Eudaimonie und Helmut Kiene: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Eudaimonie''' oder '''Eudämonie''' oder '''Eudaimonia''' ist ein in der praktischen [[Philosophie]] häufig gebrauchter Begriff, der ursprünglich (etwa bei [[Aristoteles]]) das Gedeihen oder Gelingen (der Lebensführung) bezeichnet. Mittelbar wird der Begriff mit [[Glück|Glückseligkeit]] und seelischem Wohlbefinden verbunden.<ref>J. Barnes: ''Aristoteles. Eine Einführung'', Stuttgart 1992, 123f.</ref>
'''Helmut Kiene''' (* 13. Juni 1952 in Nördlingen) ist ein anthroposophischer Arzt und Wissenschaftstheoretiker.


== Näheres ==
In seiner Jugend wurde er als Sportkletterer bekannt.


Dieser ethische Begriff kommt ursprünglich aus dem [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|Altgriechischen]] ({{Polytonisch|εὐδαιμονία}}: wörtlich „einen guten [[Dämon]] habend“ – philologische [[Wikipedia:Transkription (Schreibung)|Transkription]]: ''eudaimonía'', lateinische Schreibweise [seit der Übernahme literarischer und philosophischer Termini durch römische Autoren] „''eudaemonia''“, dies ursprünglich genau der Schreibweise entsprechend ausgesprochen mit zwei echten Diphthongen „e-u“ und „a-e“, in der eigentümlichen Aussprache des Deutschen in der Neuzeit dann „oidäm...“ und darum schließlich im deutschen Sprachgebiet mit Umlaut geschrieben).
Helmut Kiene studierte Medizin in Freiburg mit anschließender Promotion. Heute lebt und arbeitet er im Schwarzwald als Facharzt für Innere Medizin und [[Onkologie]]. Zudem ist Helmut Kiene Leiter des Instituts für angewandte [[Erkenntnistheorie]] und medizinische Methodologie in Freiburg i.Br.(IFAEMM). Dieses Institut ist ein An-Institut der [[Universität Witten-Herdecke]].


„Eudaimonie“ steht im Zentrum der [[Tugendethik]] und gilt als höchstes Gut und Endziel menschlichen Handelns. Sie steht für sich selbst und ist nicht, wie andere Güter, nur Mittel zum Zweck. Im Gegensatz zu anderen Gütern erstrebt man sie um ihrer selbst willen. Sie ist, wie [[Aristoteles]] sagt, „''das vollkommene und selbstgenügsame Gut und das Endziel des Handelns.''“ (1097 b20).
Durch zahlreiche Beiträge zur [[Wissenschaftstheorie]] und zur Praxis der anthroposophischen Medizin wurde Helmut Kiene in Wissenschaftskreisen bekannt.


Die Glückseligkeit, als Ziel des menschlichen [[Dasein]]s ist, nach Aristoteles [[Nikomachische_Ethik#Glückseligkeit|nikomachischer Ethik]], nur durch einen tugendhaften Lebenswandel erreichbar. Dieser wird von den täglichen Handlungen bestimmt. Handlungen werden anhand der Absicht bewertet, mit der sie vollzogen wurden. Eine Handlung ist dann ethisch einwandfrei, wenn sie als Ziel die ''eudaimonie'' hatte. Am Ende des Lebens lässt sich Bilanz ziehen und feststellen, ob das Leben den Ansprüchen dieser [[Ethik]] genügt hat.
Neuerdings tritt er als Verteidiger der stigmatisierten Anthroposophin [[Judith von Halle]] auf.


Für [[Thomas von Aquin]] ist die ewige Glückseligkeit, die im [[Leben nach dem Tod]] durch die unmittelbare [[Anschauung]] [[Gott]]es erreicht wird, das höchste Gut.
== Ausgewählte Werke ==


Als [[Eudämonismus]] wird eine philosophische Lehre bezeichnet, die im Glück des Einzelnen oder der Gemeinschaft die Sinnerfüllung menschlichen Daseins sieht. Vertreter dieser Lehre nennt man Eudämonisten.
* ''Grundlinien einer essentialen Wissenschaftstheorie. Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners im Spannungsfeld moderner Wissenschaftstheorien'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 1984


== Kritiken des Eudämonismus ==
* ''Komplementärmedizin - Schulmedizin. Der Wissenschaftsstreit am Ende des 20. Jahrhunderts'', Schattauer Vlg., Stuttgart/New York 1994


Die Übersetzung von '''Eudaimonie''' mit Begriffen wie „Glückseligkeit“, „gutem Leben“ oder „Wohlbefinden“ ist ungenau, da dem ethischen Konzept „Eudaimonie“ kein Wort im Deutschen entspricht. Aristoteles' Bestimmung des obersten Gutes ist unscharf und eine Vermengung von zwei Konzepten, die heute begrifflich exakt differenzierbar sind, nämlich subjektives „Wohlbefinden“ zum einen, objektiver Erfolg beim Erreichen bestimmter Ziele im Sinne der Realisierung eines erwünschten Weltzustandes zum anderen. Aristoteles' Konzept der Eudämonia wird von Antihedonisten oft auf die Erfolgskomponente reduziert. Dabei bleibt für Nicht-[[Nominalismus|Nominalisten]] aber die Frage offen, warum man Leute, die bestimmte Ziele erreichen, ohne sich darüber zu freuen, nicht einfach als erfolgreich statt glücklich bezeichnen sollte.
* ''Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung: Cognition-based Medicine'', Springer Vlg., Heidelberg/New York 2001


Über das, was tugendhaft ist, und was nicht, herrscht keine Einigkeit. Während die einen eine Handlung für moralisch gut halten, ist sie für andere schlecht. Diese Uneinigkeit kann nach Auffassung einiger Kritiker nicht überwunden werden, denn es gelte das als gut, was allgemein erstrebenswert ist, doch auch darüber lässt sich streiten. Für eine objektive Lehre des Guten und Bösen argumentiert dagegen beispielsweise das [[Naturrecht]], aber auch viele neuere realistische moralphilosophische Theorien.
* ''Phantomleib, Stigmatisation und Geistesforschung. Judith von Halle und die anthroposophische Christologie'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013


==Siehe auch==
== Weblinks ==
* [[Eudämonologie]]
* [[Aristoteles#Ethik|Aristoteles’ Ethik]],
** [[Nikomachische Ethik]],
** [[Eudemische Ethik]],
* [[Glück]]
* [[Zufriedenheit]]


==Weblinks==
* [http://www.ifaemm.de/F5_publi.htm Publikationen des IFAEMM]
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/ethics-virtue/#2}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Arzt]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Anthroposoph]]
<references />
 
[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
[[Kategorie:Eudämonismus]]
{{Wikipedia}}

Version vom 17. Februar 2015, 08:29 Uhr

Helmut Kiene (* 13. Juni 1952 in Nördlingen) ist ein anthroposophischer Arzt und Wissenschaftstheoretiker.

In seiner Jugend wurde er als Sportkletterer bekannt.

Helmut Kiene studierte Medizin in Freiburg mit anschließender Promotion. Heute lebt und arbeitet er im Schwarzwald als Facharzt für Innere Medizin und Onkologie. Zudem ist Helmut Kiene Leiter des Instituts für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie in Freiburg i.Br.(IFAEMM). Dieses Institut ist ein An-Institut der Universität Witten-Herdecke.

Durch zahlreiche Beiträge zur Wissenschaftstheorie und zur Praxis der anthroposophischen Medizin wurde Helmut Kiene in Wissenschaftskreisen bekannt.

Neuerdings tritt er als Verteidiger der stigmatisierten Anthroposophin Judith von Halle auf.

Ausgewählte Werke

  • Grundlinien einer essentialen Wissenschaftstheorie. Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners im Spannungsfeld moderner Wissenschaftstheorien, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1984
  • Komplementärmedizin - Schulmedizin. Der Wissenschaftsstreit am Ende des 20. Jahrhunderts, Schattauer Vlg., Stuttgart/New York 1994
  • Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung: Cognition-based Medicine, Springer Vlg., Heidelberg/New York 2001
  • Phantomleib, Stigmatisation und Geistesforschung. Judith von Halle und die anthroposophische Christologie, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013

Weblinks