharma war tief beeindruckt und sagte voraus, dass Kashyapa einst ein großer Philosoph würde. Von nun an solle er ob seiner [[Achtsamkeit]] für die kleinsten Körnchen Kaṇāda - ''Kornesser'' - heißen.<ref name="anu"></ref>


== Inhalt ==
== Atomlehre ==
Das Buch gliedert sich in sieben Abschnitte und hat kein Vorwort. Ähnlich den [[Merkaba|Hekhalot-Texten]] schildert es die sieben Himmel, teilt die Namen der darin befindlichen über 700 [[Engel]] mit, gibt magisch-mystische Rezepte für jede Lebenslage, Traumdeutung, Erkenntnis der Zukunft usw., und endet mit einem hymnischen Gotteslob.
Das geschilderte Jugenderlebnis soll der Keim gewesen sein, aus dem Kaṇāda später seine [[Atom]]lehre entwickelte.


== Literatur ==
Nach Kaṇāda gibt es 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 [[physisch]]en Elemementen [[Erde]] (''prithivi''), [[Wasser]] (''apa''), [[Feuer]] (''teja'') und [[Luft]] (''vayu'') entsprechen. Darüber hinaus nennt Kaṇāda noch als fünftes Element den [[Äther]] (''akasha''), der aber nicht mehr materiell, sondern Träger des [[Ton]]s (''shabda''), also des [[Klangäther]]s, ist. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten ''dinghaften'', noch ''räumlich'' fassbaren Einheiten der Materie nannte Kaṇāda [[Anu]] (im [[Sanskrit]] eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung <ref>vgl. z.B. → http://srimadbhagavatam.com/a/anu</ref>: ''nach'', ''nahe'', ''unter'', ''untergeordnet'', ''immer'', ''leicht'', ...; seit Kaṇāda auch im Sinne von ''Atom'' gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).  
* Mordecai Margalioth: ''Sepher Ha-Razim.'' Jerusalem 1966.
* Michael A. Morgan: ''Sepher Ha-Razim: The Book of Mysteries.'' Chico, CA: Scholars Press 1983.
* Bill Rebiger, [[Peter Schäfer (Judaist)|Peter Schäfer]] (Hrsg.): ''Sefer ha-Razim I und II. Das Buch der Geheimnisse.'' Tübingen: Mohr Siebeck 2009.


[[Kategorie:Kabbala]]
Kaṇāda geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren ''Anus'' die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten [[Paramanu]]s (zusammengesetzt aus ''param'' und ''anu'' - was soviel bedeutet wie: ''jenseits des Atoms''). Sie entstanden am Anfang der [[Schöpfung]] als [[gestalt]]lose, ''punktförmige'', ''nicht''-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden (''dwinuka'') aus zwei ''paramanus'' - und damit traten erst die räumlich fassbaren ''anus'' hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Damit steht Kaṇāda erstaunlich nahe der modernen [[Physik|physikalischen]] [[Atom]]lehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften [[Elementarteilchen]] ([[Leptonen]] und [[Quark (Physik)|Quarks]]) besteht.
 
== Weblinks ==
* [http://www.swami-krishnananda.org/bs_2/bs_2-2-02.html The Brahma Sutras - Chapter 2] (englisch)
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Hinduismus]]

Version vom 3. Februar 2019, 10:20 Uhr

Kashyapa, später Kaṇāda (Sanskrit: कणाद; Korn-Esser; oft auch als Canada transliteriert) genannt, war ein hinduistischer Weiser und Philosoph und gilt als Begründer des Vaisheshika, einer der sechs großen Schulen (Darshanas) der indischen Philosophie, und zählt zusammen mit Pakudha Katyayana zu den frühesten Vertretern des Atomismus. Über sein Leben ist wenig bekannt; vermutlich wurde er in der indischen Provinz Gujarat geboren und lebte etwa im 6. Jahrhundert v. Chr. [1] [2] oder nach anderen Quellen erst im 2. Jahrhundert v. Chr. [3].

Legende

Eine Hand voll Reis.

Die Legende erzählt, dass Kashyapa, geboren als Sohn des Philosophen Ulka, schon als Kind sehr wach war und auf die kleinsten Dinge achtete. Als Junge begleitete er seine Vater auf einer Pilgerreise nach Prayaga. Er sah die tausenden Pilger, die in den Tempeln am Ganges Reis opferten. Auf ihrem Weg verloren sie immer wieder einzelne Reiskörner, doch niemand achtete darauf. Kashyapa aber sammelte jedes Körnchen auf. Das erschien den Leuten höchst seltsam und bald umringte ihn eine ganze Menschenmenge, doch der Knabe ließ sich davon nicht weiter beirren. Da kam der hochgelehrte Weise Muni Somasharma vorbei und wunderte sich, dass die Menschen hier einen kleinen Jungen umringten, statt wie gewöhnlich die rituellen Bäder im Ganges zu nehmen. Somasharma erkannte den Jungen und fragte ihn schließlich, warum er hier Körner aufsammle, um die sich selbst Bettler nicht bekümmerten. Da antwortete Kashyapa, dass die Körner, so klein sie auch sein mögen, doch Teil der Schöpfung seien. Einzeln mögen sie wertlos erscheinen, doch einige hundert von ihnen seien bereits eine Mahlzeit für einen Menschen, viele Mahlzeiten könnten eine Familie ernähren und letzlich die ganze Menschheit, die ja aus vielen Familien bestünde - und darum sei jedes Körnchen so wichtig wie der höchste Reichtum der Welt. Muni Somasharma war tief beeindruckt und sagte voraus, dass Kashyapa einst ein großer Philosoph würde. Von nun an solle er ob seiner Achtsamkeit für die kleinsten Körnchen Kaṇāda - Kornesser - heißen.[1]

Atomlehre

Das geschilderte Jugenderlebnis soll der Keim gewesen sein, aus dem Kaṇāda später seine Atomlehre entwickelte.

Nach Kaṇāda gibt es 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 physischen Elemementen Erde (prithivi), Wasser (apa), Feuer (teja) und Luft (vayu) entsprechen. Darüber hinaus nennt Kaṇāda noch als fünftes Element den Äther (akasha), der aber nicht mehr materiell, sondern Träger des Tons (shabda), also des Klangäthers, ist. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten dinghaften, noch räumlich fassbaren Einheiten der Materie nannte Kaṇāda Anu (im Sanskrit eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung [4]: nach, nahe, unter, untergeordnet, immer, leicht, ...; seit Kaṇāda auch im Sinne von Atom gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).

Kaṇāda geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren Anus die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten Paramanus (zusammengesetzt aus param und anu - was soviel bedeutet wie: jenseits des Atoms). Sie entstanden am Anfang der Schöpfung als gestaltlose, punktförmige, nicht-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden (dwinuka) aus zwei paramanus - und damit traten erst die räumlich fassbaren anus hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Damit steht Kaṇāda erstaunlich nahe der modernen physikalischen Atomlehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften Elementarteilchen (Leptonen und Quarks) besteht.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Anu and Parmanu - Indian ideas about Atomic physics, http://www.newsfinder.org/site/more/anu_and_parmanu_indian_ideas_about_atomic_physics/
  2. "Kaṇāda," Dilip M. Salwi, http://www.4to40.com/legends/index.asp?p=Kanada&k=Kanada
  3. Oliver Leaman, Key Concepts in Eastern Philosophy. Routledge, 1999, page 269.
  4. vgl. z.B. → http://srimadbhagavatam.com/a/anu