Evolution und Kinderkrankheiten: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Evolution''' (von [[Latein|lat.]] ''evolvere'' = "hinauswälzen", "-rollen", sich "ent-wickeln") ist seit der Zeit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] die Bezeichnung für jede langsam und friedlich voranschreitende '''Entwicklung''' und bildet damit den [[begriff]]lichen Gegensatz zur [[Revolution]] ([[Latein|lat.]] ''revolutio'' = das "Zurückwälzen", die "Umdrehung"), die für einen plötzlichen, gewaltsamen Wandel steht.
'''Kinderkrankheiten''' werden in der [[Anthroposophische Medizin|Anthroposophischen Medizin]] als wichtige Krisen gesehen, die es dem noch jungen Organismus erlauben, ein gutes Immunsystem aufzubauen. Impfen schadet daher eher, als daß es nutzt. Jede einzelne [[Impfentscheidung]] sollte daher gemeinsam mit dem behandelnden Arzt gründlich überlegt und erst nach Abwägung aller relevanten Informationen getroffen werden.


== Die biologische Evolutionstheorie ==
Zugleich dienen die durchlebten '''Kinderkrankheiten''' dazu, den erworbenen Leib für das höhere geistig-seelische Gefüge zuzubereiten, damit schließlich ein gesunder Geist einem gesunden Körper einwohnen kann. Erbliche Belastungen werden dabei - soweit möglich - durch Einwirkung des [[Ich]] ausgeglichen.
[[Datei:Evolutionsgeschichte.png|mini|350px|Die Evolutionsgeschichte im Überblick]]
In der [[Biologie]], der [[Naturgeschichte|Natur]]- und [[Kulturgeschichte]] wird Evolution heute als die Entwicklung zu neuen, meist höher integrierten, komplexeren Formen im physikalisch-chemischen (Entwicklung des Weltalls und der Erde), biologischen (Entwicklung der Lebewesen) und kulturellen Bereich (Entwicklung der Kulturen) verstanden und als solche weitgehend im Sinne der modernen [[Charles Darwin|darwinistischen]] '''[[Evolutionstheorie]]''' auf rein [[materie]]ll bedingte Ursachen zurückgeführt. In Anlehnung daran ist nach der [[Systemtheorie]] die Evolution ein Prozess, bei dem durch Reproduktion oder Replikation von einem System Kopien hergestellt werden, die sich voneinander und von ihrem Ursprungssystem durch [[Zufall|zufallsbedingte]] Variation unterscheiden und bei dem nur ein Teil dieser Kopien auf Grund von Selektion für einen weiteren Kopiervorgang zugelassen werden. Anhand von [[Fossil]]ien kann die '''Evolutionsgeschichte''' an objektiven Fakten erhärtet werden.


[[Alfred Russel Wallace]] (1823-1913), der die wesentlichten Grundgedanken der Evolutionslehre zeitgleich und in vielen Punkten übereinstimmend mit [[Charles Darwin]] (1809-1882) entwickelte, wandte sich allerdings im Gegensatz zu Darwin entschieden gegen den bloßen Zufall, dem das [[Leben]] seine Entstehung und Entfaltung verdanken sollte, sondern postulierte ein organisierendes geistgeleitetes Lebens-Prinzip. Ziel und Zweck dieser Entwicklung ist für Wallace der [[Mensch]], der die verborgenen Kräfte dieser Entwicklung erkennen und daraus einen höchsten, überragenden Geist als dessen Ursache ableiten kann. In seinem [[1910]] erschienen Buch „''The World of Life''“ betonte er nachdrücklich:
== Der vererbte Leib als Modell, das überwunden werden muss ==


{{Zitat|Aber neben der Diskussion über diese und mehrere andere
{{GZ|Es ist eben tatsächlich der Mensch innerhalb
verwandte Themen ist die prominenteste Eigenschaft meines Buches,
seiner Erdenentwickelung nicht so stark geblieben, als er veranlagt
dass ich in eine populäre, aber kritische Untersuchung der
war, bevor die luziferischen und ahrimanischen Einflüsse da waren.
grundlegenden Probleme anstelle, die Darwin absichtlich von ''seinen'' Werken ausgeschlossen
Und so ist der Mensch darauf angewiesen, nicht sogleich beim Hereintreten
hat. Diese sind die Natur und die Ursachen des Lebens selbst; und
in die Erdenverhältnisse sich seinen physischen Leib von sich aus
insbesondere dessen fundamentalste und geheimnisvollste Kräfte: Wachstum und Reproduktion.
zu bilden, sondern er braucht eben ein Modell, jenes Modell, welches
heranwächst in den ersten sieben Lebensjahren. Da er sich nach diesem
Modell richtet, so ist es natürlich, daß von diesem Modell auch im
späteren Leben etwas an ihm bleibt, mehr oder weniger. Derjenige, der
als Mensch, welcher an sich selber wirkt, ganz und gar vom Modell
abhängig ist, der wird, wenn ich so sagen darf, vergessen, was er eigentlich
heruntergebracht hat, und wird sich ganz nach dem Modell richten.
Derjenige, der stärkere innere Kraft hat, durch seine früheren
Erdenleben erworben, er wird sich weniger nach dem Modell richten,
und man wird dann sehen können, wie er sich sehr bedeutend verändert
gerade im zweiten Lebensalter zwischen dem Zahnwechsel und
der Geschlechtsreife.


Ich bemühe mich zunächst, vorsichtig
Die Schule wird sogar die Aufgabe haben, wenn sie eine rechte
durch die Betrachtung der Struktur der Vogelfeder, durch
Schule ist, dasjenige im Menschen zur Entfaltung zu bringen, was er
die wunderbaren Umwandlungen der höheren Insekten, und,
heruntergetragen hat aus den geistigen Welten in das physische Erdendasein.
noch spezieller an den hoch ausgearbeiteten Flügelschuppen der
So daß also dasjenige, was der Mensch dann weiter im Leben
Lepidoptera<ref>[[Schmetterlinge]]</ref> (als leicht zugängliche Beispiele für das, was in jedem
mit sich trägt, mehr oder weniger die Vererbungsmerkmale enthält,
Teil der Struktur jedes Lebewesens vorgeht) zu zeigen, dass eine
je nachdem er sie überwinden kann oder nicht überwinden kann.
absolute Notwendigkeit für ein organisierendes und dirigierendes Lebens-Prinzip besteht, um solche
Nun, sehen Sie, meine lieben Freunde, alle Dinge habe ihre geistige
komplexe Auswüchse zu ermöglichen. Ich argumentiere, dass sie erstens unbedingt eine kreative Kraft implizieren, die diese Wunder ermöglichte; als nächstes einen lenkenden Geist, der für jeden Schritt dessen verlangt wird, was wir als Wachstum bezeichnen,
Seite. Was der Mensch da hat als seinen Körper in den ersten sieben
und betrachte oft einen so einfachen und natürlichen Prozeß, der keiner Erklärung bedarf; und endlich einen letzten Zweck für die Existenz der ganzen weiten Lebenswelt auf ihrem langen Weg der Evolution durch die Äonen der geologischen Zeit. Für diesen Zweck, der alleine
Lebensjahren, das ist eben einfach ein Modell, nach dem er sich richtet.
viele Geheimnisse ihrer Evolution erhellt, halte ich die Entwicklung des Menschen, als das eine krönende Resultat der
Entweder es gehen seine geistigen Kräfte in einem gewissen Grade in
ganzen kosmischen Prozesser der Lebensentwicklung; das einzige Wesen, dass die Natur einigermaßen verstehen kann; das ihre Handlungsweisen wahrnehmen und verfolgen kann; das die überall tätigen verborgenen Kräfte und Bewegungen
dem unter, was ihm da durch das Modell aufgedrängt wird, und er
schätzen und daraus einen höchsten und überragenden Geist als dessen notwendige Ursache ableiten kann.
bleibt ganz vom Modell abhängig, oder er arbeitet in den ersten sieben
Lebensjahren durch das Modell dasjenige durch, was das Modell verändern
will. Dieses Arbeiten, dieses Durcharbeiten findet seinen äußeren
Ausdruck. Denn es handelt sich ja nicht bloß darum, daß da gearbeitet
wird und daß dieses hier das ursprüngliche Modell ist; sondern
das ursprüngliche Modell löst sich ja los, schuppt sich ab sozusagen,
fällt ab, wie die ersten Zähne abfallen; alles fällt ab. (Siehe Zeichnung,
hell.) Es handelt sich da wirklich darum, daß von der einen Seite die
Formen, die Kräfte das Modell drücken; auf der anderen Seite will
der Mensch ausprägen, was er heruntergebracht hat. Das gibt einen
Kampf in den ersten sieben Lebensjahren. Vom geistigen Gesichtspunkte
aus gesehen, bedeutet dieser Kampf dasjenige, was dann äußerlieh symptomatisch in den Kinderkrankheiten zum Ausdrucke kommt.
Kinderkrankheiten sind der Ausdruck dieses inneren Kampfes.


Für diejenigen, die eine solche Ansicht akzeptieren, wie ich sie angegeben habe,
[[Datei:GA235 087.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 235, S. 87 (Tafel 8)]]
zeige ich, wie stark sie durch eine lange Reihe von Fakten und Korrelationen unterstützt wird,
die wir kaum als rein zufällig betrachten können. Solche sind die unendlich vielfältigen Produkte der
Lebewesen, die den Zwecken des Menschen dienen, und einzig dem Menschen -
nicht nur um seine materiellen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern auch um
seine höheren Bedürfnisse und Gefühle und die vielen Fortschritte in den Künsten und in der Wissenschaft zu ermöglichen, die wir
als die höchsten Beweise für seine Überlegenheit und seine fortschreitende Zivilisation ansehen.|[[Wikipedia:Alfred Russel Wallace|Alfred Russel Wallace]]|''The World of Life'', Vorwort ([http://archive.org/stream/worldoflifemanif00walliala#page/n9/mode/2up englischer Originaltext])}}


Auch die Vertreter des [[Intelligent Design]], dessen grundlegende Ideen von einer Gruppe konservativer amerikanischen [[Kreationismus|Neokreationisten]] formuliert wurden, führen die gegenwärtigen Eigenschaften des [[Universum]]s und des [[Leben]]s auf Erden auf eine nichtmaterielle [[Intelligenz|intelligente]] Ursache zurück. Die wesentlichen Vordenker des Intelligent Design, die vorwiegend dem christlich-konservativen [[Wikipedia:Discovery Institute|Discovery Institute]] in [[Wikipedia:Seattle|Seattle]] ([[Wikipedia:Washington (Bundesstaat)|Washington]]) angehören, identifizieren den ''intelligenten Designer'' mit dem christlichen [[Gott]] selbst.
Es treten natürlich bei den Menschen ähnliche Formen des Erkranktseins
auch später auf. Das ist dann der Fall, wenn die Sache zum Beispiel
so ist, daß jemand in den ersten sieben Lebensjahren es nicht sehr
gut dazu gebracht hat, das Modell zu überwinden. Dann kann in einem
späteren Lebensalter ein innerer Drang auftauchen, nun doch das, was
da karmisch in ihm geblieben ist, herauszubekommen. Er kann in seinem
achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre plötzlich
innerlich aufgerüttelt werden, gegen das Modell nun erst recht anstoßen,
und bekommt dann eine Kinderkrankheit.


{{GZ|Da sei auf zwei Forscher aufmerksam gemacht, die beide
Nun kann man schon, wenn man einen Blick dafür hat, sehen, wie
auf dem Boden der Entwicklungsgeschichte, auf dem Boden
bei manchen Menschenkindern das stark auftritt, daß sie sich nach
der Naturwissenschaft standen. Beide Forscher faßten den
dem siebenten, achten Jahre wesentlich ändern, ändern in der Physiognomie,
Hervorgang der einzelnen lebendigen Organismen auseinander
ändern in den Gesten. Man weiß nicht, woher gewisse
so auf, wie die Darwinianer die Sache auch auffassen,
Dinge kommen. Heute, wo man in der allgemeinen Zivilisationsansicht
aber sie nahmen nur den Menschen aus. Sie waren sich klar,
so außerordentlich an der Vererbung hängt, ist das schon sogar in die
daß man die auf die Tierwelt anzuwendenden Gesetze nicht
Redensarten übergegangen. Plötzlich tritt im achten, neunten Lebensjahre
auf den Menschen anzuwenden habe, sondern daß man,
bei einem Kinde etwas auf, was sehr organisch begründet ist. Der
wie man sein Körperliches aus dem Physischen, so sein
Vater sagt: Na, von mir hat er das nicht. - Die Mutter sagt: Nun, von
Geistig-Seelisches aus einem Geistig-Seelischen herleiten
mir erst recht nicht! - Das rührt natürlich von dem allgemeinen Glauben
müsse. Darüber waren sich beide vollständig klar. Sie waren
heute her, der in das elterliche Bewußtsein übergegangen ist, daß
ebenso gute Naturforscher wie Erkenner des Geistigen, aber
die Kinder alles von den Eltern haben müßten.
ihre Denkgewohnheiten standen unter denjenigen der naturwissenschaftlichen
Richtung. Sie dachten wie man als echter
Naturwissenschaftler denkt. Wie dachte der eine, [[Mivart]],
und wie dachte der andere, [[Wallace]], ein Zeitgenosse [[Darwin]]s,
über die eigentlichen Vorgänge in der Entwickelung?


Wallace sagte sich, der Mensch könne nicht so einfach in
Auf der anderen Seite ist ja auch das, daß dann auch gesehen werden
die Tierreihe hineingestellt werden. Schon aus dem Grunde
kann, wie Kinder unter Umständen in diesem zweiten Lebensalter
nicht, weil schon im äußeren Bau des Gehirnes ein beträchtlicher
sogar ähnlicher werden ihren Eltern, als sie früher waren. Ja, aber da
Unterschied zwischen dem Menschen und dem höchstentwickelten
müssen Sie nur in ganz vollem Ernste nehmen, wie der Mensch herunterkommt
Affen vorhanden sei, wenn man auch nur den
in die physische Welt.|235|85ff}}
Wilden ins Auge fasse, und weil das Affengehirn gegenüber
dem Gehirn des Wilden viel zu unvollkommen sei,
wenn nur im geraden Fortgange der Entwickelung der
Mensch sich aus dem Affen entwickelt haben soll.
Der andere Forscher, Mivart, fand, daß die Kulturstufe
des wilden Menschen gar nicht äußerlich verschieden sei von
der Entwicklungsstufe des höchstentwickelten Affen. Wenn
man aber die geistigen Betätigungen des Wilden und dagegen
die Betätigungen des höchstentwickelten Affen ins
Auge fasse, so müsse man voraussetzen, da die Gehirne der
beiden so viel Ähnlichkeit miteinander haben, daß der
Mensch deshalb nicht in die Tierreihe gehöre. Wenn man
wieder die Gehirne ins Auge fasse, so sehe man ganz klar,
daß sich das Gehirn des Menschen nicht aus dem Affengehirn
entwickelt hat durch Anpassung an äußere Verrichtungen,
sondern es entwickle durch die Zivilisation alle
Möglichkeiten schon so, daß es nur so scheine, als ob schon
alles veranlagt wäre, damit es einmal das Werkzeug der
Zivilisation werden könnte.


Also weil das Affengehirn und das Menschengehirn so
{{GZ|Der Mensch hat einschließlich der
stark voneinander abweichen, glaubt der eine, Wallace,
sogenannten Milchzähne, wenn er physisch zur Welt kommt, einen
annehmen zu müssen, daß keine Verwandtschaft des Menschen
Körper, der ein Ergebnis der Vererbungsentwickelung ist. Er hat einen
mit der Tierreihe bestünde. Und gerade die Ähnlichkeit
Körper bekommen, der das Ergebnis ist desjenigen, was in der ganzen
der geistigen Eigenschaften bei beiden war für Wallace
Reihe der Aszendenten liegt. Daher kommt der physische Körper der
ein Beweis für das, was er sagte. Für Mivart, seinen Zeitgenossen,
ersten sieben Jahre, wenn wir es in Zahlen ausdrücken. Vom siebenten
war das gerade Umgekehrte vorhanden; er war
bis vierzehnten Jahre hat der Mensch auch einen Körper, der ist aber
der Ansicht, wenn man die geistigen Eigenschaften des
nicht hervorgegangen durch eine Umwandlung aus dem ersten, da hat
wilden Menschen mit dem höchststehenden Affen vergleiche,
eingegriffen dasjenige, was der Mensch sich mitgebracht hat auf die
so trete ein so großer Unterschied hervor, daß man wegen
Erde. Nun müssen Sie sich die Sache so vorstellen. Der Mensch hat
dieses Unterschiedes keine Stammverwandtschaft zwischen
seinen Körper gehabt. Dieser Körper, den er aus der Vererbungslinie
dem Wilden und dem Affen annehmen könne.
heraus hat, der ist ein Modell, den hat er als Modell. Nun nimmt er die
irdische Substanz in diesen Körper hinein. Diese irdische Substanz, die
der Mensch in seinen Körper hineinnimmt in den ersten sieben Jahren,
die würde er zu einer ganz andern Form verarbeiten, wenn er nur
arbeiten würde nach den Kräften, die er sich mitbringt aus dem vorirdischen
Dasein. Er würde eine ganz andere Wesensgestalt hervorrufen.
Er kommt nicht hinein, wenn er geboren wird, mit der Tendenz,
einen solchen Menschen zu gestalten mit Augen, Ohren, Nase, wie der
ist, der auf der Erde steht. Er kommt hinein mit der Tendenz, den
Menschen so zu gestalten, daß er im Grunde genommen sehr wenig
durch seine vorirdische Wesenheit vom Kopf aus gestaltet wird. Gerade
auf das übrige wird die größte Sorgfalt verwendet. Das, was im
Embryonalleben verkümmert ist, wird ausgebildet im Astralischen, in
der Ich-Organisation, so daß man, wenn man den physischen Embryo
hat, sagen muß: Dieses Physische im Embryo, das ist allerdings wunderbar
ausgebildet, aber daran hat der vorirdische Mensch zunächst
den wenigsten Anteil. - Dagegen hat der Mensch, der vorirdische
Mensch den größten Anteil an alldem, was rund herum ist. Dadrinnen
lebt der vorirdische Mensch, in dem, was im Physischen eigentlich
abgebaut wird und als Abgebautes, Chorion, Amnion und so weiter,
weggeht. Dadrinnen lebt der vorirdische Mensch. Nun können Sie,
wenn Sie es sich schematisch vorstellen, es sich so vorstellen, daß
zunächst Kosmisches nachgebildet wird. Das will eigentlich der
Mensch machen, wenn er heruntersteigt aus dem vorirdischen in das
irdische Dasein. Warum macht er es nicht? Weil ein Modell gegeben
ist. Und nach diesem Modell arbeitet er nun mit den aufgenommenen
Substanzen während der ersten sieben Jahre das Vorirdische um. Er
möchte eigentlich ein mehr Kugeliges gestalten und einen kugelig
organisierten Menschen hervorrufen. Das wird umgearbeitet nach dem
Modell. Und so arbeitet das Vorirdische diesen zweiten physischen
Menschen, der dann vom siebenten bis vierzehnten Jahre da ist, heraus
aus den vorirdischen Kräften, zunächst aber, indem er sich an das
Modell hält, das von den Vererbungskräften herkommt.


Wir sehen also zwei Naturforscher, beide an naturwissenschaftliches
Nun sehen Sie, da haben Sie zwei auch wirklich unterscheidbare
Denken gewöhnt, die beide aus entgegengesetzten
Kraftentitäten im Menschen. Wie können Sie diese Kraftentitäten verstehen?
Gründen das annehmen, was ihre Meinung ist;
Nehmen Sie sich jetzt zur Hand mit dem Blick und mit dem
der eine, weil die Eigenschaften des Wilden und des höchststehenden
Empfinden des Mediziners den Umriß der «Geheimwissenschaft» und
Affen so ähnlich, der andere, weil sie so verschieden
lesen Sie darin da, wo von der Erdentwickelung die Rede ist, wie man
sind. Wenn nun schon zwei Forscher, die beide
es zuerst zu tun hatte mit einer Saturnentwickelung, dann mit einer
dazu neigen, den Menschen vom Geistigen abzuleiten, in
Sonnenentwickelung, dann mit einer Mondentwickelung, mit einer
bezug auf ihre Beweisgründe so durch das beirrt werden
Erdentwickelung und so weiter. Wenn Sie dort die Beschreibung
können, was sich an Fülle der Tatsachen ausbreitet, wie
dieser Entwickelung verfolgen, werden Sie sich sagen müssen: bis zur
sollte erst der, welcher noch mehr vorurteilsvoll in den
Sonne herüber ist alles eins; da ist Sonne, Mond und Erde eins, sind
Denkgewohnheiten des bloß materialistischen Denkens befangen
zusammen in eins. Eine Trennung von Erde und Sonne, eine Trennung
ist, nicht noch mehr durch die Fülle der Tatsachen
von Erde und Mond kommt erst da, so daß also bis in die Mitte dieser
unfähig sein, aus diesen Tatsachen und Gesetzen selber heraus
Entwickelung der Mensch im Kosmos lebt. Er lebt in Sonne und
zum Geistigen zu kommen!
Mond sowie in der Erde. Er lebt dann nach der Sonnentrennung
außerhalb der Sonne, nach der Mondentrennung außerhalb des Mondes.
Nun, auf die menschliche Natur wirkten also bis zur Sonnentrennung
die kosmischen Kräfte, auch diejenigen, die heute außerhalb der
Erde sind, im Mond, in der Sonne. Sie wirkten im Menschen, weil der
Mensch angehörte dieser Welt, in der noch Sonne und Mond darinnen
waren. Dann kam eine Entwickelung für den Menschen, die so vor
sich ging, daß eben Sonne und Mond draußen sind.


Die Naturwissenschaft führt uns eben nur von Tatsache
Aber nun ist es so: Nehmen Sie an, hier ist eine Entwickelung, die
zu Tatsache. Haben wir die Geisteswissenschaft, dann kann
unten in sich enthält alles dasjenige, was heute irdisch ist und auch dasjenige,
aus dieser Geisteswissenschaft gerade das Naturwissenschaftliche
was sonnen- und mondhaft ist; später emanzipiert sich das, was außerirdisch
begriffen und ins rechte Licht gerückt werden. Niemals
ist, von dem, was irdisch ist. Das, was irdisch ist, ging nun
aber können die Gesetze der Geisteswissenschaft aus der
weiter in seiner eigenen Linie; es vertrocknete, es verhärtete, verphysizierte,
Naturwissenschaft heraus irgendwie gefunden werden. Daher
und das finden Sie heute in der Vererbungsströmung, das ist
müßte es immer mehr und mehr geschehen, daß der
grob geworden in der Vererbungsströmung. Das, was er [der Mensch]
menschlichen Seele ihre ganze geistige Nahrung entzogen
angenommen hat nach der Trennung von Sonne und Mond, finden Sie
würde, wenn sie darauf angewiesen bliebe, «wissenschaftlich
in dem, was er verdankt dem Hereinwirken der Kräfte aus dem Kosmos
» nur das gelten zu lassen, was die Naturwissenschaft
- das ist die Sache -, so daß Sie also ein Modell bekommen für
hervorbringt. Die Naturwissenschaft selbst wird gerade dadurch
das Erarbeiten Ihres zweiten Menschen, ein Modell, das eigentlich ein
ihre Größe und Bedeutung erlangen, daß sie sich in
uraltes Künstlerisches darstellt, was Ihnen Vater und Mutter geben,
ihren Grenzen hält.|62|97ff}}
das entstehen konnte, als noch Sonne und Mond mit der Erde verbunden
waren. Da bildeten sich die Kräfte heraus, die eigentlich dem
Menschen seine irdische Konfiguration geben, denn Sie werden leicht
begreifen, diese menschliche Konfiguration ist eine irdische. Denken
Sie sich einmal weg von der Erde mit der menschlichen Wesenheit.
Was wollen Sie mit ihr dann anfangen? Sie wären höchst unglücklich,
wenn Sie nach dem Tode so etwas wie Beine gebrauchen sollten. Beine
haben nur einen Sinn, wenn durch sie die Anziehungskräfte der Erde
gehen, wenn wir die Beine hineinbringen in die Anziehungskräfte der
Erde, Beine haben nur für die Erde eine Bedeutung, ebenso Arme und
Hände. Also ein ganzer Teil der Organisation hat nur einen Sinn, so
wie er ausgebildet wird, wenn wir Erdenmenschen sind. Was wir sind
als Erdenmenschen, hat keinen Sinn gegenüber dem Kosmos. Daher,
indem wir ankommen auf der Erde als geistig-seelische Wesen, wollen
wir eben eine ganz andere Organisation bilden. Wir wollen einen
Umkreis bilden, wir wollen in diesem Umkreis allerlei Konfigurationen
hervorrufen, aber wir wollen nicht diesen Menschen, mit dem
man im Kosmos nichts anfangen könnte. Der wird uns nun als
Modell gegeben und wir richten den zweiten Menschen nach diesem
Modell ein.


== Die Evolution aus anthroposophischer Sicht ==
Daher hat man es zu tun in dieser ersten Lebenszeit des Menschen
mit einem fortwährenden Kampf desjenigen, was von uns aus dem
vorigen Leben kommt und demjenigen, was aus der Vererbungsentwickelung
kommt. Das kämpft miteinander. Der Ausdruck dieses
Kampfes sind die Kinderkrankheiten. Und denken Sie nur, wie innig
verbunden das ganze menschliche innere seelisch-geistige Sein während
der ersten Kindheit mit der physischen Organisation ist. So wie
Sie sehen, wenn die zweiten Zähne herauskommen, wie der zweite
Zahn den ersten noch abstößt, wie sie miteinander noch wirtschaften,
so wirtschaftet der ganze zweite Mensch mit dem ersten. Nur im
zweiten Menschen ist der überirdische Mensch darinnen, im ersten ein
fremdartiges irdisches Modell. Die arbeiten ineinander. Und wenn Sie
das Ineinanderarbeiten in der richtigen Weise beobachten, sehen Sie
dann nur einmal, wie der innere Mensch, der als geistig-seelischer im
vorirdischen Dasein da war, wenn der für eine Zeitlang eine zu starke
Oberhand hat, wie der besonders stark ins Physische hineinarbeiten,
nach dem Modell sich stark richten muß und wie er dann dieses verletzt,
indem er überall anschlägt und sagt: ich will diese Form herauskriegen
- dann stellt sich der Kampf als Scharlach heraus. Ist der innere
Mensch so zart, daß er fortwährend zurückweicht, daß er die
Substanzen, die aufgenommen werden, mehr nach sich formen will,
und bekämpft er das Modell, so stellt sich der Kampf als Masern
heraus. Und so drückt sich gerade dasjenige, was ein gegenseitiger
Kampf ist, in den Kinderkrankheiten aus. Und man versteht auch nur
das, was dann später eintritt, in der richtigen Weise, wenn man diese
Dinge entsprechend berücksichtigen kann.


Die [[anthroposophisch]]e [[Geisteswissenschaft|Geistesforschung]] geht über diese im Allgemeinen verbleibenden Ansätze hinaus und deckt konkret die komplexen [[geist]]igen ''und'' [[materie]]llen Hintergründe der Entwicklung auf, die am umfassendsten durch die sogenannten [[Sieben planetarische Weltentwicklungsstufen|sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen]] beschrieben werden. Evolution bedeutet aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht, dass ein [[geist]]ig [[schöpferisch]] [[Wesenhaft]]es schrittweise immer deutlicher in die äußere [[sinnlich]]-[[materiell]]e [[Erscheinung]] tritt. Die notwendige Gegenbewegung dazu ist die [[Involution]], durch die sich das Geistige wieder schrittweise aus der äußeren Erscheinung zurückzieht ([[#Evolution, Involution, Schöpfung aus dem Nichts|siehe unten]]).
Natürlich ist es für den Materialisten furchtbar leicht zu sagen: Ach
was, das ist alles dummes Zeug. Denn man sieht ja, daß die Kinder
nicht nur ähnlich sind ihren Eltern und Voreltern bis zum Zahnwechsel,
sondern später sind sie auch noch ähnlich. Ein Unsinn ist das. Der
eine ist eben schwächer, richtet sich mehr nach den Vererbungskräften,
macht seinen zweiten Menschen dem Modell ähnlicher, und so sieht
das dann natürlich so aus; aber er hat das selber gemacht, indem er sich
mehr nach dem Modell richtet. Dagegen haben wir auch Menschen,
die nach dem Zahnwechsel sehr unähnlich werden dem, was sie vorher
waren. Dann ist das stark, was von dem vorirdischen geistig-seelischen
Leben herrührt, und sie halten sich weniger an das Modell. Und so
handelt es sich darum, diese Dinge einfach im richtigen Zusammenhang
anzuschauen.|316|146ff}}


<div style="margin-left:20px">
== Literatur ==
"Aber wenn Sie wirklich meine Schriften verfolgen, so
werden Sie sehen, daß ich dem Darwinismus immer gerecht geworden
bin, aber eben gerade dadurch gerecht werden konnte, daß ich
ihm entgegengestellt habe den Goetheanismus, die Auffassung von
der Entwickelung des Lebens. Das, was man Deszendenztheorie
nennt, auf der einen Seite im Sinne des Darwinismus, auf der andern
Seite im Sinne des Goetheanismus, diese Dinge versuchte ich immer
miteinander zu verbinden. Warum? Weil im Goetheanismus die
aufsteigende Linie lebt, das Herausheben der organischen Entwickelung
aus dem bloß physikalischen, physischen Dasein.
 
Wie oft habe ich auf das Gespräch zwischen Goethe und Schiller
hingewiesen, wo Schiller, als Goethe seine Urpflanze aufzeichnete,
sagte: Das ist keine Empirie, das ist keine Erfahrung, das ist eine
Idee. - Da sagte Goethe: Dann habe ich meine Idee vor Augen! -,
weil er überall das Geistige sah. Da haben wir eine Entwickelungslehre
bei Goethe veranlagt, die den Keim in sich trägt, zu den höchsten
Sphären heraufgehoben zu werden, angewendet zu werden für
Seele und Geist. Wenn Goethe auch nur für die organische Entwikkelung
in der Metamorphosenlehre den Anfang gemacht hat, wir
haben die Evolution des Geistes, zu der die Menschheit von diesem
fünften nachatlantischen Zeitraum an kommen muß, weil der
Mensch sich verinnerlicht, wie ich es in diesen Betrachtungen dargestellt
habe. Goetheanismus kann eine große Zukunft haben,
denn die ganze Anthroposophie liegt in seiner Linie. Darwinismus
betrachtet die physische Entwickelung von der physischen Seite her:
äußere Impulse, Kampf ums Dasein, Selektion und so weiter und
stellt damit die absterbende Entwickelung dar, alles dasjenige, was
man finden kann über das organische Leben, wenn man sich den
Impulsen überläßt, die in früheren Zeiten groß geworden sind. Will
man Darwin verstehen, so muß man nur synthetisch zusammenfassen
alle Gesetze, die früher aufgefunden worden sind. Will man
Goethe verstehen, muß man sich aufschwingen zu neuen und immer
neuen Gesetzmäßigkeiten im Dasein. Beides ist notwendig. Der
Fehler besteht nicht darin, daß es einen Darwinismus gibt oder daß
es einen Goetheanismus gibt, sondern darin, daß die Menschen dem
einen oder dem andern und nicht dem einen und dem andern anhängen
wollen. Das ist es, worauf es ankommt." {{Lit|{{G|177|223f}}}}
</div>
 
Entwicklung verläuft in Zyklen und setzt keinen Anfang und kein Ende voraus:


{{GZ|Entwickelung setzt keinen Anfang und kein Ende voraus. Entwickelung
* Walter Holtzapfel: ''Krankheitsepochen der Kindheit'', Fischer TB Vlg., Frankfurt a.M. 1988
verläuft in Zyklen ohne Wiederholung, immer Neues wird
* Wolfgang Goebel/Michaela Glöckler/Karin Michael: ''Kindersprechstunde: Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 2015
eingefügt im zyklischen Fortschritt. Endlicher Anfang oder Ende ist
* Michael Stellmann/Georg Soldner: ''Kinderkrankheiten natürlich behandeln'', Gräfe und Unzer Vlg., München 2014
ein Majaschluß, abstrahiert von sinnlichen Vorgängen.|110|188}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band'', [[GA 235]] (1994), ISBN 3-7274-2350-1 {{Vorträge|235}}
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
[[Rudolf Steiner]] baut konsequent auf die Vorarbeit auf, die [[Goethe]] mit seiner [[Metamorphosenlehre]] geleistet hat. Goethe ging davon aus, dass in jedem [[Lebewesen]] ein [[Idee|ideelles]] [[Urbild]] wirkt, das er [[Typus]] nannte. Der allen [[Pflanzen]] gemeinsame Typus ist die [[Urpflanze]], der in den [[Tier]]en wirkende Typus ist das [[Urtier]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Was versteht Goethe unter diesem Typus? Er hat sich darüber
klar und unzweideutig ausgesprochen. Er sagt, er fühlte die Notwendigkeit:
«einen Typus aufzustellen, an welchem alle Säugetiere
nach Übereinstimmung und Verschiedenheit zu prüfen
wären, und wie ich früher die Urpflanze aufgesucht, so trachtete
ich nunmehr das Urtier zu finden, das heißt denn doch zuletzt:
den Begriff, die Idee des Tieres». Und ein anderes Mal mit noch
größerer Deutlichkeit: «Hat man aber die Idee von diesem Typus
gefaßt, so wird man recht einsehen, wie unmöglich es sei, eine
einzelne Gattung als Kanon aufzustellen. Das Einzelne kann kein
Muster des Ganzen sein, und so dürfen wir das Muster für alle
nicht im Einzelnen suchen. Die Klassen, Gattungen, Arten und
Individuen verhalten sich wie die Fälle zum Gesetz: sie sind
darin enthalten, aber sie enthalten und geben es nicht.» Hätte man
also Goethe gefragt, ob er in einer bestimmten Tier- oder Pflanzenform,
die zu irgendeiner Zeit existiert hat, seine Urform, seinen
Typus verwirklicht sehe, so hatte er ohne Zweifel mit einem
kräftigen Nein geantwortet. Er hätte gesagt: So wie der Haushund,
so ist auch der einfachste tierische Organismus nur ein
Spezialfall dessen, was ich unter Typus verstehe. Den Typus findet
man überhaupt nicht in der Außenwelt verwirklicht, sondern er
geht uns als Idee in unserem Innern auf, wenn wir das Gemeinsame
der Lebewesen betrachten. Sowenig der Physiker einen einzelnen
Fall, eine zufällige Erscheinung zum Ausgangspunkte seiner
Untersuchungen macht, sowenig darf der Zoologe oder Botaniker
einen einzelnen Organismus als Urorganismus ansprechen.
Und hier ist der Punkt, an dem es klar werden muß, daß der
neuere Darwinismus weit hinter Goethes Grundgedanken zurückbleibt.
Diese wissenschaftliche Strömung findet, daß es zwei Ursachen
gibt, unter deren Einfluß eine organische Form sich in
eine andere umformen kann: die Anpassung und den Kampf ums
Dasein. Unter Anpassung versteht man die Tatsache, daß ein
Organismus infolge von Einwirkungen der Außenwelt eine Veränderung
in seiner Lebenstätigkeit und in seinen Gestaltverhältnissen
annimmt. Er erhält dadurch Eigentümlichkeiten, die seine
Voreltern nicht hatten. Auf diesem Wege kann sich also eine Umformung
bestehender organischer Formen vollziehen. Das Gesetz
vom Kampf ums Dasein beruht auf folgenden Erwägungen. Das
organische Leben bringt viel mehr Keime hervor, als auf der Erde
Platz zu ihrer Ernährung und Entwickelung finden. Nicht alle
können zur vollen Reife kommen. Jeder entstehende Organismus
sucht aus seiner Umgebung die Mittel zu seiner Existenz. Es ist
unausbleiblich, daß bei der Fülle der Keime ein Kampf entsteht
zwischen den einzelnen Wesen. Und da nur eine begrenzte Zahl
den Lebensunterhalt finden kann, so ist es natürlich, daß diese
aus denen besteht, die sich im Kampf als die stärkeren erweisen.
Diese werden als Sieger hervorgehen. Welche sind aber die Stärkeren?
Ohne Zweifel diejenigen mit einer Einrichtung, die sich
als zweckmäßig erweist, um die Mittel zum Leben zu beschaffen.
Die Wesen mit unzweckmäßiger Organisation müssen unterliegen
und aussterben. Deswegen, sagt der Darwinismus, kann es nur
zweckmäßige Organisationen geben. Die anderen sind einfach im
Kampf ums Dasein zugrunde gegangen. Der Darwinismus erklärt
mit Zugrundelegung dieser beiden Prinzipien den Ursprung der
Arten so, daß sich die Organismen unter dem Einfluß der Außenwelt
durch Anpassung umwandeln, die hierdurch gewonnenen
neuen Eigentümlichkeiten auf ihre Nachkommen verpflanzen und
von den auf diese Weise umgewandelten Formen immer diejenigen
sich erhalten, welche in dem Umwandlungsprozesse die zweckentsprechendste
Gestalt angenommen haben.
 
Gegen diese beiden Prinzipien hätte Goethe zweifellos nichts
einzuwenden. Wir können nachweisen, daß er beide bereits gekannt
hat. Für ausreichend aber, um die Gestalten des organischen
Lebens zu erklären, hat er sie nicht gehalten. Sie waren ihm äußere
Bedingungen, unter deren Einfluß das, was er Typus nannte,
besondere Formen annimmt und sich in der mannigfaltigsten
Weise verwandeln kann. Bevor sich etwas umwandelt, muß es
aber erst vorhanden sein. Anpassung und Kampf ums Dasein
setzen das Organische voraus, das sie beeinflussen. Die notwendige
Voraussetzung sucht Goethe erst zu gewinnen. Seine 1790
veröffentlichte Schrift «Versuch, die Metamorphose der Pflanzen
zu erklären» verfolgt den Gedanken, eine ideale Pflanzengestalt
zu finden, welche allen pflanzlichen Wesen als deren Urbild zugrunde
liegt. Später versuchte er dasselbe auch für die Tierwelt." {{Lit|{{G|030|73ff}}}}
</div>
 
{{GZ|Besonders an der Weltanschauungsströmung, die sich als
neuere Entwicklungslehre von Lamarck, über Lyell und
andere bis zu Darwin und den gegenwärtigen Ansichten
von den Lebenstatsachen zieht, kann die Bedeutung eingesehen
werden, welche der Gesichtspunkt des schauenden
Bewußtseins hat. Diese Entwicklungslehre sucht das Aufsteigen
der höheren Lebensformen aus den niederen darzustellen.
Sie erfüllt damit eine Aufgabe, die grundsätzlich in
sich berechtigt ist. Allein sie muß dabei so verfahren, wie
die Menschenseele im Traumbewußtsein mit den Traumerlebnissen
verfährt; sie läßt das Folgende aus dem Früheren
hervorgehen. In ''Wirklichkeit'' sind aber die treibenden
Kräfte, die ein folgendes Traumbild aus dem früheren hervorzaubern,
in dem Träumenden und nicht in den Traumbildern
zu suchen. Dies zu empfinden, ist erst das wachende
Bewußtsein in der Lage. Das schauende Bewußtsein
kann sich nun ebensowenig zufrieden geben, in einer
niederen Lebensform die wirksamen Kräfte zu suchen für
das Entstehen einer höheren, wie sich das Wachbewußtsein
dazu hergeben kann, einen Folgetraum aus einem vorhergehenden
Traum wirklich hervorgehen zu lassen, ohne auf
den Träumenden zu sehen. Das in der wahren Wirklichkeit
sich erlebende Seelenwesen schaut das Seelisch-Geistige,
das es wirksam in der gegenwärtigen Menschennatur findet,
auch schon wirksam in den Entwickelungsformen,
welche zu dem gegenwärtigen Menschen geführt haben. Es
wird nicht anthropomorphistisch in die Naturerscheinungen
die gegenwärtige Menschenwesenheit hineinträumen;
aber es wird das Geistig-Seelische, das durch schauendes
Bewußtsein im gegenwärtigen Menschen erlebt wird, wirksam
wissen in allem Naturgeschehen, das zum Menschen
geführt hat. Es wird so erkennen, daß die dem Menschen
offenbar werdende Geistwelt den Ursprung enthält auch
der Naturbildungen, die dem Menschen vorangegangen
sind.|20|176f}}
 
== Evolution, Involution, Schöpfung aus dem Nichts ==
 
<div style="margin-left:20px">
"So haben wir bei allem [[Werden]] dreierlei zu beachten: Zuerst die
Entfaltung aus einem gleichsam eingewickelten Zustande heraus;
wir nennen das Entwickelung oder Evolution. Dann muß, was im
Keime liegt, entstehen durch den umgekehrten Prozeß, die Einwickelung
oder Involution. Diese beiden Prozesse allein geben aber
noch keinen Fortschritt. Einzig und allein dadurch, daß ein Wesen
imstande ist, Einflüsse von außen aufzunehmen und zu inneren Erlebnissen
zu verarbeiten, kann ein Neues, ein Fortschritt in der Welt
entstehen. Das ist das Dritte; man nennt es [[Schöpfung aus dem Nichts]]. Fortwährend entwickeln Sie, was in Ihnen von früher her
veranlagt ist, fortwährend nehmen Sie etwas aus Ihrer Umwelt auf,
das Sie umgestalten zu Erlebnissen, und das tragen Sie dann in eine
neue Verkörperung hinein. In allem Leben wirkt die Dreiheit von
Evolution, Involution und Schöpfung aus dem Nichts. Beim Menschen
haben wir diese Schöpfung aus dem Nichts in der Arbeit seines
Bewußtseins. Er erlebt die Vorgänge in seiner Umwelt und verarbeitet
sie zu Ideen, Gedanken und Begriffen. Veranlagungen stammen
aus früheren Verkörperungen, aber aller Fortschritt im Leben
beruht darauf, daß neue Gedanken und neue Ideen produziert werden.
Die Verhältnisse der Umgebung werden «konsumiert», und die
inneren Erlebnisse führen zu neuen Gedanken und Ideen. Daher ist
Drei die Zahl des Lebens, man nennt sie die Zahl der Schöpfung
oder des Wirkens." {{Lit|{{G|101|259f}}}}
</div>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Evolution}}
* {{WikipediaDE|Evolution}}
 
== Literatur ==
*[[Alfred Russel Wallace]]: ''The World of Life; A Manifestation of Creative Power, Directive Mind and Ultimate Purpose.'' Chapman & Hall, London 1910
* [[Eva Jablonka]], Marion J. Lamb: ''Evolution in vier Dimensionen: Wie Genetik, Epigenetik, Verhalten und Symbole die Geschichte des Lebens prägen'', S. Hirzel Verlag 2017, ISBN 978-3777626260
** englisch: ''Evolution in Four Dimensions: Genetic, Epigenetic, Behavioral, and Symbolic Variation in the History of Life'', 2nd Revised edition, MIT Press 2014, ISBN 978-0262525848, eBook {{ASIN|B00JAUFIGM}}
* Suzan Mazur: ''The Altenberg 16 An Exposé of the Evolution Industry.'' Berkeley 2009, ISBN 978-1-55643-924-7.
* Massimo Pigliucci, Gerd B. Müller (Hrsg.): ''Evolution – The Extended Synthesis.'' MIT Press, 2010, ISBN 978-0-262-51367-8, eBook {{ASIN|B008H5PZZA}}.
* Friedrich A. Kipp: ''Die Evolution des Menschen im Hinblick auf seine lange Jugendzeit'', 2. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991, ISBN 978-3772507182
*[[Ernst-Michael Kranich]]: ''Von der Gewissheit zur Wissenschaft der Evolution'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1989, ISBN 978-3-772-50580-5 (in überarbeiteter Fassung: Thinking beyond Darwin, Hudson N. Y. 1999. ISBN 0-940262-93-2)
*[[James A. Shapiro]]: ''Evolution: A View from the 21st Century'', Financial Times Prentice Hall 2013, ISBN 978-0133435535
*Klaus Podirsky: ''Fremdkörper Erde. Goldener Schnitt und Fibonacci-Folge und die Strukturbildung im Sonnensystem. Die faszinierende These einer gemeinsamen Evolution von Kosmos, Erde und Mensch'', 4. Auflage, Info3-Verlag 2009, ISBN 978-3924391294
*Christoph J. Hueck: ''Evolution im Doppelstrom der Zeit: Die Erweiterung der naturwissenschaftlichen Entwicklungslehre durch die Selbstanschauung des Erkennens'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2012, ISBN 978-3723514689
* Bernd Rosslenbroich: ''On the Origin of Autonomy: A New Look at the Major Transitions in Evolution'', Springer Verlag 2014, ISBN 978-3319041407, eBook ISBN 978-3-319-04141-4 {{ASIN|B00JQ9L456}}
* Axel Ziemke: ''Alle Schöpfung ist Werk der Natur: Die Wiedergeburt von Goethes Metamorphosenidee in der Evolutionären Entwicklungsbiologie'', Info3 Verlag 2015, ISBN 978-3957790309
*Rudolf Steiner: ''Vom Menschenrätsel'', [[GA 20]] (1984), ISBN 3-7274-0200-8 {{Schriften|020}}
*Rudolf Steiner: ''Methodische Grundlagen der Anthroposophie'', [[GA 30]] (1989), ISBN 3-7274-0300-4 {{Vorträge1|29}}
*Rudolf Steiner: ''Ergebnisse der Geistesforschung'', [[GA 62]] (1988), ISBN 3-7274-0620-8 {{Vorträge|062}}
*Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
*Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1991), ISBN 3-7274-1100-7 {{Vorträge|110}}
*Rudolf Steiner: ''Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis'', [[GA 177]] (1999), ISBN 3-7274-1771-4 {{Vorträge|177}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sonstiges2_evolutionstheorie.pdf Gedanken über die Evolutionstheorie] PDF


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Medizin]]
<references />
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Anthroposophie]] [[Kategorie:Evolution|!]] [[Kategorie:Evolutionsbiologie]]

Aktuelle Version vom 29. Dezember 2020, 00:04 Uhr

Kinderkrankheiten werden in der Anthroposophischen Medizin als wichtige Krisen gesehen, die es dem noch jungen Organismus erlauben, ein gutes Immunsystem aufzubauen. Impfen schadet daher eher, als daß es nutzt. Jede einzelne Impfentscheidung sollte daher gemeinsam mit dem behandelnden Arzt gründlich überlegt und erst nach Abwägung aller relevanten Informationen getroffen werden.

Zugleich dienen die durchlebten Kinderkrankheiten dazu, den erworbenen Leib für das höhere geistig-seelische Gefüge zuzubereiten, damit schließlich ein gesunder Geist einem gesunden Körper einwohnen kann. Erbliche Belastungen werden dabei - soweit möglich - durch Einwirkung des Ich ausgeglichen.

Der vererbte Leib als Modell, das überwunden werden muss

„Es ist eben tatsächlich der Mensch innerhalb seiner Erdenentwickelung nicht so stark geblieben, als er veranlagt war, bevor die luziferischen und ahrimanischen Einflüsse da waren. Und so ist der Mensch darauf angewiesen, nicht sogleich beim Hereintreten in die Erdenverhältnisse sich seinen physischen Leib von sich aus zu bilden, sondern er braucht eben ein Modell, jenes Modell, welches heranwächst in den ersten sieben Lebensjahren. Da er sich nach diesem Modell richtet, so ist es natürlich, daß von diesem Modell auch im späteren Leben etwas an ihm bleibt, mehr oder weniger. Derjenige, der als Mensch, welcher an sich selber wirkt, ganz und gar vom Modell abhängig ist, der wird, wenn ich so sagen darf, vergessen, was er eigentlich heruntergebracht hat, und wird sich ganz nach dem Modell richten. Derjenige, der stärkere innere Kraft hat, durch seine früheren Erdenleben erworben, er wird sich weniger nach dem Modell richten, und man wird dann sehen können, wie er sich sehr bedeutend verändert gerade im zweiten Lebensalter zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife.

Die Schule wird sogar die Aufgabe haben, wenn sie eine rechte Schule ist, dasjenige im Menschen zur Entfaltung zu bringen, was er heruntergetragen hat aus den geistigen Welten in das physische Erdendasein. So daß also dasjenige, was der Mensch dann weiter im Leben mit sich trägt, mehr oder weniger die Vererbungsmerkmale enthält, je nachdem er sie überwinden kann oder nicht überwinden kann. Nun, sehen Sie, meine lieben Freunde, alle Dinge habe ihre geistige Seite. Was der Mensch da hat als seinen Körper in den ersten sieben Lebensjahren, das ist eben einfach ein Modell, nach dem er sich richtet. Entweder es gehen seine geistigen Kräfte in einem gewissen Grade in dem unter, was ihm da durch das Modell aufgedrängt wird, und er bleibt ganz vom Modell abhängig, oder er arbeitet in den ersten sieben Lebensjahren durch das Modell dasjenige durch, was das Modell verändern will. Dieses Arbeiten, dieses Durcharbeiten findet seinen äußeren Ausdruck. Denn es handelt sich ja nicht bloß darum, daß da gearbeitet wird und daß dieses hier das ursprüngliche Modell ist; sondern das ursprüngliche Modell löst sich ja los, schuppt sich ab sozusagen, fällt ab, wie die ersten Zähne abfallen; alles fällt ab. (Siehe Zeichnung, hell.) Es handelt sich da wirklich darum, daß von der einen Seite die Formen, die Kräfte das Modell drücken; auf der anderen Seite will der Mensch ausprägen, was er heruntergebracht hat. Das gibt einen Kampf in den ersten sieben Lebensjahren. Vom geistigen Gesichtspunkte aus gesehen, bedeutet dieser Kampf dasjenige, was dann äußerlieh symptomatisch in den Kinderkrankheiten zum Ausdrucke kommt. Kinderkrankheiten sind der Ausdruck dieses inneren Kampfes.

Zeichnung aus GA 235, S. 87 (Tafel 8)
Zeichnung aus GA 235, S. 87 (Tafel 8)

Es treten natürlich bei den Menschen ähnliche Formen des Erkranktseins auch später auf. Das ist dann der Fall, wenn die Sache zum Beispiel so ist, daß jemand in den ersten sieben Lebensjahren es nicht sehr gut dazu gebracht hat, das Modell zu überwinden. Dann kann in einem späteren Lebensalter ein innerer Drang auftauchen, nun doch das, was da karmisch in ihm geblieben ist, herauszubekommen. Er kann in seinem achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre plötzlich innerlich aufgerüttelt werden, gegen das Modell nun erst recht anstoßen, und bekommt dann eine Kinderkrankheit.

Nun kann man schon, wenn man einen Blick dafür hat, sehen, wie bei manchen Menschenkindern das stark auftritt, daß sie sich nach dem siebenten, achten Jahre wesentlich ändern, ändern in der Physiognomie, ändern in den Gesten. Man weiß nicht, woher gewisse Dinge kommen. Heute, wo man in der allgemeinen Zivilisationsansicht so außerordentlich an der Vererbung hängt, ist das schon sogar in die Redensarten übergegangen. Plötzlich tritt im achten, neunten Lebensjahre bei einem Kinde etwas auf, was sehr organisch begründet ist. Der Vater sagt: Na, von mir hat er das nicht. - Die Mutter sagt: Nun, von mir erst recht nicht! - Das rührt natürlich von dem allgemeinen Glauben heute her, der in das elterliche Bewußtsein übergegangen ist, daß die Kinder alles von den Eltern haben müßten.

Auf der anderen Seite ist ja auch das, daß dann auch gesehen werden kann, wie Kinder unter Umständen in diesem zweiten Lebensalter sogar ähnlicher werden ihren Eltern, als sie früher waren. Ja, aber da müssen Sie nur in ganz vollem Ernste nehmen, wie der Mensch herunterkommt in die physische Welt.“ (Lit.:GA 235, S. 85ff)

„Der Mensch hat einschließlich der sogenannten Milchzähne, wenn er physisch zur Welt kommt, einen Körper, der ein Ergebnis der Vererbungsentwickelung ist. Er hat einen Körper bekommen, der das Ergebnis ist desjenigen, was in der ganzen Reihe der Aszendenten liegt. Daher kommt der physische Körper der ersten sieben Jahre, wenn wir es in Zahlen ausdrücken. Vom siebenten bis vierzehnten Jahre hat der Mensch auch einen Körper, der ist aber nicht hervorgegangen durch eine Umwandlung aus dem ersten, da hat eingegriffen dasjenige, was der Mensch sich mitgebracht hat auf die Erde. Nun müssen Sie sich die Sache so vorstellen. Der Mensch hat seinen Körper gehabt. Dieser Körper, den er aus der Vererbungslinie heraus hat, der ist ein Modell, den hat er als Modell. Nun nimmt er die irdische Substanz in diesen Körper hinein. Diese irdische Substanz, die der Mensch in seinen Körper hineinnimmt in den ersten sieben Jahren, die würde er zu einer ganz andern Form verarbeiten, wenn er nur arbeiten würde nach den Kräften, die er sich mitbringt aus dem vorirdischen Dasein. Er würde eine ganz andere Wesensgestalt hervorrufen. Er kommt nicht hinein, wenn er geboren wird, mit der Tendenz, einen solchen Menschen zu gestalten mit Augen, Ohren, Nase, wie der ist, der auf der Erde steht. Er kommt hinein mit der Tendenz, den Menschen so zu gestalten, daß er im Grunde genommen sehr wenig durch seine vorirdische Wesenheit vom Kopf aus gestaltet wird. Gerade auf das übrige wird die größte Sorgfalt verwendet. Das, was im Embryonalleben verkümmert ist, wird ausgebildet im Astralischen, in der Ich-Organisation, so daß man, wenn man den physischen Embryo hat, sagen muß: Dieses Physische im Embryo, das ist allerdings wunderbar ausgebildet, aber daran hat der vorirdische Mensch zunächst den wenigsten Anteil. - Dagegen hat der Mensch, der vorirdische Mensch den größten Anteil an alldem, was rund herum ist. Dadrinnen lebt der vorirdische Mensch, in dem, was im Physischen eigentlich abgebaut wird und als Abgebautes, Chorion, Amnion und so weiter, weggeht. Dadrinnen lebt der vorirdische Mensch. Nun können Sie, wenn Sie es sich schematisch vorstellen, es sich so vorstellen, daß zunächst Kosmisches nachgebildet wird. Das will eigentlich der Mensch machen, wenn er heruntersteigt aus dem vorirdischen in das irdische Dasein. Warum macht er es nicht? Weil ein Modell gegeben ist. Und nach diesem Modell arbeitet er nun mit den aufgenommenen Substanzen während der ersten sieben Jahre das Vorirdische um. Er möchte eigentlich ein mehr Kugeliges gestalten und einen kugelig organisierten Menschen hervorrufen. Das wird umgearbeitet nach dem Modell. Und so arbeitet das Vorirdische diesen zweiten physischen Menschen, der dann vom siebenten bis vierzehnten Jahre da ist, heraus aus den vorirdischen Kräften, zunächst aber, indem er sich an das Modell hält, das von den Vererbungskräften herkommt.

Nun sehen Sie, da haben Sie zwei auch wirklich unterscheidbare Kraftentitäten im Menschen. Wie können Sie diese Kraftentitäten verstehen? Nehmen Sie sich jetzt zur Hand mit dem Blick und mit dem Empfinden des Mediziners den Umriß der «Geheimwissenschaft» und lesen Sie darin da, wo von der Erdentwickelung die Rede ist, wie man es zuerst zu tun hatte mit einer Saturnentwickelung, dann mit einer Sonnenentwickelung, dann mit einer Mondentwickelung, mit einer Erdentwickelung und so weiter. Wenn Sie dort die Beschreibung dieser Entwickelung verfolgen, werden Sie sich sagen müssen: bis zur Sonne herüber ist alles eins; da ist Sonne, Mond und Erde eins, sind zusammen in eins. Eine Trennung von Erde und Sonne, eine Trennung von Erde und Mond kommt erst da, so daß also bis in die Mitte dieser Entwickelung der Mensch im Kosmos lebt. Er lebt in Sonne und Mond sowie in der Erde. Er lebt dann nach der Sonnentrennung außerhalb der Sonne, nach der Mondentrennung außerhalb des Mondes. Nun, auf die menschliche Natur wirkten also bis zur Sonnentrennung die kosmischen Kräfte, auch diejenigen, die heute außerhalb der Erde sind, im Mond, in der Sonne. Sie wirkten im Menschen, weil der Mensch angehörte dieser Welt, in der noch Sonne und Mond darinnen waren. Dann kam eine Entwickelung für den Menschen, die so vor sich ging, daß eben Sonne und Mond draußen sind.

Aber nun ist es so: Nehmen Sie an, hier ist eine Entwickelung, die unten in sich enthält alles dasjenige, was heute irdisch ist und auch dasjenige, was sonnen- und mondhaft ist; später emanzipiert sich das, was außerirdisch ist, von dem, was irdisch ist. Das, was irdisch ist, ging nun weiter in seiner eigenen Linie; es vertrocknete, es verhärtete, verphysizierte, und das finden Sie heute in der Vererbungsströmung, das ist grob geworden in der Vererbungsströmung. Das, was er [der Mensch] angenommen hat nach der Trennung von Sonne und Mond, finden Sie in dem, was er verdankt dem Hereinwirken der Kräfte aus dem Kosmos - das ist die Sache -, so daß Sie also ein Modell bekommen für das Erarbeiten Ihres zweiten Menschen, ein Modell, das eigentlich ein uraltes Künstlerisches darstellt, was Ihnen Vater und Mutter geben, das entstehen konnte, als noch Sonne und Mond mit der Erde verbunden waren. Da bildeten sich die Kräfte heraus, die eigentlich dem Menschen seine irdische Konfiguration geben, denn Sie werden leicht begreifen, diese menschliche Konfiguration ist eine irdische. Denken Sie sich einmal weg von der Erde mit der menschlichen Wesenheit. Was wollen Sie mit ihr dann anfangen? Sie wären höchst unglücklich, wenn Sie nach dem Tode so etwas wie Beine gebrauchen sollten. Beine haben nur einen Sinn, wenn durch sie die Anziehungskräfte der Erde gehen, wenn wir die Beine hineinbringen in die Anziehungskräfte der Erde, Beine haben nur für die Erde eine Bedeutung, ebenso Arme und Hände. Also ein ganzer Teil der Organisation hat nur einen Sinn, so wie er ausgebildet wird, wenn wir Erdenmenschen sind. Was wir sind als Erdenmenschen, hat keinen Sinn gegenüber dem Kosmos. Daher, indem wir ankommen auf der Erde als geistig-seelische Wesen, wollen wir eben eine ganz andere Organisation bilden. Wir wollen einen Umkreis bilden, wir wollen in diesem Umkreis allerlei Konfigurationen hervorrufen, aber wir wollen nicht diesen Menschen, mit dem man im Kosmos nichts anfangen könnte. Der wird uns nun als Modell gegeben und wir richten den zweiten Menschen nach diesem Modell ein.

Daher hat man es zu tun in dieser ersten Lebenszeit des Menschen mit einem fortwährenden Kampf desjenigen, was von uns aus dem vorigen Leben kommt und demjenigen, was aus der Vererbungsentwickelung kommt. Das kämpft miteinander. Der Ausdruck dieses Kampfes sind die Kinderkrankheiten. Und denken Sie nur, wie innig verbunden das ganze menschliche innere seelisch-geistige Sein während der ersten Kindheit mit der physischen Organisation ist. So wie Sie sehen, wenn die zweiten Zähne herauskommen, wie der zweite Zahn den ersten noch abstößt, wie sie miteinander noch wirtschaften, so wirtschaftet der ganze zweite Mensch mit dem ersten. Nur im zweiten Menschen ist der überirdische Mensch darinnen, im ersten ein fremdartiges irdisches Modell. Die arbeiten ineinander. Und wenn Sie das Ineinanderarbeiten in der richtigen Weise beobachten, sehen Sie dann nur einmal, wie der innere Mensch, der als geistig-seelischer im vorirdischen Dasein da war, wenn der für eine Zeitlang eine zu starke Oberhand hat, wie der besonders stark ins Physische hineinarbeiten, nach dem Modell sich stark richten muß und wie er dann dieses verletzt, indem er überall anschlägt und sagt: ich will diese Form herauskriegen - dann stellt sich der Kampf als Scharlach heraus. Ist der innere Mensch so zart, daß er fortwährend zurückweicht, daß er die Substanzen, die aufgenommen werden, mehr nach sich formen will, und bekämpft er das Modell, so stellt sich der Kampf als Masern heraus. Und so drückt sich gerade dasjenige, was ein gegenseitiger Kampf ist, in den Kinderkrankheiten aus. Und man versteht auch nur das, was dann später eintritt, in der richtigen Weise, wenn man diese Dinge entsprechend berücksichtigen kann.

Natürlich ist es für den Materialisten furchtbar leicht zu sagen: Ach was, das ist alles dummes Zeug. Denn man sieht ja, daß die Kinder nicht nur ähnlich sind ihren Eltern und Voreltern bis zum Zahnwechsel, sondern später sind sie auch noch ähnlich. Ein Unsinn ist das. Der eine ist eben schwächer, richtet sich mehr nach den Vererbungskräften, macht seinen zweiten Menschen dem Modell ähnlicher, und so sieht das dann natürlich so aus; aber er hat das selber gemacht, indem er sich mehr nach dem Modell richtet. Dagegen haben wir auch Menschen, die nach dem Zahnwechsel sehr unähnlich werden dem, was sie vorher waren. Dann ist das stark, was von dem vorirdischen geistig-seelischen Leben herrührt, und sie halten sich weniger an das Modell. Und so handelt es sich darum, diese Dinge einfach im richtigen Zusammenhang anzuschauen.“ (Lit.:GA 316, S. 146ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.